Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Über D. Martin Luthers Buch, Bekenntnis genannt, zwei Antworten von Johannes Oekolampad und Huldrych Zwingli

Ende August 1528
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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Uber D. Martin Luters buoch, bekentnuß genant,
zwo antwurten Joannis Ecolampadii und Huldrychen Zuinglis.
Im MDXXVIII. jar.
Den frommen christlichen fürsten Joansen, Herzogen zuo Sachsen,
unnd Philippen, landtgraffenn zuo Hessen, embüt Huldrych
Zwingli, ein einvaltiger prediger des evangelii Christi, gnad
und frid vonn got durch Jesum Christum, sinen eingebornen sun,
unseren herren und heiland, bevor. Demnach wil ich vor allen dingen
ursach anzeigen, warumb ich schlechter, zuo üwren gnaden schrybende,
nit an den titlen "Hochgebornn, durchlüchtig etc." anheb.
Namlich das mich duncken wil, das vil sygind, die nach der welt und
des fleyschs achtung hocherbornn, aber gegen gott und der grechtigkeyt
ermessen gar verr hieniden sygind. Unnd durchlüchtigkeit,
die doch ouch den glaßfensteren eygen, erst in nüwen zyten von den
schmeichleren den fürsten angehenckt ist. Aber der frommen christlichen
fürsten so wenig, das gottes urteyl billich verordnet, das
wenig den titel tragind, sunder me fröud habind an der finsteren

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durchlüchtigheit, die von inen gsagt wirt, weder das sy klare, das
ist, hochberuempt von trüw und frommkeyt wärind. So aber hiemit
man gemeynlich, wo man üch erkennt, als fromme, gotzförchtige
menner und fürstender des evangelii Christi lobt, hab ich nit zwyfel,
ir empfahind keinen verdruss darab, das ich üch nach dem bruch der
apostlen "fromm und Christen" für "hochgebornn und durchlüchtig"
nenn. Dann als die apostel die Christen sanctos [cf. Röm 1.7] genennet,
habend sy durch das wort nützid anders weder "fromm" wellen
verston. Uff das wüssend ir, fromme fürsten, wol, was spanes sich
halt des nachtmals Christi halben zwüschend dem treffenlichen mann
Martin Luter und uns, darinn so vil buecher und brieffen verschriben,
biß es zuoletst dahin kommen ist, das ouch das buoch "die bekendtnis
Martini Luters" genant haruß gemuessen hat. Welchs, mit was
züchtenn oder fuogen, ja mit was warheyt und christlichem geist es
gschriben sye, wir gott und allen glöubigen bevelhend. Nun ist das
buoch one gottes ordnung, one die unsere haar nit schwartz oder graw
werdend [cf. Matth.5.36], nit and welt bracht. So wil er ouch guotes
damit schaffenn. Deßhalb wir gantz trostlich und kuen ab der gschrifft
worden, so wir offenlich nit allein an den worten sehend, das er nit
grund hat, so er sich mitt schmähenn, schnawen unnd schnertzenn
understadt zuo erretten, sunder ouch an den sinnen unnd begwaltigen
der gschrifft; dann er vil so untüchtiger sinnen harfürbringt
unnd wil ouch daruff buwen, das, wo imm also wär, alle
erkantnus gottes verduncklet, alle geschrifft in zwyfel gestellt, und er
sich selbs in aller syner leer mueßte zerugkwerffen. Und fuerend aber
unsern züg wider in, der im sicher obligen und sigen wirt, dann sin

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buoch eim zerströwten, zwytrechtigen huffen glych ist, da ein rott hie
uß, die ander dört hin wil, die doch daby vil gschreyes und tröwens
ußstossend.
Ir werdend, fromme fürsten, ob gott wil, das, als häll der tag ist,
sehen, wie Luter mit dem buoch nit allein wider syn vor ußgegossne
buecher, sonder wider sich selbs in dem buoch ist. Deßhalb ich nit anders
achten kan, dann es gange im wie eim, der etwas gelts oder zügs in
der nacht verlüret (wie in Cistellaria Plauti gemalet wirt) und
das on ein liecht widerumb suochen muoß; dann glych wie derselb
harumbgryfft unnd taapet, wo er etwas finden möcht, also gryffet
Luter harumb, was er finden möcht, das im hulff, unnd bald hatt er
syn selbs vergessen und setzt, das er vor gelöugnet, oder löugnet, das
er vor gesetzt hatt. Macht ouch syn allerersten leer nit allein argwönig,
sonder gibt den bäpstleren ursach, sy zum höchsten ze schelten,
so er heyßt, in der gegenwürtigen materi, darinn er aber von
der gottheyt und menscheyt ze handlen gezwungen wirt, allein über
die buecher gon, die er in fier oder fünf jaren geschriben hab; dann
welcher wirdt nit sagen, verharre man noch fünf jar, so wirdt er ouch
die buecher, die er in den nächsten fünf jaren geschriben hatt, inn argwon
stellen. Welchs uns warlich wirs kümmeret weder alle
schmach unnd scheltwort uns angethon. Nit das yeman nit widerrueffen
sölle, so er irret, sonder das es ein arbeytsäliger jamer ist,
das er uß zangk dahin kumpt, das er die stuck, die er vor wol geleert
hatt, ee wil stürtzen lassen weder wychen. Wiewol sy nieman stürtzen
mag, wo sy in gottes wort gegründt sind. Hierumb nun, fromme
fürsten, werden wir uß ursachen genötiget, unser geschrifft an üch ze
ordnen und förmen, wol wüssende, zuo welchem gespött uns das
gemessen werden mag; dann wir an Luters geschrifft wol vermerckend,
das unsere geschrifften in üweren landen nit gelesen
werdend, so er uff uns legt, das wir nit geleert, und harwiderumb,

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das wir warlich geleert habend, verlöugnet; damit aber die warheyt
grossen schaden erlyden möcht. Der apostel Paulus leert, man sölle
alle ding bewären und das recht annemmen [cf. 1.Thess.5.21], so
verwert Luter, das unser leer - die nit unser, sonder gottes ist, alls
sich hie und am jüngsten tag erfinden wirt - nit gelesen werd, sonder
vermaledyet, ee unnd sy verhört ist.
Nun hatt es sich von yewelten har nitt allein by den glöubigen,
sonder ouch by den heyden erfunden, das, welche die warheyt erkanntend
unnd darby trüw warend, nit lyden mochtend, das ire
geliebten derselben erkantnus söltend entroubet syn. Warumb soltend
wir denn, from[me] für[sten], üwer fromm volck, das unns vonn
hertzen lieb ist, als das gottes wort frölich annimpt, ja das ein volck
unnd ein kilch mit unns ist, unsere unnd wir ire glider an eynem lychnam,
lassen in irrung verfarenn? Wie wöltind wir das gegen gott
ymmermer verantwurten, das wir umb des willen, das unns Luter
nitt so unmenschlich schulte, imm in der sach der warheyt wichind?
Voruß, so wir wüssend, das wir inn by allen verstendigen, so sy die
sach mitt unpartiigem hertzen unnd glouben erwegend, ring mögend
überwinden? Warumb soltend wir uns den schmutz lassen abwenden,
da ein yeder ja reden kan: Ir gebend üch selbs recht, Luter redt ein
anders? So doch wir täglich sehend, das, so Luters meinung glych
an stett und orten allein gelesen und unsere gschrifften nit geduldet
werdend, die warheyt, die by uns stat, denocht zuonimpt, unnd harwiderumb,
da syne buecher mit grossem pracht und pomp, voruß von
den papisten, angenommen werdend und fry, on alles verbot, gelesen,

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denocht die warheyt nit schwachet, sonder me zuonimpt weder
vor; so wir sehend, das christenlicher fryd und einigkeyt vil grösser
wirdt, da die warheyt in dem artickel fry ersuocht unnd one gevar
mag angenommen werden, weder da iro gewert wirdt? Christus,
unnser heyland, wyßt unns zuo sölchem vorfechten, da er sagt: "Welcher
inn mich vertrüwet, vonn dem werdend läbendige flüß fliessen"
[Johs 7.38]. Es ligt nit daran, was die widerpart sag, wir söllend sehen,
das wir die warheyt nit lassend mit der luge niderlegen. Es sol unns
ewigklich gnuog sin, so wir dem gefallend, under den wir yngeschriben
sind; der kennt uns wol, er weyßt ouch unser conscientz wol, ob die
umb unsers oder sines namens willen stryte, wider einen warlich nit
kintlichen helden. Dann so verr wir umb eeren willen reysetind,
mueßtind wir in anderen articklen fechten weder in dem, da wir ietz
nit die papisten, sonder ouch den Luther und alle, die sunst nienen,
weder in sinen buecheren gelert sind worden, zuo widersächeren haben
muessen. Wer kan doch das liecht der warheyt ablöschen? Oder sol
man das liecht under das mess stellen [cf. Matth. 5.15]? Sygind alle
unser widersecher so frisch unnd lassind unsere gschrifften nebend
den iro wandlen, und sehe man demnach zuo, wedre leer zum ersten
vonn allen rechtverstendigen angenommen werd. Oder sind wir so
schwachglöubig, das wir meinend, obglych unsere leer falsch wär, das
gott darumb die sinen wurd drinn lassen versincken, oder, so sy grecht
ist, das man iro verwerren möge? Es ist kein so unrechter, unverstendiger

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richter auff erden, so man im vonn zweyen parten sagen wurd,
dero die ein gar keinen vorteil suochte noch irer widerpart gschrifften
undertruckte, aber die ander thätte sölichs, er wurde zum wenigosten
die vorteyligen part in argwon setzen.
Nun wellend wir, fromme fürsten, gantz nit gegen Luther handlen,
als er gegen uns, sonder im yetz fry vor gott alle schentzelwort,
lüg, fluochen, verwerffen unnd bannen verzigen haben und in mit
keinem convitio, schelcken und schmähen, beladen, er sol dasselb fry
bevor haben. Wiewol er uns nit allein nit für Christen, sonder ouch
nit für menschen haltet. Aber hieby kan nieman sagen, so wir genötet
werdend ze reden "Luther thuot uns gwalt, er redt die unwarheyt, er
redt wider sich selbs, er velschet die gschrifft oder sich selbs", das wir
mit derglychen worten in lestrind, so wir das offentlich an tag
bringend; dann on söliche wort kan nieman ein sach wider sinen
widersecher ußfueren. Derglychenn ein fruotig schimpffwort in loco,
da es zimpt - als so ich sprech: Luther thuot glych als die schwachen
fächter; so sy überwunden werdend, sagend's: der widersächer könne
es nit, oder der überwunden suocht ein hader, und deroglychen -
hoffend wir ja ouch, das unns die nieman verargen werde, dann ein
grosser underscheyd inter iocos, risus et maledicta, under schimpffen
und schmähen ist. Wöllend darumb nit spötlis machen, es gilt ernst.
Aber yedoch wellend wir uns hellischer, wuetender, zenggischer, unmenschlicher
worten massen, und gantz frölich unnd früntlich den
handel also mit gott volstrecken. Sittenmal Luther so vermischlet
geschriben unnd, das by uns ordenlich zemengesetzt in vordrigen

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geschrifften, er nach sinem sinn geteylt, unnd aber allenthalb etwas
irrigs undersäyet hatt, wellend wir erstlich über syn buoch, wie groß
es joch ist, zum kürtzisten antwurten; und demnach, was in dem
widerfechten seyner irrungen nit gnuogsam erlüteret ist, im anderen
teyl erklären unnd bevestnen; unnd zum letsten, was er unrechts hatt
ußgossen in synem glouben, häll anzeygen, alles uß gottes wort, zuo
des eeren alein und guotem dem nechsten.
So aber üch, fromme fürsten, nitt anzemuoten ist umb grosser
geschäfften willen, mit denen ir beladen sind, das ir dise geschrifft zuo
end lesind, ist doch unnser demuetig bit, ir wellind sy lassen verlesen
durch unangefochtne, unpartyige, gotzförchtige gelerten und inen
empfolhen, alles, das sy vermeinend, uß gottes wort nit grund haben,
verzeichnen und uns zuoschicken; wellend wir allweg guoten bescheyd
geben. Und ist ouch vil weger, die ding werdind under den gleerten
besprochen und erduret weder mit unfrüntlicher offner gschrifft.
In hoffnung, der allmechtig gott werde unser klopffen und bitten
erhören [cf. Matth. 7.7] unnd uns alle, die nützid ernstlichers begerend,
weder miteinandern frid in der warheyt haben (so verr es ist, als
wir all redend), einig machen. Denn so verr wir der warheyt in disem
artickel recht ins angesicht sehend, so ist es uß umb alle zengg der
ußerlichen dingen halb, und das bapstuom erst recht geschwentet und
verderbt. Das Ecolampadius' geschrifft und myne zemengetruckt
werdend, beschicht vonn kürtze und kommliche wegen, anders sol's
nieman uffnemen. Der läbendig ware gott, vatter, sun unnd heyliger
geyst, welle üch, fromme fürsten, sampt üweren landen bewaren unnd
gemeiner christenheyt die einigkeyt seynes geystes verlyhen. Amen.
Lieber leser, wüß, daß uns beyde gschäfft also versumt, daß Ecolampadius
erst Joannis töuffers tag, und ich ersten tags höuwmonats
habend angefangen schryben; habend denocht nebend der

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verwaltung unser täglichen letzgen unnd predignen uff die herbstmäß
zuo Franckfurt muessen ylen; deßhalb die zalen nit allenthalb
eigenlich verzeychnet sind, aber die gelerten werdend wol sehen, was
uß geschrifft ist. Geben ersten tags iulii zuo Zürich, etc.
Uber D. M. Lut [hers] buoch, bekentnus genant
Antwurt Huldrich Zuinglins
Als nun Luter sich für das erst verzycht, er welle nüts me schryben,
damit der satan nit noch töller werde, ist dem unglych, da er
lang harnach trutzet, warumb er den tüfel, sinen fyend, nit sölte nennen,
als dick er wölte. Hie wil er sin verschonen, dört wil er
hetzen. Aber nit also. Sonder, wo wir sehend, das die unwarheyt
wachßt, söllend wir wider dieselben allweg unverzagt harfürtretten,
nach dem spruch Pauli 2. Corinth. 4 [V.8f]: "Wir werdend beengstet,
aber nit yngethon, bekümmret, aber nit trostloß, durächtet,
aber nit verlassen noch abfallend, z'boden gworffen, aber
nit umbbracht." Aber es schynet durch dise wort haruß, das er gern
mit glimpff ab dem platz wer. Welchen glimpff wir im so getrüwlich
wellend lassen, das wir im nit ein wort wellend geben zuo wyterem
hader, er welle sich dann in offnen irrungen, die er hie ynfuert, nit
lassen wysen.
Das er vor gesagt habe, es lasse sich kein kätzermeyster bekeeren,

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ist vor gnuog verantwurt. Wir sind nit kätzermeister, sonder
stond uff dem unüberwintlichen velßen Christo Jesu. Welcher
sich da dennen wysen laßt, der verirret unnd wirt mit verharren ein
kätzer.
Da er fragt, was doch das für ein nachtmal sin mög, das keinen
gewüssen text noch wort hab, etc., trybt er söliche frag unnd anmuotung
gar offt, glych als ob wir im söllind einen andren text darstellen,
deß wir uns nie angenommen. Ja wir achtend's ein grüwel,
das sich ieman sölte underston, anstatt gottes worts sin wort setzen.
Aber unser arbeyt ist, vonn dem rechten sinne ze reden, nit andre wort
ze machen. Also zimpt ouch Luthern, von dem sinn unnd verstand
der worten "du bist ein velßer, unnd uff den velßen wird ich min
kilchen buwen" [Matth.16.18], wider den bapst ze reden, aber die
wort in ir ordnung, gstalt unnd wäsen gentzlich nit verrucken. Deßhalb
es wol erspart wär, so offt in disem stuck ze grimmen, glych
als ob wir daruf gangind, nüwrung an den worten ze machen. Besehe
man unser actionen, so sicht man, ob wir endrung an den worten
gethon habind oder nit. Es werdend ouch unsere kilchen, so sy die
wort hörend vorlesen, nit verstendig der meinung, die Luther und
bapst halt, sonder vernemmend, das brot ein bedütnus sin des
lychnams Christi, der für unns ist in tod gegeben. Ja, wenn man
inen andre wort druß machte, wurdind sy verletzt. Aber sy wüssend,
wem sy truwend [cf.2, Tim.1.12], nit dem menschen, nit dem essen,
sonder dem einigen gott, der ir hertz in sinen henden hat [vgl.
Hiob 12.10; Sprüche 21.1]. Unnd sy habend inn in gegenwürtigem
trost und versichrung der conscientz, der durch kein lyplich essen oder
uebung in den menschen gebracht wirt. Sonder er gibt sich selbs nach
sinem fryen willen, wie rychlich es im gefalt, in die hertzen der menschen,
1. Corinth. 12 [V.11].

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"Wir aber", spricht Luter, "habend einen klaren gwüssen text und
sind nit uneins darob". Luter bschilt den künig vonn Engelland
übel, das er klar nennet, das nit klar ist in dem verstand der glöubigen.
Also ist war, es weyßt menklich, was diß wort "das", was
"ist", was "min", was "lyb" heisset. Aber das brot der lychnam
Christi sye, das ist ye nit klar, dann ouch Luter spricht, man
muesse der vernunfft hie nit losen; on zwyfel, daß die vernunfft nit
verston mag. Wie kan denn der text klar sin? So er uns aber uff den
glouben wyßt, mag er nit bewären, das uns gott ye empfolhen hab,
das wir glouben söllind, das diß brot syn lychnam oder syn lychnam
im brot oder bym brot sye oder mit dem brot geessen werde. Unnd
so das unserem glouben nienen empfolhen ist, warumb wyßt uns
Luter uff den glouben? Sind wir ouch schuldig ze glouben, das gott
nit empfolhen hat? Voruß so er selbs gegem künig vonn Engelland
erkennt, das es nit ein artickel des gloubens sye, wie der künig darvon
redt. So ist es ouch nit ein artickel des gloubens, wie er darvon redt.
Da er aber spricht: "Christus hatt uns geheissen das thuon zuo gedächtnus
sin, nun sol man allen synen worten gevölgig sin und glouben",
antwurt: Dise wort heissend, das brot und tranck niessen zuo gedächtnus
sin, nit sinen lychnam machen oder essen zuo gedächtnus
sines lychnams, wie harnach rychlich kommen wirt. Aber so wir ye
unseren glouben verhörend, so gloubt der allen worten gottes glychlich,
also, das er ein yedes waar erkennt wie das ander. Unnd so zwey
wort erstes ansehens wider einander sind, schirmpt der gloub, das
man darumb gott nit lugenhafft sölle verdencken, und spricht: "Alle
menschen sind lugenhafft [Röm. 3.4], allein gott ist warhafft; deßhalb
der mangel an dir ist, nit an gottes wort, in dinem verstand, nit im
göttlichen fürnemmen." Und so sich dannethin der gloub recht
erinneret mit gottsforcht, gibt gott das liecht sines geystes, der do
leeret, eintweders wort einen andren sinn muesse haben, weder wir
fürgenommen hattend. Und demnach erfindt sich, das die wort nit
widereinander, sunder einhällig sind. So nun der gloub nebend den

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worten: "Das ist min lychnam" [Matth.26.26], ouch die betrachtet:
"Das fleisch ist gar nützid nütz" [Joh. 6.63], "fürhin wird ich
nümmen in der welt sin" [Joh. 17.11], "ich verlaß die welt und gon
zum vatter" [Joh. 16.28], "mich werdend ir nit allweg haben"
[Matth. 26.11], "habend wir Christum nach dem fleysch erkennt,
so erkennend wir inn doch nümmen nach dem fleysch" [2.Kor.5.16],
"das ist min lychnam, der für üch hinggeben wirt" und andere deroglychen,
so befindt er, das sy byeinander nit bston mögend. Denn
so sicht er ouch, das die wort "das ist min lychnam" nit mögend den
verstannd haben, der ouch dem glouben widerstrebt. Dann vorhin
zuogesagt haben, er werde fürhin nit me in der welt sin, das doch allein
uff synen lychnam muoß verstandenn werden, mag ye nit erlyden,
das die wort "das ist min lychnam" nach lut des buochstaben verstanden
werdind. Dann wir darumb kein verheyssen habend, sunder
unüberwindtlichen widerstand gottes eygnen worts. Wie könnend sy
denn verstentlich oder klar sin uff den sinn unser widerpart? Was
ist's, das man vil schryet "die wort sind klar", da nit allein nit
klarheyt, sunder gottes wort ein unerlydenlicher sinn ist?
Zudem so sind wir ob den worten nit uneins, aber sy sind uneinser
dann uneins. Die bäpstler (die sich gern hettind ab dem buoch geböumt,
so verr man inen nit so schnäll wär in zoum gefallen und
sy selb duncken wolt, das unmenschlich schelcken wurd nit volg
gwünnen) sagend, das brot werde in die substanntz des lychnams
Christi verwandlet. Luter sagt, brot sye wäsenlich brot und wäsenlich
der lychnam Christi miteinander, unnd nennet es ein fleyschsbrot

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(kemend wir mit eim sölichen wort!), welches doch gar wider
die bäpstler ist. Er sagt ouch, daß der lychnam Christi mit dem brot
geessen werde. Die 14 schwäbschen pfarrer sagend, er sye im brot
oder under dem brot. Denen doch Luter so offentlich widerspricht,
er hab nie gelert "im brot", er habe im wol dero meinung
lassen gfallen. Wiewol ich dir, christlicher läser, in keim gsagt wil
haben, daß Luter gelert hatt, voruß im kleinen predgely, das nit
vor vier oder fünff, sonder innert dryen jaren ist ußgangen.
Bsich nun die meinungen nebendeinander: Nümmen brot,
sonder brot in lychnam verwandlet; noch brot und lychnam miteinander,
ja ein fleyschsbrot; brot und lychnam miteinander, lychnam
under dem brot, lychnam im brot. Ob nit hie dry meinungen sygind,
die Luter selbs für dry rechnet? Er halt's nit mit den bäpstleren, so
halt er's nit mit den pfarreren, dann dieselben haltend nit, daß das
brot der lychnam Christi sye, sunder im brot. Und hat ein sundre
meinung, wie erst gemeldet. Es sind ouch dise dry meinungen mit
keinen worten noch schweytzen eins ze machen. Die bäpstler lassend
kein brot da. Luter laßt brot da. Luter macht das brot selbs den
lychnam Christi, unnd blybe dennocht brot. Die pfarrer lassend's
brot ouch blyben, aber nit das es der lychnam Christi sye wäsenlich,
sunder der lychnam Christi werde drunder oder drinn geessen. Ich
rechnen wol: wie die pillule in eim ey. Gang der mensch harfür, der
da sagen könne, das dise meinungen einigen weg mögind vereinbart
werden. Wohin vallt hie ir fyn grommen? Luther halt's warlich
nit mit inen.
Unns aber legt er zuo, wie wir nit eins sygind. Da aber kein
verstentnus nie erbornn ist, die sagen könne, das unsere wort nit einen

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sinn habind. Dann das Ecolampadius spricht: "Das ist ein
bedütnus mines lychnams", Tertuliano nachvolgende, und ich:
"Das bedütet minen lychnam", Ambrosio nachredende, kan nit
me denn einen sinn geben: "Das bedütet minen lychnam", unnd
"das ist ein bedütnus mines lychnams". Wär ist, der hie zweyerley
verstand? Aber wir wellend den Luter selbs vonn unns beden
hören: Der spricht im grossen e an der ersten tafel also: Luter: "Wo
Ecolampad zeycheley macht, da macht Zuingli deuteley, unnd ist
eine meinung, on das ander wort sind", etc..
Also gadt es, wenn man uss zangg mit gottes wort umbgadt,
und gadt uns recht, dann das ist nützid anders, denn die eer des
menschen suochen, nit gottes, noch die warheit. Wie wol stadt es nun,
in anfang des buochs ein so langs unnd breyts machen, wie wir uneins
sygind - dann er redt vonn mir, ich lasse Ecolampadius' red nit
ston, sonder verlöugne sy, daß er mit einem buochstaben nit mag
anzeygen - und zuo end selbs erkennen, das wir einer meinung sygind?
Und das beschicht im nit allein an dem ort, sonder also offt, das wir,
ob gott wil, all sin irrungen uss sinen eignen worten on not wellend
umbkeeren. Das aber Carolstads meinung, die wort anderst
gehandlet, by unser stadt, zeigt nit uneinigkeit an; es ist ouch
Carolstad selbs nit strytig der worten halb. Aber die meinung ist
einträchtig: Der substantz unnd wäsens halb ist's nützid denn brot und
wyn, des sacraments halb ist es ein herrlich brot, ein eerlich brot, das
mit züchten unnd erinnerung der conscientz sol geessen werden. Sy
sind aber ouch in der gegenwürtigkeit nit eins, wie vor ghört ist.
Luter hat übel für guot, daß wir leerend, wie ein ding möge mit

--35--

mengerley bedütnussen, worten unnd glychnussen gelert werden, glych
als ob es nit zur sach diene. Sehend aber, fromme fürsten, ob das
nit diene, so er uns schilt, wir sygind in vil meinungen teylt, da aber
wir allweg nein sagend. Denn andre unnd andre wort bruchen,
bewert nit zwyträchtigkeit der meinung; ist ye not, daß wir anzeygind,
wo ein meinung mit mengerley worten beredt und beschriben
sye. Er leert, wie nit zimme, im nachtmal andre wort bruchen, aber
usserthalb wol. Leerend wir anders? Oder wo habend wir mit
einem wort ye bedütet, das man die wort endren sölle? Warumb legt
er's uns denn zuo? Es beschicht, daß unsere buecher in Saxen nit
gelesen werdend; da mag er fry uff unns sagen, was er wil, verhofft,
es verantwurtind's unsere buecher nit.
"Zuingli und Ecolampadi", spricht er, "habend's noch nie
mit einem buochstaben gwüß gemachet, das ,ist' als vil als ,dütet' oder
,lyb' so vil als ,lybszeichen' sye". Lese man unsere gschrifften. Ja,
fromme fürsten, wir begerend abermals demuetigklich umb gottes unnd
der warheyt willen, ir wellind üwren gelerten empfelhen, unsere vorigen
gschrifften flyssig ze verlesen; so wirt mencklich sehen, ob
unser sinn gwüß gemacht ist oder nit. Aber yedoch wellend wir hie
ein kurtze ynleytung geben. Wir bewerend durch widerstände
gschrifft, das die wort nit mögind verstanden werden, wie sy natürlich
lutend. Damit ist on zwyfel ir meinung gebrochen. Demnach ist
kein ding weder in himmel noch uff erden, so es an dem ort nit sin
mag, da es zeigt wirt, und aber by eim andren ding zeygt wirt, so
muoß es durch das ander ding allein bedütet werden. Als: Die ußerwelte
muoter gottes unnd alle ußerwelten mögend nit herabkommen
(Luce am 16.capitel [V.26]) bis an jüngsten tag. So nun Maria zuo

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Cloret, Einsidlen, Aach, Oetingen gezeygt wirt, da sy wäsenlich
nit sin mag, so wirt ye ir zeichen, bedütnus oder bildnus allein gezeiget
und nit Maria oder die ußerwelten. So nun Luter den lychnam
Christi im brot oder bym brot zeigt, der aber uff erden nümmen sin
mag, ußgenommen zum gricht, das noch nit hie ist, so volgt, das alles, so
sin lychnam genennet wirt, nit sin lychnam sye, sunder in allein bedüte.
Deßhalb aber sin schmützen unsers geystes gilt, als vil es mag,
da er spricht, wenn unser geyst grecht wer, so nemind wir nit allein
unseren widersächeren iren verstand, sonder wir bewärtind ouch
unseren. An welchen worten ich mich gentzlich also anstoß, das
mich beduncken wil, er schrybe, was er welle, so sehe doch sin conscientz,
das ir sinn umbgestossen sye. Aber dem sye wie im wel; wäre
es nützig, wenn wir glych allein ire gründ umbkert hettind? Das
aber nit allein ist, sunder wir habend unseren verstand daby mit
schwären kundschafften der gschrifft bevestnet. Aber die sin red
dient starck wider inn selbs; dann er hernach lert, wie "brechen" in
den worten Christi für "darbieten" unnd "fürbrechen", "vergossen
werden" für "ynschencken" genommen werden mög, unnd sagt nach
vil rüttlens unnd versuochens, er welle darinn nützid gwüsses anzeigen.
Wiewol er, sin selbs in dryen bletteren vergessen, druf buwt,
wie härnach kommen wirt. Wie, das er den sinn nit sicher leret,
oder, so er unsicher ist, das er inn leret? Demnach so meint er, hab
die sach richtig dargethon, so er spricht, er wüsse, das der lychnam
Christi da sye, aber er wüsse nit, wie. Ja in vordrigen buecheren
verruocht er drumb und spricht, er lasse in drumb sorgen, wie er da

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sye. Warumb leeret nun Luter sölchs nit klarlich? Oder ist der
geyst falsch, der sölchs nit leret, wie stadt es umb sinen? Wiewol wir
unser leer unbetrogen bevestnet habend. Darzuo habend alle theologi
allweg gsagt, wir mögind wol wüssen, was gott nit sye, als
das er nit ein pflantz, stein noch thier sye, aber was er sye, mögind
wir nit wüssen. Nam scire, quod spiritus est (Joan. 4) [V.24], genus
est, non essentialis distinctio sive differentia, qua species constituitur
et cognoscitur. Warumb zürnnt er denn an uns, das nit wir, sonder
er selbs vilvaltig thuot?
Als er demnach anhebt zur sach gon, laßt er nach, das Joannes
nit Elias sye [cf. Matth. 11.14], löugnet aber, das wir ye bewert
habind, das "ist" für "bedütet" mög genommen werden; dann es
sye ein regel, das man nit lychtlich sölle von den alten dütungen
tretten und nüwe annemmen, es zwinge denn der text unnd der verstand
oder werde uss andren orten der gschrifft bewyset. Wiewol
nun Luter vil reglen in disem buoch setzt, die sin eigen fürnemmen
stürtzend, wie harnach kommen wirt, lassend wir im doch dise gern
nach, dann wir sy an allen stucken unversert gehaltenn habend. Wir
nemmend nüwe dütungen allein an, da uns der text und der verstand
zwingend, nit unser verstand oder der todt buochstab, sunder der verstand,

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den wir im waren glouben empfindend, den ouch der geyst, der
da läbendig machet [cf. 2.Kor.3.6], leert. Wir nemend nüwe dütungen
allein an, da unns andre ort der gschrifft darzuo zwingend. Als ouch
in disem handel unns unüberwintliche wort zwingend, "das ist min lyb"
nit nach dem ersten ansehen der menschlichen vernunfft ze verston.
Aber das er bekennet, Joannes sye nit Elias, das strytet richtig
mit der regel, die er harnach setzt o. an der 4. tafel mit den worten:
Luter: "Denn das ist eine gewisse regel in allen spraachen, wo das
wörtlin ,ist' in einer rede gefuert wirt, da redet man gewißlich vom
wesen desselbigen dinges und nicht von seim deuten."
Wie halt nun Luter sin regel, so er bekennet, das Joannes nit
Elias sye? Ist das mit ernst und warheit gelert? Ja, spricht er:
"Joannes ist nit Elias, er ist aber Elias glych". Das ist ouch, das
wir sagend, das "ist" in der gschrifft nit allweg wäsenlich genommen
wirt, welchs wir mit den worten darthuond: Elias hatt Johansen
bedüt, oder: Joannes bedütet, das ist, ist glych, Elian. Als so wir
ein contrafactur ein bedütnus nennend, etc. Jedoch so sehend wir
aber einmal, das Luters regel im o gsetzt nit bston mag, und
er sich selbs abrennt, so er bekennet, Joannes sye nit Elias.
Aber da buetzet er ein hübsches hueberlin an, da er lert, wie die
wort vernüwret werdind, das einerley wort vil wort werdind; unnd
nimpt den unschuldigen Horatium z'hilff und spricht also: Luter:
"Daruß man hatt, das einerley wort zwey oder viererley wort wirt,
wenn es über seine gemeine deutunge andere neuwe deutunge kriegt.
Als, bluome ist ein ander wort, wenn es Christum heißt, und ein
anders, wenn es die natürliche rosen und dergleychen heißt, item
ein anders, wenn es eine gülden, sylbern odder hültzernn rosen heißt."
Sehend hie umb gotzwillen zuo, fromme fürsten, wohin es unns
armen menschen kumpt, wenn wir nit wellend überwunden sin. Wär

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hatt ye also geredt: "Einerley wort wirdt viererley wort?" Wol hatt
man also geredt: "Ein wort mag wol viererley heissen." Aber das
darumb des worts mee denn eins werd, das ist nit. Byspil: Ich wil
glych Luters rosen nemmen. Ros heißt eigenlich, wäsenlich und
natürlich den bluomen, der uns allen erkannt ist. Wenn ich darnach
ein hültzine oder bapyrine rosen ouch ein rosen nenn, so spricht
Luter, so sye es ein anders wort worden. Hie wölt ich inn gern
bitten, das er mir das nüw wort buochstabete, so wurd es on zwyfel
ouch uss sinem eignen mund grad das vordrig wort "ros". Warumb
redt er denn, der worten werdind vil? Ach gott, darumb, das er
könne stryten, wie die gebildet ros ein rechte ros sye, unnd sye doch
die natürlich ros ouch ein rechte ros. Also ouch hie, so das brot der
lychnam Christi genennet wirt, er sagen möge: "Es ist der recht
lychnam Christi, unnd ist der natürlich lychnam Christi ouch der
recht lychnam". Dann wenn er das nit wölte, so diente es nit zuo sinem
nüwen dicht, er machte ouch nit so vil worten darvon. Wie wol es
aber stand, wellend wir mitt kintlichen byspilen anzeygen: Wenn die
kind by uns gfätterlend oder puppend, so sind inen rechenpfennig
guldin, katkügele sind inen brot, unnd wasser im getreyten fäßle
ist inen wyn. Hie nemend's ouch die vernünftigen inen nach
und sprechend: "Das ist ir brot, wyn, gold." Also fuer man die kind
über Luters seckel, nemme im syne gulde und lege im ire guldin
an d'statt - daß er iro nit so vil hab, den Caralstad ußzereytzen
(das heyßt ein wolgesaltzner schimpf, fromme fürsten, nit schmach)
- unnd ob er sich des klagen wurd, sag man: "Die rechenpfennig sind
recht guldin, denn es statt in diner regel, wo ,ist' in einer red stande,
da rede man gwüßlich vom wesen desselbigen dings. Es stat ouch

--40--

also in dyner anderen regel, das das wort ein nüws wort sye. Unnd
wilt mit dem wort ouch das ding, so das wort heyßt, machen. Ja, du
sagst, ouch die hültze rose sye eyne wäsenliche rose, drumb das sy
den namen rose überkommen hatt. Eya, so ist ouch der rechenpfennig
ein rechter guldin. Also möcht man ouch eym ir brot ze essen
unnd iren wyn ze trincken geben." Aber alles gespött hindangsetzt, so
ist das die sach in disem handel: Ein iedes wort ist nun ein wort,
als ouch die logici de univocis, aequivocis und denominativis redend,
und heysse aber vil ding, welche vil ding nit mögend machen, daß
darumb das einig wort vil sygind. Also redt man, und nit, das ein
wort vil wort werde, sonder das ein wort blybt, und werdend aber vil
ding mit demselben einigen wort benamset. Unnd so Luter den
lieplichen Horatium anzeygt, wie der von nüwerung rede, wil
ich mit urlob sagen, das er Horatium nitt verstat; dann das wort,
das anderst gebrucht wirt, das wirt nit nüw, sunder es wirt nüw
gebrucht und blybt das alt wort. Und gibt also Horatius καθ~̓
ὑπαλλαγὴν dem wort, das allein des bruchs ist, etc.. Als wenn ich
Lutern den Cato nennete (ut esset tertius Cato), nennete ich nit
einen nüwen namen, sonder den alten; ich machet nit ein nüw wort,

--41--

sonder eim nüwen mann gäbe ich den alten namen, der mir glych als
wol anstuend als der suw der beltz.
Aber hierinn ist so mengerley underscheyds, warumb ein wort oder
nam vilen dingen geben werd, das hie ze lang wär, davon ze reden; doch
so redt Luter süberlich darvon, glych wie yener artzet, der nit me
denn ein recept kond, und spricht b an der 8. tafel: Luter: "Und
so fort an, ist die gschrifft solcher rede vol und heißt tropus oder
metaphora ynn der gramatica, wenn man zweyerley dingen eynerley
namen gibt, umb des willen, das ein glychnus in beyden ist." Sich,
ist das nit kunstlich geredt? Es sind im alle tropi metaphore. Jetz
ist kein wunder me, das der fyrtäglich predicant in Caesarea, der
den silbrinen dolchen uff dem hindren gebunden treyt, sagt, er sye
nun durch Luters buoch gantz bericht, das da fleysch und bluot sin
muoß, oder aber wir sygind Nestorianer.
Aber wir wellend Lutern wyter hören. Luter ebendaselbst: "Und
ist denn derselbige name nach dem buochstaben wol einerley wort, aber
potestate ac significatione plura, nach der macht, brauch, deütunge
zwey wort, ein altes und nüwes, wie Horatius sagt, und die kinder
wol wüssen" Bsich mir erstlich hie das "einerley wort" eygenlich;
denn er gdar nit reden "ein wort", er muoß "ley" darzuotuon, damit er
sich nit verrede "ein wort", und es ein ansehen hab, als ob's ein

--42--

nüw wort sye. Demnach besich mir, das er erstlich spricht, daß der
einig nam wol nach dem buochstaben eynerley wort sye, aber nach dem
vermögen, bruchen und düten sye er zwey wort. Da solt er also sagen:
"Aber nach dem vermögen, bruchen und düten vermag er oder brucht
man in, und dütet zwey ding." So kumpt er mit sölchen worten:
"Einerley wort werdind zweyer- oder fierley wort"; da er sagen solt:
"Ein wort wirt vilvaltig gebrucht und blybt doch nun ein wort
(quorum nomen est idem), heyßt aber oder dütet vil ding, die nit eins
sind (res autem diversae)."
Uff die erklärung, vermerckend ir frommen fürsten, redend wir
also: "Joannes ist Elias" [Matth. 11.14]. Hie wirt "ist" nit wesenlich
genommen, denn Joannes ist nitt Elias, als ouch Luter erkennt.
So wirt ouch die regel falsch, da er sagt, "ist" bedüte das
wesen. Dann hie bedütet es nit das wesen, sonder allein die glychnus,
als aber Luter selbs erkennet: "Joannes ist Elias glych." So man
spricht: "Der ist ein rechter hund", wil man nützid anders sagen,
weder das er als eigennützig unnd untrüw sye als ein hund. Also
durch alle byspil hinuß, die er mit vil worten trybt.
"Christus ist ein rechter wynstock" [Joh. 15.1]. Hie spricht
Luter: "Zwingel sicht nit uff das wort ,vera'. Christus ist der recht
wynstock. Dann es lydet keyne sprache noch vernunfft, das man
sage: Christus bedüt den rechten wynstock." Aber wir sehend wol,
das Luter das wort "vera" oder "recht" wol an ein unrecht ort verstellen
kan. Denn da er also sagen solt: "Christus bedütet warlich
oder recht einen wynstock" oder nach syner sprach: "Christus ist
eim waren oder rechten wynstock glich", da verkert er die ἐναλλαγὴν
nit recht und spricht: "Christus bedütet einen rechten wynstock",
drumb das es in syner sprach nit lutet. Daran ligt aber wenig. Wir
strytend mitt den zweyen kundtschafften "Joannes ist Elias" unnd
"Christus ist ein ware wynreb", nit stracks, das "ist" "bedütet"
muesse heyssen, sonder das "ist" nit muesse wesenlich genommen
werden, das aber hie Luter beyde haben und nit haben wil, wie
gnuog ist anzeygt.

--43--

"Der som ist gottes wort [Luk. 8.11], der acker ist die welt
[Matth. 13.38], die schnitter sind die engel" [Matth. 13.39], etc. Hie
spricht Luter: "Acker ist die welt", und gdar nit reden: "Der
acker ist die welt", denn er sicht, das, so "ist" sölte wesenlich genommen
werden, das kein bur gloubt, das ein acker die welt sye. So wil
ich nitt me an in begeren, dann daß er mir die wort "Acker heyßt die
welt" ze latin mach. Hab ich nit zwyfel, er werde muessen sagen: Ager
significat mundum (der acker düt die welt), denn da ist nit ein methaphora,
eigenlich ze reden, im ußlegen; wol davor im fürlegen der
glychnus laß ich von dem säyen abgenommen syn, das wort gottes
ze vermeinen. Aber demnach im ußlegen wil Christus nit sagen
"Das wort gottes ist eim somen glych", denn sölcher meinung hatt er
schon im fürlegen geredt, aber die junger hattend's nit verstanden;
darumb legt er inen uß, was er mit denen worten "acker", "som",
"schnitter" bedütet hab. Und spricht: "Der acker ist die welt", für
"Der acker bedütet die welt", etc. Und ist das ein unüberwintlich ort,
da "ist" für "bedütet" genommen wirt, gott geb wie kranck Luter
lige am wortfeber. "Siben ochsen und siben jar heyssend einerley",
spricht Luter. Aber spricht er: "heyssend" (hoc est significant), und
solt aber bewären, das sy ein ding wärind, dann wir habend dieselben
kundschafft anzogen, daß "sin" oder "sind" drinn statt und
aber für "bedütet" genommen wirt. So aber Luter wil das, wo "ist",
"sind", "sin" und derglychen stande, wesenlich sölle genommen werden,
so mueßte er also reden: "Siben ochsen sind wesenlich siben jar."
Aber spricht er: "Es sind metaphore." Was? Metaphoren? Was
glychnus habend siben getroumte äher zuo siben jaren? Aber nit also,
liebe fromme fürsten, lassend üch nit wortengplerr verblenden. Die
siben äher bedütend siben jar, unnd warend allein erscheinet von
gott, das sy bedüten soltend; warend wäsennlich nützid, ne σκιᾶς

--44--

ὄναρ quidem, dann ein lutrer troum. Unnd mag ouch Luter
diß ort nit verneinen, das "wesen" nit für "bedüten" werde
gnommen.
Das er nun zum offtern mal also redt, es sye unns nit möglich, das
wir uß der gschrifft mögind bewären, das "ist" yenen für bedütet
möge genommen werden, hat glych als vil krafft und glimpffs als
andre redenn mer. Als da er sagt, wir habind noch nye gschrifft
harfürtragenn, die da zwinge, das dise wort sinen und der bäpstler
verstand nit mögind haben, unnd mag aber keine dero allen, die
wir harfürbracht, niderlegen, wie kommen wirt. Also ouch hie, so
wir kein andre kundschafften hettind weder die zwo nächst angezeygten,
wäre doch gnuog. Dann das er "nein" spricht und grapet
drinn harumb: "Ja die siben äher sind siben jar", bald: "Die siben
äher heissend siben jar", das hat nit krafft, drumb, das er also leügnet.
Sunder es muessend alle glöubigen die ougen ufthuon, ob im also sye,
das siben äher sibenn jar sygind. Unnd so nieman ist, der nit sehe,
daß nit also sye, so muoß er denn sehen, ob siben äher siben jar
heyssind. Unnd so er aber findt, das hie nit äher jar heyssend, sunder
bedütend (dann gott hat disen troum darumb erscheint, das er damit
siben und siben jar vorbedüten wolt), so findt er denn, das Luter
ertrincken wil unnd nit weyßt, woran er sich haben oder ußschwümmen
sol.
Hierumb ist also ze mercken, das dise hebraische wort "der, die, das"
unnd iroglychen by den Hebreern genommen werdend für "der ist,
die ist, das ist" etc. Demnach das sy dieselben wort so gemeinlich
bruchend für "das bedütet, der bedütet, die bedütet", daß ein wunder
ist, das Luter das nit von im selbs sicht one anzeygenn; dann nit
guot ist, inn der gschrifft ze wandlen on sölchen entscheyd. Isaie am
9.capitel [V. 14 u. 15] stadt also: "Der herr wirt uß Israel kopff und
schwantz ußrüten, stäcken und bintz. Der alt und erber ist das

--45--

houpt, und der prophet, der luge lert, ist der schwantz." Hie sehend
wir aber, das der prophet sagen wil: "Das ich geredt hab, kopff und
schwantz, sol also von mir verstanden werden: der kopff bedüt den
alten unnd erberen fürgesetzten, der schwantz aber bedüt den
schmeychlenden propheten." Im selben propheten findt man unzalbarlich,
das "ist" für "bedütet" genommen wirt, voruß in den gsichten
oder offenbarungen, da er seyt, was die gsichten bedütet habind, als
am 22. ca. [V .5] spricht er: "Das ist der tag des herren", unnd wil aber
nit anderst sagen dann, die gsicht, die im erscheynt was, wäre ein
bedütnuß des tags des herren. Derglychenn in Jeremia. Im Ezechiel
noch vil me. Als am 5.capitel [V.5] spricht er: "Das ist
Jerusalem" für: "Daß ich dir da erscheynt hab, daß bedütet
Jerusalem", namlich, das es iro also gon wirdt. Am 17. [V.12]
stat also: "Wüssend ir nit, was dise ding sind?" Hie hat der Hebreer
das ‎‏אלה‏‎, die Griechen ἐστί ("ist"); aber Hieronymus kert fyn das
"ist" in "bedütet" und spricht: "Nescitis, quid ista significent?"
(wüssend ir nit, was die ding bedütent?)" für: "Wüssend ir nit, was
dise ding sind?" Ezech. 24: [V. 19] "Legestu uns nit uß, was die ding
sygind, die du tuost?" Also habend's die Griechen. So spricht aber
Hieronymus klarlich also: "Warumb zeygstu uns nit an, was die
ding bedütind, die du tuost?" Ach gott, wie sol man Luterhn tuon?
Besehe man die text, so wirt man sehen, das wir die warheyt sagend.
Weyßt er sölchs nitt, als ich sorg, so thet er wol gmach in vil dingen,
weyßt er's, warumb wycht er denn der warheit nit? Söllend nit die
geyst der propheten den propheten ghorsam syn unnd den nidresten
in der kilchen ouch losen [vgl. 1.Kor.14.30-32]?
Diß habend wir nit anzeygt, wie wir allweg ußdingend, das wir
also fechten vermeinind: ",Ist' wirt etwan an eim ort für ,bedütet'
genommen, so muoß es ouch an dem ort für ,bedütet' genommen werden",
sonder das man sehe, wie gemeyn es den Ebreeren sye, also
ze reden. Also ist es ouch unwidersprechlich, das Exodi 12 [V .11]
("das ist paessa") sovil geredt ist als: "Das bedütet oder ist ein bedütnus
des überschrittes." Und lasse demnach Luter das wörtlin "das"

--46--

zeygen uff das lamb, uff die beschürtzung, bschuehung, stab in henden,
ylends essen, dancksagung, alles miteinander, so tuot er im recht;
dann per synecdocham (das ist: durch der versamlung oder begryffnus
willen) vermag's das wort wol. Oder so es im nit gevellig,
so lasse es uff das lamb allein zeygen, so vermag aber denn das
osterlamb, das es uff allen handel und dancksagung zeyget, aber κατὰ
συνεκδοχὴν. Glych als wir das nachtmal Christi allein von einem
teyl des usserlichen sacraments das brotbrechen nennend (Act. 2
[V .42]) und verstond doch dadurch das gantz nachtmal des herren,
das zemenkommen der glöubigen, das dancksagen, das brotbrechen
und das tranck trincken etc. Deßhalb ouch nit strytens bedarff, ob
diß wort "das" im nachtmal uff das brot zeyge oder uff die gantzen
action; dann so es glych das gegenwürtig brot zeyget, so verstat
man doch durch das brot die gantzen action, das ist den gantzen
handel der dancksagung. Wie erst uß Act. 2 [V .42] bewert ist,
und wir in vordrigen geschrifften und buecheren gnuogsam bewärt
habend.
Als Luter demnach das wort Christi "der für üch hingeben
wirdt" ze hand nimpt, unnd so frech und sicher daharfart, das er ouch
gottlob und danck seyt, das er uns so meysterlich in unseren eygnen
worten fahen könne, beschicht on zwyfel nit one gottes ordnung, das
damit an den tag köme, erstlich, daß sich Luter in diser sach widerumb
kert zue den siechen menschenleeren unnd ytelen philosophy, zum
anderen, das er dieselben spöttlicher unnd unwyser mißbrucht,
denn die sophisten vorhar gethon habend.
Er spricht erstlich, diß wort "der (oder welcher) für üch ggeben
wirt", sehe uff die substantz oder wesen und nit uff ein accidens,

--47--

das ist nit uff die wiechtigkeit, als "gsehen werden" sye ein wiechtigkeit
etc. Hie frag ich inn, ob der lychnam Christi, do er die wort
redet, untödemlich unnd unsichtbar gewesen sye oder nit. Kan er
nit verneynen, er sye tödemlich unnd sichtbar gewesen. Zum andren
frag ich inn, ob den jungeren deßselbennmals der tödemlich lyb ggeben
sye oder der untödemlich. Laß im hieby gernn nach, das Christus'
lyb am crütz und uferstanden nach der substantz ein lyb sye, damit
er sich nit klagen könne. Spricht er, der tödemlich lyb syge inen
ggeben, so volget gwüß, das er ouch empfintlich und sichtbarlich
inen ggeben sye, dann unempfintlich und unsichtbar ist er nit tödemlich.
Ist aber der untödemlich lychnam den jungeren ggeben, so ist er
dozemal tödemlich und untödemlich miteinander gwesenn, welchs
aber nit ist, dann der lychnam Christi ist erst untödemlich worden
nach der urstende. Jo. 7 [V .39] stadt also: "Jesus was noch nit
erklärt." Muoß hieby aber ein rigel stossen, das mir Luter nit ußbrech.
Jo. 13 [V .31] stadt: "Nachdem und Judas hinwegggangen
was, spricht Jesus: Nun ist der sun des menschen erklärt." Hie
wurd Luter schryen: "Er ist schon erklärt gwesen, darumb ist der
lychnam untödemlich gwesen." Wir sagend aber "nein" darzuo. Dann
Christus nennet daselbst als gschehen, das noch nit gschehen, aber
nahe was, das es gschehen solt, davon harnach mee kommen wirt.
Welchs aber die nachgenden wort klar machend, so er spricht:
"Gott wirt inn in im selbs erklären, unnd wirdt inn bald erklären.
Lieben sün, ich bin noch ein kleyne zyt by üch etc." [V .32 u. 33].
Demnach spricht er aber, Joannis 17 [V .1]: "Vatter, die stund
ist hie, erklär dinen sun" etc. Und bald darnach: "Unnd nun vatter,
so erklär mich mitt der klarheyt, die ich gehept hab, ee die welt vonn
dir gschaffen ist" [V .5] etc. Dise sprüch hab ich darumb all gsetzt,
das, wo der man harschlahe, er allweg harnesch treffe. Wölte
yemants sagen, er redt hie von erklären, als inn die junger in der
welt ußgeprediget, benempt unnd beruempt unnd klar habend
gmacht, so stadt darwider, gott wirdt inn in imm selbs (das ist, by

--48--

im, mitt im selbs). Daran man sicht, das er nitt von dem ußpredigen
redt. Wölte aber yemant sagen: "Er redt von der gottheyt, die begärt
er erklärt werdenn", zimpt nit; dann er ist nach dero, als er
daselbs sagt, erklärt gewesen vor der welt schöpffung. Daran man
sicht, das er nach der menscheit begärt erklärt werden, die noch nit
erklärt was, sunder erst durch den tod erklärt ward. Als ouch Paulus
zun Hebreern am andren capitel [Kap.2 V .9] spricht: "Wir sehend
Jesum, der under die engel ein wenig genidret ist gewesenn, durch
das lyden des todes mitt der klarheyt unnd eere gekrönet sin." Und
Philipp. 2.cap.[V .7-9]: "Christus hat sich selbs ußgelärt, eins
knechts form an sich nemende, und den menschen glych worden unnd
nach aller gstalt ein mensch gwesen. Hat sich selbs genideret, ist ghorsam
gwesen biß in tod, und in den tod des crützes; unnd darumb hat
in gott erhöcht und im einen namen ggeben, der über alle namen ist"
etc. Sölche kundschafften solt Luter angesehen und sich nit über
die alten blätzstücklintrucken gelassen haben, so hett er gsehen, das
der lychnam Christi nit zuo eim mal erklärt ist gewesen unnd tödemlich,
gott geb was er von der substantz und wiechtigkeit sage.
Es hilfft ouch nit, von der wunderbaren erklärung, den jungeren
Petro, Joansen und Jacoben beschehen [Matth.17.1-8], sagen:
dann dieselb erklärung nit die erklärung ist gewesen, die er nach der
urstende ghept hat, noch ein blybende; sunder ist me von der jungeren
wegen beschehen, inen einen gustum oder bitz ze geben syner
und unser künfftigen glori und fröud. Darzuo hat dieselb erklärung
kein widersprechende gschrifft; aber daß Christus' lyb tödemlich
oder untödemlich im sacrament möge sin, das laßt sin eygen wort
nit nach, wie harnach kumpt.
Wiewol nun nit not wär, wyter mit Lutern der philosophy nach
ze handlen, dann es nit allein kintlich, sunder ouch schlechtlich
christenlich ist, sich daran lassen. Das aber die schwachen, die sin
wort höher rechnend weder gottes wort, nit wänind, er rede hie gottes

--49--

wort, so vermerckend also, fromme fürsten unnd alle christen: Luter
übersicht hie ampliationem und restrictionem das ist das zythengen
und erlütren, und das macht inn irrig. Die red, nach der
zyt hengen, hat die gstalt: Es gibt sich offt, das wir von eim ding
redend, das nümmen also ist oder das noch nit also ist, unnd ist aber in
unser verstentnuß wol gegenwürtig, ob es glych nümmen oder noch
nit ist. Als so man sagt: Adam ist als wol ein mensch als Christus.
Nun ist Adam yetz nit ein mensch, aber Christus ist's, dann Adams
lyb unnd seel sind nitt byeinander, nun ist der mensch von lyb und
seel. Laß sich hie niemants irren, das man die abgestorbnen menschen
nennet; man weyßt, das der lyb schlaft unnd die seel lebt, und wirt
umb's leben und der fürneme willen die seel der mensch genennet, ist
aber darumb allein nitt ein mensch, als ouch alle philosophi sagend.
Noch, so man in einer red spricht: "Adam ist ein mensch", so verstond
wir, das man vonn dem wesen sagen wil, das er eynest gsin
ist, aber yetz nit ist; noch so ist er in unser gedächtnuß oder verstentnuß
also, das wir gedencken könnend, er sye von lyb und seel
zemengsetzt gwesen glych wie wir. Und do er noch in leben was, do
was es als war "Adam ist ein mensch" als yetz "Luter ist ein
mensch", wiewol er ein grosser, grosser mensch ist. Diewyl nun
Adam hie in zyt lebt, do zimpt sich ze reden: "Adam ist ein tödemlicher
mensch." Aber yetz zimpt es nit; dann so wir glych also
redtind, so verstündind wir doch nun: "einest, do er lebt, do was er
tödemlich, wie wir ietz sind, aber yetz ist er nümmen tödemlich."
Vom künfftigen: "Ich hab üch geordnet, daß ir essend und trinckend
ob minem tisch" etc. Luc. 22 [V. 29 u. 30]. Hie werdend die junger
mitmassen Christi bestelt im rych gottes, und mocht zur selben

--50--

zyt ein yeder der jungeren sich fröwen, daß er schon ein malxell
Christi was. Wie was er aber ein malxell im himmel, den man
täglich geyßlet, schluog, köpft? So was er allein im verstand, gmuet
unnd glouben ein mitmaß, aber mit dem wesenlichen würcken und
ynnemmen noch nit; ja es ist nit möglich, das er's mög gegenwürtig
sin, diewyl der mensch in disem zyt ist. Dann "der mensch wirt min
angsicht nit sehen unnd leben" (verstand: lyplich) Exodi 33 [V. 20].
Hie sehend wir, das der mensch wol gegenwürtigklich eyn tischsäß
gottes ist, siner substantz unnd wesenn nach. Aber, das er wesenlich
ze tisch mit gott im himmelrych sitze, das ist gentzlich nit. Nun
möcht Luter sagen: "Sy sind wesenlich und substantzlich tischsässen
gottes", und mag wol reden: "Das ist Petrus, der ein maßxell
gottes im himmel wirdt, dann eben der Petrus, der da noch
lebt, der wirt ouch mit dem lyb zuo siner zyt ze tisch sitzen." Da wurd
ich sagen: "Danck habt. Sagend aber mir an, ob Petrus (den wir hie
in leben dichtend) yetz, yetz im himmel dobenn sye unnd die himmelschen
fröud hab oder nit." Wirt er sagen muessen: "Nein!" So volgt
ouch, wenn ich zeig und red: "Das ist Petrus, der tischsäß gottes,
der im himmel ist" (denn wir redend für und für nun vonn Petro,
der noch uff erden sye), das ich falsch unnd unrecht red.
Also ouch, wenn Christus spricht: "Das ist myn lychnam, der
für üch hingeben wirdt", so muoß man ye den lychnam Christi eben
den sin lassen, der ouch von den todten ufferstanden ist der substantz
unnd wesen nach. Noch volget als wenig, das do syn lychnam schon
wäre, wie er nach der ufferstentnus was, als wenig volget, das darumb
Petrus, der hieniden ist, doben sye, ob er glych mitt lyb und seel zuo
syner zyt uffhin kommen und mit gott fröud haben wirt. Und
darumb halt es sich also umb das wort "für üch hingegeben werden"
(das ist "für üch sterbenn"): Das sterben, darumb es ein wiechtigkeyt
ist, die der substantz zuo der einen zyt anhanget und zuo der andern nit
(denn ye Christus mag nach der ardt des erklärten lychnams

--51--

nit sterben, Rhom. 6 [V. 9]: "nachdem Christus vonn den todten
ist ufferstanden, stirbt er nümmen"), so treyt das wort "sterben"
mitt im, das (sittenmal er tödemlich was, do er das redt,
unnd nitt in künfftige zyt redt - oder aber die junger hettend in nit
geessen, als die meinend -, sunder in gegenwürtige "das ist myn
lychnam, der für üch ußgegebner", unnd tödemlich syn der künfftigenn
erklärung nitt zimpt), das die tödemliche mueßte dem
lychnam anhangen, also das sy den tödemlichen lychnam mueßtind
geessen haben, und wir noch hüttbytag. Und so er tödemlich, wär er
ouch empfindtlich, nit allein mit sehen, sunder mit gryffen, hören etc.
Diß wirt noch klärer, so wir ouch die vergangnen zyt zuo dem erklärten
lychnam fuogtind, also: "diß ist der lychnam Christi, der für
üch hinggeben ist"; zimpte sich wol, nach der urstende ze reden.
Aber denn zimpte sich nümmen ze reden: "das ist der lychnam
Christi, der für üch getödt wirt", dann er mag denn nümmen getödt
werden. Und was man dennzemal in gegenwürtiger zyt redt, das
muoß demselben erklärten lychnam zimmen, oder es ist nit gegenwürtig,
sunder wirt nun verstanden vom lychnam, wie er vor was.
Also was vom lychnam Christi geredt wirt gegenwürtiklich, diewyl
er noch tödemlich ist, das dem erklärten nit zimpt, das muoß
ouch nach der ardt des tödemlichen verstanden werden; und was von
im gegenwürtigklich geredt wirt, deß erklärten lybs halb, diewyl er
aber noch tödemlich ist, das muoß gegenwürtigklich nit der erklärt lyb
sin, sunder allein im gmuet bedacht werden.
Jetz kumpt es in ein summ: Wie ich "Adam ist ein mensch" nit
anderst verston, dann das Adam, do er was hie uff erd, ein mensch
was, unnd ist nümmen ein tödemlicher Adam; also verston ich, so
Paulus spricht "Christus stirbt fürhin nit", das die wort alleyn
nach der urstende war sygind und vorhin nit; denn er ist gestorben.

