Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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"Anbringen." Gutachten über die Fragen, die Zürich am bevorstehenden Burgertag zur Sprache bringen soll

8. und 9. Januar 1530
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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[Seite 1] Anbringen:
1. Sittenmal so offentlich am tag ligt, das der keiser vom bapstuom
angericht, das er schlechtlich ünseren glouben ze durächten und
dilggen usgezogen, ist sich ernstlich ze bewaren, das er üns nit unbewart
und one anschleg überfalle.

--687--

Hie mag man die antwurt lesen, die er den fürsten und stetten geben
hatt, nachdem sy von dem nüwen spyrischen abscheid adpelliert.

--688--

--689--

2. Glycherwys hatt man kundschafft, das Keiser und Ferdinand,
syn bruoder, vor etlichen jaren beradtschlagt, ein Eydgnoschafft
und die rychstett underzebringen.
Und ist der weg der Eydgnoschafft halb durch die fünf ort;
die werdindt ietzmal Zürich, Bernn, Basel etc. gernn helffen undertryben.
Und so das beschehen, habe es demnach nit not, die fünf
ort ze temmen; sygind nit starck.
Nun habend sy den weg ze hand genomen, als man in vil weg kundschafft
hatt, uss Saphoy etc.: das die fünf ort ann Keiser gefordret,
wess sy sich zuo imm versehen; dann sy nit willens, den friden
ze halten, und der Keiser geantwurt, sy söllind getröst sin;
dann er den glouben ufrichten etc.; das ze Türyn keiserisch,
franckrychisch, eydgnössisch, saphoysch botschafften zemen
tagend, alles zuo nidertruck des euangelii; das Myconius weisst ze

--690--

sagen von einem Eydgnossen, der da redt, wie der Keiser üns welle
an zwey orten angryffen, ist wol ze gedencken, das sy das dritte wellend
sin; das eins ratsherren wyb ze Luczernn usgelassen etc.; das ze
Nansse getagt wirt mit etlichen bäpstischen fürsten etc.

--691--

[Seite 2] Aber der weg, die rychstett ze undertryben, ist, eine nach
der andren besunder ze überfallen etc..
Also ist ietz Gmündt von den Ferdinandischen wider alle pündt
und trüw übervallen.

--692--

1. So ist nun des gloubens halb erstlich trachtung ze tuon, wie man
sich in die widerwehr stellen.
2. Demnach, wie man sich vor dem arglistigen weg, damit sy die
gantzen Eydgnoschafft und demnach die rychstett under sich bringen
understond, goumen und verhueten welle.
3. Zum dritten fürnemlich ist ouch der töifferen halb ze handlen,
betrifft ouch den glouben an. Dann ze Gmünd söllend ouch töiffer
gwesen sin, und wellend die Ferdinandischen sich damit beschönen,
die Luterischen habind da angefangen, die eewyber gmein ze haben,
das doch nieman weder die töiffer tuondt. Mag man ermessen, was
uss dem argenlist übels entspringen möcht.

--693--

4. Hieby wüssend unser mittburger von Costentz anzezeigen, was
durch die Luterischen understanden, namlich zweyung under denen,
die nit ires sinnes sind imm sacrament, und inen.

--694--

Da aber zuo eynem wol ze betrachten ist, das der Luterischen
grundt schwach, so sy ir meinung mit dem schwert erobren understond;
dann wo sy mit gotzwort hierinn ye überwunden, hettind sy
des anschlags nit dörffen etc.; zumm andren, das sich ir radtschlag
uff valsche vertrostung des Keisers und Ferdinandi, die heimlich
doch valschlich [Seite 3] wirt undergeschoben, ja welche gloubind,
das fleisch und bluot imm sacrament sygind, die werdind sy fry lassen
etc., verlassendt; dann so sy üns von einander geteilendt, wurdindt

--695--

wir überwunden, wurde irs beines nit darvon komen; zumm dritten,
das die fürsten und stett, die sich von denen, die rechten verstand imm
sacrament habend, und von üns sundren wellend, sol üns nit hoch
bekümmren, wo es nit anders sin mag; dann wir sust ouch ye die
vordristen hettindt muessen sin. Doch les man uf, was man findt.
5. Im Rotwylischen handel, ist ze sorgen, sye nit guot, das man
sich Bremmgarteren und schuldheyss Honeggers halb ützid

--696--

uftueye; dann ye so muesste man die Bremgartischen halten wie
die Rotwylischen und harwidrumb etc. Das mag weder ein statt von
Bremmgarten noch die vertribnen ze Rotwyl erlyden. Desshalb man
einen andren radtschlag ze hand nemen. Es ist ouch alles vergeben,
was man suocht mit den fünf orten etc.
6. Das man der practicken und hin und wyder reysenden argwönigen
personen halb sich einhällig entschliesse; zuo eim, das man
practick in gemeinen kosten mache in Italien und wo es not sye;
zumm andren, das man die argwönigen personen iederman in synen
zwengen anneme.

--697--

7. Das ünser Eydgnossen in den gemeinen vogtyen vil irrtum
machend des götlichen worts halb; als der vogt imm Ergöw ze Mure
tuot, und der landvogt imm Turgöw ze Diessenhofen, und der
in Sanganserlandt ze Flums etc.

