Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

14

<< Nr. 13 | Index | Nr. 15 >> 

Von Klarheit und Gewißheit des Wortes Gottes

6. September 1522
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 1 (Berlin: Schwetschke, 1905) (Corpus Reformatorum 88)


Jump to page 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384




--338--

Von clarheit unnd gewüsse oder unbetrogliche
des worts gottes, von Huldrychen Zuingli gethon
und beschriben zuo Zürich im 1522. jar.
[Vorrede zu A und B.]
Den ersamen, frommen, geystlichen frowen,
priorin und gantzen convent, an Oedembach
in der loblichen statt Zürich wüntscht Huldrych
Zuingli genad, barmhertzigheit und fryd gottes
durch unseren herren Jesum Christum.
Frommen, andechtigen schwösteren und glider Jhesu Christi!
Als mine herren, ein ersamer, wyser radt unser statt Zürich ermessen
hat, daß dhein schädlicher hunger ist dann der hunger des
gotsworts, daran nit der lychnam sunder die seele stirbt, darby aber
gesehen, das die himelisch leer des euangelii allenthalb so schön
dahar wachßt, und das ir allein in irer statt, uß profession Predigerordens,
ingeschlossen, zuo hören das war, luter gotzwort nit hand
mögen kummen, hand sy sölichen üweren hunger nümmen wellen
lyden. Unnd wiewol es by üch nit brüchig ist bishar gewesen, das
leypriester üch predgind, habend sy doch geordnet, das, wo mans an
mir möge han, sölle ich in üwrem tempel predigen, das ich nun uß
bitt ersamer Christen, wyb und man, gethon und die volgenden
predge gepredget als ein fundament, daruff alles gbüw sol gebuwen
werden, das ist uff das wort gottes; dann Paulus spricht: Nieman
mag ein ander fundament legen weder das, so schon gleit ist, Christus
Jesus [1. Cor. 3. 11]. So aber etlich ungelerte gelerten, dero namm

--339--

ich ietzmal verschwyg, üwer einen teil gewarnnet, ir söllend nit an
die predge kummen, hand doch nit gewüßt, was mich gott wysen
wurde zuo predigen. Daß also allen menschen das, so ich gepredget
hab, kundt wurd, han ich die predge, wiewol etwas wyter ußgezogen,
lassen ußgon, doch üwer ersamgheit zuo eeren zuogeschriben, damit ir
minen willen gegen üch spürind. Dann üwer aller eynigheit in Christo
Jesu wär die gröst frucht, die mich von üch erfröwen möcht. Dieselbe
mag uns aber nienan bas gegnen weder in dem, der darumb
ist in diß welt kummen, das er uns alle mit got versuonte, eynig machte
in im. Dasselb aber sin fürnemen mag ie nienen ringer gelernet
werden weder in denen worten, die er selbs vormal ouch darzuo gebrucht
hatt; die sind war, unbetroglich, darumb wir vertruwt uff sy
mögend buwen. Diß ursach hat dem buechlin den namen geben, das
ghein wort noch leer so klar und gwüß ist als die wort und leer gottes.
Darumb empfahends und lesends im besten, unnd geb der geyst gottes,
das wir in im eins werdind in Christo Jesu. Amen.
Geben zum Grossen Münster Zcürich am 6. tag erst herbstmonats.
1522.
[Vorrede zu C und D.]
Den ersamen, frommen, geystlichen frowen,
priorin und gantzen convent, an Oedenbach zuo Zürich
wunscht Huldrych Zuingli genad, barmhertzigheit und
frid gottes durch unseren herren Jesum Christum.
Frommen, andächtigen und lieben schwöstren in got. Uch ist
wol ze wüssen, wie üch got sin worte erstlich hat durch mich geoffnet,
dess sinn ich dozemal vervasset und üch zuogeschriben hab in
hoffnung, ir wurdind es nach flyssigem hören unnd erläsen annemen.
Nun ist es nit also gegangen uß der ursach, das got üch nit gezogen
hat, one den alles schryen und ruoffen nütz ist. Darumb ist voran
min ernstlich bit, ir wellind den almechtigen got trüwlich anrueffen,

--340--

das er üch sin wort offnen und gelieben welle, damit ir sines
heiligen willens bericht und kinder gottes geborn werdind, dann ie
die warheit selbs redt [Joh. 8. 47]: Welcher uß got ist, der hört das
wort gottes. Hörend ir das nit, so sind ir sicher nit uß got. Nun
ist ie das ein offen urteil gottes, unnd so ir neben üch sehend üwre
schwöstren träffenlich zuonemen in erkantnus gottes, im glouben und
allem guoten, dero sich etlich bekennend von irem irrsal nit anders
gezogen sin, denn das sy diß buechly oder predge von der clarheit und
gwüsse des worts gottes gelesen habind, welche ir bekerung warlich
nit diser gschrifft sunder der götlichen gnad ist, die mit dem gsechnen
wort geloffen, inwendig erwegt und gezogen hat, so sölte doch üch
billich wundren, wie es zuogienge, das die menschen, die wys und vernünfftig,
ja gemeinlich wyser denn die widerstrytenden sind, so gäch
umbkert und von menschentant zuo gottes wort bekert wurdind, dem
sy darnach so styff anhangend, das sy davon nieman tringen mag.
Und söltind also uß sölchem wunder doch begeren ze lesen, das sy
gelesen hand, bin ich gwüsser hoffnung, got wurde ouch üch, die
übrigen, an sich ziehen, glych wie er iene gezogen hat. So nun das
erst, das zuo dem glouben bringt, das verkündet wort ist, als Paulus
Ro . 10. [Röm. 10. 14] spricht: Wie werdent sy dem glouben, den sy
nit gehört hand? Wie werdend sy aber hören one den predgenden?
- so ist ie not, das man das wort gottes recht erkenne, was es für
ein wort sye, ob es ouch wanckelbar sye als des menschen wort, als
leider etlich reden gdörend, nit achtende, das es ewig und ungeendret
blyben muos, als Isa. 40. [Jes. 40. 8] anzeigt: Das wort
gottes blibet in die ewigheit. Ob es uß eigner verstentnus des
menschen möge vernomen werden, als die redend, die den menschen
zuo eim richter darüber setzen wellend, nit gedenckende, das es allein
dem glöbigen menschen verstentlich ist, den der heilig Paulus einen
geistlichen nennet, so verr er recht in got vertruwt ist 1. Cor. 2.
[1. Cor. 2. 14f.]: Der vihisch mensch nimpt die ding, so des geists
gottes sind, nit an, denn es ist im ein torheit und mag es nit verston,
darumb, dass geistlich geurteilt wirt. Welcher aber geistlich ist, der
urteilt alle ding etc. Hierumb hat mich dozemal guot beduecht, üch
die eigenschafft des götlichen wortes ze offnen, namlich, das es so häll
und clar ist by den rechtgleubigen, das sy es heiter und licht verstand,

--341--

deshalb es allein von got muos gelernet werden, denn der mensch mag
nit glöubig machen; so mag er ouch in gheinem menschen mit sinem
wort erobren, das er das wort gottes verstand, das er so helig, starck
unnd gwüß ist, das gheine menschenwort im nit eben, nit zuo noch
nachgerechnet söllend werden, denn alle menschen sind lugenhafft
und ist in den suenen der menschen ghein heil Psal. 145. [Psalm
146. 3 und 116. 11]. Unnd so ir erlernetind den aller gwüssesten glouben
dem wort gottes ze geben sin, wurdind darnach alle blindheiten der
menschenleren von üwren ougen vallen, nachdemm ir denn das höchste
guot, got, mit heiteren ougen des gloubens ansehen und in liebe sin
möchtind ingefuert werden.
Wie nun etlich under üch sölch min arbeit nit hand wellen ansehen,
wäre wol min anfechtung xin, so man diß buechly im 15 24.
jar widrumb truckt, üwren namen darus ze tuon. So ich aber in
hoffnung bin, ir werdind ouch von got, obglych später, gezogen unnd
demnach in aller tugend den vor glöubigen verglichet, ist umb üwers
heiles willen min pitt an üch, ir wellind mit ernst und flyß diß buechlin
lesen, in hoffnung, es werde üch nit grüwen.
Sind hiemit der gnade gottes bevolhen.
Geben Zürich 1524 jar, 3 tags jenners.

--342--

Von clarheit und gwüsse oder krafft des worts gottes.
Do der allmechtig gott in anfang der gschöpfft im fürnam die
wunderbarlichen creatur, den menschen, ze schaffen, erwag er sich
mit disen worten gene. 1. [Gen. 1. 26]: Lassend uns machen den
menschen nach unserer bildnuß unnd glychnus; der sye über die visch
des meers, vogel des luffts und vich und alles erdtrich und alles,
das uff dem erd krücht. Und hat got den menschen geschaffen nach
siner bildnus; er hat in geschaffen nach der bildnus gottes. Hie vernemmend
wir durch das wort "lassend", das got me dann von einer
person redt, wiewol doch nun von im selbs. Dann so er nun von
einer person geredt, hett er gesprochen: Ich wil machen, etc. So er
aber spricht "lassend uns machen" redet er on allen zwyfel von den
heyligen drei personen, die aber ein wesen sind, als ouch eygentlich
sine nachvolgende wort anzeygend, so er spricht "nach unser bildnus"
und bald darnach "nach der bildnus gottes" und nit "nach unseren
bildnussen", dadurch vil wesen oder götte hettind mögen verstanden
werden. Doch wellen wir hie nit me von einigheit eines gots und
drye der personen reden, dann wir ein anders vor uns habend,
namlich das harnach volget in den worten, die got selbs geredt hat,
das der mensch geschaffen sye nach der bildnus unnd glichnus gottes.
Hie ist aber anzesehen, ob wir mögind erfinden, nach welicher natur
wir ein bildnuß gottes syend, ob nach dem lychnam oder ob nach
der seel. So wir nun ein bildnus gottes wärind nach dem lychnam,
mueßte ie got ouch einen lychnam uß glyderen zemengesetzt haben,
nach dem wir gemacht wärind. Unnd so wir das nachliessind, wurde
nachvolgen, das got ein zemengesetzt ding were, und das er widrum
möchte entfuegt werden, das alles gantz und gar wider die veste des

--343--

götlichen wesens ist, darzuo unchristenlich, irsälig und gotßlestrig.
Dann als im euangelio Jo. 1. stat [Joh. 1. 18]: Got hat nie nieman
gesehen. So nun got nie nieman gesehen hat, wie dörste dann ieman
sagen, das er also oder also gestaltet were, wie der irrig Melitus
frävenlich hat gdören reden und die Anthropomorphiten, das
got habe ein menschliche gestalt, darinnen on zwyfel sich selbs verfuert,
das in der gschrifft got werdend ougen, oren, mund, angesicht,
hend unnd fuesse zuogeschriben, durch weliche glider aber die gschrifft
nüt anders wil dann die würckungen gottes bedüten, die wir ie aller
lütrest verstond, so wir von inen redend der gestalt, als sy iren
bruch by den mentschen habend. Mit den ougen sehent wir: also
legt die gschrifft got ougen zuo, so sy sin unbetroglich wüssen und
ansehen aller dingen wil bedüten. Oren legt sy im zuo, das er alles,
so wir bitten oder lestrend oder hinder im ratschlahind, hört und
vernimpt mit siner allgegenwürtigheit. Mund darumb, das er sinen
willen uns mit sinem wort offenbar macht. Angesicht, damit sy bedüt
sin zuokeren und abwenden der genaden. Hend, damit sy sin vollmächtige,
fueß, damit sy sin yl und schnelle, die unguoten zuo erlangen,
bdüte. Weliches alles lang were uß der geschrifft zuo bewären, namlich,
so unser fürnemen nit dahin langet. Ja, diser bruch der gschrifft
nit recht ermessen, hat Melitum in die irtum bracht, das er got
gebildet hat nach menschlicher gstalt, das aber irrsälich ist, dann
Moyses spricht zuo den kinden Israel deut. 4. [Deut. 4. 15ff.], das er
sin gestalt inen darumb nit erzeugt hab, das sy inn nit mit einerley
bildnus ußtrucktind oder verbildetind, nit mit der bildnus eines mans
noch eines wybs noch andrer thieren, damit nit sin glichnus oder bildnus
angenommen und geeret wurde, dann das were abgötery. Es
spricht ouch Christus selbs Jo. 5. [Joh. 5. 37]: Ir hand sin gestalt
nit gesehen. Hie wellen wir aber ußgenommen haben die menschheit
Jesu Christi, der also warlich menschliche natur unnd blödigheit,

--344--

ußgenommen den prästen der sünde, hat an im gehebt als ein ieder
andrer mensch. Die ist aber nit ein gstalt xin der gotheit sunder der
menschheit, weliche er nit von ewigheit an im gehebt, sunder erst
nach langer zyt von der reynen magt Maria empfangen, geborn, an
sich genommen.
Also würt überblyben, das wir nach dem gmuet oder nach der
seel sind gebildet uff den schlag gottes. Wie aber die bildnus sye,
ist uns nit ze wüssen, denn schlechtlich, das die seel die substantz
ist, in die die bildnus gottes fürnemlich ingetruckt ist. Wiewol
Augustinus und die alten lerer wellend sagen, das dise drei ding:
verstentnus, will unnd gedechtnus, die underscheiden under inen selbs
doch ein seel sind, ein bildnus des einigen gottes nach dem wesen
und drygen an personen syind, das ich inn gern nachlassen wil, so
sy durch die drü ding nit abgefuert werdend ze gedencken, in got sye
ouch ein willspänige wie in uns, sunder gedenckind, das by im nüt
zwyträchtigs, nüt widerredens sye, wie aber in uns ist, da unser anfechtung
des fleischs, die wir ouch ein willen nemmend, dem willen
des gemuets unnd der seel widerstrebt, als Paulus Ro. 7. [Röm. 7. 20]
leret. Noch so wir got an im selbs nach siner gestalt nie gesehen
habend, mögen wir ie nit wüssen, wie unser seel im glich sye der
substantz und ires wesens halb, dann die seel sich selbs nach der
substantz und wesen gar nit erkent. Und würt also zum letsten ußgesetzt,
das die würckungen oder krefft der seel: will, verstentnus und
gedechtnus, nüt anders sind weder zeichen der wesenlichen bildnus,
die wir erst werden sehen, wenn wir got an im selbs und uns in im
recht ersehen werden 1. Cor. 13. [1. Cor. 13. 12]: Wir sehent ietz durch
ein spiegel und in einer räterschen, aber denn angesicht gegen angesicht;
ietz erkennen ich zum teil, aber dann wird ich erkennen, als
ouch ich erkent bin. 1. Jo. 3. [1. Joh. 3. 2]: Wir wüssent, das, so er
uns offenbar würt, wir im glich werdent, dann wir werdent inn sehen
wie er ist. Ermesse ein ieder die wort Joannis wol. Ich weiß ouch

