Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Ratschlag über die Deutung des Landfriedens

Vor dem 21. Juli 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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[Ratschlag über die Deutung des Landfriedens]
[E.I.3.1, Nr.49, S.1] Radtschlag etc. by Bernn und etc. anbringen.
Sittenmal der fünf orten etliche von stund an imm feld wider
ünseren glouben sich verschworen, das doch wider den puncten des
landtfridens ist, der also lutet: "und ghein teil dem andren synen glouben
weder vehen noch straffen", so ist not, das die 6 stett vor allen
dingen fragen lassind, ob sy den puncten halten wellind oder nit; und
so sy sagind: ia, sy wellind inn halten, das man sy von stund an ermane
nach vermög des landtfridens, das sy alle die gebott, die sy wider
ünseren glouben habend lassen usgon, widrumb abtuegind und den
glouben by inen fry lassind, als wol wir inn fry lassend, doch die

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artickel, die üns vorteil zuogebend, allweg vorbehalten, und da dannen
nit wychen, bis sy darinn ein lutre antwurt gebend. So aber das
dem usspruch des kostens wölte hindernus bringen, mag man das
zyt verziehen umb 14 tag dem artickel unvergrifflich.
So sy aber kempfen wurdind, der artickel vermöchte nützid anders,
weder das sy die ünseren umb ünsers gloubens willen nit straffen,
aber mit den iren mögind sy handlen nach irem gutduncken, so strytend
dise stuck wider sy:

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Erstlich. Es stat, das twedrer teil dem andren synen glouben vechten
oder straffen sölle, und nit: es sol twedrer teil dem andren die
sinen ums gloubens willen vechten etc. Desshalb ünser gloub by inen
als fry sin sol als der iro by üns, doch üns ünseren vorteil behalten
etc..
Zum andren, so wüssend die schidlüt, die den artickel gsetzt habend,
das wir mit den worten das verstanden hand, als inen gseyt ist, do sy
mit den geändreten articklen oneins die letsten zuo Cappel gewesen.

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Zum dritten. Wo der punct nit das vermöcht, so hett es sin nit
dörffen; denn es kumpt harnach imm 15. artickel also: bed partyen
söllend by irem glouben blyben, so lang inen der gefellig, und dhein
teil den andren darvon trengen noch triben. In welchem puncten man
wol sicht, das er allein vom gwalt redt, das des gloubens halb twedre
part die andren mit einigerley gwaltz antaschten sol; so muoss ye
diser davon reden, das twedre part des andren glouben by inen
straffen sol, doch üns vorbehalten ünser mandat und zuosagungen etc.,
wie imm 8. artickel vorbehalten ist.

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Zum 4. hebt der erst artickel des landtfridens also an: "Diewyl und
nieman zumm glouben sol gezwungen werden" [E.I.3.1 Nr.49, S.2],
welchs ein vorlass ist, darus die schidlüt habend wellen ziehen, das
nieman uss allen menschen sölle zum glouben zwungen werden, so sol
ouch under inen nieman zuo des bapsts glouben gezwungen werden.
Zum fünften so wirt im 8.artickel, der do lutet von dem, wie von
den zuogewandten iederman blyben sol, aber der punct haryn zogen:
"doch das harinn nieman zum glouben gezwungen werde". Da aber
vermerckt wirt, das der gloub fry sin sol.
Zum 6. stat im 2.artickel ein punct von der Ferdinandischen
pündtnus also: "und sol die selb tod und ab sin und sich dero und derglychen
ghein teil hinfür gebruchen" etc.. Nun ist das nüw verschworen,

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das sy von stund an imm feld geton ye der glychen, als die
Ferdinandisch pündtnus wyst etc.; desshalb sy davon abston
und die vereinung und landsfriden in dem puncten als wol halten als
in andren allen.
Hiemit keme man darzuo, das sy das testament fry lesen möchtind
und ander gschrifften etc..
Darzuo dienet ouch der punct, der im beschluss stat, da bestimpt
wirt, das alle vecht, fyendschafft und widerrumb widerwertigheyt etc.,
ouch die zuoreden, die die predicanten, stett, land ald lüt antreffen
möchtind etc., verzigen sin söllend. So muoss ie volgen, das man

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die buecher, so von üns predicanten in der Eydgnoschafft usgangen,
als fry by inen lesen lassen sölle als des Murners und andrer widerwertigen
etc..
Da wil für guot angesehen werden, das man disen artickel hanthabe
mit aller macht und man sich demnach im usspruch des kostens so vil
gnädiger hallte etc., so kumpt man nützdessweniger zumm euangelio.