Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Notizen aus dem Antrag der Synode betreffend den Pfarrer von Wetzikon

Zürich, 25. Oktober 1530
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.3 (Zürich: Theologischer Verlag, 1983) (Corpus Reformatorum 93.3)


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Aus dem Protokoll der Zürcher Synode
vom 25. und 26. Oktober 1530
Aus den protokollarischen Aufzeichnungen Heinrich Utingers, StAZ EII1,
abgeschnittenes Blatt, S. 11:
Acta synodi anno 1530 diebus Martis et Mercurij 25. et 26. octobris Tiguri
celebratę.
Verordneten vonn rät: die ersamen meister Hans Ochßner, Caspar
Nasall, Cuonrat Gul, Hans Hab.
M. Uorich Zwinglj, D. Engelhart, M. Leo, presbyteri eclesiarum Tigurinarum,
monasterij maioris, minoris et S. Petri.

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H. Utinger scribens.
[StAZ EII1, S.21] 1530 Martis 25. octobris. 1. fit exhortatio ad fratres,
2. legitur mandatum, 3. leguntur absentes, 4. defertur juramentum iis,
qui prius non juraverunt.
Es folgen Aufzeichnungen über verschiedene Pfarrer und Gemeinden, dann
die Zensuren; S.24 unten:
Her Niclaus Steyner von Wetzikon, abgestellt, begert durch einen
brief wider in die gmeind kan. Er ist jetz in einer rechtfertigung mit dem
von Buoch.
Man laßt inn jetz stan bis uff den nechsten sinodum. Er mag in mittler

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zit rechtfertigen und sich erredten. Wenn er sich gereiniget, daran ünser
herren ein bnuegen hand, so gschech aber, was guot sye.
Daruf sind imm die artikel vorgelesen. Wenn er deren gereinget würt, so
sicht mans wol.
Er wil allweg reden und entschuldigen, das leider wenig verfat. In
exeundo murret und schallt er etc.
Sin supplication und brief, artikel und antwurten sind zemen gbunden
und in des sinodi buoch geleit.
Die Supplikation Nicolaus Steyners, kürzere Fassung, StAZ E II 1, S.25,
nicht von Steiners eigener Hand, geben wir im Regest und in einigen Stellen
wörtlich. Nach der Anrede beginnt sie:
Üch ist woll ze wyssen, wie dann ich von üch in nechstem gehalthnem
synodo miner pfründt undt ampts durch gewalt, der üch one zwyffel von
gott unndt einer Christenlicher oberckeyt geben, beroüpt bin, ja nach klag
ettlicher von Wätzickon, miner underthanen, die sollich klag gefuert unndt
inen vorbehalten, wie üch nach wol, guoter hoffnung, ingedenck ist, sollichs
nitt zebezugen. Wie dem allen, so bin ich doch der, so sin sundt beckenndt,
die straff, wie schwer doch die ist, in sunder aynem, der eins solcher alters,
der sine tag verschlyssen hatt in dem priesterlichen ampt tryßig undt zwey
jar, willig angenommen...
er habe aber das Evangelium gehört und sei durch die Ermahnungen seiner
Amtsbrüder zur Erkenntnis seiner Sünden und zur Reue gelangt. Die Strafe zu
tragen, werde ihm aber je länger desto schwerer, <<dz ich ein so schwer alter uff
mir, wib unndt kindt und zytlicher narung mangel han...>> Deshalb bitte er
um Verzeihung: <<Ich beger nitt silber, gold oder pfruond, allein dz ir die
straff in dem milterend, mir min ampt und gab erloubind, namlich das
heylig euangelium zeverkunden in miner gnedigen lieben herren landtschafft;
dann so es mir da verbotten, ist es mir nienen erloubt, ...>>

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Diese Supplikation wie auch die zweite, ausführlichere Fassung von dritter
Hand (StAZ E II 1, S.27-30), ist undatiert.
In dieser zweiten Fassung macht Steiner geltend, daß er die Pfründe, von der
er <<in vergangnem jar leyder geschupfft>> worden sei, <<wider gulten>> habe
<<mit zweyen pfruenden unnd erkoufft als ein libding.>>
Dann beklagt er sich, weil er von seinem Amt suspendiert worden sei, das er
mit viel Mühe und Verwendung seines väterlichen Erbes erarbeitet habe,
<<... unnd han in dem bapsthuom syben und zwentzig jar erlich gedienet unnd
im euangelio sechs jar mit aller trüw>>; er habe standhaft die göttliche Wahrheit
gelehrt. So bitte er um Wiedereinstellung ins Amt.
Ferner bitte er um Zeugeneinvernahme betreffend die üble Nachrede gegen ihn
in Buch, auch um Auszahlungen des Lehenherrns gemäß dem obrigkeitlichen
Mandat. Schließlich bitte er um Verzeihung und um ein schriftliches Urteil,
worin festgehalten werde, <<wie denn mir die declaration gegeben ist von denen
verordneten frommen und gelertten doctor Heinrich Engelhart, meister
Laurentz Koller von Egg, her Hanß Brennwald von Hinwil, her Hans
Meyer von Wetzikon, juncker Hanß Edlibach, meister Peter Meyer,

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Caspar Nasall, juncker Jacob sälig Wirtz, Hanns Jäckly vogt von Gruenigen,
damit ich ettwas gloubhafftigs thar ze thuon habe, so ich darumb erfordert
wurde.>>
In dem Entwurf und der Reinschrift des Synodalprotokolls von Heinrich
Utinger, E II 1, S.41 und S.5 steht nahezu gleichlautend (hier nach S.5):
<<Von her Niclaus Steiners wegen ist abermals gehandlet. Er hat ein supplication
in gschrifft ingleit, darinn er begert, widerumb zuogelassen werden,
das gotswort in ünser herren gebiet zuo verkunden. Und nach ratsfragung
und betrachtung siner taten und wesens ward erkennt, das imm diß nachgeschriben
artikel söltind vorgelesen werden also lutend:
E II 1, S.5f, folgt im Text Utingers der den Notizen Zwinglis entsprechende
Wortlaut, den wir hier folgen lassen:
[Notizen aus der Synode
betreffend den Pfarrer von Wetzikon]
Her Niclausen Steiners halb habend unser herren sampt dem
gantzen synodo her Niclausen hendel verstanden, das er nach dem

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synodo, darinn er abgesetzt, sich gegen dem pfarrer von Buochs, gegen
M. Sebastian und her Hansen Meyer sydhar mit zuoreden und
schmachbriefen so übel anzeigt.
Es habend sich ouch gar ungeschickt sachen uff inn erfunden mit
eym kasten, den er entfrömdet und wider hatt muoßen geben, darumb
man einen urteilbrief under Hans Cuonrad von Rümmlang, usgangen
im 26. iar, findt.

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Er hatt, als er ze Wetziken abzogen, her Cuonraden Schreyvogel,
do ze Ilnow, ietz ze Wil im Turgöw predicanten, ze
koiffen geben, darinn er darnach wollen für fedren funden.

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Der undervogt ze Buochs schilt inn öffentlich einen dieb und redt, man
sölle es uff inn hin uff inn reden; und sye denocht das nit das gröste etc.
Er ist ouch wider alle zucht und billicheyt so hädrig und zänggisch
gegen allen bruedren, das der gantz synodus unser herren ernstlich
und demuetiklich pitt, inen den abzenemen.
Und daruf ist imm gseit, wenn er sich diser artiklen entschlahe und
gnuogsam purgiere, so mög er uff den nechsten synodum wider kommen,
und nach dem sin purgatz entschlahen, und wäsen erfunden, also söll imm
denn antwurt werden.