Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Das Pestlied

Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.5 (Zürich: Theologischer Verlag, 1991) (Corpus Reformatorum 93.5)


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Das Pestlied
Ein christenlich gsang gestelt
durch H.Z. als er mit pestilenz
angriffen ward.
Im anfang der kranckheit.
Hilff, Herr Gott, hilff
Zuo dir ich gilff.

--380--

in diser not!
Ist es din will,
Ich mein, der tod
züch uß den pfyl,
sig an der thür;
der mich verwundt,
stand, Christe, für,
nit laßt ein stund
dann du jn überwunden hast!
mich haben weder ruow noch rast!

--381--

Wilt du dann glych
tod haben mich
in mitz der tagen min,
so soll es willig sin.
Thuon, wie du wilt;
mich nüt befilt.

--382--

Din haf bin ich;
mach gantz ald brich!
Dann, nimmst du hin
den geiste min
von dieser erd,
thuost du's, das er nit böser werd

--383--

ald andren nit
befleck jr Läben fromm und sit.
In mitten der kranckheit.
Tröst, Herr Gott, tröst!
Die kranckheit wachßt;
Wee und angst faßt
min seel und lyb.
Darumb dich schyb
gen mir, einiger trost, mit gnad,

--384--

die gwüß erlößt
ein yeden, der
sin hertzlich bgär
und hoffnung setzt
in dich, verschetzt
darzuo diß zyts all nutz unnd schad.
Nun ist es umb;
min zung ist stumm,
mag sprechen nit ein wort;
min sinn sind all verdort.
Darumb ist zyt,
das du min stryt
fuerist fürhin,
so ich nit bin
so starck, das ich
mög dapfferlich
thuon widerstand
des Tüffels facht und fräffner hand.
Doch wirt min gmuet
stät blyben dir, wie er joch wuet.

--385--

In der Besserung.
Gsund, Herr Gott, gsund!
Ich mein, ich ker
schon widrumb här.
Ja, wenn dich dunck,
der sünden funck
werd nit mer bherrschen mich uff erd,
so muoß min mund
din lob und leer
ußsprechen mer,
dann vormals ye,
wie es joch gee,
einfaltigklich on alle gferd.
Wiewol ich muoß
des todes buoß
erlyden zwar ein mal,
vilicht mit grösserm qual,

--386--

dann yetzund wer
geschähen, her,
so ich sust bin
nach gfaren hin,
so wil ich doch
den trutz und boch
in diser wält
tragen frölich umb widergelt
mit hilffe din,
on den nüt mag volkommen sin.