--52--

Und harwiderumb: "Das ist der lychnam, der für üch geben wirt"
muoß allein vom lychnam verstanden werden, der tödemlich was und
diewyl er tödemlich was; denn der ufferstanden, erklärt ist nit für
uns getödt. So nun der tödemlich lychnam Christi zuo der zyt, do er
noch tödemlich was und nit erklärt syn mocht, den jungeren ze essen
wär geben, wär er uns ouch also ze essen ggeben, und so wir in also
ässind, so wär er noch nit erklärt. Sölich hüpsch ding kumpt uß
Luters zürlimürli.
So aber die rüdigen sophisten (damit inen ouch der buggel
gejuckt werd) sagen möchtind: "Hoc est corpus meum, quod est
vel erit clarificatum, das ist: Das ist myn lychnam, der schon erklärt
ist oder erklärt wirt; hie blybt die substantz und wesen, und mag
denocht vom lychnam verstanden werden, der die wiechtigkeyt
der erklärnus erst nach der zyt an sich nimpt." Antwurt: Wol kumpt
das füchßlin noch vor dem mertzen, bringt den balg selbs wider.
So aber hie die restriction oder erlüterung des erklärten lychnams
nit stat, sunder die erlüterung des tödemlichem, die recht wider die
erklärung strytet, lieber, so sag an, wiltu fromm an diner kunst
syn, ob du nitt also muessist amplieren: "Das ist der tödemlich
lychnam, der erklärt ist oder erklärt wirdt?" Muoßt "ja" sagen. Nun
was er aber nit erklärt. Sprichst ouch "ja". Und was aber gegenwürtenklich
tödemlich. Aber "ja". So muessend die junger den
tödemlichen lychnam und nit den erklärten geessen haben.
Zum anderen, so wüssend ir wol, das der ein teyl der ampliation,
das ist des zythengens, zuo der eynen zyt nit war muoß sin, sunder
nun verstanden werden. Als "Adam ist ein mensch" (lass's mich
nitt irren, das die sophisten sagend "Adam fuit homo", dann sy
wüssend selb nit, wohin die ampliation in der rhetorica gehört) muoß

--53--

man also zerecht legen: "Adam ist ietz ein mensch" oder "ist ein
mensch gewesen". Hie darf's nit fragens, denn das nach dem gegenwürtigen
"Adam ist ein mensch" falsch ist; aber im verstand, daß
er etwan ein mensch ist gwesen unnd yetz nit, ist der ander teyl,
und ist war. Also hie frag ich uff die blosen wort hin unnd wil's
ouch mit Luternn wagen: "Das ist myn lychnam." Ist das, so hie
gezeygt wirdt, der erklärt lychnam? Spricht er "ja", so frag ich, ob
er gegenwürtig erklärt wär oder erst nachin worden sye. Was er
gegenwürtig erklärt, so was er untödemlich, denn er ist erst nach
dem tod erklärt worden, mag ouch erklärt nit sterben, und mueßtind
alle vordrigen kundschafften uß gottes wort umb sin. Ward er erst
nachin erklärt, so habend inn die junger nun dings oder uff borg
erklärt geessen, unnd wir essend inn bar erklärt, so essend wir inn ye
nit glych mit den jungeren. So sy in aber erklärt gegenwürtig oder
künfftig hettind muessen essen, unnd er gegenwürtig nitt erklärt was,
so volgt, das die erklärung nun in der verstentnuß, nitt gegenwürtig
was. So was die tödemliche gegenwürtigkeyt der ander teyl der
ampliation. Und so sy den tödlichen lychnam Christi geessen, volgt
ye eins dem anderen nach: Ist er tödemlich geessen, so ist er ouch
empfintlich geessen etc.
Das Luter spricht, es mueßtind ouch die Juden ze rinng harumb
sin, wie sy warend inn Christus' tod, thuot er im vast recht; dann
daran sicht man, wie frommklich unnd redlich er handlet, so er von
dingen redt, die usserthalb des substantzlichen lybs Christi sind,
welche nie keyn sophist (so eßlächt ist keiner ye gewesen) an die
substantz gehenckt hatt als iro eignen eigenschafften. Dann tödemlich
sin, ist ein sölche eygenschafft, das kein mensch in disem zeyt ist,

--54--

der nitt tödemlich sye. Und ob es glych ein wiechtigkeyt ist, so ist
es doch nit ein wiechtigkeit als wyß sin, torecht sin, wyß sin,
schwartz sin etc. (unnd sind doch die an und in der substantz selbs),
sonder ein wiechtigkeit, als do ist vernünftig syn; wie man 's uns in
der Isagoge Porphirii gelert hatt de differentiis essentialibus
speciem constituentibus. Imo in antiquis exemplaribus arbores
vidimus, in quibus animal priore divisione secabatur in animal mortale
et immortale; secunda dein animal mortale dividebatur in rationale
et irrationale. Sub immortali ergo continebantur homines ex mortuis
aliquando resurrecturi; sub mortali hi, qui adhuc in humanis agunt.
Unnd ist tödemlich syn nitt eyn zuoval, sonder eyn so eygen ding,
das der mensch vor der hinfart uß disem zeyt als wenig untödemlich
sin mag, als wenig er nit ein mensch sin mag. Unnd harwiderumb,
so er nach dem jüngsten tag erklärt wirt, so ist im als unmöglich,
tödemlich ze sin, als unmöglich ist, in nit sin. Dahin dient aber die
zöitreten der Juden, die umb's krütz harumb warend, nit. Dann
sy sind also nit des lychnams Christi, das sy ouch nitt ein wiechtigkeyt
sind, die der substantz anhange. So nun der lychnam Christi
zuo der zyt des nachtmals tödemlich was, hettind die junger inn ye
tödemlich muossen essen, als ouch Luter abschlecht. Oder, so in
die junger hettend erklärt geessen, das nit sin mag (dann er im
nachtmal noch nitt erklärt was, wie gehört ist), so mueßte ja er gegenwürtig
tödemlich und erklärt zuo einem zyt gewesen sin und mueßt
gestorben sin, ee er gestorben was, denn erklärung kumpt gwüß erst

--55--

nach dem tod. Was er nun im nachtmal erklärt, so was er tod gewesen
vor sinem tod. Die und andre unsinnige marcionische schwermeryen
kumend alle dahar, das man wider gottes einvaltig wort mit
menschenvernunfft fechten wil. So ja Luter nitt me redt, denn wir
sygind dolle schwermer, tüfelsgeister etc. und könnind nützid,
aber er sye es alles, wölle ouch uns den Petrum in spänen leren;
so wenend's, es muesse also sin und lassend sich demnach nun nit
entrichten, sonder verbietend, siner widerpart buecher ze lesen. Zum
andern bstrycht er sy irer glerten halb, dann so er das pöfel an
sich ghenckt, sind sy uff den hindren gsetzt, das sy wider offene
irrung nit kauw dörend sagen. Dann ich hab nit zwyfel, es sygind
noch wol in Saxen, die do sehend, das wir nit a substantia ad accidens
arguierind, sy dörend's aber nit sagen. Danck hab noch die ersam
oberkeyt miner herren zuo Zürich (wiewol wir yezemal nit wol
zemensehend, gibt die menschlich schweche), die haltend unns alle
in statt unnd gebiet nit anderst, denn das wir eim yeden rechnung
unsers gloubens und leer geben muossend. Ja, ich allein bin ob zwentzig
malen dargestellt, doch in denen mee den töufferen denn andren.
Unnd hatt gottes eer allweg gsiget. Im sye ymmer lob.

--56--

Jetz wellend wir von der restriction, das ist "lütrung" sagen.
Lütrung ist ein wort, das ein ding underscheydet vor allen andren
dingen. Als da ich sprich: "Bring mir den rock, der erst geblätzet
ist." Hie ist "der erst geblätzet ist" ein lütrung vor allen andren
röcken. Von dero redt Luter am e an der andren tafel und macht
uss den worten "min lyb" ein lütrung, das doch nit erlitten mag
werden nach der logica, und nennet's aber erklärung; unnd sind
aber "der für üch hingegeben" by allen logicis ein lütrung.
Also ist ouch hie das die erlütrung "der für üch hingegeben, das ist,
getödt wirt", die den namen des erklärten lychnams hinnimpt.
Unnd nenne glych die tödemliche unnd erklärung accidentia,
wiechtigkeiten (wiewol es wäsenliche und unabläßliche eigenschafften
sind, jetwedre zuo irer zyt), noch wirt die tödemliche nit von uns
yngefuert, sunder Christus hatt's selbs ußtruckt unnd damit sine
wort erlütret. Und blybt dennocht die substantz eadem numero eine,
aber einer nüwen gstallt. So nun "der für üch getödt wirt" ein
restrictio oder lütrung ist, das, wo er sinen lychnam ze essen gegeben,
er in, diewyl er tödemlich was, gegeben hette, und aber er nit tödemlich
geessen ist, nach irer sag (denn wär er tödemlich geessen, so wär
er ouch sichtbarlich geessen und empfintlich, etc.) so volgt, daß er
weder tödemlich noch erklärt lyplich geessen wirt. Dann das wort
"der für üch getödt wirdt" lütret, das die wort "das ist min lychnam"
allein muessend uff den lychnam Christi, diewyl er tödtlich was, verstanden
werden (dann er sy do redt, do er tödtlich was), wo man
die wort nach dem ersten ansehen verston sol. Denn so ich sag "das
ist die hand, die mir verbrunnen was", wil ich ye sagen, das verbrennt
sye gwesen, sye aber widrumb gnesen. Und so ich sprich: "Das ist die
hand, die mir verbrunnen ist" wil ich ye sagen: "Sy ist mir brennt

--57--

und ist noch verbrunnen." Also "das ist min lychnam, der für üch
gegeben" zeigt ye an, daß der lychnam tödemlich sye unnd für uns
gegeben werde mit dem tod, nit mit der urstende oder erklärung;
denn erstände hatt er das werck des heyls nit vollwürckt, sunder
mit dem sterben.
Hieby wirt dem heyligen oder frommen mann, der in latin
wider mich geschriben hatt, syn narrecht argument ouch ufgelöset,
da er sagt, ich arguiere von der substantz (wäsen) zum accidens (zur
wiechtigkeit) und mache ein syllogismum, wie die schuoler gelert
werdind, falsche beredung ze vergoumen, also:
1. Alles, das du gester koufft, hastu hüt geessen.
2. Gester hastu rouw fleysch koufft.
3. So hastu hüt rouw fleysch geessen.
Also, wirt mir gsagt, er gegen mir handle, denn ich warlich sin buoch
noch nie wyl hab ghebt, von einet ze lesen. Leo hatt mir uff
dem spacierweg dise rechnung anzeigt, die bsich mir, frommer
Christ. Dise rechnung thuot in der andren red hinzuo, das in der ersten
nit verstanden wirt, das ist das wort "rouw". Dann in der ersten
versicht man sich, das man allein von der substantz des koufften
rede, gottgeb, wie es gsotten oder gbratten sye, doch das es ufgeessen
sye. In der andren aber fuert man ein wiechtigkeyt yn, die röuwe,
dero man sich in der vordren nit versehen; dann wo man sich iro
versehen, hette man sy nit nachgelassen, sonder hette unns die
muessen also gstalten: "Alles, das du gester koufft, hastu hüt geessen,
glych wie es was, do du es koufftist"; denn so liesse sölches nieman
nach. Nun wellend wir unseren syllogismum oder rechnung ouch

--58--

setzen unnd sehen, ob wir ouch in der ersten etwas heymlich bergind,
darüber wir ein wiechtigkeit in der andren ynfuerind.
1. Christus' lychnam ist, der für uns geben ist.
2. Das brot ist der lychnam Christi.
3. So ist ouch das brot für uns gegeben.
So aber "für unns geben sin" unnd "für unns getödt sin" in der sach
ein ding ist, so wil ich ietz den andren machen, der eine form mit
dem vordren hatt, aber klärer für uns ist und die widersächer zuo me
spott tringt:
1. Christus' lychnam ist für uns gestorben.
2. Das brot ist der lychnam Christi.
3. So ist ouch das brot für unns gestorben.
Hie frag ich den heyligen vatter, ob die erst war sye. Kan er nit
löugnen; dann es ist das erst und vordrest in christenem glouben, das
Christus für uns gestorben ist. Demnach frag ich in, wo in der
andren ein wiechtigkeit werde yngefuert, die in der vordren nit erscheynet
sye. Dann ich wil in der vordren ye nützid ynfueren, denn
Christus' lychnam und sterben; so ist in der andren gar kein
accidens oder wiechtigkeit, sonder brot und lychnam Christi. Wo
arguier ich denn a substantia ad accidens? Ich mein, wir sygind wol
halb mit narren besessen. Und söllend denn sölche göuch ein fromm
einvaltig volck verfueren mit ytelen lügen. Wär wil dem einvaltigen
sagen, was syllogismus demonstrativus sye, was maior extremitas,
minor und medium sye? Und wie in des heyligen manns andrer
proposition ein wiechtigkeyt werde yngefuert, die in unser andren nit
werde yngefuert? Denn stond sy und brögend, wie wir büffel

--59--

sygind, könnend's nit verston; da wil denn ein yeder ringgengiesser
subtyl sin und wol verston.
Summa, wir arguierend nit a substantia ad accidens, sunder wir
sagend fry erstlich haruß, nit einvaltigklich: "Ist das der lychnam
Christi?"; sunder: "Ist das der lychnam Christi, der für uns stirbt?"
Und zeygend im ersten nachtmal uff den lychnam Christi, der by den
jungeren saß. Muoß Luter selbs "ja" sagen. Demnach fragend wir
Lutern, ob das brot im ersten nachtmal ouch der lychnam Christi
sye. Schryt er on zwyffel lut "ja". So volget ye denn, das das brot
ouch muesse für uns inn tod ggeben werden. Wyter fragend wir also:
"Ist der lychnam Christi, der im nachtmal byn jungeren sitzt, lyplich
unnd empfintlich inn tod ggeben?" Spricht man aber "ja". Wyter:
"Ist das brot, das im nachtmal nach den worten ,das ist min lychnam
etc.' geessen ward, der lychnam Christi, der byn jungeren saß?"
Aber spricht Luter: "Ja". Jetz volgt, das das brot der tödemlich,
empfindtlich lyb Christi sye. Dise syllogismos oder rechnungen thuond
alle unsere widersächer mit "schelmen, kätzren, buoben, narren,
eselsköpffen" und derglychen "donderaxen" uf; aber mit einem
gruntlichen spruch oder ouch mit wesenlicher philosophy zeigend
sy nit an, wo im nit recht sye; dann sy sagend, wir arguierind a
substantia ad accidens, das doch gar nit ist, sunder wir erkennend, die
unbetrognenn wort Jesu Christi, unsers herren, mit sölcher fürsichtigkeit
gestaltet sin "das ist min lychnam, der für üch ggeben
ist", das wir sehend, das die wort "für üch ggeben" ein lütrung sind,
das er dozemal von sinem lychnam, wie er tödemlich was, redt.
Und so die junger den nitt also geessen, inn ouch nitt erklärt geessen,
dann er dozemal nit erklärt was, ouch nitt zwen lychnam hatt,
so volget, das die dancksagung sampt dem brot den lychnam
Christi bedütet oder anzeygt, der für uns getödt ist.
Aber Luter, der arguiert a substantia ad accid[ens], da er also
spricht: "Ich zeyge mit der hannd gen himmel unnd sage dise wort:

--60--

Da sitzt zur grechten gottes der leyb, der für uns ggeben ist. So muoß
er fürwar sichtbarlich dasitzen, oder ist gar nichts da" etc.. Sehend,
fromme fürsten, ob hie Luter nit mit luderwerck umbgang. Da er
mir inn himmel zeygt, da solt er mir also sagen: "Das ist der lychnam
Christi." So spricht er zuo mir: "Da ist der lychnam Christi." Ist
das "ubi", das ort oder "wo", nit ein accidens? Worumb setzt er mir's
dann an die statt der substantz? Aber es ist Brendli Murers werck,
was sy an eym ort buetzend, bricht am andren widrumb uf.
Hie bitt ich üch, fromme fürsten unnd alle Christen, das ir mir umb
gotzwillen verzyhind, das ich so vil gschwätzes uß der armen magren
philosophy gebracht hab. Es hat muessen sin, damit Luter unnd sin
xind sehind, das sy der blinden würffenn vergebens sich haltend.
Wil mich fürhin kurtz in sölchen dingen abrichten.
Aber das ist lieblich, da er spricht: "Do sich Jesus verbarg
(Joannis am 8. ca. [V.59]) und uß dem tempel gieng, möcht ich sagen:
Da gadt der lyb, der für uns gegeben wirt" etc. Unnd kumpt aber
mit dem "ubi" unnd gdar nit sagen: "Das ist der lychnam Christi",
dann er mag inn mit dem finger nit erzeygenn, er ist unsichtbar.
Noch wil er inn zeygt haben unnd wirt glych als wol fälen, als da er
inn im brot zeygt. Zuodem so redennd wir hie nit von den würckungen
Christi, sunder von unserem essenn sines lychnams. Aber wir hand
mit dem accidens gnuog gschwermet.
Das wir erkennind, das die junger Christi sinen lychnam im
nachtmal geessen habind, ist gar nit, erfindt sich ouch mitt eynem
buochstaben nit, gott geb, wie vil wortenn Luter darob vergiesse.
Dann das wir geredt habend: "hette glych Christus sinen lychnam
im nachtmal ggeben und inn mit den worten ,das ist min lychnam'
gemacht, so hette er doch unns nitt gwallt gebenn, sinen lychnam ze
machenn", das laßt nit nach, das er inn ggeben hab. Als ich

--61--

nitt nachlaß, das Luter ein kind syge, wenn ich also sag: "Wenn
Luter die nasenn uff den ermel wuste, so wäre er eyn kind." Er
spricht aber, ich hab's tätelwort gelassen sin, darumb so hab ich
nachgelassen, das sy den lychnam Christi geessen habind. Ja, frylich
hab ich's wort der that lassen sin, aber nit der that, daß Christus'
lychnam da lyplich geessen sye, sunder die nüwe dancksagung
gethon, volbracht und yngesetzt sye, unnd ist alles ein offne calumnia,
verkernuß.
Ein buebery nennet's Luter, das wir die wort teylind in tätelwort
unnd heysselwort. Ich laß hie fallenn, das er mine wort übel verstadt,
ouch inen ein seltzame form gibt. Wenn er mir sy glych nit
verkarte, dörfft ich denocht glücks, das man sy verstuend. Ich hab
thatwort genennet, die ein einvaltige that begryffennd, heyß- oder
gbietwort, die etwas gebietend. Wenn ich nun sag: "Die wort ,nemmend,
essend, das ist min lychnam' sind thatwort, und die wort
,thuond das zuo gedächtnuß min' sind heißwort" ist das unrecht? So
gebe kundschafft drumb. Spricht er: "Die wort stond by einander";
so frag ich in, wie verr die von einander standind (Luce am 10.pa .
[V.37]), da der gschrifftglert spricht: "Ich mein, das der sinn ächster
gewesen sye, der im fründtlich gethon hatt. Do sprach Jesus: Du
hast recht entscheydenn, gang hin unnd thuo du ouch also." Sind hie
nit ouch thatwort vorhin und demnach heißwort?
Luter hat ungern, das man inn lert, und irret aber so offt in diser
sach, das er ouch an andren orten schelb fart, dann die wort
Matthei 21. ca. [V.21]: "Warlich sag ich üch, so ir glouben werdend
haben unnd nit zwyflen, werdend ir nit allein thuon, das dem fygboum
beschehen ist, sunder, ob ir zuo dem berg sagen wurdind:
Heb dich unnd wirff dich ins meer, so wirt es bschehen." Ja, die
wort nennet Luter heysselwort unnd sicht nit, das es verheyssende
wort sind. Reycht alleyn dahin, das wir sehind, wie eim menschen die
gsicht vergadt, wenn er in so grossem schräcken ist, als hie Luter

--62--

stadt. Er sicht, das es umb ir meinung us ist, und strytet sicut
desperati, wie die verschetzten. Dann da er spricht, wir söltind die
tätel- und heysselwort mit gschrifft bewären, sicht er nitt, das nitt
eyn wort one kundschafft der geschrifft stadt. Er gdar ouch keins
angryffen weder das eynig "thuond das zuo gedächtnuß min", dann er
kan dasselb glimpffs halb nit überhupffen. Und lupfft daran, wil's
zuo gebietenden und verheyssenden worten miteinander machen:
"Thuond's zuo gedächtnuß min, machend minen lychnam unnd dancksagend
bede zesamen." Da solt er bewären, das mit den worten der
lychnam Christi gheyssen wurde machen. So bewärt er's damit,
Christus habe inn ouch mitt den wortenn gmachet. Unnd strytennd
aber wir mittenzuo wider inn, das Christus selbs sinen lychnam nit
ggeben habe lyplich ze essen, unnd mag er uns nitt ein haar angwünnen.
Ist das nit petitio principii, idem probare per idem, ignotum
per ignotum, das ist von den roten hosenn gseyt? Wir strytend von
des verstands der worten wegen "Das ist min lychnam" unnd zeygend
demnach an, was der verstand der worten "Tuond das zuo gedächtnuß
min" sye, der uß erlütrung Pauli unns lert, das die "Das ist min lychnam"
nit den unverstand habind, den unnsere widerpart schirmpt.
So fart Luter dahar unnd wil inen den verstannd, den inen Paulus
gibt, nemmen mitt dem verstand, den er noch nye bewärdt hatt.
Glychsam eyner spräche: "Warumb issest?" Er antwurtete: "Das
ich leb." "Warumb läbstu?" "Das ich ess." "Warumb issest?"
"Das ich läb." "Warumb läbst?" "Das ich ess" etc. Also tribe einer
das biß ann jüngsten tag unnd möcht denocht nit grech werden.

--63--

Zuodem sicht Luter noch nit, das die wort "Heb dich und wirff dich
in's mer" ein ὑπερβολή, das ist "überschwenckliche red" sind für
derglychen wort: "Werdend ir glouben haben, so ist nützid so
grooß, das ir nitt werdind mögen thuon." Luter meynt, es sye von
berg hin- unnd widerwerffen geredt, dann so er die tropos ansicht,
kan er hieinn die tropos nit nachlassen, sunder förcht, wie yens
kind sprach: "Ich wil nit a jehen, ich mueßte sust b ouch jehen."
Laß er tropos nach an eim ort, so werde er an eim andren ouch
gezwungen. Aber das wil mich duncken, das Luter in unser vorigenn
geschrifft das wort "gheyß" verstandenn hab für "heissen", und
bruchend aber wir es für "verheyssen". Doch ligt nit vil dran.
Als er nun von worten der that, die er thätelwort nennet (gadt
gern mit tilimatäli umb) handlet, spricht er also: "Und wenn
Petrus oder Paulus spräche: ,dir sind deine sünd vergeben', wie
Christus zuo Maria Magdalena sprach, wolan das ist ein lauter
thettelwort. Denocht sind da die sünd vergeben", etc. Sehend,
fromme fürsten, wie Luter noch in zweyenn grossen finsternussen
dahinden steckt. Eine, das er nit sicht, das die wort "dir sind dyne
sünd vergeben" verheyssende wort sind; denn wir nennend das für
verheyssende wort, die der conscientz mit gwüssem verheyssen
lybrung, sicherheyt unnd underricht gebend. Aber da hie Christus
also sicher macht, da mag darumb der mensch nit sicher machenn,
denn er verheyßt unns nit, das, wo wir die wort redind, das da die

--64--

sünd verzigen sygind. Deßhalb, so sind die wort unns wol thatwort,
aber Christo sind es verheiß-; das ist: versichrende und
tröstende wort. Die ander finsternus, so verr im ernst ist, das er nitt
sicht das wort Joannis 20 [V .23]: "Dero sünd ir nachlassen werdend,
denen sind sy nachgelassen", das die wort nitt ein gwaltgeben sind,
die sünd ze verzyhen - denn kein creatur mag die sünd verzyhen,
so die sünd allein wider gott ist (psalm 50) - sunder sy sind ein
empfelhen, das evangelium ze predigen. Unnd spricht Marcus dieselben
meynung mit anderen unnd cläreren worten also uß: "Gond hin,
predigend das evangelium aller geschöpfft. Welcher gloubt (zwar dem
gehörten evangelio), der wirdt heyl" [Mark. 16.15-16] etc. Uß welchen
worten (denn sy beyd eine meinung schribend, die ouch uff ein zyt
bschehen unnd empfolht ist) wir erlernend, das der worten sinn der
ist: "Denen ir das evangelium, das da ist die vergeben nachlassung
der sünd, predgend (ut remissio peccatorum sit periphrasis
evangelii), denen sind die sünd nachgelassen. Verstand: so inen das
evangelium ins hertz gepredget ist. Welches aber nit der apostel oder
mensch thuon mag, sunder der einig vatter: Joan. 6 [V. 44]: "Nieman
kumpt zuo mir, min vatter habe in denn zogen." Der apostel
predget in die oren, aber gott allein ins hertz. "Der ist nützid, der
pflantzt, und der nützid, der wäßret, allein der wachsen macht, ist's
alles" [1. Kor. 3.7]. Unnd wenn glych alle apostel sagen wurdend: "Dir
sind dine sünd verzigen", und der mensch nit selb in sinem hertzen
ungezwyflet versichret ist durch vesten glouben, so weißt er nit,
das im die sünd verzigen sygind, biß er den geyst gottes suns hatt, in
dem er schryet "O min vatter" [Gal. 4.6], das ist, erkennt, daß gott sin
vatter sye, so getrüwlich und eigenlich, das er im fürsehen thuege
in allem sinem läben und anligen. Deßhalb so Petrus spräche "Dir sind
din sünd verzigen", wölte er nützid anders sagen, weder: "Gloubst du in
den himmelischen vatter durch das stuck, daß er sinen sün für dich gegeben
hatt, das er din vatter welle sin, so sind dir din sünd verzigen" etc.
Davon ich in den ersten articklen gschriben hab, möcht ouch lyden,
Luter hett sy gelesen, wie gar er nit wil von uns gelert sin.

--65--

Da er spricht: "Christus heißt unns dise tätelwort sprechen",
thuot er, wie in allen dingen (glych wie die person in Plauto "Pactum
non pactum, non pactum pactum est" vonn den rychen spricht):
Das verheissen ist, das muoß nit verheissen sin; das nit verheissen ist,
das muoß verheissen sin. Hie tobet er, Christus hab gheissen die
wort sprechen. Wo, lieber? Zeige das! "Thuond das zuo gedächtnus
min?" So höre Paulum drumb, was man zuo gedächtnus sines lychnams,
das ist tods, für uns am lychnam erlitten, thuon sölle: Loben
und dancksagen in dem früntlichen und bruederlichen mal, da wir miteinander
das brot der gemeind und das tranck der liebe trinckend.
Wiewol wir keinswegs daran sind, das man die gantzen wort des
herrenynsatzes nit sölle lesen, dann wir die selbs also in unseren
kilchen vorkündigend. Aber darumb wolt Luter sagen, das die wort
von Christo sygind gheissen sprechen, das er die narrechten
schwermery doch etlichen weg ferwen möcht, da sy sagend, das wort
bringt's mit sich. Unnd habend aber in der gantzen bible nit einen
buochstaben, das unns gott uff einigerley wort, so man die spreche,
ützid verheissen hab. Unnd wie er hie haben wil, wir sygind gheissen,
die wort sprechen, unnd thuot aber des kein wort dar noch
bewärnus (denn, er welle gern sehen, welcher sagen welle, das man
sy nit sprechen sölle), also speyet er unns an eim andren ort, da
wir sagend, wir hoffind, es möge nieman darwider. Da wir aber
dasselb nit redend, ze bettlen, das man uns gloub, sunder, so wir mit
kundschafft der gschrifft unser sinn bewärt habend, redend wir demnach,
wie man vor eim richter redt: "Wir hoffind" etc. Dann unser
leere richter ist die gantz kilch.
Summa, der span zwüschend Lutern unnd unns ist an dem ort,
das wir nit nachlassend, das zuo dem nachtmal die wort darumb

--66--

muessind gesprochen werden, das sy etwas machind. Dann da etwas
machen, ist nit das fürnemmen deß nachtmals, sunder mit glöubigem
hertzenn harzuokommen unnd dancksagen. Aber das sy vorgesprochen,
vorgemeldet oder vorgelesen werdind wie ein satzung, nach dero
man etwas handlen, vorgeläsen wirdt, oder wie man imm alten
testament zuo dem osterlamb, das, so davon Exodi am 12. stadt
[2. Mose 12], laß (als die Hebreer bekennend, und ouch lichtlich
vermerckt wirdt am selben ort), also lassend wir nach, vorgelesen
werden söllind die wort. Dann obglych Luter ein offen wort hette
vonn des lesens wegen, so volgete darumb nit, das sprechen oder
lesen den lychnam Christi machen möchte, es wäre denn von
Christo also gebrucht, unnd unns verheissen, das, so wir die wort
sprächind wie er, wurdind ouch wir synen lychnam machen wie er.
Dero tweders sich nimmerme erfinden mag.
So er nachlaßt, wenn gott gheissen hette, das wir sunn und mond
machtind, so wurdind wir's machen, gibt er unns kundschafft, das
wir recht leerend. Aber wo hatt er unns geheissen, sin fleysch unnd
bluot machen? Wenn Luter das anzeygt, so nem den krantz hin.
Dann was die wort "Thuond das zuo gedächtnus min" vermögind, erklärt
Paulus unnd gedenckt deß machens nienen. Wie vor unnd harnach
gseyt wirdt.
"Moses", spricht er, "hatt das wasser nit vom velßen bracht mit
dem schlahen". Das lassend wir nach. "Sunder die krafft gottes."
Das lassend wir aber nach. "So ist", spricht er wyter, "seyn leyb nit
unsers sprechens oder thettelworts halben, sunder seynes heissens
halben". Hie überhupfft Luter gar fyn (nit weiß ich, ob ongfärd
oder mit hinderlist), die gantzen verheissung, und gebieten zücht er

--67--

haryn. Es stadt also Exodi am 17. [2. Mose 17. 5-6]: "Gang vor
dem volck hin unnd nimm mit dir die alten oder rädt Israels, und
den stab, damit du den fluß geschlagen hast, nimm in din hand unnd
gang." (Diß sind alles gebietende wort.) "Unnd ich wird vor dir daselbst
uff dem velßen ston. Unnd so du den velßen schlahen wirst, so
wirdt wasser daruß kommen." (Sich, das sind wort deß verheyssens.)
Wenn nun Luter zuo den worten: "Nemmend, essend", etc. ouch die
harfürbringt: "Hie wil ich gegenwürtig sin unnd, so ir sprechenn
werdend: ,Das ist myn lychnam', so wirdt er da sin", so werdend wir's
ungezwyfelt sehen etc. So aber das nit möglich, so gadt er mit huenermilch
umb. Denn (welches wir ewiklich wellend gesagt haben) die
wort "Thuond's zuo gedechtnus myn" vermögend also nit, das wir
werdind geheyssen, den lychnam Christi machen, das zuo eim
er selbs synen lychnam nit ze esen gegeben hat, wie vor und hernach
gehört wirt, zum andren wir dise dancksagung mitt ußgetruckten
worten geheyssen werdend thuon zuo siner gedechtnus und nit synen
lychnam machen. Noch, so Luter in Moses' worten so fry die verheyssenden
wort ußgelassen hat, muoß ich in fragen, ob das mit oder
one gfärd beschehen sye. Ist's on gfärd, so sehe bas uff und leere
ein andermal nit, er habe denn die gantzen summ wol durchsehen.
Ist's mit gfärd, so sündet er die höchsten sünd, für die nit ze bitten
ist, von dero Mat. 12 [V. 31] und [1. Joh. 5.16] Joann. 5 stadt. Dann
das ist der sünd in heyligen geyst gwüsse dochter, die erkanten warheyt
velschen.
Da er spricht "Wir muessen das brot nemmen und segnen", sicht
er hinder sich und wil aber gsehen sin, er hab die hand an der
geytzen [vgl. Luk.9.62], darumb macht er ouch krumb furhen im

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acker gottes. "Segnen" redend die bäpstler; von denen entlehnet's
Luter, so doch Mattheus, Lucas, unnd Paulus εὐχαριστήσας
haben, das ist "danckgseyt" oder "gott gelobet". Allein Marcus hat
εὐλογήσας [Mark. 14.22], welches wort aber wir vorhar gnuog anzeygt
habend "dancksagen" heyssen, nit "segnen", als die alten wyber
den ungenampten segnend und die pfaffen die fladen. Aber es dient
wol zur sach, segnen; es sol vermögen, das man mit den worten
einer materi krafft geb, und dem Luter vermögen, den lychnam
Christi ins brot bringen.
Bald darnach spricht er: "Wir sagend, sin lyb sye da, wenn wir
sagen: Das ist min lyb." Hie ist des ersten das unnser einig anmuoten
an Luteren (lasse glich ston, wie er welle, den underscheid
der thätworten etc., wiewol er darwider nit mag) das er uns der
worten bericht gebe uß gottes wort, wenn wir sagend: "Das ist myn
lyb", das der lyb Christi sye, dann wir noch nie bericht sind, das
Christus selbs sinen lychnam lyplich ze essen geben hab. Dannenhar
nitt möglich ist, das die wort "Tuond's zuo gdechtnus min" uns
empfelhend, den lychnam Christi mitt den worten dahar ze bringen.
Luter solt als zum ersten bewären, das Christus synen
lychnam lyplich ze essen gegeben hette, und demnach das empfelch
bewären. Das sye hie gnuog gsagt.
Des andern sehen umb gottes willen, mit was gespenst der
worten Luter umbgang. Hie spricht er, wenn wir die wort sagind:
"Das ist min lychnam", so sye sin lychnam da; und spricht aber
Christus nit: "Da ist min lychnam" sunder: "Das ist min lychnam"

--69--

etc. Ist das nit von der substantz zuo dem accidens gefallen, so
gsach ich den gugger nie. Ja spricht er: "Denn Christus heyßt
uns nicht sagen ,Das werde mein lyb' oder ,Da machet meynen leyb',
sondern ,Das ist meyn leyb'." Da bitt ich inn umb gottes willen, das
er unns sage, ob der lychnam Christi in allem brot sye. Spricht er
"ja", so darff es doch der worten weder im nachtmal noch yenen,
so er vor da ist. Sagt er: "nein, sunder, wenn man die wort sag
,Das ist' etc., so sye er da, wie er erst geredt", so volget ie, das, der
glych darvor nit da was, ietz da sye. So ist er erst von nüwem dahin
kommen; das nemmend wir für "werden", so doch Luter vermeint,
wir suochind inn mit dem wort "werden"; dann er spricht: "Wir
sagen: Sein leib, der lengest gemacht und worden ist" etc. Und
wellend inn dheinen weg mit dem wort "werden" trucken. Aber das
sagend wir, daß Luter selbs nitt by dem wort "ist" blybt, da er
glych meint, er welle sich des halten. Dann er löugnet, das
Christus im brot sye, wie gehört ist. Zum anderen redt er, das brot
sye der lychnam Christi, unnd sye brot beyde miteinander. Hie
aber spricht er, da sye der lychnam Christi. So frag ich inn, was er
uns zeyge, so er spricht "da"? Zeygt er uffs brot oder uffs nachtmal?
Zeygt er uffs brot, so wil er ye sagen, daß das brot nit der lychnam
Christi sie; so er uß "das" "da" machet, so ist ye dem "ist" deßhalb
das wesen genommen, das das brot nit der lychnam ist. Zeygt er
ufs nachtmal mit "da", so ist im wie vor; denn, ist das brot nit das,
daruff das wort "das" zeiget, vil weniger mag das gantz mal das
sin; dann Luter selbs starck strytet vom "valetetrunck", der nit das

--70--

bluot Christi gewesen sye. Aber die arbeitsäligen wortenkempf,
ja rechte zoubery muessend der sach helffen; sust ist sy gantz und gar
umb. Behalte man das wol, das Luter vor verneinet hatt "imm
brot"; hie verneinet er "das" und macht "da" druß; und harnach
macht er widerumb uß dem "das", das es uffs brot reyche.
Luter schmeckt aber nach dem knoblouch und böllen in
Egypten [cf. 4. Mose 11.5], so er spricht: "Darumb muessen nicht
von nöten den glouben haben, die diß abendmal handelenn" etc.
Also hatt der bapst muessen reden, solt er fürgeben, wie der lychnam
Christi hie lyplich geessen wurd; und so es Luter ouch wil, mueß er
ouch also reden wider sine vorigen gschrifften, da er wider den bapst
geschriben hat: wo gloub nitt sye, esse man den lychnam Christi
nit; allein den glöubigen werde es der lychnam Christi; die unglöubigen
aber, die essend inen selbs nun eyn verdamnus [cf. 1. Kor.
11.29], nitt den lychnam Christi. Das sind ongefärd die wort, die
er etwa brucht, bin ich recht indenck.
Aber dem sye, wie im welle, sehend zuo, fromme fürsten, so Luter
wider den underscheid der that- unnd heyssenden worten redt,
spricht er, es sygend etliche, mitt denen der gloub sye ingebunden,
als von den wunderzeichenn etc., etliche, mitt denen der gloub nitt
sye ingebundenn, als die wort im nachtmal. Hie frag ich Luternn,
ob der glöubig nitt allen worten gottes, recht verstanden, glouben
sölle. So er on zwyfel ja sagt. Wie kan denn der diener geschickt
sin zum predigampt, so er nit glouben hatt, oder den lychnam Christi

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dahar ze bringen? Ja, bewert er's mit den falschen propheten
[vgl. 2. Sam. 17. 14] unnd mit denen, die sinen lychnam unwirdig gessen
habind zuo Corintho [cf. 1. Kor. 11. 27], so sag ich: Warumb
sol man vonn dem fäl reden, das er by dem amptman sin mög, und die
trüw möge wol nit by im sin? Ist das nit ein offner weg der verfuernus?
Sol ich sagen, es muoß ein fürst nit trüw sin, es muoß ein radtsherr
nit wyß sin, darumb das vil untrüwer fürsten und vil unwyser
radtsherren sind? Sol man nit also reden: Welcher nit trüw ist sinem
volck, der ist nit ein fürst? Unnd, welcher nit wyß ist, der kan ye nit
ein radtsherr sin, und derglychen? Welcher fürst nit trüw ist, der ist
ein tyrann unnd nit ein fürst. Welcher nit wyß ist, der ist nit ein radtsherr,
sunder ein gouch? Wo ich Lutern etwa funden hab, das er die
geschrifft nit eigenlich verstanden, hab ich im doch allweg zuogegeben,
er zühe es dennocht zuo guotem der conscientzen, aber nun
kan ich's warlich nümmen sagen.
Zum andren frag ich, ob es ein wunderwerck sye, daß Christus
imm nachtmal geessen werde? Ist on zwyfel ja; denn sy nit nun
ein, sunder vil wundren setzend; und Luter muoß eins setzen, das
weder in himmel noch uff erden sin noch werden mag, das ist, das
gott wider sin eigen wort sye und thueye; das ist nimmerme möglich.
So nun der diener oder amptman hie ein so wunderbar werck handlete,
wie wär im, das er das thätte on glouben? Nun sagt doch Luter
selbs, das im bergversetzen gloub erforderet werde, unnd Marci 16
[V. 17]: "Denen aber, die do gloubend, denen werdend dise zeychen
nachvolgen" etc. Und hilfft hie nit, den harynziehen, der Christo
nit nachvolget unnd dennocht die tüfel ußtreib [cf. Mark.9.38-40];
denn privilegia paucorum non faciunt legem publicam (besundre
ußgenomne thaten machend kein gsatzt). Sunder wir söllend bym
gemeinen gsatz Christi blyben, das, wo wunderwerck von gott
durch die menschen bschehend, muoß der mensch glöubig sin. Zum

--72--

dritten, so sehend aber, fromme fürsten, wie Luters gschrifft hie
stadt, da er spricht, zum predigen und nachtmal werde der gloub
nit yngebunden. Womit bewärt er's doch? Nit ein geschrifft hatt
er drumb. Aber wir habend wider Luters irrung offne gschrifft
1.Corinth.4 [V.2]: "Das wirt fürnamlich erfordret an den dieneren
deß hußhaltens, das einer trüw sye." Warumb ist aber einer gott,
synem herren, trüw? On zwyfel, das er inn lieb hatt unnd uff inn
truwt. So erfordret ye das predigampt den glouben. Und welcher
den nit hatt, der ist nit ein diener gottes, fuert gottes wort nit, sunder
des tüfels. Also ouch im nachtmal, welcher nit glouben hat, wurde
vil ee den tüfel dahynbringen weder den lychnam Christi. Ja,
spricht Luter: "Das beschicht mit gottes krafft unnd wort".
Glychsam den tüfel ußtryben, die blinden gsehend machen nit ouch
mit gottes krafft unnd wort beschehind. Lieber verhörend die wort
Petri, Act.3 [V.6]: "Im namen des herren Jesu, stand uf unnd
wandel". Ist nit hie der lam uss der krafft gottes ufgestanden? Hat
nit Petrus den namen Jesu über in berueffet?
Nun wolhin, ich wil üch, fromme fürsten, anzeigen, das Luter
unredlicher vonn den dingen schrybt weder die bäpstler selbs. Die
bäpstler habend ein frag gefuert: Ob der priester, so er die wort "Das
ist min lychnam" etc. spricht, willen muesse haben, ze consecrieren,
wandlen oder segnen (als Luter spricht). Und habend darüber disen
bscheyd geben, das ja; et si quando non esset actualis intentio,
tamen habitualis non deesset, das ist: unnd begeb es sich, das einer

--73--

zuo etwas mal nit gegenwürtigen willen oder fürnemmen hette, so
muesse doch gemeynlich gewoneter will da sin, das ist, daß der pfaff
vor allweg gewont hab, den willen unnd gmuet dahinsetzen, er welle
wandlen inn lychnam Christi das brot, etc. Welcher nun ye hatt
willen ghebt, der hatt ye muessen glouben, das die wort das also
machind. Sehend an eim fürgon, wel ein metzg der conscientz die
mäsß ist. Sehend ouch, wie übel Luter vallet, so er schrybt, das
uss gottes wort nit grund hatt, namlich, das hie gloub nit erfordret
werde. Aber das hatt inn dahin trungen, das wir anzeygt habend,
es möchte nieman gwüß sin, ob der lychnam Christi da wäre oder
nit; dann, sol er da werden nach den gesprochnen worten, unnd die
wunderwerck glouben erfordrend, unnd wir ye nit wüssend, ob der
diener gloube oder nit, so möchtind wir ouch nit wüssen, ob der lychnam
Christi da wäre oder nitt. Ja das hat inn zwungen, das er mit
den bäpstleren on gschrifft redenn muoß, ja wider gschrifft dise schlußred:
"Das evangelium predigen und das nachtmal handlen, erfordret
den glouben des dieners nit." Dise schlußred trag ich allen creaturen
engegen, das sy den erstenn teyl, das der gloub im diener des worts
nit erfordret werd, uß gottes wort bewärind. Laßt sehenn, wer wil
unseren grund dennen thuon. Aber so ich's hin und wider bsich,
so kumpt die schlußred uß bapsts kocher; deß muoß sich einer
bhelffenn, der nit rechte pfyl hat, dann nieman spricht "der herr
Jesus" on im heiligen geyst (1.Cor.12 [V.3]).
Ich hatt Luternn mit dem finger zeyget, wo er in Paulo funde,

--74--

daß das brot brot sye und blybe und der lychnam Christi genennet
werde, nit sye. Das nimpt er so undultig von mir uf und macht so
vil worten, das, wär denen antwurten wölte, mueßte ein buoch als groß
schryben als nüw und alt testament. Unnd darumb wellend wir kurtzlich
bewären, das die wort Pauli "dann so offt ir das brot essen
unnd das tranck trincken werdend" [1.Kor.11.26] etc. den sinn
habend, daß sy erlütren wellend und erklären, was das sye, das vorhin
lychnam und bluot genennet ist. ᾿Επανάληψις, i. resumptio, das ist
"das widerufnemmen", ist ein söllche gstallt der red, da man das,
so vormal dunckel oder ungnuogsam geredt ist, widrumb ze hand
nimpt unnd sich klärer oder gnuogsamer zuo verston gibt. Als so ich
sprich: "Luters fäder ist hür ein bärentatz glych wie fernn,
dann wie er vor zornig unnd wuetig geschriben wider alle menschen,
also schrybt er noch und sübret syn schryben nützid vonn schmähen."
Hie sind die ersten wort gantz tropisch unnd dunckel: "Fäder",
"hür als fernn" und "bärentatz". Darumb so nimm ich, daß ich
damit meinn, widrumb ze hand unnd sag, das ich durch die "fäder"
sin schryben und tradel syner red verston, durch den "bärentatzen"
das fräch schelcken unnd unbedacht harynhouwen, da er
offt sich selb facht, glych wie der bär den tatzen selbs ann spieß
schlecht. "Hür unnd fernn" heyßt hie "für und für", das er ouch
gegen küngen (doch die im verr sind) unnd bruedren kein maaß
halt.
Unnd deß widrumb ufnemmens ist hie ein gwüß zeychen das
wörtlin "dann"; das zeygt an, das man harnach lütren welle, was
man mit den duncklen worten gemeint hab, unnd warumb man ein
anders mit andren worten genennet hab, wie yetz ghört ist. Ich hab
in der predge zuo Bernn ein ander byspil uss Rom. 4 gegeben. Als

--75--

nun Paulus die epistel zun Corinthen geschriben unnd gsehen, das
die wort "Das ist min lychnam" [vgl. 1.Kor.11.24] etc. vonn den
andren evangelisten wol und recht geschriben, aber lychtlich möchtind
in ein andren verstand zogen werden, hatt er unnd Lucas
darumb dise wort so klar unnd luter gemacht und spricht: "Jesus
hatt das brot genommen, gott gelobt, brochen unnd geredt: Nemmend,
essend, das ist min lychnam, der für üch gebrochen wirdt;
thuond das zuo gedechtnus min. Derglychen ouch den bächer nach dem
nachtmal, sprechende: Der bächer, das nüw testament, ist in minem
bluot; das thuond, so offt ir's ymmer trincken werdend, zuo gedechtnus
myn. Dann so offt ir ymmer das brot essend unnd den bächer
trinckend, so kündend, lobend oder prysend den tod des herren, biß
das er kummen wirt" [1.Kor.11.23-26]. In denen worten sehend wir
die epanalepsin, das ist das widerufnemmen, das da volget nach dem
wort "dann". Unnd glych wie imm vordrigen byspil von's Luters
fädren und bärentatzen nach dem wörtlin "dann" harnachvolget die
erklärung, was man mit fädren unnd bärentatzen welle (dann wie er
unsubrer red und geschrifft ist vorhar gwesen, also ist er noch etc.),
also volget ouch hie nach dem wörtlin "dann" die erklärung der dryen
worten "lychnam, bluot, gedächtnus", darinn man sicht, was Paulus
durch sy verstanden hatt, namlich, das er das, so da gereycht wirdt,
nit fleysch, sunder brot, nit bluot, sunder wyn, nit lychtlich gedencken,
als da einer ouch gedenckt, was er nächt znacht geessen hatt, sunder
mit danckbarkeyt loben, prysen, ußkünden, ußsprechen verstadt;
unnd spricht, sam er also redte: "Dann so offt ir das brot, das ich
erst den lychnam Christi genennet hab, essen unnd das tranck,
das ich erst das bluot Christi oder nüw testament genennet hab,
trincken werdend, so söllend ir gott loben umb den tod deß herren"
etc. Hie wirt Luter umb bewärnus schryen. So habe die also.
Bewärnus:
Wo das wörtlin "enim" (dann) stadt, da volget sicher ein ursach
oder lütrung der vordrigen meinung, als die kinder im Donat erlernend:
Da causales. Doch wellend wir das mit wenigen kundschafften

--76--

bewären, dero aber die gantze gschrifft so voll ist, das kein
blatt in der bible ist, an dem sölcher byspilen nit vil erfunden werdind.
Rom. 7 [V.14-15]: "Ich aber bin fleyschlich und verkoufft
under die sünd; dann das ich thuon, das gfalt mir nit; dann ich thuon
nit, das ich gern thuon wölte, sonder das ich hasß, das thuon ich."
Bsehand hie, f.f., die zwey "dann", so befindend ir, das sy zuo zeychen
gsetzt sind, die do ursach unnd lütrung der vorigen duncklen reden
gebend. "Fleyschlich und verkoufft sin under die sünd" ist ye dunckel
des worts halb "verkoufft". Also zeigt er von stund an, was er
durch den tropum "verkoufft sin" meine, namlich "eigen sin der
sünd", glych wie ein erkouffter knecht thuon muoß nit, was er, sunder
sin herr welle. Also sind ouch wir präst- und sündhafft. Und so wir
gotteserkantnus, glouben und lieb habend, so mißfalt uns alles, das
wider gott ist, noch so ist das krafftloß fleisch so schwach, das uns täglich
etwas mißradt, das wider gott ist. Und darumb spricht er: "Dann
das ich thuon, das gfalt mir nit." Unnd so vonn stund an engegen möchte
geredt werden: "Warumb thuostus denn?", gibt er aber antwurt
κατ ̓ἀνθυποφοράν unnd spricht: "Dann ich thuon nit, das ich gernn
thuon wölte, sunder etce." 1. Corinth. 1 [V.17 u.18]: "Christus hatt
mich nit ze touffen gsendt, sunder zuo predigen das evangelium, nit
mit kluoger red, damit das crütz Christi nit ußgelärt werde; dann
der handel oder predge des crützes ist denen, die umbkommend, ein
torheyt, aber den behaltnen ist es die krafft gottes etce." Hie sehend
wir aber das wörtlin "dann" und verstond durch es, das ein ursachliche
erklärung der vordrigen worten harnach kumpt, was do sye "das
crütz Christi ußlären", und worzuo gott die einvaltigkeyt des predgens
hab wellen bruchen.
Demnach so ligt am tag, das, wo sich einer erklären wil, on zwyfel
in der erklärung häll reden muoß und alles, das vorhin dunckel und
mit verwendten worten geredt ist, einvaltigklich darthuon mit unverwendten
und unverwundnen worten. Da wirt Luter aber

--77--

schryen: "Bewär's, du leidiger teufel." So wil ich im antwurten,
nit der tüfel. Nimm die gantzen bible sampt allen gschriften, die in
der welt sind, so erfindt sich nit eine red, die ein epanalepsis, das
ist ein widrumbufnemmen, sye, da im nit also sye. Galat. 3 [V.25]
stat also: "Do aber der gloub kommen ist, sind wir nit me under dem
schuolmeister." Sich, hie ist aber dunckel, was der schuolmeister sye.
Und so wir davor hörend, das er das gsatzt also nennet, thuot er uff,
warumb wir nümmen under dem gesatzt sygind, und spricht: "Dann
ir sind alle sün gottes durch den glouben in Christum Jesum"
[V.26] etc. Sich, wie häll, sich, wie alle tropi underlassen, und nützid
dunckels hie geredt wirdt. Philipen. 2 [V.12 u. 13] spricht Paulus
also: "Noch vil me in minem abwesen volwürckend üwer eigen heil
mit forcht und schrecken, dann gott ist, der in üch vollbringt das
wöllen und das würcken" etc. Hie habend wir aber nach dem wörtlin
"dann" ein erklärung, die on alle tropos ist, und nimpt widerumb uf
das wörtlin "würcken". Dann dasselb etwas dunckels mit im bringt,
namlich, wie der mensch sin eigen heil würcken möge; und spricht,
sam er also redte: "Verstand mich recht mit dem würcken. Ob ich
glych dich heiß würcken, ist doch alle würckung gottes", etc. Ut
etiam sit μετάνοια (correctio), das ist ein verbesserung und ein recht
nennen und erlütren des würckens. Also ist im ouch hie, ja vil
häller und stercker, denn garnach alle epanalepses (i. widerumb
uffnemmen) sind in aller gschrifft. Dann wie vor dunckel stat "lychnam",
"bluot" und "gedechtnus", samlet er sy alle drü in der erlüterung,
die nach dem wörtlin "dann" stat, und erlütret sich also: "Dann so
offt (sehend hie, fromme fürsten, wie er ouch die wort "so offt" widerum
uffnimpt, damit man sehe, das er sich umb die vordrigen dunckle
erlütren wil) ir das brot, das ich erst minen lychnam genennet hab,
und ist aber der substantz nach nun brot, essen werdend" etc.,
wie doben ist anzeygt.
Diß ist üch, f.f., ietz gnuog anzeigt, das die art der red der worten

--78--

der griechischen sprach gentzlich das und kein anders vermag. Das
aber nach den worten volget, ist ouch gantz dienstlich zuo disem verstand
und leert uns daby, wie Paulus das brot und tranck allein
nennet den lychnam und bluot Christi, nit daß sy es sygind. Und
spricht Paulus uff dise wort wyter also: "῞Ωστε, das ist: und darumb,
welcher der sin wirt, der das brot essen oder den becher des herrn
unwirdiklich trincken, der wirt schuldig des lychnams und bluots des
herrn" [1. Kor. 11.27]. Hie wellend umb gottes willen sehen, fromme
f[ürsten], das Paulus nach der erlüterung, mit dero er sich ufgethon,
den lychnam und bluot nümmerme zum essen und trincken
gesetzt hat; sunder so offt er von essen oder trincken redt, setzt er
allein brot und becher darzuo, und das mit so lutren articklen und
zeygeren - τὸν ἄρτον τοῦτον, das ist: das brot des nachtmals, oder
das brot, von dem wir redend, oder das das brot, das nun brot ist -
das ein wunder ist, daß die welt ye hinder die irrung kommen ist,
die wir so eigenlich sehend in der griechischen sprach nit mögen
erlitten werden. Und laß das an alle schuoler, die nit me denn ein
halben fierling saltzes by derselben sprach geessen habend.
Hie muessend wir aber sagen, wie man am lychnam und bluot
Christi schuldig werd, so man der substantz nach nützid dann brot
esse und wyn trincke. Also redend unnsere widersächer gegen unns.
Glych als ob sölcher reden nit der täglich bruch aller sprachen voll
sye. Es entschlaft der wächter uf der wacht, der rüter an der halt
versumpt etwas, damit der fürst ein grosse verlurst oder die schnuer
gar nimpt. Spricht nit yetz mencklich: "Der liederlich mann ist
am frommen fürsten schuldig?" Wie? Nun hatt er inn doch nit umbbracht.
Ist war; er hatt aber nit gewachet, als er solt. Also wirt man
schuldig criminis laesae maiestatis am fürsten, so man sinen legaten
oder bottschafft unzüchtiget, unnd ruert denocht den fürsten nit
an. Also wirt ein yeder obrer gelestret, wenn man im syn waapen

--79--

schmächt; und empfindt er das nit. Hie wirdt Luter billich
schryen: "Geschrifft har!" Gmach dran, es kumpt alles.
Matth. 25 [V.45] redt Christus in der person des künigs und
spricht: "Amen sag ich üch, so offt ir's nit einem yeden wenigosten
dero der mynen geton, habend ir mir's nit geton." Könnend wir nit
hie ouch also reden: "Wie mag einer schuldig werden, daß er den
herrn Jesum nit gespyßt, kleydt, tröst, ze huß genommen hab, so er
doch nienen da ist?", so unsere widersächer so herrlich harin
bochend: "Wie kan man am lyb und bluot Christi schuldig werden,
so ir sagend, man esse sy nit?" Also sehend ir, f.f., das die dem
herrn hunger und durst lassend, die synen armen hie söliche mengel
nitt buetzend, unnd lydet aber er weder hunger, frost noch durst me,
und harwidrumb, die am lychnam und bluot Christi glycherwyß
schuldig werdend, die nit mit sölchem glouben, liebe und zucht das
nachtmal Christi begond, als der gantzen kilchen zimpt, und yeder
besunder by im selbs beraten und erinneret sin sol [vgl. 1.Kor.11.21],
davon bald kommen wirt. Und als wenig der lychnam Christi
bekleydt mag werden und denocht an im schuldig wirt, der in nit
kleidt, als gwüß ist, der nit rechtgeschaffen zum nachtmal gadt,
am lychnam und bluot Christi schuldig, nit, die er geessen hab, sunder
dero zeychen, sacrament und bedütnus er mißbrucht hatt. Derglychen
sind: "Welcher üch uffnimpt, der nimpt mich uff" [Matth.
10.40], "was ir dem kleinsten der minen tuond, ist mir geton" [Matth.
25.40], "welcher üch verachtet, der verachtet mich" [Luk. 10. 16]. In
welchen kundschaften allen man am herrn Jesu selbs schuldig wirdt
oder im selbs dient, wiewol er lyplich nit da ist, noch im lyplich wirt
angeton. Und wirt also des hungrigen herrn schuldig, der nit hunger
lyden mag, der im den lyplichen hungrigen nit spyßt; und wirt des
lychnams und bluots des herrn schuldig, die nit mögend geessen oder

--80--

getruncken werden, der im das nachtmal nit recht begadt, darinn
hoch lobt und danckt umb den tod, den er erlidten hat.
"Wirdig oder unwirdig" sol nit nach bäpstlicher wyß für "one sünd
oder sündig" verstanden werden, dann also möchte kein creatur
die dancksagung begon, so wir täglich sündend und täglich sprechend:
"Vergib unns unnser schuld" [vgl. Matth.6.12]. Wiewol daby
denen, die in Christo Jesu sind, nützid verdamlichs anhangt
(Rom. am 8.capit [V.1]); es hangt uns wol der täglich prest an,
er ist unns aber nit verdamlich, so wir in gott vertruwet sind. So
nun "wirdig sin" nit "unsüntlich sin" ist, so muessend wir andere ort
besehen, wofür "wirdig unnd unwirdig" in der gschrifft genomen werd.
Matthei 10 [V. 11] leert Christus die junger, so sy in ein statt
kömind, erforschen, wer in iro wirdig sye. Da ist aber gwüß, das
Christus syne junger, denen er nützid höhers denn liebe und nidertracht
empfolhen, nitt zuo eim hochmuot zogen oder gewißen hat,
noch nach der phariseyer ardt sprechen: "Rür mich nit an" [vgl.
Matth.23] etc.. Darumb heißt hie "wirdig" gschickt, kommlich,
erber, züchtig. Also ouch hie heyßt "wirdig" rechtgschickt, wie es
zum nachtmal ghört, glöubig, danckbar, züchtig und trüw, das
keyner mitt unglouben darinn erschine, das keiner unmaaß im essen
oder trincken trybe, das keyner den nechsten verachte und von syner
armuot wegen synen nit warte etc. wie denn Paulus inen die presten
anzeygt. Luce 3 [V.8] spricht Joannes: "Tuond wirdige frücht der
besserung." Da wirdt aber "wirdig" für "rechtgeschaffen", "gebuerlich"
und "zimmlich" genommen: Tuond frücht, die zuo der besserung
ghörend und zimmend.
Nun volget wyter in Paulo [1. Kor.11.28-29]: "Bewäre aber der
mensch sich selbs unnd demnach esse er von dem brot und trincke
von dem becher. Dann welcher's unwirdig isset und trinckt, der isßt

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und trinckt im selbs ein rach, so er den lychnam des herrn nit
entscheidet." Hie sehend wir aber, wie er "essen" und "brot",
"trincken" und "becher" zemensetzt, nit "lychnam und bluot". Zum
andren, daß er's nach dem wort "bewäre" aber brot nennet und
tranck. Darab wir ungezwyflet nemmen mögend, das Paulus hie
nützid substantzlichs vermeynt geessenn werden weder brot, dann
er sust also geredt hette: "Der mensch aber bewäre sich vorhin,
das im nit zwyfle, das hie fleysch unnd bluot Christi wesenlich
genossen werde, und demnach esse er das brot", etc. So aber das
nit, sunder nachdem er thür gnuog geheyssen hat bewärenn, zeygt
er an, das man sich zuo dem brot und tranck bewären sölle nit der
substantz, sunder des gloubens und zucht halb. Hierumb wellend
wir für das dritt der alten kundschafft anzeygen über diß ort,
das Luter nit allenthalb gsagen könne, wir redind, das nye ghört
ouch wider die alten lerer sye, sunder sehe, das "bewären" nit von
des lychnams essen willenn geredt ist, aber wol von des gloubens
willen und von der kilchen wegen, die der lychnam Christi ist, das
in dero kein unzucht begangen, ouch der nechst nit veracht werd.
Ambrosius redt über die 1. epistel zun Corinthen ca. 59 also
über die gegenwürtigen wort: "Paulus sagt, das der unwirdig des
herren sye, der diß mysterium oder sacrament anderst begadt, weder
vonn im yngesetzt ist. Dann der mag nitt andächtig sin, der's
anderst fürnimpt, dann es vom ynsetzer ggeben ist. Und darumb so
verwarnet Paulus vorhin, damit das gmuet deß zuogendenn nach
anggebner ordnung gotzförchtig sye zuo der dancksagung des herrenn.
Dann es ist das gricht künfftig, das ein yeder am tag des herren Jesu

