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Huldrych Zwingli Briefe - 373

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

373

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Absender: Murer, Markus

Empfänger: Zwingli

Ort: Wil
Datierung: 8 VI (1525)

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 8 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 95), 337-340




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Gnad, barmhercziket, frid, hilf und trost von got unserem vater und
heren Kristo Iesu.
Lieber bruoder, wüsend ein grose ergernus, so verhanden ist, ouch vil
wüder hinder sich valend, die von got nit bestet sind. Ouch wüsend, das
sid dem tag zuo Frowenveld ein merkliche durchechtig vorhanden ist
und man heftiger wuet, den vor ie. Wer es zuoricht, west got wol. Eins

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weis ich: wer den minsten ergeret, dem were es beser ein mülestein am
hals etc. [Matth. 18. 6]. Es kan niemend bald übel tuon in sinem namen:
ich mein in Kristo, ia die in in gloubend. Der bom wirt an der frucht
erkant [Matth. 7. 16.20]. Ich loben got, das er mich das krc̈z enpfinden
lat; den die Kristen muesend vervolgt werden, aber sy vervolgend niemend:
der knecht ist nit über den heren etc. [Matth. 10. 24]. Got der west, das
ich nit um lon oder ruom han glesen und nach tuon wil, so lang und wen
got wil. So ir aber meintend, es sölt ein ley nit das wort gottes sagen,
beger ich von üch in einem brief ein underwising, ob ich mim bruoder sin
wort söl verhalten oder nit - ich mein das wort des lebents [Joh. 6. 68]
- ia, so es begert wirt, ob ich der heren pot mues ghorsam sin, des
worcz stil ze stan, bis die heren welend, oder von wem sy welend. Sy
wend ie einer den [!] in gevalt, er sy von got gsant oder nit; ia so man
einen erwelt, sol er unstreflich sin etc. [1. Tim. 3. 2]. Wer on sünd oder
unstreflich sy, der werff den ersten stein etc. [Joh. 8. 7]. Wer von got ge=
sant ist, derselb ret gottes wort [Joh. 3. 34]: ia, wer des heren wort hab,
sage des heren wort, und wer die tröm hab, sage die tröm [Jer. 23. 28]
Ich schemen mich sins worcz nit [Röm. 1. 16]: ia so vil er mir gen hat.
Er ist min meister: ia Kristum mein ich; aber ich ein schwacher, aber
er ein starker; ich überwinden nücz, er aber hat ales überwunden [Joh.
16. 33]. Er weist, wie min touff und wen er ist. Erhalt ich min leben,
so verlür ich 's [Matth. 16. 25]; verlür ich 's, so behalt ich 's - nit ich:
der her tuot es, mir an ruom. Ich han kein ander grund gelegt usert
dem, der geleit ist: es kan kein ander geleit werden, den der geleit ist;
so buw ein ieklich truf [1. Cor. 3. 11f.]. Eins iedlicher [!] werk wirt bru=
biret, doch durchs für etc. [1. Cor. 3. 15]. So las man buwen, wer buwen
wel: das werk wirt brobiert, ia und ist brobiert etc. Der ougen hat, der
sicht. Got geb uns alen gnad. Ich wet, das got einen von üch sante,
der uns lerte; den keiner bin uns hat nach nie angriffen: ia der ge=
lert in der gschrift sy. Muesend wir nun von den gschriftwisen gelert
werden, so werden wir gelert, wie der her sagt: ia huetend üch etc. [Luc|
20. 46]. Man sagt ie, ir welend erwelen, als ich nach nit gloub, bis ich
von üch ein underwising han; den man sol heiden heiden sin lan; got
zücht, welchen er wil; er macht alein die unglerten glert. Wer sichtt, uff

