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Gutachten zur Reformation des Stifts
(September) 1523
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 2 (Leipzig: Heinsius, 1908) (Corpus Reformatorum 89)
In der obgemelten zit, vor und nach,
wottend ettlich das euangelium und christenliche
fryheit daruf ziehen, das sy nit me den zehenden und
anders gen söltind, besunder die von Witikon; von
derselben wegen herr probst und capitel vor rat
erschinen und sich weren muoßtend. Und was diß
meister Uolrich Zwinglis seligen underrichtung:
[1.]
Ob man die zehenden uß götlichem recht schuldig sye?
Antwurt:
Wir redend von anderen zehenden nüdt; aber unsere zehenden
ist man uns von göttlichem rechten schuldig; dann got heißt eim ieden
geben, das man im recht und redlich schuldig ist Ro. 13. [Röm. 13. 7].
[2.]
Ietz muoß bewert werden, das man uns den ufrecht und redlich
schuldig sye.
Darumb hatt man brief und sigel.
Hie ist ze bedenken, und ob es not tät ze melden, das die
zehenden dem stifft nit vom Karolo ggeben sind, sunder die, so
vormalen ggeben sind, hat Karolus bestät.
Uff sölichs fragend wir imm nit nach, mitt was recht die den
zehenden gehept, die inn uns eitweders geschenkt oder ze kouffen
ggeben; dann sich zuo versehen ist, das sy die zehenden nit unbillich
besessen habend. Doch sye dem, wie imm welle, so ligend wir daruff,
das die zehenden ufrechter, elicher, ewiger, verbrieffeter eigenschafft
unser sygind. Das tuot man gnuosam dar zum rechten. Dann sölte
einer nun vor 100 jaren har rechnung geben, wie sin hus an inn
kommen wer, wüßdte er nüdt darumb. So er aber brief hette, so wer
dess gnuog, dörffte nit wyter rechnung geben. Also ouch hie etc.
Es ist ouch versehenlich, das die herren, so die zehenden gabend,
nit uß päbstlichem rechten, sunder eignem, leylichen, die als eigenthumb
hinweg geben habend.
Ob der zehenden von Stadelhofen inn der bestätigung Karoli
nit mit namen ußgetrukt ist, irr nüdt; es ist ein pfarrlicher zehenden;
in dero hat man sich all weg geburlich gehalten etc. Darus ermessen
wirt, das Karolus inn vor allen hat wellen gevestet sin.