--82--

Christi rechnung geb, wie er hinzuogang; also das, welche one die
ordnung des ynsatzes und zucht des wandels hinzuogond, schuldig
sind des lychnams und bluots des herren. Dann was ist schuldig sin
anders, weder gestrafft werden umb den tod des herren, so er gstorben
ist für die, die sin guothat für z'nichtig habend." Diß sind alles wort
Ambrosii.
In welchen ir, fr.f., sehend: 1. Das der andacht sin sol, gott
wellen dancken umb die guothat, die er unns mit dem tod sines suns
bewisen hatt. Nun sagt aber darumb nieman danck, weder der in
sinem gmuet unnd seel die frucht unnd fröud sines tods empfindt.
Deßhalb gloub vor allen dingen erfordret wirdt.
2. Sehend ir, das er die ordnung unnd zucht des ynsatzes erfordret,
und welcher die nit halte, der werde schuldig des lychnams unnd bluots,
nit welcher sy unwirdigklich geessen habe lyplich. Ist aber Ambrosius
mit uns, die erkennend, das man schuldig an Christo selbs wirt, da
man inn nit ißt, aber das nit recht ißt, das in der dancksagung syner
guothat geessen wirt. Was aber die ordnung sye, lernet man uß der
unordnung, die Paulus hie strafft. Die erst unordnung: So sy zemenkamend,
wurdend sy erger. So ist die erste ordnung, das wir in die
dancksagung zuo verbeßrung zemenkommen söllend. Die ander unordnung:
Das zwyträcht, spaltung und zerteylung der leer und der
gmueten under inen warend. So ist die ander ordnung, das wir
eynträchtig sygind. Welches ouch sin muoß, so verr wir einen glouben
und einen geyst habend. Die dritt unordnung: Das söllche teylungen
unnd zwyträcht so hantlich gehalten wurdend, das es zuo secten und
rotten kam, doch blibend die rechtglöubigen by der zucht und
ynsatz gottes, und dient der frechen fräfel zuo dero bewärnus [vgl.
1. Kor.11.19]. So ist die dritt ordnung, das nyeman sich rotten, sündren
unnd abscheyden sol. Es sol ouch nyeman sin, der in der kilchen syner
leer oder meynung nit rechnung geben und nemmen well. Als aber
leyder thuond, die in disem span von wenigen sich verfueren lassend,
daß sy die warheyt, die man noch für und für dargibt under das
Christenvolck als under die kilchen, nit verhören lassend. Gott

--83--

laßt nit irren, wo sin geyst ist. So nun in einer kilchen der geyst
gottes ist, so mag sy nit verfueren, das Luters gschrifft geläsen wirt,
die doch irrig ist in diser materi. Und harwidrumb, so unser leer irrig
wär, wurd sy in den kilchen hin unnd wider nit angenommen. Aber,
nit verhören unnd mit gotzforcht unnd glouben nit erwegen, ist ein
ursach deß zwytrachts. Dann es sol dem wenigosten in der kilchen
zimmen, ze prophetieren in siner ordnung. Die vierd unordnung ist,
das sy zemenkamend nit als zuo dem mal der dancksagung des herren,
sunder farlässig, lychtferig und muotwillig, glych wie man in ein
ander praßmal zemenkumpt. So ist die vierd ordnung, daß wir
andächtig, mit danckbarkeyt und gotzforcht hiehar kömind, da man
gott danck sagt umb den thüren radtschlag, das er sich erwegen hat,
sich selbs anzegryffen und sinen sun unser machen, das wir durch
inn syn wurdind, das er inn, der menschlichen geburt nach, unseren
lyplichen bruoder gmacht hatt, damit wir erben möchtind sin der
ewigen rychtag. O wunn und tieffe der göttlichen wyßheit [vgl.
Röm.11.33] und guete, da man im danck sagt nit allein der menschwerdung
und fruchtbaren lebens und leer, mit denen er uns als eyn
schuolmeister underwyßt und erzogen, sunder erst zuo dem allem
sich selbs in tod zuo eym opffer für unser sünd ggeben hat, darinn
verspotten, verspüwen, krönen, geyßlen, baggenstreych, bschelten,
schmähen unnd verfluochen erlitten etc. Welcher nun mit ryffer trachtung
dero- und iroglychen handlungen harzuokumpt, der wirt mit
ernst und nit mit narrechter praßfröid als die Corinthier harzuogon
und wirt des herren mal begon, nit ein füllmal. Die fünfft unordnung,
daß sy einandren nit beytetend, sunder ein yeder fraß und fullt
sich, sobald im sine richten dargetragen wurdend. So ist die fünfft
ordnung, das man zemal miteinander esse. Das ist für verdanck
der untrüw unnd verachtung. Darumb wir im yetz nit unrecht thuond,

--84--

das wir das mal, das hunger und durst hinnemmen sol, nach der leer
des apostels [vgl. 1. Kor.11.34] daheim nemmend. Die sechßt unordnung:
Das damit die gantz kilch verachtet ward, so ein yeder fraß,
wenn er wolt und uff die kilchen nit sach, das die miteinander
züchtigklich solt essen. So ist die sechßt ordnung, das wir den lyb
Christi, das ist die kilchen, entscheydind und sy nit achtind, als da
man an einer schencke zemennfallt und frißt. Daruß wir sehend,
das "den lyb des herren entscheydenn" nützid anders ist, weder
die kilchen mit irem houpt entscheyden von andren versamlungen,
höher und sunder rechnen. Die sibend unordnung: Das damit die
armen verachtet unnd deßhalb schamrot dastuondend, so sy nit kostlich
hattend ufzetragen, ja iro etlich gar nützid hattend, und aber
die frechen muotwilligen rychen mit pracht joßtend und toßtend. So
wirt die sibend ordnung sin: Erkennen, das alle, die mit uns hie erschynend,
unns von gott als unsere glider anzeygt werdend, die wir
mit spysen, kleyden versehen söllend als uns selbs. Das ist "den lychnam
des herren nit verachten", sunder hoch und recht achten; dann
wir, die menge, sind sin lychnam. Deßhalb wir die ordnung und
zucht, von dero Ambrosius redt, wellend uß Paulo bewerdt
haben, das die nützid anders sye dann rechter gloub und liebe des
nechsten, in denen sich der mensch bewären sol.
Nun kummend wir widrumb uff Ambrosium. Zum dritten bestimpt
Ambrosius die zucht des wandels. Unnd welcher die nit halte, der
werde schuldig am lychnam und bluot Christi. Und sagt gar nit "an
dem lychnam, den er geessen habe", sonder das er den getödten lychnam
verachte, so er sich under die dancksagenden gsellet unnd
aber uss der unzucht ergriffen wirt, nit glouben, deßhalb er ye den
tod Christi verachtet. Denn Ambrosius spricht, es werde der
unordenlich umb den tod des herren gestrafft, nit umb den geeßnen
lyb, so der ungschickt essende das lyden Christi z'nichtig rechnet.
Und rechnet aber inn z'nichtig ein yeder, der nit mit rechtem gmuet

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und ernst hinzuogadt. Gange nun, Luter, und kriege mit Ambrosio,
nit mit uns.
Augustinus spricht ad Januarium, epistola 118, also: "Dise
spyß wil allein der verachtung nit, glych als ouch das manna den
verdruß nit wolt. Dannenhar ouch der apostel sagt, das diß sacrament
unwirdigklich empfangen sye von denen, die es nit entschyedend
vonn andren spysen mit eigner oder sunderer vereerung, die im ghört.
Dann von stund an und er geredt hatt: ,Er ißt unnd trinckt im selbs
das gricht oder straaff', thuot er hinzuo unnd spricht: ,Nit entscheydende
den lyb'" etc. Sind alles wort Augustini. Diß ist die epistel, daruß
Luter im vordren buoch so vil ggüdet; aber yetz thuot er, glychsam
er sy nie gesehen hab. Aber ir, fr.für., sehend, das Augustinus
"bewären, unwirdigklich empfahen und den lychnam des herren entscheyden"
mit uns verstadt. Erstlich "bewären", so er spricht, die
spyß wel unveracht sin, und sagt nit von bewären, ob wir gloubind,
das hie fleysch und bluot sye. Demnach, das die unwirdig sind, die es
nit anders rechnend weder ein andre spyß, als die Corinther thatend;
nit, das sy die spyß deßhalb nit recht entschiedind, so sy nit erkantind,
das fleisch unnd bluot da wäsenlich geessen wurdind. Dann wo dem
also wäre, so hette Paulus davon ob allen dingen muessen sagen unnd
het's für die höchsten ursach ghebt, das sy die gegenwürtigkeit des
lychnams Christi nit hoch gnuog geachtet hettind. Zuodem ist sich zuo
den Corinthern ze versehen, wo inen ye fürgeben wär gwesen, das
der lychnam Christi lyplich da wär, das sy in sölche lychtverigkeit
nie gfallen wärind. Hieby sicht ouch mencklich, das wir diß
sacrament nit verkleinen wellend, drumb das der lychnam Christi
nit lyplich da geessen werde, sunder wir zeigend die eigenlich vereerung
und zucht an, wie doben uss Paulo ghört ist, damit der

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narrächt schräcken, den wir hie ab unserem dichten empfangen
habend, hingenommen unnd rechtgeschaffner andacht angenommen
werd. Zum letsten spricht aber Augustinus, das die, so inen selbs
die raach essend, darumb beschehe, das sy den lychnam deß herren
nit entscheydind, und nit, das sy inn nit gloubind lyplich geessen
werden. Nun ist vor uss Paulo gnuogsam bewärt, daß den lychnam
des herren nit entscheyden zuo eim ist, daß man zuo disem mal nit
anderst gsinnet kumpt, weder zuo eim füllmal, zum andren, die kilchen
und die armen der kilchen verachten. Dise bede ding werdend in dem
einigen wort "lyb" begriffen; dann die kilch ist der lyb Christi,
unnd Christus ist das houpt. Nun ist das houpt und die glider ein
lyb. Darumb hie den lyb des herren entscheyden, ist Christum recht
erkennen als das houpt und die kilchen als mitglider.
Aber sagt Augustinus, tract.62 in Joannem, also: "Sind yngedenck,
worumb gschriben sye: ,Ein yeder, der das brot essen oder
den bächer des herren unwirdig trincken wirt, der wirt des lybs und
bluots des herren schuldig.' Dann, do der apostel das redt, do redt er
vonn denen, die den lyb des herren glych wie ein andre spyß one
underscheyd und lichtverig namend." Dient alles dahin, das
"den lyb entscheyden" nit sol verstanden werden, glouben, das der
lyb da sye, sonder das man sich lichtverig in dem mal hielt als in
einer andren zäch oder gsellschafft. Das aber Augustinus hie das
sacrament den lyb Christi nennet, sol üch, fr.für., nit bekümren,
dann die alten habend's mit dem namen gnempt, mit dem es
Christus selbs genennet hatt. Sy habend aber under dem namen
ouch verstanden, was Christus verstanden hatt [vgl. Matth.26.26].
Und wie die Italier noch hütbytag corpus domini nennend diß sacrament,

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also ist es für und für genennet unnd doch nun verstanden
das sacrament, das ist zeychen, und besunder masß, das in der dancksagung
ist harumbgetragen.
So nun Luter alle ordnung unser vorigen geschrifft verkert (damit
er doch etwas kochte, das nieman kante) und wir hie an dem ort
sind, da wir im hattend anzeygt, daß ouch in der gschrifft offne ort
erfunden wurdind, darinn man erlernete, das der substantz nach
hie nützid anders sye weder brot und wyn, aber der bedütnus und
bruch nach hoch ze vereeren und fürchten etc. So wellend wir grad
hieby ouch die wort Luce vom bächer vor dem nachtmal mit den
worten Matthei und Marci verglychen. Hierumb vernemmend
also, fr.f.! Der Hebreier art ist, im titel der sach das end und
summa begriffen, als so wir sprechend: "Do wir den hertzog Karle
von Burgund erschluogend, zugend wir gegen Nanze walds halb"
etc. Hie statt die summa zum ersten, das der hertzog erschlagen sye,
unnd aber der zug harnach, der vorhin beschach; wie dann in den
biblischen buecheren täglich anzeygt wirdt, unnd die annotationes, by
uns uffzeichnet, bezügend. Also ist im ouch hie. Mattheus und

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Marcus redend die meinung nach dem nachtmal: "Ich sag aber
üch, das ich von dem wynrebengschlächt fürhin nümmen trincken
wird" [Matth.26.29; Mark.14.25] etc. Mit welchen worten uns Christus
Jesus, die göttlich wyßheyt [vgl. 1.Kor.1.30], bewart hatt, das wir
wol sehen mögend, was es der substanß nach ist, das er erst darvor
sin bluot genennet hatt.
Erstlich so hat der herr Jesus nit einvaltiklich geredt: "Ich wil
nümmen wyn trincken", sunder durch ein periphrasin "nümmen von
der wynreben gschlecht". "Periphrasis" ist als vil als ein umbred, als
da wir sagend "der kuene dägen", wellend aber ein kuenen menschen verston,
"des menschen kind" [vgl. Ps.8.5] für "der mensch". Dise umbreden
aber söllend die kraft haben, das sy mit inenn das wesen oder eygenschaft
des dings, davon sy sind, eigenlich harfürbringind. Dann es
vil herrlicher lutet "do tradt der kuene dägen dar", weder "do trat
der fürst dar"; dann die vordrig red zeygt an, daß der fürst ysin
und kuen gewesen sye vom gmuet unnd von der hand. Also ouch "des
menschen kind" zeygt mir an eintweders die menschlichen untrüw
und betriegen oder die menschlichen blödigkeit, welches ich nit
ring in dem wort "mensch" verston, es stande denn ἐμφατικωτέρως.
Glycherwyß ist hie "rebengschlecht" periphrasis, ein umbred des
wynes; aber die beschribung oder umbred bringt mit iro, das hiemit
Christus vom wesen und substantz des bächers redt und nit vom
wyn, so vil er eyn sacrament ist, sam er also sagte: "Das ich min
bluot genennet hab, ist der substantz nach rechter natürlicher wyn.
Ist aber wol ein sacrament mynes bluots." Das hat Luter nit gesehen
und gadt mit dem "wynstockgschlecht" umb glych wie die suw mit

--89--

der orglen; unnd wenn er lang gnuog suwiert, so schlecht er druff,
das die claves gen himmel springend.
Ja spricht er, vor und ee er diß ort handle: Hette Christus etwas
tropischs verstanden wellen werden in disen worten, er hette es wol
anzeigt. Glych als ob man im bruch habe, wenn einer tropisch
rede, daß er allweg ouch den tropum uftuege; oder, so der tropus
ein uftuon ist, als periphrasis ist, das er denn erst darzuo setze, was
er mit welle. Als da ich sagte: "Luter ist eyn Luchs", das ich darzuo
täte: "Das ist so vil geredt als: Luter ist listig wie ein Luchs." Und
mueßte im Christus hie also reden: "Das ist, das ist, das bedütet
minen lychnam." Nieman spricht: "Luter ist ein grober bengel, das
ist, er ist unbhouwen und unmenschlich", sunder so in einer also
schelten wölte, liesse er's bym bengel blyben. Aber damit im nützid
mangle, so sind so vil zeychen in den worten, so vil worten sind,
daran man ersicht, daß ein tropische, verwendte red ist. Das
wörtlin "das" zwingt den Luter selbs, daß er nit gdar sagen, das
die substantz des brots die substantz des lybs Christi sye; dann er
glych sin predicationem identicam (das ist, daß das brot brot sye
und der lychnam Christi miteinander) erweickt und spricht: "Ja
sacramentaliter, sacramentlich." Denn so ist das brot glych der
lychnam Christi, wie der scepter künig ist. Das wörtlin "ist" muoß
in ouch zwingen, daß er's nit gdar wesenlich verston, dann wenn das

--90--

brot der lychnam Christi wesenlich ist, so muoß das brot crützgot und
uferstanden sin, ja von Maria gebornn sin, mit im inn der wueste
hunger gelidten haben, etc. Unnd hilfft keyn gegenred nitt, dann wenn
es wäsennlich der lychnam Christi ist, so muoß im ye gegnen, das
ouch Christo gegnet. Darumb, was joch Luter böldret, so laßt
er doch das wort "ist" sacramentlich verston, welchs nützid anders
ist weder bedütlich. Das wort "min lychnam" muoß in ouch zwingen,
dann der es geredt hat, mag nit liegen; hatt er nun nit tropisch oder
verwendt geredt, so muoß es gwüß sin lychnam sin, so aber sin lychnam
vom geschlecht Abrahams genommen ist, so muoß ouch das
lyplich brot uß dem gschlecht Abrahams kommen. Es ist ouch sin
lychnam in einigkeit der person des suns gottes genommen, und das
brot ist sin lychnam, so muoß ouch das brot in einigkeit der person
des suns gottes genommen werden. Lieber, entlöse uns Luter den
sillogismum uff; wir könnend die logica nit. "Der für üch hingeben
wirt" ist vor ouch in andern buechern gnuog anzeygt, daß sy zwingend,
die wort anderwert ze verston. Ich gschwyg der unglyche
der worten by andren und andren evangelisten, andrer und andrer
articklen (davon harnach kommen wirt), die alle zwingend, die wort
Christi erkennen tropisch oder verwendt sin.
Als nun Luter sicht, daß Mattheus und Marcus so einhällig die
wort Christi setzend nach dem gegebnen tranck des nachtmals, es
sye wynrebengschlecht, hebt er an wie die falschen fürsprechen, die
mit etwas etzwasser eim könnend ein loch durch sin brieff reden,

--91--

und spricht, es könne nit sin, die evangelisten muessind alle dry einhällig
sin; und redt recht, dann sy sind einhällig, aber nit den wäg
er vermeint. Demnach so truckt in die zal, das dero, die die wort
vom wynrebengschlecht nach dem nachtmal setzend, zwen sind, und
Lucas, der sy vorsetzt, einig ist. Warumb gibt Luter nitt antwurt
über unsere erklärung, die wir darumb vor habend lassen ußgon?
Ja, nach vil not, die er lydet, spricht er, das die wort by den zweyen
ouch söllind verstanden werden vor dem ynsatz des nachtmals
beschehenn sin, dann es sye ein valetetrunck des alten testaments.
Ist recht, ich gedacht an ein alten behemischen astanten.
Und tuot darumb kein bewernus nit dar, meint, es sye gnuog, αὐτὸς
ἔφα, i. Burckart hat's geheyssen. Darumb muessend wir im
ein wenig hinder's fäl. Besehend nur, fromme fürsten, in Luters
y an der 8. tafel, wie erlich er sich halt in den worten Luce, die also
lutend: "Ich hab mit grosser begird begärt, diß osterlamb mit üch
ze essen, ee und ich lyd; dann ich sag üch, das ich davon nümmen
essen wird, biß das rych gottes erfüllt ist. Unnd als er den bächer
genommen, gott globt, hatt er geredt" [Luk.22.15-17] etc. Hie laßt
Luter mit grossen flyß εὐχαριστήσας ("gott globt") dahinden, gott

--92--

danck im. Warum laßt er's aber dahinden? Er hat's vor vertütschet
"gesegnet", damit er den einvaltigen denocht etwas über's
mul striche. Solt er nun ouch hie dolmetschen "er hat den becher
gesegnet", so wolt's by den einvaltigen ze lutbräch werden; dann
sy wurdend dencken, Luter sag, was er welle, er brucht "segnen" der
meinung, das man verston sölle, die wort machind da den lychnam
Christi lyplich. Ist nun hie der bächer gesegnet, und volgt aber grad
druff, das es wynrebengwechß sye, so muoß ouch Luters gesegneter
bächer wyn sin nach der substantz und nit bluot, so in Christus selbs
also nennet nach dem segnen. Solt er aber dolmetschen "Er hat gott
gelobt oder danck gesagt", so entgieng im das segnen, das er uß
dem εὐλογήσας [Mark. 14.22] gemacht hatt. Darumb das sy alle die
herrlichen wort: "Das wort bringt's mit sich", damit sy die einvaltigen
besalbend, niener mit bewären mögend. Dann wo wellen
sy in der gantzen bible zewegenbringen, das einigerley worten
bestimpt sygind, wo die geredt werdind, das dann gwüß volgen
werde, das sy luten. Die wort: "In minem namen werdend sy die
tüfel ußtriben" [Mark. 16.17] etc. wellend nit, daß, wo man die syllben
"Jesus" nenne, das der tüfel da wychen muesse; sunder "nam" heißt
die kraft, gwalt und maiestet. Unnd trybt also Petrus in der kraft
Jesu die lemme vom dürftig vor dem tempel [vgl. Ap. gesch. 3.1-11].
Ja sprechend sy wol herrlich: "Die wort bringend mit sich, das sy
lutend." Das ist war. In den verstand des menschen bringend sy die
meynung, die sy lutend. Als da Christus spricht: "Biß rein"
[Matth. 8.3], werdend wir mit den wortenn verstendig gemacht, daß
der ußsetzig rein worden sye [vgl. Matth. 8.1-4] uß syner göttlichen
krafft, das er im sust nützid angetan hab, denn allein geredt: "Biß
rein". Das aber die wort mit inenn bringind, das sy lutend, das ist ein
narrecht ticht, oder aber yener armer pur, der nit me denn ein

--93--

kuo hatt und hort, got wurde eim hundertveltig hie in zyt widergeben
[vgl. Mark. 10.29-30], hett im recht gethon, do er sy hingab; wolt mit
einer hundert von gott kouffen. Ja, do Luter sach, daß er mit dem
wort "gottgelobt" twedren weg mocht recht kommen, laßt er's
hübschlich uß und ist aber hön dazuo, das er uns erschrecke, daß
wir's nit dörind anden.
Aber vernemmend, fr.für., den rechten grund und meynung des
evangelisten Luce also: Alle griechischen buecher, die ich gesehen,
habend ein grossen anfang an den worten "Und als er den bächer
genommen" [Luk. 22.17] etc. Daran wir sehend, das die vorigen wort
wol und recht verstanden werdend, das er das alte osterlamb nimmerme
essen werde, aber demnach anhebe ze zellen, wie Christus die
nüwen dancksagung yngesetzt hab. Und sagt darumb allein vom
kelch, zum ersten, das, wo man in der gschrifft von disem sacrament
hat, und glych nun von dem einen teyl gesagt wirt, verstadt man
den anderen ouch. In geschichten wirdt das "brotbrechen" [vgl.
Ap. gesch. 2.42]
genennet, und wirdt aber der bächer ouch verstanden.
Hie wirdt alleyn der bächer genennet, und was vom bächer verstanden
wirdt, das wirt ouch vom brot verstanden. So nun der bächer
wynrebengburt ist, so ist ouch das brot äher- oder mülegeburt. Zum
andren so setzt Lucas die wort für ein titel, damit der ynsatz, der
harnach volget, deß herrlicher stande, nach hebraischer ardt, wie
ghört ist, und vor ze bewaren, das die wort, so harnach kommend,
von nieman verstanden werdind, das brot und wyn anders der

--94--

substantz nach sye weder recht brot und wyn. Und hebt demnach
an, den ynsatz ze erzellen.
Das aber die vordren wort Luce der titel des nachtmals und ein
vorwarnen sygind, bewärend die wort, da Christus spricht:
"Nemmend das und teylend's undereinander" [Luk.22.17], dann es
sind eben die wort, die Mattheus also hatt: "Trinckend alle daruß"
[Matth.26.27], und Marcus also: "Und sy habend alle daruß truncken"
[Mark.14.23]. Welche aber bed vom kelch der dancksagung redend;
darumb ouch Lucas vom bächer der dancksagung redt. Ursach: Das
weder in nüwem noch altem testament nützid erfunden wirt, das
ein ynsatz gwesen sye in der alten dancksagung, das tranck harumbzebieten.
Aber wol in Luters dem nüwen lesterment, das ist, in
dem buoch, dawider wir hie schrybend, stadt das alt bachantenwort
"valetetrunck". Hebend an, riechen knobloch und böllen in
Egypten [vgl. 4.Mose 11.5]. Es ist nit gnuog, das Luter, sin irrung
ze bewären, widruumb zuo den alten sophistischen stücklinen hindersich
loufft, er muoß ouch arme wort harfürbringen, die den alten pfarreren
gnem sygind. Ach gott, ach gott, wie ist es so war: Wer wol wil,
mag lycht können, wer übel wil, hilfft kein kunst. Do Luter wol
wolt, gieng es im alles wol von hand. So er aber nun den holtzweg
fart, so ist es lam, was er zehanden nimpt. Denn, als er sich pyniget,
das Mattheus spricht: "Trinckend all daruß" [Matth.26.27], und
Marcus: "Sy hand all daruß getruncken" [Mark.14.23], kumpt
alles, das er die tropos unnd figuren nit weißt. Es sind zwo figuren,
die ein heißt prothysteron, die ander hysteron-proteron, das ist: das
vorder nahin und das hinder voranhin, da man, das erst hinach
bschehen ist, voranhin seyt. Als hie, da Marcus seyt: "sy habind all
daruß truncken", welchs aber erst nach dem bieten, dancksagen und

--95--

nach den worten "das ist" etc. beschehen ist. Glych als da einer
spricht: "Do wir zum herren kamend, thätt er unns guetlich, unnd
als wir ins schloss inhin rittend, gegnet er unns." Hie ist das guetlich
thuon nachin bschehen, wirt aber voranhin gseyt. Wenn man aber ein
summa voranhin seyt, die man darnach eigenlich ußbreyt, das ist
prothysteron. Also ist die red Luc., setzt die summa vorhin etc., wie
ghört ist.
Luter halt sich ouch am genanten ort wol, das er Augustinum
anzücht unnd spricht, er habe sich vast darinn gearbeytet.
Warumb sagt er aber nit, das Augustinus nit siner meinung ist?
Darumb, das die einvaltigen söllind wenen, er sye mit im dran,
so er inn nun genennet hab; sy kummend über Augustinum nit.
Aber Augustinus redt vonn einigung diß ortes also (De cons. evanlib.
3 am anfang): "Das Lucas zwürend vom kelch sagt, einest,
ee Christus das brot gegebenn, darnach, so er das brot ggeben,
hatt die gstallt, das er am obren ort gseyt, hatt er vorgenommen
(vocat autem praeoccupationem Augustinus indubie ἀνθυποφοράν,
quam Fabius anteoccupationem; cum tamen anthypophora sit
sententiae figura, non orationis. Praestat ergo prothysteron vocare)
wie dann sin (des evangelistenn) bruch ist. Das er aber an synem
eygnen ort gesetzt hatt, das hatt er am obren ort nit wellen zellen."
Sehend, fr.f., das Augustinus des letzetruncks des alten testaments
nit gedenckt, sunder das er erstlich redt, Lucas rede zwürend
vom kelch. Vonn welem kelch? Von Luters Valetetrunck? Nein,
dann er hette vom selbenn nun eynest geredt, als ouch Luter
bekennt. So redet er ye vom kelch des nachtmals des herren. So

--96--

halt's ye Augustinus mit unns, so er sagt, er rede zwürend vom
kelch des nachtmals. Zum andren spricht Augustinus, daß des
evangelisten bruch sye. Daß ist von hebraischer ard und bruch
geredt, welche spraach Augustinus nit können, hat doch irer ard
mee ergriffen, dann etlich, die sy könnend, als in doctrina Christiana
wol by im gsehen ist. Zum dritten nennet er's ouch ein vornemmen
oder fürsetzen, doch nit der meinung, das der evangelist da welle
die sach zellen, sunder allein benamsen und vortitlen. Als da einer
vorwarnete und spräch: "Ich wil vil fhüres harfürbringenn; ir
söllend aber das nit anders verston, weder das ich ,fhür' für ,straff'
unnd ,widerwertigkeyt' nimm." Zum dritten spricht er, das, da
Lucas zum andren mal vom kelch gesagt, das sye commemoriert,
das ist gezellet, unnd das ober nit; unnd nimpt aber "zellen" hie für
eigenlich den wesenlichen handel erzellen, "fürsetzen" aber nimpt
er für benamsen, titlen und vorwarnen. Das ist ouch fry, das Luter
in vordrigen buecheren, ouch in disem, da er die wort "Das ist min
lychnam" dürr wil haben, kan er reden: "Mattheus und Marcus
habend die wort dürr, und muoß aber lutere einigkeyt under den
evangelisten sin; so volgt, das Lucas und Paulus nützid anders wellend
dann das Mattheus und Marcus." Unnd kan uß disem argument
nit findenn, das er aller worten halb harwidrumb ouch sage:
"So muessend ouch Mattheus und Marcus glych ein meinung mit
Lucas unnd Paulus habenn." Unnd hie kan er ouch nit sagen:
"Lucas muoß der meinung sin, dero Mattheus und Marcus sind."
So stond demnach Mattheus und Marcus uff unser syten, und
habend zwen zügen; so muoß on zwyfel Lucas mit inen eyns sin,
und Luter sin leer an dem ort vom geyst der uneynigkeit haben.
Das er sagt, ee er's mit uns wölte halten, das nützid dann wyn und
brot da sye (verstond aber wir allein der substantz nach, dann des

--97--

gloubens, liebe, zucht unnd bedütnus halb habend wir uns schon erlütret),
ee wölt er's mit den papisten halten, daß es ytel bluot wär.
Zimpt im wol ze reden, ja, wenn er nützid rechts thuon wil. Dann
als glych darvor anzeygt, ist es aller gschrifft wider, daß das brot
in den lychnam Christi, wie die bäpstler sagend, verwandlet werd.
Er hat ouch die engel nit angnommen, sunder allein den somen
Abrahams [vgl. Hebr.2.16], nit den brötinen somen. Es wirdt
gsagt (wiewol ich's nye ggloubt hab), Luter habe sich geruempt, er
welle das bapstuom wol widerumb uf mögen richten, so er welle. Wo
im also, wäre doch in siner hand ufzerichten und ze brechen. Hat
er etwas ufgericht, so ist es guot ze brechen, der bapst ist stercker
weder er. Hat's aber gott ufgericht, wie wölt's Luter brechen? Mich
wil ansehen, das kalb mit dem gugel in Sachsen, vor etwas jaren
gebornn, sye noch nicht recht ußgelegt. Aber was untrüwes ein
yeder in im hatt, wirt gott wol offnen. Redt nun Luter von hertzen,
das er's lieber mit den bäpstleren welle haben, worumb sagt er dann
von sacramentlicher eynigkeit oder gegenwürtigkeyt des lychnams?
Welchs me mit uns hället weder mit den bäpstleren, dann sy

--98--

Berengarium nitt darby habend lassen blyben; und ruempt doch
Luter sinen widerruoff. Und darumb wirt's gott alles ann tag
bringen. Christostomus und Origenes verstond ouch dise wort
"wynrebengschlächt" [vgl. Matth.26.29] vom wyn, der im nachtmal
des herrenn das bluot Christi genennet werd (Chry. in Mattheum
homel. 83, Orig. homel. 35). Diß sind nun die unwidersprechlichen
ort der gschrifft, uss denen wir erlernend, das gott mit sinem eignen
wort unns bericht, daß die substantz der sacramentlichen zeychen
wyn und brot ist, und nit der lychnam und bluot Christi.
Als nun Luter sagt, wir schliessind also: mit dem essen werdend
die sünd nit verzigen, so werde ouch der lychnam Christi nit
geessen, verkert unns offentlich, das wir recht schliessend also:
"Wenn mit dem essen die sünd verzigen wurdind, so wärind zween
weg des sündverzyhens, einer des lyplichen essens, der ander des
lyplichen sterbens." So nun das nit, so redt Luter unrecht, das
mit dem essen die sünd verzigen werdind, wellend inn valsch machen,
aber so er's nit entlösen kan, dichtet er sölche stempnyen, unnd
das durch das gantz buoch hin.
Er surblet ouch one gschrifft gar ein unchristliche leer, on allen
grund der gschrifft, da er uns leert vom verdienst Christi unnd vom
ußteylen des verdiensts und spricht, der tod Christi hab die nachlassung
der sünd verdient, aber imm nachtmal werde der verdienst
ußgeteylt. Antwurt: Wo imm also wär (das doch nit ist, dann es
kumpt die leer uss Luters hafen, nit uss gottes wort), so wäre den
jungeren das verdienen des lydens Christi durchs nachtmal zuogedienet,
ee unnd es gwesen wär; denn er hatt ye imm nachtmal
noch nit gelitten; ward aber der verdienst des lydens darinn ußgeteylt,
so ward er ußgeteylt, ee er was. Spricht Luter: "Gott hat

--99--

wol mögen machen, das, so harnach kam, schon gegenwürtig was."
Antwurt: Von dem vermögen gottes wirt harnach kommen. Aber
wo dem grund sölte gloubt werden, so wellend wir mit im Christum
gar ußlären [vgl. 1.Kor.1.17] und also sagen: Gott hatt diewelt
mögen erlösen und begnaden on den tod sines suns; so ist sin sun
nit mensch worden. Und zuo diser lesterlichen irrung ist ein ungezwyfleter
staffel, sagen, imm nachtmal werde der verdienst des lydens
ußgeteilt. Dann es volgt der nechst staffel: So muoß den jungeren imm
nachtmal ußgeteilt sin der verdienst. Und darnach der drit: So er aber
noch nit gelitten hatt, so was der verdienst noch nit. Der vierdt: So
was der verdienst und verzyhen der sünden vor und one das lyden
Christi. Der fünfft: So wurd der mensch mit essen des sacraments
sälig. Der sechßt: So bedörfft es ye des tods nit, möcht es mit essen
zwegen bracht werden. So hüpsch ding volgt uss Luters erdichten
leer, so er sich gewendt hatt, nebend gottes wort ze leeren. Zuodem
so ist das ußteylen in der gschrifft gar ordenlich bestimmet. Das
usserlich ußteilen ist das usser predgen, das Paulus, Petrus und
alle apostel thuond 1.Cor.4 [V. 1]: "Also söllend uns die menschen
achten, als diener Christi und ußteiler der dingen gottes, die vorhar
heimlich gwesen sind." Das innerlich ußteilen ist das ziehen des
vatters, dann "nieman kumpt zum sun, der vatter habe dann inn
zogen", Jo. 6 [V. 44] (spricht nit, "er habe dann im nachtmal minen
lychnam lyplich geessen"). Ander ußteilen ist ein falsch dicht. Dann
wie der regen unnd schnee, so sy von himmel uff die erden fallend
(Isa. 55 [V. 10]), die erden fruchtbar machend one einen ußteiler,
also, wo gott diß tow siner gnad [vgl. Spr. 19.12] und geystes hinfellt,
da ist schon liecht, warheit, erlösung, fröud und sicherheit der
conscientz. Für daß das körnlin in die erd kumpt, wachßt es on
unser arbeyt [vgl. Mark.4-26-29]; also wo gloub ist, da bekommend
himmelische frücht. Und die sacrament mögend den glouben nit
geben, ouch das fleisch und bluot Christi nit, oder aber der bapst wär
glöubig, dann er ye nach Luters meinung den lychnam Christi
isset. Darumb gfalle das gdicht, wem es welle, so ist es ein offne
lestrung und mag by gottes wort nit bston.

--100--

Wol so unchristenlich ist's, da er redt, glych als ob das predigen
die sünd verzyche und hinnemm, der touff, lesen, essen deß nachtmals,
dann er tuot's alles on gschrifft. Unangesehen, das weder der
pflantzer noch der wässerer ützid ist, sunder der den ufwachs gibt,
allein alles ist [vgl. 1.Kor.3.7]. Doch tuot Luter abermal wie allweg,
bringt das mässer mit im und spricht (Luter e an der 7. tafel):
"Wir wissen wol, das uns Christus durch unser essen nit erlöset
hatt. Nieman hat's ouch ye anders von uns ghört."
Sy gott gelobt. Sye Luter der worten nun wol yndenck. Wie ist
denn der lychnam und bluot, lyplich geessen, das testament, so das
testament nachlassung der sünd ist? Dann so durch unser essen uns
Christus nit hat erlößt, so wirt ouch durchs essen die sünd nit
verzigen, noch vil weniger die verzyhung ußgeteylt. Darzuo, wie sind
denn den jungeren die sünd imm nachtmal verzygen oder verzyhung
ußgeteylt, so im essen verzyhen nit ist? Aber welcher ab dem weg
kumpt, ye me er loufft, ye me er irrt. Also gadt es Lutern, ye me er
nüwer leeren dichtet, ye me er zeschanden wirt. Dann es kumpt im
allweg zeletst dennocht inn sinn, was er vor gelert hab, namlich, das
in dem einigen tod Christi verzyhung der sünd sye unnd das dero
der mensch allein durch den geyst in sinem hertzen innen wirdt, so
gottes geyst unserem gmuet kundschafft gibt unnd bezügt, das wir
kinder gottes sind (Rom. 8 [V.16]). Unnd demnach so zwingt inn
die warheyt ze reden, dawider er vor getobet hatt. Unnd das bschicht
im durch das gantz buoch und in allen buecheren, die er in diser irrung
scjrybt.
Luter spricht: "Nu kan einerley wesen wol hie sichtbarlich und
dort unsichtbarlich sein." Hie sehend, fromme fürsten, wie frech
Luter rede, unnd aber ein gschrifft nit darthuege, sunder grad obendruf
böldret er und spricht: "Ach, es ist narrenwerck, man wil unns
nicht antworten, sondern sie wollen allein unnütze plaudern und
ruemen." Sehend, das ist sin beweren der so schwären red, das ein

--101--

ding an einem ort wol mögel sichtbar sin unnd am andren unsichtbar
zuo eim mal. Worumb? Wenn er dasselbig ding anzeygt, so muoß er
eintweders die einigen gottheit anzeigen, oder aber ein ens rationis,
i. ein ding der vernunfft. Gott ist sichtbarlich by den ußerwelten
im himmel unnd hieniden by uns unsichtbarlich. Das zimpt aber alleyn
der gottheyt (psal. 112 [V. 4-6], Isa. 66 [V. 1]). Wir redend aber
hie von dem lychnam Christi, der zwar, do er im reynen lyb
Marie lag, nit im himmel sichtbar und hieniden unsichtbar, sunder
in himmel und erden unsichtbar was. Da solt er uns mit gschrifft
anzeygen, das er zuo eym mal an zweyen orten gwesen, am einen unsichtbar,
am andren sichtbar. Das ist im nitt möglich ze tuon. So
böldret er uns dran, das er nit nützid thuege. Zeigt er aber ein ding
der vernunfft an, als das ich, lyplich und sichtbarlich zuo Zürich,
bin denocht in Luters sinn, doch als wärd, als der hund in der
kuche. Das ich aber bym Luter bin, ist allein ein bildnuß, gedanck
und spiegelform. Wil er nun sagen, Christus lychnam sye also
hieniden im sacrament unsichtbarlich, so wellend wir me sagenn
weder er: Das er wesenlich nach der gott- und menscheyt in unseren
hertzen gegenwürtig ist, und nit im brot. Dann das brot hat keinen
verstand, gedenckt nitt, bildet nit, trachtet nit. Aber unser gmuet
trachtet, erkennt und sicht sin ware menscheyt, sinen tod, sin
herlicheit. Da ist er recht daheim, da kennt man in. Was sol er im
brot thuon? Sol das brot die seel stercken? Die seel ißt nit brot, sol es
die erkantnuß Christi in die seel bringen? Was darff es denn des
predgens unnd früchtigens des geystes? [vgl. Gal. 5.22]. Mag man
den glouben mit essen überkommen, wie denn, das man nit alle

--102--

gnaden gottes mit essen überkommen mag, so doch der gloub die
summa ist? Warumb werdend denn Luter unnd ich nit wyß, glert,
züchtig etc.? Es sind syns schultheyssen rote hosen imm kuelbad by
den blawen enten.
Wir habend Luternn unnd allen christglöubigen anzeygt, das
gottes wort selbs nit erlyden mög, das der lychnam Christi imm
nachtmal sye. Unnd by andren worten besunder die anzeygt, die
offentlich vonn dem abwesen synes lybs muessend verstanden werden,
dann nach der gottheyt ist nit möglich, das er nit allenthalb sye. Darwider
strytet nun Luter in zwen weg. Einen, gott sye es möglich,
einen weg ze finden, der uns unerkannt sye, welchen weg er lyplich
by uns sin mög, dann gott sygind alle ding möglich [vgl. Matth. 19. 26].
Den andren weg strytet Luter wider den gegenwechsel der beden
naturen in Christo. Also wellend wir dieselben yetz bed verheggen
und bewaren, das er nit me hardurchbrechen wirdt. Do wir ja dise
wort habend anzeygt: "Mich werdend ir nit allweg haben" (Matth. 26
[V.11]), "ich verlass die welt" (Joan. 16 [V.28]), "fürhin bin ich
nit in der welt" (Joan. 17 [V.11]) etce., schlecht er sy alle mit
eim streych uß und spricht: Luter: "Unnd was der sprüch mer
ist, da Christus imm himmel zuo sein gepredigt wird, wolan, das
gleuben und sagen wir auch, und wäre ghein not gewest, unns ze leren.
Aber das wäre not ze leren, das, weyl Christus ymm himmel ist, so
konne sein leyb nicht imm abendmal sein."
Antwurt: Wie wol wir gäch zum rechten also möchtind sagen:
Wir habend dargethon, das er lyplich nit me in der welt sye, denn
allein durch den glouben, der inn erkennt, waren menschen unnd gott
hie gwesen unnd gstorben sin unnd yetz zur grechten gottes sitzen.
Deßhalb unser widerpart not ist ze bewären, das er hie sye. Noch
thuond sy das nit mit andren gründen, weder: "Das ist min lychnam"
unnd: "Thuond das zuo gedächtnus min." Und ist aber zuo sechshundert

--103--

malen uss Paulo ghört, das die wort: "Thuond das zuo ged." etc. nit
heissend, sinen lychnam weder machen noch essen, sunder dancksagen,
das er für unns ist inn tod gegeben. Das söllend wir thuon. So
nun die wort das nitt mögend, das wir den lychnam geheyssen
werdind machenn, joch mit gottes wort, so volgt das, wo glych
Christus synen lychnam gemachet hette mit den worten, das wir
darumb nit gwalt habend, inn ze machen, so er unns ze machen
nienen empfolht ist. Hiehar dienet, fromme fürsten, das wir dem
widersächer zuogebend, so verr Christus mit den worten: "Das ist
min lychnam", synen lychnam glych gemachet hette, das darumb nit
volget, wir mögend in machen; denn wir hand kein wort drum. Nit,
das wir warlich zuolassind, das Christus sinen lychnam mit den
worten ze essen geben hab, sunder wir gebend dem widersächer alleyn
zuo, wo im glich also wär (als aber nit ist), denocht möchtind sy nit
bewären, das es uns empfolhen wär; als wenig als uns empfolhen ist,
in ze verklären, wiewol er verklärt ist vor Petren, Jacoben,
Joannsen [vgl. Matth. 17.1-9]. Wiewol wir ja disen ynzug haben
möchtind, den sy warlich nit verantwurten mögend, denocht so
wellen wir den guetlich lassen ston, nit verschetzen, damit wir zum
ußtrag kommen möchtind und sagend also: Wenn Luter die wort
alle: Nümmen haben; nümmen in der welt sin [vgl. Joh.17.11]; die
welt verlassen [vgl. Joh.16.28]; "ich wird üch zuo mir nemmen [Joh.
14.3]"; man sölle nit glouben, so man in hie oder dört zeyge [vgl.
Luk.17.21]; er werde sichtbar widerkommen, wie er sichtbar hin ist
gangen [vgl. Ap. gesch.1.11], mit den worten verantwurten mag:
Luter: "Also auch ,armen habt ir imer bey euch. Mich aber habt ir
nicht ymer bey euch' [Matth.26.11]. Was hie heysse ,bey euch' gibt der
text selbs, und ist guot zuo rechen, nemlich: wie die armen bey uns
seyn, so ist er nicht bey uns. Und so fort an, was sye der spruch mer
fürbringen, ist bald gesagt: Christus ist nicht bey uns, wie die armen,
sterblich unnd weltlich. Darumb konnen sie damit noch nicht aufbringen,
das unser verstand widder die geschrifft sey." So vil Luter.

--104--

Wenn ja Luter mit der antwurt alle gschrifften, die vom abwesen
des lybs Christi offentlich sagend, versetzen mag, so
habend die zwen prediger, der ein mit dem silbren dolchen, der ander
mit den ysinen ringen an fingeren, noch nit unrecht, das sy in
irenn stetten practizierend (dann mit gschrifft mögend sy es nit
zwegen bringen), das man gloube, das fleisch und bluot hie sye.
Sehend nun, frome f., zuo, wie Luter alle wort: "Nümmen haben",
"nümmen in der welt sin", "die welt verlassen" etc. mit so starcken
gschrifften uflößt. Man wüsse wol, wie die armen by uns sygind, also
sye Christus nit by uns, sterblich unnd weltlich. Ist das nit schön
ding, das die gantz welt widerumb sol fleysch unnd bluot im nachtmal
essen? Ich wond, Luter sölte harfürbringen, wo "haben" für
"sterben" genommen wurd, und "nümmen haben" für "nümmen
sterben" etc. So bringt er die gschrifft: "Und so fortan." Ist das nit
starck ding? Nun wol här, ir silberdolchenprediger und ysinringer.
Ich muoß üch ein experiment, das ist ein ersuochens, fürlegen. Wenn
ich sprich: "Christus hat uns synen lychnam muessen geben, wie er
tödemlich ist gewesen" (so verr ir stryten wellend, er hab unns
synen lychnam geben), "dann er spricht: Das ist min lychnam, der
für üch hingegeben" etc., habend ir nit also geredt zuo diser unwidersprechlichen
warheyt: "Du arguierst a substantia ad accidens, a quod
ad qualiter (von der substantz zur wiechtigkeit)?" Ja, wir
habend's gethon. Habend ir aber ouch verstanden, daß ir nit wüssend,
was ir sagend, so ich in den nachgenden reden nützid ynfuer, denn das

--105--

in der ersten eroffnet und begriffen ist mit hällen worten? Ich
meinn ouch: ja. Was wil üch aber hiemitt Luters meynung
duncken, so er spricht, "sin" sölle verstanden werden "tödemlich sin,
weltlich sin" (ab esse simpliciter ad esse secundum quid), "nümmen
haben" sölle verstanden werden "nümmen tödemlich haben, nümmen
weltlich haben". Wiewol ich nit sagen kan, was doch Luter mitt
dem wort "weltlich" welle, ob Christus ouch weltlich gewesen wie
wir sünder, das ich doch nit hoff von Lutern gesagt werde, oder ob
Luter "weltlich" meine "menschlich", habitu inventus ut homo [vgl.
Phil.2.7], das er in menschlicher wyß und maaß gewesen sye, sichtbar,
empfindtlich, lydenhafft. Wo also, was bedarff er des worts "weltlich"
darzuo, durch das der einvaltig verletzt wirdt? Aber er wolt gern die
wolcken und röuch dick machen, das nieman nützid sehen möcht.
Uff sölches muoß ich den edlen evangelisten, fr.für., iren kat für
die nasen stellen, das sy von ander lüten kennt werdend; dann sy sich
selbs nit kennend. Wellend mir so vil nachlassen und verzyhen. Wir
habend vor gnuog anzeigt, wie redlich wir in unserm sillogsymo, i.
rechnung, in der ersten nützid denn gottes ußgetruckt wort dargethon,
in der andren unser fyenden veriehne red und in der dritten nützid
beschlossen, denn das in den vorigen beyden begriffen ist, also:
1. Christus lyb ist der für uns gestorben.
2. Das brot ist der lychnam Christi.
3. So ist das brot für uns gestorben.
Nun wellend wir Luters rechnung mit den tödemlichen armen
ouch setzen, unnd im erstlich vil vorteils darinn geben.
Die armen werden ir allweg haben, mich aber werdend ir nit
allweg haben.

--106--

Die armen sind tödemlich und weltlich.
So werdend wir Christum nit tödemlich und weltlich haben.
Hie tuond die ougen uff unnd sehend, ob nit Luter a substantia ad
accidens arguiert, i. vonn der substantz zur wiechtigkeit, glich wie
in der sophistischen rechnung:
Alles, das du gester koufft, hastu hüt geessen.
Rouw fleisch hastu gester koufft. So hastu hüt rouw fleisch geessen.
Dann Luter fuert (obmittam enim, quod non recte inducit minorem
cathegoricam ad maiorem hypoteticam) in der andren ein wiechtigkeit
yn, die in der ersten nit anzeygt wirt, die ist "tödemlich". Glych
als im sophistengeschwetz in der andren die wiechtigkeit "row" wird
ingefuert, dero in der ersten nit wirt gedacht. Und das ist von der substantz
zur wiechtigkeit schließen. Wenn aber Luter förmklich wölte
handlen, so mueßte er die wiechtigkeit in der ersten mit dem wörtle
"wie" anzeygen, also:
1. Ir werden mich nit haben wie die armen.
2. Die armen sind tödemlich und weltlich.
3. So werden ir mich nit tödemlich und weltlich haben.
Da fält im denn an der ersten; dann es sind nümmen wort
Christi, dann Christus hat einvaltiklich gsprochen: "Mich aber
werdend ir nit allweg haben" [Matth.26.11], und gedenckt deß wörtlins
"wie die armen" nienen; dann die red, da die junger von der
armen wegen murretend, entstuond nit von der wiechtigkeyt, wie die
armen in der welt wärind, sunder schlechtlich von der substantz der
armen (quod essent futuri, non qualiter essent futuri in mundo).
Also redet ouch Christus vom wesenn siner substantz.
Merckend ouch, lieben brueder (dann ich üch gern für brueder haben
wil, allein gfallend üch selbs nit so wol; ir sind jung hanen, oder

--107--

aber man wirdt üch den kamb zerbyssen), das in unser ersten:
"Christus lyb ist, der für uns stirbt", das "sterben" (das wir ein
wiechtigkeit lassend sin, wiewol es ein eigenschafft, proprium aut
differentia constitutiva speciei, hoc est descriptiva, ist, die nit abwesen
mag zuo syner zyt) ja das "sterben" wirt in unser ersten offentlich
harfürgstellt. Das bschicht aber in Luters gloß nit. Merckend
ouch wyter, das wir recht under dem wort "getödt" ußnemmend, so
wir sprechend: "Er ist aber empfintlich unnd lydenhafft getödt",
dann wir nemmend under der wiechtigkeit ein andre wiechtigkeit uß,
on die erste nit sin mag, dann was getödt wirt, muoß lydenhafft sin.
So nimpt Luter under der substantz wiechtigkeit uß, under der
substantz der armen "tödemliche", unnd zimpt unns also deßhalb, ze
schliessen:
Christus getödter lyb ist im nachtmal.
Nun ist er empfintlich getödt.
So ist er empfintlich im nachtmal.
Sehend ir, wie wir under "getödt" ußnemmend, unnd wirt denocht
"getödt" offenlich in der ersten harfürgstellt.
Hab ich, fromm f., muessen anzeigen, das doch wir armen menschen
lernetind erkennen, mit was kadtwerck wir umbgond, so wir
das liecht der warheyt nit wellend ansehen. Du einvaltiger läser,
kümmer dich nitt drumb, dann wo Luter glych recht fuerte und
schlusse, Christus werde nit tödemlich by uns sin unnd weltlich
(das sust ouch waar ist), volgte darumb, das er unsichtbar by unns
wäre? Darumb sind es blendungen. Noch muostu duld habenn, so
man den verkerten (hab mißredt), den gelerten diser welt, ir verwirrung
entlößt. Sunder sich du hiehar, da wir mit einvaltiger
gschrifft die sach dermaaß darthuon wellend, das du die warheit unnd
Luters unredliche mit einem griff ergryffen wirst.

