Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Ratschlag betreffend die Rechtssache der Herren von Laubenberg und von Sürgenstein

9. Juli 1530
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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[Seite 1] Trachtstuck in Loubenbergers und
Surgensteine [r]s sachen
Ursach des scharpfen schrybens.
Erstlich, das der abt den kouff ton nach synem abtretten, da
man wol weisst, das man von sölchen, die irer bsitzung entsetzt und

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wider ire schirmherren gehandlet, nützid dann mit fürwitz koufft.
Und so dises mit sölcher fürwitz eintweders beschehen oder aber angelegt,
sam es geschehen sye, nit mitt wyser, rechtmessiger, fridlicher
vortrachtung beschehen. Man sich ouch sölcher taten zuo gheinem
adel versehen sol. Ist das guoter meinung, warnens wys beschehen,
als ouch noch beschicht.
2. Das die losung by abt F. angesagt, und demnach durch üns in
hafft gelegt, enthebt die von Santgallen, das sy der schuld gheinen

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nachteil; dann ye ein yeder, der losung ordenlich ansagt und
die summ erlegt (als die von Santgallen geton, in ir statt erlegt;
dann sy die verrerhin nit schuldig, sind ouch umb wyter erlegen nit
angelangt), so dannethin häfft und verbott beschehend, der sol entricht
und schadlos gehalten werden.
3. Wirt in allen zinsköiffen versehen, das eintweders der künftig
zinser ersuocht, ob er sich dero begebe, oder, so das nit beschicht,
das dem zinsköiffer ein wär und entrichter, ob der zins gelougnet
oder hinderstellig wurde, geben werde. Desshalb Loubenberger und
Surgensteiner iren wären annemen, wo inen nach ires kouffs, so er
warhaft, innhalt nit beschicht, und demnach der wär unsere Eydgnossen
etc. von Santgallen heimsuochen. Das ist rechtmessig
gehandlet.
4. Das sölche verköiff von eim bsitzenden abt one der schirmmherren
erforschung, ir wol wüssend, nit beschehend [Seite 2],
gschwygen das ein unordenlich erwellter, conspirierter, obtrudierter
invasor, das ist: ymbrecher, der ouch entlouffen ist, von gheinem
frommen sol für einen ordenlichen verköiffer angenomen werden etc.

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5. Habind sy aber ye daran ghein benuegen, sygind ünser herren
in hoffnung, sy lassind die von Santgallen by irem rechtbott nach
lut der erbeinung belyben.
6. Vorus das man an der schrifft buochstaben bessrung und amm
dicht wol sehen mög, wohar die collusion reiche etc.; man kennt
cantzly wol.
7. Wo aber das alles nit helffen und uff sölch tratzlich, unrechtmessig
schryben tätlich wider rechtpott etwas gehandlet, wellind wir
mit gottes hilff die sach an sölche statt und weg schyben, das die
frommen von Santgallen, ob got wil, geruewigott.

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Aber ünser höchst begär wäre, das der handel früntlich und guetlich
bedacht, underlassen und nach friden gestellt wurde, damit wir nachpürlich
in disen schweren, türen jaren gegen einander gesinnet by
guoten ruowen blyben möchtindt. Rupfen und hadren macht nit haben.