--698--

[Seite 4] 8. Des handels Santgallen halb stat es also:

--699--

Do abt Franciscus gstorben, hatt her Kilian Köiffe, der sich
ietz für einn abt treyt, sampt andren mitwüssenden synen tod verheimlichet,
bis er alle practick und unordenliche wal, die ein invasion
oder intrusion ist, ze wegen bracht.
Und wie er unordenlich erwellt und alle sachen gefuert, sind allweg
die 2 ort Lucernn und Schwytz on ünz und Glaris gen Wyl
zevor geritten und, als man sagt, by und an der wal gewesen.

--700--

Die wal ist ouch an gewontem ort zuo Santgallen imm convent nit
beschehen, sunder ze Raperswyl und Eynsüdlen, alles mit practick
zuogangen, als er selbs bekennet.
Und nachdem er on ünser wüssen und hinder üns die unordenlichen
wal volbracht, hatt er sich von stund an für einn abt getragen und offentlich
harus gesagt, er welle die mess und ander gotzdienst widrumb ufrichten
und daran setzen etc., was er vermög; habend by 20 frommer mannen
gehört. Nun ist die mess zur selben zyt gemeinlich under den gotzhuslüten
abgemeret, denen wir zuogesagt, als man wol weisst.

--701--

Demnach hat er durch die Fucker ylends gen Rom nach eyner
confirmation geworben. Aber ee und er bestätet gewesen, hatt er
sich mit aller barschafft uf und über den see hinus gemacht; da
mencklich weysst, das imm sölchs ouch nach bäpstlichem rechten nit
zimt, das er sich einen besitzer mache vor der bstätung.
Nun sind wir nach vermög des burg- und landtrechten schirmvögt
nit allein des abts oder convents, sunder ouch der biderben lüten und
aller gueteren etc. Verhör man das burgrecht!
[Seite 5] So nun er unbestät und von üns und Glaris widersprochen
die gueter entfuert, so ist's ein spolium, ein roub und nam. Das
findt sich mit allen rechtsverstendigen.

--702--

Uber dise taten verantwurt er sich ze Baden: er sye nit der meinung
gen Überlingen gefaren, das er sich flüchtig machen, sunder
imm wäre anzeigt, das er bäpstische und keiserische confirmation da
zumm ringsten bekomen möchte; aber demnach, do er sähe, das er
nit sicher wär, sye er da ussen bliben etc..

--703--

Da aber offentlich sin dichten und unwarheyt sampt dem unrechten
ergriffen wirt.
Erstlich hatt er von stund an gen Rhom geworben durch die Fukker
etc.; dorft nit gen Überlingen.
Zum andren so hatt er zur selben fart die gueter mit imm entfuert,
desshalb man wol erwegen mag, das er sich für den abt getragen, do
er's noch nit gewesen; dann er selbs anzeigt, er sye umb bestätung
willen hinus gefaren; so ist er ye noch nit abt gewesen und hatt aber
die gueter entfuert, so ist es ein spolium, roub und nam.
Demnach hatt er ze Baden anzeigt, er habe es mit wüssen etlicher
orten geton, und so wir und Glaris das nit geton habendt, muoss er
liegen, oder aber es muessend imm die 2 ort daryn verwillgott, und
so verr dem also ist, so sind sy nit redlich hinder üns fürgangen und
imm zuo sölchem roub und nam geholffen, das wider alle billicheyt und
trüw ist, die wir Eydgnossen einander schuldig sind.

--704--

Es ist ouch das eigenlich imm burg- und landtrechten ze bedencken,
das sin religion oder geistliche usgenomen und vorbehalten ist;
desshalb wir imm gheinen schirm schuldig.
Er, abt Franciscus, hatt ouch ünseren hoptman inn eyd genomen
mit vorbehaltnus des götlichen wortes.
Noch hatt her Kilian Köiffe ze Baden sin kutten erschütt und
ünseren und Glaris botten gseyt, die kutten werde [Seite 6] imm
nieman angwünnen.
Demnach so ist imm landtfriden begriffen, das wir by allen und ieden
ünseren zuosagungen belyben söllend, wie man weisst. Es ist ouch begriffen,
das, wo die mess und andre verwännete gotzdienst abgeton,
das sy abgeton blyben söllend und nimmer me ufgericht werden.
Desshalb wir die biderben lüt uss krafft des burg- und landtrechtens
und uss krafft des landtfridens glimpf und recht habendt ze schirmen;
wellendt ouch das mit gottes hilff tuon.
Wir habendt ouch glimpf und recht, den abt nimmer me ynzelassen,
ob er glych nit landtrümig und die nam geton hett, so er by
siner kutten, die ein verwänter gotzdienst ist, vermeint ze blyben.

--705--

Noch habendt wir zuo guotem und friden gemeiner Eydgnoschafft
üns gegen verwännetem abt nie ungnädiger ufgeton, wann, so er das
entragen widerkere und sich dem euangelio glychförmig machen oder
sinen orden mit gots wort schirmen, wellind wir lassen zur sach reden.

