Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Eine Predigt von der ewig reinen Magd Maria

17. September 1522
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 1 (Berlin: Schwetschke, 1905) (Corpus Reformatorum 88)


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Ein predig von der ewigreinen magt Maria,
der muoter Jesu Christi, unsers erlösers, Zürich gethon
vonn Huldrychen Zwingli imm 1522. jar.
Den frommen Heini, Clausen, Hansen, Wolffgangen,
Bartholome Zwinglinen wünscht Huldrich Zwingli
sinen eelichen gebruedern gnad, barmhertzigkeit unnd fryd gottes
durch den herren Jesum Christum.
Liebstenn brueder! Ich vernim, wie üwer hertzen unruewig von
minetwegen syend von lichtvertiger louffender red wegen, die uff mich

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wol als valsch als starck sy ist, gelegt wirdt, dero ir doch uß bruederlicher
liebe ungern gloubend, und vertruwend mir bessers, begerend
ouch darby mich selbs ze hören, unnd sind unmuotig, das ich mich
nit zuo üch schick rechnung ze geben oder antwurt der dingen.
Wüssend also zuom ersten, das ich nimmer bin, ich wüsse, wie es umb
üch stande, so flyssig frag ich üch nach; unnd so dick ich vernimm,
ir lebind mit arbeit uewerer henden, wie ir harkummen sind, so bin
ich froh und sich, das ir den adel, von dem ir geborn sind - von
Adamen - wol uffenthaltend. So dick ich aber vernimm, das üwer
etlich umb geltz willen kriegend, darinn uewer lyb zuo tod gschlagen
und die seel vom tüffel in ewige gefencknus gefuert möcht werden, so
trur ich ser, das ir uß dem frommen geschlecht der puren und
arbeiteren schlahend, und zickent uff reubery und totschlag. Denn
was ist eim frembden herren dienen zuo kriegen umb gelt anderst,
weder ein roub und grosser todschlag? Darumb by mir kein not ist
üch ze hören; ich weyß wol, was ich üch vertruwen soll. Zuo denen,
so daheim ir xind verwaltend, versich ich mich aller eeren und
guotes; zuo den[en], so in krieg louffen, jamers und verdamnus irer
seelen. Gott wöl inen ein recht gemuet geben, damit sy sölichs
nimmer me tuegend, als sy ouch verheissend. Also sollend ir üch

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ouch zuo mir versehen, das ich die arbeit, darzuo mich gott beruefft
hat, ob got will, trülich verhandlen wil, unangesehen die grossen
unüberwintlichen ding und menschen diser welt, die sich das heilsam
wort gottes nimmer lassend biegen noch demuetigen, gange mir daby,
wie got well. Ich weis wol, was min g[nädiger] herr von Vischingen,
unser vetter, meint: ja ich sölle zam faren; sust möchte mir ein
grosse widerwertigkeit zuoston. Gott danck sinem guoten willen trülich.
Er hat mich allwegen als lieb als sin eigen kind gehebt, daran ich
wol verston uß luteren trüwen sin warnen kommen. Aber ir söllen
wüssend, das der sorglichen dingen gheins ist, das ich vorhin nit
ouch bedacht hab. Ich weiß wol, das min einig vermögen nüt ist;
ich weiß ouch glich als wol, wie starck dargegen die sind, wider die
ich mit der leer gottes striten. Ich vermag alle ding - als Paulus
ouch ret - in Christo, der mich sterckt [Phil. 4. 13]. Denn was
wer min red, wie möchte sy iemans uff den weg gottes bringen, wo
nit der geist und krafft gottes alle ding würcktind? Unnd ob ich schon
nit redte, wurde ein anderer das muessen thuon, das mich got machet
thuon, unnd wurd ich als der falsch sun, der zum vatter sprach
Mat. 21. [Matth. 21. 30]: Ich wil in wingarten gan und thet es aber
nit, übel von got gestrafft werden. Gott wil die bößen welt besseren
durch sin eigen wort, als er zuo allen zyten ye unnd ie thon hat. Do
Sodoma, Ninive, die gantz welt zuo Noes zeyten, die kinder Israels
am bösten warend, sandt er inen propheten und sin wort zuo, und
welche sich bessretend, blibend, welche sin wort verachtetent, wurdent
jemerlich vertilget oder gefangen. Sehent wir nit zuo unßeren zyten die
welt so böß sin in allen landen und stenden, das uns darab gruset.
Das aber das wort gottes sich yetz ufftuot inmitten aller boßheit,

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sehend wir nit, das es der handel gottes ist, der sin gschöpfft, so er
koufft und bezalt mit sinem eignen bluot, nit wil so jemerlich und
huffächtig verlorn werden? Setzend yetz die grossen schalckheit und
das war wort gottes gegeneinander, so findend ir, das die schalckheit
unangerürt wil sin. Sol nun der, dem das wort gottes bevolcht ist,
wychen, so wirdt er muessen rechnung geben für die, so verloren
werdend, darumb, das er das schwert hat - als Hieremias seit -
gsehen kumen und hatt nit gewarnet. So er aber dem pracht diser
welt widerstat, muoß er von der welt verschupfft, geschent und
verachtet, ja getödt werden. Welches gefiel üch yetz? Das ich
schwige und das übel, so ich weren sol, liesse fürgon und wurde
von zytlicher ruow und namens wegen des tüffels? Weiß ich wol, ir
werdend sprechen: Nein; aber straff mitt maß. Hörend! Dunckend
üch die yetzigen laster so klein sin, das mine wort ze ruch syend?
Ir irrtind, wenn ir der meinung wärind. Sy sind so groß, das die
rüchsten wort der propheten und des zorns gottes nit gnuog beschelken
mögend. Ja, Jonas wort [Jon. 3. 4]: Ninive wirt inner viertzig tagen
umkeret, stat unseren lasteren aller bast an. Darumb sind ruewig;
ich fürcht gott vill wirsch, das ich zuo wenig geredt hab, weder zuo
vill. Oder wellend ir mögen lyden, das ich zuo behaltung viler seelen
unnd frommen menschen minen namen, schatz, lyb unnd leben verliere,
damit die seel von gott gnädigklich werde selig gemacht?
Sprechend ir: Ja; soltest aber getödt oder verbrennt werden, wäre
uns ein schand, ob wir schon wol wüßtind, das dir unrecht beschähe.
Antwurt: Christus, des reiser ich bin, spricht also Luc. 6.
[Luc. 6. 22f.]: Selig sind ir, so üch die menschen hassend und üch
usscheidend oder schmehend unnd üwren namen als böß verwerffend
von des suns des menschen wegen. Fröwendt üch zur selben zytt unnd

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springen uff; dann, nemend war, üwer lon ist vil oder groß in den
himlen. Hörend ir, das, ie schmechlicher min nam wirt vor den
menschen geachtet umb gotzwillen, ye erlicher er sin wird by gott.
Also sol üch ouch sin. Ob schon üwer nam vonn gotz wegen verschupft
wurde, so söllend ir wüssen, das ir vil des erlicher by gott
sind. Darumb, wer zuo gott komen wil, muoß nun ansehen, was er wil,
nitt was die menschen, die inn nit selig, sunder verdampt mögendt
machen. Sy mögend eim den lychnam tödten, aber die seel nit;
[Matth. 10. 28]; und alle, so einen lychnam tödtend umb gotz willen,
die tödtend sich selbs, sy syind, wer sy wellind: küng, keiser, bäpst,
bischoff oder ander. Das euangelium Christi - das ist das gnädig
wort, das gott durch sinen sun den menschen embotten und verhandlet
- hat die natur vom bluot Christi har, das es mit der durchächtung
zum meysten zuonimpt. Christus hatt sin bluot umb unsers
heils willen vergossen. Ietz ist ein unfruotiger reiser, der umb sines
herren und hauptmans willen nit mag sin bluot vergiessen unnd flücht
hinden ab, da sin herr vorhin den tod für und for imm gelitten hatt.
Recht stryter Christi sind, die sich nit schemend, ob inen der kopff
zerknütschet wirdt umb irs herren willen. Denn welcher sich Christi
schempt unnd sines namens vor den menschen, des wirdt sich ouch
Christus schemen vor sinem himlischen vatter [Marc. 8. 38, Luc. 9. 26].
Darumb ir aller liebsten brueder, ob man etwas uff mich seit, des ir
üch meinend zuo schemen, so bedenckend, uß was grund und hertzen
es kumme. Seidt man üch, ich sünd mit hoffart, fressen, unluterkeit,
gloubent es lichtlich; denn ich den und andren lastren leider underworffen
bin. So mann üch aber sagen würd, ich wölte umb geltz

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willen unrecht leeren, das gloubend nit, man schwere, wie thür man
well; denn ich dheinem herren uff erdrich yetzmal verbunden bin umb
einen haller. Was aber ich mit dem bapst von Rom ze schaffen han
ghebt, ist vor jaren hin xin. Ich han gemeint ein zyt, es zimme mir
vom bapst gelt nemen, es zimme mir sin meinung beschirmen. Do
aber die erkantnus der sünd in mir - als Paulus sagt - worden
ist, han ich imm alle ding abkündt. Darumb habend sine anwalten
mir die schalkheit gethon, das sy uß ungnad des absagens mir zuo
argen hand wellen messen das, so sy allen menschen fürgebend, es
sye got gedienet. Gott vergeb inen und uns allen unser sünd.
Wurde man üch aber sagen, ich schmächte got, die jungfrow Marien,
oder ich falschte die leer gottes, das gloubend nit; denn all min arbeit
und unruow streckt sich dahin, das alle menschen recht erlernind,
was grosser gnaden und heils der sun gottes, uß der reinen magt
Maria geborn, uns geben hab, das alle zuoflucht zuo got werd ghebt
durch das tür heilig liden Christi, das sin leer herfürgezogen und
der menschen [leer] hinder sich gethon werde, das die unvermaßget,
unvermischt, luter blyb. Ob aber inmitten sölcher leer mir ze handen