--345--

wol, das, wie Athanasius spricht in symbolo quicunque, das, wie die
vernünfftig seel und das fleisch ein mensch ist, also ouch got unnd
mentsch ein Christus ist. Diß ist aber nun ein glichnus, nit ein
ebenbild. Wir redent hie von gott, als er menschliche natur noch
nie an sich genommen und dannocht den menschen nach siner gstalt
erbuwen hat, da richtig ze mercken ist, das der mensch nit nach dem
lyb ein bildnus gottes ist, dann got hatt dozemal dheinen lyb an sich
genommen, sunder nach der seel.
Nun empfindend wir in uns die bildnus gottes sin mit etwas
dingen vil eygentlicher dann mit den dryen: verstentnus, willen und
gedechtniß; darumb ich die meinung Augustini zwar nit verwirff;
ich mein aber, das noch me stucken syind, damit man der bildnus
gottes in uns innen werde, weder die er zelt für die fürnemesten. Dieselben
stuck sind: uffsehen uff inn und sine wort, das sind gewüsse
stuck, das etwas früntschafft, glichnus und bildung gottes in uns
ist, das wir mit diser glychnus zum ersten erklären wellent, darnach
mit der gschrifft. So wir den menschen mit den pflantzen und
böumen glichnend, finden wir, das die pflantz uff den menschen gar
ghein acht haben noch uff sine wort; ist da dannen, das sy so ferr
von der natur der menschen sind, das sy gar ghein fründschafft,
teylsame, noch gemeinschafft habent mit den menschen. Aber die
unvernünfftigen thier achtend der menschen, wiewol wenig doch etwas,
darumb, das sy des lybs und lebens halb etwas näher sind der
menschennatur. Allso ouch der mensch, der nit allein das mit got
gemein hat, das er vernünfftig ist, sunder ouch, das er sin uffsehen
hat uff got und sin wort, zeygt er klarlich an, das er nach siner
natur etwas got näher anerborn, etwas me nachschlecht, etwas zuozugs
zuo im hat, das alles on zwyfel allein daruß flüßt, das er nach
der bildnus gottes geschaffen ist. Dise meinung zeygt der heilig
Paulus act. 17. [Act. 17. 28]: Wir sind sines gschlechts. Und bald
darnach [Act. 17. 29]: Sydmal wir nun sines geschlechts sind etc.
Aber zeygt sy an der geyst gottes im 81. psalmen [Ps. 82. 6], sprechend:
Ich habs geredt, ir sind gött und allesamen sün des allerhöchsten.

--346--

Aber durch Esaiam 19. [Jes. 19. 25]: Min erbteil ist Israel. Wir
Christen sind die rechten Israeliten, die sin erb sind. Derglichen
sind vil sprüchen me in psalmen und propheten. So wir nun sin erb
sind, muoß ie dasselb vom geschlecht harkummen. Andre kuntschafften
Christi, Pauli, Petri, die uns klarlich sün gottes erkennend,
wellent wir sparen biß harnach. Dise dry mit sampt dem
wort gottes am anfang hartragen tuond uns hie gnuog ze ermessen, das
die begird nach got, die ein ieder mensch in im empfindt, uns anerborn
ist, indem das wir nach der bildnuß gottes geschaffen und
siner art unnd geschlechts sind, wie ouch im 4. psalmen [Ps. 4. 7]
stat: Herr, das liecht dines angesichts ist über uns bezeichnet. Uß
dem grund kumpt, das wir widrumb zuo got begerend und sinem wort
ob allen dingen glouben gebend. Dann wir sehen ie, das alle menschen
bgirig sind nach disem ellend ewige freud ze besitzen, weliche begird,
so sy uns nit anerboren wäre, hettend wir nit me sorg darnach dann
ein ander vich oder pflantz. Das aber etlich büch, Sardanapali,
Nerones, Heliogabali und der glichen süw verdacht werdind,
sy haben ghein sorg noch begird der säligheit, dann sy glouben nit,
das säligheit sye nach disem zyt, ist nit. Dann warlich, habent sy
schon dhein not nach der säligheit, hand sy doch vorcht des ewigen
leydes. Dann iedes menschen gemuet ist fürsichtig uff ewige freud
und forchtsam des ewigen leyds, und begert ze kummen in sinen ursprung
wie alle andere ding, als Salomon anzeigt eccle. 1. [Pred.
Sal. 1. 6f.]: Der geyst oder wind gadt ringßwys umb, erduret alle
ding, und kert sich wider umb in sin ring. Alle flüß gond ins meer,
und das meer übergüßt nit, und die flüß kerend widrumb an die statt,
dannen sy kummen sind. Darumb so sy nach der säligheit dhein
arbeit hand, ist gewüß, das söliches uß verzwyflung beschicht und
vertieffung des fleischs und vichischen anfechtungen, in denen sy
truncken worden sind, das sy nüt von inn selbs wüssen Esaie 51.
[Jes. 51. 21]. Dann der vihisch mensch ist nit vähig der dingen, die
des geystes sind 1. Cor. 2. [1. Cor. 2. 14]. Ouch hat Judas - der
fromm, den man Lebbeum nempt, nit der gotßverräter - vorgeseit
[Jud. v. 4ff.], das sölich verspotter kummen wurdent in den letsten

--347--

zyten, die in iren anfechtungen unnd in irer gotlose wandlen wurdind
und sich von andren sündren, fleischlich sin, den geist nit halten.
Also sehend wir an iren thaten wol, das sy die forcht der verdamnus
wol hand, ob sy schon hoffnung der säligheit gar nit hand; dann sy
grüwlich wuetend, schnöd lebend, unverschampt muotwillend, frävenlich
durächtend, zuo inn selbs ryssend unnd sappend alles, das sy
rouben, stelen, ziehen und tragen mögent, das alles zeychen sind der
gotlose, der verzwyflung, und haben doch die verdamnus gegenwürtig
in iren hertzen, ab dero sy - irem vatter, dem tüfel, glich - allen
andren menschen ruow und fryd und trost der säligheit verbunnend;
verachtend ouch hiemit alle warnung, alles, so sy von irrung ziehen
möcht unnd zuo trost bringen, wie Salomon anzeygt pro. 18. [Prov.
18. 3]: Der gottlos, nachdem er in die tieffe der sünden kummen ist,
veracht, verwirffet er - verstand got und alle creaturen -, aber schand
und laster volgt im nach. Also das on zwyfel der grecht richter gott,
nachdem sy nüt daruff haltend, das sy gott in irem wüssen heigind
Ro. 1. [Röm. 1. 28ff.], und ir hungerige seel mit der suessen hoffnung in
gott nit spysend, ir hertz mit jamer, vorcht unnd schrecken der ewigen
pynen erfüllet, dass, nachdem sy das ewig leben hie nit mit ruewiger
hoffnung wellend anheben, die ewigen kümmernuß hie anhebind empfinden
und dört ewigklich volstreckind. Also, hand sy nit sorg der
ewigen säligheit, habend sy doch sorg des ewigen ellends. Und sye
uns hie gnuog, das sy in inen selbs sorg der ewigheit empfindend; es
sye sorg der ewigen verdamnus oder sorg zuo ewiger säligheit.
Und nachdem wir ietz bericht sind, das die begird der säligheit
uns von natur anligt, nit von natur des fleischs oder anfechtungen,
sunder von der bildnis har, die uns der werckmeister got ingetruckt
hat. Dann warlich der geist des lebens, den got in das angesicht
Adams geblasen oder geatmet hat, ist nit ein so krafftloser und blöder
atem xin als eins menschen atem. Gene. 2. capitel [Gen. 2. 7] stat
also: Und hat der herr got den menschen gestaltet uß dem lätt
oder stoub der erden und hat in sin angesicht geathmet den athem
oder lufft des lebens. Diser atem des lebens, vom ewigen got in
Adamen gekuchet, hat im on zwyfel die begird nit nun lypliches

--348--

sunder ewigen lebens ingeben unnd anerboren, das er allweg nach dem
sünfftze, der im zum ersten das leben und atem ingekuchet hat.
Dann sind alle krefft der himlen, wie im 32. psalmen [Ps. 33. 6] stat,
mit dem atem des munds gottes gevestet, vil me ist mit dem inkuchen
des leblichen atems ein unabgengliche begird des lebens
Adamen ouch inkuchet. Unnd verstand allweg durch den atem, lufft
oder blast den geist gottes, der darumb in der gschrifft ein atem und
derglichen genent würt, daß, wie wir mit ansichnemmen des luffts
lebend, also der geyst gottes das war leben ist, in dem alle ding
lebend und von im das leben habend. Dann das latinisch wort
spiraculum, ein atumge tütsch, ist by den Griechen pnoe, tütsch ein
blast, lufft oder wind. Ouch volget gene. 2. [Gen. 2. 7] nach den
eegezelten worten: Und ist der mensch zuo einer lebendigen seel gemacht.
Welchs heyter anzeygt, daß der mensch zuo ewigem leben
geschaffet ist, dann wo er als die vich gar sturbe mit lyb und seel,
wer nit not gesin das wort "der lebendigen seel" hinzuo ze thuon; dann
davor, do er von gschöpfft der vihen redt, spricht er nit: Sy sind
worden zuo einer lebendigen seel; er spricht ouch nit, das got inen
das leben hab geben mit inkuchen sines atems; er spricht ouch nit,
das got das erdrich genommen hab und die thier daruß erbuwen,
als er aber in der geschöpfft des menschen spricht - nach der
Griechen 70. ußlegen: choun labon tes ges -, sunder also: Darzuo hat
got gesprochen: Das erdrich trag harfür ein seel, die da lebe nach irem
gschlecht, arbeitsame, krüchende und wilde tier nach iren gestalten,
und es ist also geschehen etc. Hie hörend wir zum ersten, das got
dem erdtrich gebotten hatt die vich herfür zuo schicken, aber in der
geschöpfft des menschen, das er selb des erdrichs genommen und
das erbuwen hat zuo eim menschen. Darnach, so er spricht: Ein seel,
die da lebe nach irem gschlecht, gibt er ze verston, das die seel der
vihen ir leben ist, aber nun nach irem gschlecht oder natur, die aber
abgenglich und tödlich ist. Zum letsten spricht er nit von den
vihen, daß sy in ein lebende seel syind gemacht, als er aber von dem

--349--

menschen redt, luter unnd alles mindren hindan gesetzt, also, das er
nit spricht "in sinem gschlecht"; das were als vil als ob er spräch:
Der mentsch ist ouch zuo einer lebenden seel geschaffen, aber nun nach
syner ardt, glich als ouch die vich nach irer ardt lebend, sunder,
spricht er, zuo einer lebenden seel on alles zuothuon, damit man den
menschen vermercke on alle fürwort geschaffen und gezelt sin in die
ardt und natur der gschöpfften, die wäsenlich und lyplich lebend und
niemar sterben mögen. Doch sye diß unser flyssig ermessen der
gschrifft nüt, wo wir nit alle dise meynung der bildnus gottes in uns
ouch mit warer geschrifft bewärten; verstand, das wir, nachdem wir
ein bildnuß gots sind, ouch ein sunder begird nach got habind.
Paulus schribt zuon Colossen ca. 3. [Col. 3. 9f.]: Lügent einandren
nit. Zühend uß den alten menschen mit sinen wercken und
legend an den nüwen, der ernüweret würt in erkantnus nach der
bildnus sines schöpffers. Der alt mensche ist, der nach Adams ardt
und natur prästhafft sich laßt die anfechtungen fueren unnd meisteren,
das aber im geschicht uß der stercke des fleischs. Wer aber der nüw
sye, lerent die wort Pauli selbs, namlich der, so von den wuesten
anfechtungen des fleischs entschüttet ie me und me zuonimpt in der
erkantnus gottes, welchs die bildnus des schöpffers ie me und mee herfür
bringt, sübret und clar macht, oder als warlich die griechisch
sprach inhalt. Welicher nüw mensch uß dem grund oder anzug, das
er ein bildnus gottes ist, ie me und me arbeitet in erkantnus kummen
- zwar des, der in geschaffen und im die bildnus ingetruckt -, damit
er nüw gmacht wirt. Denn der alt mentsch oder Adam verblycht und
verfinstret den nüwen menschen, welicher nit darumb der nüw genent
würdt, das er minder alt harkummen syge, sunder darumb, das er
allweg schön ist, unbefleckt von den schädlichen prästen des lybs,
ouch das er zuo der ewikeit ze besitzen geordnet ist, in deren man
nit altet, nit prästhafft würt. Weliche meinung ouch Paulus Eph. 4.
[Eph. 4. 22-25] anzeygt: Legend hin üwren vordrigen wandel, das ist,
den alten menschen, der da zerbrochen ist nach den begirden der
irrung. Werdent aber nüw nach dem geyst üwers gemuets unnd
legend an den nüwen menschen, der nach got geschaffen ist in

