Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Eine göttliche Vermahnung an die Eidgenossen zu Schwyz

16. Mai 1522
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 1 (Berlin: Schwetschke, 1905) (Corpus Reformatorum 88)


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Ein göttlich vermanung
an die ersamen, wysen, eerenvesten, eltisten Eydgnossen
zuo Schwytz, das sy sich vor frömden herren huetind und
entladind, Huldrichi Zwinglii, einvaltigen verkünders
des euangelii Christi Jhesu.
Den frommen, ersamen etc. eltisten Eidgnossen zuo Schwytz
enbüt ich, Huldrich Zwingli, ein einvaltiger verkünder des
euangelii Christi Jesu, min ghorsame, dienst und liebe in Christo,
unserem herren.
Gnedigen, lieben herren, amman, rat und gmeind zuo Schwytz.
Üwer ersam wyßheit möchte wunderen, wannen mir diser frävel
keme, daß ich mich dörste undernemmen ein gantz land ze leren.
Das aber warlich in der meinung nit geschicht, sunder als der wyß
Salomon spricht: Gib dem wysen ein anzug, so würt er noch wyser
[Prov. 9. 9], hatt mich not duocht, üch min meinung anzeygen, damit

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ir ab einem muster oder byspil üch noch flyßlicher berietind, dann
in einem trurigen infal unnd schaden (als leyder üch ietzund beschehen,
got welle üch leydes ergetzen und fürer verhueten. Amen.) ist nit
ein ietlicher wol by im selbs das allerbest ze treffen. Darzuo möchtend
grosse spän und zwytracht under üch entspringen uß sölichem
schmertzen, mit denen aber der schaden nit widerleit mag werden;
got erbarms. Das ir nun uß götlicher gschrifft und meinung aller
frömbden herren und schaden änig werden möchtind und verhuet, hat
mich grosse liebe, die ich von kintztagen zuo üch gehebt (dann ich uß
der grafschafft Toggenburg bürtig und deßhalb üch zum teil gewertig
sin schuldig bin), zwungen, min engstliche meinung zuo entschliessen,
das nit sölicher frömbden herren schaden uns noch zu grösserem
unrat brächte, sunder das wir unser irrung, diewyl es noch ring
gschehen mag, verbeßretind, ee der präst überhand nemi, sust ze
besorgen ist, es werdind die herren, die uns mit ysen unnd hallbarten
nie hand mögen gwünnen, mit weychem gold überwinden, das got
welle wenden, der üch sinen rat und wyßheit nimmer welle entziehen.
Umb des willen ich üwer wyßheit ouch erman mir ze verzyhen den
minen frävel, das ich üch hab gdören zuo schriben, dann ich es

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nit gethon hab uß dheinem gunst gheines herren, sunder uß
forcht gottes und liebe einer ersamen Eyggnoschafft. Hiemit
sind der götlichen wyßheit bevolhen! Ich hab alle ding muessen
in dryen tagen erylen, dichten, schryben, lassen trucken, dann
ich ersts vernam die künfftigen gemeind uff den suntag, am mitwoch
darvor.
Geben zuo Zürich am 16. tag meyens, im jar 1522. Dess
walt got.
Ein gottlich vermanung an die eersamen, wysen
eerenvesten, eltisten Eidgnossen zuo Schwytz, das
sy sich vor frömden herren huetind und entladind,
Huldrichi Zwingli, einvaltigen verkünders des euangelii
Christi Jhesu.
Gott hat den menschen wellen uß dem erdtrich schaffen, als
genesis am 2. capitel [Gen. 2. 7] stadt, uß kein anderer ursach
(als mich wil beduncken), denn das der ursprung der materi, daruß
er gemacht wer, inn demuetigete, unnd die gemein muoter aller menschen,
die erd, ire kind nit liesse sich übereinander erheben noch zwyträchtig
werden, so sy sich sähent von einer muoter glich geborn und glichlich
geneert werden. Ja, das der himelisch vatter alle menschen hat wellen
lassen kummen von einem vatter, Adam, ist ouch allein von einigheit
wegen beschehen, sust hette er wol die gantzen welt einsmals können
mit menschen füllen, oder sy uß hindersich geworffnen steinen
machen, wie die poeten von Deucalione und Pyrrha gedicht hand.

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Den eegenanten menschen hat er ouch uff sin gstalt oder bildnus
gemacht, gene. 1. [Gen. 1. 27], das, wie die dry personen, vatter, sun,
geist, ein einiger got sind, der mit im selber nit spänig noch zwyträchtig
sin mag, also ouch der menschen leben eins, frydsam und
glichhellig were, das Christus ouch gar innenklich den himelischen
vatter gebetten hat Joh. 17. [Joh. 17. 11]: Vatter, heilig, behuet, die
du mir ggeben hast, in dinem namen, das sy eins syind glych
wie wir.
Uß dem allem vernemmend ir, die ewigen wyßheit nit nur in
dem anfang der gschöpfft einung angesehen und bedüt haben, sunder
ouch in der widergeburt, dero uns Christus begabet, das wir, ob
die lyplichen geburt unnd ursprung uns nit vereinigen möchte, joch in
der geistlichen widergeburt und ernüwerung in einem geist, in einem
glouben, in einem touff, in einem erlöser Jhesu Christo eins wurdind,
als der heylig Paulus zun Ephe. 4. schribt [Eph. 4. 1-6]: Ich
ermanen üch, der umb gots willen gefangen lig, das ir glichsam der
berueffung, in die ir beruefft sind, wandlind, mit gantzer demuetikeit und
senfte, mit harrender geduld, also, das ir einander übersehint in liebe,
und flyssend ze behalten die einigheit des geists in dem band des
frydens. Dann ir sind ein lychnam und ein geist, als ir ouch in einer
hoffnung üwers beruofs beruefft sind. Ein herr, ein gloub, ein touff,
ein got und vatter aller dingen, der in allen und durch alle ding
und in üch allen ist. Hie hörestu got dur den gefangnen Paulum
engstiklich zuo eynigheit und fryden ermanen, namlich, das wir ein
lychnam syind, des houpt Christus ist, und ein geist oder seel,
in dem alle menschen einer hoffnung gläbend, die ist, das wir alle
hoffennd in den, der uns beruefft hat, Christus Jesus, warer got

