Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Antwort über Straußens Büchlein, das Nachtmahl Christi betreffend

Anfangs Januar 1527
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 5 (Leipzig: Heinsius, 1934) (Corpus Reformatorum 92)


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Antwurt Huldrychen Zwinglins über doctor
Strussen buechlin, wider inn geschriben, das
nachtmal Christi betreffende.
Allen Christglöubigen embüt Huldrych Zwingli
gnad unnd frid von gott durch Jesum Christum
synen eingebornen sun, unseren herren.
Hat gott, liebsten brueder, die zal unserer härlin in eigenlichem
wüssen [cf. Matth. 10. 30], daß doch unser gheiner hat, so hat er noch
vil mee die buochstaben gesummet, die hin und wider für und wider
sin heiligs wort gschriben werdend; darumb uns billich ghein fulgheyt
überschlychen sol, weder ze schryben noch ze läsen, deß uns glych
verdrüßt, biß daß wir der warheyt so wol versichret werdend, das
wir sy on alles blintzen mit frölichen ougen mögind ansehen. Es

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sol uns ouch ghein arbeit beduren, wie die frommen Mosen und
Aaron, die ghein tröwen noch schräcken Pharaons muod machen mocht,
das sy nit gottes werck nach sinem verheissen unnd gebott volstracktind
[cf. 2. Mose 4. 27-12. 51]. Derglychen ja söllend ouch wir das
unwärd, das hoch und nidre, glerte und schlecht ab uns von des
herren nachtmals wegen habend, nit ansehen, sunder on underlaß die
warheit redlich harfürtragen und den irrthumb nit fürchtenn, wie hoch
er sich ioch böumt, biß das uns allen versichrung kumpt von dem,
der unser felß [cf. 1. Cor. 10. 4] unnd grundveste ist [cf. 1. Cor. 3. 11].
Dann das sich bißhar mencklich hat lassen ansechen, sam er gloube,
das er hierinn fleysch und bluot Christi esse, es sye ioch lyplich, als
die bäpstler gesagt, oder lyplich-geystlich, als yetz nüwlich gedichtet
wirt, ist eintweders ein unwüssender wohn oder ein erdichte glychßnery
und nit ein gloub gewesen; deßhalb in dem lyplichen essen des
fleischs und bluots Christi alle dieselben noch nit sicher sind. Hierumb
söllend wir all erstlich gott bitten, das er inen die warheyt, die er inen
an dem ort verschlossen hatt, ouch welle harfürtragen; dann er der
wolhabend hußvatter [cf. Matth. 13. 52] ist, der es gern thuot; zum
anderen, das er uns, die in dem kampf vil streychen erlyden muossend
[cf. 1. Petri 2. 20], geduld gebe, das uns der widerstand nit laß, sunder
wacker mache, nit wuotend und lestrig, als leyder etlich der widersächeren
ze vil gesitt sind, sunder ernsthafft und mässig, damit uß
erberem ersuochen der warheyt nit ein böß wybischer zangg unnd
schalck werde. Das gebe gott!

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So nun diser handel, der so wyt, rychlich und klarlich ein zyt
har ersuocht ist, erst nach so vil überwundnen widerstenderen von
D. Jocoben Strussen (der mir in alweg unerkannt bißhar gwesen,
er sye dann der vor etwas iaren die gar ufruorischen schlußreden von
zytlichem guot und zinsen hatt lassen zuo Isennach usgon) ouch wirt
angeruert, hab ich erstlich ersechen, das imm der handel nit grundtlich
erkannt ist, und deßhalb begird gewunnen, inn sampt andern,
die durch inn möchtind mit dem schyn der worten verfuort werden,
guetlich ze berichten. Und so ich demnach uß den schantz-,
schmäch- und spottworten, die er on underlaß fuert, ring hab ermessen,
was er für ein kund ist, das andere noch vil ringer könnend
ermessen, hat mich guot ducht, dieselben unnützen gschwätz nit ze
verantwurten; dann gott ist der recht richter und erkenner der hertzen;
der weyßt wol, ob wir glouben uff inn und sin heyligs wort habend,
ob wir uß hohem muot oder liebe der warheyt und des nächsten
redend oder nit. Dann wie möcht das nit dem christlichen läser
vil verdruß bringen, sölt ich noch einmal verantwurten: das ich mir
selbs nit widerwertig sye, das ich mir selbs gheinen nüwen namen
dichtet, und wo ich glych es gethon, nit unrecht gethon hette (dann

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der heyland unserer seelen wirt in syner, das ist hebraischer spraach:
Jehoschua genennet und von uns: Jesus, Petrus: Cephas, Paulus:
Saul
), und daß er, der Struß, on zwyfel wänet, Zwingli sye ein
griechischer nam (und spilt doch uff 's tütsch durch us und us
damit nun gantz lustig und frölich), das er uns erdichte heyligkeyt
uftricht, daß er uns für die schädlichsten (er nennet uns schadhaffteste,
kan den mund nit voll gnuog fassen, grusamme wort harfürzebringen)
prediger ußschryet, die ye gewesen sind (und verlassend aber wir uns
uff den allerheilsamesten prediger Christum Jesum und uff sin und
siner apostlen wort), das er sich mittenzuo so thür macht, sam er
in kurtzer zyt unseren irrtumb welle an tag bringen (unnd sicht
aber, das sölche geleerte menner, denen er die holtzschuoch nit bieten
mag, daran gstond und ir etlich ir irrung bekennend, gott sye
lob!), ouch so schwär macht, wie hert es zuogangen sye, das er sich
schrybens undernommen habe (da doch guot wär, er hette in die gmeind

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gheinen buochstaben nye geschriben, und er wirt sich selbs darumb bekümeren
mit der zyt, so verr im gott sinen hochmuot ze erkennen
gibt), das er so boßlich verarget, das etliche, die on zwyfel sin undüchtige
ze schryben ermessen, inn vermanet habend, das er nit schribe
(glychsam man inn so seer gefürcht hab) und sölcher dingen vil, das
er mich zum gespött einen meyster schrybt (der doch mich selb mit
gheinem andren tittel dann Uly Zuinglin dem ätty nach gekrönet
hab, und laßt aber er sinen doctor nit dahinden), daß er uns subtyle
meyster und sophisten nennet, die doch vom kind uf die
sophistry veracht habend. Ja, was wär es, das man sich in sölichem
gschwätz unnd widerschäntzelen lang sumte? Was wurd es under
christenem volck anders pflantzen weder schantzwort? Darumb
wellend wir den nächsten zuo sinen gründen tringen und dieselben
mit dem bickel des göttlichen worts also umbgraben, das mencklich
sehen wirt, das ir lyblich fleysch wesenlich geessen oder gegenwürtig,
oder wie sy die wort haben wellend, ein fygbletter gflecht (das ist: ein

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wortmantel und dicht) ist, das in gottes wort nit grund hat, ouch in
dem sinn und gmuet deß glöubigen gheinen gwüssen noch klaren verstand.
Gott geb gnad!
Erstlich thuot mir doctor Jacob Struß unguetlich, das er under
allen minen ußgangnen geschrifften keine understadt ze widerfechten,
weder die ich wider die bäpstler Eggen und Fabern, gröste fygend
deß euangelii und christenlichen ruow, in grosser yl, ich mein
ouch warlich einer nacht geschriben hab, so er vormals die wyteren
und ußgestrichnern erlernet wirt verlesen haben, wiewol er wil gsehen
sin, sam er ongeverd darüber am merckt gfallen sye und vormals
der dingen nie gehört hab, wiewol er ouch in dem kurtzen so

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gar nüts entwegt hat, das er mer vestung mit sinem buoch zuotragen
weder unserem genommen hatt. Deßhalb es gar früntlich gwesen were
ermessen, zuo wäm, wider wän, zuo welcher zyt ich geschriben hab, und
demselben nach die vollkomneren gschriften understanden ze widerfechten.
1. Da er nun spricht: "So die unguetigen verfuerer den reinen lyb
und bluot Christi syner wunsamen und fröudenrychen gegenwürtigheyt
im sacrament uns zucken und reychend uns nur trucken brot und
suren wyn." Das sind syne wort. An den worten merckt man eigenlich,
daß Struß selb nit sicher ist, daß der lyb Christi da gegenwürtig
sye; dann er spricht, man zucke imm die gegenwürtigheyt im
sacrament. Ist nun Christus lyb da gegenwürtig, lieber, wär wirt inn
mögen zucken? Deßhalb sicht man an der gstalt siner worten,
das er nun fürcht, es kömme die warheyt an 'n tag, wider die aber
er die unwarheit schirmt; dann ist er in dem glouben sicher, daß hie
der lyb Christi gegenwürtig sye, so wirt er nit fürchten, das er einigem
glöubigen genommen werde. Das er demnach spricht, wir reychind
nun trocken brot und suren wyn, zeygt an, das er nit anderst weyßt,
weder des herren nachtmal sye von des essens wegen yngesetzt; so ist
es von der dancksagung oder widergedächtnus wegen yngesetzt; dann er
spricht: "Thuond das zuo gedächtnus myn" [Luc. 22. 19]. Hierumb
habend 's die alten eucharistian [εὐχαριστίαν] genennet, das ist: dancksagung.
Und zuo eim urkund christlicher einigung hat Christus ein

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offen früntlich zeychen, das er synem lychnam und bluot nach genennet,
verordnet mit einander bruederlich ze niessen, daß die, so miteinander
imm dancksagtind syner erlösung, wie sy einen glouben bezugtind,
sich ouch mit dem offnen zeychen veriähind einen lychnam mit allen
mitglideren sin; deßhalb demnach gar schantlich wäre, nit christenlich
wandlen. Hiehar hat der heilig Paulus gesehen, do er die Corinthier
hat wellen vonn der götzenkilchen oder -gmeind ziechen, so
er 1. Cor. 10. also spricht: "Ist das tranck der dancksagung, so wir
dancksagend, nit die gemeind des bluots Christi? Das brot, das wir
brechend, ist das nit die gemeind des lybs Christi? Dann wir, die
gantz menge, sind ein brot und einer lyb, sydmal wir all von einem
brot miteinander teilend" [1. Cor. 10. 14-17]. Ietz erfindt sich, daß
die dancksagung das wäsenlich und fürnämm ist, darumb wir im nachtmal
zämen kummend, und das nachgend ist, sich mit dem offnen
zeichen gegen dem nächsten pflichten, damit die ersten zwey gebott
von der liebe gottes und des nächsten in allen worten gottes harfürschynind;
dann in denen hangend alle gsatzt und propheten [cf.
Matth. 22. 40]
. So nun wir im nachtmal Christi gott lobend und
danck sagend und by dem usserlichen zeichen bruederliche lieb on zwyfel
thürer weder Struß lerend, wie kan er uns so prasserisch von
trocknem brot und surem wyn ufhaben? Spricht ouch yeman, der
touff sye nüts dann kalt, ungeschmackt wasser? Deßhalb Struß
sölcher fräffnen worten billich geradten solt, wo er der ist, den
er sich wil gesehen werden. Wir leerend die thüren gnad und liebe
gottes gegen uns, und darüber dancksagend wir imm und wie er uns

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ein sichtbar pflichtzeichen ggeben hat zuo ofner kundschafft bruederlicher
liebe unnd erzeygung der glideren und lybs Christi, leerend wir
ouch bruederliche liebe; darumb kummend wir zuosamen, uebend ouch
das, und kummend nit zämen, suren wyn ze trincken, als Struß unhoflich,
ich geschwyg: unmiltiklich (als er uß "impie" tütschet) von
uns redt. Deßhalb ouch erfunden wirdt, daß Struß das fürnäm unnd
wäsenlich deß nachtmals Christi noch nie erlernet hatt; dann er wänet:
wenn imm der lyb Christi, den sy hiehar dichtend, entzogen werde,
so sye das sacrament oder nachtmal us und vergeben.
2. Demnach vermeint er: wo wir die gewaltigen wort Christi, die
er im nachtmal eroffnet hat, fallen liessind, so wer es demnach bald
umb den gantzen Christum gethon und umb das usserlich wort.
Glych als ob das nachtmal nun ein teyl sye. Wie? Wirt nit der
gantz Christus da geessen? lyplich, seelich und geystlich?, so habend
wir schon überwunden. Zeig ich nun darumb an, daß du, frommer
läser, die thüren wort, die sy fuerend, lernist erkennen, daß sy nun
flügel oder blendstreych sind, und so man 's wol hindergadt, so sind
sy nun geredt, das man den einvaltigen damit blende und schrecke.
Sunst, wär wil doch die wort Christi hinnemmen? Ja ir, so ir nun
mit denen bölderend: "das ist min lychnam", und demnach die gern

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und uff vorteyl des zanggs uslassend: "der für üch hinggeben wirt",
in denen aber der grund der warheyt erfunden wirdt. Wir sind so
veer darvon, das wir die wort Christi hindan thuon wellind, das wir
sy erst leerend den rechten götlichen weg verston, damit die wort
gottes ouch vor den fygenden nebend einanderen rechtgeschaffen standind,
und das nit uß unseren köpffen, sunder uß gottes wort.
3. so er spricht, wir sygind hoher, schynbarlicher und suesser
wort, zeygt er ein rederstücklin an, wiewol er die rhetoricam on
zwyffel nit schmutzig gemacht hat; dann das er thuot, wil er fürkommen,
daß man im 's nit ufrupfe, und legt 's uff uns. Und
erfindt sich aber by eim yeden, der sich redens recht verstadt, das
inn nüts schryben macht noch vertröst in eim handel, den er nit
verstadt, weder daß er der farw siner worten so wol truwet; dann
ich wil imm in disem sinem buechlin zeygen, das er das wort "hoch"
in sechs linien zum dritten mal brucht, daran man wol sicht, das
er das maul (ich muoß uff syn spraach reden) nit voll gnuog fassen kan;
ist B. am anderen blatt. Unnd ist mir nit vil ein grösserer compophaceloremon

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[κομποφακελοῤῥήμων], der anderhalbschüehiger worten
mee rede, fürkommen weder er. Dargegen ist all min schryben,
voruß im tütsch, so gar einvaltig unnd schlecht, das, wo ich mit
worten neyßwas hoffte näbend Strussen ze überkommen, warlich
die werckstatt und laden verkouffen mueßte. Aber wir sind in der
einvaltigen warheit gründt, und sind wir glych unkönnend ze reden,
habend wir doch so zimmlichen verstand der warheyt, das wir gott
darumb danckend, deß es alles ist, es sye wenig oder vil.
Aber spricht er: "Sy mißbruchend darzuo die thüren spraachen:
hebraisch, kriechisch und latinisch." Lieber min Struß, wie
kanst du das wüssen? Nun kanst du doch der spraachen gheine; wie
weyst du dann, ob wir 's missbruchind oder nit? Habend aber dir das
andere gesagt, warumb schrybend dann dieselben nit wider uns? Aber,
lieber Struß, deß wir uns in den spraachen undernemmend, wellend
wir mitt den spraachen selbs bewären, das wir 's recht in d' hend
nemmend. Und urteil du nit höher, dann dich verstandist, daß dir
nit gange wie dem esel, der urteylet, der gugger sunge baß

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weder die nachtgall. Und wüß hiemit, daß die erkantnus der spraachenardt
der recht zeyger ist, durch den man in disem handel uff den
rechten weg gewisen wirdt. Deß wil ich dir hie etliche stückle anzeygen,
in hoffnung, du werdist den bericht der warheyt annemmen.
Die art hebraischer spraach ist ein so notwendig ding, ouch zuo den
gschrifften des nüwen testaments, das doch in kriechisch gschriben
ist, das man on die nüt verfanges geschaffen mag; dann die es glych
in kriechischer spraach geschriben habend, sind erborne Hebreyer
gewesen, wie ouch unser herr Jesus Christus, und deßhalb habend
sy in einer andern spraach irer eignen spraachardt nit verlassen; glych
als wenn einer das latin nach der tütschen ardt setzt oder harwiderumb
das tütsch nach latinischer art. byspil: du hast dynem
buoch namen ggeben: "Wider den unmilten irrthumb" etc.; da
hast du "impium" ab des Pomeranus kindtlicher epistel tittel genommen
und "unmilt" vertütschet nach tütscher ard drumb,
das uns einest die blindenfuerer [cf. Matth. 15. 14] lartend: pius =
milt, impius = unmilt, drumb daß die wörtlin etwan ouch, wiewol
selten, by den rechten Latyneren also genommen werdend; aber
Pomeranus hat "impium" nit, darfür du es vertütschet, genommen.
Darumb hastu dich selbs im titel verradten, das du die ardt latinischer
spraach nit kanst; bist also ein guoter tütscher schuolmeister; soltest
dich der geschrifft nit so thür annemmen. Nun ist der hebraischen

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spraach art, vil tropos, das ist verwenndete oder anderverstendige red
bruchen; darumb hat iro Christus so vil gebrucht. Er spricht Matth. 11.
von Johansen töuffer: "Er ist Helias" [Matth. 11. 14], und was aber
Ioannes nit Helias; darumb ist es ein metaphora, das ist ein abnemmen;
dann Ioannes ist mit dem geist und krafft Helian glych
gewesen, Luc. 1. [cf. Luc. 1. 17], ia ein so grosser prophet, das ghein
grösserer nie gewesen ist [Luc. 7. 28]. Item Luc. 16. spricht Christus:
"Es was ein rycher man" etc. [Luc. 16. 1 ff.], und ist aber gheiner also
gewesen, sunder es ist nun parabola, ein glychnuß, nit ein gschicht;
noch spricht er: "es was" etc. nach hebraischer art. Paulus spricht
Gal. 4.: "Abraham hat zween sün gehebt etc., das sind die zwey
testament" [Gal. 4. 22 ff.], und sind aber die sün Abrahams nit die
zwey testament, sunder es ist ein allegoria (laß sich nieman das αὗται
irren, ich tring zum einvaltigen, lutren sinn), das ist: ein anderverstendige
red. Und wil Paulus sagen, wir mögend wol die zwey
testament durch die zween sün verston. Widrumb spricht er Galat.
3
.: "Christus ist der fluoch für uns worden" [Gal. 3. 13], und ist
aber der sägen und heyl, das den fluoch von uns genommen hat. Darumb
ist es ein verwandlung der namen, da man ouch dem guoten den
namen des bösen gibt, das es hinnimmt; als: es wirdt im alten testament
gar offt das wort "sünd" genommen für: das opffer für die sünd.

