Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Daß diese Worte: Das ist mein Leib usw. ewiglich den alten Sinn haben werden usw.

20. Juni 1527
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 5 (Leipzig: Heinsius, 1934) (Corpus Reformatorum 92)


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Das dise wort Iesu Christi: "Das ist min lychnam, j
der für üch hinggeben wirt", ewigklich
den alten eynigen sinn haben werdend, und
M. Luter mit sinem letsten buoch sinen und
des bapsts sinn gar nit gelert noch bewärt hat.
Huldrych Zuinglis christenlich antwurt.
Dem durchlüchtisten fürsten Ioannsen, hertzogen
in Sachsen, sinem gnädigosten herren, wünscht
Huldrych Zuingli gnad unnd frid von gott durch
Iesum Christum, sinen eingebornen sun, unseren herren.
Gnädigoster fürst und herr, min pürisch unkönnend gschrifft
welle din Fürstlich Gnad nit verletzen. Zuo eim, das ich mein
üch fürsten allen langest seer verdrüßlich sin, das man garnach alle
reden unnd gschrifften mit derglychen worten: "euwer gnädigoste gnad;
chorfürstliche, fürstliche durchlüchtigheit" etc. mer dann unverstentlich
macht. Zum andren, das ich nit zwyfel, söliche titel, von
dem schmeychlenden xind der schryberen und rederen harkommen,
mißvallind allen christenlichen fürsten höher weder einvaltige,
richtige reden. So nun din fürstlich gnad umb christensgloubens

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willen, der in dinem land gar dapffer geprediget durch Mart. Luter
und andere, ouch under den fürnemsten fürsten fürnem und verrümpt,
ist mir nit zwyfel, die verneme min fräfne einvaltigheit
im allerbesten. Dann mich zuo fürsten hin und wider ze schryben
warlich ghain sucht der eren tringt, die ich wol ermessen kan,
me verdüncklet wurde, wo mir einer nit zum besten min schryben
messen, sunder mit billicher unwürdsche schelten wurd. So aber
die sach zuo eym teyl erfordret, das sy ouch den fürsten unverborgen
sye, und dargegen sy so christenlicher und früntlicher hertzen
und meinungen erfunden, das sy nützid verargen werdend, werdend
wir schlechten ye genötet und getröst, schrifftlich unser anligen fürzetragen.
So nun doctor Martinus Luther im handel deß nachtmals
Christi nit allein über die schnuor christenlichs geists und liebe
howt, sunder ouch die gschrift vermeynt mit sines namens glantz
in einen uneygenlichen sinn ze tringen unnd fahen, sol das von
dem kleinsten, der in der gmeynd sitzt, so verr er das verstadt,
nit verschwigen, sunder widerredt werden, ungeacht, wie groß der
namm sye, dem man widerredt. Wie vil me sol es von den fürnemen
diser welt, sy sygind dem schwärdt der rach oder dem schwärdt
gottes worts fürgesetzt, nit unangezeigt der einen und der andren
halb nit unverhört blyben. So aber ouch hier nit ein künstlin loufft,
das gar bald der lereren tyranny unnd gwalt nützid weniger starck
machen wurde, dann ouch das bapstuomb gewesen, welchs künstle ist,
die ler, wider die wir mit gottes wort nit könnend, so grusamlich
schryende: Sy ist kätzerisch, schwermery, bübery, ufrürisch,

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rottengeystisch und derglychen, damit die ordentlichen gwält yngefürt,
dieselben unverhört und unergründt ze verbieten, so wils erst

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recht not thuon, wider sölch fürnemen sich harfürstellen und verwerren,
das nit besundre glerte dem christenen volck das urteil nemmind,
und ir eigen machind, daruß darnach volgen, das sy gottes wort nach
irem verirrten verstand in gefencknuß halten wurdind, nit weniger dann
vor die bäpstler gethon habend, als Luter in disem buoch offenlich
thuot. Er wil wider alle warheit das wort Christi: "Das fleisch ist
gar nit nütz" [Joh. 6. 63] in den sinn tringen: fleischlicher verstand
ist nit nütz, und velscht darzuo das wort, thuot den griechischen
artickel dennen "ἡ", ist: "das", in welchem der sinn vil liechts
nimmpt. Hierumb welle din fürstlich gnad diß min antwurt, die
nit min, sunder gottes selbs (dann sy uss sinem eynigen wort genommen)
ist umb gottes willen verlesen und ermessen, by welchen
doch christenliche warheit und bescheydenheit stande, und so
verr der allmechtig, als mir nit zwyflet, er werde die fürhin wie
bißhar gnädigklich leyten, dero die warheit ufthuot, derselbigen gern
losen unnd volgen unnd dazwüschen an dem zangg nit verdruß haben,
sittenmal es doch zum stryten kummen ist, sunder zuo beiden syten
daran sin, daß man mit dem früntlichen, fridlichen gotteswort fechte,
nit mit so ungemässem schelten. Dann vermeint Luter, das ab
sinen unzüchtigen worten die kilch nit verletzt werde, und vermeint
aber, er habe iro das euangelion wider überlifret, muoß er ye
im selbs gwüß sin, daß er ein kilchen zogen, die sölichs schelckens
gewonet hab, das doch christenem volck gar nit anston wil, under
welchem alle ding mit züchten und gotsforcht söllend gehandlet
werden. Warlich nit, das wir ein so linde schwarten habind, die
sölch bick nit erlyden mögind, sunder das es ye nit zimmen wil, wil
ouch fräfne zungen ee erziehen weder dapffre hertzen. Es ist ouch
by denen, die Luters meinung sind, förmlicher und die warheyt
ze finden geschickter, one wüten suochen und urteylen, weder mit

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sölcher unsinnigheit. Wiewol das guot uß dem zornlichen reden kumpt,
daß alle fygend des euangelii, voruß die bäpstler, nun wol sehend,
das zwüschend den hüttigen predicanten ghein conspiration, zemenkuchen,
oder überlegen, sunder fry leren ist. Der allmechtig welle
din fürstlich gnad sampt gantzem irem gebiet mit allen Christglöubigen
in rechter erkantnuß der warheit leyten und bhüten. Amen.
Geben zuo Zürich 20. tags iunii 1527.
Martino Lutero wünschet Huldrych Zuingli
gnad und frid von gott durch Iesum Christum,
den lebendigen sun gottes, der umb unsers heils willen den tod erlitten
und demnach die welt lyplich verlaßen und zuo himmel gefaren,
da er sitzt, biß das er widerkommen wirt am letsten tag, nach sinem
eignen wort [cf. Matth. 25. 31; 26. 64]. Damit du erkennist, daß er
durch den glouben in unseren hertzen wonet, Eph. 3. [Eph. 3. 17], nit
durch das lyplich essen des munds, als du one gottes wort leren wilt.
Das wünschend wir dir von hertzen, lieber Luther, uss vil ursachen.
An welchem wir hoffend vil christlicher angehebt werde, weder soman's
mit dem tüfel anhebt, als du diß groß buoch hast angehebt.
Gott hat's gefügt, daß unser beder gschrifft uff ein zyt ist ußgangen.
Unsere latinisch, darinn wir alles fürnemen, das du dir bißhar klagst
unverantwurt sin, gehandlet habend, doch in einer frömden spraach,

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das du dich nit klagen möchtist, ich hette durst gehebt, dich übel
vor allem tütschem land uszegeben. Dine aber tütsch, damit sy in
frömden landen nit schaden möcht. Sonder sittenmal Tütschland
gottes worts in der gemein allerbast bericht ist, der mülich kampff
in dero spraach geübt wurd, die damit allerwenigost mögend befleckt
werden. So guote sorg treyt der gnädig vatter für uns, das er die ding,
die wir vermeinend ungeschickt sin (als ouch ich meint, du söltist
disen kampff ouch in latinischer spraach fürgenommen haben, damit
alle sach zum ersten under den gelerten wol erwegen, ee sy under
das volck ußgossen wurd) - ia, die ding kan er wol ordnen. Als
nun in unserem latin alles, das du hie in tütsch schrybst, gnuogsam
verantwurt ist, doch dasselbig allein die latiner lesend, wird ich
ouch genötet, in tütsch ze bringen, das zur sach dienet, damit bede
meinungen für die kilchen mögind kommen, unnd die warheyt zuonemmen.
In welcher unser gegenweer du den vorteyl haben solt, das
wir dich gantz und gar nit wellend mit so unmässigen worten belesten,
als du aber uns anhenckst. Verrechen uns aber hieby nit
under scheltwort, wenn wir sagen werdend: Hie verkerstu unsere wort,
hie schiltest du on not, hie schentzlest du nach dinem muotwillen,
hie lügst du uns an, hie velschestu die gschrifft, hie verstastu sy nit,
hie bist du wider dich selbs, und derglichen; dann wir dasselbig allweg
klarlich wellend darbringen. Und sind denocht wol so rych
an worten, das wir der senfften gnuog habend, ouch (gott sy lob) nit
so wütend, das wir uns vor ienen nit gehüten mögind. Aber da du
die unwarheyt so starck darthuost, mit so frechen unbescheidnen worten,
muoß man dieselben nach dem wort Pauli ouch kreftig herfürziehen,
und mit dem finger zeigen, wo der prest ligt, ouch dir zuo etwas
malen für die ougen legen, daß du dich selbs ouch erkennen lernist
uss dinen eignen worten; dann wir warlich, warlich sehend, das sich
die falschlich deß geistes rümend, die sogar fleyschlich schribend und
redend mit so grossem flyß, den nechsten ze verletzen und ußzegeben.
Hab ouch geduld, daß wir dir nach der lenge über all din geschrifft

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antwurt gebend, das du aber nit wilt, wie bym end dins buochs stadt.
Wir wellend hieby gar nit vergessen der zweyen puncten: "Er sitzt
zuor grechten" [Marc. 16. 19] und: "Das fleysch ist gar ghein nütz"
[Joh. 6. 63], sonder, so wir an die kommend, sy rychlich mit grund
der gschrifft vestnen, dann ye das nit ze lyden ist, daß du zue verbößrung
der sach uns für so schantlich lugenhafft lüt usgibst, das,
wo imm in der warheit also wer, nit allein unsere gschriften, sunder
ouch unsere namen söltind von allen menschen hingenommen und
usgerütet werden. Aber der sach wirt, mit gott, anderst, weder
du sy darmissest. Es wirt hie gottes wort oberhand gwünnen,
nit schwermer, tüfel, schalck, kätzer, mörder, ufrürer,
glychßner oder hüchler, trotz, botz, plotz, plitzg, donder, po, pu, pa,

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plump! und derglychen schelt-, schmütz- und schentzelwort. Hierumb
so merck, lieber Luther, wie wir die ordnung halten wellend:
von einem puncten allgemach zum andren gon, und inn uflösen, kurtz
oder lang, nach erfordrung der sach, und so es an die zwen genannten
puncten kummen wirt, dieselben klarlich, wie geseyt ist, anzeigen
und vestnen. Das wir aber dir nit volgend, da du uns zuomuotest,
wir söllind din übrige red alle lassen vallen, und allein uff die zwen
puncten: "Er sitzt zur grechten" und: "Fleysch ist nit nütz" gon, damit
wir nit ab der ban kömmind, beschicht uss denen ursachen:
Erstlich, da du die warheyt mit so vil unnützem gschwatz düncklest
und meinst darnach, wir söllind dir dasselb übersehen, könnend wir
dich nit eeren, wir wöltind dann die warheit enteeren, sust min dienst,
spricht man. Zum andren, hettestu dine gründ der zweyen püncten:
"Er sitzt zur grechten" und: "Das fleisch ist gar nit nütz" wol uff
zwen bogen bracht und hast nünzehendhalben darus gemacht, was ist
nun das übrig, deß nit not ist, das du uns ouch erloubst unverantwurt
ze lassen? Thuot es zuo diner meinung?. Warumb muotest du dann
uns zuo, nit darüber ze antwurten? So du doch so offt "mordio" schryst,
man hab, das du wider Carolstadt geschriben, nit verantwurt, wie
wurdist erst hie thuon? Thuot es aber nit zuo diner meinung, warumb
hastu dann die unnützen vile dahargsetzt? Darumb wir nun dir

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gnuog thügind und nit ursach gebind zuo wyterer unruow, wellend wir
nüts unverantwurt lassen, wiewol wir der arbeyt wol möchtind geraten
und sy nützlicheren dingen verlyhen, damit du nit sagen könnist, wir
habend diß oder yenes nit verantwurt. Zum dritten, ist ouch by den
Athenern, als Demosthenes pro Ctesiphonte anzeygt, recht und
gsatzt gewesen, das der verantwurtend nit sölt yngethon werden, das
er nun müßte antwurten, wie syn widersächer wölte. Wie vil weniger
solt du uns fürschriben, das wir die ding nit verantwurtind, die du in
die hertzen der menschen mit so fräffnen worten gesäyt hast? Aber das
wellend wir gern thuon, in gots namen fürderlich anheben unnd die
wort mee mit dem ernst der sach verzeren weder mit langer vorred.
Du, frommer leser, urteil nit uss anfechtung oder unverstand, sonder
sich, was der waren gottheyt und menschheyt Christi, die bed in
im eigenlich und natürlich sind, gezimme, nit uss minem, sonder uss
synem eignen wort. Hie welle der allmechtig syner gnaden liecht darzuo
heben, das niemant irr, sunder die hällen warheyt ungeblintzet ansehen
mög. Amen.
Nachdem nun du, lieber Luther, erzelt, wie der tüfel den anfenglichen
Christen die prugg, das ist: die geschrifft, abgeloffen hab,
soltestu von stund an dich selbs gegen uns gewegen haben, so hettist
gsehen, das es unser einig arbeyt ist, das man by der wol und recht
verstandnen geschrifft blyb, und hiemit dich selbs funden, das du in
disem handel uns mit gwalt wilt von der gschrifft dringen und uns
din wort fürgeben. Als da du ietz in dem buoch erst nüwe

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irrung lerst. Der lychnam Christi geessen, ouch mit dem mund,
nemme die sünd hin, veste den glouben, erfülle alle ding unnd sye
ouch gegenwürtig allenthalb glych als wol als die gottheyt, erhalte
des menschen lyb zuo der urstende, unnd derglychen vil, wie harnach
kummen wirdt, welche du alle one gottes wort lerst, wilt aber kurtz,
man sölle dir glouben, so du aber darumb gottes wort nit hast, sunder
es strytet darwider. So sich du yetz uf, wedre part der anderen welle die
gschrifft ablouffen. Ich hoff aber, es sygind nun talame so vil rycher
in der kilchen, in allen reden und verstand, das sy wol erkennind nit
die red der ufgeblaßnen, sunder die krafft 1. Corinth 4. [1. Kor. 4. 19].
Das du aber anzeygst, wie die menschensatzungen durch die concilia
haringefürt, wirt eygenlicher wider dich sin erfunden weder
wider uns; dann du dichtest gsatzte, wie man die gschrifft verston
sölle, die du uff dinem weg nit geschirmen magst, als: wo fleysch
stande an zuothuon "min", so heysse es fleyschliche boßheit etc., wie
harnach kommen wirt. Also bistu denen glycher, die menschlich
satzungen ynfürend, weder wir; dann du gibst satzungen, die gottes
wort nit anzeygt, ouch nit erlyden mag.
Und als du darnach anzeygst, das uss der vätter satzungen der

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zangg in gottes wort sye hingenommen, welchs doch ein göttlichen
hader sye, berürt uns aber nit; dann wir allein gottes wort für unseren
grund habend. Wil aber demnach yemant mit uns kempffen, wellend
wir uns allein mit dem schwärdt gottes worts schirmen. Ist nun dasselb
ein göttlicher hader, als du sagst, so wöllend wir der sach recht
thuon. Aber nit also. In gottes wort sol man nit haderen, sunder
dasselb einanderen ernstlich ufthuon und, so die warheit erhört und
gsehen wirt, wychen. Diß sol alles beschehen mit anzündung des
glöubigen hertzens, als den jüngeren beschach, die gen Emauß giengend
[cf. Luc. 24. 32]. Unser stryt ist ouch nit allein mit dem tüfel, sunder
ouch mit dem fleysch, das allweg wider den geyst ist. Darumb ermiß
eygenlich, was es für reden sygind. Wie Ephes. 6. stadt [cf. Eph. 6. 11ff.].
Kurtz, wir wellend mit dir in gheinen anderen schrancken fechten
weder innert nüw und altem testament. Das aber die lerer sind von
Oecolampadio und mir angezogen, ist nit geschehen, das wir uff sy
gründen wellend, als wir offt gnuog anzeygt, sunder das wir allenthalb
har kundschafft bringind.
Demnach thuestu dich aber thür dar, wie du die gschrifft under
dem banck harfür bracht habist, mines bedunckens unbillich. Dann

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so man ye betrachtet, welche uns die gschrifft fürgetragen habind durch
das mittel und instrument der spraachen, so muostu Erasmum zuo
unseren zyten unnd Vallam vor etwas jaren zuo eym und den

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frommen Reuchlin und Pellicanum am andren erkennen. On
dero hilff weder du noch andre nützid wärind, so verr allein der
mensch unnd nit gott der urhaber sölt erkennt werden. Aber was
bedarff es des rümens? Ist's der nümmen, der alssammen wachsen
macht? Gilt Paulus nüts me 1. Cor. 3.? "Wer ist Paulus, wer ist
Apollus? Ich hab gepflantzt, Apollus hat gewessert, aber got hat's
wachsen gemacht. Darumb ist der pflantzet, nüts, noch der weßret,
sunder der wachsen macht, gott" [1. Kor. 3. 5-7]. Und: "Nit uns,
herr, nit uns, sunder dinem nammen solt du die eer zuogeben"
[Psalm 115. 1]. Ich verschon din hie, lieber Luter, treffenlich; dann
du in vil gschrifften, durch sandbrieff und sust, noch vil stöltzer dich
gerümpt hast, darumb man dich wol solt erstauben; aber wir wellend,
ob gott wil, maaßhalten und dich einen menschen lassen blyben. Dann
in der warheyt so weystu wol, das zuo der zyt du dich harfür stalltist,
gar ein große menge dero was, die in dem lesen und spraachen gar
vil geschickter warend weder du, wiewol sy uß forcht, und daß sy
gott nit erwackt und mannlich macht, sich nit harfür staltend,
Israel ze schirmen und wider den großen Goliath von Rhom ze
fechten. Ietz volgt ouch din lob. Aber du wurdt in dem allem von
gott berüfft nit anderst weder David, stalltist dich dem fyend engegen
so trostlich, daß alle, die vor ouch angsthafft warend, wie der
schmächlich Antichrist hin wurd genommen, gesterckt wurdend,
sprungend dir zuo, also, daß das euangelium in einen treffenlichen ufgang
kam. Darumb wir gott billich dancken söllend, daß er dich

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erweckt hat, do es nieman waagen dorfft, und dich als ein nutzlich
gschirr in eeren haben, als wir ouch gern thuond, ob du glych
dasselb in vil weg verkerest. Aber zorn ist ein band der vernunfft
und ein fygend der liebe, nüts weniger weder ouch unsinnigheit die
vernunfft verwirrt. Wer ist aber so unwyß, das er über den treffenlich
tobenden zornig werd, so er ye mee unnd mee tobet? Nieman,
sunder ye me er tobet, ye me man mitlyden mit im hat. Also erkennend
wir warlich uff den hüttigen tag wol, wie du das bapstuom
gestürmet, wiewol du das onmechtig, hochfertig fleysch an das liecht
harfür gezogen hast, wievil dir gott krafft hat zuo reden ggeben. Unnd
ob du glych yetz uss zornes anfechtung tobist, woltend wir dir gernn
umb vordriges dienstes wegen übersehen, so wilt du es nit erkennen.
Das du aber yetz uss zorn tobist, kanst, ob gott wil, nit löugnen, wenn
du nun din eygen buoch lisest; dann die unzal der scheltworten unnd
verkerten meinungen, als wir häll machen werdend, kann uss liebe und
wolbetrachtung nit kummen. Dann besich alle, die uss bittergheyt
ye geschriben habend, wo ye gheiner im selbs so gar engangen sye,
als du dir selbs in dem buoch engangen bist. Und solt man das in
eynen geyst können rechnen? oder wider dich nit reden? oder der
irrung wychen? Saul was zum ersten milt und gott lieb und
gschickt, aber do er hochmütig ward unnd tyrannisch, ließ inn gott
täglich toub werden, nam imm unerbere ding für; solt es darumb
recht gewesen sin, drumb daß er einist geschickt gewesen? Der
groß Alexander hielt sich in ußgang sines lebens ouch fräffner weder

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in der jugend. marcus Manlius kam durch sin herlich thaten darhinder,
das er nach dem rych trachtet, und ward getödt umb der
tyranny willen. Pythagoras, der thürest philosophus, ward der gröst
tyrann; solt es darumb alles recht sin, was sy fürnämind? Viel weniger
sol in der Christen gemeind umb einer thüren that willen sich yeman
also tragen, das man imm nit sölle ynreden oder glouben sölle, was
er wil. Darumb verman ich dich by dem gott, der dich unnd mich
geschaffen hatt, du wellist in dich selb gon und ander lüt lassen von
dir singen unnd sagen, deß du vilicht wol wert bist. "Dann was hast
du, das du nit von gott empfangen habist? Hastu's aber empfangen,
worumb rümst du dich?" 1. Corinth. 4. [1. Kor. 4. 7]. Unnd mag
das alles nit helffen, so wil ich dir dich selbs eigenlicher in aller
güte zuo erkennen geben. Du wilt ye gsehen sin, sam du die ban
des euangelii allein gerütet habist, darinn ich dir vast vil zuogib.
Aber ich wil dir für die ougen stellen, das du den wyten, herrlichen
schyn des euangelii nie erkennt hast, du habist dann deßselben widrumb
vergessen. Also: du hast wol gelert, das Christus Iesus, der sun
des lebendigen gottes, unser einig heyl sye [cf. Matth. 16. 16; Act. 4. 12];
das der gloub von dem einig ziehenden vatter und geyst komme [cf.
Joh. 6. 44], und derglychen; dann du hast darumb gschrifft mögen
harfür tragen, nüwe unnd alte. So du aber danebend allweg starck
gelert hast; es müsse ein absolution gesprochen werden dem, der sicher
sölle sin, das imm die sünd verzigen sygind, unnd dieselb absolution
sygind die schlüssel, so hastu weder schlüssel noch euangelium eigenlich
erkennt. Dann uss dem euangelio kumpt die sicherheyt des gloubens,
da wir wüssend, das der sun gottes mit synem tod unser sünd bezalt
hatt. Ist nun der gloub da, so ist ouch die absolution oder entledigung
da, so darff es demnach gheines sichermachens des menschen;
dann er muoß allein im glouben sicher werden, und den glouben gibt
nieman weder gott. Und ob der mensch ze tusend malen sprech: "Dir
sind dine sünd verzigen", so ist des nieman gwüß, weder der von gott

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im hertzen gesichret ist. Dann setz, daß einer spreche: "Dir werdend
dine sünd verzigen durch den tod Christi Iesu, und bist ouch durch
inn ein sun gottes gemacht", so sind dise wort das euangelion. Es
nimpt aber Christum Iesum nieman an, der vatter hab inn dann
gezogen. Also volgt: Sobald er gezogen ist, so gloubt er. Gloubt er,
so ist er schon sicher; dann alldiewyl sicherheyt nit da ist, so ist volkomner
gloub ouch nit da; ist aber gloub da, so ist ouch sicherheyt
da. Was bedarff's dann der sichermachung des menschen, oder absolution,
entledigung? Spricht nit Paulus Roman. 8.: "Der geyst
selbs gibt unserem geyst kuntschafft, das wir kinder gottes sind"?
[Röm. 8. 16]. Sichstu nit, wer unseren geyst sicher macht? Und
Gal. 4.: "Das ir aber sün sygind, hatt gott den geyst sines suns in
üwere hertzen gesendt, der do schryt: Vatter!" [Gal. 4. 6]. Von dem
kumpt die sicherheyt unsers geysts har, das wir sün gottes sygind, nit
von dem sagenden achselvierer. Daran du dich selbs wol ersehen
magst, das du den glantz deß euangelii nit in alle wyte durchsehen
noch eigenlich gewüßt hast, was die schlüssel sygind, namlich: das
predigen des euangelii. Unnd obglych Christus das binden und entledigen
den iungeren zuoeignet [cf. Matth. 16. 19; 18. 18], ist es doch
allein des würckenden geysts; sy predigetend aber, daß der geyst vor
in inen ouch lebendig hatt gemacht und es für und für, wo er wolt,
lebendig macht, darumb wirt, uss göttlicher früntschafft, der apostlen
namen zuogelegt, das allein deß geistes ist. Glych als er spricht Jo. 14.:
"Welcher in mich vertruwt, der wirt die werck thuon, die ich thuon;
ia, er wirt grössere thuon" [Joh. 14. 12], und thuot aber die wunder allein
gott, noch legt er's unserem namen zuo, damit wir syn liebe und gnad
desterbaß ersehind. Hie hastu ia etwas übersehen, kanst nit leugnen.
Item: du hast dem fegfhür allweg (ist's, als man sagt) etwas zuogegeben,
welches aber das euangelium nit erliden mag. Dann wer im
glouben abstirbt, der ist heil und kumpt in ghein urteil noch verdammnuß,
sunder ist uss dem tod ins leben gangen, Jo. 5. [cf. Joh. 5. 24].
Unnd müßtind wir gnuog tuon für unser sünd oder selbs reinigen, so
wer Christus vergeben gstorben, Gal. 2. [cf. Gal. 2. 21]. Darzuo ist

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vor Christo ghein fegfhür gewesen, und es sölt erst gebuwen sin,
nachdem die bezalung für die sünd schon bar gezelt ist? Item, du
hast dem fürbitt der säligen, die im himmel sind, etwas zuogegeben,
one grund der gschrifft, so wir doch nun einen mittler habend, fürbitter
und bezaler, etc., Gal. 3. und 1. Timo. 2. und 1. Jo. 2.
[cf. Gal. 3. 16, 19 f.; 1. Tim. 2. 5; 1. Joh. 2. 1]. Und hatt dich darinn
verfürt der gegenwurff, den die bäpstler tuond, sprechende: "Sy sind
in der liebe, dann die liebe falt nit hin 1. Corinth. 13. [1. Kor. 13. 8],
und darumb bittend sy für uns". Dann du hast hie, fürs ein, nit
gesehen, daß dis wörtlin "ἐκπίπτει" nit söl vertütschet werden: "falt
nit hin" oder: "falt nit uss", sunder: "die liebe fält nit", oder:
"vergisset nit ze würcken". Fürs ander hastu nit ermessen, das daselbst
nit die liebe beschryben wirt, wie sy doben im himel ist in den
säligen, sunder wie sy by uns hieniden sin sol, diewyl wir in dem
iamertal sind, dero ist die beschrybung Pauli ein "ὑποτύπωσις",
das ist: ein vormalen. Item, in dem span der bilderen entscheydestu
die sach also: das uss dem gsatzt Mosis [cf. 2. Mos. 20. 4-6] uns
allein das antreffe, das mit dem gsatzt der liebe des nechsten gemessen
werd. Nun werdind die bilder nit dahin gerechnet, darum mög man
sy haben oder nit. Als ouch Paulus meinung sye, da er 1. Corinth. 8.

--822--

also spricht: "Wir wüssend, daß der götz nüt ist in der welt"
[1. Kor. 8. 4]. In welcher diner entscheydung zum ersten also irrest,
daß man es nit liden sol; dann es strytet din canon oder schnuor
wider gottes wort. Dann Christus spricht Matth. 22." "In denen beden
gebotten hanget das gantz gsatzt und die propheten" [Matth. 22. 40].
Also müssend wir ye alles, so im alten testament stadt, nach den
beden gsatzten ermessen, namlich nach der eer und liebe gottes und
nach der liebe des nechsten. So wir nun die bilder nach dem ersten
gsatzt der eer und liebe gottes messend, so sind sy schnuorrichtig wider
gott; dann die bilder sind zuo vereerung ufgericht, nach dem wir die,
denen sy dargestelt sind, für helffer unnd gött ufgenommen habend.
Und kurtz, es sol und mag's der gloub nit erliden, das man bilder
hab, die man verere oder die in so gwüssem anzug und gefar der vereerung
stond, als sy in den templen werdend fürgestelt, als Exod. 20.
wol verstanden wirt. Spricht yeman: so aber nun hinfür so starck
und eigenlich gelert wirt, das man sy nit vereeren sölle, so ligt nit
daran, man lasse sy in den templen ston oder nit, so redt der uss
sinem duncken und trachtet aber nit, daß gott, der die ewig wyßheit
unnd fürsichtigkeyt ist, wol hatt gewüßt, was uss dem fürstellen der
götzen kummen wurd, obglych syn wort schrüwe: "Du solt sy nit
vereeren noch inen dienen oder zucht embieten", und hat's verbotten.
- Darumb söllend wir nit wyser wellen sin weder gott und sagen:
Wir wellend oder mögend's haben, so wir sy nit vereerend etc.;
dann lassend wir sy ston, gebend wir allen gottlosen hoffnung, den

--823--

unglouben wider ze bringen, und ursach, das die jugend und nachkommen
für und für mögend, wo ein kleine zyt das wort underlassen
wurd, widerumb mit den gegenwürtigen götzen in abgöttery gefürt
werden. Wir sind gewüßlich bericht, daß in etlichen templen in
Sachsen unnd andren anligenden landen die götzen in den templen
unglych gestelt, einem das hinder für kert, der ander uffs houpt
gestelt wird, unnd wil man damit die indifferentiam beweren, das
ist: man mög sy haben oder nit. Das heißt: guot närrisch sin. Mag
man sy haben, so lasse man sy recht ston; sol man's nit haben, was
trybt man dann sölich fantasy damit? Wir redend allein von den
bilden, die in vereerung kommen mögend. Dann wir ouch by uns
durch den banck hinweg allein die bilder habend dennen gethon, die
zue vereerung fürgestanden sind. Zum andren irrestu in verstand des
worts Pauli 1. Cor. 8: "Wir wüssend, das der götz nüt nütz ist in der
welt"; dann du wennest, Paulus verstande durch das wort "götz" das
geschnitzt oder gemacht bild, welches aber Paulus meinung nit ist, sunder
wil er sagen: Man weißt wol, das die gött, dero die götzen sind, nützid
sind, als dann offt in der heyligen gschrifft die götte götzen genennet
werdend, in spottes wyß (metonymice), ia etwa tüfel [1. Kor. 10. 20]
darumb, das dieselben antwurt uss den bilden gabend. Und wil Paulus
die fürwitzigen, die meintend, es läge nüt dran, das sy in den abgötten
oder götzenopffer mitmassen wärind; sy wüßtind wol, das der
gott des götz dastünde unnd, den man vererte, nützid wer, deßhalb
wenig daran gelegen, sy essind mit oder nit - ia die fürwitzigen wil
Paulus uff sölichen sinn beschelten. Man weißt wol, das die götzery
nützid ist. Oder: Wir wüssend wol, das alle abgött durch die gantzen
welt nützid sind. Das aber diß der sinn der worten Pauli sye, ermessend
wir uss den worten, die von stund an harnach volgend, also:
und das ghein andrer gott ist weder der einig etc. [1. Kor. 8. 4].
An welchem und an den nachkommenden worten man klarlich sicht,

--824--

das Paulus diß wort "götz" nit für den geschnitzten stock, sunder
für die abgött, denen die bilder werdend dargestellt, genommen hatt;
dann den götzen hatt nieman für einen gott, deßhalb unfüglich hernach
engegenstünde: "unnd das ghein andrer gott ist, weder der einig"
etc. Unnd strytet Paulus am selben ort grüntlich wider die mitmassen
das, ob sy glych wol wüßtind (als sy dann ruomtend), das die
abgött nützid werind, denocht söltind sy den einvaltigen gheinen anstoß
geben. Welches richtig wider dich, lieber Luther, ist; dann
sittenmal der einvaltig und schwach mit dem götzen verletzt wirt,
söllend wir gheinen götzen nümmermee haben in die ewigkeit. Dann
götzen haben ist viel verletzlicher weder fleysch essen, das im götzendienst
geopffret ward, von welchem Paulus redt: ee er damit den
schwachen wölte verletzen, ee wölte er gar ghein fleysch essen, nit
allein on götzenfleysch sin [cf. 1. Kor. 8. 13].
Dise ort hab ich dir, hochgeachter Martine Luther, darumb für
die ougen gestelt, das du sehist, das du nit an einem ort verschossen
bist, sunder an vilen, unnd dich fürhin des hohen rümens under den
Christen mässigest, sam du es allein alles gethon habist. Welches
wir dir gar wol gunnen möchtind, so verr im also wer. Aber du bist
allein ein redlicher Aiax oder Diomedes under vil Nestoren, Ulyssen,
Menelaen. Thuo gmach, laß dich das klein glid, von dem Iacobi
am dritten capitel geschriben stat, nit überylen [cf. Jak. 3. 5]. Wir
wüssend den ruom Pauli wol unnd Demosthenis by den Athenernn,
ouch Ciceronis by den Rhömeren, aber es ist uns allweg ze besinnen:
erstlich, wer die sygind, die uns lobind, demnach ouch eigenlich
besehen, ob wir also sygind, als man uns lobt. Dann wir warlich
in dinem anfang wol gesehen, wo es dir faalt, habend doch gütlich
darzuo geschwigen dines namens halb, unnd aber die leer, darinn du
nit recht wandletest, mit trüwen on underlaß getriben, damit allerwenigost
verletzung beschehe.
So du nun in den träffenlichen stucken dich nicht entsagen
kanst, weder das du etwas darinn gefält -, lieber, so strütt nit
also, diewyl du sichst, das du an andren orten ouch gefält, unnd
sprich. Du hast vormal ouch offt gestrüttet, hast darumb nit recht

--825--

gehebt; also magst du aber fälen, sovil von dynem ruom, den du hie
dennocht etwas mässiger fürst weder an andren orten. Minethalb sag
ich, das ich allweg danckbar bin gewesen denen, die mich gelert habend;
wievil mee sölt ich danckbar sin einem so träffenlichen mann, deß eer
ich wol weiß nymmer erlangen; was solt sy mich dann trucken?
Aber ich hab min kleines wüssen dahar, als ich dir im latin anzeigt,
und wenig von dir, weder das ich gott und dir danckbar bin, das du
zum ersten so weidlich bist harfürgestanden.
Als du uns demnach verdächtig machst, als ob wir hinden in
dich gevallen sygind, diewyl du die gschrifft harfürbracht, thuost du
uns unrecht; dann es habend vil treffenlicher menner dich früntlich
gewarnet unnd gemeint, du söllist dich wol ertrachten und nützid
uss anfechtung handlen. Für mich selbs hab ich gelitten,
das du mich zum fierten mal hast übel ußgeben mit unfrüntlichen
gschrifften, als ich, ob gott wil, nit eine wil wider dich lassen ußgon;
noch hatt ich mich ersetzt, mit dem namen nimmermer wider
dich ze schryben, biß das du heimlicher epistlen allenthalb hin
unnd offner geschrifften so vil hast ußlassen gon, das ich der warheit
zuozespringen gezwungen bin.
Da du aber zehen heupter uss uns machst, thuostu glych wie

--826--

durchs ganz buoch hinuß: das langest erlich verantwurt ist, schryest
du für und für, als ob deß nye gedacht sye. Merck aber also:
Christus Iesus, der die warheyt selbs ist, hat die eynigen summ
des euangelii an einem ort durch die glychnuß des wassertrinckens
Io. 4. gelert [cf. Joh. 4. 10-14]. An sym andren Io. 6. durch essen
unnd trincken sins fleyschs und bluts [cf. Joh. 6. 48-58]. Am dritten
durch ein glychnuß eins hußvatters, der arbeyter in synen wyngarten
bstalt [cf. Matth. 20. 1-16]. Am vierden durch die glychnuß des
künigs, der sinem sun ein hochzyt zuogerüst hette [cf. Matth. 22. 2-14].
Am fünfften mit der glychnuß des verlornen suns [cf. Luc. 15. 11-32].
Am sechßsten mit der glychnuß der mörderischen lehenlüten, die den
sun ir's herren erschluogend [cf. Matth. 21. 33-41]. Am sibenden mit
der glychnuß des wassers und wins Io. 3. [cf. Joh. 3. 5]. Am achten
mit der glychnuß der wynreben und der schossen [cf. Joh. 15. 5-8].
Am nünden mit der glychnuß der schlüßlen, bindens und entbindens
[Matth. 18. 18]. Am zehenden mit hällen worten haruß geredt: "Gott
hat die welt so lieb gehept, das er sinen eygnen sun ggeben hatt, daß
wir läbind" [Joh. 3. 16], das ist guot tütsch. Und: "gand hin, predigend
das euangelium etc. Welcher glaubt und toufft wirt selig;
welcher nit gloubt, wird verdampt" [Marc. 16. 15f.]. Sich, in wie vil
weg hat Christus ein fürnemen gelert, und wir straffend in nit
darumb. Ia, er hat diß fürnemen in noch vil me weg gelert. Und
uns sol nit zimmen, sin red in vil weg den einvaltigen fürzemiglen
oder schnyden, damit sy den rechten verstand erlernind? Wievil

--827--

hastu selbs durch ander under ander fürschnyden gelert, vorus da die
summa des sinnes unversert blybt unnd die wort die tropos wol erlyden
mögend. Wer wil schelten, das man dise wort Pauli 2. Cor. 11:
"Ich hab üch eine reine tochter vermechlet, Christo ze geben"
[2. Kor. 11. 2] in vil weg ufthüge? Im wort "reine tochter", im wort
"vermechlet", im wort "geben" oder "bringen"? Und wirt darumb
viler zweyung nyeman gescholten. Also thuot einer dise wort Christi
in dem wort "das" uf, der ander im "ist", der dritt im "min lychnam",
das doch ein sinn blybt, und die warheyt nit allein unversert,
sunder erst an dem unnd andren orten klar harfürbracht wirt, so ist
das ye kein zwytracht.
Das du aber sagst, wir sygind des einträchtig, Christum zuo
durächten, wellend wir dem rechten richter befelhen; der weißt's, ob
im also sye; es wirdt ouch hinfür in unserer antwurt wol erlernet, wer
Christum allermeist durächte.
Wilt ouch vorsagen, der tüfel werde noch me articklen angryffen:
den touff, erbsünd, ia Christum, daß sy nützid sygind. Des touffs
halb sorg ich nit vil, derglychen, das Christus nützid sye, die widerspänigen
ze überwinden. Kummend sy, müssend wir sy glych als
wol mit dem schwärt gottes worts empfahen, als ouch die alten
gethon habend. Bewar nun du dich selbs vor gott wol; dann des

--828--

touffs halb (sagend die dine bücher lesend) habist nit ander gründ,
weder die von den widertöufferen ring mögend umbgestürtzt werden.
Deß herren Christi Iesu halb, mag sin waare menschheyt gheinen
weg ee in zwyspalt gestellt werden weder mit der leer, die du in
disem buoch fürst, als wir harnach offenlich überzügen wellend
Die erbsünd sagt nieman nützid sin; aber das sy eyn präst und
kranckheyt sye, nit ein verwürckte schuld unser, sunder des ersten
ättis Adams etc., als wir davon geschriben habend in latin. Liß
es, und was unrecht darinn ist, zeyg an, wil ich früntlich bericht geben
oder wychen. Es hatt wol ein alterhammel darwider in tütsch
etwas gebrögt, ist aber nit wärt, das man sich des anneme.
Der menschlichen satzungen halb, das man mit denen werde
müssen den zwyträchtigen ze hilff kommen, biß on sorg, so verr ir
im tuond wie wir. Wir verbütend ghein leer für die kilchen ze bringen,
sy sye bäpstisch, luter, trüb oder unsauber; wir stand aber denn
mitt dem pflegel gottes worts darüber, fürennd ouch den ußtrettenden

--829--

ochsen darüber und erstoubend's recht wol; denn vallt von etlicher
so vil hin, als wenn böse iar sind unnd gheyn korn in der sprüwer
ist. Dine bede bücher von bilderen unnd nachtmal Christi, wider
die schwermer, hat man by uns fry gelesen und demnach mit ernst
ußgetröschen; ist nüts dabliben dann inanes paleae, lär strow, so vil
die meynung antrifft, das ist nützid anders weder schyn der kluogen
worten, unnd ist der fygenbaum, der allein bletter hatt [cf. Luc. 13. 6-9].
Thuost wal uf, ob man des tüfels welle sin, werde er uns der
gschrifft halb wol rüwig lassen. Antwurt: Frylich wellend wir vil
lieber inn im und dir ewig mit den unüberwintlichen waffen stryten,
weder syn sin. Hie sind wir uff dem plan. Es wirt ouch mit gheim
iar uß werden, als du sagst, du wellist diß jar mitt den schwermeren
schlahen. Ein iar mag's nit ußmachen; dann ob du glych hierinn,
als ich zuo gott hoff, wychen wirst, so werdend erst, als du selb
tröust, noch grösser kätzeryen entston; wider dieselben wellend wir
mit gott wol als redlich stryten als yetz mit dir.
Schryest: "Ah whe und aber whe über unsere lerer und buochschryber,
das sy nit ein gedancken zehenmal ansehend, ob er recht vor
gott sye, ee sy in herußspeygind!" Darzuo sag ich, wie Christus zu
den weynenden wybern [cf. Luc. 23. 28]: Weyn über dich selbs, min
Luther; dann hettest du alle ding als wol nit allein zehen, sunder
zuo hundertmalen betrachtet, als wir in allen dogmatis, das ist: verrichten
meinungen, gethon habend, so stünd yetz die leer ouch allenthalb
unüberwunden, als von gottes gnaden die unser stadt. Gang über
sy und brich uns ein dogma!