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und mensch. Wir haben einen herren, einen glouben, einen touff,
eynen got, der unser vatter sye, unnd in uns wone durch sinen geist.
Von dem noch vil ze reden were; doch wellen wir uns neygen gegen
unserm fürnemmen.
So nun wir Christenn durch so gwaltige mittel vereimbart
werdend, wannen kumpt es denn, das under uns grösser zwyträcht
sind, dann under gheinen unglöbigen? Und das in einer Eyggnoschafft,
darinnen bißhar ein bruederliche liebe gewesen, so
grosser zwytracht umb frömbder herren willen erwachßt? Antwurt:
Es kumpt darus, das die recht pietas, das ist andacht und recht
anbetten und erkennen gottes, in uns erlöschen ist, wie ouch der
heilig Paulus zu den Röm. 1. [Röm. 1. 28-31] schribt: Und glich
wie sy verachtet habend gott in erkantnus ze behalten, also hat sy
got hingeben in ein verworffne, verachte meinung oder gmuet, also,
das sy thuond, das sich nit zimpt, sind vol aller unbill, unküschheit,
boßheit, gyt, schalckheit, voll haß, todschlegen, zangges, untrüw,
sind übel gsitt, orentrager, hinderreder, got fyend, schmäher, hochfertig,
ruemer, erdenckend böse ding, sind vatter und muoter ungehorsam,
unverstanden, unzüchtig, unfrüntlich, unfrydlich, unbarmhertzig.
Diß sind als wort Pauli, uß denen ir eigentlich hören, das diser
unrat der gezelten lastren aller erwachßt uß verlassen gottes, das wir
in nit recht erkennen, nüt uff inn sehend, nit gentzlich in in hoffend,
ja verachtend, glych als ein alten schlaffenden hund. Wesß aber die
schuld syg, das wir sin so gar vergessen habend, laß ich ietz ston.
Wils mit der zyt wol anzeygen.
Ietz merckt üwer ersam liebe, das, wo die genanten laster sind,
ist man vor von got gewichen. Und widrum, wo man von got wycht
und in sich selbs vertruwt, da volgend dise laster hernach als ein

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pyn und straff der gotßflucht. Dargegen ouch, wer sich gottes allein
halt, im alle guoten unnd eeren thaten zuoschrybt, nüt höher schätzt
denn die erkantnus und liebe gottes, den laßt er nit in die grossen
unzal der beruerten lastren fallen. Und wo er in schon laßt fallen,
behuet er in doch, das im der val nit schädlich sin mag. Das zeygt
uns Christus an Johannis am 15. [Joh. 15. 9. 7] sprechend: Blybend
in miner liebe. Unnd daselbend: So ir in mir blyben wurdind
und mine wort in üch, was ir werdend wellen, begerend es, so würt
es üch gschehen. Und Petrus 2. Petri 1. cap. [2. Petr. 1. 10]: So
ir die ding thuond, werden ir nimmer sünden; verstand, die da vor
geschriben stond, die lang wärind zuo erzellen. Und 1. Johannis 3.
[1. Joh. 3. 6]: Ein ieder, der in im blybt, der sündet nit, und ein
ieder, der da sündet, der hat in nit gsehen noch erkennet in. Das
aber er uns den fal nit lasse schaden, bewärt der val Petri und
Davids 2. Sam. 11 u. 12, die sich bed nach dem fal tieff gedemuetiget
hand, also, das sy vil deß frömmer sind nach dem fal all ir tag darnach
bliben. Das wol der heylig Paulus schrybet zuo den Röm. am
8. cap. [Röm. 8. 28]: Wir wüssen, das denen, die got liebhaben,
alle ding mitwürckend zuo guotem. So Petrum sin verleugnen und
Daviden sin schantlicher eebruch und mord, an Bersabee und
Uria begangen, zuo rüwen und beßrung gefuert hat.
Aber vast unsälig sind die, so zuo unsren zyten nit sehen wellend,
das sich gott umb missethat von uns gewent hat; weder an der vile
der lastren, die so rych sind zuo unsren zyten, daß Paulus in den
da vorberuerten worten dheins gezelt, das zuo diser zyt nit hie vor sye,
noch an den lyplichen schaden und schand, das ich also mein: unser
vordren hand uß dheiner andren dann göttlicher krafft ire fyend überwunden
und sich in fryheit gesetzt, hand ouch sölichs allweg an inn
trülich erkent mit grosser danckbarkeit und lieby, nüt minder dann die
kinder Israels, do sy nach der erlösung von Pharaone und durchgang
des Roten Meers gott lobende sungend exo. 15 [Ex. 15. 1. 2]:

