Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Anweisung für das Berner Reformationsmandat

Zwischen 27. und 31. Januar 1528
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.1 (Zürich: Berichthaus, 1961) (Corpus Reformatorum 93.1)


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[Seite 1] Anschlag
1. Erkennen, das die predicanten ire schlussreden mit götlicher
gschrifft erhalten habind.
2. Hierumb so gebietind ir allen pfarreren, das sy darwider
nützid weder redind noch lerind.
3. Es wirt ouch not sin, das man ein kurtze ynleitung getruckt
lasst usgon, in dero man die ungeschickten pfarrer ynfueere zuo geschicktem
predgen. Loci: Deus, homo, obsequium dei. Quę vita sit
iusta vel innoncens vita, atque hoc per scripturę locos abunde adductos;
sunt enim nonnulli parum docti literas sacras, ut saltem generales
locos non ignorent.
4. Das alle decan und camerer ires eides den bischoven geton
und amptes entlassen sygind. Und wo decan sygind, die dem euangelio
zewider, das man dieselben in den capitlen endre und glöibig

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gotzvörchtig manne darzuo erwelle, die in den capitlen nit der consolationen,
penalien, bätten, absolutionen, inducien, ersten früchten,
fiscalschulden, bischofflicher mandaten gedenckind, sunder ernstliche
erfarnus habind der undüchtigen, ungeschickten pfarreren, die
nit recht nach gottes wort lerend und lebend, das sy dieselben mit
allen capitelbruedren straffind und berichtind ires irrtums und unguoten
läbens. Und so verr sich ein sölcher nit bessren, inn unseren
herren anzeigen, etc.
5. Demnach erkennind ir alle bischofliche schatzungen tod und
ab ze sin, so doch die bischoff uff vil ersuchens nit erschinen sygind,
etc.
[Seite 2] 6. Die mäss und götzen habe man uss kraft gottes
wortz erkennet dennen ze tuon in üwer statt, und ind ewigheit nimmerme
anzenemen noch anzenemen iemannem gestatten. So aber

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noch ze mal uss mangel der lerenden noch vil unwüssender, ouch vil
schwacher sygind, wellind ir hierinn gheiner kilchöre vorgricht erkennt
haben, sunder lassind einer yeden ir fry meres, das sy die
mess und bilder selbs abzetuon gwalt habe, doch mit merer hand.
7. Ir gebietind ouch hieby, das die abtueyenden die behaltenden,
und harwidrumb die behaltenden die abtuenden mit gheinen muotwilligen
worten noch gspött beladind, nach dem ein ieder üwer straff
welle vermyden.
8. Damit ouch niemannem uss der unwüssenheit und mangel
der lerenden werde ursach ggeben by den dingen ze blyben, die richtig
wider gott sygind, so habind ir in uwrem costen verordnet etlich
fromme wolgelerte mann, die werdind ye zuo gelegner zyt zuo den
kilchörinen, da mangel gottes worts ist, komen und dasselb verkünden
mit 3 oder vier, oder so vil es not ist, predginen.
9. Hie wirt not sin, das man zumm wenigosten einen wolgelerten
theologum by dem stifft habe, und etlich, die man hinusschicke.
Sölte billich Heinricus Lupulus zuo siner pfruond widrumb gelassen

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und ouch in den anfengen hinus geschickt werden. Theologum
zeig ich an Sebastianum Hofmeister ietz ze Zürich. Der andren.
Vitum etc..
10. So ir nun die pfaffenee und fleisch oder ander spysen ein
lange zyt [Seite 3] in verbott gestellt, habind ir nach bericht götliches
wortes sölch bott aberkennt. Und verbietind hieby allen, was
namens oder stands genannten geistlichen, die huory by verlierung
irer pfruonden. Wellind ouch, das sy nach verelichung mit iren
wyben und kinden so statlich und züchtig läbind, als hirten und
vätteren des volcks zimpt und von Paulo [1.Tim.3.1-13 und Tit.1.5-9]
vorgezeigt wirt. Dann welcher dawider handlen und sich das mit
rechter kundschaft erfunde, wurdind ir denselben absetzen oder ye
nach gelegenheit straffen. Es sye ouch üwers willens gar nit, das die
nüwlich vereenden an irem kilchgang uppige gfräss oder dentz
anrichtind, etc..
XI. Demnach sygind ir geneigts willens für und für abzebrechen
alles, so wider gott ist, so üch ze verwalten zuostande, es sygind pensionen,
schwerren, uppige kleidung, unmass mit essen und trincken.
Und harwidrumb alles mit gotzhilff ufzerichten, das eim erberen
regiment und volck gegen gott und den menschen recht anstat, daheim
bym vatterland ze blyben, das erbuwen und uftuon, bruederlich und
nachpürlich leben, etc. Wellend ouch hiemit alle predicanten vermanet

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haben, das sy mit ler und flyss ob züchtigem, gotzvörchtigen
leben haltind one underlass.
XII. Der messpfruonden halb wellind wir nit, das ghein daruf bestätter
verstossen werd, so er nümmen mess halte, sunder so uns gott
sin euangelium des fridens eroffnet hatt, wellend wir den ietz besitzenden
ouch vergunnen, imm friden by iren pfruonden abzesterben.
[Seite 4] 13. Wohin aber die clöster, stiften, pfruonden und jarzyt
gueter söllind nach der besitzeren abgang, und was personen an welchen
orten zuo der ler söllind gezogen werden, wellend wir ouch in
kurtze ob got wil beradtschlagen. Und alles, so in span komen
möcht, sol nieman zuo einigerley unrat ziehen, sunder allweg unsers
entscheids warten. Wellend wir, wie frommen obren gezimpt, mit
allem flyss und trüw mit gott handlen.