--108--

Gott ist das höchste guot, also, das nützid guot ist, dann das er ist,
und das in im ist, ja es ist nützid one in im. So ist ouch alles, das guot
ist, zum allervolkomnestenn in jm. Er ist wyß, grecht, waar, starck
etc., alles zum höchsten. So er nun zum höchsten ouch waar ist, so
ist nit möglich, daß er ützid red oder verheyß, das nit also zum
höchsten gwüß sye, ja so gwüß, daß, wo er wort redt, die widereinander
lutennd nach unserem duncken, von stund an, so wir sy mit
gloubenn, das ist gotzforcht und liebe der warheyt, bsehend, empfindend,
das er waar und grecht ist, und wir die warheyt nit recht
angsehen hattend. Er ist ouch so waar, das alles, das luge ist oder
ynschlüßt, von im nit sin mag noch by im, sunder der tüfel ist der
vatter der luge, Joan.8 [V.44].
Nun ist offembar, das sin unnd nitt sin nit byeinander bston mag,
so mag ouch gott nitt, das ein ding mitteinander sye unnd nit sye,
dann das ist die luge und vom tüfel. Adam ist von gott geschaffen.
Wenn ich nun sagen wölte, gott wäre möglich, ze machen, das Adam
nye gschaffen sye, so wil ich gott zum tüfel machen, dann geschaffenn
von gott und nit geschaffenn sin, ist ye nit warheyt. So mag gott
das nit, dann es ist ein onmacht, nit ein macht. Wenn die fürsten
diser welt lougnend, das sy verheyssen habend, ist es nit ein uneer?
Warumb leugnend aber sy? Eintweders, daß sy nit leysten mögend,
das sy verheissen habend, so ist es ye ein onmacht. Oder das sy
geruwenn, das sy verheyssen habend; das kumpt uß unvolkomne
der wyßheit, und werdend ze beden malen lugenhafft. Wenn nun
gott thäte, das nitt beschehen wär, das aber beschehen ist, so wär es
ein onmacht, nitt ein macht; dann sich selbs lätz stellen ist ein onmacht,
unnd wurde gott valsch erfunden. Unnd wenn er redte unnd
ein anders thäte, weder er redte, so wäre er ye lugenhafft.
Bewärnus der dingen allen: Christus spricht: "Ich wird by üch
sin biß zuo ennd der welt" [Matth.28.20]. Unnd spricht: "Ich wird
fürhin nümmen in der welt sin" [vgl. Johs 17.11]. Söllend die wort
richtig wellen, das er in der welt sye und nit in der welt sye nach einer

--109--

natur unnd wesen, so ist es nit möglich, daß sy gottes wort sygind.
Sy sind aber gottes wort. So volgt, daß sy uff ander und andre naturen
muessend geleynet werden; dann von einer natur mögend sy nit
waar sin. So mag sy ouch gott nit thuon, dann er mag unrechts,
unwares und lugenhafftes gentzlich nit thuon. "Alles, so uß minem
mundt gadt, wirt nit umbkert" (psalm 88). Also sitzend wir denn
mit dem glouben unnd liebe zwüschend die wort. Und spricht der
gloub hat's geredt, so muoß im also sin, es mag nit das widerspil sin.
Die liebe aber spricht: "Ach herr, ich wölt die warheyt gern wüssen,
damit min fleysch gestillet wurd, das es den glouben unangefochten
liesse; thuo mir kund, wie dise zween widerwertige sinn entscheyden
werden muessind und wohyn sy verstanden unnd zogen werden
söllind." So lert denn gott durch synen geyst unnd durch den buochstaben,
der uß sinem geist und ordnung gschriben ist, und spricht:
"Erfarend die gschrifft" [Joh.5.39]. So bsehend wir denn das evangelium
Joannis in der leer nach dem nachtmal, und erfindend offenlich,
daß er sagen wil, er werde lyplich nümmen in der welt sin.
Davon harnach. So sind wir des einen worts halb entricht: "Ich
wird nümmen in der welt sin." Darneben spricht ouch die erkantnus
des gloubens: Christus ist gott als wol als mensch, und ist nit
möglich, daß gott nit allenthalb sye, so muoß on zwyfel sin, das
Christus mit siner göttlichen krafft unnd huot by uns sye in ewigkeit.
Und mögend beyde sprüch von yetweder natur sunderlich keinswegs

--110--

verstanden werden. Vonn der göttlichen ist nit möglich ze
reden, das wir die nit allweg gegenwürtig haben werdind; so muoß
ouch "nit allweg haben" allein uff die menschlichen verstanden werden.
So ist ouch nit möglich, das die menschlich uff erden sye. Denn gott
mag nit liegen, unnd spricht aber: "Ich wird fürhin nümmen in der
welt sin"; so muoß himmel und erd ee brechen, ee wir inn mit
unserem rechnen, schwetzen und schnettern in die erd zwingend.
Das wil Luter nit ansehen unnd wil wider gottes wort erzwingen,
das Christus lyplich im sacrament sye, welches nützid anders ist,
weder in lugenhafft machen. Dann das brot sin lychnam sye unnd
er nümmen in der welt sye, mögend als wenig byeinander ston, als
wenn ich spräch: "Gott hatt die welt geschaffen und hatt sy nit
geschaffen", oder: "Gott, der die welt geschaffen hat, vermag wol, das
er's nit geschaffen hab." Welches nit allein unsinnig ist ze gedencken,
sunder ouch narrecht ze reden.
Hie möcht Luter sagen; "Ich red nitt, das er lyplich hie sye und
nit hie sye, sunder ich sag allein, das er hie sye und allenthalb sye
lyplich, aber das die wort, die inn nit lassend hie sin, ouch, mit glouben
und liebe entscheydet, uns lerend, das er nun tödemlich und empfintlich
nümmen hie sye, etc. wie ghört ist." Uff welche wort wir wol
sagen möchtind, das Luter im selbs unrecht thuot, dann er offenlich
redt, wie wir wüssen mögind, mit was wegen und gschicklicheyt der
lychnam Christi möge hie sin, unnd zücht vil byspilen yn (die aber
alle mit unns sind), ob er einen weg findenn möcht, der unns lerte,
wie Christus hie möchte lyplich sin. Und worzuo dienet die praedicatio
identica anders, weder das gott lugenhafft gemacht werde, da
er spricht, ein ding sye gott möglich ze machen, das es zwey ding
miteinander sye, namlich, daß das brot einsmals brot sye unnd der
lychnam Christi. Dann also zimpt mir ouch ze sagen: "Alle menschen
sind bluomen des fälds und höw (Isa. 40 [V. 6]); gott mag machen,
das der mensch einsmals ein gras sye unnd ein mensch; bald machend
die propheten unvernunfftige thier [Dan. 4.22], wind [vgl. Jes. 64.6],

--111--

häfen [vgl. Jer. 1. 13-14], dannen [vgl. Jes. 14.8], zederböum [vgl. Jes.
14.8] unnd anders uß den menschenn." Sind sy dasselbig ouch zuo dem,
das sy menschen sind? Es muoß ja sin nach des Luters predication
identicam, das ist: red, das ein ding zuo eimmal zwey oder vil ding sye.
So wirt die narrecht red, die ouch die sophisten verwerffend, quod
omnia entia sint unum ens (das alle ding ein ding sygind) muessen
waar sin. Unnd wo dem also, so volgte, wenn der mensch eynen menschen
todte, nun ein greßle getödt hette, und so er den armen ließ hungers
sterben, das er ein bluomen liesse verderben. Damit wurd alle warheit,
grechtigkeyt und gotzforcht hingenommen. Es wurd ouch nit
war sin, dass gott alle creaturen mit underscheyd gemacht hat, als die
schöpfung wyßt, und wurd aber gott lugenhafft gemacht. Das volgete
Luters predication identica, da im vil ding ein ding einsmals
sind, daß aber gott selbs nit möglich ist, so im nit möglich ist, wider
sin eygen wort ze thuon. Nun sagt er häll, er habe allein den somen
Abrahams an sich genommen [vgl. Hebr. 2.16], so mag der weytzensom
[vgl. Joh. 12.24] nit er sin, und wenn im's Luter zuolegt, so macht
er in lugenhafft. Das aber der mensch ein ding ist von zweyen, das ist
lyb und seel, zemengsetzt, soltu darumb nit verston, daß ein ding
zwey sye, als wir hie darvon redend, sunder die zwey ding machend
ein drittes, den menschen. Und ist der lyb nit lyb und seel miteinandren,
und die seel nit seel und lyb miteinandren, sunder yetweders
ist ein eygne besundre substantz, und so sy zemenkommend, ist's
ein mensch. Also ist in Christo gott und menscheyt ein Christus, ein
person. Und mag kein gschöpfft sy selbs sin wesenlich unnd das ander
ouch; oder aber alle gschöpfften wärind on unterscheyden ein gschöpfft,
und wurde gott irritus (verkert); dann da er underscheydne werck
gemacht hatt, da woltend wir sagen, sy wärind nit underscheyden.
Aber yedoch Luter meine es mit derselben irrung wie er welle, so
wellend wir yetz offembar machen, das die wort des abwesens

--112--

keynswegs mögend mit tödemlich und weltlich vertädinget werden.
Erstlich wellend wir das Matthei 26 [V. 11]: "Mich aber werdend
ir nit allweg haben" zehand nemmen und sagend also: das wir uns
zuo Faberm und Eggen wol versehen hettind einer sölichen gloß
(",nit haben' ist: nit tödemlich, nitt empfintlich, nitt lydenhafft
haben"), aber zuo Lutern nit. Denn Luter schryt so offt und lut:
Wir söllind den sinn erzwingen (da wir in glich von eim winckel in
den anderen zwingend, das er syn eygen gschrifften in zwyfel stellt und
deßhalb widerruefft, das er offentlich wider sich selbs redt unnd bald
uß dem kreiß endrünnen muoß); unnd thuot aber er zuo eyner so
ungehörten gloß nit ein wort uß der geschrifft. Warumb doch? Er
hat's nit, er het's sust nitt gespart; dann wer hat ye gehört ußlegen
mit geschrifft: "Mich werdend ir nümmen haben" "ich wird nümmen
sterben noch empfintlich oder lidenhafft sin?" Er spricht "mich" unnd
nit "ich"; "werdend ir" nit: "ich wird"; "nümmen haben" nit "nümmen
lydenhafft sin"; dann wenn er onlydenhafft by den jungeren war, so
hettind sy inn doch, dann sy hattend in by inen nach der urstende,
und was nit tödemlich; so schlecht aber Christus das "haben"
ab und spricht, sy werdind inn nit allweg haben. Unnd blybt also
diß ort vest und unverruckt von Lutern. Das heißt, fromme für.,
anschnawen, als Luter hie tuot. Copelt vil kundtschaften zemen
und spricht: "Und so fort, was sprüchenn sy mer bringind, ist bald
gesagt; Christus ist nit sterblich by uns" etc.. Ist waar, es ist bald
gsagt, es gilt aber noch ee nützid. Da solt man aber ein so unghörte
gloß vest machen mit vil gschrifften und zwingen, das sy grecht wer.
Die ort Matt. 24 [V .23] und Mar. 13 [V .21], das wir denen nit
glouben söllind, die uns Christum hie oder dört zeygind, dann sy
sygind valsche propheten, blybend noch styff. Dann uß Luca am
17. [V .22f.] lernet man offenlich, das Christus von siner lyplichen

--113--

gegenwürtigkeit redt, nit von den usserlichen dingen, als Luter sagt.
So er nun uns sagt im brot, bym brot, mit dem brot sin, oder wie er
wil, so zeiget er inn ye uns im nachtmal. So sehe nun, wie er's ab
im leinen welle, das inn die evangelisten ein valschen propheten
scheltend.
Jo. 16 [V .28]: "Widrumb verlaß ich die welt" etc. mag Luter
ouch nit erlupffen, dann das wort "verlassen" gdar er nit mit "nit
tödtlich oder weltlich sin" verglasüren. Nun ist gwüß, das er die
welt nach göttlicher natur nit verlassen mag, so muoß allein die
menschlich verlassen.
Marci 16 [V .19]: "Der herr, nachdem er mit inen geredt, ist er
hinufgenommen in den himmel unnd sitzt zur grechten gottes." Ist
er hinufgnommen, so ist er nit hieniden nach der menscheyt, dann
Luter noch kein creatur hat noch nye bewerdt, das die menscheyt
Jesu Christi mee dann an eym ort sye. Was aber Luter darinn
understande mit vernichtigen gottes worts, wirt harnach kommen.
Und das Luter nit gsagen könne: "Er ist wol in himmel empfangen,
aber er was denocht by inen", so hörend Lucam act. 1 [V .9]:
"Er ist hingefaren, das sy es gesehen habend, und die wolck hat in
empfangen von iren ougen. Also ist er hingefaren, von iren ougen."
Und so Luter aber sagen möcht: "Er ist inen uß der gsicht kommen",
vernietet es Lucas bas unnd spricht bald harnach: "Der
Jesus, der von üch hinuff ist empfangen in den himmel" [V .11].
Sehend, f.f., wie er redt: "Hinuf in himmel, von üch, die uff erden
sind, ist er genommen und empfangen." Er redt nit, das er hie uff
erden sye, aber unsichtbar, das er by den jungeren sye, aber untödtlich;
sunder er sye von inen, und nit in einer nähe, sunder im himmel
doben sye er, und die junger hieniden.
"Er ist erstanden unnd ist nitt hie" (Marci 16 [V .6]). Hie habend
wir: "Er ist nit hie." Diß ort zühend wir nit an, das er darumb
desselbenmals nümmen in der welt wäre, sunder das ir, fr. für.,

--114--

ersehind, wie Luter so gar nit nach vermögen gottes wort redt,
wenn er spricht, Christus sye allenthalb nach der menscheyt als
wol als nach der gottheit; ouch wenn er spricht, man sölle die wort:
"Nümmen in der welt sin" verston: Nümmen tödemlich unnd weltlich,
das ist empfintlich, sichtbar, lydenhafft sin. Welchs comment oder
dicht mit dem eynigen spruch ze boden gworffen wirt. Dann der
gottheit nach ze reden ist ie Christus allenthalb, so muoß diser
spruch allein uff die menscheyt luten. Ist nun die nitt dagewesen,
so ist ye die menscheyt nit allenthalb, wo die gottheyt ist; dann
die gottheyt ist dagewesen nit allein nach der allmechtigen gegenwirtigkeit,
sunder nach der gnadrychen erlüchtung des geysts, der
die hertzen der suochenden anzündt hatt, das sy in uß inbrunst suochtend.
Wenn nun Luter diß ort ouch also anfächten wurd: "Er ist nit hie"
so als vil sin als "er ist nit tödemlich noch lidenhaft oder presthaft
hie", so gebe der engel uß Luters meinung die antwurt: "Christus
stirbt nümmen und ist nümmen weltlich." Habe ich nit zwyfel, die
frommen wyber wurdend inn berichten: "Lieber engel, wir fragend
demselben nitt nach, wir fragend wesenlich synem lyb nach und
habend uns mit salb gerüst, inn ze salben." Darumb gibt er inen
antwurt vonn der substantz synes lybs, das der nitt da sye. Oder
wölte Luter sagen, er wäre nit weltlich, empfintlich oder lydenhafft da,
so hettind die wyber mögen sagen: "Das sehend wir selbs wol, das er
nit da ist. Wir fragend der substantz nach, wir fragend im nach, wir
fragend nit der wiechtigkeyt nach." Sehend, fromme fürsten, wie
Luter alle ußfluchten suocht von der substantz zur wiechtigkeyt. Aber
das alles hindangesetzt, wiewol wir Lutern mit eim einigen "nein"
möchtind antwurten (denn er, wie anzeygt ist, nützid dann synen
tant bringt, nit gschrifft), so wellend wir doch dem einvaltigen Christenvolck
die wer selbs in d' hand geben (dann das xind tröwt uns

--115--

täglich, wie es bald umb uns werde uß sin), das sich gottes xind wider
die gedicht selbs könne erweeren.
By Luca entscheydt der engel das gantz grümmel, das Luter
macht, da also stadt: "Und er (der engel) hatt zuo inen (den wyben)
geredt: Was suochend ir? Suochend ir den, der under den todten läbt?
Er ist nit hie, sunder ist erstanden" [Luk. 24.5-6] etc. Hie ist nit
zwifel, es verstande mencklich wol, daß der engel von dem uferstanden
lyb Christi rede, so er spricht: "Ir suochend den, der do läbt, under
andren todten", die wol nach der seel läbend, aber die lychnam ligend
tod, als Isa. XXVI [V. 14 u. 19] stadt. Aber dises lychnam läbt für
andre todten, und ist schon ufferstanden. Demnach so redt er ie, das
der uferstanden verklärt lichnam nit da sye. Welcher mund hat nun
uff erden ye gdören sagen by alten und nüwen glerten, daß ouch
der erklärt lychnam Christi allenthalb sie, allein darumb, das sy
hie offentlich sehend, das vom erklärten lyb geredt wirt, er sye nitt
da? So ist er ye nit allenthalb. Ußgenommen der eynig Luter
gdar wider alles, das in himmel und erden verstand hatt, reden,
er sye allenthalb. Unnd das wider das häll offen gotzwort, und bringt,
das ze beweren, nützid weder syn arbeytsälige gloß, er sye nit
empfintlich oder sichtbar oder tödemlich da. Unnd möchtind aber
wir mit im böldren unnd sagen: "ist, ist, ist, stadt da", wie er pflegt
ze thuon. "Er ist nitt da" [Mark. 16.6], lasß in gottes namen die wort
gottes stan. Darzuo wirt er kein wort findenn, da "ist" für "tödemlich
syn" verstanden werd. Darzuo wo er's glych funde, so redt er hie vonn
dem lyb, der schon untödemlich was, das er nit da sye. Darzuo
bedörftend die wyber nit, das inen der engel sagte, er wäre nit weltlich
und tödemlich da, denn sy das wol sahend. Darumb, du einvaltiger
christ, dich sicher hinder die zween gründ: "Er ist nit hie"
unnd "der under den todten läbt, der ist nitt hie" legen magst wider
Luters verwirrige ler, da er fürgibt, der lychnam Christi sye allenthalb.

--116--

Und laß inn demnach uff dich abschiessen mit allen döndren
der worten, las inn das fhür sines zorns unnd wuetens gegen dir werffen
und mit den bliden siner scheltworten pletschen, so wirdt er dir nitt
ein har mögen nun bewegen. Biß ouch diser gründen yngedenck,
da wir harnach wyter von dem erklärten lychnam Christi reden werdend,
ob der allenthalb sye.
Joan. 17 [V. 11] redt Christus also: "Ich wird nümmen in der
welt sin, aber die werdend in der welt sin." Der spruch ist ein antithesis,
ein gegensetzen, daran man sicht, was Christus gemeint hab
durch "nümmen in der welt sin". Als so ich sprich: "Lieber fründ, ich
kan nit by dir sin, aber mine kind werdend by dir sin." Quia καὶ ἀντὶ
δὲ ponitur Hebreorum more. Hie muoß ich ye also verstanden werden,
daß mine kind wesenlich bym fründ zum mal blyben werdind; und
so wir nun im gegensatz wol sehend, das ich von der gegenwürtikeyt
irs lybs red, daß ich ouch von gegenwürtigkeyt mines lybs red; und
wil sagen, das ich des lybs halb gantz und gar nit da sin welle. Verlöugnen
aber daby nit, das ich mit dem gedancken da sin welle;
sunder min gedanck unnd sorg wirt me da sin, dann so ich lyplich da
wär. Also ist diß hie ein antithesis, ein gegensatz: "Ich wird nümmen
in der welt syn, aber sy werdend in der welt sin." Wölte nun Luter
aber mit synem "weltlich" kummen und sagen, Christus ward
nit weltlich oder tödemlich in der welt sin, aber die junger wurdend
tödemlich in der welt sin, so ist es nitt gnuog, sunder er muoß den gegensatz
an den jungeren als wol ußtrucken als an Christo und also
reden, Christus werd nit tödemlich oder weltlich in der welt sin,
doch wesenlich, aber die junger wurdend tödemlich und lydenlich
in der welt sin und nit wesenlich. Da man ersicht, das nach der krafft
der red erfunden wirdt, das Christus von der menschlichen natur
redt, das er derohalb gar nit wesenlich werde in der welt sin, aber
wol nach der gotheit mit siner sorg unnd gnad.

--117--

Doch das alles hindangesetzt, so ist das gantz sibenzehend capitel
daselbst so offentlich mitt uns, das nieman widersprechen mag,
das Christus uff der meynung hinußgadt, er sye bißhar by den
jungeren gewesen unnd habe sorg für sy getragen, so trüwlich, das im
one den Judas keyner umbkommen sye; nun aber gange er von
inenn, deßhalb er sy dem vatter empfelhe. Dann er spricht harnach:
"Nun aber gon ich zuo dir, red aber sölichs in der welt, das sy
volkomne fröud habind" [Joh. 17.13] etc. Da er ye wil sagen: "Ich
red sölches darumb mit inen, das sy getröst und unverzagt sygind, so
ich glych nümmen by inen sin wurd; dann du wirst sy bhueten, als
ob ich by inen wer." Und ist das gantz sibenzehend capitel ein antithesis,
ein gegensatz allem sinem vordrigen lyblichen bywonen: Bißhar
bin ich by inen gwesen, nun aber wird ich nit allein nit by inen,
sunder gar in der welt nümmen sin. Ich wölt ouch gernn hören, wie
Luter das glosieren wölte: "Nun aber kumm ich zuo dir." Dann
wüssembar ist, das er nach göttlicher natur nye von im kommen was,
und sind die wort: "Ich bin vom vatter ußgangen" [vgl. Joh. 17.8]
unnd derglychenn, alles ἠθοποιίαι, das ist ein andichten der menschlichen
sitten etc. Dann wie wirt sich: "Ich wird fürhin nümmen in
der welt sin, dann ich gon zum vatter" rymen mit Luters meynung,
er werde unsichtbar in der welt sin, so er einvaltig spricht: "Nümmen
sin"? Ich wond, wo "sin", "ist", "wesen", "sind" etc. stuende, sölte
man die wort allweg wesenlich verston nach Luters regel? Aber
es ist gnuog gehört, das ouch der unsichtbar erklärt lyb nit allenthalb
ist; so ist er ouch nit im himmel unnd in der welt zuo eimmal.
Joan. am 14. [V. 16] spricht Christus: "Ich wird den vatter bitten
und er wirt üch einen andren tröster schicken, das er by üch blyb in
d'ewigkeit" etc. Hie spricht Christus nit: "Ich wil üch eynen andren
trost schicken", sunder "ein andren tröster, den geyst der warheyt".
Mit welchen worten wir wol sehend, alle die tröst, die Luter im lyplichen
essen dargibt, nidergelegt werden; dann der geyst der warheyt
wirdt trösten, nitt das lyplich geessenn fleysch. Man mag ouch
by allen theologis Lutern niderlegen mitt dem wort "anderen"; dann

--118--

der heylig geyst nützid anders ist weder der vatter unnd der sun,
aber er ist wol ein andrer, namlich ein andre person weder der vatter
unnd der sun. So nun hie ein andre person wirt anzeigt, und Christus
ein person ist uß göttlicher unnd menschlicher natur, so wirdt ye das
trösten der menschlichen gegenwürtigkeit entzogenn, so es uff die person
des geystes gelegt wirt; dann die menscheyt ist nit der person des
geystes. Weyß daby wol, das alle würckungen gottes gegen den
creaturen aller dryen personen sind, von des eynigen wesens wegen.
Was aber die personlichen eygenschafften antrifft, das blybt einer
yeden unverruckt und unvermischet; als mensch werden, lyden,
sterbenn ist des suns personlich eygen und wirt der person des geystes
nit zuogelegt. Davon etwas me in der predge ze Bernn gethon.
Den spruch Pauli 2. Corinth. 5 [V. 16-17] verstadt Luter nit;
sol er nit zürnen. Dann kurtz darvon, so sicht er noch das argument
oder meinung nit, uff dero Paulus daselbst hinusgadt. Er sagt unlang
darvor [vgl. 2. Kor. 5.11], er sye in hoffnung, das er in der Corinthen
conscientzen wol vermeynt sye, also das er sich vor inen nit dörffe
ruemenn noch yeman für inn dörffe schryben und empfelhen, als aber
die falschen apostel einander ruemtend und fürschribend; dann er sye
gott wol erkannt. Sunder alles, deß er sich vor inen rueme, bschehe
umb irotwillen, das sin namen inen nit ufhebig sye. Und wo er etwas
über die maaß thuege, beschehe zuo gottes eer; oder, so er sich so hoch
rueme, das es yemannen kintlich duncken möchte, bschehe doch sölches
inen zuo guotem. Dann die gemeyn liebe, die billich alle christen zuo
gott habind, die zwinge ouch inn, das er syn leben gern werde umb
gottes willen verschetzen. So doch Christus sich für uns alle
gegeben hab, sye ye billich, das ouch wir für inn one hindersichsehen
uns hingebind. Darumb er nit darob halte, das im sin nam

--119--

nit geschmecht werde; dann er suoche also kein trost noch hilff in
allen creaturen, das er ouch im fleisch Christi keinen andren trost
suoche, denn er schon empfangen habe, das ist, das er durch des fleyschs
mittel den tod erlitten unnd uns mit dem tod erlößt habe; wyteren
trost suoche er im fleysch Christi nit. Nun meint Luter, Paulus
leere an dem ort uns, wie wir söllind ein nüwe creatur sin [vgl. 2. Kor.
5.17]. Das ist nit, sunder Paulus arguiert uß dem gemeinen sinn,
ἐκ τῆς χρείας, da alle Christen wol erkennend und verjehend, das
wir billich alle söllend gerüst sin, den tod umb des herren willen ze
erlyden, so er den umb unsertwillen getragen hatt, das ouch er
gentzlich also gesinnet sye unnd sich nit rueme, sich oder synen namen
ze schirmen. Dann im also kein trost noch fürnemmen ze hertzen
sye weder der einig gott, das er ouch imm fleisch Christi keinen
füreren trost suoche, denn welchen er schon empfangen unnd empfunden
hab. Weiß sust wol, das Paulus offt lert, wie wir ein nüwe
creatur sin söllend. Bsehind die glerten, was ich sag.
Aber in den worten Pauli valt Luters trösten einer hin, den
er im lyplichen essen uff syn seckel verheißt, nit uff gottes wort.
Es lert unns ouch zum andren mal, das Luters verwerffen der alloeosen,
da er den namen noch nit kennt, wie harnach kumpt, ein
znichtiger frävel ist, so er sicht, das Paulus ouch darff sunderlich
das fleisch Christi nennen unnd sagen, er erkenne das nümmen
nach dem fleysch [vgl. 2.Kor.5.16]. Nun wirt hie "erkennen" für
"suspicere", hoffen, genommen. Doch das trostlich lyden allweg ußgenommen,
aber andre tröst imm fleisch suochen, schlecht im selbs
Paulus ab. Und halt dennocht die unzertrennlichen einigkeit der
person des suns gottes und verhofft in in, hatt allen trost in in, und

--120--

schlecht dennocht dem fleysch füreren trost ab. Luter sagt, diser
spruch wurde für unns wol als wenig sin als für inn. Ja er sagt's,
aber zeigt's mit keinem grund an, weder mit sym rychen gschwetz.
Aber er vermag zwey ding, dero Luter tweders umbkeren mag.
Das erst, erkennt Paulus imm fleysch nützid wyters dann synen
tod, urstende, himmelfart, etce.; also das imm das fleysch Christi,
das zur grechten sitzt, kein hilff noch trost fürer bringt, denn er
schon hatt, so vermag ye der spruch als vil als: Das fleysch ist nit
nütz ze essen. Das ander, das Luter nit umbkeeren mag, ist, daß
das fleysch Christi lyplich essen nit sünd vergibt; oder aber Paulus
hette ouch täglichen trost gelert daryn haben unnd nit erkennt,
das er keinen trost fürer darinn suoche. Nun nöcht, fromme
fürsten, Luter disen verstand lychtlich schmützen und über mich
schryen, ich verwerffe die menschheyt Christi. Das aber gar nit ist,
als er ouch selbs bekennet, da er spricht, ich mache Christum zuo
eim blossen menschen. Wie könd ich denn die menscheit verwerffen?
Aber ich erkenn die waren gottheit Christi und erkenn die also, das
man iro darumb nit zuolegen sol, das iro nit gebürt. Ich erkenn ouch
die waaren menschheyt Christi und erkenn aber die also, das man
darumb iro nit zuolegen sol, das iro nit zimpt. Und thuon das alles
wüssenhafft mit der gschrifft und einhällung der alten orthodoxorum,
der rechtverstendigen theologen und lereren.
Dann Augustinus redt also vonn disem ort Pauli 2. Corinth. 5
[V.16] libro 1 de doctrina Christiana, cap.34: "Sich, wie der
apostel, wiewol die warheyt unnd das wort, durch das alle ding
gemacht sind, schon mensch oder fleysch was worden, daß es under
uns wonete, noch nütdeßminder redt: ,Habend wir glych Christum
nach dem fleysch erkennt, so erkennent wir inn doch yetz nit.' Nun
der, der denen, die zuo im kummend, nit allein ein heimen gibt,

--121--

sunder ouch den weg hatt wellen geben denen, die zuo im gond,
namlich sich selbs, der ein anfang der wegen ist, und hatt das fleisch
wellen an sich nemmen. Dahin ouch das dient: ,Der herr hatt mich
geschaffen in anfang syner wegen, das die, so kommen wöltind, daselbst
anhuebind'. [Sprüche 8.22-23]. Deßhalb der apostel, wiewol er
noch uff dem weg wandlet und dem lon der himmelischen brueffung
[vgl. Phil.3.14] nachvolget, namlich dem berueffenden herren, noch
so vergißt er der dingen, die er hinder im gelassen und streckt sich
gegen denen, die vor im sind [vgl. Phil.3.13], der den anfang der
wegen schon fürgangen was, das ist, er manglet deß nit, an dem alle
anheben unnd antretten muessend, die zuo der warheyt ze kummen
unnd im ewigen leben ze blyben begerend. Dann er redt also: ,Ich
bin der weg, die warheyt unnd das leben' [Joh.14.6], das ist: Durch
mich kumpt man, zuo mir kumpt man, in mir blybt man. Dann so man
zuo im kumpt, so kumpt man ouch zum vatter, dann durch den
glychen wirt ouch der erkennt, der im glych ist, durch zuohinbinden
unnd ankleyben unser durch den heyligen geyst, damit wir in dem
höchsten unnd unverwandelbarlichen guoten blyben mögind. Uss welchem
wir verstond, das unns ghein ding uff dem wäg halten sol, so
der herr selbs, nach der ardt, unnd er sich unseren wäg ze sin begnadet
hatt, unns nitt hatt wellen halten, sunder das wir fürgangind,
damit wir nit zytlichen dingen, wiewol dieselben umb unsers heyls
willen angenommen unnd angetragen sind, schwachlich anhangind,
sunder durch dieselben ding vil me fruotig louffind, damit wir zuo dem
selbs kummind, der unsere natur von den zytlichen dingen entlößt,
unnd zuo der gerechten des vatters gesetzt hatt." Diß sind alles wort
Augustini. An welchen wir eigenlich erlernend, das er die wort
Pauli nach unnserem sinn verstat, namlich, das er sagen wölle, wir
söllind ettlichermaaß an der menscheyt Christi nitt hangen, sunder
durch- oder fürgon also: Die menschlich natur sye angenommen, das
wir durch sy zuo gott kummind. Und so wir das ergriffen habind,
söllind wir nit fürer an der menscheyt hangen, sunder dem alleyn
anhangen, zuo dem wir durch sy kummen sind, biß wir zuo im in himmel

--122--

gezogen werdind. Das verwirfft die menscheyt Christi nitt, sunder
leert von iro recht halten und nit fürgeben, als Luter thuot (darumb
wir gottes wort nit habend): Wenn man das fleysch Christi lyplich
esse, so werdend die sünd vergeben, es bringe mit sich (also redend sy)
gott mit allen sinen gueteren. Ja Luter sagt: So ich dir das brot reych,
so reych ich dir gott mitt allen synen gueteren. Hebt an, selbs meister
sin über die gueter gottes glych wie der bapst. Christus' lyb habe allen
gwalt in himmel und erd, wie doch kein theologus nie geredt hatt;
aber wol, Christus habe allen gewalt [vgl. Matth. 28.18]. Christus'
lyb sye allenthalb glych wie die gottheyt, welches ouch kein theologus
orthodoxus nie geredt hat. Es wirt aber harnach volgen, wie man in
den dingen halten und reden sol.
Also habend wir nun, fromme fürsten, die ußgetruckten hällen
wort Christi, die nit betriegen noch anderschwohin weder uff die
menschheyt Christi mögend zogen werden. "Nit allweg haben"
[vgl. Matth. 26.11]. "Nit hie noch dört zeygen" [vgl. Luk. 17.21]. "Die
welt verlassen" [vgl. Joh. 16.28]. "Hinufgenommen sin in den himmel"
[vgl. Ap. gesch. 1.2]. "Von inen genommen in irem ansehen" [vgl. Ap.
gesch. 1.9]. "Von üch genommen" [vgl. Ap. gesch. 1.11]. "Er ist nit hie"
[vgl. Matth. 28.6]. Ouch der erklärt uferstanden lyb was nit da, da inn
die frouwen suochtend [vgl. Joh. 20.15]. "Ich wird nümmen in der welt
sin" [vgl. Joh. 17.11], er werde einen andren tröster schicken [vgl. Joh.
14.16], fürer Christum nit nach dem fleysch erkennen [vgl. 2. Kor.
5.16]. Einliff unwidersprächliche ort, darinn Christus syns lybs
abwesen anzeygt, welche Luters gründ, wie es gott möglich sye,
gantz unnd gar umbkeerend. Dann es nit möglich ist, das gott wider
syn wort thuege; dann das nit ein macht, sunder ein onmacht ist. Wiewol
nun Luter selbs wider den küng vonn Engelland erkennt, das
a posse ad esse, vom vermögen gottes zuo also sin, nit zimpt schliessen,
noch muoß er sich yetz deß behelffen, das er vor hatt hingeworffen.
So er sich nun des nitt schempt, wider syn eigen erkennen
der warheyt ze reden, ja ouch dieselben gschrifften in argwon stellen

--123--

gdar, indem das er sich leinet uff die buecher, die er in vier oder fünff
jaren geschriben hatt, so muoß ich imm den gasthuot baß abziehen,
das man im recht under's angsicht sehe.
1. Die höchsten lestrungen gottes sind, so er an synem wesen und
natur gelestret wirt.
2. Luter lestret in an sinem wesen und natur.
3. So begadt ouch Luter die höchsten lestrung gottes.
Diß ist ein rechnung, die yedem Christen erkannt ist. Dann alle
lestrung, die an die zuogenden ding reycht, ist nit als groß als die,
da die substantz selbs gelestret wirt; glych wie ouch alle anfechtungen
an den zuofällen klein sind, biß der mensch selbs angriffen wirt, als
Job. 1 [V.12] stat. Es ist ouch die sünd in den heyligen geyst, die
nit abläßlich ist, allein darumb so schwär, das sy wäsenlich wider
gottes geyst und warheit ist, Mat. 12 [V.31]. Dann das warlich durch
die kraft gottes bschach, das gabend die gottlosen dem lugenhafften
tüfel zuo [vgl. Matth.12.24].
Deßhalb die erste unwidersprechlich ist. Nun ist es an der andren,
das Luter gott lestre an sinem wesen und natur. Die bewärend wir
also: Zum ersten vom wäsen. Christus spricht, ein jedes rych, das
wider sich selbs zerteylt ist, ze nüt oder vereinödet werde [vgl.Matth.
12.25]. Ja wenn ouch der tüfel, der das rych der luge ist, wider sich selbs
wer, so möcht syn rych und wesen nit beston [vgl. Matth.12.26]. Nun
legt Luter gott zuo, das er wider sin eigen wort tuege und daß er
widerwertige ding miteinander war mache, das doch den tüfel verwirren
und brechen muoß. So bricht ye Luter das rych, macht und wesen
gottes mit lestren. Dann, sin ynred ist nun gnuogsam verantwurt, das
die wort nit nach Luters gloß muessend verstanden werden, sunder
das sy alle das lyplich abwesen anzeigend. Das wil aber Luter
felschen, so er in imm sacrament haben wil. Dann "im sacrament
sin", ist ye "in der welt sin". Nun sind "in der welt sin", als Luter

--124--

redt, und "nit in der welt sin", als Christus redt [vgl. Joh.17.11],
wider einander als "gott sin" und "nit gott sin". Und Luter wil's
bede gott ufträchen, so wil er mit verkeeren der macht gottes in die
onmacht gott stürtzen und umbkeren.
Zum andren, das Luter gott an siner natur lestre. Die natur und
ard gottes ist, das er warhafft sye. Dann Christus Jesus ist nit ja
unnd nein, sunder ja ist ja by im und amen [vgl.2.Kor.1.19-20]. Das
ist: Alles, das gott redt, das ist styff und unwandelbar. Wer nun gott
zuogibt, daß er wider syn eigen wort thuege, der lestret inn an syner
warheyt; dann er von natur warhafft ist. So nun Luter gott under
dem schyn der allmächtigkeyt inn schmecht an der warheyt, verwirrt
er sich unnd lestret inn an syner allmächtigkeyt. Dann er wider sich
selbs nit mag thuon, und ist ein onmacht, wo yeman wider sich selbs
thuot. Er lestret inn ouch an syner warheyt, so er spricht, gott möge
nebend denen worten allen eynen wäg im sacrament lyplich sin, der
unns unerkannt sye. Glych als ob gott die wort, die wir wol verstond
und klar sind: "Ich wird fürhin nümmen in der welt sin" [Joh.17.11]
mit uns rede und aber dargegen ein anders handle. Das ist gott an
synen eeren, macht unnd warheit schmähen. Als da ich von eim
menschen sag: Er redt zuo dir klarlich und luter, aber er thuot ein
anders.
Hiegegen truckt Luter aber mit eim starcken list haryn unnd
spricht: Christus redt "Ich bin nit in der welt", unnd was aber in
der welt, Jo. 17 [V.11]. Nun redt Christus die wort, diewyl er noch
in der welt was. Wie kan denn der geyst reden, der text sye wider das
abendmal? Antwurt: Es ist kein text in der gschrifft, der wider das
abendmal sye, aber unzalbarlich vil sind dero, die wider Luters
meinung sind. Aber dise wort "Ich bin nit in der welt" heissend
griechisch: "Fürhin bin ich nit in der welt" [Joh.17.11]. Und verschwygt
ouch Luter hie, das die hebraisch spraach im bruch hatt,
praesens pro futuro (gegenwürtige zyt für künfftige) ze setzen, also:
Wenn der Hebreer sagt: ‎‏אני מזא‏‎, "ich kummender" oder "ich kumm",
so wil er als vil als: "ich wird kommen." Glycherwyß hie: "Ich bin

--125--

fürhin nit in der welt" wirt genommen für: "Ich wird nümmen in
der welt sin." Doch darff es des wenig, dann es stadt ein ἔτι, das
ist "fürhin". Welchs wörtlin wol anzeigt, daß er nit uff die gegenwürtigen
zyt redt. Darzuo bewysend die wort selbs, was ard sy sind,
namlich, wie man in allen spraachen pfligt ze reden. Einer spricht:
"Ich bin nützid", ein andrer: "Ich bin tod." Und kan yener nit
nützid sin, oder aber er könd nit reden, noch diser tod sin. Aber es
meint yetwedrer, es sye nach darby, das er ze nüt werd oder tod.
Also sind ouch die wort Luc. 24 [V.44] ze verston: "Das sind die
hendel oder reden, die ich üch gseyt hab, do ich noch by üch was"
Nun was er ja noch by inen, aber er redt von der vordrigen zyt, in
dero er by inen gwesen und lyplich gewandlet hatt und wil also reden:
"Do ich vor minem tod by üch wonet, sagt ich üch die ding alle, die
ietz erfüllet sind." So er aber, als ouch Luter nit löugnet, das wort
"bysin" oder "bywonen" uff die lyplichen bywonung, die vor dem tod
bschach, zücht, so ist offenbar, das er nach der uffart nümmen by
inen was. Zuodem so ist in allen spraachen gwon, das, so gar nach ist,
benamsen, als wäre es da. Also redt Christus, er sye nümmen in
der welt, uff die zyt der uffart. Aber das alles hindangsetzt, so spricht
er in künfftigem: "Mich werdend ir nit allweg haben" [Joh.12.8];
nihil enim refert, quod graeci ἔχετε habent. Uss welchem künfftigen zyt
wol ersehen wirt, das ouch andre wort, die uff die meinung lutend,
uff die zyt der uffart reichen söllend. So vil vonn dem einigen weg
Luters, da er mit der allmechtigkeit gottes ynfueren wil, das er onmächtig
sye unnd wider syn eigen wort thuege. Nun wellend wir an
in von des gegenwechsels wegen.

--126--

Von dem gegenwechsel oder alloeosi
Ich wil mich, fromme für[sten], erstlich umb den namen erklären,
was ich mit dem wort "gegenwechsel" vermeine. Luter bschilt mich
warumb ich, von den beden naturen redende, nit den alten tropum
synecdocham gebrucht hab. Darüber wil ich im antwurten, und
damit wirt der nam der alloeosen kundbar. Ich bekümmer mich
zwar der worten halb nit fast, so verr man das recht verstadt, das
mit den worten bedütet wirdt. Synecdocha wirdt collectio oder
comprehensio genennet vom Cicero und ist ein figur oder tropus,
da ein wort vil ding begryfft. Und brucht aber der redend etwan
ein teyl desselben dings für das gantz oder das gantz für einen teil.
Als das wort "statt" begryfft alle ghüß, büw, türnn, menschen
und haab. Demnach so spricht man: Die statt Straßburg,
Costentz, Ulm, Ougspurg, Nürenberg etc. sind ze Eßlingen
uff dem tag, und sind aber nit me denn die botten dero stetten da.
Harwidrumb, Mat. 3 [V. 5]: "Es gieng zuo Joansen hinuß Hierusalem
unnd das gantz Jüdischland." Wie kond Hierusalem, die
statt, gon? Aber die menschen, die darinn warend, giengend hinuß,
und dennocht nit alle, sunder ein teil. Dann diser tropus laßt sich so
meng weg biegen, das ouch einer uss der gantzen versamlung mit
den namen der versamlung benammset wirt, wie erst von den botten
ghört ist. Wenn ich sprich: Der gantz Rhyn redt griechisch, da
ist die synecdocha in dem wort "Rhyn"; dann ich wil sagen: alle
anwoner des Rhyns. Und so ich sag "alle anwoner", ist aber ein
tropus; dann nit alle, die am Rhyn wonend, griechisch könnend,
sunder etlich, ouch nit an allen enden, sunder an etlichen. Alloeosis
aber ist ein sölcher tropus, da die gebürlich eigenschafft verwechßlet
wirt, aber in den dingen, die einander anerbornn oder eng zemengefuegt

--127--

sind, als da in der grammatica numerus pro numero, persona
pro persona genommen wirt etc. Byspil, das uns erkannt ist: Wenn
ich sprich: "Der mensch ist nütz dann kadt", so rede ich vom
gantzen menschen des worts halb, ich verston aber nit me dann
einen teyl des menschen, namlich den lychnam; dann die seel ist ein
edle geystliche substantz und ist ye nit kadt. Harwidrumb, so ich
sprich: "Der mensch ist ein verstentlich edel ding", so red ich wol
vom menschen überal, verston doch allein die seel; dann die allein
verstentnuß hat. So nun die synecdocha sich so wyt laßt ußbreyten,
daß sy ouch denen dingen zimpt, die gar kein eigenschafft, kein
eynung noch änliche miteinander habend dann die allerverristen
(die glegenheyt), so hat sy mich nit als gschickt duocht als
alleosis (gegenwechsel), dann die denen dingen allein zimpt, die einander
gantz änlich sind. Und so im herren Jesu Christo die göttlich
natur und die menschlich also vereinbart sind, daß ouch Athanasius
in symbolo spricht: "Wie die vernünfftig seel unnd das fleysch
oder der lyb ein mensch sind; also sind gott und mensch ein Christus",
so ist alloeosis kommlicher dann synecdocha; dann synecdocha
ist ze vil gemein. So aber Luter synecdocham erkennt von
den alten gebrucht sin, worumb zürnt er an uns, daß wir einen
eygenlicheren namen bruchend? Worumb schilt er uns, als ob
ergere kätzery nie gwesen sye unnd erkennt aber selbs, die alten
habind synecdocham gebrucht? Sol man also wueten allein umb des
namens willen, den doch alle glerten erkennend, süberlicher unnd
eygenlicher sin dann synecdocham?
Von dem gegenwechsel hab ich in der latinischen exegesi also
geredt. "Alloeosis, i. gegenwechsel, ist der gsprung oder gang oder,

--128--

so du gernn wilt, der wechsel, da wir von der einen natur in Christo
redende der andren namenn bruchend, als da Christus spricht: ,Min
fleisch ist die ware spyß' [Joh. 6.55], da ist ye das fleysch der menschlichen
natur in im, noch wirt's an dem ort durch den wechsel für die
göttlichen genommen. Dann nachdem und er der sun gottes ist, ist
er die spyß der seel, dann er spricht: ,Der geyst ist, der da läbendig
machet' [Joh. 6.63]. Harwidrumb, da er sagt, wie der eelich recht sun
von den lehlüten erschlagen werde [vgl. Matth. 21.38], nimpt er den
rechten sun, wiewol es der gottheit namm ist, für die menschlichen
natur; dann nach dero hat er mögen sterben unnd nach der göttlichen
gar nit. Wenn ja von der einen natur gesagt wirt, das der andren
ist, das ist alloeosis, i. gegenwechsel oder gmeynsame der eygenschafften
und wechsel."
Hie ist sich nit allein ab Lutern ze verwundren, sunder ouch ab
den unsinnigen bäpstleren, die an den cantzlen schryend: "Luter
hat erst des Zuinglis kätzery recht ann tag bracht, das er Christum
ein luteren menschen macht." Unnd sehend aber die armen lüt nit,
erstlich das ich nützid anders leer, dann das ire theologi selbs ye und
ye erkennt, ob sy glych nit zum gschicktesten darvon geredt habend;
dann communicatio idiomatum, i. gemeynsame der eygenschafften,
heyßt uns alloeosis, gegenwechsel. Zum andren sehend sy nit, das mir
Luter gwalt und unrecht, ja wider sich selbs redt und thuot. Dann
er mir diß ort: "Min fleysch ist die waare spyß" [Joh. 6.55] gar hoch
anzücht, das ich geredt hab, das fleysch werde an dem ort für die
göttlichen natur genommen, und laßt mir daby nit one untrüw uss
die ursach, die ich darzuo setz. So ich's nun gethon hab und hab ouch
daby ursach mitt gschrifft anzeygt, wie mach ich dann ein luteren
menschen uß Christo, so ich ouch das fleysch sag für die göttlichen
natur genommen werden? Aber ich wil üch, fr. fürsten, wyter vertolmetschen,
was ich davon in exegesi geschriben hab.
"Dise alloeosis (i. gegenwechsel) ist so notwendig, das man darufsehe,
das, welcher es verachtet oder nit weyßt, nit allein das evangelion
Joannis, sunder ouch der andren mit ungehörten irrungen

--129--

verwuestet. Und ist diß die ursach, darumb alle lerer so geneygt, dise
gemeinsame der eygenschafften oder gegenwechsel gebrucht habend:
Das der, der von ewigkeit har" - Lieber, merckend hie, fromme f., ob
ich der menscheyt oder gottheyt verleugne - "der sun gottes ist, mit
annemmen der menschlichen natur ouch des menschen sun worden
ist. Nit das, der gottes sun was, das wesen unnd stand der gottheyt
verliesse oder in die menschlichen schweche oder mindrung verwandlete,
noch das er die menschlichen natur in die göttlichen verkarte,
sunder das gott und mensch ein Christus sye, der deßhalb,
das er der sun gottes ist, aller menschen leben syge - dann ouch alle
ding durch inn geschaffen sind [Joh. 1.3] - unnd deßhalb, das er
mensch ist, ein opffer sye, damit die ewig grechtigkeyt, die ouch sin
grechtigkeyt ist, versünet wurd." Sehend, fr.f., das ist die ursach,
die alle orthodoxos, das ist rechtverstendige lerer, zwungen hat, den
gegenwechsel ze erkennen, und nit uß menschlicher vernunfft, als
Luter mir spötlich uflegt, sunder das uns das eygen wort gottes
darzuo tringt. Dann Christus sich selbs den sun gottes nennet, er
nennet ouch sich selbs den sun des menschen.
Wyter hab ich daselbst also geredt: "Aber gott hat die zwo naturen
also in ein bestantliche person zemengfuegt und vereinbart, daß
denocht ietwedre ir eigenschafft oder ard allweg bhaltet, das einig
ußgenommen, daß die neygung ze sünden allerverrest von siner
menscheyt ist gwesen; dann er ist nit von dem prästhafften somen
erborn, sunder vom heilgen geyst, der sin muoter, ein magt, fruchtbar
gmacht hat. Aber die unschuldigen läst, lyden, straffen oder
beschwärnussen hat er an im biß inn tod getragen, als da sind hunger,
durst, hitz, frost, schlaffenn, wachen und derglychen lydenhafftinen."
Dise meinung habend wir daselbst, f.f., mit unverbrochlichen
kundschafften und dero vil bevestnet. Dann der uß göttlicher und
menschlicher natur ein Christus ist, ein person der gottheyt, hat
blinden sehen gmacht, die todten erkickt etc., die hertzen innwendig
erkennt, alle künfftige ding, ouch fortuita, das ist, die man ongfärd
nennet, vorgewüßt, die conscientzen ledig gmacht, den kercker der

--130--

gefangnen gerumet, gwaltig uferstanden von den todten etc. Welchs
alles offne würckungen sind, durch die wir inn den waren gott erkennend
und daß er die göttlichen krafft nit verloren hat, drumb das
er die menschlichen blödigkeit hat an sich genommen. Er hat ouch
hunger, durst etc. und alle lyplichen mengel, ußgenommen den süntlichen,
an im getragen; er ist gwachsen und hat zuognommen im alter
und wüssen [Luk.2.52], er hat den tag des herren nit gewüßt [Matth.
24.36], er ist zag ann tod gangen [Matth.26.37], er hat begert, den
kelch von im genommen werden [Matth.26.39], er hat uß schmertzenn
gschrüwen: "O min gott, wie hastu mich verlassen" [Matth.27.46], er
ist gstorben. Aber das alles allein nach der menschlichen natur. Uß
welchem nun offembar ist, das die würckungen, eygenschafften oder
arden beider naturen in im bliben, und ist doch ein Christus, gottes
unnd des menschen sun, ein person des suns gottes, ein unzerteylter
heyland. Demnach hab ich wyter in genantem buoch also geredt:
"Welcher eynigung - verstond der beden naturen in einen Christum
- bildnuß und späch die heyligen männer gottes vil gesuocht
habend, damit sy die klarlich lartind. Etliche habend die glychnuß
des menschen, der uß seel und lyb erstadt, harfürtragen, welche mich
die allerglychest bedunckt, lerende, glych also gott und menschen
einen Christum sin. Etliche habend ein schwärdt oder ysen, das
mit dem fhür glueyg ist, harfürtragen. Dann so man damit ein holtz
oder ander materi houwt, so wirt ein wund gemacht und ein brand
miteinander. Und habend mit der glychnus yetwederer natur krafft,
läben, natur, ardt und würckung wellen anzeygen." Hie sehend ir,
fromme f., das ich nie der meinung gewesen, das ich zwo personen
Christo habe wellen machen. Als wenig der mensch zwo personen
ist, wiewol er zwo naturen hat des lybs und der seel, als wenig ich
zwey ding uß dem gefhüreten schwerdt mach. So nun der mensch
ein person ist, der allein ein geschöpft ist, wie vil me ist Christus,
der der schöpfer und geschöpft ist, nun ein person?
Darnach hab ich wyter in der bewernus und erlütren ouch die
wort "Das wort ist mensch worden" also gehandlet: ",Das wort ist
mensch worden', und ,gott ist mensch worden' wirt ouch in krafft des
gegenwechsels geredt, darumb das der, der den menschen an sich genommen
hat, ewiger gott ist, ouch ein ewiger mensch, nachdem er in an

--131--

sich genommen hat. Dann gott ist nit also mensch worden, das der, der
gott was, in ein menschen verkert sye, sunder das der, der vorhin
nit mensch was, den menschen an sich genommen hatt. Und darum
redend wir: Gott ist mensch worden, der aber ouch den menschen, den
er an sich genommen, gemacht hatt. Und redend also für: Die menschlich
natur ist vom sun gottes angenommen. Als ouch Athanasius
erkennt, ,nit das die gottheyt ins fleysch verkert sye, sunder das die
menscheit in gott angenommen ist'. Noch so wirt nieman verletzt, so
man vonn der gemeinschafft wegen der eygenschafften redt: ,Gott ist
mensch worden' für ,Der mensch ist gott worden oder zuo der person
des suns gottes angenommen'. Sich wol, ein unverletzliche einung.
Sich aber ouch daby, wie man sogar im verstand die eygenschafften
nit vermischen sol, ob man glych die wort oder namen wandlet."
Hie habend ir, fromme fürsten, die summa unnser leer, wiewol sy
daselbst nach der lenge gehandlet wirt mit vil kuntschafften. Aber
Luter sicht, wie starck die warheyt stat, und kert nit ein kundschafft
umb, das im nit also sye; sunder hat gnuog, das er frävenlich redt,
es sye grössere verfuerung nie gehört. Und habend aber alle alten,
die ich gesehen hab, also darvon geredt, wiewol uns dasselb nit zwingt,
aber es glimpfet. Und ich wil von Lutern gern hören, welchen der
alten er mir anzeygen könne, der nit also rede. Daß aber Christus
mit sin selbs wort also rede, das wir den underscheid in sinen worten
halten muessind, ist vor angeruert und in exegesi rychlich dargethon.
Doch wellend wir ein byspil oder zwey handlen und demnach
Luters eygne wort verhören; dann er in disem buoch unnd anderschwo
der meinung ist, wie sich klarlich erfinden wirt.
Christus spricht (Joann. 14 [V.28]): "Der vatter ist grösser
weder ich." Nun muoß er waar reden. So spricht er ouch: "Ich und der
vatter sind ein ding" (Joan. 10 [V.30]) unnd: "Vatter, alles das din,
ist ouch min unnd alles, das min, ist ouch din" (Joannis 17 [V.10]).
Wie kan denn eyner grösser sin denn der ander, so sy ein ding, so sy
glychen gewalt habend? Antwurt der ware gloub wie Athanasius:
"Er ist dem vatter glych nach der gottheit, und minder denn der
vatter nach der menscheyt." Matth. 20 [V.23] spricht er: "Sitzen

--132--

zuo miner grechten oder linggen ist nit mines gwalts, üch ze geben."
Und Luce am 22. [V.29 u. 30] redt er also: "Ich bereit üch das
rych, wie mir's min vatter bereit hat, das ir essind und trinckind ob
minem tisch in minem rych." Die zwen sprüch sind ouch offentlich
widereinander und muessend allein damit entscheiden werden, das,
was er im selbs entzücht, alleyn uff die menscheyt reycht, unnd was
er im selbs hochlich zuogibt, allein uff die gottheyt muoß eigenlich
verstanden werden. Und ist nütz desterminder ein so unzertrennliche
einigkeyt der beyden naturen, das, so vonn yetweder geredt wirdt,
das der andren ist, doch allein in concreto (oder personlich), non in
abstracto - non enim licet dicere: deitas est humanitas, aut deitas est
crucifixa; sic neque: humanitas est aeternus dei filius etc. - so wirt
nieman verletzt, und redt man ouch nitt unwar, doch allweg, daß
personlich geredt werd. Wenn man spricht "gott ist mensch", ist ein
personlich red. Hie ist gwüß, das die gottheit nit die menscheit ist.
Es ist aber glych so gwüß, das, der gott ist, das er ouch mensch ist.
Unnd harwiderumb "der mensch ist gott", uff Christum zeygende,
ist gwüß, daß die menscheyt nit die gotheyt ist; oder aber wir muessend
sagen, das die gottheyt in die menscheyt verkert wär. Noch ist
war, das Christus, der mensch ist, got ouch ist. Aber das natürlich
gesünderet einig wesen mag nitt von einandren gesagt werden;
man mag nit christenlich reden "die gottheit ist die menscheit", dann
hie wirt das wesen vonn der person sunderlich benamset. Es mag
ouch das gesündret wesen nit by den personlichen ston. Man mag nit
sagen, die gottheyt ist mensch, ouch nit die menscheyt ist gott.
Also habend wir reden vom menschen: "Der mensch ist ein himmlisch
thier", wirt von der seel wegen geredt, lutet doch uff den
gantzen menschen; "der mensch ist ein suw", wirt uf den gantzen
menschen geredt, zimpt im aber allein des lybs halb. Noch zimpt nit

--133--

ze reden "die seel ist der lyb" noch "der lyb ist die seel", dann hie
wirt seel und lyb wesenlich genommen pro animeitate et corporeitate,
ut sophistae olim verba fingebant, que in lingua latina et
germanica non competunt. Aber das zimpt wol: "Der ist ein untrüwe
seel", "der ist ein böser lichnam"; denn da wirt seel und lychnam
personlich für den gantzen menschen genommen und nit für das
wesen. Das stuck verschwygt Luter ouch uß der sophisten theologia
und bsudlet den einvaltigen die müler und spricht: Luter: "Wenn
man spricht, gott ist mensch oder mensch ist gott, hie kan ja keyn
alleosis, ja ouch keyn synecdoche oder eyniger tropus sein, dann da
muoß gott für gott, mensch für mensch genommen werden."
Hie frag ich Lutern, so kein alleosis da sin sölle, ob er in dem
wort "gott" die gottheyt verstande. Spricht er ja, so volgt, das die
gottheyt die menscheyt sye, das ist unchristenlich. Dann die gottheyt
ist ein ewigs, unangefangens, unlydenhaffts guot; so ist die menscheyt
ein geschaffenn, lychtvelligs, lydenhaffts ding. Spricht er neyn, so ist
schon der tropus da, namlich die fromm alloeosis, die lert uns, das
gott personlich, in concreto, nit in abstracto muoß verstanden werden.
Das ist, gott muoß hie nitt alleyn für das gesünderet (wil darumb das
göttlich wesen von den personen nitt sündren, sunder dise sündrung
bschicht im menschlichen verstand allein darumb, das wesen und
person vor einander erkennt werd) wesen genommen werden, sunder
ouch für die person, und heißt onlougenbar die person des suns. Von
dem wirdt recht geredt: "Gott ist mensch." Wil hie Luter nitt sehen,
das es ein alleosis ist, da gott nit allein für gott, das ist gottheyt,
sunder ouch für die eynen person der gottheyt genommen wirt. Und
hab im aber daselbst die alleoses ouch anzeigt, da etwan das wesen

--134--

für die person, etwan die person fürs wesen genommen wirt, und
wirt denocht in der personlichen red nit anderst verstanden, weder
das die person fürnemlich fürstannde, also das der, der gott ist,
mensch sye, und nit, daß die gottheyt, welche ouch die person ist,
von dero wir sagend, mensch sye. Ich wil's üch, fromme fürsten, so
doch die sach es erfordret, gantz klar machen.
Es ist vor 20 jaren ze Fryburg im Brysgöw gar eyn treffenlicher
Scotist, Antonius Beck, gwesen. Der nam zeletst für, er wölte
erhalten, das dry götte wärind, und das uß dem grund: Vatter,
sun und heyliger geyst sind wesenlich ein gott; sy sind ouch personlich
dry; so sind ouch personlich dry gött; dann von eym yeden wirt
geredt, das er gott sye, der vatter ist gott, der sun ist gott, der heylig
geyst ist gott. Unnd so man also redt, so verstadt man nit allein
personlich (wolt er sagen), sunder ouch wesenlich, das yede person
gott wesenlich sye. Dahin kam der irrig sophist, das er das wort
"gott" nit erkant per alloeosim, durch den gegenwechsel, etwan
genommen werden gesündret für die gottheyt, etwan aber für die
person sampt dem wesen. Byspil: Wenn man spricht: "Es ist nun
eyn gott", hie hat das wort "gott" die personlichen gstalt, als ob
man sagen welle, es sye nun eyn wesenn und person. Das wil man
aber nit, oder aber wir leugnetind die heilgosten dry personen;
sunder das concretum, i. personlich wort "gott" wirt allein gesündret
und wesenlich und nit personlich genommen. Unnd vermag
die red so vil, als so ich spräch: "Es ist nun eyn gottheyt", unnd
wirt per alloeosim, durch den gegenwechsel, das personlich wort
für das gesündret, wesenlich genommen. Hie erligt nun Antonius

--135--

Brasß. Dann, da er sagen wil, im zimme ze reden, es sygind dry
gött (dann es sygind dry personen, die sygind wesenlich gott, so sygind
ouch dry gött), da sicht er nit, daß das wörtlin "gött" nit bston mag.
Dann so es glych ein personliche gstalt hat, so wirt es doch gar nit personlich
verstanden; sunder ein yeder, der's hört, verstadt's, als ob
dry personen und dry gottheyten sygind. Und dem allem kumpt die
alloeosis z'hilf.
Jetz verstond, ir fromme f., wie Luter fält, so er spricht: "Gott
ist mensch" etc., da sye kein alloeosis. Dann sölte man gott abgesündret
wesenlich nemmen allein für die gottheyt, so ist es unchristenlich
geredt: "Die gottheyt ist die menscheyt." So man aber
gott durch den gegenwechsel verstadt, den, der wesenlich und personlich
gott ist; denn so lutet's: "Gott ist mensch", das ist, die person,
der sun gottes, der wesenlicher gott ist, der ist mensch. Sehend ir,
wie wir uns uff die person lenden muessend und nit uffs wesen. Und
ist denocht als warer wesenlicher gott, der mensch ist, als waarer
sun gottes personlich er ist, der mensch ist. Noch zimpt nit redenn
"gottheyt ist menscheyt", aber "gott ist mensch".
Nun wellend wir Lutern verhören von den beden naturen in
unserem herren Jesu Christo und sehen, ob er bekenne, das yetwedre
natur ir eigen würckung und ard hab, und das denocht offt
eine für die andren genommen werd. Dann an den zwey stucken ligt
der hafft allermeyst. Bitt üch hiemit, fromme f., ir wellind guot
ufsehen haben uff Luters unzalbarliche wort, die er in diser materi
im gegenwürtigen buoch brucht. Dann er offt in fier oder fünff
linien wider sich selbs ficht. So gar ist es waar, das der zorn ein unsinnigkeit
sye, die ein zytlang wäre. Dann Luter gwüß an den orten

--136--

vor zorn nit weyßt, was er sagt. Und wiewol er trutzet, man sölle
inn einer luge straffen, so doch das gantz buoch nützid dann ein verfuerennde
luge ist. Dann da er glych an eym ort recht redt, verkert er's
vonn stund an, das mich wundret, ob doch nun menschlicher verstand
in denen syge, die sich die gschrifft lassend fueren. Und so wir im
zwar syn eygne wort werdend für's angsicht stellen, so wirt er doch
von siner part guoten ußzug finden, das er nit gelogen hab. Dann
er ist zornig unnd redt in zornn, und ist zorn temporaria insania, ein
zytlange unsinnigkeit. So habe er uß unsinnigkeyt, nit uß liegendem
gmuet geredt. Nun wellend wir Lutern selbs hören.
Luter redt in syner postill über die epistel am christag in der
höhen mesß über die wort "durch sinen sun" [Hebr. 1.2] also: "Hie
sollen wir einmal recht Christum erkennen leren, wie sich's mitt im
halt in beydenn naturen, göttlicher unnd menschlicher, darinnen vil
irrenn unnd einsteyls fabeln treybenn auß seinen worten, die sy der
göttlichen natur geben, welch doch der menschlichen natur gebürn,
blenden sich selbs in der schrifft. Dann in Christus' worten ist das
gröst ufsehen, welche der göttlichen, welche der menschlichen natur
zuosteen, so sind sy alle leicht und klar."
Hie sehend ir, fromme fürsten, das Luter selbs erkennt ein irrung
sin, das man der göttlichenn natur zuolege, das aber der menschlichen
sye. Nun so hörend inn wyter. Luter am h. an der 1. tafel: "Du aber,
lieber bruoder, solt anstatt der alloeosi das behalten: Weil Jesus
Christus warhafftiger gott und mensch ist yn einer person, so werde
an keinem ort der schrifft eine natur für die ander genommen; dann
das heyßt er - meint mich - alloeosim, wenn etwas vonn der gottheyt
Christi gesagt wirt, das doch der menscheyt zuostehet; oder herwidrumb,
als Luce ult. [Luk. 24.26]: ,Muoßt nit Christus leyden und
also in sein ehre gehen?' Hie gaugelt er, das Christus für die

--137--

menschlichen natur genommen werde. Huet dich, huet dich." Das sind
Luters wort. Hie solt Luter sin sach nit bewären mit boppengschrey
"huet dich, huet dich", sunder er solt bewären, das dise wort
"Christus muoßt also sterben" von beden naturen mueßten verstanden
werden, also das die göttlich ouch hab muessen lyden; oder er muoß
bekennen, das "Christus lydet" allein uff die menscheyt reyche.
Ich wil darumb nienen gsagt haben, das Christus nit gott unnd
mensch sye. Ich wil ouch nit sagen, das er me dann ein person sye.
Unnd wil mich des eynmal gnuog und gentzlich bezügt haben. Es
erfindt sich ouch mit einem wort nit, das ich daruf gangen oder
darob gehalten hab, wiewol mir's Luter uftricht. Warumb thuot er's
aber? Darumb: Mit der eygenschafft des gegenwechsels beder naturen
erlernet man offenbar, das die menschlich natur in Christo allweg
ir eygenschafft bhalt, vor dem tod die eygenschafft des tödemlichenn
lybs und nach der urstende die eygenschafft des erklärten lybs.
Unnd wellchen weg man ymmer die sach mißt, so erfindt sich nitt,
dann das dem lyb Christi, er sye tödemlich gewesen oder yetz erklärt,
yenen gezimmen möge, das er me dann an eim ort sye. Denn
mag er aber nitt im nachtmal sin; oder aber er mueßte allein in unser
kilchen ze Zürich offt wol in tusend münden einsmals sin, das aber
nit sin mag. Hierumb so meynt Luter, wenn man von der menschlichen
natur gemeinlich nit so bericht wäre, so wurdind die einvaltigen
von der menschlichen nit anderst rechnen, dann ouch von
der göttlichen. Nun ist die göttlich allenthalb, also solt der einvaltig
dencken, die menschlich wär ouch allenthalb, und möchte demnach
ring gdacht werdenn, der lychnam Christi wäre im sacrament des
nachtmals. Unnd so die fromm alleosis das klarlich ann tag bringt,
so redt er ir wirß zuo dann einer alten hexen. Aber so man sy
gegen Luter verhören, wirt er nützid uff sy bringenn, sunder an ir

--138--

fuoßstapffenn ston. So nun Luter sagt, das die irrind, die der göttlichen
zuogebind, das der menschlichen sye, unnd hie nit sagen kan,
das die göttlich lyde, sunder alleyn die eyn natur, die menschlich, so
irret Luter, wenn er meynt, man sölle sich vor dem entscheid hueten.
Luter spricht wyter in vorzeygter postill am christag: "Nun, das
wir wider auff Christum kommen, ist zuo glauben vestenklich, das
Christus sey warer gott unnd warer mensch. Unnd zuoweylen redet
die schrifft und er selbs als ein pur mensch, zuoweilen als ein pur gott,
als da er sagt Joan. 8 [V.58]: ,Ee Abraham ward, bin ich.' Das
ist vonn der gottheyt gesagt. Aber da er sagt Matt. 22 [V.23] zuo
Jakob unnd Joanni: ,Es ist nit mein, das ich euch gebe zuo sitzen
zur rechten hand oder zur lincken hannd', das ist von der pur menscheyt
geredt." So vil Luter. Jetz wellend wir aber dargegenn sine eygnen
wort uß der "bekentnus" setzen. Luter am g. an der 6.tafel: "Du
solt nicht gleuben noch annemmen, das der tropus alloeosis ynn
sölchen sprüchen sey oder daß eine natur für die andren etwa werde
genommen yn Christo." So vil Luter.
Hie frag ich nun Lutern, ob diser spruch "ee Abraham ward, bin
ich" zuo glychem von der menscheyt geredt sye als von der gottheyt.
Spricht er neyn, so ist die alloeosis, i. gegenwechsel, erredtet, unnd
wirdt die göttlich natur allein verstanden. Unnd redt aber Christus
selbs, so wirdt ye die red, die eigenlich vonn der einen natur allein
muoß verstanden werden, für den gantzen Christum genommen, unnd
deßhalb ein natur für die andren. Unnd so der gott unnd mensch ist,
so muoß ye die göttlich on die menschlichen genommen werden. Es
welle denn Luter reden, das nit ein person sygind. Nit daß wir
sagen wellind, das die menscheyt ouch vor Abraham sye gewesen,
die glych mit der gottheyt ein Christus ist, sunder das wir sehind,
wie sich zimme, underscheydlich vonn beden naturen ze reden. Die
menscheyt Christi was noch nienen, do Abraham was, noch redt
Christus, der mensch, das er, der ouch gott ist, vor im gewesen;
welches doch allein der gottheyt was. Und redt doch der gantz

