Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Warum man sich mit Konstanz, Lindau, Straßburg usw. in ein Burgrecht einlassen soll

Sommer 1527
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.1 (Zürich: Berichthaus, 1961) (Corpus Reformatorum 93.1)


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[Warum man sich mit Konstanz, Lindau, Straßburg etc.
in ein Burgrecht einlassen soll.]
[E. II. 341, fol. 3291 a.] Frommen und guotes dises handels.
Erstlich dient er zuo der er gottes und ufnung sines heligen wortes.
Wiewol es mit menschenkreften nit muos noch mag erhalten werden,
sunder allein uss der kraft gottes, noch so gibt gott dem menschen
offt hilff und schirm durch den menschen als durch ein instrument
und gschirr. Wo nun gott dise einung und handel vergünstet ufgericht
werden, ist es offembar, das er inn zuo guotem bruchen wil.
Zum andren reicht er zuo friden, ruowen, billicheit und grechtigheit;
dann er wirt allein darumb gemacht, das die, so unbillich getrengt
werdend mit übergwaltigung, gefristet und geschirmt werden mögind
und sich fräfnen gwalts vor mencklichem entsagen.
Zum dritten dient er zuo erhaltung der obergheit und zuo ghorsame
der undertanen eynr ieden statt. Dann wo sich einer statt undertanen
vermeintind ze rotten, wurdind der andren stetten so vil sin, das sy
sich widrumb zerlassen wurdind.
Zum 4. wurde er einn zoum ynlegen allen denen, die mit disen
stetten in pündtnus oder pflicht stond und aber inen ze überlegen
sin wellend. Dann diser handel sol allen vordrigen pündtnussen und
pflichten unabbrüchig sin etc.
Zum 5. weisst mencklich, was schwären costens ünser herren Eydgnossen
erlidten habend in vergangnem Schwabenkrieg, allein mit
Costentz und Lindow, welcher aller, so verr krig entston (davor

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gott sye!), erspart wurde. Ja, es wurdind nit allein die zwo stett uns
nit schaden, sunder zum höchsten fürderlich sin, ouch den gantzen
Bodensee innhaben und den nidren see.
Zum 6. sol nieman ab Strassburg grusen, dann sy dienend wol
zur sach. Sy wurdind mit inen bringen Sletstat und [E. II. 341,
fol. 3291 b.] Colmar, da durch allweg guoten zuogang die stett haben
möchtind. Es wirt ouch Strassburg ein vorbuw denen von Costentz
und Lindow. Dann wo kaiserlich majestät denen beden stetten útzid
wölte ynreden, mögend sy allweg Strassburg fürwenden, das sy in
glychem vertrag sygind.
Zum 7. Wiewol ungezwyflet ist, das kaiserlich majestät gheinen
krieg hierumb mit iemandem wurd anfahen, wo aber ye sölchs uff ban
kem, davor gott lang sin welle, so dient aber Strassburg träffenlich.
Dann zwüschend inen und üns ligend die zwey unbewerten land
Suntgöw und Elsäss, die möchtind sich nit erwerren; wir wöltind's
mit gott ynnemen und also zemen brechen, das von oben hinab hie
diset Ryns bis gen Strassburg ein volck und pündtnus wurde.
Zum 8., das in kriegsnöten (da gott vor sye!) ghein so grosser
zúg uff üns nit möcht gefuert werden, wir möchtind allweg zwen zúg,
dero ietwedrer 15000 starck wer, an zwey ort schicken, einen oben am
Ryn hinus in Hegöw und see, den andren in's Suntgöw und
Elsäss, oder bed wider einen zúg der fygenden, sy hinden und vor
anzegriffen etc.
Noch vil gelegenheyten sind, dero etlich uss ursach nit gezellt,
etlich aber eim yeden ring begrifflich sind.