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Und hie wirt Christus den worten nach, die Deut. 21. stond [cf.
5. Mose 21. 23] der fluoch genennet, der doch der sägen wider den fluoch
ist. Ietz hastu zween zügen, und von yetwedrem zwo kundschafften,
daran du erlernest, wie ouch im nüwen testament die arden der hebraischen
spraach gebrucht werdend. Und vernueg mich dero; dann
in vordrigen gschrifften hab ich der dingen vil me anzeygt. Nun
wil ich dir derley figurlich oder anderverstendig reden im alten testament
anzeigen und voruß die metonymias, das ist nachnennen, dadurch
du sehist Christum in disen worten nach siner vordren ard
geredt und aber einen andren sinn, weder wir im ersten ansehen
wänend, vermeint haben. Exodi 29.: "Deß rinds fleisch, sin hut
und sinen mist verbrenn im fhür usserthalb des lägers; es ist die
sünd" [2. Mose 29. 14], oder nach den LXX: "Es ist der sünd." Hie
wirt das opffer sünd genennet, wiewol es die sünd nit ist, sunder das
opffer für die sünd; noch ist es ein metonymia, das ist ein nachnennen
und verwechßlen der namen. Also wirt hie das früntlich,
bruederlich mass im nachtmal Christi der lychnam Christi genennet,
drumb das es in der gedächtnuß des lychnams, das ist todts Christi,
uß etwas glychnuß oder abnemmen gebrucht wirt. So aber yeman
sagen wurd: "Das byspil Exodi 29. dienet nit dahar zuo eim,

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das es nüts weder bedütlich noch wesenlich vom lychnam Christi
sagt, zum andren, daß es wol mag vertollmetschet werden: "Es ist
der sünd", das ist: "es ist ein opffer für die sünd" -, antwurt: Zum
ersten sind die opffer im alten testament, die oft sündungen (aber für
"entsündungen") genennet werdend, alle bedütnussen gwesen deß volkomnen
opfers Christi Jesu. Zum andren zeigend die Hebreier an,
das hätath [‎‏חַטָּאת‏‎], sünd, nit ein genitivus sye, als Levit. 4. [cf. 3. Mose
4. 26] und sunst an vil orten erlernet wirt, darumb nun dise tolmetschung:
"es ist der sünd" von uns gheinswegs verschupfft wirt; dann
der sinn ist wol harfürbracht; noch so lutend die wort anderst.
So aber den LXX zimpt, den sinn eygenlich mit verenderung der
worten harfürzebringen und (da in iro und unserer spraach unverstentlich
ist, daß das opffer die sünd sye) also sprechen: "Es ist das opffer
für die sünd", warumb sol uns nit zimmen, dise wort: "Das ist min
lychnam" [Matth. 26. 26], die uns nit verstentlich sind, mit verstentlichen
ze handlen unnd den sinn eygenlich harfürzebringen, unnd
sprechen: "Das ist die gedächtnuß des lychnams, das ist: todts Christi"?
oder: "ein bedütnuß"?
Daby, hat dem heyligen Hieronymo zimpt, den sinn harfürtragen
und der hebraischen ard sich verzyhen, warumb sol uns
sölchs nitt ouch zimmen? Dann Num. 19., da Moses von der roten
zytchuo spricht: "sy ist die sünd" [4. Mose 19. 9], da spricht Hieronymus:
"Dann die chuo ist für die sünd verbrennt", und thuot im

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recht; dann die chuo was nit die sünd, sunder zuo entsündigung verbrennt,
und die äsch in 's wasser geworffen etc. [cf. 4. Mose 19. 17].
Warumb sol nun uns in den worten: "Das ist min lychnam, der für
üch hinggeben wirt" [Luc. 22. 19], nit zimmen ze sagen: "Das ist ein
bedütnuß, ein fäst der dancksagung, das der lychnam Christi für uns
ist hinggeben"?, so wir so offenlich sehend, das in den worten die
hebraisch ardt stecket, die uns nit verstentlich ist, wir bringind sy
dann mit anderer ardt der Griechen, Latynen und Tütschen harfür.
Als ouch der heylig Hieronymus selbs thuot, der über die wort
Matth. 26. also spricht: "das er, Christus, die warheit sines lychnams
und bluots bedute" etc., mit anderen mee worten, mit denen
Hieronymus offenlich ze verston gibt, das er dise wort: "Das ist
min lychnam" etc. ouch nun verstanden hat, daß sy bedüdtlich
geredt sygind. Davon aber hie vil ze sagen überflüssig wär, so
vormals gnuog von vilen darvon geredt und geschriben ist.
Exodi 12. werdend wir für alle kundschafften dise ard und
eygenschaft der hebraischen spraach eigenlich erlernen; dann daselbst
glyche form der worten ist. Unnd sittenmal Christus där
nacht, als er sin gedächtnus ann statt der alten ynsatzt, das osterlamb
und sin gedächtnus gebrucht, wirdt häll und clar, das er sich
ouch glycher form der worten geflissen hatt. Nun spricht gott daselbst
vom osterlamb oder vom fäst: "Das ist der überschritt" [2. Mose
12. 11], und was aber das lamb nit der überschritt; dann der überschritt

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bschach erst darnach in der nacht; das fäst, das die kinder
Israels in nachgender zyt uobtend, was ouch nit der überschritt;
noch so wirt das lamb und das fäst metonymicos, das ist durch ein
nachnennen oder abwechßlen, der überschritt genennet. Also wirt hie
die dancksagung unnd das brot, das in der dancksagung gebrochen
wirdt, durch ein hebraische metonymiam, das ist: nachnennen, der
lychnam Christi genennet; nit das es der lyblich lychnam Christi
sye, sunder ein gedächtnuß unnd dancksagung deß, das er sinen lychnam
für uns hat in tod ggeben. Da aber etlich sagend: "Man sol mir
hie ghein figurliche oder verwundene oder verwendte red machenn,
der handel ist ze groß, unnd wenn Christus hette wellen, daß die sine
wort anderverstendig söltend sin, so hette er 's wol anzeygt", da zeygend
sölche kempffer an, das sy köpff habend, aber wenig sinnes
drinn; dann die allerthüresten ding in der heyligen geschrifft werdend
alle hin unnd wider mit figurlichen reden verwunden. Als: das alle
ding in gottes gwalt sygind, das er der allmechtig nach innhalt des
erstenn artickels des gloubens sye, das redt der psalmist also: "Herr,
in diner hand sind alle end der erden" [Psalm 95. 4]. Nun hat gott
ghein materliche hannd; wenn aber ein grobian darüber stryten
wölt: "die geschrifft gibt im hend, so hat er ouch hend", so wurde er
fälen; dann die gschrifft brucht hie "hand" für "gwalt". Isaie am
66. capitel: "Der himmel ist min stuol und die erden der schämel miner
fuessen" etc. [Jes. 66. 1]. Wir redend hie alleyn von der gottheyt (die
wüssend wir nit, wie sy glidmasset sye) und redend nit von der
menschheyt Jesu Christi. Item die gantzen summ des euangelii
sagt Christus mit figurlichen worten Ioannis am 6. capitel: "Min
fleysch ist die recht spyß" etc. [Joh. 6. 55]. Mit welchen worten er uns

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sagen wil, das sin tod die bezalung unser sünd sye, unnd wär sich
daran lasse, der sye versichret zur seligkeit. Item: "Er sitzt zur
grechten gotts vatters allmechtigen" ist ein figurliche red, durch die
man verstadt, das Christus Jesus glych gwaltig mit dem vatter ist.
Unnd derglychen reden ist die gantz geschrifft voll, ouch in den allerthüresten
dingen des gloubens, in denen also tropische, das ist figurliche
und verwendte reden, gebrucht werdend. Dann als Fabius und
Cicero lerend, wirt ein yeder handel ab verwendten reden höher und
schöner weder dron; darumb brucht sy gott ouch in den allerthüresten
dingen. Darumb wir darvon söllend lassen, Christum ze
rechtferggen, als ob er in eim grossen handel nit tropisch rede; dann
er redt, wie dem handel gebürt, aber wir sind unverstendig; glych als
so der künig zuo sinem sun spräch: "ich gib dir min kron", und der
sun verstuend 's allein von der guldinen kron und nit das gantz rych.
Also fallend wir uff das lyblich fleisch Christi, und hat aber er die
dancksagung dess, das er das lyplich fleisch für uns zuo eim opffer
ggeben, sinen lichnam genennt.
So vil, lieber Struß, über den schmutz, da du uns schiltest,
wir mißbruchind die spraachen, damit du sehist, das wir sy nit mißbruchend,
sunder als die rechten bickel in d' hand nemmend und mit
inen zuo der warheit grabend. Und ligt nüts an üwrem böldren
und schelten; die glöubigen und gelerten wüssend wol, was wir sagend.
Und sorg daby übel, es sygind üwer etlich noch nit zuo der maaß
kommen, in dero ir üch vermeinend sin. Gott ist ghein ding zuo groß,
das er 's nit offt tropisch rede und thuege. In anfang spricht er:
"Unnd der geyst gottes hielt ob dem wasser", oder "wäbet" etc.

--482--

[1. Mose 1. 2]. Sag an, ob es ein tropus sye oder nit! Hierumb thuo
die ougen und oren uf und den mund zuo und die fäder uss der hand
und lern vor baß, ee du dich uff den platz lassist (es sind wol ander
lüt an der sach erzaget, dann du bist), und gib gott eer und der
warheyt; denn wellend wir erkennen, das du glouben habist und geyst.
Dann alldiewyl die geystlichen sehend, daß du nun uss unwüssenheyt
dich uff den glouben und geyst leynen wilt, werdend sy dynem böldren
nit wychen, und wir werdend dich mit der unwarheyt, ob gott
wil, nit lassen fürfaren.
5. Er leget uns ouch zuo, das wir einanderen tittel gebind, die
allein Christo zimmind. Das erdichtet er, und hat nit gnuog, das er
unwüssenlich schrybt; er muoß erst darzuo liegen. Dann ich gheinen
hohen tittel erkenn, ob er mir glych zuogeschriben wurd; schryb sy
ouch nieman zuo. Es möchte aber syn, daß Struß, glych als Faber,
Egg und die wilden thier, noch nit wüßte, was die tittel hiessind. Als
so man einen schrybt episcopum, ein bischoff, das ist: ein wächter,
beschicht, das er sines ampts durch den namen ermanet werde.
6. Wir habind uns abgesündret von denen, die das euangelium
verharrlich predigind, legt er ouch uff uns nach wybischer ardt,

--483--

die das sy mit der warheit nit könnend verantwurten, versetzen 's
mit schelcken. Dann wo habend wir nach unserer maas an dem flyß
des euangelii yenen gefält? Besich unser werck im euangelio, ob es
stüpflin, höuwin oder hültzin sye [cf. 1. Cor. 3. 12]. Darumb merck
also, lieber Struß: die habend sich von den standhaften Christen gesündert,
die wider allen bruch und ordnung den kilchen nit alle leer
lassend fürkommen und demnach der kilchen nit allein das urteyl fry
lassend, als aber Paulus 1. Corinth. 14. unnd 1. Thess. 5. [cf.
1. Cor. 14. 26 ff., 1. Thess. 5. 12 ff.] wyßt. Das thuost du, Struß, unnd
andre mer, fuerend ein nüwe tyranny und gwalt yn; dann du wilt
gesehen sin, sam du by den christlichen, durchlüchtigen fürsten
von Baden darob gehalten habist, das unsere gschrifften verbannet
worden sygind. Da ervorder ich dich, daß du mir gschrifft oder
bewärten geyst darumb anzeygist, daß dir sölichs zimme. Was
hatt der bapst anderst gethon weder gebotten: "Ruer das nit an; liß
das nit, das ist kätzerisch"? etc. So nun ir yetz glycher wyß die

--484--

warheyt (die ir innwendig wol sehend, aber usswendig üch schämend ze
veriehen, darumb das ir üch darwider ze vil vertieffet habend) üwren
kilchen verwerrend, was sind ir anders weder nüw bäpst, die der
kilchen ir urteyl nemmend? Und die frommen herren, glych wie ouch
der bapst gethon, üwer irrthumb ze beschirmen bewegend? Das ist
von gottes wort abtretten und sündrungen und zwyspelt machen. Harwiderumb
aber ist das der einig weg der einigheyt, da man der kilchen
fry laßt fürkommen, das für und wider ein meinung harfürbracht
wirdt, und demnach die kilchen fry laßt urteylen; dann "gott ist nit
ein gott des zwyspalts, sunder der einigheyt" [1. Cor. 14. 33]; der wirdt
die synen, die in synem geyst versamlet sind, nit lassen irren, und
wirdt demnach frid, suon und einigheyt under allen kilchen. Wo aber
ein herr, statt, volck oder commun die leer gottes worts fry laßt gon
unnd die ander nit, so muoß ye zwytracht werden. Nun sich yetz
zuo, welche sich von gottes wort und siner kilchen sünderind, ir oder
wir? Wir lassend üwer, des bapsts, und aller Antchristen gschrifften
fry läsen und legend mit dem schwärt gottes worts [cf. Eph. 6. 17] die
irrthumb nider; so wellend ir 's mit verbott usrichten. Nun wil ich
dich, dich, Struß zuo eim richter erwellt haben. Sag an, welche bedunckend
dich die argwönigeren sach haben: die ir widersächern
gschrift fry lassend one allen gwalt für ir kilchen kummen und widerfechtend
die selbigen stattlich vor der kilchen, oder die wider ir
widersecher vor iren einvaltigen bellend und offenlich wider sy
schrybend, ouch iren schaaffen die geschrifften ze lesen empfelhend,
ouch sy in iren gschrifften offt anliegend, als du hie nit nun
einist thuost und Faber und Egg in allen iren gschrifften tuond? Und
so sich die widersächer entschuldigend oder erlüterend, schryend sy:

--485--

"Man sol sy nit hören; es ist schädlichere kätzery nie uferstanden" etcet.
Ja, erkennend darumb, herr richter, welche die argwönigeren sygind.
Dann es hilfft nit sprechen: "Böse gspräch verbrechend guot sitten"
1. Corinth. am 15. cap. [1. Cor. 15. 33]. Dann fürgeben, das man in
disem sacrament lyplich fleysch und bluot esse, oder daß Christus lyplich
gegenwürtig sye, machet nit guot sitten. Bewärnus: Der Christen
sitten sind nye ergerer gewesen, weder sidhar man die irrigen meynungen
gehalten hatt.
Darzuo erfindt sich offenlich, das wir nüts schampers, fräfels,
args noch übels nie gelert habend, ja mit merer tugend und nidertracht
geleert weder etlich, die sül geachtet werdend [cf. Gal. 2. 9]; darumb
unser leer, der verergernuß halb, billich nit sol geschohen werden.
Wo imm aber ye also wär, das wir valsch oder verergerlich lartind,
dester ee sölte unser gschrifft für die kilchen gelassen werden; dann
mencklich sähe von stund an iren valsch, und wurde das wunder
hingenommen; dann die lerenden möchtind sy bald umbkeeren,
wo so offner valsch darinn wäre. Darumb sind es farwen unnd
erdichte gsuech der gschriffttyrannen.
7. Demnach sagt Struß also: "Es habend ouch die heyligen apostel
keinswegs die warheyt gefelschet umb der schwachen willen, aber allein
etwas zuogelassen der alten heyligen ceremonien, unnd nit geleert darneben,
das sy nit notdurfftig wären zuo der säligheyt."