--350--

gerechtikeit und heylige der warheit. Darumb legend hin den betrug
oder faltsch, und rede ein ieder die warheit mit sinem nächsten, denn
wir sind einer des andren glider. Sehend, das der mensch, so nach
gott geschaffen ist, ein nüwer mensch genennet würdt, darumb, das er
sich der frommkeit unnd warheit flysse, die nimmer alten mögend,
dann got ist selbs die gerechtigheit und warheit.
Hiemit meinent wir genuogsamlich harfür bracht, das wir ein
bildnus gottes sind, und das dieselbig bildnus in uns darzuo erborn ist,
das sy zum nächsten irem bilder und schöpffer zuogefuegt werde; unnd
wo der alt mensch, das ist der mensch, der nit nun altet, sunder gar
abgat und fulet, nit so starck wäre mit sinen anfechtungen, so wurde
der inner oder nüw mensch vil treffenlicher nach got ringen und vil
götlicher leben, sust mag er kum zuo etwas zyten uns so vil gewaltsamen,
daß wir nach dem sinnind und arbeitind, nach des bildnus
wir geschaffen sind. Und beschicht das allermeist, wenn der lychnam
am krenckesten ist, wie Paulus redt 2. Cor. 12. [2. Cor. 12. 10]: Wenn
ich kranck bin, so bin ich starck. So er kranck am lyb, ist er starck
nach der sel, die sich rüstet nach got nachzevolgen von natur der
bildnus, mag doch nienanhin kummen vor dem beschwärenden lychnam.
Darumb freuwt sich widerumb Paulus, wenn der alt oder ußwendig
mensch genidret oder zerbrochen wirt, damit der inner sin
gestalt widerumb gewünne 2. Cor. 4. [2. Cor. 4. 16]: Obschon unser
ußwendiger mensch zerbrochen würdt, so würdt doch der inner von
tag ze tag ernüweret. Sehend: Was man ernüweret, muoß ie vormal
geschaffen, gmacht oder erbuwen sin, und demnach, so es abgangen
oder prästhafft worden ist, widrum zuo siner ursprünglichen erste
bracht werden, darinn wir abermals die ersten schöpffung der bildnus
gottes findend. Desglichen spricht er zuo den Römeren am 7. capitel
[Röm. 7. 18-23]: Ich weyß, das in mir - das ist: in minem fleisch - nüt
guots wonet, dann der will lyt mir wol an, aber das guot verbringen
find ich nit, dann ich thuon nit das guot, das ich wil, sunder ich thuon
das böß, das ich nit wil. So ich nun das thuon, das ich nit wil, thuon
nit ich das selb, sunder die sünd, die in mir wonet. Also find ich das

--351--

gsatz, so ich das guot wil tuon, das mir das böß inlyt, dann ich hab
lust an dem gsatz gottes nach dem inneren menschen; ich sich aber
ein ander gsatz in minen glideren, das da widerstrytet dem gsatz mines
gemuets und leit mich gfangen dem gsatz der sünde, weliches ist in
minen glideren. Diß sind alles wort Pauli, uß denen wir unser fürnemen
gar klarlich bringen mögent, denn er seit heiter, daß unser inner
mensch - zwar der nach der bildnus gottes geschaffen ist - neigung
hat nach dem gsatzt und willen gottes zuo leben, aber der ußwendig
mensch sye darwider, in des glyderen - das ist: in welichem - die sünd
wone, das ist: der süntlich prästen; dann hie würt die sünd bym Paulo
genommen der bedütnus: wir nemmend die prästhaffte ze sünden. Es
sol ouch nieman hie uß dem Paulo irlich wellen ermessen, als die
Sophisten sagend: Sehent ir, das wir etwas vermögend von eygner
natur? Nein. Dann sag mir, was hast du von eygener natur? Ist
die bildnuß din, so bist du ein bildnus din selbs. Ist sy dann von
gott, wie gedarfst du sy dann din eygen nennen? Sehenndt, wie gar
wir nüt syind unnd vor dem fleisch so nüt mögend. Darumb schrygt
der heylig Paulus nach den vorigen worten, mit denen er sich klagt
von der sünd gefangen gfuert werden [Röm. 7. 24]: O ich unsäliger mensch,
wer wirt mich erlösen von dem lychnam des tods? Meint die gefencknus
des inneren menschen einen tod sin. Und glich fristet er
sich widerumb also [Röm. 7. 25]: Ich sag got danck durch Jesum
Christum, das ist, das er durch den herren Jesum Christum von
dem schaden der sünd erlößt würt, also das sy im nit verdamlich ist.
Darumb spricht er wyter [Röm. 7. 25]: Darumb dienen ich, der selbig
Paulus, mit dem gemuet dem gsatzt gottes, aber mit dem fleisch dem
gsatzt der sünd. Hie merck ein ieder, das sich Paulus erkennet ein
knecht gottes sin und ein knecht der sünd. Wie mag aber das by
einander sin? Also: Sydmal wir nimmer on sünd sind 1. Jo. 1.
[1. Joh. 1. 8], ja die sünd, wie obstat, alweg in uns wonet, wiewol
sy gemeysteret und gefangen ist durch Christum Hebr. 9. Ro. 6.
[Hebr. 9. 28. Röm. 6. 14]: Die sünd würt üch nit bherschen, und aber
daby schuldig sind nach dem willen gottes ze leben, den wir aber
nienan mögend erfüllen, muessend wir streng mit dem heyligen Paulo
schryen: Ich unsäliger mensch, wer würt mich erlösen von dem cörper
des tods? und uns selb antwurten: Die gnad gottes durch den herren

--352--

Jesum Christum. Unnd wiewol der ußwendig mensch dem gsatzt
- das ist: dem prästen - der sünd allweg underworffen ist, söllend wir
doch sehen, das der inner mensch mit dem ußren nitt überherschet
werde, das wir dem fleisch dienind nach sinen begirden etc. Von der
meinung hand wir hie nit statt gnuog ze sagen. So vil am fürgon.
So wir nun den inneren menschen also, wie obstat, erfunden
hand, der sinen lust hat mit dem gsatzt gottes, uß dem grund, das
er ein bildnus gottes darzuo geschöpfft ist, das er im zuogefuegt werde,
muoß ie volgen, das den inneren menschen dhein gsatzt noch wort
also erlustet als das wort gottes. Dann nach dem wort Isaie 28.
[Jes. 28. 20] ist das bett ze eng, das der eebrecher darneben fallen
muoß, und der mantel ze schmal, das er zwen nit decken mag; das ist:
Got ist ein gmahel und man der menschlichen seel; die wil er ungeebrechet
han, nit lyden, daß iemans nebend im lieb gehabt werde
- verstand: als wärd und thür als er -; er wil ouch nit, das der
mensch ienan trost suoche dann by im, und das sich die seel dhein
wort trösten lasse dann sins. Glichsam ein eeman will, das sin eefrow
sich gar sinen halte, alles anligen im fürtrag, sich niemans trost dann
sines versehe. Dann gott ist, als Isaias spricht, zelotes, ein starcker
yfrer der seelen. Doch darff das nit vil alter kuntschafften. Christus
spricht selbs Mat. 22. [Matth. 22. 37]: Du wirdst dinen herren got lieb
haben in gantzem dinem hertzen, in gantzer diner seel, in gantzem
dinem gmuet. Mar. 12. [Marc. 12. 30]: Und mit aller diner krafft. So
wir in nun sölicher gestalt lieb habend, mag uns ie ghein wort so wol
und gwüß erfröwen und trösten als sins, dann er unser schöpffer und
vatter ist. Nun freuwet, tröst und schreckt doch den menschen dhein
wort stercker dann sines vatters, den er lieb hatt, das ouch Christus
dem tüfel ze antwort gab Matthei. 4. [Matth. 4. 4]: Der mensch lebt
nit allein in dem brot, sunder an eim ieden wort, das von dem mund
gottes gat. So leblich unnd starck ist es, dass die seel des
menschen sterckt und uffenthalt, glich als das lyblich brot den lyb,
ja vil meer und andrest. Dann welicher das wort oder die red gottes
bhalt, der würt den tod in d' ewigheit nit sehen. So wir nun alle

--353--

vorgezelten meinung dahin gezogen hand, das man uß dem, das wir ein
bildnus gots syind, ermesse, das die seel nüt bas mög erfröwen, gewüß
machen oder trösten dann das wort irs schöpffers und bilders,
wellent wir nun dahin keren, das man die klarheit und unbetrogliche
des worts gottes verstand.
Unnd zum ersten:
Von der gwüsse oder krafft des worts gottes.
Das wort gottes ist so gwüß unnd starck, das, wie got wil, also
geschehend alle ding von stund an, so er sin wort gspricht; dann es
ist so lebendig, so krefftig, das alle joch unvernünfftig ding sich von
stund an im glichförmig machen, oder, das ich rechter red, das alle
ding, sy syind vernünfftig oder unvernünfftig, von im gestaltet, geschickt
und zwungen werdend nach sinem fürnemen. Kundschafft
gen. 1. [Gen. 1. 3]: Und hat got geredt: Es werde ein liecht, und es
ist ein liecht worden. Sich, wie lebendig und starck ist es, dass nit
nun gwaltiget alle ding, sunder ouch uß nüt harfür bringt, was es
wil. Noch vil me kundschafften findestu daselbs, die wir hie von
kürtze wegen ußlassend. Das erdrich ist gheissen gruonen, die wasser
die visch gbären und erziehen, und es beschicht noch hüt by tag.
So starck ist es, dass ewiklich krefftiget. Item gen. 3. [Gen. 3. 16]
hat got zuo dem wyb Eva gesprochen: Ich würd din arbeitsälige
vilvaltigen und dine empfencknussen; du wirst mit schmertzen dine
kind gebären und wirdst under des mannes gwalt sin, und er würt
dich beherschen. Diß alles dem wyb angeseyt hangt noch hüt by tag
an und würt im nit abgon, diewyls den lychnam treyt. Daby redt er
ouch zuo Adamen [Gen. 3. 17-19]: Verfluecht sye das erdrich, so du es
arbeitest; in arbeit muoßt du die spyß von im essen alle dine tag;
dörn und distel würt es dir gebären; in dem schweyß dines angesichts
würst du das brot essen, biß das du widerkerest in das erdrich,
dannen du kummen bist. Sich hie die arbeit, den tod uß dem
krefftigen wort gottes den menschen anligen unabgenglich. Item
nachdem sich die menschen me gebößret, hat inn got ir leben kürtzeret
uff 20 und 100 jar gen. 6. [Gen. 6. 3]. Und es bestat also bis zuo end

--354--

der welt. Item er sprach zuo Adamen und Eva, so bald sy die
verbotenen frucht ässend, wurdindt sy des todes sterben [Gen. 2. 17].
Und es ist inen gegnet gwüß, wie gott zuo inn gesprochen hat gen. 3.
[Gen. 3. 16-19]. Item er hieß Noen sich mit der arch versehen, dann
er wurde regnen 40 tag unnd 40 nächt und alles, das da lebt, vertilgen
genn. 7. [Gen. 7. 1-4], und es ist alles gewüßlich beschehen, also,
das die Heyden ouch von dem sündfluß geschriben, wiewol sy Noen
mit dem namen Deucaleon genennet hand. Item er hat durch sine
engel gsprochen, wie er Sodomam, Gomorram und die andren
stett vertilgen wurde, und es hat nit gevält genn. 19. [Gen. 19. 12-25].
Item Loth ward mit sinem xind gheissen nit hinder sich ze luogen,
und Loths wyb was ungehorsam; des ward sy in ein saltzstud verkert
19. [Gen. 19. 26]. Item er hat gesprochen zuo Abrahamen
gene. 18. [Gen. 18. 10]: Ich wird der zyt widerumb zuo dir kummen,
und würt din hußfrow Sara einen sun haben etc., das aber Sare
unglöblich, dann sy nach by den 80 jaren alt was; noch ist es beschehen
gene. am 21. [Gen. 21. 2]. Die gschrifft des alten testaments
ist voll der gwüsse des worts gottes, dann die vorgezelten stuck
habend wir nun uß einem buoch genesis genommen, doch nun ein
kleinen teil. Dann so ich die grossen wunder, die got Moysi verheissen
hat in Egypten und mit den kindren Israels ze würcken
unnd demnach gewüßlich gethon hat, erzellen welte, was er mit
Josue, Gedeon, Jepte, andren, was mit Samuel, Saul, Daviden,
Salomon, andren, möcht ich es zuo dheiner zyt verenden. Lese die
ding ein ieder selbs oder höre und ermesse sy, so man prediget.
Darumb wellen wir ietz zum nüwen testament gon und darinn
die stercke, gwüsse und krafft des worts gottes ermessen.
Zachariam dunckt ungleublich sin das, so im got durch den
engel Gabriel embot, darumb, das sin hußfrow Elisabet allweg
unfruchtbar xin, darzuo sy ietz beide alt warend. Unnd darumb er
dem wort gottes nit gloubt, ward im die red genommen; noch bschach
das, so in unmöglich duocht - so starck, gwüß und lebendig was das
wort gottes - und gebaren den frommen gottesvorgenger und teuffer
Joanem [Luc. 1. 5-25,57]. Die reyn jungkfrow Maria erschrack, do

--355--

ir der engel die geburt Jesu Christi verkundt und uffleit [Luc. 1. 26-38],
dann sy dheinen man erkennet hatt; noch was das wort gottes so
lebendig, so gewüß, das es in iren ermenschet und erwuochs unnd
on alle schwechung der reynigheit von iren zuo heyl der welt geborn
ward. Also sehend wir, das die natur ee iren louff verlaßt, ee das
wort gottes nit erfüllet werde und vest blybe. Luc. 1. [Luc. 1. 32]:
Item der engel sprach in der person gottes zuo ir: Er würt groß,
meint Christum. Sich, wer ist ie grösser worden joch in der welt
dann Christus? Alexander, Julius Cesar sind groß gewesen,
noch habend sy den umbkreys der welt twederen halb under im gehebt
oder doch der ein kum halb, und zuo Christo sind kummen von uffgang
und nidergang der sonnen, die in inn gloubt hand, ja die gantz
wyte der welt hat in inn gloubt und inn ein sun des höchsten geruembt
und erkent, und ist sin rich on end. Dann weliches herren
regiment und gewalt ist so alt als der gloub Christi, der nit abgon
würt, und ob er schon by wenigen blybt. Diß ja vorsagen gottes
sehend wir täglich erfüllet werden. Als nun Christus ufferwachsen
angehebt hat ze leren und wunder würcken, sind alle ding im gehorsam
gesin und sich gstaltet nach sinem wort. Er hat zuo dem
sundersiechen, der zuo im sprach: Wilt du, so magst mich reyn machen,
geredt: Ich wil, biß rein, und von stund an ist sin ussetzige reyn
worden, uß dem, das got das gewellen, und das wort "biß rein" das
vermögen hat Mat. 8. [Matth. 8. 2f.]. Er hat zuo dem hunderter
gsprochen: Gang hin unnd wie du ggloubt hast, also gschehe dir, und
ist sin diener xund worden zur selben stund Mat. 8. [Matth. 8. 13]:
Merck hie, die gewüsse der xuntheit angehencket sin dem glouben
des hunderters, damit wir lernind gwüß in got unnd sin wort vertruwen.
Er hat zum regulo gesprochen: Din sun lebt, und es ist
also xin Jo. 4. [Joh. 4. 50f.], wiewol er nienan da was, damit man
lerne, das dem wort gots nüt unmüglich noch zuo ferr sye. Er hatt
zuo dem, der blind, ghorlos und tumb was, gesprochen: Effatha, das
ist: wird uffgethon Marc. 7. [Marc. 7. 34f.], und die band sind alle
uffgelößt. Er hat zum blinden gsprochen: Ersich, din gloub hat dich