--706--

Unser Eydgnossen der 2 orten halb habend wir sy ernstlich gebetten,
mit üns hinus zekeren und das recht den biderben lüten ufzerichten.
Darüber sy üns allweg geantwurt, sy wellind den abt by dem

--707--

synen schirmen, unangesehen das er's nit recht noch redlich hatt, nit
recht erwellet und in unwidersprechliche bsitzung nie komen ist.
Und uff sölch ir zwytrachtig abschlahen habendt wir ye muessen
tuon, als uns zuostat, und sampt Glaris inen den biderben gotzhuslüten
erstlich die nidren gricht ufgericht und demnach von den hohen ouch
geratschlagt. Uff das ist der gehalten tag ze Baden genanntem
abt vollstreckt, daruf sich unser Eydgnossen die 2 ort luter ufgeton,
sy wellindt [Seite 7] imm halten und by sinem fürnemen

--708--

beschirmen, und aber wir von den zwey orten habendt üns ufgeton,
wir wellind für üns, so vil wir recht habindt, handlen.
Und so wir hinuskomen, bietend üns die 2 ort recht, und habendt
aber sy den Köiffe mit dem sack by inen, und ist üns die notturft

--709--

der biderben luten angesehen, ouch der conventherren, die zu Sant
Gallen sind.
Aber in allem rechtpott wirt ein uflouff von des abts bruoder
über üns ufgericht mit andren mee. Und sind die botten von Luczernn
und Schwytz ouch imm uflouff gewesen; habend doch erstlich

--710--

nit zuo üns den beden orten ze hof ynkert, sunder ze letst, als inen
der uflouff gefält, begert, wir söltind sy ynlassen, was üns nümmen
ze tuon, für das sy sich so ungeschickt gehalten etc.; wie sy ouch für
und für ann gemeinden und sust anzeigend, das sy den verwännten
abt schirmen wellind. Zeigt offentlich an, das sy dem friden nit geleben
wellindt etc. Mit wyterer offnung der hendlen, so verr es not sin.
Ermessen, wie vil barschaft der Köiffe spoliert und entfuert hab:
Gotzhus Santgallen hatt des wenigosten yngends 12 000 gl., des
höchsten 18 000. Hatt abt Franciscus über 3000 nie verbrucht und
27 iar geherschet und so er iärlich nit me denn 8000 gl. fürgeschlagen,
brächt 216 000 gl. in 27 iaren.

--711--

Hierumb helffend üns trachten, das zuo guotem dienen mag, und
üns by dem bhalten, darzuo wir recht habendt. Denn ye die schirmvögt,
so die geschirmten nit mer sind, die rechten bsitzer werdendt etc..
Anhang zu Nr.158
I
Im Staatsarchiv Zürich, "Eidgenössisches: Erster Kappelerkrieg 1529-1530",
A 229.2, Nr.174, findet sich von der Hand des Unterschreibers
Burkhard Wirz der von uns in der Einleitung oben S.674 und 678 schon
erwähnte "Kurtze vergryff" ,der fast ganz auf Zwinglis "Anbringen", erster
Teil, zurückgeht. Derselbe Text findet sich ohne jede Korrektur, also
wohl eine Reinschrift, im StAZ, im Bande "Undatierte Instruktionen 15./16.
Jahrhundert", B VIII 9, fol. 310r-316r. Wir geben dieses Stück vollständig
nach B VIII 9, fol. 310r-316r, und berücksichtigen A 229.2, Nr.
174, nur insofern, als wörtliche, nicht bloß buchstäbliche Änderungen vorliegen.
Her Walder
M. Vo[lrich] Z[wingli]
M. Binder
M. Ochsner
M. Kambli
M. Thumisen
M. Schwytzer