--139--

Christus, das ist die gantz person, gott und mensch. Spricht aber
Luter, ja, daß zuo glychem die menscheyt verstanden werde, so
volgt, das er nit geborn sye von Maria, der jungfrowen; dann dieselb
do noch nie erborn gwesen. Es volgt witer, ist er do mensch gwesen,
daß er zwo menschlich naturen hette an im ghebt, eine, die vor
Abraham, und die andren, die von Maria geborn ist, und derglychen
unzalbarlich irrungen und lestrungen.
Ich machte hie nit so vil worten, denn das Luter sagen wil, sam
Christus' lyb ouch im himmel gwesen sye, do er in einigkeyt der
person des suns gottes angenommen und erst anhuob im lyb Marie
nach der natur der menscheyt wachsen, dann er spricht also nach
vil jamersgschrey: Luter (am 1. an der 2.tafel) von den worten "Der
sun des menschen, der im himmel ist" [Joh.3.13]: "Ein fromm Christen
sage mir, ob's nit höher und grösser ist, das die menscheyt ynn gott,
ja mit gott eine person ist, denn das sy imm himmel ist. Ist gott nit
höher und herrlicher denn der himmel? Nun ist ja Christus' menscheyt
vonn muoterleyb an höher und tieffer in gott und für gott gewest, denn
ghein engel. So ist sie frylich auch höher imm himmel gewest denn
kein engel. Denn was in und für gott ist, das ist imm himmel, gleych
wie die engel sind, wenn sy gleych uff erden sind, wie gesagt ist, auss
Mat. 18" [V.10]. Sind alles Luters wort.
Hie sind, fromme fürsten, so vil irrungen, so vil worten. Aber kurtz,
so valt Luter mit dem argument, da er also schliessen wil: "Mit gott
ein person sin, ist grösser weder imm himmel sin. Nun was sin
menscheyt ein person mit dem sun gottes, so was sy ouch imm himmel."
Das heyßt schön a substantia ad accidens, von der substantz zur

--140--

wiechtigkeyt, durch den trug der glychnuß schliessen. Als so ich
sagte: "Es ist grösser, das Christus ein herr aller herren ist [vgl.
1.Tim.6.15] und das rych der conscientzen hat, weder das er das
lyplich rych Davids hett, so ist er ouch ein irrdischer küng im rych
Davids." Ja, frylich ist es ein wunderbar ding, das, der mit dem
sun des unlydenbaren ewigen gottes ein person ist, hie in zyt hatt
anghebt und lydenbar gwesen ist, biß zuo der erklärung nach
synem tod. Dann so er imm himmel lyplich gewesen, so hette in ye
imm himmel nit ghungret, dürst, er wär imm himmel nit geißlet noch
crütziget, als wenig die gottheit crützget ward. Dann die menscheyt
also einig leyd, das sy schrey: "O min gott, wie hastu mich verlassen"
[Matth.27.46], als ouch Luter hie selbs bekennet, das sy ir selbs am
crütz nit hab mögen helffen. Aber wider die lestrung alle ist der
einig spruch Joan. 7 [V.39]: "Jesus was noch nit erklärt."
Das ander argument: "Die menscheyt Christi ist höher denn kein
engel. So ist sy ouch höher imm himmel denn kein engel." Aber
schmöickt uns Luter ein wiechtigkeit, das "ubi", hinyn. Und das
yetz wol war ist, daß er über alle engel lyplich erhöcht ist; das war aber
dozemal nit war, dann er hie uff erden was und nit imm himmel.
Deßhalb als wenig volgt, das Christus imm himmel als an eim ort
lyplich do ist gwesen, als wenig diser schluß volget: Christus' menscheyt
ist höher, edler und türer gwesen weder kein engel; gott hatt kein
engel nie lassen crützgen, so ist ouch Christus nit crützget. So wir
glych nachlassend, daß die menschheit türer gwesen sye weder die
engel; das doch der natur nach nit ist, psal. 8 [V.6]: "Du hast in
gemindret under die engel." Aber wol der wirdigung und heiligung
nach ist sy die erstgeborn, das ist die fürnemste aller gschöpften,
Col. 1 [V.15]. Also reichend alle fluchten, die Luter suocht, zuo
lestrung gottes suns und menschen.
Das dritt: "Was in und für gott ist, das ist imm himmel." Ich
frag Lutern, ob Maria, nachdem und sy sich mit den worten:

--141--

"Ecce ancilla domini [Luk. 1.38]: nun wolhin, ich wil ein dienerinne
deß herren sin", in und vor gott gewesen sye. Muoß er ye verjehen,
das sy in gott; dann in im sind wir, in im lebend und strebend wir
[vgl. Ap.gesch.17.28]. Er muoß ouch jehen, daß sy vor gott wäre; dann
alle ding ligend vor im bloß und offenbar, Hebr. 4 [V.13]. Was sy
aber darumb im himmel? Ich mein wol nein, oder aber sy hette die
hertzlichen todstich nit uff erd erlitten. So ist es falsch, was in und
vor gott, sye imm himmel. Lieber, welcher theologus hatt doch ye
also geredt?
Hie wirt Luter aber barmhertzlich schryen: "Hilff gott, der
tollen leüten" (ob er uns joch lüt nennet; dann er pfligt uns vast
tüfel ze nennen, so ein früntlichen geyst hat er) und also sagen:
"Nun hab ich doch guot erlütrung ggeben, wie Christus' menscheyt
imm himmel sye, da ich harnach also gsagt": Luter: "Ja wie wenn
ich spräche, daß nicht allein Christus imm himmel war, da er auff
erde gieng, sondern auch die apostel und wir allesampt, so wir auff
erden sterblich sind, soverrn wir an Christo glauben", etc. Hie
sicht man wol, wie ich's mein. Antwurt: Sagt Luter, das Christus
lyplich dozmal imm himmel sye gwesen, wie wir noch hütbytag imm
himmel sind, was hadret er denn? Wir wellend denn mit im eins
werden, nit allein umb disen spruch, sunder ouch umb den gantzen
houpthandel, also: Wir sind yetz mit lyb, seel unnd gmuet im himmel
(denn ich mein nit, das Luter "imm himmel" welle cosmographice
verston, wie alle lyb im himmel sind) in gottes wüssen, erkantnus,
erwellung, fürsichtigkeyt etc. Aber die lybe sind nit selbs natürlich
wesenlich drinn. Also ist ouch Christus do im himmel gwesen, do er
hie lebt, und darzuo so vil me, das er ein person mit dem sun gottes
ist; noch was er nit selbs natürlich wäsenlich mit dem lyb im

--142--

himmel. Was fichtet aber das wider uns? Ja, es ist aber deß salbs,
damit man den einvaltigen das mul bsudlet. Nun wolhin, so wellend
wir, soverr Luter es also meint, gar bald eins sin. Wir erkennend
gernn, das Christus' lychnam im nachtmal sye, wie unsere lychnam
yetz im himmel sind, das ist, in erkanntnus, wal unnd fürsichtigkeyt
gottes. Dann welcher im nachtmal Christum nit erkennt, uff inn
nitt truwt, inn nit mit aller sicherheyt im hertzenn treyt, das er
waare menschliche presthaffte habe angenommen unnd mitt dero
unsere presten hingenommen, unns gwüsse kinder und miterben
gottes [vgl. Röm.8.17] gemacht, unnd im darumb nit dancksagt, der
ißt im selbs ein urteyl [vgl. 1.Kor.11.29]. Also habend wir in wol im
nachtmal, aber natürlich, wesenlich und lyplich, das ist als wenig
möglich, als daß wir den mon im napff habind, so er dryn schynet.
Und ist ze sorgen, die also sagend, sich inn ungezwyfelt glouben im
nachtmal sin, weder milch noch mon, als sprüchwort lutet, im napf
habind. Das aber Luter also welle verstanden werden "im himmel
sin", zeigend die kundschaften an, die er nach vil schmach harinzücht,
in welchen "im himmel sin" uff hebreisch genommen wirt für
"himmelisch oder göttlich gesinnet sin", wie man im himmel ist, und
als wir bettend: "Din will beschehe uff erden wie im himmel"
[Matth.6.10]. Wie auch Isai. 27 [V.4] ‎‏במלחמה‏‎ "im krieg" gnommen
wirt für: kriegisch oder fyenklich. Glych als man ouch spricht "wir
warend gester im paradiß" für: wir warend in früntlicher, doch grosser
fröud mitt liebsamer gesellschafft, gsang, instrument, etc. Sölcher
meinung redt Paulus Ephe. 1 [V.3]: "Gott hat uns begabet -
Luter macht aber einmal segnen drus - mit allerley geystlich
gaaben, in den himmelischen in Christo." Hie wirt "in den himmelischen"
genommen für "mitt himmlischen gaaben", und das mit
Christo, als die nachgenden wort anzeygend. Also mißkert Luter
ouch die andren sprüch. So nun Luter nitt anderst wil Christum
im himmel haben, weder wir doben sind, ußgenommen die personlichen

--143--

vereinigung, in dem wort "der sun des menschen, der im
himmel ist" [Joh.3.13], so darff es nit not, wir sind eins. Er muoß
aber denn erkennen, das in dem wort "der sun des menschen, der im
himmel ist", das wort "ist" nit wesenlich genommen werd, namlich
nit für "wesenlich sin", sunder allein "in erkantnus etc. sin". Und mag
denn das wort im nachtmal: "Das ist myn lyb" ouch bston, das in
der dancksagung der lyb Christi in den gemueten sye, und die
zeichen das bedütend. Wil er aber das nit nachlassen, so muoß er
bekennen, das die alloeosi hie sye und das der sun des menschen für
den sun gottes genommen werd. Unnd so das, so volgt aber, das die
menscheyt in Christo nit allenthalb sye, da die gottheyt ist.
Summa: er nemme das "ist", wie er welle, so ligt er in dem wort
"der sun des menschen, der im himmel ist".
Zum letsten redt er, wie ouch die engel im himmel sind und uff
erden; wie er denn bewert hab uß Matt.18. Meynt den spruch:
"Ire engel sehend allweg das angsicht mines vatters, der in den
himmlen ist" [Matth.18.10]. Hie frag ich in, ob er sagen welle, das
die engel einsmals hieniden uff erd unnd im himmel wesenlich
sygind. Sagt er: ja. Gschrifft drumb! Spricht er: Matth. 18 [V.10].
Da spricht Christus nit, daß sy zuo eimmal in himmel und uff erden
sygind, sunder er spricht also von wort zuo wort: "Dann ich sag üch,
das ire engel in den himmlen allweg sehend" etc. Hie ist in den
himmlen, ἐν οὐρανοῖς, sine articulo, non enim dicitur οἱ ἐν οὐρανοῖς,
daruß etwas möchte zeyset werden. Nun ist es nitt nüw, ab einem
ort an das ander sehen und aber nit da sin, dann Luter brucht's
ouch in diser materi, das mich wundret, daß er hie nit deren dacht
hat. Voruß ist das herrlich wort Stephani ein züg: "Ich sich
die himmel offen und Jesum sitzen zur gerechten der krafft gottes"
[Ap.gesch.7.56]. Nun was Stephanus nit im himmel; aber die
ougen der seel sehend hinuff, ja so Luter wil (nun das wir nitt
zanggind), ouch die lyplichen ougen sahend die erscheinung, die im

--144--

gott offnet etc. Noch vil weniger muessend die engel an beyden orten
sin und sehend denocht doben den vatter unnd würckend hieniden irn
empfelch.
Nun kummend wir widrumb uff Luters wort uß der postill, da er
fürs ander gesagt hat, "zur rechten oder lincken sitzen ist nit myn,
üch ze geben" [Matth.20.23] etc. sye von der puren menscheit geredt.
Da muoß ich in fragen, wenn ich also redte "das ist von der blossen
menscheyt geredt", ob er mich nit billich des trennens der einigen
person verdächte? Ja frylich tuot er's, wiewol es mir nie in sinn ist
kommen, und hab denocht das "pur" nie gebrucht, das ich wüsse.
Aber Luter redt recht, es ist von der lutern menscheyt geredt. Und
ist aber denocht Christus unzerteylt. Und hat denocht Christus
geredt, so wirt aber der gantz Christus allein für die einen natur
genommen oder aber, so er unzerteilbar ist, ein natur für die andren.
So ist die unschuldig alloeosis aber erredt. Und stadt stiff, das
ietwedere natur in einer person ir eygenschafft ewigklich behalt.
Wyter spricht Luter in derselben postill: Luter: "Glych als dieselb
ir am creütz nitt helffen mocht, wiewol etlich hie groß kunst wöllen
beweisen mit irem finstren außlegen, das sy den ketzeren begegnen."
Luter spricht hiegegen: "Also spricht aber der heylige geist Joan. 3
[V.16]: ,Also liebet gott die welt, das er seinen eygen son dahingibt';
Rom. 8 [V.32]: ,Er hat seines eigen sones nicht verschonet, sonder
für uns alle dahingeben.' Und so fort an alle werck, wort, leyden, und
was Christus thuot, das thuot, wirckt, redet, leydet der warhafftige
gottessone" etc.
Sehend hie, f.f., ob nit Luter nützid dann mit ferwen und
blenden umbgang. In der vordren red uß der postill erkennt er ie
offentlich, daß die menscheit ir selbs am creütz nit hab mögen
helffen. Und spricht aber hie, das alles, so Christus lyde, lyde der
sun gottes. Und wil aber die alloeosim, den gegenwechsel, nit nachlassen.
So volgete ye, das die person des suns gottes gestorben wär,

--145--

daß sy ir selbs nit hett mögen helffen. Aber ich hoff ir, f.f., sehind,
daß er, uß zorn verblendt, widerfichtet, daß er selbs haltet. Dann
ye in der vordren red wol geseyt ist, die menscheyt habe ir selbs
am crütz nit mögen helffen. So er aber in disem buoch spricht, der
warhafftige gottessun lyde etc., wil er ye blenden, sam er ouch
nach göttlicher natur gelydten hab; und tuot das mit dem wort "warhaftig".
Da ist waar, das, der gelydten hat, warhaffter sun gottes
ist; er hat aber der göttlichen natur halb nit gelidten, ja nit mögen
lyden. Noch so gadt er daruf umb, daß die einvaltigen verwirret
werdind und zwüschend den beyden naturen nit recht entscheidind,
und laßt sy gern in der irrung ston, das gottes sun ouch nach der
gottheit selbs glydten hab; nun, das sy nebend demselben die
menscheyt ouch glychsam der gottheyt vermeinnind allenthalb
sin. Solt einer nit erlüteren, wenn er spricht "der warhafftige gottessun
lydet", das er "warhafftig" nit uffs lyden wandte, sunder uf den
sun, also das der, so waarhafftiger sun gottes ist, gelidten hat, aber
nit nach der natur, die hie benamset wirt, sunder nach der anderen,
die mitt diser ein Christus ist? Also so man spricht: "Der mensch
ist tod." Da verstand alle menschen, allein der lyb sye tod, dann die
seel mag nit sterben. Noch wirt's vom gantzen menschen geredt;
und mag dennocht der fürnemer teyl nit sterben. Das ist ye mit
gewalt finsternus gsuocht unnd das verduncklen, das vor heiter verjehen
ist. Da aber hie yeman sagen wurd, Luter erklärt sich selbs bald
harnach also: Luter: "Denn das muostu ja sagen: Die person (zeige
Christum) leydet, stürbet. Nun ist die person warhafftiger gott;
drumb ist's recht geredt: Gottes sun leydet. Denn obwol das eine
stück (daß ich so rede) als die gottheit nicht leydet, so leydet demnach
die person, welche gott ist am andern stucke als an der
menscheit. Gleich als man spricht: des königs sun ist wund, so doch
allein sein bein wund ist", etc.
Sovil Luter. Hie sehend, fromme für[sten], erkenn ich wol, das

--146--

Luter recht unnd christenlich redt, soverr er durch das wort
"person" Christum verstadt, nit das, so das fürnemest in der person
ist, den sun gottes etc. (dann man sust nit pfligt ze sagen "die
person lydet"). Unnd wölte ich die wort selbs nit anderst winschen;
dann sy gantz unser meinung sind, namlich das, wenn man also redt:
"Gottes sun lydet, stürbt", das da gottes sun für die menscheyt in
Christo genommen wirdt. Als so man spricht "der mensch ist wund",
und ist doch allein der lyb verwundt; so stat ye "mensch" für "lyb"
hie. Was mag doch klärers gsagt werden in diser materi? So wir nun
an dem ort gantz eins sind, warumb sind wir nit überal eins? Darumb,
das Luter nit darby blybt unnd yetz eins redt und bald ein anders.
Und sind vil einvaltiger, die an sinen worten also verglarrend, das
sy nun kein uffsehen habend, ob er doch im selbs glych sye und
bestande, sunder wütschend grad harfür und wellend erhalten
mitt Lutern, die menscheit Christi sye allenthalb, sye im himmel
lyplich gewesen vor der uffart, sye lyplich wesenlich im nachtmal,
die gottheit sye ouch lydenbar und derglichen. Und so man Lutern
grüntlich bsicht, so vermögend syne eignen wort ein anders. Und
redt aber er nützdesterminder so ungeschickte wort, daß, so sy im
gloubend, in den irrtumb also vallend. Ist das nit ein arbeitsäligkeit?
Wenn er lang hoch bocht, so zwingt inn demnach die warheyt, wider
sich selbs ze veriehen:
Sehend uff die wort: Luter h. an 1.tafel: "Denn wenn ich das
glöube, das allein die menschliche natur für mich gelidten hat, so ist
mir der Christus ein schlechter heiland, so bedarff er wol selbs eines
heylands" etc.
Bsehend hie, fromme f., die wort gegen den vordrigen, die unns
so wolgfallend. Daselbst redt er offenlich haruß, das, obglych die
gottheyt nit lyde, lyde doch die menscheyt etc. Hie redt er mit einer
sölchen form der worten, das sy ouch nit ze vertädingen ist; dann
er redt ußschlüßlichen, das, wo er gloubte, das alleyn die menschliche
natur für inn gelidten hette, mueßte er sin heylannd nit sin. Was
kan doch lesterlichers gesagt werden? Mag gott ouch lyden? So ist

--147--

er ouch gstorben; dann "lyden" wirt hie für "sterben" genommen. Ist
er nümmen der allein untödtlich gott (1. Tim. 6 [V.16])? An den
worten sicht man, das Luter mit gwalt wil finstren und sich im
nebel darvonschwentzen, das ist, sölche wort reden, die vor den
einvaltigen anderst verstanden werdend, weder er sy wölte geredt
haben, so man inn darumb ersuochte. Ist das redlich? Fuerend wir
zweyerley red uß einem mund? Wenn wir das, so wir gebrochenn
habend, wider ufbuwend, so eroffnend wir uns, das wir abvellig
oder übertretter sind (Galat. 2 [V.18]). So nun Luter yetz wyß,
bald schwartz sagt, wil er on zwyfel meinen, es sye mit gottes wort so
ringfertig ze handlen, als so man in der brennten spilt. Und das
ist ein wunder, das er in der unglückhafftigen red (dann mir von
hertzen leyd ist, das er in sölch irrung kumpt) nit so fürsichtig gwesen,
das er joch gedacht hett: "Nun wolhin, wenn aber din widerpart
also wurde sagenn: ,Wenn min gott eynigen weg ein lydenhaffter
gott wär, so mueßte er min gott nit sin.'" Unnd ich sag für mich selbs:
Wenn Christus Jesus nach der gottheyt lydenhafft wär, so wär er
nit gott, er mueßt ouch min gott nit sin. Aber das sye verr von uns,
das wir mit zangg yenen dahin kömind, das wir zuo schirm der irrung
ouch gott anhebind lestren. Es hat Augustinum der zangg ouch
hinynzogen, das er etwas von mitlyden der gottheyt geredt hat,
contra Felicianum. Noch so erlütret er sich, das er allein die
seel Christi verstuend, die hette nach dem wort "min seel ist trurig
biß inn tod" [Matth.26.38] kumber gelidten in dem sterben des lybs.
Wohin wil sich aber hie Luter keren, wenn im die Bäpstler ufrupffen
werdend, er habe geredt, die gottheyt Christi hab ouch den
tod erlidten unnd wirt im söliches ußbreyt mit gschrifften? Wirt
söliches nit in d'ewigkeit für die lesterlichsten, närristen irrung erkennt
werden? Dann ouch die philosophi erkennt habennd: τὸ θεῖον

--148--

ἀθάνατον, numen esse immortale, das gott ist, das muoß untödemlich
sin. Wenn man nun sagt "Christus hat gelitten für unns", so
verstadt man durch "lyden" den tod erlyden, dann mit sinem tod sind
wir lebendig gmachet. So nun Luter vom lyden der gottheyt sagt,
sam one dasselb Christus sin heylannd nit sin sölle, so muoß er ye
verston, das sy ouch gstorben syge. Dann, wölte er verston, sy hette
inn hunger, durst, geißlen, krönen, streich gelitten und nit imm tod,
so hette sy doch nit gelitten, da die krefftigest summa des lydens
was. Mit sinem tod sind wir läbendig gmacht, nit mit dem hunger
etc. Dieselben ding hatt er wol zuo gemeiner artzny und trost unser
anfechtungen tragen, aber die bezalung ist der tod, als in der
2. Cor. 5 [V.18-21] unnd durch die gantzen epistel zun Hebreeren
erfunden wirdt. Ich solt nit schimpffen in einer so grusamen sach,
aber ich mag wol zuo verschupffung des irrsals sagen: Blybt Luter
daruff, das die gottheyt gelitten hab unnd deßhalb mueßte gestorben
sin, so hatt der bapst noch recht, das er syn statthalter wil sin.
Denn ouch Paulus, Hebr. 7 [V.23], spricht, das der obresten
priestren des alten testaments darumb vil gewesen sygind, das sy
der tod nit blyben ließ. Ist uns nun der ewig sun gottes gestorben
nach der gottheyt, so ist der bapst billich sin statthalter, unnd
hatt sich Luter in der finsternuß aber übel an einem stock verfaren.
Noch wellend wir in wyter verhören, damit er sich nit klagen
mög.
Luter in der vordrigen postill: "Also ist das ouch der mensch
Christus, da er sagt: ,Der vatter ist grösser denn ich', Joann. 14
[V.28]. Item Matth. 23 [V.37]:, Wie offt hab ich wellen deine
kindle sammlen wie eine glucke under ire flügel?' Item Mar. 13
[V.32]: ,Von dem tage weißt niemant, weder die engel, noch der sun,
sunder allein der vatter.' Ist nit not hie die glose: ,der sun weißt nit'

--149--

das ist, er wil's nit sagen. Was thuot die glose?" So vil Luter.
Sehend, from. f., ob Luter neißwas anders sag, weder wir ye
geredt oder gelert habind mit der frommen alloeosi? Noch wellend
wir in witer hören. Luter in der vorgenanten postill: "Die menscheyt
Christi hatt eben wie ein ander heylig natürlich mensch nit allzeyt
alle ding gedacht, geredt, gewölt, gemerckt, wie etlich einen allmächtigen
menschen auß im machen, mengen die zwo natur und ir
werck ineinander unweyßlich. Wie er nit allzeyt alle ding gesehen,
gehöret, gefuelet hatt, so hatt er ouch nit alle ding mit dem hertzen allezeyt
angesehen, sunder wie in gott gefuert hatt unnd im fürbracht."
So vil Luter. Sehend hie, fromme für., uff yedes stuck besunder, so
wirt uns die red, die wir harnach setzen wellend, des klärer.
I. Die menscheyt Christi hatt nit allzyt alle ding gedacht etce.
glych wie ein ander heylig mensch.
II. Das etlich on zwyfel unrecht thuond, die ein allmechtigen
menschen uss im machend.
III. Das die ouch unrecht thuond, die die zwo naturen unnd ire
werck undereinander mengend.
IV. Das er nit alle ding zuo aller zyt mit dem hertzen angsehen hatt,
V. sunder wie in gott gefuert hatt und gewisen.
Hierinn sind wir aber eins, wiewol da etliche wort sind, die wir
nit so ungehoblet habend dargethon; noch so redt Luter der
meinung halb recht. Dann aller span, den wir miteinander habend
der zweyen naturen und würckungen halb, der ist hie vom Luter
abermal bekennet. Hatt die menscheit Christi nit zuo aller zyt alle
ding gedacht, gmerckt, gredt, gwölt wie ein ander mensch, so ist sy
ye nach der menschlichen natur unnd nach der würckung underscheyden
mit der gottheit. Glych wie der mensch uss seel unnd lyb,
ist doch ietweders eins sundren wesens, natur und würckung, aber
mit dem underscheyd, das, wiewol der lyb ein eigen wesen unnd natur
hatt, so hatt er doch den bstand sines wesens nit on die seel; dann
so bald die von im ist, so ist er hingefallen. Und sobald die widrumb
zuo im gfuegt, so wirt er widrumb in existentiam, in ein stand, ufgericht,

--150--

wie am letsten urteyl bschehen wirt. Nun sind aber nütsdeßminder
die zwo naturen, lyb unnd seel, ein mensch und ein person,
wiewol die person von zweyen wesen und naturen zemengsetzt ist;
aber nit von zweyen wesen, dero yetweders sinen besundren blyblichen
bstand hab, sunder nun das ein, die seel. Also ist in Christo
Jesu die wesenlich natürlich gottheyt, ouch die wesenlich natürlich
menscheyt, ein person, und ist aber die ein natur, namlich die menschlich,
in der person nit uss irem eignen bstand unnd enthalt, sunder
wie der gemeinen menschen lyb in der seel synen bstand und enthalt
hatt, also hat die gantz menscheyt Christi, lyb und seel, bstand und
enthaltnuß in siner andren natur der gottheyt. Daß aber Luter nit sag,
das sye uss dem gouggelsack gnommen - dann zwar so schrybend
Scotus unnd Jo. Picus Mirandula uff die maaß unnd alle
theologi de ente et essentia et de essentia et existentia - so bringend
wir yetz die bewernus:
Christus spricht Jo. 10 [V.18]: "Ich hab gwalt, min seel von mir
ze thuon (weiß wol, das "seel" den Hebreeren "leben" heißt; aber
die seel gibt's läben) und widrumb zuo mir ze nemmen." Nun kan

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Christus' seel nit ein andre seel sin denn ein wesenliche, natürliche
seel. Aber in disen worten sehend wir wol, das sy iren bstand, blybnuß
und bhaltnus in der gottheit hatt, so er spricht, er habe gwalt, die
hinzethuon und widrumb ze nemmen; dann die menschlich seel, die
glych ein erhalterinne des lybs ist, nit gwalt hatt, den lyb hinzelegen
und widrumb ze nemmen. Darumb ist in Christo ein stercker gwalthaber
und erhalter weder die seel, der ouch die seel mag hinthuon
und wider nemmen; der ist der sun gottes. Item Col. 2 [V.9]:
"In im wonet alle gottheit lyplich." Ich wil hie nit lang sagen, ob
lyplich "wesenlich" heisse oder ob lyplich κατ ̓ἐναλλαγήν genommen
werde für "menschlich", also das in der menscheyt die vollsame gottheyt
wone; denn Luter ghört's nit gernn. Aber wie die seel gsagt
wirt im lyb wonen, so doch der lyb in krafft und erhaltung der seel
wonet, also wirt ouch hie die gottheit gsagt in der menscheit Christi
wonen, da doch die menscheit, in sin göttliche natur und person ufgenommen,
in iro blybt, bstadt und erhalten wirt. Und das ist
personae constitutio, i. das, so ein person macht, durch alle creatur
hin, wenn zwo naturen überein unnd in ein bstand kommend. (Est
enim persona rationalis creaturae individua substantia.)
Nun ist aber gnuog gehört, das, so der lyb zur seel kumpt, hat er
wol ein eigen wesen unnd natur, aber nitt ein bhaltende krafft,
sunder die seel ist sin bhaltende krafft. Unde et philosophi actum
vocarunt aut potius actionem. Deßhalb der nam "person" von uns

--152--

den heiligen dry namen zuogelegt wirt, nit das die heylig geschrifft
sy personen nenne, sunder das, wie ein person in der seel bstadt, da
doch der lychnam ouch ein teyl der person ist, also die dry, die sust
nit besundre wesen, aber besundre eygenschafften habend, vatter, sun,
geyst, ein wesenn sygind. Dahar nennet man die dry, die ein gott
sind, personen, nit nach eigenschafft der gschrifft, als ouch Augustinus
de civit. lib.7. cap.4 erkennet, sunder nach der verglychung
des gotzförchtigen verstands, der unns die göttlichen eynigkeit der
dryen in einem wesen begärt etlichen weg ze verbilden. Hab ich
ye muessen anzeygen, fr. f., dann es Luters irrung hilfft verwerffen.
Er redt von den dingenn nit allein dunckel, sunder ouch unrecht und
seer verfuerisch, wie kommen wirt. Und rede nun Luter.
Luter in der bekentnus h. an 4.tafel: "Dann wo die werck zurteylet
und gesondert werden, da muoß auch die person zurtrennet
werden, weil alle werck odder leiden nicht den naturen, sondern den
personen zuogeeigent werden. Dann die person ist's, die alles thuot und
leydet, eins nach diser natur, das ander nach yhener natur, wie das
alles die glerten wol wüssend."
Hie verman ich, das man Luters wort bas ermesse weder die
silbrinen und guldinen predicanten. Dann man wirt sehen, das er nit
allein mit den fürgesetzten worten uß der postill nit eins ist,
sunder ouch in den worten selbs, die da stond, wider sich selbs offentlich
redt. Erstlich sagt er hie: "Wo die werck zerteylet und gesündret
werdend, da muoß ouch die person zurtrennet werdenn." Hie frag ich
Lutern, welcher theologus ye gelert hab, das der underscheyd der
wercken die person trenne, oder ob er in sinem hertzenn doch meine,
das im also sye. Nein er, dann er sagt glych in fier linien das widerspil,
wie kommen wirt. Oder ob er meyne, das neiswa ein so verwirter

--153--

verstand sye, der das gloube. Dann welcher mensch erkennt
nit, das der lychnam ißt und trinckt, wachet, schwynt, siechet,
gsundet etc., und bschicht dero keins an der seel; unnd sind denocht
nun ein person. Die seel aber verstadt, rechnet, denckt, urteylt etc.,
dero der lychnam keins vermag, und sind aber nun ein person. Und
habend alle theologi allweg erkennt, das nit allein die würckungen,
sunder ouch die naturen ein person nit trennend. Dann wo das, so
wäre der mensch zwo personen, eine der lyb, der ander die seel: Und
Christus wäre dry personen, eine der sun gottes, die ander sin seel,
die erschaffen ist, die dritte der lychnam, der uss dem gschlecht
Abrahams erwachsen ist. Es wirt ouch darumb von den theologis
uss gottes wort ermessen, das sin menscheyt, das ist ware lyb und
seel, in dem bstand und erhaltnuß der person des suns gottes ufgenommen
ist, das ouch sin gottheyt und menscheit nit zwo personen
sygind, oder aber es wurdind vier personen in der gottheit sin.
Aber Luter redt, glych als ob er noch nie gewüßt hab, was underscheyds
sye inter singulare, suppositum, individuum et personam.
So er nun in der postill spricht: "Die menscheyt Christi hatt eben
wie ein ander heilig natürlich mensch nit allzyt alle ding gedacht,
geredt, gemerckt" etc., so frag ich Lutern, ob die gottheyt Christi
ouch wie ein heiliger natürlicher mensch nit allezyt alle ding gedencke,
welle und mercke. Wirt er on zwyfel sagen, die gottheit sy das wüssen,
das liecht, die klarheit, die warheit, die krafft selbs, wie könde denn
das liecht etwa nit liecht sin, das wüssen etwa nit wüssen etc.
Eya, so volgt ouch, das der menschlich will Christi, der menschlich
verstand Christi sin eigen menschliche natürliche ard hatt ghebt,
wie unser lyb und seel ein eigen ard habend, die underscheyden ist
gegen der ard des geysts, den gott in uns güßt, Rom. 7 [V.6.].
Bewernus: Christus spricht: "Nit min, sunder din will gschehe"
[Luk. 22.42] und blybt nütsdeßminder nun ein person, wiewol er
ein eignen willen hatt nach der menscheyt. Doch das allein, diewyl

--154--

die tödemliche sinem lyb anhangt. Nach der erklärung der urstende
wirt die schweche und widerspan hingenommen (1. Cor. 15 [V.54 u.
55]: "Wenn das zerbrüchlich die unzerbrüchliche und das tödemlich
die untödemliche anlegen wirt, so wirt denn die red, die geschriben
statt, der todt ist gar verschluckt' etc."). Dann die schweche und schühen
Christi was von des tods wegen. Wenn aber die forcht des todes
oder übelgons hingenommen wirt, so widerstrebt nit allein der will
Christi nit wider sinen göttlichen willen, sunder unsere lyb werdend
ouch der seel nümmen widerstreben; denn da kein forcht des üblen
ist, da ist dem lyb erst ze friden und ruowen geholffen. Darumb ouch
Paulus schryt: "Ich unsäliger mensch, wär wirt mich von dem tödemlichen
lyb erlösen? Die gnad gottes durch Christum" [Röm.7.24, 25]
etc. So nun Luter in der postill so offentlich anzeygt, daß die werck
der beyden naturen so underscheiden sind, das der göttlichen nit geben
mag werden, das der menschlichen ist, und spricht aber hie, die
werck zertrennind die person, so volgt, daß er die person trennet,
nit wir. Kurtz darvon, Luter hatt den hals gestreckt; im ligt nit
dran, was er sage, wie er wider sich selbs rede, wie er wider gottes wort
rede. Gott welle in begnaden.
Das wirdt noch kundbarer, so wir die nechsten wort der "bekantnus"
gegen einander besehend. Zum letsten beschlüßt er also:
"Denn die person ist's, die alles thuot; unnd leydet eins nach diser
natur, das ander nach yhener natur, wie das alles die geleerten wol
wüssend." Sehend, fromme fürsten, wie sich das so wol rymet. Im
anfang sagt er, wer die werck sünder, der zertrenne die person. Und
im ußgang sündret er die werck mit so eigenlichen, ußgetruckten
worten, das ich sy mit grossen buochstaben hab lassen wol harfür in
d'gsicht stellen. Unnd spricht, die person thuege und lyde alle ding,
eins aber nach diser, das ander aber nach ihener natur.
Ach gott, was leerend und redend doch wir anders, denn die letsten
wort lutend? Sagend wir nit: gott und mensch sind ein Christus,
nun ein person? Die naturen aber sind underscheiden, yetwedere mit

--155--

irer eigenschafft und art, und vermag der underscheyd die person nit
trennen. Unnd ist aber hiemit unser wee, jamer und gschrey ("dann
wer wirt verergret, das es uns nit brenne?", 2. Cor. 11 [V.29]); ja,
unser wee ist, das Luter grad in fier linien wider sich selbs redt; und
tringt in gott, wider sin fürnemen ze reden unnd die warheit ye
ze bekennen. Unnd wellend aber die fyrtäglichen verfuerer (ich solt
"leerer" gsagt haben) nit sehen, daß Luter an keinem ort durch diß
gantz buoch hin so fyentlich nienen wider uns strytet. Gott zwingt
inn, die unbefleckten warheyt mit uns erkennen; also das die gantz
gschrifft nützid anders ist weder ein botschafft, Luter sye überwunden
und möge wider die warheyt nit. Sagt yeman: Warumb
schribstu denn mit so vil arbeyt wider in? Antwurt: Allein daß die
quacklery, das ist die unstäte, die unredliche und verwürrte art sin
in der materi unnd der falsch leerenden wol erkennt unnd des bas
fürhin goummt werd. Denn das muessend mir alle brueder kundtschaft
geben, das ich von Lutern zum fierden mal mit offenen
gschrifften bin gelestret worden; und hab mich denocht wellen erwerren,
wider in ze schriben, alles guoter hoffnung, gott wurd im das
liecht offnen, das er die warheyt sehe. So sicht er's, ja er vergicht's;
und wil's aber nit sehen noch verjehen haben. Wie denn Isa. 6
[V.9-10], Christus Matt. 13 [V.14-15] anzeigend.
Das wirt noch kuntlicher, so man die wort in der postill eigentlicher
trachtet, da er also spricht, das etlich unrecht thuegind, die
einen allmechtigen menschen uß im machend. Unnd so aber die
menscheyt Christi ußgebreyt were nach der gottheyt (als Luter
sagt), so wäre ye die menscheyt Christi allmechtig, dann die allmacht
ist uß der unentliche. Und mag nützid allmechtig sin,
denn das einig unentlich guot; und was wesenlich unentlich ist, das

--156--

ist ouch allmechtig. Ist nun der lychnam Christi allenthalb, wo die
gottheit ist, so ist er wesenlich unentlich; ist er wesenlich unentlich,
so ist er ouch allmechtig. Dise unordnungen wil ich alle mitt Luters
eygnen worten bewären.
Luter i. 2.tafel: "So muoß volgen, das er auch nach der dritten
übernatürlichen weise sey und sein möge allenthalben, wo gott ist,
und alles durch und durch vol Christus sey nach der menscheit, nit
nach der ersten leyblichen begreiflichen weyse, sonder nach der übernatürlichen
göttlichen weyse" etc..
Sehend zuo, wel ein herrlicher theologus das ist! Wer vermischet
nun die naturen? Alle theologi sagend, daß "allenthalb sin" sye die
eigen inner art des göttlichen wesens, unnd redend recht. Denn das
wort Jerem. 23 [V.24]: "Ich erfüll himmel und erden", mag nieman,
denn dem einigen göttlichen wesen zimmen. Nun so gibt er's der
menscheit zuo, unangesehen alle geschrifft, die darwider ist. So muoß
er ye die naturen vermischen und eynen allmechtigen menschen uß
im machen, und redt aber Petrus act.2 [V.27] uß dem propheten
David also: "Du wirst min seel in die hell nit lassen." Nun ist die
gottheyt wesenlich und gwaltigklich allenthalb, ouch in der hell; so
mueßte ouch die seel Christi und deßhalb die gantze menscheyt in
der hell sin, wider die kundtschafft Davids und Peters. Darzuo so
ist die art der erklärten lyben, ewige fröud im himmel oder ewig leyd
in der hell mit der seel ze haben. Und so Christus' menscheit in der
hell wär (da aber die unlydenhafft gottheit ist), so mueßte Christus'
menscheyt in der helle lyden. So herrlich ding volgte uß Luters leer.
Luter spricht ebendaselbst: "Und wo du einen ort zeigen wurdest,
da gott wäre und nicht der mensch, so wäre die person schön zurtrennet"
etc. Antwurt: Ja, wir habend's ietz anzeygt. In der hell
ist gott (Psal. 118). Und ist der mensch Jesus Christus nit in der
hell, wie ietz gehöret ist. Und ist die person nützid me zertrennet;
denn do ouch die seel uß im gieng, als er den geyst, das ist die seel und
das läben uß im ließ oder uffgab (Matt. 27 [V.50]) und die seel von

--157--

im thett (Joann. 10 [V.17]). Da was ja die seel Christi vom
lyb; noch was die person nitt zertrennet, denn es was allweg ein
person. Also wirt ouch die person nit trennet, da die menscheit nit
allenthalb ist, wo die gottheyt ist.
Aber daruff bringt er noch ein grössere irrung und spricht: Luter
am selben ort: "Weyl ich als denn mit der warheyt kund sagen: ,Hie
ist gott, der nicht mensch ist und noch nie mensch ward.' Mir des
gottes nit" etc. Hie sehend, fromme wyse fürsten, wel ein schöns
sophistisch bösszlin Luter ryßt. Wie er vom accidens (wiechtigkeyt)
zur substantz oder wesen volgert. Und jagt aber den schultheyssen
mit den roten hosen im bad umbhar. Er hatt erst also
geredt: "Wo du ein ort zeygen wurdest, da gott wäre und der mensch
nit wäre, das zertrennete" etc.. Da ist by ietwedrem ort das "ubi",
das ist das "wo" oder ort. So laßt er hie das "ubi" fin uß und setzt
die substantz an statt und spricht: "Hie ist gott, der nit mensch ist."
Sehend ir, wie er mir für das "da" ein "der" gesetzt hatt, welches uff
die substantz zeygt. Da solt er aber ouch das "da" zur menscheyt
gesetzt unnd also geredt haben: "Hie ist gott, da der mensch nit ist",
und nit "der nit mensch ist". Denn, da gott glych in der helle ist,
da die menscheyt nit ist, ist gott nütsdeßweniger mensch. Des keysers
gmuet ist in Meyland, und ist er in Hispanien und nit in Meiland.
Daruß volgt nun nit, das er nit ein mensch sye. Die sunn ist an irem
himmelkreiß; und ist kein sunnenschyn noch tag in der gantzen welt,
er ist vonn der einigen sunnen, und wirt ouch die sunn genennet.
Noch ist das corpus, der lyb der sunnen, nit hieniden. Und kan also
die krafft, der schyn und der glantz der sunnen allenthalb sin, und
ist der sunnen lyb nit allenthalb, sunder nun an einem ort. Also ist
das göttlich wesen allenthalb, und wo man sagen kan: "Da ist gott",
da kan man sagen: "Da ist der gott, der mensch ist." Sehend, wie ich
yetz zum gott und zum menschen ein "der" thuon. Aber das kan man
nit sagen: "Wo gott ist, da ist der mensch."

--158--

Hie fuert Luter ein lange stempny uss der Sophisten waaffenkamer,
wie ein ding in loco, das ist, an eim ort, sye begryfflich, unbegryfflich
und übernatürlich. Nun laß ich ston, das er nit recht
vertütschet hatt circumscriptive, definitive, impletive. Und wil
allein anzeygen, das er ouch der sophisten güsel nit recht erlesen
hatt. Circumscriptive, das ist, begrifflich (wil ouch sine wort bruchen)
an eim ort sin, ist, so ein lyb gantz und mit allen sinen teylen an eim
ort ist, das er unnd syne teyl an eim andren ort oder örteren nit sin
mögend. Dise beschrybung allein zimpt dem lychnam Christi,
und Luter schlüßt die allein uß. Laß mich syn wueste byspil nit irren,
die er yetz harfürbringt. Und bewär also daß "begrifflich an eim
ort sin" des lychnams Christi. "Begrifflich" aber muoß nit verstanden
werden, das ich und ieder den lyb begryffe, sunder das der lychnam
der art ist, das er an eynem ort allein ist, gantz mit allen sinen gliden,
ob in glych nieman nümmermer ergriffe. Ein adler flügt alle syne tag
in lüfften, das in nieman ergryft, noch ist er circumscriptive, das ist
"begrifflich", an eim ort. Zum anderen so zimpt die gantz beschrybung
des begrifflichen ortes dem erklärten lychnam Christi. Wol, wenn
wir Luternn losen wöltind, so ist er nit an eim ort so grob lyplich
als syn strouwsack und der schuldtheyß mitt den roten hosen im
bad. Aber circumscriptive, das ist umbfasset, umbzilet und geprisen,
solt er nitt also lyplich (corporaliter) verston noch "lyplich"
vertütschen. Aber er tütschet unnd tatschet in allen dingen harumb,
wie der jung hund im kindsbad. Ich laß an alle, die der sophistry
oder philosophi bericht sind, ob "circumscriptive" sölle vertütscht
werden "corporaliter".
Zum dritten, so sind die erklärten lychnam der menschen umbfasset,
umbzilet und geprisen nun an eim ort; nit anderst erkennend
alle glöubigen. Bewernus: Wir werdend von Paulo schön
ingefuert (1. Corinth. 15 [V.41]) in die erkantnus der verklärten
lyben durch die himmelischen lyb der sunnen unnd sternen. Die sind

--159--

ouch lyb und sind circumscriptive, das ist umbfasset, umzilet und
prisen an eim ort; und sind doch nit so grobe lyb als der grob schultheiß
inn roten hosen ins Luters kuestall (verzyhend mir alle glöubige
hertzen, ich mag nit lassen, muoß ouch etwan schimpfflich zun
dingen reden, wenn ich die arbeitsäligen verkernus des Luters
sich, da er so gychtig wirt, das er nit weißt, wie wuest er doch reden
sölle). Also sind ouch die erklärten lyb aller menschen prisen an eim
ort zemal. Unnd so der lychnam Christi ist nach der urstende,
wie die unseren sin werdend, so ist er ouch prisen nun an eim ort.
So nun die bewernus ouch zum "sitzen zur grechten" [vgl. Kol.3.1]
dient, so wellend wir glych zwo arbeyten mit einer bewernus ußrichten:
Eine, das Christus lyb umbfasset sye; die andren, das er
zur grechten gottes sye. Wiewol die grechte hand, das ist maiestet
unnd krafft gottes, allenthalb hinlangt, so ist doch syn lyb darumb
nit allenthalb lyplich gegenwürtig.
Das Christus lyb umbfassed sye
Galat. 4 [V. 4]: "Gott hatt sinen sun gesendt, der vonn eim wyb"
(sich hie an eim fürgon, gottes sun per alloeosim, durch den
gegenwechsel, eigentlich nun die menscheyt heissen; wiewol war
ist, das, der geborn ist, gott ist, und hatt Maria gott geborn, aber nit
nach der gottheyt, sunder der mensch, den sy geborn, ist ouch gott,
und ist gottes gebererin, drumb das ir kind gottes natürlicher sun ist,
als die fürstin von Baieren sol geredt haben, ,sy hab fürsten geborn, nit
grafen oder herren') "gemacht ist". Ist nun die menscheyt Christi von
eim wyb gemacht, so ist sy umbfasset, umbzilet, umbprisen.
Philippenses 2 [V. 7]: "Er hatt sich selbs ußgelert" ("sich ußgelert"

--160--

das ist siner göttlichen herrligkeyt verzigen, als alle glöubigen
ye und ye verstanden habend) "und hatt die form eins knechts angenommen
unnd ist den menschen glych worden, deß wesens und
wandels halb ein mensch wie ein ander mensch, σχήματι εὑρεθεὶς ὡς
ἄνθρωπος". Annota primum verbum "inventus" haebraice poni pro
"fuisse", secundo "ut homo" hominem poni sine articulo, unde naturam
potius et speciem significat quam individuum; transtulimus ergo:
homo sicut alius homo. De forma σχήματι non est monendum, quod
nonnunquam ponitur pro "forma", quae dat esse rei, nonnunquam pro
"persona"; ideo tam late exposuimus "des wesens unnd wandels halben"
etce. So nun Christus gantz ein mensch ist wie wir, allweg die süntliche
ußgenommen, wie harnach volgen wirt, und wir sind umbzylet
und umbprisen, so ist er ouch also, oder aber er wäre nit warer mensch
wie wir.
Hebr. 2. capit. [V. 17]: "Er hatt in allen dingen den bruederen
muessen verglycht werden" etce. Sich "in allen dingen", "allweg",
"die sündtliche ußgenommen". Nun sind wir umbfasset, so ist ouch
er also.
Daselbst [Hebr.2.14]: "So nunn die kinder alle uss fleisch und bluot
sind, so ist er dero ouch also teilhaft." Sich, er ist iro teylhafft wie
wir, und wir sind umbfasset, so ist ouch er umbfasset.
Hebr. am 4. [V. 15]: "Wir haben nit ein obresten priester, der nit
möge mitlyden mit unsern schwachheyten haben, sunder einen, der
in all weg geuebet ist glychsam wie wir, ußgenommen die sünd" etc.
Sehend hie, fromme fürsten, wenn Christus' lychnam zuo eim mal
im himmel unnd am crütz gewesen wäre, als Luter schwermet, so wär
er nit in all weg geuebt wie wir; dann im ye im himmel nitt wee
gethuon hette das höfften der naglen, das schmertzlich uffrichten
etc. So volgt offennlich, das er umbfasset, umbprisen unnd umbzilet
was, wie ouch ein yeder mensch ist.

--161--

Wölte aber Luter sagen: "Vor dem tod ist Christus umbfasset
gewesen, aber nach dem tod nit". Antwurt: Es ist vor gnuog angezeygt
über das wort Joann. 3 [V. 13]: "Der sun des menschen, der im
himmel ist" (das Luter redt, er wäre dozemal ouch im himmel lyplich),
das es ein verfuerische irrung ist. Bsich hie, frommer leser, die
unsinnigen, lesterlichen red, die Luter fuert. Item an der 7. unnd
8. tafel und was er joch sagt, so bringt er kein andre gschrifft denn:
Luter: "Inn" gelt in diser sach gleich so vil, als über, ausser, unter,
durch und wider hardurch unnd allenthalben etc. Sich, wie so feyn
köppisch unnd gögglerisch kan Luter darvon reden. Und das die
einvaltigen verblendt werden, das sy keiner kundtschafft nachfragind,
so ersüfftzet er tieff druff und schryet: "Ach, was rede ich
von so hohen dingen". Hie solt er darzuothon haben: "So ich doch
gar nütz darmitt kan." Noch wellend wir im den vollen darthuon
unnd nach der urstende den lyb Christi umbfasset sin, bewären.
Luce 24 [V. 39] spricht er selb: "Bsehend min hend und fueß, das
ich selbs bin, oder das ich der einig bin" (verstand "eynig" für "eygenlich").
Mit welchen worten er sagen wil, er sye der eynig eygenlich
selbs, der vor by inen gewesen unnd widerumb by inenn sye. Nun
ist er vor dem tod umbprisen, so ist er ouch nach dem tod umbprisen;
oder aber er wäre nitt der eygenlich selbs Christus.
Daselbst [V. 39] spricht er wyter: "Gryffend mich an unnd beschouwend
mich, dann ein geyst hat weder fleysch noch beyn, als ir sehend,
das ich hab." So sich der lychnam Christi hatt lassen angriffen,
so ist er gwüß umbfasset, denn das nit umbfasset ist, mag nit angriffen
werden. Darzuo ist das "fleysch unnd beyn haben" ein gwüß
verzeychnen des umbzileten lybs; dann was teyl hatt, ist umbzilet,
noch vil me, was glyder hatt; dann die bein m#;ussend ye nit so
groß sin als der gantz lyb, derglychen das fleysch allein nit als groß
als fleisch und beyn, adren, nerven und alle glid miteinandren. Weyß
daby wol, das der erklärt lychnam Christi nit so grob sol verstanden

--162--

werden vonn fleysch und bluot und beyn, wie des Luters schultheiß
stoltzer lyb in roten hosen, sunder ich verston, das Christus mit
dem wunderbaren angriff inen sin gantze ware menscheyt hatt wellen
ze verston geben und das er sin waren lyb, den er von der magt
Maria an d' welt bracht hatt, ouch von den todten widerbrächte,
doch erklärt, nit unentlich oder allenthalb gmacht, oder aber sy
hettind einen finger, ein loch der neglen nit mögen übergryffen. Und
hab nit ich allein den verstand, sunder Ambrosius und Augustinus,
ja alle glöubigen. Ja Luter selbs; denn ich vest gloub, das er
all sin läbtag nie fürgenommen hatt, das der lychnam Christi allenthalb
sye, biß inn der zangg dahin gebracht hatt. In dem stat er so
jämerlich da und schwitzt wie eyner, der syns vätterlichen erbs der
letsten schantz darschlecht.
Paulus spricht 1. Corinth. 15 [V. 47-49] also: "Der erste mensch
ist uß der erde, kätin oder stöybin. Der ander mensch - sich
"mensch" und "der ander mensch", damit du durch den gegensatz
erkennist, das er warer mensch ist, wie Adam was; darumb er ouch
der ander Adam genennet wirt hie in disem capitel - ist der herr von
himmel. Wie nun der kätin ist, also muessend ouch die kätinen sin.
Unnd wie der himmelisch ist, also muessend ouch die himmelischen sin.
Unnd wie wir das ebenbild des kätinen getragen habend, also werdend
wir ouch das ebenbild des himmelischen tragen". Hie sehend ir, fromme
fürsten, durch alle burde und gwicht der worten hin, das Paulus
Christum unseren erstling machet und uns die nachkömling; also das,
wie er ufferstanden sye von den todten, also hab er uns ein ebenbild
vorgetragen, das wir die nachkömling ouch also werdind. So nun
Christus' erklärter lychnam allenthalb wäre, so mueßtind ye unser
erklärte lyb ouch allenthalb sin.

--163--

Es volgt ouch per conversionem simplicem: Wir werdend erklärte
lychnam haben wie Christus hatt; so hatt ouch Christus ein erklärten
lyb, wie wir werdend haben. Nun werdend unsere umbfasset
und umbzilet sin, so wirt ouch der lychnam Christi also muessen syn.
Weyß hieby ouch, wie κατ ̓ἀλληγορίαν die wort Pauli mögend verstanden
werden uff die ermanung, das wir himmelisch läben söllind,
aber der gruntlich sinn ist der, von dem wir hie anzeygend. Also verfält
nun Luter am lychnam Christi, wie er's ze handen nimpt,
das er inn in alle end unnd allenthalb hin eyntweders schicken oder
ußtennen wil nach der menscheit glych wie nach der gottheyt. Nun
ist es an der gerechten.
Luter redt von der gerechten also (ist h. an der 5.tafel.): "Item,
weil sie nicht beweysen, das gottes rechte hand, ein sonderlicher ort
sey im himmel, so bleybt mein anzeygte weiß auch noch feste, daß
Christus' leyb allenthalb sey, weil er ist zur grechten gotts, die allenthalben
ist, wiewol wir nit wissen, wie das zuogehet. Denn wir auch nicht
wissen, wie es zuogehet, das gottes rechte allenthalben ist." Antwurt:
Sittenmal Luter sich begibt, er wüsse nit, wie das zuogang, wie die
grecht hand gottes allenthalb sye, wellend wir im dasselb zum ersten
sagen. Die grechte hand gottes wirt in der gschrifft allenthalb genommen
für die maiestet, gwalt und macht gottes. Also redt Isa. 48
[V. 12-13] in der person gottes: "Ich bin der anfang und das end;
min hand hatt die erde grundvestnet, und min grechte hatt die
himmel gemessen oder überspanget. Ich ruofft inen, und sy stuondend
miteinandren da." Psal. 43 [Psal. 44.4]: "Ir stercke hatt sy nit entschütt,
sonder din grechte." Und 87. psal. [Psal. 90.12 vulg.]: "Herr,
mach kundbar din grechte hand", das ist "zeig din macht" etc. Mat. 20
[V. 21]: "Verheiß mir, das mine zween sün nebend dir sitzind, einer
zur rechten, der ander" etc. Hie wirt ouch "rechte" für die herrligkeit
oder maiestet genommen. Weißt nun Luter, wie die macht gottes

--164--

allenthalb ist, so weißt er, wie die grecht gottes allenthalb ist. Warumb
sagt er denn, er wüsse es nit? Er wil on zwyfel blenden.
Darumb sehend uf, fromme fürsten! So er spricht, wie wir bewysen
muessind, das gottes grechte ein besonder ort im himmel sye, oder aber
Christus muesse im allenthalb sin, so muoß er eintweders mit der
grechte oder mit dem lyb Christi uns eins über's ouge geben. Und
darumb wellend wir sinen syllogismum in ordnung stellen, ob wir
sehen möchtind, womit er uns blandte.
1. Gottes grechte ist allenthalb.
2. Christus' lyb ist zur grechten gottes.
3. So ist Christus' lyb allenthalb.
Hie kan die erste nit mangelhafft sin; dann die grechte hand, das
ist die krafft oder gwalt gottes, ist allenthalb. So muessend wir sehen,
was mangels die ander hab. So findend wir also 1. Thes. 4 [V. 17]:
"Und also werdend wir allweg bym herren sin." Hie heißt "bym
herren sin" einen andren weg by im sin, weder er allenthalb ist, oder
aber wir mueßtind sagen, das ouch unsere lyb allenthalb wärind. Und
darumb so ist "die creatur by gott sin" nit, ußgebreyt sin nach der
unentliche der gottheyt; dann wo im also, so wär die creatur nit ein
creatur, sunder gott selbs. Dann der einig gott ist unentlich und
unermeßlich, Job 9 [V. 8]: "Er hatt die himmel allein ußgetennet."
Und 23 [V. 13]: "Er ist's allein, unnd nieman mag syne radtschleg
wenden." Nun ist "allenthalb sin" die ader und ursprung der allmechtigkeyt.
Wenn nun die creatur allenthalb wär, so wär sy der allmechtig
unnd deßhalb der schöpffer und nit die gschöpfft.
Sehend, fromme fürsten, das keme alles uss dem, das wir wöltind
sagen: Die grechte ist allenthalb, so ist die menscheyt Christi allenthalb.
Darumb so ligt der mangel daran, das, so wir sagend, Christus
ist zur grechten gottes, unns zuo eim der menschlichen natur halb
überrechnend. Dann als Christus in im zwo naturen hatt, da laßt
sich nach der göttlichen gar wol reden: Christus ist zur grechten,
und die grecht ist allenthalb, so ist Christus allenthalb. Ist alles
recht, ja nach der göttlichen natur. Spricht Luter: "Sy sind ein
person, die ist unzertrenlich." Ist ouch war. Volget aber drumb,
das yetwedrer eigenschafft der andren sye? Spricht Luter ja, denn

--165--

man sage: "Gott hatt gelitten, gott ist gestorben, gott ist erstanden."
Antwurt: Wir habend vom sagen gnuog geredt, namlich das die reden
uss dem grund krafft habend, das, der gelitten hatt, gstorben, und
geißlet ist, ouch gott ist; nit das darumb die gottheyt gelitten hab
etce. Als Luter selbs bekennet, so er spricht, man rede, Salomon sye
wund, so nun ein finger Salomons wund ist. Hie aber redend wir
vom "also an im selbs sin" der underscheydnen natur, als so man
spricht: "Gott lydet", ob die göttlich natur selbs lyde, oder ob die red
nun personlich muesse verstanden werden, das ist, wol geredt sin uff
die person der beden naturen, aber nun der einen natur zimmen.
Spricht Luter, es zimmind sölch reden uff bede naturen, gsündret,
so sag ich also: Christus ist untödemlich (1. Tim. 6 [V. 16]) nach
der gottheyt, so ist er ouch untödemlich nach der menscheyt, so hette
er doch nit gelitten. Je, es wil nit anderst sin, denn wie wir gnuog
bewert habend, das yetwedrer natur ir eigenschafft blybt, unnd ist
dennocht Christus unzertrennet. So muoß "allenthalb sin" allein der
göttlichen natur zimmen, unnd "sterben" etc. allein der menschlichen.
Zum andren, überrächnend wir uns der menschlichen natur halb,
das wir sy nit wol erkennend als ein creatur. Unnd das dient nit zuo
schmach Christi, sunder es ist das wunderbarlich, vonn dem David
seyt, das der sun gottes, durch den alle ding geschaffen sind, ouch
die gschöpfft, die er gmacht, an sich genommen hatt. So nun die
menscheyt Christi ein gschöpfft ist, so ist nit möglich, das sy ymmerme
nit ein gschöpfft sye. So nun daby "allenthalb sin" allein der
einigen gottheyt und schöpffers ist, so volget, das die menscheit
Christi by gott sye als ein gschöpfft, wiewol die höchste gschöpfft,
die in himmel und erden ist, und das sy die ard der gschöpfft nimmerme
verlaßt. "Hominem, quem adsumpsit, non amisit" habend die alten

--166--

geredt. Und wir vor mit dem wort "er ist erstanden und ist nit hie"
[Matth.28.6] unnd an disem ort gnuogsam anzeygt habend, das er in
alle weg ware menscheyt an im ghebt und nit allenthalb gwesen ist,
do der engel das redt etc.
Noch so wellend wir die sach noch lüterer machen. Christus
spricht Joann. 14 [V.23]: "Wir (das ist, ich und der vatter) werdend
zuo dem kommen, der mich lieb hatt, und wonung by im haben." Daruß
wellend wir nun ein rechnung sehen, die nit erlyden wirt, das die
andre red "Christus' lyb ist zur grechten gottes", anders möge verstanden
werden, weder das sy zur grechten gottes sye, wie ein creatur
by gott ist. Also:
1. Gott ist allenthalb.
2. Welcher Christum liebt, by dem ist gott.
3. So ist, der Christum liebt, ouch allenthalb.
Hie sehend ir wol, fromme für[sten], wo der mangel ist, namlich an
dem "by gott sin" oder "gott bym menschen sin". Dann so gott bym
menschen ist, so blybt er allenthalb; und blybt die creatur nütdesweniger
an einem ort und ist ouch by gott. Also blybt die menscheyt
Christi by gott als ein creatur, und blybt an einem ort; unnd ist aber
die gottheyt allenthalb. Ein andre rechnung, die uff das leben im
himmel allein gmacht wirt:
1. Wir werdend allweg bym herren sin [1.Thess.4.17].
2. Der herr ist allenthalb.
3. So werdend wir ouch allenthalb sin.
Ist glych als valsch als die vorig. Dann "bym herren sin" tragt mit
im die heimlichen connotation oder anruerenn, wie die creatur by
gott ist. Daruf volgt aber denn nitt, das die creatur by gott sye, wie
er allenthalb ist. Das alles lert uns noch vil klärer, das Christus
spricht Jo. 17 [V.24; vgl. Joh.12.26]: "Ich wil, vatter, das, wo ich sye,

--167--

ouch min diener sye." Hie ist ein luter "wo". So wil ich's nun unverborgen
also harfürstellen:
1. Wir diener Christi werdend sin, wo Christus ist.
2. Christus ist allenthalb nach der menscheyt.
3. So werdend wir allenthalb sin.
Hie sehend, fromme f[ürsten], wie uns Christus selbs underwyßt,
das er nach der menscheyt nit allenthalb, sunder an eim ort sye, so
er sagt, wir werdind by im sin. Nun ist gwüß, das wir nit allenthalb
werdend sin, wo die gottheyt ist. So muoß volgen, das wir unnd er an
eym ort sygind nach dem lyb. Also hie mit der menscheyt Christi.
Paulus spricht Philip. 2 [V.9]: "Darumb hat in gott erhöcht."
Verstadt, darumb, das er gelidten habe für uns. Ist nun das lyden
ein ursach der erhöhung, so ist er ye nit erhöcht, das sin menscheyt
allenthalb sye, wie Luter seyt, vor dem tod. Ist er aber nach dem
tod ouch nach der menscheyt allenthalb wie nach der gottheyt, was
hat er denn bedörffen z'himel faren, so er vor allenthalb gewesen
wär?
Spricht aber Luter: "Wie mögend die ding zuogon?" Antwurt:
Bistu meister in Israel [vgl. Joh.3.10] und weyst nit, das man nit
me wüssen sol, weder die waare gotzforcht leret? Oder kanstu nitt
ab den sichtbaren dingen ein bildliche erkantnuß nemmen der ewigen
unsichtbaren dingen? Betracht mir die sunnen. Die ist ein lyb, ein
umbzyleter, umbfasseter, umbpryßner lyb, der nit zemal an zweyen
orten ist, aber zemal erlüchtet und durchschynet er die gantzen welt,
also das kein end noch ort des luffts ist, ob im, under im, umb inn,
da sin schyn nit sye. Es sicht der Indier die sunnen, die der
Hispanier sicht; es ist der Moschobyt inn dem sunnenschyn, in
dem der Mor ist. Und ist aber der lyb der sunnen an keim der orten.
Es ist ouch keins der orten oder menschen bym lyb der sunnen. Also
ist die sunn der gerechtigkeyt [vgl. Mal.4.2], Christus Jesus, warer

--168--

gott unnd mensch, mit dem schyn und glantz siner göttlichen krafft
und wesens allenthalb. Aber der lyb der menscheyt ist allein an eim
ort und wirt aber durch die gantzen welt hin erkennt unnd angesehenn
mit den ougen der seel unnd gloubens. Thuot uns gnuog, so er glych
lyplich nun an eym sinem ort ist. Wellend inn nit herabwünschenn,
als wir ouch die sunnen nit begärend herabzebringen; thuot uns gnuog
an irem ort; es käme dann ein Phaeton oder Luter, der's als
verbrechen, vermischen und verwirren wölte. Da sol Christus sitzen
unnd unns das liecht siner gnaden herabschynen; denen, die doben und
umb inn sind, liecht, fröud, wunn unnd lust geben, unnd doch nun
an eym ort sin unnd von allen creaturen gsehen unnd anbättet werden.
Dann nach dero ist er ein creatur etc., die nit ußgetennet werdenn
mag.
Also stadt es umb alle glychnussenn, die Luter harynzücht. Die
stimm oder ton ghörend hundertusend mal hundertusend menschen
oder so vil Luter wil. Noch so ist der mensch oder glogg nun an
eym ort, deß stimm oder ton man so wyt hört. Also ist Christus' wort
und erkantnuß in der gantzen welt, und blybt er an eym ort. Das oug
sicht wyt, das oug ist aber an eym ort allein und kumpt, dahin es
gsicht. Also ist Christus an eim ort nach dem oug, das ist, nach der
menscheyt; aber mitt der gsicht, das ist nach der gottheyt, ist er
allenthalb. Da Luter vom opalo sagt, thuot er sich dar, das er
Plinium lib.37 cap. 6 eintweders nit geläsen oder nit verstanden hat.
Lasse aber also sin, das die goldmiglen durch den gantzen steyn
erschyne unnd doch nun an eim örtlin sye, so ist's aber für uns.
Das Christus' lyb durch den versigletenn grabsteyn ggangen sye,
sagt Luter, nitt die geschrifft. Der engel hat den grabsteyn dennen
thon, spricht der evangelist [vgl. Matth. 28.2]. Do hat der erklärt
lychnam nit muessen durch den grabsteyn tringen. Luters schuldheiß

--169--

in roten hosen, der grob knüchel, möcht also haruskommen. Aber
das ist das wunder in der urstende, das er selbs erstanden ist. Unnd
söllend wir nit wunder machen, da sy nit sind; oder aber der blind
Jud mag uns verspotten, das wir das durchtringen für ein wunder
dichtind, und sye aber nit in unser gschrifft. Sye aber glych also,
noch bewärt es nit, das darumb der lychnam Christi me dann
an eym ort sye. Also das sin lychnam zuo bschloßnen türen sye hinyngangen,
das er durch die substantz der thür getrungen hab, sagt ouch
die gschrifft nit. Und dörffend wir der krafft gottes mit unserem
liegen nit helffen; dann es sind vil andre weg, durch die man den
erklärten lyb Christi hinynkommen sin verston mag. Es ist kein
ort in der welt, da nit lufft sye. Gott geb, wiewol man understuend,
ützid ze bewaren und verbuwen, noch kumpt luft in alle ort und
end. So nun der erklärten lychnamen ringferige und ghorsame bhender
ist weder der lufft, unnd der lütre halb uns nit mag bewüßt
sin, wie reyn die sye, so möchte doch der lyb Christi wie der lufft
an ein ort kummen. Aber dem sye, wie im welle, so er glych durch die
thür getrungen, so ist noch nit bewart, das er allenthalb sye oder
ja nit me dann an eym ort zemal ye gewesen sye.
Also stadt nun der rechnung "die grechte gottes ist allenthalb"
etc. grund uff dem betrug, das die menscheyt zur grechtenn gottes
sye wie die gottheyt, das aber nit ist; sunder sy ist zur grechten gottes
wie ein creatur (Luter verglycht selbs die menscheyt Christi eym
andren heiligen natürlichen menschen, wie ghört ist); die m#;oß aber
an eym ort sin. Glychwie ouch gott, der allenthalb ist und in uns ist;
und wir denocht nit me dann an eim ort sind; und wir ouch by gott
sin werdend, der allenthalb ist; unnd werdend aber wir nun an eym
ort sin. Dann er muoß uns, sinen bruederen, in all weg glych sin
(Hebr. 2 [V. 17]), ußgenommen die sündtliche (Hebr. 4 [V. 15]).