--830--

Ietz muoß ich einmal dine eygne wort setzen. Luther a. am 4.
andren teyl: "Eben derselbige teufel ist's, der uns yetz durch die
schwermer anficht mit lesterunge des heiligen hochwirdigen sacraments
unsers herren Iesu Christi, darauß sy wöllen eitel brod und weyn
zum malzeichen oder denckzeichen der Christen machen, wie es yhn
treumet und gefellet" etc. Zürn nit, lieber Luther, ich muoß dise
wort wol erstouben unnd wannen, allein zuo einer prob, das du sehist,
wie es dem gantzen buoch gon wurde, wo man's sölt recht zerzeysen.
Erste. Wie kumpt's, das dir's yetz der arm tüffel muoß alles gethon
haben, wie in minem huß der nieman? Ich wond, der tüffel
wer schon überwunden unnd gricht. Ist nun der tüffel ein gwaltiger
herr der welt, als du glych davor geredt hast, wo blybt dann,
das alle ding durch gottes fürsichtigheyt gehandlet werdend?
Sprichst: "Er würckt aber durch den tüffel in üch". So sag an:
mögend wir darwider oder nit? Ich meyn: nein. Was bist dann

--831--

du für ein Christ, das du mit uns so gar ghein erbärmd hast, so
du sichst, das gott dem tüfel so vil gwalt hat über uns geben? Bsinn
dich und frag den tüfel bas, ist er dir so wol erkant; was gilt's, er
wirt dir sagen, daß alle valsche leer erst recht ze grund gon wirt,
wenn alle die hoffnung, die du und andere one gottes wort verheyssend,
hingenommen wirt; denn werdend wir erst recht onhäblingen lernen
gon. Zuo dem, so wüssend wir wol, ob uns anfechtung der eeren im
hertzen sticht oder liebe der warheyt unnd des nechsten manet zuo
sölichem stryt. So wir aber dargegen ouch sehend, uß was bewegnuß
din schryen und schryben kumpt, tüflend wir denocht nit so vil,
sunder ist unns leyd, das Luther, ouch vil andrer, glych thuond als ob
sy vollen "gott, der bhüt uns" sygind. "Weynend mit den weynenden;
trachtend nach guotem by allen menschen" Rom 12. [Röm. 12. 15 ff.].
Schwermer nennestu uns, und weyß ich nit eygenlich, was schwermer
heyßt. Ist's als vil als ein touber, narr oder ein närrischwyser,
kan ich mich nit erweren, muoß etwas an mir erkennen, so gemein
unnd früntlich ist min gnädige frow Stultitia allen menschen, und mir
besunder. Aber ich denck, Luther, nit, daß du uns daher schwermer
namptist, oder aber du schultest uns alleyn mit dem, das allen
menschen gemein ist. Oder ist es als vil, als "praestigiator", "fanaticus"
latinisch, welchen wir wol möchtind in tütsch einen betrieger,

--832--

zoubrer, fantasten oder tollen nennen, so sich eygenlich uf,
welche die tölleren sygind: die da erkennend, das kein ander essen
des lychnams Christi sin mag weder das geistlich, welches allenthalb
by der geschrifft eynhälligheyt beston mag; oder die in lyblich essen
wellend und sinen lychnam, wider alles vermögen sines eygnen worts,
ußtennend nach der gottheyt, wellend in doch gantz und gar ins
menschenmund essen, und wer sölchs nit nachlaßt, der ist ein schwermer,
narr, törpel, ia tüfel, mörder und seelenverderber.
"Mit lestrunge des heiligen hochwirdigen sacraments unsers herren
Iesu Christi." Lieber Luter, du überwortest dich selbs. Unlang
davor hastu geredt, es sye ghein schantlichere kätzery nit gsehen.
Ist alles ze tür. Du magst kein sach mit türen worten grösser
machen, weder sy an ir selbs ist, aber mit thüren worten wol blenden,
das man wänet, ein ding sye grösser oder besser, dann es ist, das sind
verborum praestigia, als die krämer und roßtüschler und kouflüt
thuond. Wilt du aber wolfaren, so mach die wort der sach gemäß.
Also wirstu finden, daß vil grössere kätzeryen sind, weder dise wär,
so es glych ein irrung wär. Nimpst ze vil in mund. Die lestrend
aber die heiligen sacrament, die inen zuogebend, das sy nit habend
und den sacramenten, die nützid anders sind weder zeychen heyliger
dingen, zuogebend, sy sygend das heilig ding selb. Die creatur dem
schöpffer glych machend, welches nit allein ein lestrung der sacramenten,
sunder gottes selbs ist, als uß Ro. 1 wol ermessen wirt
[Röm. 1. 25]. "Daruß sy wellend ytel brot und wyn (sprichstu) zum
malzeichen oder danckzeichen der Christen machen". In den worten
machstu dich selb, lieber Luter, so argwönig, ia in allem dem buoch,
das ein wunder ist; dann du glycherwyß klagst als die Bäpstler umb
ding, die du nit hast und dir nie verheisen sind; dann was ist uns
verheißen, so wir den lychnam Christi lyblich ässind? So aber du
uns guot bäpstisch fürdichtest, wie die sünd durchs lyblich essen verzigen

--833--

werdind, der gloub bevestet unnd der lychnam zuo der urstende
erhalten, etc., alles one gottes wort, was thuostu anderst weder der
bapst? Der dichtet ouch, das gsägnet öl machte heylig, neme die
sünd hin und wychte. Und do du im die büchs umbkartest,
schrey er nit ouch also: "Die wellend uns die heyligen sacrament
nemmen"? Was nimpt man dir, lieber Luther, so man von den
sacramenten lert halten, wie Christus und die apostel davon gehalten
habend? Nützid anders, weder das man din wort nit für gottes wort
annimpt. Hieby thuostu uns gwalt und unrecht, das wir ytel win und
brot wellind uß dem sacrament machen. Dann so verr du von der
gantzen dancksagung redst, so haltend wir, das diß zemenkummen
also sol gestaltet werden, das alle, die den herren Christum Iesum
verjehend iren heiland sin, hie danck sagind umb den tod, den er
für uns erlidten hat, unnd miteinander das warzeychen, damit uns
Paulus [1. Cor. 10. 16] lert zuo einem lychnam und brot, doch ouch
nun bedütlich, werden, essind. Daran du sichst, das wir's nit ein
ytel gemein brot machend, deß bruchs halb; dann es ein verzeichenlich
brot unnd mass ist, als nit wir, sunder Paulus lert 1. Corinth. 10.
Warumb schiltestu dann dise wort danckzeichen, malzeichen (so verr

--834--

malzeichen zuo guotem genommen wirt) unnd warzeychen? Hörstu nit,
das er spricht: "Ein brot und ein lychnam sind wir die menge, darumb
das wir von einem brot essend"? [1. Cor. 10. 17]. Wiltu aber allein
von der substantz oder materi reden, ob es brot sye oder das fleysch
Christi, so gib du dir selbs antwurt; dann du hast gelert, das es ein
brot sye und sye nit der lychnam Christi, unnd das an so mengem
ort, daß nit not ist zuo erzellen. Aber in dem brot werde der lychnam
Christi geessen. Also hast du ytel brot unnd wyn daruß gemachet,
nitt wir; dann sichst du den bruch an, so hörstu wol, das wir's nit
als eynvaltig brot bruchend unnd haltend im nachtmal, sunder für ein
war- unnd pflicht- oder eynigungzeychen. Sichst du aber die materi
oder substantz an, so hast du gelert, es sye nützid anders dann brot.

--835--

Das ander, da du sprichst: aber in dem brot werde der lychnam Christi
geessen, bringstu uß dem dinen, nit von gott; dann er spricht: "Das
ist min lychnam", nit: "In dem brot ist min lychnam". Warumb
legst du nun uff uns, das du gethon hast, oder missest unns zuo
argem mitten zuo, das du redest? "Wie es in treumet (sprichstu wyter)
und gefellet". Die werdend von den propheten tröumer gescholten,
Hier. 23., die das erdicht ires hertzens redend; das inen gott nit empfilcht,
das redend sy [cf. Jerem. 23. 23-32]. Sich nun, wedren me
troume, üch oder uns. Ir lerend so vil stuck one gschrift, und wir
schryend, daß ir doch ein stuck anzeygind, das wir nit mit eelich
verstandner gschrifft darbringind. Das ir on gschrifft lerind, könnend
ir nit läugnen; dann ir mögend nitt darbringen, das ir lerend. Sich
also, lieber Luther, hab ich dise dine mitlen wort wellen dir zuo
guotem erduren, allein daß du sehist, wie all din adren in dem buoch
allein schelt- und verkerte wort sind, und das du wider dich selbs
offenlich redst. Dann das du vor gelert, das schiltestu yetz an andren.
Unnd spricht aber Paulus Galath. 2.: "So ich das widerumb buw,
das ich vor abgebrochen hab, so mach ich mich selbs zuo eym übertretter"
[Gal. 2. 18].
Als du demnach fürgibst: wir handlind mit so blödem, verzagtem
gewüssen, das dich beduncke, wir wöltind, das bier wäre wider im
fass, redstu uß verkerendem gmüt. Dann unser fürlegen, das wir
allweg allen Christen fry gemachet habend, sich darinn zuo bedencken,
unnd wo wir irrtind, uns ze underrichten, hastu uns im widerrüffen

--836--

Caroldstads dahinzogen, als ob es uß schwancken kem; habend
aber wir hierinn (gott sye lob) gar vil christlicher gethon, weder du.
Dann wir habend allen kilchen und yedem menschen sin urteil fry
wellen lassen und nit mit unserem fräfel yemants urteyl wellen gwalt
thuon. Du aber hast dich mit sölichen worten verdinget, wär es
sach, das du von diner meinung stündist, sölle man sich dasselbig
nit bewegen lassen, sunder gedencken, du syest von der warheyt gefallen.
Wie wirdt es nun müglich sin, das du dich lassist berichtenn, so dich
vorhin schon verdinget hast? Sol es also zuogon, das sich eyn prophet nitt
laßt von eym anderen propheten wysen, wie Paulus 1. Corinth. 14.
[V. 31] capitel lert, so wirdt ein yeder sagen, was er wil, unnd demnach
sich verschweeren ze wychen, das wirdt inn des eygenrichtigen
tüffels kilchen recht werden, aber nit in der kilchen Christi, in welcher
ouch die propheten den sitzenden unnd ufloseren, so inen gott etwas
geoffnet, stattgeben unnd losen söllend [cf. 1. Cor. 14. 30]. Ouch
habend wir gheynen rüwen des ußgeschenckten wyns. Wir habend
in warlich gern geschencket zuo guotem der gantzen gemeynd; dann wir
habend deß gnuog, gott hab lob, das ist, wir habend allerhand radtes
gnuog, waaffen gnuog unnd hertzens gnuog. Wellend doch mit unserem
gwalt niemanem sin urteyl nemmen.
Den Tütschen gibst du zuo, das sy uff nüwe ding vallend wie
die narren; wär inen werre, werdind sy nun töller druf; so inn
aber niemant werre, werdind sy selb satt unnd müd. Das rympt
sich wol: Sind sy sölich unbedachte lüt, ja narren, als du sagst,
und vallend so lychtlich, so werr inen nützid; so werdend sy selbs
satt und darvon fallen. Ich hör aber wol (so du iren sitten weyst,
und aber sy warnest, und weyst, daß sy nützid drab tuond) das du

--837--

gern sehist, daß sy zuo eim mal den sinn annämind. Lieber, wie
rympt sich dise red zuo dinem fürnemen, weder das du alles, das
dir in mund kumpt, erbyssen wilt? Was habend dir die frommen,
einfaltigen Tütschen gethon?
Gheinen lerer einer kätzery hoffestu bekert werden. Ia, du seyst,
es sye nit gehört, das ye gheiner bekert sye. Warumb redst söliche
wort, da du weyst, das du die unwarheyt redst? Welches ist grössere
kätzery weder lerenn, das wir mit unseren eygnen wercken selig werdind?
Dann die kätzery schütt Christum uß. Nun hastu dieselben kätzery
gelert und gehalten; dann du bist uß dem grund ein münch lange zyt
gewesen. Nun aber hat dich gott begnadet und erkennst din irrtumb.
Wie vil sind dero? Oder manglet dir an disem byspil, so nimm
Carolstaden, der dise irrung erstlich (als du redst) uff ban bracht
hatt. Der hat doch ein offnen widerruoff geton und ist von der irrung
kert. Probo, dann du hast im deß offne kundschafft ggeben in eym
offnen truck. Hat er's gethon, warumb redstu dann, es sye nie
gheiner bekert? Hat er's nit gethon, warumb gibstu dann ein offnen
lug von im uß?
Christus habe gheinen hohenpriester bekeret, aber wol ire jünger

--838--

- reycht ouch mee wider dich weder uns; dann du bist imm verglychen
der hochpriester, der's alles thuot, und wir arme, ungelerte,
tölpische, tüffelische schwermerlin. Darumb hat's gott geben, das wir
narrechten und kleinfügen die warheyt erkennet unnd angenommen
unnd üch hochwysen verfinsteret hatt [Matth. 11. 25], das ir mitt
gsehenden ougen sehend und nit kennend, ghörend unnd nit verstond.
Isa. 6. [Jes. 6. 10].
Das du uns den valschen apostlen zuozellest, erkenne gott. Das du
aber das Wort Pauli: "Einen kätzerisch eygenrichtigen menschen, so du
den zum andren mal gewarnet hast, solt du vermyden" [Tit. 3. 10],
ouch uff uns legst, solt du aber wüssen, das es kundtlich uff dich
dütet; dann du hast bezügt, du wellist von diner meynung nit wychen;
so habend wir uns allweg embotten, bericht ze nemmen, so bald man
uns mit gottes wort wyse. Harwidrumb bistu gnuogsamlich widerwisen,
wilt aber nit wychen; söliche heyßt Paulus schupffen. Ich
merck aber gar wol, was du hie für einen kätzerisch verharreten wilt
rechnen: einen yeden, den du warnest, und aber nit abstande; das
ist aber ze vil. Dann der ist kätzerisch, der überwunden ist und nüts
deß weniger im anhang macht und sich nit wil an warnung stossen.
Wo hastu uns überwunden? Mögend wir nit als wol sagen, du syest
kätzerisch? dann du dich nit wilt lassen wysen, hast ouch das bezügt.
Aber nit also. Laß unns die gschrifft on betrug und zorn harfürtragen,
und laß denn die kilchen der Christen urteylen; die wirt's
wol treffen, so verr sy den eynigen athem der kilchen hat.
Byspil, das du mit dem gemalten glaß gibst, ghört aber dir

--839--

zuo; dann du hast das gemalet glas, das ist: din beduncken, vor dinen
ougen, uß dem redstu, was du wilt, ouch das wider den glouben unnd
gschrifft ist. Wir aber habend die geschrifft, das ungefärwt glas, und
was die fürgibt, das ist, wie sy es fürgibt. Hie müssend wir aber
sehen, das nit unser oug presthafft sye; dann wo das, so hilfft's nit,
daß glas luter ist. Dann "wenn das oug finster ist, wie groß wirt doch
die finsternuß werden [cf. Matth. 6. 23]?"
Sprichst: Ob du nun gheinen dero schwermeren bekerist, wellist
die hend geweschen und das din gethon haben. Hast recht. Biß
nun rüwig. Ich wil dir gwüß zuosagen, das dir gott nützid schwers
wirt darumb zuorechnen. Luog allein, das du umb den widerstand guot
rechnung geben könnist.
Unsere gschrifften (redstu) machind dich starck und fröuden vol.
Das gloub ich wol; ia ist dir die warheyt als lieb, als sy billich sol,
dann wir sy mit gott starck harfürbringend. Wo aber das nit, so
bistu glych frölich als iener pfarrer, den die magt gehaarrouffet
hatt, das er grein, unnd do die nachpuren darzuo kamend, sprach,
er lachte der bratwurst, hett die katz ab dem rost gestolen. Ich kenn
die fröuden gar wol, die so früntliche, erbere, züchtige wort redend,
als du in disem buoch thuost. Hab's bin töufferen gelernet; die sind
ouch allweg so frölich, als wär's an eim hochzyt in der hell.

--840--

Du legst ouch uff uns, wie wir uns rümind, wie heylige martrer
wir sygind, wie vil wir lydind, wie gedultig wir sygind etc., unnd
farst mit so vil alenfantzischer, spöttischer worten dahar, daß ein
müy ist, under christenem volck nachzelassen ein so unerbere,
unzüchtige red, die so übel an aller menschen zungen verergren
mag. Ich gschwyg, das du die unwarheyt redst, das wir sölchen
ruom ye von uns ußgebind. Liß alle min geschrifften; und findstu
der yetz gezelten rümen eynen, so hab die warheyt geredt. Vil weniger
Oecolampadius. Und trybst aber sölichs durchs gantz buoch hinweg
hert und starck, damit man sehe das sprüchwort war sin, da man
sagt: "Wer reden wil und die warheyt nit hat, der muoß liegen".
Dann alles, das du klagst, wie man dich schelte, dichtest. Es hat
dich weder min wort noch feder einen abgötter oder verleugner

--841--

Christi nie gscholten. Luog du, daßt nit syest, das etlich villicht uff dich
sagend, unnd laß demnach gott walten. Redt aber sölchs yeman
uff dich und thuot dir unrecht, so sich nun, das du niemanem das
thügist, das du so ungern hast, so wirst uff uns nit also einen lug uff
den andren bygen.
"Es habend etlich umb fridens willen geredt, dise sach sye nit so
groß, das man darumb zerrütten sölle." Das plasmierst du uß.
Sy habend aber recht geredt der zerrüttung halb; dann es sol nit
allein die sach, sunder gheine in der kilchen gottes zerrüttung machen,
sunder es sol ye einer dem andren losen und, so die warheyt erhört
wirt, der irrend wychen. Als wir hert anzeigend us 1. Cor. 14. capitel
[1. Cor. 14. 26ff.]. Ouch sol der elter nach der leer Christi sin als

--842--

der jünger, und der vorgenger als der diener [Luc. 22. 26]. Wo aber
das nit geschicht, da hebend denn die kinder des fleyschs an zanggen,
wellend nit überwunden werden.
Sprichst: "Wer hat Zuinglin und Oecolampadium gheissen
schryben"? Der, der uns hat heyssen predigen! Ich hör wol, wir
soltend on din urlob nit geschriben haben. Wer hat unns vorhar
erloubt ze schryben? Und do wir anhuobend schryben, ruortend wir dich
yenen unfrüntlich an? Ia, wie lang hand wir geschwigen zuo dinem
heymlich und offenlichen schelcken. Du hast eyn zornige, ungegründte
epistel zuo den von Rütlingen geschribenn. Ein stoltze, ia
so hochmütige zuo denen ze Straßburg, das man din darinn verschonet,
das man's nit hat lassen ußgon. Darnach Carolstads widerrüfung,
darinn du mich mit dem namen harfürzogen. Zum vierden,
der Schwaben büchlin mit unser grossen schmach. Zuo welchen

--843--

allen ich geschwigen, unnd aber gegen anderen allweg die gründ anzeygt
oder umbkeret, dero du mangletest oder vergeben hielt, unnd
dinen namen nitt angerüret, darumb das du, zuo eym, nyenen ursach
zuo zangg möchtist finden. Zum anderen, das din andere leer,
die du wol unnd recht gefüret hast, nitt in argwon oder zwyfel geworffen
wurd. Hab doch, damit die irrung nit ynbräche, do du zum
fünfften mal die schmächlichen epistel in latin zum Herwagen
geschriben, nit in tütsch, sunder ouch in latin, mit gar vil andrer
zucht zuo dir geschriben, weder du yetz im tütsch harfürbrichst.
Sich nun, wer der wolff sye, der mit gwalt hatt wellen unfrid haben,
unnd wer die schäfflin sygind, die nützid anders weder friden gesuocht
habind. Dann do wir die warheyt erkannt hattend und die offnetend,
wer wolt uns gesagt haben, das Luther sich weder die götlichen warheit
noch fründtschafft dero, die im so heimlich mit gschrifften
warend, wurde berichten noch friden lassen? Helias macht nit

--844--

zwytracht, sunder Ahab; dann yener fuort gottes wort, und diser gab
nüts drumb 3. Reg. 18. [cf. 1. Kön. 18. 17ff.].
Unser arbeit reicht nit dahin, das man lerne "win und brot sagen",
sunder das man lerne erkennen, das win unnd brot nit gott sygind,
als du selbs bekennst; es wurde sust Ceres und Bachus daruß.
Und das man sehe, daß sy nit söllend angebettet werden, als du one
allen grund der warheyt im buoch vom anbetten des sacraments gelert
hast. Ouch als du klagst, wir haltind nieman für geystlich noch
glert, der nit nach unser meinung halte, sicht's mich an, als ob's
dir wee thüge, das man dich nit für so gelert habe, als du aber
sygist. Biß on sorg, hochgelerter Luther, wir habind dich für vil
gelerter, dann du syest; das wil aber uns gott nit schencken, sunder
stoßt uns unser narrechte gähe in die ougen etc.
Einen fluoch gibst du über unser liebe unnd sprichst, es sölle ein
Luterische warnung sin. Ich mein ia, sidmal du den hals gestreckt
habist, sölle ghein senfts uss dinem mund gon, sunder das
offen grab sölle sölichen atem geben. Daß du aber glych darnach
uns so gnedig bist, das du die schult wilt ouch uff den tüfel legen,
thuostu uss falschem fürnemmen; dann du von stund an uff uns

--845--

dichtest, wie wir einen radtschlag habind: Wir sygind verzwyflet an
der sach, darumb sagind wir, es sye nit ein grosse sach, ob, es zuo
gefar komm, das es nun ein kleine sach sye etc., mit vil erdichten
worten. Wer dise sach klein nempt, thuot es umb üwert willen;
dann sittenmal ir ghein verheissung habend uffs lyplich essen, könnend
ir üch nützid klagen, das man üch die göttlichen verheissungen velschen
oder nemmen well. Unnd ist das kleinmachen nüt anders, dann als
man seyte: Weß klagen ir üch? Was gadt üch doch ab? etc. Ich
schetz es by mir selbs nit klein, fürgeben one gschrifft, oder uff
gschrifft unrecht verstanden buwen. Es wirt uns ouch ring sin, unser
leer durch allen ufsatz ze erhalten. Dann wil der durächter gottes
wort hören, so habend wir überwunden; wil er's nit hören in dem
stuck, so hört er's ouch in andren stucken nit; dann kurtz, es hilfft
ghein ußzug. Welcher in dem stuck nit als wol wil gottes wort
gegen einander verhören, als in andren, der wil gottes wort nun
nach synem nutz oder lust bruchen. Giltz in einer sach, so gilt's
in der andren ouch. Ia, es sol's allein alles entscheiden.
Unnd als du demnach die sach abteilst, das eintweders ir oder wir
gott lestrind, sprichstu: "Nun sehe ein yetlicher frommer Christ, ob
dise sach gering sye, wie sy sagen. Da hastu die schwermer und iren

--846--

geyst". Redst ouch uff uns, wie wir gottes wort gering rechnend,
und thuost aber uns in allem gwalt. Dann das wir hierinn lerend,
thuond wir uß trüw und großmachen gottes worts; dann Christus
Iesus hat glych als wol gesprochen: "Widrum verlaß ich die welt und
gon zum vatter", Io. 16 [Joh. 16. 28] und: "Ich wird fürhin nümmen
in der welt sin", Io. 17. etc. [Joh. 17. 11], als er gesprochen hatt:
"Das ist min lychnam" etc. Söllend wir nun das wort: "Ich wird
fürhin nümmen in der welt sin" verlassen und nit betrachten, was es
well und vermög, drumb daß Luther uff dem widerspyl ist? Ich
mein: nein. Es sol glych als wol in trachtung genommen werden
als: "Das ist min lychnam", und diß glych als wol als yenes. Also
vermerckstu, daß nit wir gottes wort an einem ort groß machend unnd
am andren verleugnend, sonder du thuost es. Dann was wir dir engegen
sagend, schryestu hert wie ein tauber: "Ich blyb uff den dürren worten
Christi". Glich als ob wir nebend anzeigend, die nit ouch thür
und Christi sygind. Ist das ein suber, züchtig, christenlich urteil?
Unnd wiewol der spruch Iacobi 2.: "Welcher in einem falt, der wirt
des gantzen übertrettens schuldig" [Jak. 2. 10], nit, dahin du inn züchst,
reicht, noch so ist es nit, das, welcher an einem ort irre, daß er
darumb deß gantzen gloubens gefält hett. Aso thät die älter in
den höhinen nit hinweg, was nüts des weniger ein fründ gottes
3. Reg. 15. [cf. 1. Kön. 15. 11-14]. Die Christen vermeintend anfencklich,
Petrus sölte den heyden das evangelium nit predigen (sich,
ob das ein kleine irrung sye!) und warend nüts deßminder Christen,
Act. 11. etc. [Act. 11. 1-18]. Der dingen ist die gschrifft voll. Also

--847--

redst inn lufft haryn, was der zorn angibt, das aber der warheyt nit
gemäß ist. Nun darff's deß nit! Wir gloubend vestencklich, das
die wort Christi: "Das ist min lychnam" syn sygind. Aber das
gloubend wir nit, daß dise wort gesprochen oder gedacht oder welchen
weg du wilt geübt den lychnam Christi uns zuo einer lyplichen spyß
machind, als du offenlich redst: ia, er werde mit dem mund geessen.
Ursach: wir hand ghein verheissung drumb und habend aber dargegen
ein hälles abschlahends wort: "Ich verlaß die welt" und: "ich wird
fürhin nümmen in der welt sin". Und ist also der span von dem
verstand der worten, nit, ob die wort gottes wort sygind oder nit.
Als du demnach aber nützid weder "schwermer, verkerer, lestrer,
lugner, tüfel, verfürer" nach diner ard redst, thuostu allein darumb, das
du ynheitzen wilt, mit grusamen worten, unnd den einvaltigen hetzen,
das er mee uss anfechtung des zorns das zemenheben der gschrifft
verwerffe, weder zue erfindnus der warheyt züchtigklich bruche. Du
sprichst ouch, das wir mit disem irrthumb vil seelen ins hellisch fhür
bringind. Da muost du ye ein wort gottes umb haben, oder aber
du bringst uns mit dinem wort nit ferrer in die hell ynhin weder
der bapst mit sinem. So zeig nun an: welcher den lychnam Christi
nit lyplich mit dem mund esse, das der verdampt werd. Sichstu yetz,
wie du staast? Glych wie der bapst redst uss anfechtung, und so
du darumb ersuocht wirst, hastu gheinen grund. Ia, gott hatt's grett:
"Das ist min lychnam". Frylich hatt er's gredt, wer zwyflet daran?
Wo hatt er aber geredt, das wir inn für und für also machen und
mit dem mund essen söllind? Wo hatt er uns umb deß müntlichen

--848--

und lyplichen essens willen heyl verheissen? oder wo wir inn nit also
essind, verdamnus tröwt? Also stat din unchristenlich schelcken
und schmęhen allein uff dem grund dines dichts. Da du ouch
mit essen das leben verheissest und mit nitessen abschlechst, sich, wer
schwermpt am allermeisten!
Demnach tritst harzuo mit so schwachem, unordenlichem züg,
das, wo du glych gotteswort harfür züchst, nit flux darfst sagen: "also
oder also söllend die wort verstanden werden", sunder du trybst vorhin
allweg ein lange bschelckung, damit der einvaltig mit diner
authoritet oder namen, dem er vil gloubens gibt, yngefürt werd, dine
widersecher ze hassen, und mit sölicher anfechtung darnach din ungründte
meinung nit bas bsehe, sunder mit diner schelckung glych als
mit eim waldwasser werde hingenommen und mit dir ouch wüte und
schrye: "Fleysch und bluot, die wort sind dürr". Lieber, warumb thuost
du das? Hastu ein guote sach, warumb thuost du sy nit styff unnd
trungen uff einander harfür? Du hast doch wol im Tullio und
Fabio gelesen, das, welche guot sachen habend, dieselben söllend die
grüntlich und ernstlich darthuon, unnd bedörffend gheines lestrens oder
argwönigmachens; welche aber nit guot sachen habend, die kerend sich
zue lestrung und argwön ufzeblasen. Als du hie thuost, sprichst: "Das
wir imm zum treffen kömmend, nemmend wir für uns den spruch
Christi". Und nimpst inn aber nit für, biß daß du vor mit vil
schmach unnd lestrung dyn widerpart verwürfflich (als du meinst)
gemacht habist, welches alles ein anzeigen ist, das du der sach nüts
hoffest anzegewünnen, wilt aber die person, meinst, wol mögen
verhaßt machen. Also thuond im die bäpstler, nennend das euangelion
Lutherisch unnd schelten darnach den Luther für den grösten
kätzer, der ye gewesen sye, damit die einvaltig gemein ein abschühen
ab der sach habe, als könne sy nützid guotes sin, so sy von einem so
argen menschen gehandlet werd. Unnd gibst uns demnach aber uß,

--849--

wie wir ungewüß sygind, wie wir uns rümind, wie wir nach friden
schryind (muoß by dir ouch nach friden stellen und schriben unrecht
sin) und thuost das durchs gantz buoch, doch allenthalb mit alenfantz
oder unwarheyt. Dann wie gwüß wir sygind, kanstu wol uss unseren
worten und gründen mercken; dann du selbs sagst, wir schwerind, das
wir gewüß sygind, das doch ouch die unwarheyt ist. Das wir aber
niemann übertringen noch der kilchen urteil mit unserem namen
verzucken wellend, das kerstu uns per calumniam zuo argem. Defs
rümens halb hast vormal ghört, daß du uns fräfenlich anlügst. Also
ist ouch ein fräfen verkeren, das wir für und für allein uss forcht
nach friden schryend. Dann, min lieber Luther, welche sach oder
leer ist doch in der gantzen summ deß gloubens, zuo dero wir nit billich
mit friden redind? So truckstu das prophetisch wort uff uns: "Sy
redend frid gegen iren nechsten, aber böses in iren hertzen" [Jerem. 9. 7].
Und so du unser arbeit im herren bsichst, so findstu von gottes gnaden
gold, silber und edelgsteins [cf. 1. Cor. 3. 12], ein zimmlich gebüw.
So man nun den boum by der frucht erkennen sol [Luc. 6. 44],
warumb schiltestu uns des unfridens, so doch unsere kilchen by
grossem friden, sovil dann der ein frid sin sol, als villicht nit alle
kilchen sind? Sich aber du, was fridens du suochist, dann harumgetragen
wirt ein epistel under dinem namen an einen fürsten, in dero
under andrem stat: "Ietz gilt es schlahens". Lieber, was sol doch
das wort uns anders leren, weder daß du mit dem wort wilt din sach
schirmen, das ist, daß die fürsten söllind drynschlachen? Nun sich,
wie du nach friden trachtist, und wie wir! Schribstu sölch heimlich

--850--

schriften zuo den fürsten und schribst aber offenlich, du wellist allein
mit dem einigen wort mit uns fechten? Lieber, wie sicht das zemen?
Habend wir nit alle von anfang har gelert, man sölle ouch das
bapstuomb nit mit der funst underrichten, sunder mit der gschrifft?
Und darumb wird ich dine schmahen, verkerungen, velschungen,
anliegen und was der alenfentzen sind, fürhin gemeinlich überschryten,
dann sy alle uss onmacht des gmüts unnd der sach mißtruwen
komend, und mich allermeist uff die dicken, vesten gschrift
unnd in dero gründte argument legen. Biß du, einvaltiger leser,
ouch ein einvaltiger ufloser und richter.
Als du nun, lieber Luther, also darthuost, du wellest allein die
thüren wort: "Das ist min lychnam" nemen und uns überwinden,
bruchstu under der gstalt der redliche und sicherheyt einen bösen
vorteil. Dann du soltest durchs gantz buoch hinuß dise wort nimmer
allein handlen, sunder allweg ouch die wort hinzuothuon: "der für üch
hingegeben wirt", als Lucas unnd Paulus habend [Luc. 22. 19;
1. Cor. 11. 24]. Uss zweyen ursachen. Eine, das die zwen nach
Mattheo unnd Marco geschriben unnd on zwyfel die wort, von inen
ußgelassen, das flyßlicher zemen gehalten, damit die sach des eigenlicher
möchte ermessen werden, was sinnes sy hette. Die ander,
das dise wort glych als thür und häll sind als yene: "das ist
min lychnam", deßhalb wir häll mögend ermessen, das, söltind wir die
wort: "das ist min lychnam" verston, das der lychnam Christi da
wer, so müßtind wir ouch durch die: "der für üch hinggeben wirt",
die glych als häll unnd dürr sind als yene, verston, das wir ye den
lychnam Christi essen müßtind, wie er am crütz gehanget ist; dann
er ist sichtbar unnd lydembar für uns hinggeben; also müßtind
wir in ouch essen. Ia, sprichst du, glychsam du uns vorteyl

--851--

thuon wellist: "Ich wil nitt mee dann die wort: ,das ist min lychnam',
wie sy Mattheus und Marcus habend, für mich nemmen". Wie? Gilt
Paulus unnd Lucas nützid by dir? Weyst du nit, das ouch die
gelerten der rechten ein regel habend, wo sy zwey gsatzt habind
unnd in dem iüngeren etwas wyters, hällers oder eygenlichers begriffen
werde weder im elteren, das darumb das alt nit geschmächt ist, so
man allein uff das iünger unnd häller sicht, sunder also ze erwegen
sye, das die zyt, in dero das alt gesatzt gemachet sye, die sitten und
frommgheit noch so einvaltig warend, das es mit wenig worten den
frommen gnuog thät. Als aber die welt ye mee unnd mee in listen
zuonimpt unnd ein yeder sich understadt, das gsatzt ze umbgon, hatt
man für und für müssen erlütren. Also habend im ouch die heyligen
zween evangelisten Mattheus und Marcus gethon: die wort eynvaltigklich
dargethon, darumb das sölch reden by den Hebreieren
ring warend ze verston: "das ist min lychnam" für: "das ist die
gedächtnuß mincs lychnams". Aber zuo den zyten Pauli unnd Luce
hat man wol gsehen, daß euangelion ouch under die heyden kam,
unnd für die habend sy sorg gehept, das inen die wort nitt unerkannt
blibind oder in einen mißverstand zogen wurdind und geflissenlich
das wort Christi hinzuogethon, das die andren bed ußgelassen
habend. Nun sich, ob man dich da nitt an eynem offnen
alenfantz erwütsche; dann durchs gantz buoch hinuß nimpstu die
wort: "der für üch hinggeben wirdt" nitt mee dann an dry orten
(so verr ich nit überzellt hab) harfür, und aber an den selbigen
orten, noch durchs gantz buoch hinuß redstu nit ein wort darvon,

--852--

sunder überschrytest's an allen orten; unnd hörst aber, das wir
wie ein heerhornn schryend, die wort: "der für üch hinggeben wirdt"
sygind das zeychen oder griff, daran mann erlerne den verstannd der
vordrigen worten: "das ist min lychnam" uffthuon.
So wil ich dich nun, lieber Luther, fragen, ob du unns die wort:
"der für üch hinggeben wirt" darby wellist lassen und das anzeichnen
Lucas unnd Paulen als wol lassen gellten als Matthei und Marci,
oder nit? Sprichst: "Ia", so dörffend wir gheiner arbeyt mee, sunder
die eynigen wort, wie vor gemeldt ist, zeygend unns gnuog an, das
die vordrigen wort: "das ist min lychnam" bedütlich müssend genommen
werden; dann wo sy nach dem dürren verstand söltind
genommen werden, so müßte ouch dem dürren verstand nach volgen,
das wir inn essen müßtind, wie er am crütz für uns ghanget ist unnd
hinggeben. Hie schryend ir all (doch du besunder), der glöubig sölle
nitt nach in fragen, wie man inn esse. Hab danck. Wir fragend
im aber nach. Dann er hat glych als wol geredt: "der für üch wirdt
hinggeben oder gebrochen" als: "Das ist min lychnam". So muoß ich
ie die wort nit überhupffen, sunder wil sy gern, darumb das es wort
mines gottes sind, als recht unnd eygenlich verston, als ouch die vordrigen.
So lerend sy mich aber, sye es der lychnam Christi, der
für uns hinggeben sye, und wir wüssend aber wol, das er schmertzlich
und empfintlich ist hinggeben. So müsse der zweyen eins sin:
Eyntweders, das der lychnam Christi da müsse geessenn werden sichtbarlich
unnd empfindtlich, oder aber, das die vorderigen wort nitt in
dem sinn, den sy ersts ansehenns vermeynet werdend haben,
mögend genommen werden. Ia, dise wort vermögend so vil (das üch
erst wee wirdt thuon), das sy unns zwingend, die vordrigen in verwendtem
sinn verston, unnd blybend aber sy in irem natürlichen
sinn, das ist: die gedächtnuß oder bedütnuß mines lychnams, der für
üch hinggeben wirdt. Sich, wie unsere (ja, dine ouch) wort ouch in
dem eygenlichen sinn in irer natürlichen form und verstand blybend.

