Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Zürcher Instruktion auf den Burgertag nach Aarau

28. Oktober 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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--592--

[S.1] Instruction uff den Burgertag gan Arow
uff Symo[nis] und Jude A#'o etc. xxix#'o [28. Oktober 1529]
Landtgräfisch ding von Hesßen
Hassicum negocium
[S.3] Instruction uff die frommen, vesten, fürsichtigen unnd wysen unnser
liebe getrüwen Alt Burgermeyster unnd mitträth herren Diethelm
Röysten unnd Vly Fungken, was sy yetzt uff dem burgertag zuo
Arow deß Straßburgischen burgrechten unnd anderer verständtnisen
halb handlen unnd fürtragen söllenn, inen von Burgermeyster, den oberisten
meysteren unnd heymlich verordneten räthen der statt Zürich zehandlen
bevolchenn.
Unnd erstlich deß Strasburgischen burgrechtenns halb, diewyl das zu
hanndthabung der eren gots unnd sines heylsamen worts hoch fürständig
unnd den durchächteren göttlicher warheyt erschregklich sin, unns unnd
anderen unnseren Cristenlichen mittburgeren vil stercki und guots brigen

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mag, söllennt ir zum getrüwlichisten unnd geflissennlichistenn hanndlen unnd
mit allem ernst daran sin, das die sach, so ferr man sich deren yena mit
lydenlichen fuogen, die nit gar uß der weg sind, verglychen mag, gefürdert,
eynmal beschlossen unnd zuo end bracht unnd nit meer ringfuoger sachen
halb inn verzug gestelt unnd verhynlaßet, sunder was mit fuogen nachgelassenn
werden mag, güttlich zugeben unnd harinn der hochen tapferkeyt
unnd erbarkeyt eyner [S.4] eersamen statt Straßburg vertrüwt werd, diewyl
nit zwyfel, so wir mitteynannder inn fründtschafft kommen, sy unns
nit alleyn verbrieffte trüw sonnder ungespart lybs unnd guotz, alles, das inn
irem vermögen ist, leysten unnd daran nützit hynderhaldten werd, wie
dann dieselb statt Straßburg irer frymiltigkeyt by allenn denen, damit sy
bißhar gehandlet, zum höchsten beruempt ist.
Unnd als sich die sach bißhar deß vorstands halb, den eyn statt Straßburg
iren nachzelassenn begert, ettwas geschwellt unnd wir aber vermeyndt
inn ansechung gstaltsami aller unnser gelegenheyt, unns sollich
niderung unnd mynderung billich nit zugemuottet werden solte, diewyl wir
das fürnemmist ordt der Eydtgnoschafft, ouch die ersten ursächer
werind dises Cristenlichen Burgrechtens, by denen all anndere stett trost
unnd hanndthabung gesuocht, deßglychen ouch die macht der lüthen dem
guot wyth fürzesetzend, zudem wir eyns tapferen, eerlichen, wolverdienten
härkommens unnd ansechens werind etc. Daruff man sich dann deßhalb uff
dem burgertag zu Baden inn Argöw [S.5 = fol. ij] eyns mittels verglicht,
das inn uffrichtenden burgkrechtsbriefen zwo redend parthyen, nemmlich wir
von den dryen stetten Zürich, Bernn unnd Basel (diewyl sich doch
Costentz der sach gar enndtschlagen hadt) als für eyn teyl, unnd die statt
Straßburg als für die anndere parthy gesetzt werdenn, unnd also durch
den brief uß beyd yetz ernempt parthyen, was yede der anndern schuldig,
reden unnd bekennen solten. Unnd diewyl dann ein statt Straßburg, so
iren ächtert fründtschafft mit unns zemachen ernst ist, söllich mittel nit
bald abschlachen, ouch unns vorgehördter ursachen [wegen] den nachstand
nit wol zumuotten kan, achten wir wol, das söllicher spann yetz durch den stattschriber
von Basel hyngelegt unnd dieselb statt Straßburg inn dises