--356--

gsund gemacht, unnd er hat von stund an gesehen Luc. 18. [Luc. 18. 42].
Er hat zuo Matheo gesprochen: Volg mir nach, unnd er hat im von
stund an nachgevolget Mat. 9. [Matth. 9. 9]. Er hat zuo dem bettrisen
gesprochen: Dir werdend nachgelassen din sünd [Matth. 9. 2, Marc. 2. 5,
Luc. 5. 20]. Und das man mit den ußwendigen zeichen gwüß wurde
der inneren reynigheit, hat er zuo im gsprochen: Stand uff, nimm din
bett und gang in din huß, und er ist uffgestanden und hingangen
Matthei 9. [Matth. 9. 6f.]. Er hat zuo dem erkrummeten wyb
gsprochen: Wyb, du bist diner kranckheit erlassen - mit ufflegen der
henden zuo gewüsserem zeichen oder sin früntliche iro erzeygen -, und
sy ist von stund an uffgericht Luc. 13. [Luc. 13. 11-13]. Er hat guotes
über das brot und visch gesprochen und sind gevilet, das vil tusent
menschen davon gespyßt sind und vil mer überbliben, dann zum
ersten an der substantz was, in allen euangelisten [Matth. 14. 14ff.,
Marc. 6. 32ff., Luc. 9. 12ff., Joh. 6. 5ff.]. Er hat den tüfel bescholten,
und er hat von stund an den menschen verlassen, den er bsaß
Mat. 17. [Matth. 17. 18]. Er hat die junger geheissen, sy söllend zuo
der rechten hand inwerffen, so werdind sy vahen, und sy hand von
stund an grosser vischen 153 gfangen Jo. 21. [Joh. 21. 6-11]. Er hat
Petrum gheissen zuo im kummen uff das wasser, und es hat Petrum
von stund an getragen Mat. 14. [Matth. 14. 29]. Er hatt vom himel
herab zuo Ananiam gesprochen, Paulus werde im ein usserweltes
gschirr, das er sinen namen trage für künig unnd fürsten der erden
unnd für die kinder Israels act. 9. [Act. 9. 15], und er ists worden.
Er hat zuo Paulo gesprochen, als er gen Rom gefuert ward, und der
schiffbruch inen ze handen gieng, es werde niemans umkummen
dann allein das schiff, und es ist also gangen act. 27. [Act. 27. 22].
Diser orten des euangelii sye gnuog anzeygen, dass wort gottes so
lebendig, so krefftig und starck ist, das im muessend alle ding gehorsam
sin und das so dick und zuo welicher zyt er wil. Es sol sich
ouch nieman annemen wider inn ze beftzen, wie beschach zuon
zyten Ezechielis 12. [Ez. 12. 22], do die gotlosen sprachend, es
verzuge sich lang, was got durch den propheten redt; denn das

--357--

beiten gottes ist nit ein hinlässikeit, sunder ein faaren rechter zyt,
dero er nit darff sinen halb ze varen, sunder bschicht das uns zuo
guotem, dann das zyt by inn nüt mag, darum, das er im gantz nüt
ist underworffen, und das wir lang meinen sin, ist by im ewiklich
gegenwürtig; ja, es heißt by im nit vergangen oder künfftig, sunder
alle ding sind nackend und luter vor sinen ougen; lernet nit mit der
zyt, vergißt nit mit der zyt, sunder sicht er alle ding eines gwüssen
wüssens und ansehens gegenwürtiklich in die ewigheit; aber by uns,
die zytlich sind, hat lang oder kurtz sinen sinn und meß nach der
zyt. Also, ob uns ein ding schon lang dunckt, ist es by gott nit
lang, sunder gegenwürtig. Bedunckt dich, got welle dick ein
menschen oder ein böß volk nit straffen und vertrag inen iren muotwillen
vil ze lang, bist nit recht daran. Merck, sy mögen im nit entdrünnen.
Alle wyte der welt ist siner gsicht, wo wellen sy sich vor
im verbergen? Er findt sy wol psal. 138. [Ps. 139. 7]. Und wenn du
wennest, er straffe oder helffe nit nach sinem wort, irrest du zuo allen
strassen. Sin wort mag nit ungethon sin, es mag nit vernuetet
werden noch gehinderet; denn wo das wer, so wer es doch nit almechtig,
wenn er sine wort nit alle möcht volenden, oder ein andrer
were stercker dann er, der im sin wort möchte hinderstellig machen,
sunder es muoß alweg geschehen; so es aber nit grad beschicht, wenn
du es gern sähest, ist nit ein prästhaffte siner macht, sunder ein
fryge sines willens. Dann mueßte er ein ding glich nach dinem
willen tuon, werest doch du gwaltiger dann er, und mueßte er uff dich
sehen. Was möchte närrischer geredt werden! Er wirt sin wort
nimmer krafftlos lassen Ezech. am 12. [Ez. 12. 25]: O ir widerbeftzends
xind, ich wird ein wort reden unnd würd ouch dasselb
verbringen. Bald darnach [Ez. 12. 28]: Das wort, das ich reden
wird, das wirt ouch erfüllet. Die gantz euangelisch ler ist nüt anders

--358--

dann ein gwüß bewären, was got ie verheissen hab, werde gwüß
geleystet. Dann das euangelium ist nüt anderst dann ein gegenwürtige
leystung; denn der den vätteren, ja allem menschlichen gschlecht
verheissen, ist uns geleystet und mit im all unser hoffnung gwüß gemacht,
als Simeon sprach Luce. am 2. cap. [Luc. 2. 29-32]. Dann
was möcht er uns abschlahen, so er sinen eygnen sun für uns geben
hat, oder wie hat er uns nit alle ding mit im gegeben Ro. 8.
[Röm. 8. 32].
Damit nit me von der krafft oder gewüsse des gotsworts.
Ietz volgt:
Von der klarheit des worts gottes.
Ee wir anhebind von der clarheit des gotsworts reden, wellent
wir fürkummen, das nit die fyend siner clarheit harnach widerredind,
sprechende: Wie klar ist es dann? Warumb redt er durch glychnussen
und räterschen, wil er, das sin wort verstanden werde? Antwurt:
Zum ersten vernimm, das ich dir nit darumb antwurt geben understand,
das ich meine, das man dinen frävenen fragen muesse antwurten,
oder das die götlichen ratschleg verantwurtens dörffend, oder das ein
mensch möge wüssen ursachen aller thaten gottes, sunder so vil ich mit
wüssenhaffter gschrifft vermag, wil ich dir an dem ort dinen mund
verschlüssen, damit du lernest nit got lestren 1. Ti. 1. [1. Tim. 1. 19f.].
Das got von ie welten har etliche leeren hat durch glychnussen und
ietz in den letsten zyten durch den herren Jesum Christum allermeist
fürgeleit, ist ein anzeygen, das got sin meinung den menschen
hat wellen lieben und sueßlich fürgeben; dann was durch glychnussen,
fürwort und räterschen würt fürgelegt, hat die natur, das es den
verstand des menschen lustet und reytzt zuo erfarnus, ja meret inn
treffenlich eccle. 39. [Jes. Sir. 39. 2f.]: Der wyß mensch würt ußermessen
die heimlichen ding der fürworten und würt sich gmein
machen in den verborgnen dingen der glichnussen. Dann so uns das
fürwort oder glichnus gereitzet hat das ze erfaren, das darinnen
verborgen ligt, so es erfunden würt, schetzend wir es vil wärder und

--359--

türer, dann so es nun einvaltiklich were fürgelegt: Also hat die himelisch
götliche wyßheit, wie sy im 48. psalmen redet [Ps. 49. 4f.]: Min
mund würt wyßheit reden und die uebung mins hertzens fürsichtigheit.
Ich würd min or wenden zuo der glychnus und in suesse der harpffen
fürlegen min räterschen, den menschen wellen sinen willen fürlegen
mit lieplichen glychnussen, das die, so sust trag und unlustig wärind,
ze hören gereytzt und die erfunden warheit dess vester angenommen
und lieb gehebt wurde, ouch das der götlich sinn deß lenger im verstand
des menschen erbeert und gehandlet, sine wurtzen deß tüffer
ußstrackte in sin hertz. Byspil: Wer hette können die unglichen
frucht des worts gottes schöner ußstrychen, dann Christus gton hat
Mat. 13. [Matth. 13. 3-23] mit der glychnus des säyers und somens
gethon hat? Noch hat dise glychnus die junger Christi gereitzt inn
ze fragen und das darinnen lag ouch finden. Aber die gotlosen hat
sy schüch gmacht, nit das die glichnus das gethon hab, sunder ir
verstopfft gemuet, das sich nit hat wellen lassen berichten, ja nit
reitzen einigem verrichten ze losen, wie das der prophet Isaias
hat vorgeseit 6. capitel [Jes. 6. 9-12]: Hörend ir, die hörend; ir söllends
aber nit verston. Und sehend bedütende gsichten oder erschinungen;
ir söllends aber nit erkennen. Verblend das hertz des volcks und
beschwär sine oren, und thuo sine ougen zuo, das sy mit den ougen nit
sehind und mit den oren hörend unnd hertzen verstandind und sich
bekerind, das ich sy muesse xund machen. Und ich han gesprochen
(verstand: ich, Isaias): Her, wie lang? Und der herr hat geantwurtet:
Biß das die stett vereinödet on inwoner werden sin und die hüser on
menschen und das erdrich wuest; dann got würt die menschen ferr
hinweg thuon. Weliche wort Isaie ouch Christus am eegenanten ort
brucht und lert, das die grösse der sünden und frävel got ze widerstryten
sy verblent und got erzürnt hab, das das, so allen menschen
ze heyl geredt ward und billich ein ieden reytzen solt ze wüssen,
inen von irer sünden wegen schädlich, aber den gloubenden nutzlich
zuo der säligheit sin wurde, das er selbs redet bald darnach Mat. 13.
[Matth. 13. 12]: Eim ieden, der da hat, dem würt geben; der aber nit
hat, dem würt gnommen, das er hat. Ist die meinung: Ein ieder, so

--360--

begird himelscher ler und des gotzworts hat, dem würt es geben;
oder clärer: Ein ieder, der zuo dem wort gottes kumpt und bringt mit
im nit sinen eygnen verstand - als Hilarius spricht -, sunder hat
das gemuet, das er vom wort gottes wil geleert werden, der hat etwas,
das ist: nüt halten uff sich selb, sunder sich allein an got und sin
insprechen lassen. Meynest du nit, das der etwas hab? Dem also
gsitten wirt geben. Der aber nüt hat, das ist, der sinen sinn und
fürwitz treyt die gschrifft nach dem ze zwingen, meinstu, ob der
etwas hab? Neiner. Dem würt sinn und verstentnus gnommen, die
er sich meint haben, also, das inn wie sap. 2. [Sap. 2. 21f.] stat, sin
boßheit verblenden würt, das er nit annimpt die ding, so des geists
gottes sind. O frommen Christen, wie ferr meinend ir sin unser
ein grossen teil von der ungnad gottes? Wir sehend die unverschampte
der sünden, das es alles nüt ist dann ein gyt, nüt dann ein muotwill,
alle grechtigheit nun ein glichßnery und gfallen der menschen. So
man uns aber umb dise mißthaten mit der euangelischen leer, die ist
das wort gottes, straffet, wyßt und beßret, wellend wirs nit hören, wir
beschlüssen die oren davor, unnd das uns ze guotem von got zuogeschickt
würt, verwerffen wir so lang und dick, biß die straff ouch hernach
volgen würdt. 2. paralip. 36. [2. Chron. 36. 15-20] findst du, das got
die kinder Israels ouch dick gmanet und ungebesseret zum letsten
lassen uß dem land fenklich schleipffen. Also aber got der herr
irer vätteren schickt zuo inen in gwalt siner botten sy frue und täglich
warnende, dann er übersach inen, ouch der helgen statt. Aber sy
verlachtend und schentzletend die botten gottes und achtetend klein
sin red und verspottetend die propheten so lang, biß der zorn gottes
zuonam über das volck und halff ghein artzny me. Dann er hat den
chaldeyschen küng über sy gfuert und hat ire jungen mann mit dem

--361--

schwert erschlagen im tempel; er hatt dhein erbärmd gehebt weder
mit den knaben, noch mit den dochteren, noch mit den alten, noch
mit denen, die am stecken gond, sunder hat sy alle hingeben in die
hend des chaldeyschen küngs. Der hat alle breitschafft des hus
gottes und alle schätz gen Babilon gfuert, und hand die fyend das
huß gots anzündt und die mur Hierusalem zerrissen, alle türen verbrent,
und was kostlich was zerstört. Sich, wel ein jamer nachvolget,
so man das wort gottes veracht und verschupfft. Sich ouch daby,
das dem wort gottes nit glouben geben ein gwüß zeychen ist, das die
rach uns gar bald betretten würt. Also ist das wort gottes und des
verkünder ein guoter geschmack oder ruchh 2. Cor. 2. [2. Cor. 2. 15f.],
doch gbirt er etlichen das leben, etlichen den tod. Byspil: Nimm ein
guoten, starcken win; der schmeckt dem xunden wol, macht in frölich,
sterckt in, erwermpt im alles bluot. Der aber an einer sucht oder
fieber kranck lyt, mag inn nit schmecken, wil gschwigen trincken,
wunderet sich, das in die xunden trincken mögen. Das bschicht nit
uß prästen des wins, aber uß prästen der kranckheit. Also ist das
gotswort gantz grecht an im selbs und zuo guotem dem menschen geoffnet;
wers aber nit erlyden mag, nit verston, nit annemmen wil, ist
kranck. So vil sye geantwurt denen, die frävenlich redend, got welle
in sinen worten nit verstanden werden, glich als ob er uns gfären
begere. Wo wir in nit verstond, sind wir ietz in sinen ungnaden,
und wie ein sun sich bekent noch in der hulde sines vatters sin, so
er mit im joch ruch und sträfflich redt, aber usserhalb aller gnaden,
so er nüt mit im redt, in nüt leret, nüt wyset: also ist es die jämerlichest
straff und ein gwüsse gegenwürtigheit grosser üblen, trostloß
sin des worts gottes.
Ietz nachend wir der clarheit und dem liecht. Got sye lob und
gebe rechte red in unseren mund, daß wir die heyter herfür bringen
mögend. Amen!
Das wort gottes, sobald es anschynet die verstentnus des menschen,
erlüchtet es sy, das sy es verstat, bekennet und gwüß würt. Diß ist
David innen worden und spricht im 118. psalmen [Ps. 119. 130]:

--362--

Erklärung diner worten, o herr, erlüchtet unnd gibt verstentnus den
kleinen; verstand: die by inn selbs nüt sind, sunder als das kind, das
Jesus demuetigheit ze leren inmitten under die junger stalt Mat. 18.
[Matth. 18. 3] und sprach: Es sye dann, das ir bekert und als diß
kindle werdend, mögen ir nit ingon in das rych der himlen. Dise
mitlouffende oder fürkummende klarheit ist bedütet in der geburt
Christi, als die hirten umschynen hat die clarheit, und darnach erst
der engel hat angehebt mit inen ze reden Luc. 2. [Luc. 2. 10-12], des
worten die hirten ggloubt, funden habend alle ding, wie in der engel
gseyt hat.
[I] Nun wellen wir zum ersten uß dem alten testament sin clarheit
mit etlichen gschichten bewären, darnach uß dem nüwen.
[1.] Das Noe got, der in hieß die arch buwen, gloubt, ja er
wurde alles erdrych mit der sündgüse vertilgen, ist nit eins menschlichen
liechts gewesen, oder aber die vile, die sich daran nüt kert,
sunder für und für buwt, vermahlet, lustet, hett in einigen lycht
mügen zwyfelhafftig machen der gestalt: Ach, das zuo dir gesprochen,
ist nun ein betrug, on zwyfel von eim gspenst dir fürgeworffen. Sichstu,
daß s'wort gottes sin eygen liecht hat mit im bracht, durch das Noe
erkent hat, das es gottes sust niemans gesin ist gen. 6. [Gen. 6. 13-22].
[2.] Das Abraham die stimm, die in hieß sinen sun Isaac
uffopfren, gloubt gottes sin, was nit menschlichs liechts oder verstands,
dann Abrahamen ward das heil in Isacs gschlecht verheissen
gene. 21. [Gen. 21. 12]. Nun hieß inn got ebendenselben sinen sun
Isaac, den er lieb hatt, uffopfferen 22. gene. [Gen. 22. 2]. Das muoßt
ie in Abrahamen dise gedechtnus machen nach menschlichem ermessen:
Die stimm ist nit gerecht, nit von got, dann er hat dir zuo eim
sunderen fründstuck disen sun Isaac von diner lieben hußfrowen
Sara ggeben, und daby verheissen, daß uß sinem gschlecht der heyland
aller menschen sölle geboren werden. So du in aber töden
mueßtest, wer als verheissen nüt, es were ouch wider sin gab; dann
was hett er dir inn wellen geben, so er in dir hatt wellen, glich so

--363--

du sin am grösten anhebst gefreuwet werden, widerumb nemmen.
Nüt! Die stimm mag nit von got sin, sy muoß vil ee vom tüfel sin
dich ze verfueren unnd umb dinen allerliebsten sun bringen. Das er
sich aber sölich anligende angst unnd not nit hat lassen irren, sinem
eygnen ratschlag ouch nit gloubt hat, ist niemans anders dann gottes,
der in mit sinem wort also erlüchtet, das er wol erkent hat, das es
gottes was, wiewol er in hieß, das den vordrigen glübden gantz wider
was. Hie regtend sich alle adren, bein unnd krefft des gloubens. Sin
gedanck mocht das heissen gottes nit erlyden, aber der gloub widerstreit,
sprechende Ro. 4. [Röm. 4. 16ff.]: Ey, der dir den sun vorhin
hat verheissen und geben, der mag dir in ouch wol widerumb uferkicken
oder den heiland, von im verheissen, etlichen andren weg der
welt leysten; er ist starck unnd rych gnuog das ze leisten, das er
geredt hat. Und hat also der gloub überhand gnommen; vermerckest
wol, das es von dem liecht gottes worts, das es mit im selbs gebracht,
beschehen ist.
[3.] Das Moyses nit verzwyflet ist, als er d'kinder Israels hingfuert
zwüschen roß und wand - als man spricht -, das ist:
zwüschen den berg - als Josephus sagt - und meer und fyend
gebracht hat. Do aber sy anfiengen murren wider inn mit muelichen
worten exodi 14. [Ex. 14. 11-16]: Warend in Egypten nit greber,
darinnen wir hettind mögen erschlagen vergraben werden? Habend
wir dir das nit vorgeseyt? sunder sy trostlich bevestet: Fürchtend üch
nit, got würt für üch stryten und werden ir ruowen; und als er heimlich
im hertzen zuo got geschrüwen unnd got im geantwurt hat: Nimm die
ruoten und reck din hand uff das meer und zerteil es, das die kinder
Israels trucken mitz durhin gangind. Ja, das er da nit verzwyflet
ist gedenckend, wo aber die stimm nit gottes were sunder ein
betrug, so werest umb, sunder gwüß die stimm gottes erkent: ist

--364--

des liechts des worts gottes, das mit sölichem schyn und gwüsse kumpt,
das man es bekent und im gloubt unnd nit des verstands Moysis,
wiewol er in aller kunst und wyßheit der Egypteren wol bericht was
[Act. 7. 22].
[4.] Das Jacob wüßt, das die stimm des, der oben an der leytren
stuond und sprach: Ich bin der herr got Abrahams, dines vatters
und Isaacs etc., gottes was, unnd sy nit für ein lichtuerigen troum
hielt, was nit sines verstands; dann wo hat er gott ie vor gesehen
oder sin stimm gehört, da er sy hette mögen lernen erkennen, sunder
das wort gottes macht inn so klar verstendig, das er dheinen zwyfel
hatt, es wäre die stimm gottes, und darumb sprach er, nachdem er
erwachet: Warlich, der herr ist an dem ort, und han ichs nit gewüßt
[Gen. 28. 16]. Sag an, du wyser man, weliches concilium oder urteyler
hand erkent, das er das wort gottes sölte für war han und glouben,
das es gottes wäre? Sehen, ir zangger, das das wort gottes sin eygen
klarheit und erlüchtung mit im gebracht, darinnen er gesehen hat, das
es gottes was, unnd hat im vestenklich gegloubet unnd allem, so im
da verheissen ward genesis am 28. [Gen. 28. 13-15].
[5.] Das Micheas die erschinung von gott im kund geton und
die wort, darinn geredt, erkent hat gottes sin und nit ein fantasy
geschetzt, ist gottes nit eines menschen 3. reg. 22. [1. Reg. 22. 17-23].
Namlich so 400 propheten wider in stuondend und wider Micheam
redtend, voruß Sedechias [1. Reg. 22. 6-15], der in ann baggen
schluog unnd sprach: Hat mich der geist gottes verlassen und mit dir
geredt? solt do nit die vile der türgeachteten propheten unnd gwalt
beyder künigen Achabs und Josaphats Micheam gewendt haben
ze gedencken, du möchtest nit recht dran sin, nit recht verstanden
haben, nit recht gsehen. Ja, wo er kein ander liecht hett ghebt
dann sin verstentnus, were im der zwyfel lychtlich zuogefallen, aber das
wortt gottes hat sich im selbs uffgethon und sin clarheit mit im gbracht,
das im sin verstentnus gefangen und bevestet hatt, das er styff uff
der sag und gsicht bliben ist. Sag aber an, wyser man - in dinem
sinn -, wie wär es der götlichen warheit ggangen, hette man dise
gesicht unnd wort gottes an die vile der propheten gelassen? Oder
welicher mensch hat darüber geurteilet, das Micheas nit irret, als er
nit irrt? Dann die andren vil propheten verhiessend den beyden
künigen den sig; Micheas seyt inen, sy lugend, und wurd inen ghein

--365--

sig. Also beschach das, das der einig seyt, von got bericht, on alles
mentschlich hinzuothuon, und log die ander gantz vyle.
[6.] Das Hieremias die wort gottes, im bevolht, unerschrocken
fürgefuert, wiewol man in darumb gfangen understuond umbringen, ist
dannen kummen, das er dem wort gottes vesten glouben gab und
verstuond uß got sin Hiere. am 26. [Jer. 26. 4-6].
[7.] Das Helias durch das wort gottes 3. reg. 18. [1. Reg. 18. 1]:
Gang und erzeyg dich Achab, daß ich regen gebe uff das erdrich,
verstanden und den gantzen handel mit den abgötpriesteren volbracht,
ist nit sines verstands sunder gottes erlüchtung xin, uß dero er wol
bericht alle ding on alles urteil der mentschen - denn er sich gantz
und gar allein schatzt sin 3. regum. 19. und Ro. 11. [1. Reg. 19. 10,
Röm. 11. 2f.] -, verendet hat.
Diser siben kuntschafften uß dem alten testament wellend wir uns
benuegen zuo bewären, das das wort gottes vom mentschen wol verstanden
mag werden on alles wysen einiges menschen; nit das der
verstand des menschen sye, sunder des liechts und geists gottes, der in
sinen worten also erlüchtet und atmet, das man das liecht siner meinung
sicht in sinem liecht, wie im 35. psalmen [Ps. 36. 10] stat: By
dir, herr, ist der brunn des lebens, und in dinem liecht werdend wir
das liecht sehen. Glich als Jo. 1. [Joh. 1. 4] stat.
[II.] Und damit wellen wir gon zuo den kundschafften des nüwen
testaments.
Jo. 1. [Joh. 1. 9] stat, daß das wort gottes oder sun was das
war liecht, das ein ieden menschen, der in diß welt kumpt, erlüchtet.
So nun das liecht ein ieden menschen erlüchtet, ist es on zwyfel die
clarheit selbs; dann nüt mag alle menschen erlüchten, syge wie liecht
und clar es welle, es syge dann die klarheit selbs; die muoß ouch ewig
sin, damit sy allweg wärende alle menschen erlüchte. Dann alles, das
clar ist, muoß ie von der clarheit clar sin. Hörend, ir zangger, die
der gschrifft dheinen glouben gebent, daß das wort gottes, das got
selbs ist, erlüchtet alle menschen. Darumb gond hin mit üwerm
liecht, das ir mit üweren richteren wellend dem wort gottes geben.
Joannes der teuffer spricht Jo. 3. [Joh. 3. 27]: Der mensch mag nüt
empfahen noch begryffen, es werde im dann von oben harab gegeben.
Muoß nun von oben herab kummen, das wir mögend ütz empfahen

--366--

oder begriffen, so mag mir ie dasselb dhein mensch leysten. Also
kumpt begriff und verstand der götlichen leer von oben herab, nit
von üweren richteren, dero ein ieder als wol irren mag uß sinen
anfechtungen als Balaam. Liß 2. Petri 2. capitel [2. Petr. 2. 15f.].
Das samaritisch wyb ist so witzig, das es zuo Christo spricht
Jo. 4. [Joh. 4. 25]: Ich weyß, das der Messias kumpt, der genempt
würt Christus. Wann nun der kummen, wirt er uns alle ding offnen
oder verkünden. Und unser theologi wüssend das noch nit, sunder
fragtest sy, ob sy dise wort verstandind: Christus est caput ecclesie,
das ist: Christus ist ein houpt siner versamlung oder kilchen, die
sin lyb ist, sprechind sy, ja, sy verstandind es wol, sy gdörend es aber
on urteil der menschen nit also verston. Los, was armer lüten! Ee
sy sich die warheit wellend lassen bestryten, ee wellind sy sich selbs
menschen verleugnen sin, glich als ob sy nümmen vernunfft habent,
nümmen wüssend, was caput heiß, das sy alles nun darumb thuond,
das sy den Caiaphassen und Annassen die götlichen warheit unterwerffind
als rechten richteren, und gilt by inen nüt, was Christus redt,
der Jo. am 6. [Joh. 6. 45] spricht: Sy werdend all von gott gelert
werden, als Isaias am 54. [Jes. 54. 13] spricht. Werden nun alle
Christen von got gelert, warum wilt du inen ire ler nit gwüß und fry
lassen nach dem verstand, den sy got gelert hat? Das aber got der
gleubigen hertzen leerer sye, lernend wir von Christo in den nächsten
worten darnach, als er spricht Jo. 6. [Jo. 6. 45]: Ein ieder, der's vom
vatter gehört und gelernet hat, der kumpt zuo mir. Niemans kumpt zum
herren Christo Jhesu, denn der in gelernet hat erkennen vom vatter.
Hörend ir, wie der schuolmeister heißt, nit doctores, nit patres, nit
bäbst, nit stuel, nit concilia; er heyßt: der vatter Jhesu Christi. Ir
mögend ouch nit sprechen: Mag aber einer es nit von einem menschen
ouch lernen? Nein. Er spricht glich darvor [Joh. 6. 44]: Nieman
kumpt zuo mir, min himelscher vatter hab ich dann zogen. Und wo
du ja von einem apostel das euangelium Christi Jhesu hortist,
wurdestu im nit gevölgig, der himelisch vatter leere dich dann durch
sinen geyst und zühe dich. Die wort sind clar, die ler gots sy clar

