Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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"Ratschlag wegen der München, Nunen und Klösteren in den Gemeinen Herrschaften."

23. Oktober 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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Ratschlag wegen der München, Nunen und Klösteren
in den Gemeinen Herrschaften
1529
Artickel uß crafft miner herren Räth unnd Burgeren erkanntniß durch
.M. Huldrichen Zwyngli .M. Ruodolff Thumysen unnd .J. Hannsen
Edlibach deren von Muri unnd der äbbten, münchen unnd nunnen
halb allennthalben inn gemeynen herrschafften gesessenn, gestelt unnd
beradtschlaget Sambßtags nach Galli Anno etc. xxix#'o [23.Oktober 1529].
Diewyl diser zuosag denen von Muri vor beschlossenem friden durch
unns beschechen unnd unns derselb frid sollich unnser zuosagen, das wir

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darby belyben sollennt, vorbeheldt, deßglychenn ouch der erst artickel
deß fridenns als der jünger unnd nachgonnder unnserem eltern zuosagen,
das unns der achtend artickel bestättigt, von rechts wegen keyn vorgericht
oder nachteyl geberen ouch dasselb zuosagen nit uffheben mag,
unnd dann unns frylich nyemandt anmuodten soll, das wir nit gelouben
halttind; so ferr man dann die von Muri abreden, das sy unns unnsers
zuosagens erlassenn unnd darvon stan, unns deß nit ersuochen, so wellint
wir ouch gernn darvon stan. Soferr aber das nit sin, sunder sy unns unnsers
zuosagens ersuochen, darvon nit abstan unnd dann gar eyn myndere statt
ires zuosagens nit gern hyndersich gestelt wurd, wir ouch glouben zehalten
schuldig, so wellint wir inen söllichs unnsers zuosags nit hyndersich gan,
sunder das understan ze haltten unnd daran als unnser vermögen zuo bynden,
als biderwen luthen zuostadt.
Unnd sodann die biderwen lüth unnserer parthy sich hüt vernemmen lassen,
das sy noch hütbytag der hoffnung, wo inen die pfaffenkind, closter
unnd pfaffengesind abgenommen unnd zuo meeren nit zuogelassenn, das
das meer uff ir sydten fallenn wurde, mag man den eydtgnossen von den
fünff ordtenn, ouch denen, so unns mit burgrechten verwandt unnd unns
von unnserem furnemmen unnd zuosagen ouch unnderstand abzuwenden,

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zuo fründtschafft unnd guetti, damit sy denacht sechen, das wir inen zu gunst
unnd umb fridens willen ettwas thuon wellint, dise mitel furschlachen:
Soferr man alleyn die landlüth unnd hyndersässen, die im kilchspil
gesessen unnd huß, heymat, rafen, herdtstat unnd amptsrecht hand
zuosampt iren kinden meren [S.2] lassenn unnd die pfaffen zuosampt iren
kyndern, diensten, versoldeten unnd hoffgesind, deßglychen die closterdiener
unnd was desselben gesinds, die nit recht gesessen landtlüth, hyndersässen
oder ire kind sind, stillstellenn, unnd es ouch die biderwen, denen
wir zuogeseyt, also annemmen unnd sich unnsers zuosagens begeben, so wellindt
wir bewilligen unnd vergönnen, das sy recht widerumb meerind, doch
das obgemeldt pfaffengesind inen abgenomen unnd zuo meeren nit zuogelassenn
werd.
Fürs annder mittel, so ye furgezogen werden will, als ob di biderwen lüth
gezwungenlich unnd villicht uß vorcht gemeeret, da doch nit annders zuogedengken,
das es nutzid dann deß pfaffenngesinds pratick syge, unnd die
tapfern gesessenen kilchgnossen söllichs nit fürzühind, als sy ouch noch
nye darumb gemeeret oder sich an eyner gemeynd erlüttert, das sy mit
forcht zuo meeren angefuerdt sygind, da mögind wir lyden, das eyn gemeyn