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Lond uns dem herren singen, denn er hat eerlich sin grosse macht
erzeigt; er hat roß und man abgworffen ins meer; min stercke,
manliche und lob ist der herr; der ist ouch minn heyl worden.
Darzuo hand ouch unser vordren nit umb lon Christenlüt zuo tod
geschlagen, sunder umb fryheit allein gestritten, damit ir lyb, leben,
wyber, kinder, eim uppigen adel nit so jämerlich zuo allem muotwillen
underworffen were. Welicher fryheit got selber günstig ist, als er
bezügt hat in dem, das er alle kinder IsraelsEgypten gefuert
hat, darumb, das sy die egyptischen küng und volck ungnädiklich und
schmächlich hieltend; lys exodum. Ouch, das er sy darnach, do sy
umb ein küng schruwend, bericht der mißbrüchen und gwaltes der
künigen. 1. Sam. 8. [1. Sam. 8. 10-22], on zwyfel sy vor der herrschafft
warnend. Darzuo gunnet ouch der heylig Paulus 1. Cor. 7.
[1. Cor. 7. 21]: Magst du aber fry werden, niet dich desselben noch
vil mee.
Darumb hat inen got allweg syg, eer und guot gemert, so gwüß,
so dick, das dhein herr sy nie überwunden hat, so starck ist er nie
gewesen. Das on zwyfel nit menschlichs vermögens ist, sunder götlicher
krafft und gnaden. Ja, wo sy ir vatterland beschirmt hand
unnd fryheit, als zum Morgarten, zuo Semppach, ze Nefels in
Glaris, da vierthalb hundert man 15 tusend eins tags zum 11. mal
angriffen und zuoletsten in die flucht geschlagen. By denen ouch ir
frommen von Schwytz 30 man ghebt hand. Ja noch an vil orten,
do sy angriffen und allweg mit freud und eeren widrumb heimkomen,
ietz gar nach by 200 jaren ruewig gewesen sind und ungeschendt.
Nun aber, so wir angehebt hand uns selber gefallen und kluog
schetzen uß dem, das allein gottes ist, als leyder allem menschlichen

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gschlecht dick beschicht; nachdem sy erfeyßtet und groß werden in
zytlichen rychtagen und eeren, so spertzend sy hindersich von got
unnd zuffend, deuteronomii am 32. [Deut. 32. 15]. Und im 51. psalmen
[Ps. 52. 9]: Sich, das ist der mensch, der got nit hat für sinen
helffer ghebt, sunder er hat vertruwt in die vile siner rychtagen, und
ist wunder starck worden in siner öde, das ist, in sinem hohen muot
und ruom. So doch er nüt ist denn lufft; dann nüt ist hinder uns
rechts, noch starcks, noch guots zefinden. Noch wellend wir arme
mentschen nur mit uffgerichtem kopff inher tretten, das aber got
gantz wyderwertig ist und unlydenlich, als wir sehen im 2. Sam.
am 24. [2. Sam. 24. 1ff.], do David die kinder Israels zellen ließ,
daß er sähe, wie mechtig er an volck und stercke were, on zwyfel
die macht im selb zuoschrybend, und in die vile sines volcks vertruwend.
Do ward got also über inn erzürnt, das er im dry groß plagen fürschluog
[2. Sam. 24. 11ff.], deren er eine erwellen muoßt zuo einer straff,
das er das volck zelt hatt; under denen er die bül erwellet, darum
das sy in ouch treffen mocht. Sehend, do der gotlieb man ußstrychen
unnd zellen wolt sin rych, zeugt er an, das er gern sin
macht wüssen wölt, die aber nit sin, sunder gottes was, damit er übel
gestrafft ward, dann er billich solt ingedenck bliben sin der worten
Moysis deut. 32. [Deut. 32. 30]: Wie kam es, das einer tusend jagt,
und zwen jagtend zehentusent? Ist es nit darumb geschehen, das
Israels gott sy hinggeben hat, und der herr hat sy ingethon und
verschlossen?
Wie sölte dann uns nit ouch schand und schaden von got zuogeschiben
werden, so wir unser namen so wyt ußspreiten mit sölichem

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pracht: Wir hand das gethon; wir wellend das thuon; wir mögend
das thuon; nieman mag uns widerston. Glych als ob wir mit dem
tod ein pundt heigint gemacht und mit der helle, wie Esaias seyt
am 28. [Jes. 28. 15]: Obschon ein grosse geislung unnd straff übergon,
wirt sy doch über uns nit kummen, dann wir hand in lügen oder
listen unser hoffnung, und damit sind wir beschirmt. Glich ja als ob
wir ysin syen unnd andre menschen kürbsin. Glich als ob uns
nieman schaden mög, wie die helden, die sich für den sündfluß bewartend
mit dem ungehüren buw des babilonischen turns, genesis
am 11. [Gen. 11. 1-9]. Ja frilich schenckt er uns den hochmuot nit.
Wartet er schon lang, thuot er nur, daß wir uns bessrend. Thuond
wir das nit gschicht uns wie Sodome, Gomorre und den menschen,
die sich nit bessreten, bis der sündfluß kam, als der heylig Petrus
leert in der andren epistel [2. Petr. 2. 4ff.].
Als nun leyder ein zyt har etlich under uns gnuog kintlich ir selbs
vergessen, gottes vergessen, sich ir begird hand lassen fueren, hat der
tüfel, aller frommen fyend, glich wie zum ersten der gschöpfft den
schlangen, also zuo unsern zyten die frömbden herren uffgericht, das
sy mit uns sprachetind also: Ir starcken helden söllen nit in üwerm
land und gebirg blyben. Was wellen ir deß ruhen lands? Dienen
uns umb rychen sold; wirt üch grossen namen und guot gebären unnd
würt üwer stercke den menschen kund und geförchtet. Glich also
sprach der tüfel zuo Eva durch den schlangen: Ir werden als die
götte. Vor sölichen gheissen warnet uns Salomon proverbiorum 11

