Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

191 II

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Das Sterbelied

Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.5 (Zürich: Theologischer Verlag, 1991) (Corpus Reformatorum 93.5)


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--412--

Das Sterbelied
Ein ander Lied vnd Ernstlichs
bittenn v%-m ein guotte
stund des tods. Jm
thon/ Maria zart.
O Herr got hilff,
zuo dir ich gilff,
von mir soltu nit wichen
am letsten end,
so sich behend
der tod zuo mir wirt schlichen,
zuo brieffen mich,
daß ich müg dich
zerkennenn minen Herrenn;
krangkheit soell mit nit weren
zuor selben zyt.

--413--

Herr mit mir stryt,
so dann der todt
in aller not
mit mir thuot grülich ringen;
das crütz ist schwer,
truckt mich so seer.
Laß mir nit misselingen.
O Jesu Christ,
syd du nun bist
der weg, dwarheyt, das leben,
hilff mir, daß ich
müg sicherlich
dir gantz und gar ergeben
uff disem weg,
nit sy so traeg,
nach dinem willen zwandlen
und al weg guotz zehandlen.
Thuo wie ich well,
fleysch ist min gsel
und wil nit dran,
wie ich dan man,
mit tragkeyt überladen;
es ist ze grob
zuo dinem lob.
Ach Herr, wendt du den schaden.
O heylger geyst,
kum aller meyst,
so seel unnd lib muoß scheyden
uß diser zyt;
dann byß nit wyt,
mit gnad das hertz thuo weyden;

--414--

so wird ich gsund
zuor selben stund,
in warem glauben zfaren
zuo diner englen scharen.
Des ich beger,
darumm mich gwer
und stand mir by,
das ich müg fry
von dir empfangen werden.
Ach vatter min,
din kind ich binn;
nim mich vonn diser erdenn.