--853--

Und habend dich schon überwunden, das du die vordrigen muost wol
in eim rechten sinn, aber denselben in einer anderen forme der worten
verston. Und hilfft nitt schryen: "Man sol die vorderen wort: ,das ist
min lychnam' nit verendren", aber die nachgenden sol man nit so
grob verston, das wir inn essind, wie er ans crütz sye gehenckt sichtbar
und empfintlich; dann die nachgenden wellend allerwenigost dichtete
verstend erlyden. Also, das wir wöltind sagen: "Er ist da, der den
tod erlidten hatt, aber unlydenhafft, dann er hatt den tod nit unlydenhafft
erlidten; oder: "er ist da, wie er nach der urstende gewesen
ist", dann er spricht: "Der für üch hinggeben wirdt", nit: "Der
von den todten ist uferstanden"; dann als er ist von den todtenn
uferstanden, mag er ouch nit sterben noch lyden, und stadt allweg: "der
für üch hinggeben wirt" engegen; dann er ist nit unlydenhafft in tod
geben, unnd ist aber unlydenhafft nach der urstende.
Sprichstu aber, nein, du wellist die wort nit darby haben, so
köndind wir dir glych als wol und mit der warheyt das liedlin singen:
"Schwermer, schwermer", als du uns! Aber wir zwyflend nit, du
werdist iro nit löugnen, sunder gern darby haben. Dann wo nit, so
wöltind wir dich mit anderen orten der geschrifft darzuo zwingenn, es
were dann, das du der gantzen geschrifft lougnen wöltist. Unnd dieselben
arbeyt wellend wir hie gern von der einvaltigen wegen haben;
die vermerckind also:
Von erwegen der gschrifften gegen einander.
Gottes wort ist also ein unbetrogen, volkomen ding, das darinn
nützid unglychs, nützid unbesinnets noch widerwertigs ist. Dann
wo wir's nit verstond, ist der mangel nitt des worts, sunder der dünckle
und gröbe unsers gemüts. Wo nun wort sind, die glych nit aneinander
gehenckt sind, habend aber ein form, die etlichen andren
worten, anderswo geredt oder geschriben, im ersten ansehen widrig sin
gedacht wird, so sol man denn die gegeneynander heben und
des einen ortes sinn nit nach dem ersten ansehen wellen städt haben,
er möge dann das ander ouch erlydenn, sunder es allweg in

--854--

ansehen deß, das im engegen stadt, verston und ußlegen. Wirt alles
mit byspilen klar. Arrius, ein verderblicher kätzer, nam die wort
Io. 14.: "Der vatter ist grösser weder ich" [Joh. 14. 28] zuo eim schirm
siner irrung; dann er seyt, Christus wäre nit warer gottes sun unnd
glychwesend unnd gwaltig mit dem vatter, das er selbs gesagt hette:
"Der vatter ist grösser weder ich". Da solt Arrius nebend den worten
ouch die ermessen haben, Io. 3.: "Gott hatt die welt so lieb gehebt,
das er sinen eyngebornen sun ggeben hat, das ein yeder" etc. [Joh. 3. 16].
In welchen er sich den eingebornen sun gottes nennet. Dann der
vatter unnd der sun müssend einer natur sin. Derglychen solt er ouch
die ermessen haben: "Ich unnd der vatter sind ein ding", Ioan. 10.
[Joh. 10. 30]. Ouch: "Alles, das der vatter hat, ist ouch min",
Io. 16. [Joh. 16. 15]. Ouch: "Er was wol bewüßt, daß im der vatter
alle ding in sinen gwalt geben hatt", Jo. 13 [Joh. 13. 3], und der orten
on zal im euangelion Ioannis und anderswo, solt Arrius nebend
denen: "Der vatter ist grösser weder ich" bsehen haben, so hett er
funden, daß er die wort allein müßte uff die menschlichen natur verstanden
haben, das er nach dero minder ist weder der vatter, nit nach
der göttlichen. Das sye nun ein byspil der orten der gschrifft, die nit
ze ruor an einandren stond, die man aber gegen einanderen haben
muoß. Wie vil mee sol man die wort nitt von einanderen teylenn, die
trungen aneinandren stond, unnd so man den einen teyl vom andren
thuot, der sinn gebrochen, unvolkomen oder dunckel gemachet wirt?
Byspil: Christus spricht zuo Ioannen, Jo. 13. capitel: "Der ist's, dem
ich das ynduncket brot büt" [Joh. 13. 26]. Wenn wir hie das wort:
"Dem ich das ynduncket brot büt" underlaß, so blybt nit me da
dann: "der ist's". Denn hett inn Christus mit dem finger zeygt,
unnd volgte nit, das harnach stadt: "Unnd als er das brot duncket,
gab er's Iude" etc. Item Matth. 1. ca. spricht der engel: "Ioseph,

--855--

fürcht dir nit, Mariam, dinen gmahel, zuo dir ze nemmen; dann das
in iro worden ist, das ist vom heyligen geist" [Matth. 1. 20]. Wenn
wir hie das nachgender wort: "dann das in iro worden, ist vom
heyligen geist", usslassend, so blybt der sinn unvolkomen, und wirt
Ioseph nit rüwig gmacht, wannen doch die geburt sye, wiewol zuo
im gesprochen wirdt: "Fürcht dir nit, Mariam, dinen gmahel, zuo dir
ze nemmen"; aber wenn das nachgender hinzuothon, wirt aller zwyffel
hingenomen: "dann das da geboren, ist vom heyligen geyst". Merck
hie, lieber Luther, das ich dir allein kundschafften anzeyg, die
relativae oder demonstrativae sind. Item Ioannis am dritten: "Nieman
kumpt z' himmel hinuf on den sun des menschen, der im himmel
ist" [Joh. 3. 13]. Sölte einer das wort: "on den sun des menschen"
underlassen, so blibe nüts da dann: "Nieman kumpt ze himmel".
Darumb ist not, das darzuo nit alleyn geredt, sunder ouch verstanden
werd, das darzuo gehört. Item Ioannis am 4. capitel spricht das
samarisch wyb: "Kummend unnd sehend einen menschen, der mir
alles gseyt hat, das ich thuon" [Joh. 4. 29]. Wil ich hie underlassen
den nachkommenden teyl: "der mir alles gseyt hat, das ich thuon", so
blybt nit mee dann: "Kummend unnd sehend einen menschen". Was
wunders wer aber gewesen, einen menschen sehen? Item Ioannis am
6. capitel spricht Christus: "Nit das den vatter yeman gesehen hab,
on den der von gott ist, der hat den vatter gsehen" [Joh. 6. 46]. Thuo
hie dennen: "on den, der von gott ist, der hat den vatter gesehen",
so blybt nützid me da dann, das den vatter nieman gsehen hab. Daruß
dann volgte, das in ouch Christus nit gesehen hette. Laß aber die
red byeinander, so wirdt sy klar, unnd gibt allweg der nachgend teyl
dem vordrigen liecht, das man inn wol erkennen unnd verston mag.
Also stadt es ouch umb die wort Christi: "Das ist min lychnam";
schnydstu die: "der für üch gebrochen oder hinggeben wirdt" darvon,
so gadt alles liecht des verstands hin. Lastu sy darby, so sicht
man by inen den natürlichen eygenlichen sinn, der darinn glych stecket
als der süß kernn in der herten, unsüssen schalen, namlich: das diß
fest oder brot ein bedütnuß oder gedächtnuß des lychnams Christi ist,
welcher lychnam für unns ist hinggeben. Erwig, lieber Luther, yetz
dine beschißne, ungehoblete wort "überhinschnaussen, waschen,

--856--

fladren (die ich zwar nit eygenlich alle verston unnd sich demnach,
wer überhupffe. Du überhupffst diß so klar wort durchs gantz buoch
hinuß, das du von dem verstand, der daruß ermessen wirdt, nit ein
wort sagst, aber ein schmützwort übersichst du nit. Heyßt dasselb
"waschen, fladeren, überhinschnaussen", so sich, wedre part das mee
thüge. Ietz hast du, ich hof, häll vor den ougen, das man verstadt,
das du uss allenfantz, nitt uss freydigem vertruwen zuo der
sach dich harfürstellest: "Ia, ich wil allein die dürren wort nemmen,
unnd wil sy beston". Dann der ketzer Arrius nam ouch die dürren

--857--

wort: "Der vatter ist grösser, weder ich" [Joh. 14. 28], unnd ist dennocht
hie inn den worten eyn söliche eynigheyt, das man sy nit teilen
mag. Merck, du einvaltiger, wann ich zuo minem gsellen sag: "Sä,
hab dir das nachtmal, das du mir gelihen hast", so hangt sin verstand
in den ersten worten, wann du mir die nachgenden darvon
thuost, ob ich im ein nüwes mal bezal oder wo er's in minem namen essen
sölle oder warum ich im's geb; so bald aber darzuokumpt: "das du mir
gelihen hast", so ist er schon bericht, es sygind die sechs crützer,
die er mir vor für ein nachtmal gelihen. Also mögend hie die
wort: "der für üch hingegeben wirt" one unseren muotwilligen mißverstand
nit dahinden gelassen werden; dann ob sy glych die nachgenderen
sind, gebend sy doch den vordrigen verstand und liecht.
Demnach gryfst du uns an: Ich rede, "ist" werde für "bedütet"
genommen, und Ecolampadius rede "Min lyb" heiße als vil als "mins
lybs zeichen". Und tüflest unnd trotzest, das, wo wir nit gegen den
worten, von gotts gnaden, gewafnet werind, billich fliehen wurdind.
Aber wir thuond nüts ab dem stoub, habend deß gewonet in
abbrechen der götzen und ältren, die du leerst man wol haben
mög, damit man deß bas lerne, mit beden knüwen hincken:

--858--

leeren, man söll nit götzen anbetten, unnd mittenzuo leeren, man mög
die haben, die wir grad erst angebettet habend. Was kan das anderst
sin weder sy bhalten, öbs wider darzuo kem, das man sy anbettete?
Zürn nit, ich muoß dir ouch mittenzuo zuosprechen, diewyl du so
frölich bist, doch nit also, das es zuo diner schmach reiche, sonder
dich ze underrichten, sampt allen denen, die den ellenden götzendienst,
von dir geblendt, noch nit erkennend. Ia, so du doch under vil
zornigen worten die sach angryfst, ist doch das die summ, die du daselbst
fürest: Wir dichtind söliches uss unseren köpffen. Unnd dann
söll es gnuog sin. Gibst ouch daruf ein so iämerlich byspil, das mich
wunder nimpt, das sölich sudelwerck uss diner werchstat kumpt. Namlich,
diß unser fürgeben sye glych, als wenn einer nit glouben wölte,
das die welt von gott geschaffen wer, und so man im fürhielte: "Gott
schuoff anfencklich himmel und erden" [1. Mos. 1. 1], spreche er: "gott"
heißt "ein gugger", "schuoff" heißt "fraß etc.". Und das übrig, das du
mit vil losen worten ußrichst. Sich hie uf, lieber Luther, wie
gar du din selbs vergissest, da du wennest ein byspyl geben oder
glychnuß, da gibst ein unglychs unnd ungerymtes. Dann nimm war,
wir stond dar und bringend vil gschriften, darinn "ist" für "bedütet"
genommen wirt, so stast du glych dar als ein trunckner pur, der sich
der sackpfiffen ouch annimpt und lüderlet aber, das gheiner maaß
glich sicht; dann wo stat etwan in der gschrift das wort "gott", daß

--859--

es für ein "gugger" genommen werd? Wann du also ein krums
woltest haryn füren, so söltestu anzeigt haben, das ouch in der gschrift
das wort "gott" für ein "gugger" genommen wurd und demnach erst
ein so krums an ein andren ort gemacht haben, da es sich nit rymte.
So aber das nit kanst, so kumpstu mit eim sölichen haspelholtz haryn.
Mich wil schier duncken, du könnest weder mit glychem noch unglychem
uss der sach kommen; dann ye alle dine glychnussen sind
unglychnussen. Doch kumpst zum letsten und sprichst, du meinist
den Zuingli nit anzerüren mit den exemplen noch Ecolampadium,
dem gott so vil gaaben geben hab, sunder dem spöttischen tüfel, der
uns betrogen hab. Lieber, so schryb dem tüfel die ungefügen glychnussen,
mit denen du uns nit wilt ze nach reden, uss disem buoch uß
unnd schick im's uff sant Bernharts berg, oder in die hell abhin,
das sy nit under dinem namen in der welt harumb gangind.
Du schryst ouch hoch, du wellist den einvaltigen worten anhangen
(dann ich wil dir alle din ungeschickte in dem stuck zemenlesen
unnd demnach klare antwurt darüber geben). Unnd so bald

--860--

wir sprechend: "nun wolhin, so sye im also ,Nemend, essend, das ist
min lychnam'; hie zeigt diß wörtlin ,das' uffs brot, so hatt der bapst
recht mit der verwandlung der substantz; dann ye ist, das er zeigt,
der lychnam Christi, unnd er zeigt das brot, so muoßt das brot der
lychnam Christi sin", so gibstu und din huff antwurt: "Das ist nit
der sinn der worten, sunder brot blybt brot, unnd im brot ißt man
den lychnam Christi", als herr Iohann Pomeran, üwer pfarrer,
mit dir redt. Sichstu, daß du der erst bist, der by den einvaltigen
worten nit blybt? Dann Christus hatt nit geredt: "Min lychnam ist
in dem brot" oder: "wirt darinn geessen" oder: "das ist brot und min
lychnam", als du an etlichen orten ouch häll haruß redst. Sich, wie
blybst du so hüpschlich by den einvaltigen worten! Item harwiderumb,
so wir sagend: "gilt es by den einvaltigen worten ze blyben, so thuond
uns das wort ,der für üch hingegeben wirt' nit darvon; dann es wirt
müssen volgen, daß wir in all wyß und maaß den lychnam Christi
essind, der für uns ist hingegeben, so sprechend ir, wir sygind narren
eselsköpff, tölpischgrind, könnind nit verston, das die wort nit so
grob söllind verstanden werden. Glych als ob die wort: "der für
üch hingegeben wirt" nach der natürlichen dürren ard (als du redst)
neißwas anders heisse weder eben den lychnam, der für uns getödt

--861--

ist. So müssend wir inn ouch essen, wie er gewesen ist, do er getödt
ist. Dann wann ir sagend, wir eselsköpff verstandind's nit, verstond
wir, herr gott, wol, das ir's gern uff ein metaphysickische spintisy
woltend ze verston geben. Es mag's aber üwer fürgeben nit erlyden,
da ir sprechend "wir wellend by den einvaltigen worten blyben", dann
sy tragend einvaltiklich den sinn vornen, das da der lychnam Christi
ze essen gegeben werde, wie er für uns sye in tod gegeben. Das
leugnend aber ir, ia alle menschen; dann wir müßtind inn also empfinden
etc. Hie empfindst, als ich hoff, aber einen fäler an dir selbs,
das du dich unwyßlich ußrüfst by den einvaltigen worten wellen
blyben, unnd blybst nit by einem, nach dem einvaltigen sinn. Wol
schryest du, wir sygind toll und kennind's nit, lieber, ia leer unns
rüben kennen. Sich, wie es yetz umb dich stünd, wenn wir uns fürgenommen
hättind, dich mit bösen worten ze behaglen, als du thuost.
Ia, schryestu, welcher den einvaltigen worten nit gloubt, den straafft
gott der luge, der ist ein antichrist, hüchler, mörder, kätzer,
schalck, schwermer, trotz, plotz etc. Unnd redst du warlich warlich
nimmer darvon, das du sy bym einvaltigen sinn lassist blyben;
dann söllend sy bym einvaltigen sinn durch den banck hin blyben,
so hatt der bapst allerrechtist geleert, man esse den lychnam Christi

--862--

hie, wie groß und lang er gewesen sye in der krip und am krütz
lydenhafftig etc. Dann der bapst kan ouch thür darzuo schryen:
"Frag nit nachin, wie es zuogang, du issest inn gwüßlich, ob du des
glych nit empfindst. Ist's gott nit alles müglich?" Kurtz, du
bringst ghein andren grund, den der bapst zuo schirm syner irrthumb
nit als wol bracht hab, als da du so offt uns bschiltest,
wir ersuochind gott umb syn allmechtigkeyt, dann es sye imm wol
müglich, und sprichst mittenzuo, es gelte nit schliessen a possibili
ad necessarium, das ist: vom vermögen gottes zum also syn.
Hierumb so vermerck du, einvaltiger Christ; dann Luther mag von
uns nit lernen.

--863--

Das diß wort "ist" in der gschrift für "bedütet" genommen werd,
habend wir vil ungezwyflete ort harin zogen, dero Luther etliche
gar kindisch pfätzt unnd kützlet, mag inen aber nützid wesenlich
angwünnen. Dann da Genn. 41. stat: "Die siben feißten kü sind
siben fruchtbare iar, und die siben verdorbnen äher sind siben hungerige
iar" [cf. 1. Mos. 41. 26 f.], und da an beden orten "sind" für "bedütet"
genommen wirt, könnind sy nützid anders gsagen, weder es stande da
in ußlegen eins troums oder gsicht. Glich als ob sy damit der red
Iosephs etwas wellind entzühen, drumb daß er da einen troum ußleit.
Was ligt daran, das er einen troum ußlegt? Noch so ist die
ußlegung ein volkomne warhaffte red unnd nun deß thürer, das sy
ein ußlegung sind, die aber so war ist worden. Noch so wirt "sind"
für "bedütet" genommen, könnend sy nit leugnen, darumb wellend sy
ein lam wort darzuo reden: "Es stadt in eim troum ußlegen". Glych
als yener, dem man ufhuob, er hette dryzehen grosser stuck fischen
gessen, sprach er: "Ia, nün karpffen". Also lutet ir antwurt, nit das
sy könnind leugnen, das "sind" hie genommen werde für "bedütend",
sunder es stande in einem ußlegen eins troums. Es warend nun
karpffen. Noch hatt er die fisch gessen, noch wirt hie "sind" für
"bedütet" genommen. Aber daby stadt zun Galat. 4: "Das sind
die zwey testament" [Gal. 4. 24] für: "die ding oder sün Abrahams
bedütend die zwey testament". Das habend sy noch nit klübt. Item
Matth. 11. stadt: "Er ist Helias" [Matth. 11. 14], redt Christus von
Iohansen für: "das von Helia gschriben ist, bedütet Iohansen".
Wölt hie gern hören, wie unns die widerpart thuon wölte, wann wir
sagen wurdind: "Wir blybend by den einvaltigen worten, dann Christus

--864--

hatt geredt: ,wann ir's glouben wellend, so ist er Helias, der künftig
ist' [Matth. 11. 14]; darumb muoß er der recht Helias sin, Christus
hatt's geredt, darum muoß er's ouch sin; dann gott ist wol müglich,
das der Helias wider geboren sye von Elizabeth (wölt darby etwas
haryn sagen von der παλιγγενεσία oder μετεμψυχώσει der philosophen)".
Sy wurdend on zwyfel schryen: "Sich, was unwüssender narren, schwermer
schwermer, ir wüssend nützid in der gschrifft. Luce am ersten capitel
stadt: ,Er wirt im vorgon mit dem geyst unnd krafft Helie' [Luc. 1. 17].
Hie sehend ir, das er Helias genempt wirt vom geyst unnd kraft,
mit denen er Helie glych was, aber nit wesenlich Helias was". Antwurt:
Das danck üch aber gott, das ir die warheyt selbs bringind,
nit gern, sunder uss unversehenheyt, namlich die, das man ob dem
einvaltigen buochstaben nit böldren sol, wo an eim andren ort stat;
das im engegen ist, noch vil weniger, da angehenckte wort stond,
durch die die vordrigen mögend belücht werden, ußlassen. Noch so
wirt hie das wort "ist" nit für "wesen" genommen, sunder für "glych
sin" Helie, oder das Ioannes bedütet werde durch Helias namen,
wie Malach. 4. unnd Matth. 17. wol ermessen wirt [cf. Mal. 3. 23;
Matth. 17. 10].
Item, das wir uss 1. Corinth. 10. anzeigt habend: "Der vels
was Christus" [1. Kor. 10. 4], stürmpt Luther mit so hochmütigen
worten, das, wo er ützid darzuo hette, nieman unbilliche düchte,
das er also wütet, so sy aber ghein krafft habend, schaffet er glych

--865--

als viel als wann einer mit worten ein starck schloß stürmen wölt.
Erstlich macht er mir uss "düten" "düteley" (ich mein, er wenne das
lied "das gott den mund prat", als man spricht); wirt's darmit erfochten,
das man rechte wort in spöttige verkere, so hat's Luther wyt
vor uns gwunnen; dann er kan die kunst so wol, das im's on zwyfel
nieman wirt vorthuon. Mag aber dasselb die sach an ir selbs nit anderst
machen noch die warheyt endren; dann der groß wirt darumb nit klein,
ob man inn glych Henßly nennet, oder der klein groß, so man imm
Hans rüfft. Sölt ein sölicher theologus verr von so muotwilligem,
überflüssigem gspey sin. Zum andren stürmpt er mit eim offnen
lug und spricht: do ich herr Iohann Pomeran sölte anzeigen, das
"ist" in der gschrifft für "bedütet" genommen wurd, hüb ich ein lied
an ze singen von minem lyden. Dann im gantzen büchlin stadt nit
ein wort weder von minem lyden noch arbeit. Darzuo stond im selben

--866--

buoch drü ort uffeinander, da "ist" für "bedütet" genommen werde,
anzeygt: Exo. 12., Matth. 11. und Galat. 4. sind in die listen hinuß
gezeichnet. Dannenhar ich in einen won kumm, Luther hab diß
buoch allein uff die gegninen geschriben, da unsere bücher verbotten
sind ze lesen, da mag er uff unns lügen, was er wil; dann man
loset unserem verantwurten nit, glych als da ein krämer under unwüssendem
volck geyßgaglen für lorbonen verkouffte, luge vil darzuo,
was tugend sy hettind etc.
Zum dritten verkeret er mir mine wort, als ob ich habe geredt,
Paulus spreche: "der felß bedütet Christum", das ouch nit sye,
sunder er habe geredt: "Der felß was Christus" [1. Kor. 10. 4].
Unnd hab aber ich nit anders geredt, weder: Pauli wort "der felß aber
was Christus" vermögind als vil als "der felß bedütet Christum";
dann wo ich ihens geredt, so hett es doch zuo minem fürnemen nit
dienet; aber sölichs wirt gedichtet, daß man ursach zuo vil worten und
schentzlen finde und das buoch groß werde, damit man verzwyfle,
darüber ze antwurten.
Das sind nun die gründ, damit unns Luther umbkeret, das hie
"sin" nit für "bedüten" genommen werd. Unnd legt darnach druf,

--867--

"Christus" was der recht war velß; er was der geystlich felß" und
derglychen, das doch alles nüts dann der arbeitselig, siech wortkampff
ist, als Paulus redt [1. Tim. 6. 4]. Darumb merck: Ob wir glych
unser leben lang löugnend in den worten: "der felß was Christus"
sye kein tropus, so erkriegen wir nüts anders, weder das Christus
ein natürlicher, steininer schrof oder felß sye; dann kurtz, so heißt
petra eygenlich einen felsen. Glych als wenn einer Luc. 15 uss dem
gemesten kalb [cf. Luc. 15. 23] Christum machte; dann er selbs sich
damit bedütet, wölte doch sagen: ia er ist das recht kalb, das für uns
getödt wirt, und wölte durch das wort "recht kalb" schlechts nit wychen,
sölte doch im nit anders heyssen weder daß Christus durchs kalb daselbs
bedütet werd. Wer das nit ein eygenträchtiger pflegel? Dann ob
Christus glych spricht: "Min fleysch ist warlich ein spyß" oder: "die recht
gwüß spyß" [Joh. 6. 55], noch so wirt sin fleysch und das wort "spyß"
tropisch oder anderverstendig genommen, namlich sin fleysch für sinen
tod und spyß für die narung der seel. Also wirt hie "Christus ist
das recht kalb" genommen für "Christus ist das recht getödt opffer,
das durch ihens kalb bedüt wirt". Und dört: "Christus was der
recht felß, der durch den lyblichen felsen bedütet ward". Dann so
bald wir erkennend, das Christus nit ein wesenlicher steyn ist, so
ist von stund an der tropus, das ist: der anderverstand, da. Aber
Luther spricht: "Man weyßt wol, wie Christus ein felß ist; er ist
der geistlich felß; dann es stadt darvor: ,Sy trunckend alle von dem
geystlichen felsen'" [1. Kor. 10. 4], da sicht man wol, das er nun
ein geystlicher felß genempt wirt. Darumb sag ich im aber danck,
das er den balg widerbringt wie der fuchs. Also, hör ich wol,
muoß man abermals die tropischen wort: "Der felß aber was Christus"

--868--

durch die anhangenden wort, die voranhin stand, ufthuon und verstendig
machen. Unnd zimpt mir nit, uss Christo eynen steyn ze
machen, sunder muoß losen, was darvor stand. So gang ouch in gotts
namen hin, lieber Luther, unnd lernn die wort: "das ist min lychnam"
durch die nachhin kommenden wort verston; dann es ligt nit
daran, ob die wort vor oder nachhin standind, durch die wir den sinn
ersehend, so wir ouch durch alle geschrifft hin müssennd die sinn
gegen einanderen heben, die glych nit by einander stond. Wenn
man spricht: "Ioannes ist Helias" [cf. Luc. 1. 17], ist ein tropus;
wenn man aber spricht: "Er ist Helie glych" oder: "under dem
namen Helie bedütet oder benamset", so ist die verwendte red uffgethon
unnd klaar gemachet. Unnd so Paulus sagt: "Der felß aber
was Christus", ist es ein verwendte red, und so er davor spricht: "Sy
trunckennd alle vom geystlichen felsenn", wirdt die verwendte red
richtig gemachet. Also wenn wir alleyn sagend: "Das ist min lychnam",
ist es ein tropus, den wir lernend ufthuon mit den nachgenden
worten: "der für üch ggeben wirt". Und so wir sprechend: "Das ist
ein bedütnus mines lychnams", ist die verwendte redt ufgethon, und
stat noch styf mit Augustino: "Der felß was Christus" für: "der
felß bedütet, zeiget oder heysset Christum", damit Luther nitt
wäne, wir wellind uns mit dem wort "bedüt" lassen ynthuon. Aber
das ist das schönest, das Luther in fürfaren siner gschrifft sin selbs
vergißt und redt dise wort D. 3. am vordren teyl an der 20. linien:

--869--

"Wir wissen vast wol, daß der leybliche felß Christum bedeutet und
Christus daher ein geistlicher felß ist und heysset; das dörffen sy
uns nicht leren, sunder ob deuteley in Paulus worten were, wie Zwingel
treumet". Sich, lieber Luther, was armen manns du syest. Du
hast in achtzehen worten davor das wort "bedütet" selbs gesetzt und
gesprochen, ir wüssind wol, das der lyblich felß Christum bedüte,
unnd darnach legst du mir uf, ich sölle beweren, das bedütnusse
(das verston ich durch din alenfentzisch deuteley) in den worten Pauli
sye. Bist unsinnig, oder wie ist's dir ümmer ergangen, das du deß,
das du mitten zuo redest, nitt yndenck bist?
Uss Exodi 12. capitel habend wir die wort anzeygt: "Es ist des
herren überschritt" [2. Mos. 12. 11]. Welche wort wellend: "Das
fest oder das lamb, das am fest geessen ward, bedütet des herren überschritt".
Disen sinn schlecht Luther mit einem gar wolbesinneten
ußlegen us und spricht nach einer gantzen summ unnützer worten,
also: "Dann man hat bald geantwurtet also: ,Esset eylend; es ist des
herren passah', wie wir auff deudsch sagen: Iss fleisch, dann es ist
suntag; trincke wasser, es ist freytag" etc. Hie frag ich dich, lieber
Luther, wie du dir selbs gefallist mit diser glychnuß. Hastu also mit
diser glychnuß bewert, das "ist" nit "bedütet" heisse? Ich wond,
man sölte etwas gschrifft drumb darthuon, so thuostu ein lose glychnuß,
die so bloß nieman im bruch ist, dar und last alle grundstuck,
darumb es der uberschritt heyßt, ligen, meulst (als du redst) überhin,
so doch so vil treffenlicher orten in genantem capitel stond, die du

--870--

billich nit soltest überschryten, welche alle zuo der sach dienend.
Zum dritten nempstu dise widergedechtnuß mit dem hebraischen
nammen und vertütschest denselben nit, biß zuoletst; da gibst im
ein uneelich tütsch: "do der herr in Egypten gieng", und wenn
du all din lebtag dasselbig ort nye gsehen hettist, köndist nit bäpstischer,
das ist: verachtlicher oder versumlicher davon reden. Und
hast dennocht das wort "passah" vorhin verdütschet: "vor üch
für gon", das ich nach unserem tütsch verstanden hab: "für üch
fürgon". Hie aber in disem buoch sprichst du: "Es ist der tag, da
der herr in Egypten gieng". Ia, lieber Luther, wie gefalstu dir
selbs, das du ein so geflißne blindheit ynfürst? Aber wir wellend
dir die gründ desselben capitels anzeigen, damit du dich selbs deß
bas, und die einfaltigen die warheit durch din neblen und finstren
mögind erkennen.
Nachdem gott die zytordnung und gschicklicheit des gedechtlichen
lambs yngesetzt hatt, heißt er die maaß und übung also
thuon: "Und ir söllend's also essen: uwere lende söllend ggürt oder
gschürtzt sin, üwere schuoch an üwren füssen und üwre stäb in üwren
henden, und söllend's ylends essen; es ist der überschritt des herren.
Dann ich wird im land Egypten in der nacht harumbgon und wil
alles erstgeborn im land Egypten erschlahen von lüt und veh und
wil mich an allen götten Egypti rechen, ich, der herr; aber das
bluot wirt üch zuo eim zeychen sin an den hüseren, in denen ir sind,
und wird das bluot sehen und wird über üch schryten oder üch
überhupffen, und wirt by üch ghein verderblich schlahen sin, so ich
Egypten schlach" [2. Mos. 12. 11-13]. Hie sichstu an allem vermögen
der red, daß es nit vil gschwetzes darff, daß du diß fest

--871--

"paessah" in unser sprach billich söltist den "überschritt" vertütschet
haben, so doch so eygenlich die ursach harnachkumpt, in dero gott
selb seyt, er nenne es darumb den uberschritt, das er in der plag
Egypti die Israeler überhupffen oder überschryten werd, also, das
by inen ghein schad bschehen werde. So kumpstu und seyst uns,
es sye ein liederliche ursach, glych als wenn man spräch: "Iss fleysch,
dann es ist suntag". Wer redt doch also? Warumb lastu die ursach
uß, die gott selbs redt? Warumb verschwygstu sy? Ist das redlich
gemacht? Sölt ich, als ouch in bapsts rechten stadt, zuo den Christen
sagen: "Essend morn fleysch, dann es ist die resurrectio", und nit
darzuo sagen, was resurrectio hiesse, namlich die urstende, und daß
man fleisch darumb ässe by allen menschen, das Christus an dem
tag uferstanden, were ich nit ein grosser finstrer? Und sittemal ich
an diß ort kummen bin, wil ich dir die andren stuck, die zuo diser
sach dienend, ouch anzeigen. Also volgt:
"Und das wirt üch zuo einer gedechtnuß sin" [2. Mos. 12. 14].
Sag an, lieber Luther, was bedütet uns hie diß wörtlin "das"; bedütet
es uns das fest oder das lamb? Ia, es bedütet's bede zesamen,
oder yetweders in sunderheit, weders du wilt, wie harnach kummen
wirt, und gilt glych, daß du uns zuolegen wirst, wir gougglind,
wie wir wellind mit der geschrifft. Sich aber demnach, daß er yetz
spricht: "und das fäst oder lamb wirt üch zuo einer gedechtnus sin",
so erlernest, daß es ein gedechtnus ist des lebendigen beschechnen
überschrittes, und nit ein überschritt, sunder wirt dem wesenlichen
überschritt darumb nachgenennet, das man desselben in disem fäst
oder dancksagung gedenckt. Noch so stadt: es sye der überschritt,
und ist weder das fäst noch das lamb der überschritt, sunder ein
gedechtnuß oder bedütnuß des überschritts. Also wirt ouch unsere
gedechtnus der lychnam Christi genennet, nit das es, das fäst oder

