Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Die Akten der zweiten Disputation vom 26.-28. Oktober 1523

8. Dezember 1523
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 2 (Leipzig: Heinsius, 1908) (Corpus Reformatorum 89)


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Acta oder geschicht, wie es uff dem gesprech der
26. 27. unnd 28. tagen wynmonadts in der christenlichen
statt Zürich vor eim ersamen gseßnen grossen
und kleinen radt, ouch in bysin mer dann 500. priesterenn
und vil anderer biderber lüten ergangen ist,
anbetreffend die götzen und die meß.
Anno 1523. jar.
O got! Erlöß die gfangnen!
Allen getrüwen und usserwelten bruedern und
schwöstern in Christo Jhesu wünscht Ludwig
Hätzer erlösung irer conscientzen und erkantnus
gottes durch Jesum Christum.
Der herlich prophet Esaias [Jes. 40. 8] sagt uß yngebung gottes
unsers vatters: Lieben getrüwen bruedern und schwöstern: Das wort
gottes blipt in ewigkeit styff ston. Also saget ouch David [Ps.
119. 89]: O herr! Din wort blipt ewiklich. Uß dem uns allen ein
grosse hoffnung, ein ware enthaltung in got geboren wirt, das wir
ungezwyflet wüssend, himel und erden zergon, aber das wort gottes
unzergenklich sin. Dyß, frommen Christen, erzeigt uns täglichen der
herr Christus nit nun mit sinem wort sunder ouch mit der that an,
damit wir on deckel den geneigten willen gottes, unsers eegmahels,
erkennind an uns von tag zuo tag zuonemmen. Sölichs ich mit vil redlichen
geschichten üch frommen in Christo wol anzeygen möcht, o
es die sachen erfordretind. In wie kurtzem zyt hat er den Antichristen,
als Paulus sagt [2. Thess. 2. 8], mit dem athem sines
munds umbgestossen und nach vil andre bögkenwerk. Obglych

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das vil gschicht und gschehen ist, so ist es doch ietz in der christenlichen
statt Zürych am 26. 27. und am 28. tag des wynmonets
dapfferlichen erschollen, da man, wie Christen wol gebürt, mit dem
wort gottes gehandlet, und dasselbig harfür gezogen hatt; dann es der
recht vasanon, der war goldstein ist, an dem menschlicher falsch erkennt
wirt; es ist das recht winckelmeß und richtschyt, an dem alle
unebne geebnet und geschlicht würt.
Es sollend ir, so spän und zwytracht under üch entstond, hie
ein vorbild nemen, dieselbigen uß dem wort gottes zuo entscheiden, onangesehen,
ob bischoff oder bäpst, fürsten oder herren ein anders gebuttend.
Warumb wölt sich nit gezimmen den Christen mit dem
wort gottes ze handlen? Warumb söltind die kind nit ires vatters
gebott ueben? Ja, one zwyfel gebürt sich wol allen getoufften Christi
mit dem guoten wort der ewigkeit umbzegond. Ursach: Christus heißt
[Luc. 11. 28] die sälig sin, so mit sinen worten ze schaffen hand und
dem glouben. So hat er uns zwar nit uff den zanckischen Aristotelem,
nit uff Platonem, nit uff das bäpstlich unrecht recht, noch
uff einigerley gschrifften der menschen gewisen, aber wol in die heyligen
gschrifft [Joh. 5. 39]. Paulus, der geliept knecht Jesu, gebüt
ouch sinem geistlich erbornen sun Timotheo, das er der geschrifft
wol belesen sye [1. Tim. 4. 13], on zwyfel darumb, daß er hierus alle
spän, so entstuenden, richten möcht. Es haben ouch die Thessalonicenser
all wegen die gschrift bsehen, ob die sachen sich also
hieltind, wie Paulus und Barnabas predgetend [Act. 17. 11]. Uß
welichem wir clarlichen sehen, wie die so irrig, so entschristenlich,
ja so gotslesterlichen reden, so da sprechend: Es gezimme nit allen
mit der gschrifft gottes umbzegon. Warumb? Das wir des loters,
hinder iren oren sitzend, nit innen werdind.
Uß dem grund habend die frommen Christen von Zürich ein
gespräch oder disputation gehalten, ob doch die götzen oder bildnussen
wider oder mit dem gebott gottes syen; item, ob die meß ein opffer
sye oder nit. Was sy darzuo bewegt habe, ist menglichem kund.
Dann etlich uß vertruwung der gschrifft die meß - nit den zarten
fronlychnam unnd das bluot Christi - gscholten habend als ein unrecht,

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unnütz ding. Etlich haben ouch etwas bilden hyn und abweg
gelegt, uß was gmuet mögen wir nit urteilen. Hie habend sich unwillen
erhept, ob das christenlich oder nit gethon sye. Habend also
die eersamen von Zürich, klein und groß rädt, so man nempt die
zweyhundert, denen von gottes genaden das euangelion wol schmecht,
ein wissen uß der gschrifft gottes wellen haben deren dingen halb. Zuo
dem sy ire priester, predicanten und seelsorgeren, etlich bischoff, deren
aber keiner erschinen, ouch ander Eydgnossen beschriben, damit
aller span und uneinigkeit mit dem schwert, an beden sytten schnydend
(das ist das gotswort [cf. Hebr. 4. 12]), entscheiden wurde.
By sölicher handlung ich dann gsessen bin, da flyssig zuogehört,
was von eim ieden darwider gsagt und opponiert; item, was von anderen,
darzuo bestelt, geantwurtet wurde. Dasselbig hab ich zum teil in der
radtstuben uffgeschriben, darnach mit flyß an miner herberg widerumb
geäfret; so mir etwas empfallen - wie dann gsicht -, hab ich ander
gfragt, damit ich niemant unrecht thäte. Wiewol ich mich viler scheltworten
vermiß - dem frag ich lieben bruedern, nit nach; es beschicht
allen denen, so da schrybend -, dennocht hab ich üch uß
christenlicher und bruederlicher liebe unnd trüw, so uns unser
Christus gebotten hat [Röm. 12. 10], des nutzlichen christenlichen
handels nit wöllen beruoben. Sind wir glyder des lybs Christi
[1. Cor. 12. 27], so sol frylich ye einer dem anderen sinen nutz helffen
fürbringen und betrachten. Hab ich nit nutzlichers vermögen, dann
so ich zuo dem aller kürtzesten - damit ir 's mit wenig gelt erkouffen
möchtind -, ouch zuo dem aller grundlichesten - damit ieder wolbericht
wurde - disen christenlichen handel schrybe mit hilff
unsers lieben bruoders in Christo, Jörgen Binders, der ouch hieby
gwesen, in deren ein ieder Christ klarlich die grossen mayestat [!]
götlichs wortes ersehen wirt, das so gewaltigklich sin frucht erzeugt.
Warlich ist es das verzerend fhür, das alle kluogheit, alle fürsichtigkeit
der weltkluogen verbrent unnd ze boden richtet [cf. Deut. 4. 24, Jer.

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23. 29, Hebr. 12. 29]. Fürwar, es ist die harpff Davids, mit deren der
unsinnig Saul gesuond und gefrydet wirt [1. Sam. 16. 23].
Hierum, frommen, usserwelten bruedern und schwöstern in Christo
Jesu, hab ich üch zuo wolgefallen, zuo bessrung üwers gloubens, zuo
uffnung götlichs worts in aller üwerm namen lassen trucken und ußgon
dise nutzliche disputation. Obglych vil schelten werden, wie ich
dem ze vil, disem ze wenig, da uß gunst, dört zuo haß geschriben habe,
bezüg ich mich uff mengklichen, so zuogegen warend, deren ob nünhundert
gwesen. Darzuo hab ich all weg min gschriben exemplar vor
den ersamen und glerten gelesen und hören lassen, so von eim ersamen,
wysen radt darzuo gewidmet und geordnet warend.
Diewyl nun ir geliebten in Christo, brueder und schwösteren, hie
sehend das wort gottes unüberwunden ston, also, das die götzen oder
bild nit söllend sin, ouch, das die meß nit ein opffer sye sollen ir
got bitten mit vertruwung, das der dasselbig allen menschen, ouch den
Juden, offne und kundbar mache; dann alles, so wir im glouben in
sinem namen bitten, werdend wir gewärt [Joh. 15. 7, 14. 13]. On zwyfel
würt er uns, sine bruoder und kind, erhören. Hatt er uns Christum,
sinen sun, gegeben, so wirt er alle ding mit im geben [Röm. 8. 32].
Ist er unser vatter, zwar so würt er den ghorsamen kinden nüt versagen
oder abschlahen. Wir sollend ouch demselbigen, wie Christen
gebürt, on zwyflung anhangen und glouben. Wir sollend by im
dapfferlichen belyben; keyn forcht mentschlicher tröwung und tratzung
sol uns darvon ryssen, obglych wol uns vil beschwärden, seltzame
widerwertigkeit, groß verachten, schwäre armuot darus entstat
oder entspringt, obglych vil schantlicher gotlosen reden von uns gsagt
werden. Wie dann in kurtzem zuo Zürich beschehen, da man für
ein warheit (das aber nach vil warlicher erdacht und ein schantliche
unwarheit ist, wie sich befunden hat) ußgeben, man habe menschliche
fuor oder töwung, got zuo schmach, in die hangind ampel gelegt.

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Derglychen erdachter und erlogner geschwatz sollen uns nit hinderstellig
machen. Es sind kunststucke der weltkinden, damit sy gern
das wort gottes verhaßt unnd hinderstellig machtind. Es fält inen.
Das steckt uns aber ein manlich hertz yn, diß alles samen ze überwinden,
das Christus unser überwinder ist, daß er uns gsagt hat
sölichs über die sinen künfftig sin [Joh. 16. 33]. Habend die gotsfyend
Christo also gethon, dem gruenen holtz, wie wirt es erst uns, als dem
thürren holtz, ergon [Luc. 23. 31]? Ist dem meister diß zuo handen
gangen, wie vil mer wirdt es den jüngeren begegnen? Dann der junger
ist nit über den meister [Luc. 6. 40]. Christus hat sinen hals darumb
geben; also wirt es uns ouch begegnen; das ist die recht frucht dises
boums. Uns erfröwt aber, daß Paulus sagt: Diß wissend wir: So
unsere hütt, die irdisch, darumb zergengklich, schon zergat und umkumpt,
das wir ein ander, besser gbüw haben, von got erbuwen, darumb
unzergenglich, im himel [2. Cor. 5. 1]: Christus, der die warheit
ist und nit liegen mag [Joh. 14. 6]. Got sagt ouch selbs [Matth. 16. 25]:
Welcher sin seel oder leben hie verlürt, der behalt sy in das ewig
leben. Darumb sind wir ouch hie nit als blyplich in disem zyt;
dann hie hand wir nit ein blypliche statt [Hebr. 13. 14]. Deßhalb, getrüwen
bruedern und schwöstern in Christo, wöllend wir Christum
bitten, der uns ungewärt nit verlassen wirdt, das wir vest und bestendig
mögend blyben in sinem wort, das er ouch dasselbig allen in
finsternus sitzenden offnen wöll, darmit wir doch ein fart mit der
that die syend, so mit dem namen genempt werdend "Christen".
Das bschicht, so wir guote werck, von got geheyssen und nit von
uns selbs erwellet, thuond, die ander sehind unnd den himelschen vatter
prysind [Matth. 5. 16]. Wir söllend uns ouch flyssen, das wir nit
nun mit dem mund Christum verjehind; dann das rych gottes
stat nit in den worten oder in der red, sunder in der würckenden
krafft des geysts [1. Cor. 4. 20]. So wir uns dann also gantz an das
wort gottes geben, so wirt uns der herr gwüßlich krafft yerlyhen, alle
Jebuseyer zuo überwinden [cf. 2. Sam. 5. 6-9].

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Hiemit befilch ich mich armen sünder in üwer gebett.
Geben zuo Zürich am achtenden tag des christmonats nach der
geburt Christi, unsers säligmachers, tusig fünffhundert und darnach
im drü und zwentzgesten jar.
Als sich nun menglicher am mentag am morgen zü [!] frueyer radtszyt
- wie denn im mandat vergriffen ist - nach der predgy uff dem
radthus versamlet hat, habend sich rät und burger, so man nennet die
zweyhundert, vorhin beradten, mit was fuogen oder geschicklikeit
sömlich sach verhandlet möchte werden, damit diß min guoter ordnung
anghept, gebrucht und vollendet wurd. Demnach hat man meister
Ulrichen Zuinglin und meister Löwen Jud geruefft, mit sampt den
äpten, prelaten und andren herren, so beschriben, und von etlichen
Eydgnossen gsandt warent. Do sich nun iederman gesetzt und
gestillet hatt, huob der herr burgermeister Röyst an zuo reden, wie
hienach geschriben ist.
Burgermeister.
Erwirdigen, hochgelerten, wolgelerten, frommen, wysen, etc. genädigen,
lieben herren! Nachdem unnd mine gnädigen herren von
Zürich, klein und groß rät, so man nempt die zweyhundert, nächst
vergangen gebotten und ein mandat haben lassen ußgon, das nun hinfür
in iren grichten und gebieten das heilig euangelium, das ist: das
luter, pur wort gottes, gepredget sölle werden, uß dem sy nun ietz-
und bericht werdend, das die zwen artickel, so ir hören werden, demselbigen
wort gottes nit glychförmig noch gemäß syen; hiermit, diewyl
sich nun der zanck lang erhept, so hand min herren zuo guoter christenlicher
einhelligkeit und vestem fryden die iren bschryben, ouch
die frömbden, damit sich nieman klage sömlichs hinderruck gehandlet
sin. Wer dann kummen ist, in gottes namen!, wer dann nit
kummen ist, dem könnend mine herren nüt thuon; es gschicht uß guoter

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christenlicher meinung. Und darum so ist 's die meinung: Herr
doctor Joachim von Watt von S. Gallen, herr Sebastion Hofmeister,
doctor und predicant zuo Schaffhusen, herr doctor Stoffel
Schappeler ouch von S. Gallen, ir dry mine herren söllend presidenten
sin und uffmercken, ob ieman ungschickter sin wölte dann
gebürlich were und sich zimpte; also, ob ieman ze vil welte reden on
die heilig götlich gschrifft zuo diser sach, das ir dry dasselbig wellend
wenden und abstellen. Es söllent ouch meister Ulrich und meister
Leo antwurt geben. Hierumb, ir all mine herren, so merckend eygentlich
uff das mandat; dann mine herren werden unnd wellend darby
blyben.
Diß ist die summ diser red.
Do stuond
doctor Joachim von Watt von S. Gallen
uff und redt dise meinung:
Herr burgermeister! Gebend mir urlob ze reden. (Das geschach.)
Herr burgermeister, ersamen, wysen, strengen, vesten, frommen, etc.
gnädigen lieben herren! Mine gnädige herren von Sant Gallen habend
min herr pfarrer unnd mich allein darumb har gschickt, das
wir allein früntlichen da söllend losen und zuohören und wyter söllend
wir nüt handlen. Hierumb so bitt ich üch, mine gnädigen, lieben herren,
zuo dem aller ernstlichesten und trungenlichsten, so ich yemer mag,
das ir mich des erlassind; dann es ist mir - wie vor gseyt -

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nit empfolhen; damit ich nüt handle und thueye, das minen gnädigen
herren von S. Gallen nachteilig sin möcht. Darumb so bitt ich üch
zum aller höchsten, so ich vermag, ir wellend mich des erlon.
Uff das gab im
der herr burgermeister
antwurt, sprechende:
Herr doctor! Mine herren wellend üch gar nüt zuomuoten, das
üweren herren von S. Gallen nachteilig oder zuo argem erschiessen
möchte; ir mögend das gegen üwerern herren wol verantwurten. Darumb,
herr doctor, so thuond das best, so ir wol vermögend; es redt
doch ouch sust menglicher. Das ist doch ouch sust nüt anderst dann
losen unnd zuohören.
Nach sömlichem und nachdem sich die dry presdenten gesetzt
hattend, stuond uff
Caspar Fry, stattschryber,
unnd las diß mandat, hie nachvolgend.
Mandat.
Wir, der burgermeister, radt unnd der groß radt, so man nempt
die zweyhundert der statt Zürich, verkündend allen und ieden, lütpriestern,
pfarern, seelsorgern und predicanten, so in unseren stetten,
grafschafften, herschafften, hohen oder nidren gerichten und gebieten
verpfruendt und wonhafft sind, unsern gruos, günstigen udn geneigten
willen; und tuond üch berichten, als dann ir ouch mengklich weißt,
sicht und vernimpt, wie die euangelisch leer unnd die war götlich
gschrifft yetz allenthalb clärer und lutrer dann vorhar beschehen ist,
uß gottes gnaden gepredget und harfür gebracht wirt; und aber durch
die unverstendigen hiemit vil zancks und widerwillens sich erhept, also,
das einer, als sy sprechend, by dem alten belyben, und der ander
vermeinen wil, wir Christen syend ein lange zyt har übel underwyßt
und gfarlich gelert etc. Und so wir ietz by einem jar ein versamlung
- wie ir wissend - aller unser seelsorgern und lütpriestern by uns
gehept unnd uns dann ze mal erkent habend, das dieselben unsere
lütpriester, seelsorger und predicanten allenthalb in unser statt und uff

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dem land anders nüt fürnemmen noch predigen söllend dann was sy
mit dem heiligen euangelio und sust warer göttlicher geschrifft mögend
bewären, also werden wir uß sölicher leer underricht, das die bildnussen
nit söllend sin, und das ouch die meß anders, dann Christus,
unser erlöser, die hab uffgesetzt, mit vil mißbrüchen geuebt und gehandlet
werde. Deßhalb abermal zanck und zwytracht under den
unsern und andern sich erhept. Darumb uns, als der oberhand, by
den unsern zuo sehen, und frid, suon, ouch göttliche bruederliche einigkeit
ze machen gebürt. Und habend also daruff im namen des allmechtigen
gottes, damit sölich zwytracht zuo end gebracht und uß der
waren götlichen gschrifft des alten und nüwen testaments erlütret werde,
und ouch diewyl by uns und andren usserthalb vil und mancherley
grüwens und anders, dann die warheit ist, geredt wirt, ein andre versamlung
angesehen. Unnd ist ouch deßhalb unser ernstlich befelch,
will und meinung, das ir pfarrer, seelsorger, predicanten, gmeinlich
und ieder in sunders, oder ob sust sundrig personen, geistlich oder
weltlich, in unser statt Zürich oder usserthalb wonende, hierzuo ze
reden willens werend, so dann vermeintend die obgezeugten artickel
ze beschirmen oder hin ze thuond, uff mentag den nächsten vor s.
Simon und Judastag schierest künfftig zuo frueyer radtszyt in unser
statt Zürich unnd daselbs in unserm radthuß vor uns erschynend;
und das so ieder, der mißbrüch der messen oder bilden halb handhaben
oder widerfechten und hinthuon welle, mit warhaffter götlicher
gschrifft des alten und nüwen testaments in tütscher zungen anzeugend,
redend und handlend. Da werdend wir mit sampt etlichen
gelerten mit allem flyß uffmercken, und nachdem sich mit warheit der
götlichen gschrifft des alten und nüwen testaments erfindt, mit radt
wyter, wie sich gebürt, handlen. Dardurch wir hinfür in götlicher
lieby unnd das brueder in Christo Jesu, unserm erlöser unnd behalter,
frydsam by und durch einandern leben, blyben und wandlen
mögend etc.
Wir habend ouch der sach zuo guot beschriben unsere gnädig herren,
den bischoff von Costentz, von Chur und Basel, ouch die universitet
daselbs, deßglychen unser getrüw, lieb Eydgnossen von den zwölff
orten, unnd sust etlich uns verwanten, darmit sy ire gelerten botschafften
zuo uns schicken, hierzuo obgemelter gstalt ze reden und ze
handlen, guoter hoffnung, der allmechtig got werde durch sinen heiligen

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geist der gestalt würcken, damit wir gmeinlich gewyßt werden, nach
diser zyt by im ewigklich ze leben.
Datum und zuo urkund mit unser statt secret hierin getrucktem
insigel bewaret mentag vor sant Gallentag anno 1523.
Darnach redt
der burgermeister:
Nun so fach man die sach an im namen gottes. Meister Ulrich
fahent's an.
Do stuond der Zuingly uff und redt also mit grossem ernst:
Zuingly.
Im namen gottes. Amen! Getrüwen, usserwelten, lieben bruederen
in Christo Jhesu, unserem herren! Ir wissend uß dem waren wort
gottes, das gar nit betriegen mag, das, wo zwen oder dry im namen
Jhesu Christi versamlet sind, das er inmitten under inen ist und
alles, so sy an got begerend, gewärt werdind [cf. Matth. 18. 19f.]. So
aber die vorigen tag die gantz gmein unsers christenlichen volcks
offentlich in den templen ernstlichen umb die hilff gottes geruefft hat,
und hie von des getrengs wegen nit statt ist nider ze knüwen, wellend
wir in unseren hertzen got anrueffen, der ouch uns gewüßlich gewären
wirdt und uns nie hat ungewärt verlassen, das er alle, so dem wort
gottes widerspenig sind, zuo im ziehen, alle, so es nit verstond, erlüchten,
und alle, so das falsch bruchen und unrecht verstond, berichten
welle. Amen!
Sydmal wir angelassen sind zuo handlen, so beduncket mich vor
allen dingen not sin, von der kilchen zuo reden. Dann so man von
dero das wort gottes gehört hat, so werden demnach vil kampffreden
hinder sich gestelt, die sich alle gründend in der kirchen, die aber
nit in der götlichen gschrifft gegründt ist. Und darumb, daß nit geschehe
wie im vergangnen gespräch im jenner, do man geredt hat,
man habe hie nit gwalt zuo handlen von den dingen, so wirdt not sin,
das man darvon uß dem wort gottes gruntlich erfare, welchs doch
die kilch sye.
Und darumb, so ir, mine herren, burgermeister und presidenten,
uns das vergönnen, wellend wir von ersten von der kilchen ze reden
an die hand nemmen.

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Do redt
Sebastion Hofmeister, doctor von Schaffhusen,
also:
Herr burgermeister! Wie meister Ulrich [Zwingli] angezogen
hat, so bedunckt mich, es welle not sin, das man darthue und erkläre,
was doch die christenlich kilch sye. Dann die erlüterung der nachgenden
articklen die hangend vast darinn; deßhalb, das iren vil inredend,
was von eyner sölichen kilchen, hie versamlet, geschehe, nüt
sye, oder von einer andren kilchen; besunder die römisch kilch muesse
es alles thuon, unnd was die nit erkenne, das habe nit krafft. Und
so man erfindt, das hie ein christenliche kilch ist und anderßwo,
das, wo man mit dem wort gottes handlet und sich des haltet, das
sich sölichs einer ieden kilchhöry gebürt, so befindt sich dann, das
man unbillich schilt, man habe hie nüt zuo handlen, wie denn der vicarius
von Costentz, Hans Faber, vormals ouch geschmützt hat,
unsere vordry versamlung habe nit gewalt ützid zuo erkennen.
Do redt
herr burgermeister Röyst:
Es were wol guot, gnädigen lieben herren, ja, so es in miner herren
mandat vergriffen were. So es aber üch presidenten guot und nützlich
sin beduncken wil, so geschech im namen gots, was guot sye.
Do stuond meister Ulrich Zuingly uff und redt von der kilchen
also:
Zuingly.
Von der kilchen wirt in zwen weg in der gschrifft geredt.
Zum ersten wirdt die christenlich kilch genommen für die
gantzen menge aller gleubigen, welche allein got bekant ist, der alle ding
gegenwirtigklich ansicht. Dann wir alle, die gleubig sind, werdend
die kilchen nit sehen, biß das sy an dem jüngsten tag vor dem richter
Jhesu Christi zemen kummen wirt, wiewol wir hie etwas von iro
wüssend, namlich, das alle, die den waren rechten glouben und zuoversicht
zuo got haben, durch den herren Christum Jesum, der für
unser sünd dem himelschen vatter gnuog gethon hat, das sy sälig werdind;
die sind glider der allgemeinen kilchen. Also das, welcher in
India ist unnd gloubt, das uns got sinen sun, Jhesum Christum,
zuo eim heyland geben hat, der ist ein glid der gantzen gleubigen

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gemeind glych alswol als der zuo Zürich wonet unnd den glouben hat.
Also sind alle gleubigen, die ye warend und iemerme werden, nun
ein kilch, die ein gmahel Jesu Christi ist; dann er hat sich für sy
hinggeben Ephe. 5. [Eph. 5. 25]. Die kilchen glouben wir in dem
glouben, da wir sprechend: "Die heiligen christenlichen kilchen";
dann sy ist uff Christum gebuwen, uff den waren ungeruckten felsen.
Matth. 16. [Matth. 16. 16], da Petrus in namen aller jüngren Christo
zuosprach: Du bist Christus, der sun des lebendigen gottes, antwurt
Christus: Du bist ein felser oder ein felsenußkünder; uff den felsen,
den du verjehen hast in aller junger namen, wird ich min kilchen
buwen, das ist: alle menge der menschen, die yemermee verjehen
wirt, das ich der sun des lebendigen gottes bin; wider die vermag
aller gwalt und weerinen der hellen nüts. Also ist die allgemein
christenlich kilch uff den felsen Christum erbuwen. Es ist ouch
die kilch nieman anderst weder alle christengleubige menschen. Es
ist ouch dero houpt nieman anderst dann der eynig Christus Ephesios
1. [Eph. 1. 22] und am 4. zuo den Colossenseren [Col. 1. 18].
Zum andren wirdt die kilch in der gschrifft prucht für ein kilchhöry.
Also schribt Paulus zuo den kilchen in Corintho und zuo
den kilchen in Galatia, das ist: den gmeinden oder kilchhörinen an
denen orten [cf. 1. Cor. 1. 2, 2. Cor. 1. 1, Gal. 1. 2]. Also heyßt die
kilchhöry zuo Bern oder zuo Zürich: die kilch da oder dört. Von der
besunderen kilchen redt Christus Mat. 18. [Matth. 18. 17], das man
den unverschampten sünder sölle der kilchen angeben, das ist: der
kilchhöry. Dann wie möchte man einen sünder vor allen Christen
verclagen, so es nit müglich ist, das alle Christen an einen huffen
kummind? Darumb ist der bann niemans anderst dann der kilchhörinen,
ieder in sunderheit.
Dise bstimpten zwen weg wirdt "die kilch" in dem götlichen
wort gebrucht und nit anderst, nachdem wir von der kilchen, die wir
glouben, redend, und die uns meisteret. Wiewol diß wort "kilch",
darumb es nüt anders heißt dann ein gmeind oder ein ghuffte mengy,
ouch etwan für ein zesamenkummen andrer menschen denn Christen
genommen wirdt. Das gat aber uns hie nüt an; dann wir redend
allein von der cristenlichen kilchen.
Darus volget, das der bäpsten, cardinälen und bischoffen zesamenkummen
oder concilia nit die christenlich kilch sind. Zum ersten

--683--

sind sy nit die allgemein kilch; denn sy sind nit alle gleubige menschen;
und ist aber die christenlich kilch, die wir gloubend, alle gleubige
menschen. Also gloubt man ouch nit die kilchen der bäpsten, cardinälen
und bischoffen. Zum andren sind sy nit ein kilchhöry. Also
volgt, das sy uß der gschrifft nienen bewären mögend, das sy ein
kilch syend, deren wir gloubend. Denn das actorum am 15. stat
[Act. 15. 2ff.], ist wider sy; dann daselbst was nieman dann die kilchhöry
zuo Hierusalem, unnd warend nit me denn zwen botten von
Antiochia etc. Aber die kilch, die in got gründet ist und in sinem
wort, mag nit irren; denn sy haltet sich allein, des worts nit fälen
mag, gottes. Die kilch der bäpst und bischoffen hat kein grund noch
zügnis uß der gschrifft, das sy got gheissen habe sin.
Also volgt, daß, als wenig wir die sunnen zwingen mögend zuo
schynen, also wenig alle bischoff mögend erobren, das sy die christenlich
kilch syend, so iro got nienan gedenckt. Deß enbütend wir
uns zuo erhalten mit dem wort gottes; und welcher uns des irrtumbs
überwindt, dem wellen wir volgen.
Hieruß volget ouch, das dise unsere zemmenhuffung, die nit -
als etlich meinendt - zuo nachteyl einiger Christen, sunder das einig
wort gottes zuo verhören, vor den eersamen, wysen etc. herren von
Zürich nit irren mag; denn sy nüt setzen noch entsetzen undernimpt,
sunder allein hören wil, was in gemelten spänen im wort gottes erfunden
werd. Unnd wellend sich darnach die genanten herren uff
sölchs mit ernst beraten. Deß möchte ich vil gschrifften harfürbringen;
so ist 's nit not; es begibt sich im handel.
Wil nun hiewider yemants reden, der mag 's wol thuon; und an
welchem 's sye, der frage darumb.
Hie schweig man still.
Darnach redt
der burgermeister Röyst:
Wer darwider reden wil, der mag 's wol thuon.
Do redet
meister Conrat Hofman,
ein chorher zum Grossen münster,
man sölte die doctores, die äpt und die prelaten anfragen; da sölt
man die sach anheben.

