Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Die Bereimung des 69. Psalms

Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.5 (Zürich: Theologischer Verlag, 1991) (Corpus Reformatorum 93.5)


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Die Bereimung des 69. Psalms
Der LXIX.Psalm. Hebr.
H.Z.
Hilff, Gott, das wasser gadt
Ich bin im tiefen meer,
mir biß an dseel. Im kat
das gwill zerschlecht mich seer,
steck ich und find keins bodens grund.
vom gschrey ist worden mued min mund.

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Ich heisren vast,
der ougen glast
nimpt ab, so ich
stätz uf dich sich
und hoff, min Gott;
der hassren rott,
die mich on ursach vöcht,
wol übertreffen möcht

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die har mins kopffs; die falschen fynd
mir vil zestarck worden sind;
das ich nit genommen hab,
muoß ich alles tragen ab.
Min thorheit ist, o Gott,
dir bkannt und missethat.
Nit laß zuo schwachheit kommen, die
in dich vertruwend, Herr
noch den gschendt werden/ der
dich suocht, drumb das ich gsündt hab hie.
Dann ich trag noch
nitt kleine schmoch
umbd dich, o Gott
bin gantz schamrot.
Min brueder sind,
sam sy nit kind

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sigend der muoter min,
frömmd worden mir. Der grin
und yfer dines huß mich fraß;
drumb din schmäher uff mich saß.
Was min seel weint/ fastet/ btracht,
ward mir als zuo gspöt gemacht.
So bald ich härin gwand
anlegt, ein sprüchwort fand
min widerpart/ sy redtend fry
bin porten wider mich;
und wo sy samlend sich
bym wyn und praß, da singend sy
ein lied von mir.
Ach Herr, zuo dir
ich ernstlich bitt -
abschlach mirs nit -:
durch all din guet
mir hilff und bhuet.
Erloeß mich uß dem lätt,
das mich schier versenckt hett;
das ich von minem fynd unnd waag
sdieffen wassers mich entsag,

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dem gwill und gruob so entflüch;
das nit ob mir zämmenzüch.
Herr, der barmhertzig bist
und guetig zaller frist,
wend dich gen mir durch all din gnad.
Verbirg din angsicht nit
vor dim knecht, den angst schütt.
Yl, das du mich verhörist grad.
Näch miner seel,
o Gott, du wellist
lösen sy,
das nit die kry
mins fygends bstand.
Du weist, was schand
und schmaach ich lyd; vor dir
sind bkannt, die leids thuond mir.
Jr unbill schwecht und bricht min hertz
niemand btrachtet minen schmertz.
Ich umbsach, ob neißwar mitlidt,
fand einen tröster nit.

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Sy hond mit gallen mich
gspyßt und trenckt mit essich.
Den tisch, o Herr, jn widergilt
mit schwärem fall und strick.
Blend sy, das sy kein stick
sähend, zerknütsch on alle milt
jr starck ruckbein.
Bgüß sy all gmein
mit dinr ungnad;
dins zornes schad
streng uff sy schlach.
Jr wonung mach
einöd/ jr hüser lär.
Dann den du gschlagen schwär,
zerschlahends gar; wo du mich ee
gwundt hast, da verwundends mee.
Spars jn alles zämen, heer,
und begnad sy nimmermehr.
Vertilck sy uß dem buoch
der läbenden; nit suoch
sy zuo den frommen zschryben, heer!

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Mich armen aber, Gott,
und krancken artzen sott,
din hilff mir nimmer machen veer.
Wil ich mit gsangk
und grossem danck
din lob und eer
stätz prysen mer,
welchs dir vil bas
gefelt, dann das
man dir die ochsen schlach
und stier, die alls gemach
mit horn und klawen habend schon,
ufgricht sind und wolgethon.
Das gfalt dir für alle vych,
wenn der mensch ufopffert sich.
Das sähend an, jr, die
verkümmert werdend hie;
erfröuwend üch unnd suochend Gott!
Der wirdt eüch eüwer hertz
erquicken, wenden schmertz.
Er merckt uff aller menschen not,
die kummer trengt
ald gfängknuß ängt,

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er schupfft sy nit.
Das lobind hütt
jn, himmel/ erd
unnd alles werd,
das sich im Meer bewegt.
Gott ist, der Zion tregt
unnd Juda stett erbuwt unnd halt,
das da wonind jung und alt
und sy bsitzind ewigklich.
Das ist sheilig himmelrych.