Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Eine kurze gemeine Form, Kinder zu taufen ...

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Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.5 (Zürich: Theologischer Verlag, 1991) (Corpus Reformatorum 93.5)


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Ein kurtze gmeine form, kinder ze touffenn, die ee ze bestäten, die
predig anzefahen und zuo enden, wie es zuo Zürich gebrucht wirdt
[1. Ein kurtze gmeine form, kinder ze touffen.]
[S. 2] Erstlich schrybt der diener den namen des kinds, so zum
touff bracht wirt, an, ouch die namen vatter und muoter, des göttys
und der gotten.
Denn spricht der diener:
In gottes nammen, amen. Unser hilff stadt in dem herren, der himmel
und erden geschaffen hat [Ps 124, 8].
Der diener fragt:
Wellend ir, daß das kind getaufft werde in den touff unsers herren
Jesu Christi?
Antwurt des göttys und der gotten:
Ja.
So spricht der diener:
Nemmend das kind.
Und so sy es genennend, spricht der diener:
So wellend wir alle miteinander gott also bitten:
O allmechtiger ewiger gott, der du hast durch die sündfluot nach dinem
strengen urteyl die unglöubige welt verdampt und den glöubigen
Noe selb acht uß diner grossenn er-[S. 3] bärmbd erhaltenn, der du
den verstockten pharao mit allen den synen im Roten Meer ertrenckt
unnd din volck Israel trockens fuoß hindurch gefuert hast, in
welichem dises bad des touffs bezeychnet ist gsin, wir bittend dich
durch din grundlose barmhertzikeit, du wellest gnädigklich ansehen
disen dinen diener N. und im das liecht des gloubens in sin hertz geben,
damit er dinem sun yngelybt und mit im in den tod vergraben
werde, ouch in im ufferstond zuo einem nüwen läben, in dem er sin

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crütz, im täglich nachfolgende, frölich trage, im anhange mit warem
glouben, styffer hoffnung und ynbrünstiger liebe, das er dises läben,
das nüt anders ist dann der tod, umb dinentwillen mannlich verlassen
möge und am jüngsten tag am gemeinen gericht dines suns unerschrockenlich
erschynen, durch denselben unseren herren Jesum
Christum, dinen sun, der mit dir läbt und rychßnet in eynigkeyt
des heyligen geysts, ein gott, in ewigkeit. Amen.
[S. 4] Jetz spricht der diener:
Der herr sye mit üch.
Antwurt:
Und mit dinem geyst.
Der diener:
Das nachvolgend evangelium ist beschriben durch Marcum am
10. capitel [v. 13-16].
Antwurt:
Eer sye dem herren.
[Der diener:]
Es begab sich uff ein zyt, das sy die kindly zuo dem herren Jesu
brachtend, das er sine hend uff sy legte. Aber die junger beschalcktend
die, die sy zuohin brachtend. Do das Jesus sach, ward er erzürnet
und sprach zuo inen: Lassend die kindlin zuo mir kummen unnd
weerend inen nit, dann iren ist dz rych gottes. Warlich sag ich üch,
welcher das rych gottes nitt nimpt wie ein kind, der wirt nit daryn
kommen. Unnd als er sy in sine arm empfangen und die hend uff sy
geleyt, hatt er guots über sy gesprochen und sy lassen gaan.
[S. 5] Gott sye lob, der welle uns durch sinen sun alle sünd verzyhen.
Amen.
Hie ermant der diener die, so das kind zum touff hebend, das
sy dz kind, so es zuo verstand kumme und erwachß, in einem christenlichen
läben berichtenn wellind, wo es die not oder das kind
erforderen wurde. Ouch heyßt er yedermann niderknüwen unnd
ein yetlichs ein Pater noster unnd Ave Maria bätten.
Demnach nimpt der diener das kind in sin hand und spricht:
Wellend ir, daß das kind getoufft werde?