--684--

Do sprach der
Zuingly:
Das was ouch min meinung, das man hierumb fragty.
Do redt
meister Thumysen,
ein radtsherr:
So heb man es an. Man muoß es neyß warmit anfahen.
Uff sömlichs redt
der burgermeister:
So es nit im mandat stat, so wirt man kein frag darumb haben.
Wil aber sust ieman früntlich darwider uß der götlichen gschrifft reden,
der mag 's thuon, so werdend mine herren gern losen.
Do sprachend etlich zuo meister Martin Stainlin, lütpriester von
Schaffhusen, ob er darwider welte.
Do sagt
er [Martin Stainlin]
nein, er wüßte nüt dawider.
Do stuond meister
Conrad Hoffman
wider uff unnd redt also:
Meister Conrat Hoffman.
Herr burgermeister, strengen, vesten, erwirdigen, wysen, lieben
herren! Ir sind wol wüssend und ingedenck, als wir achtend, wie ietz
in der vasten ein jar xin ist, das unser genädiger herr von Costentz
mundlich und mit gschrifften ernstlich, vätterlich und trüwlich uns gebetten

--685--

und ermant hat, das wir wacherig syend wider die listigen
nachstellungen und betrügnussen des tüfels, und das wir flyssig verhuetung
tueyind umb unser und des gantzen christenlichen volcks heyl
und säligkeit, und das wir den schädlichen leren nit torlich gloubend,
und gifft für artzny, die hell für das heil annemmend, unnd das wir
ouch nit von dem weg des herren abgangen, den wir von der wiegen
und jugend uff gelernet hand, und das uns nieman von dem heyligen
euangelio rysse, von christenlicher leer und satzungen der alten,
und das uns nieman abzüch von der christenlichen kilchen. Und
zuo glycher wyß, als unser heiliger vatter, der bapst Leo der zehend,
und der durchlüchtig keyser Karolus der fünfft kurtzlich sölich nüw
leren verdampt hand und für verdampt mit offenlichen gebotten erklärt
als die, die da sygend wider christenliche ordnung, wider euangelische
satzung und wider einikeit der euangelischen gebotten - wie
dann semlichs in denselben mandaten wyt und flyssig erklärt und bewärt
ist -, also hat er uns ouch gemant, das wir dieselben leren
zuoruckschlahind und von uns werffend, und das dieselben weder gprediget
noch disputiert söllind werden, weder heimlich noch offenlich;
es sölle ouch nüt geenderet werden an sitten und gwonheiten der
christenlichen kilchen, bis das die, denen der gwalt der christlichen
kilchengschäfft empfolet ist, zuosamen kummend, das, ob got
wil, bald geschicht.
In semlichem hort man wol, daß er nit mit der gschrifft fechten
wolt, das aber mine herren allein haben wolten. Fiengend an und
baten inn, er sölte ruewig sin.
Do sprach er fürther, er welty probieren, das man da nüt
handlen sölt.
Do loßt man im fürter.
Sagt er also:
Ja, gnädigen, lieben herren, lassent mich nun ußreden; ich wil
bald darvon lassen. Ich bin zehen oder dryzehen jar zuo Heydelberg

--686--

gsin und hab mich all wegen zuo den aller glertesten - als ich mein -
gsellet und gezogen. Namlich, so bin ich by eim glerten man gsin,
der hieß doctor Joß, ein guoter, frommer man. Mit dem hab ich
geessen und truncken, dick und mengsmal, kost und anders, und
hab dick wol gelebt. Da hab ich all min tag gehört, es zimme nit
von denen dingen zuo disputieren. Ja sehend ir 's, das ist war. (Hie
wolt man nun lachen; das wolt der burgermeister nit dulden). Und
darumb, lieben herren, so wil ich nit disputieren; ich wil dem bischoff
ghorsam sin und darnach dem probst; und ob er schon, darvor got
syg, ein buob were - nit, das er nit fromm sye, sunder daß er von
got dahar gesetzt ist -, ich bin wol zuofryden. Ich han ouch wol
dryssig jar gepredget, und gfallend mir ouch die mißbrüch gar überal
nüt der bischoffen, bäpsten und cardinälen, und han wider die mißbrüch
offentlich gepredget, deren nun vil sind.
Noch eins wil ich üch sagen: Im letsten artickel des eyds, so
einer schwert, so er ein chorher wirt, ist 's ouch fürkummen, das
man da nit sol disputieren. Derselbig lutet also: Das von dem
grösseren und wyseren teil in capitels wys beschlossen wurde, das wird
ich nit frävenlich hinderziehen oder widerrueffen, und alle vorgesetzty

--687--

ding wird ich trüwlich halten, und schaffen, das sy ghalten werdent,
betrug und untrüw hindan gesetzt. Also helff mir gott unnd die
schöpffer der heiligen euangelien!" Und darumb so wil ich min eyd
trülich halten, und meister Ulrich Zuingly sölty sinen ouch halten.
Derglychen reden wolt er für und für sagen.
Do redt imm
der burgermeister
drin, sprechende:
Meister Cuonrat! Das dienet gar nyenar harzuo. Ir presidenten
söllend das nit gstatten.
Do stuond
doctor Sebastian Hoffmeister von Schaffhusen
uff, der einer dero presidenten was, und sprach also:
Meister Conrat, losend! Das ist in miner herren mandat fürkomen,
daß niemant ützit hiezuo reden sol anderst dann uß der heiligen
göttlichen gschryfft, und wir dry sind darzuo geben, nit das wir
richten söllind, sonder, so einer mer wölty thanten dann sich gezimpte,
so söllend wir inn heissen schwygen. Und hierumb so schwygend
still, ir wöllind dann mit der götlichen gschryfft fächten, darumb
wir hie sind, sust nit. Wir werdent fürfaren.
Do redt
meister Conrat Hoffman:
Nun, es zimpt üch überhoubt nit, das ir darvon wöllind reden.
Das sag ich üch.
Do stuond meister Ulrich Zuingly uff und redt also:
Zuingly.
Damit sich ab mentschenthant niemant verergre, so zücht meister
Conrat herin, das gar nit zuo der sach dienet, und spricht: Ja, der
byschoff von Costentz habe uns ermant, wir söllind verhueten semliche
verfuerische leer. Sag ich also: Ja, es zimpt eim bischoff wol
zuo wachen, und wie ich und min lieber bruoder Leo Jud, ob got wil,
trüwlich gethon habend, und wol als trülich als ein bischoff von Costentz
ye gethon hatt. Das aber unsere leer verfuerisch sye, das zeyg
er an. Ich bin in hoffnung, ich und min bruoder Löw habend nüt

--688--

glert noch prediget, das verfuerisch, unchristlich und nit in der götlichen
gschrifft wol gegrünt sye. Darum sind wir ouch hie und enbietend
uns, diß zuo erhalten mit der götlichen gschrifft, wie wir dann
vormals ouch gethon habend. Wir erbietend uns ouch all weg zuo
antwurten. Das aber das nit sölle gschehen bis uff ein erkantnus eins
conciliums, sag ich also: Man sage von den conciliis, was man welle,
sy söllind gschehen lang oder über kurtz, so sag ich das und weiß es
ouch wol, das keiner ietz einen sun hat, der erst erborn sye, der erleben
möge, das ein concilium versamlet werd, darinn man das wort
gottes meister lasse sin. Oder wer kumpt in ein concilium? Niemant
dann die unnützen und ungelerten bischoff und bäpst. Sy syend ja
schon glert, so machend 's dennocht nüt dann nach irem kopff, was
sy guot dunckt. Das ist denn nit ein kilch. Ja, Höngg unnd Küßnacht
ist ein gwüssery kilch dann all zuosamengerottet bischoff und
bäpst. Das aber der bapst und der keyser die leer verdampt habind,
das ist recht; es sol also zuogon. Nero, Domicianus und andre
hand die Christen gar getödt; das ist wol vil ein anders. Hierumb
so zimpt uns nit dester minder on sölichen unnützen thant mit dem
wort gots ze handlen; dann wir sind Christen.
Do redt
meister Conrat Hoffmann:
Ich wil nit arguieren sunder gehorsam sin; dann man sol dem
oberen gehorsam sin, er syge, wie böß er welle. Wie welt ich ietz
eins mals widerbringen, das ietz fünff jar ingerisen ist. Ich wil
ein exempel geben: So ein steinrisy stäts on underlaß ryset, unnd
es were einer oben daran, der benglety ober abhin, das tribe er
lang, und einer welte dasselb eins mals wider uffhin werffen!
Die sachen habend und so vil zuo Zürich überhand genommen, das
ich 's nit wenden mag. Ich wil aber noch eins thuon und wil offenlich
wider inn predigen mit der gschrifft. Predgen ich dann unrecht,
so kumme er heimlich zuo mir, wie ich zuo im, und rede mit mir von
den sachen.

--689--

In dem redt der
her Burgermeister:
Meister Conrat! Das rimpt sich gar nit hiehar.
Doctor Sebastion Hofmeister
hieß inn schwigen; es were genuog thantet, so er nit mit der götlichen
gschrifft kummen welty.
Do stuond der
Zuingly
wider uff und redt also:
Er sagt hie, er welle offenlich wider mich predgen. Nun gruset
mir nüt darab, gar nüt; ich wil im aber drin reden. Ir, mine herren,
haben mir das gotswort empfolhen zuo handlen. Das hab ich trüwlich
gepredget, und hab mich ouch all weg gegen im erbotten, uß der götlichen
gschrifft darvon ze reden. Das hab ich im nie abgeschlagen.
Ich erlob im ze predigen; sagt er aber ein einigen periodum, das ist:
ein pünctly, der mir das volck vermaßgen möcht, so wil ich 's onberedet
nit lassen. Ja, das wil ich üch gern haben anzeigt, mine
lieben herren. Besunder, darff er offenlich vor der gemein ein lug
sagen, so muoß er mir ouch offenlich vor derselbigen gmein, die er
vermaßget hat, des lugs rechnung und ursach geben oder er muoß
mir uß der kilchen entrünnen. Und das ich im nie gestattet hab
ze predigen, ist allein darumb geschehen, das kein uffruor und unruow
üch, minen herren, erw#;uchse; dann ich weiß wol, das er die göttlichen
gschrifft nit kan predgen. Darumb so frag ich dem nüt nach; ich
wil aber das thuon.
Do huob
meister Conrat Hoffmann
von nüwem ein unnützen thant an, wie er ouch gepredget hetty etc.
Do hieß inn
doctor Sebastion Hofmeister
still schwigen, der ein president was.
Das muoßt er thuon ouch uß geheiß des probsts, dem er ghorsam
sin wolt. Dann er wolt nit das schwert bruchen, das zuo disem
kampff gedient hett, das ist: die heylig gschrifft.
Derglychen zänck erhuebend sich da, hie nit zuo beschryben.

--690--

Do stuond min lieber bruoder Leo Jud uff und redt also:
Meister Leo Jud:
Herr burgermeister und ir mine gnädige herren, ouch mine lieben
brueder in Christo Jesu! Ir hörend und werdend luter bericht, ja
wie so schädlich es ist, wo man menschenthant und nit dem luteren
wort gottes loset, als dann ietz meister Conrat Hoffman mit siner
langen, unggründten red nit allein üch, mine herren, sunder alle frommen
hiezuogegen uffgezogen unnd verdrüssig gemacht hat. Diewyl dann
der fürtrag und gründ von der allgemeinen christenlichen kilchen,
so min lieber bruoder Ulrich Zuingly fürgewendt hat, nieman mit
götlicher gschrifft widerfechten wil, so wil ich nach lut üwers mandats
anheben den ersten artickel von den bilden. Es ist ein buechly in
kurtzen tagen hie ußgangen in dem truck, darinn gnuogsamlich mit clarer
götlicher gschrifft die bilder verworffen werden.
Dieselben zügnussen uß dem alten testament alle hie zu erzellen
dunckt mich nit not sin. Darumb laß ich sy umb kürtze willen underwegen
und nimm allein den bronnen und ursprung, daruß alle nachvolgende
gschrifft und verbott fliessen, namlich das ort Exodi 20.
Do got der allmechtig mit Moysi uff dem berg geredt [cf. 2. Mos.
24. 12], hat er im die gebott in ein steini taflen geschriben, die er das
volck Israel solt leren, in welchem verbotten ist: Du söllist nit frömbd
göt haben; du söllest ouch kein bild machen; du solt sy ouch nit anbettenn
oder eeren. Dasselbig gbott gottes lutet also [2. Mos. 20. 3-5]:
Du solt nit frömbde gött vor mir haben. Mach dir kein gschnitzt
bild noch sust kein abcontrafeyung deren, so im himel, ouch deren,
so uff dem erdtrich, ja ouch deren nit, so in dem wasser under dem
erdrich sind; du solt dich vor inen weder neygen noch bügen; du
solt sy nit anbetten; du solt ouch sust inen nit eer enbietenn; dann
ich bin der herr, din got, ein yfrer. Es stat ouch glych hienach
also [2. Mos. 20. 22f.]: Der herr sagt zum Moysi: Das red mit den
kinderen Israels: Ir haben gsehen, das ich vom himel herab mit üch
geredt hab. Machend mich nit zuo einem guldinen oder silberinen got.
Also heißt das hebreisch wörtly ithi [??], das in tütsch heißt: mich
selbs. Söllich kundschafft möcht ich vil harinziehen, so ich welte.

--691--

Damit aber nieman möge sprechen, da syend nun des alten testamentes
kundschafften, das allein die Juden unnd nit die Christen
betreff, so wil ich des nüwen testaments kuntschafft harfürbringen.
Wir habend ein klaren locum an der ersten epistel Pauli zuo den Corinthiern
am 5. cap. [1. Cor. 5. 11]: Ich hab üch geschriben, das ir
üch nit vermischen söllend oder kein gmeinschafft haben mit den buoleren,
mit den gytigen, mit den reuberen oder mit denen, die die bild
eerend. Hie redt der heylig Paulus clarlich von Christen; dann er
zeugt 's ouch an, das er nit die Heyden verstat. Dann er sagt: Ich
mein nit mit denen, so noch nit gloubend; dann ir mueßtend uß der
welt gon und sterben, wenn ir alle Heyden, die die bilder eeren
söltind fliehen; sunder mit denen sölt ir nit gemeinschafft haben, die
sich für bruoder, das ist: für Christen, ußgeben. Item 1. zuo den Cor.
am 10. [1. Cor. 10. 7f.]: Ir söllent den bildnussen nit eer enbieten, als
iren etlich thon habend; darumb iren etlich tusend umkummen sind.
Item der Paulus erzelt ouch eerung der bilden under die werck des
fleischs in der epistel zun Galatern am 5. cap. [Gal. 5. 20]. Wir
habend ouch desglychen Act. 15. cap. [Act. 15. 20], das wir uns von
der vermaßgung der bilden söllend abziehen. Ouch in der 1. epi.
Petri 4. [1. Petr. 4. 3], da uns der bott Jesu, Petrus, ouch ermant,
das wir uns enthaltend von den lasterlichen erungen der bilden.
Der heylig euangelist Ioannes ermant uns ouch in siner ersten epistel
am letsten cap. [1. Joh. 5. 21] also: Ir minen sün! Huetend üch vor
den bilden.
Semliche zügnus und andre möchte ich herfürtragen, das under
den Christen gar kein bild nit sol sin, damit ich mit sampt minem
bruoder meyster Ulrichen Zuinglin geursachet würd, des uß der
heiligen götlichen gschrifft ze erhalten und zuo verfechten. Wil also
hie hören, was ein ieder uß der götlichen gschrifft darwider mögy.
Nach sölicher red stuond doctor Sebastion Hofmeister von
Schaffhusen uff, also sprechende:
Doctor Sebastion Hofmeister:
Lieben frommen brueder in Christo Jesu! Diewyl meister Leo
Jud, min lieber bruoder, ein krefftigen, claren spruch uß der heyligen
götlichen gschrifft hat harfürzogen, daruß klar bewisen wirt, ob schon
gar kein andere gschrifften darumb werind, das die bild, bsunder in
den templen des christenlichen volcks, nit sin söllend - mach im

--692--

einer daheym heymlich ein gantzen wagen voll, wil er gern! -, nit
allein, das man sy nit eere noch anbette, sunder das man sy ouch
nit haben und malen sol, so würdt not sin, das der, der die bild
bschirmen wil, das er uß der götlichen gschrifft bewäry, das sy mögend
gedult werden, und nit sin guotduncken bring. Und darumb, ist yemans,
der hie wider well, der bringe die götlichen geschrifft und behalt
sine thant im selbs.
[Ludwig Hätzer]:
Damit nit yemans gedencken möcht, heimliche bild werend nachgelassen,
so not mich dasselbig zuo verantwurten, und saget:
Herr doctor! Es sind ouch die heymlichen bild verbotten. Deß
habend wir ein klar ort in der gschrifft Deuter 27. [5. Mos. 27. 14f.]:
Das hat Moyses gebotten uß dem gheyß gottes: Die Leviten söllend
verkünden und mit lutrer, häller stimm zuo allem volck Israels sagen:
Verfluocht ist der mensch, der ein ggossen bild macht, das ein grüwel
des herren gottes ist, und dasselb an ein ort setzt. Und das gantz volck
sol sagen: Amen.
Hie widerredt niemans, sagt er.
Do sprach
Conrat Grebel:
Dann so die bild nit under den Christen sin söllend, so söllend 's
ye ouch nit heimlich sin; dann das were dispensatio divini verbi.
Hie schweyg iederman still. Ermant man, wer darwider welte,
der sölte es thuon. Da was niemans.

--693--

Nach langem stuond meister Heinrich Lüty, predicant zuo
Wintherthur, uff und redt also:
Meister Heinrich Lüty:
Hochgelerten etc. herr burgermeister, gnädigen, lieben herren und
bruederen in Christo! Ich hette wol vermeint, es werdend deren gnuog
gesin, die sich von inen selbs one alle not ingleyt hetten, und understanden
umbzekeren mit götlicher gschrifft die zwo schlußreden und
christenlichen meinungen, die bilder und meß betreffend, nachdem
sy usserthalb treffenlich schmähend und schuldigend an den cantzlen,
und darnebent alle, die das heylig euangelium luter und klar nach der
einvaltigen meynung Christi harfür ze bringen sich flyssend. Sydtenmal
so sy aber hie, so es gilt, zuo mereren malen erforderet, schwygend,
und damit nit gar und gantz nüts gehandlet werd, und hiemit ouch
anderen die schlußreden uß der gschrifft zuo widerfechten ein ursach
und anzug ggeben werd, damit die götlich warheit dester clärer und
häller an tag kumme, wil ich sy, so ferr es müglich wär, mit der
gschrifft umbkeren.
Min lieber, getrüwer leermeister und bruoder in Christo, meister
Ulrich Zuingly, deßglychen meister Leo Jud, ouch min lieber bruoder
in Christo, habend sich erbotten, die schlußreden mit der götlichen
gschrifft zuo erhalten die bilder und die meß betreffend, namlich, das
die bilder nit sin söllend, und das die meß nit ein opffer sye.
Red ich also: Meister Leo! Alle ort und stett der gschrifft, die
ir harfürtragen habend zuo bewären, das die bilder nit sin söllend, so
wil mich beduncken, sy reichend allein uff die bilder der götzen der
abgötten, und nit uff die bildnussen Christi und der lieben heyligen.
Antwurt
Leo Jud:
Meister Heynrich! Ir redend wol vil, aber ir bewärend wenig.
Es ist daran nit gelegen, daß üch also dunckt. Bewären 's mit der
götlichen gschrifft; das ist etwas.
Antwurt
Lüty:
Das wil ich thuon.

--694--

Leo Jud:
Das wellend wir gern hören.
Meister Lüty:
Als der allmechtig, ewig got durch Mosen, den heyligen propheten,
das volck Israels ußgfuert hat gnädiklichen uß der gfengknus
Egypti und sy erlößt von der strengen dienstbarkeit Pharaonis,
murletend die kinder Israels und warend ungedultig, das Moyses
sich so lang by dem herren uff dem berg sumpt Exo. 32. [Ex. 32. 1],
sprachend zuo Aaron: Stand uff! Mach uns gött, die uns vorgangend!
Giegend, machtend inen ein guldin kalb, sagtend: Das sind die göt,
die uns uß Eyypten gfuert habend. Deß iren vil tusend umkomend.
Hieby wol ze mercken ist, das der allmechtig got derglychen bilder
der abgötten durch die propheten allenthalb verbotten hat und gantz
nit die bildnuß Christi und der lieben heyligen.
Uff sölich ströwy argument redt
meister Leo Jud:
Losend, meister Heynrich! Ich hör das wol; das ist aber ouch
nüt bewärt, das man darumb die bild söll han. Bewärend das uß
der götlichen gschrifft, das got bilder nitt verbotten sunder nachgelassen
hab.
Redt
Lüty:
So losent! Ich wils thuon. Wir habend im buch Numeri [4.
Mos. 21. 8f.], das der allmechtig, ewig got dem Moysi gebotten hat,
den eerinen schlangen uffzerichten, ab welchem gesund wurdend alle,
so von den fhürinen schlangen verletzet warend, so sy die uffgerichten
eerinen schlangen anschowtend. Item er hieß ouch zwen Cherubin uff
die arch machen [cf. 2. Mos. 25. 18]. Dannenhar wol ze mercken
ist, das er keinen grüwel ab den bilden hab.
Hieruff antwortet Leo Jud der gstalt:
Meister Leo Jud:
Das gebott gottes Exo. 20. [2. Mos. 20. 4] blybt in ewigkeit styff
ston und unverruckt, obschon got sunderen personen zuo zyten wider
das gebott befelch thuot.