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gieng, das ir üch bekümren ließind, wirdt mich nit irren. Ir sind
mine brueder von vatter unnd muoter; so ir aber in der meinung gottes
nit mine brueder wurdend sin, wer mir leid; denn ich mueßte üch verlassen,
ja vatter und muoter selbs todt unvergraben lassen ligen, wo
sy mich von gott wöltind ziehen [vgl. Matth. 8. 32, Luc. 9. 60]. Und
wissend, das die schmahen der jungkfrow Marien, so mir uffgetrochen,
falsch sind zuogeredt. Ich halt von iro, als ein Christenman
halten sol, und so vil me von iro, das ich nit eim yeden märsager
gloub, was er uff sy lügt und seit, und ouch uff sy nit lügen
wil, noch sagen me, denn mich die gschrifft des heiligen euangelii wyßt.
Aber die mich so boßlich vermärent, truckt nitt die eer gottes oder
Marien, sunder das wort, das gott durch mich redt - dann er durch
ein yeden redt, der inn prediget, nit sich, noch menschen tandt -;
das stritet mit irem pracht, gyt, schalckheit, buebery. Und so es die
harfürzücht, mögend sy das liecht nit erlyden. Und so der gmein
mensch ein flyßig uffsehen hat zuo der reinen magt Marien, meinend
sy mich demselben damit ze verleyden, damit dem wort gottes,
durch mich ußgesprochen, des minder ggloubt werdt. Darum laßt sy
sin; es sind blinden und blindenfuerer. Ir werdend in diser predge wol
hören, was ich von der muoter gottes halt. Demnach bekümerend üch
nütz von sölichs tants wegen, und wißend, das er mich ouch nüt
abwenden mag. Was gott damit entlich handlen werd, will ich guotwillig
warten. Christus selbs, unser houpt unnd heiland, ist getödt
worden.
Luogend ir zum ersten, daß ir dem wort gottes vesten glouben
gebind, unnd verstond, das wort gottes nit eins yeden pfaffen tant sin,
sunder das allein, das er selbs geredt und ingesprochen hat.
Zum andren: Versehend üch alles guoten unnd noturfft zuo im.

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Zum dritten: Suochendt üwer säligkeit allein by im.
Zum vierden: Wüssend dis läben ein ellend sin, nit ein säligkeit.
Zum fünfften: Sy üch nit schwer mit den ellenden und armen
arm wellen sin.
Zum sechsten: Hütend üch als vor gifft, das ir nieman beschwärind
mit zinsen, wuocher oder übernießen.
Zum sibenden: Bedenckend aller dingen, die gott gevallend, üch
ein bildung vorgetragen sin durch den herren Christum Jhesum.
Zuo dem achten: Darumb, was ir thuon oder laßen wellend, so
sehendt, wie imm Christus gethon hab. Wie man imm anderst thuot,
ist es letz und sünd; denn er ist der weg.
Zum nündten: Unnd so ir üch prästhafft findend, so klagends
imm und rueffend inn an umb hilff, gnad und verzihung.
Zum zehenden werde er üwerem hertzen so bruederlich zuogefuegt
und geliebt, das ir üch mit imm gedörind ersprachen und underreden,
als ir undereinander; denn das ist das war gebett.
Ietz sind gott bevolhen, der üch wys und leer. Amen!
Uwer ewiger bruoder blyb ich, wenn ir brueder Christi sind.
Ylentz geben Zürich 17. tag erst herbsts 1522.

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Ein predig von der reinen gotzgebärerin Maria
Huldrich Zwinglii.
Die gelerten, die anzeigt haben, wie barmhertzig gott sye, so sye
er doch so gerecht darneben, und das mit der gschrifft bewärt, habent
im recht gthon; welche aber nach dem sindt abgangen, das sy gelert
hand, der gerechtigkeit gottes muesse oder möge der mensch mitt sinen
eygnen wercken gnuog thuon, und hand demnach sich selbs richter gsetzt
über die sünd, wie groß sy sye, und wie lang sy kestiget werden
muesse, und daby die kestigung by inn selbs lassen umb gelt abkouffen,
und glat belg damit, schön frawen und feiste zelter erzogen,
die hand gantz im näbel geirrt. Warumb urteilend sy den knecht, so
eins andren ist? Er stat oder fallet by sinem herren Ro. 14.
[Röm. 14. 4]; dann sy es uß iren köpffen, nit uß bericht der gschrifft
gethon habend. Doch ist sich darab nit zuo verwunderen. Denn sobald
man dem gwalt des fleyschs underworffen wirdt, so sicht man
nümmen an, was got, sunder was die bößen begirden heissind oder
lerind. So nun dem also ist, als wit und lang möcht bewärt werden,
das wir aber hie underwegen lassen wellend - ursach: wir ylend zuo
eim andren -, muessend wir dennocht besehen, womit der gerechtigkeit
gottes gnuog beschehen mög, dero ie gnuog beschehen muoß; dann
das wirt warlich und recht geredt: Got ist glich als wol gerecht als
barmhertzig. Wenn wir nun alle menschen betrachtend, findent wir
ie, daß keiner überal so grecht ist in der gantzen menge, der nun für
sich selbs gnuog möchte der gerechtigkeit gottes thuon, dann wir sindt
all lugenhafftig psal. 115. [Ps. 116. 11] unnd ist nit einer, der das guot
tueye; wir habend unß all abgewendt unnd sind all unnütz worden
psal. 13. [Ps. 14. 3]. Wir hand all gesündet und manglend der eer,

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das ist der hilff gottes Romm. 3. [Röm. 3. 23]. So wir all nun den
prästen unnd masen an unß habend, mögend wir ie gott nit gnuog
thuon, denn wir sint all selb schuldner, sächer und straffwirdig.
Darumb hat gott uß der tieffe siner wyßheit angesehen unßer ellend
und prästen zuo ersetzen; unnd so er under uns keinen fand, der siner
grechtigkeit möchte für sich und ander gnuog thuon, hat er sinen suon
ein hostien und bezalung für unßer sünd verordnet, das er in dem,
als er ein warer mensch und unser bruoder ist, unser gerechtigkeit,
unser gnädigung in der ewigkeit vor got für uns sye darumb, daß
er gerecht und unschuldig all unßer schuld hat an sich genomen und
die vor got gebeßret und gebuesset. Sich, das ist ein gnädiger handel
gottes, ein früntliche fröliche bottschafft, ein gwisse sichrung der
trostlosen seel, daß die funden hatt den, durch den sy gott versuent
wurde, durch den sy allweg ein zuogang zuo gott hette. Das aber alles
mit vill geschrifft lichtlich aber starck bewerdt möcht werden, wo wir
nit uff ein anders giengind, nämlich uff das lob der ewig reinen magt
Marie, die unß disen heiland Christum geborn hatt.
Als nun die zyt erfüllet ist des götlichen radtschlags, hatt gott
sinen botten Gabriel geschicket zuo der magt Marien, die dem
frommen man Joseph vermählet was. Darinn aber die götlich wyßheit
erschint, nämlich, das mitt dem vermehlen Joseph gott nit hatt wellen
den eelichen bruch zwischen inen beschehen, damit kinder geborn
wurdind, sunder das die tochter Maria, nachdem sy schwanger erfunden,
nit versteiniget wurde nach jüdischem gesatzt, welchs gebot
versteinigen die, so on ein eeman geborn hett. So aber Joseph ir
man gschätzt ward, beschirmt er sy vor dem gesatzt. Ouch ist sy
imm darumb vermählet, das sy und das kind allweg ein beschirmer
und verwarer hettind; denn es ein werlos blöd ding ist umb ein
einigs wyb. Zuo geschickter hilff ist aber Joseph ir zuogegeben unnd
vermählet, das, war sy fliehen oder ziehen geheissen ward, Joseph

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alle ding komlich anschickti: Sy muoßt in Egypten fliehen, widerumb
Egypto ins jüdisch Land; uß dem jüdischen land ins
galileisch gen Nazareth ziehen Mat. 2. [Matth. 2. 13f., 19-23], darzuo
Joseph gar komlich gewesen ist. So vil kürtzlich vonn der vermählung
Josephs. Hieby mercken aber wir die großen gnad, so got
Marie gethon hatt, indem er sy für alle wyber und dochtren der
gantzen welt userläsen hat zuo einer muoter sines suons, nit angesehen,
das sy schlecht geboren, nit ein großgeachte meyd was. Wiewol sy
uß dem geschlecht Davids, was sie doch arm und gar nütz fürnäm
nach menschlichem pracht, als sy selber singt [Luc. 1. 48]: Gott hat
die schlechti siner dienerin angesehen. Und wiewol das geschlecht
Davids by got und denn menschen erlich geachtet, was es doch dennzuomal
nit in hohem stand oder wird nach weltlichem gewalt, denn
keiner vom stammen Davids dozemal herschet. Glych als wir noch
hüt by tag dero nit vil achtend leyder, die von guotem stammen harkomen
sind, sy syind, wie fromm sy wellend, so sy nit guot oder
gewalt habend. Ouch ist sy deshalb gros, das die propheten vom
geist gottes ingkuchet vor alten zyten har von iro geredt hand.
Isaias spricht 7. [Jes. 7. 14]: Nimm war, ein dochter oder magt
wirdt empfahen und gebären einen suon, und sin nam wirdt genempt
Emanuel, das ist: Gott mit uns. Ja frylich: Gott mit uns, das er
menschliche natur von der reinen Maria hat an sich genommen und unßer
bruoder, auch ein bezalende opfer für uns worden ist. Es spricht
eben derselb prophet am 11. [Jes. 11. 1]: Es wirdt ein schoß oder
ruot erwachsen vonn der wurtzen oder stammen Jesse - der ist
Davids vatter xin -, und ein bluom oder bluost wirdt ufferston von
siner wurtzen. Dißes schos ist die helig Maria, die bluost ist
Christus. Ander prophetien und bedütnußen lassend wir ietz sin.
Ouch ist hieby ze mercken die eer irer lutren reinigkeit, die so groß
ist xin, das der euangelist Lucas, ouch Matheus die ir zuogebend;