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Sy sprechend:
Ja.
[Der Diener:]
So nennend es.
[Die Taufzeugen:]
N.
Alsdann spricht der diener:
Ich touffen dich in den nammen des vatters, des suns und des heyligen
geysts.
Zuo dem hembdly spricht er:
Gott verlich dir, dz du, wie du yetz mit dem wyssen kleyd lyplich
angezogen wirst, das du also am jüngsten tag mit reiner unvermaßgeter
conscientz vor im erschynest. Amen.
[S. 6] [2.] Wie man die bezogne ee offenlich
vor der kilchen bestätet.
Der diener keert sich gegen dem volck und redt also:
Lieben brueder und schwöstern, üch sye ze wüssen, dz dise zwo personen,
N. unnd N., sich eelichen miteinander verpflichten und die
bzogne ee vor üch als christenlichen zügen bestätenn wellend.
Darumb sind alle ermant umb bruederlicher trüw willen, gott den herren
ze bitten umb einen guoten christenlichen anfang, das sy miteinander
nach dem willen gottes in rechtgeschaffner liebe läbind und
nit alleyn kinder des fleyschs, sunder des geists, zügind, das sy nach
disem ellenden läben das ewig bsitzen mögind. Ob ouch yeman under
üch wäre, der hindernuß oder irrung inn sölicher ee wüßte, der welle
das offenbaren.
So nun der diener sy bede gefraget hatt, ob sy einander zuo der
ee be-[S. 7] gärind unnd sy: Ja sprechend, sol er sy mit den henden
zesamen geben mit nachvolgenden worten:
Darumb solt du, mann, din mitgsellin schützenn, schirmen unnd
lieben glychermaß wie Christus sin kilchen [vgl. Eph 5, 25], der sich
für sy in alle not, ouch des todts ggeben hat; du, wyb, aber solt dinen
mann, din houpt und meyster, lieben, im gehorsam sin und in als din
schützer und schirmer erkennen. Und ir bede söllend söliche trüw

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und liebe aneinander halten, als Christus gegen siner kilchen unnd
die kilch zuo Christo hat. Unnd wie ein unzertrennte liebe ist zwüschend
Christo und siner gspons, der christenen kilchen, also sye
es ouch zwüschen üch, im nammen des vatters, des suns und des heyligen
geysts [vgl. Eph 5, 22-25].
Nach dem bätte der diener diß gebätt über sy:
O allmechtiger gott, der du in anfang diner wer-[S. 8]cken einen
mann von erden geschaffen [vgl. Gen 2, 7] und uß dem ripp siner syten
ein wyb gestaltet, die du im zuo hilff zuoggeben hast, dz sy zwey, ein
fleysch [vgl. Gen 2, 22f], unzertrenlich einander lieben unnd anhangen
soltend, in welichem du ungezwyflet zuo verstan hast wellen geben,
das der mann nitt alleyn, sunder by dem wyb als by einem behilff und
trost wonen sol [vgl. Gen 2, 18], uff das er alle bschwärde unnd arbeyt
dises zyts dester bas unnd ringer tragen, ouch mittel und artzny der
blödigkeit und unruow sines fleyschs finden möge. O herr, der du
durch din ewig wort zuo inen gesprochen hast: Wachsend und fruchtbarend
üch und füllend das erdtrich [Gen 1, 28], in welichem du dem
menschlichen geschlächt eyn form und ußgetruckt bild des eelichen
läbens yngewurtzlet hast, deß sich von anfang Adam, Abraham,
Isaac unnd Jacob, alle heiligen vätter, dine geliebten fründ gehalten
in dem unuflößlichen band der eelichen pflicht geläbt hannd. O
herr, der du durch dinen geyst in [S. 9] beden testamenten die heylige
unnd unbefleckte ee so hoch prysest, dargegen die unreyne unküschheyt
so ernstlich verwirffst und straffst [vgl. Hebr 13, 4], das wir nit
zwyflen mögend, die ordnung und satzung dines worts gefalle dir
wol. O herr, der du durch sölich band der ee uns ein überträfflich
unnd fast heymlich band diner unußsprächlichen und vätterlichen
liebe hast wellen anzeygen und zuo verstan geben, so du in eelicher
pflicht, warer trüw unnd glouben unsere seelen dir als einem waaren
gsponß unnd gmahel hast wellen vermählen. Wir bittend dich von
hertzenn, das du dise zwey menschen, die sich in diner forcht und
glouben dines ewigen worts eelichen verknüpfft unnd verbunden
hand, gnädigklich ansehen wöllest, dann du in allen dingen der anfang,

