Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Plan, wie die Gesandten Zürichs, mit oder ohne Glarus, die Aufhebung des Stiftes St. Gallen durchführen und die Alte Landschaft den vier Schirmorten unterstellen sollen

15. April 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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[E.II.341, fol. 3324a] Anschlag, wie die botten handlen söllind mit
oder one die botten von Glaris, damit das kloster Santgallen, abt
und münch, by#;cienget, yngenomen und mit müncheyt und herrlicheyt
inn abgang gericht und den fier orten zuogestellt werd

Ghört nit vor den burgeren ze lesen.
Es söllend die botten von stund an hinwegryten und doch dem
hoptman by dem löiffer, der gen Santgallen louffen wirt, embieten,
das er die gotzhuslüt nach den churen uff einen bestimmten
tag, so bald der sin mag, zemen berueffe.
Und so die botten für sy komend, den gotzhuslüten mit allem
ernst anzeigen, wie her Kilian, der sich erwellten abt nempt, offenlich
harusgelassen, er welle die alten brüch mit singen, lesen, messhalten

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halten widrumb ufrichten und daran lyb und guot setzen, us welcher
red man wol ermessen mag, das nach der kürtze eintweders er sines
fürnemens abston oder ünser herren sampt allen, denen sy ir hilff
zuogesagt habend, vom gotzwort tringen lassen muestind. Zuodem, ob
er glych die wort nit geredt hette, dero man doch inn überzügen mag,
so mag doch die münchische sect nebend dem euangelio nit bston.
Desshalb ünser herren sich entschlossen, daranzesetzen, das weder
der noch ghein abt nimmerme gesetzt werd. Doch hiemit den 4
orten allen ir grechtigheyt unverletzt, so sy zuo dem kloster habend,
ouch allen personen, die daryn gewidmet sind, ir erlich versehen
vorbehalten, und das sy da inen selbs nit zuoziehen wellend, sunder
den vier orten in gemein.
Und habend ünser herren dess glimpf, recht und fuog; dann sy sind
1. erstlich der fier schirmenden orten das erst und lige nit macht
daran, das man es ein hoptmanschaft nennet, so es an imm selbs
ein offne schirmvogty sye. Aber das unangesehen, habe nüwlich

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ufgeblasner abt, her Kilian Köiffe, sampt den andren münchen sy
und ünser Eydgnossen von Glaris zum höchsten verschupft und
verachtet. Das sy
2. des abts tod verschwigen und vertüschet habend vor den beden
orten,
3. und aber die von Luczernn und Schwytz darzuo beruefft,
4. zum vierden einen nüwen abt erwellt one mitwüssen der beden
orten,
5. ouch ünseren hoptmann nit darzuo berueft, bis das alle ding pratticziert
und gemacht warend und der abt erwellt.
6. Sy habend ouch den abt nit an iren gewonlichen orten noch
innert iren plätzen erwellt, sunder zuo Raperschwyl, und darzuo
unseren widerwertigen gewesnen abt von Rúte berueft,
7. und nach der unordenlichen wal üch nie fürgehalten, wie es üch
gefiel,
8. sunder der unordenlich erwellter abt, so es glvch imm bapstuom
wäre, halt sich fräch für einen abt, der er nit ist.
[E.II.341, fol.3324b] Und so das kloster so träffenlich rych, das
iren pratticken, so verr es in siner macht blyben sölte, nieman möchte
fuoss halten, so sehe sy, Zürich und Glaris, für notwendig an, das
es in ein abgang der müncheyt und regierens halb gericht werd. Denn
wo das nit, so muesstind ouch die biderben gotzhuslüt für und für in
sorg ston:
1. das sy mit der zyt des gotzworts widrumb entroubet und in das
bapstuom gstossen wurdind,

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2. zum andren, das sy in die höchsten gfar gesetzt wurdind, wo sich
krieg durch den verwäneten abt erheben oder um sinetwillen solt angefangen
werden,
3. das sy umb hüser, heimen und bsitzung komen wurdind; dann
ietz ein teil sy uberziehen wurd, bald der ander,
4. das es inen unlydenlich wurde, so Luczeren und Schwytz,
wie fürgenomen wirt, allein söltind mit dem abt herschen.
Demnach so werdend ünser herren bericht zweyer dingen. Eins,
das her Kilian, der gernn abt wär, sine pratticierer hab, die usschryend,
wie es den biderben gotzhuslüten gon wurde, so sy von den
4 orten söltind bevogtet werden. Das ander, das die biderben gotzhuslüt
mit vällen und erschätzen und villicht noch andren dingen
über die maass beschwärt sygind.