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dann sy ein reine unverserte magt vor der geburt, in und nach
der geburt, ia in ewigkeit blybt. Das aber by den menschen nit
möglich ist, das eine ein muoter sye und ein tochter; by got aber
sind alle ding möglich, ia so möglich, das alle geschöpft sinem wort
muessend gehorsam sin, ob es schon nach irem vermögen inen unmüglich
ist. Es soll uns ouch nit irren das, so Helvidius, ein
irriger kempffer, valsch uß den worten Mat. 1. cap. [Matth. 1. 24f.]
gezogen hat, dahin, das Maria nach der geburt habe sich mit
Josephen eelichen vermischet. Die wort Mathei sind: Joseph hatt
sin wyb zuo im genomen und hatt sy nit erkennt, biß das sy geboren
hatt iren suon, den erstgebornen. Uß den worten hatt Helvidius
also kempft - das ich nit für mich genomen hette ze erklären, wo
ich nit täglich sähe die einvaltigen Christen das euangelium Christi
läsen und an dem ort schühen und zuffen; ja dick bin ich von
gelerten und ungelerten gefragt disen knopff uff ze thuon - ja also
hat Helvidius kempfft: Hatt sy inn nit erkennt, biß das sy iren
erstgebornen suon geborn hatt, so muoß ie volgen, das er sy demnach
erkennt hab; denn der spricht "biß" oder "untz", der setzt ein
zill, nach welchem die endrung volget. Dißer Helvidius hat gethon
wie alle, die frävenlich uß einem cleinen erfaren der geschrifft
urteilen gdörend, was inen in sinn kumpt, unangesehen, wie die wort
an andren orten der gschrifft gebrucht werdind. Diß wörtly "donec"
oder griechisch "heos" heißt: uffbeit, biß, oder: als lang. Ist war;

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aber in der gschrifft hat es nit allweg die krafft glich als ouch im
tütsch. Denn im 109. psalmen [Ps. 110. 1] spricht got - als ouch
Christus hat anzeigt Mat. am 22. [Matth. 22. 44] - der vatter zuo
gott dem suon: Sitz zuo miner rechten hand, biß - donec, heos - das
ich dine fyend setze zuo einem schemel diner fuessen. Hie bedüt das
wörtly "biß" oder "untz" nitt, daß, nachdem sine fyend also im underworffen
syind, ein endrung demnach kommen sölle, das er darnach
nümmen solle zuo grechter handt gottes sitzen, sunder das er in
ewiger wirde gottes by der gerechten hand sines vatters sinen fienden
wol erwarten wirdt, biß das sy zuo eim schemel siner fuessen gemacht
werdend; unnd hatt das "biß" sin krafft gelegt uff die fyend und nit
uff Christum, als ob gsprochen wäre: Dine fyend sind dir noch nit
all underworffen - verstandt das nach menschlicher natur -, aber
sy werdend dir noch wol underworffen; du magst iren wol erwarten;
du sitzest diewyl zuo der grechten hand gottes - denn er allweg dasitzt
in die ewigheit -, biß das sy dir underworffen werdend, das sy
demnach dinen fuessen underworffen syend, die yetzmal nit underworffen
sind. Also heißt hie "biß" nit "untz uff ein endrung in
Christo", sunder "biß uff ein endrung dero, so im noch nit mit irer
gschendung und verurteilung underworffen warend". Desglichen hand
wir ein gestalt ze reden im tüsch. Es spricht einer, so er hinweg
gat vonn den sinen: Nun behuet uch gott, biß ich widerumb kum. Ist
nit sin meinung, das got nach siner widerfart die sinen nümen sölle
behueten, sunder alle zyt; aber das wort "biß" leinet sich nun uff den
hingenden, das gott sy behuet, biß er sy unverbößt widerumb finde.
Also auch hie, so der euangelist spricht: Und Joseph hatt sy nit
erkennt, biß das sy iren erstgebornen suon bracht hatt, leint sich
das wörtly "biß" nit uff Josephen, nit uff Mariam, sunder uff
Christum unnd Mariam, also das die endrung an Maria und
Christo lyt; dann sy wardt ein muoter an der geburt Christi und
er kam in dis welt, in dero er lyblich nie xin was. Aber Joseph

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stat styff, unverwandlet. Wie er sy vormals nie erkennt hatt, also
hat er sy demnach noch vil minder erkent, so er xehen hat, sy ein
huß und inwonung des suons gottes sin, denn verr sy von uns gedencken,
daß Joseph sölichs ye im fürgenommen hab nach so vil
kundschafften im gethon, daran er sach alle ding von got verhandlet
werden. Und der meinung hat auch sich der heilig Matheus lassen
vernuegen, das er gnuog sin meint gewiß anzeigt sin, das Joseph zuo
der gburt nütz verhandlet, dann er sy nit erkent oder beruert hab;
damit aber eim yeden gedanck wol vertruwt, er verstande wol, das
er sy demnach noch vil minder berueren wurdt. Unnd ye minder
argwons by Matheo xin ist, ye by mindern und schlechteren worten
hat ers lassen blyben. Das aber Christus ein erstgeborner sun
Marie genempt wirdt, ist nit die meinung, das sy me suen nach im
geborn hab, sunder sidmal ein erstgeborner sun vil fürling hat by
den Juden, wardt nit nun Christus ein erstgeborner sun, sunder
einer yeden andern frowen sun, so er einig von iro gborn ward,
genennet "der erstgeboren", wiewol er der letst auch was. Aber der
letzst sin bracht nüt fürnäms, sunder der erst sin. Diß ort Mathei
hab ich darumb mit sölchem fliß erklärt, das die, so mir allenthalb
fürmündend unnd falsch und unerlich uff mich redend, ich habe
geprediget, Maria sye ein torecht wyb xin, wie ein andre trüll,
oder hab sy an irer reinigkeit geschmützt und geschentzelet, das
aber unguetlich uber mich erdacht ist, dann ich tür und hoch dörffte
schweren, das mir all mine tag sölche schnöde von der wirdigen muoter
gottes in minen sinn nie ist kommen. Ouch hat mich kein red, was
ioch mine fyend uff mich redend, nie schmertzlicher gemuet, denn
do ich allethalb har vernomen hab, wie man sölch schnöd uppigkeit

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trutzlich und für gewiß uff mich red. Unnd wie starck ich mir hab
fürgesetzt nüt ze antwurten denen, so uff mich erdencken, wie vil ich
kinden in disem jar geborn und wie vil geltz von fürsten und herren
empfangen, hab ich doch nie mögen zuolassen, das die schantlich
lesterung uber mich gloubt würde. Rede ein yeder uff mine sitten,
was er welle, sye im verzigen, aber kein gotzlesterung wil ich immer
lyden.
Demnach so meert es ouch das lob Marie, das der sun gottes,
der gewellen hatt on den gemeinen presten, den wir alle von Adamen
har mitziehend, Romm. 5. [Röm. 5. 18f.], die menschlichen sünd und
blödigkeit uff sich nemende, mit solcher unschuld von der reinen magt
Maria wellen geboren werden, mit dero er all unser schuldt bezalte.
Das von anfang der welt keinem wib nie gschehen ist, das sy ein kind
gebär, das ghein sünd uff imm hette oder das sy on sünd empfangen
hette. Ich geschwyg, das keine nie kein suon geboren hat, der allem
menschlichen geschlächt ein gemeinen, joch kleinen nütz gebracht
habe; denn des guoten halb, so uns Christus gethon, mag imm nit
nun nütz verglicht werden, sunder nütz erdacht werden, das sich siner
guottat möchte nun anbilden. Ja, es mag kein mensch uß siner krafft
sin guottat erkennen, es werde im denn von dem geist gottes geben.
1. Cor. 2. [1. Cor. 2. 12]: Wir handt nit empfangen denn geist diser
welt, sunder den geist, der uß gott ist, das wir erkennind die ding, so
unß von gott geben sind. Als ouch Christus spricht Joannis 6.
[Joh. 6. 44]: Warlich, sag ich üch, es kumpt nieman zuo mir; das ist:
Nieman erkennt noch nimpt an das heyl, das im in mir behalten wirdt,
es hab inn denn min vatter, der mich gesendet hat, gezogen. Ist
das nit uber menschlichen verstand, das der, so sünd nie gethon hatt,
und falsch in sinem mund nie erfunden, ist für unser sünd ein bezalent
opfer worden? Als der heilig Paulus 2. Cor. 5. [2. Cor. 5. 21] anzeigt:

--406--

Got hatt den, so sünd nie gethon hat, für unß ein opfer für die sünd
gemacht, das wir die gerechtigkeit gottes werdind in im. Wer nun das
gloubt vestenklich, der ist ietz von got gezogen. Ouch muoß das ye ein
uberschwenckliche unschuld sin, die andren menschen ir schuld abnimpt,
darumb sy niemand hat mögen haben dann der einig sun gottes.
Das er aber mit sölcher unschuld von der heiligen Maria geborn, ist
nit der kleinst, ja der gröst ruom under allen iren eeren und loben;
denn die grösten eer, die sy hatt, [hat] sy von irem sun; dieselben
fröwend ouch sy am meisten, als sy selbs spricht in irem lobgsang
Magnificat [Luc. 1. 47]: Min geist ist uffgesprungen von fröiden in
got, minem heiland. Sy truog inn in irem lychnam dozemal, unnd was
aber er ir fröid. So vil von dem, das sy vermählet unnd dennocht
ein magt bliben ist in die ewigkeit.
Als nun der engel zuo iro hinin kommen ist, hatt er sy grützt
mitt dißen worten [Luc. 1. 28]: Gott grütz dich, du volle gnaden; der
herr ist mit dir; hochgelobt bist du über all frowen. Hie ist zuo
mercken, das dis wort "vol gnaden" uß griechisch kert ist von dem
wort kecharitomene [κεχαριτωμένη], das ist als vil als "du geliebte"
oder "mit gnaden erfülte", oder "du begnadete", daran wir verstond,
das das wort "voll gnaden" nitt verstanden soll werden, das sy vonn
iro selbs vol gnaden sye, sunder das alle gnad, mit dero sy rych und
vol, von got kommen ist; dann vol gnaden sin ist nüt anders denn:
von gott zum höchsten liebgehebt, werd gemacht, für alle wiber userwelt
sin. Dann gnad ist allein der gunst gottes; und wenn ich sprich:
Got hat dem menschen vil gnad geben, ist nüt anderst denn: Gott
hat dem menschen vil gegünnet, imm vil liebliche angethon. Also
ist die rein Maria vol gnaden von got, als sy selbs singt [Luc. 1. 49]:
Er hatt mir grosse ding gethon. Sy spricht nitt: Ich bin groß vonn
minen eignen gnaden, sunder der almechtig hat mir große ding gethon.
Denn zuom nechsten davor spricht sy derglychen [Luc. 1. 48]: Er hatt
angesehen die schlechte siner dienerin, und nim war, fürhin werdend
mich sälig sprechen alle geburten oder geschlecht. Sichst du sy zuo
den eeren, ab denen sich alle geburten oder geschlecht verwundren
werdend unnd sy sälig zellen, von got beruefft sin, der ir niderträchtige
mit gunst und gnad hat angesehen. Hie, weiß ich wol, werdend die

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gelerten sprechen: Wer weißt das nit selbs wol, das alle gnad von
got kumpt? Antwurt: Ye bas man das weißt, ye liebers mir ist.
Ich fürcht aber, es synd etlich so einvaltig, das sy den spruch Jacobs
nit wol wissint, das er spricht [Jac. 1. 17]: Alle gaben und gnaden
sind von oben herab von dem vatter der liechteren. Und so, das
wär nit vergebens daßselb hie anzeigt.
Demnach, da wir sprechend: Gesegnet bist über alle frowen,
damit nit gezwyflet werde, was das wort "gesegnet" bedüte, hab ich
gesprochen: Hochgelobt bistu über alle frowen, darumb, daß das
griechisch wort eulogemene [εὐλογημένη] vil ee heisset ein hochgelobte
weder ein gesegnete; doch wil ich das wort "gesegnet" darumb nit
verwerffen, doch das man "gesegnet bist" verstande für "hochgelobt
bistu". Ietz hört der engelisch gruotz uff, das ist, der engel hat in
sinem gruotz nit wyter gesprochen denn: Got gruetz dich, du volle
gnaden; der her ist mit dir; du bist gesegnet über alle frowen. Das
aber hernach volget, ist ein teil vonn der frommen Elisabeth hinzue
gethon, ein teil von den andechtigen Christen. Elisabet hat hinzuo
thon [Luc. 1. 42]: Und gesegnet - verstand aber: hochgelobt - ist
die frucht dines lybs. Der andächtig mensch hatt zuohin gethon:
Jesus Christus, amen! Und ist aber das "gesegnet ist die frucht
dines lybs" darumb nüt des schnöder, daß der engel selbs nit geredt
hat; dann die wort sind ouch vom heiligen geist ingesprochen, als

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Lucas clärlich redt, sprechent [Luc. 1. 41f.]: Und Elisabeth ist vom
heiligen geist erfüllt unnd hatt mit grosser stimm geschruwen und
gesprochen: Gesegnet bistu über alle frowen, und gesegnet ist die
frucht dins lybs, Jesus Christus, amen! ist ouch vom heiligen
geyst zuo tuon. Denn es spricht nieman: Der herr Jesus, denn allein
im heiligen geist 1. Cor. 7. [1. Cor. 12. 3]. Doch ist das ghein wunder,
denn die Griechen thuond noch so vil hinzuo nach dem "gsegnet ist
die frucht dins lybs": dann du hast geborn den heiland unserer seelen.
Hieby nemend die uffruerigen aber ein anzug ze klagen: Sich,
sy teilendt uns das Ave Maria. Antwurt: Ich teils nit; der warhafft
euangelist Lucas teilt es. Liß das erst capitel Luce, darus es
gnomen ist. Aber so man spricht, es hab der engel es nit alles geredt
zuo Marien, ist es darumb nit des lichter; es sol nüt des
minder miteinandren gesprochen werden. Und ist darumb nit
unrecht, das man's den engelischen gruotz nennet, dann der anfang und
der merteil ist des engels. Ietz muoß ich ein licht geschicht zellen,
das aber leert, was bößgünstige vermög. Es hatt sich begeben, das
ich in eim wirtßhus mitt erbren lüten das mal genomen hab. In dem
ist man bettens zuo red worden und geredt: Wie könde einer zuo
sant Gertruten sprechen: Vatter unser; nun ist sy doch nit unser
vatter. Unnd nach vil worten hat mich ein person gefragt: Sol man
aber unser frowen nit das Ave Maria bätten? Gab ich antwurt:
Das Ave Maria ist nit ein gebet, sunder ein gruotz unnd ein lob.
Doch bedenckend die wort selbs, so findend ir nit, das man darinn
ütz begere, sunder nun Mariam gruetze und lobe. Ein gebet heißt
nach dem tütsch: darinnen man bittet. Hie innen im Ave Maria
bittet man nütz, sunder, wie ouch ein mensch den andren gruoßte mit
lob, als ist ouch das Ave Maria, als wenn einer zuo einer frommen
frowen, die Anna oder Gret hieß, spräch: Got gruetz dich, Anna
oder Gret - es sy wedern namen ich genennet hab, so sind es

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doch bed christenlich namen -; du bist eine fine frow oder derglichen.
Sich hie, was kan der böß will. Das ich allein zuo eim
byspil hab gegeben, das man erkannte, was underscheids zwüschend
bätten und gruetzen wäre, hatt er darus gemachet, ich hab geredt, so
einer ein Ave Maria bet, sy es nüt beßer, denn so einer spräch:
Got gruetz dich, mätzi. Und han aber ich nun ein glichnuß geben,
nit glichwägen. Verstand es also: Glichnen ist, da mann etwas
glich gestaltz oder glichförmigs zwüschend zweyen dingen findt, da
aber imm geschlecht oder werd dhein glichwegen ist, als so ich
sprich: Uff eim batzen stat ein rechts krütz, wie uff einer kronen,
und das heißt latinisch comparatio oder similitudo. Uß dem mag
nieman sprechen, das ich geredt hab: Ein batz gelt als vil als ein
kronen. Aber ein glichwägen ist, da man zwey ding gegen einander
glich werd oder thür schetzt, als wenn einer spricht: Ein kronen gilt
als vil als ein kamerduggat, unnd das heißt imm latin equiparatio,
ein glichwägen. Ietz gange herfür der bößwillig und bezüge uff mich,
das ich das Ave Maria geredt habe nit beßer sin, denn so einer
spräche: Gott gruetz dich, mätze. Ich han aber ein glichnus geben,
das die fragend person verstuend, das Ave Maria einen gruotz, nit
ein pit sin. Ja, han ich daruff gesprochen, man kan sust zuo dheinem
helgen sprechen: Gott gruetz dich, Maria; denn spötlich wär es
zuo sanct Christoffel sprechen: Got gruetz dich, Maria. Es mag
ouch ein yeder selbs wol mercken, wie recht das wäre, das ich einigen
helgen, ja der reinen jungfrowen Agnesen, die wort zuoleyte: Gesegnet
ist die frucht dines lybs, Jesus Christus, daß ich uß iren ein muoter

