Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Entwurf einer Einleitung zu den von Zürich und Glarus den Gotteshausleuten von St. Gallen zu Wil am 11. Dezember 1529 vorgelegten Artikeln

Vor dem 8. Dezember 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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[Ratschlag betreffend Abt von St. Gallen.]
Sittenmal ünser herren sampt den 3 orten rechte, ware schirmherren
des klotzhus S. Gallen, wie wol der schirm ein hoptmanschafft
genennt wirt, und aber her Kilian Köiffe, so sich für einn erwelten
abt usgibt, sich mit eym grossen spolio oder nam us dem land by

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nacht und nebel abschweiff gemacht und landtrúmig worden, ia fürwendende,
wie man inn fencklich hab wellen annemen, das doch
sölcher besorglicher gstallt nit gewesen, sunder als man an imm
mit offnen worten vermerckt, das er über gemeine landsordnung
sich dem vermögen göttlichs worts ze wider stellen und das bapstuom
sampt allem, das daran hangt, zuo verergernus und gemeinem unfriden
halten undernomen, hatt man sich etwas gwarsamlicher gehalten,
darab er, als er hochs muotes ist, genomen, als ob man inn
wider billicheyt trengen wölte, und sich one der 4 schirmorten
gunst, wüssen und wille, sampt einer grossen barschafft und allen
gwarsaminen und brieffen über Ryn gemacht, und demnach hoch

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und nidre gricht abstendig worden. Und uff das wir, die 2 ort
Zürich und Glaris, nach anrueffen der biderben gotzhuslüten die
nidren gricht vergonnet, so vil üns betrifft, ouch ietz zuo letzt der
hohen grichten und adpellationen halben an üns zum höchsten gelangt,
das wir die zuo gemeinem friden vergonnen, wellend wir üns
ietz und allweg erlüteret haben, das wir, so vil üns hierinn betrifft
und zuostat, angesehen das nützid me unruow macht, weder so man
muotwillen ungestraft hingon lasst, das wir bis uff wytren bescheid, so
gott geben wirt, das wir von den 4 orten zuo merer einigheyt komend,
die hohen gricht und verhörung der adpellationen, sölcher maass wie
hernach volget, bewilligott habend etc.

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Alsdann die biderwenn gotzhuslüth sich uß sünderen genaden gottes deß
allmächtigen sines göttlichen worts euangelischer leer unnd warheyt underfanngen
unnd inn sachenn deß geloubens nach ußwysung göttlichs wortts
mit unnsern herren von Zürich verglycht unnd daruff dieselben unnser herren
uff ir trungenlich unnd vilfaltig pitt unnd begeren inen zugeseydt, sy wider
mengklichen hieby zeschirmen unnd zehanndthabenn, ouch ye ein teyl zum
annderen hierinn lyb unnd guot zesetzenn, besunder ouch denselben biderwenn
lüthen ir unlidenlich beschwärdenn, so inn göttlichem wortt nit begründt,
nach billicher erbarkeyth abzenemmen, unnd aber volgennds eyn
vermeynter conventherr deß gotzhuses zu Sannt Gallenn, genannt herr
Kilian Köuffi, sich disem zusagenn unnd cristenlichem ansechenn zewider
hynder gedachten unnseren herren von Zürich ouch unnseren Eydtgnossenn
von Glarus als rechtenn waren deß gotzhuses zu Sanct Gallenn
unnd aller desselbenn lannden, lüthen unnd gerechtigkeythen schirmherren,
deßglichen hinder den biderwenn gotzhuslüthen nichtigclich und unordenlich
[S.2] wider gemelten gotzhuses ordnungen unnd alt harkommen
zu vermeyntem abbt uffwärffenn unnd erwellenn lassenn, deßglichen uber
söllichs dem gotzhus das sin enndtfuert unnd sich mit eym grosen mergklichenn
spolio unnd offenntlichem nam by nacht unnd näbel abschweyff
gemacht unnd lanndtrümig wordenn unnd doch uber sollichs
die biderwenn lüth widerumb zu beherrschenn unnd sich zu verwaltigung
derselben uber iren willenn inzetringen fürgenommen. Deßhalb ettwa
manige tagleystung gehaldtenn unnd doch im von wegen gemelter unnserer
herren von Zürich unnd unnserer Eydtgnoßen von Glarus, das er sinen münchenstannd
mit göttlicher geschrifft erhaldtenn, deßglychenn das enndtwert
gut widerkeeren sölle, zu meermalen anbotten wordenn. Diewyl er aber söllichs
bißhar nit erstattenn wellenn noch mögen, unnd durch gemelt sin unerbar
enndtüsserung die oberkeyth, regierung, ouch gericht unnd recht
under den biderwen gotzhuslüthen abstänndig gemacht, sunder ouch sich
uber sollichs yetz jungst uff dem verhörtag zu Baden [S .3] offennlich vernemmen
lassenn, das er die kutten nit lassenn welle, deßglychenn das fründtlich
ersuchen unnserer herren von Zürich an iren Eydtgnossen von Lutzernn

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unnd Schwytz nit meer verfangen, dann das sy sich erlüttert, sich der sach
nit zubeladenn, sunder gemeltem herren Kilianen, sovil an inen syge, brief
unnd sigel zehaldtenn unnd in also glich wol wider das heydter gotswortt
unnd den gemachten lanndtsfrydenn zehanndthabenn. Sydtenmal aber dieselben
unnser herren von Zürich deß styffen unverrugkten willenns unnd
der gstracktenn meynung sind, den biderwenn lüthen ir gethan zusagen zehaldtenn
unnd sy mit gemeltem münch wider das gotswort nit beherrschen
zelassen, sunder umb gemeynen frydenns unnd meerer ruwen willenn,
sovil die beyde ordt hierinn betryfft unnd inen zuostat, sy mit hilff
und zuthun irer liebenn Eydtgnossenn von Glarus mit oberkeyth unnd gebürlichem
regimenth zuoversechenn unnd inn iren beschwärdenn zymlich insechung
zethun.
Unnd aber die gedachten gotzhuslüth zu jüngster tagleystung sich ettlicher
meynung unnd artigklen, wie unnd wellicher gstallt sy sich [S.4]
regierenn lassenn, inn schryfft verfaßt, weliche an gemelt unnser herren von
Zürich gelanget, die sich nach gnusamer irer erdurung im aller bestenn unnd
den biderwenn lüthen zu guttem diser nachvolgennden meynung enndtschlossenn
unnd inen die unntz uff wyther verbesserung, so gott geben
wirt, das die vier ordt villicht zuo meerer eynigkeyth kommen
werdennt, anzenemmen, inn allen trüwenn geradtenn. Dann diewyl der vermeynt
abbt sich noch für unnd für vil gerechtigkeyth berumpt unnd zuerlanngen
verhofft (das im doch, ob gott wil, fälen soll). Deßglychenn ouch
gemelt ir Eydtgnossenn von Lutzern unnd Schwytz noch zur zyth nit zum
willigisten sind unnd sich irer rechtsami nit zeenndtzychen vermeynend, will
gemelten unnseren herren zusampt iren Eydtgnossen von Glarus sich für dißmal
wyther inzelaßenn nit gemeynnt, sy ouch nit beduncken, den biderwen
gotzhuslüthen, das nutz oder fruchtbar sin, doch darnebenn zu nachgander
zyth, so es sich ettwa zu besserer ruw schickt, inen wythers nachzelassenn
unnd villicht annder oder besser insechung zethun, unabgeschlagen haben.