--367--

erlücht, lert, macht gwiß on aller menschlichen wyßheit zuoschub.
Werdend sy nun von got glert, so werdend sy ie clarlich gwüß unnd
wol gelert; dann mueßtend sy erst von den menschen bescheiden und
gewüß gemacht werden, so hiessend sy billicher von menschen weder
von got gelert.
Aber spricht Christus Jo. 6. [Joh. 6. 44]: Darumb hab ich üch
gseit, das nieman zuo mir kummen mag, es sye im dann von minem
vatter ggeben. Hörest du, das der vatter gibt, wie obstat, was wilt
du eines anderen leerers, fürers oder richters? Als Petrus für alle
junger bald darnach sprach, do sy Christus fraget: Wellend nit ir
ouch von mir wychen [Joh. 6. 67]? antwurt Petrus in aller person:
Herre, zuo wemm woltent wir gon? Du hast die wort des lebens, unnd
wir gloubens und erkennends, das du Christus bist, ein sun gottes
[Joh. 6. 68f.]. Hör, sy wüssend dhein andren leerer, das sy sich trösten
mögen, das er sy die wort des läbens mög leren, unnd du wilt mich
zwingen, ich verstande sine wort nit, sölle sy erst by einem menschen
lernen. Hörst du, das die apostel nit zwyfelhafftig sind, sunder von
got nit von menschen glert sprechend: Das glouben wir und habends
erkent. Ja, sprächist gern: Wenn mich gott gelert hetti. Antwurt:
Ich hör, das dich gott nit gelert hat; dann hette dich gott gelert, so
wüßtestu, wie die junger, gwüß dich gelert sin; ja die wort wurdend
es selb anzeigen. Dann der vom erdrich ist, der redt von der erd;
der von oben herab, der ist über all Jo. 3. [Joh. 3. 31]. Fragest wyter:
Wie sol ich darzuo kummen, das er mich ouch leer, das ich gwüß wüsse,
das dise oder iene meinung sines willens sye, nit anders antwurt:
Bgers an in, so wirt ers dir geben, fuegt es dir; dann er weißt bas,
was dir fueget dann du selbs; dann er spricht: Ein ieder, der begert,
empfacht etc. Mat. 7. [Matth. 7. 8]. Hie reg die adren des gloubens.
Der sol so groß sin, als das senffkorn krafft hatt Mat. 17. [Matth. 17. 20];
Aber ich fürcht, dir mögend ouch die wort Christi zuogsprochen
werden, die hernach volgend Jo. 6. [Joh. 6. 64]: Es sind etlich under
üch, die nit gloubend.
Christus dancksagt got, sinem himelschen vatter Mat. am 11.
[Matth. 11. 25], sprechend: Ich sag dir danck, o vatter, herr himels

--368--

und der erden, das du dise ding verborgen hast vor den wysen und
fürsichtigen, und hast sy den kleinen geoffnet, dann es hat dir also
gefallen. Hörend ir, daß Christus got darumb danck sagt, das er
die himelschen wyßheit den wysen diser welt verborgen hat, und
darumb wellend ir die hertzen, von got gelert, an die selben weltwysen
widrumb wysen? Er offnetz den kleinen, den niderträchtigen;
er mag uff die hohen roß nit uffhin geschryen, dann er würt nit
schryen, als Isaias sagt [Jes. 42. 2]: Sin stimm ist demuetig. Sy
mögen inn ouch nit hören vor irem pracht der pferden, der dieneren,
der musick und jo triumphe. Sprechend ir: Sy sind wyß von got
und bewärends gar mit einem schönen byspil Caiaphae, ja ob sy
schon böß syind, verkünde got nüt des minder sin meinung durch sy.
Sag an, was sagend sy von got? Ich hör sy nit von got sagen, aber
wol die stimmen, die helgen vätter, vorfaren und von eim stuol Petri
sagen, von dem weder im euangelio noch in der selbsleer Petri nüt
geschriben stat. Ach was gäbens darumb, das der stuol im euangelio
stuende; sy rumplend allenthalb mit, noch mögend sy in mit der
euangelischen ler nienen underleggen, das er styff stand. Summa:
Ich sich ann zeichen nit, das sy von got gschickt syind. An der leer
hör ich, das sy den tyrannen nach gefründt sind. Ir werden sy wol
an iren früchten erkennen. Er hats den kleinen selbs geoffnet.
Er spricht widrumb Jo. 6. [Joh. 6. 35]: Ich bin das brot des lebens.
Welicher zuo mir kumpt, den würdt nit hungeren, und der in mich
gloubt, den würt nimmer dürsten. Hie ist gwüß, daß Christus von
der spyß der leer redet; die findt man by im; er spricht nit: Gang
zue den gehübten, purperten. Dieselben machend den menschen
nit gewüß; aber den got gwüß macht, würt gespyßt und getrenckt,
das er hunger noch durst nimmer me lyden würt. Warumb wilt du
dann in bereden, er sölle von der spyß wegen zuo den vätteren gon,
so er schon von got gespyßt ist?
Namlich, so der heylig Paulus nach der meinung Christi Jo. 6.
[Joh. 6. 45] anzogen: Sy werdend all von gott geleert. Ouch herin zücht

--369--

die prophecy Hieremie am 31. [Jer. 31. 33] in der epistel zun
Hebreern am 8. capitel unnd 10. [Hebr. 8. 10, 10. 16], in dero got
also redt: Ich wird mine gsatzt in ire hertzen geben und in ire gmuet
schryben, und würd irer sünden und schalckheiten nimmer me gedencken.
Hörend ir, das er sin xatzt selb in unsere hertzen schryben
wil, dann er spricht wyter [Jes. 31. 34, Hebr. 8. 11]: Und es wirt einer
nit sinen nächsten oder bruoder muessen leren: Ja, erkenn den herren,
dann sy werdend mich all erkennen von dem mindsten biß zuo dem
meysten. Hörend, das got so gwüß leert, das dem menschen niemans
me nachfragt; dann er bericht selbs des menschen hertz, das es sust
niemans me gdarff.
Paulus schribt me 1. Cor. 2. cap. [1. Cor. 2. 12f.]: Wir hand
aber nit den geist diser welt empfangen, sunder den geist, der uß got
ist, das wir wüssind die ding, so uns von got ggabet sind, die wir
ussprechend, nit mit gelerten worten menschlicher wyßheit, sunder mit
worten, die im heiligen geyst gelert sind. Sehend und hörend, das
die gebnen gaben gottes uß dem geist gottes erkent werdind, nit mit
kluogem pracht menschlicher worten und wyßheit, das ist der geist
diser welt. Sprichst du aber: Ich mein, das die versamlung der
bischoffen ouch den geyst gottes habend. Hörst du nit, sy sind im
z'hoch geachtet, ze ferr anhin; er laßt sich nit erkennen vom geyst
dyser welt; er offnet sich den kleinen. Wie dörste der schlecht
zimmermann zuo sölichen fürsten (Cuontz sprach: bettelfürsten) kummen?
Der fürstlichen gnaden muoß nüt da sin, damit man sich gegen siner
gnad neyge, dann die titel sind von der welt, nit uß got. Got offnet
sich durch sinen geist selbs, und würt von im nüt gelernet on sinen
geist. Der thuot sich selb wäslingen eim ieden uff, so mit hinwerffen
sin selbs zuo im kumpt. Ja, er ladet uns zuo kummen Jo. 7. [Joh. 7. 37].
Ob ieman dürste, der kumm zuo mir unnd trincke etc. Weiß nüt deß
minder wol, das sy got erlüchten würt als andre mentschen, ja, wo
sy mit demuot erlüchtung begerend.
Das Paulus von Jesu Christo nidergworffen actorum 9.
[Act. 9. 4f.] und bscholten: Saule, Saule, warumb durchächtest

--370--

mich? Und demnach er fragt: Wer bistu, herr? ghort: Ich bin Jesus,
den du durchächtest, die stimm erkent hat Jesu Christi sin, ist
nit sines verstands noch ermessens, sunder des liechts gottes xin, das
inn ouch mit eim sichtbaren schyn umbgeben hat; dann er sust wuetet
sinen namen und eer ze vertilgen, dadurch er nit zuogelassen wer, die
stimm erkennen, noch iro volgen.
Joannes spricht 1. Jo. 2. [1. Joh. 2. 27]: Ir dörffend nit, das üch
ieman leer, sunder wie üch die salbung lert von allen dingen, also ist
es war und an im selbs und ist ghein lug noch falsch, und wie üch
dieselb gelert hat, also blyben in dem sy üch gelert hat. Vernimm
zum ersten, die salbung nüt anders sin dann die erlüchtung und begabung
gottes des heiligen geysts; demnach sichst du, das, nachdem
uns got mit sinem salb, das ist: mit sinem geist, geleert hat, wir nümmen
niemans dörffent, der uns leer, denn da ist dhein valsch me, sunder
die luter warheit, darinn man ouch verharren sol. Hie spricht aber
die vorgenannte rott: Wie weyß aber ich, ob die meinung, dero ich
bin, vom geist gottes sye, es werde dann durch die, denen es zuostat,
erkent und geurteilet, das es uß got sye oder gottes meinung sye.
Antwurt: Ich wil dir ein antwurt geben wie Christus den Juden,
do sy im fragtend, in was gewalt er die wunder wurckte, do er sy mit
einer gegenfrag widerschluog, darinn aber verstand der meinung innen
lag, sprechend: Ist der touff Joannis von got gesin oder von den
menschen [Matth. 21. 25]? Ich wil sy ouch also widerumb fragen: Du
tolle rott, sag an, so der huff der fleischlich geistlichen, die du vätter
unnd bischoff nennest, ietz erkennet die meinung, darumb der zwyfel
ist, syge also oder also, werdend ir demnach erlüchtet und gwüß
gemacht, daß es sicher also syg? Üwer antwurt on zwyfel: Ja. O ir
den närrischen Galateren glich [vgl. Gal. 3. 1]. Wer hat üch verzouberet,
das ir den betrogenlichen mentschen gloubend und den
worten gottes, die die warheit selbs sind, nit gloubend? Wie wellend
ir die üwre verstopffte immer me besseren, das ir dem geist gottes,
der üch die warheit für die tür treyt, nit gloubend, und den prästhafften
menschen, der on die gnad und geist gottes nüt mag, zuotragend
und beschirmend ir mißbruch, geben ir glouben? Ir gloubend,
das ir gsichret werdend von den menschen, das aber nüt ist unnd

--371--

vermeinend got vermög üch nit sichren. Wüssend ir nit, das aller
gedanck und verstentnus in die ghorsame unnd dienstbargheit gottes
gefangen sol werden, nit der menschen gfangner sin? Aber ich sich,
was üch gbrist; darumb wil ich üch im namen gottes das anzeygen.
Ir wüssend nit, wie got den menschen lert, und so er in glert hat,
wüssend ir nit, wie der mensch des innen würdt und gwüß. Dann ir
wüssend nit, was das euangelium ist. Darumb der oren hab, der hör.
Das wort euangelium heißt als vil als ein guot botschafft oder berichtung,
die dem menschen von got kumpt in dem, so er unwüssend
oder zwyfelhafftig ist. Byspil: So der mensch durst hat nach dem
heyl siner seel, fragt er ein Carthüser: Lieber, wie sol ich sälig
werden? Antwurt er im on zwyfel: Nimm unseren orden an dich,
darinn würdstu gwüß sälig, dann er ist der strengest. Fragst ein
Benedicter, spricht er: Es ist guot ze mercken, das in unserem orden
allerringst ist sälig z' werden, dann er ist der eltist. Fragst du den
Predger, spricht er: In unserem orden ist es gwüß, dann er ist von
unser frowen von himel herab kummen. Fragst du den Barfuosser,
spricht er: Unser orden ist der gröst und ermst in der welt; rechen
du ietz, ob ienen ringer säligheit funden mög werden. Fragstu den
bapst, spricht er: Mit ablas gats am ringsten zuo. Fragst die in
Compostell, so sprechend sy: Welicher sant Jacoben by uns
suocht, der mag niemar verlorn, niemar arm werden. Sich, da zeiget

--372--

ein ieder ein besundre art an, und stryt ieder streng, sin meinung syg
gerecht. Hie spricht aber die durstig seel: Ach, welichem sol ich
volgen? Es thuot ieder sinen weg so hüpschlich dar, das ich nit
weiß, wie im ze thuon ist. Und zum letsten gdar sy wol zuo got louffen
und engstiklich rueffen: Ach got! Zeig mir, welicher under denen
örden oder wägen der gwüssest sy. Du thor! Hast du die zuoflucht
zuo got, das er dir ein underscheid zwüschend der menschen weg könne
geben unnd rueffest in nit an, das er dir den weg zeyge zu der säligheit,
der im gfall unnd in gewüß dunckt! Sich, wie kumpstu nun by
got ze vesten, das dir die menschen fürgeben? Warumb sprichst du
nit als mär: Ach got, dise sind uneins; du bist das einig, unverborgen
guot; zeig mir an den weg der säligheit. Hie hör das euangelium ein
gwüsse botschafft, antwurt oder sichrung. So stat Christus für dich
mit offnen armen, dich ladend und sprechend Mat. 11. [Matth. 11. 28]:
Kummend zuo mir ir alle, die arbeitend und beladen sind unnd ich wil
üch ruewig machen. O der frölichen botschafft, denn sy bringt mit ir
ein liecht, das wir das wort war erkennend und gloubend, wie da
oben vilvaltiklich bewärt ist; dann der es geredet hat, ist ein liecht
der welt; er ist der weg, die warheit und das leben. So mögend wir
ie in sinem wort nit irren, wir mögen nit abgon, nit gefelscht, nit getödet
noch ermürdet werden in sinem wort. Meinstu nit ietz din sel
würt gsichret - hör die sicherheit des worts gottes -? Si würt
bericht und erlüchtet - hör die clarheit -, das sy verstat all ir heyl,
all ir grechtigheit oder frommwerden in Christo Jesu verschlossen
sin, ja gewüsslich getröst, das jr nüt by im abgeschlagen möge werden,
so er sy von im selbs so gnädiklich ladt unnd beruefft. Und so du
sy da dannen wilt fueren und sprechen: Hie ist Christus oder dört
[Matth. 24. 23], spricht sy mit der liebhabenden seel in canticis
[Hohes Lied 3. 4]: Ich hab inn ergriffen, ich wil inn nit verlassen,
dann sy ir den besten teil mit Magdalenen erwellet hat, den herren
selbs, des wort sy eynig erfreuwt und tröst. Gond alle örden schlaffen
mit irem närrischen, ja hochmuetigen rhuom; wir sind Marie Magdalene
sün, wir fuerend das schowlich leben. Es sag von dem tant, wer
welle, ist die meinung Christi die xin. Christus bruch ist xin von
ieden lyblichen dingen ab ze ziechen in ein nutzliche leer des geists