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mittel ze willigen unnd das anzenemmen willig syge; dann wo söllichs nit,
könndtend wir inen hierinn ze wychen uß oberzelten unnd annderen begründten
ursachen noch hütdißtags inn unns selber nit fynden.
Unnd diewyl wir dann ouch von den dryen obernempten stettenn deß
titels oder nammens halb, das es eyn Cristenlich [S.6] Burgrecht genempt
werden soll, für unnd für inn allen betrachtungen bißhar eynträchtig gewesenn,
vermeynen wir, das es noch hütt by tag bym selben nammen unverwandlet
belybenn soll; dann wir ye nit wellend, das im eyn annderer nammen
geben werd.
Unnd alßdann die von Straßburg nach verhörung deß vergriffs unnd
der articklen, so zu Arow gestelt, unnd inen durch unnseren guotten
fründ, Jacoben Meygeren, alt obersten zunfftmeyster der statt Basel,
uß unnserm ouch unnserer lieben Eydtgnossenn unnd Cristenlichen Mittburgeren
von Bernn unnd siner herren von Basel bevälch danidenen zu
Straßburg fürgehalten worden, sich gegen demselben damaln uffgethan,
das inen deren ettlich als nemmlich deß vorstands, korns, profiand, geschütz
unnd bulfers halb ettwas beschwärlich unnd deßhalb die ettwas gebessert,
gemiltert unnd geänndert luth der copy unnd des vergriffs, den
sy daniden stellenn, unnd deß by unns durch gemelten zunfftmeyster uff
darumb angesechenem tag zuo Baden berichten lassenn haben. Unnd wiewol

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wir uns uff söllichs gentzlich versechen, diewyl wir [S.7 = fol. iij] unns
aller zymmligkeyt gegen inen beflyssenn unnd so wenig im selben vergryff
geändert, sunder den garnach, wie sy in gestelt, belyben lassenn unnd inen so
gantz geschigklich enndtgegen gangen, sy werind ouch daby belyben. Unnd
sich wyther keyner beschwärniß angemasset. Diewyl wir aber darneben von
gemeldtem Huldrich Funcken, unnserem radsfründ, vernemmend, das
sich villicht noch vier artickel hierinn stossind.
Als nemmlich zum erstenn deß weyssenns halb, das den anzukomen
inen dyser zyt unmüglich, aber die angedingte summa korn mit roggken
gnugsam erleggen wellind etc. Mögend wir unnsers teyls inen hierinn wol
wilfaren, wo sy den weyssenn nit gehaben, das sy dann denselben mit rogken
ersetzen mögend.
Deß pulvers halb lassennd wir es belyben by dem artickel, wie der im
letsten vergriff, den der stattschriber von Basel yetz mit im hynab gen
Straßburg gefuerdt, zuo Badenn mit unnser aller burgrechtsgnossen rath
unnd gehäll geänndert vergriffen unnd mit diesem [sic!] [S.8] zeychen
by sinem houpt verzeychnet ist. Unnd meynend, das dieselb meynung,
wies der selb artickel begrifft, zymmlich unnd billich unnd durch die
von Straßburg nit abzuschlachende syg.
Wie wir dann wyther vernemmend, das die genannten von Straßburg
yetz von dem artickel, der da ußwyßt, das sy uff yedes tusennt knecht zweytusennt
guldin bezalen söllend, fallenn unnd yedem knecht deß monats
vier guldin geben wellennt etc. Diewyl wir dann nit wissenn mögend, uß
was grunds das beschicht, wie oder was deßhalb ir meynung ist, wellend
wir unns zuovor ires gemuets unnd wye sy es gemeynend, berichten lassenn
unnd dannenthyn aber thun, das unns geschickt dungkt. Were es aber (als
wir vermuotten muessennd) das sy villicht meyndtind den zusätzeren yedes
monats eym vier guldin zegeben, unnd wir aber zusampt anndern unnsern
burgrechtsgenossenn vornaher nye inn keynen zusatz wellen bewillgen,
sunder den zu Badenn mit eynhelligem rath [S.9 = fol. iiij] abgeschlagen,
will unns geradten beduncken, nochmaln uff dem also zubeharren. Dann
wir die zusätzer nit on heerscrafft hynab bringen, deßglychen sy ouch eyns
monats sich mit iiij guldinen nit enndthalten möchten. So ist ouch anfangs
durch die von Straßburg geredt, das sy ir statt mit göttlicher hilff wol
jar unnd tag für sich selbs enndthaldten wellennt. Daby sy ouch allweg

