Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Ratschlag des Klosters St. Gallen halb

Vor dem 15. April 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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Radtschl%-ag des klosters Santgallen halb mit ünseren
getrüwen, lieben Eydgnossen und christlichen mittburgern
von Santgallen uff ietz donstag gehalten.
Von Utinger hinzugesetzt: 15.Aprilis 1529.
Angesehen, das sich der verwänend abt mit hällen worten lassen
mercken, das er die alten brüch mit singen, lesen, messhalten widrumb
ufrichten und daran lyb und guot setzen welle und was inn got beraten
hab,
so befindt sich, das eintweders ünser herren sampt unseren Eydgnossen

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und chr[istlichen] mitbur[gern] von Santgallen und allen
gotzhuslüten, denen ünser herren zuo hanthabung des götlichen wortes
lyb und guot zuogesagt habend, abston und brechen muessend, oder
her Kilian, verwäneter abt.
Und ob er glych der worten gdar hindersich gon, so mag man doch
inn mit me denn zwentzig frommen mannen der worten besetzen.
Noch so gibt sin ernstlich ankeren allenthalb an die gotzhuslüt
und Doggenburger, da er träfenlich wirbt, das man inn für einen
abt und herren anneme und erkenne, gnuogsam anzeigung, das er in

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dem münchischen, antchristischen stand ze sin, ouch weltlich ze
herschen, hoch begert. Welches kundschaft gnuog gibt, das er sich
wider gottes wort für und für ze stryten vermessen hatt, ob er glych
obanzeigte wort nit geredt hette.
Demnach angesehen, das sin überschwencklich rychtag wol ertragen
und erlyden möcht, so verr er ins regiment kem, das er alle jar
10 000 guldin one allen abgang aller hoptgueter verbruchen möcht
allein zuo mieten, gaben, schencken und practicken, mit welchem
gelt er ünser herren wol zuo armuot richten möcht, so ist diss der
radtschlag:
das ünser herren sich dess gentzlich verwegen, das sy nit allein den
abt nit in bsitzung und gwer, sunder gheinen nimmerme zuo eim abt
werden lassind, sunder das kloster Santgallen mit müncheyt und
herrlicheyt in einen abgang ze richten, das weder bsitzung noch
verwaltung me in der münch henden sye.

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Und das mit üserer [sic!] Eydgnossen von Glaris hilff und rat,
soverr aber sy ir botschaft darzuo nit schicken wurdind, das doch
ünser herren für und für zuo vernamptem abgang ye nach gebür
handlen wellind.
Hieby aber vorbehalten, das ünser herren den übrigen 2 oder 3 orten
aller zytlichen gueteren und herrschaften halb gentzlich nützid abbrüchigs
handlen wellind, es wäre dann sach, das die zwey ort Luczernn
und Schwytz erfunden wurdind untrüwlich hinder ünseren herren
gehandlet haben.
[Seite 75b] Ouch vorbehalten, das man die münch, die in gedachtes
kloster gewidmet sind, erlich ir leben lang versehen und guetlich abrichten
sol, so verr sy in gheiner untrüwen prattick hoptsächer gewesen.
Demnach das ünser herren angends ein ernstliche botschafft hinuf
zum hoptman, dem seckelmeister und Josen von Kuosen, ouch

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zuo den botten von Glaris schickind und allda nach bevelch der verordneten,
wie harnach kumpt, handlind.
Aber der verordneten halb, wie gemeldt ist, also empfelch gebind,
das sy nach der instruction, die inen ggeben wirt, zum aller getrüwlichosten
handlind, bede: die botten, so hinufgeschickt werdend, und
die, so daheim sind.
Das aber derselbig ratschlag umb merer früchten willen nit offentlich
verlesen werd; doch sol es ünseren herren fry sin, die alten verordnoten
drüber ze setzen oder nüwe darzuo ze verordnen.
Und sind in summa drü stuck, darumb ze radtschlagen ist:

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Das erst: ob man Santgallen inn abgang richten etc.
Das ander: das man (soverr man dess rätig wirt) besundren lüten,
es sye den verordneten oder andren, gwalt gebe, darinn ze handlen,
was zur sach dienstlich sin mag.
Das dritt: das man botten usneme, zuo den vordrigen hinuf ze
schicken, und denen der anschlag geoffnet werd durch die, die zuo der
sach verordnet sind.