--373--

Byspil: Do man zuo im sprach: Din muoter und brueder sind da ussen,
begerende, mit dir ze reden Mat. 12. [Matth. 12. 47-50], zücht er
von der lyplichen früntschafft zuo der früntschafft gottes und streckt
sine hend uß under die junger und spricht: Sich min muoter und mine
brueder. Ein ieder, der den willen mines vatters thuot, der in den
himlen ist, der ist min bruoder, min schwöster unnd min muoter. Derglichen,
als das xund worden wyb sprach [Luc. 11. 27]: Sälig ist
der lychnam, der dich getragen, und die brüst, die du gsogen hast,
leert er ein geistliche gotzbürtige schwengre: Sälig sind, die das
gotzwort hörend und haltend [Luc. 11. 28]. Nit das er sin muoter unwärd
hette, sunder das er iren handel uffthäte, was er bedüte. Sy
hat vom wort gottes empfangen; also empfacht den geist gottes, der
sin wort hört. Sy hat inn ein reine magt geboren; also der das gotzwort
bhalt und in im selbs uebt und nert, gibt wunderbarliche frucht. Glich
also hat er hie by den zwey schwösteren [Luc. 10. 38-42], dero ietwedre
recht thet, ein inzug genommen by Maria Magdalena, daß
die den rechten teil, der nimmer me fälen mag, erwellent, die in überkummind
und suochent; denn von im sölle sich nieman lassen schrentzen.
Darum sprach er zuo Martha: Du bekümrest dich mit vil gschefften
- ietz gat er zuo dem verstand des einigen guots, das er ist - und
ist doch nun ein notwendigs zum heil, das hat Magdalena funden;
halt es styff. Hören aber ir das einig, das zuo dem heil notwendig
ist? Ja, wer ist das einig? Christus. Ir hand recht geurteilet;
bhalten inn und verlassen in nit. Meinen aber ir in den clösteren und
kutten, das Christum niemans finden mög dann ir, oder das sin
wort nieman höre weder ir? Ja, nieman hört minder sin ler weder
ir. Ir hand ander und ander ergriffen, die ir streng halten und in
inen vertröst sind. Es stat von Magdalena: Sy hort sin wort;
das was der best teil, den sy erwelt hat. Ja, also ist einer ieden seel:
Für das sy von got erlüchtet ist, so mag sy keins menschen wort me
sichren, trösten, erfröwen als das wort gots, und spricht wie die junger
zum herren Jo. 6. [Joh. 6. 68]: Herr, zuo wemm wolt ich gon? Du hast
das wort des lebens; das ist: Din wort erkickt, widerbringt, macht
lebendig, daß die seel davon vertröst und verhefft wirt an dich, daß
sy keim andren wort me vertruwen mag dann dinem.
So du nun von got beruefft werst, sprichstu: Wie sol ich mich
bereiten, daß ich sin gnad gwüß erlange? Antwurte ich: Setz all din

--374--

trost in den herren Christum Jesum, das ist, bis gwüß, daß
er, so er für uns glitten hat, die versuenung ist für uns vor got in die
ewikeit 1. Jo. 2. [1. Joh. 2. 2]. Sobald du das gloubst, wiß dich ietz
gezogen sin von dem vatter, und das du meinst din arbeit sin, ist des
geist gottes, der heimlich in dir würckt. Denn niemans kumpt zuo
mir, spricht Christus Joannis am 6. [Joh. 6. 44], es zühe inn dann
min vatter, der in den himlen ist. Hörst du das, so du inn suochst,
findst, haltest, du vom vatter zogen bist, und sust hettest nit mögen
zuo im kummen.
Das ich mich aber in diser bewärnus so lang sum, ist die ursach:
Es sprechend die beschirmer der menschlichen leren: Es ist
war, man sol die euangelisch leer, das ist die von got ingesprochen
und gelert ist, für alle leeren achten - so ferr sind sy kummen,
got syg lob! -, aber wir verstond das euangelium unglich. Nun so
ein span zwüschen dinem und minem verstand ist, muoß ye einer sin,
der uns entscheide und gewalt hab, den under uns irrenden ze
schweygen. Diß thuond sy alles, das sy den verstand des worts gottes
den mentschen underwerffind, damit ein ieder, so das euangelium
predget, von Caiapha und Anna mög kestiget und umbhar gfuert
werden, und glich wider das Paulus seyt, das alle verstentnus und
gedancken und erfinden sölle nach dem willen und dienst gottes gefangen
werden, wellent sy die meinung gottes in der menschen urteil
gefangen legen. Nun mercken hie ein antwurt: Zum ersten verstand
das euangelium nit allein, das Mattheus, Marcus, Lucas und
Joannes geschriben hand, sunder wie vor gseit ist alles, das von got
den menschen ie ist kund gethon, das sy bericht und sicher gmacht
hat des willens gottes. Der nun einig ist, und ist ein geist der
einigheit, nit der zwytrachten, darus man merckt, das ein warer natürlicher
sinn in sinen worten steckt; got geb, wie wir die hin und har
ziehent. Hie bitt ich aber dich, das du umb gots willen nüt zürnest,
so wil ich dir ein prästen sagen, den gar vil gelert hand. Ist der:
Der merteil dero, so zuo disen zyten das euangelium widerfechtend
- wiewol sy das nit gdörend offenlich verjehen, thuond sy doch heimlich
alles, das dahin langt. Hör ire wort. Sy sprechend: Es stat nit alles
im euangelio; es ist vil guots, das im euangelio nie gedacht ist. O ir

--375--

luren! -, die sind im euangelio gar nüt bericht noch erlesen, unnd
nemmend die wort haruß unangesehen, was darvor oder nach stat,
und wellend darnach dieselben wort zwingen nach irem muotwillen,
glich als welte einer von eynem bluemly, das on alle wurtzen ist abbrochen,
ein bluomgarten pflantzen. So sol es nüt; er muoß den wasenschollen
mit den wurtzen pflantzen. Also muoß man dem wort gottes
sin eygen natur lassen, so gbirt es in dir und mir einen sinn. Und
sind die also irrenden gar lychtlich zuo überwinden mit dem, das man
sy nun zuo dem ursprung fuert, wiewol sy nit gern dahin kummen.
Demnach sind etlich so tüff in die eselshut vernäyt, das, wenn inen
der natürlich sinn wirt uffgethon, das sy darwider nüt reden könnent,
sprechend sy, sy gdörend den sinn nit also verston, es erkennind dann
die vätter, man sölle inn also verston; denn ie muesse sin, das vil
rechter ein ding verstandind weder einer oder wenig. Antwurt: Wär
das war, so mueßte Christus unwar sin, dann die vile der priesterschafft
meint ein anders, und was er aber allein. Das sye ferr von
uns. Oder die apostlen werend nit recht dran xin, dann gantze land
und stett warend wider sy. Ouch hüt ist der ungleubigen zehnmal mee
dann der gleubigen; sölte darumb ir meinung grecht und unsere ungrecht
sin, das iro me ist dann unser? Nein. Thuo dich nebend sich;
die vile macht nit die warheit. Wie ist im nun ze thuon? Nun sind
wir in unserem zwytracht noch nit bericht. Ja, ich erkenn, das bäbst
und concilia dick geirrt haben, vorus Anastasius, Liberius in
der irrung Arrii. Erkenstu das? Ja. So ist der sach der hals ab;
denn du muost ie verjehen, das, so sy vormal geirret hand, ze fürchten
sye, sy werden wyter irren; es sye ouch inen nit gwüß sich vertruwt
ze verlassen. So wir das funden hand - denn: omnis homo mendax,
alle menschen sind lugenhafftig [Ps. 116. 11], mögend betriegen und
betrogen werden -, so finden wir ie zum letsten nieman dann gott,
der uns der warheit berichten mög so gwüß und sicher, das wir kein
zwyfel mögend han. Sprichst aber: Wo find ich inn? Antwurt: Suoch
in in dinem kemerlin Mat. 6. [Matth. 6. 6] und bitt inn da heimlich;

--376--

er sicht dich wol, das er dir siner warheyt verstand welle geben.
Dann ie, wie in den vordrigen bewärnussen clar bezügt ist, mögen
wir, was die meinung der worten gottes sye, von niemans gwüsser erlernen
weder von im selbs, von dem sy kummen sind, der allein warhafft
ist, ja die warheit selbs. Das bewärend die wort 1. Jo. 2.
[1. Joh. 2. 27], vor ouch anzeigt: Ir dörffen nit, das üch ieman lere.
Hörstu? Wir dörffen nit der menschlichen urteileren, sunder wie sin
salbung, die ist sin geist, lert von allen dingen - hörst: von allen
dingen -, also ist es war on allen lug. Hie sprechen sy wyter: Ich
han in also gebeten; noch bin ich ümerdar des vorigen verstands.
Welten ir nit zürnen, ich welte reden: Ir lugind, das ist: Ich laß
nach, du habest in gebetten, aber nit als du soltest. Wie solt ich im
tuon oder wie solt ich in bätten? Also: Zum ersten laß allen dinen
verstand liggen, den du von dir selbs wilt der gschrifft antuon, denn
der sol gantz nüt; das wil ich dir clarlich anzeigen. Ich weiß, du
wirst erkennen, das du nun über die heilgen gschrifft gangen bist, das
du wort fundest, die dir din meinung bevestind. O wee, da han ich
den eyssen aller mentschleereren beruert! Sich, das ist: sin meinung
wellen mit der gschrifft bevesten und sin meinung zuo der gschrifft
tragen, und wo ein wort inn der gschrifft stat, das wir mögen uff unser
meinung ziehen, wiewol es die natur gar nit hat, so tuond wirs, und
wellen wir also die gschrifft zwingen, das sy das rede, das wir iren
zuomuotend. Byspil: Wir hand gmeinlich unser leren und urteil vor
in der hand, glich als einer, der sinen nachpuren mit der ax bitt,
das ist als vil: Tuostu es nit, so wirt die ax reden. Also kummen wir
herzuo. Die bäbst und närrischen keyser und künig - erloubten mir,
lieben herren, die warheit ze reden! - hand den merteil bischoffen
im tütsch land ze fürsten gmacht (Cuontz nent sy bettelfürsten).
Damit sind sy gwaltig worden, hand das schwert inn henden. Sich,
ietz tretten sy mit dem schwert zur gschrifft und sprechend 1. Pet. 2.
[1. Petr. 2. 9]: Regale sacerdotium, die künigklich priesterschafft. Nun
muoß Petrus zwungen werden mit dem schwert, er habs dahin geredt,
das die bischoff oder pfaffen fürsten mögen sin und nach der welt
herschen. Das vermag die ax in der hand! Ist doch die meinung

--377--

Petri, das alle Christenmenschen zuo künglicher eer und priesterschafft
durch den herren Jhesum Christum erwelt syen, darum, das
sy keins uffopfrenden priesters me dörffen, der für sy offre; denn ein
ieder sye selbs ein priester, das er geistlich gaben uffopfre, das ist:
all sin gmuet got eigne. Ja, sehen ir, also muoß man nit zuo der gschrifft
kummen. Wie dann? Also: Wilt du von einem ding reden oder
wüssen, gedenck also: Ee ich ütz in dem ding erteylen oder von den
mentschen lernen welle, so wil ich zuo dem ersten hören, was die meynung
dess geists gottes syge, psalmorum 84. [Ps. 85. 9]: Ich wil hören,
was in mir der herr got reden welle. Demnach berueff mit andacht
die gnad gottes über dich, das er dir sinen geist und sinn gebe, das
du nit din sunder sin meinung in dich fassest. Und hab ein gwüß
vertruwen, er werde dir rechtes verstands bericht thuon, dann ie alle
wyßheit ist von gott dem herren. Und gang uff das zuo der gschrifft
des euangelii. Hie werffend sy die nasen uff und hand dheinen
glouben, das, wann sy schon got anrueffind, das er inen ein andren
verstand geb oder sinen verstand, sunder habend sy so vil uff iren
eignen oder mentschlichen verstand, das sy meinen gwüß sin, es dörff
dheins andren. Hörennd ir ietz, wie lätz ir sagend. Ir muessend
theodidacti, das ist von got nit von menschen gelert werden; das hat
die warheit selbs geredt Joann. 6. [Joh. 6. 45]; die mag nit liegen.
Hand ir den glouben nit und glouben ouch nit vestenklich, das,
wenn ir verlassen allen menschlichen tant, üch allein an das berichten
gottes lassind, so hand ir den rechten glouben nit. Und ist diß nit
min tant, sunder der heilig Hilarius ist gar in der meinung; doch
dörffend wir sin nüt. Christus, Petrus, Paulus, Joannes sind
ouch der meinung. Hie valle hin alle kunst, die uß den philosophis
gsogen ist, theologia scolastica genennet; dann die selb nüt anders ist
dann ein menschlich ermessner bericht, und so der selb das gmuet des
menschen inhalt, so meint er, die himelsch leer sölle nach der gewüssen
leer, die er vonn mentschen hat, gericht und bucket werden.
Das höre man an dem wort, das sy sprechend: Da ein philosophus
uffhört, da hebt ein theologus an. Ist on zwyfel die meinung: Wenn

--378--

er in menschlicher leer wol bericht sye, möge er des bas in der götlichen
urteilen, glich als ob unser liecht möge die götlichen clarheit
überschinen oder erlüchten, und spricht aber Christus: Ich nimm
kein clarheit von den menschen Jo. 5. [Joh. 5. 41f.], aber ich kenn
üch, das ir die liebe gottes in üch nit hand. Denn hetten sy die
liebe gottes in inen, gloubten sy keinem wort als sinem; denn er ist
das liecht, das ein ieden menschen erlücht, der in diß welt kumpt;
und die philosophy ist nit ein sölich liecht. Bewärnus: Welcher
philosophus hat die junger gelert? Sunder got hat sy als die einvaltigen
und dorechten erwelt sin ler ußzekünden, das, als Paulus
1. Cor. 1. [1. Cor. 1. 20] redt, das er die wysen diser welt darnider
leite und gschandte. Also werden noch hüt by tag die weltlich oder
menschlich wysen von denen, so die leer von got mit inniger begird
unnd glouben erlangt habend, geschendt und überwunden. Ietz sehen
wir, das die einvaltige der jüngeren von got gelert ist, on zwyfel uns
zuo eim vorbild, das wir der gestalt die kunst der leer gottes by im
allein suochend. Die meinung gottes mag nienan lüterer dann by im,
dann in sinen worten gschöpfft werden. Ja, ich gdar sagen, das die,
so inen selbs, das ist den menschen, zuoziehend, sy söllend in der
gschrifft urteilen und verspottend das vertruwen in den geist gottes
mit dem irem anschlag oder fürgeben, sich selbs ietz argwönig gemacht
hand, das sy die gschrifft nach irem grind bucken wellent
und zwingen. Ein ieder, so sich darbüt ze richten oder kuntschafft
ze sagen, macht etwas argwons. Hie noch vyl me, namlich so wir
einen hand, der uns heißt zuo im kummen, und eben der ist, von dem
das wort kumpt, darum wir zanggen, nit uß prästhaffte sines worts,
aber uß gefencknus der anfechtungen, die uns verfuerend und das
wort gottes nach irem muotwillen zwingen begerend.
Das du aber sprichst, man muesse ein richter haben, der urteile
und den überwundnen zwinge, sag ich nüt sin; dann nimm ein
menschen, wie glert du wilt, so mag er irren, es syg dann, das in
got fuer. Ist er nun nit gwüß, got wyse dann inn, so mag doch ich

