Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Entbietung Zwinglis, Oekolampads, Capitos und Bucers

26. Januar 1528
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.1 (Zürich: Berichthaus, 1961) (Corpus Reformatorum 93.1)


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[E.II.341 fol. 3347a] Embietung Zuinglii, Oecolampadii,
Capitonis, Butzers etc.
Fromm, wys, gnädig, lieb herren und brueder!
Nachdem und ir durch alle artickel und schlussreden hin wol
vermerckt habend, das wir nit an allen orten alle gschrifft, die zuo
gegenwürtiger sach diente, harfürgezogen, sunder üns vernuegt, den
widersächeren uff ire gegenwürff geantwurt haben, wie wol hie mit
rechter, satter, unentwegter [sic!] grund von Berchtolden und
Franzen, üwren predicanten, gnuogsam anzeigt, ist alles zuo ynzug und
mindrung des kostens, der etlichen schwär gnuog, und ze gwün des
zytes beschehen. So verr aber yeman sampt oder sunders üwer
disputation mit schrifftlichem usbrechen ze widerfechten understuende,
embietend wir üns mit der hilff gottes, harfürzeston und
sölche widerfechter ze bestryten und gehandlete warheyt, die so
clar uff der erlichen, götlichen disputation harfürbracht ist, mit gottes
wort ze handthaben. Es sol ouch üwer ersam wysheit nit kümmren,
das wenig der hochbenampten doctren, die dem bapstuom vorfechtend,
zegegen; dann ob sy glych nit personlich, sind sy doch mit irer leer,
argumenten und gründen gegenwürtig gewesen, das alle die bekennend,
die irer geschriften belesen sind. Zeigend hiemit üwer ersamen

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wysheit an, das sust andre schelt- und schmachwort (als Eggen
unzüchtige verschmelerung) ünsers bedunckens nit ze verantwurten
sye. Wir söllend gernn lyden, so man üns umb gottes willen
schmächt [cf. Matth. 5. 11], so verr die warheit damit nit geschwecht,
sunder gevestnet wirt; dann was söllend die, so überwunden sind in
iren eignen conscientzen, anders tuon, weder iren schmertzen mit
wybischem schelcken uswerffen? Und harwidrumb, wer ist so
unwys, der nit mercke so ungebürliche reden nit uss vertruwtem,
sunder verzwyflotem hertzen kumen?
Hierumb, fromme, wyse herren und brueder, gebe üch der gott
alles fridens und trostes waren, vesten glouben, standhafte in allem
guoten, zuonemen in eym christenlichen leben, sampt üwren undertonen
und bevolhnen, das ir üwer obergheit [E.II.341 fol.3347b] also
nach gottes willen bewaltind, das ir sampt den üwren und allen glöibigen
frölich mögind erschynen an dem tag, der allen gotzfründen trostlich
und frölich, aber allen gottlosen iämerlich und vorchtsam sin wirt.
Damit bevelhend wir üch dem allmechtigen gott, und aber
üwer wysheyt empfelhend wir alle, die uss einvaltigheit geirret und
doch sich selbs zum höchsten gegen gott und der zyt versumpt
habend, nach gewonlicher güte und wysheit mit inen ze handlen, und
ünser fürbringen zum besten verston und ufnemen.

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Die gnad ünsers herren Jesu Christi sye mit üch zuo aller zyt!
Amen.
In "Handlung oder Acta gehaltner Disputation zuo Bernn in
uechtland" (Quartausgabe Froschauers, Zürich 1528) fol. 236v folgt:
Abred Doctor Joachim von Watt, burgermeysters von Sant
Gallen, in namen der herren presidenten zuo einem beschluß.
Doctor Joachim von Watt erklärt, daß die Schreiber allen yemer
vermoglichen flyß ankert und darby sunder ufsächen und sorg gehabt
haben, das der parthyen, so wider einandren gestanden sind,
fürträg nach inhalt der worten, so gebrucht sind, eygentlich in die
schrifft kämen. Und sind daruf die schriber anzuozeygen, ob yendert
in der sach mangel wäre, mit ernst erfordret. By welichen man nüt
anders dann gelychsamen verstand und einhälligen vergriff (wie sy
dann von einer session zuo der andren ane verzug collaciniert und
entgegengehalten haben) erkundet und erfunden hat. Damit übergeben
die Präsidenten die Akten den gnädigen Herren, Schultheiß und
Rat der Stadt Bern, und schließen die Disputation.
[fol. 237] Im Auftrag der gnädigen Herren, des Schultheißen, Rates
und Großen Rates der Stadt Bern, dankt Berchtold Haller allen Teilnehmern
für ihr Erscheinen und ihre Mitwirkung an der Disputation.
Hiemit ist diß gesprech beschlossen und volendet sontag 26. januarij
M.D. XXVIII.