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[Prov. 11. 9]. Der falsch oder glichßner bschyßt mit sinem mund
den fründ. Und Christus ouch sprechend [Matth. 7. 16]: Ir werden
sy an iren früchten erkennen. Läsent sy von den törnen truben,
oder von tistlen fygen? Als ob er spräch: Sy thuond sich nun zuo
denen, deren sy wüssend noch vil mee ze geniessen. Also sind sy
mit einer einvaltigen Eidgnoschafft umbgangen, iren nutz suochende,
bis sy uns in söliche gfärde und unfrüntliche hand gebracht, daß wir
ungeachtet deß vatterlands, grösser sorg hand, wie wir inen das
iren, rych und gwalt, behaltind, denn unser eigen hüser, wyb unnd
kind (doch frommer man, nimm dich deß nit an). Und das were
alles klein, wo uns nit schand und schaden damit zehanden gienge.
Wir haben in menschen gedechtniß ze Napels, Novarien,
Meyland grösseren schaden in der herren dienst empfangen, denn
die wyl ein Eiggnoschafft gstanden ist, und sind in eygnem krieg
allweg sighafft xin, in frömdem dick sigloß.
Das aber alles, as ze besorgen, ist uffgewäyt von denen, so iren
eygnen nutz meer denn den gemeinen angesehen haben, und kumpt

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doch der schaden der gemein ze hus, ja wachßt von tag ze tag ie
mer und mer gyt, wollust, muotwill, ungehorsami, wir legend dann ein
ander kleid an, und thueynd die ougen uff, das wir die gefarlikeit, so
daruff stat, sehent und verhuetind.
Deren gfarlikeiten die erst und gröst ist, das wir den zorn gottes
damit über uns schwarlich ladend, als Michee am 2. cap. [Micha 2.
2.8.9.3] wirt anzeygt: Sy hand äcker begert, und mit gwalt ingenommen
die hüser, und geschmächt den man und sin gsind, den man und sin
eygenthum. Und darnach: Ir hand den rock und den mantel darob
hin tragen und die, so einvaltiklich wandletend, zuo krieg verkeret.
Ir hand die wyber uß iren hüsern hinweg gefuert. Darum spricht der
herr dise wort: Nemend war, ich dencken über das volck übels, uß
welichem ir üwer häls nit mögent bringen, und werden nümme hoffertig
wandlen, dann die zyt würt treffenlich bös, etc. Die wort sind
klar gnuog, in denen der prophet anzeygt die unbill der kriegen und
darnach, das tröwen des zorns gottes. Es sol ouch ein ietlicher die
geferd des kriegs an im selbs bedencken, wenn mit im gehandlet
wurd als er mit andren Christenmenschen handlet, das, wo ein
frömbder versöldeter dir in din land gewaltiklich zuge, din matten,
acker, wingarten gschante, din rinder und fee hinweg tribe, allen
hußrat zemenbunde und hinweg soumete; dine sün vorhin im angriff,
so sy sich unnd dich beschirmtent, erschlagen hett; dine tochtren mit
gwalt notzogete und schmächte; din liebe hußfrowen, herfürgonde
und zuo den fuessen fallende, dir und ir gnad begerende, mit den
fuessen hinstiesse; unnd dich, frommen alten knecht, in dinem eygnen
huß und gmach vor forcht verborgen liegenden herfür zuge und dich

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in angsicht dines wybs jemerlich erstäche, unangesehen din zitrend
ersam alter, diner frommen hußfrowen jamer und klag; und zum
letsten erst hus und hoff verbrante: so meintest du, wo sich der
himel nit uffthät und für spuwte, und das erdtrich nit sich zerrisse
und sölche bößwicht verschluckte, so wer dhein got. Und so du aber
derglichen thuost eim andren, meinstu, es sy kriegsrecht. Sich aber
ietz, was ist ein weydlicher kriegßman, so dises die thaten des
kriegs sind, die ouch Euripides, ein griechischer poet, gesehen hat,
sprechend (in Hecuba): Im krieg wirt der böß geschetzt, der nüt
böß thuot, nit ein menschen schetzt als ein fröschen. Und legend
aber ettlich damit leyder grosse rychtag zemmen on forcht des zorns
gottes, der aber Esaie am 5. [Jes. 5. 8.9] grusamlich tröwt, sprechende:
Wee üch, die ein hus zuo dem andren fuogend (das ist, mit uffkouffen
als an einandren henckend) und einen acker an den andren bis zuo
end des lands. Werden ir allein uff dem erdtrich wonen? Ich nimm
die ding in min or und würd minen zorn nit nachlassen, bis vil
hüser einöd werdend und one inwoner. Es sol uns ouch der gegenwurff
nit irren, da gesprochen würt: Krieg ist ein straff gottes; so
muoß ie einer sin, der den andren bekriege. Man hat im alten
testament ouch krieget. Antwurt über das erst: Hör dargegen, was
Christus spricht Mat. am 18. [Matth. 18. 7]: Es ist gwüß, daß
ergernus und schand kummen würt; wee aber dem menschen, durch
den es beschicht. Also ouch verdienen etlich die ungnad gotes, das
er sy mit kriegen pinget; we aber dem, der sy bekrieget. Es strafft
got die bösen mit den bösen, als du lernen magst Ezechielis
am 29. [Ez. 29. 17-21], das gott die statt Tyrum durch Nabugdonosor
gestraffet hat, und darnach die selben Babilonier ouch