--695--

Das er den schlangen hat heissen machen, gstand ich. Darus
volget aber nit, das es nachmals einem ieden gezymme wider das gebott
bilder und götzen machen, als die Sophisten sprechend: Propter
unum individuum non corrumpitur tota species. Item, so ein gsatzt
gemacht würt von einem fürsten, und er etlich wyder das gsatzt fryet,
ist darumb den anderen nit erloubet das gantz gesatzt zuo brechen.
Got hat gebotten nit ze töden [2. Mos. 20. 13] und heyßt doch Abraham
sinen sun töden [1. Mos. 22. 2], heyßt die kinder von Israel die
Heyden töden [2. Mos. 23. 31], die sy funden in dem land, das inen
versprochen was. Phinees hat die schmach gottes gerochen, in dem,
das er den unreinen by der Madianitiden erstach [4. Mos. 25. 7f.]
und hat sölich werck got wol gefallen und würt yn der heylgen
gschrifft hoch gebryset. Und uff den hütigen tag, wiewol nyeman
töden sol, ist doch das schwärt nit vergeben yn der hand des obren
und amptmans [cf. Röm. 13. 4], dem zuogelassen ist das verbösrend
oug ußzuostechen und die verbösrend hand und fuoß abzuohouwen. Got
hat verbotten zuo stälen [2. Mos. 20. 15] und hieß doch die kinder von
Israel den Egyptern ire silbere und guldine kleinot entragen [cf.
2. Mos. 3. 22]. Also spricht das gsatzt gottes: Das die eer gottes und
den nutz und liebe des nächsten betrifft, blybt ewig ston, wo aber got
darwider heyßt, da hat man 's ouch geton; dann er mit dem sinen
umbgon mag, wie im gefalt, on mengklichs intrag. Daruß volgt aber
nit, daß darum die Christen bilder haben söllen.
Und wiewol dise antwurt uff üweren gegenwurff gnuog wär, so wil
ich doch die sach bas erklären.
Das gott den eerinen schlangen hat heyssen uffrichten [cf. 4. Mos.
21. 8f.], ist ein figur und schatten des alten testaments, und bedütet
die erhöhung unsers erlösers Jesu Christi am crütz, als der herr
selbs anzücht und erklärt Jo. 3. [Joh. 3. 14]. Christus ist der schlang
gesin doch on gifft. Dann wiewol er in gstalt eines sünders zwüschen
zweyen mörderen uffgehenckt, ist er doch on sünd, als Petrus [1. Petr.
2. 22] spricht. Welcher disen schlangen mit rechtem glouben und vertruwen
ansicht, dem schadet nüt das gyfft des alten schlangens, sunder
er hat das ewig leben. So nun die warheit hie ist, so bedörffend wir
der figur nit mer; so das liecht uffgat, verschwinden alle schatten und

--696--

finsternus. Darum volgt nit uß dem, das uns Christen gezimme die
bildnus des crützes oder des gekrützgeten herren Jesu zuo haben; dann
alles unser anbetten sol geschehen in dem geyst und yn der warheit
[Joh. 4. 24]. Wo der geyst ist, da falt hyn alle bildnus; dann das
fleisch ist nüt nütz, der geyst aber macht lebendig [Joh. 6. 63]. Und
ob wir Christen schon den lyb Christi noch by uns hetten, zimpte
sich doch nit, das wir daruff buwend. Ouch die schuolerer sprechend,
man sölle die lutre menschheit Christi nit anbetten. Die lypliche
gegenwürtikeyt Christi was nit sunders fruchtbar; dann sust weren
die Juden ouch sälig gesin. Darumb sprach Christus [Joh. 16. 7]:
Es sye dann, daß ich von üch gang, so würt der geist, der tröster,
nit kummen. So ich aber von üch gang, so würd ich inn üch senden.
Daruß vermerckt würt, das die lyblichen und usserlichen bilder ein
hindernuß sind dem geist. Und obschon die bildnus des crütz Christi
by den Christen guoter meinung gmacht were worden, so were doch
ietz die zyt hie, daß man söliche bildnuß hinweg thäte, und das uß
der ursach, das man ougenschynlich sicht, das die Christen sölichen
bildnuß grosse eer erzeugen und erbüten als mit zyereyn, silber, gold,
edelgstein, mit opfren, mit anbetten, das ist: mit huot abziehen, neygen,
knüwbucken, das aber alles got verbotten hat. Dann da wir im latinischen
text haben: Non adorabis neque coles, hat der hebraisch
text ein wörtlin, heyßt: schahah [???], das ist: knübiegen, bucken etc.
Und darumb, meister Heynrich, so blyb ich noch uff miner bschlußred
und by dem text Exo. 20. [2. Mos. 20. 23], da got im end des
capitels spricht: Du solt mich nit weder silberin noch guldin machen.
Das vermag das hebraisch wörtlin ithi [???]. Deßhalb hat Ezechias,
der fromm künig, disen vorgemalten schlangen, als im die Juden anfiengen
reuchen und opfferen, zerschleytzet 4. Regum 18. [2. Reg.
18. 4].
Uff das ander von den Cherubin uff der arch sprich ich wie
vor: Got hat es gheissen, das man uff die arch machen sol [cf.
2. Mos. 25. 18]; das hat Moyses gethon. Finden ir über die zwey ort
wyter im alten oder nüwen testament, das got bild hab heyssen machen,
so gezimpt dann uns bilder zuo haben. Aber warlich ir finden 's nit,
sunder an vil orten das widerspil: die zerstörung und zerschleytzung

--697--

der bilden. Ouch ist die arch ein ceremonisch und kilchenprengisch
ding, das uns Christen nüt betrifft; dann die kilchengepreng und
gerichtshendel der Juden haben uffgehört, und blyben allein die gebott
bott gottes, die ansehen die eer gottes und liebe des nächsten, wie
obgemelt. Dise Cherubin sind kein bilder gesin, sunder ein gfrens
unnd gezierd am krantzwerck der arch. Darumb zimpt uns Christen,
das wir by dem wort gottes styff blyben, da er spricht: Mach dir
kein abcontrafeyung oder bildnuß deren dingen etc., ut supra. Da
werdend alle bild verbotten, ouch der heyligen, Christi und gottes.
Dann, ist Christus im himel und die heyligen, als wir gloubend, so
ist ouch ir bildnuß verbotten zuo machen.
Demnach redt
meister Heinrich Lüty
also:
Ja, ich weyß wol, der gotheit halb sol man inn nit abmalen. Es
ist aber nit verbotten, Christum, so ferr er ein mensch ist, abzebilden.
Ich weyß sust wol, das got nie niemant gesehen hat, epi. 1. Ioan. 4.
[1. Joh. 4. 12]: Gott hat nieman gsehen. Deßglychen in der bschrybung
sins euangeliums capi. 1. [Joh. 1. 18], item am 5. [Joh. 5. 37]: Got
hat nie yemant gesehen, und sin stimm hat niemant gehört. Das aber
alles allein uff die luter gotheit reicht.
Leo Jud
antwurtet, sagende:
Ir hörend, das die wort gottes klar und heyter sagend, das wir
weder deren dingen, so im himel, noch deren, so uff erdrich, noch
deren, so im wasser oder under dem erdboden sind, bildung oder
abcontrafeyung machen söllend [2. Mos. 20. 4]. Ist nun Christus im
himel - das ich wol gloub -, so hat er ye verbotten, das man inn
nit abbilden sölle. Ist das nit klar gnuog?
Mit disem muoßt er sich vernuegen lassen des gegenwurffs halb.
Darnach redt
meister Heynrich Lüty
wyter also:
Nun, ich mach ein stercker argument: Alles, das der bapst ordnet,
macht und insetzt, das ist recht und mag nit fälen.
Antwurt
Leo Jud
mit lachendem mund:
Nego assumptum.

--698--

Do sprach
Lüty:
Heb! Ich wil silogistice unnd formaliter procedieren:
Alles, das der bapst ordnet, insetzt und macht, ist recht und mag
nit fälen.
Der bapst Gregorius hat geheissen die bild machen als buecher
der leyen.
Ergo:
Bilder han ist nit unrecht. Silogismus in Darii, in tercio prime
et est bona et formalis consequentia.
Leo Jud
antwurt:
Nego maiorem.
Lüty:
Probo.
Sant Peter ist ein houpt der kilchen, ein statthalter Christi uff
erdrich, uff den die kilch gebuwen ist, dem got die schlüssel geben
hat zuo binden und zuo entbinden Mat. 16. Jo. 20. [Matth. 16. 18f., Joh.
20. 23]. Nun alles, das Petro als dem ersten bapst verlihen, ist ouch
allen sinen nachkummen verlihen und geben.
Uff semlichen gegenwurff wolt
meister Leo Jud
nit gar antwurten (damit sich die sach nit ze lang verzuch; dann hie
was nit statt zuo sagen, das Petrus nit der kilchen houpt wäre, item
ob er ein bapst gewesen wär oder nit), sunder gab im allein also mit
kurtzen worten ein antwurt:
Syge, das ich üch nachlasse, das die schlüssel Petro syend
geben, so sind 's darumb nit allen bäpsten geben. Sy sind im ouch
nit allein geben, sunder allen jungeren; es wäre dann, das sy ouch die
schaff Christi mit semlichem ernst weyditind und spyßtind mit dem
wort gottes wie Petrus; das thuond 's aber nit.
Lüty
antwurtet:

--699--

Ja, das were wol hüpsch. Petrus ist aber nun ein armer betler
und vischer gewesen; dise sind aber fürsten und gnädig herren.
[Meister Leo Jud].
Das hab ich, sagt Leo, nit gwüßt.
Heynrich Lüty
sprach, er were wolzefryden.
Sömliche inreden hat der Lüty nit ingfuert, das er der meynung
were, sunder das sy ouch erduret wurdind, so etlich vermeintend, es
were ouch etwas und ruoms wirdig, so man also schimpfflich hiewider
kampffty.
Hie fragt
doctor Sebastion Hofmeister,
ob iemant mer vorhanden were, so darwider reden welt oder sust
etwas früntlichs darzuo reden, der möchte dasselbig ietz anzeygen.
Nach diser erforderung stuond
meister Conrat Schmid,
commenthür zuo Küßnacht am Zürichsee,
uff, also redende:
Meister Conradt Schmid:
Dem heyligen, götlichen euangelio, das mechtig gnuog ist alle, so
gloubend, sälig ze machen, sol sich yederman ergeben und sin leer
mit fröyden annemmen, ouch sich von siner hoffnung niemerme lassen
tryben, ob glych ein engel von himel herab keme und ein anders
fürgebe oder lerte, so doch das euangelion nüt anders ist denn ein
gwüsse verheissung von got alles trosts, aller hilff und der rechten,

--700--

waren säligkeit, welicher verheißnen trosts, hilff unnd heils Christus
ein gwüß pffand ist. Darumb zuo warem, vestem, ewigen bstand des
euangeliums hat uns got verheyssen und ouch geleystet unseren herren
Jhesum Christum, sinen eingebornen sun, zuo einem ewigen priester,
uns ze versehen ein volkummen opffer für all unsere sünd, zuo einer
überflüssigen erlösung vom ewigen tod und zuo einem waren mitler
zwüschen sinem vatter und uns, das er uff sich neme sines vatters
zorn und unsere sünd zesamen, welches in im versuent und hynweg
gethon wurde, und also fryd gemacht. Welcher sich nun durch glouben
und zuoversicht vereinbart mit Christo Jesu, der bezücht und
erlangt sölich verheyssen gaben unnd schenckinen von gott. Unnd
alle die, so gemeinlich habend einen glouben, ein hoffnung, ein liebe,
ein touff, einen got, in den sy all ir gantz - nit das halb! - hertz,
ir gantze seel, ir gantz gmuet, all ire krefft richtend, und uff den einigen
mittler Jesum Christum, die sind die gmeind gottes, die christenlich
berueffung, das man nempt die christenlich kilch, das ist: gemeinschafft
der heyligen. Dise rein dochter, die christenlich kilch,
bedarff nit anderst zuo erlangen gnad und abläß, frommkeit und
grechtigkeit, erlösung vom tod und vergebung der sünd dann deren
dry stucken: Gloub, das ist: vertruwen in got, hoffnung und liebe.
Des hand wir ein schöne figur im alten gsatzt [1. Mos. 38. 6-26]: Die
jungkfrow Thamar, do sy vernamm, das der sun gottes solt menschheit
an sich nemmen von dem gschlecht Juda, des patriarchen, hat sy
für und für ein begird ghebt, ein frucht in demselbigen gschlecht zuo
überkummen. Hierumb spricht nunn der text, das der patriarch Judas
iren vermehlet sinen erstgebornen sun, Heer [cf. 1. Mos. 38. 6], der
ein schalck was vor den götlichen ougen und deßhalb von got getödt.
Demnach vermählet iren Judas den andren sun, Onam [cf. 1. Mos.
38. 8ff.], den got ouch umbbracht von siner unghörten boßheit wegen.
Do gab Judas dem wyb ein andren trost: sy sölte in ires vatters huß
imm witwenstadt leben und sich erhalten so lang, biß sin jüngster
sun Sela erwuechsy; dann so wölte er iren denselbigen vermächlen
und zuo irem eygnen man geben. Do nun derselbig erwachsen was,
und Judas iren denselbigen nit geben wolt, erdacht sy ein anderen
sinn. Nachdem und aber der landsherr Judas ouch ein witling

--701--

ward und über feld wandlen wolt, sine schaff zuo besichtigen, fürlüff
inn das wyb Thamar, zoch ire witwenkleyd uß unnd bekleydt sich
mit einem schönen, wyssen sommerhemmat, satzt sich uff die wegscheyden.
Do sy nun der landsherr Judas ersach, gedacht er: Sich,
hie sitzt ein gemeins fröwlin; bekannt sy nit und buolt und warb
umb sy. Welchem sy ouch verwilget, ja, so er ir ein gab verhiesse,
deß er sich begab, ein gitzly dahyn ze schicken; aber doch begert
sy zuovor ein pfand, bis iren die gab wurde, namlich sines rings ab
dem finger, deß halßbands ab sinem hals und des scepters uß siner
hand, welches er alles leystet. Nach dem werck ward sy schwanger,
gieng widerumb heym und legt ire witwenkleider an. Nach langem
kam ein klag für den landtsherren Judam, wie sines suns wyb schwanger
wäre. Do gab er ein urteyl wie ein landsherr und gebot, man
sölte sy herfürziehen und verbrennen. Do sy nun zuo der straff tratt,
schickt sy dem fürsten den ring, das halßband und den scepter, ließ
im also sagen: Welchs diser ring, das halßband und der scepter ist,
by demselbigen man byn ich schwanger. Do sagt der obrest landsherr
Judas: Sy ist grechter dann ich. Minen jüngsten sun hab ich
iren verheyssen unnd nit gegeben. Also ward das wyb durch das pfand
erlößt von dem tod des fhüres. Daby wirdt uns zuo verston ggeben:
durch den scepter der gloub, durch das halßband die hoffnung unnd
durch den ring die liebe. Welcher Christ in sünden lebt und z#;o
dem hellischen fhür von got, dem obresten herren, verdampt ist, mag
er im das pfand, so er uns gegeben hat, namlich sinen sun Christum
Jhesum, erzeugen durch den glouben, durch die hoffnung unnd durch
den ring der lieby; dann so ist er schon erlößt von dem ewigen tod
und von dem hellischen fhür; bedarff nit wyter. Obschon kein engel
nie wäre gschaffen, kein heylig nie geboren, dennocht so ist gloub,
hoffnung unnd liebe an Christum Jesum gnügsam zuo erlangen vergebung
der sünd und erlösung vom ewigen tod, wie dann dem herren
Jesu alle propheten, als Petrus sagt [Act. 10. 43], zeugniß gebend,
daß durch sinen namen alle, die an inn gloubend, vergebung der sünd
empfahind. Deßgelychen der engel vorhyn sprach, ee und Christus
geborn ward, Mat. 1. ca. [Matth. 1. 21] zuo dem Josephen: Maria
wirt gebären einen sun, und du wirst sinen namen heissen Jesum;

--702--

dann er wirt das volck sälig machen von iren sünden. Darumb alle
engel und heyligen hie hindan gesetzt, spricht sin rechter züg Ioannes
der teuffer [Joh. 1. 16]: Wir habind all genommen von siner völly
gnad umb gnad, das ist: gunst umb gunst, holdschafft umb holdschafft.
Dann got, der vatter, ist allen waren Christen, die hoffnung, glouben
unnd lieby an Christum warlich legend, als günstig unnd hold, als
günstig und hold er sinem eygnen sun ist, Christo Jesu. Er wirt
ein sölichen Christen als wenig lassen verderben als sinen sun; er
wirt inn glych als wenig im ewigen tod lassen blyben als sinen sun;
er wirt inn als wenig imm hellischen fhür verbrennen lassen als inn;
er wirdt vor im als wenig den himel verschliessen als vor sinem eygnem
sun. Summa summarum: Er wirt im so wenig abschlagen oder versagen
das ewig leben als sinem sun Christo Jesu. Des nemmend
zügnus über alle zügnus, so die ewig warheit Christus Jesus im selbs
gipt, sprechende [Joh. 3. 14f.]: Wie Moyses in der wueste hatt ein
schlangen erhöcht, also muoß der sun des menschen erhöcht werden,
uff das alle, die an inn gloubend, nit verloren werdind, sunder das
ewig leben habind. Wyter spricht er [Joh. 3. 16]: So lieb hat got die
welt gehept, das er sinen einigen sun hyngab, uff daß alle, die an inn
gloubind, nit verloren werdind, sunder habind das ewig leben. Sehent
ir hie das pfand Christum Jesum, uns gegeben von dem rechten
herren got, dem vatter. Ir sehend ouch: Weliche got dem herren,
dem obresten got, das pfand durch den glouben und vertruwung mögend
anzeygen, die sind schon erlößt; sy werdend niemer meer verloren;
sy habend das ewig leben. Darumb ist kein andrer weg nit zuo
dem ewigen leben denn Christus [Joh. 14. 6]. Es ist kein andrer
mitler zwüschent uns und got denn Christus. Es ist kein andrer
fürsprecher oder fürmünder dann Christus Jesus [1. Tim. 2. 5]. Es
ist kein ander opffer für die sünd denn er [Hebr. 9. 26]. Es ist kein
anderer trost noch hilff dann er. Ursach: Got hat inn gsesetzt ein
herren über alle werck siner henden, alle ding gworffen under sine
fueß [Ps. 8. 7]. Das er sagt Jo. 13. [Joh. 13. 13]: Ir heissend mich
einen herren und meister und sagend recht; dann ich bin es. On
zwyfel ist er herr und meister über alle frommen Christen, ja und
über alles, des sy bedörffend: über ablaß und gnad, über hilff und
trost, fürbitt und versuenen, grechtikeit und frommkeit, gsuntheit und

--703--

kranckheit, über die hell und himel, tod und leben, über glück und
heyl im himel und uff erden; unnd das ist sin rechte herschafft, die
er niemants geben mag. Ob er sy glych einem andren geben wölt,
so mag sy sust nieman annemmen; dann sin eer gehört keinem andren.
Welche dise ding by andren suochen oder heuschend, dieselbigen
wellend inn siner herschafft berouben, inn ußs sinem rych ußtryben
und das einem andren geben. Wie dann ietzmal der grösser teyl der
Christen zuo thuon pfligt, die söliche ding by den heyligen, ja by iren
höltzinen bilden suochend, die allein by dem einigen Christo gsuocht
söllend werden durch vertruwen und hoffnung. Dadurch sy dem
Christo gwalt und unrecht thuond, ja vil unrechter, denn so man ein
zytlichen herren uß siner herschafft vertribe. Dann hie in disem irrsal
ist die aller grössest und ergest abgöttery, darus unzal der abgötten
entspringend. Dann, so die mentschen in irem hertzen Christum
Jesum anderst bildend unnd im ein andere gestalt machend
dann uns denselbigen das götlich wort fürmalet, ist es ein grosse abgötery,
daß man uß gott einen abgot machet. Als derglychen Paulus
den Galaten fürhalt [Gal. 3. 1]: Wer hat üch verzouberet, daß ir der
warheit nit gloubend, so doch Christus üch für üwere ougen fürgemalt
oder fürgschriben ist? Nun das götlich wort malet und schript
uns den vor als ein einigen mitler und erlöser, als ein einig opfer für
die sünd, als einen tröster und helffer, als den rechten gsund- und
seligmacher, zuo dem uns das göttlich wort heisset louffen, alle beschwärten
unnd arbeitenden, er welle sy ergetzen und inen zuo ruowen
helffen [cf. Matth. 11. 28]. Alle sünder söllend zuo im louffen umb
gnad, alle blinden umb gsicht, alle verlaßnen umb hilff, alle betruepten
umb trost, alle verdampten umb erlösung, alle narren umb wyßheit.
So denn nun im die Christen ein andre gstalt machend und ein
andre falsche, erlogne, ketzerische farb anstrychend, er sye nit gnuogsam
zuo sölichen dingen, darumb sy dann zuo den heyligen louffend,
vermeinend, by denen etwas zuo finden, daß er, Christus, eintweders
nit vermög oder nit wöll, und machend also uß dem allmechtigen,
guotwilligen Christo ein ungnuogsam, onmechtig und eyn unwillig bild,
und machend also uß dem waren got eynen waren abgot: ist das nit
ein grosse, schädliche kätzery und abgötery, ein schädlich bild im
hertzen, so verston ich die gschrifft nit. Nun sehend zuo, wie vil abgötischer
bild man nebend das bild Christi setzet, so ietlicher zuo

--704--

einem sunderen heyligen loufft und ouch umb ein yede not und anligen
ein bsunderen heyligen anruefft und inn etwar mit eret, welches
allein got zuogehört; dannenhar uß den heyligen, ouch uß Christo,
faltsche, abgöttische bild gemacht werdend im hertzen, dardurch got
enteeret und die heiligen erzürnt werdend. Dann got wil sin eer niemand
anderst geben und sin lob nit den bildern [Jes. 42. 8]. Ouch
wöllend das die heiligen nit annemmen, als in den gschichten der
botten bewärt wirt. Do ein lamer mensch grad und gsund ward von
Petro und Johansen, sprach Petrus zuo dem volck [cf. Act. 3. 12-16]:
Was verwundren ir üch darab oder was sehend ir uns an, als ob uß
unser krafft und verdienst geschehen sye, das diser wandlet? Christus,
den ir an das crütz gehenckt habend, und den got vom tod erweckt
hat, des zügen wir sind, der hat durch den glouben in sinem
namen an disem, so ir gsehend und erkennend, bevestiget sinen namen;
und der gloub an inn hat disen gsund gemacht vor üweren ougen.
Diewyl dann die heiligen, so sy in disem zyt warend und uff erd glebt
- da sich nieman erweren mag begird uppiger eere und lobs -, nit
haben wellen, das man inen lob oder eer zuoleyte, sunder man sölte
das allein Christo zuolegen, wie vil minder wöllend sy das, so sy im
himel sind und allen bösen begirden enttrunnen, des lobs und ruemes!
Deßhalb Christus ansehen, ob er nit alle ding vermög, ist ein abgötisch
bild im hertzen; und die heyligen ansehen, als ob sy vermögen,
das Christus nit vermöge, ist die ander abgöttery imm hertzen.
So man aber hie von der abthueung der bilden handlen wil, ist min
radt, daß besser sye, die erst und gröste abgöttery und schädlichen
bild im hertzen, so man Christum und die heyligen anderst im hertzen
macht und bildet, dann sy darinn sollend sin nach ußtruck götlichs
worts, werde zuovor abgethon uß dem hertzen, ee und man die ussere
bild abthueyge, an denen die menschen noch hangend, und sy nit wellen
lassen abthuon, diewyl und sy nit andre bericht darvon habend. Man
sol ie dem schwachen sinen stab, daran er sich hept, nit uß der hand
ryssen, man gebe im dann ein anderen, oder man fellet inn gar ze
boden. So aber ein schwacher sich hept an ein ror, das mit im
wancket, so laß man im das in der hand, und zeyg man im einen
starcken stab daby, so laßt er denn selbs guotwilligklich das ror fallen
und gryfft die ußwendigen bild ston, daran sy sich noch hebent,

--705--

unnd berichte man sy vor, es sye kein leben, heyligkeit oder gnad
darinn, und sygind schwecher dann ein ror, uns ze helffen, und richte
man inen daby ein starcken stab uff, Christum Jesum, den einigen
tröster und helffer aller betruepten, so werdent sy befinden, das sy
der bild, ouch der heiligen, nit bedörffend, guotwilliklich lassen faren,
und Christum frölich ergryffen. Und wo Christus also in des
menschen hertz durch ware erkantnus wäre, da wurdind dann alle bild
on ergernus hynfallen. Dann es ist ie nit guot, das man die gwüßnen
versere, die Christus mit sinem sterben gesund gmacht hat.
Also ist mit dem fleischfressen ouch geschehen, das vil in den
anderen orten darab sich ergeretend. Ward mir ein fart ein antwurt:
die Eydgnossen syend nit unser got. Es ist war, sag ich, sy
sind aber ouch Christenlüt, und Christus ist für sy eben gestorben
wie für uns; darumb sol man iren verschonen. Da wöllend sy der
ergernus ein zyl stellen, da Paulus kein zyl setzet, und wöllend die
gschrifft wyteren oder engeren, wie inen gfelt. Paulus spricht nit:
So sich iemant darab ergerete, so wölt ich 4. oder 5. oder 20. jar
nit fleisch essen. Er spricht [1. Cor. 8. 13]: Ich wöllte ee in ewigkeit
nitt fleysch essen. Darumb sol man der schwachen warten, und sol
man inen die usserlichen bild lassen, bis man sy gnuogsam underwysen,
das die bilder nit sin söllent; wiewol ich weyß, das in notwendigen
dingen, so den glouben betreffend, kein ergernus ze schühen ist.
Wenn die inwendigen, abgötischen bild uß dem hertzen werdend gethon,
als Christum und die heiligen falsch ansehen und ynbilden,
so wurde mit den ußwendigen bilden wol gehandlet, das im recht wäre.
Und disen radt find ich der geschrifft [5. Mos. 30. 6]: Der herr wirdt
din hertz beschnyden, uff das du inn mit gantzen hertzen und aller
seel lieb habest, das ist: Got würdt von dinem hertzen alle creaturen
und frömbde gött abschnyden, uff das du inn allein mit vollem hertzen
liebist. Deßhalb spricht got [2. Mos. 20. 4, 5. Mos. 5. 8]: Du solt dir
kein bildung machen der dingen, die im himel, die uff erden, die im
wasser sind. Darumb ich wölte, das man die innerlichen bild zuovor
hynweg und hindan täty durch starcke verkündung götlichs wortes.
Dann Christus sagt [Matth. 15. 11], das usserliche werck und handlung