--170--

Wellend aber hiemit ouch bewärt haben, daß die verklärten lyb
circumscriptive, das ist umbfasset, umbzilet und umbprisen an eym
ort sygind irothalb, ex parte locati, nit des luffts oder anders umbstands
halb, non ex parte locantis in circumfuso aëre; dann wir uns
wol versehend, im himmel dörffe es nit lufftes, sunder gott ist es
alles in allen [vgl. 1. Kor. 15.28]. Noch werdend die lyb in d'ewigkeyt
prisen sin, das sy eine und an einem ort zemal sin werdend unnd
nit me. Also ouch der lychnam Christi etc.
Nun kummen wir widerumb uff ban unnd habend unüberwintlich
bewert, das der lychnam Christi in d'ewigkeyt umbfasset ist, und
kümmerend uns hie weder umb sophisten noch Luters widerred,
denn wir habend das "yngefasset sin" mit gottes wort, nit mit philosophy,
bewert; wiewol die philosophy ouch by uns stat. Nun volgt
wyter in Luters kunst: Zum andren sye ein ding an eim ort definitive
(vertütschet er "unbegrifflich"). Also sye Christus im grabstein und
hültzinen thür (ist guot, das er's nitt ysin macht, oder aber wir
möchtind erst nienen mit im hindurchkummen). Da macht er inn
definitive, das ist endsam und gwüß an eym ort; denn das ist definitive:
endsam, gwüß an eim ort syn. Als da ein engel, seel oder geyst
in einer wolcken oder in einem lyb ist, da ist der engel gwüß gegenwürtig;
er ist aber endsam, also das er darumb nit allenthalb ist.
Und die seel halt den lyb inn, unnd ist nienen usserthalb dem lyb
substantzlich; und begryfft oder umbfasset der lyb die seel nit, aber
die seel fuert unnd haltet den lyb. Unnd da der lyb eynen schenckel
oder arme verlürt, verlürt die seel keynen teyl von ir, dann sy hatt
nitt ligende verordnete teyl oder glider. Noch so ist sy also endsam,
das sy ouch nun an eim ort ist, sy sye im lyb oder usserthalb dem lyb.
Uff dise erklärung, die Luter nitt löugnen kan, fragend wir inn also:

--171--

Ob Christus, do er durch den grabstein unnd thür, wie sy sagend,
harußtrang, den erklärten lyb an sich genommen hette oder nit?
Spricht er: "nit", so ist er circumscriptive, corporaliter, localiter, das
ist umbfasset mit lyplicher wyß des lybs und lufts halb, an eim ort
gewesen und nit wie ein geyst, seel oder engel. Und redt Luter unrecht,
das er definitive, das ist endsam wie ein seel, dagewesen sye.
Spricht er: "ja", er habe den erklärten lyb schon an sich genommen,
warumb seyt er denn harnach, er sye repletive oder impletive, das
ist übernatürlich, als er tollretschet, allenthalb? Hatt denn Christus
ouch zween erklärt lyb gehebt? Einenn, der nun an eim ort wäre
wie ein seel oder engel, den andren, der allenthalb wäre wie die gottheyt?
Sich, so wol ist Luters ler umbsehen, als wenn eyner ein
ochsengriel in ein hundsstall henckt. Sol man die unreinen frouw
chätinen, die sophistery, in die heilgen gschrifft fueren unnd sy
demnach erst nit recht bruchen? Ist das redlich? Doch fürer.
Wüsse üwer lieb, fromme fürsten, das keyn erklärter lychnam, vil
weniger der lychnam Christi, definitive, das ist endsam (verstond,
wie die geyst) an eym ort sin mag. Ursach: endsam an eym ort
syn ist alleyn der luteren geystenn, die geschöpften sind und etwas
lyben fuerend und regierend. Was fuert nun der verklärt lychnam
Christi? Ja, er wirdt gefuert von der gottheyt durch das mittel der
seel. So ist er nitt also endsam (definitive) an eim ort wie die geyst,
wie Luter darvon redt; so ist er nit übernatürlich allenthalb, wie
ghört ist; oder aber wir mueßtind ouch allenthalb sin. (Dann wie die
erklärtenn lyb an eym ort sind, nennend wir nitt übernatürlich; dann
wir nit anderst uß der gschrifft habennd, dann das die erklärten lyb
alle ein ard haben werdend, wiewol einer klärer dann der ander [vgl.
1. Kor. 15.35-49; 2. Kor. 3.18]; glych als wir menschen alle ein gemeine
form habend, aber einer ist schöner dann der ander.
Sunder Christus ist mit sinem erklärten lyb ze himmel gfaren
unnd sitzt zur grechten gottes nach der natur unnd ard aller erklärten
lyben. Dann wo im nit also, so wär doch uns die hoffnung der urstende,

--172--

verklärung unnd himmelfart abgeschlagen. Wo nun sin
lychnam allenthalb wär, wie Luter sagt (unnd aber wir wol wüssennd,
das unsere lychnam nit werdend allenthalb sin, dann Christus spricht:
"Im huß mines vatters sind vil wonungen" [Joh. 14.2]; vil wonungen
nemmend die unentliche hin) so wär ye unser sicherheyt geschwecht:
dann wir ye nit gedencken köndind, das wir ze himmel erklärt, wie
Christus, kämind, wenn er anderst z'himmel käm oder wär weder
wir. So er aber aller dero, die im gloubenn sterbend, erstling ist
(1. Corinth. 15.capit. [V. 20]), so ist gwüß, das er yetz ist, wie wir
sin werdend, unnd wir werdend, wie er yetz ist.
Nach dem allem kerennd wir widerumb uff die wort der postill, inn
denen er gesagt, das etlich unrecht thuegind, die uß der menscheyt
Christi eynen allmechtigen menschen wellend machen. Und gebend
im sine wort bas ze betrachten, die er in der "bekantnus" setzt.
Luther: "Nun er aber ein solich mensch ist, der übernatürlich mit gott
eine person ist, unnd ausser disem menschen kein got ist" etc. (Das
harnach volget, dienet zum impletive oder repletive esse in loco.) Hie
frag ich Luternn, was er mit dem anderen teyl der worten welle (denn
wir sind mit den ersten eyns), da er spricht: "und ussert disem menschen
ist kein gott." So frag ich inn, ob got ouch gwesen sye, ee
Christus mensch ward. Ich meinn ye ja. So ist doch gott on die
menschlichen natur dozemal got gwesen. Wil er aber sagen, er rede
uff die gestalt, als er den menschen an sich genommen hatt, so frag
ich inn, was er mit dem wort "usser" welle. Wil er sagen, das die gottheyt
nit wyter reyche weder die menscheyt (also muoß man ye in
den dingen wort bruchen), so volgt, daß Christus habe muessen alle
ding wüssen, ordnen, mögen etc.; darwider aber syne wort sind, die
wir gehört habend. Denn so gott allenthalb ist und, nach Lutern,
die menscheyt ouch allenthalb ist, so volgt ja, das er alle ding sehe,
möge, ordne etc. Es volgt ouch, das er nit me denn am crütz gelidten
und anderswo fröud gehebt etc. Meint aber Luter mit dem wort
"usser", das gott nyenen sye, da er nitt mensch sye, so sind wir
eyns, dann gott ist an keym ort, da er nitt mensch sye. Meint er aber
durch "usser", das gott nienen sye, die menscheyt sye ouch da, so irrt
er, wie gnuogsam anzeigt ist.

--173--

Es laßt sich ouch in der dialectica nit also umbkeren: Gott ist
mensch, wo er ist; so ist die menscheit, wo er ist. Es zimpt nit: Ludwig
ist künig, wo er ist; so ist das künigrich oder künigin, wo er ist;
denn so er gefangen ligt, so ist das künigrych nit, da er ist. Zeig
ich allein an, das doch die ellenden göych, die Luters buoch so hoch
tragend, sehind, das sy vil narrechter sind, weder er böß sye. Dann
er redt, das ein yeder gryffen mag, das er nun farwen suocht, sich
ußzereden. Denn wer hat ye also geredt: "Ussert disem menschen
ist keyn gott?". Er wil mit gewerter hand abziehen, gott geb, war er
köm. Das wellend die göych nitt sehen. Und ist also dise red: "Usserthalb
disem menschen ist keyn gott" nitt alleyn kintlich, sunder falsch
und lesterlich.
So sich aber unnser antwurt in ein unmaaß ußziehen wurde, so
wir allen irrungen söltend nach noturfft antwurten, so lassend wir
nach so häller erklärung ein jedem selbs die ougen ufftuon in diser sach.
Unnd wellend hie nit me, denn noch etliche widerwertige wort
Luters setzen unnd demnach die sach beschliessen.
Luter: "Und es solt mir ein schlechter Christus bleyben, der
nicht mer denn an eynem eyntzelen ort zuogleych eine göttliche unnd
menschliche person wäre" etc. Sehend, fromme fürsten, was seltzamer
geburt nüwer sinnen unnd worten. Wär redt, das Christus
nun an eynem ort ein person sye? Sagend wir nit, das gott allenthalb
mensch sie, und wo gott sye, da sye er mensch? Alleyn das
schliessend wir uß, daß der mensch nit lyplich allenthalb sye, wo gott
ist; denn er was lyplich nit im himmel, do er am crütz starb; unnd
bricht noch schwecht das die person nit.
Nemmend ein byspil bym verzucken Pauli. Der was die person
Pauli, do das gmuet glych in dritten himmel verzuckt ward [vgl.
2. Kor. 12.2]. Das ander byspil von uns: Wir werdend by gott sin; der
wirt uns aller fröud und wunn erfüllen, ergetzen und settigen und

--174--

wirdt er allenthalb sin und wir nit; wir werdend aber den sehen, der
allenthalb ist und wie er ist. 1. Joan. 3 [V . 2]: "Lieben brueder, wir sind
schon sün gottes, und aber, das wir werdend, das ist noch nit eroffnet.
Aber das wüssend wir, so dasselb eroffnet wirt, das wir im glich
werden sin, und werdend inn sehen, wie er ist." Das dritt byspil: Das
wir sehend, wie die sunn die gantzen welt überschynet, unnd ist doch
die sunn nit eines lands noch menschens, sunder aller und tuot inn allen
gnuog. Das fierd: Das unser yeder die gantzen sunnen sicht, die aber
grösser ist weder die gantz erden, und muoß unser keiner by der
sunnen allenthalb sin, nüßt sy doch ein yeder gnuogsam. So im also
mit uns ist, so styg man hinuff zur menscheit Christi unnd ermesse,
wie er, der gott ist, der alle ding durchdringt, unnd der mensch, der
zum höchsten by der grechten gottes sitzt, alle ding sicht durch die
gottheyt, die im personlich vereynt ist, sich selbs, gott und menschen,
und der mensch in der gottheyt, also das im nützid verborgen ist
nach der erklärung; dann nach dero sprach er: "Mir ist aller gwalt
geben in himmel und erden" [Matth. 28.18], alles durch die gottheyt.
Vor wüßt er etliche ding nitt [vgl. Matth. 24.36]. Wie er aber mensch
alle ding sicht, also ist er darumb nach der menscheyt nit allenthalb,
wie ghört ist. Und das trennet die person, als wenig den menschen
trennet, das er mit der erkantnus die gantzen welt sicht, und ist
aber sin lyb nit me denn an eim kleinen örtlin der welt, etc. Zum
andren fürnemlich, wär hat ye geredt, Christus sye zuoglych ein göttliche
person und ein menschliche person? Welcher das redt, der macht
zwo personen. Wir sagend also, das zwo wesenlich eigenlich underscheidene
naturen ein person sind und wesenlich hie underscheiden
wirt von "bston" und "erhalten". Denn wie der menschlich lyb
wesenlich ein teyl des menschen ist, erhalt aber und bstat nit uff im
selbs, sunder in der krafft der seel, also ist die menschlich natur
wesenlich ein teyl (also redt ouch Luter; und ligt nit macht ann

--175--

worten, wenn wir nun den verstand recht mögend erfassen) der
person Christi; aber nit das sy eynen eygnen bstand (ὑπόστασιν)
hab, sunder ir bstand und erhalten ist die göttlich person; deßhalb
die göttlich unnd menschlich natur nun ein person sind, wie gnuogsam
ghört ist. Was wil nun Luter der quacklery? Ja, es wil mich ouch
beduncken, er habe gsehen, wie vil er welle in der gschrifft, so sye
er von der person Christi ze reden noch nit gnuogsam bericht. Ist
er aber bricht unnd bringt sölche verletzende reden, so ist er ein etc.
Luter (ist im h. an der 5.tafel): "Dann wenngleich die alleosis
bestuende" (sehend zuo, fromme f[ürsten], wie er ir stercke anhept
fürchten), "das eine natur für die andren genommen wurde, so betreffe
doch sölichs allein die werck oder gschefft der naturen und nicht das
wesen der naturen". Sehennd, fr[omme] fürsten, was bringt er uns
da? Luter sicht noch nit, das, wo die theologi sagen "zwo naturen",
das sy damit nit wellend, das yetwedre natur nit ein eygen wesenlich
ding sye; sunder sy schühend allein das wort "wesen" unnd setzend
"natur" darfür, das man nit dahin falle, sam die menschlich natur
eyn eygnenn bstand unnd ein eygen erhalten habe; unnd denn so
mueßtind zwo personen sin. Aber eygenlich ze reden, so du "wesen"
verstast, wie wir gelütret habend, für ware natur unnd eygenschafft,
für ein ding, das sich laßt ufnemmen unnd ein eygens ist, aber nit
einen eygnen bstand hatt; so ist die menscheyt wesenlich in Christo
und lydet wesenlich, das ist, recht wie ein mensch, der allein mensch
ist. Und lydet, wie der lychnam des puren menschen wesenlich lydet,
der doch in der seel bstand unnd erhaltung hatt, das die seel darumb
nitt lydet.
Nun wil ich nitt leren, das darumb yeman sölle sagen "zwey wesen"
für "zwo naturen"; dann das wort ὑπόστασις (wesenn), als ouch
Hieronymus erkennt, ist gevarlich; dann nit ein yeder weyßt,
was underscheyds zwüschend "wesen" ist, so es als vil vermag als
"sin", und so es als vil vermag als: ein eygen wesen unnd bstand
habenn. Byspil: "Wyß sin" ist ouch ein "sin"; noch hat es keinen
eygnen bstand weder im gmuet des menschen etc. und darumb laß

--176--

ich's gnuog by zweyen naturen blyben. Aber so ein natur für die
andren genommen wirt, betrifft dasselb allein die werck und gschefft
der naturen, nit das wesen, wie Luter redt; ist nüts denn ein verdüncklen.
Dann, wil er sagen, die natur, die für die andre genommen
werd, sye gar nit das wesen der andren, das ist, sy sye gar nit die
ander natur, so redt er aber christenlich unnd recht, und sind abermal
eins; dann wir söllend die naturen nit vermischen; warumb macht er
aber dann zwey ding uß "wesen" unnd "natur"? Wil er aber werck
und gschefft der naturen nit sündren, das yetwedre ire eygnen
werck und gschefft hab, sunder wil er sagen, das yetwedrer werck
wesenlich der andren sye, so wil er uns eintweders mit dem wort
"wesen" betriegen; dann so man es für "bston und erhalten" nimpt,
so ist war und gwüß, das alles, so die menscheit Christi lydet, also
lydet, das sy iren bstand in der gottheyt hat. Und darumb wirt
Scotus, ich mein super tercium, zwungen, das er erkennt, das alles,
so Christus gelidten hat, wunderbar sye, als es ouch ist (Psalm 117
[Psalm 118.23]). Sy ist aber nütsdeßminder ein eygne natur, wie
der lyb des puren menschen. Wil er aber die flucht under dem wort
"wesenn" nit suochen, sunder also sagen, wenn ein natur für die andren
genommen werde, so sye das, so von der verschwignen natur gesagt
wirt, nit eygenlich von iro gsagt, so irret er. Dann da stadt Joan. 3
[V . 13]: "Der sun des menschen, der im himmel ist", wirdt der nam
für die göttlichen natur genommen; und was die göttlich natur warlich
und wesenlich im himmel. Jedoch so sind sölche verdüncklungen
nützid anders weder blendungen des schlechten und ußspähen, wie
einer endrünnen möcht.
Und darumb wellend wir im hie die wort unnd die darvor h. an der
4. tafel stond, gegeneinander setzen. Luter: "Weil alle werck odder
leyden nicht den naturen, sondern den personen zuogeeigent werden.
Luter h. an der 5.tafel: "Wenn bstuende, das eine natur für die andren
genommen wurde, so beträfe doch sölchs allein die werck oder gschefft
der naturen" etc. Sehend, f[romme] f[ürsten], ob nit die zwo reden
zemensehind wie der tüfel und das sibengstirn, wie ein sprüchwort

--177--

ist. Aber es sol eym also gon: Der nit uff dem wagen blybt, muoß im
dräck harnachlouffen. Demnach wellend wir in wyter von wort ze
wort hören, an den orten, da er sich nit hat der warheyt gschemmt.
Luter, am vordrigen ort der postill: "Voller gnade und weyßheit
ist er gwesen, daß alles, was im fürkommen ist, hat er können urteylen
und leren, darumb das die gottheyt, die allein alle ding sicht und
weyßt, in im personlich unnd gegenwertig war. Und entlich was von
Christus' nidrung und erhöhung ist gesagt, sol dem menschen zuogelegt
werden; dann götlich natur mag weder genidert noch erhöhet
werden." Sehend hie, fromme f[ürsten], wie Luter allein der gottheit
zuogibt, da die alle ding sehe und wüsse. Zum andren, das er der
menscheyt zuogibt, das die uß der gottheyt umb der personlichen vereinung
willen alle ding hab können urteylen und leren; und hat
iro aber darvor entzogen das vorwüssen, unnd nit unrecht. So volgt
ye, das die menscheyt Christi vor der erklärung nit alle ding
gewüßt, wiewol sy alles urteylen, leer und warheyt von der gottheyt
genommen hat. Daruß wir ermessend, das die gottheyt damit iro das
vorwüssen in etlichen dingen hat wellen vorbehalten und ze erkennen
geben, das Christus warer mensch sye, der darumb nit unentlich
gemacht sye etc. Zum dritten erkennt Luter grad wie wir, das alles,
das von nidrung unnd erhöhen von Christo geredt sye, allein der
menschlichen natur sölle zuogelegt werden. Dann das ist der grund,
darumb man hie zangget, so er etwan mengmal redt "gott lydet",
glychsam der eynvaltig verston sölle, die göttlich natur in im lyde.
Ja, er redt's selbs offentlich haruß, wie ghört ist. Lese man, das hernach
in der offtgenannten postill stadt nach den worten "welchen er
gesetzt hat zuo einem erben aller ding", so findt er noch klarlicher,
das wir von Lutern sagend, das er von den beden naturen, die ein
Christus sind, halt gentzlich wie wir.
So wir nun, f[romme] f[ürsten], unser leer der alloeosen oder gegenwechsels
gegem Luter uß gottes wort erredt habend, und aber der

--178--

disputatz und spanes vil ist, in welchem lycht etwa ein finsters
möchte geredt sin, das wir dennocht nitt finster oder irrig meinend,
so wil ich mich in einer summa ufthuon, wie ich's halte von beden
naturen in Christo, also:
Ich kenn, das der ewig, allmechtig etc. gottessun ware, gantze,
presthaffte (one die sündtlicheyt) tödemliche menscheyt, die ein
geschaffene seel vom himmel unnd ein natürlichen lyb von der reynen
magt Marien erschaffen und erborn uß empfencknuß des heyligen
geystes, also an sich und zuo sich genommen hat in die einigkeit der
person des suns gottes, das sy eyn Christus, ein unzertrennliche
person sind, unnd denocht yetwedre natur der eynigen person ir ard
unnd eygenschafft behalten; alleyn das sin menscheyt nit ein eygen
existentiam, das ist bstand, für sich selbs, sunder in der person des
suns gottes hat; glych wie in unns menschen das fleysch sin eygen ard
unnd uebenn hatt unnd aber für sich selbs nit bstadt, sunder von der
seel erhalten wirt im bstand. Ich erkenn ouch, das die zwo naturen
in Christo nimmerme mögend voneinander trennet werden, das
sy nit ein person sygind. Unnd wiewol die menscheyt durch das mittel
der seel, als durch den tougenlicheren teyl (denn gott ouch ein geyst
ist), ufgenommen ist in die einigkeyt der person, und aber demnach
die seel im tod vom lychnam gscheyden ist, also das syn heyliger
lychnam dalag wie ein andrer entseelter oder (als wir redend) lybloß
gemachter lyb, warlich tod, warlich einöd, warlich krafftloß, noch
so ist die person als wenig trennet im schid deß lybs und der seel,
als do seel und lyb byeinander warend. Ursach: Die seel Christi ist
nit die erhalterin ὑποστάσεως (deß bstands) der menschlichen natur,
sunder die gottheyt ist die erhalterin deß bstands und blybens des

--179--

lybs und der seel, beder teylen der gantzen menscheyt. Unnd ist deßhalb
die person des natürlichen menschen an dem ort ein ungnuogsam
byspil der person Christi. Dann wenn deß natürlichen menschen seel
vom lyb gescheyden wirt, so ist denn der mensch nümmen ein person.
Ursach: Daß die seel, die ein erhalterinne der menschlichen person ist,
nümmen bym lyb ist; und ist demnach kein andre natur, die sy in
einigkeit der person halte. Aber in Christo ist die gottheit die erhaltende
natur, die ouch syn seel, wie heylig ioch die ist, mit krafft
und heiligkeit so wyt übertrifft, so wyt gott und der schöpffer alle
gschöpfften übertrifft; deßhalb in iro nit allein die seel unnd durch
die seel der lyb, sunder lyb unnd seel erhalten werdend. Do nun sin
lyb unnd seel voneinander getrennet wurdend, ward darumb die
person nit trennet, do glych die teyl der einen natur trennet wurdend;
dann die gantz menscheit bstuond in der gottheyt mit lyb und
seel.
Ich erkenn ouch uss denen gründen, das die menscheyt Christi
ewiklich muoß die angenommen natur sin, vor und nach der urstende;
dann sust mueßtind zwey ufnemmen der menschlichen
natur sin, eins, das die menscheyt vor dem tod umbfasset und lydenhafft
angenommen wäre; das ander, nach der urstende, das die
menscheyt unentlich gemacht hette; aber es ist nun ein menscheyt
unnd nun einist ufgenommen, die ouch in der gottheyt bestat und
nit in ir selbs. Deßhalb die gottheyt, die unentlich an allen enden ist,
iro, der menschheyt, alle gnuege, alles liecht, alles wüssen ist, das die
menscheyt zuo keinem werck noch that darff allenthalb sin, sunder, wie
die userwelten an irem ort, da sy gott ergetzt, alle gnuege [vgl. Joh. 10. 10]
unnd ergetzligkeyt in gott habend, der glych allenthalb ist, unnd sy
nun an eim ort sind. Also ist ouch die menscheyt Christi by inen
unnd wirt so vil höher in aller macht, wüssen, wesen, fröud unnd wunne
ersettiget, so vil es me ist, ein person mit gott sin, weder nun ein
gschöpfft gottes sin. Ich erkenn ouch, das es als unmöglich ist, das
die menschlich natur allenthalb wesenlich sye, als unmöglich es ist,
das me denn ein gott sye. Dann gottes eigenliche eigenschafft ist,
das er allein allenthalb ist, unnd wo die creatur allenthalb wäre, so
wäre doch denn die gott selb; unnd denn so wärind vil gött.

--180--

Ich erkenn ouch harwidrumb, das, obglych die menscheyt nit allenthalb
ist wie die gottheyt, das dennocht die person nit zertrennet wirt,
ja minder zertrennet wirt, weder so sy allenthalb wer, denn wo sy
allenthalb wär, so wär sy doch yetz in die gottheit verkert und wäre
nümmen Christus; denn Christus ist ewiger gott und mensch, das
ist die person, von dero wir redend. Wo nun die ufgenommen natur
in die ufnemmenden verkert wer, so wer die person hin; denn die
person Christus muoß zwo naturen haben, ein erhaltende und ein
erhaltne. Wenn nun Christus' menscheit allenthalb wurde sin,
mueßte allein daharkommen, das sy in die gottheyt kert wär, so wär
sy denn nümmen die erhaltne natur; unnd deßhalb wurde die person
deß suns gottes allein die göttlich natur sin unnd nit die menschlich,
und wurde uns Christus nit ein warer mensch sin in die ewigkeit.
Ich erkenn ouch, das umb der personlichen unzertrennbarlichen einigkeit
die naturen füreinander genommen und gegenwechßlet werden,
unnd blybt nütsdeßweniger yeder natur ir eigenschafft und nun ein
person. Gott wende allen irrthumb von allen läbendigen hertzen. Amen.
Diß ist, fromme fürsten, die summa miner erlütrung, die vorhar mit
gschrifften gnuogsam bewärt; ist ouch so unwidersprechlich, das keine
theologi darwider ützid mögend bringen. Dann ouch by den alten
der span vom underscheyd der beden naturen gwesen ist, darumb
er by Tertulliano, Hilario, Ambrosio, Augustino so wol ersuocht
und gründt, das er in vil hundert jaren nit uff ban kommen
ist. Biß yetz zuo diser zyt, so macht Luter die menscheyt zur gottheyt
und brucht darzuo die absurda, das ist die ungeschickten argument,
der arrianischen kätzren, als sich in Tertulliano "Ad
Praxeam" und in Ambrosio "De sacramento dominicae incarnationis"

--181--

erfindt. Hatt mir Heymrych Bullinger anzeigt. Aber
die töuffer sagend, er sye ein prophet und nit der natürlich sun
gottes. Aber sind unverkümmret, fr[omme] für[sten], sy muessend
alle brechen und darniderligen. Ich hab nit zwyfel, Luter werde aber
etwas suochen, das er den krieg nit so lichtlich von hand geb. Aber
es wirt alles nit helffen.
Von dem ort: Das fleysch ist gar nit nütz [Joh. 6.63]
Als nun Luter das zehandnemmen wil: "Das fleysch ist nit nütz"
[Joh. 6.63], böldret er aber vorhin unnd spricht, Luter: "Darumb
sey ein anathema und verflucht, wo gsagt wirt, das Christus' fleisch
uss fleysch geborn sye" etc. Glych als ob yeman der unseren sage,
das die menscheyt Christi vom süntlichen fleysch erborn sye und
nit häll erkennind, das es vom heiligen geyst empfangen in den
reynen lyb der jungfrowen Maria und da zuo fleysch oder mensch
worden sye. Und böldret also zwüschend den beden namen deß
fleischs, da "fleisch" die sündtlichen empfencknus und ard heißt und
ouch die unbefleckten schönen menschlichen natur und bildnus gottes
heißt, wie Adam vor dem fal ein mensch was, und wie Christus
mensch ist, der den fal widerbringt. Darzuo so thuot er mit vil worten,
glychsam das fleisch Christi, des som der geist ist, sinen lyplichen

--182--

anhab und ufwachs nit vonn dem reinen acker des junckfröuwlichen
lybs genommen, sunder nur ytel geyst sye (als er redt); das doch
alles zuo mindrung der göttlichen guete reicht, denn ye warlicher gott
erkennt wirt die menschlichen natur an sich genommen haben umb
unsertwillen, ye gwüsser wir sehend, das wir im als unserem ätty
lieb sind.
Wir aber erkennend, das es ein marcionische kätzery sye, wie
Luter redt, das das fleisch Christi ytel geyst sye; dann wie kan es
ytel geist sin, daß mit sölchem schmertzen am krütz wirt ußtennet,
das es schryt: "O min gott, wie hastu mich verlassen" [Mark.15.34].
Daß aber der gantz handel Christi uns zum geistlichen läben fuert
und bringt, das vermag nit, das er nach der natur der menscheyt ein
geystliche substantz sye, sunder ein lyplicher mensch. Summa, es sind
alles pfyl der verspottenden arrianischen kätzren, wie vor anzeygt.
Aber du, einvaltiger frommer Christ, wirst dich fürhin wol können
hueten vor dem wädlenden hund, der mit dem schwantz yetz uff die,
bald uff jene syten schlecht. Du weist wol, was wir von der waren
menscheyt Christi haltend; du weyst ouch wol, was wir von unserem
wuesten fleysch haltend, das wir da die heiligkeyt der menscheyt
Christi nyenen wellend verdacht haben. "Ja", spricht Luter,
"ouch der heylig geyst ist luter gifft, wo man inn on glouben empfacht".
Glych als ob der heylig geyst ein ding sye, das von den unglöubigen
genossenn oder empfangen werd. Heb an, zoubry der dikken
worten, durch die die einvaltigen nit sehen mögend!
Und darumb, alle umstend hindangsetzt, wellend wir nun sicher
und vertröst faren unnd gebend üch, fromme f[ürsten] also ze vernemmen,
das wir Lutern erberlich gescholten habend, darumb das
er in den wortenn "das fleysch ist gar nützid nütz" diß eynig artickele
"das" ußgelassen hatt. Das verantwurt er aber also, daß wir inn
yetz noch vil me schelten möchtind. Dann als die griechisch spraach

--183--

artickel und zeygerly hat, glych wie die tütsch (das hat die latinische
nit), da brucht Luter die gschwindigkeit: Er vertolmetschet die
griechischen wort ἡ σὰρξ οὐκ ὠφελεῖ οὐδέν zum ersten in die latinischen
"caro non prodest quicquam", damit er demnach uß den latinischen
worten also dolmetschen möge: "fleysch ist nit nütz", so er ouch uß
dem latin solt vertütschen: "das fleysch ist nit nütz". Dann er zum
wort "geist" also sagt: "Der geyst", und nit: "Geyst ist der, der lebendig
macht" [Joh.6.63]. So solt er ouch virtute antitheseos (uß krafft des
gegensatzes) uß dem latinischenn "caro" "das fleysch" gemacht haben,
und nit "fleisch".
Merckend wyter, from[me] für[sten], das Luter die artickel, die
ich "zeigerly" vertütsch, noch nit erkennt, das sy allweg zeigend.
Dann ob sy glych nit allweg demonstrative, das ist grob gegenwürtig,
zeigend - als so ich sag mit eim langen die: "Die frow hatt den widertouff
verlöugnet", unnd zeig mit dem finger uff sy - so zeigend sy doch
allweg das eigenlich, davon vor geredt ist, oder sy bringend ein
ding wol harfür vonn person oder wesen; darumb ich sy "zeigerly"
vertütschet hab, nit "zeiger". Als so ich sprich: "Die frouw sol ghorsam
sin", so zeyg ich nit uff kein bsundre frouwen, dann das "die" ist
kurtz; ich zeig aber uff das wesen unnd stand der frouwen, und vermag
das zeigerly so vil, als: Einer yeden frouwen ghört zuo, das sy
gehorsam sye. Hie sündret der artickel das wesen von der person;
dann man nit von diser oder yener besundren frouwen redt, sunder
vom gantzen gschlecht.
Wenn ich aber sprich, Mar. 6 [V. 3]: "Ist d%\er nit der zimmermann",
hie zeigt das nachgender "d%\er" die person an, namlich die person
Christi, den sy da nach sinem hantwerck alle wol kantend. Und
vermag das klein zeigerly "d%\er" so vil, das wir sehend, das er personlich
allen menschen erkannt was. Ee ich wyter gang, muoß ich dennocht
anzeigen, das mich duncken wil, Luter hab mich daselbst wol
nit mögen verston. Dann als ich über das ander "der" ein virgule

--184--

gmacht (accentum gravem), hatt's der trucker für ein "ä" angsehen
und hat "där" gemacht; hab ouch ich deß nimmerme gewaret, biß
Luter so wuest thuot, do hab ich dennocht den truck ouch bsehen
und find also "där zimmermann"; da solt aber also ston: "Ist där nit
d%\er zimmermann" etc. Das aber die zeygerly ouch zeigind uff das ding,
davon vor geredt ist, und dennocht nit relativa sygind oder subiectivi
articuli, ist also offenbar, das kein blat in der griechschen spraach
ist ye geschriben, daran das nit offentlich erfunden werd, daß
mich verdrüßt, byspil drumb anzezeigen; doch wellend wir uns mit
wenig abrichten.
Joan. 1 [V. 1]: "Im anfang was d%\as wort, unnd d%\as wort was by
gott." Hie ist das zeigerlin "d%\as" am ersten ort ein zeiger der person,
namlich des suns gottes, den er hie "das wort" nennet oder ding, von
dem er reden wil. Am andren ort aber zeigt es nit allein die person,
sunder äfret daby, sam es also spreche: "Ebendasselb wort"; das
man sehe, das es nit von eim andren wort sage, sunder eben das wort
meine, von dem vor ouch ist gseyt; und ist dennocht nit relativum.
Daselbst ^%?)ην τὸ φῶς τὸ ἀληθινόν, "d%\as liecht was d%\as waar liecht"
[Joh. 1.9]. Hie vermag der erst zeiger so vil als ein demonstrativum,
ein fingerzeiger, und ist by den Griechen nit ein fingerzeiger, sonder
nun ein kleins zeigerly. Aber es vermag so vil, als: "D%\as liecht, davon
ich gsagt, oder eben d%\as selb liecht." Unnd der ander zeiger vermag
das wesen wol harfürzebringen, das d%\as liecht, von dem er sagt, das
recht waar liecht sye.
Joan. 6 [V. 48] wirt dise observation, das ist "mit flyß vermerckt
stuck", gantz offenbar. Als Christus den Juden unnd jungeren hatt
anghebt ze sagen, welchs das recht brot von himmel wär, spricht er
zum letsten also: "Ich bin das brot des lebens." Hie ist ein kurtz "d%\as"
nun ein zeigerlin; noch so vermag es als vil als: "Ich bin das brot
des läbens, davon ich üch gseyt hab." Darnach spricht er aber:
"Warlich sag ich üch, welcher uff mich truwt, der hatt ewigs läben:
Ich bin das brot deß läbens" [Joh.6.47]. Hie ist aber ein zeigerlin

--185--

"d%\as"; noch vermag es, das es ümmerzuo uff das brot zeigt und äfret,
darvon die red ist. Bald darnach stadt also: "Ich bin das läbendig
brot, das vom himmel herabkumpt" [Joh.6.51]. Hie vermag das erste
"das" aber, das es als vil als zeyget unnd äfret uff das brot, davon
die red angefangen ist. Das ander "d%\as" ist ein ußstrychen deß
wesens, namlich, das er von himmel kommen sye.
Also ist es ouch mit dem fleysch. Da spricht Luter, in den worten
"d%\as fleisch ist gar nit nütz" düte das zeygerly "d%\as" uff die bösen
ard des fleyschs. Unnd sicht aber nit, das es für unnd für das fleysch
äfret, davon vorhar geredt ist. Christus sprach also davor: "Und
das brot, das ich üch geben wird, ist das fleysch min, welches ich
hingeben wird für die welt" [Joh.6.51]. Hie stadt das zeygerlin imm
"das fleysch min", das wesen eigentlich anzezeigen. Bald darnach
sprachend die Juden: "Wie mag der uns das fleysch ze essen geben?"
[Joh.6.52]. Sehend, hie, fromme fürsten, stadt das zeigerlin "das" also
tür und starck und zeiget uff das fleisch, davon Christus geredt
hatt (wiewol sin meinung nit was, das man es lyplich essen sölte, als
aber die Juden annammend), das der latinisch dolmetsch uss dem
griechischen "das" ein "sin" gemacht hatt und also vertolmetschet:
"Wie mag uns der sin fleysch ze essen ggeben?" Demnach stond
die zeigerlin für unnd für bym fleysch, damit man sehe, das alle red von
einem fleysch sye; wiewol die Juden anderst verstuondend (davon gesagt
wurde), weder Christus fürnam.
Unnd darumb so gibt er ouch antwurt, ir irrung hinzenemmen, und
spricht: "Der geyst ist's, der do lebendig macht, das fleisch ist gar kein
nütz" [Joh.6.63]. Hie loufft das zeigerlin "das" allweg mit und irrt
den Luter (glych wie ein fromme dienerin ir frouwen bewart, das man
mit iro nützid uppigs gdar fürnemmen), daß er mit den worten
nit mag umbgon, als inn die begird lert. Und zeiget hert uff das
fleysch, daruf es vor für unnd für zeigt hatt; unnd zeigt aber uff
das fleysch und spricht: "Das fleysch, davon ir nun verston wellend,
sam es muesse geessen werden, das ist nit ein dingly, nütz ze essen,
dann das essen, das ist vertröstet sin, davon ich sag, muoß der einig

--186--

geyst thuon" [vgl. Joh.6.52-63]. Unnd das an dem ort das zeigerly
"das" also sölle unnd muesse harfürgestelt werden, wellend wir zum
ersten mit Christus' und demnach mit Luters worten bewären.
Christus spricht also: "Der geist ist der, der do lebendig macht"
[Joh.6.63]. Da frag ich Lutern, ob hie die zeigerlin "der" und "der",
als wol mögind ußgelassen werden als bym fleysch, als er sagt.
Wirt er muessen sagen, das sy nit mögind ußgelassen werden, dann die
Latiner habend ein "qui" (i. welcher) für das "der" gemacht. (En
Lutero articulum praepositivum Latinis in relativum translatum, ne
putet nos temere loqui de vi articulorum, τὸ πνεῦμά ἐστι τὸ ζωοποιοῦν.)
Warumb mögend aber die zeigerlin nit ußgelassen werden? Darumb,
das sy eigenlich und personlich harfürstellend, was geysts hie verstanden
werde: "Der geyst ist der, der do läbendig macht" oder "der
geyst ist's, der do läbendig macht". Wenn man nun das "der" underliesse
unnd spreche: "Geyst ist, das läbendig macht", so stuende das
wort "geyst" in der gmeind, unnd wäre nit klar, das es allein für
den göttlichen geyst wesenlich unnd personlich genommen wurd. So
aber das doppel "der", "der" da stadt, sicht man, das er wesenlich
von dem besundren heiligen geyst redt, unnd nit in der gemeind von
geyst, das ist von geystlichem wesen, läben oder zucht, dann dasselb
macht uns nit lebendig, sunder, so wir schon imm heiligen geyst
lebendig sind, so lebend wir geistlich. So nun das zeigerlin bym "geist"
nit sol ußgelassen werden, darumb, das er von dem sundren heiligen
göttlichen geist redt, so sol ouch bym "fleisch" das zeigerlin nit ußgelassen
werden; denn es uff das sunder fleisch Christi zeigt, daß es
lyplich ze essen gantz nützid nütz sye. Dann es ein antithesis ist,
ein gegensatz. Als da einer uß Paulo 1. Cor. 3 [V. 12] zuo den
bischoffen spräch: "Sehend, das all üwer gebüw nützid dann klar,
luter gold sye", und es wöltind die gytigen bischoff verston, sy
söltind sehen, daß alle ire gschirr und ghüse guldin wärind (als sy
leyder gethon habend) und sprächind: "Wär möcht so vil golds zwegen
bringen?", wurd inen geantwurt: Die klar unbetrogen warheyt ist,
die von üch sol gebuwen werden, d%\as gold ist gar nützid nütz. Hie

--187--

sicht man wol, das diß wort "gold" erstlich geheissen wirt, man sölle
es buwen, aber nit nach dem verstand der gytigen. Zum andren aber
wirt das gold verworffen, das wol vor ouch benamset ist, aber nit
uff den verstand der gytigen; und wirt nach irem sinn verworffen, das
es nach demselben zuo dem gbüw nützid sölle.
Nun volget Luters bewärnuß. Der redt uff den trang, da wir
gschriben hattend, so verr hie Christus von der bösen ard des
fleyschs redte, so hette er doch den jungeren nit geantwurt uff ir
irrung, da sy meintend, er hette vom lyplichen essenn geredt, unnd
murretend deßhalb nit wider den verstand der fleyschlichen ard; dann
davon was nützid geredt. Luter m. an der 8.tafel: "Ach, es ist ja
verdrießlich ding, mit solchen buben ynn gottes wort handlen. Wir
sagen, das die jünger murreten, beyde, widder den verstand des
geystes und wider das leyplich essen des fleischs Christi; dann sy
verstuonden keins recht" etc.
Hie wil ich uß Lutern erzwingen, so es doch ye muoß zwungen sin,
das Christus vorn sinem eygnen fleysch redt, das es nit nütz sye ze
essenn, also: Luter bekennet, das die junger wider den verstand des
geystes und wider das lyplich essen gemurret habind; nun sind geistlicher
verstand und lyplich essen nit eins gschlechts (unius generis),
das sy miteinander mögind verstanden werden. Unnd darumb so frag
ich Luternn, weders der recht verstand sye; dann die gschrifft, als
er selbs bekennt, muoß einen eygenlichen sinn haben. Spricht er, das
sye der verstand des murrens, das sy wider das geistlich essen
murretind, so sagend wir: Wie kondend sy darwider murren, so sy das
noch nit verstandenn hattend? Dann er hatt das wort "geyst" noch
nie benamset, deßhalb murretend sy allein uß unverstand. Zum
andren, murretend sy wider den geystlichen verstand, warumb setzt
dann Luter darzuo, das sy wider das lyplich essen ouch murretind?
Dann die gschrifft muoß nun ein sinn haben. Zuodem, so wäre es
offentlich widereinander, das sy wider den geystlichen verstand und
wider das lyplich essen miteinander murretind; dann murretend's

--188--

wider den geystlichenn verstand, so liessend sy ye das lyplich essenn
blyben.
Aber die gsuech alle hindangsetzt, so erkennt Luter, das sy wider
das lyplich essenn gemurret habind; so ist dasselb die fürnem ursach
ires murrens. Dann Luter hett sy nit gsetzt, wo er iro eynigen weg
hett mögenn endrünnen. Das hat er aber nit mögen; dann die wort
lagend im uff dem hals, die also lutend: "Aber die Juden murretend
von sinentwegen (περὶ αὐτοῦ), das er geredt hatt: Ich bin das brot,
das von himmel herabkommen ist, unnd sprachend: Ist der nit der
Jesus, der sun Josephs, des vatter und muoter wir kennend? Wie
redt denn der: Ich bin vom himmel herabkommen?" [Joh.6.41-42].
Dise wort sind so häll, daß nit besser für uns möchtind gsetzt werden:
das die Juden murretend, wie das möchte sin, das, welcher sin fleysch
ässe, ewigs leben hette, so er ein natürlicher mensch, der inen von
sinen elteren wol erkannt wär. Sich, da redend sy nit wider die ard
des geystes oder wider die ard des fleysches, sunder wider das lyplich
essen, welchs sy irrig fürnamend. So ja Luter erkennt, das sy ouch
wider das lyplich fleyschessen gemurret habind, so ist es ungezwyflet
das recht fürnemen; dann er hett's nit verjehen, wo er sich hett
mögen erwerren. So nun die gschrifft einen eygenlichenn, natürlichen
sinn habenn muoß, so volgt, das es der ist, den Luter ouch erkennt:
namlich, das die Juden wider das lyplich essen gemurret habend (wiewol
nit recht verstanden) und nit wider die gemeinen leer des geistes
und fleysches, davon hie nit gehandlet wirt. Nisi quod Luterus
sese in locum communem recipit, ut se inde tueatur; est enim favorabile
dicere, plurimum prodesse, si spiritu vivas, esse contra exitiale, si
secundum carnem, iuxta verbum apostoli, Galat. 5 [V. 13-26].
So nun erfochten ist, daß d'Juden nit gemurret habend von geystlichs
oder fleyschlichs verstands wegen, sunder von deswegen, das sy
irrig meintend, Christus wölte inen sinen lyb lyplich ze essenn geben,
so wirt ouch offembar, das Christus' verantwurten daruf reycht,

--189--

das er inen die irrigen meinung abnimpt, daß sy sehind, das er gar
von keym lyplichen essenn geredt hab, so er spricht: "Das fleysch
ist gar nützid nütz" [Joh.6.63], zwar ze essen; dann er inen das lyplich
essen wil ußnemmen. Und so das nützid nützt, so sehend sy wol, das
er inen nit von lyplichem essen sins fleyschs gsagt hatt. Darumb
sprachend ouch die junger: "Du hast die wort des ewigen lebens, unnd
wir erkennend's und gloubend, das du Christus bist, der sun des
lebendigen gottes" [Joh.6.68-69]. Sehend, fr[omme] f[ürsten], den
glouben und das hinfallen der irrigen meynung; unnd gedenckend
mit eym wort nit, das sy sprächind: "Aber das unreyn fleisch hat das
gifft des todes" oder derglychen.
Summa, wir habend vormal diß ort mit vil starckenn ursachen
anzeygt, die es bewärend nach dem sinn, der yetz anzeygt ist, verstandenn
werden muessind; nit not hie widrumb ze äfren. Darzuo
so ist kein Christ nye gewesen, von dem ich ghört oder glesen hab,
böß ard ist nit nütz. Dann es zuo aller unordnung und widerspan
ze vil lycht ist, daß Christus sölte sagen, es ist nit nütz, sunder er
hette noch vil stercker geredt, wie Paulus Roma. 8 [V. 6]: "Die
fürsichtigkeit oder wyßheit und art des fleyschs ist der tod." So hatt
ouch Luter in allen sinen vordrigen buecheren unseren, das ist, den
rechten sinn bekennet; deßhalb wir in allweg stercker sind weder er.
Das er aber mich dargibt, sam ich der griechischen articklen
oder zeygerlinen halb den leereren gewalt gethon hab, thuot er als
warlich, als er uff mich sagt, ich habe die wort "das ist myn lychnam"
arme ellende wort genennet. Ich mag wol die arm ellenden lüt
gescholten haben, die sich des todten buochstabens so eygenrichtigklich
halten understond, den sy doch nitt verstond; aber das ich die
wort also gescholten hab, das ist ein offen dicht. Aber der zeigerlinen

--190--

halb lese Luter Cyrillum lib 1. cap. 4. Daran ligt aber wenig, wir
habend offne byspil der gschrifft darumb dargestellt.
Und laß hiemit fallen die kintlichen und christelichen lerern
frömmde gloß, die er sagt über die wort: "Min wort sind geyst und
läben" [Joh. 6.63] und spricht, es sye so vil: "Ich muoß geystliche
schuoler haben." Dahin kummend wir, daß wir sagend, was wir
wellend, es ryme oder lyme sich; wenn wir so groß werdend, daß
man uns gloubt, was wir sagend. Ich laß in ouch die regel mit andren
in sack stossen, da er sich erlütret, wo fleisch und geyst widereinander
in der geschrifft standind, da werde fleisch nit für das fleisch
Christi genommen; denn womit bewert er sy? Oder wo findt er
in der gschrifft ein ort, das disem glichförmig sie, daß er also uß vil
orten erlernet habe, dise regel ze giessen? Es ist der kinden spil: So sy
die nuß wellend verlieren, so sprechend's: "Es gilt nit also."
Zeyge mir Luter ein ort der geschrifft oder einen leerer, daruß dise
regel ermessen oder genommen sye. Es ist alles αὐτὸς ἔφη, id est
Burckart hatt's geheissen.
Des werds ist, das er im n. an der sibenden tafel also schribt:
Luter: "Aber Christus redt hie nicht von seynem eygen geyst,
den er personlich hatt, sondern, wie der text lautet, vom geyst, der
da läbendig macht, das ist von dem gemeinen geyst, so in allen
glöubigen ist, wiewol denselbigen Christus gibt, und ist Christus
geyst", etc.
Sehend, fromme fürsten, wie schön ist das geredt! Ja, wenn die
wort eins umbschweyffenden strychlings wärind, der also by alten
wyben sueß schwätzlen wölt. Lieber sage uns Luter, wär der geyst
sye, den Christus personlich habe und das derselb syn eygen geyst
sye; und wär der ander geyst sye, den er nit personlich habe, der nitt
syn eygen geyst sye. Und zum dritten, wär der geyst sye, der do

--191--

läbendig macht, den doch Christus gibt, unnd ist nit sin personlicher
geyst. Kurtz, es sind berämt kappen. Der heylig geyst ist, der vom
vatter und sun gadt; und sendt in der vatter und der sun. Der ist
die dritte göttliche person und ist der geyst des vatters und des suns,
ja das band ir beyder. Er ist der geist, der in allen glöubigen ist,
und wirt der sun nit personlich der geyst genennet, noch im ein personlicher
geyst, der underscheydlichen sin sye, zuogeben. Aber es
ist der todstichen einer, die mit Lutern ringend. Er sicht in den
zeigerlinen: "Der geyst ist, der läbendig macht", das Christus
vom personlichen geyst, der gott ist, sagt, und truckt in darnach, das
fleysch ouch mueße personlich genommen werden; und darumb überfart
er's mit eim kuchelumpen, das man's nit recht kenne.
Da er uns anmuotet, wir söllind die analogiam (die änliche) des
brots gegem lychnam Christi anzeigen, so es in bedüten sölle, sag
ich nützid anders weder, das er das sechßt cap. Joa. läß, und wenn
er das überläsen hat, findt er die änliche nit, das, wie das brot den
lyb sterckt, also die einig stercke, trost und spyß der seel Christus
sye, so wellend wir im ein ey in wasser vellen, ob er etwas essen
möcht. Lese ouch Lactantium Firmianum lib. 4 de vera sapientia
cap. 18, Augustinum in Joannem tracta. 26 et tractatu.
13 und harnach Ecolampadium.
Aber die änliche des kelchs, meint er, mögind wir nit anzeigen.