--486--

Sich, frommer Christ, dem gelerten Strussen zuo, wie wol er
der gschrifft bericht sye; so wirt dich demnach nit wunderen, das er
bald darnach so prachtlich und vertröst redt.
8. Struß: "Doch harnach in kurtzen tagen sol ir thorheyt (meinet
uns, die Christi fleysch nit lyplich essen wellend) klärlicher durch
mich (sich, er setzt sich selbs zum ersten, das er sich nit versume)
und vil andre noch merers ansehens mit hilff gottes an 'n tag kommen".
Antwurt: Wir habend die leer, glych wie die apostel, umb der
schwachen willen ouch nit gefelschet, daß die apostel etwas nachggeben,
habend ouch wir gethon. Wir habend die leer vom fleysch unnd bluot
Christi im sacrament nit uff ban bracht, sunder habend wir der
schwachen verschonet, biß gott uff die ban gefuegt hatt, und one zwyfel
ee angriffen weder Paulus unnd andere apostel die bschnydung.
Darzuo habend wir den handel nit wellen angryffen, biß man in allen
dingen sölicher maas gegründet wäre, das inn nüts mer möchte
hinderstellig machen. In dem bricht Carolstadt harfür unnd

--487--

redt die warheyt; er hatt aber den mangel, den ouch uns der vatter des
liechts [cf. Jac. 1. 17] gelassen hatt, das er erstlich die unverstandnen
wort mit dem "touto" [τοῦτο cf. Matth. 26. 26] nit zum geschicktesten
an 'n tag bracht. Do kondend wir ye die warheyt nit darnider ligen
lassen, drumb das er 's mit den worten nit eygenlich traff (dann es sol
ye einem yeden zimmen in der kilchen ze reden), und habend also die
alten irrung nit geleert (dann sy leyder nun ze starck geleert was),
sunder in iro der schwachen verschonet und dennocht zytlich gnuog die
warheyt harfürtragen. Darumb der erst teyl diser dyner red ein calumnia,
das ist: erdichtet schmähen, ist.
Der ander teyl aber ist ein offner lug, doch wil ich 's ein unwüssenheyt
nennen; dann die apostel habend nit allein gleert, daß die
ceremonien nit nütz sygind, sunder ouch das sy schädlich, unlydenlich
und abzethuon sygind. Paulus zu 'n Galat. am 4. cap.: "Ir
haltend tag, nüwmon, fäst und jar; ich fürcht, ich habe vergeben
under üch gearbeytet" [Gal. 4. 10f.]. Item Galat. am 5.: "Ich, Paulus,
sag üch, das, wo ir bschnitten werdend, Christus üch nit nütz
wirdt syn" [Gal. 5. 2]. Item Hebre. am 9. cap.: "Welchs ein ander
verstand ist desselbigen zytes, in welchem gaaben und opffer wurdend
ufgeopffret, welche ding den nit mochtend volkomnen, der sy thett;
dann wär möchte in spyß und tranck, in mancherley wäschen und
fleischlichen ceremonien (das ist: in usserlichen dingen, die allein yngesetzt
warend biß uff die zyt der abthueung) selig oder gevolkomnet
werden?" [Hebr. 9. 9. 10]. Item Petrus Actor. am 15. cap.: "Warumb
versuochend ir gott, das ir den glöubigen ein joch wellend uflegen, das
weder wir noch unsere vordren nie habend mögen tragen?" [Act.
15. 10]. Christus unser heyland selbs spricht Matth. am 15. cap.:

--488--

"Das zum mund yngadt, das unreyniget den menschen nit" [cf.
Matth. 15. 17-20]. Item Marci 2.: "Der fyrtag ist umb 's menschen
willen gemachet und der mensch nit umb des fyrtags willen" [Marc.
2. 27]. Item Io. 4.: "Es kumpt die zyt, da ir den vatter weder zuo
Hierusalem noch uff dem berg werdend anbätten, sunder die waren
anbätter werdend den vatter anbätten im geyst und in der warheyt"
[Joh. 4. 21 ff.]. Dise kundtschafften, zuo denen noch ein unzalbarliche
menge möchte gethon werden, reychend alle dahin, daß du sehist,
das Christus und sine apostel offenlich wider die cerimonischen ding
geleert habind, und daran nit allein din unwüssenheyt, sunder ouch
fräfne erlernist.
Demnach hab ich lang gesinnet, warumb du doch dise wort geredt
habist, daß die apostel nit geleert habind, daß die cerimonien nit notdurfftig
wärind zur säligheyt, und hab die ursach uss dem argument
oder innhalt der materi nit mögen erfinden; dann es an das ort
nit fuegt. Doch nach langem ermessen beduncket mich, du habist 's
daruff geredt, als ob wir nit leeren söllind, daß das lyplich fleisch
Christi nit nütz sye, und daß dem lyplichen essen nüts verheyssen
sye. Welches nit allein du, sunder ettliche, die vil grösser sind, ouch
schrygend. Warumb soltend aber wir nit das leeren, das unser houptman
Christus Jesus selbs leert? Da er spricht: "Das fleisch ist nit
nütz"? [Joh. 6. 63], verstadt: ze essen, und nit fleyschlichen verstand,
als ir syn wort gewaltigklich biegend. Wiewol ouch üwer verstand
me fleyschlich ist weder die ard des fleyschs, die von Paulo und
Isaia beschriben wirt, so ir das wellend gottes wort uftrechen für
sinen sinn, das allein uss üwer unwüssenheit kumpt, und demnach

--489--

erst üwer fleischliche gedicht harbringend, die ouch von den kinden
ergriffen werdend wortfarwen sin. Ja, spricht Christus: "Das fleysch
ist nitt nütz", und verstadt: ze essen; dann getödt hat er unlang davor
von im gesagt, das es das war brot ist, das die welt lebendig
macht [Joh. 6. 51-58], das ist: das sin menschheit das lamb und opffer
ist, das der welt sünd hinnimpt [cf. Joh. 1. 29]; nit darumb, das er ein
mensch ist, sunder das er gott und mensch ist; aber nach der menscheit
mocht er lyden, unnd nach der gottheit macht er läbendig. Darumb
sprachend die jünger: "Wir gloubend, das du der sun des lebendigen
gottes bist" [cf. Joh. 11. 27, Matth. 16. 16], unnd nit: "Wir gloubend, das
du lyplich muessist geessen werden", oder: "Wir gloubend, das du waarer
mensch sygist", oder: "Wir gloubend, daß der fleischlich verstand nit
nütz sye." Darzuo hette Christus der Juden irrung nit gegnet,
die sine wort ouch nach trang der worten woltend vom fleysch lyplich
ze essen verston, wenn er dise wort: "das fleysch ist nit nütz" hette
vom fleyschlichen verstand geredt. Und zum letsten redt Christus
nit so law, als aber das were, wenn er gsprochen hette: "Das fleisch
ist nit nütz" für: "der fleischlich verstand ist nit nütz", als dann vormal
noch rychlicher ist harfürbracht, wenn ir 's doch nun ouch
läsind unnd üch berichten liessind. Hierumb sagend wir für und für:
Das fleysch Christi ist ze essen nit nütz. Und gebend üch harwiderumb
uf, ze bewären uss gottes wort, das sin fleysch lyblich geessen
ützid nütz sye.
9. Bald so Struß des Eggen namen in sinem buoch nit nennen
wil, fürbuwt er starck, wie wenig daran lige, von wemm doch die
warheit geredt werde, und bedarff doch des goumens nit; dann er

--490--

schonet on zwyfel min nit, weß dann? Deß, das er nit gesehen werde
by den bäpstleren ston. Unnd beschirmpt aber er glych als wol als
die bäpstler das, so wider gottes wort ist, doch mit grösserer ungeschicklicheit,
er und sine mitparten, weder die bäpstler tuond. Dann so die
bäpstler schryend: "Man sol die wort Christi by dem einvaltigen verstand
lassen blyben!", und du demnach zuo inen sprichst: "Es stadt
darby: ,der für üch hinggeben wirt' [Luc. 22. 19], und darumb so muoß
man inn lyblich empfintlich essen", so wychend sy dem schynbarlichen
und sprechend: "Ja, man ißt inn, wie er am crütz gehanget
ist, empfintlich etc., als der widerruoff Berengarii anzeygt." Aber
Struß und sine mitparten, so sy mit den bäpstleren schryend:
"Man sol die wort Christi bym einvaltigen verstand lassen blyben;
wir habend die wort klar; es stadt: ,ist', so muoß es sin", und man
inen darüber antwurtet: "Nun wol har, so laß man den worten iren
einvaltigen sinn und sehe man, was daruß möge verstanden werden!",
so wirdt ye der sinn erfunden: "das brot ist min lychnam, der für
üch hinggeben wirt". Ist nun das brot där lychnam, der für uns
hinggeben ist, so mueßte das brot für uns crützget sin; dann sin lychnam
ist für uns hinggeben. So man ouch spricht: "Laßt man die
wort Christi bym einvaltigen verstand, so muoß der bapst recht haben
unnd muessend wir den lychnam Christi nit allein empfintlich, sunder
ouch sichtbarlich essen; dann er ist sichtbarlich und empfintlich an 's
crütz gehenckt", so sprechend sy: "Sich, das sind nüwe sophisten!"
Und so man sagt: "Wie kann das sophistry sin, so ir uns nötend

--491--

zum einvaltigen unverwendten verstand, so nemmend wir inn in die
hend, so fuegt er nit", denn so sprechend 's: "Das ist der einvaltig
verstand: das ist min lyb unsichtbarlich, der für üch hinggeben wirt
sichtbarlich." Hie gebend wir antwurt: Heißt "corpus" eigenlich und
unverwendt: einen unsichtbaren lychnam, oder "traditur": wirdt sichtbarlich
hinggeben?, so wellend sy es mit schryen ußrichten: "Wir gloubend
den einvaltigen worten gottes." Dem ist recht. Wär ist glöubig,
der das nit thuege? Ir sind aber, die zum allerersten die wort Christi
nit lassend bym unverwendten sinn blyben, so ir sprechend, es sye der
unsichtbar lychnam etc.; dann Christus hat ye nit geredt: "Das ist
min unsichtbarer lychnam, der sichtbarlich für üch hinggeben wirt."
Also erfindt sich, lieber Struß, das die diner parth, die also redend,
wie erst gemeldt, die ersten sind, die den worten Christi iren natürlichen
sinn genommen und dennocht nit getroffen habend. Demnach ist
es besser umb üch worden, unnd hat üch der unverwendt sinn wellen
ze starck sin, und habend gesagt, diß sye der einvaltig sinn der worten:
"Das ist min lychnam; in dem brot ist min lychnam." Da luog
aber, ob ir 's tropice ußlegind oder nit? Ist es nit yetz ein synecdoche,
so ir sprechend: "In dem brot ist min lychnam" für "das
ist min lychnam"? Ist das nit als wol ein tropus, als da wir
sprechend: "Das fäst ist ein gedächtnus deß, das min lychnam für
üch hinggeben wirt"?, welchs ein metonymia ist; dann das nachtmal,
dancksagung oder fäst wirt dem lychnam Christi nach genennet. Also
strüttend und schryend die: "Man mag den tropum nit erlyden",
und fuerend sy mittenzuo den tropum haryn und legend 's durch den
tropum uß. Ich kumm offt dahinder, sy kennind noch nit, was tropus
sye, so sy darwider fechtend und sich aber damit behelffend. Und
zuoletst kumpt Struß und sicht, das sy das nit erhalten mögend:
"In dem brot ist min lychnam", und spricht, der lychnam Christi sye
allen sinnen unbegrifflich in dem zeychen gegenwürtig, deßglychen sin

--492--

heiligs bluot; doch stande dem essenden nüt lyblichs zuo. Sich, das ist
eyn nüwer griff; dann kan ich Strussen recht verston, so wil er
sagen, der lychnam Christi sye wol in disem sacrament, er werde aber
nit lyplich geessen. Warumb kempffet er dann? Unser stryt ist nit
fürnemlich, ob der lychnam Christi im sacrament sye, sunder ob er
darinn geessen werde lyplich, wiewol er ouch nit daa ist, ouch nit darinn
syn mag mit zuolassen gottes worts. Unnd so wir mit gottes wort bewärend,
das er darinn nit syn mag, volget denn unsere meynung,
das er daa nit lyplich geessen wirt. So redend sy wider gottes wort,
er sye darinn, unnd mögend aber das mit gottes wort nit erhalten.
Also sich yetz, lieber Struß, was das sye: "Der lychnam Christi ist im
brot", und wirt aber nüts lyplichs geessen. Was thuot er dann daa?
Wie thuostu den vordrigen ußreden, da ir allweg gesprochen: "Man
isset inn wesenlich, lyplich, doch unsichtbarlich"? Aber das hat dich
dahar gebracht, daß du das: "der für üch hinggeben wirdt" nit kanst
verantwurten; dann er ye empfindtlich mueßte da syn; dann er hat
empfintlich gelitten. So redest du gwaltigklich: "Ja, er ist daa; es
wirt aber nüts lyplichs da geessen." Weist, was es ist: von den roten
hosen sagen? Was einer sagt, so spricht der ander, es heisse nit also.
Und ist das das schönst an dir: du beschiltest mich erst, wie ich ein
Arestotelischer sophist sye, glych ob du ouch etwas im Aristotele
gelesen habist. Und sind aber ir offne sophisten; dann sophist
(als man 's zuo diser zyt brucht), kumpt vom sophizein [σοφίζειν],
das heißt witzlen unnd list suochen one grund der warheyt. Das tuond
aber ir, so ir yetz mit dem unsichtbarlichen lychnam kommend und

--493--

sprechend, er werde lyblich geessen, one grund der warheit, das ist: one
gottes wort; dann gottes wort: "Das ist min lychnam, der für üch hinggeben
wirdt", so verr es nit ein verwendte red sin sol (als ir strytend,
aber nit haltend im darlegen), mag nit erlyden, das er unsichtbar
und unempfintlich da sye; dann er ist nit unsichtbarlich noch
unempfintlich am crütz ghanget. Bald sprechend ir, er sye da, es werde
aber nüt lyblichs geessen, ouch on allen grund gottes worts. Nun
stand har für den spiegel und bsich dich selbs; so wirst als einen
offnen sophisten finden, als ghein Gryllus ye was. Harwidrumb
mag man uns nun mit gheinem schyn der warheit für sophisten verdencken;
dann uss gottes wort warlich ynfueren und schlüssen ist nit
sophistry, sunder die warheit selb selb; oder aber unser herr Jesus
Christus mueßte der sophistry verdacht werden; dann er allenthalb
uff gottes wort hin schlüßt. Da er spricht, Luc. 16.: "Volgend sy
Mosi und den propheten nit, so werdend 's ouch nit glouben, wenn
glych einer von den todten uferstadt" [Luc. 16. 31], ist locus ab autoritate
oder a maiore ad minus. Mar. 3., Luc. 11. ca. samlet Christus
unnd schlüßt also: "Ein yedes rych, das in imm selbs zwyträchtig
ist, wirt zerstört; ist nun der satan in imm selbs zwyträchtig, so mag
ye sin rych nit beston" [Marc. 3. 23 ff., Luc. 11. 17 f.]. Radt, was ist
das für ein syllogismus? Der byspilen wil ich hie nit me anziehen;
ich hab iro anderschwo gnuog anzeygt. Darumb schlüssend wir recht
uss gottes wort: Ist der lychnam Christi das brot oder in dem brot,
so muoß er ouch sichtbarlich und empfindtlich darinn syn; dann er spricht
(so verr man die wort nach üwerem gewalt verston mueßte): "der
für üch hinggeben wirt". Nun ist er sichtbarlich, empfindlich, wesenlich,
lyplich, ouch tödtlich für uns ggeben, so mueßte er ouch also

--494--

daa sin und also geessen werden, wie er crützget ist. Also schlüssend
wir ouch: Ist das brot der lychnam Christi, so ist das brot für uns
crützget, und ist ghein sophistery noch betrug; dann ynfueren, volgen,
schliessen ist gebrucht, ee alle künstler ye erboren sygind. Und sind
ouch wir gheine sophisten; dann das wir ye unnd ye geleert habend,
stadt so vest in gottes wort, das imm noch niemandts hatt zuo gemögen,
wirdt imm auch nimmermee zuo mögen. Unnd ligt nit daran,
was die sophisten uff rychßtagen unnd anderschwo wider uns predigend;
wir habend ein andren tag, weder die blinden ansehen mögind,
noch zuo diser zyt, in dem gdörend wir wol wandlen.
10. Als nun Struß anhebt, myne gründ umbzekeeren, gryfft
er zum ersten das wort Christi, Ioannis am sechßten cap. an: "Das
fleysch ist nüts nütz" [Joh. 6. 63] und kumpt mit dem alten stücklin
harfür, Christus habe damit wellenn sagen: der fleyschlich verstand ist
nit nütz. Darvon hie vor unnd vor offt (als garnach von allem,
das hierinn vergriffen) gnuog gesagt ist. Aber wie offt sy das sehend,
namlich das er, Christus, hie von synem lyplichem fleysch redt, nit

--495--

von fleyschlichem verstand, noch so keerend sy sich nüts daran unnd
könnend 's aber nit verantwurten; dann ir conscientz sagt inen, daß
Christus uff der Juden irrung sprach, sin fleysch wäre nüts nütz
ze essen lyplich, als sy vermeintend. Noch so kempffend 's, unnd
vermeinend 's damit hindurchzetringen, daß sy tandtind unnd lügind,
was sy wellend, unnd schrygend thür darby: "Gottes wort, gottes
wort!", unnd nennend uns valsch propheten, valsch propheten; aber da
ir irrung an 'n tag wirdt gebracht, das lassend 's nyeman läsen. Wie
erber das sye, bedörffend nit Christen urteylen, sunder Türggen
und unglöubig mögend 's erkennen.
Als nun Struß lang von dem geystlichen essen vil gesagt, als

--496--

ob es vormal nye gehört sye, spricht er: wir werdind einen geystlichen
Christum predigen. Lieber Struß, predigest dann du einen fleyschlichen?
Ich wond, "hettind wir Christum glych nach dem fleysch
erkennt, erkanntind wir inn doch nümmen nach dem fleysch",
2. Corinth. 5. [2. Cor. 5. 16]. Sag ich allein, dich ze tryben; dann
du weyst nit, was du sagst. Dann ir sind die die waaren menschheyt
Christi nach der Marcioniter ard nit warlich lassend mensch
blyben; so ir sagend, syn lychnam werde lyplich und wesenlich
geessen, unnd sprechend aber, es gange geystlich zuo, so muoß ye der
lyb, von dem ir sagend, ein geyst und nit lychnam sin; dann ich frag
dich, Struß, ob in disem sacrament der lychnam esse oder die seel.
Ißt der lychnam, wie kan der lychnam geystlich essen? Ißt aber die
seel, wie kan es dann ein lychnam sin? Isset die seel ouch lypliche
spyß? Ist es dann ein geyst? so machend ir Christi menschheyt zuo
eim geyst, nit wir. Ja, es ist ein hültzin schüryselin, davon ir sagend.