--706--

nit beflecken, sunder das, das uß des menschen hertzen gadt. Deßhalb
von nöten usserliche bild mer schaden dann innerliche bild
im hertzen. Welcher das war bild Christi in sinem hertzen hat, das
ist: welcher lebt, wie Christus gelebt hat, der ein sölich gmuet in im
hat, das Christo ouch wol zimpte ze haben, gegen got und dem
nebendmenschen, das er gott alle eer und alle ding zuolegt wie Christus,
und den ebenmenschen alles guots bewyset wie Christus, das ist
sin recht bild. Ja, sag ich, welcher das also hat in sinem hertzen,
ob er dann glych an ein tüfelsch, abgötisch bild gebunden were, schadt
es im wenig, sunder er ist ein guoter, frommer Christ. Dann als wir
lesend im buoch Danielis [Dan. 3. 12ff.], daß Isdrach, Misac und
Abdenago genötiget wurdend ein bild anzebetten, sy liessend das
bild ein bild sin, und hattend got im hertzen; den bettetend sy an
und sagten im lob; darumb liessend sy sich in ein fhürinen ofen
stossen. Daniel ward angezogen, er sölty den kunig anbetten. Er
aber ließ inn ein küng sin und hatt got im hertzen; den bettet er
ouch an; darumb ließ er sich in ein löwengruob werffen [Dan. 6. 12ff.].
Paulus ouch ließ by den Athenienseren bild bild sin, und ließ sy
blyben; leret aber, es wär kein gotheit oder gnad in den gschnitzten
bilden [Act. 17. 16ff.]. Ouch Demetrius, der goldschmid, der nun vil
gelts mit bildmachen gwan, der klagt nüt ab Paulo, dann das er gesagt
hette, es wärind nit göt, die man mit henden machete [Act. 19.
24ff.]. Ob aber einer das recht gschaffen bild Christi in sinem hertzen
nit hat, so er dann glych alle ussere bild, die uff dem erdboden sind,
umbschleypffte, so ist er dennocht ein tüfelscher mensch und ein
Endchrist. Hierumb not ist, das man die Christen zuovor wol
bericht, das sy, wie inen got bevolhen hat, beschnitne hertzen habind
[cf. 5. Mos. 30. 6], das sy mit gantzem hertzen, mit voller seel, und
mit allen krefften got lieb habind, eerind und anbettind, und also das
recht, ware bild in dem hertzen habind und die ungerechten bild
Christi und der heyligen daruß werffen. Denn mich sicht die gschrifft
an, als ob uns das bildwerck in den geist gezogen sye wie andere
ding. Dann eben an dem ort Exo. 20. cap. [2. Mos. 20. 4], da bild
haben und machen verbotten ist, da ist ouch gebotten ein altar ze
machen, daruff ochsen und schaff ze opfren. Sind wir nun schuldig

--707--

alle gebott des alten gesatztes ze halten wie die Juden, so muessend
wir ouch ein söllichen altar zuorüsten, und sind ouch Juden.
Hie ist mir nit ze wüssen, ob er sin red vollendet hat oder
nit; dann
doctor Sebastion Hofmeister
fyel im darin und redt dise meynung:
Herr commenthür! Miner herren mandat lutet allein hieruff, daß,
ob iemant hie wider wölt mit der gschrifft fechten, der möge das thuon.
Das ir aber hie wellend ein radt geben, sag ich also: Nachdem und
mine herren erkennent, wie die götzen wider die gebott gottes sind,
und das sy mit der götlichen gschrifft hynweg mögend ghept werden,
dann so werdend sy radtschlagen, mit was fuogen das zum aller frydlichsten
geschehen mög. Und hierumb so zimpt uns hie nit zuo radten,
sunder, so wir möchtind, darwider mit der gschrifft fechten. Setzend
sömliches minen herren heym, das sy dann die gschrifft erstattind.
Das ist summa siner red.
Demnach redt
der commentür:
Das macht mir ein scrupel, daß uns die gebot als streng söllind
binden als die Juden und Heyden.
Uff sölchs stuond meister Ulrich Zuingly uff, also sprechende:
Zuingly:
Wie min lieber bruoder Leo Jud hie vor angezogen hat, das
man die bild nit sölle machen, man sölle sy nit anbetten, man sölle
sy ouch nit eeren, das sag ich ouch; denn die wort sind klarer dann
der tag. Das aber min herr und bruoder, der commenthür, hie inzücht,
man sölle zuovor die welt wol underrichten mit dem wort gottes
und dasselbig styff predgen, das gfalt mir vast wol unnd bin gantz mit
im der meynung, das es zum aller trüwlichsten gschehe. Ich hoff ouch
sölichs; min bruoder Leo und ich habend das zuo dem aller trüwlichsten
gethon und daran nüt gespart. Ja, ich zuo mim teyl hab also hie
zuo Zürich, so ich zuo dem ersten harkummen bin, von stund an an
die hend genommen das heylig euangelion Matthei ze predigen on

--708--

allen zuosatz des menschlichen thants. Ich hab semlichs ouch offenlich
vor probst und capitel anzogen, das ich dis fürnäme. Hierumb ich
mich mines yngangs wol beruemen mag wie Paulus, das er ouch wol
bekant gewesen ist. Demnach hab ich die gschicht der heyligen botten
gepredget, die epistel Pauli zuon Galatern, die zwo zum Timotheo,
bed epistlen Petri, die zuo den Hebreern und ietz den Lucam.
Also vermein ich, es habe by uns nit mangel, dann das iederman von
gottes gnaden der sachen wol bericht sygind, das fürhyn der ergernus
halb kein ansehen nit ghalten sölle werden.
Hie redt im
der commenthür
darin, sagende:
Meister Ulrich! Ich sag das nit, das ich üch schelty.
Antwurt
Zuingly:
Ich sag 's ouch nit darumb, das ir mich gescholten habind, sunder
darumb, das ir vermeinen wöllend, es sygend stäb oder stecken der
blöden. Des walt got! Hettend die unnützen pfaffen unnd bischoff
das wort gottes, so inen entpfolhen, ernstlich gepredget, als sy unnützen
dingen nachgelouffen sind, so were es nie darzuo kummen, das
der arm ley, der der gschrifft onwüssend ist, den Christum ab der
wand unnd ab den brieffen hette muessen lernen. Hierumb so sind
die bild nit ze dulden; denn alles, das got verbotten hat, das ist nit
ein mittelding. Die gebott gottes sehend nit uff semliche kleyne ding,
als dann fleischessen ist. Nein; dann die adler, wie die Griechen
ein gemein sprüchwort habend, fliegend nit nach denen mucken. Es
wirdt allenthalben durch die propheten und im nüwen testament anzeygt,

--709--

das die bilder under den Christen gar nit sin söllind; dann
got hat wol gwüßt, was darus entspringen wurd und möcht. Er hat
sölche abgöttery vorgsehen; er hette sust diß nit so mit treffenlichen
worten in beden testamenten verbotten.
Darzuo das nieman möge sagen, wo idola verbotten sygend, das
daselbst ouch nun die abgött verbotten sygend! Nein; dann das
griechisch wort idolon, das den Latinen simulachrum, den Tütschen
ein bild heißt, das heißt den Griechen alle glychnüs unnd abcontrafeyung,
als Hesichius schrybt: idolon, homion. Das ich mit denen,
so der sprach verstendig sind, bezügen wil, deren von gotes gnaden
vil hie in der stuben sind. Item das hebraisch wörtly schaha [???],
das wir "adorare" heissend, heißt nit "anbetten", sunder "eere enbieten".
Das thuond wir aber; dann wir louffend hyn und har zuo den
bilden etc.
Das redt er mit vil kluogen worten und bewernussen.
Item, das Sidrach, Misac, Abdenago die abgöt oder die bild
habend lassen blyben, das ist war [cf. Dan. 3. 8-23]. Wer hat sy
aber darzuo genötiget? Zwar ir künig, der nit ein Christ gewesen ist,
sust hettind sy das nit duldet. Also, so wir hie under den Heyden
wärind, so mueßtend wir sy ouch lyden. Ich hoff aber, wir sygind
under den Christen. So ein ungleubiger fürst ein bild ufrichte, so
mueßte ich im dasselbig lassen blyben; aber kein Christ sol das thuon.
Deßglychen ouch vom Daniele: der künig was ouch nit ein gleubiger.
Das aber Paulus by den Atheniensern die götzen hat lassen blyben
[cf. Act. 17. 16-34], das ist recht; sy warend doch noch nit Christen.
Werend sy Christen gewesen, so hette er sy nit gedult. Warumb
wolt ich dem Türggen sine bild umbwerffen?
Der ergernus halb sag ich also:
Es sind zweyerley ergernus. Etlich verergrend sich nit, das sy
kranck und schwach im glouben sygend, sunder das sy gar gotlos sind.
Das ist nit infirmitas, ja, es ist ein rechte, ware malignitas; dann sy
gloubend gar nit. - Etliche sind darnach recht schwachgleubig.
Deren ist wol zuo verschonen.
Das aber der verergrung ein zyt sye, das ist wol zuo mercken;

--710--

dann Paulus hat Timotheum beschnitten [cf. Act. 16. 3], aber Titum
wolt er nit lassen beschnyden [cf. Gal. 2. 3]. Warumb? Es was zyt,
das verergerung uffhorty und ein end näme. Sölte man mit den götzen
warten, bis das sich gar niemant mer - wie üwer meinung ist -
darab verergrete, so gschähe dem gebott gottes in ewigkeit nit gnuog,
damit er die götzen heißt hyn und abweg thuon. Dergelychen, sölte
man die usseren götzen nit abweg thuon, bis das die inneren götzen
der anfechtungen abgthon wärind, so keme es niemar darzuo, das man
die bild abthäte; denn wir werdend von den süntlichen anfechtungen
nimmer ledig oder fry. Sölte man sich ouch noch lassen beschnyden
von der verergernus wegen, darumb, daß sich die Marranen in
Hispanien ouch noch bschnyden und touffend, das aber gstracks
wider got ist? Also hie ouch, so man aller welt mueßte warten so
lang, bis sich niemant mer verergerete, so gschähe niemar nüts
christenlichs.
Das aber die bild uns in den geist sygend gezogen, das ist nit,
darumb, das die ceremonien in 'n geist abgezogen sind, das opffer und
die altar. Wir wissen wol, was die eer gottes betrifft, daß uns dasselbig
nit in den geist gezogen ist. Got heißt die bilder und götzen
abthuon. So verbüt er allenthalb das opffer. Esaie 1., Heremie. 6.,
Ezechiel 6., Amos 5. [Jes. 1. 11-15, Jer. 6. 20, Ez. 6. 4-10, Amos
5. 21-27].
Darumb so sind die bild nit zuo dulden under den Christen; dann
sy sind ein rechter, warer grüwel vor den ougen gottes, bsunder die
guldinen und silberinen götzen. Das ist ein rechter, warer diebstal;
dann das guot gehört den armen. Dahyn ist 's ggeben; hierumb sol
es wieder dahyn gewendt werden; das wölt ich mit vil geschrifften
bewären.
Diß ist nun die summ diser worten, so er hie uff redt.
Uff semlichs redt
der commentür,
er were wol zuofryden und gfiel im wol.
Nach dem ward ouch das ort, so in der epistel zuo den Galatern

--711--

am dritten capitel geschriben stat [Gal. 3. 1], erklärt: O ir torechten
Galater! Wer hat üch verzoubret, das ir der warheit nit gloubend,
vor welchen ougen Christus vorgemalt ist? Das laß der Zuingly
uß dem griechischen testament, damit allen gnuog beschähe.
Und sagt
Ceporinus,
das griechisch wörtlin graphein [???] hiesse nit nun "vormalen",
sunder ouch "fürschryben". Da wölte Paulus nit sagen, das inen
Christus uff ein tuoch vorgemalet were, sunder hette er disen Christum
mit dem wort vorgemalet und vorgschriben. Das Christus
ouch nit hat gheissen das euangelion schriben, und habend 's dennocht
die euangelisten gschriben; also möcht man sagen, der gstalt mag man
die bild ouch machen on sundere gheiß gotes.
Redt
Zuingly:
Nein! Got hat uns in die gschrifft gewisen und die gheissen
ergründen [cf. Joh. 5. 39]. Darwider so heißt er die bild hin und
abtuon.
Hie fragt
doctor Sebastian Hofmeister
wyter, ob ieman me darwider wölte, der möcht dasselbig anzeigen.
Do stuond
meister Jacob Edlibach,
ein corherr uff und redt also:
Gnädigen, lieben herren etc.! Das ort Exo. 20. [2. Mos. 20. 4]
reicht nach miner meinung allein uff die abgöt und nit uff die heiligen;
denn s. Martin hat ein barmhertzig werk gethon. Möchte dann einer
nit im denselbigen vormalen, das er zuo ußgeben das almuosen gereytzet
wurde? Darumb, so man dann die bild schon hette, schuode es nüt,
diewyl man sy nun nit anbettet.
Das mit lengeren und mer worten.
Do sagt
meister Ulrich Zuingly:
Das ist nüts gmacht; es gilt nit meinen. Bringent die götlich
gschrifft harfür. Got hat es verbotten; es sol üch ouch niemand

--712--

reytzen dann der einig got und sin wort. Zuo dem, so man sy hat,
so werden 's geeret und für helffer geachtet. Das ist aber ex diametro,
das ist: in alle eck wider Christum und sin wort.
Do stuond
Sebastianus Hofmeister, doctor von Schaffhusen
uff und sprach also:
Doctor Sebastion:
Der herr vermeint, so ferr man die bild mache oder handthabe,
diewyl man sy nun nit anbette oder eer, so mögend sy wol geduldet
werden. Ist aber klar wider die erst angezeygten geschrifften Exo. 20.
[2. Mos. 20. 4] und anderen, da got zum ersten gebütet, man sölle sy
nit machen; wo sy aber gmacht werdind oder von einer obergkeit uffgericht
und handghalten, also, das es nit in unserm gewalt were die
hynweg ze thuon, so volgt harnach, daß wir sy nit söllind anbetten
oder eeren.
Nun ist die meynung des herren (verstand: meister Jacobs
Edlibach) ein gemeiner gegenwurff. Wann man es aber wol besicht,
so ist es nüts anders dann ein teckmantel unserer gotlose.
Denn man sicht offenlich, so ferr der gmein man underwisen wurd,
das er weder hoffnung noch trost oder radt nit by inen suochen solt,
dann so legend 's sy selbs darnider. Das man sy aber fürcht, ist ein
gwüß zeychen das verheissen, so man inen thuot in kranckheiten, in
truebsalen und in widerwertikeiten. Warumb heißt man sy gnadryche
bild? Warumb loufft man in sunderheit so vast gen Einsidlen, gen
Ach anderst, denn das man sagt: das ist ein gnadrych bild? Warumb
verheißt man inen das oder ihens anderst, dann das man hoffnung
zuo inen hat, als ob sy uns helffen mögend? Warumb bekrönet
man sy mit wachs? Warumb henckt man so vil wachs für ire bild?

--713--

Warumb legt man ein sölichen krom vor inen uß? Warlich uß keiner
andren ursach, denn das man inen die gesuntheit zuoschrybt, als ob sy
gsund gemacht habind. Item, so bald die mirackel uffhörend, so hört
ouch die eer der heyligen uff. In summa: Man lößt in den templen
vil gelts darab; das ist der präst mit einandren. Darumb söllend die
götzen hyn und abweg gethon werden, wie hie vor genuog anzeygt ist.
Diß redt er mit kluogen worten; das ist aber die summ.
Nach diser red sprach
der herr von Schlieren:
Wie sol ich aber den spruch verston: Laudate dominum in sanctis
eius, lobend got in sinen heyligen [cf. Ps. 150. 1]?
Gab im der
Zuingly
antwurt:
Das wäre langest erklärt. Es hiesse nit "sanctis", sunder "sancto".
Also hette es Hieronimus ouch verstanden; dann das hebraisch
wort bökodscho [???] hyesse: in sinem heyligen ort, da dann got
wonte, und nit bökadeschau.
Damit schweyg er still; dann er was der welt spott mit einem
sölichen närrischen gegenwurff.
Darnach stuond
herr Hans Widmer,
ein caplan,
uff, und vermeint, man sölte die heyligen eeren als glider Christi.
Man möcht ouch wol ire bild haben; dann: obiecta movent sensus.
So man nun ir redlichen thaten gesähe, so sölte man inen ouch
nachvolgen. Zuo dem wurdend sy uns ermanen. Darumb so mein
ich und dunckt mich ouch, sagt er, es möcht wol erlitten werden.

--714--

Gab im der
Zuingly
mit kurtzen worten antwurt:
Ja, es were wol etwas, so er die heyligen gschrifft darumb anzeygte
und nit sin meinung. Zuo dem wäre Christus unns allein zuo
einem vorbild geben zuo leben, und nit die heyligen; denn das houpt
muoß uns fueren unnd nit die glyder. Darzuo ist das wort gottes heyter
[2. Mos. 20. 4]: Du solt nit bilder machen noch haben.
Man möchte dennocht und sölte also sin, sagt Widmer, das man
die glider erete von des houptes wegen.
Antwurtet
Zuingly:
Ja, so ir sinen noturfftigen guotes thuond; dann so erend ir got;
die heyligen bedörffend aber des nit.
In dem stuond der
herr propst meister Felix Fry
uff und wolt sich entschuldigen, wie doctor Sebastion anzogen hett,
man loßte vil gelts ab den götzen. Dasselbig gschähe darumb nit
in allen templen; es were, ob got wil, nieman so torechtig, der sy
anbettete.
Sprach
doctor Sebastion Hofmeister:
Es hiesse: du solt sy nit eeren. So vil bedütet uns das hebraisch

--715--

wort schaha [???] unnd nit allein: nit anbeten. Darumb, herr propst,
so verzyhend mir, das ich üch darin geredt hab.
Do sagt
der propst:
Ja, sy habend den tüflen und nit got uffgeopfret. Das geschicht
aber by uns nit.
Antwurt im
meister Leo Jud:
Es were war; man hette den tüflen geopfret. Das thätind wir
ouch; dann eer der bilder wer ein werck des fleischs, wie Paulus zuo
den Galatern anzeigt [Gal. 5. 20].
Nach dem redt der
herr burgermeister Röyst:
Es hette sich nun lang verzogen und were zyt zuo essen (es was
ouch umb die 11. stund). Darumb so möchte iederman an sin herberg
gon, unnd so es eins schluoge, so söltind die rädt und burger by
dem ersten gebott wider kummen mit sampt den andren, so zuogegen
warend.
Do stuond iedermann uff und gieng hynweg, da er dann ze morgen
essen wolt.
So vil ward vor mittag gehandlet.
Nachdem man geessen hat, und iederman noch des burgermeisters
gebott flyssig wider uff das radthuß kummen was, huob an
der herr burgermeister
zuo reden dise meynung:
Gnädigen, lieben herren! Ir wissend, wie es hüt vor dem imbis
bliben ist. Damit aber dieser artickel dester klärer erlütret werde
(wiewol es genuog wäre), mag ein ieder, so noch iemant überig were,
darwider mit der götlichen gschrifft fechten.
Demnach stuond
doctor Sebastion Hofmeister von Schaffhusen
uff und sagt also:
Doctor Sebastion Hofmeister:
Ir frommen in Christo Jesu! Ir habend ghört, wie rychlich das
gotswort wider die götzen und die bild hüt vor essen anzeigt ist.
Damit sich aber nieman möge klagen, er sye nit zuo reden kummen,
so erman ich üch hie früntlichen und umb gottes willen, das ir harfür
wellind tretten, und da die gschrifft anzeygend, das götzen und bild
han nit verbotten sunder nachgelassen sye. Dann üwer etlich

--716--

schmähend und lestrend das heylig, clar gotswort unnd die, die dasselbig
verkündend. Möchte ich wol lyden, ir stuendend ietz harfür und
zeigtind 's an; dann ich weiß das, daß üwer vil, so man von einandren
kumpt, sich klagen werdend, inen sye nit gnuog beschehen; und redt
einer das, der ander ihens. Es mag ein ieder hie wider on alle engeltnus
reden, ja mit der götlichen geschrifft; dann des menschentants
und eines ieden guotduncken wellend mine herren nit.
Das ist summa siner red.
Hie was nieman, der uff das früntlich und christenlich erfordren
doctor Sebastions ützid reden wölte, ja nit ein wort, wiewol
sy sust nebenthalb hefftig den milten Christum und sines worts
verkünder lestrend und schmützend.
Und als yederman schweyg, stuond
doctor Baltassar Fridberger, pfarrer zuo Waltzhuot
uff und sprach also:
Doctor Baltassar Fridberger:
Der allmechtig, ewig got hat uns bevolhen durch Mosen: So du
entgegen louffest dem ochsen dines fyends oder eim esel, der da irret,
fuer inn widerumb zuo im, das ist: zuo sinem herren; und so du sichst
den esel des, der dich hasset, ligend under einer burdy, solt du nit
fürgon, sunder, die uffheben mit im [2. Mos. 23. 4f.]. Ouch hat
Christus derglychen gemeldet [Luc. 14. 5]: Welchs üwern esel oder
ochs in ein gruoben fallen wirt, der inn nit von stuond an herus zühe,
ouch an dem tag des sabats? Vil mer ist zuo behertzigen, so ein
mensch irret in den stucken, so siner seel säligkeit betreffend, oder so
er in ein gruoben des irsals oder der mißbrüch yngfallen, uff das im
gholffen werde.
Nun ist unleugenbar sunder offenlich und klärer dann die sonn,
das in ettlich hundert jaren vil irrsal unnd mißbrüch durch den tüfel,
der da nit fyret, sich in die christenlichen ordnungen yngflochten
und zuogetragen. Als dann ouch beschehen in disen zweyen articklen,
namlich by den bildnussen der heyligen und in den mißbrüchen der
messe. Deßhalb von den achtbaren, fürnämen, eersamen und wysen

--717--

herren burgermeister, klein und groß radt, den man nempt die zweyhundert
diser loblichen und alten statt Zürich, minen günstigen
herren, wol unnd christenlich angsehen und ermessen, ouch ein
früntlich, bruederlich gespräch ze halten fürgenommen, damit sölicher
zanck und zwytracht, so sich erheben, daß einer by dem alten, der
ander by dem nüwen blyben wölle, on alle unruow und empörung getämpfft
werde. Welches alles nit fuoglicher noch gebürlicher gschehen
möcht denn durch fürtragen des klaren worts gottes, in beden testamenten
beschriben. Denn ye in allenn spänigen sachen und zwyträchten
allein die gschrifft, von got selbs canoniziert und geheiliget,
ein richterin sin sol und muoß, sust niemans; ee muoß himel und erden
ze stucken fallen [cf. Matth. 24. 35]. Wann der barmhertzig got uns
selbs die richterin in den stuol des urteyls gsetzt, als wir lesen Ezechielis
am 44. capitel [Ez. 44. 24]: So da wirt ein zwytracht, werden
ston die menschen in minen gerichten, und werden urteylen. Nun
mögend die gericht gottes allein uß götlichem wort erkent werden,
wie uns die gschrifft warlich bezügt; das wort gottes urteilt Ioan 12,
Deut. 17, Exo. 18 und 28. [Joh. 12. 47-49, 5. Mos. 17. 8, 2. Mos. 18.]
13-27, 28. 30]. Derhalb Christus uns die gschrifft gewisen: Ergründent
die gschryfft; die gebent zügnus von mir etc., unnd uns Mosen und
die propheten fürgeschlagen; die söllent wir hören; dann er wil nit
zügnus von den mentschen haben Jo. 5. [Joh. 5. 39. 46]. Den bruch hat
Christus selbs, ouch Paulus und die anderen apostel ghalten: So sy
wider den tüfel oder andere böse mentschen geredt, hand sy gmeinlich
inen die gschrifft als ein richterin alle widerspennigen rede
under die nasen gstossen und darmit überwunden; dann allein die
heilig gschryfft das war liecht und lucern ist, durch welchs alle
mentschlichs argument, finsternuß und gegenwurff erkant werden.
Diß wysste der prophet David vast wol, als er redt zuo got: Ein
lucern miner fues din wort [Ps. 119. 105]. Es hat uns ouch Christus
selber gelert, das wir die lucern sines heylsamen worts in unser hand
nemind, darmit, so der brütgom kompt, wir mit im uff die hochzyt
yngangen [cf. Matth. 25. 1-13]. Also söllen ouch der irrsal und die
mißbrüch der bildung unnd messen allein durch die richtschnuor des
hällen, klaren wort gottes fürgetragen, erkent und nachmals recht

--718--

gemässiget werden, und was daruff gebuwet, würdt endtlich und bestendiglich
blyben; dann das wort gottes ist untödlich.
Hie was noch niemant, der darwider reden wölte.
Do stuond
doctor Sebastion Hofmeister
uff, dem es ouch empfolen ward, und ermant abermalen yederman,
das man mit der gschrifft darwider kampffty; dann es wärend etlich,
die wärind verargwonet; denen wurde man mit dem namen harfür
rueffen.
Do stuond
meister Jacob Edlibach
uff, redende:
Die wort Exodi 20. [Ex. 20. 4] truckend nit uß, das bilder han
in der kilchen verbotten sygend; dann sy reitzend zuo guotem, und das
wörtly "faciatis", das ist: "machen", reichte allein dahar, als inn
duncken wölte, das man sy der gstalt nit machen sölt, das man sy nit
anbette. Er meint ouch, man möcht 's wol in die säl malen etc.
Uff das ward im ein antwurt: es were hüt gnuog davon gesagt.
Wölte er darwider, so sölte er die gschrifft harfürbringen und nit sin
meinung.
Doch so wolt er für und für: sy reytztind uns zuo guotem, zuo andacht
etc.
Do sprach
doctor Frantz Zingk von Eynsidlen,
der ein verdruß ab sölchem tant hatt:
Wie wäre dem, so wir alle blind wärind? Wer wolt uns dann
reytzen? Ist das nit war, die blinden muessend ouch gereytzt werden?
Wer reytzet dieselbigen?
Derglychen zanck entstuendend da, doch on die gschrifft.
Sömlichs zuo verhueten stuond
doctor Baltassar Fridberger
uff und las das ort, so im Deut. am 27. gschriben stat, also lutend

--719--

[5. Mos. 27. 15]: Das hat Moyses gebotten uß dem gheiß gottes: Die
Leviten söllend verkünden und mit häller stimm zuo allem volck
Israels sagen: Verfluecht ist der mensch, der ein geschnitzt oder gegossen
bild macht, das ein grüwel des herren gottes ist, und dasselbig
bild heimlich an ein ort setzt. Und das gantz volck sol sagen: Amen!
Das ist war.
Diser locus oder ort richt disen span allen mit einandren. Hie
liessend sy sich all benuegen.
Do ruofft
doctor Sebastion Hofmeister,
ob yeman mer wäre, so darwider wölt, der möchte das wol anzeigen
on alle engeltnus.
Do redt
meister Hans Käß:
Wie sol ich das verston von der Fronecken angsicht zuo Rom;
hat sy got geben oder nit?
Antwurt im
meister Leo Jud:
Der Froneken weis ich kein gschrifft. Es ist mir nit zwyfel:
Hette Christus das angsicht geben, so hete etwan ein euangelist
dasselb anzeigt. So aber das nit ist, so muoß ich 's nit glouben und
gloub 's ouch nit.
Das redt ouch der
Zuingly:
Es wär kein geschrifft darumb. Ob er aber das schon geben
hett, so stuonde doch das gebott gottes nit dest minder styff: Du solt
kein bild machen noch haben etc. [2. Mos. 20. 4].
Der
Käs
wolt ein wissen haben, ob es got geben hette oder nit.