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landsknecht zum zusatz, wievil sy wellennt, bekommen mögent. Zudem
sich unnser volck nit gernn inn zusatz bruchen laßt, wie dann söllichs alles
zu vorgehaldtenen tagen gnuogsam unnd nach aller notturfft beredt unnd
bedacht ist.
Unnd als die von Straßburg inn vorbehaltung der vorgenden pflichten
deß Rychs zugeschwygen begerend unnd aber inn der vorred gesetzt hannd,
das diser Cristenlicher verstand zu lob, eer unnd hanndthabung des heyligen
Römischen Rychs unnd gemeyner Tütscher nacion reychenn
sölle, zudem sy sich yemerdar des Rychs ouch ires stands unnd sitzes, den
sy darinn habind, und deß sy sich ouch nit begeben, beruempt unnd gegen
unns deß vorstands halb behelffen wellen, können wir nit [S.10] abnemmen,
was sy yetz hiemit gemeynend, dann das wir gedencken muessind,
diewyl der artickel nit allenclich, wie er inn briefen stan soll, sunder alleyn
uffs kurtzist inn verzeychnungs wys angezogen ist, das sy villicht die
meynung der vorbehaltniß nit verstanden unnd also eyn zwyfel, da keyner
ist, gemacht habind. Diewyl sich aber der artickel mit disen oder derglychen
wortten schlyeßenn wirt: unnd haben wir von Zurich, Bernn unnd Basel
ußbedingt unnd vorbehaldten das Heylig Römisch Rych als von deß
Rychs wegen, deßglychenn die pundtniß unnd eewig eynigung, damit wir
unnsern getruwen lieben Eydtgnossenn, darzuo das Burgrecht, damit
wir von Zürich unnd Bernn der statt Costentz gebunden unnd verwandt
sind. - Dargegen unnd hynwiderumb so haben wir von Straßburg unns
hierinn ußgedingt unnd vorbehaltenn die Romisch Keyserliche Majestät,
unnsern allergnedigisten herren, sampt dem gantzen Heyligenmischen
Rych, ouch all annder eynigung - ouch all annder eynung, verstand
unnd pündtnis, so wir zu allen teylen vor datum diß briefs mit yemands
gemacht, so ferr sy sich nit undernemmend das gottlich wort, cristenliche

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euangelische leer unnd warheyt unnd desselben liebhaber unnd anhänger
ze durchächtenn unnd ze underdrucken.
Sunst soll sich dises burgrecht stregken unnd gehaldten werden wider
allermengclich, [S.11 = fol.v] so unns an gedachter leer unnd cristenlichen
glouben unnd fürnemmen hyndern unnd darvon tryben wölt, gantz nyemands
ußgenommen etc. Dann vermeynen wir, das dären von Straßburg
vermeyndte sorg hiemit gnugsam versichert unnd unns ouch zuo allen teylen
eerlicher, glympflicher unnd unverwißlicher syg, wo die sach hynkompt,
diewyl doch söllichs inn allen anndern derglychen burgrecht vorhyn
also gebrucht unnd unnsers bedunckens diser sach gar unnachteylig ist.
Wurde sich zutragen, das wir unns durcheynannder nit beradten oder
verglychen könndten, denen von Straßburg irer ännderung, dye der stattschriber
yetz bringt, zugestatten oder zewillfaren unnd man villicht ettwas
widerumb hyndersich an sy langen lassenn mueßt, soll man luogen, das
söllichs zum unverzogenlichisten durch geflissenn ernstlich luth inn eym
tag viij·x· volnzogen, unnd nit also wievor verläßlich verhandlet werd.
Man mueßte inen ouch sagen, das sy unns bas trüwen [S.12] dann also
gegen unns im buchstaben grüblen, dann wenn wir zu beyder syt unnser
hilff unnd trüw so scharpf inn buchstaben bynden muessennd und eynannder
nit mit trüweren gemuetten gemeynen wellent, dann der buchstab begryffenn
mag, so ist unnser gärst bald dröschen.
Unnd diewyl wir aber nit heydter wissenn mögen, ob es alleyn gehördter
articklen halb oder villicht umb annder ding zethuon ist, da mögend ir üch
der sach, was unnd woran es erwynden will, erlernnen; unnd uber das
villicht unnser eydtgnossenn von Basel bringen werdent, mit inen unnd
unnsern liebenn eydtgnossenn von Bernn uffs best unnd getrüwlichest, was
zethun oder zelassenn syg, beradtschlagen, unnd dannenthyn sollichs alles
widerumb an unns langen lassenn; wyther mögen darinn handlen, was unns
geschickt unnd guot sin bedungken will.
Unnd soferr man sich yena der dingen verglychen unnd eyns werden,
mogenndt ir sagen, das ir, was ir funden, an unns langen, so werdint wir
unnsere [S.13 = fol.vj] schryber die sachen inn eyn form stellenn unnd
darnach, wie sich das bim oberisten ordt gebürt, brief darüber uffrichten