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widrumb strafft, wiewol sy die kinder Israels gestrafft hattend
mit der gfengcknus und innemmen, die noch hüt by tag heyßt die
babilonisch gefengknus, uß dem willen gottes, als Hieremie am 51.
stat [Jer. 51. 1-5]: Nemmend war, ich würd uffrüsten über Babilon
und ire inwoner, die ir hertz wyder mich hand erhebt, glich als ein
pestilentzhafftigen wind, und würd in Babilon schicken wanner, die
werden sy wannen, und werdend ir land verderben; dann sy sind
allenthalbhar über sy kummen an dem tag irer straff. Es würt
dheiner, der mit dem bogen schüßt, in iren wonen, und dhein
gharnescher herfür tretten. Ubersehend nit den jungen; tödent
alles, das strytbar ist; und die erschlagnen werdent niderfallen im
chaldeischen land, und die verwundten in iren gegninen; denn gott
hat Israels und Juda nit vergessen, etc. Sehend, wie er den syg
gibt, also nimpt er inn ouch wider, wo man den eygen machen wil
oder mißbrucht. Es ist kein volk noch küngrych nie mit kriegen
uffkummen, das nit mit kriegen sye wider verderbt. Das bewärt das
volk Israhels, Lacedemonii, Athener, Perse, Macedonier,
Assyrii, Medi und die Römer, dero gbiet rycher und stercker
denn ie gheins xin ist. Was sind sy aber ietz anderst dann die
überwundnen? Das alle die völker, die ie von inen überwunden sind,
sy lychtlich möchtind in iren gwalt bringen. - Antwurt über das
ander: Die kinder Israels hand eintweders kriegt wider süntliche
völcker, die sy nit hand wellen in das verheissen land ziehen lassen,
oder, so sy darinn sind xin, nit mit fryden lassen. Das alles ein
bedütung ist des geistlichen kriegs, den wir ietz in Christo widergeborn

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und nüwe menschen mit den lastren und ungloubnus haben
söllent, als der heilig Paulus anzeigt 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 11]:
Alle ding gschahent inen in einer bedütnus, und sind uns zuo underwysung
gschriben. Oder sag: das got durch sy die bösen gstrafft
hat. Noch sind sy darumb nüt guot. Gott kan das bös zuo guotem
nutz keren. Als ouch in gegenwürtigem schaden verhoff ich, er werde
uns durch denselben zuo bessrung schicken. Man muoß etwan die ruoten
bruchen, da wort nit helffend; und hilfft die ruot nit, kompt es zuoletst
an den nachrichter zum dickeren mal. Wo got strafft, da ist noch
hoffnung der gnad, als Salomon [Prov. 3. 11. 12] anzeigt. Luogind wir
nun, das wir inn fürchtind und erlernind, das im sölich geböch,
hochmuot und kriegen nit gfallet als im 146. psalmen [Psalm 147. 10. 11]
stat: Sin willen und gefallen würt er nit haben in der stercke des
pferds; es würt im ouch der harnest des mannes nit gefallen. Aber
gott hat ein wolgefallen in denen, die inn förchtend und hoffend in
sin barmhertzikeit. Dargegen spricht er widrum wider die, alle ding
meinend hangen an irem rat und anschlag. Esaie am 8. [Jes. 8. 9. 10]:
Versamlend üch ir völcker, und ir werdent überwunden; unnd hörend
zuo alle völcker des wyten erdtrichs; sterckend üch, noch werdent ir
überwunden; rüstend üch, noch werdent ir überwunden; ratschlagend,
und es würt prochen; redent ein wort, das gwüß sölle sin, und es
würt nüt darus. Summa summarum, es ist ghein wyßheit, dhein
fürsichtikeit, kein rat, der wider got mög, proverb. 21. [Prov. 21. 30]. -
Und so vil von der ersten gevarlikeit, da man sich mit kriegen und
eygnem rat treffenlich wider got versündet und doch dheinen fürgang
mag haben, sunder nun die straff gottes, mit mercklicher schmach,
schaden unnd schand über uns beruefft.