--720--

In dem spricht
doctor Frantz Zingk,
den abermals ab diser fantasy verdroß:
Sy haben zuo Rom der Fronecken ein söliche zal verkouffet, das
sy inen billich lieb ist.
Do sagt ouch
der dechan vom Heiligen Berg,
den ouch ab sölicher narheit anfieng verdriessen:
Hat er schon die Fronecken geben, so hatt er dennocht die nit
geben, die man zuo Rom verkoufft.
Do nun sölichs überhin was, also, das man kein gschrifften
darumb nit wolt anzeygen, stuond
meister Conrat Schmid, der commenthür,
uff, damit man etwas mit der geschrifft der ungelerten pfaffen halb
handlety, und begeret an Ulrichen Zuinglin, er sölte ein underscheid
geben der dingen halb. So vil pfaffen wärind hie zuogegen, so
nun vermeinen wöltind, alles, so den Juden gebotten, were ouch uns
gebotten. Herwiderumb, vil wäre den Juden gebotten unnd uns nit.
Deß begeret er umb der unerfarnen willen ein bericht uß der
gschrifft.
Uff das früntlich begeren gab im der
Zuingly
antwurt und sagt dise meynung:
Alles, so in dem alten gesatzt gebotten ist, die eer und glory
gottes, die lieby und frommen des ebenmentschen betreffend, blybt
ewyg, stät, styff und unverwandlet, wie das gebott klar von den bilden
ußgetrucket hatt, das es die eer gottes betrifft. Also sprach der herr
Christus im Matheo [Matth. 5. 17]: Ich bin nit kummen, das gsatzt
uffzelösen, sunder zuo erstatten. Dann ye es muoß ewig blyben, das
got betreffend ist. Das aber die ceremonischen pömp den Juden

--721--

gebotten sind, das ist uns nit bindend; denn die ceremonien sind inen
zuo einer straff geben, wie er denn im Ezechiele sagt [Ez. 20. 25]: Ich
wird üch nit guote gbot geben; denn sy wurden damit gestrafft. Also
hie in disem artickel, die bilder betreffend, ist nit ceremonisch, sunder
wie uns das gebott bindend ist "Du solt nit töden [Ez. 20. 13]", also
bindet uns das ouch: "Du solt nit bilder machen [Ez. 20. 4]". Deß
ermant uns ouch der heylig Ioannes in siner ersten epistel am letsten
capitel [1. Joh. 5. 21]: Ir brueder (ist das nit früntlich?)! Verhuetend
üch vor den bilden. Das hatt on zwyfel, uß dem geist gottes angezündet,
ein frommer bischoff uß Massilia, der der gschrifft gottes
bas bericht was denn unsere bochbischoff yetzund syent; derselbig
thet ouch die bild uß den templen. Des ward der bapst von im
innen; beschalckt inn darumb, aber nit mit der gschrifft, sunder allein
damit, er hette gethon, das nie kein priester vor im gethon hette. Was
ist das? Warumb erzeiget er im nit die gschrifft, das er unrecht gethon
hetty? Ich wil den canonem lesen, so hörent ir, womit sy
umbgangen sind. Der canon stat distinct. 3. can. perlatum ad nos etc.
[Corpus iur. can. c. 27. Dist. III de cons.].
Das zeugt nun Zuingly mit vil mer kundschafftenn an unnd mit
kluogen worten. Diß ist aber summa darvon.
Hie fragt
doctor Sebastion Hofmeister von Schafhusen,
der presidenten einer, ob yemant mer darwider wölte fechten. So
dann niemand me were, so wurde man etlichen mit dem namen
harfürruoffen.

--722--

Und fieng an und ruofft dem lütpriester von Wedenschwyl. Der
was nit da. Etlich sagtend, er schlieffe, so not was im zuo dem kampff.
Do ruofft man dem lütpriester von Horgen. Was ouch nit da.
Sin helffer sprach, er were für inn da; er wölte aber nit für inn
antwurten, do er gefragt ward.
Do ruofft man herr Alexius von Louffen: ob er etwas wider
den artickel reden wölt mit der geschrifft, so möcht er das anzeugen.
Der redt also:
Alexius von Louffen.
Herr burgermeister, ersamen, wysen etc.! Ir, mine herren, habend
den üweren unnd anderen geschriben der zweyen articklen halb von
der meß und von den götzen. So bin ich ouch also hie wie ein ghorsamer,
unnd wil losen; dann ich bin all weg wie ein ghorsamer erschinen.
Das wil ich fürther. Ich hab ouch minen underthonen all
weg das euangelium geprediget, das sy nie nüt ab mir klagt habend.
Ich beger sy ouch darumb ze hören etc.
Deßglychen thants fuort er hinyn. Man wolt inn nit hören,
sunder, wölte er wider den artickel fechten mit gschrifft, das möchte
er wol thuon. Wölte er das nit, so sölte er schwygen und sin entschuldigung,
wie er geprediget hette, bis uff sin zyt sparen.
Er wolt nit darwider fechten.
Do stuond
doctor Joachim von Watt von Sant Gallen
uff und redt dise meynung:

--723--

Diewyl ir da offenlich angezogen werdend, ir predgind üweren
underthonen daheim, das nienan im euangelio stat und das wider
miner gnädigen herren von Zürich mandat ist, so zeygend 's hie an,
und stond daheymen ab von üwerem kätzeren. Wissend ir hie etwas
darwider, so redend das fry offenlich; das ist lobs wärt.
Hieruff sagt
Alexius:
Herr doctor! Ich wil üch lützel antwurt geben: Ich weis nüt
darwider.
Do ruofft man dem von Glattfelden. Ward ouch angezogen,
wie er sinen underthonen das unrecht predgete. Das solt er ouch
offenlich anzeigen, ob er wider den offt gemelten artickel etwas reden
wölte. Er sölte ouch anzeygen, warumb die kätzer wärind, so er on
underlaß beschulte. Des leugnet er seer vast. Er hette nie nüt
wyder das euangelium gepredget; er were im zuo vil unglert; er hette
aber wol von unser frowen gepredget, er förchte, sy wölte nüt me vil
gelten. Sunst hette er nie nüt gepredget, das unrecht were. Er könde
weder hebraisch noch griechisch; und so dann dise sprachen joch
schon nie in unser land wärind kummen, so stuond es nun vil dester
bas.
Do redt
Zuingly
daruff:
Herr von Glatfelden! Man sicht und hört am schwantz wol,
was ir für ein vogel sind. Ich gloub 's wol, ir könnend deren sprachen
gar keiny. Ir habend aber von der muotter gots gepredget, man schelt
und verachte man sy. Das zeygend an! Wo ist sy ein mitlere,
wie ir stäts fürgebend on gschrifft? Ist neiß war, der wider unser
frowen ist, so zeigen inn an; wir sind wol als übel daran, als sust
iemant anders.
Er sprach, er wüßte nüt darwider, er wölte nun fürhyn vast
lernen und sich der warheit flyssen.

--724--

Redt
doctor Sebastion Hofmeister:
Es were denen pfaffen allein umb die votiven de Beata virgine
unnd sust niener umb anderst, das ist: es were allein der präst,
das sy nit mer so vil messen ze lesen hettind von unserer frowen.
Hie stuond
doctor Joachim von Watt von S. Gallen
uff und ruofft den pfaffen mit namen harzuo uß gheiß und befelch siner
herren, und ruofft
zum ersten dem herren von Wetziken: er sölte da anzeigen,
wölte er wider den ietz genanten artickel fechten mit der götlichen
geschrifft. Der wolt nit; was nit lustig, bsunder huob an zuo erzellen,
er hette nie nüts wider das euangelium gepredget. Das bezügt er uff
alle die, so ynn ye ghört hettind.
Do stuond
meister Lorentz Ringler, lütpriester zuo Egg,
dar unnd redet also:
Herr von Wetziken! Ir habend offenlich wider das euangelium
gepredget. Ir wyssend wol, das ir uff ein zyt gepredget hand von den
templen, got sye an eim ort erbitlicher dann an eim andren. Das
ist aber nit, und erfindt sich nimmer, sunder got ist erbitlich an eim
ort wie am andren. Darumb so redend ir nit recht, so ir sagend, ir
habind nie nüt wider das euangelion geprediget. Ich wil üch des
wysen. Ir wissend, wie ir das vor annzeigt ort gprediget hand. Da
ist ein pur mit einem testament zuo üch kummen, hat üch gebetten,
ir söllen im umb gottes willen anzeigen, wo doch das im testament
geschriben stand, das ir gepredget haben. Do hand ir im ein letze
antwurt geben.
In dem ergab er sich deß, er hette das gepredget, er hette es
aber in der gschrifft gelesen, und zeigt ort an, so sich aber nit hiezuo
rymend, als reg. 6. 7., und im paralippomeno stuende es ouch gschriben.

--725--

Hie ruofft man dem
herr Petern Schnyder von Pfeffiken.
Der verantwurt sich der gstalt:
Er wölte und wüßte nüt wider disen artickel. Er hette vor den
vordrigen gegloubt, ietz mueßte er den ietzigen glouben und wölt nit
darwider.
Gab im
Ulrich Zuingly
antwurt:
Ir dörffend und söllend uns nit glouben sunder dem heyligen wort
gottes; dem söllend ir glouben. Ir wöllen allsamen stäts nun vermeinen,
das sye unser anschlag; das ist 's aber nit. Ich wil nit, das ir weder
mir noch andren menschen gloubind, sunder söllend ir allein der götlichen
geschrifft, die nit fälen mag, glouben.
Hie ruofft man dem
pfarrer von Pfeffiken.
Der entschuldiget sich ouch, er hette nie nüt wider das euangelion
gepredget, mit vil mer worten unnd wolt ouch nit fechten.
Do ruofft man dem
dechan von Elgge,
ob er darwider wölt, diewyl er sust usserthalb vast ungschickt wäre.
Der redt dise meynung:
Herr doctor und ir all mine herren! Wider disen artickel weyß
ich gar nüt. Ich hab ouch vormalen nie nüt gepredget, das nit recht
sye, wiewol ich gloub, ich sye vertreit und verlogen gegen üch, wie
ich predge. Das ist wol war: Die puren woltennd sich sperren den
zähenden ze geben; do hab ich sy ermant, sy söllind inn geben; es
sye noch frue; es wüsse noch nieman, wo die sach ußgang.
Diß redt er mit mer worten.
Do sprach
Ulrich Zuingly:

--726--

Herr dechan! Wir sind lange zyt gesellen gsin, unnd wöllen 's
ob got wil, lenger sin und blyben, aber also: Mir ist sömliche unzucht
nun zuo dem dickeren mal von üch angezeygt worden, das es
mich übel an üch verdrossen hat. Es klagent sich all guot, arm gsellen
ab üch, wie ir allein der siend, der inen grossen widerstand thueye des
euangelions halb. Das ist mir so offt fürkomen, das ich zuo dem dickren
malen vermeint hab, ich mueste üch selbs vor minen herren vercklagen.
Dwil ir nun derselbig sind, so stuend es üch nun wol an, das ir dasselbig
hie offenlichen anzeigtend, wo wir doch irgiengind, oder ob wir kätzer
werind oder nit; das were nun christenlich und recht thon.
Er wolt ie nit darwider.
Do ruofft man
dem von Bärentschwyl.
Der entschuldiget sich vast, er hette nie darwider geredt.
Iedoch bezüget inn des
der camerer von Meylan, herr Hilarius:
Er hette die kätzeret, so da sagtind, die meß were nit ein opfer,
unnd ander artikel, so dann christenlich sind.
Herr Hanns, statschryber von Winthertur,
wolt ouch nit darwider arguwieren.
Herr Sebach von Kyburg
fragt, was er thuon sölte.
Man sagt imm, ob er darwider wölte fächten mit der gschrifft.
Der wolt nit; huob an und wolt ungschickt sin über den doctort

--727--

Joachim von Watt, daß er imm geruefft hetty; vermeint, er were
wol ruewig.
Deß verantwurtet inn
der burgermeister:
Was der doctor Joachim täte, das gschehe uß gheiß und willen
miner herren von Zürich und gar nit uß eignem willen. Darumb
sölt er die sach lassen anston oder es wurde inn übel gerüwen.
Do sprach
Ulrich Funck,
ein burger:
So die pfaffen hie also vor üch, minen herren, bochend, wie
bochend sy dann erst, so sy daheim sind?
Wyter ruofft man denen von den Predigernorden und von den
Barfuosseren. Die woltend nit darwider; gfiel inen wol, als sy
sagtend.
Aber
der prior zuo den Augustineren,
der wolt fechten, und sagt:
Er wüsste nit darwider dann uß dem decret. So im das nüt
sölte gelten, so stuond er eben wie ein andrer güggel.
Er zalt da ein distinction oder zwo. Man wolt im nit gern
losen, er keme dann mit der gotlichen gschrifft.
Zuingly
zeigt im ouch ein canonem 9. dist. can. Solis [Corpus iuris
canonici. c. 5. Dist. IX]: Das ir eigen recht hette, man sölti niemant

--728--

glouben dann der einigen und onbetrugelichen heiligen
geschrifft.
Also überwand er inn mit sinen eignen rechten.
Do sagt
der prior:
Ich muos noch eins harfürbringen. Es stat also gschrybenn: In
rebus arduis et dubiis currendum est ad sedem apostolicam. Nun
ist ie das ardua res, ja arduissima.
Sprach
Zuingly:
Lieber herr prior! Sagend uns das zuo tütsch; es wirt vast holdsälig
sin.
Do redt er:
[Herr prior]:
Das wil ich tuon: In schweren und zwyfelhafftigen dingen sol man
den heyligen stuol zuo Rom fragen.
Redt
Zuingly:
Wer sagt das? Stat das im euangelio gschriben?
Do lacht
der prior
und hielt dasselbs für narrenwerck, sprechende:
Der bapst sagte semlichs.
Vermeint
der Zuingly:
So mueste man das nit glouben, er zeygte dann semlichs in der
bibly an. Man gloubte im ouch nit, so er sagte, man sölte nüt on
sinem radt handlen.

--729--

Redt
der prior:
Ego sum bene contentus. Arguet alius, das ist: er were wol zuofriden
etc.
Da ruofft man dem
doctor Peter, statartzet,
ob er etwas darwider wölte; das möchte er wol tuon, aber nun mit der
götlichen geschrifft.
Der huob an und sagt de cultu latrie, dulie, hiperdulie.
Hie sagt
doctor Baltassar Fridberger:
Kompt es uns under die tuolen, so wirt es uns entfliegen.
[Doctor Peter]:
Es stuonde ouch im Esdre an eim ort von einem engel, etc.
(Man fragt inn, wo es doch im Esdre stuonde, so wölte man es
suochen. Kund er nit anzeigen.
Die heiligen möchtind vorgmalt werden representative, figurative.
Man fragt inn, wo er das gelesen hette. Sagt er: es were ein hübsch
gtruckt buoch, und hiesse theologice veritates.
[Doctor Sebastian]:
Ja frylich, sagt doctor Sebastian, es sind theologice pravitates.
Derglichen thant bracht er harfür, aber nüt uß der gschrifft, so
man nempt die heylig gschrifft.
Der
Zuingly
huob im uff, das er gesagt hette, er gloubte dem Aristoteli als vil
unnd nit minder dann Christo.
Deß lougnet er. Er hette aber gsagt, man möchte wol on das
euangelion und allein uß dem Aristotele ein guot regiment machen.

--730--

Zuingly verschont sines alters. Er sagt im aber, er wäre ein
blasphemus in deum, das ist: er wäre ein gotslestrender mensch.
Derglychen spän erhuobend sich hie, doch nüt zuo der sach dienende,
mit dem predicanten, eim Barfuossermünch von Stein, der
ouch nit darwider fechten wolt, und gefiel im die sach wol, ja, als er
sagte.
Do fragt man
herr Kolben zuo Sant Petern, ein caplan,
ob er darwider mit der gschrifft fechten wölt. Sagt er:
Nein; der tägen im heffty wer im zerbrochen; er könde nit fechten.
Hie lacht man.
Do ruofft man herr Hansen Schönenberg. Der was nit da.
Als nun nieman me da was, der mit götlicher gschrifft wider disen
artickel fechten wölt, und sich die sach biß uff die nacht verzogen
hatt, stuond doctor Sebastion, der president, uff und redt also:
Doctor Sebastion Hofmeister.
Der allmechtig, ewig got sye gelopt und geeret, das er all weg
sighafft ist in uns, das ist: in sinem heyligen götlichen wort, des der
heilig Paulus und die anderen apostel und, ob got wil, wir organa
und instrumenta sind, durch weliche das götlich wort gehandlet wirt.
Als er dann hüt ist ouch sighafft worden, in dem, so uß sinem heyligen
wort ersuochet ist, ob die bild unnd götzen under dem christenlichen
volck geduldet söllind werden; wie dann klar, luter unnd
grundtlich erfunden ist, das sy nit sin söllind.
Darumb üch, minen gnädigen herren, kein schühen sin sol -
wo das on zerrütung des frydens unnd dem ebenmentschen onergerlich
sin mag -, dieselbigen götzen und bild hinweg ze leggen. Und
diewyl ietzemal etlich fromm, arm lüt in üwer, miner herren, banden
und gfencknus sind, die sich von inen selbs underwunden habend,
söliche bild abzethuon, wiewol nit on grosse ergernus - das uns dann
leyd ist -; diewyl aber die bild und götzen abthuon nit wider das
götlich wort ist, und also die sach an ir selbs nit gotlos noch unchristenlich
ist, wiewol sy mag ergerlich heim gerechnet werden,
wiewol kein mensch ir gwüssinen urteylen mag, uß was grund und
meynung sy sich des underwunden habind; und aber in verborgnen

--731--

sachen zuo allen zyten sich des besseren zuo vermessen ist, des wir
ouch uns gegen inen vermessen söllind, diewyl sy in sölichen frävelen
fälen nie erfunden, darby lange zyt ietz von meister Ulrichen Zwingli
und von meister Löwen, minen lieben bruedern in Christo, uß göttlicher,
heyliger gschrifft in iren predginen underwisen sind, das die
götzen und die bild nit sinn söllind, darus zuo erachten ist, sy söliche
sach und that uß unbedachter gferlikeit gethon habind, darumb ich
von miner herren mitpresidenten, deßglychen üwere zwen eerwirdigen
pfarrer und menglicher uß der erwirdigen priesterschafft, so hie gegenwürtigklich
versamlet, üch, unser gnädig herren, früntlich und demuetigklichen
bitten, das ir gnädigklichen inen zuo dem besten die sach
wöllend ermessen und sy uß üweren banden und gefengknuß gnädigklichen
erlassend.
Uff semliches redt
der herr burgermeyster Röyst:
Mine herren werdend der sach wol thuon, so die nun überhyn
kumpt.
Hiemit gebot er den rädten mitt sampt den anderen by dem
vordrigen gebott, morn wider zuo frueyer ratszyt wider ze erschynen;
so wurde man, ob got wil, ouch dermassen mit dem anderen artickel,
die meß betreffend, handlen
Hiemit gieng iederman an sin herberg.
So vil den ersten tag.
Handlung des andren tags.
Nachdem und sich mengklicher nach des burgermeisters gebott
am zinstag am morgen zuo frueyer ratszyt nach der predge uff dem
radthuß versamlet hat, huob der herr burgermeister Röyst an zuo
reden dise meynung:
Burgermeister.
Eersamen et cet., genädigen, lieben herren! Ir habend gester
gehöret, wie das nun etlich habend wöllen harinziehen, so sich harzuo
nit gezimpten. Wil ich üch all ietz trüwlich gebetten und ermant
haben, ir wöllint sagen, so zuo der sach dient, und dasselbig mit ernst
und züchten; dann die sachen sind groß und gilt den ernst. Das sich

--732--

gester etlich ungschicklich gehalten habend, gfalt minen herren und
den presidenten übel. Hierumb so sind dapffer in der sach, und fahe
man den andren artickel von der meß in gottes namen an.
Do stuond meister Ulrich Zuingly uff und redt dise meinung:
Meister Ulrich Zuingly.
Im namen gottes! Amen. Ir usserwelten brueder in Christo
Jesu! Üwer lieby hat gester gsehen und ghört, wie das luter wort
gottes so rychlich harfürgetragen ist von den götzen. Item wie es ouch
triumphiert und überwunden hat, also, das es unverruckt ston blybt
in ewykeit. Also hoff ich ouch, ja ich weiß es, das es hüt by tag
des artickels halb ouch überwinden und triumphieren wirdt.
Hierumb so wil ich üch ouch gebetten unnd ermandt haben, wie
min herr burgermeister angezogen hat, ir wellind mit der gschrifft
kummen unnd wellind ein anderen nit darin reden; dann ir hand
gester ghört, wie ouch die bäpstlichen recht zuogebend, das man der
heyligen gschrifft ob aller menschen - sy sygend, wie heylig sy
wöllend - geschrifften glouben sol. Wiewol ich nüt damit probieren
wil, so sol man ouch sust nüt denn mit der götlichen gschrifft handlen;
welches wyßlich und christenlich von minen gnädigen herren angsehen
ist, das man nüt dann das luter wort gottes harfürtragen sölle.
Der meß halben aber sag ich also:
Zuo dem ersten sol mengklich wüssen, das min und mines bruoders
Leo mit unserem bruoder doctor Engelhards red von der meß nit
dahyn dient, noch in ewigkeit dienen wirt, das einicherley betrug
oder falsch sye in dem reinen bluot und fleisch Christi; sunder dahyn
langet all unser arbeit, das es nit ein opffer sye, das einer für den
andren möge uffopfferen. Denn als wenig einer für den andren

--733--

trincken oder essen mag, als wenig mag einer für den andren opfferen.
Aber nach sinem ersten namen so ist 's ein opffer, das ist: ein bezalung
für unsere sünd, so got sich selbs für unser sünd uffgeopfret
hat. Ouch wisse mengklicher, das der namm "meß" falsch ist, wie
wir inn im bruch habend, daß einer, wie vor gsagt, für den anderen
opfferen möge. Darumb so sehent ir, lieben bruederen in Christo,
das der mißbruch groß ist; er hat aber vil ertreyt. Deßhalb ist dis
ein treffenlicher handel; das gestrig von den götzen ist ein kindischer
handel gewesen. Aber diß ist ein gotslesterlich stuck, ja ein endchristlich
werck, das wir uß dem zarten fronlychnam und bluot
Christi ein opffer machend und gelt darumb nemmend, das aber got
Christus unser erlöser allein uns zuo einer spyß und zuo einer widergedächtnus
sines lydens und testaments ggeben hat. Ir söllend ouch
wüssen, das es die alten ouch nun der gstalt ein opffer genempt
habend nach sinem ersten namen, do sich Christus selbs für uns
sinem himelschen vatter uffgeopfret hat, und gantz nit der gstalt, wie
wir es bruchend. Dann hettind 's die alten für ein opffer gehept,
so wärind noch vil mer pfaffen worden.
Das ist aber der grund, uß dem wir semlichs mit der gschrifft
erhalten wöllent. Christus spricht [Luc. 22. 19]: Das thuond in
miner gedächtnus. Dis legt Paulus klärer uß, so er sagt [1. Cor.
11. 26]: So offt ir das brot essend und den kelch trinckend, so verkündend
den tod des herren, bis er kumpt. Das ist der grund, uß
dem wir erhalten werdent, das es nit ein opffer sunder ein widergedächtnus
sye.
Darumb, so ieman hiewider fechten wölte, der fechte mit den
waffen, so hiezuo dienend, das ist: mit der götlichen gschrifft. Wiewol
sich gester etlich beklagt, sy habind nit gdören reden; das ist nit
war. So ferr ir nit unnützen menschenthant geredt habend, so hat
man üch gnuog lassen reden. Hierumb so bitt ich üch umb gottes
willen unnd umb der warheit willen, die wir ersuochen wöllend: Wäre
ein red gotes by üch, so tragen sy harfür und machend 's häll, damit
nieman möge sagen, man hab 's mit eygnem willen erhalten.

--734--

Söliche red thet der Zuingly mit vil schönerem anzug, doch so
ist dis die summ darvon.
Nach dem stuond doctor Joachim von Watt, der presidenten
einer, uff und redt dise meynung.
Doctor Joachim.
Herr burgermeister etc., gnädigen, lieben herren! Diewyl man
nun darvon sol reden, ob die meß ein opffer sye oder nit, so bedunckt
mine herren, die presidenten, es wäre zuo dem aller gschicktisten, das
ordnung in den fragen ghalten wurde, also, das man an den prelaten,
äpten, und darnach von einem zuo dem andren fragty, wer darwider
wölte, etc.
Diß gfiel nun den herren wol.
Do sprach doctor Joachim zuo dem apt von Cappel, ob er
etwas darwider wölte.
Stuond der apt uff und redt also:
Herr Wolffgang Rueple, apt zuo Cappel.
Herr burgermeister etc., gnädigen mine herren! Diewyl ich da
zuo dem ersten angezogen würd von minem herr doctor, das ich zuo
disem artickel sölle reden, sprich ich also:
Ich hab gester gehört, wie das so mit grossem ernst die heylig
götlich gschrifft der götzen und bilden halb harfür getragen ist, das
ich grosse freud darab empfangen hab. Ich bin ouch der meinung
gantz und gar.
Des andren artickels halb, die meß betreffend, bin ich ouch der
meynung; ich weiß es ouch uß der götlichen gschrifft, das es nit ein
opffer ist und darfür in keinen weg sol gehalten werden; und nach
minem lesen, als ich mich des verston, so ist es nüt anderst - wie
hie vor angezogen - dann ein widergedechtnus des lydens und tods
Christi. Ich bin ouch des willens, so ferr min kunnst unnd wyssen
der götlichen gschrifft reychen möcht, das ich dasselbig verfechten
wölt, wo ich des erfordret wurde. Hierumb so weyß ich nüt darwider,
sunder gfalt mir wol und ist recht.
Diß gfalt mir wol und ist recht.
Do sprach
doctor Joachim von Watt
zuo dem apt von Stein, ob er ouch etwas zuo disem artickel reden
wölt.