--410--

gottes machte, und, das allein der ewig reinen magt Marien zuogehört
und ir besunder und höchstes lob ist, namlich, das sy uns Jesum,
den gesundmacher, geboren hat, einer andren creatur ouch zuospräch.
Sech ein ieder, was hinderred vermög; denn das ich allein wol zuo
leren gredt hab, ist in gar ein lätze meinung verkert, die ich nie
gedacht hab; denn all min flyß und arbeit streckt sich dahin, das mann
die götlichen wort nitt achten welle als der menschen wort, unnd das
der heiligen Marien besunder eigen lob ist, gheiner andren creatur
wurde zuogelegt.
Als nun die künsch, züchtig Maria den engel gesehen hat, ist
sy erschrocken ab siner red und gedacht, was gruotzes das wäre
[Luc. 1. 29]. Die engel gottes sind allweg in schöner, mannlicher gestalt
erschinen, also ouch der engell Gabriell Marien erschinen ist.
Darab sy erschrocken; dann sy mit keinem man noch jüngling einerlei
gmeinsami hat, daruß er ienen heimlich solte zuo ir kumen. Darumb
ist sy ab der schönen gstalt Gabriels und früntlichen gruotz erschrocken,
das sy nüt buolerischs wüßt noch erkannt, und erschein
doch iro so ein hübscher jüngling. Darumb bedacht sy sich, was das
für ein gruotz wär; sy wüßt nüt von keines mans gselschafft noch anzug
und hört doch von eim man - als sy am ersten gedacht - ein
fruntlichen gruotz. Das alles ein gwüsse kundschafft ist des reinen,
unbefleckten gemuets Marie, das weder buoler- noch mätzengeschäfft
erkannt, ja so frömbd von allem muotwillen oder geile, das sy, als
Ambrosius spricht, ouch ab dem gruotz des engels erschrack. Aber

--411--

der himelisch vatter hat sy nüt irrsäligs laßen gedencken, sunder sy
von stund an durch den engel wyter bericht [Luc. 1. 30]: Maria, biß
unerschrocken; gott hat sin gnad dir geoffnet. Nimm war, du wirst
empfahen in dinem lychnam und wirst ouch gebären ein sun. Dem
wirstu den namen geben Jesus. Der wirdt groß und wirdt ein sun
des höchsten gottes genempt werden, und wirdt imm der her got ingeben
den sitz oder rych Davids, sines vatters, und wirdt herschen
imm hus oder geschlächt Jacobs ewigklich, unnd wirdt sines rychs
dhein endt. Sich, was grossen handels hebt der almechtig gott mit
der schlechten Marien an! Meinst du nit, wo der geist gottes sy
nitt erlüchtet hett zuo verston und glouben, so hette sy uß irem eignen
gmuet dem engel nit mögen glouben, sunder hett sy sin red für ein betrug
gehebt oder für ein schimpf, indem das sy sich selbs nit darfür geschätzt
het, das sy des so grossen, fürnemen suns soltte ein muoter sin, denn
die grossen geheiß warent on zwyfel über ir schlechte. Uß welchen wir
aber lernend, das der verstand der worten gottes und der gloub, den wir
inen gebend, nit menschlichs verstands noch vermögens ist, sunder der
begnadung gottes, die uns erlüchtet und zücht. Darumb spricht
billich Maria [Luc. 1. 49]: Er hat mir grosse ding gethon, der mechtig.
Ja frylich, große ding, das er mich schlechten dienerinn, die nüt
sölichs gedacht noch fürgenomen hab, so gnädigklich, vor und ee er
ütz mit mir handlete, wol gelert und bericht; hat ouch min hertz an
sich zogen, das ich im gloubt hab, und demnach über allen louff der
natur ein magt und muoter sines suns gemacht, des herren aller dingen
und erlösers aller menschen; das er den barmhertzigen handel mit
dem menschlichen geschlecht fürgenomen nit mit des keisers, küng
Herodessen oder obresten priesters dochter, sunder mit mir

--412--

schlechten, einvaltigen meidt verendet hat. Die vor der welt nüt
geschätzt was, die hat er so hoch erhebt, das ab minen eeren und
guotem, mir vonn imm gethon, sich alle menschen verwundern unnd
mich sälig zellen werdend, das ich, ein gemahel gottes, himelischen
vatters, unnd ein schloß oder kammer des heligen geists, den in diße
welt geborn hab zuo heil allen menschen on ein liblichen vatter, der
in dem himell von ewigkeit har geborn wirdt von dem himelischen
vatter nach der gotheit on ein muoter. O der unußsprechlichen wyßheyt
und gnad gottes, die uns armen menschen so wyßlich und
gnädigklich hat bedacht, daß wir imm durch inn vereint wurdint und
zuo anhab der dingen ich ein gemahel gottes gemacht bin, damit die
himelisch zucht und geburt des sichrer die menschen machte der
götlichen gnaden, die er mit mir nit nach minem verdienst, sunder
nach siner gnad gwürckt hat. Daran alle welt sähe, was neigung der
gnaden got zuo uns hette, so er von imm selbs mit uns, do wir in
siner ungnad warend, früntschafft machen hat angehebt. Das aber
Jesu der stuoll oder gwalt Davids ingeben sye, soll nitt liplich, sunder
vonn dem rych des gloubenns verstandenn werdenn, durch welchen
imm die gantz welt ist underworffen worden, das ist, daß durch den
glouben alle menschen erlangt habendt die barmhertzigkeit gottes so
groß, gwüß und trüw, als sy Daviden ie erzeigt ist. David hatt
ein groß mord an dem frommen Uria begangen; noch hat imm 's got
verzygen, verheißen, er welle ein pundt mit menschlichem geschlecht
machen nach der barmhertzigkeit Daviden erzöigt. Isaie am 55.
[Jes. 55. 3]: Ich wil mit üch einen ewigen pundt treffen, die gewüssen
barmhertzigkeiten Davids, das ist: Ich wird mit üch ein trüwen pundt
machen, namlich üwren sünden barmhertzig sin, als ich ouch Daviden
xin bin. Und wie David ein gheis von got hat, es wurd einer von
sinem gschlecht allweg sinen stuol oder rych besitzen, also ist es imm
in Christo Jesu trülich geleistet, nit liplich sunder himelisch; dann
durch den herren Jesum sind alle gschlecht der menschen glücksälig
worden, als ouch Abrahamen verheißen was, und ist er ein ewiger
küng unnd vatter dero, so zuo im zuoflucht hand umb nachlassung der
sünd, als David gethon hat. Im xind Jacob herschen hatt ouch

--413--

den sinn. Hieby söllendt aber wir von Maria den unschwanckenden
glouben lernen, das sy an den worten des engels nie gezwyflet, wiewol
sy iren sun nie sach zuo dem irdischen rych kumen; ja sy sach inn
schmechlich abtuon und tödten; noch hat sy dheinen weg gezwyflet
ann den worten gottes. Der sy größlich eren welle, volge nach irem
glouben unnd valle nienen vom herren Christo Jesu. Ob er schon
sicht sin leer verschupft, ußgetriben, durchächtet werden, laß er sich
das nit bekümeren, sunder gdenck, das die krafft sines worts erst wyt
ußgespreit, so es durchächtet wirdt.
Demnach als die helig Maria den wordten gottes, durch den
engel verkündt, wol gegloubt, hatt sy doch erfaren, wie die geburt
zuogerüst mueßt werden, sidmall sy dheinen man erkannt, das ist, mit
gheinem sölicher gestalt gemeinsame hette. Hat ir der engel geantwurt
[Luc. 1. 35]: Der helig geist wirdt vonn oben herab in dich
kummen, und die krafft des höchsten gottes wirdt dich überschatten.
Darumb wirdt das helig, so vonn dir geboren wirdt, genennet werden
der sun gottes. Ist die meinung des engels: Maria, ich verkünden
dir ein nüwe ardt der geburt, die nüt gemeins haben wirdt mitt der
menschen sündtlicher geburt. Das, so von dir empfangen, wirdt vom
heligen geist kummen, der dich fruchtbar wirt machen; ouch wirdt
sich die krafft gottes über dich laßen und ueben, das das helig, so
von dir geborn, wirdt genennet der sun gottes. Darumb habend inn
nit nun die menschen, glöbig und unglöbig, sunder ouch die tüfel ußkündet
einen sun gottes sin. Wyter macht er sy gwüß mit einer
anderen, unmöglichen geburt nach louff der natur und seit iro, das
ir baß Elßbet, die all ir tag nie geborn hat, darumb man sy die
unfruchtbaren nampt, yetz in irem alter einen sun empfangen het, den
sy yetz im sechßten monat schwanger trueg. Daby solte Maria ermessen,
das got nüt unmüglich sye zuo thuon; denn dem gheis sines
worts muessend alle ding gehorsam sin, ob es schon wider ir natur und

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bruch ist. Denn der louff der natur mag got, den schöpfer und ordner
aller dingen, nit zwingen, das er nach iro muesse würcken, sunder die
natur, die iren gang und bruch von got hat, muoß sich iren herren
gott lassen zwingen und fueren; ouch lydet sy nüt unbillichs, wenn ir
louff hinderstellig wirdt gemacht oder geendret, nit me, denn so ein
gwüsser arbeiter in einem hußgesind sin arbeit thuon anderst unnd
geschickter geheißen wirt vom hußvatter. Das heißt aber by uns ein
miraculum, das ist wunder; aber an imm selbs, das ist nach der
würkung gottes, ist es dhein wunder. Denn, wie obstat, got ist nüt
unmöglich; in siner hand stand alle ding; mit denen mag er schaffen
und gebieten, das sy nit werdend sprechen: Warumb hast du mich
also gemacht, als Paulus anzeigt Romm. 9. [Röm. 9. 20].
Uff diß gewüßmachen des engels hatt sich die unbefleckt magt
ergeben, wol versichret, das got nüt redt noch verheißt, das nit beschehe,
und hat zuom engel gesprochen: Ecce ancilla domini, das ist:
Sich, ich bin ein dienerin des herren; mir bschehe nach dinem wort.
Maria nempt sich ein dienerin des herren von stund an, so sy den
worten des engels gloubt hat. So mächtig sind sy, daß sy den
menschen recht berichtend, das er in[en] vestenklich gloubt und sich
inen gevölgig und underworffen macht on allen pracht oder zytlich
verheissen also, das sich der mensch fry laßen an das luter wort
und gnad gottes. Das Maria hie gar heiter anzeygt in dem, das sy
nit nach dem bruch der mannenden wyben oder dochtren got anmuotet
dise oder iene gab oder wie sy demnach sölte gehalten
werden, sunder ergibt sy sich mit demuetigen worten und gmuet und
nennet sich selbs nüt anderst denn ein dienerinn des herren und begert,
das gott mit iren handle nach dem wort des engels. Hieby
söllend wir aber von iren lernen ein recht inn gott gelassen gmuet
haben also, das wir im also syind ergebenn, das wir nitt wyter fragint,
was er uns zuo lon geben werde umb dis oder das werck, sunder mit

