Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

17 III

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Aktenstücke zur ersten Zürcher Disputation: III. Der Abschied der Disputation

Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 1 (Berlin: Schwetschke, 1905) (Corpus Reformatorum 88)


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17. III.
[Der Abschied der Disputation.]
[Titel 17 III 2:] Abscheyd unnd beschlusß
obgemelter artickel und disputation, von eim ersamen rath
zuo Zürich jüngst ußgangen.
Als dann ietz verschinen jars unnd bißhar vil tzwittracht unnd
tzweyung sich erhept tzwüschen denen, so an der kantzel das gotzwortt
dem gmeinen menschen verkündt, ettlich vermeint das euangelium
trüwlich gepredigett haben, andre habents geschulten, als ob sy nit
geschickt oder formlich gehandlott unnd dargegen ouch die andern
wydrumb die als ferfuerer unnd ettwann ketzer genempt, die aber allweg
mit göttlicher geschrifft einem ieden des begerenden bescheid ze
geben sich erbotten etc., so nun gar nach ein jar vergangen unsers
gnädigen herren von Costantz erwirdig pottschafft söllicher sachen
halb in der statt Zürich vor einem burgermeister, clein unnd großem
radt gewesen unnd hiervon allerley geredt worden ist, dann ze mal
verabscheidett, das unser gnädiger herr von Costentz darann sin
wölte, in sim bisthuomb die gelerten - darzuo ann den andern anstossenden
bisthuomen - unnd prelaten, predicanten zuo berueffen,
radten, helffen unnd mit denselben handlen, darmit einhelliger beschluß

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beschehe unnd menglich sich wüßte ze halten; so aber hißhar von
unserm gnedigen herren von Costantz, villicht uß merglichen ursachen,
nützytt deßhalb besunders vollendett ist unnd die widerwertigkeitt
sich für unnd für unnder geistlichen unnd weltlichen erhept,
daruff habent ein burgermeister, radt und der groß radt, so man
nempt die tzweyhundertt der statt Zürich, in dem namen gottes umb
fryden unnd cristenlicher einhelligkeitt willen disen tag angesetzt
unnd zuo dem unsers gnädigen herren von Costantz lobwirdig pottschafft
vermögen, des sy iren gnaden hochen unnd flissigen danck
sagend, hierzuo alle lütpriester, predicanten, seelsorger gmeinlich unnd
ieden insonders durch ir offen brieffe uß aller iro lantschafft in ir
statt für sy beschickt, beschriben unnd beruefft und die, so einandern
schuldigen unnd ketzer scheltend, gegen einandern zuo verhören,
welliche als die gehorsamen erschinen. Dwyl aber meister Ulrich
Zwingly, zuo dem großen münster chorher und predicant, vorhar
vil hinderredt unnd geschuldigett worden, so hat sich uff sin erbietten
unnd offnen siner fürgehaltnen articklen niemans wider in erhept oder
mit der gerechten göttlichen geschrifft in unnderstanden zuo überwinden,
unnd als er die, so in ein ketzer geschuldigett, zuo merem mal herfür
ze gan erfordertt, unnd in niemant einicherley ketzery bewyßt etc.,
habent sich daruff die obgenanten burgermeister, radt unnd der groß
radt der statt Zürich groß unruow unnd tzwitracht abzestellen nach
gehaptem radt erkent, entschlossen unnd ist ir ernstlich meinung, das

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meister Ulrich Tzwinly fürfaren unnd hinfür wie bißhar das heilig
euangelion unnd die recht göttlich gschrifft verkünde so lang unnd
vil, biß er eins besseren bericht werde. Es sollent ouch all andere
ire lütpriester, seelsorger unnd predicanten in iro statt, lantschafften
unnd herschafften anders nüt fürnemmen noch predigen, dann was sy
mit dem heiligen euangelion unnd sust rechter göttlicher geschrifft
beweren mögen. Deßglichen einanderen hinfür dheins wegs schmützen,
ketzeren, noch andere schmachwortt zuoreden. Dann welliche hierin
ungehorsam erschinent unnd dem nit gnuog thetten, dieselben würd
man der massen halten, das sy sechen unnd befinden mueßten unrecht
gethan haben.
Actum in der statt Zurich uff den 29 januarii, was der donstag
nach keyser Karlus tag anno 1523.