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Die ander gevarlikeit, die uns der herren und irs kriegens halb
zuostat, ist, das daruß nidertruckt würt die gemein gerechtigkeit, als
gar ein alt gesprochen wort ist: Leges silent inter arma, das ist:
Wo die waffen überhand habent, da muessent die gsatzt still ston
und schwygen. Ouch ist das wort "kriegsrecht" nüt anderst dann
gwalt. Bruch es, wie du wilt, und besinn es, wie du wilt, ist es nüt
anderst dann gwalt. Noch werffen sy entgegen: man muoß die ungehorsamen
mit dem gwalt und waffen zwingen, wo sy dem rechten
nit gston wellent. Antwurt: Glich wie du mir ein fleischlichen
gegenwurff fürhebst, also wil ich dir ein menschlich wyse antwurt
geben, also: Ja, wenn man mit kriegen nun dieselben träffe, oder
ieder die sinen ungehorsamen zue gehorsame in zimmlichen dingen
zwung, gieng es sinen wäg. Was redst aber darzuo, das du gelt
nimpst und eim frömbden herren hilfst ein ander unverschuldet land
gwaltiklich berouben, innemmen, verhergen? Ja, etwan herren hilfst,
denen gar nit zimpt zuo kriegen, also bischoven, bäbsten, apten, andren
geistlichen, allein umb gelts willen? So wir aber christenlich von der
sach soltent reden, zimpt uns kriegen dheins wegs. Wir sollent uß
der leer Christi got bitten für die, so uns übel redend und durächtend
unnd nach einem baggenstreych den andren ouch darheben.
Denn so werdend wir sün des himelischen vatters [Matth. 5. 39. 44. 45].
Von dem ietz nit mee.
Wyter schadend die herren gemeiner grechtigheit, das ire gaben
eins ieden mans, sye wie wyß er welle, vernunfft und frommgheit
verblendend, als Moyses leeret deutero. am 16 [Deut. 16. 19]: Die
gaben verblendent die ougen der wysen und verckerent die wort der
gerechten. O wee, was mag uns hie in sinn kummen? On zwyfel
das, daß so menig wolkönnend biderb man uns verblent ist worden,

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daß er alle sine wort, vernunfft und sinn daruff geleit hat, das er
eim herren sinen nutz und lob möchte fürbringen, damit die einvaltigen
durch sin suesse aber schädliche wort ingefuert wurdind siner meinung
nachzevolgen. Ouch ist zuo besorgen, das derselben ein grosser teil
einandren hanthabind und helffend, es sye an gricht, in rat, an
gemeinden, dadurch ein handel luter unnd recht etwan muesse truebt
unnd buckt werden, darvon Esaias troewt am 5. [Jes. 5. 20]: Wee
üch, die das bös guot sagend sin, und das guot böß; machend die
finsterniß zuo einem liecht und das liecht zuo einer finsternus. Als die
da sagend: Wir muessend aber herren han; wir sind eyn arm volck,
hand ein ruhes land. Ist war; so man sich nit vernuegen wil zimmlicher
narung und bekleydung, muoß es etwan har kummen. Wenn
aber dheiner sich wyter strackte denn er decke hat, dörfft es der
worten nit. Dann der keyser Julius hat, nachdem er die Helvetier
(dero gröster teyl wir in einer Eydgnoschafft sind) überwand, verordnet
ir land wider gebuwen werden, darumb, das es fruchtbar were.
Wie wer im geschehen, das es nümme fruchtbar were unnd vor
sechßzehenhalbhundert jar früchtbar were gesin? Ja, es ist fruchtbarer,
schöner, mannhaffter lüten dann dhein land uff dem erdboden
keins sy, und fruchtbar gnuog dieselbigen zuo erneeren, so wir nun von
im verguot hettind. Me so verblendt uns der herren gelt, das wir
wenig achtent den verlurst unsers eygnen fleischs und bluots, nun das
den herren gedient werde; ouch wenig des gantzen regiments, ob alle

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unghorsamy erwachßt und man umb die obergheit gar nüt gibt;
damit aber nach der zyt aller schirm der frommkeit nidergeleget würt
und alle rach des üblen. Ouch erwachßt darus mit der zyt, das die
reyser mit gewalt werdent die obergheit under sich zwingen und
hanffen, wie sy wend. Ouch werdent sy uns zwingen ze halten,
das wir nit schuldig sind, unnd sprechen, wir syind schuldig, und uns
verblenden, das wir unseren gemeinen nutz nit erkennen mögend,
noch dörend unsren vorteil und recht ermessen und uns des halten.
Verstond mich also: So ein herr mit einem rat oder gmein offenlich
ein handel fürnimpt, da aber nit zimpt, weder myet noch gaben
nemmen, und heymlich aber mit gaben sin fürnemen erobret; wann
dieselben sine gaben geoffnet und die untrüw und hindergang
entdeckt würdt, ist man im nit nur nüt schuldig, sunder mag man
söliche untrüw ouch an im rechen nach den menschlichen rechten.
Und laß dich das nit wundernemen, du findest die bäbstlichen recht
darumb; unnd wenn schon der babst selbs thuot, ist man im nüt
schuldig. Lis daruff die materi de fraude, de falsariis, de proditione,
wirst du in sinen eygnen rechten unnd scribenten bewärnus genuog
finden. Hie würdt üwer frommgheit verston, das ich etwan recht
geredt hab; wie wol es mir in ein haß keert ward, do ich sprach:
Ich wölte, das man durch des babstes vereinigung ein loch gestochen,
unnd dem botten uff den ruggen geben hette heimzuotragen. Das duocht