--712--

Kurtzer vergryff des, so uff nächst künfftigen burgertag vor unnser liebenn
Eydtgnoßen unnd Crystenlichen mitburgern gesandten anzubringen unnd
zuovor darüber zuo beratschlagen von nötten ist, uff gefallenn, mindern oder
meeren miner herren.
Nachdem wir disen gegenwirttigenn tag angesetzt, syge dasselbig von wegenn
der bösen arglistenn, geschwinden pratick unnd anschlegen, von unns
als die, so ir unnd unnser aller lob, nutz unnd eer gern uffnötten unnd fürderten,
guotter, getrüwer meynung beschechen.
Dann offennlich am tag ligt unnd wirt ougenschinlich befunden das Keyserliche
Majestat vom Bapstuom angericht, unnsern glouben zu durchächten
unnd ußzerütenn. Glicher wyß hatt man kuntschafft, das Keyserliche
Majestät unnd Ferdinand, sin bruoder, vor ettlichen jaren beradtschlaget,
ein Eydtgnoschafft unnd die richtstett [sic!] underzebringen.
Damit ir aber verhandnen anschleg unnd pratickenn im grundt bericht. So
wellenn dieselben unnser widerwertigenn durch die fünff ordt die dryg
stett Zürich, Bern unnd Basel sampt irem anhang undertryben [fol. 310v]
unnd so das beschech, sigend die selbenn fünff ordt nit einen widerstand
starch gnuog, sonders lichtlich ze zemmen, unnd habent also die fünff ort
an Keyserliche Majestät gefordert, weß sy sich zuo irer Majestät versechenn
sölten, dann sy den lanndtsfriden zuohalten nit willenns unnd dargegen
Keyserliche Majestät geanntwurt unnd inen zuogesagt unnd vertröst
habenn, sy nit zuoverlassenn, sunders so wit sin vermögen reyche, das bapstum
unnd die Römisch Kilch in wesen zuhalten unnd uffzurichtenn.
Es sollenn ouch zuo Türyn keysersch, franckrichisch, eydtgnößisch
unnd saphoyisch bottschafftenn tagleystungen halten.
Deßglich ist ein gmeyne red, der Keyser well unns an zweyen orttenn
angryffenn, daruß wol zuogedenncken, das die fünff ort das dritt wellent
verträtten, so soll der richstetten halb, die underzetrybenn, der anschlag sin,
eine nach der anndern zuo überfallen und anzegriffenn. Diewyl dann die gedachten
fünff ordtenn sich tütschen unnd weltschen nacionen, fürsten
unnd herren mit bösen, arglistigen, geschwinden pratick unnd anschlegen
inlassennd unnd einannderen inn irem fürnämmen hilff, rath, trost und
sterckung durch [fol. 311r] geschrifft unnd bottschafften erzeigen unnd zuo
inen inansechen irs heimlichen tagens, hin- unnd widerschribens, ritten und
praticierens nidt anders zuo verhoffenn, dann das sy den nüw uffgericht unnd
besigletten landsfridenn zuo haltenn nit willenns unnd inn den dingen nit
sumig zuoerschynnen, sunders groser erntst unnd ryfe vorbetrachtung ze
thuond, damit ir, wir unnd annder üwer und unser mithafften, denen so die
recht, war, euangelisch warheit liebet unnd gefalt, durch diejhenigen, die
unnser aller abfal, verkleynerung unnd inn summa sterbenn unnd verderben
gern fürdrotind unnd sechind nit beschediget, begwaltiget ald undergetruckt,
sonnders by unnserm crystenlichen hendeln unnd fürnämmen dest fürer onbeleidiget
blibenn möchten; so welle unns als die, so üwer unnd unnser, ouch
aller dero, so göttlichem wort anhangend, lob, nutz unnd eer, wolfart unnd
cristennlich erber gemuet gern alles vermögens uffnotind, für fruchtbar, nutz
unnd guot ansechen, das man sollich uffsetzig anschleg unnd pratigken mit
allem ernntst unnd dapferkeyth ermäße unnd namlich erstlich des gloubens
halb, wie man sich vor dem arglistigen wäg, damit sy ein Eydt- [fol. 311v]
gnoschafft unnd die richstett undersich zebringen understand, gomen unnd
verhuetten wölte, nachtrachtung, radtschleg unnd notturfftige fürsechung zuthund.

--713--

Dardurch was joch ußgieng ouch uber kurtz oder lange zit innviel,
wir cristenlichenn stett einer stiffenn, handtvestenn unnd einträchtigen
meynung unnd darzuo ein jede statt wolgerust unnd versichert were, was sy sich
gegen den anndern getröstenn, halten unnd versechenn solt, unnd nit also
wider alle pundt unnd trüw on anschlag unnd onbewart überfallenn wurdenn;
dann diser handel unser aller inngemeyn ist, unnd wo ein oder mer
statt durch die fygennd Cristi angriffenn, das derselben wolfart unnser wolfart
unnd ir verderben das unnser aller ist.
Als aber unns zuo schmach, nachteyl unnd unguotten allerley praticken
durch ettlich heimlich specher tags unnd nachts inn stille hin unnd wider
getragenn, geubt unnd verhandlet, damit dann wir dem dest fürer vorsin
unnd unns dieselbenn inn die har unnd mitler zyth dest minder [fol. 312r]
schadenn unnd nachteyl gebären unnd bringenn mögenn, soll man sich mit
unnsern Eydtgnoßen unnd Cristennlichen mitburgern deßhalb einhelig
enndtschließenn, damit dieselbenn argwenigen personen inn eins yeden
oberkeyth nidergeworffenn unnd irs handel, wandel unnd wesens eigenntlich
erkonnet unnd der notturfft unnd billigkeyth nach mit inen gehanndlet
werde.
Deßglich damit wir Cristennlichen stett aller pratigk unnd handlungen
dest bericht het, das man dann inn gemeynen costenn inn Ytalian [!]
oder anderßwo, wo nit wirt[!], unnser kundtschaft unnd heimlich spech mache;
dann ye die groß mergklich notturfft unnser unnd aller üwer unnd unnserer
biderwenn lüthen halb söllichs unnd wie man den unnd anndern dingen nach
notturfft begegnen möge, zum höchsten erfordere.
So denne ist mengklichem zuo wüssenn, wie die seckt der widertouffer mit
irem touffenn und leeren allennthalb ye lenger ye me und schwärlicher [fol.
312v] inbricht unnd uberhand nimpt, dardurch inn unnserm waren christenlichen
glouben gröster abfal, zweyspalt unnd vil jamer, blutvergießen unnd
unruow erwachßt, unnd sonnderlich zuo Gmund söllennt die touffer gewesen
syn, und wellennd sich die Ferdinandischen oder Keyserschen damit
beschenen, die Luterschen habind da angefangen, die eewyber gmeyn zuo
haben, das doch nyemans dann die touffer thuond. Deßhalb unnd inn ansechen
söllichs alles ist von nötten, das harinn uff disem tag ouch gehandlet
und fürnemlich betrachtet werde, was uß dem arglisten ubell, wo das sinen
fürgang habenn, wyther unnd feerer endtspringen möcht, diewyl diser ouch
den gloubenn beruert unnd antryfft.
Hieby wüssent unnser mitburger von Costentz anzuozeigenn, was durch
die Lutterschen understanden, namlich zweyung under inen, die nit irs
sins sind im sacrament unnd inen. Da aber zuo einem wol zuo betrachten ist,
das der Lutterschen grund schwach, so sy ir meynung mit dem schwert
erobern understand [fol. 313r]; dann wo sy mit gottes wortt hierinn je uberwunden,
hettenn sy deß anschlags nit bedörffen. Zum annderen, das sich ir
radtschläg uff valsch vertröstung des keysers unnd Verdinandi doch
boßlich unnd valtschlich wirt undergeschoben, ja welliche gloubend, das
fleysch unnd bluot im sacrament syg, die werdint sy frig laßen. Ist daruß wol
zuverstan, das sy dieselbenn ouch verlaßenn unnd under [?]; dann so sy das
unnder sollichen schyn zuo feld bringen unnd unns von einanndern teylen,
wurdenn wir all uberwunden unnd unnsers beyns [Person, Id.IV, 1927]
unangesechenn, ob wir inn fleysch unnd bluot gloubten oder nit, davon kemen,
sonnders dieselbenn innen als lieb als wir sygenn. Zum drytten, das die fürstenn

