Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Bittschrift an den Rat, daß man Zwingli selbst und andere Gelehrte an die Disputation zu Bern senden möge

Zwischen 7. und 11. Dezember 1527
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.1 (Zürich: Berichthaus, 1961) (Corpus Reformatorum 93.1)


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[Bittschrift an den Rat, daß man Zwingli selbst
und andere Gelehrte an die Disputation zu Bern
senden möge.]
[fol. 53a.] Gnad und frid von gott durch ünseren herren Iesum
Christum bevor.
Ersame, wyse, gnädig, lieb herren! Als üwer wysheit unverborgen
ist dess spannes, so sich christenlicher leer halb ietz allenthalb
begibt, wie ich mich allweg embotten, miner ler rechnung ze geben
und, wo ich irrete, underrichtung ze nemen, aber daby uss mercklichen
ursachen (dero ich etlich im truck offentlich, etlich aber umb
fridens und zucht willen allein den verordneten und gsandten botten
dozemal anzeigt) mich gen Baden ze komen gewidret hab, aber
allweg daby Zürich, Bernn, Santgallen fürgeschlagen umb viler
gelegenheiten willen. So nun der allmechtig gott den frommen, ersamen,
wysen etc. unseren lieben Eydgnossen von Bernn, minen
vererenden herren, ynggeben hatt, ein disputation oder gspräch anzesehen,
damit die spän entscheiden und, ob got wil, wäg zuo gemeiner
Eydgnoschaft vereinung erfunden werden mögind, ist an úch min
gar demuetig bitt und beger, ir wellind üwre gelerten ouch dahin
verfuegen, allda ire gründ anzezeigen und mine ze verhören. Wil
ich, ob got wil, ouch da erschinen in eigner person und mencklichem
ze verston geben, das min ler nit kätzerisch, sunder recht christenlich,
nit gotzlestrig, sunder gotzdächtig, nit uss eigenützigheit oder eergyt,

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sunder zuo gottes eer und gemeinem nutz reichende, nit zuo zerrüttung
eynr loblichen Eydgnoschafft, sunder zuo dero einträchtigheit gericht
ist. [fol. 53b.] Bitt úch hiemit, min schryben im besten ze verston
umb gotz willen. Der welle üns alle mit siner gnad zuo rechter, warer
liebe und erkantnus syn leiten. Amen.
Geben etc. [zwischen dem 7. und 11. Dezember 1527].