--379--

ouch zuo dem selben schuolmeister und wyser kummen; der würt mich
ouch sicher leeren. Sprichstu: Wie magstu wüssen, ob er dich leeren
würt oder nit? Antwurt: Ich weiß es zum ersten uß sinem eignen
wort Mat. 21., Marc. 11. [Matth. 21. 22, Marc. 11. 24]: Alles, das ir
in üwrem gebett, got geb, was das sye - verstand, das dem grechten
got geben zimme -, begeren werdent mit vertruwen, das wirt üch
gegnen. Darnach, das der heylig Jacobus 1. cap. [Jac. 1. 5f.] mich
lert umb wyßheit zuo got louffen, sprechende: Hat üwer einer mangel
an wyßheit, so beger sy an got; der gibt allen menschen überflüssig
on verwysen, so wirts im ggeben. Er begere aber mit sölichem
glouben, das er nüt zwyfle. Hören ir, daß uns Jacob zuo got und nit
zun menschen wyßt. Sprichstu: Nun predgend uns doch ouch nun
die menschen, solt ich denn nit den predigenden, den lerenden fragen?
Antwurt: Welicher mensch dich lert uß sinem sinn, nit uß dem sinn
und meinung gottes, lert dich falsch, er sye, wer er welle. So er aber
dich allein nach dem wort gottes lert, lert nit er dich, sunder got inn.
Denn was sind wir, spricht Paulus [1. Cor. 4. 1], denn diener Christi
und ußteiler oder hußwirt der heimlichen dingen gottes? Zum andren
weiß ich gwüß, das mich got lert, denn ich han sy empfunden, doch
das ir mir das wort nit uffrupffind; verstand min meinung, wie ich
weiß, das mich got leer: Ich hab wol als vil zuogenommen in minen
jungen tagen in menschlicher leer, als etlich mines alters, und als ich
vor ietz siben oder acht jar vergangen mich huob gantz an die heyligen
gschrifft lassen, wolt mir die philosophy und theology der
zanggeren ümmerdar inwerffen. Do kam ich zum letsten dahin, das
ich gedacht - doch mit gschrifft und wort gottes ingfuert -, du muost
das alles lassen liggen und die meinung gottes luter uß sinem eignen
einvaltigen wort lernen. Do huob ich an got ze bitten umb sin liecht,
und fieng mir an die geschrifft vil lichter werden - wiewol ich sy
bloß laß -, denn hette ich vil comment und ußleger gelesen. Sehen
ir, das ist ie ein gwüs zeichen, das got stürt, denn nach kleine
mines verstands hett ich dahin nienen kummen mögen. Ietz verstond
ir, min meinung nit uß übernemmen sunder us hinwerffen min

--380--

kummen. So ir aber schon erginet hand zereden, wil ich üch fürkummen.
Ir wolten gsprochen han: Das ist die gröst irrung, da einer
sich meint ein ding unbetrogenlich verston und wil sich nit lassen
wysen. Antwort: Ja, wenn er in sinem verstand ligt. Derley lüten
sind ir, die von menschlichem verstand nit wychend, das ir ee den
götlichen darnach zwingen wellent, doch mit urlob. Hören Paulo
zuo 1. Cor. 2. [1. Cor. 2. 14-16]: Der vihisch mensch nimpt nit an die
ding, so des geists gottes sind; denn das dunckt inn ein torheit und
mags nit verston, darumb, das es nach dem geist ermessen würt.
Aber der geistlich, der ermißt oder urteylet alle ding, aber er würt
von nieman geurteylt. Dann wer weyßt das gemuet des herren, oder
wer würdt in meystren oder leeren? Dise wort Pauli sind über alles
gold, das uff unnd in dem erdtrich ist. Der vihisch mentsch ist, der
sinen eygnen sinn bringt; der geistlich aber, der dheinem sinn vertruwet
dann dem, den got ingibt; der ist luter, einvaltig, stinckt nit nach uppiger
eer, nit nach gyt, nit nach des vihischen anfechtungen. Der also geistlich
urteylet alle ding, das ist, er schmecket glych, ob die leere allein luter
von gott syge. Er würdt aber von niemandts geurteylet, das ist: Ob
er schon geurteylet würdt - dann darvor kan er nit sin -, so laßt
er sich da dannen nit ryssen, nit abwysen, und heb man im für wie
hohe wyßheit man welle von den menschen, so spricht er: Wer hat
dir das gmuet gottes gseit, so du harfür bringst, das got nit geredt
hat, das ist: Du sprichst, du habest es von got unnd lügst in an,
oder were im selbs widerwertig, dann er spricht da oder dört ein
anders. Du wilt aber got meistren unnd nach dinem muotwillen
zwingen etc. Byspil: Gott hat den bann Mat. 18. [Matth. 18. 6-9]
uffgesetzt, das man die sünder, die unverschampt sündend und den
nebendmenschen verbösrend, von den andren menschen ussschliesse,
glich als so man ein verdorbnen ast oder glid von eim boum oder
menschen abhouwt. Wenn nun die bischoff anhebent eim ieden wuocherer
sin schuld inziehen und damnent darumb die armen Christen, so
gloub ich nit, das sy by got bunden oder bandet syind. Warumb?
Got hat gesprochen: Wenn din bruoder sündet, nit, wenn din bruoder
etwas schuldig ist, söllest in banden. Ietz bin ich gewüss, das die
meinung gots die ist, wie obstat, unnd trag du demnach herfür alles

--381--

das liegen und dichten, das die juristen können, alle glychßnery der
kappenfritzen, allen zorn der hochblästigen prelaten und alles gifft
von Rom und alles für vom Ethna oder uß der helle, so wirst
mich keiner andren meinung machen. Und ob mir got sin gnad
enzuge, das ich mit dem mund uß forcht des todes anderst redte,
dennocht weiß ich wol, das der mißbruch gott nit gevellig ist und nit
krafft hat nach dem uffsatz gottes. Aber los, wie schön bluement
sy ir tat! Sy sprechend: Man bandet nieman umb die schuld, aber
umb die ungehorsame, glich als ob einer sine schulden mög bzalen,
wenns inn der banner heiße. Doch ist das nit ein antwurt, aber diß:
Wannen har ist dir der Christ in dem val schuldig ghorsam ze sin?
Hat got üch bischoffen gheissen der welt ir schuld inziehen? Ir wellen
sprechen: Obedite prepositis vestris, sind ghorsam üwren fuereren
[Hebr. 13. 17]. Heißt das: Bannend die menschen umb geltschuld?
Also in andren dingen, so der mensch allein dem verstand des geists
uffsicht, mag er nit fälen, unnd die das nit tuond, sunder allen flyß
dahin kerend, das sy in der geschrifft irer meinungen vestung finden,
und ob ir schon me ist dann loub und gras, so fälen sy allsamen.
Got wil allein selbs der schuolmeister sin. Von dem wil ouch ich
geredt sin, nit von den menschen, verstand: der ler halb; den mißtaten
und unghorsame halb wil ich allen menschen underworffen sin. Aber
die gschrifft und götlichen warheit söllent sy nit urteilen, sunder got
darmit verschaffen lassen, dann man die allein uß got lernet. Wil
wol darby gern rechnung mines verstands der gschrifft geben, doch das
er die nit welle nach sinem muotwillen ziehen oder zwingen, sunder sich
lassen die gschrifft meistren; das wil ouch ich tuon. Paulus spricht
1. Cor. 4. [1. Cor. 4. 3f.]: Ich achten des am aller minsten, das ich von
üch geurteilet werde oder von einem menschlichen liecht. Dann ich
urteilen mich selbs nit, darum, daß ich nüt uff mich selbs weiß;
aber damit bin ich nit grecht gmacht; der aber mich urteilet, ist der

--382--

herr. Der herr, der Paulum, ja alle apostel unnd alle, die sin
warheit predgend, ingesprochen hat und gelert, sol ouch ir aller
richter sin. Die gschrifft, von dero wir redend, ist von got nit vonn
menschen har kummen 2. Petri 1. [2. Petr. 1. 21]. Wie kan dann der
mensch darüber urteylen? Paulus nent sy theopneuston, das ist:
von got ingkuchet oder gsprochen 2. Tim. 3. [2. Tim. 3. 16]. Er laßt
ouch nach, das der schlechtist möge zuo der gschrifft reden, wenn die
vorsitzenden propheten - das ist: leerenden - die warheit nit troffen
habind, ja wenn es im von gott württ ingesprochen 1. Cor. 14.
[1. Cor. 14. 5f.]. Möchtest hie ouch reden: Wer wil mir sagen, ob er
von got erlüchtet syg oder nit. Eben der got, der in erlüchtet, der
würt ouch dir ze verston geben, das sin red von got kumpt. Sprichst:
Ich empfind aber dess nit, so verwig dich, das du deren syest, die
oren haben und nit hören, wie Christus anzeigt uß Isaia Mat. 13.
[Matth. 13. 14f.]. Und so dich got in dinem sinn unnd hader laßt
blyben unerlücht, brucht er dich nüt des minder zuo guoten. Wie?
Also: Paulus spricht 1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 19]: Es muessen rotten
oder teilungen under üch sin, das die, so bewärt und styff sind,
offenbar werden. Mit dinem zangg wirt offt harfürbracht, das sust
nit by got gsuocht noch erbetten wurde. Entlich, damit wir uffhörind
wellen eim ieden uff alle gegenwürff hie antwurt geben, ist das unser
meinung, das das wort gottes von uns sol inn höchsten eeren gehalten
werden - wort gottes verstand allein, das vom geist gottes kumpt -
und gheinem wort sölicher gloub gegeben als dem. Dann das ist gewüß,
mag nit fälen; es ist heiter, laßt nit in der finsternis irren; es leert
sich selbs, thuot sich selb uff unnd beschynt die menschlichen seel
mit allem heil und gnaden, macht sy in got vertröst, demuetiget sy,
das sy sich selb verlürt, ja verwirfft, und fasset got in sich; in dem
lebt sy, darnach ficht sy, verzwyflet an allem trost aller creaturen,
und ist allein got ir trost unnd zuoversicht; on den hat sy nit ruow, in
dem ruowt sy einig. Psal. 77. [Ps. 77. 3f.]: Min seel hat nit wellen
getröst werden; do han ich an got gedacht und bin erfröwt. Ja, es
hebt die sälikeit hie noch in disem zyt an nit nach der wäsenlichen
gstalt, sunder in der gewüsse der trostlichen hoffnung; die welle got
in uns meren und nimmer lassen abfellig werden. Amen.

--383--

Hieby hat mich guot duocht anzezeygen ein kurtzen bericht, wie
sy söllend und mögen zuo verstand kummen des worts gottes; ouch wie
sy an inen selbs empfinden mögind, das sy got glert hab. Und sydmal
sy in der gschrifft nit belesen sind, wie sy mögen mercken, ob
der lerend priester die warheit luter, ungemengt mit sinen eygnen anfechtungen
darthueye.
Zum ersten sol ein ieder got innenklichen anrueffen, daß er in im
töden welle den alten menschen, der uff sin wyßheit und können vil
haltet.
Zum andren. Unnd so der getöt und ußgelärt sye, das got sich
im in welle giessen gnädiklich, so rychlich, das er im allein gloub und
vertruw.
Zum dritten. So das beschicht, ist gwüß, das er größlich erfröwt
und getröst wirt, sol er vil das wort des propheten sprechen: Herr,
got, bevest das, so du in uns gewürckt hast. Dann welcher stat,
luog, daß er nit fall Paulus [1. Cor. 10. 12].
Zum fierden übersicht das wort gots niemans und aller minst den
aller grösten. Denn do got Paulum bruefft hat, sprach er zuo Ananian
[Act. 9. 15]: Er wirt min ußerwelt gschir, daß er minen namm trag
für die fürsten und küng der erden. Er spricht ouch zun jungeren
Mat. 10. [Matt. 10. 18]. Ir werden für die künig und vögt gefuert,
daß ir vor inen von mir bezügend.
Zum 5. ist sin natur die hochmuetig gwaltigen ze nidren und
glich machen den demuetigen. Also singt die rein Maria [Luc. 1. 52]:
Er hat die gwaltigen vom stuol entsetzt und die demuetigen erhöcht.
Also hat Joannes geprediget von Christo Luce am 3. [Luc. 3. 5]:
Es werdend die bühel durch inn genidret und die tal ußgefüllet etc.
Zum 6. zücht das gotswort allweg die armen herfür, hilfft inen
und tröst die trostlosen und verzwyfleten, und die in sich selbs verhoffend,
bestrytet es. Züg Christus.
Zum sibenden suocht es sinen eygnen nutz nit; darumb hieß
Christus sine junger weder sack noch seckel mit inen tragen,

--384--

Zum achten, sunder suocht es nun, das got den menschen kund
werde, das inn die halsstarcken fürchtind und die demuetigen in got
getröst. Welche der gstalt predgend, sind on zwyfel grecht. Weliche
umb iren nutz hüpschlich strychend wie ein katz umb ein bry, me
die menschlichen leeren bschirmend dann der leer gottes anhangind
oder uffnind, sind falsch propheten. Kenn sy by dem wort. Sy
schryend träffenlich: Die frommen vätter! Sol es dann nüt sin, das
die menschen machend? und der glichen. Aber das sy ernstlich klagind,
das man das euangelium Christi lauw predget, klagend sy nit.
Zum nünden. Empfindstu, das gotzwort dich ernüweret, das dir
got anhebt lieben me dann vormals, do du menschenleeren hortest,
so biß gewüß, das got söliches in dir gewürckt hat.
Zum zehenden. Empfindstu, das es dich gewüß macht der gnaden
gottes und ewigen heils, so ist es von got.
Zum einlfften. Empfindstu, das es dich minderet und vernütet,
aber got groß macht in dir, so ists ein würckung gottes.
Zum zwölfften. Empfindstu, das dich die forcht gottes me anhebt
fröwen weder trurig machen, ist ein gwüsse würckung gottes worts
unnd geistes. Den welle uns got geben. Amen.