--872--

brot, daran gebrochen, der lychnam Christi sye, sunder daß man des
lychnams Christi oder tods daran gedenckt.
Wyter volgt also: "Und ir werdend es fyren zuo eim fäst des
herren" [2. Mos. 12. 14]. Was heyßt hie "es"? Das fäst sampt der
gantzen handlung des lambessens und ungehebleten brotes. Ietz
sichstu, daß das gantz fest gedechtnus genempt wirt (sind alles synecdochae),
daß diß fest des herren fest ist. Und warumb trybstu ze
letsten dines buochs so vil gspeyes von einer kilchwyhe, drumb daß
ich's panegyrim, als es ouch ist, genempt hab, das ist: ein zemenkummends
fest? Ich sorg, du wüssist noch nit eygenlich, was panegyris
heisse, unnd wänist, es heysse nun einen kramtag. So du
uns nun die upgheyten, die an den kilchwyhinen fürgond, ußbreytest
und speyest, weystu's dann, namlich, das es ein frölich zemenkummen
ist der gantzen gemeynd zuo der eer unnd dancksagung Gottes,
oder treffenlicher herren oder völckeren oder besundrer doch großtätiger
lüten? Ia, weyst du, was es heyßt, und speyest uns also,
so bistu wol werdt, das man dir den nammen grösser mach: uß
"theologo" "mataeologus"; dann es ist ein muotwillige verkernuß.
Also habend wir's uss den worten Pauli nit einen kramtag, sunder
panegyrim, das ist: gemeindszemenkommenstag genennet, der da
spricht 1. Cor. 11: "Ir kummend nit zuo beßrung, sunder zuo ergernuß
zemen" etc. [1. Kor. 11. 17], und der worten mee daselbst, und uss
disem ort, eygenlich und wol, ia ze hundertmalen in allen dryen
spraachen besehen, und hab nit überhin geschritten, ob ich glych

--873--

vom überschritt las! Es werdend ouch die, so den gruntlichen bruch
noch nit eygenlich sehend im nachtmal Christi, on zwyffel sehen,
daß wir nit mit narrenwyß umbgond.
Demnach volgt also: "Ir werdend siben tag ungeheblet zelten
oder kuochen oder brot essen" etc. [2. Mos. 12. 15]. Sich, von dem
brot, das nit geheblet, ward darnach das fäst ouch genennet, wie hernach
kummen wirt. Volgt:
"Und am ersten tag wirt ein heylige berüffung sin" [2. Mos. 12. 16],
das ist: ein allgemeine, daran sust nieman ützid zimme ze thuon, weder
dahin zekommen, als die feriae oder sacrae epule ouch by den heyden
gewesen sind. Daran du sichst, das es ein heylig fäst gewesen ist;
darumb ouch unsere heylige zemenkomnuß der heyligen, das ist glöbigen,
heilig sin sol, nit mit dem essen heylig werden.
Es volgt aber hernach: "Und ir werdend die ungehebleten kuochen
halten; dann ich wil üweren züg am stündlin deß tags uss Egypten
füren" [2. Mos. 12. 17]. Bsich mir hie die wort eigenlich, so
ersichst du, das er das fäst yetz die ungehebleten brot oder kuochen

--874--

nennet, das er glych darvor hatt "zichron", das ist: "die widergedechtnuß"
unnd "paeßah", das ist: "den überschritt" genennet. Du
wirst ouch sehen, daß sölichs alles durch die synecdocham beschicht,
also das von einem teil das gantz fäst genennt wirt, namlich hie von
den ungehebleten kuochen, die man daran brucht, als die apostel ouch
genennet habend, Matth. 26: "Am ersten tag der ungehebleten broten"
[Matth. 26. 17], welchs als vil ist als: an deß überschrits erstem tag,
oder: an der gedechtnuß erstem tag. Item, du wirst ouch sehen, das
wir nit uss unbedachte leerend, das, da vorstadt "und das wirt üch
zuo einer gedechtnuß sin" [2. Mose 12. 14], diß wörtlin "das" zeigen
möge das lamb oder das gantz fäst sampt aller handlung, so du hie
sichst, daß ouch die gantz summa mit einem teyl, namlich mit den
ungehebleten kuochen, benamset wirt; es mag ouch nieman gedencken:
ia, es wirt hie das gebott geben der ungehebleten broten und nit das
fäst also genennet; dann es stadt vor und nach das gebott gnuogsam,
darzuo so stadt hie bym fäst der ungehebleten broten: "Dann ich wil
dine herzüg am stündlin deß tags uss Egypten führen" [2. Mos. 12. 17].
Daran wir sehend, daß die gedechtnuß dancksagt nit allein von deß
überschrytens wegen, sunder ouch von deß ußfürens wegen. Darumb
du, lieber Luther, dich ouch nit verwundren wirst, das wir in den
worten: "das ist min lychnam" leerend, das wörtlin "das" möge reichen
uff das gantz fäst der widergedechtnuß, uff den sinn: Das ist die
gedechtnuß mines lychnams, oder bedütnuß, für das fäst oder dancksagung
söllend ir darumb thuon, das ich minen lychnam für üch in
tod geben hab. Dann er spricht oben druf: "Thuond das zuo gedechtnus
min" [Luc. 22. 19]. Oder das diß wörtlin "das" uffs brot
oder wyn reiche als uff den einen teil unnd zeichen deß fästs, wie ouch
doben ist anzeigt (per synecdochen) uff den sinn: Das brot oder wyn
ist die gedechtnuß oder bedütnuß mines lychnams, der für üch hingegeben
wirt. Oder (damit du nit sagist, wir blybin nit uff eim: das
brot bedütet minen lychnam, der für üch hingegeben wirt. Glych als
ouch "das lamb bedütet den überschritt" der aller ringest unnd
offnest sinn ist, und dem einvaltigen der verstentlichest.
Bald darnach volgt aber: "Und der herr wirt das bluot sehen
am übertür und den zweyen bystellen und wirt überhin- oder

--875--

fürgon" etc. [2. Mos. 12. 23]. Daran du aber sichst, wie loß din
liederlichs wort ist: "Iss fleysch, dann es ist sunnentag"; dann obglych
diß ein ursach wer, darumb man sölte fleysch essen, so müßte
doch ein besundre gschicht sin am sunntag bschehen, umb dero willen
wir vermantind zuo fleyschessen, und das wer dann ouch ein widergedächtnuß.
Wo aber ghein andre ursach noch gschicht darhinder
wer, so geb dise red: "Iss fleisch, dann es ist sunntag", nit mee
ursach, warumb ich sölte fleysch essen, weder so ich sprech: "Iss
fleysch, dann der esel hat die figen fressen". Ich weiß nit, was in
diner spraach "faul zotten" heißt; verston ich's aber recht, für fule,
lose, liederliche, unfruchtbare, ungrünte wort, so sind dise dine wort
nit allein faul zotten, sunder gantz haderlumpen.
Demnach volgt also: "Und so ir in das land kummen werdend,
das üch der herr geben wirt, wie er geredt hatt, so söllend ir disen
dienst oder fäst halten. Und so üwere kinder zuo üch sagen werdend:
,Was ist üch das für ein fäst?', so söllend ir inen sagen: ,Es ist das
opfer des überschrittes dem herren, der überschritten hatt die hüser
der kinden Israels in Egypten, do er Egypten schluog, und unsere
hüser erlößt'" [2. Mos. 12. 25-27]. Sich, was kan doch hällers gseyt
werden, weder hie stadt: "Wann üwere kinder fragen werden ,was ist
das für ein fäst?' spricht Moses nit ,essend das lamb, dann es ist
zinstag', sunder ,es ist das opffer deß überschrittes dem herren, der
die hüser der kinden Israels in Egypten überschritten hatt'" etc.
Warumb unnderlastu, lieber Luther, gottes wort unnd thuost din unbedachtes
loses dar? Was darffstu sagen ,es sye ein söliche red, als
wann wir sagend: "Iss fleysch, dann es ist sunntag", so Moses hie
selbs leert, was es für ein red, fäst, handel oder ceremonia sye? Du
teubst durchs gantz buoch hinuß, wie wir one gottes wort leerind, und
thuost uns unrecht; dann wir erloubend dir, das du nun ein verrichte
meinung anzeigist, die wir one gottes wort lerind, unnd du leerst hie
nit allein one gottes wort, sunder du lassest gottes wort uß und setzest
din onmechtigs valsch wort dar. Söltind wir dir nach dinen sitten

--876--

den pfyl ziehen, was zimpte uns nit wider dich ze reden? Demnach
so habend wir hie das, daß lamb ein opffer genempt wirt und was
aber eigenlich nit ein opffer, dann von ihm ward nützid ufgeopfferet,
sunder ward gar geessen; dann die bein, die davon überblybend, und
das ungsüber verbrannt man wol, aber nit als ein opffer; noch so
wirt das gantz fäst ein opffer genennet, von dem schlahen oder metzgen
des nößlis, lambs oder böcklins. Daruß du zum ersten, lieber Luther,
aber erlernest, daß daß gantz fäst ein opffer oder schlachtung genennet
wirt nun von dem einen teil des fästs. Darnach wir all wider die
bäpstler, das opffer ouch heißt, das glych nit ein opffer ist, als hie
das fäst oder lamb. Und ob Christus syn widergedechtnus glych ein
opffer genempt hette, das er doch gheinswegs gethon, hett er doch nit
mee darmit gewellen dann ouch hie, da "opffer" für "widergedechtnus"
genommen wirt.
Also hastu, lieber Luther orten gnuog, mit denen du überwunden
wirst, das diß wort "ist" für "bedütet" genommen wirt, oder "ist ein
zeichen". So ich aber wol weiß, daß du lut schryen wirst: "Sehend
ir, also thuond imm die schwermer: sy redend, sy habend ein ding
bewert, so im nit also ist. Es ist nit erzwungen, das hie ,ist' für
,bedütet' oder derglychen genommen werden müß", so sag ich also:
Ich zwyfel wol, du werdist dich deß nit erzwingen lassen, obglych
die warheyt am tag lige; dann du tröstest dich warlich eins andren
schwerts weder deß worts gottes; dasselb wirt aber ouch nit lenger
noch tieffer howen, weder der doben wil, der ouch den Abraham
hieß hören schlahen [cf. 1. Mos. 22. 9-12] und dem Ahab die hand
erdart, das er sy nummen kond zuo im bringen [cf. 1. Kön. 13. 4].
Ich wil aber nüts deß weniger umb der einvaltigen willen alles, so
hie vom osterlamb gesagt, in ein kleine summ bringen und daruß anzeigen,
wie "ist" für "bedütet" genommen wirt unnd wie wir bedütnuß
hie nemend, also:

--877--

Das osterlamb wirt erstlich genennet der überschritt, darumb das
der überschritt darnach gevolget unnd man by disem lamb dancksagt
umb den überschritt, einist beschehen. Darnach wirt das fäst ein
gedechtnus genempt, darumb das man da der guotthät gottes, den
kindren Israels mit dem überhupffen und ußfüren bewyßt, yndenck
was. Nun kond das lamb nit yngedenck sin, sunder bedütet das,
darumb sy soltend yndenck sin. Also wirt von uns #;,bedüten#;' oder
#;,zeichen sin" genommen nit, als du uns, lieber Luther, dargibst per
calumniam: "Was bedütet doch das brot#,' etc., als ob wir wellend
sagen, es bedüte etwas erst künfftig, sunder das nachtmal bedütet den
tod Christi, vorgschehen, glych als das lamb in nachgender zyt den
überschritt bedut, der vor langest beschehen was. Und do man
einist an der uffart den hültzinen götzen ufzoch, fragten wir kinder,
was das bedute, sagt man uns: es bedute, das Christus also ze himmel
gevaren wer, und die nuss, biren, öpfel, oflaten, so man herabwarff,
bedutind gaaben, von denen gschriben ist: "Er hatt den menschen
gaaben gegeben" [Eph. 4. 8]. Sich, daß "bedüten" ouch hindersich
reicht für "ein zeichen sin", für "ein gedechtnuß sin", als ouch
tropaea, das ist: ufgerichte stein, bedütend etwa einen sig, etwa einen
todschlag, etwa einen grossen guottätigen mann. Luog nun, frommer
Christ, ob Luther überwunden sye und gezwungen, das "ist" in
der red: "es ist der überschritt" für "bedütet" oder: "ist ein zeichen
oder gedechtnuß des überschritts" genommen werd, so der text es ein
gedechtnuß oder bedütnus nempt. Zum dritten wirt dise dancksagung
ein fäst ouch genennet oder zemenkunfft der gantzen gemeind. Und

--878--

heißt doch ouch der überschritt. Daruß ermessen wirt, daß die wort:
"es ist der überschritt" sagen wellend: das fäst ist ein gedechtnuß des
überschritts, oder: das lamb, das under den sichtbaren dingen das
fürnempst was, ist ein bedütnuß oder gedechtnuß des überschrittes.
Also ouch ist die zemenkunft im nachtmal Christi ein gedechtnuß
des lychnams Christi, oder das brot, das fürnemlich darinn wirt
harumbgetragen, bedütet und zeigt an den lychnam Christi, der für
uns ist hingegeben. Zum vierten wirt es genempt das fäst der ungehebleten
broten, kumpt aber das von eim teil diß fästs, namlich
von den ungehebleten broten, die daran gebrucht wurdend. Zum fünften
wirt es ein opfer genennet, drumb das lamb geschlachtet und doch nit
geopfret ward. Nun setz die namen zemen: überschritt, fäst oder
zemenkunft der gantzen gemeind, widergedächtnus, ungehebleter broten
fäst und opfer des überschrittes, so sehend wir, daß des lambs essen
nütz anders was, weder daß es der gantzen zemenkommen gemein
bedüt, anbildet und zeigt den überschritt, den gott iren vätteren bewisen
hatt; darumb sagtend sy gott danck. Ietz sichstu, ob "es ist
der überschritt" so vil vermög als: "es bedütet den überschritt", oder
als vil als: "Iss fleysch, dann es ist sunntag". Und laß sich demnach
wysen, wemm es Gott gunnet. Liß, lieber frommer Christ, das
12. capitel Exod. selbs mit flyß, so wirstu sehen, ob wir der sach
recht thuond, oder nit.
Es sind noch etliche kundtschafften mee, die wir nit habend
anzogen, das darumb "wesen" für "bedüten" genommen werde,
sunder allein, das wir anzeigind, das mee ort sygind, darinn die wort
des wesens nit müssend wesenlich genommen werden. Als: "Ich
bin die war wynräb" [Joh. 15. 1]; da wirt "bin" und "wynräb" nit
wesenlich genommen, sunder: "Ich bin ir glych". "Ich bin die tür"
[Joh. 10. 7] vermag als vil: "Ich bin einer tür oder porten glych".
Wilt du aber den tropum in der wynräben oder tür ufthuon, so nim
für die wynräben die tucht, grund und fruchtbarmachung, so
werdend die wort Christi also luten: Ich bin die recht tucht unnd

--879--

krafft, darinn alles krafft hatt, etc.; Ich bin die tür, das ist: der
war yngang, etc. Ye daß Luther gar kintlich fält, so er strytet:
Er sye ein ware rechte wynräb etc. Und sye hie ghein deüteley (wie
er holtzelg redt); dann obglych nit deütung da, ist doch das abnemen
oder glychsin da, ye das die wort des wesens nit mögend wesenlich
genommen werden, sunder für glychsam sin. Das ist ouch nit ußzelassen,
das Luther Ecolampadius ußlegen der worten und mines
allweg für zwo underscheiden irrungen zelt, als c. 3 und c. 4
unnd aber c. 4 spricht er also: "Erstlich ist das gewiß, das Zuingel
unnd Ecolampad im verstand einträchtig sind".
Also, hoff ich, sye bewärt, das diß wort "ist" und andere, die
sin oder wesen heissend, bedütlich genommen werdind an vil orten in
der schrift; hab doch nun die alten ort anzeygt. Hie tuot nun Luther
zwo ynreden, eine: wir sygind die verwirrtisten schliesser, die er ye

--880--

gsehen hab, sygind ouch unberichter weder die kind, so wir also
schliessind: "ist" wirt an einem ort in der geschrift für "bedütet"
genommen, so wirt es hie ouch also genommen. Und ob wir glych
fundind, das "ist" für "bedütet" genommen wurd, noch müßtind wir
erst bewären und gwüßmachen, daß es in denen worten: "Das ist min
lychnam", also müsse genommen werden. Die ander ynred: Es sye
ye ein tüflisch ding, daß wir sagind, dise wort mögend nit also verstanden
werden, uss der ursach, es ryme sich nit. Gebend wir uff
die ersten dise antwurt:
Das wir durch alle unser geschrifften allweg anzeigt habind, daß
unser meinung gar nit sye, das wir in disen worten darumb wellind
"ist" mit "bedütet" ußlegen, das "ist" etwan an eim ort werde für
"bedütet" genommen, sunder sittenmal der gloub und die gschrifft
darwider sygind, das es natürlich genommen werd, so mögind dise
wort den sinn nit haben; dann, als wir vor gnuog anzeygt, muoß
man die geschrifft gegeneinander heben, und das, so einander widerwertig
sin wirt, angesehen mit dem liecht des glaubens und der
gschrifft einhälliklich lernen verston. So nun das beschicht, so erfindt
sich, das ouch dise wort den sinn nit mögend haben, den sy
im ersten ansehen fürtragend. Und redend gar nit von der ungebe
oder ungeschickte des luter menschlichen verstands, sunder von dem
klaren verstand des gloubens; darumb wir ouch allweg mit hällen
worten geredt habend: Absurdum esse hunc sensum, etiam fideli intellectui,
das ist: es wil sich ouch dem glöubigen verstand nit rymen
oder fügen. Darumb du, lieber Luther, gar vil unnützer worten
trybst, so du uns so offt beschiltest, sam wir allein gesagt habind,

--881--

es ryme sich nit, und habend aber wir allweg anzeygt, es sye dem
glouben und der hällen gschrifft wider, darumb ryme es sich nit. So
nun der erst gegenwurff im andren hangt, wil ich inn sparen, biß wir
den andren verantwurtend.
Unnd sprich hie zum ersten, das wir nie habend arguiert a
particulari ad universale, sunder ir habend's unns allweg zuogelegt,
nit allein on scham, sunder ouch on alle vernunfft; dann wer hat ye
under uns geredt: "ist" wirt an eynem ort für "bedütet" genommen,
so wirdt es ouch an allen orten also genommen? Aber ir habend also
uff uns geredt, wiewol lugenhafftigklich, unnd also geschruwen: "Sich,
die fuerennd sölich schlußreden: ,ist' wirt für ,bedütet' etwan an eym
ort genommen, so muoß es allenthalb für ,bedütet' genommen werden.
Also muoß das wort deß himmelischen vatters: ,Diß ist min geliebter
sun' [z. B. Matth. 3. 17] heissen: ,Das bedütet minen sun'", mit andren
vilen byspilen. Unnd demnach uff uns gespuwen, als du, lieber Luther,
ouch on maaß in disem buoch trybest, warlich nitt one grossen argwon,
so doch mencklich weyßt, das wir nit so närrisch ye geschlossen habend.
Nun aber merckst du wol, wannen har wir zuo disem ußlegen gezwungen
sind. Aber harwiderumb schlüst du also; dann du ye alle ort schirmen
wilt, darinn "ist" stadt, es sye wesenlich, daß das diß wort seyt, das
aber nit sin mag, als gnuog ghört ist; dann Ioannes ist nit Helias etc.
Das volgt aber wol in der heiligen gschrifft, daß wo ein wort in einem
frömmden sinn genommen wirdt an einem ort unnd das selb wort an
eym andren ort ouch muoß einen frömbden sinn haben, das man eins
durchs ander, ouch glych dem andren ußleg, so das die gelegenheyt
des gloubens unnd einhelligheit der gschrifft wyßt. Byspil: Diß wort
"stein" wirt in der gschrifft in vil weg genommen, etwan für die
materlichen stein, etwan für herte menschen, als Ezech. 11. und 36.
[cf. Ezech. 11. 19; 36. 26], etwan für die treffenlichen und fürnemen,

--882--

Tren. 4. [cf. Kl. Jerem. 4. 1], etwan für Christum allein 1. Pet. 2.
[cf. 1. Petr. 2. 4]. Welchs ort ich nun nimm von den ersten dryen,
und wil das ort Petri, das allein uff Christum lutet, ußlegen, so
fäl ich. Warumb? Die gelegenheit des gloubens stimpt nit darzue.
Wenn ich aber eins find, da "steyn" ouch allein "Christum" bedütet,
denn so wirt eins durchs ander klar und beyde einandren glych. Als
das 117. psalmen stadt: "Der steyn, den die buwenden (verstand: durch
menschen leer, als die pfaffheit thät) verworffen habend, der ist ein
houptstein im egg worden" [Psalm 118. 22]; das leret uns Christus
selbs, Matth. 21., von im geredt sin [cf. Matth. 21. 42ff.]; so wir nun
die ort, die eines sinnes sind, zemenhebend und die gelegenheit oder
glychsame des gloubens bsehend, so werdend sy alle drü durch einander
klaar, unnd strytet darumb nieman, das, wo "steyn" in der
geschrifft stand, das es Christum heysse. Bsich yetz die gelegenheit
und glychsame der beden reden: "Das ist der überschritt" und: "Das
ist der lychnam Christi." Ein ander byspil: Wasser wirdt ouch in
vil andre weg weder für das materlich wasser in der geschrifft genommen.
Noch so sehend gheyne zuo dem sinn, der Jo. 3 stadt:
"Es sye dann, das einer widergeborn werde uss dem wasser unnd
heyligen geyst" etc. [Joh. 3. 5], weder die, da wasser ouch wirdt für
die gnad gottes oder das himmelisch erlüchten genommen als Ezech. 36.,
Ioan. 4., 1. Ioan. 5
. [cf. Ez. 36. 25; Joh. 4. 10ff.; 1. Joh. 5. 6f.] unnd
derglychen noch vil. Nun widerstrytend aber hie die töuffeler, das
ist: die dem lyblichen touff zevil zuogebend, unnd sprechend: Das Io. 3.
stadt vom wasser, ghöre nit dahar, dann dasselb lute vom lyblichen
touffwasser. Ietz stellend wir die gschrifft gegeneinander, so findend
wir Matth. 3.: "Der wirt üch touffen im heiligen geist unnd fhür"
[Matth. 3. 11]. Sol nun wasser Ioan. 3. vom lyblichen touffwasser
luten, so wirt ouch hie fhür vom lyblichen fhür muessen verstanden
werden, und thuond die Indier recht (das doch nit ist), daß sy sich

--883--

mit dem brand lassend zeychnen, welchs ouch uß der irrung kumpt,
das sy nit verstanden habend, was Ioannes mitt dem fhür gemeynt
hab. Ietz jagt unns das ort vom fhür zuo dem ort vom wasser und
zwingt uns wasser glych als wol anderverstendig machenn als fhür,
so sehend wir demnach, das "wasser" offt für die erlüchtung unnd
nachlassung der gnad gottes genommen wirt. Unnd so wir die wort
Christi, Ioan. 3., ouch recht bsehend, findend wir, das Christus
durch wasser unnd wind uns darumb redt muessen widergeborn werden,
das er durch die läblichen, fristlichen element uns ze verston geb,
das die gnad gottes oder das himmelisch wüssen, das allein die seel
erquickt, nieman annimpt, weder dem der geyst yngibt, das er sich
der gnaden sicher halt etc. Als dann Ioan. 1. cap. 5. [V. 7] sagt:
"Dry sind, die kundschafft gebend: der geyst, das wasser und das
bluot, und die dry sind eins oder byeinander". Daruß wir nun, lieber
Luther, erlernen mögend, daß von einem ort zum andren recht gangen
wirt und ir beder sinn gegen einander gehebt unnd der ußerlesen sol

--884--

werden, der dem glouben und eynigheit der geschrifft aller glychförmigost
ist. Und muoß man darumb nit sagen: "Das heyßt an dem
ort das, ia, so heißt es allenthalb also"; wie dann yetz vom wasser
und steyn ist anzeygt. Und welcher das nit halt, der irrt vil in der
gschrifft. Ich wil ouch wol anzeigen, daß diß wort: "ein fleyschin
hertz" in der gschrifft nienen wirt zuo guotem genommen weder by
Ezechiel 11. und 36.: "Ich wil uß üwrem fleisch das steinin hertz
nemen und wil üch ein fleischis geben" [Ez. 11. 19; 36. 26]. Wie
tuond wir im hie? Nun habend wir doch ghein ort, darinn ein
fleyschin hertz für guot werde genommen. Sich, da muoß allein der
sittig, glöubig verstand das fleyschin hertz ermessen zuo guotem genommen
werden. Also ist im ouch hie: ob wir glych nit ort hettind,
darinn "ist" wurde für "bedütet" genommen, dero wir doch überflüssig
habind, und aber uß aller gschrifft, glouben und den worten selbs
erfunden wirt, das dise wort: "Das ist min lychnam, der für üch wirt
hinggeben", nit mögend wesenlich genommen werden, so hettind wir
an dem wysenden liecht des gloubens, andrer gschrifft, die widerstadt,
unnd der selbs worten gnuog.
Zum andren gegenwurff, da uns Luther ußgibt, wir verneinind
hie den lyblichen lychnam Christi, darumb, es ryme sich der vernunfft
nach nit, gebend wir, wie ghört ist, dise antwurt: Das wir
allweg geredt habend, es gebe sich dem glöubigen verstand nit, sunder
widerstrebe dem glouben unnd der gschrifft. Das wellend wir hie, ob
gott wil, häll an tag bringen, unnd vom glouben zum ersten, darnach
von dem widerstand der gschrifft.
Den lychnam Christi lyplich essen widerstadt dem glouben.
Ursach: Wie der mensch nit allein bym brot lebt, sunder by eim
yeden wort, das von gottes mund kumpt [cf. 5. Mos. 8. 3; Matth. 4. 4],

--885--

also mag ouch die seel nützid spysen oder sicher machen weder
gottes wort. Das macht aber nieman sicher, weder welchen gott gezogen
hat [cf. Joh. 6. 44] mit sinem geyst (ietz darff's nit geschrifft,
sy ist allen glöubigen in den stucken wol erkanndt); welchen aber
gottes wort sicher macht, der hat yetz den glouben, und das ist gottes
worts gleben. Ietz kumpt der fäl. Wenn ich nun under dem namen
des gloubens wil ynfueren und sagen: gottes wort lere das glouben,
das es nit lert, so väl ich nüts weniger, weder die menschen leren
für gottes leren verkoufft habend; dann so bald ich gottes wort
zuoleg, das es nit innhalt, so hab ich das gebott Deut. 4. und 12.
übersehen [cf. 5. Mos. 4. 2; 12. 32]. Darumb muessend wir zuo dem
glouben gottes worts eigenlichen verstand haben, oder aber wir wurdind
glouben, ia, wänen, das wir nit wüßtind. Kundschafft Ro. 10.:
"Wie werdend sy glouben dem, den sy nit ghört habend? Wie werdend
sy aber hören on einen lerer?" [Röm. 10. 14]. So muoß ye sin,
daß der lerer nit anders lere weder gottes wort wißt, oder er lert
menschenler und wirt under die gezellet, von denen Paulus Tit.
1. capitel redt: "Es sind vil ungeschickter, ytelschwätzer, gmuetverfuerer,
allermeyst uss der bschnydung, denen muoß man den mund
verstopffen; dann sy verkerend gantze gsinder unnd lerend, das
nit sol gelert werden umb des schantlichen gwüns willen" [Tit. 1. 10 f.]

--886--

Hie sehend wir wol, das Paulus anzeigt, man muesse lerer haben; wir
sehend aber dargegen, das die lerer uß anfechtung des gewünnes oder
andren anfechtungen der warheit fälend. Söllend nun die, so gelert
werdend, damit nit vermaßget werden, so muessend sy ye so vil
liechtes haben, daß sy sehind, welchs von gott sye, welchs vom menschen.
Dann Christus spricht: "Die schaaff kennind die stimm des hirten und
gangind im nach, aber eim frömbden gangind sy nit nach, sunder flühind
von im, dann sy kennind der frömbden stimm nit" [cf. Joh. 10. 4 f.].
So muoß ie ein groß liecht im gmuet der hörenden schäflin sin, so sy
das wort deß lerenden muessend urteylen, als ouch Paulus 1. Cor. 14
[V. 29] heyßt. Das liecht aber ist nützid anders weder der gloub,
als Isaias spricht: "Wenn ir nit gloubend, so werdend ir nit verston"
[Jes. 7. 9]. Also ist gnuog erklärt, das weder der lerend me zuo gottes
wort thuon sol, weder es innhalt, noch der lernend me verston, oder
aber sy farend nit nach dem glouben unnd geyst, sunder nach iren
anfechtungen. Byspil: Zun Hebreern am eylfften capitel stadt also:
"Durch den glouben verstond wir die welt gemachet sin durch gottes
wort" [Hebr. 11. 3]. Hie ist gnuog verstanden unnd gloubt, wann ich
merck, das die welt gemachet ist von gott, und gloub das. Item
Genn. 1. stadt: "Gott hatt wyter geredt: Es werdind liechter am firmament
des himmels unnd teylind tag unnd nacht" [1. Mos. 1. 14]. Ist
aber gnuog, das ich merck und gloube, das sunn und mon von gott

--887--

geschaffen sygind. Wann ich nun wölte zuo gottes wort tuon und
sagen: "Ich wil ouch sunn und mon machen mit dem wort gottes,
das er selbs geredt hatt; dann syn wort ist allmechtig, er vermag's
wol" etc. und wil sagen: "Es werdind liechter am firmament deß
himmels" etc., so liesse sehen, wievil ich sunn unnd mon machen
möcht. Ich sölte wol wellen liecht machen, und wurde finsternuß.
Warumb? Gott hat unns nienen gheissen sunn und mon machen, ob
er glych das lebendmachig wort: "Es werdind liechter" geredt hatt,
und sind die liechter worden. Hatt er uns doch nienen empfolhen
noch verheissen, das, wann wir die wort redind, das ouch da neißwas
werde. Unnd darumb sind diß wort einer einvaltigen gschicht,
und sind nit wort, darinn wir gheissen werdind, ützid ze thuon, oder
in denen unns verheissen werde, so wir sy sprechind, das wir ouch
himmel und erden machind oder sunn und mon. Und ist glych als
wol unrecht, gottes wort uftrechen, das es nit ynhalt, als im
entziehen, das es vermag.
Byspil im nüwen testament: Christus hatt gsprochen: "Gond
hin, predigend das evangelium" [Marc. 16. 15]. Ist ein heissends
wort. Widerumb hatt er uss wasser wyn gemacht [cf. Joh. 2. 1-11].
Wil ich nun die wort sagen: "Das wasser hat Iesus zuo wyn gemacht",
und damit vermeinen, es sölle wyn werden, die wort vermögind's,
es sye gott ouch wol müglich, so soll man mir billich gheinen wyn
geben, sunder wasser; und mich selbs lassen wyn machen. Item
Christus spricht aber: "So ir fürgestellt werdend, dörffend ir nit
trachten, was ir reden werdind, dann es wirt üch zur selben stund
geben, was ir reden söllend" [Matth. 10. 19]. Ist ein verheissends wort.
Wölt ich nun ab dem uff ein wort des gheisses vallen und sagen:
"Ich wil nit arbeiten, den nechsten liebhaben, nit spysen, nit trencken
den armen, etc.; ursach: gott hatt geredt, er werd wol yngeben, was
ich reden sölle, so wirt er mich ouch wol zur arbeit unnd andren
guoten dingen bewegen, er mag's wol, er hatt's verheissen, etce.", so

--888--

irrete ich ye unchristenlich. So muoß ich ye under den worten, die
nit einer ard sind, underscheyd halten im glouben. In den worten,
die mir ein lutre gschicht anzeigend, ist's gnuog glouben, daß also
geschehen sye, unnd sol darzuo gheinswegs glouben, das mir gebotten
oder verheissen sye, das ich ouch also thuon sölle oder möge. In den
worten deß gheisses ist's gnuog glouben, das gott geredt, ouch gheissen
hab, unnd das wir das thuon söllend, unnd das wir wüssend, das es
recht ist, so es gott geheissen hat. In den worten aber der verheissung
muessend wir glouben, das die verheissung von gott sye, guot und grecht
sye, das sy ouch gwüß erfüllt werd, wie sy lutet. Davon ich noch vil
mee gegen D. Jacob Strussen geschriben hab; zeig yetz nun ein
kurtz muster an.
Nimm du yetz, lieber Luther, die wort: "Nemend, essend, das
ist min lychnam", zehanden (ich wil dich yetz mit denen: "der für
üch hingegeben wirt", die du so unwerdt halst, das du durch das
gantz buoch nun nit einist früntlich mit inen reddist, nit übernöten),
so sichstu erstlich, das die zwey wort: "Nemend, essend"
heissende wort sind. Zum andren: "Das ist min lychnam" sind
gschicht- oder tätliche wort und mögend als wenig den lychnam
Christi mit dinem glouben oder reden machen, als wenig du magst
liecht machen darumb, daß er hatt geredt: "Es werde liecht" [1. Mos. 1. 3].
Und hatt dennocht das ein bessere gstalt: "Es werde liecht"; dann
diß ruefft doch dem liecht, aber hie wirt nit gesprochen: "Da werde
min lychnam uss oder im brot". Und wann er glych also gesprochen
hette, noch hette er erst nienen verheissen, daß, wann wir die
sprechind, das da der lychnam Christi wurde; dann wann unns gott
glych heißt den andren baggen ouch darheben [cf. Matth. 5. 39],
thuond wir's darumb nit. Warumb? Das er uns nie verheissen hatt,
das wir so volkommen sin, das wir's thuon werdind. So wir aber
durächtung lydend von der grechtigheyt wegen, so wirt uns das rych
der himmlen [cf. Matth. 5. 10], da ist ein gheiß umb. Also habend
wir noch nit funden, daß wir yenen gheissen sygind, den lychnam

--889--

Christi im brot oder uss brot machen, ich gschwyg, das uns yenen
verheissen sye, wann wir die wort sprechind, das er da werde, als
wenig uns verheissen ist, das wir liecht, fisch und vögel machen
werdind [cf. 1. Mose 1.], unnd hatt sy doch gott ouch mit sinem wort,
das ist: krafft, gemacht [cf. Hebr. 11. 3 und Jer. 10. 12].
Bißhar hoff ich nit, das yeman sagen könne, das in den worten
deß herren weder heissen noch verheissen sye, daruß wir billich söllind
vermeinen uns ze glouben sin, das der lychnam Christi hie geessen
oder gemacht werde. "Nemend, essend" sind wol heissende wort, aber
sy heissend nit mee, dann sy lutend; "nemen unnd essen" mögend
nit dahinzogen werden, das sy heissind den lychnam Christi machen.
"Das ist min lychnam" sind nun zeig- unnd geschichtwort. Wann
glych Christus sinen lychnam gegeben hette, noch stadt nienen,
daß wir in machind, oder uns ouch verheissen sye. So volgend
yetz die wort: "der für üch hingeben wirt". Wellend wir von klarheyt
wegen underlassen; dann doben gnuog von inen gseyt ist,
das sy einig den gantzen verstand, den wir annemend, starck
gnuog sind ze erhalten. Und wellend an die wort hin: "Thuond das
zuo gedechtnus min" [1. Kor. 11. 24], unnd sehen, wohin die zwey
wörtlin: "thuond das" reichind.
Der bapst mit sinem thuom hatt allweg also gelert, das dise
zwey wort: "Thuond das" uff den lychnam Christi heissind und dütind

--890--

uff den sinn: "Thuond daß", das ist: "machend mit den worten den
lychnam Christi" etc.. Welches aber falsch ist uss zweyen gründen.
Der erst ist: das Christus vor nit anzeigt oder gheissen hatt synen
lychnam machen, wie dann ghört ist; daruß nun volget, das ouch die
wort: "Thuond das" nit reichen mögend uff: "Machend minen lychnam",
oder aber die wort wurdind zuo einem so losen sinn kommen: "Thuond
das, das ich üch erst gheissen hab", und so man hinder sich sehe,
hett er nützid geheissen dann: "Nemend, essend"; so werdend wir
ye nüts anders geheissen dann essen und nit den lychnam Christi
machen, habend ouch ghein verheissends wort, das da sage, das er
yenen uss krafft diser worten oder uss gottes thuon dahin kummen
werd. Sichstu aber, lieber Luther, das uns der mangel des verheissens
nit laßt glouben, daß da der lychnam Christi sye. Und
wöltind also wir dich ghand ouch in den worten einig überwinden,
ob wir glych ghein andre gschrifft dargegen oder nebend hettind.
Der ander grund ist das heylig gotteswort, das unns den finger fuert,
wohin wir mit den worten: "Thuond das", zeigen söllind. 1. Corinth. 11.
stadt also: "Thuond das zuo gedechtnus min; dann so offt ir das
brot essen werdend und das tranck trincken, söllend ir den tod deß
herren prysen oder ußkünden, biß er kummen wirt" [1. Kor. 11. 25, 26].
Heb den finger har, lieber Luther, und sich, wohin "das" reiche
und wohin "thuond", und "biß nit unglöbig, sunder glöbig" [Joh. 20. 27].