--497--

Ir dichtend wort, die weder ir noch ghein engel also verstadt, als ir
die wort zämen wättend, und scheltend mitten zuo so übel, das, wer
von üch nit wil zum höchsten gescholten sin, veriehen muoß, er verstand 's,
und ist aber nüts dann sophistery und wortengdicht. Das
merck also:
Du sprichst, ir redind vom fleisch Christi ze essen nit wie
d' Juden, sunder es sye ein geystliche spyß, gange ouch geistlich zuo.
Das bekennend wir kurtzlich, daß Christum essen sye in inn vertruwen.
Ietz suochend ir den sophistischen ranck: "ja, das ist das geystlich
essen, aber das sacramentlich essen hat ein andere gestalt." Lieber,
sag an, ißt man die sacrament ouch? Du weyst noch nit, ob sacrament
ein bruch und uebung sye oder ein wäsenlich ding. Sprichst, man
isset den lychnam Christi sacramentlich. Lieber, was ist sacramentlich
essen? dann mich ye wil beduncken, du wellist den einvaltigen eins
über 's oug mit dem wort geben. Ist es den lychnam Christi selbs
wesenlich essen, oder ist es in inn vertruwen? Ietz kummend ir und
bütend uns das hültzin schüryselin unnd sprechend: "Man isset inn
wesenlich lyplich, doch geystlich, und allein die geystlichen verstond 's"
[cf. 1. Cor. 2. 14f.], und machtend darzuo mit gottes allmechtigheyt und
prachtend darzuo mit fräfnen worten: Welcher das nit gloube, der
schmächt Christum etc. Lieber, nit also, losend doch! Sagend
an, wie vil sind der geystlichen essen Christi? Sprechend ir: nun
eins, so redend wir glych mit üch; sprechend ir: zwey - gottwolkommen!
so sind ir, die nüwerung bringend; dann ir könnend dess

--498--

üweren geystlich-fleyschlichen essens ghein wort gottes anzeygen, ia ouch
gheinen alten statthafften leerer; dann die habend all das geistlich essen
verstanden, wie wir 's allgemeinlich verstond. Doch solt ich hieby
dinen schonen; dann du sprichst noch nüwer, man esse hie nüt
lyplichs, noch sye der lychnam Christi daa. Hierumb so ist sacramentlich
essen, frommer Christ, nit etwas schwindel oder zouberwercks,
als dise färwer anstrychend, sunder es ist nüts anders dann
das zeichen essen, doch in dem nachtmal der gedächtnus Christi.
Und das kan ghein creatur lougnen. Es verstadt ouch der bapst
sacramentlich essen, wie wir darvon redend, im oft genannten canon:
"Ego Berengarius". Harwiderumb ist geistlich essen nüts anders,
weder in Christum Jesum, den waren sun gottes, vertruwen, und
das zämengestossen essen lyplich-geystlich ist ein gedicht dero, die
sich nit wellend lassen wysen. Und als wenig du weyst, was ein
hültzin schüryselin sye, wiewol du die zämengesetzten wort verstast
(noch ist es holtz, kan 's ye nit ysin sin), also wenig wüssend dise
kempffer me von dem lyplichen lyb geystlich geessen, oder vom geistlichen
lyplich geeßnen lyb, weder daß sy die wort zämen wättend,
die aber ghein annemmen noch heymen im glöubigen gmüet habend;
glycherwyß als so wir von eim schwartzen schnee redtind und sprächind,
er wäre schwartz, aber wir sächind 's nit. Endtlich so ist ein
geystlich essen Christi in inn vertruwen, und ein lyplichs essen die
lob- oder dancksagung, und den lychnam Christi lyplich essen, wie
die bäpstler geredt, ist ein grober unverstand der worten Christi, die
nach hebraischer ard die gedächtnus und lobsagung des tods Christi
mit den worten des lychnams Christi bedütend. Aber den lychnam
Christi lyplich essen, doch geystlich, und nit nach dem lutern geystlichen
essen, ist ein fräfel, sophistisch gedicht dero, die sich mit der

--499--

warheyt nit wellend berichten lassen. Darumb, lieber Struß, die wort
Christi: "das fleysch ist gar nüts nütz" [Joh. 6. 63] für unnd für
waar und geredt sind nit von fleyschlichem verstand, sunder von lyplichem,
fleyschlichem essen, das sye nüts nütz Noch so töübend ir
vor den einvaltigen: "Ist das fleysch nüts nütz, wofür ist dann der
tod Christi?" Unnd habend wir nun talame wol in 7 oder 8 geschrifften
mit hällen worten anzeyget, das wir allein von dem lyplichen
essen des fleyschs Christi redend, das es nit nütz sye. Sich
yetz zuo, ob ir nit offne calumniatores, schmützer und verkeerer sygind,
so ir das, so offt verantwurtet und recht darggeben ist,
hert harfürziehend vor den unwüssenden und sy dermaaß ynfuorend,
ja verfuerend, sam wir Christi verlöugnind, und vergoumend mittenzuo,
daß die waarheyt nit verläsen werde.
Wir dörffend, lieber Struß, nit, das du ein besundren aphorismum,
das ist: ein eygen stuck, uss den worten machist: Struß: "Also
gibt Christus syn lyb und bluot über das innerliche essen in usserlichen,
sichtbarlichen und empfintlichen zeichen, die ouch lyblich geessen
und getruncken werdend." Dann da wiltu gar nüts anders

--500--

sagen weder: die zeychen werdind geessen. Wiltu aber, das ouch der
lychnam Christi geessen werde, doch unsichtbarlich, so erfordrend wir
üch allein darumb, das ir mit gottes wort bewärind, das der lychnam
Christi unsichtbarlich hie geessen werde. Dann die wort: "Das ist min
lychnam, der für üch hinggeben wirt" [Luc. 22. 19] mögend nit von
gheinem unsichtbaren lychnam verstanden werden. Wir erfordrend üch
ouch umb där worten willen, die ir all, du aber mitt diser form sagst:
"Aber allein zuo trost unnd ußspreytung des gloubens" etc., und bald
darnach: "Darumb ist es ein zeychen allein zuo fruchtbargheit den glöubigen".
Das redend ir all uss eim hafen der sophistry, one gottes
wort. Dann das nachtmal ist nit zuo ußbreiten des gloubens oder meren
yngesetzt (ouch so bringt das sacramentlich essen gheinen nutz; oder
aber ir wurdind nit allein das bapstuom, sunder ouch die alten ceremonien
widerumb ufrichten, söltind ussere ding im inneren menschen
etwas meren oder fruchtbringen), sunder es ist ein dancksagung des
todes Christi. Darumb redend ir alle die wort one grund. Bsich
an dinem iijB dise dine wort; lass sehen, wie vil findst du kundschaften
gottes worts.
11. Struß: "Darumb isset der mensch nit hie das fleisch Christi
fleyschlicher wyß, aber nach innhalt der allmechtigen, gewaltigen
worten, so Christus sagt: das ist min lyb; das ist min bluot." Antwurt:
Sich, also söllend ir vor den einvaltigen böldren und

--501--

zouberen. Ißt man das fleisch Christi nit fleyschlich, was ist dann
üwer kampff? Nun sind wir doch eins, das, wär inn geystlich isset,
der wirt heyl. Sprichst: "fleyschlicher wyß red ich". Sag an, wie
kanst du das fleysch Christi anderst essen weder geystlich oder
fleyschlich oder lyplich? Sich, yetz muossend ir aber üwer hültzin
schüryselin harfür suochen, von dem vor gnuog gesagt. Demnach gebend
ir den einvaltigen glych wie die bäpstler ze verston, dise wort "das
ist min lyb" [Matth. 26. 26] (lieber lassend allweg die wort "der für
üch hinggeben wirt" [Luc. 22. 19] us, so sicht man, was ir für kunden
sind) sygind uff sölche meinung von Christo geredt, als ob er mit
denen worten yngesetzt habe, sinen lychnam in 's brot oder nachtmal
lyplich ze zwingen, und sye sin lychnam uss krafft der worten daa;
dann er hab 's also geheissen: "thuond das zuo gedächtnus min" [Luc.
22. 19]; ouch sye er allmechtig. Und hat aber Christus nit wellen
sagen: "Thuond das zuo gedächtnus min, daß ir mit den worten minen
lychnam dahin zwingind", sunder die dancksagung ist die gedächtnuß.
Als wir offenlich in den worten Pauli verstond 1. Corinth. 11. capitel:
"So offt ir das brot essen und das tranck trincken, werdend ir
den tod des herren loben, brysen, darumb dancksagen, das ist:
ußkünden" [1. Cor. 11. 26]. Also söllend wir, diewyl die kilch stadt,
biß an 'n jüngsten tag der guothat Christi yndenck sin unnd miteinander
danck sagen. Das heyßt uns Christus thuon, nit machen, das sin lyb
da sye und lyblich geessenn werde; dann die wort sind tropisch. Da
ir also schryend: "Er ist allmechtig", bewärt darumb nit, daß da
fleysch und bluot sye; dann es volgt nit: du bist ein struß, und mag
dich gott wol zuo einer gans machen; so bistu ouch ein gans. Glych
wie uns ouch nit zimpt ze leren: Christus ist allmechtig; darumb,
so du inn sacramentlich issest, mag er dir die bül vertryben; so
ist sy dir vertriben. Aber so ir ye also machtend unnd prachtend,

--502--

so sagend an: wesß sind die wort: "Das fleisch ist nit nütz" [Joh. 6. 63]
ze essen; "widrumb verlaß ich die welt" [Joh. 16. 28]; "mich werdend
ir nit allweg haben" [Matth. 26. 11] etc.? Sind sy nit Christi? Ja.
Ist er nit als wol allmechtig, die wort ze halten, als das ir wider sin
fürnemen sagend, er mach sich durch sin allmechtigheyt in 's brot
oder nachtmal lyblich? Sind unsere wort nit als wol sin, als die ir
fürwelbend, doch unverstanden? Dann verstanden sind sy uns allen,
die glöubig sind, gemein.
12. Es spricht ouch Struß: "Sy lerend, man sölle hie nichts
wyters annemen oder zuogeben, dann was die menschlich vernunfft wol
begryffen mag" etc., mit vil anderen erlognen worten, die eim liebhaber
der warheit übel zuostond. Dann wir redend hie nit von vernunft
des fleyschs, sunder von vernunfft des inneren menschen, das ist deß
glöubigenn, als ouch Paulus zu 'n Römeren am sibenden capitel
spricht [cf. Röm. 7. 14]. Da erfindt sich ouch an irem eygnen dargeben,
das es dem verstand des glöubigenn menschen unbegriflich ist, das hie
fleysch unnd bluot lyblich oder lyblich-geistlich, wie sy redend, geessen
werde; dann sy entrünnend darumb hinder die allmechtigkeit gottes,
das sy selbs uff irem lyblich-geystlichenn nitt blyben könnend. Aber
Struß hat hiemit wellen Ecolampadium schmähen, der aber nit sine,

--503--

sunder Augustini meynung zellt. Der wil, das im nachtmal gheyn
nüw mirackel fürzegeben sye. Wie? Ist es menschlichem verstand
begrifflich, das Christus der sun gottes und bezalung für unser sünd
sye? Nein. Wemm dann? Dem, den gott zogen hat [cf. Joh. 6. 44].
Ist aber das nit ein mirackel? Ja. Daran sichst aber du, lieber
Struß, das Augustinus hie erstlich nit von der hohen heimlicheyt
Christi reden wil, dero halb er ein trost der seel ist (dann das ist das
wunder, das gott vor uns geton hat, nach des propheten sag und
Psal. 117. [cf. Psalm 118. 23]), sunder das im nachtmal nit z' warten
sye, das man den lychnam Christi wunderbarlich lyblich esse. Zum
andren redt er nit von fleyschlicher vernunfft, sunder von der glöubigen,
die weißt, das Christum essen in inn vertruwen ist, und fragt wyter
gheinem andren essen nach, Io. 6.: "Welcher zuo mir kumpt, den wirt
nit hungren" etc. [Joh. 6. 35]. Unnd hat der fromm man wol gsehen,
das dise wort Christi ein verwente, tropische red sind, die daa mit
dem lychnam die gedächtnuß oder bedütnuß des lychnams Christi
nennet, glych wie wir noch hüttbytag die gedächtnuß der uffart ouch
die uffart nennend, als er ad Bonifacium anzeygt.

--504--

13. Wenn Struß uff uns redt, wie wir den glouben nit kennind,
zücht er 's allweg dahin, sam das der gloub sye, so man gloube, das
hie fleysch und bluot geessen oder gegenwürtig werde. Und damit wil

--505--

er aber muotwilligklich die einvaltigen blenden; dann er hat vor vom
geistlichen essen gnuog gsagt, wie dasselb das vertruwen sye uff Christum,
unnd yetz zücht er 's uff glouben, daß fleysch unnd bluot hie
sye etc. Den glouben erkennend wir wol unnd recht, gott sye danck,
von dem Christus also redt, Io. 6.: "Warlich, sag ich üch, wär in
mich vertruwt, der hat ewigs leben" [Joh. 6. 47], und von dem wir im
glouben sagend: "Ich gloub in Jesum Christum." Aber daran muessend
's all erworgen, daß sy nienen werdend harfürbringen, das Christus
geredt hab: "Warlich sag ich üch, welcher gloubt, daß min fleysch
und bluot da geessen werde, der hat ewigs leben oder wirt gevestet im
glouben" etc. "Ja", sprechend sy, "welcher nit eim yeden wort gloubt,
das Christus geredt hat, der wirt verdampt." Hie möcht ich ein ander
antwurt geben, wil 's aber von der einvaltigen wegen nit thuon; dann
dise nachgend ist die vester und bas für den einvaltigen.
Antwurt. Ir redend recht; doch luogend ir zum ersten, daß, der
glouben söl den worten Christi, den rechten verstand habe; dann die
wort Christi mißverston und daruf wellen glouben, ist nit den worten
Christi gloubt, sunder eygnem mißverstand. Byspil: "Uff den felsen
wil ich min kilchen buwen" Matt. 16. [Matth. 16. 18] zücht der bapst
uff sich, schrygt und machtet ouch: "Gott ist alle ding möglich; er
hat 's dem menschen zuo guotem geton, das er mir in Petro sölichen
gwalt geben hat; gott mag nit triegen" [Hebr. 6. 18]. Ja, laß dich dran!
Ietz kumpt aber der rechtverstendig und spricht: "Du verstast den
sinn nit; er meint nit Petrum; dann er was nit der felß, sunder ein
felser, vom waren felsen genannt. Nun buwt Christus sin kilchen

--506--

uff den felsen, von dem Petrus felser genennet ward." Sich, also
muoß man sich nit uff gottes wort, irrig verstanden, lassen; dann das
ist nit gottes wort; dann er mag nit irren, sunder unsere irrung.
14. In dem spruch oder worten: "Was uss dem fleysch geborn ist,
das ist fleysch" [Joh. 3. 6] halt sich Struß aber, das man sehen mag,
das er nit ein gougler, als er mich nennet, sunder ein gouchfarwer
struß ist; dann er fürgibt, Christus rede da, Ioan. 3., von der ard
des fleyschs. So wol geüebt sind die gsellen in den spraachen, das sy
noch nit sehend, was similia, glychnussen, sind, unnd wie man durch
sy den einvaltigen leert. Welchs Christus on underlaß im bruch
ghebt hat, und hie besunder die allerschönsten similia, glychnussen, von
der geburt des fleyschs und geistes gebrucht, also: Nachdem Nicodemus
Christum von der widergeburt oder nüwrung des geistes nit
verstanden, hat im Christus die summ des heyls mit den worten fürgehalten:
"Welcher nit widergeborn wirt mit dem wasser (das ist: der
rechten götlichen wyßheit, und redt hie nit vom wasser des touffs; liß
Io. 4. [cf. Joh. 4. 7-14]) und geist (dann one den geist nimpt der
mensch das göttlich nit an), der mag nit yngon in 's rych gottes"
[Joh. 3. 5]. Ietz erklärt er im, was die geistlich geburt sye, und nimpt
die glychnuß von dem rechten fleischlichen gebären; doch laßt er aber
nach hebraischer art in anfang das wort der glychnuß uss, also: "Du
sichst, das alles, so vom fleisch geboren wirdt, fleisch ist; also muoß
ouch alles, so vom geist geborn ist, geist sin." Hie sich, lieber Struß,
daß dises zwo gnomae (das ist: zwen unbetrogen sinn oder schlüss)
sind, die überal von allem fleysch und von allem geist verstanden
werdend; dann gnomae oder sententiae muessend überal waar sin, oder

--507--

aber sy zimptind nit für gwüss ußzegeben. Du sichst ouch, das
Christus die wort: "was uss dem geyst geborn ist, muoß glycher wyß
geist sin" schlüßt uss dem vordrigen: "was uss fleisch geboren ist, das
ist fleysch". Also hab ich nun üwer irrung wellen des gebärens halb ab
effectu aut sequela anzeigen mit sölchem schluss: "Alles, das vom fleisch
geborn wirt, das ist fleisch; wirt nun etwas vom fleisch Christi geboren,
so mueßte es fleysch sin." Dise rechnung, sillogismum, mögend ir all nit
brechen und werdend glych unsinnig drob. Aber üch tütschen
schuolmeistren manglet vil; ir sind nit so bricht, das ir über die
brunnen selbs mögind gon, lernend uss den tütschen buechlinen,
und legend im denn ein andren rock an, als ob ir 's geboren habind,
unnd wellend üch darmit namen machenn, unnd so man üch hinder
dem schildt suochet, so sind ir nit daheymen. Ich merck grundtlich,
das du das stuck im euangelio Ioannis 3. noch nye klarlich verstanden
hast, noch min bewernuß, die ich daruß züch, die stadt vest.
Wirdt etwas uss dem geeßnen fleysch Christi geborn, so muoß es fleysch
sin. Das hab ich still wellen den grösseren, weder du bist, anzeygen
wider ir valsches fürgeben, da sy sprechend: das fleysch Christi geessen
bevestne den glouben, ja ouch gebe das euangelium gegenwürtig,
und derglychen unsinnige reden, die alle geburt des euangelii,
die allein von dem ziehenden vatter kumpt [cf. Joh. 6. 44], mit den
worten umbkeerend. Und haben wir ein gewüss wort gottes: was uss

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dem fleysch geboren werde [cf. Joh. 3. 6], und ir könnend nit eins
anzeygen, damit ir bewärind, daß der gloub darmit gevestnet werde.
15. Daß ich demnach dise gschrifften: "Mich werdend ir aber
nit allweg haben" [Matth. 26. 11] und: "Widrumb verlass ich die welt
und gon zum vatter" [Joh. 16. 28] und deroglychen sag allein von der
menschlichen natur Christi muesse verstanden werden, das alenfantzet
Struß so fräfenlich mitt so offner schmaach der warheyt (ich wil
myn geschwygen), daß mich schier duncken wil, es sye nit ein
struß, sunder ein gugger. Lieber Struß, warumb schrygest du

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hie nit ouch: Es mag ein buochstäblin von den worten gottes nit hinvallen?
[cf. Matt. 5. 18]. Nun hat er gesagt, er werde die welt verlassen
[cf. Joh. 16. 28], so muoß er 's ye verlassen. Er mag sy aber mit siner
gnad und gottheyt nit verlassen; dann damit erhalt und durchdringt
er alle ding; so muoß das allein von der menschlichen natur geredt sin.
Darzuo weyst du, das der glöubig verstand das anzeigt und alle, so dise
wort ye ußgelegt habend. Noch darffst du böldren, und sicht man
aber, das du die rechten, alten theologos nit lisest, ia on zwyfel ouch nit
läsen magst, in welichen du doch erlernetist, ioch ein kleyn bas in
der gschrifft wandlen.
Demnach verantwurtest 's alles mit dem eynigen wort "unsichtbarlich",
die lyblich gegenwürtigheit des lychnams Christi sye uns
nit genommen, sunder allein die gsicht und empfindtnuß, und ist
aber dasselb nun üwer tant. Wenn hörstu 's? Tuond gschrifft
drumb dar, oder aber ir sind die fräfnesten sophisten, die ich ye
gsehen hab. Ir wellend uss üwren köpffen reden und ghein gotzwort
nit darumb darthuon; das habend ir gemein mit andren sophisten.
Das ir aber üch das selb erst ouch vom lychnam Christi lyblich, doch
unsichtbarlich redend, tuond ir nit allein wider alle vernunfft (darinn ir
doch böser dann die sophisten sind), sunder ir redend wider gottes
wort; ia unnd ir schmähend die menscheit Christi; dann ir sagend inn
hie unsichtbarlich und unempfintlich im sacrament sin, so doch er
spricht, das sye sin lychnam, der für uns hinggeben werde [cf. Luc.