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lassenn. Diewyl ouch unnser schryber zu Arow unnd zu Badenn (da
man den ersten vergriff zu Basel gemacht wie die herrenn, so für unnd für
hieby gesin sind, das wol wissennd, gar ändern unnd gantz ander meynungen
verfassenn) die meriste arbeyt darob haben muessenn, land uch die armen
schryber bevolchen sin; dann die mit grosser emßiger arbeyt beladen, darneben
aber mit geringer besoldung versechen sind.
[S. 14] Andere betrachtung die hessische handlung betreffend
Unnd sodann unnser gnediger herr, der Landtgraf von Hessenn, als
eyn besunder liebhaber Euangelischer warheyt uff dem gespräch zu Marckpurg
inn betrachttung der sorgklichen geschwynden louffen unnd praticken,
deren sich die fyend gemeldter warheyt unnd aller cristenlicher
tugenden unuffhörlich zu undertruckung derselben beflyssennd, ettwas von
eym verstand, wie wir unns deß verglychen, damit disen geschwyndigkeytten
begegnen unnd unnserer widerwärtigen arggwillig anschleg zerrütten
möchten, an unnserer lieben eydtgnossenn unnd crist[lichen] mitt[burger]
von Basel unnd unnser bottschafft unns nit zwyfelt cristenlicher
guotter meynung inn gantz guottem vertrüwen langen, unnd dann dieselben
unnser lieb eydtgnossenn unnd crist[liche] mitt[burger] von Basel, als die
inen sollich meynung gefallenn lassenn, uff söllichs an unns begert, unns
mitteynannder zuo vereymbaren, dise ding an unser unnd ir crist[lichen]
mittburgern [S. 15 = fol. vij] von Bernn inn geheym langen zelassenn, damit
wir unns zu allen teylen, was willenns yeder hierzu haben, beradten
unnd dann fürer, das zu fürderung diser sachen dienstlich sin, handlen möchten,
unnd wiewol unns für gutt angesechen, das vor allen dingen der Straßburgisch

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handel volnstregkt unnd zu end gefuerdt werd, yedoch diewyl
wir yetz on das zusamen kommend unnd es dann von grossenn nöten sin
will, das diser handel by zytten angezettlet unnd nit versumpt werd, diewyl
der unns allenn unnd gemeyner tütscher nacion allen guottwilligen hertzen
zu trost, hanndthab unnd stercki dienen mag, will unns gefallenn, das ir
dise ding unnd was an unns gelanget ist, gemelter unnserer eydtgnossen von
Bernn botten inn vertrüwter heymligkeyt anzoygind unnd sy, so bast ir
mögind, aller dingen uffs trüwlichest berichtind, damit sy söllichs wyther an
ire herren die heymlichen räth inn geheym langen lassenn unnd darüber,
was inen hierinn gefellig sin well, mittler zyth unnd man mit dem Straßburgischen
handel umbgadt, beratschlagen mögend.
[S. 16] Unnd erstlich mögend ir sy dise nachbeschribnen artickel unnd boßwilligen
anschleg, so gewisslich uß der rechten kunstkameren unnd den aller
heymlichisten heymligkeyten, mit den aller subtiligisten geschwyndigkeyttenn
bracht unnd erboret sind zu meererem bericht, das unns zuversechen
zum höchsten von nötten, hören lassenn:
"Diewyl ursprünglich die Lutherisch matery am fürnemsten in den
stetten geuebt unnd uffgenomen, daruß dann die uffruor by den puren allenthalben

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geflossen, so ist die straff fürzenemmen, ettlich die fordersten und
jetzigen regierenden uß den stettenin zu erfordren und anzunemen, wie
dann ettlich uffzeychnot und inen vermög des edicts etc. ire recht zethuon,
wie dann deren in allen, schier dhein usgenomen, gefunden werdent.
Item darzu die stett an gelt unnd in anderweg hertigelich zu straffen,
mit abwerfung irer weer, entnemung des geschützes, unnd inen houptlütt
zusetzen unnd zuoverordnen, das sy on wissenn nichts fürzunemen oder zu
handlen habent.
Item obglych ettlich darunder, so vermeyntent [S. 17 = fol. viij] sich mit
der luterischen handlung nit sonderlich vertieft zehaben, so synd sy uß
anndren gründen als der monopolien, wie dann Augspurg, und andren
stucken, wie n unnd n gethan, antzegriffen.
Item sy wol zeberupfen, darmit sy nit meyster werdint, wie bißhar unnderstanden,
und eyner nach der andern.
Item die stett unnd ire koufflüth uff dem land beschedigen zu lassenn
unnd allenthalben durch die finger zesechen.
Item nachdem bißhar die Schwitzer die schedlichosten sind aller natürlichen
oberkeyt, fürsten unnd ritterschafft gewesen, diewyl sy jetzunt under
inen selbs uneinig unnd zum teyl durch bapst und f[ürstliche] D[urchlaucht]
unnd punt abgericht, das sy den Zürichern unnd andern