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das mittel und end sin solt. Verlych inen din gnad, das uß sölichem
saamen, den du in ire hertzen gepflantzet hast, ein heylige unnd
dir wolgefellige frucht erwachse. Verbind sy in einträchtig-[S. 10]keit
unnd unzertrenter liebe, damit din band, das du zesamenn gehefftet
hast, niemants uflöse noch zerstöre. Gib dinen sägen, den du dinen
geliebten fründen Abraham, Isaac und Jacob geben hast. Verkeer
inen das ungeschmack wasser aller truebsalen in den suessen wyn dines
gnadrychen trosts das sy in warem glouben und unuflößlicher
liebe allen kumber und eeliche bschwärd gedultigklich tragen und dir
also fürhin säligklich läben mögind, biß an den tag, so du sy, warer
unnd ewiger brütgam, in din schlaafkamer unnd heymligkeit
ynfuerest. Amen.
[3.] Ein form des bittens nach der leer Pauli, 1. Timoth. 2
[v. 1-7], die man yetz Zürich brucht im anfang der predigen.
Lassend unns gott ernstlich bittenn, das er sin heylig ewig wort uns
armen [S. 11] menschen gnädigklich offnen welle und in erkantnuß sines
willens ynfueren, ouch alle, so an sinem wort yrrend, wider an den
rechten wäg wyse, damit wir nach sinem göttlichen willen läbind.
Demnach lassend unns gott bitten für alle christenliche regenten,
für ein ersame oberkeyt gemeyner Eydgnoschafft, insunders für
die frommen burgermeister, rädt und gantze gemeynd diser statt und
lands Zürich, das sy gott alle nach sinem willen wysen unnd leyten
welle, das wir miteinander ein gottsförchtig, fridsam und christenlich
läben fueren mögind und nach disem ellenden läben ewige ruow
bsitzen.
Das er ouch allen denen, so umb sines worts willen geengstiget
unnd genötiget werdend, gnad und bstand verlychen welle, das sy
vest und styff in sinem verjähen blybind, und uns uß siner barmhertzigkeit
gnädiklich zuodienen welle alle notturfft zuo lyb und seel.

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Sprechend:
Vatter unser.
[S. 12] Nach der predig, ist yemand die wuchen verscheyden, verkündet
man in uff den sontag uff söliche form:
Sidmal den menschen nüt mer sin selbs ermanet dann der tod, so
ist guot, das man die vor uns offne, die uß unser gemeynd in warem
christenem glouben verscheyden sind, damit wir uns allweg rüstind
unnd nach der warnung des herren zuo aller zyt wachind. Und sind
diß die brueder unnd schwösteren, die in diser wuchen von gott uß disem
zyt beruefft sind, namlich: N.
Hie lassend uns gott loben und dancken, das er dise unsere
mitbrueder und schwestern in warem glouben unnd hoffnung uß disem
ellend genommen, alles jamers und arbeyt entladen unnd in
ewige fröud gesetzt hat. Damit bittend ouch gott, das er unns verlihe,
unser läben also ze fueren, das ouch wir in warem glou-[S. 13]ben und
siner gnad uß disem jamertal in die ewigen geselschafft siner ußerwelten
gefuert werdind. Amen.
Am end der predig, nach der offnen schuld, spricht der predicant:
Almechtiger ewiger gott, verzych uns unser sünd und für uns zum
ewigen läben durch Jesum Christum, unseren herren. Amen.
[4. Führen von Tauf - und Ehebüchern.]
Der getoufften kinden namen verzeychnet man in eyn buoch, das
man allweg bey der kilchen behalt, damit man wüsse, wär getoufft sye

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oder nit, dem yrsal der toufflöugneren und widertöuffern zuo fürkummen.
Ouch findt man das alter der kinden allweg in disem buoch,
das inn der eebeziehung gar nützlich ist: Man findt ouch allweg hie,
wär eelich oder uneelich geboren ist, ouch verzeych-[S. 14]net man in
das selb buoch deren namen, die die ee beziehend, das man wüsse, wär
eelich oder uneelich byeinander sitze, unnd das man inen, so sy anderstwo
kundschafft notturfft sind, zügnuß ires eelichen stands gebenn
möge.
Anno M.D.XXVIII.