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iedermann ein unbillich ding. Und redt aber ich sölichs uß erst
anzeigtem grund, dann ich wüßt, das der babst mit heimlichen
pensionen was umbgangen und darum man im nüt schüldig was.
Also verstond von eim ietlichen herren. Würdt er erfunden fraude
egisse, das ist, mit untrüw hindergangen haben, ist man im als vil
schuldig, als die Römer Jugurthe, der mit gaben zuo Rom so vil
gschuoff, das die mord siner eygnen bruedren nüt geachtet werden
soltent, deß er sich selbs ruompt von Rom rytende, do er sprach:
O der feylen statt! Wer nun ein kouffman da, meint er, möcht alle
ding mit gelt zewegen bringen; als er ouch gar nach gethon hette,
wo nit der fromm Metellus Numidicus wyßlich inn überwunden
und geschediget, an vil orten gemindret hette; z'lon, daß er zuo
Rom so grosse untrüw mit sinem gelt gemachet hat. Und zum
letsten ist er in der Römer hend kummen. Also schlecht - nach

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gesprochnem wortt - untrüw iren eygnen herren und thuot im recht,
wenn einer gdar ußwendig anderst, hinderwertig ouch anderst handlen
und hinder der frommkeit fürgon.
Die dritt farlikeit ist, das man böß sitten mit frömdem gelt und
krieg heimbringt und pflantzet. Das sehent wir eygenlich, dann die
unseren nie heim kummen sind us frömbden kriegen, sy habend mit
inen etwas nüwes bracht an kleydung ir selbs und irer wybren, an
spyß, an tranck unmaß, nüw schwuer; und was sy süntlichs sehent,
lernend sy gern, also, das ze besorgen ist, lasse man nit von frömden
herren, man werde noch schädlichere laster mit der zyt erlernen.
Es würt ouch alle frowenzucht deß schwecher und unfrömmer. Ein wyb
ist von natur blöd und begirig nüwer und hüpscher dingen, zierden,
kleidren und kleinoten, als Dina wol bewärt, die us gwündrigi in
Sichem gieng und da gschwecht ward gene. 34. [Gen. 34. 1. 2]. Und
so iren denn sölichs vorgespieglet oder gebotten wirt, meinstu nit, sy
wirt zum minsten etwas bewegt, ob joch nit gar gefelt. Es ist
ouch zuo besorgen, es werde mit der zyt vil abgon an mannliche,
wiewol wir desselben noch nit sind innen worden. Noch so erlindet
man in dem wollust, denn senfft leben wirt nit gern verlassen. Wer
groß lybding hat - spricht man -, der stirbt nit gern. Hannibal,
der schädlichest fyend der Römeren (ußgenommen den gyt, der ist
den Römeren ouch der schädlichest fyend xin und hat sy umbbracht),
hat nit mögen überwunden werden, ee er den züg lyeß erwybschen.

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Nachdem aber er zuo Capua ein winter lag und die reiser lies
muotwillen und wolusts pflegen, huoben sy an des nächsten fruelings darnach
überwunden werden unnd ward gemeinlich geredt: Hannibal
hette gen Capua ein züg der mannen gefuert und fuorte ein züg
wyberen widerumb dannen. Was meinend ir, das zum letsten uß den
guldinen hembdlinen werde, fingerring, sydiner kleidung? Hector
huob sinem bruoder Alexandro scharff uff, das er allweg so lindlich
gelebt hette, fürnemend, es hette inn darzuo bracht, das er geflohen
were sinen fyend Menelaum.
Die viert gevarlikeit ist, das die herrengaben grossen haß und
untrüw under uns geberent. Dann, ist von natur glückes gesell der
haß, das, wo man glück hat, kumpt verbunst glich darnach. Noch
vil mer würt man verbünstig, da einer so größlich für den andren
gewärdet würt. Unnd so aber die not kumpt, ist ie ein biderb man
des andren werdt, und beschirmend das vatterland vil mannlicher die
aller schlechtisten dann die gstryffeten zum dickeren mal. Und
nach sölichem verbunst kumpt ouch uneinigheit und unwillen dero,

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die da sagent: Gang du hinfür, thuo du diß, thuo du das; kanstu me
gelts ufflesen, lis ouch mee streychen uff. Entlich: Krieg frömbder
herren und gelt ist ein schuol aller lastren und muoter, die uns ins alter
nüt anderst gbirt (ob wir darvonkummend) dann verkümmeret conscientzen.
Die letst gevarlichheit ist, das man besorgen muoß, man kömme
zum letsten in der herren hende, eintweders dero, die früntschafft mit
uns hand, oder aber dero, die uns fyend sind. Denn was ist nit zuo
förchten, da hochfart, lynde, nyd und zwytracht so starck sind?
Ouch sölte es darzuo kummen, das man uns mit der maß messen
wurd, mit dero wir gemessen hand, wir möchtind unser jamer nit
gnuog beweinen, sunder wurdent sprechen mit dem propheten
Hieremia am 9. cap. [Jer. 9. 1]: Wer würt minem houpt wasser
geben, und minen ougen ein bronnen der trähen, das ich tag und
nacht beweine die umbkummnen mines volcks. Wurde uns ouch geschehen
glich wie dem israelischen volk, das sich an kein warnen
keren wolt, bis sy in gefengknus koment, und heimlich by den waßren
sassend und weintent ir ellende, davor uns got behuete [Psalm 137. 1].
Darumb, frommen, wysen, getrüwen, lieben eerenlüt von Schwytz,
ermanen ich üch durch das lyden und erlösen Jesu Christi, unsers
herren, durch alle eer, so der allmechtig got unsren frommen vordren
ye bewisen hat, durch den schweyß und üblen zyt, die sy gehebt
habend umb unser fryheit willen: huetent üch vor der frömden herren
gelt, das uns umbringen wurde, und thuond das, diewyl es noch
gschehen mag; und volgend nit denen, so da sprechend: es mög nit
beschehen; es stat noch wol in einer Eydgnoschafft; der unwill,
der sich under uns erzeygt, ist nun ein blast, glich als zwüschen
zweyen eementschen oder bruederen dick beschicht, nit ein starcke