--510--

22. 19]. Ist nun der sichtbar und empfindtlich für uns hinggeben, und
ir sprechend, wir essind inn uss krafft der worten, und löugnend doch
die gsicht und empfintnus, so löugnend ir, das er sichtbarlich unnd
empfindtlich gelitten habe. Noch bumsend und tönend ir hert und
vast und thuond ghein geschrifft dar, und mögend aber nit endrünnen;
wellend ir 's buochstäblich verston, als ir schrygend: "die wort
sind klar: das ist min lyb", so müessend ir abston mit den Marcionyten,
das er nit lydenhafftig gewesen sye; das ist ein offne
schmaach des herren Jesu Christi, und wir schmähend inn nit.
Demnach, so bald ir sprechend, der unsichtbar lychnam sye daa,
so nemmend doch ir yetz von stund an das wort "corpus" tropice,
das ist: anderverstendig, den lychnam für den unsichtbaren lychnam,
unnd schrygend dennocht wider die tropos, als der üch mürden
welle, wie doben ist anzeygt.
Zum dritten lernend ouch uss gottes wort, das, wo Christus
lyplich, doch unsichtbarlich, by uns wäre, das er die wort nit also
geredt hette: "Widerumb verlass ich die welt" [Joh. 16. 28]; dann
welcher allein die gsicht beroubet, heyßt darumb nit abwesend.
Einest (do du ein predigermünch), nachts in diner zäll, warest du
unsichtbar; noch warest du gegenwürtig, und kond man nit sagen, du
wärist nit daa. Zeyg ich allein an, üch ze äffen, das ir so arm
fluchten suochend und vermeynend den einvaltigen ze blenden. Do
Christus ein zytle ward von den jüngeren sin, sprach er nit: "Ich
verlaß die welt", sunder: "Ir werdend mich ein zytle nit sehenn"

--511--

[Joh. 16. 16]. Kurtz, allein nit gesehen werden mag die starcken wort:
"Ich verlaß die welt" nit erlyden; dann so verr er lyblich by uns wär,
hette er die welt nit verlassen; dann er wäre göttlich und lyblich by uns.
Das bewärt der engel, so er spricht: "Er ist nit hie" [Matth. 28. 6],
und spricht nit: "Er ist hie, aber unsichtbarlich." Sprichst: "Er ist
aber im sacrament." Antwurt: Im sacrament sin bringt, das er einsmals
mueßt an hundert mal hundertusend enden sin, das doch der
menschheyt nit möglich ist, ia gheinem lychnam. Unnd an so vil
enden sin mag gheinem zimmen dann dem, das unbegrifflich ist,
das ist alleyn die gottheyt. Deßhalb weder im sacrament noch anderschwo
der lychnam Christi mer dann an eym ort sin mag. Unnd bewärdt
des engels red: "Er ist nit hie" [Matth. 28. 6] wol unnd recht,
das er lyblich nun an eym ort sye. Wie ouch Augustinus de consecratione
dist. 2. cap. prima. Hie bruchend ir ein fyn stuck; ir
fuerend uns mit üwerer sophistry dahin, das ir sagend: es möge sin,
das ein lychnam mee dann an eynem ort einsmals sye, und so wir
üwer lügen uflösend, sprechend ir: "Sy sind sophisten." Sag an, weß
ist das wort: "Er ist uferstanden und ist nit hie" [Marc. 16. 6]? Und
das: "Mich werdend ir nit allweg haben" [Matth. 26. 11]? Ist es
min, so ist es sophistry, aber es ist dess, der die warheyt ist [cf. Joh.
14. 6]. Hettend wir aber inn lyplich, so mueßte diß wort nit war syn;
dann wir hettind inn allweg.
Zum 4. magst du das nit verkeeren Actorum 1.: "Där Jesus,

--512--

der von üch empfangen ist in himmel, der wirt also widerkummen, wie
ir inn habend gesehen z' himmel gon" [Act. 1. 11]. Hie zeygend wir
üch an, das, wenn er lyplich kummen, werde er sichtbarlich kummen;
so zeygend ir uns uss gottes wort an, das er unsichtbarlich in 's sacrament
kumme. Ir vermögend 's nit; dann es ist nüts dann üwer
blauwer tant: "wenn er kummen, wirt er sichtbarlich kummen", und
schmützind und schelckind ir, was ir wellind. Er hette wol können
sagen: "Ich wird unsichtbar by üch sin", und hette nit dörffen sagen:
"Ich verlass die welt", und: "Es ist für üch, daß ich von üch gange" etc.
Zum letsten thuot sich Struß aber uf, das er ein tütscher
schuolmeyster ist, das ist: das er sine gründ allein uss tütschen
buechlinen erlernet hatt. Denn er spricht die wort Matt. 24.,
Marci 13.: "Wenn üch yemants sagen wurde: hie oder dört ist Christus,
so gloubend 's nit!" [Matth. 24. 23; Marc. 13. 21], das sölle allein
uff die secten verstanden werden. Da wird ich bericht, das ein

--513--

träffenlicher das wort neyswa in eim buechlin dahin gezogen hab; so
wänet aber Struß von stund an, es sye der natürlich sinn der worten,
unnd gadt nit selbs über den brunnen; dann er hat ghein schöpfer.
Christus wil also sagen, daß die truebsäl so groß werdind, das ouch
die unglöubigen Juden nach dem Moschiah, behalter oder Christo
schryen werdind; dann werdind die valschen propheten inen den behalter
hie oder dört zeygen, da söllind sy nit hingon; denn er werde
nit daa sin, verstand: lyplich, als sy inn suochen werdend. Also
fragend inn die jünger, wo er doch sin werde, gibt er inen zwo glychnussen.
Eine: er werde so häll und klarlich kummen als der blitzg,
der eines ougenblicks also den gantzen kreyß unserer gesicht erfülle [cf.
Matth. 24. 27]. Die ander ist, daß sy dess orts sich nit annemmind;
dann glych wie sich die adler zum aas versamlend, also werde by im,
dem himmelischen adler, der züg der ußerwelten versamlet [cf. Matth.
24. 28; Luc. 17. 37]. Hie sich nun: erstlich wil Christus nit, das
mann inn hie oder dört zeyge; warumb zeygend ir inn dann im nachtmal?
Verstand mich allein der menschheyt halb. Zum anderen

--514--

sichst du, ob er sichtbar oder unsichtbar kömme. Zum dritten werdend
die ußerwelten by imm sin. Er wil ouch, das, wo er sye, syne
diener by imm sygind [cf. Joh. 12. 26]. Ist er nun im sacrament, so
muoß ouch der groß Christoffel by imm syn. Sich, ob uns die
kundschafft diene oder nit. Das aber von den secten ist nun ein
yngeschlossens unnd nit das fürnemm oder principal.
Hie muoß ich ettlichen predicanten ein antwurt geben, die ouch in
einer gar verruempten statt dargestanden und also ußgeschrüwen
habend: "Sehend, fromme Christen, dise nüwen leerer sind die
valschen propheten, die Christum zeygend: ,Sich, er ist hie; sich, er
ist dört'; dann sy sagend: ,Sich, er sitzt zur gerechten gottes vatters';
zeygend sy inn nit an eym ort?" Ja, sprechend sy: Gott hat
ghein hand; deßhalb zuo der gerechten sitzen so vil vermag als glychen
gwalt mit imm haben etc., mit vil anderer kluogheyt. Sich,
tüfel, wie krümpst du dich! Söllend wir inn nit da oben zeygen,
so Marci 16. also stadt: "Er ist in den himmel empfangen und
hat sich gesetzt zuo der gerechten gottes" [Marc. 16. 19]? und
Steffanus sagt: "Ich sich den himmel offen und den sun des menschen
stonde zur grechten gottes" [Act. 7. 55]? Ist Marcus ein
valscher prophet? derglychen der heylig Steffanus? Nun redend sy
doch grad wie wir. O ir verspotter, Isa. 28. und Psal. 1. [cf. Jes.
28. 14; Ps. 1. 1]. Merckend uf: heyßt zur gerechten sitzen glychen
gwalt mit gott haben? Ja, so ist es ein tropus, ein verwenndte red.
Zimmte uns yetz nit ouch böldren und schryen: "Wir haltend uns
der einfaltigen worten; machend uns uss ,zur grechten sitzen' nit mitherschen!"?
Darumb so merckend (wie darvor ist anzeygt), das ouch

--515--

in den allerhöchsten dingen gott tropisch redt. Demnach sagend an,
lieben brueder: ist Christus nüwlich erst zur grechten gottes kummen,
oder ist er eewigklich daa gewesen? Werdend ir one zwyfel, und ouch
recht, antwurten, daß er nach götlicher natur ewigklich daa sitzt, das
ist: glych ist und herschet. Frag ich: Was ist dann hinuf gefaren? On
zwyfel die menschheyt. So ist sy one zwyfel vor nit doben gwesen.
Ist sy vor nit doben gewesen, so ist die menschheyt Christi ye nit
mee dann an eym ort; oder aber wär sy wie die gottheyt allenthalb, als
ir sagend, so wär sy ouch allweg doben gwesen und hette nit uffarens
bedörffen. So erlernend ir am hinuffaren, daß sy nun an eym ort
ist; dann sunst wäre sy vor allen dingen by gott doben gewesen und
hette nit hinuf dörffen faren. Erlernend ouch, daß die uffart und "zur
gerechten sitzen" hie allein uff die menschheyt Christi reicht. Und
nemmend die communicationem idiomatum, das ist: die gmeinsamme
der eygenschafften beder naturen, recht in d' hand, so wirt üch alle
ding klar. Und sehend das "ist er hinufgefaren" (als er ungezwyflet
ist), so ist er hie nit lyplich; dann hette er hie wellen lyplich sin und
im himmel, hette er von der menschheit nit geredt: "Widerumb verlaß
ich" etc. Wellend ir nit das ouch sophistenwerck nennen? Ja,
üwers ist nit allein gesophizet, sunder genosphizet, das ist: untrüwlich
gehandlet mit gottes wort; dann wir redend mit den heyligen
apostlen, Act. 2., daß er von der grechten, das ist: macht gottes, erhöcht
ist [cf. Act. 2. 33] nit nach der gottheit (nach dero er nit erhöhens
dorfft; dann er dieselben klarheit von ewigheit hatt, Io. 17. [cf. Joh.
17. 5]), und widrumb mit Petro, 1. Pet. 3.: "Er sitzt zur grechten gottes;
er ist inn himmel hinuf gangen, unnd sind imm da die engel underworffen"
[1. Petr. 3. 22], und mit Paulo, Ro. 8.: "Da Christus ist zuo der
grechten gottes sitzende" [Röm. 8. 34], und widerumb Hebr. 10: "Der
sitzt in die ewigheit zur gerechten gottes" [Hebr. 10. 12]. Und erkennend
wol, das er herschet mit dem vatter unnd heiligen geist; noch so

--516--

erkennend wir, das sin menschheit nun an eim ort ist, wie ioch die
heiligoste gstalt des angesichts gottes sye. Wir zeygend inn aber
nyenen, dann da er sich selbs zeygt; ir aber zeigend inn im brot, im
nachtmal; ouch wie man das heil oder trost in gheinem usserlichen
ding zeygen sol, zeigend ir in sinem essen vestung des gloubens, ouch
gegenwürtigheit des gepredigeten euangelii, ja alles, das üch in sinn
kumpt, darmit ir üch hoffend ußzereden, doch alles uss üwren köpffen,
one gottes wort. Darumb besserend und enderend üch, oder aber ir
werdend den zorn gottes bewegen, wo ir der offnen warheit nit
wychen wellend.
16. Nach langem gfächt kumpt Struß aber wider und spricht:
"Es ist offembar, das der lyb Christi nit brot ist, oder das brot der
lyb Christi. Aber brot blybt brot, unnd der lyb Christi blybt ouch
ungeendert." Wenn 's Struß darby liesse blyben, so hette er recht

--517--

geredt und nach gottes wort; dann Christus spricht Mat. 26.: "Hinfür
werdend ir den sun des menschen sehen sitzen zur grechten der
krafft gottes und kummen in den wolcken des himmels" [Matth. 26. 64].
In welchen worten wir wol merckend, das er sinen sitz oder wonung
oder blyben nit endren wirt biß an 'n iüngsten tag, als wir ouch im

--518--

glouben veriehend: "er sitzt zur grechten gottes, vatters allmechtigen,
dannen er künfftig ist ze richten" etc. Also läsend wir nienen, das
er da dannen an ghein ander ort lyblich künfftig sye noch zuo keinem
anderen werck, weder ze richten. Aber Struß blybt nit by den worten,
sunder spricht glych daruf: Struß: "Darumb hat der herr Christus von
demm gesagt, das under dem brot verborgen lag, deß das brot ein usserlich
zeychen ist. Und ist also warlich der lyb Christi mit dem brot
gegenwürtig" etc. Erwig, lieber läser, dise wort des Strussens wol,
so erfindstu, das Struß nit gloubt, daß in demm brot der lychnam
Christi geessen werde, als Pomeranus und die part haltet.
Dann ich ouch vorhar eygenlich allenthalb uff sin wort gemerckt und
verstanden, das er nun wil sagen, der lychnam Christi sye gegenwürtig,

--519--

werde aber nit geessen. Aber er halte, was er welle, so wirt
doch offembar, das er nüts dann einen onmechtigen, unggründten
tant fuert; dann so er spricht, der lychnam Christi lige under dem
brot verborgen, so laßt er doch die wort Christi: "Das ist min lychnam"
nit einvaltig blyben, sunder macht tropice, anderverstendig
daruß: "under dem brot ist der lychnam Christi", das aber nit erlidten
mag werden. Dann wär er under dem brot gewesen, so wär
er unsichtbar darunder gewesen; denn so volgte aber, daß er unsichtbar
gelidten hette; dann es stadt druff: "Der für üch hinggeben wirt"
[Luc. 22. 19].
17. Das er von sant Johanns sägen murret, ist aber ein
calumnia, ein verkeren. Ich hab wellen den einvaltigen in diser
sach ein byspil der metonymian, das ist: des nachnennens, geben und
hab inen eins gsuocht, das allen menschen erkannt ist. Wil er aber
biblische exempel haben, findt er sy allenthalb in unseren gschrifften,
die davon geschriben habend, ouch hie, wie doben ist anzeygt.
18. Da er sich demnach darthuot mit einem byspil oder glychnuß
mit dem usserlichen unnd inneren wort (das usserlich wort sye nun
ein menschliche stimm; das aber mit demselben bedüt werde, sye
das ewig wort gottes), tuot weder er noch die das narracht (ich muoß
im ye den rechten namen geben) buechlin in Schwaben wider den
frommen Ecolampadium gemacht habend, mer dann die sophisten
tuond, so sy fragend: "termini an res veniant in praedicamentum?",

--520--

darvon lang ze sagen hie nit statt ist; dann sy suochend einen knopff, da
gheiner ist. Das usser wort, das von unseren münden kumpt, ist ouch
eben das wort gottes, das by gott ist und in unseren glöubigen hertzen,
so verr wir "wort" für den sinn und die warheit nennend. Verstand
sy aber durch 's usser wort den athem, die stimm, die red, den ton,
der von den läfftzen falt, one den verstand, ach gott! was wellend 's
damit erfechten? Ist dann nit underscheyd zwüschend eim yetlichen
athemwort und sinn? Sol aber das lyblich wort das inner machen, so
nemmend wir 's also in d' hand: Struß prediget das euangelium usserlich;
sye nun, das er 's recht predige, so wirt der mensch, der inn hört,
innerlich eben deß bericht, deß Struß innerlich bericht ist. Dann
ich hie nun ein byspil gib uff iren tant, sunst wüssend alle glöubigen,
das nyeman das wort annimpt, weder den der vatter leert. Ich
wil aber allein das leren, das sy, so sy vom usseren unnd inneren wort
glychnussen gebend, gantz närrisch den blaast und stimm des worts
das usser wort nennend, das so hochgelerten lüten seer übel anstadt.
Das usser wort, das Paulus prediget hat (yetz nenn ich "wort" den
sinn und verstand), ist der sinn unnd meinung, die gott hat, und das
inner wort Pauli ist ouch einer meinung und sinn mit dem ussern
gwesen. Und ist darnach das selbig wort, so es gott in der menschen
hertzen gepflantzt hat, eben das wort gewesen, das gott wil und Paulus
inwendig hat. Deßhalb wir Christen ein lychnam sind, davon
Christus und die apostel vil gelert; dann wir einen geist, sinn, verstand,
meinung, red innen und ussen fuerend. Uss welchem grund
Paulus spricht: "Nieman redt: ,der herr Jesus', dann im heyligen
geist" [1. Cor. 12. 3]. Wie? Leer man ein agolstren oder sittich
sprechen: "herr Jesus" (wie yhene rappen reden kondend, dero der
keiser sagt sich vil daheimen haben); redend sy ouch im heligen geist?

