Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Konzept der Instruktion für die Sendung Meister Jäcklins nach Walenstadt

Zürich, 4. oder 11. November 1530
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.3 (Zürich: Theologischer Verlag, 1983) (Corpus Reformatorum 93.3)


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[Konzept der Instruktion für die Sendung Meister Jäcklins
nach Walenstadt.]
[Seite 1] Den meister Jäcklin heißen uff morn sampstag znacht
ze Wesen und morndes fruo über see gen Walenstatt, das er da

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by der kilchengemeind sye. Es wirt ouch ein bott von Glaris zuo
imm komen etc.
Der gmeind anzeigen, wie iro vom keiser gsagt, das er die meß erhalten,
das ist nit war, wirt ouch nimmerme erhalten mögen werden
mit gottes wort.
Das ouch anzeigt, was etlich brief über Ryn har vermögindt, wie
die sechs stett in kurtzer zyt gezwungen werdind, die meß widrumb

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ufzerichten, muoß man zuo gott hinsetzen; aber des keisers sachen
stond einen andren weg; dann der Türgg in Sibenbürg ob
fiertzig tusend menschen hingefuort oder erschlagen, rüst sich uff
Sicilien und Tütschland mit großem züg. Darzuo werdend noch

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me lüt darzuo reden, ee und man die sechs stett also lasse von gottes
wort tringen.
Zuo dem sind der weltlichen fürsten me, die bym euangelio stond,
weder die darwider. Und stond die euangelischen fürsten und stett

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vest. Es ist ouch Ougsburg, das vor allweg uff der bäpstler syten gestanden,
zumm euangeli gfallen.
Es söllind sich ouch selbs bedencken, die us briefen ennet Ryns har
redendt, in eim halben jar werde man die meß widrumb in die kilchen
tuon, wie sy ir er und eyd haltind. Dann wüssend sy sölche gfar,
warumb zeigend sy ünseren herren das nit an, so sy iren schaden ze
wenden schuldig? etc.
Und demnach götlich und christenlich vermanen, das sy die warheyt
gottes worts annemen wellind etc.
Und das mer lassen gon nach vermög des landtfridens, der gibt
zuo, das die gantz kilchhöri meren sol. Ist ouch in aller Eydgnoschaft

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ewiklich har brüchig, das in der kilchen sachen die gantz
kilchöre mit einan-[Seite 2]dren meret. Das wellind ünser herren

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ouch ghebt haben und gheins für ein mer bly ben lassen, das nit ordenlich,
wie der lantfriden vermag, gemacht wirt.
Und so der schuldheys Büntzly ein fart das mer gemachet
mit dem vorteyl, welcher das gotzwort und die meß miteinander
welle haben, der sölle zuo imm ston, ist sich wol ze versehen, das
meng biderb man gemeint, es werde zuo guotem dienen, so man die
meß villicht ein zytlang dulde, doch daby gottes wort ouch fuere, und

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steckt aber das gifft darinn. Dann so die meß ouch gemeret wurd, so
wöltind denn die xellen die meß haben, und demnach wurd volgen,
das das euangelium nit gepredget; dann die pfaffen, so meß haltend,
werdends nit predgen, und die das euangeli predgend, werdend nit
meß halten.
Deßhalb die sach wol ze erlütren, das der gemein man by gottes
wort fürnemlich blyb, und was das nit erlyden mög, das es dennen
geton werd.
Und sust den schuldheyßen (der über die maaß unruewig ist) und
die gantzen gmeind zuo frid und suon und einmuetigheyt vermanen,
angesehen die ruoten gottes, der üns mit tod und hunger heimsuocht,
allein das man synem heligen wort nit nachlebt; wo man aber das
selbig nit hören wil oder nun mit vermengen der bäptischen irrung
hören, da kan man ye nit nach dem einvaltigen sinn alle sachen verston.
Und in summa dem schultheyßen den beltz wol erstouben, doch
unvergrifflich, und alles das handlen, das zuo ufnung gottes er und
sines worts dienet.
Der schuldtheys ist, der sölch reden und brief ennet Ryns har hatt.
Und hatt die brief vor den räten gelesen, aber nit vor der gemeind,

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aber die reden vor der gemeind ton, wie doben anfencklich stat,
deß halb vogt Jäcklin deß gwarsamlicher sich weißt ze halten.
Ut semper autographum mihi restituatur.