Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Trachtung im Geroldseckerhandel

(6. Februar 1528)
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.1 (Zürich: Berichthaus, 1961) (Corpus Reformatorum 93.1)


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Trachtung in Geroldseggs handel.
Den statum oder weg sol man dem reder mit vil erklärung
und dapfergheyt empfelhen, das er luog und daruff ushin gang. Wo
er aber das nit täte, sunder sich mit worten usfueren liesse, das die
ratgeben inn uff der ban mit ynreden und erlütren bhaltind.
Nun werdend die von Schwytz eintweders sich des artickels
halten, das man einn ieden suochen sölle, da er gsessen, oder dess,
das nieman dem andren sine widerwertigen sölle ufenthalten.
Kumend sy mit dem ersten, so duechte mich guot, das mine herren
schlechtlich bekanntind, das wir und sy von Schwytz by dem
artickel blyben söllind; darumb sölle der Blarer Geroldseggen
suochen ze Zürich etc.
Und so hierynn geredt wurd, Geroldsegg spreche das gantz
closter an und abty etc., kan man dartuon, das er vor úch nie anders
hett angerueft umb recht weder der gueteren halb, die hinder úch
ligend, in die er sich gsetzt und ein lange zyt gar zimmlich und mit
mangel genossen und doch zumm letsten andre noturften denn spys

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und tranck ze ersetzen und bezalen angriffen, das ir inn verantwurten
lassind; habind imm darinn weder rat noch tat geben etc.
Das aber ir erstlich erkennt, das er spys und tranck im hof
haben sölle, sye gemeinem rechten gemäss. Denn nach dem und
inn der abt Blarer uss syner bsitzung understanden ze vertryben
über alle rechtsbott, habe er úch umb recht angerueft, das ir inen
beden gemeinlich uf geton; und so inn der abt nun mit gwalt, nit
mit dem rechten vertriben understanden und er sich der notturft
nach dess erklagt, habend ir uss gebür des rechten imm muessen

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erlouben ein zimmliche narung uss den gueteren, in denen er sass.
Kumend sy aber mit dem artickel, man sölle inn hinweg tuon als
einen widerwertigen, gebe man die antwurt: Es sye iar und tag verschinen,
das Geroldsegg von Einsüdlen abgescheiden; in dem
zyt habind ünser Eydgnossen von Schwytz nie anzeigt, das er ir
widriger oder fyend sye, sunder erst, so er in besitzung des synen
komen; darus mencklich ermessen mög, das der punct us den pündten
nit dahin lange, nit uff die widerwertigen der rechtshendlen halb,
sunder uff die abgseyten oder die üns an er oder guot one recht schedigend
etc. Desshalb ir inn nit für ein widerwertigen erkennen mögind;
oder aber man mueste bald üwre biderben lút, die an Eynsüdlen
ansprächig und bott ynlegtind, die von Schwytz lassen für
wider- [Seite 2] wertig erkennen und hintryben.
Es ist ouch wol uf ze sehen, ob man sich dess hielte, das man
umb den handel anzeigte, das der abt secher ist, und aber die von
Schwytz den handel uff sich nemend. Das ist ein offen unfrüntlich
stuck. Zuodem, das ir noch ieman uff erdrich gheinem schuldig ist ze
antwurten, dess die sach nit ist.
Das sy aber schirmherren, das mag nit bringen, das sy die
sach uff sich ze nemen und ir eigen machen glimpf habind; oder aber
man mueste alle die klöster, die in eynr Eydgnoschaft ligend, nun
berechten vor iren schirmvogten. Also muest man da[s] closter
Pfäfers vor den siben orten suochen und nit in Sanganser land

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(wer den frommen lúten ze schwär), Kungsfelden zuo Bernn,
sant Urben ze Lucernn; das aber gar nit ist, sunder es muoss ein
iedes umb sine gueter, an den orten und enden sy ligend, antwurten,
got geb wo ire schirmherren sygind.
Es habend ouch min herren abt von Cappelen der gueteren
halb, so hinder ünseren Eydgnossen von Bernn ligend und in
verbott gelegt wurden, vor genanten von Bernn muessen fürkomen
lassen etc.
Fragmentum Zuinglii in caussa Geroldseggiana.
[1.] Deßhalb es nit bedarf, das man uns ützid schrybe oder anlang;
dann wir uns weder der sach noch des sächers anders beladen,
dann so vil wir als ein ordenliche obergheit ersuocht werdend. Und
so nun der von Geroldsegg und abt sächer gegen einandern sind,
handlind dieselben gegen einandern.