--891--

Du weist wol, das Paulus hie ußsprechen wil unnd klar machen, was
dise wort vermögind: "Thuond das zuo gedechtnus min"? Sprichstu:
nein? So sich mir uff die causalem γάρ, enim, das ist uff das wörtlin
"dann", so sichstu wol, das die nachkomenden wort: "Dann so offt
ir das brot essen werden" etce., damit an die vordrigen gehenckt
werden, damit ursach und klarheyt geben werde, warumb die gedechtnuß
sye, und was sy sye. Nun heb den finger har (zürnn nit, das ich dich
so kintlich leer; wir muessend werden als die kind, oder aber ussert
dem himmel blyben [cf. Matth. 18. 3]) und leg inn uff die wort: "Dann
so offt ir das brot essen werdend und das tranck trincken". Nun, du
hast inn druff? Lieber, was bedütet das wörtlin "das" in denen worten?
Bedütet es uff: den lychnam Christi daharbringen oder machen, oder
bedütet es: das brot essen und das tranck trincken? Kanst du nit
leugnen, es bedüte uff: essen und trincken das brot unnd tranck, als
die wort offenlich lutend. Eya, so sich nun in gottes namen,
daß diß wort: "Thuond das", nit reicht uff: Essend minen lychnam,
sunder uff: essend das fästlich und pflichtlich brot und tranck zuo
gedechtnuß min. Sich ouch, lieber Luther, das wir uss denen worten
Pauli, darinn er mit dem wörtlin "das" uff das gantz fäst oder uff
die fürnemen zeichen dütet, erlernend, daß ouch in denen worten:
"Das ist min lychnam", diß wörtlin "das" nit uff den lyplichen lychnam
Christi zeiget, sunder uff das fäst, welches der lychnam Christi
genennet wirt; glych als wir die urstende Christi nennend und uffart,
und stat aber Christus und fart nit uf, sunder das fäst und
widergedechtnuß wirt also genennet von dem, das einist beschehen
ist, oder es zeiget uff die fürnemen symbola, fäst- und pflichtliche
zeychen wyns und brotes, das die syn lychnam anzeigind, der für
uns ist hingegeben. Dann Paulus nennet's also hie, da es am
thüresten gilt. Dann es muoß ye am türesten gelten, da er die wort:
"Thuond das zuo gedechtnuß min" erkleren wil, was sy vermögind.

--892--

Da spricht er aber: "Dann so offt ir das brot essen werdend" und nit:
"So offt ir den lychnam Christi essen werdend" etc.
Ietz ist es an denen worten: "zue gedechtnuß min". Da sprichstu,
lieber Luther, sampt dinem huffen, man esse den lychnam Christi
hie zuo gedechtnuß sines lychnams, welches aber nit sin mag, als
yetz uss Paulo wol verstanden wirt; dann er legt die wort "zuo gedechtnus
min" mit denen uß: "werdend ir den tod deß herren prysen
oder ußkünden, biß er kummen wirt"; daran wir wol sehend, daß in
disem fästlichen mal den pryß nit fuert, den lyplichen lyb Christi
essen, das doch billich zum fürnemsten sölte sin, wo man den lyplich
ässe, sunder das wirt hie fürnemlich anzeigt, das wir die gedechtnus
des herren also begon söllind mit prysen und ußkünden, das ist:
dancksagen deß tods deß herren. Und spricht Paulus nit: "so offt ir
dise gedechtnuß begond, so essend den lychnam deß herren", sunder:
"so offt ir das brot essen und das tranck trincken werdend, so künden
uß den tod des herren". Da sichstu nun offenlich das "ußkünden",
das ist: die dancksagung, das fürnem sin, das hie gehandlet wirt.
Die wort: "biß er kummen wirt" ist nit not ze handlen, sind vormal
gnuog anzeigt, das sy reichend uff die zuokunfft des letsten urteils.

--893--

Also hastu, lieber Luther, nit mit tantmären bewert: erstlich,
das wir gottes wort nit ufträchen söllend, das es nit ynhalt; dann
das ist glych als wol bäpstisch, als gotteswort gar nit hören. Es muoß
ouch sin, daß der glych als wol syn wort an gottes worts statt stelle,
der uss gottes wort ziehen wil, das es nit erlyden mag, als der syn
eigen dichtet wort für gottes wort darstellt. Dann yetweders ist
deß menschen wort. Darnach ist dir bewert, das dise wort: "Nemend,
essend, das ist min lychnam; thuond das zuo gedechtnus min", nit wort
einigerley verheissens sygind, sunder allein gebietende oder heissende
wort und erzellende. Und so wir die eigenlich besehend mit
denen: "der für üch hingegeben wirt", unnd mit denen: "So offt ir
das brot essen werdend und das tranck trincken, söllend ir den tod
deß herren ußkünden" etc., so sehend wir eigenlich, das die dürren:
"Das ist min lychnam" den sinn nit haben mögend, den du überhoupt
erfechten hoffst. Und hörst demnach, das es wider den
glouben ist, fleisch und bluot Christi hie fürgeben geessen werden;
dann gottes wort innhalt es nit, verheyßt ouch nützid drumb, deßhalb
die menschlich, ouch glöubig conscientz nimmermee ruewig wirt,
gott geb was man iro mit thüren worten verheyßt: "Der hochgelobt
zart fronlychnam wirdt geessen" etc. So gottes wort das nit hat,

--894--

so ist es dem glouben wider und unannemlich. Und darumb bsich,
lieber Luther, dine wort, wie wol sy standind, da du also schryest:
"Wir habend gottes wort; das mag uns weder tüfel noch hell,
kätzer noch schwermer nemmen; da stond sy" etc. Frylich habend
wir sy; wer wil dir sy nemmen? "Gottes wort ist allmechtig und
bringt das mit im, das es fürgibt". Wer schlecht das ab? Wir
habend noch hert einen glouben. "Und so die wort gesprochen
werdend, so ist der lychnam Christi da". Ietz välstu. Ietz sagend
wir darzuo: "Lieber, so sprich: ,Es werde ein liecht'" [1. Mos. 1. 3];
dann gott hat diß wort nit weniger geredt weder yhens. Sprichst:
"Ia er hat das nit geheissen". Lieber, so sprich zum todten: "Stand
uf" [cf. Luc. 7. 14], oder zum blinden: "Ersich" [cf. Luc. 18. 42],
unnd mach in sichtig, das hat gott geheyssen. Thuo hie, lieber
Luther, am fürgon disen knopff uf; dann du hast auch gottes
verheyssung umb die wort, die du hie gar nit hast, Marci 16
[cf. Marc. 16. 17f.]. Und wenn du sprechen wirst: "Ich bin nit gheissen
liecht oder himmel und erden machen, aber hie bin ich gheyssen den
lychnam Christi essen", hast du schon antwurt uß dem wort Pauli,
das: "Thuond das zuo gedächtnus min" dahin reycht: "So offt ir das
brot essen werdend unnd das tranck trincken, söllend ir" etc. So vil
vom widerstand des gloubens, der uß dem mangel kumpt, daß
er nicht glouben kan, in gottes wort sin, das es nit innhalt.

--895--

Nun wellend wir bewären, das es der summ der natur und ard
des christenlichen gloubens wider ist. Nieman kumpt zuo Christo,
der vatter habe in dann zogen [cf. Joh. 6. 44]; welcher's nun vom
vatter ghört und glernet hat, der kumpt zuo im. Welcher nun in
inn vertruwt (dann das ist zuo im kummen), der hat ewigs leben
[cf. Joh. 6. 47], ia, ist ein sun gottes; dann welche in annemmend,
denen hat er geben kinder gottes ze werden [Joh. 1. 12]. Ist nun das
vertruwen uff inn die summa des heyls, so fragt der gloub nit dem
lyplichen essen nach; dann worzuo dient es der conscientz? "Gott ist
ein geyst, und welche inn anbetten wellend, muessend inn im geyst
und der warheit anbätten" [Joh. 4. 24]. Also, welcher im dienen wil,
sol im uß dem glouben dienen, nit mit lyplichem essen sines fleischs.
"Der geyst ist, der da lebendig macht" [Joh. 6. 63], so muoß es allein
geyst sin, das unnseren geyst sichret zum leben. Dann damit wir
gwüß sygind, das wir sün gottes sind, so hatt gott sines suns geyst in
unsere hertzen gesendt, in welchem geyst wir schryend zuo im: vatter
[cf. Röm. 8. 15]. Durch den geist ist es zuoggangen, das wir gwüß
sind gemacht, das wir kinder gottes sind; den hat gott in unsere
hertzen ggeben, und ist nit dahar kommen, das wir sin fleysch und
bluot lyplich essind. Christus spricht: "So ich von der erd erhöcht
(das ist ans crütz gehenckt), wird ich alle menschen zuo mir zühen"
[Joh. 12. 32]. Sicht nun der gloub uff den tod Christi, nit uffs
lyplich essen, dem nützid zuogesagt ist, so sicht der gloub nit druf,
sunder ist im wider und ein abschühen ab allem, das im wirt
fürggeben, darumb er gottes wort nit hat.
Christus hat mit sinem bluotvergiessen zefridengestellt alles in
himmel und erden, nit mit essengeben sines lychnams und bluotes lyplich;
dann sin fleisch ist nun ein spyß der seel, so verr es gecrützget
ist, Jo. 6: "Die spyß, die ich üch geben wird, ist min fleisch
fürs leben der welt" [Joh. 6. 51], verstand: getödt, nit geessen.
"Das körnnlin, so es stirbt", spricht er, "gibt es vil frucht" [Joh. 12. 24];
getödt ist er unser leben, nit geessen. "Mit sinem eygnen bluot ist
er einest ins heiligthumb yngangen und hat da ewige erlösung
gwunnen", Hebr. 9 [Hebr. 9. 12]. "Dann das er der sünd gstorben

--896--

ist, ist einest gschehen", Ro. 6. [Röm. 6. 10]. "Er ist der fluoch für
uns worden; dann es stadt gschriben: Verfluocht sye ein yeder, der
am holtz hanget", Gal. 3. [Gal. 3. 13]; so hat er uns ye den fluoch,
der über die sünd gehört, mit dem tod hingenommen, dahin alle
kundschafften des nüwen testaments reichend. Darus nun volgt, das
im lyplichen essen die glöubig conscientz nit nachlassung der sünd
findt, als aber du, lieber Luther, uss dir selbs lerest. So ist ouch
der nutz, den du anzeygst im lyplichen essen, nützid, da du sprichst,
die sünd werdind damit verzigen, und wyßt uns der gloub allein
uff sinen tod, nit uffs lyplich essen, umb verzig der sünden.
Hebr. 9. spricht Paulus also: "On bluotvergiessen wirt nit nachlassung"
[Hebr. 9. 22]. So nun hie das bluot Christi nit vergossen,
wirdt ouch nachlassung der sünd nit in sines bluots lyplichem trincken.
Es ist nun einest vergossen und nun einist ufgeopffret, und hat die
sünd allein vergossen und ufgeopfret hingenommen, so volgt (de primo
ad ultimum) werde im lyplichen essen und trincken des lychnams und
bluots Christi die sünd vergeben, daß diß essen Christum wider
crützgen und ufopffren sye. Thuo den knopff uf, lieber Luther,
nit mit meulen, als du redst, sunder zeyg den mangel an, das es nit
grund hab in gottes wort.
Petrus spricht 1. cap. 2.: "Christus hat unser sünd mit sinem
lyb getragen am crütz" [1. Petr. 2. 24]. Daran, ich hoff, ghein Christ

--897--

zwyfel hab. Nimpt nun das lyplich essen die sünd hin, so muoß sin
fleysch lyplich essen ein crützgung Christi sin unnd ein opffer; denn
so hat's das eynig opffer nit gnuogsam geton. Löß disen ouch uf.
Kurtz, der gloub findt kein nachlassung der sünd weder im vergoßnen
bluot Christi. Also hat er muossen sterben und also in sin eer
kummen, Luc. 24. [cf. Luc. 24. 26].
Item, der den glouben gibt, der mert in ouch. Luc. 17.: "Herr,
mer uns den glouben"! [Luc. 17. 5]. Ro. 5.: "Die liebe gottes ist in
unsern hertzen ußgossen durch den heyligen geist, der uns ggeben ist"
[Röm. 5. 5]. Sichstu die liebe gottes durch gottes geist geben werden,
nit durchs lyplich essen. Nun ist's ein ard und harkomen des gloubens
und der liebe, ia sy sind ouch ein ding, so verr du den glouben für
die gantzen verrichtung des menschlichen hertzens mit gott nimpst,
als wir dann hie thuond. Item 1. Io. 4.: "Gott ist die liebe, und welcher
in der liebe blybt, der blybt in gott, und gott blybt in im" [1. Joh. 4. 16].
Reycht alles dahin, das du sehist den glouben geben, meren oder
vesten allein des ynwonenden geistes sin, nit des lyplich geeßnen
lychnams, als du aber one gottes wort fürgibst.
"Der tröster aber, der heylig geist, den der vatter in minem namen
senden wirt, der wirdt üch alle ding leren unnd üch aller dingen yndenck
machen, die ich üch gseyt hab" Io. 14. [Joh. 14. 26]. Hie
sichstu, lieber Luter, das der heylig geyst der tröster ist, nit das lyplich
essen; dann wo sind wir ye trostloser gewesen, weder do wir
allermeist den lychnam Christi wondend essen? Der tröster, der
geyst, wirt uns alle ding leren und widrumb in gedächtnus bringen,
was wir von Christo gelert sind. Daran sichstu, das es din gedicht
ist, da du verheyssest, dise wort: "das ist min lychnam" bringind den
lychnam Christi mit inen und machind das gegenwürtig wesenlich,
das wir vor allein gloubt habend, als dann du im predgelin wider

--898--

die schwermer redst. Dann das wir hie gloubend und hoffend, wirt
uns lyplich hie nit ggeben. "Wir sehend hie allein durch ein spiegel
und verborgne, denn aber werdend wir sehen von angsicht zuo angsicht"
[1. Kor. 13. 12]. Wir rüstend hie allein die amplen und facklen
zuo, das wir zum herren ans hochzyt gangind [cf. Matth. 25. 1f.]; uff
demselbigen werdend wir inn essen, das ist: inn ewigklich niessen
und fröud haben. Hie wirt uns, das wir hoffend, nimmer anderst
geben weder mit ruow der conscientz, welche ruow nützid anders ist
weder der vest gloub, welcher gloub allein des ziehenden und erlüchtenden
gottes ist, der sinen geyst in unsere hertzen sendt, durch den wir
sehend das gwüß sin, das uns gott verheyssen hat. Dazuo dient Hebr. 11.
[V. 1] capitel. Aber die wesenlich fröud und ergetzlicheyt, die von
allem iamer und blangen, von dem Ro. 8. stadt [Röm. 8. 18f.], gesündret
ist, die wirt erst dört sin. Deßhalb du aber übel verschossen
bist; dann das lyplich essen bringt nit die gegenwürtigheyt der
ewigen fröud, so bringt es ouch nit die fröud und sicherheyt der
conscientz, die des gloubens ist, wie vor ghört.
Rom. 6. spricht Paulus also: "Sind wir der glychnuß des tods
Christi yngepflantzet, so werdend wir ouch der urstende yngepflantzet
sin" [Röm. 6. 5]. Sichstu, lieber Luther, das den lychnam Christi
lyplich essen nit pflantzt zuo der urstende, als du one gottes wort lerst,

--899--

ouch Ireneum nit recht verstonde, sunder mit Christo gestorben
sin. Item Ro. 8.: "Wenn nun deß geist, der Iesum uferweckt hat,
in üch wonet, so wirt, der Christum von den todten uferwecket hat,
ouch üwere tödemliche lychnam lebendig machen durch den geyst,
der in üch wonet" [Röm. 8. 11]. Hie weyß ich wol, was fürnemmens
Paulus handlet, namlich: habind wir den waren glouben, so habind
ouch wir den göttlichen geyst, der mache uns lebendig, ob wir glych
unsers lybs thaten halb tod sygind. Noch so dienet es unserem fürnemen,
da wir dir wellend ze verston geben, das alles, das du dem
lyplichen essen zuolegst, mit gottes wort alleyn der gnad oder geist
gottes wirt zuogelegt, also ist ouch die urstende des lybs. Aber andre
kundschafften her! Paulus spricht Philipp. 3. capitel: "Unsere
wonung ist in den himmlen, dannenhar (merck mir an eym fürgon
uff das ,dannenhar') wir den herren Iesum Christum verwartend,
der unseren schlechten lyb anderst gestalten wirt, damit
er glych sehe dem lychnam siner eeren, uss der krafft, damit er
im selbs underwürflich machen mag alle ding" [Phil. 3. 20f.].
Sychst du, womit unsere lyb werdend widerumb läbendig gemacht?

--900--

Mit dem essen deß lychnams Christi? Nein, sunder mit der krafft Christi,
mit dero er im alle ding mag underwürfflich machen [1. Kor. 15. 24, 28].
Es uferstond ouch unsere lychnam nit von stund an, so wir gesterbend,
am dritten tag wie Christus, sunder blybend tod und ful biß an
letsten tag. Wie werdend sy dann durch das lyplich essenn zur urstende
erhalten? Wirdt Abrahams lyb nit ouch erston? Wo hat er
den lychnam Christi lyplich geessen? Sich, wie stadt es umb din
gedicht? Also hast du yetz nach der kürtze, das ouch der ard des
gloubens und natur wider ist glouben, das hie lyplich fleysch unnd
bluot Christi geessen werd; dann kurtz, in Christum vertruwen bringt
ewige seligheyt; das ist gottes wort. Christum lyplich essen nimpt
die sünd him, meret den glouben, gibt wesenlich, das wir gloubend,
vestet den lichnam zur urstende, ist Luthers wort, und mag ghein
conscientz sicher machen; dann der geyst gottes, der den glouben gibt
in unsere hertzen, ia der gegenwürtig ist in unseren hertzen, so wir
gloubend, als erst uß Rom. 8. [V. 11] gehört, der kennt des menschen
stimm wol vor siner stimm. Daß aber dero vil sygind, die ware
glöubige sygind und dennocht gloubind, das hie fleysch und bluot geessen
werde, und also nit mögind irren, so der gloub gerecht sye, ist
nit; dann es stadt bym glouben noch mangel viler dingen, voruß
deß wüssens, als Paulus seyt 1. Corinth. 13. cap.: "Wir wüssend
nun zum teyl, ia wir prophetend ouch zum teyl" [1. Kor. 13. 9].

--901--

Was aber zum teyl ist, das ist nit volkomen, und redt hie Paulus
nit von dem wüssen diser welt gegen ihener welt, als Luther ein gloß
gemacht, sunder "zum teyl" heyßt "unvolkomenlich", da man aber
täglich zuonimpt. Es hat ouch den anfenklichen Christen, die die
ersten frücht des geists gehebt, am wüssen offt gemanglet. Das thuot
gott uns ze guotem, daß uns die höhe der offenbarungen nit zevil

--902--

erhebe [cf. 2. Kor. 12. 7]. Aber wäsenlich so stadt all unser wol und
recht verrichter gloub allein in die ding, die unns gottes wort anzeigt;
dann sind wir rechte schäflin gottes, so nemend wir ghein andre
stimm an, weder die unsers hirten ist [cf. Joh. 10. 3, 4, 5, 16, 27].
Darby du ouch, lieber Luther, sichst, wie unbillich du mir verargest,
daß ich gesagt hab, es hab nie nieman gegloubt, das hie
lyplich fleysch und bluot geessen werdind. Ich hab's ouch selbs min
lebenlang nie gegloubt; dann ich daby einen underscheid anzeigt hab
inter opinionem et fidem, das ist: zwüschend wenen und glouben.
Das wenen allein vom menschlichen schyn unnd irrthumb harkumpt,
der gloub aber allein von gott. Wir habend alle gewenet, es werde
hie lyplich fleysch und bluot geessen; das ist vom menschen harkommen,
der hatt uns das geleert uss synem unverstand, dem habend wir glouben
geben. Sichstu yetz, das diser gloub nun ein won ist; dann wir
haben uns uffs menschen wort gelassen, der gottes wort nit verstanden
hatt; darumb sind wir ouch mit dem won betrogen, als du hüttbytag
thuost: last dich uff dinen won unnd flichtest imm denn fygbletter
für, die woll im paradyß gewachsen Genn. 3. [cf. 1. Mos. 3. 7],
das ist, in gottes wort stond, dienend aber dahin nit: "ia, gott ist
allmechtig, syn fleysch ist ein heylig ding", etc. Ist alles war,

--903--

noch bewert es nit, das da der lychnam Christi weder geessen
werd noch geessen die frücht bringe, die du dichtest. Unnd das ist
alles nun ein won; dann wenn die hungrig seel sich recht mit
gottes wort weiden wil, findt sy hierumb nüt. Ein andre ursach
hab ich anzeigt, daran wir erlernind, das es nun ein won sye: das
wir allweg geflohen sind, so offt uns trachtung von disem sacrament
yngevallen ist. Und ist aber ghein stuck deß gloubens, wann
man sich darüber in gottes wort ertrachtet, daß man nit lust hab,
die warheyt ye klärer und klärer darinn ze finden. Ir all heissend
noch hütbytag von den worten gon: "Das ist min lychnam", das
man nit trachten sölle, wie der lychnam Christi hie geessen werde.
Warumb? Nun zimpt doch der heiligosten Maria ze fragen: "Wie
wirt es zuogon, dann ich erkenn gheinen man?" [Luc. 1. 34]. Hatt
gottes wort neißwas in im, das nit one argwon mag besehen
werden? Nein, nein. Ir redend also, drumb das ir uss unwüssenheyt
gottes wort einen sinn uftrechend, den es nit hat, unnd fürchtend
üch daby, wo man's eigenlich bsech, so erfinde man üweren irrthumb
und frävel, und darumb flühend ir hinder das wort Pauli: "Man
sol nit me wüssen, weder gehört ze wüssen". Und ist aber dasselb
wort uff üch geredt; ir dichtend subtyle ding, ia rechte schwermery,
wie Christus lyplich im hymmel sy und hieniden mit unseren münden
geessen werd, unnd wellend diß mit subtylgheyt darthuon. Unser leer

--904--

ist dem einvaltigen glouben unnd gschrift glychförmmig, unnd üwere
ist der fürwitz, von dero Paulus [2. Thess. 3. 11] zücht.
Und hast yetz die einen ursach, die uns zwungen hat, dise wort:
"Das ist min lychnam" nit verston nach dem ersten ansehen der formm,
namlich den glouben, der weder vom hertzen noch von der leer, das
ist: weder von gottes geyst, noch mit dem buochstaben anderschwohin
gewysen wirt weder uff vertruwen in Iesum Christum, waren gottes
sun, welches die gantz summ ist und vollkommenheyt des gloubens.
Als Paulus Rom. 10. sagt: "Das ist das wort, das ist die summa oder
grund (uff hebraisch) des gloubens, welches wir predigend; daß, so
du mit dinem mund den herren Iesum veriehen wirst und im hertzen
sicher bist, das in gott von den todten erweckt hatt, du sälig werdist"
[Röm. 10. 8, 9]. Merck hie kurtzlich, das durch die urstende die gantz
summ deß lebens, lydens, tods und urstende Iesu Christi verstanden
wirt.
Die ander ursach ist der gegenwurff oder widerstand der gschrift.
Als gnuog anzeigt ist, daß ghein gschrift fräfenlich unnd one gnuogsam
ermessen der engegenstanden gschrift sol ußgelegt werden. Die erst
ist: die wort selb "Das ist min lychnam, der für üch hingegeben wirt";
dann nit byeinandren ston mag, das wir den lychnam Christi
hie essind unnd inn essind, wie er für uns ist hingegeben. Unnd
hilfft ghein wortdichten; die wort sind "dürr und häll": "Das ist
min lychnam"; dann die sind noch dürrer unnd häller: "der für
üch hingegeben wirt". Aber hie könnend ir vil sagen: "Ia, man muoß
nit so grob verston, das man inn esse, wie er am crütz ghanget ist;
ir wellend rindtfleysch daruß machen" unnd der wuesten worten one

--905--

zal. Antwurt: Ich hör wol, es heißt yetz wuest. So man aber dargegen
sagt: "Es ist nit menschlicher bruch (dann allein by den Anthropophagen,
das ist: lütesseren), das die menschen einander essend, vil
weniger werdend wir gottes sun essen", so könnend ir sovil küntzlens
und ruemens, wie guot es sye, den lychnam Christi essen, und wel
ein trost der seel das sye. Und zühend alles, so nun vom geystlichen
essen in der gschrift geredt wirt, uffs lyplich essen, betörend
damit die einvaltigen, die nit gschwind sind, zwüschend dem essen
des geystes und des fleysches lyplich entscheiden. Unnd so unser
leer, die nit unser, sunder gottes worttes ist, dahin reicht, daß man
nit trachten dörff, ob doch der lichnam Christi lyplich geessen
werd, ich gschwyg, ob er als rindtfleysch geessen werd, so kummend
ir und sagend, wir wellend rindtfleysch daruß machen und gibt aber
üwer irrthumb sölichen wuesten worten und gedancken statt. Ietz
sprechend ir, es sye nit wuest, und so bald wir ouch uff die wort
tringend: "der für üch hingegeben wirt", denn so sind wir wuest
etc. Aber kurtz, gilt's dürre wort, wie vor gnuog ist anzeigt, so geltind
dise ouch dürr, könnend ir hie in den worten: "der für üch hingegeben
wirt" einen tropum finden, der doch nie ist anzeigt, ouch nit sin mag,
so lassend in ouch in den vordrigen worten: "Das ist min lychnam"
blyben.
Die ander gschrifft ist die wort Pauli 1. Cor. 11. über die wort
Christi: "Thuond das zuo gedechtnuß min; dann so offt ir das brot
essen werdend und das tranck trincken, verkündend oder prysend den
tod des herren" [1. Kor. 11. 25f.]. In welchen wir sehend, das diß
wörtlin "das" nit uff fleysch und bluot essen reicht, sunder uff die
bedütlichen und pflichtlichen zeichen, wyn und brot, die im nachtmal
sind, als er selbs redt unnd wir erst doben gnuog anzeigt habend.
Darnach reicht das zeigwörtlin "das" hie in den worten Pauli uff
die zeichen des nachtmals, so ist schon erfochten, das es ouch in denen
worten: "Das ist min lychnam" daruf zeiget, oder uff das gantz fäst,

--906--

in den sinn: dise zeichen, oder das fäst, bedütet oder ist ein gedechtnus
mines lychnams.
Die dritt gschrifft ist: "Der geyst ist der, der läbendig macht, das
fleysch ist gar nit nütz" [Joh. 6. 63], verstand: ze essen. Davon harnach
kummen wirt, nach der lenge.
Die vierd: "Fürhin werdend ir den sun des menschen sehen sitzen zur
grechten gottes und kummen mit grossem gwalt" [Matth. 26. 64; 24. 30].
Die fünfft: "Der herr Iesus ist, nachdem er mit inen geredt hatt,
in den himmel empfangen und sitzt zur grechten gottes" [Marc. 16. 19].
Davon ouch harnach kummen wirt.
Ioan. 16. die sechst: "Ich bin usgangen vom vatter und bin in die
wält kommen; widerumb verlaß ich die wellt unnd gon zum vatter"
[Joh. 16. 28].
Die sibend Joan. 17.: "Fürhin wird ich nit in der welt sin; aber
sy sind in der wellt" etc. [Joh. 17. 11].
Ich mein, wir habind an den siben kundschaften gnuog, ob wir
glych einen meineyd mueßtind widerwysen. Dise ort, ia und
andre mee, die so offenlich in der gschrift stond, sind die ander
ursach und widerstand gewesen, der uns verwerrt hatt, die wort: "Das
ist min lychnam" nach üwerem sinn verston, und die gschrifft allenthalb
besehen, ob sy mit sölicher formm, als die wort habend, nit offt
ein anders dütind. Welches du uns für einen falsch rechnist, wir
habind einen sinn dichtet und demnach in der gschrifft gsuocht, damit
wir unser dicht schirmind, welches wir nit thon, habend ouch
vor langist, ia ouch vor dir im Hilario gelesen, daß sölichs ein

--907--

verkertes ist, sunder wir habend die gegnenden ort glych als wol
ermessen, als ouch die; dann sy nüts destweniger gottes wort sind.
Und so wir sy von allem grund christenlichs gloubens bsehend,
so tringend sy unns, die gschrift ze erduren, nit unser danck oder
dicht, sunder daß wir den worten glych als vil gloubend als yenen.
Und ist ein werck des gloubens, flyß haben, die gschrift wol ze ersehen
und ze verston, damit die einhälligheyt, die in iro ist, aber
uns uss unwüssenheit offt nit dunckt, uns wol erkannt werd.
Und nach dem allem hatt uns gott die epistel Honii zuogesendt,
von dero du wol weist, die uns nit in verstand der sach

--908--

gebracht hat, als die lieben brueder, die sy uns brachtend, wol
wüssend - dann sy besundre fröid hattend, do sy unseren sinn in
den hendlen vernamend - sunder hatt uns yngang gegeben, den einvaltigen
die wort kommlich zerecht legen. Und wiewol wir vil derglychen

--909--

reden unnd worten in der gschrifft findend, da "ist" für
"bedütet" genommen oder das zeichen nachgenempt wirt mit dem
nammen, deß zeichen es ist, so ist doch ghein ort noch byspyl der
gschrifft, das uns den eelichen verstand der worten Christi bas
in die hand gebe, weder die in einem glychen fäst geredt sind,
ein glyche formm habend. Und daruf wir ouch bewären wellend
durch änliche gelegenheit und glychsamme Christum gesehen
und geredt haben.
Erstlich spricht er Luc. 22: "Ich hab mit großer begird begärdt,
diß osterlamb mit üch ze essen" etc. [Luc. 22. 15]. Daran wir sehend,
das er in dem letz- unnd gedechtlichen mal ouch zuo einer ewigen
hinlegung unnd letze das alt osterlamb mit inen geessen hatt. Daruß
denn volgt, daß sittenmal das alt fäst oder gedechtnuß ein figur des
nüwen was, unnd aber er das alt hinlegt und das nüw ynsatzt, er
ouch glyche wort gebrucht hab und glycher meinung unnd formm
geredt. Unnd diß sagend wir nitt uss lärem hafen, wiewol, wann
es glych one allen grund der geschrifft geredt wer, so wurde unns dennocht
die analogy, das ist: die glychmäßige der sach und glychförmige
der worten dahin wysen, das wir: "Das ist min lychnam"
lernetind an den worten: "Das ist der überschritt" [2. Mos. 12. 11].
verston. Aber Paulus, der 1. Corinth. 5. offenlich uff das lamb,
das Christum bedüt, und die ungehebleten brot, die ein christenlich
leben uns anzeigent, split, gibt uns häll ze verston, daß wir

--910--

allerkomlichest mit den worten: "Das ist min lychnam" zuo denen
louffind: "Das ist das päßah", das ist: der überschritt. Da er also
spricht: "Lärend uß den alten hebel, damit ir ein nüwer teig oder
natzung sygind, wie ir dann die ungehebleten brot sind (sich
hie aber mittenzuo einen tropum: wir sind nit ungeheblete brot; aber die
ungehebleten brot bedütend, das wir unschuldigklich leben söllind),
dann unser päßah, das ist: überschritt, Christus ist für unns geschlachtet"
[1. Kor. 5. 7]. Bsich die wort eigenlich, lieber Luther,
so sichstu an allem anzug Pauli, ob wir dich zuo den worten vom
lamb wysind oder der apostel, sy dörffend wenig uslegens. Nun
volgt wyter daselbst: "Hierumb lassend uns das fästlich oder hochzytlich
mal begon nit in dem alten hebel (das ist: nit in unverschamptem,
unkünschem heydischen leben, wider welches Paulus
daselbst fichtet unnd 1. Petr. 4. [cf. 1. Petr. 4. 1ff.] ouch stadt), noch
in dem hebel der boßheit und schalckheyt, sunder mit den ungehebleten
broten der gäntze unnd der warheit" [1. Kor. 5. 8]. Hie sicht
mencklich durch die wort Pauli, das wir billich den handel unsers
nachtmals und dancksagung gegen dem nachtmal und dancksagung
des alten testaments habend, dargegen lernind verston.
Und also dir, lieber Luther, starck bewärt, das weder gloub
noch gschrifft unns laßt den verstand haben, den du hast, und das
harwidrumb diner der warheyt ungemäß unnd deßhalb eintweders
uß dicht und glychßnery des fleysches kumpt oder uß eigenrichtiger
unwüssenheyt.