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iren luterschen anhengern gantz widerwärtig, ist die recht zytt, in den
schelmen ze howen unnd die sellten schedlichsten puren unnd erbfindt aller
fürsten unnd ritterschafft gar umb zu keren.
Zu welchem dann unnd ouch zu vorab zu gentzlicher ußtilgung der luterischen
sect, all fürsten, geistlich [S.18] unnd weltlich, besonder bepstliche
heligkeyt, us vermögens hilff, unnd Frangkrich unnd Lothringen
besonder wie vor das best unnd ir vermögen darstrecken söllennt,
dardurch gearbeitt werden soll, den köng von Franckrich bim Keyser
zeledigen, als ungezwyfelt beschechen wirt.
Unnd sollent wie vorgemelt, die stett usgemergelt werden unnd unwerlich
gemacht, damit sy nit ubernacht wider mit den puren oder landsknechten
wider uffrur machen.

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Unnd den landsknechten ouch verpotten werden, sonder wie anndren
puren, by lyb unnd gutt dhein wer noch harnisch mer gelassenn noch hinfür
verkoufft werden.
Also mag die ordenlich oberkeyt ouch der alt harbracht gotsdienst bliben,
unnd fürsten, ritterschafft oder reisigen, wie recht ist, regieren unnd ufflouff
verhueten."
[S.19 = fol.ix]
Das sind nun die artickel unnd das anbringen, das herr Lanndtgraf
von Hessenn an unnsere bottschafften langen lassenn hadt:
"Nachdem sich die louff allennthalben sorgklich geschwind unnd sonderlich
der gestalt ertzeigent, als ob man begerte diejhenen, so das hell klar
wort gottes in iren fürstenthumen, stetten, landen unnd gebietten predigen
unnd verkünden lassenn, daruff allerley missbrüch abgestellt unnd verändert,
mit gewalt oder der that von sölchem irem cristenlichem fürnemmen
zetringen;
Unnd aber ye eyner christenlichen oberkeyt schuldig ampt ist, nit allein
iren underthanen das wort gotes zuo verkünden lassenn, sonder ouch mit
allem ernst unnd vermögen davor sin, das sy von dem wort gotes nit getrungen
oder abfellig gemacht werdint.
Derhalben so wil die notturfft unnd das schuldig ampt der oberkeyth erfordren,
wo jemants sich [S.20] understuendi, ire underthanen mit gwalt
oder der that von dem wort gotes unnd erkanter warheyt zuo den abgethanen
mißbrüchen wider zetringen, nach allenn mittlen unnd wegen zugedenckenn
unnd trachten, damit sölcher gwalt abgewent und verderbenheit
an lib unnd sel der underthanen verhuetet werdi.