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Uber die zwen puncten entschliessend sich die zwey ort also, das sy
mit den gotzhuslüten früntlich nidersitzen wellind, so bald sy ir erste
antwurt vernomen habind, wie harnach kumpt, und ire beschwerden
verhören und darynn mit miltrung und wegrung handlen ye nach
gebür der sachen, und dannethin nit wyter gegen inen handlen, bis das
inen ir sach ufgericht sye von den beden orten oder doch Zürich

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allein, so Glaris nit so bald fertig möcht werden, bis das gott die
übrigen zwey ort ouch harzuobringt; darzwüschend aber wellind ünser
herren lyb und guot zuo inen setzen und sy nit beschedigen noch beschweren
lassen, so verr ir lyb und guot reycht. Es ist ouch wüssembar,
wie Zürich und Glaris für alle andre ort ouch gegen iren
undertonen früntlich und bruederlich sich ye welten har gehalten habend,
und vorus zuo diser zyt, desshalb ir gwalt gar nit ze entsitzen

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ist. Doch so wurdind brief und sigel in allen dingen gemacht, die, ob
got wil, nieman zuo ewigen zyten brechen wurd.
Zuoletst söllind die biderben lüt gar eigenlich erwegen, das es ghein
bstand in künftiger zyt haben wurd, wo der abt sy glych all sin leben
lang uff den henden trueg; denn wie man vormals uff sy gsessen, also
wurde es in kurtzen iaren ouch bschehen.
Und uf das alles sye ünser herren beden orten erstlich anmuoten
an die gotzhuslüt: ob sy uff sölch embieten und fürtrag ouch daryn
bewilligen, das das kloster inn abgang gericht werd. Und so sy ia
sagind, welle man, wie vor gemeldt [E.II.341,fol.3325a], von stund
an ir anligen verhören und handlen und demnach wyter gegen inen
und dem kloster fürnemen, doch alles früntlich; es welle dann etwar
üch daby nit blyben lassen.
(Diss darf man nit vor den gotzhuslüten offnen, bis man den handel
erorbret (!) zum abgang):
Und als die antwurt von inen ggeben wurd und die artickel gegeneinander
vereymbaret, zwüschend dem und die artickel heimgeschickt
wurdind zuo bestätung, mit den gotzhuslüten alle plätz, zuo
Santgallen das kloster, Roschach, Rosemberg, Oberberg
etc. ynnemen one waaffen, allein mit den botten und gotzhuslüten.
Wo aber sich yeman ze wer stellen, von stund an ünser Eydgnossen

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und etc. von Santgallen ze hilff nemen und die gotzhuslüt und da
mit gotz hilff die plätz mit gwaltiger, ordenlicher hand erobren.
Sobald aber ein platz (als on zwyfel Rosemberg im Ryntal und
kloster Santgallen nit span haben wirt) yngenomen, ylends heim
ze wüssen tuon, und demnach bede ort Zürich und Glaris gen Luczernn
und Schwytz zum früntlichosten schryben uff die summa:
das üch bede ort der abt so bärlich verachtet und ouch sin fürnemen
und tröwen zuo üwrem grossen nachteil, wo ir üch nit fürsehen,
gelanget hette. Uff das handlind ir nit in üwrem, sunder gemeinlich in
der 4 orten namen, und sölle inen alles ynnemen onnachteilig sin, soverr
sy in des abtes prattick nit schuld habind etc. Wirt vil stillen.
Item ouch in allen plätzen, was man von münchen und argwönigen
personen findt, byfangen und by den selben der prattick nachgründen.
Glycherwys alle schloss, gmach, ghalt und seckel dursuochen und,
so man den schatz nit findt, an die münch, die in prattick sind, dest
ernstlicher wachsen, wyter denn uff den eyd, bis man in die sachen
kumpt.
Uolrych Liners halb ze Costentz mag man burgermeisternn
oder Cuonrad Zuicken schryben.
Der vermeint abt und er sind in höchster prattick allweg gewesen.

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Mitt Wyl ist sunderlich ze handlen, nachdem und die ort yngenomen
mit unser Eydgnossen etc. von Santgallen rat. Es
wirt ouch meister Frantz darzuo dienen.
Es söllend ouch ünser mittburger von Santgallen alle handlung
für und für verston durch die zwen burgermeister, damit sy in
allen dingen nach gelegenheyt handlen könnind.
Mit der zyt wirt betrachtung der articklen volendet vor ünseren
herren und besiglet. Demnach die gotzhuslüt in den eyd genomen.
Doggenburg darzwüschend wol trösten uff ir anbringen der
losung oder pfandschillings halb.

--403--

Summa, das alle ratschleg dahin reichind, das der münch nümmen
ein hengst sye und gheine iunge me mache, sunder ghalftret, zöumt
und imm gstell gon gelert werd.
15.tags Aprilis 1529.