--911--

Das du mit läppenwyß fürbringen wilt, das Sara glych
als wol ein jungfrow sye als Maria und Pilatus als wol ein apostel
sye als Petrus, sam wir also arguierind: "ist" wirt für "bedütet"
genommen in den worten Christi, dann es wirt etwan also genommen
etc., stadt dir glych an als der kuo das wambist. Dann
wo stadt by Pilato in der gschrifft das wort apostel? So wellend wir
denn aber sehen, ob apostel etwas anders heyß weder ein botten Christi,
ob's ouch einen vogt ze Hierusalem oder in Syria heisse. Ouch
zeig an, wo by der Sara diß wort "jungfrow" stande, nach dem sy
Izhac geborn hatt; so wellend wir denn sehen, ob jungfrow etwas
anders heysse weder ein reine magt. So nun das nit ist, warumb
züchstu söliche byspil harfür? Dann wir sprechend nit: ",ist' wirt
hie für ,bedütet' genommen, darumb es stadt ,bedütet' offt in
der gschrifft", sunder wir zeigend an, das "ist" ouch an andren
orten für "bedütet" genommen wirt. Du zeigst aber nienen an, das
by der gebärenden Sarah stand das wort "jungfrow", glych wie es by
Maria stadt [cf. Matth. 1. 18ff.; Luc. 1. 26ff.]. So du nun so blind
schirmest, wird ich gentzlich beredt, du schrybist diß buoch allein
einem volk, das kein ander urteil noch ufsehen hab - dann was
du sagist, frage es nit wyter - und daß unsere buecher nit gsicht,
als ir dann, redlich xellen, sind darob und an, daß man unsere
buecher nit lasse lesen, und wellend denn überwinden, ia da üwer

--912--

widersecher nit hin mögend kummen. Ficht die warheyt also hinder
dem ofen? Ich wond, sy dörfft zuo blossem lyb scharpff rennen
und käm ans liecht Io. 3. [cf. Joh. 3. 21].
Demnach wirst ouch ein schwermer unnd schimpffest aber mit
der warheyt, hettist ouch des dichtes nit dörffen mit dem wörtlin
"meum" (min). Laß das gantz buch ein exempel sin, dann größere
schwermery ist sid Marcions zyten, die zwo naturen in Christo ze
verwirren, nie uff ban kommen, weder du in disem buoch haryn
fuerst. Dunckst doch dich selbs so förmlich geschwermet haben, das
du es nun ze vil guot gemacht. Du hast als wol von dir selbs verguot,
das man dich nienermit gschweygen oder erwerben solt,
weder mit dir selbs. Aber hastu's z'guot gmacht, weyß ich dir gheinen
andren lon, weder daß dir gott der schwermer himmelrych geb.
Du fragst ouch Oecolampadium als huerisch mit den worten:
"Wo da, mein schöns lieb?", das mich wunder nimpt, by welcher

--913--

alten Thayde oder Phrene du das züchtig wörtlin gelernet habist.
Heccine est viri, nedum theologorum omnium suo iudicio principis,
gravitas? Sunt pleraque tua, non salibus, sed scurrilibus dicteriis
respersa, at istud eum nobis refert, qui "digito scalpit caput uno".
Doch stadt dir diß wort bas an weder Oecolampadio. Du wirst
für unnd für reden, was du wilt, aber an im nit finden, das ghein
frommer schilt. Ist ein gerympts.
Das du demnach lang vil alenfentzischer worten trybst,
doch mit kluoger red, als ob wir uß fürwitz fragind, worzuo das lyplich
essen nütz sye, so wir darumb fragend, das ir üwer tantmären
mit gottes wort gründind, da wir wol wüßend, das ir's nit mögend,

--914--

wellend üch doch also fridlich unnd guetlich angryffen. Bochstu also
haryn: "Ich wolt eben solche speyerey und kockerey (weyß nit, was
für ein menester ist) da widder treiben. Ich wil von gott sagen,
wozuo ist nütze, das er mensch seye? "Unnd andere stuck mee bringstu
unnd kockeryest damit durchs gantz buoch uß und uß. Merck also:
Wir habend allenthalb, wozuo es uns armen sünderen guot, daß gott
mensch sye. Und welches stuck von dir oder andren wirt anzeygt,
das es diß oder das vermög, wellend wir's glouben, wenn wir
gschrift darumb hörend. Es hatt nit not, wo geschrifft ist; wo
aber gheine ist, da könnend wir nit vernuegt werden. Du muost
aber ein so iämerlich gschrey anrichtenn by dinen unwüssenden,
denen du schrybst, glych als ob wir umb alle ding, die grund in
gottes wort habend, nützid gebind, sunder allein mit unser vernunfft
messind.
Und als du demnach anhebst von dem artikel handlen: "Er
sitzt zur grechten gottes vatters allmechtigen", dichtest du uns aber
an, wie wir das sitzen gottes ynbildend, daß er in einer korkappen

--915--

sitze etc. Hab danck, das du uns kintlicher, unschädlicher gedancken
verzychst; ich meint, du hettist etwan eins uß der ganean aber
bracht oder uß der hüppenbutten. Aber es ist zuo einer korkappen
geradten, dero wir so lang nie gheine gsehen, das wir irer form vergessen
habend; sind doch by dir noch im bruch, das macht dir sy

--916--

anbildig. Du findst dero gar vil, die meinend, du habist noch ein
münchskappen an, und wundret sy, das dir nit derselben eine in
disem byspil vorgeschwirmt ist, so doch das gantz buoch darnach unflätelet.
Muoß dir ouch ein wenig din lugenhafft dichten ynschlahen.
Uns ist die anbildung Isaie 6. noch nit empfallen: "Ich hab den
herren gsehen sitzen uff eim hoch erhepten sässel, und was das gantz
huß siner maiestet voll, und das under im was, erfullt den tempel;
seraphin stuondend daruff, dero yetweders sechs flügel hatt. Mit zweyen
flüglen bedacktend sy sin angsicht unnd mit zweyen sine fuoß und mit
zweyen flugend sy" [Jes. 6. 1f.], noch die Iezekiel gesehen hat
1. [Ezech. 1] und die in Apocalypsi [Apok. 1. 13, 4, 19. 11] und
anderswo angebildet oder erschinen sind, daß wir diner huntz-, ia
korkappen (hatt schier mißredt), gott hab lob, nit dörffend; nimm's

--917--

nun wider heym und henck's dir selbs an. Darnach legstu uns aber
zuo, als ob wir die grechten hand an ein ort zwingind, das wir gar
nit thuond. Dann wir erkennend gottes krafft allenthalb sin, gottes
wesen aller dingen wesen sin, gottes gegenwürtigheit aller dingen erhaltung
und fuor sin. Erkennend ouch das wort Arati, das Paulus
Act. 17. anzücht: "Wir sind sines gschlechts; wir lebend in im, wir
regend oder bewegend uns in im" etc. [Act. 17. 28] wol. Wir
kennend ouch wol, das, wo Christus sye, das gott da sye, und
wo gott sye, daß ouch Christus (ia nach der gottheyt, da gibstu den
einfaltigen eins übers oug) da sye. Aber wir sehend dargegen wol,
daß du eintweders ein übelkönnender theologus bist, so du nit

--918--

underscheydlich kanst von den zweyen naturen in Christo Iesu, von
der göttlichen und menschlichen, nach sinem eignen wort reden; oder
kanstu's und verfuerst aber die einvaltigen mit der vermischung, das
du die menschlichen ußspreytest und wyt machest nach der göttlichen
und die göttlichen ynfassest nach der umbschrybung oder verzilung
der menschlichen, so bistu ein grösserer verfuerer und verlöugner
Christi, dann Marcion ye gewesen ist. Ich wil dir gheinswegs zevil
zuoreden, sunder was ich sag, muoß überflüßig sich erfinden mit
dem waren, lebendigen wort gottes; aber ich wil's lieber ein unwüssenheit
lassen sin, weder zuo einer schalckheyt machen. Und denn
volget nüts anders harnach, weder das du dich uppenklich geruempt
hast: ia, din leer muesse alle bston. Wilt du aber verharren und
für und für sagen, das, wo die gottheyt sye, da sye ouch die menscheyt
Iesu Christi wesenlich unnd lyplich, so wellend wir dich mit gott
eintweders dahinbringen, daß du muoßt die gantzen gschrifft des nüwen

--919--

testaments verleugnen oder in die kätzery Marcions vallen; das
sagend wir dir eigenlich zuo. Aber wir hoffend bessers, namlich das
du dich erkennen werdist und von dem abston, das du uss hitz des
zangges gethon hast und so ungschickt von der menscheit Iesu Christi
geredt; dann uß diner ler volgen wurde, das man Christum hinthuon
wurd, und mag sölichs nit volgen uß unser leer, die mit hällem
underscheyd von den naturen redt. Dann (wil nun zwey byspil
geben) sol man diß wort Christi Io. 3.: "Nieman kumpt ze himmel,
weder der vom himmel herab kommen ist, der sun des mensches, der
im himmel ist" [Joh. 3. 13] also verston, daß Christus lyplich nach
der menscheyt im himmel wär, do er das redt, als du lerst, so muoß
richtig volgen, das Marcion recht hat geredt, er habe nit einen rechten
lychnam, sunder nun einen dichteten ghept; demnach volget
denn, das er unlydenhafft sye gewesen; dann wie könde der lychnam
lyden, der in der schooß des vatters, zur grechten des vatters,
ein wunn unnd fröud aller englen wär? Wo wärind dann die schmertzlichen
wort: "Mich dürst" [Joh. 19. 28], "Min vatter, min vatter, wie hastu
mich verlassen"? [Matth. 27. 46]. Mueßte sölchs nit alles ein luter gedicht
sin? Oder was hette Maria geborn? Was wär es für ein wunder,
das sy on menschliche hilff gebornn hette unnd on verletzung irer
jungfrowschafft einen, der nit einen menschlichen lychnam gehebt,
sunder einen, der mit gott an allen orten, ia im himmel und hell wär?
Item, harwidrumb sol man das wort Io. 14.: "Philippe, welcher mich
sicht, der sicht ouch den vatter" etc. [Joh. 14. 9] also verston, als die wort
ersts ansehens lutend und du dargibst, so muoß zuo eim der vatter

--920--

eins menschen angsicht und bildnuß haben; dann Christus hat nit
allein die bildnuß des menschen, sunder was waarer mensch, darus
zum andren volgt, das ouch der vatter wesenlicher mensch wäre glych
wie Christus, ouch menschliche natur an sich genommen hette nach
der personlichen eygenschafft. Und zum dritten, das, wie der vatter von
ewigheit har unnd hin in d' ewigheit ist, also mueßte ouch die menscheyt
Christi ewigklich har gewesenn sin. Und wo wär denn: "Das wort
ist mensch worden?" Ioan. 1. capitel [Joh. 1. 14]. Wo blybt: "Do
aber die ervollung der zyt kommen ist, hatt gott sinen sun gesendt;
der ward von eim wyb, was under dem gsatzt" etc.? Gal. 4. [Gal. 4. 4].
Wie kan er von eim wyb worden sin, so er von ewigheit was (nach
diner sag) ouch nach menschlicher natur? Wie könd der ewig gott
under dem gsatzt sin, so das gsatzt noch nit was? Ia, wirstu by
dinem huffen reden, die menschheit Christi ist von ewigkeyt by gott
gegenwürtig gewesen; dann im sind alle ding gegenwürtig von ewigheyt,
oder etwas sölcher zweyung, damit du die einvaltigen blendist,

--921--

die du yetz hochgelert wilt machen, und gibst inen subtyle ding für,
wie der lychnam Christi ouch im himmel sye wesenlich gewesen, da
er in Maria lyb was, oder wie wir inn yetz essind, der aber yngezilet
zur grechten gottes sitzt, und wer's nit verston wil, sprichst flux, er
sye ein tölpischer eselskopff. Bald so man nun die gschrifft gegen
einander heben wil unnd sehen, wie sy sich vertrag, schryestu, man
sölle nit wyß sin, sunder den worten (die aber nit verstanden sind)
einfaltigklich glouben, und ist des gspeyes und alenfantzes so vil,
das mich wunder nimpt, das doch yeman (ußgenommen die bäpstler)
so arms, niders verstands ist, das er nit gryfft, wo dir wee sye;
dann wer guote gründ hat, darff des retschens nit. Es ist war,
die menscheyt Iesu Christi ist etlichen weg von ewigheyt har by
gott gewesen, ia der verordnung und wüssens halb, das sy der sun
gottes ward an sich nemmen, aber in irem selbswesen ist sy nit gewesenn,
biß sy vom heiligen geist im ewig reinen lychnam Marie
empfangen und erborn; glych wie ouch die welt und der mensch von
ewigheit har im wüssen und verordnung gottes gewesen, sind doch nit
wesenlich an in selbs gewesen, biß sy harußgeschaffen sind. Hierumb
so vermerck, lieber Luther, oder ist's dir zevil von uns lernen, so
merck uf, wie wir die einvaltigen klarlich uss gottes wort lerend von
den zweyen naturen in Christo Iesu. Unnd wo wir unrecht lerend,
da bschry uns unverholen.

--922--

Von den beden naturen in Christo
und irem gegenwechsel.
Der allmechtig gott, der sinen sun in dise wellt gesendt, das er
gantze, ware menschliche, doch unsüntliche natur an sich nem, hatt
die beden naturen, die menschlichen zur göttlichen, also zemengefuegt,
das yetwedre ir eigenschafft bhalten und nach ir eignen ardt gewürckt
und gelitten. Das lert uns Ioannes 1.: "Und das wort (das ist der,
der das ewig wort und wyßheyt, von dem von anfang geredt ist) ist
fleysch (das ist mensch) worden, und hatt under uns gewonet; wir
habend aber syn eer gesehen syn, die er des eingebornen vom vatter,
voller gnaden unnd warheyt oder trüw" [Joh. 1. 14]. Und Paulus
Philip. 2
.: "Es sol under üch nit ein yeder synen eignen nutz trachten,
sunder ein yeder der andren, und sol das under üch gesinnet werden,
das in Christo Iesu ist. Der, do er in der formm oder gstalt gottes
was, ouch gheinen frävel oder roub begieng, sich gott glych schetzende,
sich selbs ußgelärt hatt und, formm eins knechts annemmende, ist
den menschen glych worden und im wandel oder gstalt erfunden als
ein mensch, hat sich selbs genidret, ist underworffen gewesen biß in
tod deß krützes" [Phil. 2. 5-8]. Sich, du einvaltiger, also hastu,
daß, der nach der gottheyt dem vatter glych, ouch warer mensch ist,
und so war, daß er derohalb den tod erlitten hatt.

--923--

Die beden naturen sind in Christo so eigenlich, das gott inen
beden ouch ir ard unnd eigenschafft behalten, also, daß man an den
wercken und lydungen yetwedrer offenlich empfindt. Und das ist
das wunder, das gott vor unseren ougen würckt, nach deß propheten
sag Psal. 117. [Psalm 118. 23]. Nach der göttlichen hat er alle ding
in sinem gwalt, Mat. 28. und Io. 13. [cf. Matth. 28. 18; Joh. 13. 3].
Nach der menschlichen ist er under dem keyser, Luc. 2. [cf. Luc. 2. 1ff.].
Nach der göttlichen weißt er alle ding, Io. 17.: "Ietz wüssend wir,
das du alle ding weist" [Johs. 16. 30]. Nach der menschlichen spricht
er Mar. 13: "Von dem tag aber, zyt oder stund weißt nieman, nit die
engel im himmel, der sun ouch nit, sunder allein der vatter" [Marc. 13. 32].
Nach der göttlichen thuot er wunderzeichen, Jo. 5.: "Die werck, die ich
thuon, bezügend, das mich der vatter gesendt hatt" [Joh. 5. 36]. Item
Io. 10.: "Die werck, die ich thuon im nammen (das ist: in der krafft;
Hebraismus est: nomen pro autore) mines vatters, die gebend zügnuß
von mir" [Joh. 10. 25]. Daselbst: "Wellend ir mir nit glouben, so
gloubend den wercken" [Joh. 10. 38]. Reicht alles dahin, das er
ze verston geb, die werck und wunder, die er thet, sygind der göttlichen
krafft; aber nach der menschlichen natur spricht er, Io. 5: "Ich
mag von mir selbs nützid thuon" [Joh. 5. 19]. Nach der göttlichen
leert er die wort deß ewigen lebens, Ioan. 6. [cf. Joh. 6. 68]. Nach
der menschlichen spricht er, Ioan. 7.: "Min leer ist nit min, sunder
deß, der mich gsendt hatt" [Joh. 7. 16]. Und Io. 5.: "Gib ich kuntschaft
von mir selbs, so ist min kundtschafft nit waar" [Joh. 5. 31].
Nach der göttlichen ist er bym vatter im himmel, von ewigheyt zuo
ewigheyt, unangefochten und unsterblich, Ioann. 3. [cf. Joh. 3. 13, 31f.].
Nach der menschlichen dürst inn, hungret inn, fürcht im, wirt
geyßlet, ans krütz gehefft, stirbt. Und sind aber die zwo naturen, die
bed wesenlich unnd eigenlich in im sind, nun ein Christus
Iesus, warer gottes unnd Marie sun, der von ewigheyt har gebornn
wirt by sinem himmelischen vatter, on ein muoter, und in der zyt von
der lyplichen muoter, on einen lyplichen vatter.
Diser beder naturen in im habend die gotsförchtigen lerer byspil
und glychnussen gsuocht. Vil der Griechen haben ein gluogends

--924--

schwert dahin zogen, als ouch Damascenus; dann dasselb, so es
houwt, brennt es ouch mit. Also habe man in Christo Iesu ouch
allweg yetwedrer natur eigenschafft unnd würckung eigenlich gsehen.
Welches byspil du, lieber Luther, erkennst es guotlich von inen genommen,
erkenst's nit, gestolen unnd zuo einer meinung gebrucht hast,
darzuo es von den alten nit gebrucht, ouch nit eigenlich darzuo dient,
namlich darzuo, das daß brot ouch also brot und der lychnam Christi
sye. Hie muoßtestu ansehen, daß im gluogenden schwert zwo würckungen
sind, brennen und howen, und muoßtist darnach glycher zwo würckungen
in dem brot, das du redst ouch den lychnam Christi sin, anzeigen
mit gottes wort. Du zeigst wol vil würckungen an, aber alle on gottes
wort, die ouch also sind, das sy gottes wort widerstond. Aber yene
verglychung fuogt sich wol, die gluogende bedüt unß in Christo
die göttlichen krafft, die houwende die menschlichen natur. Andre
habend der beden naturen den menschen zuo eim byspil gegeben.
Wie der uss lyb und seel zemengesetzt, zweyen widerwertigen substantzen,
unnd sye doch ein einiger mensch, also sye gott und
mensch ein Christus, das ist: Christus sye warer gott und mensch,
unnd sygind doch die beden naturen nun ein Christus, das ist:
ein person des suns gottes unnd heilands der menschen.
Und sygind also vereinbaret, das die gottheyt nit sye in die
menscheyt verkert noch die menscheyt in die gottheyt, sunder bed
naturen sygind gentzlich bliben, glych ouch wie im menschen der
lychnam allweg lychnam blibt unnd die seel seel, nit vermischlet
oder verwirret. Aber die menscheyt sye in einigheyt der person deß

--925--

suns gottes angenommen, glych als unser lychnam, zuo der seel gefuegt,
ein mensch ist. Also redt Athanasius in symbolo darvon,
wirt aber alles in den worten Christi erlernet. "Min seel ist trurig
biß in tod" [Matth. 26. 38] zeigt an, daß er ein seel gehebt, die ir
eigen natur behalten hat; dann so ferr syn gottheyt im anstatt der
seel zuo einer seel gewesen wer, als etlich ketzer habend wellen reden,
wie hette dann die gottheyt können truren? So ferr aber die seel wer
in die gottheyt verkert, wie hette die seel mögen truren? Aber die
seel hat ir selbsnatur unnd -wesen behalten (de essentia animae loquor,
non de existentia, ne et neoterici possint offendi). Und darumb
spricht er: "Ich hab gwalt, min seel von mir ze thuon unnd sy wider
zuo mir ze nemmen", Ioan. 10. [Joh. 10. 17f.]. Und sind dennocht nit
zwen, sunder gott und mensch sind ein Christus.
Nach disem allem, so wir die einigen einigheyt doch zweyer
naturen in Christo durch geschrifft und byspil erlernet habend,
söllend wir yetz ouch uss gottes wort lernen, wie man vom gantzen
Christo oder von den beden naturen in im reden sölle. Hierumb
wüß, das die figur, die alloeosis heißt (mag unns "gegenwechsel"
zimmlich vertütschet werden) von Christo selbs unzalbarlich gebrucht
wird, unnd ist die figur, sovil hiehar dient, ein abtuschen

--926--

oder gegenwechßlen zweyer naturen, die in einer person sind. Da man
aber die einen nennet unnd die andren verstat, oder das nennet, das
sy bed sind, und doch nun die einen verstat. Byspil vom menschen:
Wenn wir sprechend: "der mensch ist nützid dann kaat, und wirt
nützid dann kaat" [Pred. 3. 20], hie wirt der mensch, der uns das heißt,
daß lyb und seel ist, genommen allein für den lyb; der wirt kaat
und ist's schon, dann die seel wirt nit zuo kaat, sunder ist ein entelechy,
die ewigklich lebt. Item, so man spricht: "der mensch ist
den englen glych", verstat man durch das wort "mensch" allein die
seel. Item, by den Hebreyeren wirt offt "seel" für einen läbenden
lyb genommen der vihen. Als Genn. 2.
Also wirt offt im euangelio erstlich Christus, der ein gott und
mensch ist, allein für die einen natur genommen. Als da er spricht
Luc. 24.: "Muoßt nit Christus also lyden unnd also in syn eer yngon?"
[Luc. 24. 26]. Hie wirt Christus allein für die menschlichen
natur genommen; die mocht lyden und sterben, aber die göttlich
nit. Galat. 2. spricht Paulus: "Ich läb yetz nümmen, sunder
Christus läbt in mir " [Gal. 2. 20]. Hie reicht Christus mee uff
die göttlichen natur; dann nach dero ist er in allen creaturen, ist
ouch nach dero das läben.
Zum andren wirt yetwedre natur gar offt eigenlich für sich selbs
genommen. Als Matt. 26.: "Unnd der sun des menschen wirt verradten
oder hingegeben, das er gecrützget werd" [Matth. 26. 2] Und
Matt. 20: "Und der sun des menschen wirt den pfaffen und schryberen
hingegeben" etc. [Matth. 20. 18]. Hie wirt der sun deß menschen
eigenlich für die menschlichen natur genommen; dann dieselb
mocht hinggeben werden unnd getödt, aber die göttlich gheinswegs

--927--

nit. Die göttlich in im wirt ouch etwan on gegenwechsel luter für
sich selbs genommen, als Io. 1: "Und gott was das wort" [Joh. 1. 1].
Hie wirt "wort" für den läbendigen sun gottes genommen und nit für
Christum, der gott und mensch was; dann Ioannes beschrybt in
daselbst von der göttlichen natur har. Item 1. Io. 1.: "Wir verkündend
üch das ewig leben, das bym vatter was, und ist uns erschinen"
[1. Joh. 1. 2]. Hie wirt das wort "ewigs leben" für den lebendigen
sun gottes genommen, der by dem vatter vor der menschwerdung was,
unnd ist unns demnach in menschlicher natur als in eim gschirr
erschinen.
Zum dritten wirt yetwedre natur für die andren genommen, die
göttlich für die menschlichen unnd die menschlich für die göttlichen,
alles durch den gegenwechsel; darumb, das der, der warer gott ist,
ouch warer mensch ist, und harwiderumb, das der, der warer mensch
ist, ouch warer gott ist, nit das darumb die göttlich natur die menschlich
sye, noch harwiderumb die menschlich die göttlich, unnd werdend
nüts deß minder die naturen nit verwirret, noch unsere oren verletzet,
so wir sölichen gegenwechsel hörend. Byspil: Io. 1. "das wort ist
mensch worden" [Joh. 1. 14] oder "gott ist mensch worden", sol durch
den gegenwechsel recht verstanden werden, also: Sittenmal gott nützid
mee werden mag, oder aber er wer unvolkommen, so mag diß wort
nit nach dem ersten ansehen verstanden werden, sunder muoß den
sinn haben: "der mensch ist gott worden", also, das yens, das von der
gottheit gesagt wirt, das sy mensch sye worden, durch den abwechsel
muoß von der menscheyt verstanden werden: "Der mensch ist gott
worden". So nun harwiderumb twedre natur in die andren verkert
wirt, wie vor ghört ist, so ist diß wort "der mensch ist gott worden"
nit also ze verston, das die menschlich natur in die göttlichen verkert
werd, sunder yetwedre blybt in irem eignen natürlichen wesen. Als
ouch Athanasius in symbolo sagt: "Christus ist aber einer, nit
das die gottheyt in die menscheyt verkert werde, sunder daß die
menscheit zuo gott angenommen wirt". Also merckend wir wol, das
dise wort: "der mensch ist gott worden", widerumb (per metalepsim
ab adoptionibus transsumpta, qui enim cooptatur, filius fit) nit mee

--928--

wellend weder: der mensch ist zuo der einigheyt der person deß suns
gottes angenommen. Und yetz kummend wir widerumb uffs erst,
das diß wort: "Gott ist mensch worden", oder "das wort - das ist
die göttliche wyßheyt, der sun gottes - ist mensch worden", nützid
anders im sinn vermag, weder: gottes sun hatt menschliche natur an
sich genommen. Sichstu, lieber Luther, wie die allerthüresten wort,
die ewigen gottheyt und waren menscheyt Iesu Chr%>isti betreffende,
durch figuren und tropos muessent in den rechten sinn, der dem glouben
unverletzlich ist, geschickt werden? Warumb wiltu dann die tropos
oder figürlichen reden nit zuolassen? Wolhin, so strütt aber einmal:
"Verbum caro factum est. Das wort ist mensch worden
[Joh. 1. 14]. Die wort sind dürr. Es muoß sin: gott ist mensch
worden. So muoß ye der vor gott was, yetz mensch sin. Das
wasser ist ze wyn worden, so was on zwyfel das vor wasser gewesen,
yetz wyn und nit wasser. Also ouch mueßte der yetz mensch sin, der
vor gott was, und darzuo nümmen gott sin#'. Ia, wenn man also
toben sölte, als du thuost.
Aber, frommer Christ, laß dich sölch töubery nit verfueren. Es
sind wortenkempffer, dero fürnemen gar lychtlich gebrochen wirdt,
so man uff den grund der warheit kumpt und uff den rechten sinn
sicht und die kunst der figurlichen reden und tropen wol halt.

--929--

Als hie, ich mein wol, thürere wort sind: "das wort ist mensch worden"
weder: "essend, das ist min lychnam", noch so muessend sy allein
durch figurlich erklären verstanden werden, oder aber wir kämend in
die grösten kätzeryen, die ye gewesenn sind. Unnd verletzend uns
darumb die reden nit: Gott ist mensch worden, oder: der mensch ist
gott worden. Wir muessend aber sy nit nach dem erstenn ansehen verston,
sunder die figuren der reden hinzuoheben als ein mäß und demnach
verston: Gott ist mensch worden: gott hat menschliche natur
an sich genommen; der mensch ist gott worden (nam et hic sermo
saepe apud veteres theologos invenitur): die menschlich natur ist
von gott angenommen.
Ee ich aber von disem ort: Gott ist mensch worden, wyche, muoß
ich noch ein gengle mit dir thuon, lieber Luther. Du fuerst dich
selbs dahin mit dinem unverstand, das du nit kannst nach der
theologia Christi, wie er sy selbs brucht hat, reden, das du mit gwalt
wilt bewärenn, der lychnam Christi sye allenthalb glych als wol
als sin gottheit, unnd thuost darumb allen sprüchen, die du harynzüchst,
gwalt, davon harnach kummen wirt. Hie aber frag ich dich
also: Ist Christus lychnam allenthalb darumb, das er von nüwem
unentlich ist gemacht, oder daß er in die göttlichen natur, die unentlich,
unermeßlich und unbegrifflich ist, verkert sye; dann dero
zweyen muostu eins veriehen, sittemal alles, das da ist, eintweders
von nüwem gemacht oder uß eim andren gemacht sin muoß. Von

--930--

nüwem on materi machen kan allein gott; uss materi machen kan
ouch der schuomacher. Ist Christus menscheyt von nüwem unentlich
gemachet, lieber, so sag an, ob zwey unentliche ding mögind sin;
dann mögend zwey sin, so muoß das erst nit unentlich gewesenn sin,
oder aber es hette das nachgender nit mögen zuolassen. Dann das
vorhin voll ist, mag nit mee zuolassen, unnd das alle ding erfüllet
[cf. Eph. 4. 10], mag nit ein anders duldenn, das ouch alle ding
erfülle; dann sy sind vorhin voll. Daruß nun volgt, das nit mee
dann ein ding mag unentlich, unermeßlich sin, das ist die eynig gottheyt.
Es volgt ouch, daß dasselb unentlich guot ewig muoß sin; dann
wer wolt im den anfang ggeben habenn? Ein anders? So mueßte
dasselb das unermeßlich guot sin und anfang aller dingen unnd
möcht das nachgender oder gemachet aber nit sin. Daruß nun
volget, das alles, so gemachet ist, nit unentlich, das ist: ungemessen,
unbegriffen, infinitum sin mag. Deßhalb unentlich, unbegrifflich,
ungemessen sin (als ouch die theologi sagend: intrinsecus modus divinitatis)
die recht innerlich eygenschafft der gottheyt ist. Daruß nun
volgt, das nun ein unentlich guot sin mag, und das ist der eynig
gott. Es volget ouch, das Christus menschheyt nit von nüwem
mag unentlich gemachet sin; dann es muoß nun eins unentlich, das
muoß ouch von ewig zuo ewig sin. Wirstu aber sagen: "Nun ist doch
Christus gott selbs, warumb solt er dann nit allenthalb syn?" Als du
ouch thuost, betrügst aber damit die einvaltigen. Du schryest thür
haryn: "Gottes grechte hand ist allenthalb; Christus ist zur grechten
hand gottes; so ist ouch der lychnam Christi allenthalb". Sich,
wie schön du schlüssest! Wär hat dich so hüpschlich gelert, zwirblen
und zweyen in den beden naturen Christi, das du vor dem einvaltigen

--931--

mit so valschem schyn glych wilt uff die menschlichen natur
ynfueren, daß ouch der göttlichen, ia allein der göttlichen ist? Wenn
du sprichst "gottes gerechte hand, kraft, maiestat und gwalt ist allenthalb",
redstu recht, wiewol du vermeinst, wir tölpischen narrenköpff
habind das noch nie gwüßt. Ach, wär ist doch so kindsch in der
heiligen geschrifft, der das nit wüsse? Sind das nit die ersten anfeng,
so man τὸ θεῖον, numen, gott wil lernen erkennen? Lieber, bsich
unseren commentari vorynhar und sich, ob wir's gewüßt oder nit.
Aber es ist diner stucken eins. Du hast das buech geschriben allein
von der törplen wegen, du hettist's sust wol latin gemacht, in
welcher spraach wir vormal wol acht oder noch me geschrifften
hattend, damit es unverletzlich wer, lassen ußgon. Die dine törpel
sampt den bäpsteleren, muoßtestu also blenden. Glych als die kachellüt,
die den schimpff nit recht könnend, sich uff die dorffkilchwyhinen
und märckt fuegend, da thuond ire unwesenlichen possen
den einvaltigen gnuog. Wir kerend wider zum fürnemen. Du redst
recht "gottes grechte hand ist allenthalb". Wenn du aber sprichst
"Christus ist zur grechten hand gottes", redstu aber recht; dann er
nach göttlicher und menschlicher natur zur grechten hannd ist, aber
nit glychförmig; dann nach der göttlichen ist er zur grechten von
ewig zuo ewig, also, das er allenthalb ist, wo gott ist; dann er ist
gott selbs. Und ist der natur halb nit allein zur grechten, sunder
die grechte hand selbs. Als ouch die theologi uß der grechten gottes,
wol und recht, den sun gottes an vil orten der gschrifft per allegoriam

--932--

machend. Die menscheit aber ist nit also zur grechten gottes;
dann sy ist nit die göttlich natur, sy ist ouch nit die grechte hand
selbs. Nun sich yetz uf, wie du den einvaltigen so fyn betüschest,
so du sprichst "Christus ist zur grechten hand gottes", so gibst im
nit underscheid, wie er nach göttlicher natur zur grechten sye unnd
wie nach menschlicher, sunder du fuerst dinen schluß haryn uff die
menscheyt allein und legst uff sy, das aber in der red: "Christus
ist zur grechten" allein uff die gottheit mag verstanden werden. Dann
so du sprichst: "ist Christus nit zur grechten gottes?", wird ich sagen:
Ia, er ist da, er ist aber der beden naturen halb nit glychförmig da;
dann der göttlichen halb ist er da als der glychgwaltig, ewig, unangehebt
gott, der allenthalb ist, alle ding erhalt, allen dingen das
leben ist unnd gibt. Nach der menscheit ist er aber da als mit der
nüwlich angenomnen natur, die nit von ewigheit sin mag, oder aber
es wärind zwey infinita, das ist: zwo naturen, die unangefengt wärind,
das aber nit sin mag, welche menschliche natur ouch nit allenthalb
sin mag, dann sy nit die göttlich ist, dero es eynigtuom
ist, allenthalb sin. So du nun das inner eygenlich vermögen der
red: "Christus ist zur grechten hand gottes" ye also verston
muost, warumb züchstu dann im beschluß das uff die menscheyt
allein, das aber in der vordrigen red alleyn von der gottheyt verstanden
wirdt? Dann: "Christus ist also zur grechten, daß er allenthalb
sye" muoß allein uff die göttlichen natur verstanden werden. Oder
welche kunst leret dich reden im beschluß: "So ist der lychnam
Christi allenthalb?" So Christus die zwo naturen begryfft, soltestu
nit also gesagt haben: so ist Christus allenthalb? Und nit: so ist die
menscheit oder lychnam allenthalb? Sichstu, wie du dich nit schempst,
valsche syllogismos ze machen? Kumpt allein dahar, du kanst gougglen,

--933--

aber nit subtyl, und darumb züchst uff der dorffkilchwyhe harumb,
beseflest die horchen. Hierumb, so du mir sagen wurdist über die
fürnemen frag, ob Christus unentlich gemacht sye von nüwem: ia,
er sye unentlich - als du ouch thuost, aber unrechter dann ghein
theologus ye gethon hat - so redstu valsch und söltest in den worten
ermessen, das ich allein uff die menschlichen natur frag, so ich
glych Christum gar nenn und sprich: Ist Christus unentlich
gemacht? Dann von der gottheyt ist es nit not ze fragen, so wir alle
wol wüssend, das er nach dero von ewig zuo ewig unbegrifflich, unermessen,
unentlich und ungezilet ist. Also bölderist haryn. Muoß
man dir denocht anzeigen, du wondist sust, es wärind alles rosenn,
woruf du trätist, und köndist in lüfften wandlen.
Nun wellend wir widerumb zuo unser fürgenommnen frag. So sich
nun erfindt, daß Christus menscheyt nit von nüwem infinita, das
ist: unentliche oder unermessen mag gemacht sin, und du sagst aber, sy
sye unermeßlich, so mueßte es sin, das sy in die unentlichen gottheit verwandlet
wär. Das aber nit sin mag. Zuo eim, das gott ein unwandelbar guot
ist, deßhalb es weder in andere ding mag verkert werden, noch andre
ding in inn. Num. 23. ca.: "Gott ist nit wie der mensch, das er liege,
noch wie des menschen kind, das er verwandlet werd" [4. Mos. 23. 19].
Malach. 3.: "Ich bin der herr, der nit verwandlet wirdt" [Mal. 3. 6].
Unnd wenn die menschlich natur in die göttliche verkert, wär ye
wandlung und nüwerung beschehen. Zum andren mag es nit sin;

--934--

dann wo die menscheit Iesu Christi in die götliche natur kert, so
hette er nit mögen lyden; dann die göttlich natur mag nit lyden,
Act. 2. [cf. Act. 2. 4]. Dannenhar es styff by der alten rechten
theology blybt, das die beden naturen in Christo nit vermischt
werdend, also, das die göttlich die menschlich oder widrumb die
menschlich die göttlich werd, sunder das yetwedre natur in irem wesen
und ard blybe und doch bed nun ein Christus, gottes und Maria
sun, sye. Also fallt din irrung umb, da du von nüwem lerst, die
menschheyt Iesu Christi oder sin lychnam sye allenthalb glych wie
die gottheyt.
Hieby hastu nun antwurt über die dine wort: Luther: "Es ist ia
unser glaube, wie die schrifft uns leret, das unser herr Iesus Christus
wesentlicher, nateurlicher, rechter gott sey und ,die gotheit in im gantz
und gar leibhafftig wonet', wie sant Paulus sagt Col. 2. [cf. Col. 2. 9],
also daß aussert Christo schlecht kein gott noch gottheit ist".
Also lutend ia dine wort. Mit welchen du aber drü unredliche,
valsche ding fürnimpst. Das erst, daß du glych redst von einer
natur in Christo zuo der andren springende als ein aff, der ins
kensterlin springt und uff die stang, wie er wil, als sölle man nit
mercken, welchs von göttlicher natur und welchs von menschlicher sölle
verstanden werden. Und bruchst den gegenwechsel nit wie Christus,
der, so er glych die einen natur nennet und aber die andren wil verstanden
haben, wil er doch gheinswegs uff die menschlichen sagen, das
allein der göttlichen ist, noch uff die göttlichen, das allein der menschlichen,
als häll wirt harnach kommen. Das ander ist, das du mit

--935--

denen wortenn die gottheyt wilt nach der menscheit ynfassen und
verenden, da du sprichst: "Usserthalb Christo ist schlecht ghein gott
noch gottheit", dann mit denen worten redstu recht, wenn du durch
Christum allein die göttlichen natur per heterosim oder alloeosim,
das ist: durch den gegenwechsel, verston wilt. Dann Christus, selbs
warer gott, kan nützid usserthalb im selbs sin; es kan ouch nützid
usserthalb syn gott sin. Du wilt dich aber durch alenfantz verston
lassen, sam die gotheyt nach ir natur yngefasset sye in Christo, das
ist, in siner menscheyt. Darus denn der dritte valsch volgen mög,
namlich, das du die menschheyt Christi, in dero die gottheyt gantz
sye, wilt ußtennen, das sy als wyt und unentlich sye als die gottheyt.
Unnd thuost also zwey gar unerbere, übelvelschende, schädliche
stuck der gantzen heiligen gschrifft, das du umb dines zancks willen
die göttlichen natur umbschryben wilt mit der menscheyt Iesu
Christi, unnd sprichst: "Usserthalb Christo ist schlechts ghein gott
noch gottheyt". Wilt doch heimlich durch Christum syn menscheyt
verston, und ist aber gott ouch usserthalb der menscheyt Christi in
allen creaturen und also gewesen, ee Christus mensch wurd. Und
zum andren verhoffestu, so du die gottheyt in die menscheyt Christi

--936--

also gefasset und yngezilet habist, du wellist darnach nach der unentliche
der gottheyt die menscheyt ußtriben und ußtennen, das
sy dero glych allenthalb sye. Lieber, weist nitt, was schwirmen,
schwermen, schwarmen heißt? Diß gengle hab ich mit dir muessen
thuon, das du lernist unvermaßget von den beden naturen in Christo
reden; dann kanstu's recht und fuerst ein söliche schwermery, so ist
nit allein der tüfel, als du uff uns redst, sunder ouch die tüflin
by dir. Aber, wie vorgemeldt, ich wil dir's lieber zuo einer unwüssenheyt
rechnen weder zuo einer schalckheyt; allein, biß doch so wyß
und laß dich leeren und erkenn die irrung.
Ietz kerend wir widerumb zuo den alloeosen oder gegenwechßlenden
reden. Erst habend wir ghört, wie das wir das wort muessind verston:
"Das wort oder gottes sun ist mensch worden". Nun spricht er
Ioan. 5.: "Ich mag von mir selbs nüt thuon" [cf. Joh. 5. 19]. Hie
reicht "ich" und "von mir selbs" nit uff bed naturen in Christo,
sunder allein uff die menschlichen; uff die redt er, daß sy für sich
selbs nützid thuege noch thuon möge, sunder, was der vatter heisse,
(hie wirt ouch "der vatter" durch den gegenwechsel für die gottheyt
genommen) das thuoge er [cf. Joh. 5. 19]. Sich, so vil entzücht
Christus mund selb syner menscheyt, unnd du, lieber Luther, farst
zuo, unnd setzest sy in alles regiment, macht, allenthalb sin, vermögen
und thuon, welches doch allein der gottheit ist?
Ioan. 7. spricht er: "Min leer ist nit min" [Joh. 7. 16]. Wie kond
syn leer nit syn sin? Syn was sy als des suns gottes, nit syn als
des menschen. Die Iuden achtetend inn als einen blossen menschen
und ringretend darumb syn leer, also spricht er, syn leer sye nit syn,
verstonde, sy were nit syner menscheyt. Sich, vor hatt er syner
menscheit den gwalt und hie die leer entzogen, unnd du gibst's iro
alles zuo, wider syn eigens wort.