--603--

Diewyl aber söllichs eyner oberkheyt oder einichem stand allein zethun in
ansechung der loiff vilicht zeschwer, wer uff folgende mittel zegedencken:
Erstlich das alle oder der merteyl der obergkheiten, so bißhar das wort
gotes by inen verkünden lassennt, sich mit unnd gegen einander trüwlich
und von hertzen meinen unnd fürdren unnd vor schaden warnen solten.
Unnd ob sich in künfftigem begebe, das jemants uß inen gevechtet, vergwaltiget
oder uberzogen wurdi umb des wort gotes oder was demselben
anhengig oder daruß gefolget ist, willenn; oder so eyn anndre sach fürgewändet
wurdi, zu eynem schin, da doch die anndren erkennen möchtent,
das es fürnemlich [S.21 = fol.x] umb deß wort gotes willenn bescheche,
das dann alle die anndren, so in disem cristenlichen verstand werind, unnd
eyn yeder für sich selbs, sobald sy deß von dem vergwaltigaten verstendig
oder sunst innen wurdent, inen nit anders sin solte lassenn, dann als ob eyn
jeder selbs angegriffenn, bevechtet oder überzogen wery unnd also an einichen
gefarlichen verzug sinem besten vermögen nach helffen retten und
weren, es wer mit angriffung derjenen, so im gelegen unnd sich wider sine
puntsverwandten enbörtent, oder dem angegryffnen oder bevechten mit
macht zuzüchen, oder in andre weg, wie es sich jeder zytt zutragen unnd
gelegenheyt deß handels unnd die notturfft erhoischen oder erfordren wurdi,
unnd also den handell trülich helfen fueren, sich ouch keyn teyl on der
anndren wüssenn unnd willenn in khein rachtung begeben.
Ob sich ouch zutragen wurdi, das eynicher oberkeyth ire underthanen
durch heimlich praticken oder sunst zu abfal von dem wortt gottes unnd
also zuo unghorsame und empörung wider sölche oberkeytt [S.22] bewegt
wurdent, so söllennt die andren unnd fürnemmlich die, so dem hanndel zum
nächsten gelegen, allenn flyß unnd ernst ankeren, söliche underthanen wider
zu gehorsami irer oberkeyt zubringen, wie sich je die gelegenheyt unnd solcher
oberkeyt notturfft erheischen wurdi.
Es sol ouch solcher Cristenlicher verstand key[serlicher] M[ajestä]t oder
keim stand des helgen rychs oder sunst yemands zuwider, sonder alleyn zu
erhalltung göttlicher warheyt unnd fridens im helgen rich unnd zu entschütung
unbillichs gwalts fürgenomen werden.
Ob ouch jemantz weri, der in sölchen verstand sich zu nemmen begerti
unnd erstmals nit darinn begriffen were, der soll mitt wüssenn unnd willenn
der anndren ouch darin genomen werden.
Es sol ouch diser verstand n jar weren."

--604--

[S.23 = fol. xi] Obgeschribne meynung haben uß anregen unnsers gnedigen
herren des Landtgrafen zu Hessen etc. die gesanndten von Zürich, Basel
und Straßburg, diewyl sy hierin ettwas zu handlen kein befelch gehept, an
ire herren unnd obren in gheim hindersich zebringen angenommen der gstallt:
Das die gesanndten von Zürich unnd Basel sölchs an ire herren unnd
obren bringent [sic!] söllent, obgemelte meynung ferrer by inen selbs unnd
mit denen von Bern unnd anndren iren kristenlichen mitburgern zu beradtschlagen,
unnd wes inen hierin gemeint oder gefellig zum fürderlichesten
einem rath der statt Straßburg zuzeschriben, welche von Straßburg
fürther söllichs sampt irem gmuet unnserm gnedigen herren dem landtgraven
ouch zuschriben solen.
Unnd so man zu allen teyllen eyn sölchen cristenlichen verstandt uffzerichten
unnd anzesechen also gemeynt were, sölte alsdan fürderlichen
tag uff gelegne malstatt ernent, daruff ein jedes teyl sin bottschafft mit
instructionen unnd was die notturfft erfordret, [S.24] abfertiget, sich der
sach zuoverglychen unnd sovil müglich ze enntschliessenn.
Unnd diewyl nun uß obgehördten deß keysers, der bischoffen, pfaffenn
unnd pfaffenfründen bösen ungetrüwen anschlegen lychtlich verstanden
werden mag, was lasts unnd gefhar unns mit der zytt unnder dem schyn
lutterischer oder zwynglischer verdampter sect, unnd das wir den
keyserlichen edicten unnd verbottenn deßhalb ungehorsam, uff den hals
wachsen, was schreckens unnd enndsitzenns ouch dargegen sollich fründtschafft
unnd verwandtschafft unnsern widerwärttigen und unns dardurch
frid, ruow unnd schirm gebären möcht, will unns gäntzlich unnd zum allerhöchsten
von nötten beduncken, disem verstand, wie der gemacht und zu
feld bracht werden möcht, nachzesynnen unnd den inn keynen weg ußzuschlachenn.