--415--

der recht vertruwten Marien sprechind: Herr, ich ergib mich dir zuo
einem diener; handel nun hinfür mitt mir nach dinem gefallen; din
will werde erfült, nit miner; wir lebind oder sterbind, herr, so sind
wir din. Ob ich schon grosse ding von dir begerte, wäre dasselb
vilicht nun ein torheit; denn wir begerend dick glich als die sün
Zebedei [Marc. 10. 35ff.]. Aber din geist, der für uns by dir redt
und fürmündet, beßret, das wir uß unwüßenheit minder thuond;
darumb verlich mir sölchen glouben, das ich mich allein an din
gnad fry und verhengt laße und dich ein lon mir laße stimmen
nach dinem götlichen gevallen. Aber vil sind leider, ja der gröst teil
dero, die man geistlich nempt, die nütz thuond on den barzelten lon.
Verstand es also: Wenn sy almuosen geben, wellend sy vorhin wüssen,
wie vil es gelte, wie vil es sünd abnemm; und wird inen nit vil lons
verheissen, sind sy träg, ütz ze tuon. Also in anderen dingen ouch:
Bättend sy nun ein vatter unser, wellend sy von stund an wüßen,
wie vil es inen gelten werde. Und hat das einvaltig volck sölchen
gyl ouch von uns gelernet. Ja wir habend sy sölich irrtumb gelert,
indem, das wir mit dem ablas - mit eim rechten beremten huetli -
inen alle guoten werck hand feil gebotten und anzeigt, wie vil ein
ietlichs gelt; ist doch alweg das becke, kübel oder kisten darneben
gstanden. Demnach hand sy nummen nachhin gfraget, was der wil
gottes sy, sunder nun, wie sy die begangnen sünd lößen unnd bezalen
möchtind, biß es dahin ist kummen, das ein yeder toller fantast umb
die sünd, hell und himelrich gemärtzlet hat als umb ein ros, suw
oder rind; hat aber daby dheiner geachtet, das er sich zuo der gnädigen
barmhertzigkeit gottes karte und sich dero verliesse nach irem

--416--

götlichen gevallen, darus imm entspringt forcht gottes unnd verachten
sin selbs, sunder alle sine sünd uff den kouff gerüst also: Eya, thuo
nun dise sünd, styl nun, roub nun, ermürd nun, schlach nun ze tod;
du wirdsts wol mit dißem gebet, ablasgelt oder walfartrennen wider
eben machen. O des iemerlichen mords der seelen! Warumb hand
wir nit gelert, daß man sich gewüß verlassen sölle an die gnad gottes,
unsre werck nit selbs beschetzen; dann sy nit unser, so sy guot, sunder
gottes sind. Denn so das werck guot were us dem urteil des menschen,
so wöltend wir unsre werck wol so thür anschlahen, das uns die niemann
widergelten möchte. Darumb sol unser schlechte vonn Maria
lernen sich gott gantz und gar underwerffen, das, wenn got ein wort
rede, wir uns demselben underwerffind unnd vestenklich gloubind, ob es
schon nach unserem verstandt uns nit möglich dunckt, unnd mit iren
sprechen: Her, min anschlag ist schlecht; was aber du redst, muoß
beschehen; ich bin das, din diener; mir beschehe nach dinem wort.
Ietz wirdt närrisch und gytig fragen hinfallen, da ein yeder wüssen
wil, vor und ee er ütz guotz tueye - also nennend wirs guot -, wie vil
es imm nütz sye, und werdend uns mit vertruwten gmuet unverdingt
an die gnad gottes laßen; der weißt, was uns not ist, ee wir ütz begerind
Matth. 6. [Matth. 6. 8]; er weißt ouch was uns fueglich ist
ze geben baß denn wir Luc. 11. [Luc. 11. 13].
Was demnach Maria by ir basen Elzbetten gehandlet, das
alles vol ist des himelischen geists gottes, lassen wir hie fallen von
der kürtze wegen, ouch das lob, Magnificat genennet, das Maria

--417--

ußgesprochen hatt und wellend uns keren gegen der helsamen gburt,
die uns den heiland unserer seelen in dis welt gebracht hat. Dise
geburt ist Marien so schlechtlich und arm zuogestanden, das nieman
ermlicher geborn mag werden, denn Christus geborn ist. Es stat
also Luc. 2. [Luc. 2. 7]: Sy hat nit statt an der herberg. Nun mag
ye nieman ellender geborn werden, denn so er nitt mag herberg han
in der geburt. Uß welcher armuot wir zum ersten lernen söllend, das
der almechtig gott die, so er am liebsten hat, nit begabet mit zergenklichen
hohen oder grossen dingen, sunder ir glouben und hoffnung
für und für bwert mit hartsäligkeit in disem zyt. Denn wer
hette ie gott mögen lieber werden, dann die einig magt Maria?
Noch wirt sy in irer gburt so ermlich beraten, das alle menschen
zuo iren mögind sprechen wie Elisabeth [Luc. 1. 45]: Sälig bistu, das
du ggloubt hast, so wir sy sehent armuot und ellend lydende styff,
unabgewendt anhangen irem nach der zyt so armem sun. Zum
andren söllend wir erwegen die tieffen barmhertzigkeit gottes, das der
sinen sun in der zerte siner jugend yetz hat gewellen armuot umb
unser willen lyden, das wir von kintzwesen uff von unseren eltren
gelert wurdint schlechte und armuot frölich tragen, so unser herr und
erlöser mit siner reinen muoter vom anfang har siner geburt biß inn
den todt armuot unnd ellend getragen hatt, das er uns die himelischen
rychtag, die nit hinvellig noch verwandelbarlich sind, gewunne mit
siner armuot. Als Paulus seit 2. Cor. 8. [2. Cor. 8. 9]: Ir wüssend
die gnad unsers herren Jesu Christi, das er von üwertwillen arm
ist xin, wie wol er rych was, uff daß ir uß siner armuot rych wurdind.

--418--

Er ist ouch gleit in den baren oder kripp, ein kunfftige spyß der
vernunfftigen, das ist gleubigen menschen; darus wir lernetind inn
suochen nit in großen rychtagen, stoltzen gebüwen, nit in hohem
pracht oder schin, sunder in der krypp, darzuo wir uns demuetigende
und niderlaßende in finden werden. Gott ist nüt widerwertigers an
eim glöubigen menschen, weder ein hochtragen gmuet, als Pet. seit
1. cap. 5. [1. Petr. 5. 5]: Got widerstat den hochfertigen, aber den
demuetigen gibt er gnad. All' sin leben ist nüt anderst denn ein nidertracht
und demuot. Und gdörend aber wir znichtigen sünder uns
ruemen, wir syind Christen, so doch unser leben nüt anderst anzeigt
weder die uppigen, stinckenden hochfart Lucifers, des verfuerenden
tüfels? Und wenn wir uns tüfelisch namptindt, als wir wellendt
Christenn genempt sin, so künde uns der tüfel nach sinem gefallen
nit anderst wünschen, denn uns laßen, glich wie wir sind. Sich an
allen geystlichen stannd, ob du ye ütz anderst finndest weder den
gyt, hochfart, faltschheit unnd glychßnery; sich demnach der gantzen
Christenwelt sitten an, findestu nüt anderst denn ein töube unnd
unsinnigkeit. Wir wüssend nümmen, ob wir menschen sindt, ich
geschwyg, das wir Christen sind. Also hand wir alle den sueßen
herren Jesum Christum hinder sich gestelt und sehend inn nit an;
wir lernend nütz von im; wir schöpfend all unser leer und byspil us
etwas butzen und von glychßneren, und Christum, die ewigen
götlichen warheit und unbetrogen vorbild, sehend wir nit an. Wir
nement in wol mit dem mund, aber das hertz ist nienen da. Ist es
uns fleischlichen - ich hab mißredt: - geistlichen umb rychtag zuo
thuon, so sprechend wir gar bhend: Es ist nitt unser, es ist gotz ding,