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2. Söltind wir allweg, da ein sächer schirmherren hat, unser
recht von iretwegen still stellen oder ufheben, wo wärind denn die
pündt, die uns und alle pundtsgnossen lassend by iren rechten,
grichten, obrigheiten, harkommen und brüchen blyben? Wir sind
schirmherren ze Kappel, Küßnach etc. So nun die span und
etwas hinder üch gelegen hettind, gebürte uns nit, von üweren
rechten gen Einsidlen ze wägren?
3. Das man nach der pünden sag einen ieden suochen sölle, da
er gesessen, ist nit wider uns, vermag ouch nützid uns anderswohin
zuo recht fürzekommen; dann wir an gedachten abt nützid ansprechen
noch ir üwerthalb an uns ützid ansprechend. Und so wir
oder unser underthonen und verwandten inn glych umb dero gueter
willen, die hinder uns ligend, ansprächind, wurde er darumb vor uns
muessen erschynen, so verr er unser burger ze syn vermeint.
4. Hieby ist wol ze bedenken, das man ietzigem abt niemermer
nachlasse, burger ze werden, so er dem burgrecht nit gelebt, des er
sich doch unrecht rümpt. Sunder ze erwegen ist, was großen vorteils

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mit der zyt unseren herren erwachsen mag der guetern halb, die hinder
inen ligend und hiehar dienend.
5. Foedera legantur et invenientur nihil posse contra nos. Nobis
enim nulla est controversia cum Suitensibus, nisi quod Suitenses
se partem faciunt, qum nos nolimus esse pars. Foedera nunquam sic
sunt facta, ut quisque includeret, quos ipse vellet.
Καὶ ἢ πάντως ἐκφυγητέον, μὴ γένοιτο ἐκ τοῦ προτάγματος τῆς συγκλήσεως,
ἀλλὰ σὺν τῷ μαρτυρίῳ κἄπειτα σύγκλησις ἀναγγελθῇ τοῖς ῾Ελβετίοις.
Anhang
Von derselben Hand, die Zwinglis Trachtung abgeschrieben, befindet
sich in den Akten Schwyz des Staatsarchivs Zürich [A 253.1, Nr. 85] ein
Blatt, das weitere Erwägungen im Geroldsecker Handel enthält. Da es
sich möglicherweise auch um eine Abschrift eines verlorenen Zwingli-Textes
handeln könnte, geben wir sie als Anhang.
Sintemal her Diebold von Geroldsegg, zuo Einsidlen einiger conventherr, vermeint
in den hof ingeritten sin und da nüssen und bruchen die guoter des gotzhuß,
doch zimlicher wyß, alles als das sin, das er nach allem rechten und billikeit inn halten
sölle, und daby angezeigt, das verwenter abt nit söll sin noch möge. Deßhalb er als
ein ererbender einiger conventherr unser burger syge, ouch sich erbút, alles ze tuon,
das einem sölichen burger zuostat.
Item sich ouch erbüt, das recht vor uns ze nemmen und geben, gegen allen, die
imm in disen bruch und besitzung vermeinend ze reden, so zimpt uns niemann uß dem
sinen #;oane recht ze triben, wellend also gemelten abt gern, so es beder syt komlich sin
wirt, tag bestimmen, genanten pfleger ze berechten.
Wo aber unser eidgnossen von Schwytz vermeintind in guete ze handlen, wellend
wir uns erbotten haben, allen muglichen flyß darzuo tuon in hoffnung, die sach werde
ze friden gestellt.
Am Rande beigefügt: Ein gmerk hie by etc.
Die von Schwytz klagend nit anders ab imm weder er sitze oder nüsse des
gotzhuß gueter. Antwurtet er: Ja, aber ich besitz es billich, so muessend inn je die von
Schwytz mitt recht uß der bsitzung triben.