--714--

und stett, die sich von denen, die rechtenn verstand im sacrament
habent unnd von unns sündern wellennd, sol uns nit hoch bekümberen, wo
es nit annders sin mag; dann wir ouch sunst die vertrösten ouch hetten mueßen
sin. Darumb ist von hochen nötten, das man sich sampt den anndern unnsern
mithafften harinn ouch umbsäch, beradtschlag, und das, so zuo unnser
sterckerung, merung und wolfart dient, handle.
[fol. 313v] Betreffend die abgetrybnen von Rottwyl ist uff letst gehaltenn
burgertag zuo Basel verabscheidet, das man uff nächsthaltender gmeyner
versamlung unnser eydtgnoschafft disen handel anzogen unnd hinwider
arbeiten solt, ob man es gegenn schultheiß Honeggern unnd annderer
von Bremgartten, die dann daselbs ouch abwichen mueßen, verglichen,
das sy wider zu huß unnd hof gelaßenn werdenn, anhalten, dahin bringen,
das die selben fünff ordt sampt unns mit sampt denen von Rottwyl
gehanndlet hetten, dadurch, als zuvermuotten, den abgetribnen am aller erstenn
geholffen möchte werdenn. Wellichs aber unns nit für fruchtbar, nutz
unnd guot ansechenn will, das man sich Bremgarten unnd schultheyßen
Honeggers halb nüdtzit, uffthuege; dann der abgetrettnen von Bremgartten
sach will unns dere von Rottwyl vertribnen biderwenn lüthenn
handlung nit glich beduncken oder der gestalt zuverglichen, das aber weder
ein statt von Bremgarten noch die ußgetribnen von Rottwyl gedulth
nach erliden möchten. Zuo dem ist ouch unns inn diser sach mit den botten
zuo handlen, diewyl [fol. 314r] die den gloubenn antrifft, nit gelegenn; dann
wol zuogedenncken, was sinns und willenns sy sygenn. Deßhalb man einen
anndern radtschlag an die hand zuo nemmen soll und mag.
Die hefft unnd verbott, so den stettenn Zürich unnd Bernn usserthalb
von den Keyserischenn unnd Ferdinandischen, unnd dargegenn wir
die stett innen ouch gethan unnd angelegt, belangende, habend unns unnser
lieb Eydtgnoßen unnd mitburger von Bernn diser vergangen tagen dise
misiph [sic!] und biligende copey zuogeschickt. Daruff wir dann inen geschriben,
darüber zuo radtschlagenn unnd inen uff disen tag mit sampt unns
zuo hanndlen, abzefertigen. Harumb wir uns ouch eins radtschlags enndtschließen
und den herrenn, so zum tag geordneth werdennt, anzuohencken
unnd zu befelhen, damit wir den Regenntischenn der notturfft nach
samenhafft mit anntwurt begegnind, ob man des handels ein mal abkommen
möcht, diewyl es inn unnser aller erliden nit sin will, uns deß unnsern mit
gwalt also entsetzen zelaßenn.
[fol. 314v] So ist ouch unnsern eidtgnossenn unnd Cristenlichen
mitburgern inn ußschrybung dis tags der Thurgöwern handel anzeigt
unnd begert, mit sampt unns inn der sach enndtlichen zu handlen. Diewyl
aber uff jüngst gehaltnen tag uff Cathrine zu Baden zwüschend den dryen
stetten Bernn, Fryburg unnd Solothurn unnd den VII orten irer
spennen des Thurgöws halb all sachen stilgestelt unnd uff ein recht zuo komen
veranlaßt luth desselbenn abscheyds, so soll man nach mitlen weg suochen
unnd nachtrachtenn, damit die biderwenn lüth nit also lang umbzogenn,
zu grosen unwillenn, costenn unnd schaden gewißen, sonnders inn iren
anliggenden beschwerdenn nach luth des lanndsfridenns bedacht werdint.
Von wegenn unnd betreffennd die gmeinen herrschafften unnd vogtyenn
allennthalb wirt guot sin, das man anzüche, wie die lanndtvögt unnd annder
deß göttlichen worts halb vil unruow, zweyunng unnd abfal machind, namlich