--605--

Erstlich inn ansechung, das diser handel unnser aller gemeyn ist unnd
unns von göttlicher billigkeytt wegen nit mynder zu hertzen gan, wo die
warheyt unnd biderw Cristenlüth umb dären willenn anderßwo [S.25 =
fol. xij] benöttigt, begwaltigt oder undergedrugkt werden sölten, als so es
by unns bescheche. Deßhalb hierinn zebedencken, das wir unnd die annderen
unnsere mittburger eben inn dem wäsen stand wie die anndern cristenlichen
herren unnd stett am Ryn oder annderßwo, das derselben herren
unnd stettenn glück, handthabung unnd wolfardt ouch unnser glück, sig
unnd stercki ist. Dann ye wo die undergedrugkt unnd von cristenlichem
wider zu Bäpstlichem wesen erzwungen, hedte man allweg dest meer anleyttung,
stercke unnd hanndthabung, ouch unns mit glycher maß zu mässenn,
als ouch unnser on zwyfel nit verschonet, unnd sovil destmynder, wievil
wir an allen ordten nebent der ursach deß gloubens als anfänger unnd urhaber
fürnemmlich von dises unnsers burgrechten wegen meer dann ander
verhaßt sind. Darzu wurde ouch hiemit unnser macht unnd ansechen träffenlich
geringert unnd der widerwärttigen trost gemeeret unnd mancher
unns anzefechten durstig, der sich sunst nit geregen darff.
[S.26] Zum annderen ist zubedencken die grose macht, vile der landtschafftenn
unnd herren, so dem keyser unnd künig von Behem, den
bischoffenn, pfaffenn unnd iren anhängeren zuogethan, anhängig unnd
diser pratick gnoß unnd mitwissennd sind. Solten wir dan die schantz
ubersechen, unns uff unnser macht, die gegen sollichem grossenn anhang
unnd richtumb gar kleynfuog unnd unerschießlich, zuvil vertrösten, also
das er ettwa unversechener dingen mit eynem mächtigen züg uß Italien,
als er ongezwyfelt deß vorhabens ist, inns Tütsch land fallenn, sich an
Rhyn lägern, eyn statt unnd eyn herren dem anndern nach, wie syn anschlag,
nötten, unnd sich dann zu unnsern Eydtgnossen nit annders
zuo versechen, dann so sy den unfal mercken, sy liederlich wider unns
zubewegend werind, unnd also die glogken zusamen schlachenn, das wir
dann unangefochten nit belybenn, sunder glych wie annder geänstiget unnd
villicht zuo verderplichem schaden gerichtet, jämerlich zerstördt, verhergt
unnd zu voriger abgöttery erzwungen wurdint.
[S.27 = fol.xiij] Dann unwidersprechlich war und gewiß ist es, wir sind
ouch deß versichert durch lüth, die diser dingen warlich unnd unfälig

--606--

wissenn hand, das der keyser von den pfaffen besoldet unnd uff das vertrösten
irer guettern willens, das Bapsthum zu erhalten unnd die evangelischen
herren unnd stett zu gehorsamen, sich uß Hispanien gelassen
unnd deßhalb er unnd sin bruoder, der könnig von Behem, die sach also
uff das spil hyn unnd uff eynen betrug zwischenn inen abgeteylt unnd ir
anschleg gemacht hand, das er, der keyser mit der pfaffenn hilff, hab
unnd guott den eynen Türcken, so sy nennend die Luterischen, unnd
Ferdinandus mit hilff der stetten den annderen Türcken bezwingen unnd
also mit listen die stett uß dem land an den Türgken fueren, ir macht daselbst
verbruchen unnd sy der gstalt mued machen; unnd das pfaffennguot
zu benöttung der lutterischen behaldten werden soll. Wie sich dann dise
pratick ougenschynlich mergken unnd gryffenn laßt; dann alle die hilff,
deren sich Ferdinandus bewirbt, wirt alle by den stetten gesuocht. An
denen lyt er für unnd für im ze hilff ze komen. Unnd nimpt sich aber
der pfaffen [S.28] ouch der Oberländischen herren, was gegen unns
heruff gesessenn, keyner der sach nit umb eyn har an, man laßt sy ouch
aller dingen unersuocht stillsitzenn, als ob es sy gar nützit angang, ungezwyfelt
alles uff den list, das die stett iren schatz am Türgken verschweynen
muessind, dest mynder widerstand thuon, und die pfaffen ir guott untz
zuo zukunfft deß keysers, ires Messias, zuo erhaltung deß Bapsthums, ires
gyts unnd eersüchtigen gewalts behalten, unnd damit fromm Cristenlüth
zu abfal nötten mögind.
Es werdent ouch itel männli unnd spiegelfechten uber Rhyn unnd see
durch die pundtischen unnd Ferdinandischen unnder falschem schyn
angericht, das es sich ansechen lasse, als ob sy ettwas tapfers wider den
Türgken fürzenemmen willens. Ist aber alles im grundt nützit dann itel
trug unnd arglistig pratick; dann wen schon ettwa eyn houptman knecht

