Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

142

<< Nr. 141 | Index | Nr. 143 >> 

Artikel des Friedens

16./17. Juni 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


Jump to page 460 461 462 463 464 465 466 467




--460--

[Seite 1] Artickel des fridens, den ünser herren möchtind annemen,
doch uff hindersichbringen an ünser herren
1. Sittenmal in kurtzen jaren erst angefangen ist, gottes wort ynzwengen,
und aber by ünseren vordren von ye welten har gottes wort
nach vermög nüws und alts testaments ze predgen fry gewesen, so sol
fürhin gottes wort nach vermög nüws und altes testaments fry gepredget
werden ungestrafft und in allweg ungehindret in allen orten der
Eydgnoschafft, in den undertonen und zuogewandten, soverr einer,

--461--

das er predget, mit gottes wort erhalten mag. Aber in uf- oder abtuon
der mess, bilden und andren cerimonien sol mencklich ungezwungen
sin, sunder eynr yeden kilchhöre heimgesetzt werden, nachdem
sy des götlichen wortes bericht, hierinn ze handlen. Es söllend ouch
alle pündtnussen, pflicht und versprechen, die wider die fryheyt
des götlichen wortes gemachet, tod und ab sin, und vorus die Ferdinandisch
vereinung abgeseyt und harusgeben und ghein sölche
nimmerme gemacht werden.
2. Zum andren, das alle pensionen, mieten, gaaben, schenckinen aller
fürsten und herren in die ewigheyt verschwornn und nimmerme genomen
werdindt by verlierung lybs und guotes etc.; dann die diss zwytrachts
ein ursach, und ghein regiment noch volck beston mögend,
wo denen der weg offen stat; und die franczösisch vereinung hieruf
hinusggeben; dann der küng die offt gnuog gebrochen, das sy dess
glimpf habend. One disen puncten sol ghein frid nützid; denn
sittenmal die pensionen ein ursach des zwytrachtes sind, so wurde es
glych gon, so man die blyben liess, als da einer das tropfen an eim vass

--462--

mit der hand abstrycht und aber das löchle, dadurch das tropfen
sycht, nit verstoppet.
3. Zum dritten, das die obresten hoptsächer, usteiler und wetterfuerer
der pensionen, von denen die prattick gefuert ist, die üns in
den zwytracht gebracht, zumm höchsten gestraft werdind, diewyl wir
zuo beder syt imm feld ligend; denn one ufrichten aller puncten wellend
wir uss dem feld nit wychen. Denn wo das nit beschähe, wurde
zuo künftiger zyt (als denn das menschlich gmuet schwach und wandelbar)
allweg angesehen, das, die vor misshandlet, nit gestraft wärind
und verhofft, es wurde ein yeder ungestraft blyben und sich böses nit
verzyhen. Nun muoss man in allen bösen dingen die ursprüng verschoppen,
oder aber man understat der sach vergebenlich ze helffen.
4. Zum fierden: als die fier lender nit gnuog ghebt, das sy iren alten
pundt missbrucht und ze Beckenriedt, Brunnen und anderswo
tag gehalten, nit nun umb ir eigen besunder sachen, sunder ouch umb
die hendel, die gemeine ort antroffen, welchs doch ein mercklicher

--463--

[Seite 2] nachteil gewesen, das 4 ort allweg miteinander vereinbart
gwesen, ee und es zuo gemeinem radtschlag kem. Desshalb in krafft
diss landsfridens by eer, eyd und pündten sy ghein sach nimmerme
besunder übertrommen oder anschlahen söllend, sunder wie andre
ort ein jedes für sich selbs getrülich und one ufsatz handlen und, so
man ze tagen kumpt, mit ernst und trüw helffen handlen one alles
zemenkuchen und rotten.
5. Zum fünften sol ünseren herren 30 tusend kronen von den fünf
orten an iren reiskosten und iro mithafften ggeben werden, ietz angendes
15 000 und zuo sant Martins tag 15 000, und unseren herren
zevor die gotzhuslüt Santgallen, Bischoffzell, Arben, die

--464--

Höff und Rintal, so vil die fünf ort daran habend, blyben und
die 6 tusend guldin, die zuo Santgallen gelegt sind. Hieby vorbehalten
ünseren Eydgnossen und christlichen mitburgernn von
Bernn iren friden und kosten, so sy mit Underwalden bestimpt.

--465--

6. Zum sechssten, das herr Jacoben Keisers, den man nennt
Schlosser, dryen kleinen kinden ein eerliche, zimmliche summ von
denen von Schwytz erstattet und ggeben, damit sy mit eeren erzogen
und zuo eeren gebracht werden mögind; ouch ee man uss dem feld
köme.
7. Das alles zuosagen, so ünser herren götlichs worts halb geton, war,
stät und styff blyben sol und unangriffen von mencklichem.
8. Zum 8., das alle, die ünseren herren zuozogen, als Basel, Santgallen
statt, Mülhusen, Turgöw, Bremgarten, Mellingen,

--466--

Fryempter, die man nempt Wagental und kurtzlich, genempt
und ungenempt, alle, so ünseren herren beholffen und beraten,
alle, die inen zuogesagt, unangefochten, unangeruert mit straff, pen,

--467--

meinen, worten oder tätlichen blyben söllend, item Doggenburg,
Gastal und Wesen ouch in disem friden, ruowen und einigheyt in
all wys und mas wie andre genempte vergriffen söllend sin.