--715--

der vogt inn gmeynen Frigen Ämtern zu Muri, der lanndtvogt im
Thurgöw zu Diesenhoffen [fol. 316r; diese Seite bildet die ursprünglich
von der gleichen Hand geschriebene Fortsetzung des auf drei ineinandergelegten
Doppelfoliobogen geschriebenen "vergryffs", dann wurde ein einzelnes Blatt,
foliiert 315, eingeschoben, von anderer Hand geschrieben, ähnlich derjenigen,
welche die "verantwortung" schrieb; die auf diesem Blatt stehenden fünf Zeilen
lassen wir unten folgen], der inn Saganser lanndt zuo Flums unnd annderßwo,
unnd darinn ouch innsechen thuege, wie dem zethuond unnd sollichs abzuostellen
sige; dann ir hanndlung, thun unnd laßenn dem landsfridenn inn
eynem unnd dem anndern ganntz ungmeß.
[fol. 315r] Es sol ouch der Sant gallisch handel unsern eidtgnossen
und Cristenlichen mitburgern, wie der von einem zum andern verhandlet,
angezöugt und begert werden, uns helffen zuotrachten, das zuo guotem
dient, und unns by dem ze behalten, darzuo wir recht habent, wie dann sollichs
inn geschrifft verfaßt und inen erscheint wirt.
[fol. 315v und fol. 316v leer.]
Burgermeister, Cleyn und großer retten der statt Zürich warhafft unnd
grundtlich verantwortung des verwendtenn abts des gotshuses Sant Gallen.
Nachdem gott der allmechtig yetz zuo unsern zitten unnd tagen sin einig
ewig wort widerumb heiter und klar an den tag kommen und schynnen
laßen und wir dasselbig uß inbrünstigem und christenlichem gemuet zuo halten
und zuo pflantzen angenommen, habend die biderben gotshuslüth des closters
Sant Gallen sich inn demselben götlichen wort uns glichförmig gemachet
und uns zuo fürderung der sach als ire schutz- und schirmherren umb hilff,
rat und trost angesuocht. Daruff dann wir inen zuogesagt und vertröst, sy by
götlichem wort mit darstrekung unsers libs und guotz zuo schützen, ze schirmen
und ze handthaben. Dargegen sy uns ouch nit mynder dann wir inen ir lib
und guot götlichs worts zugesagt und verheisen.
Und so sich dann uß götlicher geschrifft heidter erfindt, das des vermeynten
abt Kilian Keúffis verwändter geistlicher stand dhein zitlich regierung,

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beherschung und gwaltsami weder land noch lüten geburend noch zuoständig
sin mögen, das ouch vermelt gotswort disen verwänten unnützen
múnschenstand (als besonder erdacht irrig und unnütz secten, zuosambt irer
regierung und erdichter oberkeufft [sic! gemeint "oberkeit"]) verwirfft und
ableynt, kennen und mögen wir mit keinen eren noch glimpff, und wellen
ouch nit wider sellich unnser zuosagen inen disen vermeinten abt zuo einem
herren sy fürer zuo begwaltigen oder ze beherschen ufstoßen uß disen angezeigten
und nachvolgenden begründten ursachen:
Dann erstlich heiter am tag ligt, das obschon das götlich recht stilstuend
(dem doch alle mentschlich ordnungen billich wichen sollen) [Seite 2] wirt
doch Kilian Keuffis vermeinte abty ouch vom mentschlichen satzung
und ordnungen keynen grundt haben mögen, namlich:
Das er (on den betrüglich wüßenhafften uffsatz, damit der abgestorben
abt drig tag, bis er alle pratigk und unordenlich wal, die ein invasion oder
intrusion, das ist mit sin selbs gwalt intragen, zuo wägen bringen möcht,
verhalten und verheimlichet bliben) nit nach form rechtens, sonder wider
unser als des gotzhus schirmherren, deßglich der biderben gotzhuslüten
wüßen und wellen, hinder unseren lieben eidtgnoßen von Glarus, unns unserm
houbtman, ouch iro und unser aller unbefragt und unberuefft an einem
anderen ort, als zuo Rappreschwyl [sic!], nit nach des gotshus frigheit
und altem harkommen, ouch nit frig, sonders geteylt des convents halb und
wider das gmeyn recht unordenlich und ontogenlich zuo vermeintem abt nit
one sonder geferd erwelt, sonders de facto mit der gethat intrudiert und
underschleufft ist.
Item syn wal und vermeinte election ouch derselben bestetigung (die hinder
uns und on unser wußen gefolget, unnütz ist) deßhalb unnütz und unwürgklich.
Item wie er unordenlich erwelt und all sachen gefuert, sind allweg unser
eidtgnoßen von Schwitz und Lucern botten on unser und unser eidtgnoßen
von Glarus und unser byweßen, zuothuon, gehell ald wüßen zuovor
geweßenn, und als unns landtmans oder zuolouffender wyß fürkombt, by und
an der wal geseßenn.
[Seite 3] Item nachdem er also die unordenlich wal volbracht, hat er sich
von stund an für ein abt getragen und offenlich harußgelaßen, er welle die
vergeblich meß und unnütz gotsdientst wider uffrichten und daran setzen,
was er vermög inn gegenwürtigkeit vil frommer biderber lüthen.
Demnach hat durch die Fuker ylends gen Rhom geworben nach einer
confirmacion. Aber ee und er bestett geweßen, hat er dem gotzhus und den
biderben lüten als desselben glidern on verwarter eren den kilchenschatz
und alle barschafft zuosambt den briefen, registern und des gotzhuß gwarsaminen
hinderruks und on wüßen (dero, die darzuo recht hatten) und eins
teyls ußerth der eidtgnoschafft unerberlich entwert, abgetragen, veruntrüwt
und daran ein offenlich spolium und nam begangen.
Item mit disem schatz ein frembd volk uber uns und sy, uber see har inn
ein eidtgnoschafft zuo fueren und die biderben lüth zuo verderben understanden,
wie dann deßhalb die offenbar, unverhellen landtsag ist, das er ein
mergkliche sum gelts usgeben und die kriegsluth, so man uber uns fueren
wellen, versoldet.