--937--

Ioan. 12. spricht er: "So ich von der erd erhöcht, wird ich alle
menschen zuo mir ziehen" [Joh. 12. 32]. Hie wirt: "so ich erhöcht
wird" allein uff die menschlichen natur geredt; dann er allein nach
dero sterben mag. Unnd: "wird ich alle menschen zü mir ziehen"
wirt allein von der gottheyt verstanden; dann nach dero zücht er die
hertzen in erkantnuß syn unnd gibt inen den glouben. Stadt also
an beden orten "ich" glych, als ob's uff bede naturen eigenlich
verstanden sölle werden, unnd reicht aber yetweders durch den
gegenwechsel uff die einen naturen unnd verletzt uns nit, das er
spricht: "So ich erhöcht wird", als ob die gottheyt gecrützgot werde,
sunder wir sehend in allen synen worten von stund an, welches uff
die göttlichen unnd welches uff die menschlichen natur reyche.
Ioan. 3. spricht er: "Nieman kumpt ze himmel on den, der von
himmel abher kommen ist, der sun deß menschen, der im himmel
ist. Und wie Moses den schlangen in der wueste ufgericht hatt, also
muoß der sun deß menschen erhöcht werden" [Joh. 3. 13f.], das ist:
"crützgot werden etc.", Hie habend wir zwürent den sun des menschen,
aber an twedrem ort für die beden naturen in Christo, sunder an
einem für die göttlichen, am andren für die menschlichen. Da er
spricht: "on den sun des menschen, der im himmel ist", da wirt der
sun des menschen genommen für die göttlichen natur in im; dann er
nach der menschlichen dozemal lyplich nit im himmel was. Da er
aber spricht: "also muoß der sun deß menschen erhöcht werden", da
wirt "sun des menschen" allein für die menschlichen natur genommen.
Welches lieber Luther, so du nit merckst, vallestu in zwo groß,
bärlich irrungen, durch die du, nit wir, die Marcionischen kätzery
mit gwalt wurdest harynfueren, wo man's dir nachliesse.
Fürs ein sprichstu "Nun hatt er nit mögen nach der göttlichen
natur weder hinuffaren noch herab, deßhalb diß ort von syner menschheyt
verstanden werde". Unnd beschiltest darby Oecolampadium,

--938--

dem du doch noch alle, die wider inn handlend, christlicher zucht
und leer halb nit ze glychen sind. Und bist aber du allerhöchstes
bscheltens wert, das du die ethopaeien der worten Christi nit verstast
und tobest aber vor den unwüssenden so schädlich, daß nit gnuog
kann gseyt werden. Hierumb merck, du frommer einvaltiger:
Es ist ein ard einer red, heißt ἠθοποιία, ethopaeia, das ist: gemeiner
sitten dichtung, unnd wirt gebrucht, da man einem einen sitten andichtet,
den er von natur nit hat. Aber derselb sitt ist brüchig
under denen, vor welchen man dieselben sittendichtung umb verstands
willen darthuot. Und ist dero gar vil in der heyligen gschrift; dann
in dero dichtend wir gott sitten an, die uns brüchig und erkannt,
sind aber by im nit also im bruch, gebend aber uns etwas verstands
syner klarheyt, maiestet oder handlung. Byspil: Vor habend wir anzeigt,
wie die propheten gesichten unnd erschinungen habind gsehen,
wie gott im himmel sitze, do uns Luther von herr Tillmanns
korkappen verdächtig macht. Welches ein sittenangedicht ist; dann
sust hat weder got noch sinen stuol nie nieman gsehen etc. Ioan. 1.
[Joh. 1. 18]. Ein anders: 3. Reg. am 22. wirt ein sitt, den die küng
unnd herren habend in radtschlägen der botten ze senden und handlen,
gott angedichtet. Wie er geradtschlaget habe mit sinen englen, Ahab
ze verstören [cf. 1. Kön. 22. 5ff.], und bedarff aber gott der englen radschlags
nit, sunder alle ding sind sinem wüssen ewigklich gegenwürtig,
alle ding sind siner macht unnd vermögen ghorsam; noch so gschehend
söliche vormalungen deß andichtens der sitten unserem kleinen verstand
zuo guotem. Ein anders: Genn. 1. erwigt sich gott mit sölichen worten,
den menschen zu schaffen: "Lassend uns menschen machen nach unser
glychnus und bildtnuß" [1. Mos. 1. 26], und bedarff aber gott nit langs
radtschlahens noch erwegens; noch erwigt er sich in der gschrifft glychsam

--939--

eim grossen, frygäbigen, guoten herren. Also ist ouch das ein sittendichten,
da er seyt, der sun des menschen sye von himmel kommen [cf. Johs. 3. 13],
für: gottes sun ist von himmel kommen. Und Io. 16: "Ich bin vom
vatter ußgangen und bin in die wellt kommen" etc. [Joh. 16. 28]. Nit
daß man die wort dahin welle trucken, das der sun gottes den vatter
verlassen hab oder sich gemindret hab; dann er ist der ewig gott,
der allenthalb sin muoß und nit mag gemindret werden, sunder daß
er, nach unser ard redende, syn handlung uns klar und wol erkannt
machte. Und wirt also: "Er ist von himmel kommen" und: "Ich bin
vom vatter ußgangen" nach menschlichem sitten geredt, für: Er hatt
uff erd menschliche natur an sich genommen etc. Welche sittenandichtung
Paulus noch vil gröber von Christo brucht Philip. 2:
"Er hatt sich selbs ußgeschütt oder ußgelärt" [Phil. 2. 7]. Wie kan
sich gott ußlären? Er hatt aber im den sitten andichtet der frommen
küngen und herren, die ir maiestet hindansetzend und kommend den
dürfftigen ze hilff, als der groß Alexander in eim grossen frost vom
fhür weich unnd satzt einen alten, redlichen kriegsmans an syn
statt; das was "sich selbs ußgelärt". Also wirt hie ußlären genommen
für: gnädigklich ze hilff kommen dem armen, dürfftigen
gschlecht der menschen; dann er unser nit dorft. Sich, wie es
üch wil mit der zyt anston, daß ir die figuren und tropos nit kennend
und dann mit sölicher unwüssenheyt bochend und die einvaltigen
verfuerend.

--940--

Fürs ander sprichstu glych dise wort, Luter: "Damit (meinst
mit den worten: "der sun deß menschen, der im himmel ist") er ia
zeigt, das sein leib zuogleich im himmel unnd auff erden, ia schon
bereitt an allen enden ist". Wilt also anzeigen, das syn lychnam
hieniden dozemal wer unnd ouch im himmel, und volge demnach,
sye er uff erden und im himmel, so sye er ouch allenthalb. Hieruf
frag ich dich: "Wie stuond es umb den lychnam Christi hie uff erden,
do er die wort redt? Leid er nit durst?" "Ia. Ioan. am 4. cap."
[cf. Joh. 4. 7]. Lieber, so sag an, ob inn do im himmel ouch durste,
hungrete, frure? etc. Unnd do er im forcht vor dem tod [cf. Luc. 12. 50;
22. 44], ob er im im himmel ouch forchte, unnd do er hieniden über
Hierusalem weinet [Luc. 19. 41], ob er im himmel ouch weinete?
Schryest du: "Schwermer, schwermer?" Es wirt damit nit verantwurt,
so bald du verirrt bist, das du nit kanst antwurt geben, das du
es alles wellist mit schwermer schelten verrichten; dann wo das, so wurd
ein holhüpper nun den einen fuoß im kübel haben unnd dich unnd

--941--

alle schwermer mit aller gschrift uberwinden. Gib antwurt, obs im himmel
ouch umb den lychnam Christi stuende als hieniden. Schwygstu? Halt.
Thuo das ouch hinzuo: Was nit der lychnam, der von Maria geboren,
von fleisch, bein, adren, hut, marg, nerven, neglen, haar, zenen etc.? Ich
mein, ia. So sag, lieber Luther an, ob er im himmel ouch also wer?
Was er also, wer gab im doben ze essen, oder wer bschneid im negel
und haar? Und erst do er crützgot ward, lieber, wer crützgot inn
in den himlen? Und do er hieniden mit clarificiertem lychnam
uferstuond, erstuond er doben ouch? Und do er mit den jungeren gen
Emauß gieng und die gschrift ußlegt, lieber, sag an, gieng er doben
ouch gen Emaus unnd lart die zwen iunger ouch? Hie, weiß ich
wol, wirst du reden: "O ir schantlichen verspotter! O du leidiger,
spöttischer tüfel"! Unnd ist aber unser fürnemmen gar nit, ze
spotten, sunder nun, din irrung dir ze verston geben. Sprichst du:
"Wie er im himmel ist, bedarff er der dingen, die lyplich notturfft erfordret
oder lyplich gewürckt werdend, nit". Antwurt ich: Das weiß
ich wol, yetz nach der urstende und uffart. Ich red aber uff den
stand, als syn lychnam hie noch nit erlütret was, vor dem tod.
Wirstu muessen sagen, das du ouch vom selben redist, dann du
züchst die wort: "Der sun des menschen, der im himel ist" dahin,
daß er vor aller erlütrung ouch im himmel lyplich sye gewesen.
Sprichstu: "Ia eben, do ist er im himmel gewesen und hatt aber der
menglen oder mueyen gheine doben ghebt". So rueff ich dir zuo: Weer,
weer, Luther, weer! Marcion wil dir in garten! Dann ist syn
lychnam im himmel unlydenbar gwesen, so ist er ouch hieniden unlydenbar
gwesen, und dann hatt Marcion recht: er habe einen dichten
unlydenbaren lychnam ghebt. Responde. Oder wiltu sagen, der lychnam,
der hienieden, sye lydenbar gewesen, aber der doben nit, so muoß er
zwen lychnam ghebt haben; dann kurtz, es muoß syn lychnam, der
nun einer gewesen ist, nun ein ard gehebt haben. Ist er im himmel
unlydenhafft, als du on zwyfel reden wirst, so muoß er hieniden

--942--

ouch onlydenhafft sin; dann sind gottwilkommen, Marcion unnd
Marciönin! Ist er aber hieniden lydenhafft, als wir uß gottes wort
sagend - hoff, du ouch - so muoß er ouch im himmel lydenhafft
sin, oder zum dritten zwen lychnam haben, einen uff erden, der
lydenhafft sye, unnd den andren im himmel unlydenhafft. So sag
dann an, ob Maria ouch den doben geboren hab, oder wie er uffhin
kommen sye. Was gilt's, wir sygind onmechtige schwermer?
So vil hab ich dir ungerympts, das uss dinem mißverstand
kumpt, muessen anzeigen, lieber Luther, das du sähist, wohin einer
kumpt, wann er gegen den bösen schwermeren nun mit eim hoflichen
lügle handlen wil. In welches du warlich alles nit fielist wann
du nach dem bruch aller gelerten, die ye gewesen sind, köndist in
der gschrifft wandlen; dann ouch die bäpstische doctren noch in
die schwären irrung nie gevallen sind, das sy den lychnam Christi
lyplich in den himmel hinufgesetzt habind, diewyl er noch nit was
von todten uferstanden und ze himmel gefaren; sunder sy habennd
dise ard der red, da die ein natur genempt und aber die ander verstanden
wirt, communicationem idiomatum, das ist: die gemeinschafft
der eygenschafften genennet, da das, das einer natur eygen ist, ouch
der andren wirt dargelihen, welchs wir der rethorick nach den gegenwechsel
der naturen genennet habend. Als hie "sun des menschen"
für die götlichen natur in im genommen wirt, und hat den sinn:
Nieman kumpt zuo himmel on den, der von himmel herab kummen
ist, das ist: on den, der uff erden menschliche natur hat an sich genommen,
das ist der, den man einen sun des menschen allein schetz
(ut sit mimesis quoque in alloeosi), der aber ouch ein sun gottes ist,
der im himmel doben ist unnd inn nye verlassen hat nach der göttlichen
natur. Also verstond diß ort Augustinus, der also spricht:

--943--

"Er was hie des lychnams oder fleischs halb, und was im himmel
nach der gottheyt, ia allenthalb der gottheyt halb", und Cyrillus, der
mit vil worten glych von den beden naturen redt, wie wir hie vor
ouch habend uss gottes wort anzeygt, und Chrysostomus und alle,
die ye flyßlich uff den gegenwechsel beder naturen gsehen habend.
Jo. 14. spricht er: "Der vatter ist merer oder grösser weder ich"
[Joh. 14. 28]. Hie wirt "ich" allein uff die menschlichen natur
geredt; nach dero ist er minder und nach der göttlichen glych dem
vatter. Athanasius im veriehenn des gloubens: "Er ist dem vatter
glich nach der gotheit und minder dann der vatter nach der menscheyt".
Zeyg ich alleyn an, das Luther sich selbs lerne kennen, das er
nüwer wyß wider alle vätter, ouch bäpstisch lerer, von den beden
naturen in Christo redt wider gottes worts vermögen; dahin bringt
inn der zangg. Er mag ouch hie erlernen, das er irrt, so er der
menscheyt Christi glychen gewalt mit dem vatter gibt; dann nach
dero ist er minder weder der vatter, wiewol wir wüssend, das gott
und mensch ein Christus sind, und verletzend uns die reden nit:
"Christus rychßnet" [cf. 1. Kor. 15. 25], "Christus ist dem vatter

--944--

glych"; dann sy göttlich und war sind, aber allein der göttlichen
natur halb, verletzend ouch darumb nit, das die beden naturen mit
höchster eynigheit in Christo zemengefuegt sind und mit höchstem
wunder yetwedre ir eygenschafft und ard bhalt.
Io. 10. spricht er also: "Das ir gloubind, das der vatter in mir
ist und ich im vatter" [Joh. 10. 38]. Hie wirt "in mir" und "ich"
allein uff die göttlichen natur in im geredt, nach dero ist er nach
dem inneren wesen im vatter und der vatter in im von ewigheit.
Nit das Christus menscheyt von der gotheyt ußgeschlossen sye, sunder
das sy by unnd mit iro ein Christus ist, aber durch das, daß
Christus nach der gottheyt im vatter ist und der vatter in im, ist
die menscheyt mit der gottheyt ein Christus, also, das sin gottheit
das wesenlich ist, durch die sin menscheit zum vatter kummen ist.
Io. 12. spricht er: "Vatter, erlöß mich uß der stund" [Joh. 12. 27].
Hie wirt "mich" allein uff die menschlichen natur genommen; dann
nach der göttlichen dorfft er gheins erlösens. Zeigt die schwacheit
der menschlichen natur an, die also nit hett mögen warlich reden,
wo sy wesenlich im himmel ouch gewesenn wär; oder aber wär er
im selbs glych doben und hieniden, so hette er doben muessen forchtsam
sin wie hieniden, oder es mueßtind zwen lychnam gewesen sin, welchs
alles nit allein kätzerisch, sunder ouch närrisch ist, als vor ist anzeygt.
Matthei 26. spricht er: "Die armen werdend ir allweg by üch
haben; mich werdend ir aber nit allweg haben" [Matth. 26. 11]. Hie
wirt: "mich werdend ir nit allweg habenn" allein uff die menschlichen
natur geredt. Hie wirst du on zwyfel einmal schryen: "Ir
redend also, man sölle es allein uff die menschliche verston, aber nit
also, ir muessend's erzwingen, das man's also verston muesse". Nun
wolhar, magstu nit ruow haben ab früntlichem leren, so wellend wir
dich ouch zwingen. Sag an, mag gott ouch neyßwan an eym ort

--945--

nit sin? Ich mein: nein; sunder es ist sin innerliche eygenschafft,
allenthalb sin. Warumb spricht dann Christus, wir werdind inn
nitt allweg haben? Ist er nitt gott, so habend wir guot ze glouben,
das wir inn nit allweg werdind haben; so er aber warer und ungezwyfleter
gott, ist es nit möglich, das er nit allweg by uns sye. Setz
aber dargegen sin wares wort: "mich werdend ir nit allweg haben",
und sag mir an, ob du das wort wellist uff den gantzen einigen
Christum verston oder uff die gottheit allein oder uff die menscheyt
allein? Wiltu's uff den eynigen Christum beder naturen halb ziehen,
so nimpstu inn uns gar nach götlicher und menschlicher natur. Wer
wil dir darnach dinen glouben vesten und dinen lychnam zuo der
urstende spysen etc., welches du dem lyplichen essenn zuogibst? Wiltu's
aber uff die göttlichen verston, das wir die nit haben werdend, das
lassend wir schwermer dir gheinswegs nach; dann wir hand sin verheissends
wort: "Nemmend war, ich wird by üch sin biß zuo end der
welt" [Matth. 28. 20]. Also bistu yetz, hoff ich, gezwungen, das dise
wort allein uff die menschlichen natur reichend, das wir die nitt allweg
by uns lyplich haben werdind. Aber ich zwyfel, du werdist
sagen wie Faber, Egg und die wunderthier: Man sol die wort
nun also verston: ir werdend mich nitt allweg sehen; ich wird wol
allweg by üch sin; ir werdend mich aber nit sehen. Antwurt: Du
wilt Oecolampadio nun ein brillen ufsetzen, bedarff ir aber nit;
aber du bedarffst iro seer vast; dann du sichst nitt, das es "haben"
stadt, nitt "sehen"; du wännest, es stande: mich werdend ir nit
allweg sehenn, so stat es: mich werdend ir nit allweg haben. Ia, wir
verstond durch "haben" "sehen". Hab danck, lieber Luther. So hör
ich wol, die wort muessend nümmen dürr syn noch heyssen, das ir
natur ist? Wilt du nun nit gezwungenn sin, so wirt dich der zwingen,
der yenn zwang, in den hülinen harumbzelouffen unnd alle ding
tzerryssen, Luc. 8 [cf. Luc. 8. 26ff.].
Ioannis am 16. capitel spricht er: "Ich sag üch die warheyt, es
ist üch nütz, das ich hinweg gang (verstannd: zuo dem, der inn gesendt
hatt); dann wo ich nit wurde hinweggon, so wurde der tröster nit zuo

--946--

üch kommen; so ich aber hin wird gon, wird ich inn üch sendenn"
[Joh. 16. 7]. Hie kan es ye nit guot sin, das er unns nach der gottheyt
verlasse oder von unns gange, deßhalb das wort: "Es ist üch
nütz, das ich hinweggang" allein uff die menscheyt Christi muoß
verstanden werden. Zum andren were der tröster nit gesendt, wenn
er lyplich bliben wär. So muoß es sin, das er nit hie lyplich sye noch
geessen werde, sittenmal wir des göttlichen trostes empfindend in
unseren hertzen; dann der geist wär nit kommen, wenn er lyplich
bliben wäre. Darzuo sichst du aber, das der trost vom geyst kumpt,
nit vom lyplichen essen, ia der geyst nit kumpt, diewyl der lychnam
lyplich gegenwürtig ist. Lieber Luther, erinner dich selbs wol, ob
disem wort: "Gon ich nit hin, so kumpt der tröster nit" [Joh. 16. 7],
unnd ruem dinen glouben demnach, ob du wilt.
Er spricht daselbst: "Widrumb verlaß ich die welt, und gon zum
vatter" [Joh. 16. 28]. Er spricht nit: "Widrumb blyb ich in der welt,
aber unsichtbar", sunder: "Ich verlaß die welt", welches ein wort ist
des hinfarenden und hinder im lassenden, und mag nienen hin reychen
weder uff die eynigen menscheyt.
Matth. am 24. capitel spricht er: "Wenn üch denn yeman sagenn
wurde: sich, hie ist Christus oder dört, so söllend ir's nit glouben.
Dann es werdend erlogne Christi und erlogne propheten uferston und
grosse zeichen und wunder tuon, also das sy, wo es müglich wär, ouch
die ußerwelten verfueren wurdind. Nemmend war, ich sag's üch vor"
[Matth. 24. 23-25]. Hie sprichstu: Christus redt hie nit von im

--947--

selbs, sunder von den secten- und rottenmeysteren. Antwurt: Ia,
du suechst die flucht, gibst ouch gottes wort den verstand, den es
von natur nit hat. Wiewol ich nit schilt, der secten irrung möge
ouch hie dannen bestritten werden, aber nit, daß der fürnem sinn
sye; dann der fürnem sinn ist: es werde zuo sölchem iamer dem
jüdischen volck kummen, das sy Christum gern nun eynen tag
hettind, als Luce 17. klarlich verstanden wirt [cf. Luc. 17. 22], aber
er mög inen nit werden. Denn werdind sich etlich dichten Christum
sin, etlich propheten; aber wo man inen Christum zeyge im inneren
gmach oder im väld und wueste, söllind sy nit glouben noch hinußgon.
"Dann glych wie der blitzg von ufgang erschynt byß zum nidergang,
also wirt die zuokunfft des suns des menschen sin" [Matt. 24. 26f.].
Sichstu, das er von der zuokunfft sin selbs redt? So sich ouch, das
er davor von im selbs redt, da er seyt, wo man inn zeige, da sölle
man nit hingon, und valsch propheten, die inn hie oder dört zeygen
werdind. Gang yetz, nimm diß richtschyt und miß dich selb, ob
du ein valscher prophet sygist oder nit. So du inn nit allein lyplich
im brot zeygest, sunder ouch zuogibst, der lychnam lyplich
geessen thuege, das yetz vilvaltig bewärt ist, allein des geystes eigen
werck sin.
Grad hiehar ghört, das er spricht Mat. 26: "Doch sag ich üch:
Fürhin werdend ir den sun des menschen sehen sitzenn zuo der
grechten der krafft gottes" [Matth. 26. 64] (sich hie, lieber Luther,
das wir nit habend vil frömbder lerer dörffen, die unns die grechten
hand gottes lartind syn krafft sin, so Christus uns hie selb ein

--948--

expositiönlin gibt der grechten der krafft gottes, sam er spräch: die
grechten, verstond: die krafft gottes). Sich, sich, lieber Luther, wo
er ist. Weyst, wohin das wort "fürhin" reycht? On zwyfel uff das
zyt, das nach sinem tod und uffart ist biß zuo end der welt. Ey, so
suoch inn lyplich sust nienen anderswo unnd zeyg inn nit anderswo,
oder aber du kumpst in der valschen propheten zal. Tracht yetz,
wie wol es dir anstand, das du sprichst: Christus hatt sich in disem
sacrament darumb lyplich ze essen ggeben, damit wir wüssind, wo wir
inn finden könnind. Lieber, warumb zeygstu inn, da er sich nit
zeygt, unnd da er sich zeygt hat, davon sagest du nützid? Ich kumm
schier darhinder, sin wort schmöck dir nümmen als wol als egester.
Lieber, laß uns erkennen (das ist: sehen), das er doben sye; ich
gloub nit, das er uns betrieg; er hat uns selb zeygt, wo er sye, unnd
hat inn Stephanus ouch daselbst gesehen [cf. Act. 7. 55]. Dann
das du sagst, er habe die ougen nit dörffen ufhebenn, er habe inn
im gmuet gsehen, redst aber uß vergessenheyt der gschrifft; dann es
stadt Act. 7. capitel also: "Stephanus aber, voll des heyligen geystes,
sach flyssig in himmel hinuf" [Act. 7. 55]. Wir wüssend ouch wol,
was er im hertzenn sach, ee er im erschine; noch sach er die gsicht,
die im gott zuo trost offnet, ouch mit den lyplichen ougen. Darumb
verman ich dich, du wellist inn da obenn lassen unnd da zeygenn,
da er sich selbs zeyget hat.
Io. 17. capitel spricht er also: "Fürhin wird ich nit in der welt
sin; sy aber (verstand: die iünger) sind in der welt" [Joh. 17. 11].
Hie sichstu aber häll, das er nit spricht: "Ich wird fürhin unsichtbar,
aber doch lyplich by üch sin", sunder: "Ich wird fürhin nümmen
in der welt sin". Wie kan er thürer reden, unnd wie kan es anderst

--949--

weder von sinem lychnam verstanden werden? Wenn wir ghein ander
wort hettind weder diß eynig, woltest du, lieber Luther, dich darwider
setzenn? Was gloß kanst im geben? Sichstu nit, das er von
syner menscheyt abschlecht, das die nit hie werde sin, an dem, das
er oben druf von jungeren redt: "sy aber sind in der wellt". Nun
warend sy zwar lyplich drinn; so muoß er nit lyplich noch nach menschlicher
natur drinn sin; dann es ist ein antithesis.
Bald darnach spricht er aber: "Vatter, do ich by inen was, do
behuot ich sy in dinem namen etc. Nun aber kum ich zuo dir" etc.
[Joh. 17. 12f.]. Lieber Luther, wenn hastu doch gnuog kundtschafften
ghört allein uss dem eignen mund Christi? Oder wiltu sy alle mit
tant ußschlahen? So du sichst, das weder gloub noch gschrifft
erlyden mag, das er lyplich hie sye, ich gschwyg, das man in erst,
so er hie wer, essen wölt? Ia trybst vil wort, wie wir's so kostlich
achten söllend, das er sich uns zuo einer spyß gegeben. Ia wenn wir
menschenfleysch im bruch hettinnd ze essen, als von Scythen
unnd anthropophagen (lütesseren) gseyt wirt. Deßhalb ouch wir nit
Capernaiten sind, so wir in nit essen wellend, sunder iunger

--950--

Christi, die sprachend: "Wir gloubend, das du der sun des lebendigen
gottes bist" [Joh. 6. 69]. Ir aber sind inen glych, darumb, das ir
syne wort, die nun bedütlich sind, fleyschlich, wie yene thatend,
verston wellend.
Noch ein kundtschafft, und demnach wellend wir die summ
zemenrechnen, Act. 1.: "Als die iunger flyssig im zuosahend, do er zuo
himmel gieng, nimm war, so stond zwen mann da by inen in wyssem
gwand, die sagtend ouch inen: Ir galileischen menner, was stond
ir in den himmel sehende? Der Iesus, der von üch in den himmel
empfangen ist, der wirt also kummen, glych wie ir inn habend gsehen
in himmel gon" etc. [Act. 1. 10f.]. Sichst du, das er von inen ist in
himmel empfangen? Er ist von inen. Er ist empfangen; nun mag
aber die gottheyt weder himmel noch erden begryffen oder fassen,
und ist aber Christus in himmel empfangen. Wie ouch Mar. 16.
stat [Marc. 16. 19]. So muoß allein syn menscheyt die gefasset syn;
dann die gottheyt mag nit yngefasset werden. Sichst du ouch, das
er widerkummen wirt sichtbar, wie er hinufgefaren ist? Sprichstu "er
kumpt aber ins brot", davon hie nit geredt wirt, sunder dise wort
reichend uff die zuokunfft am letsten tag. Ist war, er seyt allein
von der zuokunfft an dem letsten tag; so wir aber darby von gheiner
andren zuokunfft synes lybs habend, so wirst du uns nit dahin bringen
mit gheinem gottes wort; dann du hast gheins (wo du es aber hettist,
werind wir schon dahingebracht), das wir gloubind, das er yenen
lyplich sye, weder doben im himmel, biß das er so sichtbar kumpt,
als inn die iunger habend gsehen hinuffaren. Dann kurtz, von

--951--

dem ins brot kummen, ist üwer dicht, nit gottes verheissung; dann
ir habend gar ghein verheissung; darvon doben gnuog gesagt ist.
Nun rechen alle summ zemen: Christus redt, er mög von im
selbs nützid thuon; syn leer sye nit syn leer; so er von der erd erhöcht,
das ist: getödt, werde; der vatter sye grösser weder er; er bitt
den vatter: Erlöß mich uss diesem stündlin; mich werdend ir nit allweg
haben; es ist üch nütz, daß ich hinweg gang; widerumb verlaß
ich die wellt und gon zum vatter; wann üch yeman sagen wirt: Hie
ist Christus oder dört, so söllend ir's nit glouben; nun hinfür
werdend ir den sun deß menschen sehen sitzen zur grechten der krafft
gottes; fürhin wird ich nit in der wellt sin. Die wort redt er ia
alle uff syn menscheit, uss welchem yedem in sunderheit ermessen
wirt, das es synes worts halb nit müglich ist, das syn menscheit
ümmermee lyplich gegenwürtig sye in der wellt; dann er hatt's abgeschlagen.
Er thuot ouch wider syn wort nit.
Daruß dann volgt, daß din schlußred: Christus lychnam sye
allenthalb, nit allein unwar, sunder ouch unchristenlich ist; dann
ye das unchristenlich sin muoß, das wider das wort und leer Christi
offenlich strytet. So du nun redst: Christus lychnam sye allenthalb,
glychmässig und glychwesend und glychgwaltig der gottheit,
und aber Christus spricht: "Ich verlaß die wellt" und: "Fürhin
wird ich nit in der welt sin" und andre wort, erst gezelt, welche
allein uff die menscheit reichen muessend (dann die gotheit ist allenthalb),
so ist din wort kurtzdennen falsch, und würst's ouch nimmermer
erhalten, daß die menscheit Iesu Christi me dann an einem
ort sye. Und ob ich glych hie ouch tüflete und sprech: "Darwider
vermag weder tüfel noch hell; trotz schwermer, potz heüchler!" etce.,
so wirt doch die warheyt nit grösser drab, unnd din irrung nützid
clärer an tag bracht weder mit vorgezeltem bewysen ordenlichs
schliessens uss gottes wort und kundschafften des eignen munds gottes.
Und darumb ist die menscheyt Christi nit allenthalb, da die
grecht hand gottes ist. Aber Christus ist allenthalb, wo die grechte
hannd gottes ist, nit nach beden naturen, sunder allein nach der göttlichen.
Noch verletzt unns die red nit: "Christus ist allenthalb,

--952--

wo gott ist", und, als du redst: "usserthalb Christo ist ghein gott
noch ghein gottheyt". Wiewol wir's durch den gegenwechsel beder
naturen allein uff die göttlichen verstond und nit nach der menschlichen.
Unnd das wellend wir dir yetz noch häller bewären.
Da der engel zuo den wyben, die inn uff der urstende suochtend,
sprach: "Er ist uferstanden, und ist nit hie" [Matth. 28. 6], frag ich
dich, ob die grechte hand gottes da sye gewesen, da der engel was
unnd die wyber? Du kanst nit nein sagen, oder aber diß media "die
grecht hand gottes ist allenthalb" wer nit war, das welle gott nit.
Was sy aber da, unnd Christus was nit da, das doch allein uff
syn menscheyt reichen muoß, so ist unüberwintlich, das Christus lyplich
nit allenthalb sye, da die grecht hand gottes ist. Sich, so vil
starcker knöpffen thuond wir dir dar, und du magst iro gheinen uflösen.
Noch laast dich nit wysen.
Darzuo spricht er Mar. 13.: "Aber von dem tag (verstand: deß
letsten grichtes) oder stund weißt nieman, die engel im himmel nit,
der sun nit, sunder allein der vatter" [Marc. 13. 32]. Sich hie erstlich,
wie das wort "sun", das doch ein eigenlicher nam der göttlichen person
ist, durch den gegenwechsel für die luteren menscheyt genommen wirt;
dann syn gottheyt weißt allweg alle ding. Zum andren so sich, das
Christus hie mit einem wort des vorwüssens syner menscheyt gentzlich
abschlecht alles, das allein der gottheyt zimpt. Dann so er
nit weißt nach der menscheyt, wenn der jüngst tag ist, so ist er
ye nit allenthalb nach der menscheyt, da die gottheit ist; dann die
gottheit hatt do den jünsten tag gegenwürtig. Und wüßt aber syn
menscheyt inn nit, so was sy im wüssen der gottheyt nit glych, noch
vil weniger im allenthalb sin.
Hie laß dich, frommer Christ, der lüten gschrey nit dahinbringen,
das du wennist, wir wellind die menscheyt Christi vernüten;

--953--

gheinswegs nit!, sunder wir veriehend uss wüssenhafftem glouben,
das der lebendig sun gottes, warer gott und mensch, von der reinen
magt Maria one sünd empfangen und geboren, nun ein Christus
sind, unnd aber das die beden naturen in im sölicher eigenschafft
sind, das yetwedre ir eigenschafft bhalt; die göttlich blybt unverwandelbarlich
ir selbs ewiklich glych in aller macht, wüssen und
heyligheyt; deßglychen ouch die menschlich: diewyl der lychnam
tödtlich was, behielt er die tödenlichen ard. Do er uferstuond unnd
erlütret oder erklärt ward, behalt er die ard der erklerten lychnamen
in die ewigheyt, als ouch du, lieber Luther, erkennest.
Nun bhaltend die erklärten lychnam das umbzilet oder umbschriben
syn nach der ard und eigenschafft der person. So nun syn menscheyt
vor dem erklären ein entlich umbzilete person ist, blybt sy ouch
also. Sunder wir fuerend dise leer so flyßlich uss gottes wort allen
darumb, das du sehist, frommer Christ, das die menscheyt Iesu
Christi nit unentlich sin mag, und das mag nienenher eigenlicher
weder mit eignem wort Christi erfochten werden. Wir
sind ouch mit allen glöbigen dran, daß ab den gegengwechßleten
reden nieman schühen sol, so sy Christus selbs gebrucht hatt.
Es sol aber darumb niemer der andren natur zuoeignen durch zangg,
das der einen allein ist; dann ouch Christus eigenlich sy underscheiden
hatt, ob er ouch glych in der gemein von beden offt geredt,
das doch allein der einen was, wie nun genuog ist anzeigt.