--521--

So sichstu ietz wol, frommer Christ, was den apostlen das usserlich
wort heißt: nit die stimm, als dise blinden zürlimürlend (oder aber
die tulen wurdend im heyligen geist reden), sunder die selbs meinung,
die sy in iren hertzen habend, harus geredt. Nun wellend die zürlimürler
also sagen: das usser wort: "das ist min lychnam" gebäre nit
allein den verstand, sunder mache ouch wesenlich den lychnam
Christi da sin, durch sin krafft. Nun sind mir gottwolkommen,
bapst und bäpstinen, ir stützen aller finsternuß. Also wirt der bapst
sagen: "Da Christus zum bettrisen gesprochen hatt: ,Sun, dir werdend
dine sünd nachgelassen' [Marc. 2. 5], da hat er das allmechtig
wort geredt, und es ist also an im selbs gewesen, und darumb, so ich
uss krafft miner schlüßlen sprich: ,Dir werdend dine sünd nachgelassen',
so volgt nit allein die leer, sunder es werdend dem menschen uss krafft
der worten sin sünd verzigen, ich hab das allmechtig wort." Gnad
bäpste, so gond hin, nit zuo den sundersiechen (dann man sol üch
blinden nit zuo menschen schicken, ir verfuortind 's), sunder zuo dem
rüdigen hund Ulyssis, und sprechend zuo im: "Biß reyn!" Matt. 8.
[Matth. 8. 3]. Lass sehen, mögend ir im damit den wuost vertryben.
Verzych mir, christlicher läser, das ich mit denen pfawen also
red. Ich weyß, was gott durch sine glöubigen thuot; aber dise blender
muoß man also angryffen, oder aber sy wondind, sy hettind 's troffen,
voruß so sy so vil ruemeren habend, und ist doch in vil iaren

--522--

narrechters buoch nye ußgangen. "Ja", sprechend s', "verbum caro
factum est (glych als wir kinder, do wir uns forchtend); das wort ist
mensch worden [Joh. 1. 14]. Sehend ir: das wort ist fleysch worden;
also geschicht es ouch hie, so dise wort: ,das ist min lychnam' gesprochen
werdend." Antwurt: Sagend an: do Christus im reynen
lychnam Marie mensch ward, wär sprach das wort: "das wort ist
mensch worden" mit dem athem, unnd ward darnach das wort oder
gheyß mensch? Nieman. Also verstond ir, wie üwer zürlimürlen
grund hat. Setzend aber, das glych also empfolht wäre eim engel ze
reden zuo Maria: "das wort wirt mensch", wär es darumb uss krafft des
usseren worts oder ioch verstand des engels mensch worden? "Nein",
sprächind sy, "sunder uss krafft und würckung gottes". Also ist im
recht. Warumb schryend ir dann: "Wir habend das allmechtig wort",
als ouch Struß hie oft thuot? Hat das wort weder im menschen
noch uss dem menschen die krafft, warumb redend ir dann also den
einvaltigen vor, ir tenebriones? Setzend ouch wyter, das dise wort:
"das ist min lychnam" und: "das wort ist mensch worden" glycher
krafft sygind (wie ir sagen wellend), so wirt volgen, das, so offt einer
spricht: "Das wort ist mensch worden", so offt wirt Christus mensch
werden. Glych wie ir sagend uss krafft der worten: "das ist min
lychnam" den lychnam Christi werden.
Hierumb lassend den zenggischen tüfel von üch beschweeren,
o allerliebsten brueder, unnd lassend üch ouch leren; ir gond an 'n
wenden. Ir muessend ufsehen in den worten gottes, welches wort
des erzellens oder der gschicht sygind, und dargegen ouch sehen,

--523--

welches wort der verheyssung sygind. Under den worten der gschicht
begryffend ouch die wort der usseren dingen, die geheissen oder verbotten
werdend. Wort der verheyssung sind: "Welcher in mich vertruwt, der hat
ewigs leben" [Joh. 6. 47]; "was ir eim dem kleynsten der minen thuond,
sol mir gethon sin" [cf. Matth. 25. 40]; "die zeychen werdend denen
harnach gon, die in mich vertruwend" [Marc. 16. 17] etc. Dero ist
die gschrifft voll, und sind doch underscheiden; etliche sind allgemeine,
als: "Din gloub hat dich sälig gemacht" [z. B. Matth. 9. 22] und:
"welcher ein trunck kalts wassers gibt" [Matth. 10. 42; Marc. 9. 41] etc.;
etliche aber sind besunderer, als: "er wirt mir ein ußerwelt vass oder
gschir" [Act. 9. 15]. Wort der gschicht, die verbietend, sind: "Ir aber
(verstadt die apostel und diener des worts) söllend nit also herschen"
[cf. Matth. 20. 25]; "gebend nit böß umb böß" [Röm. 12. 17] etc.
Wort der gschicht, die gebietend: "Gond hin, predigend das euangelium"
[cf. Marc. 16. 15]; "touffend in den namen des vatters und suns
unnd heyligen geystes" [Matth. 28. 19]; "thuond die dancksagung mines
tods" [cf. 1. Cor. 11. 26]; "wünschend den friden dem huß, daryn ir
gond " [Luc. 10. 5] etc. Wort der gschicht oder erzellens allein sind:
"Das wort ist mensch worden" [Joh. 1. 14]; "sy hat iren eynigeersten
sun geborn und in die kripp gelegt" [Luc. 2. 7]; "ir dochter ist gsund
worden zur selben stund" [Matth. 15. 28] etc. Ietz nemmend ein figur
darvon, ob ir doch yenen möchtind bericht werden.
Wort
der verheyssung, promissionis verba, sind
der that,
facti verba.
Die sind
wort, die einvaltige gschicht
erzellend;
wort, die da verbietend: "Das
sol man nit thuon." Sind ouch
wort, die gebietend: "Das sol
man tuon." Sind mit underscheyd
allgemeyne universalia,
und besundere privata.
allgemeyne: "Ir söllend nit
zornig syn." Und besundere:
"Ir söllend nit
herschen." Betrifft alleyn
die apostel unnd die
wir geystlich nennend.
wort, die allein ceremonisch
sind;
wort, die das läben oder
sitten antreffend.

--524--

Ietz, hoff ich, habind ir den underscheyd vermerckt; dann ich
schnyd üch grob für. Wenn ir nun uss einem gschlächt der worten in
das ander vallen wellend unnd eins durch 's ander, das aber eins andren
gschlächts ist, bewären, so irrend ir nüts weniger, dann so die advocaten
oder fürsprechenn das genus actionis, die handlung oder nennung,
nit recht darthuond. Als so gott spricht: "Himmel unnd erden
werdend möglicher vergon weder ein buochstab von minen worten"
[cf. Matth. 5. 18], ist es ein wort, das under der verheyssung begriffen
ist. Wenn du nun sprechen wöltist: "Christus ist mensch worden",
darumb es stadt gschriben: "das wort ist mensch worden" [Joh. 1. 14],
und darumb, wo man das wort spricht, da wirt Christus von stund
an sin; dann himmel und erden (sich, yetz hebstu dich an vergon
in ein ander gschlächt der worten) muoß ee zergon weder eins
siner worten, so irrestu; dann das wort: "Das wort ist mensch worden"
ist ein einfaltige gschicht erzellet unnd mag nit under die wort der
verheyssung gezellt noch mit inen bewärt oder in ein mißverstand
gezogen werden. Ietz nemmend ein byspil in einem geschlächt als in
der verheyssung, aber in anderen gliden: "Ich blyb by üch biß zuo end
der welt" [Matth. 28. 20] ist ein wort der allgemeinen verheyssung.
Und: "Er wirt min ußerwelts vass oder gschirr" [Act. 9. 15] ist ein
wort der verheyssung, aber einem besunderen, namlich Paulo. Wenn
du nun uff ein yeden sprechen wöltist: er ist ein ußerwelts geschirr
gottes, er ist Paulus (als die töuffer gethon habend), so irrtist, wenn
du dich deß wöltist behelffen, daß es ein wort der verheyssung wär;
dann es ist nit die verheyßung, die alle glöubigen gemeinlich antreffend,
sunder der besundren verheyssung. Ietz wellend wir in das
ander gschlächt der worten der that und daselbst ouch anzeigen, das

--525--

die wort, die glych eins gschlächts der that sind, aber nit eines glids,
ouch nit mögend einander bewären. Christus spricht zum stummen,
Marc. 7.: "Hiphathah, wird ufgethon!" [Marc. 7. 34]; das ist ein wort
des besundren verheyssens, diewyl er 's redt (dann ich gegenwürtige
gheyß der wunderwercken Christi ouch under die verheyssung begryff).
Aber als es uns fürgehalten wirt, ist es ein lutre gschicht, was Christus
geredt und gethon hab. Und das wort: "Ir habend 's vergeben
empfangen; vergeben gebend 's hin" [Matth. 10. 8] ist ein wort, das da
gebüt, was man thuon sölle. Wenn ich nun zum lerenden euangelisten
sagen wölt: "Sprich das wort ,hiphata' über den stummen und mach
inn redend; dann Christus hat 's ouch geredt, und ist der stumm
redend worden", so irrestu; dann das magstu im wol anmuoten, das
er dir die leer unvergolten mitteil; dann Christus hat 's geheyssen;
aber mit dem wort "wird ufgethon" mag er darumb gheinen stummen
redend machen; dann es ist nun die einvaltig gschicht also beschriben,
nit daß die wort dise oder ihene krafft söllind haben. Ietz nimm
zwey byspil in einem gschlächt der that, aber in andren gliden; das
ein: "touffend sy in den namen des vatters und suns und des heyligen
geistes" [Matth. 28. 19] ist ein wort der geheyßnen that, aber doch ein
cerimonia (sag ich yetzmal allein darumb, das ich mich nit lang sume;
dann ich sunst wol weyß, das, wiewol die apostel den touff ouch für
ein cerimonien gehept, habend sy doch dise wort nit für die bestimpten
wort gehalten, one die der touff nit sye; dann sy habend in
den namen Jesu ouch getouft). Es ist aber nüt des weniger nüts zuo
nüwren in dem val; dann die in Jesum, touffend ouch in vatter und
heiligen geyst; und welche in 'n vatter, sun unnd heiligen geyst, touffennd
ouch in Jesum. Dise wort sol man nit ußlassenn im touffen.
Verstand aber durch die wort nit den athem, sunder den sinn und
meinung, namlich, das der touffende den toufften sol ynlyben dem

--526--

vatter, sun und heiligen geist, dem ouch er yngelybt ist nach gottes
meinung. Nimm demnach ein wort der geheyßnen that, das nit ein
cerimonien ist, sunder die sitten gebüt, als: "In welches huß ir ynkeerend,
da essend das sy habend" [cf. Luc. 10. 7]. Wenn du nun
also ab dem vordrigen wort der ceremonien des touffs also nemmen
wilt: "Es sol nüts in der meynung gottes usgelassen werden, unnd
darumb, wie man den touff zuo einer ceremonien gibt, dero die in vatter,
sun und heiligen geyst yngefuert werdend, also sol man ouch das wort
erfüllen: ,essend das sy habend'", so wirst du ein übriger stubenstencker
werden; dann wär wolte dich imm lassen all syn hab abessen?
Ietz nimm byspil uss dem gschlecht der thatworten, die man
nit thuon sol, und zum ersten ein allgemeins: "Ir söllend nit böß umb
böß geben" [Röm. 12. 17], trifft. alle glöubigen an; "was ir nit
wellend üch gethon werden, das thuond ouch niemant" [cf. Matth. 7. 12],
derglychen. Harwiderumb: "Ir söllend weder sack noch seckel mit
üch tragen" [Luc. 10.4] und: "Ir aber söllend nit herschen" [cf. Matth.
20. 26] trifft allein die apostel oder botten an, oder aber, welcher sack
und seckel hette oder welcher ein oberer wäre, das er herschete, wurde
verdampt (als die töuffer woltend sagen). Darumb so volget nit, das
man an demm ort das eyn mit dem andern welle bewären: "Ja, gott
hat das gebotten, und trifft alle menschen an, und hat diss ouch gebotten,
so trift 's ouch alle menschen an"; dann das eyn hat er allen
verbotten, das ander aber allein etlichen, nit allen.
Ietz wellend wir zuo unserem handel harab kummen. Wenn nun
einer sagen wil: "Christus hat geredt: ,das ist min lychnam', und er
mag nit liegen, so volget, das der lychnam Christi daa sye", so
sichst du yetz offenlich, frommer Christ, das er sich selbs verfüert;
dann er wil uss denen worten, die nit eins gschlechts sind, syn irrung
bewären. Es ist waar, Christus mag nit liegen; deßhalb, do er
sprach: "das ist min lychnam" für: "das ist die gedächtnus mines lychnams",

--527--

was im also; dann er satzt die ceremoniam der dancksagung
synes lydens yn. Und welche noch hüttbytag die dancksagung begond,
erkennend inn warlich für uns gelitten haben und lobend gott
darumb, und welche das usserlich thuond und aber im hertzen die warheyt
Christi nit habend, die werdend am bluot und fleysch Christi
schuldig [cf. 1. Cor. 11. 27]. Das aber hieby drumb, das Christus also
geredt, sölle fürggeben werden: wo die wort geredt oder das nachtmal
Christi begangen, da werde der lychnam Christi lyplich geessen oder
gegenwürtig sin, das sol und mag nit sin; dann darumb ist "ist" ghein
wort der verheyssung. Dann Christus spricht nit: "Redend die wort,
so wirt min fleysch darkummen", oder deroglychen; sunder es ist hie
gar ghein verheyssends wort, weder das der lychnam daa sye noch das
in essen des nachtmals vestung des gloubens ggeben werde. Also ist
ouch "das wort ist mensch worden" ghein verheyssung, welcher die
wort rede, daß daa der sun gottes mensch werde, sunder es ist ein einvaltige
gschichtbeschrybung, das er mensch worden sye. Und so man
glych die beyde wort zuosamen setzt, mag entweders das ander erklären;
dann sy sind nit eines geschlächts. Das ein ist ein beschribne
gschicht, das ander ein ynsatz der gedächtnus des tods Christi, one alle
verheyssung.
Wenn aber du einvaltiger ye uss disem flyß wilt nutz bringen und
lernen geystlichs gegen geystlichem heben zuo erlüterung, wie Paulus
1. Corinth. am 2. cap. sagt [cf. 1. Cor. 2. 14 ff.], so betracht erstlich
allweg die ardt der worten, ob es wort der verheyssung sygind oder
der that; sind es wort der verheyssung, so sich, ob sy die allgemeyn
antreffind oder besundre, und heb darnach nun die wort gegen einanderen,
die eines geschlächts und glids sind, so wirst du die clarheyt
ring finden. Sind es aber wort, die ein that heyssend oder verbietend,
so luog under denen, die that heyssend, ob 's thaten heyssind,
die ceremonisch sygind oder die sitten antreffind. Sind sy ceremonisch,
so nimm andere wort der gheyssen oder thaten, die ouch ceremonisch
sind (und nit uss einem anderen geschlecht) unnd heb die