--735--

Sagt er:
[Abt von Stein].
Nein, er wölte nitt darwider.
Hie fragt man den propst, ob er darwider wölte. Der redt dise
meinung:
Herr propst.
Zuo probieren ist in minem verstand nit, das es ein opffer sye. So
hör ich dennocht gern, daß es die alten ouch für ein opffer haben gehept,
wie denn meister Ulrich ouch gseyt hat. So hört man dennocht
wol, das wir 's nit von nüwem angfangen hand. Wie ist aber
der epistel Clementis ad Jacobum, fratrem domini, da es ouch desglychen
ein opffer sin genempt wirdt?
In semlichem redet im der
Zuinngly
drin, sprechende:
Herr propst! Was wellend ir mine herren damit zyhen unnd
bekümeren mit der epistel Clementis, so es doch apocriphum
ist und üwere eygne recht haltens ouch darfür? Hierumb so bewäret
's nüt.
Uff sölichs schweyg der propst still, dann das er der ordnung
halb ouch anziehen wolt, wie wir es ietz nuechter bruchtind und nit
im nachtmal wie Christus; als dann ettlich vermeinend, das käme
den fruemesseren wol, die nit gern frue uffstond.
Hie ward im widerredt: Man wurde ein ander mal von der ordnung
ouch reden.
Des was er wol zuofryden und widerfacht nit mer.
Uff das redt Leo Jud also:
Leo Jud.
Herr propst! Wie hie min bruoder Ulrich angezogen hatt, die
alten habend 's ouch etwan ein opffer genennet, damit ir uns anfechten
wöllend, so habent ir wol verstanden, das die alten nit der gstalt ein

--736--

opffer gnempt hand, wie wir das bruchend. Des Clementis epistel
halb nimm ich mich nit an insonders. Aber des Gregorii, Abrosii
und Augustini, ouch Ioannis Chrisostomi, deren nimm ich
mich an; die hab ich ouch gelesen; die heissen 's nit der gstalt ein
opffer wie wir. Wiewol sich Chrisostomus vast truckt und windt
mit dem wörtly "semel", iedoch so blybt er ouch zuoletst by dem text;
das aber ettlich ußlassen, die darvon uß dem Chrisostomo schryben:
Christus hat sich selbs uffgeopfret, sust mag inn niemand uffopfren;
dann wir mögend inn nit töden. Also sagt ouch Esaias, der heylig
prophet, an eim ort [Jes. 53. 7]: Oblatus est, quia ipse voluit, das ist:
er ist uffgeopffert worden; dann er hat 's gewölt. Wir sind nit anfenger
deren dingen; ist wol war. Wir wöllend uns aber nitt darvon
lassen tringen, so wir joch schon bericht werden. Deßhalb ist 's ein
groß, gotslesterlich stuck, das wir uns ußgebend, wir opfrind für die
sünd, und machen uns mitler zwüschend got und den sünden.
In sölchem laß Ulrich Zuingly die wort Pauli zuo den Hebreern
am 9. cap. [Hebr. 9. 11-28]. Nach dem las er ouch die wort,
so Chrisostomus darüber gschriben hat, und zeigt an, wie sich
Chrisostomus selbs truckte und wandte mit dem wort "semel"; iedoch
zum letsten so muoßt er by dem text blyben und sagen: Magis
tamen recordatio est, das ist: iedoch so ist es mer ein widergedächtnus.
Das hatt der vicary von Costentz, Hans Faber, ouch in sinem
buechle tüscht; er hat aber das letst ußgelassen, das wider inn ist.
Ich vernimm, er hab ein lüßler hie. So hört er dennocht ouch, das
man sinen gedenckt.
Diß erklärt man mit vil worten und anzügen der gschrifften.
Hie redt
doctor Joachim von Watt:
Herr propst von Embrach! Wöllen ir ouch etwas darzuo reden?

--737--

Redt er:
[Propst von Embrach]:
Nein, sunder er funde nit anderst geschriben, dann das es nun
ein widergedächtnus und nit ein opffer were etc. Er stimpt in aller
gstalt mit dem apt von Capell.
Do fragt
doctor Joachim
den commentür von Küßnacht, ob er darzuo wölte reden.
Do stuond er uff und sagt also:
Comenthür von Küßnach.
Christus ist uns von sinem himelschen vatter verheissen zuo einem
ewigen priester und volkummnen opffer. Darumb er sich selbs einmal
hat für unß sinem vatter uffgeopfert und sin bluot vergossen an dem
crütz, damit uns volkummenlich erlößt, gewäschen unnd gereiniget von
den sünden und volkummenlich sälig gemacht. So aber das wörtly
"opffer" nit wil verstanden werden on bluot und töden, mag Christus
nümmen me geopfret werden; dann er mag nümmen getödt werden.
Er ist einmal von siner wirdigen muoter geborn; wir mögend inn
nit mer gebären, aber wol gedächtnus siner geburt halten.
Er ist ein mal gstorben; wir mögend inn nit mer töden, aber wol
gedächtnus sines sterbens halten.
Er ist einmal ufferstanden; wir mögend inn nit mer ufferwecken,
aber wol gedächtnus siner ufferstentnus halten und der uffart.
Also ouch hat er sich einmal geopfret; wir mögend inn nümmen
opfren, aber wol gedächtnus halten sines lydens, sines uffopfrens für
unsere sünd.
Welicher mensch aber yetz vestenklich gloubt, das er für inn sich
selbs hab uffgeopfret, dem ist uff den hütigen tag söliches ein mal uffopfren
so krefftig und guot, als es do ze mal was dem schacher, der
an siner rechten syten hieng [cf. Luc. 23. 43]. Demselben ist die meß

--738--

- das ich nemm den fronlychnam Christi - nütz und guot; dann
er das sacrament geystlichen nüsset, sichtbarlich. Das mässen ist
kein nütz, es werde dann vor durch sölichen glouben geystlich genossen.
Welcher kumpt zuo Christo mit hoffnung und zuoversicht, der
ysset sin fleysch geystlich. Welicher gloubt in Christum, das er für
sine sünd gelitten hab und genuog thon, der trinckt sin bluot geystlich,
als geschriben stat Ioannis 6. [Joh. 6. 35]: Welicher kumpt zuo mir,
den hungeret nümen; welcher gloubt in mich, denselbigen türst nümmen.
Aber keiner kumpt zuo Christo oder gloubt an inn, denn welchen der
vatter zücht [Joh. 6. 44]. Ein ietlichen zücht der vatter, der sin wort
hört und lernet. Darumb sin wort sölte zuo dem höchsten getriben,
verkündt und geuebt werden in der Christenheit, uff daß die Christen
das hortind, lernetind und gezogen wurdind von dem vatter, und
also gloubtend an Christum, und zuo im durch hoffnung und zuoversicht
kemend alle menschen, zuo essen sin fleisch und zuo trincken
sin bluot onsichtbarlichen. Dann Christus sölich verkündung sines
worts bevolhen hat, da er die meß, das ist: sin fronlychnam, ynsatzt,
sprechende: So offt ir das thuond, so söllend ir es in miner gedächtnus
thuon [cf. Luc. 22. 19]. Ouch Paulus darnach [1. Cor. 11. 24f.]:
So offt ir das tuond, so werden ir sinen tod verkünden. Darumb solte
man, so offt man wölte, meß halten, das ist: niessen sin fleisch und
bluot, vorhyn verkünden, wie Christus uns gemachet unnd verordnet
hette zuo einem waren testament und letsten willen oder gmächt, vergebung
aller sünd, gnad und barmhertzikeit hie im zyt und darnach
das ewig leben. Das ist unser erb, von im versprochen, und wir sind
sine erben darüber gesetzt. Und das es krafft hette, ist er daruff gestorben,
unnd zuo merer sicherheit hat er uns zuo einem sigel und warzeychen
yngesetzt und verlassen sin fleisch unnd bluot under der gestalt
wins und brots. Weliche dann durch söliche verkündung vest
gloubend sölliches für sy geschehen, die hettend yetz genossen sin
fleysch unnd getruncken sin bluot geystlich; die möchtend darnach sin
bluot und fleisch ouch sichtbarlichen niessen mit grossem nutz, zuo bevestigen
iren glouben und zuo meren ir liebe; und das wär warlich meß
ghalten, wie Christus das uffgesetzt hat.
Hierumb man vermercken mag, daß man Christum nit opfret.
Denn welcher opfferet, der gibt etwas gaben. So gebend wir ye nüts,
wann wir meß halten, sunder wir empfahen vergebung der sünd, gnad
unnd barmhertzigkeit und das ewig leben.
Darumb ich wölte, das man gschicklich von der meß redte,

--739--

darab sich nieman verbösren möchte, sunder alle menschen darvon
gebeßret wurdind. Denn es dunckt mich ein hert argument sin, das
etlich sagen, die meß kumme vom tüfel, und der tüfel hab die münch
und örden gemacht und erdacht. Das ist nun grob geredt; und ist
dennocht menger münch, der die kutten also anhat und nüt dest
minder ein Christ ist.
Bedunckt mich, so man uns liesse blyben, wurd nit vil schaden,
und nit so ungeschicklich und frävenlich darvon redtind. Wir, die uff
dem land sitzend, muessend gar mengs hören weder ir in der statt.
Aber den, so sömlichs geredt hat (ist vilicht nit hie in der stuben
gegenwirtig), wil ich zuo handen nemmen, und wil im das zwüschend
im und mir allein sagen, wie uns Christus gelert und underwisen hat.
Das ist summa darvon.
Uff sömliche red, von den münchen angezogen, stuond der Zuingly
uff, also sagende:
Meyster Ulrich Zuingly.
Das min lieber bruoder und herr ingezogen hat von den münchen,
des hett ich wol mögen geraten, sidmal es nit zuo diser sach dient.
Diewyl ich sölchs selbs zuo dem dickeren mal offenlich an der cantzel
geprediget hab, zwingt mich, dasselbig zuo verantwurten. Dann ie alles,
das got nit glert hat und von den mennschen kumpt, ist ye nit guot.
Das aber sölche glychßnery von got nienan glopt oder ingesetzt sye,
ist häll, sunder allenthalben gestrafft als ein sach, die nit uß got sunder
uß dem tüfel sye. Also hab ich ouch gelert, das alle urhab des
guoten von got sye, urhab des bösen von dem lebendigen tüfel; dann
es ye nun zwen brunnen sind, uß welichem das guot und böß fliessen
ist [cf. Jac. 3. 11]. So ist söliche glychßnery uß keynem anderen brunnen
nit entsprungen dann uß dem fleisch und eygennutz, das all wegen
ouch etwas sin wölte, wie Adam im Paradyß. Das ist ye ex diametro
wider gott, so ist es ie uß dem tüfel; denn sömlich secten sind
ein ursach einer enderung eins gantzen christenlichen stands.
Das aber uff dem land und in der statt etlich unzüchtiger, dann
sich gezimpt, redend von der meß und von den münchen, gfalt mir
nit und hab 's nie gelopt, sunder all wegen gestrafft. Ich wölt ouch,
das alle priester sich fliessend den einigen Christum harfür ze tragen;

--740--

daby mit der zyt, so des wort styff gepredget wurde, alle secten,
rotten unnd örden mit sampt anderen mißbrüchen hingelegt wurdind.
Ich weiß wol und ist mir leyd, das etlich ungschickter darvon
predgen, dann vilicht etwan guot sye. Vil sind deren, die allein derglychen
worten von miner predge bhaltend. Also sind ouch deren vil,
die dem wolgelertenn man Martino Luther nüt ablernen wellend in
sinen buecheren dann die rässy siner worten, die er offt uß angezündter,
inbrünstiger liebe redt. Aber das fromm, trüw hertz, so er zuo warer
götlicher warheit und zuo dem wort gottes hat, das wil im keiner ablernen.
Ist nit minder, ich bin etwan an der cantzel räß; so hab ich
doch niemant nebenthalb von min selbs wegen erzürnt.
Ir wüssend ouch, wie ich üch vil vorggeben hab im fürbitt der
heyligen, da ich all weg gesprochen hab: Klagend das üwer, wemm
ir wellend, ich wil das min got klagen; das min ist gwüß, das üwer
ungwüß, bis yetzund, so ich rychlichen mit der götlichen geschrifft das
fürbitt der heyligen umbgstossen hab. Also hab ich oportune unnd
importune, das ist: mit rühe und mit guete glert. Des hab ich ein
exempel im Paulo [cf. 2. Tim. 4. 2]. Also möcht ich wol lyden und
beger das uß hertzen: ein yeder flysse sich ze buwen und nit ze entbuwen,
und verkünde das wort gottes styff, und rede darnach im
namen gottes, wie inn der geist lerte.
Das was die summ siner worten.
Der commenthür ließ sich wol benuegen.
Uff semliches stuond
doctor Joachim von Watt
uff, und ermant abermals, ob iemant darwider wölte wyter reden, der
möcht dasselbig thuon. Ist ieman hie von den orten? Herr pfarrer
von Schaffhusen! Wellend ir wider disen artickel mit der götlichen
gschrifft fechten, das mögend ir yetz nun fry thuon.
Do stuond meyster Martin Stainly, pfarrer zuo Schaffhusen,
uff und sprach also.
Pfarrer von Schaffhusen.
Herr burgermeister, eersamen, hochgelerten etc., gnädigen, lieben
herren! Ich bin all min tag der meinung und des sins gsin, das die
meß ein opffer sye.

--741--

Damit ich semlichs mit gschickligkeit harfürbringen mög, so wil
ich zuo dem ersten bwären, das wir alle sünder sind. Es spricht der
heylig Johannes [1. Joh. 1. 8]: Mine sün! So wir sprechend, wir
habind nitt gesündet, so verfuerend wir uns selbs, und ist kein warheit
in uns. Es spricht ouch der küngklich prophet David [Ps. 14. 1]:
Der unwyß hat geredt in sinem hertzen: Es ist kein got. Sy sind
zerbrochen und zuo schanden worden in iren wercken. Niemann ist, der
güts thue, ja nit einer. Es stat ouch gschriben ecclesiastic. 7. cap.
[Pred. Sal. 7. 21]: Es ist kein gerechter uff erden, der da guots thueye
und nit sünde. Das hat David, der prophet, wol erkent, do er sagt
[Ps. 143. 2]: Herr, o got! Gang nit in das gricht mit dinem knecht;
dann vor dinem angsicht wirt kein mensch gerechtfertiget. Job, der
heylig prophet, sagt ouch [Hiob 15. 14], es sye niemand rein von wuost
(als die septuaginta interpretiert habend) der sünden, ja, so er schon
nun eines tags alt ist. Zuo disem spricht der heylig apostel Paulus
[Röm. 11. 32]: Got hat sy all under 'n unglouben bschlossen, uff das
er sich aller erbarme. Das sind starck kundschafften, das wir alle
sünder sind, und nüt reins von uns kumpt noch geschehen mag.
Wiewol nun ietlicher mensch uff erdrich, er sye, wie er wölle, ein
sünder ist, wie hie vor angezeigt, nit dester minder, welicher mit dem
lebendigen glouben in Christum sich selbs ietz oder hienach in künfftigem
gipt, der opffert sich selbs uff: derselbig opfret got (nach der
gschrifft) ein lebendiges, heyligs und ein wolgefelligs opffer, als wir dann
habend durch den heyligen Paulum zuo den Römern am 12. capitel
[Röm. 12. 1], also sprechende: Ir brueder! Ich bitt üch umb der barmhertzigkeit
gottes willen, das ir üwere lychnam dargebind gott üwerem
herren zuo einem heiligen, wolgfelligen opffer; üwer dienst sye vernünfftig.
Dergelychen opffer habend sich selbs Abel und David uffgeben.
David psal. 50. [Ps. 51. 19]: Das opffer, das got gefellig, ist ein betruebter
geyst. O got! Du wirst nit verachten ein gedemuetigeten unnd
einen zerbrochnen geist. Deßglychen hat sich selbs ouch Paulus hyngeben.
Wiewol ein ietlicher gleubiger, der sich selbs der gstalt uffopfret,
ein heilig und wolgefellig opffer ist, so ist es doch nit überal
reyn, volkummenlich, heilig unnd luter, dann das es all wegen vermischt

--742--

ist mit dem unflat und mit dem wuost der sünden. Wie dann
Paulus, der heilig bott Jesu Christi, von im selbs kundtschafft
gibt [Röm. 7. 25]: Ja warlich, ich selbs dien mit dem gmuet dem gsatz
gotes, aber mit dem fleisch so dien ich dem gsatzt der sünden, mit
welchem aber allein ein heylig opffer wirt. Und wie von dem Paulo
hie gsagt wirt, also würt ouch von iedem christgleubigen menschen
gsagt et sic consequenter von der gantzen christenlichen kilchen,
die noch im fleisch lebt, welche kilch nüt anders ist dann alle christgleubige
menschen, mit einandren vereinbart.
Damit ich uff die argument kumme, mitt denen ich bewären mich
underston die meß ein opffer sin, so redt gott, der da nit liegen mag,
durch Malachiam [Mal. 1. 10f.], den propheten, da got die priester
des alten gsatztes verwirfft und ire gaben, das ist: ir opffer, und erwelt
im selbs die Heyden, also sagende: Ich hab kein willen gegen
üch (also tütsch ich: non est mihi voluntas in vobis), unnd die gab
wil ich nit nemmen von üwren henden; dann min nam ist groß under
den Heyden von uffgang bis zuo nidergang der sonnen. An allen
orten wirt sacrificiert und uffgeopffret minem namen ein rein opffer;
dann min nam ist größ under den Heyden. Das spricht der herr
der herzügen. Aber kein mensch ist das rein opffer; dann das opffer,
da sich der mensch selbs uffopfret (wie vor geschriben), ist nit so gantz
rein, das es nit vermaßget sye mitt der mackel der sünden. Ja die
gantz christenlich kilch, so noch im fleisch lebet, mag sich selber
ouch nit der gestalt uffopfren.
Das ist ouch der verstand und meinung des wolgelerten magistri
Ulrici Zuinglins, mines bruoders in Christo, so er über den canonem
misse schrybt, in denen worten (bin ich deren worten recht
indenck) an dem ort, da wir in canone habend "offerimus tibi etc.",
"wir opfrend dir uff von dinen gaben und schenckungen ein rein opffer,
ein heiligs opffer, ein unvermaßgets, rein opffer." Hie schrybt der
Zuingly, das der gantzen christenlichen kilchen nit müglich sye,

--743--

ein semliche hostiam uffopfren. So muoß es ie von nöten sin und nit
anderst, das es von Christo verstanden werd, der da warlich ein
söliche hostia und opffer ist. Es mag ouch nit gsagt werden von der
offenlichen und sichtbarlichen uffopfferung, mit deren sich Christus
selbs got, dem vatter, semel, ein fart, am stammen des crützes für
unsere sünd uffgeopfret hat, diewyl dasselbig uffopfren an einer gwüssen
statt oder ort: namlich zuo Hierusalem, geschehen ist, et sic consequenter
nit an allen orten, ouch nitt under den Heyden, sunder
in Judea allein. So blipt ye noch überig, das das uffopfren das rein
opffer under den Heyden an allen orten kein ander opffer ist dann
das opffer des altars, welliches die gantz christenlich kilch under
den Heyden gesetzt und an allen orten zerströwt, durch ire diener
dem götlichen namen uffopfferend. Wir haben derglychen ouch ein
andre gschrifft, gar nach ouch der meynung und deren worten deut.
am 15. capitel [5. Mos. 16. 10f.]: Ein willig opffer diner hand, das du
mir uff wirst opfren nach der benedyung dines herren, und wirst essen
und ersettiget by dem herren. So nun alle ding, wie der Paulus
schrybt [1. Cor. 10. 11], inen in einer figur gschehen ist, und das
gsatzt hat ein schatten der zuokünfftigen dingen, denn so wirt den
Juden und waren Israeliten, das ist: den Christgleubigen, gebotten,
als dann Paulus zuo den Römern in dem anderen capitel hat
[Röm. 2. 28f.]: Der, so offenbar ein Jud ist, der ist nit ein Jud; die
bschnydung, so im fleisch gschicht, ist nit ein bschnydung. Aber
welicher heimlich ein Jud ist, der ist ein Jud; und die bschnydung
des hertzens ist ein bschnydung, die im geist unnd nit im buochstaben
gschicht; welches lob nit uß den menschen ist sunder uß got. Nun
mag ie kein Christ ein willig opffer opfren, so der Christ joch
schon sich selbs oder das sin uffopfret; dann umb das übertretten
willen des ersten vatters louffend wir all in ein notwendigkeit ze sterben.
Hierumb ist Christus allein der, wie er von im selbs sagt
Jo. 10. [Joh. 10. 18]: Niemand nimpt min sel von mir; ich hab gwalt,
dieselbigen von mir ze legen und wider an mich ze nemmen. Es stat
ouch Esaie am 53. [Jes. 53. 7]: Er ist uffgeopfret worden; dann er
hat 's gwölt. Derselbig ist das und die vorgesagt willig opfferung,
die die Juden am crütz uffgeopfret hand, die Christus ist gewesen.
Das opffer ist den Juden nit gebotten gsin, sunder wider das gebott
des herren. Diewyl nun dem also ist, so blybt unverruckt ston, das

--744--

die Christen dis willig opffer: namlich Christum, durch ire diener
im opffer des altars uffopferent.
Die ander ursach, das die meß ein opffer sye, ist die: Die meß
sol der gstalt practiciert und ghandlet werden, wie sy Christus uffgesetzt
hat, das sy in der kilchen gehandlet werde. Christus hat
die meß uffgesetzt als ein opffer. Ergo: Die meß ist ein opffer. Das
ist offenbar psalmo 109. [Ps. 110. 4]: Juravit dominus et non etc.,
der herr hat gschworen und es wirt inn nit grüwen: du bist ein ewyger
priester nach der ordnung Melchizedek. Es stat ouch genn. 14.
[1. Mos. 14. 18] gschriben: Melchizedek, rex Salem, offerens panem
et vinum etc., Melchizedek, der künig Salem, hat win und brot
geopfret; dann er was ein priester des höchsten; er hat Abrahamen
wol gsprochen. Es ist ouch ein bsunder ampt eines priesters: got
uffopfren; do hat der Melchizedek got win und brot uffgeopfret.
Et ad hoc quadrat glosa ordinaria et interlinealis. Diewyl nun Christus
kummen ist das gsatz zuo erfüllen und nit uffzelösen Mat. 5.
[Matth. 5. 17] und Luc. 24. 44]: Das sind die wort,
die ich zuo üch geredt hab, do ich noch by üch wont; dann es ist not,
daß alle ding erfült werdind, so in dem gsatzt, in den propheten und
in den psalmen von mir gschriben stond. Nun hat Christus sin bluot
und fleisch under der gstalt des wins und des brots als ein opffer
uffgesetzt, uff das die warheit der figur vereinbart wurd. Es mag
ouch in keinen weg gesprochen werden, daß Christus sitlichen die
ordnung Melchizedek erfült hab, in dem, so er sich ein fart am
crütz ufgeopfret hat; dann er hatt vil mer die ordnung des alten
priestertumbs Aaron erstattet, der da uß gheiß des gsatztes kelber
und böck uffgeopfret hat, mit vergiessen deren bluot für die sünd des
volcks. Die ding allesamen sind in dem lyden Christi erfült, in
welchem Christus alle opffer und das priestertumb Aaron verzert
und ab weg gethon hat, der gstalt, das er nit mer ein priester nach
der ordnung Aaron ist. Er blybt aber ein priester nach der ordnung
Melchizedek in ewigkeit, also, daß er nach der form und gstalt des
uffopfrens opfret; und das gschicht täglichen unsichtbarlichen in der

--745--

meß, so die kirch das bluot und fleisch under der gstalt des wins und
brots opfret.
Die dritt ursach, so mich ursachet, die meß ein opffer sin, ist die:
Christus hat den jüngern und der gantzen kilchen Jo. 14. [Joh.
14. 16f.] den geist der warheit verheissen, also sprechende: Ich wird
den vatter bitten, und er wirt üch ein andren tröster geben, der
ewigklich by üch blyben wirt, den geist der warheit, den die welt nit
annemen mag. Wyter spricht er [Joh. 14. 26]: So der tröster, den
min vatter üch senden wirt, kumpt in minem namen, derselbig wirt
üch alle ding leren und wirt üch wider in gedächtnus bringen alles,
so ich üch ie gsagt hab. Er spricht ouch Jo. 10. [Joh. 10. 1-5]: Die
schaff volgend dem hirten nach, der durch die recht thür in den
schaffstall gadt; denn sy erkennen sin stimm. Aber dem frömden
volgend sy nit nach, sunder sy fliehen von im; denn sy erkennent die
stimm der frömbden nit. Item Mat. 24. [Matth. 24. 24]: Es werdend
falsch Christi ufferston und falsch propheten; sy werdend grosse
zeychen und wunderwerck thuon, ja so gros, das ouch die usserwelten
in einenn irrtumb möchtind gfuert werden, so es möchte sin.
Uß diser gschrifft volget zuo dem ersten, das der heylig geist in
der waren christenlichen kilchen ist, der die warheit lere und in
keinen weg das unrecht.
Zuo dem andren volget, das alle hirten, so durch die war thür in
den schaffstall gangen sind, recht und nit falsch glert habind; die
schaff hand dieselbigen hirten ouch ghört.
Zuo dem dritten volgt: Hettind die hirten falsch gelert, so hettendt 's
die schaff nit ghört; dann es nit müglich ist - also zuo sagen -, das
die ußerwelten schaff verfuert werdind durch falsche leer.
Diewyl nun von nünhundert jaren har die hirten glert und gschriben
hand, die meß sye ein opffer, unnd die lange zyt har sind sy
dennocht nit all falsch, böß hirten gewesen, sunder vil sind guot und
war hirten gewesen. So sy dann alle falsch hirten gsin wärind und
falsch glert hettind, so hettind die schaff irer leer nit gevolget noch
angenommen, und wärind die pfaffen all des tüfels. Das were mir
ein grosses. So aber nun von nünhundert jaren har die hirten glert
habend, und die schaff hand 's angenommen, die meß sye ein opfer,
und hand darin verwilget, darumb ist 's also. Dwyl Paulus, der
apostel, spricht 1. ad Timotheum 3. [1. Tim. 3. 15]: Darumb, das du
wol wüssest, wie du in dem huß gottes söllist wonen, das ein kilch des
lebendigen gottes ist, die ein sul unnd ein vesty der warheit ist.
Dann warlich es ist all weg dem Arrio, Nestorio, Pelagio und

--746--

anderen kätzeren von den hirten und von den schaffen widerredt worden.
Deßhalben alles, so mit einhelliger stimm von der kilchen des lebendigen
gottes, die ein sul und ein firmament der warheit ist, angenommen,
die ouch die hirten und die schaff inschlüsset, das sol gehalten
werden als yngegeben von dem heyligen geyst, der die kilchen in der
warheit leytet. Also sol nieman daran zwyflen, das die meß nit ein
opffer sye.
Die vierd ursach, mit deren ich genötiget würd die meß für ein
opffer ze halten, ist dise: Die meß ist ein widergedächtnus und ein
anzeigung des lydens Christi, die ein fart offenlich für unser erlösung
geschehen ist Luc. 22. [Luc. 22. 19]: Das thuond in miner gedächtnus.
Diewyl aber ein iedes, so etwas anzeugt, mit dem namen
gnempt wirt dessen, das es anzeugt (wie dann kuntlich ist in eyner
abcontrafactur eines schultheissen. So man inn abmalet, so sagt man:
das ist der schultheiß etc.), also wirt ouch die meß für ein opffer genommen,
uß der ursach, das es das opfer Christi, am crütz geschehen,
anzeugt. Und so es ein missa gnempt wirt, so mag es ouch
ein sacrificium genempt werden. Aber wie die sach an ir selbs ist, so
ist 's nit ein opffer, nit nun mit dem namen allein. Dann so etwas
ein ander ding bedüt, und das ding, so bedüt würt, ouch realiter da
ist in derselben bedütung, dann so ist das ding mit dem namen unnd
realiter da. So dann nun eben der lychnam und das bluot Christi,
das am crütz gehanget ist, und eben derselbigen Christus, der da gelitten
hat, und ein opffer realiter selbs in der meß ist, so ist ie die
meß mit dem namen und wesenlichen ein opffer, und ist eben dasselbig
opffer und ein widergedächtnus desselbigen opffers.
Und das ist der sinn Chrisostomi. Deß sinns sind ouch alle
christenliche leer und doctores scolastici und all christenlich
hohe schuolen unnd universiteten bis an zwo, die all die meß für ein
opffer hand und erkennend.
Die gschrifften hab ich nun harfür gezogen nit umb mines gewüns
willen; nein fürwar; dann ich bedarff des nit. So ich denn schon des
bedörffte, so wurde mir min herr von Schaffhusen wol gnuog geben.