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Item die biderben gotshuslüth inn vergangner enborung verlaßen, von
inen hinderruks und on wüssenth inn [Seite 4] verwandleter bekleydung
abgetretten und landrümig worden ist und sich uber see hinuß inn ein andere
herschafft zuo unsern und iren fygenden gethan, uff krieg, unruw, ir und unser
aller sterben und verderben gestelt.
Item unser houbtman dem abgestorbnen abt nit anders dann mit heiterem
vorbehalt götlichs worts halb geschworen und daruf die biderben lúth das
gotswort angenommen.
Item der landsfriden uns sollich unser zuosagen, was wir den biderben
lüthen götlichs worts halb gethan, gentzlich vorbehalt.
Item das die burg-, landrecht- und houbtmanschafftbrieff ein einig ewig
burgrecht und nit allein uff eins abts person, sonders uff das gotzhus ouch
all sin hab und gueter, landt und lüth, die ze schutzen und ze schirmen gestelt.
Item das wir unns des gotzhus zuogehorige landt und lüth trüwlich befolchen
sin laßen und das sy bi iren frigheiten bliben und inen inn allen
sachen als unsern burgern und landtlüten das best unnd wegst zethuond.
[Seite 5] Item so nymbt das burg- und landrecht, so man mit abt seligen
und dem convent uffgericht, selbs uß den glouben, als och derselb verwendt
abt selbs gethan.
Und wiewol er billich und nach gmeynem rechten aller volkeren syn verwänte
abty verwürkt und alle gerechtigkeit an dem end verloren. - Diewyl
er aber für und für begert, inn dargegen och zuverhören und deßhalb ein
verhörtag von den vier orten jüngst zuo Baden gehalten, so hat derselb
sich doch siner unerberen handlung nach nit konen, mogen noch wußen zuo
verantwurten, sunders allein inn ze schutzen und ze schirmen angesuocht.
Daruff dann unser lieben eidtgnoßen von Glarus und unser antwurt gewesen,
diewyl wir beide ort uns vornaher zuo uberfluß gegen im veranloßt,
so er mit heiliger gotlicher geschrifft sin vermeinten münchenstand, das der
gerecht und guot, begründen und erhalten, ouch das guot, so er dem gotzhus
entwert, widerker und sich dem wortt gottes glichformig mache, so wellen
wir, was zimlich sig, handlen. Wann er nu sollichs nit erstattet, so sigen wir
des stiffen sin und willens, inn nit wider inkommen ze laßen, sonders unsern
zuosag zuo leistenn und also in chrafft desselben angentz hinuffzekeren, die
verwaltung land und luth oúch gricht und recht uffzuorichten und nach
noturfft zuoversechen, damit des ends nüdt verschinne, deßglich inn iren beschwerden
geburliche milterung zethuond, mit bit und beger [Seite 6], diewyl
wir hinder zweyen orten durchzegand, das dann unser eidtgnoßen von
den zwey orten Lucern und Schwitz botten mit uns hinuffkeren und uns
sollichs helffen volzüchen, wo sy das thetten, wer uns anmuetig, wo nit, welten
wir beide ort Zürich und Glarus die biderben luth witer nit uffziechen,
sunders die sach an die hand nämmen. Diewyl dann bemelter beider orten
Lucern und Schwitz botten nit zuo kommen angezeigt, ouch damaln deßhalb
dhein recht nit fürgeschlagenn, sonders gesagt, sy mueßten sollichs woll
geschechen laßen, doch welten sy ir gerechtigkeit hiemyt nit von handen
geben, sonders dem verwendten abt brieff und sigel halten, so haben wir und
unsere lieben eidtgnoßen von Glarus inansechen der billigkeit, gestalt und
gelegenheit allerley hendlen und sachen uß vermög unsers zuosags und des

