Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Ratschlag betreffend Abt und Kloster St. Gallen

5. April 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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[Ratschlag betreffend Abt und Kloster St. Gallen]
[Seite 80a] 5.Aprilis.
Die gotzhuslüt ze Lümmerschwyl an ein gmeind.
Da fürhalten die untrüwen practicken und hindergang, so beden
orten beschehen mit:
verheimlichen des abts tod;

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berueffen Luczernn und Schwytz;
einen abt erwellen one üns bede ort;
ouch ünseren hoptman nit darzuo beruefft, bis das alle ding gemacht;
nit an iren gewonlichen orten, sunder ze Raperschwyl, und daselbst
zuo ünseren widerwertigen berueft den abt von Rüti, gewesen;
nach der unordenlichen wal üch nie furgehalten, wie es üch gfiel;
sunder sich selbs frech für abt getragen etc.;

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die fräfnen wort harusgelassen: er welle singen, lesen, betten und
messhalten widrumb ufrichten, daran setzen lyb und guot etc.
Darab lichtlich genomen, das die münch mit iren gueteren understond,
üch in höchste gfar ze setzen. Dann wo innen nit fürgeloffen
und sy den krieg in der Eydgnoschaft angerichtend, one welchen
er die versprochnen ding nit widerbringen mag, so mögind die
biderben lüt erwegen, in was gevar sy gestellt erstlich
des gotzworts halb;
ires lybs und lebens;
irer hüseren, heimen und gueteren;
einer nüwen beschwerd, wo sy under die beden ort Lucernn
und Schwytz allein getrengt;
das inen mit der zyt alles, so inen verheissen, nit gehalten wurd etc.
Diewyl aber ünser herren beder orten willens, das kloster in einen
abgang ze richten, doch mit erlichem versehen der personen, so
daryn als münch gewidmet sind - dann gottes wort und ir fürnemen

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und orden einander nit erlyden mögend - wellend sy der biderben
lüten fürnemen hierinn ouch gernn vernemen, mit anhang, das sy
wol vernomen, wie sich die münch ufgeton, etwas ze miltren in den
välen etc. und desshalb nach ir antwurt von stund an nidersitzen
und sy darinn und woryn sy beschwerd tragend, betrachten und ansehen,
ee und man sy ynneme und in eydspflicht vasse, und das
da gemacht von den botten und inen, sye ghein zwyfel, ünser herren
werdind das stet und vest halten.
Hie wurde es zuo eim usschuss komen, der aber langen verzug
nemen. Da sol man vor zuo den hüseren, plätzen, schlossen gryffen,
ouch zuo den münchen und allen argwönigen personen, mit den gotzhuslüten
[Seite 80b], und so verr yeman sich widren, die von Santgallen
mit aller breitschafft ze hilff nemen.
Und aber hieby erstlich, so bald etwas yngenomen, dasselb heimhar
ze wüssen tuon und ünser herren ylends den beden orten Lucernn
und Schwytz uff nachvolgende meinung zuoschriben:
Inen sye ze wüssen, wie der abt hinder inen fürgangen, desshalb
sy genoetigot, wyter und ernstlicher mit imme ze handlen; doch sölle das
ynnemen one iren nachteil beschehen, usgenomen das abrychten

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des klosters, so verr und sy in begangner untrüw erfunden werdend
nit mitgehellet haben etc.
Demnach aber und etwas yngenomen, von stund an alle schloss
und gmach dursuochen, und so man nützid von gelt findt, die gefangnen
nit allein bym eyd, sunder wyter erfaren, wohin die gueter komen
sygind. So wirt man wol uff die practick komen.
Memineris hic eius, qui Constantie est: H.L..

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Und nachdem die gründ erfaren sind, demnach die gotzhuslüt
allenthalb in den eyd nemen.
Glycherwys im Rintal handlen oder, so es fuog haben möcht,
die erbergheyt daselbst von stund an erfordren, das sy sine gueter
in namen der beden orten ynnemind; wellind ir von stund an und
ir ze Lümmerschwyl wegfertigott zuo inen kumen.
Wyl hatt ein besunder wesen, kumpt nit an die gmeind gen
Lümerswyl. Desshalb villicht fruchtbar, das man zum allerersten

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daselbst für ein gmeind karte und in alle wys und maass handlete, wie
gen Lummerswyl ist anzeigt ye nach gelegenheyt aller sachen.
Mit Doggenburg handlen, das sy sich ünseren herren glychförmig
machind, welle man mit inen ouch zum früntlichosten handlen.
Item, so bald man innen wirt, mit was practicken sy umgangen,
dieselbigen von stund an den verordneten ze wüssen tuon.
Und was man hierinn raetig wirt, so vil nutzbar ist, unseren Eydg[nossen]
und mittburg[ern] von Santgallen kundtuon, damit sy
mit den vertruwten allenthalb vorfechten und weg machen mögind.