--747--

Ich hab das ouch nit umb weltlichen ruoms oder lobs wegen geredt,
sunder allein umb der liebe willen bruederlicher früntschaft, uff daß,
wie wir allesamen eins sind in Christo, das wir ouch also allesamen
eins lartind und hieltind von der meß. Ich hab 's ouch darumb gsagt,
das ich hie offenlich rechnung gebe mines gloubens von der meß.
Das redt er mit mer worten; doch so ist die gantz summ und
ein guoter vergriff siner red.
Als er nun ußgeredt hatt, stuond Leo Jud uff und redt also.
Leo Jud:
Herr pfarrer! Ir habend vast vil, doch, als ich hoff, uß guoter
meinung, ingezogen, das doch wenig zuo diser sach dienet. Dann wiewol
ir die heylig gschrifft allenthalben anziehen, wirt sy doch wider
iren sinn und meynung von üch gebogen und getruckt.
Und sölich lange red, so vil ich mich besinn, stat in vier ursachen
und houptstucken, die üch, als ir sprechend, die meß für ein opffer ze
halten ursachend.
Die erst ursach wil ich nachmals verantwurten und frag üch
anfengklich ein ding, und so ir daruff antwurtend, würdt nachmals
dester lychter alle matery verstanden.
Ich frag üch, herr pfarrer, so ir sprechend in der ersten ursach
und andren proposition, als ir 's nennen, got fordere von uns ein reyn
(als Malachias [Mal. 1. 10f.] spricht) und ein willig opffer (als Moyses
spricht deut. 16. [5. Mos. 16. 10f.]): Von wem fordret doch got sölich
rein opffer? von Juden oder von uns Christen, die von Heyden
sind? Sprechen ir: von Juden (als es dann in der warheit ist), was
gadt es dann uns Christen an? Aber, als üwere wort luten, so wil
got nit von Juden sölich willig, reyn opffer, sunder von den waren
Juden, namlich von uns Christen; dann wir ietz die rechten erkenner
und lober gottes sind (dann das heißt Jehuda oder Juda: der
gott vergicht, lobt unnd erkent), als ir dann uß dem Paulo zuo den
Römern am anderen cap. [Röm. 2. 17. 28f.] ingezogen hand. Trifft

--748--

nun dises opffer uns an, als ir wellend, so frag ich wyter, ob es uns
all gemeinlich betreff oder allein etlich?
Uff die frag bsindt sich
der pfarrer [Martin Stainly]
ein wyl und sagt: Uns all.
Do fragt
Leo [Jud]:
So hör ich wol, wir sind all priester und mögend all opfren; dann
so mögend ir mit üwerem opfren nüt schaffen; da aber ir den priestern
zuoziehen wöllen, sy opfrend für uns den lychnam und das bluot Christi.
Dann diß opffer, das alle Christen als ware priester got ufopfferen,
ist ein geystlich opffer, als ir selbs oben uß Paulo Ro. 12. [Röm.
12. 1] angezogen hand.
Hie wand sich
meister Martin [Stainly]
und sprach:
Nein! Es triffet nit gemeinlich alle Christen an, sunder allein
die priester.
Do antwurt
Leo Jud:
Das vermag aber der text Malachie und deutronomii nit.
Und wie wöltind die priester das reyn und gewillig opffer uffopfren,
so sy, als ich bsorg, die unreinesten sind, und aber diß von nieman,
er sye dann rein, als ir sprechen, ufgeopfret mag werden? Sehend
ir, herr pfarrer, wie ir die geschrifft ziehen und biegen wider iren
natürlichen sinn! Und so ich nun das fundament üwerer ursachen
nidergelegt und umbkert hab, wil ich eine nach der anderen
verantwurten.
Die erst ursach stat in dem, das wir alle gemeinlich, niemand
ußgeschlossen, sünder und unreyn syen, als ir dann gschicklich und
wol uß der gschrifft bewären. Das leugnet ouch nieman, unnd ich
gstand 's üch ouch. So ir aber glych harnach sprechen, got fordere
und wölle von uns haben ein rein und gewillig opffer, und das mög
im nieman uffopfren; dann wir syen alle sünder und unrein: befrömbdt
mich, das ir so unbesindt sind, das ir nit mercken, das die priester
ouch in der zal der unreynen und der sünderen sind; dann üwer meynung
ist stäts, die pfaffen mögind semlich rein öpfer ufopfren, unnd
sind sy aber ouch menschen und sünder.

--749--

Zum andren wundert mich, das ir nit gelesen haben, daß Paulus
den Ephesiern schrybt [Eph. 5. 25-27]: Christus habe sich selber für
sin kilchen, das ist: für sine christenliche versammlung, in tod geben,
das er sy heyliget und wuesche in dem bad des wassers, yn dem wort
des lebens, uff daß er im selbs bereytet und zuoruste ein erliche kilchen,
die da weder macklen, masen noch runtzlen hetty, und das sy heylig
were und unbefleckt.
Ist nun die versamlung aller gleubigen, die christenlich kilch,
heylig, reyn und unbefleckt, wie mag sy dann nit ein reyn und unbefleckt
opfer uffopfren?
Darumb, herr pfarrer, sprich ich also: Wir sind alle sünder, befleckt
und unrein, und das uß der zerstörten natur und anhangenden
prästen von Adam har yn uns geflossen. Aber sölcher fal und präst
ist in uns durch den eynigen Christum hyngenommen und bezalt, als
Paulus zuo den von Corintho spricht [1. Cor. 15. 21f.]: Zuo glycher
wyß wir alle gestorben sind in Adam, also werdend wir in Christo
alle wyder lebendig; unnd als der tod durch Adam kummen ist, also
ist das leben durch Christum yngfuert. Und also sind wir unreine
sünder und sind doch reyn; dann die gnad Jesu Christi ist überflüssiger
und volkummner yn den gleubigen, sy zuo reyngen und lebendig
zuo machen, dann die sünd Adams sye gsin, uns unreyn ze machen
und zuo töden [Röm. 5. 15]. Deßhalb sind alle gleubige menschen rein
und luter yn irem houpt, Christo, der uns von got geben ist zuo einer
grechtigkeyt, zuo eyner erlösung und heyligmachung [1. Cor. 1. 30]. Und
dise reynigung gschicht allein durch den lebendigen glouben act. 15.
[Act. 15. 9]. So wir nun in Christo durch den waren glouben also
gereyniget sind, so sind ouch unsere opffer, die Paulus zuo den Römern
am 12. [Röm. 12. 1] anzeigt, ouch reyn und unbefleckt, unnd
sind geystlich. Und so aber ir so häfftig daruf tringen, das der lychnam
und bluot Jesu Christi das eynig, reyn und unbefleckt opfer sye
und keyn mentsch möge ein reyn opfer opfferen, so volgt doch uß
üweren eygnen argumenten, das keyn mensch das fleisch und bluot
Christi opfferen mögy. Und dyse meynung ist für uns und gantz
wyder üch. Dann ir üch understond zuo bewären, der priester opffere
yn der meß. Das mag ie nit syn; dann der priester ist ouch ein
mensch, ein sünder, ein unreyner. Und deßhalb kömmen ir zuoletst

--750--

dahyn, das ir zuolassen muessend, das fleisch und das bluot Christi sye
ein reyn, unbefleckt opffer, und uß der ursach möge es nieman uffopfferen
dann der reyn, ewig, unbefleckt priester Jesus Christus.
Und das ist aber allein ein mal geschehen uff dem altar des crützes,
als Paulus gnuogsamlich bewärt in der epistel zuo den Hebreern
[Hebr. 7. 26f.]. Weliche bewärnus ich yetz umb kürzte willen ston laß.
Dann nieman hat Christum mögen opfren dann er sich selber, und
das ist allein semel, ein fart, geschehen; deßhalb der priester Christum
nit opfren mag, als nun dick bewärt ist.
Do stuond der
Zuingly
uff und sagt:
Es sölte got tonderen und haglen über uns, wo wir die gschrifft
also liessind bucken, und das nit verantwurtetind, wie ir, meister
Martin, hye thuond.
Und als ir anziehen zwey ort, damit ir vermeinen zuo erobren, das
uns got ein reyn opffer gebotten hab, namlich Malachie 1. [Mal.
1. 10f.] und deut. 16. [5. Mos. 16. 10f.], sprich ich also, das dise ort
uns gar nüt betreffend, sunder die Juden. Unnd diewyl sich vil ouch
der gelerten uff disen spruch Malachie buwen, die meß ein opffer
zuo bewären, ist not, das wir den text besehind und erlüteren, damit
menkglicher sehe unnd mercke, das der text nienan hiehar dienet.
Malachias, der prophet, oder got durch inn beschelckt die
jüdischen priester mit sampt dem volk, das sy, so sy opfren wolten,
das böst under der härd ußsuochtend, als das blind und lam fech,
zuo sinem opffer, und spricht: So ir mir uffopfrend das blind und
syech, ist das nit böß? Und so ir uffopfrend das blind und lambs, ist
das nit böß [cf. Mal. 1. 13]? Bring das dinem fürsten, dem weltlichen
oberherren, unnd luog, ob es im gevalle? Ich hab kein gfallen ab
üch, spricht der herr der herzügen, und wil kein opffer von üwerer
hand nemmen; dann von uffgang der sonnen bis zuo nidergang ist min
nam groß by den Heyden, und an allen orten opfert man mir ein
reines opffer; dann min nam ist groß in den Heyden [Mal. 1. 10f.].
Und heißt: offertur, und nit: offeretur, wir ir stäts dargeben, damit
es nit uff uns Christen gezogen werde. Und wil got den Juden hie
ir untrüw und falsch verwysen mit disen worten, als wölt er sagen:
Ir söltind min usserwelt und besunder geliept volk sin; und so ir

--751--

mir opfren wöllen - das ich doch nit beger -, so bringend ir mir
lamme, blinde und syeche opfer, das kein weltlicher fürst von üch für
guot hette. Wenn ich an opfren ein wolgefallen hette, so bin ich ein
sölcher - paraphrasticos - grosser got, und ist min nam so groß
von uffgang bis zuo nidergang der sonnen ouch by den Heyden, das
sy mir vil bessere opffer uffopfferend dann ir. Diß ist ein vergychung,
damitt sy gott zuo schanden machet, das sy böser opffer bringend dann
die Heyden. Das inen vast übel anstat, so sy doch dass usserwelt
volk gottes sind. Und hie ist ze mercken, das "oblatio munda" heyßt
nit "ein reyn, unbefleckt opffer", daruff dann ir, meister Martin, tringen,
sunder das wörtly "munda", das unser interpres also transferieret hat,
heißt in hebreischer sprach thehora [???], das ist in unserem tütsch
als vil als: gantz, ganghellig; das hat der latinisch interpres allenthalb
gmacht: "munda" und "immaculata", als von dem osterlamb,
was den Juden gebotten exodi am 12. [2. Mos. 12. 5], das sy söltind
nämen ein lemle, das järig wäre und unbefleckt. Ist nit die meynung,
das es keyn fläcken sölte haben, sunder es sölte gantz sin, das
im nüt gebräst, frisch, gesund, nit blind, nit lamm, nit ein särbling,
das keyn prästen an im hette. Diß ist den Hebreeren alles thehora
[???] vel thahor [???], oder thamim [???]. Also hörend nun alle
umbstender, das dyser text Malachie uns nit beruert, sunder allein
die Juden, die in dem opffer des herren gottes untrüw unnd falsch
bruchtend, inen selbs das best behaltende, das böst aber und nüt
söllende dem herren gebende. Das verwyßt inen got und beschelckt
sy darumb, und verglycht die Heyden zuo inen; ja die Heyden mer
schetzende, als die, die die besseren und ganckhelligre opffer gebend.
Und mercken wol: Es heißt "offertur" in presenti, und nit "offeretur"
in futuro; darumb mag es nit uff die meß gezogen und verstanden
werden, sunder uff die opffer, die do ze mal by den Heyden got
volkummer und besser geopfret wurden denn by den Juden.
Hie redt
der pfarrer [Martin Stainly]:
Wohyn ghört joch das, so stat [Mal. 1. 11]: in omni loco? Nun
ist ie Christus, wie hie oben vor gseit, an eim ort, namlich zuo
Jerusalem, uffgeopfret worden.

--752--

Antwurtet
Zuingly:
Ich merck wol, wo üch wee ist: ir wellind damit das lyden
Christi unfruchtbar machen und wellend 's gen Jerusalem binden,
glych als ob sin lyden nun denen zuo Jerusalem guot und nutzlich
gwesen sye. Uß üwrer meinung wurde volgen, das uns hie zuo Zürich
und anderßwo das lyden Christi nit fruchtbar were. Darumb mueste
er by uns ouch, wie zuo Jerusalem, ufgeopfret werden.
Ich weiß nit, ob im der Zuingly die kranckkheit erraten hatt
oder nit; er redt nüt darwider.
Zuingly
fuor für und erklärt im das ander ort, von im angezogen deutro 16.
[5. Mos. 16. 10f.], also sagend:
Das ander ort, uß dem deutronomio [5. Mos. 16. 10f.] von üch,
herr pfarrer, angezogen, damit zuo bewären die meß ein opffer sin, vermag
das nit, sunder zücht sich allein uff die ceremonien des alten
gsatzts, die by uns Christen abgthon sind. Und diß mag uß dem
gantzen capitel in den vorgenden und nachgenden worten clarlich
gsehen werden; denn man muoß nit uß der gschrifft ushin rupffen,
nun was uns guot dunckt zuo unser meinung dienen, sunder sol man
vor und nach eigenlich den sinn bschowen. Also hie ouch. Und
nempt die geschrifft allenthalb ein gewillig opffer das opffer, das ein
ieder frys willens gibt und bringt, als uß dem hebraischen wörtly
nedef [???] verstanden mag werden: ungezwungen, von fryem hertzen,
nach der benedyung des herren, das ist: nach dem inn got beschert.
Wachßt im vil, so gebe er dester mer etc. Es sol ein ietlicher als
vil bringen und opffren, nach dem inn got beschert, als im giept;
man sol keinen zwingen, so vil oder so vil ze geben. Dise meynung
fint man im end des capitels [5. Mos. 16. 16f.].
Das zeigt er ouch mit ernst an.
Nach diser red stuond
Leo Jud
widerumb uff, die übrigen gegenwürff meister Martins ze verantwurten,
und redt also:
Meister Martin! Ich wil kurtzlich die andren ursachen, so ir
entgegen werffend, verantwurten.
In der andren ursach bringen ir haryn, Christus habe die

--753--

meß uffgsetzt als ein opfer; deßhalb sölind wir die bruchen als ein
opffer.
Den ersten teyl bewären ir uß dem 109. psal. [Ps. 110. 4], da
David spricht: Got hat geschworen und wirdt inn nit gerüwen: Du
bist ein priester in ewigkeit nach der ordnung Melchizedek. Darzuo
stimpt ouch die history genesis 14. [1. Mos. 14. 18]: Melchizedek,
der künig Salem, hat brot und win geopfret; dann er was ein priester
des höchsten.
Uff dises gib ich also antwurt: War ist, das Christus ein priester
ist in ewigkeit wie Melchizedek, als David anzeugt: aber das er
geopfret hab win und brot, das vernein ich; dann der text gene. 14.
[1. Mos. 14. 18] spricht nit "offerens", wie ir inn zwingend, sunder
"proferens". Herr pfarrer! Hören zuo! Es heißt "proferens" und
nit "offerens". Wissend ir, was "proferre" und "offerre" für ein underscheyd
hat? "Proferre" heißt: fürhartragen, "offerre" heißt: uffopfren,
in hebraisch hozia [???], und ist die meynung: Abraham, als er
von der schlacht der künigen widerkert, was er hellig und mued und
zoch da für Salem. Do kam heruß der künig derselben statt, Melchizedek,
und truog harfür brot und win, erkickt und spyßt Abrahamen
und die, so by im waren; dann er was der vogt und oberer
in derselbigen statt. Das wir haben im latin "sacerdos", stat in hebraischer
sprach cohen [???]; heißt nit allein "ein priester", sunder:
ein vogt und fürweser, das ist: er was ein amptman in der statt.
Und ist das gmein und gwon, denen, so von eyner schlacht wider
heim keren, uß den stetten, für die sy ziehend, brot unnd win oder
spyß zuo bringen von den obren uß der statt. Hie merckt man klarlich,
das dise gschicht Melchizedek nit mag uff das opffer der meß
gezogen werden.
Hie redet der
Zuingly
ouch darzuo, also:
Dise gschicht des künig Melchizedek mit dem Abraham ist
glych also, wenn unser trüw Eydgnossen hie für zuhind, und man
brächt inen ouch win und brot oder anders entgegen zuo einer früntschafft.
Also ist hie ouch gschehen mit dem Abrahamen etc.

--754--

Leo [Jud]
fuor für in sinem verantwurten, und sprach:
Paulus zuo den Hebreern am 5. und am 7. [Hebr. 5. 6, 7. 15],
do er Melchizedeck dem Christo im priesterthumb verglycht, sagt
gar nüt von dem win und brot, sunder verglycht Christum Melchizedek
in dry dingen:
Zuo dem ersten heyßt "melchi": ein künig und "zedek": grechtigkeit;
"Melchizedek": ein künig der grechtigkeit. Diser künig der
grechtikeit ist Christus, der uns von got ein grechtikeit worden ist
[1. Cor. 1. 30].
Zum andren was er "Melchi Salem", das ist: ein künig des
frydens. Wer ist der anderst dann Christus, der frydsam Solomon,
der alle ding frydsam macht, und uns den vatter wider zuofryden
stellet und begnadet?
Zum dritten würt er verglychet dem sun gottes deßhalb, das er
on vatter und muoter was, unnd blypt ein priester in ewigkeit, weder
anfang noch end habende. Dis ist nit geredt, das Melchizedek
weder vatter noch muoter gehebt hab, sunder das sin vatter und muoter
nieman bekent hab, und er ouch unerkant und ein frömbdling under
den Juden was. Das aber uff üwer meinung glossa ordinaria unnd
interlinearis quadrier, wil ich vast wol glouben; dann sölich häfen.
hand sölich hyenen. Wir sind nit hie den glossen, sunder dem wort
gottes ze losen.
Do redt der pfarrer [Martin Stainly]: Nun stat es klarlich im text
- als mir ist -: offerens.
Redt
Zuingly:
Herr pfarrer! Das ist nit war. Das wort "proferens" und
nit "offerens". Wissend ir, was proferre heyßt? Die schuoler wissend 's
doch. Es were iemar schad, das uns die sonn anschine, so wir die
gschrifft also liessind felschen unverantwurtet.
Hie besach man die bibly und das ort. Do hieß es "proferens",
wie der Zuingly geredt hatt, unnd nit "offerens", wie der pfarrer
vermeint.

--755--

Iedoch sagt Zuingly, er hette es uß dem responsorio corporis
Christi etc.
Leo [Jud]
antwortet fürther und sagt:
Wyter sprechen ir: Christus habe sin bluot und fleisch under der
gstalt des brots und wins uffgesetzt, uff das die warheit der figur
vereinbaret wurde.
Zuo disem red ich also: Christus hat sich selbs am crütz uffgeopfret
am frytag, nit am dornstag, im nachtmal. "Ein testament
machen" und "spys und tranck geben" ist nit: opfferen. Darumb ist
das opffer erst morndes gschehen, nit im nachtmal. Deßhalb mag
das brot und win, under dem wir niessen sin fleisch unnd bluot, nit
ein opffer genempt werden. Ouch reycht die figur Melchizedek
nit uff Christum des brots unnd wins halb, sunder andrer dingen halb,
als dann gnuogsam oben geseyt ist. Damit ist ouch geantwurtet den
nachgenden. Christus ist Aaron im opffer und nit Melchizedek
verglychet.
Die dritt ursach zeygt an, wie Christus den jüngeren den geyst
und der gantzen kilchen verheissen hab, der sy leren und berichten
werde aller warheit, und inen zuo verston geben, was er inen vormals
gesagt hat.
Zuo dem red ich also:
Dis ist war und wider üch; dann Christus, wie er den apostlen
den geyst der warheit verheissen hat, also hat er inen deno ouch geschickt
und gsendet am fünfftzigesten tag nach der urstende. Derselb
geyst hat die apostlen underwisen und glert. Nun findend wir
nienan in der apostlen leer, das die meß ein opffer sye. Das ist ein
anzeigung, daß sy der geist der warheit sölchs nit bericht hat. Die
christenlich kilch hat ouch den geist der warheit, der sy die warheit
und nit das unrecht lert, das ist: er lert sy nüt anders, dann das
er die apostlen gelert hat. Dieselbig kilch, die den geyst gottes hat,
die lert unnd setzt nit, das die meß ein opffer sye. Die kilch aber,
die da setzt und spricht, das die meß ein opffer syg, ist nit die
christenlich kilch, wirt ouch nit durch den geist gottes gfuert und
geleytet.
Das ir sprechen: Die schaff volgind dem hirten nach durch die
rechte thür, und erkennend sin stimm und nit der frömbden [cf. Joh.
10. 1-5], ist war. Uß welichem volgt, daß die nit ware hirten sind,

--756--

sunder dieb und mörder, die nit durch die rechten porten inggangen
sind [Joh. 10. 1], als die, die ein opffer uß der meß gmacht
haben.
Zum dritten meinent ir, wenn schon die hirten übel glert und
verfuert hettind, so hettind doch die schäffle nit geirret. Wie spricht
dann Christus: So ein blind den anderen fuert, so fallend sy beyd in
die gruoben [Matth. 15. 14, Luc. 6. 39]? Wöllend ir aber sprechen: die
usserwelten syen nit verfuert? Das ist war; dann noch uff den hütigen
tag - wiewol die pfaffheit wyt ab der rechten ban geirret ist, so sy
dis sacrament für ein opffer prucht - ist doch der arm gemein ley
nit verfuert; dann die leyen bruchend diß nit für ein opffer, sunder,
als es ist, für ein spys. Man hat ouch in etlich hundert jaren gar
vil gelerter frommer funden, die söliche warheit, die meß nit ein opffer
sin, gelert haben, und denen söliche verfuerische lerr mißfallen hat.
Das die hirten nünhundert jar glert und es die schäffly angenommen
haben, die meß syg ein opffer, uß dem volgt nit, das es darumb recht
syg; dann lenge der zyt macht das böß und irrsal nit guot. Es ist
ouch nit all weg also gwesen, das den kätzeren Arrio und anderen
von den hirten widerstrebt sye, sunder der mer teyl hirten, der bapst
und der keyser selber, sind in denselben kätzeryen gewesen und der
kätzery und irsal anghangen. Darumb, so Paulus spricht, die kilch
des lebendigen gottes sye ein veste und starcke sul der warheit [cf.
1. Tim. 3. 15], würt alles verstanden von der allgemeinen christenlichen
kilchen, deren houpt Christus, und fuerer der geyst der warheit
ist. Der laßt sy ouch nit irren; dann sy hört sin stimm. Die
kilch aber der cardinälen, bischoff und pfaffen hat dick geirret;
dann sy loset nit dem einigen wort gottes. Damit ist ouch verantwurtet,
das ir sprechend: Ja, wie könd got die menschen so lang
geirrt lassen haben? Ich sprich: Billich ist es, das uns got in blintheit
und in ein verkerten verstand lasse fallen, so wir sin luter, klar,
häll wort verlassent. Er spricht: Es ist ein gedächtnus minen [Luc.
22. 19, 1. Cor. 11. 25]. So sprechen wir: Es ist ein opffer. Diewyl wir
nun das clar liecht des götlichen worts verlassen habend, ist es dann
ein wunder, das wir irren und in der finsternus wandlen? Deßhalb,
diewyl die gschrifft nienan anzeigt, daß die meß ein opffer sye, sol
iederman daran zwyflen; ja, nieman sol glouben, das sy ein opffer syg.