--607--

uff bringt, fardt er alleynig darvon unnd laßt knecht hie, dargegen
farend ettwa knecht darvon unnd blybt er hie. Unnd [S.29 = fol. xiv]
besunder alle die edlen herren unnd houptlüth, die hie oben umb unnser
refier der Eydtgnoschafft gesessen, deren laßt sich keyner von land,
gestellennd sich aber wol, als ob sy all tag darvon welltent; ist aber alles
nützit dann list, boßheyt unnd beträttener rath wider Cristum unnd die
seinigenn.
Zudem hat ouch gedachter Lanndtgraf diser dingen halb heymlychen
verstand mit dem künig uß Dennmargkt, hertzog von Gheldern, von
Lünenburg, M#;aechlenburg, Brunschwyg, Zweyenbrugk,

--608--

Brandenburg, Fryeßland und andere, die all eungelischer leer, unnd
die mit im zu schirmen besynndt unnd bedacht. Wenn dann die sach mit
Straßburg beschlossenn unnd der verstand mit im, dem Landtgrafen
gemacht, were es dann alles eyn sach, eyn hilff, eyn will, vom meer heruff
biß an unnsere land, das der keyser am Rhyn nyna keyn uffennthalt
han, ouch keyn herr wie mächtig joch der were, unns die hilff abnemmen
möcht, wie ouch der Landtgraf das selbs zu unnser bottschafft geredt,
wenn Straßburg mit unns daran, so syge im nit annders [S.30] dann ob
er schon unnser nächster nachbur syge; dann so dick unnd vil das nodt
er unns zu hilff kommen, darvor im keyn herr syn noch ime das geweren
mög.
Wenn dann annder herren unnd stett, die sich bißhar uß forcht hynderhaldten,
disen anhang unnd trost sechen, wurde sich mänige herfür thun
unnd uff unnser sydtenn stan, die sunst zwungenlich, das sy nit gärn thät,
thun unnd unnser fygend sin mueßt, die sunst unnser fründ were.
Unnd diewyl dann der gottlosen rott, wie unnser cristenliche mittburger
als die hochverständigen sunder zwyfels selbs wol ermässenn unnd betrachten
mögend, all ir anschleg hiemit zerrüdt unnd zu nütt gemacht. Unnd eyn
yeder verständiger wol hyeby abnemen mag, das söllichs zu handthabung
frid, ruw, wolfardt, eer unnd glück unnser unnd gemeyner tütscher

--609--

nation zum höchsten fürständig, so wellind unnser mittburger zum thüristenn
unnd träffennlichisten ermannen, sy inen söllichs anliggen, ouch
was trosts, fürstands [S.31 = fol.xv] unnd heyls unns unnd gemeynem
unnserem vatterland dardurch beschynen möcht, zu hertzen fassenn
unnd der sach inn trüwen wyther nachtrachtenn, sich eyns gutten besynnen
und sölichs nit ußschlachen, sunder es von unns umb unser aller nutz unnd
eer willenn angezeygt sin, im allerbesten uffnemmen. Dargegen wellint wir
gantz willigclich zu göttlichem wort unnd inen setzen, alles das unns got
verlychen hadt. Unnd inen daran nüt hyndersich zyechen, deß unnd aller
trüw, lieb unnd dienst sy sich gewisslich zu unns versechen söllent.
Es will ouch herren Landgraffen unnd unns für gut unnd vast nutzlich
ansechen, unnser pratick und kundtschafft by den Venedigeren
inn unnser aller gemeynem costen zemachen unnd unns eyn geltli daran
nit beduren zelassenn, damit die Venediger sich deß keysers zu erweren
dest hanndtlicher, wir allweg siner anschlegen [S.32] vergwißt
unnd by gutter zytt unns wissenn darnach zerichten, gewarnnet wurdint.
Das wellint ouch zum ernstlichisten unnsern mittburgern fürhaldten unnd
üch ires willenns, was inen hierinn gemeyndt sin well unnd wie die sach
anzerichten were, erlernnen, was dann wir darzuothun könnent, deß sind wir
willig unnd urbüttig.
Datum dornnßtags Symonis et Jude Anno etc. xxixo [28.Oktober 1529].
Wernnher Bygel
Zurich stattschriber.