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dem blibend die sünd; wer nit sicht, wirt sehend: tuo uff, her, der blinden
ougen etc. O got min 's hels, hilf mir! Miner vigend ist vil, die
wider mich sind, der nechst der böst etc. [Ps. 3. 2, 25. 19]. Man begert
mines vigentz, trukt min vigend. Mir ist warnung kan, die von
Schwitz begerend sin: beschicht, wen der her wil. O her, schwig nit
[Ps. 35. 22], las mich nit in der stile; des bitt ich dich, her mines heils,
las nit stelen min grimen; din lob sig iemerdar. Lieber bruoder, die
gwaltigen sind wider mich: sterk mich, her! Sy hand mich geheisen
schwigen: du red, her! Min fleisch fürcht im; Kristum hat überwunden.
Ich bin laß worden, von vorcht mines fleisch. Ich sich ein krücz: wem
hört es? Krücz ist min ruom - nit minß, sunder des heren. Ich han
nach kein krücz, denn wie der her weift. Die gotlosen fürchtend in; liebe
tribt die vorcht uß [1. Joh. 4. 18]. Der buwt über schlächden bu; wer
das wort hört und tuocz, ist einem kluogen bumester glich [Matth. 7. 24].
Wer ist der meister? sag ich: bewisend mich etc. Lieber, schribend mir
bald, so ir anderst wil hand; den ich mein, ich werd bis dar nit me
lesen, ich müs tannen. Man zücht mich an, ich mach unfrit: so er
spricht, er sig nit kan, frid ze machen, sunder für anzünden [Luc. 12. 49.51].
Wen es sig, schribind mir; die ernd ist gros, weneg arbeiter bin uns
[Matth. 9. 37]. Hilf, her, hilf, das es ales in der liebe beschech [1. Cor.
16. 14], nit in czang; den ich begeren frid. Den gebe got, nit die welt;
er sy aber der sig. Was ist der welt frid, oder was ist des heren frid
[Joh. 14. 27], schribend mir, bit ich üch. Lieber bruoder, der bredekant
hat offendlich an der kantzel gesagt, er muese dem trucker eis an bagen
gen: er hab gevelt, und sig nit recht; darum geb er demselben schuld.
Begeren wir ein underwising in üwerem schriben, ob wir uns dörfend
tapfer druf verlan; den so wir mit innen in ein gesprech kämend, und
das thestenment valsch wer, so würdend wir zuo schanden. Nit schrib ich,
das wir daran czwiflend, sunder um ein festing von üch, von schwachen
wegen. Lieber, verachtend min einvaltige schriben nit, sunder nemend es
und verhörend mich. Wo ich iren, wil ich mich von got leren lan, so
mir got gnad gibtt. Duond, als ich hoffen, und schribend mir uff beldest;

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den das volk ist one steg. Ich wet üch gern vil schriben; ich han nit
wil. Ich bit üch um das liden Kriste [!], verschmahend min schriben
nit; doch im friden, den ich han für anczünt [Luc. 12. 49]- ich nit: der
her, nit in mir alein, in andran me. Wen man fast lerte, es wurd
frucht bringen, wie ir vernemend, wie obstat. Doch der her ist stark und
min troft. Land uns al einerlein gesinet sin [1. Petri 3. 8], wie ouch
nun ein got ist, ia ein Kristum, ein gloub, ein touff, ein seligmacher,
ein mitler [Eph. 4. 5]. Das wir einerlein gesinet sigend, darzuo helfe uns
allen der heiland und hirt, ia bischoff unser selen, das sin geist in uns
wane. Huetend üch vor ergernus.
Geben am Cunstag nach pfinsten im 1515 [!] iar.
Dem knecht im heren, Uolrich Zwingli, ein berdekat [!] zuo Zürich
und knecht des heren, ein gruocz in dem heren von alen bruederen zuo Wil,
so in dem heren sind. Schribend uns.
Frid, frid in got
Von mir Marx Murer
zuo Wil.
Dem in dem heren in Kristo bruoder, meister Uolrichen Zwingli,
bredekant zuo Zürich.