--192--

So laßt sehen! Jeremie am 25. [V. 15-18] büt got in eyner gsicht
dem propheten ein kelch oder becher, das er damit allen völckeren ze
trincken geb. Und Jeremias nimpt in und trenckt alle völcker damit.
Und ist aber das trencken nützid anders weder die straff und das
jamer, das über sy gon ward, als er hernach eim jeden volck in sunderheyt
anzeygt. Da wirt ye "kelch" für "lyden" genommen. Ezech. 23
[V. 32]: "Du wirst, o Haoliba [V. 22], das ist Jerusalem, den
kelch diner schwester trincken." Da wirt aber "kelch" für "lyden"
genommen. Dann er wil sagen, das künigrich Juda muesse erlyden,
das das künigrich Samarie ouch erlidten hab, zerstört und gfangen
hingfuert werden etc. Isa. 51 [V. 17]: "Richt dich uff, richt dich uff,
Jerusalem, die du den becher von der hand des herrn ußgetruncken
hast" etc. Wirt aber "kelch" für "lyden" und "straff" genommen;
denn er sagen wil, das Jerusalem von gott gestrafft sye etc. In den
propheten sind unzalbarlich kundtschafften.
Aber im nüwen testament, Matth. 20 [V. 22]: "Mögend ir den
kelch trincken, den ich trincken wird", das ist, durch ein sölich
lyden zuo sölchen eeren der grechten, die ir begerend, kommen, da
ich allein hinkommen wird? Bald darnach: "Ir werdend ja minen
kelch trincken" [Matth. 20.23], das ist getödt und lyden werden etc.
Hie nennet er ir lyden synen kelch; denn das der glideren ist, macht
er sin. Joann. 18 [V. 11]: "Woltestu, das ich den kelch, den mir
der vatter geben hat, nit truncke?", spricht Christus zuo Petro.
Woltestu, das ich nit nach dem willen mines vatters den tod erlidte?
Und Luce 22 [V. 42]: "Vatter, ist es möglich, so nimm disen kelch
von mir; aber nit min, sunder din wil geschehe." Diß ist das alleroffnest
ort, da "kelch" für den "tod" und "lyden" genommen wirt.
Also ist der becher im nachtmal ein symbolum, zeychen, form und
figur des lydens und todes Christi, welchs er selbs den becher
genennt hat. Und nimpt mich wunder, daß Luter mit so armem
gsueche fichtet. Das er "brechen" in den worten "welcher für üch
gebrochen wirdt" [1. Kor. 11.24] und "hingeben" in den worten "welcher
für üch hingeben wirdt" [Luk. 22.19] uff's brot zücht, das werde
gebrochen und fürgelegt, und nit uff den lyb Christi, und spricht,

--193--

ob er glych nit also sage, so möchte doch einer sich der ußlegung wol
halten, ist glycher redliche wie andre ding me, in denen er nebend
dem natürlichen sinn eynen erdichten infuert. Mich wundret aber seer,
was das für christenlüt sygind, die eyn sölichs verkerts buoch sehend
und lesend, das so vil verwirrter leren hatt, das sy nit vonn inen selbs
sehend, zuo was schmach und schmelerung des lydens Christi es
reycht. Glich als ob nit alle propheten vol sygind, da "verbrechen"
für "lyden" und "umbkommen" genommen wirt. Isa. 24 [V. 19]:
Confractione confringetur terra etc.: "Die erd, die wirt gentzlich verbrochen",
das ist verhergt und gstrafft. Ezech. 5 [V. 11]: "So wil
ouch ich verbrechen und kein erbermd mitteylen." Unnd ist nitt
alleyn das ‎‏שבר‏‎ da, sunder alle wort, die inen "verbrechen" heissend.
Also wirt hie "gebrochen" für "getödt" unnd "umbbracht" genommen.
Weyßt Luter das nit, so ist ze fräch, das er vonn eim unbewüßten
ding so starck redt. "Hingeben" Rom. 4 [V. 25]: "Christus ist
hingeben für unser sünd und ufferstanden" etc. Joan. 3 [V. 16]:
"Gott hat die welt so lieb ghebt, das er sinen eygnen sun geben hat,
das wir läbind." Warumb ist denn Lutern das wort "hingegeben
werden" so seltzam, das er's uff das fürlegen des brotes zücht?
Warumb zeygt er nitt etwa einen vorgenger drumb, so er doch
bringt, das zuo mindrung der eeren des thüren lydens Christi dient?
Bsehind ouch die geleerten, wie recht das sye verstanden 1. Cor. 15
[V. 29]: "Worumb werdend sy für die todten getouft", da er uß
"für" "vor" macht und wil damit bewert haben, der lychnam
Christi sye vor den jungeren gebrochen. Macht uß "für" "vor"; aber
die griechisch sprach hatt nitt ein wörtlin, das "für" und "vor" heisse,
als die Saxen "für" bruchend für "vor"; sunder ὑπὲρ für πρὸ oder
κατέναντι oder ἔμπροσθεν etc. "Vor", da verbirgt sich Luter aber
in buobenwinckel hinder den ofen.
Luter hüppet etliche, die do sagend, der gloub muesse ein geistlichen

--194--

anblick haben, unnd brucht aber syner tradtstücklinen
eins und spricht: "Wie wurdend wir denn glouben, das die welt von
got geschaffen ist? On zwyffel, das die welt eyn lyplich ding ist."
Glych als ob Luter nit verstand, was dieselben (ich mein, es sygind
die frommen Schlesier) durch glouben verstandind: namlich vertruwen,
also, das des menschlichen vertruwens schatz und anblick
geist sin mueße. Und ist aber der gloub, das ich gloub, himmel und
erden von gott geschaffen sin, nit der gloub, der das vest vertruwen
in das höchste guot ist, sunder nun ein underrichtstuck uß dem
glouben; dann die das fidem historicam genennet, habend ouch
etwas geredt. Aber Paulus Hebr. 11 [V. 3]: "Uß dem glouben
wüssend wir, das die welt uß dem gheiß gottes geschaffet ist."
Da sehend wir, das diß wüssen ein frucht des gloubens ist und nitt
der gloub, da wir in gott vertruwend. Darumb ist Luters kampff
kürbsin.
Aber ich wölte inn aber gern fragen, ob sin entliche und grüntliche
zuoversicht in eyn ander ding stuende weder geyst. Also sind wir
in den vertruwt, der spricht: "Gott ist ein geyst" (Joann. 4 [V. 24]);
unnd so wir den erkennend, so sehend wir, das alle ding von im nit
allein gschaffen sind, sunder ouch erhalten und ernert werdend. Ja,
es mag der gloub nit erlyden, das er sich uff kein blosse creatur niderlaß.
Darumb ouch die theologi Christus' halb allweg geredt
habend, so man die menschlichen natur von der göttlichen schiede,

--195--

so sölte sy nit angebätten werden. Angebätten werden ist allein des
guotes, in das sich die seel ungezwyflet laßt. Also laßt man sich uff
Christum, gott und menschen. Darumb erkennend wir im glouben
nit allein, daß wir vertruwt sygind uff Jesum Christum, der empfangen
sye vom heyligen geyst, geborn etc; sunder wir sprechend
vorhin, das er der eingeborn sun gottes sye und unser herr und gott
sye. Darumb bewert er ouch allenthalb durch's evangelion Joannis
sin gottheyt, damit man sehe, das uff in ungezwyflet ze vertruwen ist.
Ich wil ouch nit seer böldren, das er spricht: Luter: "Hie wirt
von der einigen gottheyt gesprochen, daß sy sey dreierley, als drey
persone", etc. In welchen synen worten irrigs verschlossen ist, wie
in allen durch's gantz buoch. Dann dryerley ist die gottheyt gar nitt,
sunder nun einerley. Und mögend die heiligen dry personen nümmermer
erlyden, daß sy drierley sigind; sunder sy werdendt trias
oder trinitas (dryling oder dryheyt) genennet; aber kein orthodoxus,
das ist recht gelerter, hatt sy nie dryerley genennet; dann sy sind also
ein einig wesen, das sy dry lütrer eins sind, weder verstand, gedechtnus
und willen ein seel sind. Ich versich mich gantz, Luter hab so
vil seltzamkeiten in disen zettel yntragen, das man sich alle unsuberkeyt
ze verantwurten verzyge. Dann warzuo dienend doch die unchristenlichen
reden, "dryerley" sye die gottheit? Sol nit der einvaltig
leernen, es sygind dry naturen der heyligen dry personen?
Und sind dry naturen, so sind ouch dry gött. Wie gdar er doch
söliche wort für den mund ußlassen gon? Sind die gelerten in Sachsen
blind? Oder sind sy so schläffrig hund, das sy die frömbden wort nit
anbällend [vgl. Jes. 56.10]? Oder so Luter unchristenlich redt, gdörend
sy nit darwider reden?
Mir ist in disem buoch glych, als sähe ich ein suw im bluomgarten;

--196--

so unsuber, untheologisch, so uneigenlich redt er von gott und allen
heiligen dingen. Und ir theologi (ich wil üch glich alle nennen durch's
Tütschland hin) schwigend, allein umb des zangges willen?
Könnend ir nit dencken, ob Luter glich recht hette, so wäre doch
weger, man hanckte uns mülestein an d'häls und versanckte uns
[vgl. Matth. 18.6], weder daß wir sölche ergernuß lassend unwiderfochten
fürgon? Ja, ich weyß dero, die sagend: "Ecolampadius
unnd Zuingli werdend's unverantwurt nit lassenn." Ist darumb
der handel nit üwer? Oder sind sy, in die ir ggloubt habend?
Habend ouch die apostel nit alle für sich selbs doch eyn meinung und
uß einem geyst gepredget?
Ich muoß ouch hie anzeygen, das Lutern der zangg dahinbringt,
das er bald darnach alles, darumb er vor der beden naturen unnd
hie der dryen personen halb gefochten hat, selbs erkennet, und zeygt
aber damit an, das er mit quacklery umbgadt. Verhörend aber in
selbs: Luter im u. an der 2. tafel: "Wär macht hie, das zwo unterschiedliche
natur ein wesen werden und eine die ander gsprochen
wird? On zweifel nicht die wesentliche eynigkeit der naturen (dann
es sind zwo unterschiedliche natur und wesen), sondern die personliche
eynigkeyt. Dann ob's gleych nicht einerley wesen ist nach den
naturen, so ist's doch einerley wesen nach der person. Und entspringt
also hierauß zweyerley einigkeit und zweyerley wesen (als ein natürliche
einigkeit und personliche einigkeit) und so fort an. Auß der
personlichen einigkeit entspringet solche reden, das gott mensch unnd
mensch gott ist. Gleichwie auß der natürlichen einigkeit ynn der gottheyt
entspringet dise rede, daß gott sey der vatter, gott sey der son,
gott sey der heilige geist, und widerumb, der vatter sey gott, der son
sey gott" etc.
Sehend, fromme fürsten, dise wort sind mir doben empfallen gwesen,
wiewol ich sy ufzeychnet hatt. Aber Luter hat doben kein sölche
erkantnuß nye gethon, sunder hie hinderhin gsetzt, das, wie es

--197--

gieng, er denocht gsagen könde: "Ich hab also geredt." Und das ist
ouch die ursach unsers vergessens gwesen. Hie gibt Luter ursach,
warumb die reden "gott ist mensch" unnd "mensch ist gott" war
sygind, und sagt kein andre, weder wir allweg anzeygt, darumb
das zwo naturen ein person sind. Doben aber hat er nit also zwüschend
beden naturen entscheydenn, sunder sy also durcheinander
vermischet, das er gsagt, die göttlich hab gelidten unnd die menschlich
sye in alle unentliche hinuß, wo die unentlich gottheyt sye; ja,
alle red also gefuert, als ob er die menscheyt wölte allmechtig und zur
gottheyt machen.
Er erkennt ouch, das zwo underscheydne naturenn und zwey underscheydne
wesen der naturen sygind. Danck hab, Luter! Weyß doch
wol, daß Luter diß wort "wesen" nit wil verston für "bston" oder
"ein eigene person unnd hypostasis sin", sunder für "ein eygenliche
wesenliche natur". Dann er spricht: "Ob's glych nitt einerley wesenn
ist nach den naturen, so ist's doch einerley wesen nach der person."
Da habend wir zwürend "wesen". Das erst heyßt die eygenschafft
der wesenlichen naturenn, das ander die hypostasin, die selbsbstände
person. So sind also die zwo underscheyden naturen ein
person. Als er aber spricht, es entspringind hie zweyerley einigkeit,
verstadt er die eine, da die heiligen dry personen ein gott sind, und
nennet's die natürlichen einigkeit. Was darff er denn doben des
worts "dryerley"? Die andren einigkeit verstadt er die einigung der
zweyen wesenlichen naturen in ein person Christi. Zweyerley wesen
nennet er die zwo underscheydnen naturen, wie dann sine byspil selbs
anzeigend.
Sehend aber, f[romme] f[ürsten], ob nit Luters verjehen an
disem ort by eim buochstaben mit uns hälle in der langen erklärung
der alloeosen oder gegenwechsels materi doben gethon. Ist nun die
menschlich natur eins menschlichen wesens oder eigenschafft (ich
pflig "eygenschafft", "sunderlich", "eigenlich" oder "natur" für wesen
setzen, damit ich nyenen zwo person machen möge verdacht werden),

--198--

so muoß ye die menschlich nit ußgebreyt sin nach der gottheyt,
nitt allenthalb sin, sunder allein an eim ort sin, wie dann das
wesen oder eygenschafft der menschlichen natur zimpt. Und ist Luter
aber mit uns eyns. Und durend mich nun die verfuerischen, hochmuetigen
göuch, die uß Luters buoch einer meynung sin wellend,
dero Luter gantz nit ist. Das aber Luter also hin und wider wätschet,
das sol billich harfürbracht und bescholten werden; dann der
göttlich geist leret nit, das man mit zangg und ghäder der warheyt
wychen sol, sunder mit zucht und forcht.
Es gadt ouch demnach Luter noch näher zuo uns, da er zuogibt,
das brot sye der lychnam Christi glych wie der fhürin flamm [vgl.
Hebr. 1.7] oder wolck der engel sye [vgl. Offbg. 11.12] oder die tub der
heylig geyst [vgl. Matth. 3.16]. Unnd in summa, so sye zwüschend
dem brot des nachtmals und dem lychnam Christi ein sacramentlich
wesen. Nun ist der wolck oder flamm nit der engel, noch die tub der
heylig geist, so volgt, das ouch nach Luters position oder meinung
das brot nit der lychnam Christi ist.
Das er aber mit praedicatione identica kumpt, ist ouch in der
sophistry nit meysterlich, als er's brucht. Nam sub qua identitate
comprehenderet identitatem corporis et panis? Reali, essentiali sive
formali, personali an rationali? Non reali; nam ea est, ubi res est
eadem, formae autem, hoc est virtutes, sunt diversae; ut intellectus,
voluntas et memoria sunt eaedem res, distinguuntur tamen virtute;
alia enim est vis intelligendi, alia propendendi, alia memorandi;
attamen istae vires omnes sunt una eademque anima rationalis. Non
formali aut essentiali; sic enim coniunctiora essent corpus et panis
quam humanitas et divinitas; eadem enim formaliter et essentialiter
sunt, quae definiuntur per eandem formalem et essentialem differentiam.

--199--

Non personali; nam alioqui Christi persona constituta esset ex
filio dei, filio hominis et, ut sic dicam, filio tritici; atque, ut, quicquid
est creatum in Christo, passum est in cruce, ita oportuisset panem
quoque crucifigi.
Sequitur ergo, quod solum rationalis est identitas inter panem et
corpus Christi, qualis est omnis denominativa, synecdochica, translativa
sive metaphorica, transsumptiva sive metaleptica identitas. Sic
vir canus est canicies; sic belligerat Gallia, cum rex belligerat; sic
lapis et Christus sunt eadem res [vgl. Apg. 4.10-11]; sic calix est testamentum
[Luk. 22.20]; sic pati est mori Christum etc. En ut omnia
ista non vere sint ea, quae esse dicimus. Attamen ratio invenit aut
cognationem aut viciniam aliquam, qua, quae non sunt eadem, aliquo
modo faciat eadem; cumque vere nunquam sint eadem, eisdem tamen
nominibus adpellentur. Nam, quod alii dicunt, quaedam esse eadem
genere, specie et numero, in hac divisione ampliter comprehenduntur.
Unde nihil imperitius potuit a Lutero arripi, quam ut per praedicationem
identicam tentaret panem esse corpus Christi contendere.
Sed iamdudum donavimus ei ista, modo non gravius peccaret. Und
darumb lassend wir dasselb dem Scoto, Brulifer unnd Capreolo.
Und wellend wir kurtzlich von der sacramentlichen einung sagen,
dann die doben ouch ist angeruert. "Sacrament" machend die Latiner
zuo mermalen uss "mysterio", griechischem wort. Das heißt etwan
ein heimligkeyt, etwan ein usserlich form, figur oder wesen, das aber
ein groß, heimlich, göttlich oder ernsthafft ding bedütet. Und darumb
so findend wir etwan im nüwen testament "sacramentum" für die

--200--

heimligkeyt deß göttlichen radtes, da er vor imm hatt, den menschen
mit sinem sun ze erlösen [vgl. Kol. 1.26]. Aber als wir es hie
bruchend, für ein zeychen, form oder figur, mit dero wir ein grosses
ding bildend unnd bedütend, findend wir den namen "sacrament"
nit imm nüwen testament. Denn, das Ephes. 5 [V. 32] stadt, wirt
per allegoriam "sacramentum" genennet. Und wirt "sacrament", also
genommen, in zween weg beschriben: Sacrament ist ein zeichen eins
heiligen dings, oder: Sacrament ist ein sichtbare form oder bild einer
unsichtbaren gnad. Die erst beschribung ist die allergemeinest, wiewol
die ander ouch nützid anders wil denn die erst, namlich, daß es
ein sichtbar zeichen oder form sye der göttlichen gnade, die nit sichtbar
ist. Also ist die göttlich gnad, die uns Christum ggeben hatt. Die
gnad ist uns unsichtbar; aber der gnad uebend wir ein sichtbar symbolum
oder zeichen, das nachtmal, die gnad, uns bewisen, ze prysen
und loben. Und ist aber als vil als ein zeichen eins heyligen dings.
So nun das brot und der lychnam nun sacramentlich eins sind,
so sind sy nit me eins, denn ein yedes zeichen eins ist mit dem gezeichneten.
Als das bild des redlichen Coclitis der Cocles selbs genennet
wirt, ist's aber nit; darumb aber das bild umb siner redlichen that
willen im ist an meerckt gstelt, so wirt das bild nach sinem tod im
nach genennet, da er in vil hundert jaren nie gewesen ist. Also sind
yetz die zeichen des keysers unnd Frantzosen in Neapolis der keyser
und küng; denn so man deß keysers und küngs adler unnd gilgen
sicht, spricht man: Das ist der keyser, das ist der küng; und sind aber
nun ire züg mit iren zeichen. Also ist der küngklich scepter der
küng. Also sind die schlüssel der gwalt; denn so man eim den scepter
oder schlüssel gibt, so zeichnet man, das er küng oder magistrat unnd
oberkeyt sye. Unnd ist ye der scepter und die schlüssel weder küng
noch gwalt. Also ist die morgenröte kat, das sy ein künfftig kat

--201--

bedütet, und die abenröte ein schöne. Also ist das osterlamb das
paessah, der überschritt, und kan doch nützid denn ein bedüten sin
des überschrittes. Unnd das brot der lychnam Christi, das es uns
vorbildet, das Christus den tod für uns gelitten hatt etc.
Je in summa, "sacramentlich eins sin" ist nützid anders, weder ein
bildnus tragen eins heiligen dinges; da doch das zeichen das heilig
ding nit ist; darumb es aber das heilig bedütet, überkumpt es den
namen deß, das es bedütet. Daruß volget aber nit, das darumb der
lychnam Christi sye, wo das sacrament synes lychnams ist. Dann
ouch der touff ein sacrament des tods Christi ist [vgl. Röm.6].
Mueßte darumb Christus allweg sterben, wo man toufft, so were es
yetz nit ein zeichen eins geschechnen dings, sunder ein zeichen eins
dings, das mittenzuo gschähe. Aber das brot unnd wyn im nachtmal
sind zeichen des getödten lychnams und bluots Christi; darumb der
lychnam und bluot nit da sind. Dann wo sy da wärind, so mueßtind sy
getödt und geopffret werden; oder aber sy wärind umbsust da; es
lasse denn unser widerpart nach, daß sy nun gedächtlich da
sygind und in den hertzen der glöubigen; denn sind wir eins.
Bewernus: Ist das zeichen und das gezeichnet byeinander, als
unser widerpart sagt, so muoß ouch das lyden gegenwürtig sin; dann
das zeychen, das sacrament, ist ein zeichen deß tods Christi, als sy
ouch erkennend. Wellend sy aber bekennen, das zeichen sye wol da,
und das gezeichnet ouch wesentlich da, aber daß das gezeichnet gegenwürtigklich
lyde, das sye nit, so frag ich sy, warumb diß nachtmal
yngesetzt sye. Muessend sy mir ye zuogeben, deß tods Christi zuo gedencken
(denn also redend Christus unnd Paulus [vgl. Luk.22.19 und
1.Kor.11.24]) unnd nit deß lychnams Christi sunderlich one das
lyden. So nun das lyden das fürnem ist, darumb dise gedechtnus
bschicht, unnd das bezeichnet sölte da bym zeichen muessen sin, so
mueßte Christus ye da lyden unnd geopffret werden; oder aber, das
fürnemlich bezeichnet wirt, das ist nit da. Dise rechnung, in gottes
wort gründt, habend wir muessen anzeigen, damit die einvaltigen der

--202--

sacramentlichen einigkeyt oder gegenwürtigkeyt wol entricht werdind;
dann mich ansicht, sy werdind mit dem wort "sacramentlich"
verblendt, das sy nit wüssind, was "sacramentlich gegenwürtig sin" sye.
Aber uss disen erklärungen wirdt yetz ersehen, das es nützid anders
ist weder ein göttlich, züchtig zemenkommen deß volcks oder kilchen
gottes zum lychnam Christi, das ist, zuo der dancksagung des todes
Christi, die darumb syn lychnam genennet wirt, das man des tod
unnd marter darinn gedenckt und dancksagt; in welcher dancksagung
man zuo mererem urkund siner liebe gegen uns und unser liebe gegem
nechsten die zeichen sines lybs unnd bluots harumbtreyt als ein usser
zeichen siner und unser liebe. Sehend nun, also ist der lychnam
Christi sacramentlich da. Glych wie der keyser oder künig in
Neapolis ist, drumb das sine zeichen dinnen sind; und ist aber der
ein in Hispanien, der ander in Gallien. Also ist Christus hie in
den hertzen der glöubigen, mit grosser fröud unnd danckbarkeyt, das
er ware menschliche natur an sich genommen, unser bruoder worden
[vgl. Hebr.2.11] und mit sinem tod uns erlößt und zuo sinen miterben
[vgl. Röm.8.17] gemacht hatt. Aber wesenlich sitzt syn lyb zur
grechten gottes. Und wirt das brot und der wyn, die in diser gedechtnus
miteinander genossen werdend, der lyb und bluot Christi genennet
nach dem fürnemen ding, das hie gehandlet wirdt, das ist die dancksagung
des tods, den er am lyb erlydten hatt. Es sind ouch wyn unnd
brot nit me ein ding mit dem lychnam und bluot Christi, denn die
zeychen der küngen die küng sind, drumb daß sy den gwalt der küngen
zeigend.
Es ist ouch kein sacrament nie gewesen, das do gegenwürtig machte,
daß es bedütet; sunder es hat anzeyget und züget, das das da sye,
das es bedütet. Also hat die beschnidung nit gotteskinder gemacht;
sunder, die vorhin gotteskinder warend nach dem verheissen, die
namend die bschnidung als ein zeichen und zügnus des pundts, in dem
sy warend. Also das osterlamb bracht nit das überschryten mit im
(denn dasselb nun einist beschehen was), sunder die darumb ewiklich
dancksagtend, die bezügtend und brachtend ire glöubige, danckbaren
hertzen zum lamm, und in denen hertzen truogend sy den überscritt.

--203--

Also macht der touff nit gotteskinder, sunder, die gottes
kinder vorhin sind, die nemmend das zeichen und bezügnus der
kindren gottes. Also bringt das nachtmal Christi oder das brot und
wyn darinn nit den lychnam oder tod Christi zuogegen; sunder die,
so den tod Christi, der einist erlidten ist, erkennend ir läben sin,
bringend den in iren danckbaren hertzen ins nachtmal und nemend
da mit iren mitglideren das zeichen, das Christus ingesetzt hat,
das es von denen sölle genommen werden unnd bezügen, die sinen tod
verjehend.
Das aber hierinn von den theologis geirret wirt, kan man nit für;
dann sy den spruch Ephe. 5 [V. 26] und Titum 3 [V. 5] von der
"reinigung des abweschens mit dem wort" und von dem "bad der
widergeburt" nit erkennend, ἐναλλαγάς sin, das den zeychen zuogeben
wirdt, das sy nun bedütend, wie ietz gnuog anzeigt ist; dann ie das
on zwifel ist, das reinigung der seel des einigen geists ist. "Der geyst
ist's, der läbendig macht" [Joh.6.63]. Darzuo wirt ouch das nachlassen
der sünd den apostlen zuogeben [vgl.Joh.20.23], drumb das sy das wort
des heyls unnd nachlassung predgetend; dann sust alle glöubigen
wol wüssend, ob inen neyßwar andrer ruow der conscientz gibt, weder
der trost in gott.
Das aber Luter sagt: "Das brot ist glych der lychnam Christi,
wie die tub der heylig geyst ist und der flamm der engel" etc. Und
sagt von eym "nüwen wesen". Et quomodo quidam fallantur, "quod
de unitate totali per unitates partiales et econtra syllogizant". Lassend
wir in sinem werd ston, das ist, das es nit eins hallers werdt
ist; ußgenommen, das er da erkennt, das brot sye der lychnam
Christi nit anderst weder die tub der heylig geist. Nun ist die tub
gar nit der heylig geyst gewesen; denn sy ist ouch kein natürliche tub
gewesen, sunder allein ein spectrum, ein erschynende gestalt, die

--204--

wunderbarlich zur gegenwürtigen handlung geschöpft und nach der
handlung widerumb verlassen ist. Deßhalb keyn glichnus ist der tuben
unnd flammen gegem brot, das im nachtmal eyn sacrament ist und
ein wesenlich natürlich brot, nit wunderbarlich gäch geschöpft wie
die tub.
Es ist ouch die tub, flamm unnd wolcken keyn sacrament. Denn
sacramenta sind der zeychen halb gebruchte, gemeine, erkannte
ding, die allen menschen offenbar sind; so sind sölche wunder ungebruchte,
seltzame, unerkannte ding. Deßhalb das arguieren von
wunderzeychen zuo sacramentlichen zeychen ein irrung ist, quia non
sunt eiusdem speciei, dann sy sind nit eyner gstalt noch ardt. Wir
habend aber gnuog gesagt in vordrigen gschrifften, das zeychen, die
wunderwerck sind, nit einer ardt mit sacramentlichen zeychen sind,
das aber Luter und sine nachtöner nit wellend sehen.
Ach gott, sehend, wie behulff sich der guot mann gern. Aber es muoß
sin. Er muoß eintweders brechen, oder aber wir wellend in vonn
disem buoch ouch jagen, wie wir in vonn den vordrigen gejagt habend.
Unnd gebend das nit uns selbs zuo, sunder wir wellend's mit dem
ysinen stab [vgl. Offbg.2.27] gottes worts thuon, mit dem schwerdt, das
glid und gleych durchtringt [vgl. Hebr.4.12].
Erwegend ouch, fromme fürsten, das er sagt, woglych ir text ouch
ungwüß wär, so wär es doch sichrer, so einer von gott betrogen wurde
weder von eim menschen etc. Hie sehend wir, wie der tüfel ufhinklättert.
Da Luter irrt am verstand der worten, da sol inn denn
gott verston. Und so er mit brechten und brallen blendt unnd
verfuert, als ich wol merck im syn eigen conscientz sagt, so macht er
im hie ein heimlichen ußgang, durch den er entfliehen mög, namlich
den: Bin ich verfuert, so hatt mich gott verfuert, dann ich hab uff

--205--

syn wort gebochet. Und denckt aber nit, das der bapst unnd alle
kätzer also sagen köndind: Irr ich in minem gwalt oder meinung,
so hatt mich gott verfuert; denn es stadt luter: "Was ir bindend oder
entledigend, das ist gebunden oder entlediget" [Matth.18.18] etc. Oder
es stat klarlich: "Der vatter ist grösser weder ich" [Joh.14.28].
Darumb ist aber nieman entschuldiget, dann die warheit wirt uns
gnuog fürgetragen, aber wir wellend's nit annemmen. Aber so uns
gott glych gar verwirfft und in reprobum sensum [vgl. Röm.1.28], das
ist in ein verkerte meinung, laßt fallen, muessend wir nütsdeßweniger
darheben. Der gott des fridens [Röm.15.33] welle uns gunnen, das
wir die warheit so einhällig erkennind und annemmind, das wir alle
mit einem mund [vgl. Röm.15.6] und hertzen gott eer gebind. Amen.
So vil, fromme fürsten, vom ersten teyl, darinn wir vil unduchtiger
leren und reden habend lassen durch d'hand louffen und allein uff
das gsehen, daß die fürnemmsten stuck gruntlich bevestnet wurdind,
als: Das abwesen des lychnams Christi; den lychnam Christi
umbprisen sin; by der grechten sin und denocht waren menschen
blyben; das gott nit möglich ist, wider sin eigen wort ze thuon; wie der
lychnam Christi im nachtmal sye; das die ort der gschrifft, die wir
für unseren schilt habend, von Lutern nit entwegt sind.
So wir nun soltend den irrigen verstand Luters verwerffen, wellend
wir vorhin Oecolampadius' kurtze, aber gar tugendthaffte christenliche
antwurt setzen und darnach den andren teil, unseren verstand der
worten, setzen, mit verwerffen des Luters verstand und zum letsten
von sinem glouben reden. Und darumb losend, f[romme] f[ürsten],
diewyl Ecolampadio zuo, so mag ich mit den andren beden teylen
deß bas nacherkummen. Er laßt sich kindtlich und schlecht ansehen;
aber ir werdend ein mann hinder im finden, so ir sin geäder und
beyn, das ist den sinn der worten und geyst, recht bewärend.

--206--

Der ander teil Zuinglis antwurt
Nachdem und ir, fromme fürsten, Ecolampadis antwurt, die warlich
eym yeden stillen, züchtigen, rechten Christen, der nit uff die
vile, sunder uff die krafft der worten sehen sol, gnuogsam wär, erwegen
habend, so bitt ich üch abermals demuetigklich, das ir die übrigen
zween teyl ouch mit glychem ernst vernemmen wellind.
Als nun in unserem ersten teyl Luters angefochtnen ynzügen,
dero er den grossen teyl billich hette underlassen, geantwurt ist,
zwar ouch mit me worten und handlung, weder wir gernn thätind -
habend aber ye muessen den gefärwten gründen mit dem nassen
schwumm über's angsicht faren, damit die röselächte schöne hingenommen
unnd die recht siech farw ersehen wurde, damit gheiner
die krancken meinung under dem schyn der gsünde zur ee nemme -
so ist es yetz an dem, daß wir unsere meinung unnd verstand der
worten des herren nachtmals darthuegind.
Uff das zeygend wir also an, wie vor offt, das uns der eynig gloub
und vertruwen in gott erstlich zwingt ze mercken, daß wir die wort
des nachtmals nit söllind lyplich verston. Dann der gloub, der ein
vertruwen in den eynigen gott ist, der ist die einig ruow der seel, die
sicherheyt und veste, durch die wir sehend, das kein guotes, kein
wares, kein grechtes ist, weder das eynig höchste guot, gott; das nützid
sichers ist, darinn man unbetrogenlich bston mög, weder er; das die
seel in keiner creatur ruow findt, sunder allein im schöpffer. So nun die
substantz und wesen des glaubens ein sölches liecht, ein sölche sicherheyt
und ruow ist - und der gloub mag von keiner creatur kommen,
sunder von dem einigen heiligen geyst, dem schöpffer unnd leben
aller dingen - so ist gwüß, das unser gloub (ich verston den rechten,
wesenlichen, waren, lebenhaftigen gloubenn, da der mensch weyßt,
das er ein kind gottes ist) von gheiner creatur kumpt, in gheiner
blossen creatur bstadt, in gheiner ungezwyflet ruewig unnd sicher
ist, mit gheiner creatur gsterckt wirt, so er schwach ist. Dann ouch
die wunderzeychen nit den rechten geystlichen glouben machen

--207--

mögend, sunder der geystlich gloub macht, das man die wunderzeichen
erkennt, gottes werck sin; oder aber die kinder Israels
wärind in der wueste unnd by den täglichen wunderzeychen Christi
zum höchsten glöubig gewesen.
Welchs alles uß Paulo Rom. 8 [V. 24] und Hebr. am 11. [V. 1]
klarlich erlernet wirdt, da er an einem ort spricht: "Mitt der hoffnung
werdend wir heyl. Die hoffnung aber, die man sicht, die ist nitt eyn
hoffnung." Verstadt hie durch "sehen" alles lyplich haben unnd wil
sagen, das die einig hoffnung unnd vertruwen das heyl der seel sye;
dann, der eim menschen den herren Christum gleych lebendig eygen
gäbe, noch wurd er damit nit heyl noch ruewig in der conscientz; dann
alleyn der gloub mueßte inn ruewig machen. Simon, der sundersiech,
hat Christum vil eygenlicher lyplich weder Magdalena, dann er
was sin gast und aaß sin spyß, was in sinem huß [vgl. Mark.14.3] etc.
Aber Magdalena, die hatt inn zum heyl, darumb das sy in erkannt
den lebendigen gottessun und den lebendigmacher der seel sin.
Wenn nun die gegenwürtigkeit des leybs den glouben schöpffte oder
machte, so wäre doch Simon glöubiger gwesen weder die sünderin.
Aber die sünderin hatt in lebendig im hertzen durch das liecht unnd
sicherheyt des gloubens; darumb was er ir heylsam unnd nitt darumb,
das sy inn leyplich begreyff, begoß und tröcknet. Simon hatt inn
so vil gar eygenn, als ein gast des gastgeben oder maßherren ist,
lyplich in siner spyß etc.; und hatt inn aber im glouben nit, darumb
hatt er inn gar nit heylsamlich. Deßhalb das guot des gloubens nit
kommen mag uß gheinem lyplichen haben oder bsitzen.
Am andren ort [Hebr.11.1] aber sagt er: "Der gloub ist ein substantz
(hie ist das wort ὑπόστασις, das etwan wirdt in "person"
vertolmetschet, davon doben gnuog gsagt) der dingen, die man hofft,
und ein gwüsses der dingen, die man nit sicht." Ein substantz nennet
er den glouben, das ist, das wesenlich, gwüß, sicher und bstendig vertruwen,
das der mensch hat in die ding, die wir hoffend und aber
unsichtbar sind. Dise wort mißbrucht ouch unser widerpart, so sy

--208--

die beschrybung des gloubens dahin ziehend, als ob wir glouben söllind
ding, die nit sichtbar sygind. Und wellend sich damit behelffen in
diser sach: Wir söllind darumb glouben, das fleysch unnd bluot hie sye,
so sy unsichtbar da sygind; dann der gloub sye unsichtbarer dingen.
Uß welchem argument oder grund wir gezwungen wurdind, ze gloubenn,
das sye weder gstob noch gflog, wie man spricht; dann dasselbig
ouch nit gsehen wirt.
Aber die irrung kumpt dahar, das sy nit entscheydend zwüschent
dem glouben, der ein losen, ghorchen und zuogeben oder nachlassen
ist, und dem glouben, der das ungezwyflet vertruwen ist.
Dann wo sy den underscheyd klarlich sähind, so wüßtind sy wol, das
hie Paulus nit redt, das der whon, ghorchen oder nachlassen, ein
substantz sye der dingen, die man hofft. Dann also wirt "gloub"
genommen für ein nachlassenn der dingen, die wir vernemmend. Als
das wir gloubend, der grooß Calliph vonn Waldach sye wol als
mächtig als der bapst. Hie ist "gloub" nützid anders weder mithällen
unnd nachlassen, im sye also; aber das unns hierinn in unser seel
neißwas trostes, frids oder sicherheit des heyls geborn werde, das ist
nit. Aber "gloub" wirt hie in der beschrybung für das wesen, sicherheyt
unnd krafft der seel genommen, da sy in die unsichtbaren ding
ungezwyflet sich laßt, als an die ding, zuo denen sy sich einig versehe,
unnd die iro eynig heyl geben mögind. Also ist der lychnam
Christi, lyplich im brot ze essen, nit das gegen oder zil,
in welches der gloub sicht. Dann er sicht allein uff das, das aller
gschöpfftenn ursprung unnd werckmeyster ist, welches mit gheim
lyplichen oug nit mag angesehen werden; darumb muoß es allein
mit dem gwüß faarenden oug der conscientz erlangt werden; und

--209--

das ist der gloub, der wesenlich trost, die substantz des vertruwens
in gott.
Wenn sy nun sagend, der gloub syge dero dingen, die man hoffe,
und darumb so muesse man hie hoffen und glouben, das der lychnam
Christi da sye, so sye er da, so sehend ir, fromme f[ürsten], wol,
das sy im wort "glouben" hin- und widerfarend, und da "gloub" für
"vertruwen" beschriben wirt, da machend sy den glouben us, der
nachlassen oder ghällen ist. Dann ye unserer seelen vertrost nit
stadt in das, das wir inn dem brot gloubind, den lychnam Christi
lyplich geessen werden; dann wo das, so hette Abraham nitt
mögen sälig werden. Dann er das nie gloubt hatt, sunder all sin
zuoversicht ist in den eynigen herren unnd schöpffer aller dingen
gstanden. Also ist ouch die substantz unsers gloubens.
Zum andren, sehend sy nit, was hie Hebr. 11 [V. 1] "unsichtbare
ding" heissind, namlich den eynigen gott, und "sichtbare ding"
gnommen werden in der gmeind für alle gschöpfften. Als Ro. 1
[V. 20]: "Sine unsichtbare ding werdend von der gschöpfft der welt
erlernet." Baruch 3 [V. 38]: "Er ist demnach uff der erden
gsehen", wirt "sehen" für "empfintlich, lyplich sin" genommen.
Und "empfinden" wirt nit allein für empfinden deß fleyschs genommen,
sunder für innenwerden mit allen empfindnussen des lybs,
mit sehen, hören, gryffen, schmecken, riechen, etc. Also stadt nun der
gloub einig in den, der mit keiner lyplichen empfindnus innenworden
noch erkennt wirt; sunder das einig gmuet, der einig geyst,
die einig seel wirt sinen mit verstand und vertruwen innen. Deßhalb
der gloub in kein creatur nit ston mag, sunder in den einigen
unsichtbaren gott. So ist es ye dem glouben wider, das er uff ein
sichtbar ding gewisen werde, das ist, uff einigerley creatur als ein
creatur. Dann das wir uff Christum gewisen werdend, beschicht,
das er gott und mensch ist; aber uff syn blosse menscheyt sol nieman
gewisen werden, als er selbs redt: "Welcher in mich truwt, der truwt
nit in mich" [Joh. 12.44], das ist, er sol nit uff mich truwen, so vil ich

--210--

ein mensch bin etce. So ist ouch ein offne irrung, die ein yeder glöubiger
in synem wesenlichen, substantzlichen glouben empfint, da sy
sagend, das lyplich essen Christi nemme die sünd hin, vertröste die
seel etc.
Das ist nun die erst ader, uss dero der wolerwachßen gloub
spricht: Nun wolhin, ich befind, daß min einige spyß und trost der
einig gott ist. Und der gott hatt min natur und schweche an sich
genommen, das er die in im selbs todte; so stadt ye all min zuoversicht
alleyn in inn. Worzuo wäre es nun, das ich den lychnam lyplich
ässe? Die seel ißt nit fleysch; so mag der lyb des menschenfleyschs
nit. So ich nun gott erkenn unnd die guothat, die er mir bewisenn, mit
dero er mich sin kind gemacht, hab ich des gnuog etc.
Hierinn sehend ir, fr[omme] f[ürsten], das der gloub nit lyden
mag, das man inn uff ein creatur wyse, vil weniger, daß man inn
wyse, etwas ze essen umb nachlassung der sünd. Davon die frommen
Schlesier rychlicher geschriben, dero gschrifft ich mittenzuo
gelesen hab und sy christenlicher und gruntlicher funden weder alles,
das Luter in diser materi ye gschriben hat. Muoß ouch, ob gott wil,
an den tag kommen, damit man sehe, ob sy redind, wie er uff sy
gsagt.
Kurtz, der gloub, der selb unhäblingen gon kan (und ist ouch
sust gheins ghein gloub nit), der suocht inn Christo Jesu nach
synem tod und urstende nützid mer in sinem fleysch, als doben
gnuogsam ist uß Paulo und Augustino anzeygt; oder aber, so er
im brot lyplich wäre, so möchtind wir ouch lypliche gsundtheyt
nützid weniger im lyplichen anrueren suochen, weder ouch das kranck
wyb [vgl. Mark.5.27]. Wir möchtind ouch nach Luters ard also
arguieren: Die seel gsund machenn, ist ye grösser, weder die lyb
gsund machen. So nun Christus die seel mit dem lyplichen essenn
sines lybs reyniget, vil me wurd er die lyb damit gsund machenn.
Aber summa summarum, aller lyplicher wandel der menscheyt
Christi ist hin, und kennend des nützid me [vgl. 2.Kor.5.16];

--211--

sunder unserer substantzlicher gloub stadt in den eynigen lyplich
crützigoten, nit lyplich geeßnen gott.
Die ander ader, die uns bringt, das wir erkennend, das die wort
des nachtmals nitt mögind lyplich verstanden werden, ist der widerstannd
gottes worts. Dann wir ye nit gesinnet muessend sin als yhene,
die da pflegend ze schryen: "Gott hat's geredt: ,Das ist min lychnam',
so muoß im also sin." Ja, frylich ist im also, aber nit also, wie ir irriger
verstand meint, sunder also, wie es Christus meint. Demnach so
schryend sy, glychsam alle wort, die wider sy sind, nit gottes wort
sygind. Und wenn ich glych als lut schryen: ",Das fleysch ist gar
kein nütz', sind ouch gottes wort und muessend als war sin als die:
,Das ist min lychnam'", so thuond s' glych wie yhener maler, der in
allen verdingwerchen allermeist vonn sanct Christoffel sagt, er
kond sunst keinen so wol malen. Also gebend s' nit bscheyd umb die
wort und sinne, die wider sy sind, sunder sagend: "Es stadt: ,Das
ist min lyb.' Haltend, ir einvaltigen, üch der worten unnd so ir
glych betrogen wurdind, ist weger, ir werdind von gott betrogen
weder von menschen." Schön ding! So sy den verstand nit erhalten
mögend, so lerend sy, man sölle sich der unverstandnen worten
halten; und so man von inen betrogen ist mit irem mißverstannd, so
sol man es demnach uff gott legenn. Wir söllend aber also gesinnet
sin, das, wo die unwarheyt, ja der tüfel selbs, unns gottes wort in eim
valschen verstand fürgibt, wir es nit also annemmind, sunder die
gegenschrifftenn, glych wie im Christus selbs thett, darwidersetzen
und demnach den rechten verstand ußwägen.
So nun der gloub und gschrifft, das ist der geyst und der buochstab,
nit erlyden mögend, das die wort lyplich söllind verstanden
werden (davon doch Luter so grusamlich schryet, wir söllind bewären,
das die wort nit also mögind verstanden werden, wiewol wir
das vor unnd yetz überflüssig gethon), so wellend wir die wort Luce
ze hand nemmen und mit denen der andren evangelisten wort also

--212--

fueren, das alle glöubigen sehen muessend, das wir Luters seer verschonend,
das wir das ytel, untüchtig gschwätz, das er da harumbfueret,
nit so ernstlich verantwurtend, als aber ein andrer Egg, Struß oder
Faber wol wert wär. Dann so man im sine calumnias, alenfentz
und verkertnussen sölte zuo eeren ziehen, wurde es sinem namen
schlecht anston. Gott welle im die gsicht widergeben. Amen.
Lucas 22 [V. 19]: "Er hat das brot genommen, gott gelobt,
gebrochen unnd inen ggeben, sprechende." Mit den worten Luce
hällend Mattheus, Marcus und Paulus. Es ist doben gnuog
gesagt vom εὐλογήσας und εὐχαριστήσας, das sy für] "gott loben" und
"dancksagen", nit für "segnen" hie stond.
"Das ist der lybe min, der für üch hingegeben wirt" [V. 19]. Vor
denen worten habend Matth., Marcus, Paulus: "Nemmend,
essend", vonn welchen Luter ouch vil mueh hat; und löugnend aber
wir iro nit, sunder wir kennend, das man da warlich nemme und
esse, das er gibt. Was gibt er aber? Sinen lychnam (spricht Luter);
dann er spricht druf: "Das ist min lychnam." So fragend wir, ob sy
den lychnam geessen habind, der da sassz, oder den erklärten lychnam?
Assend sy den, der da sassz, so sassz der recht natürlich lyb da,
der war fleysch, bluot und beyn hatt; so muoßtend sy denselben ye
nun geystlich essen; oder aber, assend sy inn lyplich, so muoßtend sy
inn natürlich essen; das ist aber unmenschlich ze hören, unnd laßt's
ouch Luter nit nach.
Habend sy aber in allein geystlich geessen, das ist, danckbar
gewesen, das er den lychnam inn tod ergeben hatt, so darff es
keines zangges mer; dann wir yetz offt gnuog anzeigt habend, das wir
den lyb Christi zum thüresten im nachtmal habend, namlich, das
wir synen tod trachtend unnd darumb danckend; das ist ye das
fürnem, das man hie handlet. So nun er in unserem nachtmal ouch
also ist, so ist aller span hin. Habend sy aber den erklärten lyb

--213--

geessen, so ist Christus' lyb zuo eimmal erklärt gewesen und nit
erklärt, welches doch gar mit gottes wort strytet (Joann. 7 [V .39]:
"Jesus was noch nitt erklärt"), ist ouch offentlich marcionisch;
oder aber er hatt zuo eimmal zween lyb gehebt. Welches alles vor ist
widerfochten.
Wir habend ouch in vorigen gschrifften gnuogsam anzeygt, wie diß
wörtlin "das" recht geleytet wirt, es zeyge uff das brot oder uf das
gantz fest der dancksagung. Dann so es uff's brot zeyget, so wirt
doch das brot als ein teyl der zeychen oder sacraments des nachtmals
für die gantzen dancksagung genommen, wie Act. 2 [vgl. V. 42] das
"brotbrechen" für brot, becher unnd dancksagung genommen wirt.
Und hindret hierinn nit, das ouch das tranck das bluot genennet wirt;
dann sittenmal es ein teyl des sacraments ist, wirt das sacrament
etwan von beyden teylen genennet, etwan aber alleyn von dem
eynen, wie doben bewert ist.
Und wirt also uß den beyden puncten eroberet, das hie nützid
anders gezeygt wirdt, weder das dises fest sin lyb sye, das ist, ein
zeychen, ein bedütnus, ein dancksagung, ein gedächtnus, ein ernüwerung
des lybs Christi, das ist, das er waren lyb und seel an sich
genommen, den tod erlydten und uns damit erlößt hatt. Dann ye
gewüß ist, das die apostel den natürlichen lyb nit geessen habend; sy
habend ouch den erklärten nitt geessen, wie gnuog ghört ist. So
habend sy ouch nützid anders geessen, weder den waren lyb im geyst,
das ist, erstlich gloubt, daß der ware gottessun warer mensch und
fleysch oder lyb umb unsertwillen worden, demnach aber den tod
für uns erliden werde und das er damit hatt wellen die dancksagung
der guotat ynsetzen. Und wirt also das brot und der wyn "der lychnam
und bluot genennet, darumb daß die zwey massz in der dancksagung
siner gantzen menschwerdung und alles deß, das er darinn
erlidten hatt, harumbgetragen werdend.
Es wirt ouch das fleysch Christi nit nun an eim ort für sin
menschwerdung und hendel, darinn getragen, genommen. Jo. 1

--214--

[V. 14]: "Das wort ist fleysch worden und hatt under uns gewonet."
Sich "fleysch werden" für "mensch werden" und "fleisch under uns
wandlen" für: "recht warlich menschlich under uns gewesen und getödt
sin" als ouch Isa. 53 vor gesagt. Item Heb. 5 [V. 7]: "Welcher zuo
der zyt sines fleyschs bitt und gnädigung etc. uffgeopfert hat." Hie
wirt aber "fleysch" für den wandel siner menscheit genommen. Darumb
nun die dancksagung sin lyb genennet wirt und bluot, das wir da
erstlich in unseren hertzen sin fleisch geystlich geessen habend, so wir
in siner menschwerdung und tod die göttlichen barmhertzigkeyt erlernet
und uns mit glouben an die ergeben habend; und demnach
uß fröud und wunn der ruow, die wir uß dem glouben empfangen,
louffend zuo loben und dancksagen umb die unwidergeltlichen guete
und fründschafft. Es ligt ouch nit dran, man spreche: Das brot oder
nachtmal bedütet den lychnam Christi, es ernüweret, es gedenckt,
oder man spreche: Es ist ein bedütnus, ein ernüwerung, ein gedechtnus,
etc., wie doben gnuog anzeygt ist. "Der für üch hingegeben wirt"
[Luk.22.19]. Hie kumpt Luter nit allein mit dorechter grobheyt,
sunder ouch mit frävener verkernus unnd lesterung harfür und
spricht erstlich, "für üch", sye als vil als "vor üch", welche irrung
doben ist erlütret. Demnach spricht er, "hingeben" werde für "dargeben,
darlegen, darbieten" genommen. Und so in der heilig Paulus
truckt mit dem wort "gebrochen", so er spricht: "Das ist min lyb, der
für üch gebrochen wirt" [1.Kor.11.24], schlecht Luter hert mit
dem schlegel druff und spricht: "Brechen heißt fürbrechen, ja ouch
fürbrocken." Ich sorgt ein wyl, er wurde ouch ze vollem sagen, wie
groß mocken Christus gemacht hette.
Was wil uns hie duncken, fr[omme] f[ürsten]? Luter nimpt uns
das türe bezalen, das der sun gottes für unns dargelegt hat, und
macht "brot darreichen" und "fürbrocken" druß. Er nimpt das türe
verbrechen und sterben siner menscheit und macht "fürlegen des
brots", brocken, mocken und schollen druß. Mit was gschrifft? Mit
keiner. Mit welchen lereren, ob doch der alten yenen eyner wär,

--215--

joch vonn den bäpstischen? Mitt αὐτὸς ἔφη, Burckart hat's
geheyssen. Was heißt doch frävel, wenn das nit ein üppiger frävel
ist, muoß ich ye sagen. Sol man ouch also mitt den heyligenn worten
gottes umbgon? Es ligt die hohe demuetigkeit und erbermd gottes
daran, das er sich in tod geben hat für uns, so gdar Luter unangesehen
gott, syn heyligs wort, verletzung aller glöubigen conscientzen,
on gschrifft und vorgenger uß "für üch hingeben" "vor üch dargebrocket"
machen. Unangesehen, das Galat. 1 [V. 4] stat: "Er hat
sich selbs für unser sünd geben" (muoß mit ding ouch heissen: "Hatt
sich selbs vor unseren sünden dargebrocket") und Titus 2 [V. 14]:
"Der sich selbs für uns geben hat"; Rom. 4 [V. 25]: "Er ist hingegeben
für unser sünd"; Rom. 8 [V. 32]: "Er hatt in für uns alle
hingeben"; Ephe. 5 [V. 2]: "Er hatt sich selbs uns hingeben zuo eim
opfer und hostien vor got." Heißt nun "geben" darbieten und fürbrocken,
und ist "dargeben" sich opfren, so volgt, das ouch Luters
fürbrocken oder nachtmal ein opfer sye.
Aber ich muoß hie eins fragen: So Luter sagt, "dargeben" werde
für "darbieten" und "brocken" genommen, was gedenckend nun wir
in unserem nachtmal? Spricht er: Des tods des herren (mortem domini
adnunciabitis [1.Kor.11.26]), so sagend wir: Neyn, denn nach synem
ußlegen der worten muoß man des fürbrockens dencken, denn es
stat nützid vom tod in Matheo und Marco, ja ouch Luca
und Paulo, vor den worten "Tuond das zuo gedenchtnus min", wenn
"hingeben" unnd "brechen" für "darbieten" und "fürbrocken", nit
für "sterben" und "bzalen" sol genommen werden. So schön ding
volget uß Luters taapen, wo er ein loch finde, durch das er endrünne.
Es möcht aber ieman sagen, Luter zeyge es nun an für ein
hofrecht und sagt, einer möcht's also ußlegen unnd erhalten,
wiewol er wölle nit mechtig darob ligen. Dem sagend wir, dass er

--216--

trachte, was das für ein wort sye, da einer erloubt, man möchte es
wol halten und erhalten. Zum anderen, das er trachte, das Luter mitt
vil unnützer worten anzeygt, das daß "darbrechen" oder "brocken"
ein ding sye mit dem "brechen" am crütz, welches alles wir gern, sin
ze verschonen, überhupfend. Aber gwüß, ist das darbrechen ein
ding mit dem sterben am crütz, unnd ist aber das sterben ein opfer,
so ist ouch das brotbrechen ein opffer. Es muoß ouch das brott crütziget
syn iuxta vanitatem, quae Marcionem deceret (apud Tertulianum
lib. 4 adversus Mar.). Und valt alle leer des Luters zerugg,
so das nachtmal ein opffer wirdt. Nun hab ich im das anzeygt, in
hoffnung, er wurd's erwegen. Es hatt aber alles nit geholffen.
Zum dritten wellend wir Luternn selbs hören, ob er uff diß erlüteren
buwe oder nit. Luter im grosen B an der 3.tafel: ",Der für
eüch gebrochen wirdt.' Darvon haben wir droben vil gesagt, daß die
gschrifft nicht leyden kan, das brechen solte Christus' leydenn
heyssen: Die schwermer mügen's sagen, wie sy anders mehr sagen,
aber nimmermer beweysen" etc. Sehend, fromme fürsten, das ist das
fyn "hofrecht", das Luter doben gemacht hat, gehorte wol uff den
Zurzachmerckt, da gilt: Bschyß, wer mag. Doben laßt er's fry
und wil nit drob halten, das "geben" für "darlegen" des brots sölle
ußgelegt werden. Hie spricht er, die gschrifft mög's nit erlyden, das
"brechen" "Christus' lyden" heysse. Aber das buoch ist nützid anders,
dann so hüpsch ufsehen und gründen.
Aber wir wüssend, daß diß nachtmal ein danck- und lobsagen ist
des lychnams Christi, der uns ggeben ist vom vatter, der für unns
ggeben ist vom vatter, der für uns allein im tod das opffer worden ist,
das unsere sünd verdilgget hatt; und das ist "für uns hinggeben sin",

--217--

"für uns gebrochen sin". Es ist ouch doben gnuog anzeygt, das "brechen"
für "umbbringen" unnd "töden" genommen wirt. "Thuond das zuo
gedächtnuß min" [Luk. 22.19]. Was man thuon sölle zuo gedächtnuß
Christi, ist doben vilmal anzeigt. "Derglychenn ouch das tranck etc."
[V. 20]. By disen worten thuot Luter glych, als ob im materien zerrünnen
welle, bedarff aber deß nit.
"Das tranck ein nüw testament in minem bluot, welches für üch
vergossen wirt". Hie wellend wir erstlich anzeygen, was yämerlicher
neblen Luter erwegt, damit er ins liecht ein finsternuß bringen
möcht, und darnach die irrung verjagen und die warheit widrumb
harynfueren. Erstlich lert er, das becher oder kelch offt für das tranck
genommen werde. Deß gstond wir im. Zum anderen, das daß
tranck sye das nüw testament. Und so es das nüw testament, so sye
es die nachlassung der sünd; und macht disen züttel, argumentum
de primo ad ultimum: Luter im grosen C. an 1.tafel: "On brot und
becher wäre der leyb unnd bluot Christi nicht da, on leyb und bluot
Christi wäre das neuwe testament nicht da. On das neuwe testament
wär vergebung der sünden nicht da. On vergebung der sünden wäre
das läben und säligkeyt nicht da. So fassen die wort erstlich das brot
und den becher zum sacrament. Brot und becher fassen den leyb und
bluot Christi, leib und bluot Christi fassen das neuwe testament, das
neuwe testament fasset vergebung der sünden, vergebung der sünden
fasset das ewige läben und säligkeyt" etc..
Zum dritten bringt er uns gar ein schön kunststuck harfür (hatt
in ein alter pfarrer gelert, als er sagt), daß diß wort "welches" nit
ufs bluot reiche, sonder uffs tranck, also: Welches tranck für üch
vergossen wirt, daß ist: vor üch yngeschenckt wirt. Dann "fundere"
heyßt ouch ynschencken, spricht er. Das sind die nebel, mit denen
er sich bleyet. Nun wellend wir hinder sy mitt dem wind, der do
weyet, wohin er wil [vgl. Joh. 3.8], und die nebel mit dem schönwind
(sudifico borea) über das Lampardisch birg zerstöiben, damit
die häll, schön warheyt widerumb gesehen werde.