--954--

Jetz lernn, du einvaltiger, wie die menscheyt Christi zur grechten
gottes entlich und umbschryben sye, so doch die grechte gheinswegs
umbschryben oder ynzilet ist. Die menscheit Christi ist ein ware
creatur, deßhalb sy nit mag unentlich sin, wie vor gnuog ghört ist,
und ist aber darzuo ein vorbild unserer urstende, 1. Cor. 15., also das,
wo sy hinkommen ist, werdend wir ouch dahin kummen [1. Kor. 15. 20ff.].
Dann er spricht Ioan. 12.: "Wo ich bin, da wirt ouch min diener sin"
[Joh. 12. 36], und Io. 14: "Ich wird üch zuo mir nemmen, daß ir
sygind, da ich bin" [Joh. 14. 3]. Nun ist aber syn gottheyt an allen
enden, da aber unser seelen nit sind noch erklerten lychnam; dann
die creatur were denn dem schöpffer glych. So muoß ye sin, das er
die ynzilung, die uns zimpt, allein uff syn menscheyt verstadt, das
die sölichermaaß ynzogen ist, das unsere seele und lychnam ouch
daselbst sin werdend. Dann er spricht ouch Ioan. 14.: "In mines
vatters huß sind vil wonungen" [Joh. 14. 2]. Welches er ouch nit
geredt, wenn nit die gselschaft deß suns gottes ynzilet wer, sunder
es were "allenthalb sin wie gott ist" nun ein wonung. Darzuo lert
uns Christus betten: "Vatter unser, der du bist in den himmlen"
[Matth. 6. 9], nit das gott nit allenthalb sye, ussert und ynnerthalb
den himmlen, sunder das er damit wil die maaß unnd gstalt anzeigen,
die gott halt, in offnung der fröiden und ergetzlicheyt,
die er den synen erzeigt, die yngezünet sind, und ist er aber nit ynzezilen.
Deßhalb offenbar wirt, das, wie gott allenthalb ist, und aber
die userwelten by im sind unnd dennocht nit allenthalb sind, also
ouch die menscheit Christi nit allenthalb ist. Unnd ist die menscheit
Christi nütsdestweniger in einigheyt der person, als wir nit sin

--955--

werdend. Glych als die küngin dem küng allein ein zuogefuegter gmahel
unnd küngin ist, und habend die andren jungfrowen fröid by iro, sind
aber nit künginen. Es ist ouch die küngine selbs in der maiestet des
künigs, hat aber den gwalt und maiestet des küngs nit. Also ist's ouch
umb die künginen, die menscheyt Christi, als im 44. Psal. gesungen
wirt [cf. Ps. 45. 10]. Dann Paulus spricht 1. Corint. 13: "Wir
werdend in von angsicht zuo angsicht sehen" [1. Kor. 13. 12], und Io. 1.
cap. 3.: "Wir werdend inn sehen, wie er ist" [1. Joh. 3. 2]. So wir
aber nit unentlich noch allenthalb sind, wie werdend wir in, der aber
allenthalb ist, sehen mögen, wie er ist? So muoß sin, das, der allenthalb
ist, sich so rychlich ze niessen gibt denen, die nit allenthalb
sind, das sy nützid manglend. Als Petrus nützid wyter begert, do
er vor inen andersgestaltet ward, sunder sprach: "Herr, hie wer guot
wonen" [Matth. 17. 4], also wirdt ouch eim yeden menschen sin,
wo im gott sich sölicher wyß ufthuot, es sye uff erd oder im himmel,
und muoß der sehend darumb nit allenthalb sin, da gott ist, nach dem
wesen. Hiehar ghört das byspil von der seel, die in allem lyb gantz
ist, die hand hatt iro gnuog, das houpt und fueß. Und ist doch nun
ein seel. Also ist ouch die menscheyt Christi nit allenthalb wie
die gottheyt, noch ist sy ein Christus mit dem sun gottes, hatt,
bsitzt und nüßt wesenlich die gotheyt als ein geendete creatur,
doch in einigheyt gottes suns. Also niessend wir sy nit; dann er
ist der natürlich sun, wir sind allein cooptati, angenomene kinder.
Das du aber ouch den spruch Christi Io. 14. mißbruchst: "Philippine,
welcher mich sicht, der sicht ouch den vatter" [Joh. 14. 9], ist eim

--956--

kind guot ze sehenn und verantwurten; dann sölte diß wort uff die
menscheyt luten, so mueßte der vatter menschliche gstalt, ard unnd
natur haben. Also lutet es nit uff die menscheyt, sunder uff die göttlichen
krafft, und wil Christus sagen: "Welcher die wunderwerck
sicht (das ist: erkennt), die ich thuon, der erkennet den vatter"; dann
er spricht glych darnach: "Gloubend ir nit, das ich im vatter sye und
der vatter in mir (hic potuisses ex personali proprietate non hallucinari),
so gloubend's umb der wercken willen" [Joh. 14. 11]. Sich, wie er
nützid anders gwellen hatt weder zeygen, das er glycher gott, ia,
nach der einen natur mit dem vatter sye, welchs sy an den wercken
wol erkennen mögind.
Also ist, lieber Luther, all din schwermery in den schwumm ufgefasset,
da du erstlich gott hast wellen ynzünen mit der menscheit
Christi, mit dem spruch Pauli, Coloss. 2.: "Die volkomen gotheit
wonet lyplich in im" [Kol. 2. 9], da du ouch "lyplich" vor den einvaltigen
lassest unerklärt, damit sy wänind, es werde die gottheyt mit
dem lychnam umbfasset (darffst doch sölichs nit offenlich sagen);
so heyßt da "lyplich" wesenlich, daß die gotheit wesenlich, aber
nit yngezünet, in Christo gewesen unnd noch ist. Demnach hast
du dieselben menscheit Christi wellen ußbreyten nach der unermeßlichen
wyte der gottheyt, darumb das die grecht hand allenthalb sye.
Und hast aber nit ermessen, das sin menschheyt nit allenthalb ist
wie sin gottheit, oder aber so wir by im, nach siner verheyssung, sin
werdend, mueßtind wir glych als wol allenthalb sin als ouch sin
menschheyt, wo die allenthalb wär; dann er spricht: "ὅπου, ist: eben
da ich bin, da wirdt ouch min diener sin" [Johs. 12. 26]. Und hast
also nützid dann ein unnützes gschwetz angricht, damit du ze

--957--

verston ggeben, das du noch nit kanst von Christo, der von zweyen
naturen ist und von yetwedrer in sunderheyt nach irer eygenschafft
weder verston noch schryben. Dann köndist's und wöltist's nit thuon
noch nachlassen, so andre recht darvon redend, so wärist ein grosser -!
Doch wil ich dich nit also nennen. Du bist ein mensch, und ich ouch.
Gott verzych und erlücht uns all!
Das du mir ouch demnach verargest, das ich die wort Christi
Io. 3.: "Was uß dem fleysch geborn wirt, ist fleisch" [Joh. 3. 6] also
verston, werde neißwas uss dem fleysch Christi, lyplich geessen,
erbornn, so muesse nützid dann fleysch erborn werden, thuostu wol
als unbillich, als letz und hochmuetig du dich gstellest. Dann du
keerst minen grund nit umb, der ist, das Christus hie ein γνώμην,
das ist: gemeinen sinn, geredt hab. Das erfindt sich mit dem

--958--

andren teyl siner redt, da er spricht: "Und das uß dem geyst erborn
wirt, das ist geist" [Joh. 3. 6]. Wie dunckt dich, dise wort wellind
nützid anders, weder: was uß dem geyst erborn werde, sye geyst?
Wiltu deß löugnen? Nun machst du doch wider alle warheit ouch die
menscheyt Christi luter geist, drumb das er vom heyligen geyst empfangen
ist. Wiewol unsinniklich und Marcionisch; dann du soltest
bedacht haben, das er, Christus, vom geyst allein empfangenn unnd
im jungfröwlichen lychnam genert und lyplich erborn ist, unnd warer
lyplicher mensch, nit ein geist, in diß welt kummen unnd gewandlet
hatt. Und sölche geburt und empfencknus zimpt dem, der von gott
ins fleisch gesendt ward (damit er uß dem fleisch die verdamnus des
fleyschs hinnäm, Ro. 8. [cf. Röm. 8. 3]), das er vom geist empfangen
und vom unbefleckten lychnam Marie geborn wurde. Also laß inn
nit ytel geist sin, so die war menschlich natur an im gewesen, die
gar nit ein geyst ist, oder aber du bist der waar Marcion. Hab ich
muessen anzeygen, das doch die armen durch dich verfuerten schäflin
sehind, mit was ärbsen an der stegen du umbgangist. Unnd stadt
noch styff: "Was us geyst geboren ist, das ist geyst". Christus ist
nit allein vom geist gebornn, wenn du glych uss gebären empfahen
machist, so ist er ouch nit allein geyst, sunder gott und mensch

--959--

zemen. Ist aber dem also, so muoß ouch der ander teyl "was uss
fleysch gebornn, sye fleisch" ouch styff in der ard eins gemeinen sinnes
ufrecht blyben: das fleysch, so es gebäre, nützid dann fleysch gebäre.
Unnd das du aber ab diner dorffkilchwyhe bringst, so mueßte, so ich
simmlen äss, ouch simmlen gebärenn; davon sagt Christus noch wir
nit, sunder von geburt deß geystes und fleyschs. Und darumb hette es
dynes badryberischen gespeyes nützid dörffen; wann man damit
die gegenwürff ufloßte, so het's Egg langest thon. Wenn uns
Christus sagen wirt, was uss simmlen gebornn werde, wellend wir's
ouch lernen. Aber der sinn stadt noch unüberwunden von allem fleysch;
dann ouch Christus in dem fal syn fleysch nit ußnimpt, sunder
redt indergemeind: "Fleisch gebirt fleysch, und geyst gebirt geyst".
Von dem wort: "Das fleysch
ist gar nit nütz" [Joh. 6. 63].
Nach so langem losem gschwetz kumpst du, lieber Luther,
an das ort: "Das fleysch ist gar nit nütz", unnd haltest dich damit

--960--

so unförmmlich und unfrommklich, das mich beduret ze sagen; wolt
lieber, du hettist den schalck baß gedeckt. Dann du begaast drü
gar unredliche stuck. Das erst, das du wider dich selbs redst on
widerrueffen. Das ander, daß du die wort velschest (sich, das beduret
uns so übel, daß du's nit gnuog glouben kanst; dann es wil uns nit
ein rechtvertige anzeigen, dero wir uns doch zuo dir nie versehen
habend; aber in gottes hand bistu). Das dritt, das du valsche reglen
fürschrybst, wie "fleysch" sölle in der gschrifft genommen werden.
Nun wil ich kurtz die ding anzeigen unnd zum end ylen.
Das du wider dich selbs redist, zeiget die predge an, die du
über die wort: "Min fleysch ist die war spyß" etc. [Joh. 6. 55] gethon
hast, in welcher du dise wort redst:
Luther:
"Dann also sagt er selber harnach: ,Das fleysch ist ghein nütz,
[Joh. 6. 64], und widerumb: ,Mein fleysch gibt das leben' [cf. Joh. 6. 54].
Wie wellend wir das scheiden? Der geist scheidet es. Christus wil,
das das lyplich essen deß fleyschs ghein nütz sey, sunder glauben, das
das fleysch gottes sun sey umb minetwillen von himmel kommen und
sein bluot für mich vergossen etc." Derglychen verstast du ouch diß
ort, als mir anzeigt wirt, in der postill sunntags septuagesimae über
die epistel. Sich, lieber Luther, das sind din eigne wort, in welchen
du offenlich den rechten sinn erkennest: daß das fleysch nützid nütz
sye ze essen. Unnd trybst aber wysse wunder in dem buoch, wievil

--961--

es lyplich geessen nutz bringe, schryest: "Es ist ein heylig fleysch,
das ouch allein mit anrueren heilig macht, wievil me geessen?"
Bevestest's mit dem krancken wyb, das den soum synes gwands anruort
unnd gsund ward [cf. Matt. 9. 20-22]. Und giltet by dir nützid
me, das Christus spricht: "Din gloub hatt dich gsund gemacht", und
spricht nit: "Min fleisch oder soum hatt dich gsund gemacht". Unnd
sichst ouch nit, das die in in Caiaphas huß mit baggenstreichen
veruneretend, nit heylig wurdend, noch Iudas, der inn kußt, noch
schemstu dich nit, söliche unredliche valsche ding ze fürgeben. Wir
wüssend wol, wie heylig er ist, wie vil er uns armen menschen guots gethon
hatt. Wir wüssend aber, das er sich lyplich uns nit hat ze essen ggeben,
so sin fleysch ze essen nit nütz ist, als ouch du bekennt hast. Das
du ouch schryest: "Solt er gebornn, ggeyßlet, crützget nütz sin, und
aber geessen nit nütz sin", hastu gantz der bäpstler ard an dir, die
schryend ouch: "Solt mir diß oder das nit nütz sin"? Do kondend
wir inen wol antwurt geben: Es ist ein yedes ding so vil nütz, so
vil gottes wort nutzes anzeygt, und lartend styff, was gottes wort
vermöcht, wer ufrecht, was es nit innhielte, sölte nit fürggeben
werdenn. Aber yetz hastu das blatt umbkert, unnd zwyfel doch nit,
din eygen conscientz sye hierinn gnuog verkümret. Also keer wider

--962--

unnd lern, das du vor können und gelert hast: das sölche gschrey
nützid vermögend; dann sy habend ghein götlich verheyssung, dann
söltind sy etwas vermögen, so wölt ich dem, der die brüne im mund
hat, den lychnam Christi ze essenn geben; dann du redst, er werde
mit dem mund lyplich geessen. Und wölt darzuo schryen: Solt er, der
so heylig ist, nit mögenn die brüne hinnemmen? Und ließ sehen, ob
sy hingieng oder nit. Also zuo den lamen, blinden, blatersüchtigen
etc. Sprichst du: "Ia, es ist lypliche gsuntheyt nit verheyssen".
Dem ist recht. So sag an: wo ist die geystlich verheyssen? Die ist
wol weniger verheyssenn, wie doben gnuog ist anzeygt, das alles gsundmachen
unnd trost der seel allein vom geyst in unsere hertzen kumpt
und nit vom lyplichen essen. Darzuo mögend wir mee änliche anzeygen
der lyplichen gsundtheyt halb, so verr man hie den lychnam Christi
lyplich ässe dann ir, so Paulus spricht: "Darumb sind vil krancker
unnder üch" etc. [1. Kor. 11. 30].
Also redstu wider dich selb unnd fuerst dich in lose onmechtig
leren, die wir gheinem bäpstler gestattend. Soltest billich in den nüwen
geschrifften die vordrigen hinlegen oder verantwurten; aber es wil dem
nit zimmen ze reden: "ich hab geirret", der vorhar sich so thür ußgethon,
es mueß alles grecht sin, was er ler, grad als ob im also sin
mueßte, ob er glych one gottes wort larte, und yetz sich verzügt,
wo er ein anders leren wurd, sölle man gedencken, er sye vom glouben
gefallen. Sich, das du dir selb so wol truwest, du werdist noch darvon
fallen, aber wir söllind in der irrung blyben. Glycher wyß hast
du über den verstand der worten Pauli 1. Corinth. 10. cap.: "Das
tranck der dancksagung, damit wir dancksagend, ist das nit die gmeind
des bluots Christi?" [1. Kor. 10. 16] wol unnd recht gepredget unnd
geschriben vor etlichen jahren, als in der predge von den bruoderschafften
unnd sacrament geschriben hast; und im andren teyl
wider den Carolstad schrybstu glych das widerspil, als dir in

--963--

"exegesi" wol ist ze verston ggebenn, sampt anderen dingen, die du
wider dich selbs lerest. Ist das eyn rechter geyst: wider sich selbs
leren und den unrechten teyl nit erkennen noch wellen geirret haben?
Zum andren velschestu gottes wort, so du den artickel %(r, ist:
"das", vom "fleysch" thuost, glych als die Marcioniten und Arrianer
etwan uß der geschrifft geschabt habennd, was wider sy was.
Merck, du einvaltiger, was ich mein. Die griechisch sprach hat den
bruch, den wir Tütschen habend: für ein yedes wort, wo es klarlich
ston sol, tuond sy einen artickel, als: das, der, die, dem, den, eins,
ein, einer, eine etc. Als Marci 6.: "Ist der nit där zimmerman?"
[Marc. 6. 3]. Hie ist das nachgender "der" ein fürgesetzter artickel
und vermag als vil als: Der zimmerman, der allen menschen deß
handwercks halb wol erkannt was. Unnd ist die red vil anders,
weder so man spräch: "Ist er nit ein zimmerman?"; dann wenn der
Griechsch also sagen wölte, so spräch er: "Ist der nit zimmerman?",
on den artickel "der". Dise kurtzen fürgesetzten artikel (loquor enim
de praepositivis articulis tantum) habend by den Griechen so vil krafft,
das sy an vil orten mee vermögend weder die subiunctivi, das ist: weder
die in nachvolgender red gesetzt werdend, als: welcher, welches, welche,
welchem, welchen etc. Byspil: Io. 1. cap.: "Im anfang was das wort, und
das wort was by gott" [Joh. 1. 1]. Hie vermag das nachgender wörtlin
"das", nun ein artickele, so vil als: "Eben dasselb wort, von dem erst
gesagt ist, das was by gott". Davon nun alle griechischen lerer vil
gesagt habend, besunder Cyrillus, Chrysostomus und zuo unseren zyten
Erasmus. Es vermag's ouch die eigenschafft der spraach. Da nun
Luther uss denen worten: "ἡ σὰρξ οὐκ ὠφελεῖ οὐδέν, das fleysch ist
gar nit nütz" [Joh. 6. 63] solt dolmetschet haben, da hat er das wörtlin
"das" ußgelassen, damit es nit uff das gwüß fleysch dütete, von dem
Christus vor geredt unnd noch darvon redt, unnd spricht Luther:

--964--

"Fleisch ist gar nit nütz". Vermag aber der fürgesetzt artickel "das"
so vil, als ob die wort selbs da stuendind: "Eben das fleysch, davon
erst gesagt ist". Das wil ich nit allein mit den verstendigen der
griechischen spraach kuntlich machen, sunder mit den selbs worten
Christi zuo eim unnd darzuo mit andren orten in der geschrifft. Das
nachgender wellend wir zeerst handlen.
Io. 1.: "In imm was leben, und das leben was ein liecht der
menschen" [Joh. 1. 4]. Hie vermag diß wörtlin "das" sovil, als ob er
sprech: "Eben das leben, von dem erst gseyt, das in im was, das was
das l%:iecht der menschen". Eben daselbst stadt also: "Und das wort
ist mensch worden" [Joh. 1. 14]. Hie vermag "das" als vil als: "Eben
das wort, von dem vor sovil geredt, das ist mensch worden". Nun
sehend hie, ir gelerten predicanten, die diß Lutherisch buoch ruomend:
Sol Luthernn zimmen den artickel dennen thuon in der red: "Das
fleysch ist nützid nütz" und sprechen: "Fleisch ist nit nütz"? Und
sol nützid gelten, das es an die vorigen red gehenckt ist, so wirt
Marcion ouch nümmen lesen: "Das wort ist mensch worden",
sunder: "Wort ist mensch worden", unnd wirt sagen, Ioannes rede
hie nit von dem wort, von dem vor geredt sye, sunder von eim gemeinen
wort gottes, das habe einen menschen gemacht. Und was
du dargegen sagen dich understast, hilfft nit; dann es ist an beden
orten die vorgend red der nachgenden also angehenckt unnd die nachgender
der maaß mit dem artickel bewart, das an einem glych zimpt,
den artickel dennen ze thuon, als am andren, das ist: gheinswegs on
grosse velschung. Item. Luther hatt in der vertütschung deß
nüwen testaments also getolmetschet: "Das fleysch ist ghein nütz",

--965--

und yetz spricht er: "Fleysch ist ghein nütz", damit es dahin diene,
das Christus habe vom verstand, sinn und ard deß fleyschs geredt.
Sich, lieber Luther, wie du hie stast, als ein offner verbrecher und
velscher der geschrifft, deß du vor gheiner creatur leugnen kanst. Ia,
wie stond wir, die dich one maaß habend hoch gemacht, und erlebend
sölichs an dir? Aber dem urteyl gottes könnend wir nit zuo, wellend
aber inn bitten, er welle durch syn grundlose barmhertzigheyt dir
widerumb ufhelffen, der so seer übel durch den zangg gevallen bist,
unnd unns vergoumen unnd demuetigen, das wir sölicher wyß nit
vallind, das wir ützid understandind one gottes wort ze schirmen.
Zum andren so erfindt sich an den worten selbs, die Christus
vor unnd nach geredt hatt, das er ouch mit denen: "Das flaysch ist
ghein nütz" uff syn eigen fleysch gereicht hatt. Vor den worten:
"Als die junger gemurret hattend", stadt also: "Als nun Iesus marckt,
das syne junger davon murmletend" [Joh. 6. 61]. Lieber, wovon
murretend sy? Wider den verstand deß geysts unnd fleischs oder wider
das lyplich essen?
Darnach spricht Iesus: "Ergret üch das?" [Joh. 6. 61]. Lieber,
wohin zeigt diß "das"? Ergret sy, das er vom span und ard deß
fleysch und geysts geredt hatt? Nun hatt er doch nützid darvon gseyt.
Also ergret sy, das sy wondend, er hette von synem fleysch lyplich
ze essen geredt, daruß dann volgt, das Christus für und für von
synem fleisch redt, so er inen ir red abnimpt unnd inen antwurtet.
Zum dritten spricht er: "Wenn ir nun den sun deß menschen sehen
werdend hinufgon, da er vor was?" [Joh. 6. 62]. Lieber, was rympt

--966--

sich diß wort uff die fleyschlichen und geystlichen ardt? Drum wil
er inen sagen: Ich leer üch, daß ir in mich vertruwind als in den
waren gottes sun, der minen lychnam für üch wird hingeben, das ist:
min fleisch essen, so gloubend ir nit, daß ich gottes sun sye, unnd
murrend, als ob ich ze wuest oder grob geredt hab. Wann ir mich aber
ze himmel faren sehen, werdend ir wol sehen, daß ich gott bin und
das ir mich nit habend muessen essen.
Zum fierden redt er ein wort, das allen den nebel, der uns vor
den ougen ist, hinnimpt und spricht: "Der geyst ist, der da läbend
macht" [Joh. 6. 63]. Sich, das ist kurtz und guot: das uns läbend macht,
ist der eynig geist. In dem wort vallt alles das hin, das du dem
lyplichen essen andichtest. Dann schlechts der geyst macht läbend.
Und habend wir Christum lieb, so fröwend wir uns, das er zum vatter
hinuf gadt, Io. 14. [cf. Joh. 14. 28]. Sich, wie er uns alle fröud, die
du uns im lyplichen essen verheyssest, abschlecht und spricht: "Hettind
wir inn lieb, so hettind wir fröud, das er von uns zum vatter gadt"
[Joh. 14. 28]. So volgt harwidrumb, das, die inn hie lyplich haben
wellend, nit lieb habend. Sichst du yetz, wo din dicht stadt? Du
wilt in den menschen lyplich ze essen geben und verheyst vil suesses,
so man in also esse. Welcher hatt sin kind ye geessen drumb, das
er's lieb gehept? Vil weniger werdend wir den sun gottes begären zuo
essen, so wir inn lieb habend? Aber wo man die unwarheyt leret,
muoß sölch bluemungen bringen, als ob's gar wol zimme. Wiewol alle
ding zimmend, die gott thuot, aber das hat er nit verordnet; darumb
ist es im und uns ungezäm. Der geist machet allein läbendig, und
ist eben das fleysch, von dem ir erst vil gemurret, gar nit nütz, zwar
darzuo, zuo welchem sy wondend inn geredt haben, lyplich ze essen.
Nach den worten spricht er also: "Die wort, die ich üch gseyt hab,
die sind geyst und sind das läben" [Joh. 6. 63]. Welche wort sind
geist und läben? Die: "Min lyb ist die war spyß"! [Joh. 6. 55] (Nun
redt er doch nümmen von der vordrigen meinung nach üwerem verstand,
sunder hat ein anders angehebt von der ard des fleyschs.)

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Hierumb merckt man an den worten ouch, das er noch im vordrigen
fürnemen blybt, vom evangelio ze reden, darus denn volgt, das er
mit dem wort: "Das fleysch ist ghein nütz" ouch uff der irrenden
meinung antwurt gibt. Zum sechßten spricht er: "Aber es sind etlich
under üch, die nit gloubend. Dann er wußt von anfang har, welche
nit gloubtend" [Joh. 6. 64]. Lieber, wohin reycht das? Uff verston,
das fleyschlicher verstand nützid nütz sye? Dann so hett er gesprochen:
"Es sind etlich, die verstond nützid". Dann sy alle on zwyfel wol
gloubtend, das deß fleyschs ard nit nütz, sunder schädlich ist, ouch
uss den propheten. Darus aber volget, das hie gheyn nüwe meynung
wirt uff ban bracht, sunder er für unnd für das euangelion leret, unnd
so yene die figurlichen wort nitt verstond, er inen uff irenn mißverstand
antwurt gibt, und nit ein anders anhebt. Zum sibenden spricht
Petrus: "Herr, zuo wemm woltend wir gon? Du hast die wort des
ewigen lebens; das gloubend und erkennend wir, das du Christus bist,
der sun des lebendigen gottes" [Joh. 6. 68f.]. Hie mueßte Petrus
geredt haben: "Wir verstond dich wol, das die fleyschlich ard schädlich
ist". So das nit, ist aber klar, daß Christus für unnd für im
leren des evangelii blybt unnd verantwurten ires mißverstands. Unnd
wirt also kuntbar, das die wort: "Das fleysch ist ghein nütz" den sinn
habend, eben das fleysch, davon die hörenden murretend, ist gar ghein
nütz ze essen", und das du, lieber Luther, unbillich unnd unredlich
das wörtlin "das" so frävenlich darvon schnydst, darumb das es dir
nit dienet.
Das dritt unredlich stuck, das du begaast, ist, das du die valschen
regel fürschrybst: Wo geyst und fleysch gegen einander standind, da
heisse fleisch den alten Adam, nit Christus fleisch. Kurtze antwurt:

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So wirt ouch geyst daselbst nit Christus geyst heissen, oder aber sy
stond nit gegen einander. Darumb vermerck also, lieber Luther: Ich
laß dir fry nach, das, wo geyst unnd fleysch in der geschrifft gegen
einander standind, die aber unseren geyst und fleysch ynschliessend,
das daselbst fleysch für den alten Adam genommen werd. Es muoß
aber daselbst geyst nit für den geyst genommen werden, der gott ist,
sunder für unseren geist, der von gott etwas erlüchtung hatt. Als
zun Galat. am 5. stadt: "Der geyst fichtet wider das fleysch unnd
das fleysch wider den geyst" [Gal. 5. 17]. Hie wirt fleysch für den
sinn unnd ard deß fleyschs genommen unnd geyst für den sinn unnd
ard deß geystes, zwar ouch deß mensches, wiewol derselb geyst von
gottes geist angeruert oder erlüchtet ist, von welcher wyß ouch Rom. 8.
stadt. Unnd hat Paulus den sinn: Der menschlich geyst, der yetz
gott erkennt, als von gott gezogen, der ficht ewigklich mit dem fleysch,
als aber Rom. 7. Ietz, hoff ich, verstandist wol die connotation,
das ist: das ynschliessen, wo fleisch gegen geist stande und die fleyschlichen
ardt bedüte, daß ouch harwiderumb geyst, der engegen stadt,
unseren geyst bedüte, der aber von gott erlüchtet ist als wol, als
fleysch unser fleyschlichen ardt heißt. Hieruf frag ich dich, was geyst
heisse in dem wort: "Der geyst ist, der lebendig macht"; bedüt er
gottes geyst oder des menschen geyst, der glych mit gott erlüchtet ist?
Kanst du nit leugnen, das er gottes geyst bedüte; dann ye, der mensch
sye wie heylig er welle von gott gemacht, so mag der menschlich
geyst nit lebendig machen; so muoß ye geyst daselbst gottes geyst

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heissen. So nun das, so redt ouch Christus nit von unsers fleyschs
ardt, sunder von synem eignen geyst unnd fleysch nebend einandren,
oder aber es were nit antithesis. Wie er nun zuo dem wort "geyst"
nit das wort "min" hinzuothuot, und wirt doch allein syn geyst verstanden,
also wirt ouch im wort "fleisch" syn fleysch verstanden on
hinzuothuon deß worts "min", und hat den sinn: "Ich mach nach dem
geyst lebendig; das fleysch ist ghein nütz, ja geessen, lebendig ze
machen". Hie widerred, lieber Luther, nit ein wörtlin, oder wir
wellend üch anzeigen, das ir das acht capitel zun Rhömeren noch
nie verstanden habend!
Hör yetz kuntschafft. Io. 1.: "Das wort ist mensch worden"
[Joh. 1. 14]. Heißt hie "wort" nit gottes sun? Ist der nit ein geyst?
So mueßte doch der sinn werden: "das wort ist zuo eim alten Adam
worden", nach diner regel. Wie thuost du dem wort 1. Petr. 3.:
"Christus ist deß fleyschs halb getödt unnd des geysts halb lebendig
gemacht" [1. Petr. 3. 18]? Heißt hie: "deß fleischs halb getödt" ouch:
"er ist tod gwesen im alten süntlichen Adam?" Wie kan er dann
sagen: "Wer wirt mich der sünd straffen?" [Joh. 8. 46]. Item 1. Io. 5.
stadt also: "Es sind dry, die kundschafft gebend: der geyst, das
wasser und das bluot. Und die dry sind by einander oder sind eins"
[1. Joh. 5. 7f.]. Wirt hie ouch bluot für die fleyschlichen anfechtung
genommen? Nun ist's ein urteil von fleysch unnd bluot, Matth. 16.:
"Fleysch und bluot hatt dir's nit geoffnet" [Matth. 16. 17]. Item
1. Thim. 3.: "Gott ist erschinen im fleysch, ist rechtgemacht im geyst"
[1. Tim. 3. 16]. Hie stond's aber gegen einander. Sol nun nach diner
regel fleysch hie für die süntliche deß fleyschs genommen werden?
Wo kummend wir doch hin mit diner torheyt? Wenn wilt du sehen,
was es ist: "Sy lerend menschenleren und -gebot" [Matth. 15. 9]?
Yetz hast du, wie du wider dich selbs bist, wie du die gschrift brichst
und velschest unnd wie du valsche reglen lerst, die gschrifft ze verston.
Und blybt aber styff: "Das fleysch ist gar nit nütz" ze essen. Und
hastu den kopff daran zerloffen!
Demnach, als du die lerer wilt uff dinen sinn ziehen, begastu

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nüts weniger unredliche; doch wil ich die selben Ecolampadium
lassen verantwurten unnd hie ein klein muster anzeigen, wie du
velschest. Als du Augustinum ad Ianuarium anzeigest in der
118. epistel, bruchst du die unredliche, das du die wort, die anfencklich
stond unnd wol ze vermercken gebend, das er allein die zeichen
nennet den lychnam Christi und bluot durch das nachnennen und
nit darfür halt, das sy die ding sygind, sunder allein bedütind. Und
sind diß syne wort: "Erstlich solt du wüssen, das das aller fürnempst
ist in unserem handel, das unser herr Iesus Christus unns under
ein senfft ioch und lychte burde, als er selbs im euangelio redt, gethon
hatt [cf. Matth. 11. 30]. Unnd darumb hatt er die gselschafft deß

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nüwen volcks mit wenig sacramenten zemen knüpfft, die ouch ze halten
ring sind, unnd in der bedütung träffenlich, als dann ist der touff,
mit dem nammen der tryvaltigheyt geheyligot, die gemeind synes lybs
unnd bluots". Sich, frommer Christ, die wort Augustini eigenlich
an, so sichst du, wie es zuo syner zyt umb die sacrament gestanden ist
unnd wie er so offenlich anzeigt, das sy nun bedütend; bedütend
aber träffenliche ding, namlich die grossen that, die gott durch synen
sun in diser wellt verwürckt hatt, unnd die vereinigung der kilchen,
das ist: synes volcks.
Demnach velschest du aber. Dann als du uss Augustino
anzeigst, wie by den alten diß sacrament ein opfer genennet werde
von dem opfer, das nun einist beschehen sye (also das es die nachnennung
sye, davon wir sagend), lastu uss, das er den lychnam Christi
seyt ouch also genennet werden, das doch nun ein sacrament sye
und nit anderst der lychnam Christi, dann wie wir die urstende
Christi nennend, die aber nun ein glychnuß oder bedütnuß ist der
urstende, die einist beschehen ist. Wie darfstu sölichs thuon, das

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ein uss Augustino anzeigen und, das grad darvor nach und nebend
stadt, ußlassen? Ist das redlich, so es doch alles zur sach ghört?
Item, du bringst dich selb dahin, mit dem, das du Augustinum
nit verstast, die sacramentlichen zeichen den lychnam und bluot Christi
nennen, das du sprichst: Christus lyb und bluot werde lyplich in
den mund empfangen wie andre sichtbare lypliche spyse. So sag uff
din irrige meinung an: Ist der lychnam Christi allenthalb, wie wirt
er denn in deß menschen mund empfangen werden? Empfacht inn
der mund gar, so ist er nit allenthalb; dann der mund ist nit allenthalb.
Empfacht er inn zum teil, so ist's nit Christus mit lyb, seel
unnd bluot, wie er geborn, gestorben und im himmel ist. Sich, wohin
du kumpst.
Tertullianum, den thüresten, beder spraachen halb, aller latinischen
theologen, martrest so jämmerlich, da du wilt verkeren,
das er diß sacrament ein figur des lychnams Christi nennet, das du
sprichst: Figura werde daselbst mathematice genommen. Sichst nit,

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daß es pro imagine, simulacro aut representatione, das ist: für ein anbildung,
glychnus oder anzeigung genommen wirt, welcher wyß es
ouch Lucretius, Catullus, Iuvenalis und Ovidius nemmend. Man
sicht ouch diner gschrift wol an, das du im Tertulliano wenig zyts
verschlissen hast, oder aber du hettist gsehen, wofür er diß wort
"figura" brucht, namlich für ein bedütnus; dann er lib. 1. contra
Marcionem, also spricht: "Er hat ouch das brot nit verschupfft, damit
er sinen lychnam bedütet". Sichst du, das er "figur" für ein bedütnus
unnd zeichen oder anbildung nimpt. Sprichst dennocht in dynem buoch:
es sye fürwar der sinn Tertulliani, glych als ob dir Tertullianus
so wol durchwandlet und erkannt sye, das man dir billich gloube.
Mit dem Ireneo gaastu glycherwyß umb; sichst nit, das er allein
durch allegorien redt, in denen er dennocht die Marcioniten anruert.
Und redt uff sölchen sinn, als ouch Tertullianus: das Christus ware
menschliche natur habe an im gehebt; dann er habe in dero den
tod erlitten und uns erlößt und uns derselben erlösung ein dancksagung
gelassen. In welcher dancksagung wir erlernind, daß ouch unsere
lychnam werdind uferston, so er uferstanden sye. Und reicht all
syn leren allein uff das ynner essen, welches aber er mit essen deß
lychnam unnd bluots Christi redt, wie ouch Christus selbs Ioan. 6.,
welches alles mee wyl nem, in tütsch ze erklären, weder hie statt

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sye; es ist ouch nit so vil daran gelegen, ob sy glych nit by uns
stuendind; dann got ist mee dann sine apostel, Io. 13. [cf. Joh. 13. 16],
ich gschwyg die lerer, wiewol sy warlich by uns stond, wirdt aber
besser im latin ze erfechten sin weder im tütsch, damit die einvaltigen
nit mit unnötigen dingen bemueyet werdind.
Das du die frommen zuo Straßburg und Basel vor den sacramentrotteren
warnest, thuost im recht; dann man sol sich vor rotten
goumen; so verr du aber ire getrüwen lerer unnd predicanten
verdächtig machst, sam sy ufruorind, tuostu unredlicher, dann gheinem
frommen zimme; dann mencklich nutalame erlernet hat, ob sy
rottersch sygind oder nit.
Den Butzer, frommen, wolgelerten mann, butzest unerberlicher
us, weder im oder dir zimme, doch thuost imm recht nach der ard,

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als du yetz farest. Christus leret, man sölle guotes umb böses geben
[cf. Matth. 5. 38 ff.], so lert mit ding der Antichrist böß umb guotes
geben; das thuostu getrüwlich; dann du Butzern umb flyssige arbeit,
in dinen buechren gehebt, unfrüntlich danckest. Und hat aber er weder
dir noch Pomerano nützid unfründtliches noch unerbers gethon;
dann dinethalb ist es von yewelten har aller dolmetschen bruch und
fryheit gewesen: wo sy etwas in eym lerer oder buoch verlatzt, habend
sy ir warnung darzuo gesetzt. Do nun Butzer dine buecher (wölt, er
het's erspart, und ye mee ich dine gschrifften vernimm, ye mee ich's
wölt; hat in ouch gewarnet, aber es was ze spadt) in latinische
spraach kart, unnd fand aber, das der warheyt nitt gemäß was, solt
er sölichs nit anzeygenn? Vorus so er das gethon hatt mit sölcher
bscheydenheit, das man wol sicht, wels din oder wels sin ist.
Pomeranus halb hatt er im die wal ggeben, inn sinem buoch ze
meren und mindren, ja nach sinem sinn ze machen. Ietz wuetend ir
also on not. Sich, welche handlend christlicher?
Hie erlernest ouch, frommer Christ, was zornn unnd wuetery sye.
Ich hab durchs gantz buoch Luthers gedacht: Ach gott, wo hastu
oder Oecolampadius üch geruempt von heyligheit oder lyden? Ietz
ze letst zeygt's Luther selb an, das uns Butzer von Straßburg in
besundren brieffen, die er umb fridens unnd eynigheit willen zuo im
geschickt hatt, uns geruempt, darvon doch wir gar ghein wüssen nit

--976--

gehebt, noch hütt zum tag nit wüssend, dann so vil wir erst vernemmend.
Sich, dahin kumpt es unns, das wir uff unschuldige lüt
legend, das sy nit gethon habennd, so wir sy hassend unnd vehend
[Matth. 5. 44].
Und als diß gantz buoch nüts anders ist weder ein offne schmach
unnd verdüncklung der unbefleckten euangelischen warheyt und liechtes,
welchs, als ich zuo gott hoff, yetz starck ist ann tag gebracht, dörffend
wir din unmässig schelten nit alles verantwurten; unser unschuld
verantwurt's zum teyl, zum teyl treyt sy es dultigklich. Und sind diß
die irrungen, die du in disem buoch lerst:
I. Der lychnam Christi sye glychsam der göttlichen natur
allenthalb.
II. Christus zeyge sich unns in disem sacrament, das wir wüssind,
wo wir inn finden söllind.

--977--

III. Christus lyb lyplich geessen nemme die sünd hin.
IV. Christus fleisch sye ein gantz geistlich fleisch.
V. Christus fleysch, lyplich geessen, erhalte unseren lyb zur
urstende.
VI. Christus lyb, lyplich geessen, gebe oder mere den glouben,
wirdt alles von dir wider gottes wort geredt.
Hierumb ist an dich, lieber Luther, min demuetig bitt, du wellist
nit toben in der sach, als du bißhar gethon hast; sunder bist du
Christi, so sind wir ouch sin; nun zimpt unns gheyns wegs gegen
einander handlen weder mit dem wort gottes. Darumb thuo dasselb
mit christenlicher zucht, wellend wir ouch thuon; dann wir söllend ye
wider gott nit fechten noch unser irrung mitt valschem trang gottes
worts schirmen. Gott geb dir der warheyt unnd din erkantnuß, unnd
das du Luther blybist, nitt λουτριον werdist. Wiltu aber ye unfuogen,
wellend wir zimmerlüt erst guot spän abhouwen. Die warheit
überwinde, amen. "Gott, dir sye lob, der uns allweg sighafft machst
in Christo unnd den gruch dines wüssens allenthalb durch uns kund
machest" 2. Corinth. 2. [2. Kor. 2. 14].
Getruckt zuo Zürich by Christoffel Froschouer im jar 1527.