--419--

unnd fürwelbend gott unserem gyt, des sun sölch armuot imm ingang
in die welt gelitten hat. Ist das nit ein großer falsch unnd ein hinwerffen
Christi? Spricht man zuo dem leyen: Du soltest dinen
nechsten nit also übernießen, undertrucken, schedigen; du soltest über
niemans bluot noch tod gelt nemen, vil minder über christenbluot; dann
Christus ist arm gewesen unnd hatt sin bluot vergossen umb unsers
lebens willen, und sind all brueder in Christo; so antwurt er gschwind:
Was gat mich Christus an? Und ob er's schon nit redt, zeigt er
doch mit den wercken an, das er des gmuets ist. O des großen
jamers, das wir den edlen namen des suns gottes überkummen hand
und haltend inn doch so schnöd, das wir entwäders unsre laster mit
imm beschirmend, glych als ob er des wechsels, roubs, diebstals unnd
rychtagen ein gott sye wie Mercurius; oder wir werffent inn hin, daß
sin leer unnd tat by uns nüt gilt, unnd soltend in aber billich noch
hören weinen in der krypp uß ellend und armuot, die er um unsertwillen
uff sich geladen hat.
Das ist ouch ein gwüß stuck des vesten gloubens, den sy zuo gott
hat gehept, das sy das grusam wort Simeonis nitt erschreckt hatt,
das kindle Jesum zuo verlaßen, als er zuo ir sprach [Luc. 2. 35]: Ein
schwert wirdt din eigen seel durchtringen, das die gedancken geoffnet
werdind uß viler hertzen; damit Simeon gemeint hatt, sy werde
das jamer des schantlichen tods des krützes an irem kind sehen; das
werde ir hertz so schmertzlich verwunden als der todt selbs; ja, sy
werde den tod irs kinds in iro selbs empfinden und [es] werde iren
schmertzen meren, das die, so vor ein gstalt truogend, glych als ob
sy Christo trülich oder anhangentind oder gunnetind, von im wichen,
inn verlaßen, ja etlich schelcken unnd schmähen wurdind. Als denn
von den lichtverigen menschen beschicht, die do mithellend unnd
schmeichlend denen, so die warheit luter lerend, alldiewil es inen
ufrecht gat, damit man sy ouch für frumm halt. Sobald aber der

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lerer der warheit sy für und für so starck herfürzücht, das der menschen
falscheit und vinsternus nummen erlyden mag, unnd daruff anhebt die
lerenden durchächten, so werdend derselben lichtuerigen hertzen geoffnet;
denn sy von stund an fliehend und schmähend, die sy vor wol
fürgehebt hand sölcher gstalt: Es mißfalt mir ouch sin leer; mich
wundret, das man imms so lang vertragen hatt. Hie mercke aber
an eim fürgon ein yeder, so meint ein weidlicher reyser Christi
sin, das er vor allen dingen sin hertz also in gott gevestet habe, das
in dhein verlassen noch durchächten möge ableinen von dem verjehen
der warheit und heilß; denn sicher wirdt inen gegnen alle
anfechtung. Der junger ist nit über den meister. Ist nun Christus
also verlaßen und durchächtet, vil me werdend sine botten und diener
von allen menschen verlaßen [Matth. 10. 24f.]. Und darumb hat ers
inen vor geseit zuo guoter gwarsami Luc. 21. [Luc. 21. 16-19]: Ir
werdend hinggeben oder verratten von vatter und muoter, bruederen,
fründen und gunneren, unnd wirdt man üch tödten; und werdend verhaßt
werden von allen menschen von minnetwegen; doch werdind ir
in üwer gedult üwer seelen besitzen, das ist bhalten. Matt. 24.
[Matth. 24. 13]: Welcher aber verharren wirdt biß ins end, der wirt
heil. Wir sind all manlich wie Petrus, diewyl wir das bloß
schwert, den wuetenden richter, die tobenden schar der figenden
gottes nit sehen; aber so der gewalt der finsternus kummen wirdt so
grusamlich, denn wirdt es erst gelten. Darumb sollend sy mit vestem
glouben sich für und für in gott vertieffen, das sy niemans mög vonn
imm ryssen; denn der geist ist gerüst, aber das fleisch blöd [Matth.
26. 41, Marc. 14. 38]. Darumb ist es nit unsers vermögens sölchen
widerstandt zuo verachten, sunder allein der gnad gottes, an die wir
uns laßen muessend, als Christus selbs leert Joan. 16. [Joh. 16. 33]:
Ir werdendt trang oder widerdrieß lyden in der welt, aber vertruwend,
ich hab die welt überwunden. Wellend nun wir die welt überwinden,
muoß es ie bschehen in dem, der sy zum ersten hat gelert überwinden.

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Wer wolt aber zag sin an got, der vor imm sicht gan das manlich
hertz der unvermaßgeten Marien, die nach verlaßen aller menschen
irem sun nachgevolget ist biß an das crütz, nit mit sölchem hülen
und ungestalt, als iro die närrisch lerenden mitt eim erdichten buoch
Anßhelmi zuogelegt habend. Denn wenn sy so iemerlich sich gehalten,
were iro blödigkeit zuo vil xin under das crütz kummen; sunder
der inner gloub, den in irem hertzen der geist gottes handthabet,
hat in iren nit laßen den zwyfel oder abval erwachßen. Dannethar
si mannlich, doch seer schmertzlich, hat angesehen irs eignen kinds
tod, on alles abvallen oder wychen vom glouben, ob sy schon alle
menschen sach wider inn wueten.
Item, das sy alle ding, so mit Christo in der jugend verhandlet
wurdendt, in so ingedenckem hertzen geuebt hat, ist ein gewüß zeichen
des gar vertruwten hertzens in got, das allweg wol gewüßt hat, das
alles leben und thuon Christi uns ein byspil bieten sol. Darumb wol
gegloubt wirt, daß die junger alle ding der kindtheit Christi
irem mundt erlernet habind. Es hatt ouch sy nie bekümret, ob iro
Christus schon eben ruch geantwurt hat zuo etwas malen, als do
sy sprach: Ich unnd din vatter hand dich verkümret gsuocht Luc. 2.
[Luc. 2. 48], antwurt er ir [Luc. 2. 49]: Was ist es, das ir mich suochtend?

--422--

Wüßtend ir nit, das ich in den geschefften, so mines vatters sind,
sin muoß? Das wort ia hat sy nit bkumret; dann es Christus nit
geret zuo schmach siner muoter, sunder uns zuo einer leer, daß unser
anfechtung oder ratschlag söl wychen der meinung gottes. Sy hat us
mueterlicher sorg und lieb geredt, imm fürwendende den kumber, so
sy beyde umb sinetwillenn gehebt hattend. Von dem menschlichen
kumber zücht Christus, wie allweg, höher uff, das man den
nüt schetzen sol, sunder ansehen, was das gschäfft gottes erhöische;
umb deswillen sölle man alle ja natürliche anfechtungen
laßen ligen. Und sind also wir in Maria gelert, nit ußs unseren
anfechtungen uns beschirmen oder ützig handlen, sunder nach dem
willen gotz unser handlungen schicken. Also ouch, do sy am hochzyt
zuo Chana sprach zuo Jesu [Joh. 2. 3]: Sy hand ghein win, und
der antwurt: [Joh. 2. 4]: Wyb, was han ich mit dir zuo schaffen, hat
sy nit erzürnt noch verletzt; dann sy allweg wol wüßt, das ir anschlag
nit solt vor dem rat ires suns vorgan, sunder iren willen nachvolgen
söllen dem götlichen. Christus hat aber uns in iro gelert, das,
wenn got ein ding nit glych thuot, so wir begerend oder wie wir
begeren und billich meinend sin, wir darumb got nit söllind urteilen,
als ob ers nit vermög oder sinen worten nit welle krafft geben,
mit denen er verheißen hatt, unser bitt ze gewären, sunder gedencken,
das er alle ding weißt, ee wir kumind zuo klagen und uß
siner götlichen wyßheit ein ietlich ding thuot, wie ers weißt am besten
zyt und ordenlich sin. Darumb söllind wir in nit leren. Also ouch,
do er uff ein zyt in einem gmach lart und man imm seit, sin muoter
und sine brueder - das ist: fründ - wärind vor der thür und begertint
mit im ze reden Matth. 12. [ Matth. 12. 47-50], hat Maria nit zürnt,
das er nüt wyter mit iro ghandlet noch hinin gfuert hat; dann sy
wol wüßt, so ers nit thet, das er nüt deß minder das aller wysest und

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götlichest tät. Dann er stackt sin hand us under die junger, uns
durch sy lerend und allweg von lyplichen dingen zuo geistlichen ziehend,
und sprach: Sehend, min muoter und mine brueder! Ein ieder, so den
willen tuot mines vatters, der in den himelen ist, der ist min bruoder,
min schwöster und min muoter. Damit hat uns Christus gelert, daß
wir das wort gottes von vatter und muoter wegen nit verlassen söllend,
ja eigenlich, wenn es das wort gottes ist, nit ein wort des menschen;
dann vatter und muoter ghorsam sin ist ouch ein werck gottes, aber
sin wort ist me. Hieby meint Chrisostomus, Maria hab etwas
menschlicher blödigkeit erlitten, in dem, das sy zuo Christo hinin
gefochten hab. Des meinung aber mit nit gevallet; denn er meint,
sy habe wellen gesehen sin; das mich gnuog frävel dunckt. Warumb
hat er nit alsbald gedacht, sy habe us mueterlicher liebe oder vil me
us begird das himelisch wort zuo hören zuo imm gefochten? Merckt
aber hie, was vermag der böß wil der nachredenden menschen. So
ich die meinung Chrisostomi nun erzelt und daby geseit hab, sy
gefalle mir nit, habend die bößwilligen von mir ußgeben, ich habe
offentlich geredt, Maria sye ein sünderin glich als ouch ein ander
mensch. Und hab ich nun die wort Chrysostomi erzelt, der da
meint, sy habe etwas menschlichs erlitten, das sy gern hette wellen
gesehen sin ein muoter Jesu; ouch daby geredt, ich laße sin meinung
sin; und demnach noch luterer geredt, sin meinung gfalle mir nit,
warumb er nit als mär uff die vordrigen meinung gefallen sye. Nun
vergeb inen gott und uns allen unser sünd und erlüchte uns mit sinem
liecht der gnaden, daß wir allein sin leer und willen nach sinem gefallen
erkennind. Amen.
Dann ich nüt unerbers, sündtlichs, schantlichs noch böß uff die
reinen magt Marien, die gebererin unsers heils, nie gedacht hab, ich