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landfridens und anderer begrundten, warhafften ursachen, unser treffenlich
botschafft under die gotzhuslüth mit angezeigtem befelch (wie sy das zuo
Baden eroffnet) abgefertigot.
Die "verantwortung" gibt nun anders als Zwingli eine Darstellung der
Verhandlungen und Vorgänge in Wil, erwähnt zuerst die Tagung der Orte
Zürich und Glarus mit den Gotteshausleuten am 10. Dezember 1529, welche
dann am 18. Dezember zu St. Gallen antworten sollten. Da einige Artikel
noch nicht genügend geklärt waren, seien weitere Besprechungen auf den
26. Dezember nach Wil anberaumt worden. Die Gesandten von Zürich und
Glarus seien inzwischen ins Rheintal geritten und hätten Fragen der dortigen
Gotteshausleute geordnet. Als sie nach Wil zurückgekommen, seien
auch die Gesandten von Luzern und Schwyz eingetroffen, hätten aber nicht
Herberge in der Pfalz genommen, wie es der Brauch war, sondern in einem
offenen Wirtshaus. Sie seien aber zu den Verhandlungen in der Pfalz
erschienen, wo sie zuerst von Hauptmann Frei empfangen worden seien,
der ihnen genügend Platz zur Verfügung zu stellen bereit gewesen wäre.
Dann rekapituliert die "verantwortung" die Verhandlungen am 27. Dezember
1529, die Zwingli nicht näher berührt hat. Die Zürcher und Glarner
hätten den Standpunkt vertreten, da der Abt mit göttlicher Schrift das
Recht seines Standes und seiner Herrschaft nicht habe erweisen können
und da Luzern und Schwyz sich nicht bereit erklärt, bei der Neuordnung
von Gericht und Recht, auch der Verwaltung der Gotteshausleute mitzuwirken,
seien sie genötigt gewesen, es ohne die beiden andern Schirmorte
zu tun. Luzern und Schwyz hätten erklärt, sie wollten dem Abt Brief und
Siegel halten. Zürich und Glarus hätten den beiden andern Orten die Verfassungsartikel
erläutert, die sie mit den Gotteshausleuten vereinbaren wollten:
(Seite 10 Mitte) "... und darbi ir lieb eidtgnoßen von Lucern und
Schwitz ir gerechtigkeit dheins wegs entsetzt noch ußgesetzt". Nun
erwarteten sie die Antwort der Gotteshausleute. Luzern und Schwyz verlangten
nun, bei den kommenden Verhandlungen mit den Gotteshausleuten
zugegen zu sein. Zürich und Glarus wollten aber weiter mit den Gotteshausleuten
in Gegenwart der beiden andern Orte nur verhandeln, wenn Luzern
und Schwyz den angeblichen Abt nicht mehr als Herrn anerkennen würden.
Das hätten die beiden katholischen Orte entschieden abgelehnt. Sie
hätten auch die Einladung der Glarner, mit ihnen zu essen, abgelehnt.
Seite 12 Mitte bis Seite 18 zweites Alinea folgt der Bericht über den
Aufruhr am 28. und 29. Dezember 1529, wörtlich gedruckt EA 4 1b, S. 524-526.
Dann folgt nochmals eine Zusammenfassung der zürcherischen Auffassung,
die sich eng an Zwinglis Gedanken anschließt:
[Seite 18, Zeile 10]: So nun der verwendt abt nit nach irem rechten und
altem bruch erwelt, deßglich vor der bestetigung des gotzhuß hab und gueter

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reúblich entfrembd und daran ein offen unwidersprechenlich spollium begangen,
und deßhalb nit allein nach gmeynem rechten, sonders nach bäpstlicher
ordnung (dere er sich beruembt) sin gerechtigkeit, ob er einiche alda
hette, verwurkt und verfallen und nüme nach recht derselben unnd uß
chrafft der schirmvogty des gotzhuß land und lüth zuostan und gefolgen solt
und möcht. Wir ouch nach vermög des nüw uffgericht und besigletenn landsfridens
by dem zuosag, so wir inen den gotzhußlüten habend gethan, bliben.
Zuodem wo die meß abgethan, die bilder und ander verwendt gotzdientst
unütz gemacht, da sellends abgethan bliben und niemer mer uffgericht werden.
Und aber der verwent abt sollichs on verwarter eeren wider alle bäpstliche
und gmeyne recht begegangen [!] und er nit allein sonders unser eidt-[Seite 19]
gnossen von Lucern und Schwitz nit gehaltenn etc., sonders
wider denselben sich zum offtern mal den verwenten abt by sinem stand
zuo schirmen zuogesagt und sich offenlich desselben merken laßen, deßglich
geredt, man werd inn nit uß der kutten bringen, so wellen inn die biderben
lüth uß den und andern ursachen, unnd och namlich als wol zuo vermuotten
diser schantliche handel und uffruor zuo Wyl vergangen durch sin anstiffung
geschechen und zuogetragen nit für ein herrenn haben noch erkenen, sonders
vermeynen, das er dardurch alle sine vermeinte ansprach und gerechtigkeit
verwurkt habe, und also sy ze beherschen oder zuo begwaltigen nit ingelaßen
werden. Wie könden dann wir, ob wir es schon gern thetten, sy wider das
heiter gotzwort, unser zuosagen und den landsfriden darzuo nöten, so doch
wir gründtlich bewüßt, so der vermeint abt wider ingesetzt werden, das wir
wider gottes wort thetten, davon giengen und nit unserm christenlichen
ambt und befelch gnuog, sonders heiter darwider handleten. Darumb wir zuo
gott, dem rechten und aller billigkeit hoffen und getruwen, unangesechen
des gfarlichen rechtbietens, sollichs alles glimpff, fuog, eer und recht zuo haben
vor allen liebhabern götlichs worts und mengklichs.
[Seite 20 leer.] L.v.M.