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fyentschafft. Darzuo hand wir so grosse stercke an lüten als ie; got
behuet sy! Und würt der sach lychtlich rat, so man trülich und
hantlich sy fürnemmen wirt. Ir hand darzuo günstig unsre frommen
lüt von Zürich, statt und gbiet, zuo denen ich mich versich, das sy
fürhin ghein herr vermögen werde, das sy üts mit im sölicher schädlichen
gstalt hanndlen noch verbinden werdend. Got bestäte sy in
guotem fürnemen. Darzuo üwer frommen zuogewanten, dero erbergheit
frömbd herren ouch gantz wider sind. Und so ir ouch widrumb in
die fuoßspar unser frommen vorderen tretten wurdind, han ich dheinen
zwyfel, es wurde üch ein gemeine Eyggnoschafft volgen. Denn
endrend wir sölich sitten nit, besorg ich, wir werdind sin übel engelten,
ja, ich dar sagen nach den worten Christi: Wir werdend all
glich, wie ander umbkummen sind, umbkummen. Luce am 13.
[Luc. 13. 1-3], do man im seyt, wie Pilatus etliche erschlagen hette,
diewyl sy uffopfretend, sprach Christus: Meinend ir, das die erschlagnen
Galileier für ander syind sünder xin? Das red ich nit
uff sy, aber bessrend ir üch nit, so werdend ir all glich also umbkummen.
Was werden wir dencken, so wir nit dörend hoffen, das
uns Christus liesse by dem blyben, das er nüt uff uns seyte, sunder
ein grosser teil sind der schuld. Darum sollent wir sehen, das wir
uns bessrind. Dann hat Christus ab eim frömbden volck ein byspil
gnommen, das er sy gheissen hat, man sölle sich bessren, noch vil
mee wir, so wir mit schaden unserer eignen lüten gemanet werdind,
söllend uns besseren; oder das wort volgt hernach: Besserend ir üch
nit, so werdent ir all glich also umbkummen [Luc. 13. 3]. Lassend
üch nit bekümmeren den abgang der rychtagen. Es ist ein armer

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rychtag, darumb einer umbkummen muoß. Sölicher rychtag ist nüt
anderst dann ein kläb, darinn man gefangen würt glich als die vogel.
Lassend üch ouch nit bekümmeren den abgang frömder hilff, sunder
sprechen mit dem heyligen Paulo [Röm. 8. 31]: Wenn got an unserer
syten ston würt, wer würt wider uns sin? Wie hand unsre vordren
gton, dero noch vil minder was, weder unser ietz ist! Man darff der
letze zu Art unnd Nefels nüt mee; der Rin ist die letze. Wiewol
das als nüt ist, es behuete dann got sin volck, der aber verheyßt,
er welle sy in siner erbärmd behalten, sprechend [Hos. 1. 7]: Und
ich wird mich dero, die got erkennend und verjehend, erbarmen, und
würd sy erlösen in irem herren got, unnd würd sy nit erlösen mit
schwerten, gschütz, krieg, pferden oder rüteren. Sind ingedenck der
anfengklichen Eidgnosschafft, ob er nit unsren einvaltigen vordren
also ghulfen heyg. Glich als er ouch zuo den kindren Israels gesprochen
hat [3. Mos. 26. 3ff.]: Wenn ir in minen gebotten wandlen
werdend, und mine gheys halten und die erfüllen etc., so wird ich
üch fryden geben. Ir werdent üwer fyend durächten; die werdend
vor üch nidervallen. Fünff uß üch werden andrer hundert jagen,
unnd hundert uß üch anderer zehen tusend etc. So ir aber mir nit
losen wurdind, noch mine gsatzt und urteil halten, so wird ich mich

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wider üch legen; denn so werdent ir vor üwren fyenden z'boden
fallen und denen underwürfflich werden, die üch hassent, und werdend
fliehen, so üch niemans jagt. Sehend, was verheißt er, und was troewt
er? Er würt es warlich halten; er mag nit liegen. Volgend wir im
nit, so er uns still und wenig manet, so werdent wir uns in unser
seel schemen vor der hochfart [Jer. 13. 7]. Hieby sollent ouch alle
frommen got inneklich anrueffen, das er uns erhören und besseren welle.
Es schadt nüt, das der widerstrebenden vil ist; got ist stercker dann
sy all. Höre man nun nit uff mit engstlichem gbett inn anrueffen; er
würt uns wol recht sinn und denck geben unnd vom bösen zum guoten
keren. Das tuot gott. Amen.
Huet dich, Schwytz, vor frömbden heren;
Sy brächtend dich zuo uneeren.