--528--

ceremonischen thaten zuosamen. Byspil: Wir habend im nüwen testament
nit me dann dry ceremonien: den touff (der ein gmein zeychen
aller glideren der kilchen ist, wie die bschnydung was), das nachtmal
(das ein bruederlich mass ist, so man der überträffenlichen guotthat
gottes, daß er synen sun für uns in tod hat ggeben, dancksaget und
lobet, und das begond allein die, die sich im glouben erinneren könnend.
wie Paulus leert [cf. 1. Cor. 11. 26 ff.]), und das uflegen oder bieten der
henden, welches allein denen wirt angethon, die zuo dem predigampt verordnet
werdend. Uss denen wellend wir die zwo allergemeinsten zuosamen
und darnach gegen den zweyen ceremonien des alten testaments heben,
so werdend wir sehen, wie sich die irrigen lüt muotwillenklich verfuerend.
Gilt es ze reden: "Christus hat gesprochen: ,Das ist min lychnam',
und darumb so ist der lychnam Christi daa", so wirt es ouch also
gelten: "Christus hat gesprochen: ,Touffend sy in den namen des
vatters und suns und heyligen geysts' [Matth. 28. 19], so muoß ouch
under dem wasser der vatter, sun und heyliger geyst syn unnd hiemit
die wäsenlich menschheyt Christi, die er niemmermer wirdt von im
thuon". Sprichst: gott ist allenthalb, und darumb ist er ouch im wasser.
Antwurt: Also ist er ouch usserthalb dem wasser. Daruß dann nüts
anders volgt, weder daß er im touff nit me ist weder ouch im
gantzen meer. So es nun sich gheynswegs laßt also gegeneinander verglychen,
so lassend 's uns also in d' hend nemmen: Glych wie man
mit dem touff den verzeychnet, der zur kilchen gottes gezellt wirt,
also erschynet ouch im nachtmal Christi, der uff Christum Jesum,
den sun gottes und unseren erlöser, vertruwt. Hie darff man nit sagen,
gottvatter, sun und heiliger geist sygind in krafft der worten im
wasser unnd thuegind diß oder das, noch im nachtmal Christi, wie sin
lychnam da geessen werde; dann der touff wirt nit ggeben, das er neyßwas
im menschen würcke, sunder das demm, der zuo der kilchen
kumpt, die krütze anbueßt werdind, das ist: daß er mit dem gemeinen
zeichen des volcks gottes verzeychnet werde. Also wirdt ouch das

--529--

nachtmal Christi nit begangen, das man da den lychnam Christi esse,
sunder das die, so miteinander dancksagend umb den tod, der uns
läbendig hat gemacht, ouch diß früntlich mal oder mass miteinander
essind, damit ein ieder ouch offne kundschafft von im selbs ggeben
hab, daß er uff Christum truwe unnd ouch dannethin christenlich
gegen den andren glideren läbe.
Ietz heb 's gegen den ceremonien des alten testaments, gegen der
bschnydung und nachtmal des osterlambs. Es volgt nit: Gott hat die
bschnydung thür gebotten, darumb wirt in der bschnydung etwas
ggeben; oder: sy hat etwas krafft; dann sy ist nun ein zeichen des
punds, Genn. 17., so wirt es ouch nun ggeben denen, die vor und
ee im pundt wesenlich sind; sunder es volgt also: wie die bschnydung
thür gebotten ist, und hat dennocht den menschen nit mögen recht
machen, also ouch der touff mag nit recht machen, sunder er ist ein
zeichen deß, der vor eintweders ggloubt oder sunst ein glid der kilchen
gewesen ist. Also volgt nit: Christus hat gesprochen: "Das ist min
lychnam"; so ist er ouch daa und wirt geessen etc. Also ouch, da im
alten testament stadt, Exodi 12.: "Das ist der überschritt" [2. Mose
12. 11], da volgt nit: da ist das lamb wesenlich die krafft oder engel
gottes, die überschritten hatt. Aber das volgt wol (das ist: es erlüchtet
einander wol, damit Struß nit wäne, ich meine, es sye ein consequentia):
es stadt also: "das (verstand: das lamb oder das fäst) ist der überschritt",
und was aber nun ein gedächtnuß, danck- oder lobsagen
des überschritts. Und darumb so sind die wort Christi: "Das ist min
lychnam" ouch nit ze verston, das er sinen lychnam habe ze essen
wellen geben, sunder ein gedächtnuß sines todes (den er allein am lychnam
hat muessen tragen; dann die gottheit mag nit sterben) yngesetzt
hab, voruß so er sölichen ynsatz eben des nachtmals hat geton, in
dem er das alt osterlamb, das nun bedütet hat uff inn, abgethon
und sich selbs yetz zum tod dargestellt hatt.
Ja, so vil hab ich muessen den einvaltigen vormalen von einer

--530--

gemeinen form, gegen dero sy alle reden der widerstenderen könnind
heben und sehen, wie eben und grad sy die verglychnussen der
sprüchen uss der gschrifft bruchind. Dann den gelerten darff man
sölichs nit zuoschieben; dann eintweders so darff es sin nit, oder aber
es hilfft nit an inen; sy sind so hoch dran, das sy schlecht nit wellend,
das man sy leere, unnd harwiderumb so eygenrichtig, das, wenn
sy glych der leer losend, so verkerend 's alles, das man inen seyt.
Merck ein hüpsch stücklin: Wenn man sagt: "Die wort Christi: ,das
ist min lychnam' mögend wol uff hebraisch ard verstanden werden:
,das ist ein bedütnuß oder gedächtnuß mines lychnams'; dann es stadt:
,das ist der überschritt' ouch für: ,das ist eyn bedütnuß oder gedächtnus
des überschritts'", so schryend s': "Sich, die wellend von eym
zum allgemeinen schliessen! Ja, das wort ,ist' wirt an einem ort bedütlich
genommen, darumb sol es allenthalb also genommen werden,
denn so wurde das wort: ,Das ist min geliebter sun' [Matth. 3. 17]
ouch nun vermögen: ,das bedütet minen geliebten sun'; sehend,
was touber kätzeren das sind!" Und so wir dargegen antwurtend (als
ich allein nun talame zum vierden mal thuon: "Nein, das ist nit unser
meinung, das wir den verstand damit zwingen wellind, sunder wir
zwingend mit andren worten: ,Das fleysch ist gar nit nütz' und: ,Er ist
ufgestigen ze himmel, sitzt zur grechten' etc., das der lychnam Christi
lyblich nit da sin noch geessen mag werden; unnd aber demnach, so der
einvaltig uss den worten: ,das ist min lychnam' sich nit entlösen kan,
zeigend wir die ard der spraach an, nit in anderley worten als sy, sunder
in einer ard, darmit man erlerne, das der mangel nit von gottes wort har
komme, sunder von unserem unverstand, unnd das sölche wort me sölchen
verstand habind etc.", so thuond sy demnach glych als die verzwyfleten
Jyden, die Steffanum nit woltend hören, verhebend die orenn [cf.

--531--

Ap.-Gesch. 7. 56]. O, der schönen heyligheit! o des gloubens! unnd flirtzend
umb den lychnam Christi: man well uns das heyl nemmen. Aber
nit also, frommer Christ, man muoß ye von rechtem verstand der gschrifft
fridlich miteinander reden, one eygentracht, und demnach die analogiam,
das ist: die glychen ard (wie gnuog gseyt ist), unbetruebt alleyn
ansehen, oder aber wir verfälend gar. - Ich muoß noch ein byspil
sagen. Christus spricht: "Was ir eym der kleynsten dero, die min
sind, thuond, das habend ir mir gethon" [Matth. 25. 40]. Uber das wort
wütschend die bäpstler harfür und sagend: "Sehend ir: was einer sant
Petern, Wendelin und Gertruten thuot, das ist gott gethon.
Hierumb so ich s. Petern so vil paternoster bätt, s. Wendelin so vil
schaaff opfferen, sant Gertruten so vil kertzen brenn etc., so hab ich 's
Christo gethon." Ietz sichst du, wie sy verfälend; dann das wort
Christi hat zween teyl: der erst ist vermannlich ze thuon und gehört
under die wort der that, die man thuon sölle, under das glid der sitten;
und der ander teyl, namlich daß er 's für im selbs gethon rechnen
wil, ist der worten der verheyssung. So zühend 's die bäpstler under
die wort der gebottnen thaten, die ceremonien sind. Kurtz, Christus
redt von hilff und guothuon den dürfftigen; so redend sy von ceremonien,
darumb verfälend s'; dann ouch zalbätten ein ceremonien ist; anbätten
anders weder den einigen gott ist abgöttery. Die ußerwelten aber
vermeynen geeert werden mit dem paternoster oder anderem gebätt, nit
allein abgöttery, sunder ouch narrheyt ist.
Also ist das zouberbyspil, das Struß und syn huf vom usserlichen
und innerlichen wort dichtend, ich hoff, wol harfürgezogen.

--532--

Dann das usser wort prediget Christum das pfand des heyls syn;
also ist es ouch im gmuet, also ist es ouch an im selbs nach der that.
Und wenn man yetz die meynung: Christus ist das heyl der seel, mit
denen worten usspricht, als er selbs thuot Ioannis am 6. cap.: "das
fleysch Christi ist warlich ein spyß der seel" [cf. Joh. 6. 55], so sind
die wort wol anderst, aber das inner wort ist nüts anders dann:
Christus ist das heyl der seel. Aber nach diser lüten stempny
mueßte es also zuogon: erstlich mueßte man von dem usserlichen wort,
wie es hie mit buochstaben oder von einem mund gestimpt wurde,
reden, darnach von dem verstand, und zum dritten mueßte Christus
nit allein das heyl der seel sin, sunder es mueßte ouch sin fleysch
wäsenlich in der seel syn oder geessen werden oder, als Struß sagt,
gegenwürtig syn. So nun Christus mit den worten: "Das ist min
lychnam" etc. nüts anders gewellen hat, weder: "begond die gedächtnus
der guotthat, das ich minen lychnam für üch hinggeben hab,
mit danck- unnd lobsagen" etc., so muoß darumb nit erst ouch syn lychnam
wäsenlich oder gegenwürtig daa syn. Als wenig, als da er
spricht: "Myn fleysch ist warlich ein spyß" [cf. Joh. 6. 55]. Aber wir
wellend widerumb Strussen wort zuo handen nemmen.
19. Struß: "Also ist es ouch nach innhalt des worts hie one allenn
irrthumb ze glouben, das Christus brot unnd wyn im sacrament warlich
den synen fürzeygt; aber der waar, unsichtbarlich lyb, under dem
brot verborgen, und das recht bluot Christi, under dem natürlichen wyn,
ist das, von dem das eewig wort lutet: ,Das ist myn lyb, das ist myn
bluot'". Erstlich ist talame gnuog anzeyget, das sy für unnd für von
dem unsichtbaren lychnam Christi redend one gottes wort, so doch
Christus gar nit von einem unsichtbaren lychnam redte, so verr man
die wort nach irem tant mueßte verston; dann er spricht: "das ist

--533--

min lychnam, der für üch hinggeben wirt" [Luc. 22. 19]. Zum andren
sicht man abermal, daß Struß nit mit den gemeynen syner parth
halt; dann er wil ye nit sagen, daß Christi fleysch daa geessen werde,
sunder es sye da, villicht nun zuozesehen, oder ich weyß nit, wie er 's
meint. Zum letsten, wenn die ir glychnus bestuende, so mueßtind die
pfaffen zuo Hierusalem nit allein mit irer glychßnery den witwen ire
hüser abgylet, sunder ouch wäsenlich gefressen haben; dann Christus
spricht: "Ir fressend die hüser der witwen" [Matth. 23. 14]. Möchte
man ouch sprechen: "Es ist das eewig wort"? Aber nit also, sunder
wenn man das eewig wort recht verstadt, denn sol man erst sagen:
"Also ist es gewüss." Wenn man verstadt, daß Christus durch
"hüseressen" abgutzlen verstadt, denn sicht man, das er gemeint hat
"unbetrogen syn", namlich das sy also die wittwen mit gutzlen betortend.
Und mag darby nit volgen: ja, sy habend ouch die hüser
wäsenlich muessen essen. Also ouch hie, so Christus die dancksagung
synes lychnams hat wellen ynsetzen (als man häll an synen und
Pauli worten erfindt), so muoß man darumb nit zanggen, der lychnam
sye ouch uss krafft der worten wäsenlich daa; dann er mit der krafft
der worten nüts anders hatt wellen ynsetzen weder die gedächtnus.
20. Struß: "Auf sölliche meynung wirt das warhafftig, eewig wort
gottes durch menschliches unnd empfindtliches wort verkündet unnd
ist mit demselben also vereyniget, das, wo das wort ußgesprochen wirt,
da ist gottes wort unverruckt gegenwürtig."
Sich, womit die finstrer und blender umbgangind, wie sy

--534--

nümmen reden könnend. Sy könnend nümmen sagen: "Das wort, das
Paulus prediget, ist das wort gottes", so doch Paulus selbs sagt, er
könne ghein ding ruemen von im selbs, das Christus nit in imm gewürckt
hab [cf. 1. Cor. 1. 28-31]; sunder sy müessend ein tollery
harynfueren, als ob die warheyt, die mit den worten wirdt geleert,
under dem wort als under eim mantel werde yngefuert, damit sy
dahin tringen möchtind, wenn die wort: "Das ist min lychnam, der
für üch hinggeben wirt" geredt wurdind, das denn der lychnam
Christi durch sy oder under inen wurde yngefuert. Aber nit also!
sunder das an im selbs ist, das zeygt das wort also sin, nit daß
das wort erst etwas mache oder dahar bringe, sunder wie es vorab
an im selbs ist (namlich ein ceremonia und gedächtnus des tods
Christi), also zeygt das wort an. Darumb spricht aber Paulus: "Ir
habend das wort nit angnommen, als ob es menschen wort, sunder als
das es das wort gottes sye, als es ouch warlich ist" [1. Thess. 2. 13].
Sich nun, wo bstadt ir underscheyd zwüschend dem usseren wort,
sam es des menschen sye, und dem inneren, sam sy nit ein wesen
habind? Das usser wort ist nit das wort, von dem sy sagen wellend,
es sye dann gottes wort. Ist es nun gottes, so werdend sy nit sagen,
wie das inner under dem usseren des menschen gefuert werde; dann das
usser, das Paulus prediget, was nit sin, sunder gottes meinung und
wort. Aber so man den mueden tant lang bsicht, so sind es nüt
anders dann respectus rationis und arbeit der muessigen wortkempfferen,
unnd nimm dich iro nun nüts an, frommer Christ, oder aber du
mueßtist erst formalitates Scoti lernen. Sunder red du also: Wenn
gott durch einen engel oder Paulum redt, so redt er, wie die warheit
an ir selbs ist; nit daß das reden ützid mache oder bringe, sunder
die red ist ein offnung, wie es an im selbs ist. Und wenn sy sagend:
"Darumb ist das der lychnam Christi", gib antwurt: Wenn Christus

--535--

mit denen worten gewellen hette sinen lychnam geben, so wäre er da;
er hat aber das nit gewellen, dann es möcht by andren sinen worten nit
beston. Darumb muoß man sin wort recht verston; denn wirt man
innen und sicher, das im ist, wie er 's meynt. Byspil: Da er spricht:
"Ich hab verordnet, das ir an minem tisch essind und trinckind in
minem rych", redt er ein wort der verheyssung; noch wil er nit sagen,
das es im rych der himmlen mit essen unnd trincken zuogange, sunder
wil er mit diser tropischen red ze verston geben, daß sy eewige wunn
und fröud by imm werdind haben. Aber denen zanggeren mueßte man
also reden: "Das wort, das hie Christus lyplich geredt, fuert ouch in
imm das wäsenlich essen und trincken, und mueßte gebrasset syn
ouch im himmel doben. Und das so vil me, daß diss ein wort der
verheyssung ist; aber das: ,das ist myn lychnam' ist nit ein wort der
verheyssung." Aber nit also, sunder man muoß erstlich vernemmen,
was er mit dem essen und trincken vermeyne, und nit mit dem verfuerischen
ynfueren durch das usser wort oder zämenfuegen des usseren
unnd inneren worts den sinn velschen. Christus wil mit den worten:
"Das ist min lychnam, der für üch hinggeben wirt", und: "Thuond das
zuo gedächtnus myn" [Luc. 22. 19] die dancksagung syner erlösung ynsetzen;
also ist imm ouch an im selbs, das er uns erlößt hat, darumb
wir imm billich lob und danck sagend.
21. Das Ioannes beschrybt, wie Christus zuo beschlossnen türen
sye ynggangen [cf. Joh. 20. 19], zücht Struß an, als ob damit syn

--536--

unsichtbare gegenwürtigheyt (als sy redend) im sacrament oder nachtmal
bewärt sölle syn, uss dem grund, es sye wol als möglich, das ein lychnam
an vil orten unsichtbarlich sye, als daß zween lychnam an eim
ort sygind. Und wiewol das nüts anders weder gesophiziert ist,
fürkumpt 's doch Struß und schiltet uns, wir habend unsere gründ uss
dem Aristotele erlernet, ouch unser kluog latin uss dem Aristotele
und heidischen fablen, also redt er. Sich, frommer Christ, wie ist sich
doch mit denen gryllen ze halten? Der houptman diser sach (als er
sich selbs dar embüt) sol erst sagen, wie man latin im Aristotele
und den fablen lerne! Darumb ist so wenig der rechten Latineren,
daß sy noch nye zum rechten brunnen gangen sind, namlich zuo dem
Aristotele und fablen; da hat uns Struß ußgespähet. Aber laß
du frommer Christ den purenknaben in sinen güggelfädren harumb
dantzen (er hat 's für strußfädren), und merck du also, das es der

--537--

menschheit Jesu Christi nit möglich ist, me dann an eym ort sin
(nit siner macht, sunder sines worts halb); dann er hat gesagt: "Fürhin
werdend ir den sun des menschen sehen sitzen zur gerechten gottes;
er ist ufgefaren ze himmel, sitzt etc.; wie ir inn habend gsehen z' himmel
faren, also wirt er widerkommen" [Matth. 26. 64; Eph. 4. 8; Act.
1. 11], und andre sprüch. Darzuo ist gnuog anzeigt, daß nit volgt: Gott
vermag das, so ist es; oder aber unser schöner struß wäre ein widhopff;
dann er inn darzuo wol machen mag. Zum andren sol weder Struß
noch ich sagen, daß, do Christus durch die bschloßnen türen hinyn
kommen ist, darumb zween lychnam an einem ort gewesen sygind;
dann zuo den jüngern hinynkommen, daß die türen bschlossen sygind
gewesen, hat ouch, natürlich darvon ze reden (als Struß unnd syn parth
thuot, und legend 's aber uff ander lüt), wol andre wäg, weder das
zween lychnam an einem ort syn muessind. Als er von Maria, unverseert
irer iungfrowschafft, geboren, ist ouch nit not, von zweyen
lyben an eym ort ze erfaren; noch ist er one ir verletzung von
iren geboren, welchen weg aber, ist imm wol erkannt. Noch vil
weniger ist hie not harynzebringen, wie er durch die bschlossnen türen
sye hinyn kommen nach der urstende. Noch erfindt sich nit, das
er weder in der geburt noch in erschynung nach der urstende mer
dann an eynem ort lyplich ye gewesen sye. Unnd ob dasselb glych
bewärt wurde, dennocht volgte darumb nit, das er in disem sacrament
lyplich geessen wurde; dann er darumb nüts weder geheyssen
hat noch verheyssen. Dann: "thuond däs zuo gedächtnus myn" reycht
nit uff syn fleysch machen oder essen, sunder uff die dancksagung,