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gehaltten unnd da von unnsern eydtgnossen von den fünff ordten, ouch
von unns, namlich von yedem teyl eyn bodt dahin verordnet, unnd da yeder
besunders eyner nach dem annderen mit tapferkeyt unnd ernst, ob er mit
vorcht bezwungen syg, befragt unnd erkundet werd; fyndt sich dann unnder
den hußhäblichen landluten unnd hyndersässen, das der meerteyl under
inen sagend, sy sygendt bezwungen, wellent wir aber guettlich darvon stan;
fynndt man aber (als wir wol getrüwend), das es deß pfaffen- unnd clostergsinds
rott erdicht fürwelben unnd pratick ist, warumb wolt man
denn die biderwen landluth unnd hyndersässen ires wissennthafften meerens
hyndersich stellenn?
Unnd inn summa kan man die biderwen lüth unns unnsers zuosagenns
zu erlassen bereden, lassen wir geschechen, wo das nit, so wellind wir inen
on alles hyndersich sechen halten, das wir inen zuogeseydt hand, dann es
ye an unns nit erwynden muoß.
[S.3] Der clostern halb inn gemeynen herrscha[ften].
Der clöstern unnd gotzhüseren halb inn gemeynen herrschafften ist geraten
furs erst, das man die abbt, munch unnd nunnen nit meer regieren lassen,
sunder umb meerer ruowen willen die clöster zuo unnser der Eydtgnossen
handen nemmen unnd sy ußkouffen oder mit lypgedingen ye nach
yedes stand oder wäsen, wie man dann mit yettlichem abkomen möge,
versechen unnd ußwysen, unnd die gotzhüser mit schaffnern unnd amptlüten,
die unns järlich rechnung gebind, nunhynfür verwaldten welle.
Doch solle man yetz zum vorderisten unnd zum ingang lüth zuo inen ze
rydten verordnen, rechnung unnd vollen gewissen bescheyd alles innemmens
unnd aller gefälenn von inen allenthalben nemmen, all ir hab unnd
guot, kleynadter, zinß, gülten unnd alles inkommen, ouch dargegen ir
beladniß flyssigclich beschrybenn unnd verfassenn unnd inen daby heydter
sagen lassenn, das sy keyn gefhar oder untrüw inn sollichem angeben
bruchtind; dann funde es sich, das sy mynder dann vorhanden angeben
oder ettwas veruntruwt hettind oder noch veruntruwen oder verhalten wurdint,
das welte man an irem lyb unnd guott zukommen. Funde es sich

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dann, das sy zuo betrug meer dann vorhanden angeben, wurde man an inen
an iren geschöpften versechungen abzyechen.
Item das ouch von den ordten keyn vogt als von zweyen zu zweyen jaren
nach bruch der vogtyen zu der verwaltigung der clostern sunder geschickt
erbar schaffner umb eyn jarlon gedingt unnd gesetzt werdint, die järlich
eynem vogt oder unns, den Eydtgnossen selbs, uff der jarrechnung guot
erbar rechnung gebind; hielt sich dann eyner, daran man kon möcht, hedt
sin weg, wo nit, thäte man aber, was ye zuo zyten geschickt unnd guot were.
[S.4] Item das ouch gegenurber gemacht werdint alles inkommenns,
damit man von eym schaffner gewisse sadte rechnung, unnd was man im
underhand geben, ouch was da järlich inzenemmen unnd ußzegeben syge,
haben möge.
Unnd wenn man denn der clöster gewiß inkommen alle ding nach nottdurfft
erduret unnd erkundet hadt, was yedes closters nach abgezogenen
beschwärden vermögen ist, mag man dann eyn gemeyne dingstat ansechen,
die personen, mit denen man abkommen muoß, dahin berueffen, unnd
da nach gestalt unnd gelegenheyt yeder sachen mit inen handlen, unnd sy ußwysenn,
nachdem yedes closters vermögen unnd der Eydtgnossen guotbeduncken
sin will.
Unnd diewyl inn anfang diser gotzhüsern das ansechen gewesen, das
man derenden männer zu erfarung der geschrifft unnd göttlicher wyßheyt
ufferziechen unnd studieren lassen soll, unnd man ouch mit der zyt sollicher
personen vast bedürffig, damit man dann die biderwen lüth, so ir zinß
unnd zechend dahin geben muessind, dest lustiger unnd williger behalten,
mag man mit der zyt von eym gelegenen platz unnd von eyner zal sollicher
studierenden personen, wo unnd wievil man dären uß aller diser clöstern
guott erhalten unnd erzyechen, damit gemeynen cristenlichen nutz furderen
unnd uffenndthalten well; dann es ye nit gottlich, das dises almuosen alles
verbrucht unnd nützit gottlicher wyßheyt damit uffgericht werden solt.
Doch kompt man noch wol von dem unnd annderen ordnungen wyther
zereden, wenn die personen all abgewisen unnd die closter mit amptluten
versechenn sind unnd man wissen [mag], was man järlich darvon gehaben
mag.