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wil geschwigen: offenlich glert oder geredt. Das aber sölche ding so
frävenlich von fürnemen lüten uff mich geredt werdent, hat ein andren
vatter; die möchtint wol mit dem keiser Augusto den schuoch fürhar
heben und sprechen: Nemend war, der schuoch druckt mich unnd
üwer dheiner weißt, wo er mich druckt. Das läß ich ietzmal sin.
Wil mich benuegen lassen den frummen, einfaltigen Christen fürgelegt
haben min lutere meinung von der muoter gottes, das ich sy vestenklich
gloub nach den worten des heligen euangelii ein reine magt uns
geboren haben den sun gottes und in der gburt und ouch darnach
in die ewigkeit ein reine, unverserte magt bliben. Ich vertruw ouch
vestenklich sy von got erhöcht sin über alle gschöpften der säligen
menschen oder englen in der ewigen fröid. Ich bin aber daby der
meinung, das, wie ir sun Christus spricht Matt. 7. [Matth. 7. 21]:
Nit ein ieder, so zuo mir spricht: Her, her, wirt ingan in das rich der
himelen, sunder der do thuot den willen mines vatters, der wirdt ingon
in das rych der himlen; also ouch nit ein ieder, so nun mit dem
mund und athem spricht ioch zuo hundert tusend malen: Gegruetzt
syest, Maria, gegruetzt syest, Maria, wirt ingan in das rych der
himelen, sunder der den handel also bedenckt, so er ein Ave Maria
sprechen wil. Sich die großen barmhertzigkeit gottes, die sich dem
menschlichen gschlecht so gnädigklich geoffnet hat, das sy uns heimgsuocht
in unserem grösten prästen nit mit einem engel oder einer
creatur, sunder mit sinem eignen sun, den sy für unser sünd ein opfer
und bezalung gmacht hat. Und das das götlich werck des me gloubens

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und eer hette, hat er von der reinen magt Marien wellen geboren
[werden] und ware menschliche blödigkeit an sich nemen, doch on
alle sünd; daran wir luter erlernetind, das die jungkfrölich gburt und
von gott, dem heiligen geist, empfangen sin, on allen zwyfel bezalen
möchte für all unser schuld die gerechtigkeit gottes. Und sich, das
ist der anhab xin alles unsers heils, das der engel, von got gesendt,
Mariam, die reinen magt, also angeredet und gruetzt: Got gruetz dich,
Maria; du bist von got gnaden erfüllt; du bist hochgeruempt über all
frowen, und hochgeruempt oder gesegnet ist die frucht dines lybs etc.
oder derglichen. Und ob demnach den menschen der andacht me
reytzt derglych gedencken und reden, hör ich gern. Es ist aber
seltzam, das ein luterer andacht an einer meinung allein ein lange
zyt hange; sunder des menschen gmuet ficht für wyter zuo bedencken
alle leer, armuot, werck, lyden, sterben Christi; und das ist das aller
best gebett, das der mensch gthuon kan. Denn ist das gebett, als
Augustinus spricht, ein uferheben des gemuetes in gott, so hör ich
wol, wenn das gmuet, wie vor beschriben ist, sich in dem gnädigen
handel gottes bedenckt, erlustet und tröst, also, das er das alles
vestenklich gloubt gott umb sinetwillen bestanden haben, so bettet
er warlich. Und ist der andacht also gstaltet, das die wort mitlouffend,
wer wolt das weren? Aber, als die irrenden leerend, ia so
ein sölche zal der worten Ave Maria gebladret, habe es so vil oder
so vil ablas erlanget, sag ich ein grossen, schädlichen irtumb sin; denn
die einvaltigen hand daby gelernet uff ir eigen gebet, das allein mit
worten beschehen ist, vertruwen, unnd das inner, war gebett, das nüt
anderst ist denn ein ewig uffsehen zuo gott unnd reiniget den menschen

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von tag zuo tag, hand sy verlaßen. Denn wer möchte nit täglich gebeßeret
werden, der doch täglich bedächte die tieffen, unabläßlichen
gnad gottes, mit uns armen sünderen früntlicher und beßer gethon,
denn wir selbs hetind mögen erdencken.
Hierumb so wüsse ein ieder, das dis die höchst eer ist, die man
Marie mag thuon, das man die guothat ires suns, uns armen sünderen
bewisen, recht erkenne, recht ere, zuo imm louffe umb alle gnad; denn
gott hat inn gesetzt ein gnädigung für unser sünd durch sin eigen
bluot, ja so wir sölchen glouben zuo imm habend Rom. 3. [Röm. 3. 25].
Denn er ein einiger mitler ist zwüschend got und den menschen, in
dem, das er sich ein rantzung oder loßgelt ußgeben hatt für alle
menschen 1. Timoth. 2. [1. Tim. 2. 5f.]. Ja, der die zuoversicht und
vertruwen zuo dem sun Marie hat, der hat sy am höchsten geeret;
denn all ir eer ist ir sun. Und so ich ieman fragte: Was ist das
gröst ding ann Marien, weyß ich wol, er mueßte antwurten: Das
sy uns den sun gottes, der uns erlößt, geboren hat. Ist nun ir gröste
eer ir sun, so ist ouch ir gröste eer, das man den recht erkenne, inn
ob allen dingen lieb hab, imm ewenklich danckbar sy umb die guothat,
uns bewisen. Dann ie me die eer und liebe Christi Jesu wachßt
under den menschen, ie me das werd und eer Marie wachßt, das sy
uns den so grossen doch gnädigen herren und erlöser geborn hat.
Wiltu aber Mariam besunderlich eeren, so volg nach irer reinigkeit,
unschuld und vestem glouben, und so du ein Ave Maria bettest und
bedacht hast zum ersten den fürnemen handel unserer erlösung, wie
obstat, gedenck darnach, das die, so großer gnaden und eeren von
got begabet, ist nüt deß minder arm xin, hat durchächtung, schmertzen
und ellend muessen lyden, in den dingen sy aber allen unabgewendt
bliben ist. Und tröst darnach din armuot und widerwertigkeit mit iro,
das sölche iamer so gewüß den menschen gegnen muessend, das die
heligest muoter gottes vor nit verhuet ist. Oder bistu rych und
glückhafftig, so wirstu us ansehen iro und betrachten genidret,
vorchtsam und daby aber frölich, es sye in ußteilen der rychtagen

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oder in dero abgang; denn du muost ie dick gedencken: Hat das die
muoter gottes erlitten, wer bist denn du, das du darüber woltest sin?
Und by irem glouben söllend alle, rych und arm, gevestet werden.
Dergestalt hatt das jungfrölich hertz so vesten glouben gehebt, also,
das es dhein iamer, armuot, noch verwerffen ires suns, das sy aber
täglich ansach, nit hat mögen abwendig machen, das sy yenen von im
wiche oder zwyflete; so wilt ouch du gott trülich anrueffen, das er dich
nie mer verlaßenn welle, sunder dir den gloubenn meren, damit du von
imm nienen wychest, obschon die gantz welt wider inn stuende. Denn,
welche uff den hütigen tag der ler Christi widersträbend, hand
gheinen underscheid gegen denen, die am anfang iro widerstanden
sind. Aber unser irrsal ist leider dahin kommen - doch allein uß
irtum der falsch lerenden das einvaltig volck Christi -, das wir uns
selb überredt hant, unser gyt, eebruch, hochmuot, falsch, todschleg,
verretery und laster syend tod und ab, so wir etlich rosenkrentz gemurmlet
habend, glych als ob Maria ein behueterin sye aller lastren
und an inen ein wolgefallen hab, also, das wir alle schuld der grusamen,
bösen wercken allein hinlegind mit den unbedachten worten:
Gegruetzt syest, Maria etc. Uff welche wort aber uns got nit verheißen
hat nachlaßung der sünd, sunder, so wir andren menschen ir
schuld, die sy wider uns gethon, nachließind, würde ouch unser himelischer
vatter uns unser schuld nachlaßen. Darumb sind die heligen
gottes, Maria, Joannes, Petrus, Steffan, glich als zügen, die uns
bezügent, daß sy also got nachvolgent zuo im kummen Heb. 12.
[Hebr. 12. 1], damit wir ouch den weg, den sy gangind und by inen
als zügen gwüß werdind, das, hangint wir gott an, als ouch sy gethon
hand, kummend wir zuo imm als sy. Und macht nütz grössere fründschafft
denn gliche der sitten. Also werdent ouch wir dheinen weg
gwüßer fründ der heligen gottes, denn so wir zuo aller zyt ein uffsehen
hand an den hirten und wechter unserer seelen, Christum Jesum,
und unser leben nach imm rychtent oder gestaltend; denn sy habend
imm ouch also gethon unnd sind in imm sälig wordenn. Ja, das ist

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die gröste eer, die sy aller meist fröwt, daß wir uns lassind bewegen
ir lyden, in disem zyt getragen, damit sy allen menschen kundbar
machtind, wie vesten glouben sy in das guot hettind, so sy den tod
umb sinetwillen truegind, das wir ouch umb desselben guots willen
glichsam inen tuegind, so werdind ouch wir gewüß irer geselschafft
und ewiger fröid. Die welle uns verlyhen der ewig got vatter durch
sinen sun mit dem heligen geist. Amen!