--538--

wie vormals gnuog bewyßt ist. Merck ouch hieby, frommer läser, wie
uns Struß aber unser leer verkeert. So wir redend, es sye nit möglich,
daß der lychnam Christi mög geessen werden, noch me dann
an eym ort sin, vermeynend wir das nach gottes wort, also daß gottes
wort, an andren orten geredt (dann man es ye gegen andren heben
muoß), sölche ding nit zuolaßt. So gebend sy dar, wir redind nach dem
louff der natur, und kummend denn ouch und wellend bewären, das
es als wol natürlich sye, als zwen lychnam an einem ort sin, und
nennend uns mit Fabern, Eggen und sölchen tieren natürler.
Und wellend aber wir sölchen weg gar nit, sunder allein anzeygen, das
es nach gottes wort nit möglich ist, das sin fleysch geessen mög
werden; dann es nyenen anderst sin mög, weder im himmel doben
biß an 's letste gricht.
22. Als ich anzeygt hab für ein coniecturam (das ist: ein
sachförmig ermessen), das Thomas nit habe wellen glouben der
urstende, sye der sach glych, daß er die wort Christi: "das ist min
lychnam" nit verstanden habe, das man den lychnam Christi da lyblich
esse, das handlet Struß so jämerlich, daß im garnach

--539--

empfallen were, die jünger hettind 's ouch nit dafür gehebt; dann er
laßt nach, das Thomas nit gloubt hab, das da fleysch und bluot
geessen werde. Das mich wunder nimpt, daß er so barmhertzlich uff
mich schryget. Struß: "Ach gott, des verfuerten lerens!" Unnd
spricht aber von stund an dise wort druf. Struß: "Hette Thomas
dem wort gottes unverruckt geglaubet, so hette er ouch nit an der
ufersteung gezwyflet." Also lassestu, lieber Struß, naach, das wir
hie fürnemmend, das er nit unverruckt gloubt habe. So volgte ouch
nach üwerem geböch, das Thomas zur selben zyt ein kätzer, ein
valscher prophet, ein allerschadhafftester iunger gewesen, ouch verdampt
wäre, oder aber ir muessend uns ouch nachlassen, das wir darumb nit
kätzer sygind noch verdampt, so wir nit gloubind lyblich fleysch
Christi hie geessen werden. Sich, also farstu in der gschrift harumb,
glych wie ein blinder schiffman uff dem meer. Merck aber also:
Christus spricht, er habe deren, die im der vatter ggeben, gheinen
verloren [cf. Joh. 18. 9] weder den verlornen sun Judas. Wenn aber
Thomas nach üwrem urteyl (drumb, das er fleysch unnd bluot nit
gloubt hat da geessen werdenn) sölte verdampt sin, so wär me dann
einer verlorn gewesen. Er spricht Luc. 22.: "Ir sind die by mir in
minen anfechtungen bliben sind; darumb so verordnen ich 's üch" etc.
[Luc. 22. 28 ff.]. Wirdt alles von den einlifen geredt, under denen
Thomas was; dann Judas was schon zuo sinen koufflüten hinggangen.

--540--

Aber das wirt daran erlernet, daß Thomas, ouch die andren apostel
den herren Christum in sinen worten: "das ist min lychnam" wol
verstanden habend, aber nit das sy sinen lychnam da lyblich geessen
habind, sunder das er die dancksagung sines für uns gestorbnen lychnams
sinen lychnam genennet habe. Darumb, lieber Struß, gib
Thoman in der zyt nit dem tüfel; muoß aber ye der tüfel einen haben,
so gib dich im, daß du so unwüssenlich vom Thoma wider die warheit
schrybst.
Wyter spricht Struß in disem puncten also.
Struß: "Auch ist es ungezweyfelt, daß die iünger auff die zeyt
das nachtmal Christi noch nit gehalten haben." Wohin reichend
dise wort, lieber Struß? Habend sy das nachtmal nit mit Christo
gehalten? Nun stadt doch also: "Er hat 's den iüngeren ggeben" etc.
[Matth. 26. 26]. Oder meinstu, sy habind 's nach dem nachtmal
Christi zuo der zyt für sich selbs noch nye gehalten? Ja, das, wil
mich duncken, wellistu sagen. Was wiltu aber damit anders, weder
daß du dich mit unwüssender red dartuost, sam du wellist sagen:
"Ja, ich kan ouch von den andren iungeren nit sagen, ob sy gloubt
habind sich da fleisch und bluot essen und trincken; dann sy das
nachtmal noch nit begangen." Ich versich mich aber wol, sy habind
nit me davon gehalten dann ouch Thomas, den du schon verworffen
hast, er hab 's nit gloubt. Und sprichst glych vor disen worten also
vom Thomas. Struß: "Deßhalben ist es wyt fäl, daß er sich der
verborgnen und unsichtbarlichen gegenwürtigheit im sacrament hette
lassen benuegen." Mit welchen worten du offenlich wilt anzeigen, das,
hette Thomas verstanden, wie der lychnam Christi da unsichtbarlich
geessen wurde, so hette er die urstende wol können glouben. Was
redend aber wir anders? So aber das nit bym Thoma gewesen, sye
er ouch zuo der urstende nit geschickt gewesen ze glouben. So du

--541--

ouch hiemit die andren iünger (aber mit einer duncklen red) dargibst,
sam sy darumb von Christo abtrünnig sygind worden, das sy mit
dem glouben das nie erhalten habind (sich, wie du finstrer dine wort
verschnetzest, das weder du noch die dich läsend, mögind wüssen,
womit du umgangist), das inen Christus von der urstende vor oft
gesagt hab. So kan ich anderst nit erwegen, weder daß du von allen
iüngeren wellist sagen, sy habind ouch von üwrem unsichtbaren
fleisch-Christi-essen nit glouben ghebt; dann wo das, so hettind
sy die urstende ouch mit glouben erhalten (also redst du) und wärind
on zwyfel in der gefencknuß Christi nit betruebt worden (dann sy
hettind inn schon lyblich vorhin geessen) noch abgefallen. Aber du
gebist dinen worten ein gloß, wie du wellist, so wiltu ye mit uns
erkennen, das Thomas und die iünger nit gehalten habind, daß da
der lychnam Christi lyblich geessen sye. Warumb wuetest denn über
mich? Du thuost glych wie die bösen mistfennen, die bällend alle
menschen, ouch die fründ an, mögend inen doch nüts angewünnen.
Also billstu hie wider das, so ich von Thoma ynzogen hab, nun
das du nüts unberafflet lassist, und bist aber du glycher meynung mit
mir, ußgenommen, das ich dargib, die iünger habind Christum nit
verstanden, das er sin fleysch ze essen gäbe, sunder das er ein gedächtnuß
sines tods ynsatzte, und habind aber im recht gethon, also verstände.
So gibst du dar, die iünger habind im nit recht gethon oder
geirret, unnd irrest du aber daran mee weder die kryen. Dann als
ir sagend: welcher in demm sacrament nit gloubt sich fleysch unnd bluot

--542--

essen, der esse im selbs ein verdamnuß [cf. 1. Cor. 11. 29], so mueßte
Thomas sampt allen iüngeren in dem nachtmal verdamnuß geessen
haben. Wie stuende dann das: Christus sprach: "Ich hab treffenlichen
lust gehebt, mit üch das pascha ze essen" [Luc. 22. 15], so hette doch
inn nach dem verdammen gelust, das doch verr ist von dem heyland
der gantzen welt etc. Zum anderen so erfindt sich, das üwer valsch
dargeben, da ir sagend, der gloub werde bevestnet mit dem essen des
lychnams Christi, nit grund hat in gottes wort; dann wo im also
wäre, hettind die iünger on zwyfel (nachdem inen Christus von irem
künfftigen abfal seyt) sich ouch von nüwem damit bevestnet. Aber
sy habend die dancksagung die allerersten begangen, und nit mit unwüssenheit und unglouben (als inen Struß zuolegt), sunder nach der
meinung und fürgeben Christi), und sind aber von stund an spöttlicher
gevallen weder vormalen ye, do sy noch dise dancksagung nit
begangen hattend. Sich, also gadt es, wenn wir uss uns selbs und
nit uss gottes wort redend, so verfuerend wir uns, das wir ouch, da wir
wänend mitt gott sin, offenlich wider inn sind.
Andre ytele und lose schält- und fräfne wort, als: ob ich nit
Christo erlouben welle ufzeston, ob er doch allweg sitzen mueß, und
derglychen göucheryen wil ich yetz in irem wärd blybenn lassen
und dich, Struß, sampt andren widersträberen umb gottes willen ermant

--543--

haben, das ir von dem trachten der hohen worten [cf. Röm. 12. 16]
standind, ouch von eygnem schatz; dann mit eygnem schatz verfuerend
ir üch selbs und die einvaltigen: üch selbs, das ir wänend, wo ir
wychind, so schade sölichs üwrem namen. Dann das ir üwer eer nit
treffenlich lieb habind, könnend ir gheins wegs verlougnen; dann üwre
offne und heimliche gschrifften zeigend das an, und köndind aber grössere
eer nit eriagen, dann das man ewigklich von üch sagen könd, wie ir üch
die warheyt hettind lassen berichten. Dann das üwer etlich uff uns
legend, sam wir die sach uff ban bracht, das wir ouch etwas nüws
geschöpfft hettind, ist als warlich erdacht, als starck es geredt
wirt. Und so ir villicht etwas nutzes im euangelio Christi geschaffet
(wie wol ich warlich sag, wirdt sich ouch an der that erfinden, das die,
so wänend, sy habind vil gethon, gar vil werdend wider uftrennen
muessen; keer mir 's ein yeder, wohin er welle), so ist nit on, es sind
allweg so einvaltig, die sich mit eim schyn dahin lassend bringen,
das sy wänend, was diser oder yhener sage, sye das liecht, da es glych
die dick finsternus ist. Darumb vergoumend üch, das ir derselbigen
eynvaltigen gheine vellind mit schirm üwers namens. Wenn wir
eer von den menschen suochend (als Christus zuo den iüdischen
pfaffen sagt Ioan. am 5. cap.), wie werdend wir mögen glouben? [cf.
Joh. 5. 44]. Wenn wir unseren namen schirmen wellend, wie werdend
wir ston, so die warheyt so klarlich erschynet, das mencklich sicht,
wie wir verfälet habend? Wir hebend denn söliche schick an:
wir schelckend die diener der warheyt und truckend und tringend

--544--

die gschrifft, daß sy sünftzen möchte, und suochend thüre wort, under
denen müessend wir die fulen unwarheyt fürbringen. Als Struß
durch sin gantz buechlin hinuß thuot. Wie offt spricht er: "der wunnsamme
lychnam Christi" oder "die wunnsamme gegenwürtigheyt" etc.
und derglychen worten? Wie offt verkleynet er unser leer (die grund
in gottes wort hat) so prachtlich, das, wo er glych geleert wäre und
etwas in gott vermöchte, er doch wider die allerbösten, widerspänigosten
so schmächlich und hochmuetig nit sölte reden; aber wo die sach nit
guot ist und wir wellend erfunden werden geirret haben, da thuot im
das fleysch also. Das sicht man offenlich an den widertöufferen und
denen, die fleysch unnd bluet hie schirmend. Was ist doch inen zuo
vil ze reden? Aber der tracht hoher worten, wie kan der nit den
einvaltigen ze gschwind syn? Wir redend wol all vom euangelio, wir
lesend 's, aber es habend 's warlich iro vil nit baß gefasset im hertzen
und leben, dann das sy leyder nun an den hohen, thüren worten
der menschen hangend. Ja, es sind ettlich mir über geliebte fründ
und brueder, die ouch im euangelio und aller leer thür sind, denen die
hohen reden der logodedalon [λογοδαιδάλων], das ist: wortschmiden, ir
urteyl blendt hat [!], daß sy etlich leeren (ouch nach warnung) gar thür
geschetzt, die doch nüts dann ußgebutzte wort warend. Unnd ward
damit der ernst, frommklich und unschuldiklich ze leben, verlassen.
Und sind unzalbarliche wortkempfer worden, und ein kleine zal ist dero,
die umb der gerechtigheyt (die gott ist) willen ützid thuegind oder
lydind; aber umb zangges oder gewüns, es sye des guots oder namens

--545--

willen, sind wir gerüst vil ze thuon und ze lyden. Darumb sind wir so
voll grusammer thaten; dann unsere reden sind nun grooß und grusam
und mit der that wenig dapffere. Unnd ist aber dapffergheyt (als ouch
Seneca lert) nit grusamme ding thuon, sunder heylige, fromme guete zuo
gemeynem friden und leben. Die wybische wyß aber ist uns allein
uss dem dicht der hohen worten kommen, und schwätzend all hoch
und schön, und so man sehen wil, wie dapffer wir mit der that
Christen sygind, ligend wir gar im kadt. Wir mögend gheiner
gfaar, ja schadens nit erwarten umb gottes und des nächsten willen,
und hat aber där uns mit fürstand sines tods entschütt. Kurtz,
wir soltend mit dem leben engel werden im euangelio; so werdend wir
mit zanggen und disputieren tüfel. Unnd zuo disem schaden dienet
chum ein ding baß (red ich by gott one anfechtung) weder fleysch
und bluot im nachtmal und dancksagung Christi bschirmen; dann die
allermeyst (nach ardt der propheten) zuo den höchsten fürsten gon und
inen ire laster anzeygen soltend (mit denen ir ettlich also umblägeret,
das man sicht, das ir heimen by inen ist), die habend noch by

--546--

inen nüts anders verschaffet, dann das sy gegen den armen ungnädiger,
mit inen selbs prachtlicher sind, und stond harfür und wellend das
fleisch und bluot schirmen; da sol man denn sagen, sy sygind
christenlich fürsten, so sy die verfuerischen leerer dahin gebracht
habend, daß sy die waaren dienst gottes: erbermd, gerechtigheyt unnd
glouben verlassend unnd den whon, den ghein mensch nye gloubt hatt,
mit töden der frommen bschirmend. Darumb sind ouch hie, fromme
fürsten, umb gott ermanet: lassend üch nit wider die warheyt hetzen!
Es soltend üch warlich, warlich üwre gleerten nit leeren verbieten,
dise oder yhene meynung ze hören oder ze lesen, so es noch in anfang
der unerfochtnen dingen ist, sunder do glych Carolstat zum ersten
harfürbrach, guetigklich zuo üch gesagt haben: man strütte unnd yle nit;
erlerne man die warheyt. Es zimpt ouch dem sitzenden in der kilchen
ze reden, wo ein ding dunckel ist [cf. 1. Cor. 14. 30]. Ietz sicht garnach
gantz Dütschland, was an der sach ist, und werdend die herren angsechen
(die glych dem euangelio sunst anhengig), sam sy glychßner sygind.
Kumpt alles dahar, das wir Christum wänend vereert werden
mit essen synes fleyschs uss verfuernuß dero, die uss anfechtung der
üppigen eer und vorcht des schadens sölichs lerend. Und spricht aber
Christus Io. 17. also: "Vatter, ich bitt dich umb irentwillen; ich wird
yetz nümmen in der welt syn, aber sy sind in der welt" etc. [Joh.
17. 9. 11]. Was ist das anders gesagt, weder daß er lyplich nit me hie
wärd syn? Dann was wär an der gsicht gelegen, wo er uns nun
die entzogen hette? wäre er darumb nit lyplich in der welt gwäsen?
Läse man am genannten capitel eygenlicher, so wirt man erlernen, wo
es stäcket, und flysse man sich gotzvörchtig ze syn, nit gotzschwätzig,

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Christum anzelegen, nit zuo essen, von innen haruß frücht der himmelischen
grechtigheyt und unschuld ze tragen, nit mit fleisch Christi
essen etwas innwendigs machen. Gott gebe uns armen menschen die
lieblichen klarheyt sines worts und erquickung unserer seelen, das wir
lust habind, nach gott ze läben! Amen.
Damit nun der einvaltig, der nit bald sicht, was in hohem gegeschwätz
stecket, deß minder möge verfuert werden, so wil ich
3 puncten anzeigen, darinn Struß unnd sin part verfarend; dann sy
darumb ghein gotswort habend:
1. Der lychnam Christi werde hie lyblich, doch unsichtbarlich
geessen, und: Christus sye lyblich hie, doch unsichtbarlich, redend sy
nit allein one, sunder wider gottes wort und wider den artickel des
gloubens.
2. Der lychnam Christi lyblich geessen, bevestne den glouben,
gebe das wesenlich, das man predige und gloube - redend sy one
gottes wort.
3. Jacob leret, wie man die krancken salben sölle und für sy
bitten [Jac. 5. 14]. Wo nun die apostel von vestung des lyblichen
essens des lychnams Christi gloubt hettind, als die fürgebend, hette
Jacob vor allen dingen gsprochen: "Bringend im das brot des nachtmals!"
Dann man der vestung des gloubens allermeyst in tods gefar
darff.
Gott geb gnad!