--218--

Daß das tranck nit das testament sye, sunder nun ein tranck deß
testamentes, wellend wir also bewären. Erstlich fragend wir
Lutern, wie meng neüw testament sye? Gedenck ich wol, er
könne nit mee denn vonn einem sagen. So frag ich: Was ist das
testament? Muoß er aber sagen, das Hiere. am 31. [V. 34] unnd
Hebr. 8 [V. 12] bestimpt ist, namlich die vergeben nachlassung der
sünd. Wie kan denn das tranck das testament sin? Tranck und
nachlassen der sünd sind ye zweyerley; ja der lychnam und bluot
Christi unnd das nachlassen der sünd sind zweyerley. Es welle denn
Luter sagen, das tranck sye die nachlassung der sünd. Das kan er
aber nit; oder aber er mueßte das tranck lassen ein opffer sin; dann wo
nachlassen der sünd ist, da muoß geopffret werden (Hebr. 5 [V. 1]
unnd 8. [V. 3] unnd Ephes. 5 [V. 2]). Ist nun das tranck das nachlassen
der sünd und testament, so muoß es ouch ein opffer sin. Zum
andern, ist in dem tranck nachlassen der sünd und im tod ouch nachlassen
der sünd, so ist in zweyen unglychen dingen nachlassen der
sünd, im tod und im tranck; das ein ist gar bitter, das ander gar
lycht. Zum dritten so wirt nachlassung der sünd in einer blossen
creatur sin, und wirt nit die einig göttlich gnad verzyhen.
Bewärnus: Das tranck ist ein lutere creatur; als ouch Luter selbs
erkennt, es sye der substantz nach wyn; er wölte denn sagen, das
wyn unnd brot ouch in die person des suns gottes vereiniget wurde;
denn hett er menschen, kernen und wyn unnd nit allein das
geschlächt Abrahams angenommen. So es nun ein lutre creatur ist,
so ist es ye nit das verzyhen der sünd, so ist's ouch nit das testament.
Denn ouch der selbs natürlich lychnam Christi ist nit nachlassung
der sünd, oder aber gott hett unns mit einer creatur mögen
erlösen unnd hett nitt dörffen, das er sinen sun sandte. So nun
Christus selbs, so verr er nun ein purer mensch wär, nit möchte
die nachlassung der sünd sin, vil weniger mag das tranck, das ein lutre
creatur ist, das nachlassen der sünd sin.
Wo aber yeman sagen wölte: Das brot und tranck ist Christus
selbs, darumb ist es nachlassen der sünd, der weißt nit, was er sagt;

--219--

denn "Christus sin" mag nützid in im schliessen weder "gott
und mensch sin", und nit gott, mensch, wyn und brot. Wölte aber
yeman sagen, das tranck werde darumb das testament genennet, das
darinn das bluot Christi sye, so erkennt doch derselb, das es nun
das testament genennet wirt und nit ist. Wiewol sust ouch das
lyplich bluot nit da sin kan.
Nun wellend wir mit gschrifft anzeigen, daß zeichen des testaments
testament genennet wirt. Erstlich im alten testament, Genesis am
17 [V. 10 und 11], wirt die bschnydung der pundt genennet unnd
bald darnach des pundts zeichen. Nun kan das zeichen unnd das verzeichnet
nit ein ding sin, ob sy glych einen namen überkommend.
So ist ouch offenbar, das die bschnydung allein ein zeychen des pundts
was, da sich gott verbunden hatt, ir gott ze sin, und das sy, sin volck,
das land Chanaan bsässind. Also ist ouch das tranck des nachtmals
allein ein zeychen des pundts, den gott von nüwem mit uns gemacht
hatt, der nachlassung der sünd.
Im nüwen testament habend Mattheus und Marcus die wort des
trancks, also: "Das ist min bluot, welches ein bluot ist deß nüwen testaments"
[Matth. 26.28; Mark. 14.24]. Sehend, fromme fürsten, wie die
zween ouch das selbsvergossen lyplich bluot Christi nit das testament
nennend, sunder das bluot des testaments, das ist, das bluot, damit das
testament, das ist, die vergeben nachlassung der sünden, erobret
ist, wie Rom. 3 [V. 24 und 25] stadt: "Wir sind vergeben fromm
gemacht uss siner gnad durch das erlösen, das in Christo Jesu gevolkomnet
ist, welchen gott zuo einer gnädigung verordnet hatt durch
den glouben mit sinem bluot." Und Colos. 1 [V. 20]: "Gott hatt
durch das bluot sines crützes durch in gefridet alles, das in himmel
und erden" etc. Hebr. 9 [V. 11 und 12]: "Christus ist mit sinem
eygnen bluot einmal inn das heiligthuomb hinyngangen und hatt damit
ewige erlösung erobret."
Sehend zuo, fr[omme] f[ürsten], ist nit ouch in Luters züttel die
erlösung das testament? Ja. Und ist das bluot nit das testament noch
erlösung, sunder das werd und koste, damit die erlösung überkommen
ist, so ist ouch das tranck nit die erlösung oder testament;
dann es so verr noch hinder dem bluot ist, das durch das tranck
erlösung und nachlassen der sünd nit erobret ist, wie gnuog ghört, als

--220--

aber durchs bluot beschehen ist. Nun ist das bluot nit das testament,
sunder das, damit das testament erkoufft ist. Glych als die 20 guldin
nit das pferd sind, sunder das, damit das pferd erkoufft unnd ynhendig
gemacht ist. Nun ist mit dem tranck nützid überkommen,
oder aber die erlösung wäre am abend vollbracht und were mit dem
trincken der jungeren vollbracht, und nit mit dem lyden Christi, das
noch nit geschehen unnd deßhalb noch nit gewürckt hatt. Darumb
ist's ye lenger ye verrer, daß das tranck das testament sye.
Also fallt Luthers kettin oder züttel ze boden. Dann die wort
fassend das brot unnd wyn nit also, das sy ützid anders werdind
weder ein sacrament, das ist zeychen. Brot und wyn fassend den
lychnam unnd bluot Christi nit anderst, denn wie ein yedes zeychen
das gezeychnet fasset; das kan vom zeychen bedüt werden, da das
zeychen nienen darby ist. Lyb unnd bluot fassend das testament nit
anderst, weder ein yedes erkoufft ding vom gelt, damit es erkoufft ist,
gefasset wirdt; das ist, das damit die erlösung erobret ist unnd das
sy nit das testament oder nachlassung der sünd sind; denn, das erobret
wirdt, unnd das, so erobret, sind nimmerme ein ding. Nun ist nachlassen
der sünd unnd erlösung das erobret unnd das bluot das erobrende.
Die erlösung ist das testament; das bluot, damit das testament
erobret ist. So mögend s' nimmerme eins sin etc. Aber Luter muoßt
aber ein nüw wort "fassen" bringen, das er dem einvaltigen mit
"fassen" anbildete, als ob die wort also gfasset mit inenn brächtind
den lychnam und bluot Christi; und spricht wol: "Die wort fassend
zum sacrament", aber die einvaltigen wüssend nitt, das "zum sacrament
fassen" allein so vil ist: zuo eim zeychen fassen oder machen.
Das aber Luter nit möchte sagen, wir verwurffind inn gar, so
wellend wir sine wort ouch hören, da er aber, sin selbs vergessen,
offenlich vergicht, das in dem bluot das testament bestande; so kan
es ye nit das testament selbs sin. Luter im grossen G. an 7.tafel:
"Dann Christus' bluot ist nicht des figürlichen testaments odder des
altenn testaments bluot, sondern des neüwen, welches ynn seinem bluot
bestehet" etc. Das sind Luters wort. Nun ist das bestonde unnd

--221--

das, darinn ein ding bestadt, nit eins. Also kan das tranck nit das
testament sin, wennglych das tranck das bluot Christi wär. Dann das
testament bestadt im bluot, und ist das bluot, darinn das testament
bestadt. So mögend das testament unnd das bluot nit ein ding sin. Noch
vil weniger das tranck, das nit für uns vergossen ist; oder aber es wäre
in die einigkeyt der person des suns gottes ufgenommen, das gar nit
ist, wie ghört ist.
Nun ist es am "welches". Der guot pfarrer, der Lutern gelert hat,
der hat der tropen nit vil vergessen, so er "welches" uf den becher
oder tranck wendet: "welches tranck für üch vergossen wirt." Dann es
ist gnuog anzeygt, das Luters sampt synes huffen meinung irrig ist,
da sy vermeynend, das ynschencken inn becher oder trincken neme
die sünd hin. Denn wo das, so wäre eintweders der wyn in der eynigkeyt
der person; oder aber eyn lutere creatur möchte die sünd
hinnemmen; dero tweders syn mag. Aber der guot alte pfarrer solt
leernen, das τὸ ὑπὲρ ὑμῶν ἐκχυνόμενον exallege est nominativi pro dativo
ἀντὶ τῷ ὑπὲρ ὑμῶν ἐκχυνομένῳ. Id quod nullo negocio apud Mattheum
et Marcum videtur, qui ambo, sic habent: Τοῦτό ἐστι τὸ αἷμά μου, τὸ
τῆς καινῆς διαθήκης, τὸ περὶ πολλῶν ἐκχυνόμενον. Hic videmus τοῦτο, hoc,
demonstrare poculum, sequentem vero articulum τό insignem reddere
sanguinem et sequentes omnes articulos eundem sanguinem demonstrare,
non poculum. Atque huiusmodi exallage creberrimae sunt cum apud
Paulum, tum apud LXX. 2. Cor. 6 [V. 4]: Συνιστῶντες ἑαυτοὺς ὡς
θεοῦ διάκονου, ἀντὶ διακόνους, Ezech. 23. caput (apud LXX) ne expedies
quidem citra exallages beneficium. Huius tropi ita omnia sunt referta,
ut nusquam non inveniantur.
Ich muoß aber wider an Luter hin. Der hatt über die wort "das
fleysch ist nit nütz" so lang tönet, wie man die artickel möge harußlassen
und sagen "fleisch ist kein nütz"; da er doch misszleret.
Aber yetz spricht er: Luter im grossen C. an 4.tafel: "Wenn sy nun
solchen zweyen zeygeren nachfolgten" etc. Hie sehend, fromme
fürsten, wyßt er uns, das wir uff die artickel, das ist zeyger (wir
habend's vor "zeygerly" genennet) sehen söllind. Nun wolhin, so
wellend wir Matthes' unnd Marcus' zeygerlin alle wol harfürbringen,
so sicht er demnach, wohin das "welches" reycht. Also redend sy:

--222--

"Das ist das bluote min, das daß bluot des nüwen testaments ist, welches
bluot (en vim postremi τό, non enim potest intendere in διαθήκην) für
die menge vergossen wirt" [Matth.26.28; Mark.14.24]. Hie möchte
Luter uß krafft der zeygerlinen by Mattheus und Marcus wol
erlernen, wohin das wörtlin "welches" oder "d%\as" oder "so" by Lucas
hinzeygte, namlich uffs bluot, nitt uffs tranck: "Welches bluot für üch
vergossen wirt."
Uff das alles wellend wir wider die irrigen rechnung, die Luter
zeletze macht und leert, wie man uns gegnen sölle, mit wenig
worten umbstossen und die einmuetigkeit der evangelisten harfürbringen,
also: Mattheus unnd Marcus (obmittam enim γάρ apud
Matt.) sprechend also: "Diß ist das bluote min." So spricht aber
Lucas: "In dem bluote min." Nun ist nieman so unverstendig, der nitt
mercke, was underscheides sye zwüschend "selb sin" und "in eim
anderen sin". So man spricht: "Die herrn vom radt habend unsern
lieben burgeren von Costentz fier kanten wins geschenckt",
merckt man wol, das die kanten der wyn genennet werdend, sind er
aber nit, sunder sy sind das, darinn der win dargetragen ist. Unnd ob
man's glych also nennet, so wirt's doch gantz von nieman also verstanden,
das die kanten der wyn sygind. So nun Matt. und Marcus
sprechend: "Das ist das bluote min", wöllend sy nit sagen, das der
becher oder tranck das bluot sygind, sunder das es der früntlich,
bruederlich becher sye, der im nachtmal des bluots Christi ze vermanen
harumbbotten wirt, wie yener wyn die kant genennt wirt. Darumb
tuot im Lucas, der nach inen beyden geschriben hatt, glych als
eyner sprech: Man schenckt üch nun den wyn in den kanten und
schenckt üch die kanten nit, und spricht, das tranck sye ein waarzeychen
des nüwen testaments, welches neüw testament im bluot
Christi gevestnet und erobret sye, sam er spreche: Das tranck
ist nitt das bluot, sunder ein zeychen des bluots, in welchem das nüwe

--223--

testament eroberet ist. Also ist kundtbar, das Lucas mitt dem wort
"in dem bluote myn" schlechtlich hatt wöllen offenbar machen, das
diß tranck nit das bluot wäre, sunder eyn festlich warzeichen des
bluots, in dem das testament gwunnen und erobret ist.
Aber hie stelt sich Luter schützlich ab dem vordren "welches"
und spricht: "O was gäbend sy drumb, das sy den artickel da hettind.
Aber er ist nit da. Vermeynt's also, Lucas habe von wort ze wort:
,Diß trancke d%\a, das nüwe testament, in dem bluot min.' Unnd mögind
die wort wol also verdolmetschet werden." Luter am z. an der
6.tafel: "Und damit wir aller irrung abkommen, verdeutsche ich den
text Luce auffs deudlichst und kürtzest also: ,Dieser becher ist das
newe testament ynn meinem bluot'". Sehend, wie sich Luter klar
macht glych wie allenthalb. Warumb bringt er nit harfür, war das
"in minem bluot" diene? Wil er sagen, der becher sye im bluot Christi,
so redt er nit recht; dann nach sinem sinn so muoß das bluot im becher
sin und nit der becher im bluot.
Also kumpt er der sach hüpschlich z' hilff und wuetet aber einmal
und spricht: Luterz an der 5.tafel: "Darauß volget, das grobe hempel
sind, die auß den worten Luce schliessen wöllen, es muesse der becher
ym bluot stehenn etc., gleych wie ein bawer yn stifflen oder fleisch
ynn dem töpfen ist". Sehend, fromme fürsten, wel ein untrüwen
dolmetschen wir habend. Wie lycht er unns dar, darumb wir wenig
wüssend. Wenn wir das "in dem bluot min" inen also fürwerffend,
thuond wir's allein darumb, das sy recht verstandind, daß "in dem
bluote min" so vil vermöge, als: "Durch das bluote min ist ja das nüw
testament erobret."
So macht Luter ein lang perlament und kumpt ze letste dahin,
das er spricht: Luter daselbst: "Diser becher ist das newe testament
ym bluot Christi, das ist durchs blut odder mit dem blut odder ums
bluts willen" etc. Also fart Luter dahar und ringglet doch die sach
hin und wider, das er - ex instrumentalibus locutionibus causales -
"durchs bluot" so vil mache als "umb des bluots willen", also: der bächer

--224--

sye das nüwe testament, darumb daß das bluot drinn sye. Ist das nit
ein onmechtigs geschwetz, da einer lang thönet unnd nit antwurt gibt,
sunder erst zum letsten widrumb in das fallt, das im engegengeworffen
ist? Wir sagend, es stande also: "Das nüwe testament in minem bluot."
Daran wir wol sehend, das er sagen wil (sive κατ ̓ἐπίθετον, sive κατ~̓
ἔκλειψιν τοῦ ἄρθρου ἡ), daß das nüwe testament in sinem bluot sye,
das ist, mit und durch sin bluot erobret sye, und bstande das testament
im bluot und nit das bluot im testament. So sagt Luter, das tranck sye
das nüwe testament, drumb das bluot drinn sye. Unnd stadt aber nit,
daß das bluot im testament sye, das ist, im bächer, als Luter redt,
sunder das testament stand im bluot. Ist es nit ein jamer, mit so offner
verkernus und alenfantz handlen? Er möchte doch sagen, es
were ein ἐναλλαγή testamentum in sanguine pro: sanguis in testamento,
hoc est, in poculo. Poculum enim apud eum et testamentum
eaedem res sunt.
Aber dennen mit den neblen! Wir habend offentlich erlernet,
daß das tranck nit das testament ist und daß das bluot nit das testament
ist, sunder das, darinn und mit das testament erobret ist.
Und ist ein söliche red: "Das nüw testament in minem bluot", als so
Paulus spricht Rom. 4 [V. 11]: "Und er nam das zeychen der
beschnydung, ein sigel der frommkeyt des gloubens" etce. Hie hatt
Paulus das artickele "ein" nit, sunder einvaltigklich also: "Er nam
das zeychen der beschnydung, sigel der frommkeit des gloubens" etc.
Noch so sehend wir wol, daß diß wörtlin "ein" kommlich wirt in
unser spraach hinzuogethon, ja sy erfordret's vonn nöten. Unnd so
wir 's glych hinzuothuond, so mögend wir 's denn erst noch wyt erklären,
also: "Welche beschnydung ein sigel ist" etc. Ea enim vis est epitheti.
Unnd ist der reden unzalbarlich. Glych daselbst stadt vonn wort ze
wort also: "Wo das gsatzt nit ist noch übertretten" [Röm. 4.15].
Hie manglet (ἐκλείπει) "da ist", unnd so man 's ze tütsch dolmetschet,

--225--

muoß man also reden: "Wo das gsatz nit ist, da ist ouch kein
übertretten." Also metzget sich Luther hie umb Homerus' lüsen
willen. Dann die wort: "Das nüw testament in minem bluot",
mögend in unser spraach nit recht kommen, das sy klar sygind,
denn also: "Das nüw testament, welches in minem bluot ist." Wir
habend ouch doben in der matery: "Das fleysch ist kein nütz"
[Joh. 6. 63] anzeigt, das man recht in dem spruch: "Wie mag unns
der sin fleisch ze essen geben" [Joh. 6. 52] das wort "sin" hinzuothuot,
wiewol's in Joansen nit stadt etc. Aber diß wirt alles noch klärer, so
wir die andren wort der evangelisten ouch vereinbarend.
Mattheus und Marcus sprechend: "Das ist das bluote min, welches
ein bluot ist deß nüwen testaments." So spricht aber Lucas: "Diß
tranck d%\a ist das nüw testament." Nun sind die evangelisten aber
eins, wiewol der ein in recto, der ander in genitivo redet. Und welcher
aber böldren wölte, der möchte sagen, der heilig geist wäre nit
glych oder vergeßlich, dann wie Matth. und Mar. redend, das bluot
sye ein bluot des nüwen testaments, so ist inen Lucas am ersten ansehen
widrig; dann er nennet das tranck das testament selbs, cum
articulo ἡ. Nun ist ye (wie vor "bluot selbs" unnd "imm bluot" widereinander
sind, so man die tropos nit nachlassen wölte), also hie ouch
"das testament selbs sin" und nun "das bluot des testaments sin"
widereinander, als verr als der küng selbs unnd der houptmann des
küngs, durch den er den fyend überwint und den sig gewünt. Das
testament selbs und das, damit das testament überkommen wirt,
sind ye ouch also widereinander. So wir aber vorhar gnuog gesehen
habend durch aller gschrifften kundschafft, daß das bluot das ist,
damit der sig über die sünd, tod unnd tüfel überkommen ist, so ist
offenbar, das es nit das testament, sig oder frucht des lydens ist;
sunder es ist der houptmann, der den sig dem himelischen vatter überkommen,
es ist der boum, von dem wir die frucht der nachlassung

--226--

der sünd ufgelesen habend. Und kurtz, mit sinem tod und bluot ist
uns leben und reynigkeyt geborn.
So wirt nun ring ze erstryten sin, das, wie in den worten "Das
ist min bluot", als Mattheus und Marcus redend, Lucas den tropum
hatt ufgethon, das diß tranck das nüw testament sye, das ist, ein
sacrament des nüwen testaments, welchs nüw testament mit dem bluot
Christi erobret ist, also ouch harwidrumb Mattheus und Marcus
den tropum, den Lucas macht, da er das tranck das testament im
bluot Christi nennet, ufthuegind, also, daß diß tranck, das hie Christus
büt, ein sacrament deß bluots Christi sye, welches bluot Christi das
bluot sye, damit das testament erobret ist. Und kumpt das uss den
ursachen: Do Lucas gsehen hatt, das Matthesen unnd Marxen
wort: "Das ist min bluot" schwermerisch mochtend verstanden werden,
hatt er den tropum entlößt und "bluot selb" verkert in "im
bluot sin", das ist, mit dem bluot gwunnen und erobret sin. Und harwidrumb,
do er gsehen hatt, das sy bed ouch das bluot selbs nit das
testament genennet habend, sunder das bluot, damit das testament
erobret ist; do hatt im nit gruset, ouch den bächer des nachtmals
das testament tropisch ze nenne; so man die klarheit in den vordren
beden wol funde, da ouch das bluot selbs nit das testament, sunder
nun das bluot deß testaments genennet was.
Dahar ouch Ecolampadius ring sich ze verantwurten hat, da
inn Luter mit den worten "in minem bluot" also alenfantzet, es
muesse sines bluots zeichen heissen: "Das tranck ist das nüw testament
in mines bluots zeychen." Und spüwt demnach über inn uß,
welcher hören möge, daß das nüw testament ein trunck wyns sye.
Und sicht aber der zornig man nit, das "in minem bluot" by Luca nit
tropus ist, sunder offen, einvaltige, klare red, aber by Matthesen
und Marxen "das ist min bluot" tropus ist, glych wie harwidrumb
"des nüwen testaments" by Mattheo und Marcus nit tropus ist,
aber "das nüw testament" by Lucas tropus ist.
Hie spricht er aber engegen: Luter im grossen D. an der 1. tafel:
"Denn es wil sich in keinen weg leyden, das Paulus über einer sachen

--227--

odder matery und in einerley rede solte einerley wort anders unnd
anders brauchen als ein zweyzüngiger und listiger teüsscher" etc..
Und darnach spricht er also: Luter im grossen F. an 2. tafel: "Die
wort sind zuo verstehen, wie sie lauten: ,Das ist meyn leyb, das ist
mein blut', das weiß ich fürwar. Denn solten sie tropus sein, so
mueßten sie an allen orten tropus sein, da vom abendmal geredt wird."
Sehend hie, fromme f[ürsten], habend wir aber einmal "Burckart
hatt's gheissen". Er schrybt ein regel für, wo einerley wort in einer
sach brucht werdind, sygind sy durchuß tropus, unnd schlüßt daruß,
die wort: "Das ist min lyb" etce. sygind zuo verston, wie sy lutend, und
bewert's starck und spricht: "Das weiß ich fürwar." Ist das nit vest
ding, daran sich billich die frommen Saxen lassen söllend? Wie,
wenn wir's ouch wüssen möchtind? Sol er's allein wüssen? Ich wil's
sagen: Er mag die regel nit schirmen mit keinem gottswort, denn
das widerspil findt sich offentlich. Darumb weißt er's glych wie der
gyger, der thuot einen strich obsich, den andren nitsich unnd
blybt gar nit uff eim. Also, was Luter in dem buoch sagt, das ist
also oder nit.
Aber wir wellend ein anders hören. Joann. 3 [V. 8] wirdt in einer
matery, in einer red und leer πνεῦμα, geyst, genommen für "wind"
und den "heyligen geyst". Jo. 4 [V. 7] spricht Christus zum samaritischen
wyb: "Gib mir ze trincken", unnd brucht darnach
"trincken" für "glouben". Jo. 6 [V. 26]: "Ir suochend mich, das ir
vom brot geessen habend." Und darnach nennet er mit dem namen
"brot" sich selbs und mit dem wort "essen" verstadt er "glouben".
Jo. 8 [V. 35]: "Der knecht blybt nit allweg im huß; aber der sun
blybt allweg im huß." Hie redt er de conditione servorum et filii
familias, von eignen lüten und knechten, ouch von den fryen kinden.
Vonn stund an spricht er obendruf: "Wenn üch nun der sun erlösen
wirt, so werdend ir warlich fry sin" [Joh. 8. 36]. Hie redt er von dem
einigen fryen sun gottes, von im selbs. Ro. 3 [V. 30] nimpt
Paulus die bschnydung für das gantz jüdisch volck. Bald darnach

--228--

im 4. [V. 10 und 11] in einer materi und red nimpt er sy für das
zeychen, das dem lyb werd angethon. Rom. 6 [V. 3]: "Wir alle, die
in Christum Jesum getoufft sind, sind in synem tod getoufft." Hie
ist das erst toufen das sichtbar sacramentlich touffen, aber das ander,
das geystlich touffen, das ist, sterben der welt und gott läben.
Was sol ich vil byspil harfürziehen? Die gschrifft ist sölcher endrungen
der worten so vol, das, so offt man gadt vonn eim lyplichen
zuo eim geystlichen oder von eim hohen zum nidren oder vom
nideren zum hohen oder von verwenter red zuo einvaltiger oder von
einvaltiger zuo tropischer und verwendter oder von anderverstendiger
zuo hällverstendiger oder von hällverstendiger zuo anderverstendiger
und kurtz von figurlicher red zuo ebner oder vonn ebner zuo figurlicher,
so brucht man allweg einerley wort, die aber andren unnd
anderen verstand habend. Aber Luter weyßt's fürwar.
Also habend wir nun, fromme fürsten, das das brot, das Christus
bütet, der sacramentlich lychnam Christi ist, das ist, das zeychen
sines lichnams, des waren, wesenlichen, den er für uns in tod geben
hat. Glych als so man spricht: "Das ist der Cocles, der den fyendenn
die Tyberbrugg vorhielt", unnd zeygt aber syn bild. Das ist nun
ein geschnitzt oder ghouwener Cocles; und aber der waar Cocles
hielt die Tyberbrugg vor, nit der gschnitzt. Unnd das das tranck
(der becher), das sacramentlich bluot Christi ist, das ist ein zeychen
unnd bedeütnuß des waren bluots Christi, mit welchem bluot das
testament des vergebnen nachlassens der sünd erobret ist; darumb
ouch diser becher das testament genennet wirdt, doch ouch nun
sacramentlich, das ist, bedütlich, das testament ist, das ist bedütet
und zeychnet.
Disen sinn wil ich uß Lutern erzwingen. Luter, am grossen C. an
2. tafel: "Weil nun solchs alles ein sacramentlich wesen ist, kan man

--229--

wol und recht von eym yeglichen stuck sagen, als vom becher, das ist das
bluot" etc. Ein "sacramentlich wesen" ist nit das recht wesen, sunder
nützid anders weder ein zeychen und bedütnuß des andren rechtenn
wesens, davon gnuog gesagt; dawider ouch Luter nit mag. So volgt,
das, welcher ein ding ein sacrament nennet, das er sagen wil, das es
nun ein zeychen sye und nit das recht, das es zeychnet; dann
das recht nennet niemand ein bildtnuß oder zeichenn. Es spricht nieman,
der recht selbs künig sye ein zeychen des künigs. Aber sobald
man spricht: "Das ist ein zeychen oder bildnuß des künigs", so verstadt
man, das es nit der recht küng sye. Also wer sagt: "Das ist ein
sacrament des bluots Christi", der sagt: "Das ist nun ein zeychen
des waren bluots und nit das recht bluot." Nun nennet's Luter eyn
sacrament, so nennet er's underscheydlich allein ein zeychen des
waren und nit das war. Sprichst: "Warumb thuot dann Luter so
wuest, nennet üch tutisten, tuteleyer, zeichenlyer" etc.? Es ist die
hannd gottes [vgl. Ap.gesch. 13.11], und ist ze besorgen, er hab sich
vergangen, das inn gott also fallen laßt; dann ein sölch unstät ufunnd
niderfiggen und -gygen, das er trybt, ist ouch den schlechten
erkant, noch wänet er, man sehe es nit, und schemmt sich darumb
nitt. Gott besser's!
Nun ist es an dem spruch Pauli 1. Cor. 10 [V. 16]: "Der kelch der
dancksagung." Luter macht aber "segen" drus, und mag's aber
mit einem wort nit darbringen; sunder alle Christen von den
apostlen har habend's eucharistian, das ist, "dancksagung" (anstatt
eulogias) genennet. Aber Burckart muoß sin eygen wyß haben. In
welchem spruch sich Luter so finster harynlaßt, das, die inn glych
lesend, gar bald sehennd, das er nit by im selbs bstadt. Darumb
wellend wir unseren sinn vestmachen, und damit den andren teyl
beschliessen.
Paulus hat vor im 8. cap. vil wider die gehandlet, die mit den
götzendieneren von götzenopffren assend, unnd der liebe halb wider

--230--

sy gefochten, das, wo es inen glych zimmte, vom götzenopffer ze
essen, so söltind sy doch billich das underlassen, so sy sähind, das
sich vil brueder darab verergretind; dann die liebe underlasse ouch
ding, die da zimmind. Und laßt aber Paulus hiemit nit nach, das
sich zimme, götzenopffer ze essen, als etlich gar torlich geschriben
habend; sunder er setzt nun also: Ob es glych zimpte, so söltind
sy doch uß liebe der schwachen bruedren verschonen.
Und darumb kumpt er hie [in 1. Kor. 10.14] widrumb uff dieselbigen
materi unnd wil anzeygen, daß nitt zimme, götzenopffer ze essen, unnd
thuot das gar starck. Alle, die in einem opffer, in einem fäst oder cerimonien
erschynind, die werdind also ein lychnam, gsellschafft unnd
ein gemeind mit allen mitgenossenn deßselbigen fästs, opfers oder ceremonien.
So nun die brueder zuo Corintho im nachtmal der dancksagung
erschinend, wurdennd sy on zwyfel ein gemeind, ein geselschafft,
ein kilch und ein lyb mit den bruederen des christenlichen
gloubens; deßhalb inen keinswegs zimmen mög, das sy mit den
götzendieneren in iren opffren essind; dann sy wurdind also ir's lybs
ouch, das ist, der gmeynd und gselschafft der tüfflen [vgl. 1. Kor. 10.20];
das sölle ye nit sin, das die, die gsehenn wellend sin der kilchen
gottes mit der gselschafft sines tisches, ouch der tüflen gsellschafft
werdind. Das ist das summare argument. Wir habennd vorhin gnuog
in andren gschrifften diß ort bevestnet. Luter hat ouch darwider
nützid gmögenn, sunder gyget aber hinder dem stäg umher.
Darumb wellend wir yetz die gründ harfürstellen.
"Der becher der dancksagung, damit wir oder so wir dancksagennd,
ist der nitt die gsellchafft oder gemeynd des bluots Christi?" [1. Kor.
10.16]. Hie macht Luter ussß dem wort κοινωνία "gemeynschafft"
unnd "ußteylen", doch one gschrifft. Aber Andreas Althamer
zeygt ze Bernn uff der disputation ein κοινωνίαν, das ist gemeynschafft,
an 2. Corinth. am 8.capitel [V. 4]: "Die Macedonier
habend unns treffenlich vermanet, das wir dise gaab unnd gemeynschafft
des zuodienens den frommen Christen an uns nemmind" etc.

--231--

Hie trutzt der guot man, die gantz welt möchte nit darwider, dann
das κοινωνία "gemeynschafft" muesse heyssen unnd "ußteylen". Also
mueßte es ouch hie 1. Corinth. am 10. [V. 16] capitel genommen
werden. Hie sehend wir wol, das der guot man nit wußt, das diß wort
sust an vil orten stadt gar uff unseren sinn, unnd darumb erhummet
er, do Ecolampadius1. Joan. 1.cap. [V. 3, 6, 7] κοινωνίαν
zum vierdenmal anzoch für "xellschafft" genommen; als ouch der
latinisch interpres vertolmetschet hat. Und sach do, das er nit
bston mocht mitt der rechnung: "Gmeinschafft wirdt an eim ort
für ußteylen genommen, so wirt es ouch 1. Corinth. 10 [V. 16] für
ußteylen genommen." Und darumb wellend wir erstlich etliche
ort der gschrifft anzeygen, darinn κοινωνία für "gmeind" und "gsellschafft"
offenlich genommen wirdt, unnd darnach anzeygen, daß
ouch 2. Cor. 8 [V. 4] also genommen wirt.
1. Corinth. 1 [V. 9] stadt also: "Getrüw und waar ist gott, durch
den ir beruefft sind in die gselschafft (hic habet antiquus interpres
societatem, Erasmus consortium) sines suns Jesu Christi, unsers
herren". Zun Galatern am anderen [Kap. 2 V. 9]: "Sy buttend mir
und Barnaban die rechten hend zuo eim zeichen der gesellschafft",
κοινωνίας. Hie hat der alt dolmetsch und Erasmus societatis,
der gesellschafft. Philipp. 1 [V. 3-5]: "Ich sag gott danck etc. und
das ir in die gmeind oder gselschafft des evangelii kommen sind." Hie
hatt Erasmus communionem, nitt communicationem, unnd 1. Jo. 1
[V. 3, 6, 7] stat κοινωνία zum fierden mal für "gselschafft". Act. 2
[V. 42] wirdt κοινωνία ouch also genommen: "Sy hangtend stät an
der leer der apostlen, an der gmeind und dem brotbrechen" etc. Demnach
so man den spruch 2. Cor. 8 [V. 4] bsicht, so hatt er ouch
sin bedütnus von der gemeind har. Drumb das die Macedonier die
Christen zuo Jerusalem erkantend ire mitgmeinden und xellen sin,

--232--

darumb teyltend sy mit inen, das sy hattend, glych als das gmein
guot. Also Heb. 13 [V. 16] und Philipp. 4 [V. 10f.].
Aber das alles hindangesetzt, so tuot Paulus sich selbs uff, das er
von der gemeynd redt, das wir die gemeynd des bluots Christi sygind
unnd nit die gmeind der götzen, und spricht. "Dann wir die menge
sind ein brot und ein lyb" [1. Kor. 10.17]. Hie sehend ir, fromme
f[ürsten], aber die causalem "dann", welchs wörtlin ein zeychen ist
ἐφεξηγήσεως, id est, expositionis, des ußlegens und erklärens, was
er vor mit denen worten "gmeind oder geselschaft" und "lychnam
und bluot" verstanden hab. Und spricht dann: "Wir die menge, οἱ
πολλοί" [1. Kor. 10.17.]. Sehend, das er vor die gmeind oder gesellschafft
genennet hat, nennet er yetz die menge oder den hufen, damit
man des verstand, das er nit geredt hatt von ußteylen des bluots
Christi, sunder vonn der gmeind, das wir, der christenlich huff, kilch
und gselschafft, die gmeind des bluots und lychnams Christi sind;
deßhalb uns nit zimme, bym lychnam, gselschafft und gmeind der
götzen sin. Er spricht ouch, das wir ein brot und ein lychnam sygind
[1. Kor. 10.17]. Wär wil nun nit sehen, das er hie nit von ußteylenn
des lychnams Christi sagen wil, so er das brot, von dem er gsagt,
uns machet, wir sygind dasselb brot? So nun wir dasselb brot sind,
wie könnend wir ußgeteylt werden? Oder essend wir ouch einander?
Darumb so ist der sinn: Das tranck der dancksagung ist die gmeind
des bluots Christi, das ist: Welcher in der dancksagung mitteylt mitt
dem becher, der ist der gsellschafft des bluots Christi. Unnd so
wir das brot brechend, so sind wir die kilch oder gmeind des lychnams
Christi. Dann wir, wir, wir, die menge, das ist die gantz gmeind, sind
ein brot unnd ein lychnam.
Sehend, wie er von dem waren lychnam, ouch von dem sacramentlichen
lychnam uff den allegorischen, das ist, anderverstendigen
lychnam gadt, namlich uff uns. Und zeigt nit allein an, wie wir die
gmeind des bluots und lychnams Christi sygind, sunder ouch, warumb

--233--

wir's sygind; namlich: "dann wir alle (sehend, yetz nennet er die
gmeind und die menge "alle", die im nachtmal gsellen oder brueder
sind) von einem brot miteinander teylind". Jetz habend wir offenlich,
das alle quacklery vom ußteylen des lychnams Christi nebel ist;
dann Paulus sagt, das wir dannenhar, das wir vonn eynem brot
miteinander theylend, ein gemeind des lychnams Christi sygind, nit
das wir den lychnam Christi mitteinander theylind; das er aber hett
muessen sagen, in προσαποδόσει, das ist, in anzeygen der ursach.
Und das machet er erst klar, so er harnach durch byspil leeret
[vgl. 1.Kor.10.18], wie Juden und heyden erkennind, das, die so von
einem opffer essind, gsellen des altars sygind, davon sy essend, κοινωνοί,
gsellen, mithaften, mitteylen. So nun yeman vom opfer des
altars der götzen, das ist, der tüfflen, esse, wie der nit ouch ein gsell
unnd mithaft der tüfflen sye. Deßhalb er inen harußsagt, sy mögind
nit den becher des herrn trincken und den becher der tüflen [vgl.
1.Kor.10.21]. Es solt ouch Luter sampt Althamern an dem wort
Pauli: "Ich wil nit, das ir gemeinder der tüfflen sygind" [vgl.
1.Kor. 10.20] gelernet haben, das hie κοινωνοί für xellen, gmeinder
und brueder genommen werdend, nit für die, die den tüffel geessen
habind.
Und so sy das gesehen, hettind sy ouch gesehen, das κοινωνία
gemeind oder gesellschafft, nit ußteylen heyßt an dem ort; denn der
tüfel wirdt nitt ußteylt, ze essen. So heyßt ouch κοινωνία hie nit das
ußteylen des lybs Christi im essen des brots unnd trancks; sunder
die, so hie mitmassen sind in dem sacrament und zeichen des lychnams
und bluots Christi, söllend nit mitmassen, xellen, gmeinder
noch mithafften werden der heyden und götzendieneren in iren
pflichtlichen und vergmeindenden opfren oder ceremonien. So aber
Luter hie sagen wurd: "Man weißt wol, daß man tüfel nit isset, aber
tüfel wirt hie für das opfer der tüflen genommen", so lerne ouch
darby, daß man hie den lyb Christi nit ißt, sunder das sacrament
oder zeichen deß lybs Christi. Und wirt aber damit der essend ein
mitgsell der gmeind Christi, soverr er's mit rechtem glouben isset;

--234--

sust erschynt er nun ein mitgsell, ist's aber nit, sunder wirt an
dem waren lychnam und bluot Christi und an dem mystico, das ist,
an dem geystlichen lychnam und bluot, schuldig etc. [vgl. 1.Kor.
11.27]. Davon doben gnuog gsagt ist. So vil von dem andren teyl.
Der dritte teyl
So ich, fromme f[ürsten], Lutern ouch etwas in sinen glouben reden,
wird ich on zwyfel übel gescholten. Dann es mag einer sagen: "Warumb
wirt Luters fryheit von diner conscientz geurteilt (1.Cor.10 [V.29])?
Du gryffst Lutern umb etwas usserlicher dingen willen an. Nun ist fryheit,
wo gottes geist ist [vgl. 2.Kor.3.17]. So nun Luter ongezwyflet
gottes geist hatt, als du selbs bekennet, so soltu in ungeurteilt lassen."
Derselbe sol wüssen, das der und andre sprüch, die also mögend
wider uns harfürgezogen werden, für uns sind. Dann unsere fryheyt
wirt von Lutern geurteilt, und nit die allein, sunder all unser gloub,
gmuet, verstand, leer unnd läben, ja wir sind in sinem buoch die bösten
kätzer. Deßhalb wir gar nit willens sind, inn hiemit ze urteilen,
sunder das, so nit glychförmig ist der warheyt, ze straffen, und im,
wo er unrecht lere, diewyl wir lebend, ins angsicht ze ston [vgl.
Gal.2.11]. Darzuo, so kan der fryheyt des geystes sich nieman ruemen,
der damit wil wider gottes wort thuon oder leeren. Wir sind ouch by
unser conscientz schuldig, wo irrthumb wachßen wil, ze warnen. Nun
hatt Luther nit gnuog gehebt, den ungeschickten irrthumb mitt
noch ungeschickterer gschrifft ußzegiessen, er hat erst in siner
"bekenntnus" mee irrthumb und argwön muessen ynfueren und, daß
das allergröst ist, ein verzwyflete protestation oder bezügnus ze

--235--

thuon. Darumb wir im billich engegengon unnd die eyter, die
unden im fleysch ligend, uffschlahen söllend. Wellend dennocht
christenliche zucht halten, da er nit heydische oder dürggische gegen
uns halt.
Als er die einigkeyt des göttlichen wäsens und die dryling der
personen anzeyget wol und recht, hett er die römischen kilchen
nit dörffen zuo eim zügen anziehen; dann, so verr es ist, als er offt
von iro ußgeschruwen hatt, so gloubt sy nit, das weder einer noch
mer gött sygind, sunder ist gar gottloß. Unnd ich gloub, welcher einen
rechten waren glouben hab, der sehe, das die römische kilch waren
christenlichen glouben nie gehebt hab, sid das der pracht des bäpstischen
primats ufkommen ist. Ich weiß wol, was die römisch kilch,
die glouben hatt, haltet; aber die darff hie nit anzogen werden. So
er nun in einer so herrlichen sach die Milesier ze zügen darstellt,
so schmöckt es noch etwas, das ich üch, fromm fürsten, und allen
glöubigen ze betrachten gib.
Zum andren. Da er sagt, er gloube, das Maria, die heylige jungfrauw,
sey eine rechte warhafftige mutter, nicht allein des menschen

--236--

Christi, sondern des sons gotts etce., gloub ich ouch also. Doch solt
Luter by den worten sich bas erlütret haben, wie er denn vor (ouch
wider synen willen) recht erkennt (als wir anzeygt habend bym end
deß ersten teyls), namlich also, das Maria darumb gottes muoter
genennet wirdt, das sy den geboren hatt, der gott unnd mensch ist.
Aber syn göttlich natur mag nit denn vom einigen vatter geboren
werden. Zeyg ich, fromme fürsten, allein darumb an, das in unser
ard ouch etlich pfarrer sind, die an den cantzlen in den bäpstischen
kilchenn sagend: "Wär wäre gott, wenn inn Maria nitt geboren
hette? Darumb ist sy über gott selbs gewaltig." Verkeerend also die
eer deß schöpffers in die eer der gschöpfft. Aber Luter solt noch das
näcklin hinder im lassen, damit die einvaltigen den underscheyd der
beden naturen in Christo deß weniger lernetind erkennen.
Zum dritten. Da er redt, wie Christus ufgefaren sye ze himmel
etce., gloubend wir ouch also, soverr er under dem namen Christus
die menschlichen natur by irer eygenschafft blyben laßt. Dann uff
erden, im himmel unnd under der erde sin, zimpt Christo wol, aber
nun nach der einen natur, wie gnuog gehört ist.
Zum vierdten sind wir der erbsünd halb nit uneins; allein die wort
wil Luther unnd syn huff nit, die wir sagend, drumb das Burckart
nit geredt hatt. Und ist das kurtzlich die summa, die wir im buechlin
"De peccato originali" bewärend: Das die erbsünd nit ein eigne sünd
noch schuld sye, sunder ein präst, der uns vonn der sünd Adams anhange.
Sind nit darwider, das yeman den prästen sünd nenne etc..
Zum fünfften. Da er von den örden der Christen redt, brucht er aber
wort, die, nit recht ermässen, den einvaltigen mögend verfueren.

--237--

Luter: "Was aber in gottes wort gefasset ist, das muoß helig ding sein,
denn gotts wort ist helig unnd heiliget alles, das an ym und in ym
ist" etce. Hie frag ich Lutern, was er verstande durch dise red "was
in gottes wort gefasset ist". Ob er meinne, alles, davon gottes lyplich
oder geschriben wort redt, sye heilig. So ist Judas, Pilatus, Caiaphas
unnd Lucifer ouch heylig. Verstadt er, was syn ewiges wort,
das ist, syn ewige erwegne wyßheit, will unnd krafft erhaltet, so ist
es aber nitt war; denn ouch der tüfel in im erhalten wirt und läbt,
sampt allen gottlosen, sind aber nit heylig. Er welle denn heylig pro
sacrosancto (für "unwandelbar") nemmen; so darff es deß worts
"fassen" nit, sunder man pfligt also ze reden in dem val: Alles, das
gott heißt, erkennt, redt oder wil, das muoß sin. Oder: Was gott ordnet,
das muoß fürsich gon; was gott ordnet, sol nieman brechen. Gott
ordnet den magistrat, darumb mag er nit abgon, darumb ist er
heylig, obglych die personen des magistrats gottloß sind. Aber Luter
kumpt für unnd für mit dem wort "fassen", das man daran möchte
verglarren und lernen, gottes lyplich oder usserlich geredt wort vermög
etwas ze heyligen, gott geb, wer's rede. Und denn ist dem bapstthumb
mit im ufgeholffen. Dann die wort: "Das ist min lyb" bringend
den lyb Christi von himmel, wennglych sin trunckner schultheiß mit
den roten hosen sy by der biersuppen redte etc. Sol man ouch finstre
wort suochen, da man sich klarlich des gloubens erlütren wil?
Zum sechßten gloubt er yetz, das er vor nie, noch in disem buoch,
gegloubt hatt, namlich, das, die das sacrament reichend unnd empfahend,
den lyb Christi im brot unnd wyn muntlich essind und trinkkind,
ob sy glych den glouben nitt habind. Dann er vorhar offentlich,
ouch innert den vier jaren, gelert hatt, das allein die glöubigen den
lychnam Christi essind. Aber es truckt inn die unsicherheyt deß
reichenden. Darumb gyget er yetz aber ein andren weg. Zum
andren, so hatt er ouch in disem buoch verlöugnet, das er nie gelert

--238--

hab, daß der lyb Christi im brot sye. Und hie spricht er: "Den leib
unnd blut Christi im brot." Zum dritten, so hatt er doben erkennt,
das muntlich essen sacramentlich muesse verstanden werden, das ist,
das daß zeychen geessen wirt, das umb der bedütnus willenn der lyb
Christi genennet wirt. Hie aber spricht er ouch, der lyb werde im
brot geessen. So wirt ye das zeychen mit dem gezeychneten geessen.
Heb an, bapst und bäpstin! So ist es doch yetz nitt me ein sacrament.
Zum fierden essend die gottlosen pfaffen und empfahen den
lyplichen lyb Christi. Warumb werdend sy denn nitt heylig, als er
erst gesagt hatt: "Was gottes wort fasset, das ist alles heilig?" Nun
frag ich in, ob den lychnam Christi das wort hie fasse. Wirt er on
zwyfel bald ja sprechen. Warumb macht es denn den Eggen und
Fabern nit heylig?
Zum sibenden sagt er also: Luter: "In der kilchen ist das evangelion,
die tauffe, das sacrament des altars, darinn vergebung der sünden
angebotten, geholet und empfangen wirdt" etc.. Des evangelions
halb sind wir eins, das im selben vergeben der sünden verheyssen ist
unnd dem, der im gloubt und vertruwt, geben wirt. Aber gloubt
Luter, das im touff oder im sacrament des altars vergebung der
sünd geben werde, so frag ich in, ob die vergebung der sünd ouch dem
geben werde im sacrament des altars, der nit gloube. Spricht er "ja",
so ist das wort Christi: "Wär in mich vertruwt, der hat ewigs läben"
[Joh. 3.35] und "Welcher gloubt, der wirt behalten, und welcher nit
gloubt, der wirt verdampt" [Mark. 16.16], ußgelert und ytel
worden, so ouch denen, die nit gloubend, vergeben der sünd wirdt
anbotten unnd dargeben. Spricht er "neyn", es werde die sünd durch
das sacrament dem unglöubigen nit verzigen, sunder er esse im selbs
ein urteil und den tod dran [vgl. 1. Kor. 11.29], so frag ich in, ob der
gottloß den lychnam nützdeßweniger esse. Er muoß "ja" sagen, dann
er hat's vor verschnellt.
So volgt ouch, das in disem sacrament nit nachlassen der sünd

--239--

empfangen wirt. Denn so der gloub da sin muoß, ee nachlaßung der
sünd volgt, so ist's ye noch styff, daß im glouben die nachlassung
der sünd gegeben und empfangen wirt. Und vallt hie Luters unnd
aller syner rotteren meynung ze boden wie girstin brot in der milch.
Hie möcht yeman sagen, fromme fürsten: Ich wond, du wöltest
Lutern früntlich halten, so züchst im die bürst uß, das der speck
nacher trüfft. Antwurt: Neyn, das ist die warheyt gsuocht unnd harfürbracht.
Hatt sich Luter darwider verhouwen, so kenne das,
so hatt er keyn schand; sust mag er sich vor schand nitt erretten.
Denn ye, bringt diß sacrament allein den glöubigen nachlassen der
sünd, so ist das verzyhen allein bym glöubigen. Denn allein der
gloub weysszt's, und mag diß sacrament daran nützid, verstand,
lyplich geessen. Aber es ist lufft.
Zum achten spricht Luter also vom fegfhür: "Ich weyß aber sunst
wol ein fegfhür. Aber davon ist nichts in der gmein vonn zuo leeren,
noch dawider mit stifften oder vigilien zuo handlen" etc. Haec ille.
Hie wölt ich gern vom Lutern bscheyd hören, warumb von synem
fegfhür in der gemeynd nit sye ze leeren. Weysszt er neyßwas, so
thueye, als doch die alleruntrüwesten schifflüt thuond, die, so sy ze
land komend, warnend die von land farenden, das sy sich goumen
söllind, als Tullius sagt. A, lieber, zeyge unns die scyllam!
Thuot er's nit, so wil ich nit allein sagen, das er tueye, wie die bösen
knaben, die iren gsellen von vogelnestren sagend, da sy aber keyne
wüssend, nun das sy uß den gsellen ir bewüsszte nester bringind.
Sunder ich wil sagen, es möge gottes geyst nit erlyden, das eyner
schaden sines nechsten sehe und nit warne. Unnd weyßt der prophet,

--240--

das daß schwert kumpt, und nit warnet, so wirt das bluot der unkommenden
von synen henden ersuocht [vgl. Ez. 3.18].
Aber allen schimpf hindangesetzt, so wöllend wir Luters fegfhür
mit einem wort löschen, ob es, glych nobis huß, ob dem first zemengieng.
Joan. am 5. [V. 24]: "Ich sag üch amen, amen, das, welcher
min wort hört und vertruwt uff den, der mich gesendt hatt, der hatt
ewigs läben unnd kumpt in kein urteil, straaff noch gericht (iudicium,
‎‏משפט‏‎ hebraico idiotismo), sunder er ist schon vom tod ins läben gangen".
Gloubt Luter dem wort nitt, so luoge, was er für ein glouben hab.
Dann ich weissz, das uns, die gloubend, Christus in der letsten stund
im läben, das ist frisch, heyl unnd gesund, behalten wirt, Joan. 6
[V. 44]. Bsehe man den worten die fueß baß.
Zum nündten. Erkennt er von der heyligen fürbitt recht; hat's
aber vor nitt thon. Zeygt mir einmal ein person an, mit verletzung,
im Magnificat. Da er aber sagt, es habind andere den artickel angriffen,
frag ich in, wer's zum ersten zuo diser zyt habe angriffen.
Vergicht er die warheyt, muoß er den Zwingli anzeigen (sag ich
zwar mit unlust). So ich nun recht darinn geleert hab, warumb
spricht er, ich habe ghein stuck nie recht gelert?
Zum zehenden spricht Luter: "Bilder, glocken, mäßgewand, kirchenschmück,
alter, liecht und dergleychen halt ich frey. Wär da wil,
mag's lassen" etc. Sehend, fromme fürsten, wie unnser widersecher,
der tüfel [vgl. 1. Petr. 5.8], mit uns umbgadt. Bilder sind in nüwem
unnd altem testament so vilvaltig verbotten und verworffen, das
kein glöubiger gottes wort also verachten kan, das er's für fry könne
rechnen; und Luter setzt sy under gloggen und liechter! Wofür halt

--241--

er doch gottes wort? Ja, spricht er, Luter, daselbst: "Wiewol bilder
auß der gschrifft und von guoten historien ich fast nutzlich, doch frey
und willkörig halte" etc. Ich frag hie Lutern, uß welcher geschrifft
die bilder nutzlich sin mögind bewärt werden? Uß heiliger? So sagt
er uf gott und alle syne diener in himmel und erden, das nit ist;
dann weder gott noch sy die bilder mit eynem wort nie nachgelassen
noch duldet habend, sunder allweg zum höchsten verbotten und
ouch gestürmt. Man weyßt wol, das wir von den verereten bilden
reden.
Oder uß heydischer histori? Er hatt iro nitt seer vil gelesen. Ist
mir allweg leyd gewesenn; er kan wenig uß denen sich ruemen. Uß
christlichen historien? Das ist uß den historien, da die glerten fantasten
guots und böses (Luter verstadt mich wol, welche ich mein),
falschs und dichtets durcheinandren zuo eim hafenkäs gschweytzt
habend. So gnad gott Luters, hatt er ghein ander urteil im lesen,
dann das er ouch in denselben nit ersicht, welchs von vereereten
bilden lutet, welchs nit, welches usß dem tollen kopff deß fantasten
köme, welchs uß eim verstendigen liebhabenden gemuet der warheyt.
Dann ich wil's fry harußsagenn: Wo habend wir ein historischryber
sidt der apostel zyten har, den wir nun eim wysen heyden dörfftind
fürlegen?
Meßgwender und alltar halten ist glych, als so die kinder Israels
die ällter irer abgötten hettind lassenn ston, do sy inen glych nümmen
opffretind. Welcher die meßhudlen und gouggeltisch lert
bhaltenn, der leert dem bapst warten, biß sin rych widrumb mög
ufkommen. "Kirchenschmück" verston ich die kostlichen heyltumzier.
Ist eines wärds mit den bilden, doch so vil böser, das sy offentlicher

--242--

uff den gutzel sehend. Welcher die storchennester blybenn
laßt, dem kommend sy warlich wider. Es ist böß, röibisch und
kriegisch sin. Aber weger wär es, frome fürsten, ir thätind den kadt
allen dennen, weder das sy blybende den fyend reytzend, sich widrumb
ufzerichten. Welcher sin wyb an der huory ergryfft mit frömden
schlüßlen, kleiden und kleinoten und laßt iro die, der lert sy wyter
huoren. Also ist götzendienst von den heyligen propheten ein eebrüchig
wyb gemacht [vgl. Jer.3.8; Ez.23.37]. Und so man die götzen
haltet, die zuo vereerung dagstanden sind, thuot man glych, als ob wir
sust nit gnuog von gott mögind gezogen werden durch die onmächtigen
krafft deß fleyschs, sunder wir muessend einen anzug ouch haben,
der uns von gott ziehe. Aber das ist's alles.
Luter laßt ein hüpsch zeychenn darby, daran man sicht, das er nit
uß geyst noch glouben redt, sunder uß zangg, unnd spricht: "Dann
ich's mit den bildstürmern nit halte." Hie sagend wir, das wir's
warlich ouch nit mit inen haltend. Aber da man mit ordnung und mit
friden des merenteils die mag dennen thuon, sol man Luters wort
nitt ansehen, das er uns bildstürmer schilt. Was sinem tant nit gwunnen
gibt, ist geister, schwermer, bildstürmer. Wir söllennd nüwen
wyn in nüwe schlüch thuon, nit in alte [Mark.2.22]. Und söllend uns
goumen vor aller böser gstallt [1.Thess.5.22]. So wir nun die vereereten
bilder, die meßgwender und altar nit vertädingen mögend,
warumb wellend wir sy halten, so wir, durchs evangelion widergebornn,
ein nüwes volck wellend sin? Es hat etliche kilch hundert
altar; so man nun nit me messz wil haben, worzuo stond die sacrilegischen
steinhuffen da? Ja, gloggen und liechter, soverr sy in
verhoffen eins guoten wercks kommend (als besunder die liechter
gevarlich sind), sol man ouch ruowen lassen etc.

--243--

Zum 11. ist doben gnuog gsagt, in was gefar er alle sine gschrifften
setzt, so er sich allein uff die referiert oder züget, die in vier oder
fünff jarenn von im sind ußgangen. Wiewol ich ouch uß denselben
Lutern gar möcht umbkeren, wenn mir so not über inn wär, als
im über uns ist. Unnd nit das allein, sunder ouch daruß anzeygen,
das er wider die gruenling, die so frisch harfürstond und doch nützid
wüssennd, dann das sy, uff Luters leer vertröst, bochend und
kätzrend. Gond ouch mit practick umb (die ich wol weyß), hin und
wider ze schryben durch ire stettschryber. Man verstadt wol, was
sprenglerwercks sy trybennd. Verhatztind gern die frommen stett
wider ire predicanten und sy widereinander. Frage man die ersamen
rädt zuo V., A. und M., was und wär zuo inen schrybe, one die ich
nit weyß. Nun bittind gott vast, das er inen rechten verstand
geb, oder aber sy werdend wuest ze schandenn. Dann ouch Luter
muoß überwunden werden, und das siner glych hundertusend wärind;
quia omnium potentissima veritas, dann die warheit ist über alle
macht.
Zum 12. verzügt sich Luter, ob er uß tods nöten etwas anders
wurde sagen, so welle er bekennet haben, das es unrecht und vom
tüfel ynggeben sye. Diß wil ich bewären, das es ein offne verzwyflung
ist. Erstlich ist es ein verzwyflen an der sach. Dann wo er die

--244--

sach mitt gschrifft truwte ze erhalten, so wurd er uff dieselben
trutzen und die sach nit uff sich so thür nemmen.
Ich muoß unns denocht ouch harfürziehen. Wo hatt unsereiner sich
also ye ufgethon oder uff sich so vil gehalten, das er trutzete? Das
ist aber die ursach, das wir uff dem vesten lebendigen grund stond,
den uns nieman nemmen mag noch mit keinem sturm abgwünnen.
Es dient aber ouch ad invidiam et odium (uns verhaßt ze machen),
das wir den strengen, türen man dahin bringind, für den wir inn
warlich allweg gehalten habend. Aber ich hör wol, wir soltennd
syn in der unwarheyt verschonen unnd unseren gott mit sinem wort
lassen den hinderling haben, das wir Lutern im süssen schlaaff nit
unruewig machtind. Deß versehe sich nieman zuo uns.
Demnach ist es ein verzwyflen an im selbs. Dann, one das man an
den worten sicht, das er im hinder der sach fürcht, so wil ich's
bewären, das es ein verzwyflete vermessenheit ist, also: Paulus
schrybt 1. Cor. 13 [V.9]: "Ex parte cognoscimus et ex parte prophetamus
(wir nemmend zuo imm wüssen unnd in prophecy)." So nun
Luter vermeynt, er möge weder gelerter noch erlüchteter werdenn,
sunder, wo er anderst wurde veryehen, so hett's der tüffel ynggeben,
so versicht er sich ye zuo gott nit, das er inn wyter underrichte. Unnd
das ist verzwyflung. Dann alleyn die liebe ist, die nimmer fält [vgl.
1.Kor.13.8], aber prophecy, das ist offenbarung der warheit, die
zungen und das wüssen välend [vgl. 1.Kor.13.8], das ist, werdend
nimmer so volkommen, das dem, der sy hat, nützid abgang noch
mangle. So nun kein prophet nie gewesen ist, der nit für und für zuogenommen,
kein zungenverstendiger, kein gelerter, warumb hatt
sich denn Luter verwegen, er werde in der sach nit gelerter und
berichter? Ist es gottes halb, daß er sich zuo im nit versicht, das er
inn baß erlüchte? Das ich nit hoff, so wär er ye an im verzwyflet.

--245--

Ist es sinethalb, das er sich selbs darfür halt, es sye nützid, das er nit
zum vollkommnesten wüsse, so ist es ein gottlose vermessenheyt
unnd deßhalb aber verzwyflung.
So aber yeman sagen wurd: Nun haltend doch ir üch ouch also, das
ir vermeinend, ir sygind der sach sicher. Sagend wir "ja" Das wir
aber abschlahind, baß ze bricht werden, das ist nit. Luter aber
erkennt yetz, es sye der sacramentlich lyb Christi, und ist vor nie
so nach harzuogangen. So er nun zuogenommen hatt im wüssen,
warumb schlecht er's fürer ab? Denn das ist haruß. Er erkennt
wie Berengarius, das der lyb Christi sacramentlich da sye. Nun
so winde und wende sich, wie er welle, so wirt es im gon wie dem
häher im kläb; ye me derselb schryet, gwägget und zablet, ye me
er kläbt.
Also wellend wir Lutern zuogesagt haben, das wir inn ye me und
me werdend z'winckel tryben, also, das er sich gottes rechter und
gsunder erkanntnus verlöugnen muos, oder aber er muoß disen irrthumb
verlougnen. Ich rechen ouch, das er sich darumb verzyhe, me ze
schryben, das er sicht, daß wir im gsigen werdend, wievil er joch
schrybe. Aber nit wir; der sich selb in uns sighafft machet [vgl.
1.Kor.15.57].
Unnd das ist das holdsäligost, das er synen glouben beschlüßt,
glych wie yener pfarrer, der, nachdem er die schäflin übel bescholten,
endet er also: "Sehend ir, so ir üch nit endrend und ich ouch, so werdend
wir miteinander des tüffels. Darzuo helffe üch und mir gott, vatter, sun
und heyliger geyst." Also endet ouch Luter hie und spricht: "Wo
ich anders wurde sagen, so wil ich hiemitt offentlich bekennet haben,
das es unrecht unnd vom teufel eingeben sey. Darzuo helffe mir mein
herre unnd heyland Jesus Christus." Jens buoch fieng er mit dem
tüffel an, diß endet er mit im. Also ordnet gott, so wir one syn wort
wellend wyß syn, das wir ze narren werdend [vgl. Röm.1.22].

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Also habend wir, die an den zwölff stucken des christenlichen gloubens
gnuog habend und ouch die ungezwyflet gloubend, in Luters
glouben 12 stuck funden, dero etliche untüchtig, etliche nit getrüwlich
dargethon uß uffsatz, etliche unrecht, etliche aber gar wider
gottes wort sind, und den waren christenen glouben. Noch so erkennend
wir, das gemeinlich die allerhöchsten ingenia in etwas derglychen
glychen zenggische eigenrichtikeyt gevallen sind. Wie hatt Cicero
Salustium über die maaß angriffen, Hieronimus Augustinum
gnuog ruch angeschnertzt, und, daß wir nimmermer vergessen söllend,
Paulus Barnabam, Act. 15 [V. 35f.], von Joann Marcus
wegen. Da warlich das edleste gschirr und waaffen gottes [vgl. Ap.
gesch.9.15], Paulus, unrecht hatt. Denn warumb solt Joann Marcus
nit wider mit inen zogen sin im geschäfft des evangelii, so er sich
doch deß nie verlöugnet hatt, ob er glych uß Pamphylien von inen
zogen was gen Jerusalem (Act. 13 [V. 13]? Hie was ye Barnabas
gar ein unerfochtner, ernsthaffter, doch ouch milter, züchtiger
Christ unnd apostel (das mich offt bedurt, das wir syner gschrifften
und gschichten nit me habend), recht dran unnd Paulus unrecht.
Wiewol gott das ordnet zuo meeren uffwachs des evangelii. Noch,
wiewol sy so zwyträchtig warend, das sy voneinander zugend, so
wurdend sy doch widrumb eins; denn Paulus verantwurtet in gar
erberlich 1. Cor. 9 [V. 5] deß, das inen zuo argem ußgelegt ward, das
sy ire wyber mit inenn fuortend, welches Paulus lang nach dem zwytracht
geschriben hatt.
So im nun also, so ist unser demuotig bitt an Lutern by dem geyst,
in dem wir alle läbend, in dem er das evangelium gepredget hatt, als
wir gloubend, bym selben geyst, in dem ouch wir am jungsten tag
wellend erfunden werden gepredget haben. Er welle gedencken, das
er nit über die irrung sye, so ouch Paulus in der hitz ze vil räß

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was, der doch mit leer und heyligkeyt alle apostel eintweders verglycht
oder übertrifft. Wir kennend das mannlich ritterlich harfürston,
das Luter gethon hatt wider das bapstum, do es nieman
wagen dorfft. Wir kennend aber daby (das ouch er, ob gott wil,
erkennt), das syn leer und wüssen in zimmlicher maaß bstat. Und
wölle warnemen, das in der tüfel nit mit hochmuot verfuore. Gott hat
im geysts der krafft gnuog geben; allein er wende die krafft nit uff sin
eer; so werden wir gwüssz in allen stucken eins. Das verlyhe uns der
ware gott. Amen.
Hierumb, fromme für[sten], so wöllend in gottes namen unser
gschrifften verlesen lassen von lüten, die üwer wyßheyt wol weyßt
darzuo ze bescheyden, dero gmuot und trachtung in die ghorsame
gottes gfangen gelegt sye [vgl.2.Kor.10.5]. Dann alle, die hie mitt
eygenrichtigkeit wöllend fleisch und bluot erhalten, die sind des
fleischs und buochstaben gfangen; wiewol es sy befrömbdet, und
wöllend uff uns legen, sam wir uß natürlicher rechnung und arte
des fleyschs wider die lyplich fleyschlichen gegenwürtigkeyt sygind;
das doch warlich nit ist. Denn wo im also, so hettind wir nit mögen
darzuokommen, das wir die widerpart hieltind vor denen, die vor uns
gar vil höhere vernunfft gehebt habend weder wir. Dann die meinung,
wider die wir fechtend, ist der menschlichen vernunfft allweg wider
gewesen. Ist aber nit hiegegen das nitt allein fleyschlich, sunder etwas
bösers, ob dem unverstandnen buochstaben so läppisch halten, daß man
klärere gschrifft nun nit hören wil? Nit wöllend wir, das man den
buochstaben verwerffen sölle, sunder in hoch und werd halten, doch
umb des rechten verstands willen; sust ist der buochstab nit allein
unnütz, sunder ouch schad.
Es stat aber uff unser syten der gloub, die gschrifft, der bruch der
ersten christen, der bruch der eltisten christen, der verstand der eltesten
lereren. Wiewol hierinn die schwetzenden sittich so blind sind, das

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sy nit sehend, das die alten by dem, das sy diß sacrament den lychnam
Christi und ein opffer nennend, allweg ein sölche form mit
worten und sinnen fuorend, daß man wol sicht, das sy Christo habend
nachgeredt und nachverstanden, glycherwyß als wir lerend. Als yetz
in kurtzen tagen ein undultiger Job das sammelbuochlin Pascasii,
das gentzlich mit uns ist, mit sinen annotationen, i. zuohinzeichnen,
bsudlet hatt, und verstadt der guot man nit, was der
alten bruch ist; sunder, wo er sicht, daß der fromm Pascasius vom
lyplichen essen redt (das er nun das sichtbar nachtmal und sacrament
verstadt und aber darnach vom rechten geistlichen essen harwidrumb
also redt, das man wol sicht, daß er's nun für ein zeychen
ghebt hatt), so ist diser hoflich cantzler hie unnd zeichnet hinzuo
"caute legas" (man sölle es gwarsamlich lesen). Darzuo sehend sy nit
uff die zyt; dann by den alten hatt man offt geredt: "Wir essend den
waren lyb Christi" für "wir essend das sacrament des waren lychnams",
darumb das die Marcioniten im einen geystlichen, nit
warhafften lyb zuogabend. Dannenhar sy ouch Porphyrius
alenfentzisch verspottet, die Christen frässind iren gott, das doch
der alten meinung nit was. Es stadt by uns alle änliche deß osterlambs
mit ard und worten. Darumb wellind umb gotz willen nützid für übel
ufnemmen. Der beware üch, sampt üwren gebieten. Amen.
Geben ze Zürich zuo end augusti im 1528. jar.