--757--

Do redt
Ulrich Zuingly:
Herr pfarrer! Ir habend da ein wort geredt, das üch vast übel
stat; denn alle gotlosen redend, wie ir hie geredt hand und nit anderst:
Ja, söltind unsere vordren all geirrt haben, so weren sy doch alle verdampt.
Das ist schwär und hart ze reden. Also redend alle fyend
gottes, so die ler Christi gern verhasset machtind. Wer redt, das
sy verdampt syend? Ob sy schon der gstalt geirret hand, so stat nit
dester minder ir säligwerden in der hand oder gnad gottes, glych als
ouch andrer menschen, die da sündend, säligkeit an got stat. Darumb
wir darinn nit urteilen söllind. Warumb gryffend wir got in sin urteyl?
Warumb urteilen wir den oder disen verdampt? Mag nit got
inmitten dem irrsal die sinen unverletzt behueten als die dry jünglyng
in dem heissen ofen [cf. Dan. 3. 8-30]? Doch ist nit zwyfel, daß die
anheber sölicher dingen und irrsälen von got gestrafft werden. Darumb
zimpt uns hie nit frevenlich zuo urteilen, wer verdampt syg oder
nit, sunder söllend wir das got in sin urteyl setzen. Das geirret syg,
ist klar gnuog.
Die fierd ursach von der abcontrafactur eines schultheissen dient
hierhar nit; dann, als vorgemeldt, hat Christus im nachtmal, do er
sin fleisch unnd bluot zuo einer spyß geben hat, nit geopfret, sunder am
nachgenderen tag am crütz. Darumb bedüt diß maß und tranck nit
das opffer, sunder die spysung und das nachtmal. Ouch heißt nit ein
ietlich ding dem nach, ab dem es abgmalet ist; dann sust wer ein
gmalter mensch ouch ein mensch. Die Sophisten aber lassend nit
nach, das homo pictus ein mensch sye. Die alten, die die spyß ein
opffer nemmend, thuond das der meynung, das sy wöllen sagen, es
sye ein widergedächtnus des opffers, das Christus einmal gethon hat.
Glych als wenn wir sprechen: Hüt ist die geburt, hüt ist ufferstentnus
Christi; das ist so vil geredt: Hüt begond wir ein gedächtnus
der geburt, der ufferstentus Christi, die ein mal gschehen ist. Der
maß redend die alten darvon, aber nit das wir opfren oder der pfaff;
dann das opfren ist allein einmal gschehen.
Das ist summa, so im hie uff geantwurtet ward von dem Zuingly
und von Löwen Jud. Iedoch so beschach es mit kluegeren anzügen
und mit sunderem ernst.

--758--

Do nun der pfarrer Martin Stainly nit me darwider wißt oder
mocht, stuond der
Zuingly
uff und ermant inn christenlichen unnd bruederlichen, der gstalt:
Herr pfarrer! Ir hand nun zuo dem guoten teyl wol verstanden,
wie das üwere ynzüg und gegenwürff, uß der gschrifft gthon, mit der
geschrifft umbgstossen und abweg geleit sind. So bitt ich üch nun
umb gots willen, ir wöllint fürhyn üwer kunst und gschickligkeit zuo
guotem anlegen, und nit me mißbruchen; dann ich hab üch gern ghört
zuo minem teyl; mir ist vil von üch gesagt.
Hierumb, lieber herr pfarrer, so thuond mit üwerer kunst, das ir
wol mögend, etc.
Uff das redt der pfarrer: er wölte im recht thuon.
Hie stuond
doctor Joachim von Watt
uff und fragt, ob yemand mer were, so etwas wider disen artickel reden
wölt, und fragt in sunderheit den pfarrer von Sant Gallen: was er
hiezuo reden wölt, das möchte er ietz fry thuon.
Do stuond herr Benedictus Burgower, pfarrer zuo Sant Gallen,
uff und redt also:
Pfarrer von Sant Gallen.
Herr burgermeister, gnädige mine herren und früntlichen bruedern
in Christo Jesu! Der zweyen articklen halb, durch üch, mine gnädigen
herren, ußgschriben, als der bilder oder götzen halb, ouch ob die
meß ein opffer syg, weiß ich miner person halb nit sunders ze reden
oder wil sy nit widerfechten; dann ich dise zwen artickel vormals in
miner herren von Sant Gallen statt als ein lütpriester gepredget und
gehalten hab. Deren halb ich von mines gnädigen herren von Costentz
vicario, Ioanne Fabro, citiert, und darvon uß gschrifft red
gehalten hab, als denn etlichen personen, gegenwürtig, wissend mag sin.
Dann ich der biltnus halb sölichs uß dem buoch exodi 20. [2. Mos.
20. 4] und deutero. 4. [5. Mos. 4. 15f.] erlernet hab, da uns die bilder
zuo machen, anzebetten und zuo eeren verbotten sind; dann got allein

--759--

alle ding in uns würckt. Deutro. 32. [5. Mos. 32. 21] und Esai. 44.
[Jes. 44. 9] capitel sy nüt sin erlernet wirt, und die eer, inen erzeigt,
als wir sy im bruch hand, Ezechi. am 16. [Ez. 16. 24f.] durch got
verbotten ist; dann got ein geist ist, und durch sin wort allein erkent
wirt [Joh. 4. 24].
Des andren artickels halb, antreffend das opffer der meß, hab ich
vormals gehalten und geprediget, es sye allein ein widergedächtnus des,
so Christus einist gethon hab Luc. 22., Mat. 26., Marci 14.,
1. Cor. 11. [Luc. 22. 14-20, Matth. 26. 26-29, Marc. 14. 22-25, 1. Cor.
11. 23-29], als er dann ein ewig gnuog bezalig opffer sich gemachet hat
in die ewigkeit Hebreos 7. 9. 10., das er unser sünd getragen und
für uns gebetten hat Esa. 53. [Jes. 53. 12] und eroffnet uns die gschrifft
nit von eim opffer, sunder von einer widergedächtnus.
Darzuo ouch mengklichem ze wissen ist: Als ich für einen lebendigen
menschen nit nüß spys oder tranck, daß es im zuo statten kumme
und er darvon ersettiget werde, deßglychen sol ein ieder Christenmensch
dyses hochwirdig sacrament selber nüssen und empfahen zuo
einer vesten, stäten bevestigung sines gloubens, darzuo es got, Christus
der testamentyerer, uffgesetzet und geordnet hat. Ja, sag ich, er sol
es der gestalt empfahen als ein wort und zeychen göttlicher verheyssung
und zuosagung der gnaden, zuo verzyhung der sünden, darzuo, wie ietz
gesagt, es geordnet ist Matthei am letsten capitel [Matth. 28. 18-20].
Als ein ieder für sich selbs getouffet wirdt und keyner für den andren,
also ouch in nüssung und empfahung diß sacraments als eins testaments
Jesu Christi.
Zum andren als einer würckenden krafft sind der touff und das
sacrament des altars. Zuo glycher wys ich für minen vatter nit toufft
mag werden im zuo heyl, derglichen für die toten wirt das sacrament
nit genossen.
Das ich aber leyder vor anderst gelert hab, vergich ich, das
ich nit bessers gewüßt hab; bezüg mich ouch darby, wenn ich eins
anderen und besseren uß der gschrifft bericht wurd, dann so wil ich
dise min meinung und halten fallen lassen, unnd das besser gern von
hertzen, wie billich ist, annemmen. Und gfalt mir die meinung
meister Ulrichs und meister Löwen wol.
Herr burgermeister, mine gnädigen herren von Zürich und lieben,
getrüwen bruedern in Christo Jesu! Darum min herr doctor Joachim

--760--

von Watt und ich hie sind, erschynen wir als die verordneten unserer
herren einer statt Sant Gallen, die uns uff üwer, miner gnädigen
herren, früntlich ersuochen zuo ze hören verordnet, und nit bevolhen
sunders ze handlen dann losen und hören und gegenwürtigkeit zuo erzeygen.
Den früntlichen und dienstlichen willen üch zuo erzeygen, ist
ir will zuo aller zyt guot in derglychen und andren.
Summa siner red.
Uff semliche red gab im
der burgermeister Röyst
antwurt, also sagende:
Mine herren von Zürich werden es in guotem unseren lieben
Eydgnossen von Sant Gallen nit vergessen unnd es ouch widerumb
verdienen.
Sprach herr
Benedict [Burgower]:
Fürsichtiger etc. herr burgermeister! Unser herren versehen sich
gegen üch als iren lieben herren aller früntschafft unnd gunst, und wir
gesanten mit inen.
Hie ruofft und ermant doctor Joachim von Watt abermalen die
pfaffen, das sy harfür tretten wöltind und hie wider die geschrifft bringen.
Aber hie was gar niemand, der ützid reden wölte, und warend
stummer dann die fisch.
Als niemand mer wolt fechten, redt einer, des namen ich gern
verschwyg: Wo sind ietz die pfaffen, so on underlaß got lestrend und
sprechend, so sy allenthalben in den wirtshüseren by dem win sitzend:
Gott habe für unsere sünd nit gnuog gethon; darumb so muoß man
täglichen darfür uffopfren im ampt der meß? Warumb stond ir nit
harfür?
Es wolt sich sicher aber keyner erschrecken lassen, der darwider
wölte.
In dem stuond doctor Baltassar Fridberger uff, also redende:
Doctor Baltassar Fridberger.
Herr burgermeister und ander lieb bruoder in Christo! Uff den
gestrigen tag ist wol und grundtlich uß der gschrifft an den tag
kummen, das die bilder nit sin söllen; und ich warlich selbs wölte, das

--761--

kein bild in die Christenheit nie kummen wäre. Dann der text
exodi 20. [2. Mos. 20. 4-6] ist heyter und klar; er stat ouch vest wie
ein mur, der dann mit zweyen underschidlichen verbotten eigenlich
verbüt nit allein die anbettung der bilden, sunder ouch ir machung.
Noch klärer wirt es an den tag bracht deutro. am 5. cap. [5. Mos.
5. 6-10], da got mit dry underschidlichen verbotten sagt: Ich, herr,
din got, der dich ußgfuert uß dem land Egypti, von dem huß der
dienstbarkeit [5. Mos. 5. 6]. Zum anderen: Du solt dir nit ein bildnus
oder einigerley gstalt machen aller deren dingen, so da sind oben
im himel und unden uff erden unnd im wasser under der erden
[5. Mos. 5. 8]. Zum dritten: Du solt inen nit eer entbieten, noch inen
dienen; dann ich bin der herr, din got, ein yfriger got [5. Mos. 5. 9].
Man fint ouch, daß got nit allein die eerenbietung, so bschicht den
bilden, hasset, sunder die machung der bildung. Derhalb er sy heyßt
verbrennen, und den, der sy macht, verfluocht er deutro 7. [5. Mos.
7. 25] und am 27. cap. [5. Mos. 27. 15]: Und alles volck sol sagen:
Amen!
Hie sagtend etlich in der stuben: Amen!
Darzuo wil ich ouch thuon ein moysisch argument, weliches mit
sinen zweyen hörneren die bilder vast umbstosset, und das: eintweders
die bilder ze halten ist gebotten oder nit. Sind sy gebotten, so zeyg
man die gschrifft an, so endet sich alle frag. Sind sy aber nit gebotten,
so sollen sy nichts. Dann alles das, so got weder mit worten noch
wercken uns gelert, sol nüt und ist vergebenlich. Dann wie got allein
guot ist [cf. Matth. 19. 17], also muos alles das, so guot ist, allein von got
harfliessen. Welcher anders sagt, der lugen strafft got den vatter, den
sun Christum und den heyligen Paulum. Got vatter redt [5. Mos.
12. 32]: Was ich dir gebüt, das thuo allein, nüt darzuo, nüt darvon.
Gott, der sun, hat gsagt [Matth. 15. 13]: Ein ietliche pflantzung, so nit
gepflantzt hat min himelscher vatter, wirt ußgerütet. Item Paulus
[Röm. 14. 23]: Das nit gschicht uß dem glouben, buwt zuo ewigen tal
der verdamnus. Noch eins ist vorhanden. Eins muoß sin: Bilder sind
unnütz oder nütz in der kilchen. Sind sy unnütz, was wil man iren?
Sind sy nütz, so hat got die warheit gspart, so er spricht durch
Esaiam am 44. [Jes. 44. 9], daß die bilder nienar zuo nütz syend.

--762--

Es ist ouch ein gotslesterung, so man dem volk fürgipt, die bilder
berueffend, bewegen, laden und ziehen uns zuo andacht; dann Christus
beruefft den sünder; er bewegt inn selbs allein zuo guotem; er ladt inn
uff die hochzyt; gott der vatter zücht die, so zuo Christo kummend.
So aber ye die bilder in die kilchen kummen sind, das mir von
hertzen leyd ist von wegen der vilvaltigen mi^brüchen, die da gschehen,
da ist wol und eben uffzeluogen, das man recht damit umbgange, uff
das nieman verergret, noch bruederlicher christenlicher fryd betruept
werde. Dann vil menschen sind, die den bilden noch hefftigklichen
anhangend. Darumb sol man das klar, heylig wort gottes wider die
bild und götzen im alten und im nüwen testament ernstlich und offt
dem volck mit sorg und flyß anzeygen. Das würt sin krafft und gwalt
ueben und mit der zyt alle bilder zuoruck stossen; dann es ist unmöglich,
so das wort gottes gepredget wirt, daß es nit würcke und frucht
bringe [Jes. 55. 10f.] in dem, darumb es von got gesandt ist. Also
hat Paulus gethon zuo Athenis und in anderen orten, wie man 's
findt in den geschichten der heyligen botten. So das beschicht, wirt
ein ieder Christ by im selbs erfinden und erkennen, das die bilder
gar nit nütz syen, und darnach ein gantze kilchmenge versamlen,
on allen uffruor einhelliklich beschliessen, das man die bilder hynweg
thue und schlaffen lege. Alsdann hat das gwaltig gotswort sin frucht
gewürckt, darumb es von got ußgangen.
Do nun diser doctor sin red geendet hatt, fragt doctor Joachim
von Watt den
doctor Hans Zwicken von Costentz,
ob er ouch etwas darzuo reden wolt.
Der sagt die meynung:
Es were vast zuo verwunderen, ja, es were ein überus groß wunder,
das uns der listig tüfel mit sölchen närrischen dingen in ein sölichen

--763--

grossen, schädlichen irtumb ingfuert hette. Iedoch so were das ein
straff gottes gwesen, und lopt got, das sölich artickel, hie vor offt gemelt,
so überflüssiklichen mit der gschrifft erhalten wärind, und gfiel
im die sach uß hertzen wol.
Hie fragt doctor von Watt, ob ieman under den chorherren
wäre, der ettwas darzuo wölte reden.
Do stuond
herr Anthoni Walder
dar und redt:
Er wäre gantz der meinung der götzen unnd der messen halb
nun ein guote zyt gsin; iedoch so verstuende er es yetzund vil klärer
uß der gschrifft dann vorhin. Er wölte semlichs helffen handthaben,
so ferr im lyb und guot langen möchte. Dann wir sind zuo dem dickeren
mal, sprach er, des artickels halb von meister Ulrichen underricht
und gewyeget worden, das ich daran keynen zwyfel me hab.
Das redet er mit grossem ernst.
Deßglychen redt ouch
herr Heinrich Utinger, custor:
Es were im ouch ein besundere, grosse fröid, das es den weg von
gottes gnaden ergriffen hette, unnd wölt es ouch mit allem sinem vermögen
helffen beschirmen.

--764--

Meister Hans Hagnower
was der sach ouch wol, als er sprach, zuofryden, und benuogt in an der
harfürgetragnen gschrifft wol, unnd wolt nit darwider kempffen.
Demnach ward ouch
doctor Nießle, schuolherr,
gefraget, was er zuo dem artickel reden wölte. Der schluog an und
sagt: Es wölte inn duncken, die sachen wärind zuo frue angehebt; dann
es zimpte sich nit, das man mit sölichen schwären sachen also wölte
ylen, on erkantnus eynes gemeinen conciliums.
Er redt ouch, wie meister Ulrich angezeigt hette, was ein concilium
were, und hette die kilch wol erklärt im schryben, und im
predgen. Es sölte ouch kein zesamenberueffung der bischoffen, cardinelen
und bäpsten ein concilium genempt werden, es were dann,
das sy nüt handlettind dann allein das wort gottes; sunst were es nit
ein concilium sonder ein conciliabulum. Der Zuingly sölte noch
eins thuon und sölte sin artickel der kilchen zuoschicken, und sölt sy
zuo latin machen und pro et contra schryben. Er hette selbs ouch
gpredget von der kilchen, und hette den underscheid anzeigt, welches
ein concilium oder ein conciliabulum were; dann es wer kein concilium,
es were im heligen geist versamlet.
In summa: Er vermeint ie, es gezimpte weder dem Zuingly
noch andren nit etwas on ein gantz concilium z'handlen.
Das sagt er mit vil me worten, die mir hie zuo erzellen nit müglich
ist. Sin red dient ouch gar nit zuo der sach; dann semlichs redt
er on allen anzug der gschrifft.

--765--

Do stuond
Zuingly
uff und sprach:
Er hette diser siner red wol mögen geraten, unnd verantwurtet
dieselbigen der gstalt:
Herr Schuolherr! Das ir hie yngezogen hand, es sye zuo fruo, das
man mit denen sachen sölle handlen; dann sy syind schwär, das ist es
nit, sunder es zimpt sich all weg und alle zyt, das die Christen mit
dem wort gottes handlind, obglych ein concilium vil ein anders erkante,
das dann offt geschehen ist. Ich halt gar nüt uff die concilia. Es
sind ouch der mer teyl nit concilia sunder conciliabula, das ist: des
tüfels gmeinden; dann da würt lützel mit dem wort gottes gehandlet.
Daß ir sagend, es sye kein concilium, es sye im heiligen geyst versamlet,
womit wöllen ir das probieren? Ja, der minder teil ist im
heiligen geist versamlet. Warumb machet yetz das concilium dises;
glych bald so kumpt ein anders, das macht das widerspil, und thuot
ab, das das vordrig angenommen hat? So hör ich wol: der geyst
gottes ist wider sich selbs. Exempli gratia: Das concilium ze Constentz
hat den frommen man Hansen Huß verbrent und für ein kätzer erkent,
darumb (ist 's, als sy sagend), das er gsagt hat, man sölte den
leyen das sacrament nach der uffsatzung gottes under beden gstalten
geben: des wins und des brots. Hat er das glert und gseyt, so hat
er recht gelert. Ich red und leer das ouch; es ist christenlich und
wol gelert. Und ist er darumb verbrent worden, so ist er ein iemerlicher
martrer vor got, und ist umb unschuld getödt worden.
Miner articklen halb sag ich also: Herr schuolherr! Machen ir sy
zuo latin und schicken 's dann üwerem got, dem bapst. Ir söllend
contra schryben; ich hab pro gschriben. Ich hab sy ouch der kilchen
zuogschickt, das ist: allen frommen Christen. Ich wil ouch erwarten,
ob iemand darwider wölle schryben, und wil den minsten Christen
zuo eim richter haben etc.
Sölch spän erhuobend sich hie, aber nit zuo der sach dienende;
desshalb on not hie ze schryben. Iedoch so wolt der schuolherr für
und für reden.
Do redt der burgermeister, der wol ermessen kond, das sin red
nit zuo der sach dienen wolt - Es was ouch zyt ze morgen essen;
dann die halb stund gegen den zwölffen hatt sich verloffen -, und
sagt, er sölte die spän ein ander fart ußrichten.

--766--

Redt
Zuingly:
Es gfalt mir wol, daß er schwyg, er wölle dann mit der gschrifft
fechten. So er aber in sinem ungeschickten thanten fürfaren wölt,
so möchte ich mich nit enthalten, ich mueßte es verantwurten; dann
ich weiß wol, wie er ein hadermetz ist. Ich hab sölchs vorbedacht,
daß es mir üch geschehen wurd. Ist mir vormals ouch offt von
üch begegnet.
Des bezügt sich der Zuingly uff ein gantz capitel.
Sölich reden ze verhueten redt
der burgermeister:
Es wäre spat im tag; deßhalb möchte wol iedermann an sin herberg
gon zuo morgen essen, und gebot, wie vor, den rädten und burgern,
ouch andren wider uff das radthuß, so es eins schluege.
Do stunden alle menschen uff, und gieng man hynweg.
So vil vor mittag des andren tags.
Nach dem essen kam iederman, wie der burgermeister gebotten
hatt, flyssig wider uff das radthus, einen ußgang diß angehepten artickels
ze vernemmen von der meß.
Als sich nun ein ieder gsetzt oder gstelt hatt, huob herr Marx
Röyst, burgermeister, an ze reden die meynung:
Burgermeyster Röyst.
Ir, mine herren, die presidenten! Ir habend wol ghört, wie es
bliben ist des ietz fürgenommen artickels halb, also, daß er nach
minem duncken gnuogsamlich mit der götlichen gschrifft erklärt ist.
Damit sich aber nieman möge klagen, er hab nit statt ghebt zuo reden,
so mögend ir, die presidenten, die sach wol wider anheben im namen
gottes.
Demnach stuond doctor Christoffel Schappeler von Sant
Gallen uff, der einer der presidenten was, und ermant mit ernst der
gstalt:
Doctor Schappeler.
Erwirdigen herren und früntlichen, gliepten bruederen in Christo
Jesu, unserm säligmacher! Wie ir hüt vor essen und gestern den
gantzen tag gnuogsamlich, ja überflüssiklich ghört habend, wie das wort
gottes mit so ernstlicher vernunfft und grossem flyß der götzen und der
meß halb harfür getragen. Ir habend ouch gsehen und ghört, wie es

--767--

bishar überwunden hat, ouch on zwyfel in ewigkeit unüberwunden ston
blybt. Hiemit sich aber niemant (nach mines herren burgermeisters
red) klagen möge, imm sie nit gestattet nach lust zuo reden, so erman
ich üch hie imm namen miner herren mitpresidenten, ir wöllint dapferlich,
onersschrocken darwider mit dem wort gottes fechten. Dann
miner herren mandat von Zürich lutet allein uff die heylig göttlich
gschrifft; die söllen ir zuo disem stryt oder kampff bruchen. Hüt vor
essen ist es an den corherren bliben. Darumb, ist yemants wyter von
inen überig, der hie wider wölte reden, so trätte ietzund harfür und
bringe die pfyl der götlichen gschryfft mit imm.
Diß sagt er mit kluogen und senfften wortenn.
Nach der ermanung stuond
meister Conrat Hofman
uff, unnd fieng ein vast unnützen tant an, wie er von einem etwas
ghört hette, das sich gester verloffen hatt. Des wölt er sich ietz
verantwurten - dann er ghörte übel -, damit er nit ouch in das
gyrenrupffen keme etc.
Deßglychen huob er an uß einem gschribnen zedel ze lesen. Man
loset, ob es uß der gschrifft sin wölte. Das was es nit. Do hieß
inn der burgermeister und die presidenten schwygen, er wölte dann
mit der gschrifft gottes harfür kummen. Doch so fuor er für und vermeint,
die von Zürich söltind mit den Eydgnossen und mit dem
legaten con Rom an den bapst umb ein concilium erwerben, daß dasselbig
in kurtzem ghalten wurde; die Eydgnossen vermöchtind wol
so vil am bapst, das es gschehe.
Man gab im antwurt: Er sölte ruewig sin; mine herren wurden
ietzmal das thuon und sölchs wißtind sy ze verantwurten vor
menglichem.
Saget
Hofman:
Nun so geb üch got glück!
Redt
Zuingly:
Das würt er on sorg thuon.
Als nun dise red überhin kam und von den chorherren nieman
me was, der da wölte fechten, fragt doctor Schapeler, ob neiß war
von den caplönen zuogegen were, der hiezuo reden welt; der möchte das
on engeltnus anzeygen.

--768--

Do stuond
Wolffgang Grüter, ein caplan,
uff und sagt die meynung:
Herr burgermeister, ersamen, etc. lieben bruedern in Christo!
Diewyl nun niemant mer under uns ist, der zuo disem artickel reden
wöll, so muoß ich, diewyl die caplön hie erforderet sind, etwas darzuo
sagen. Diß artickels halb und andrer bin ich wol ze friden, iedoch
in sunders der meß halb; dann es mir offt miner conscientz ein bsunderen
schmertzen geborn hat das messen und das metzgen, wiewol
ich offt - herr propst merckend! - darzuo genötiget worden bin.
Diewyl sich nun semlichs von gottes gnaden mit der gschrifft erfunden
hat, die meß nit ein opffer, sunder ein widergedächtnus sin, also, das
der ley wie der pfaff under beiden gstalten das empfahen sol, deßhalb
so wil hie offenlich anzeygt haben, das ich hynfür allen menschen,
so ich erfordret würd, das sacrament, das ist: den fronlychnam und
das bluot Christi, under beden gstalten geben wil nach ordnung und
insatzung gotes, unsers herren. Und wie sich meister Conrat Hofman
hie bezügt hat, er wölle des bapsts eyd halten, also wil ich hie
widerumb den eyd gottes halten und by sinem wort, ob er wil, belyben.
Er sagt ouch, wie er ettlich pfaffen heimsuochen wölt, und da
hören, was sy doch iren underthonen predgitind. Diewyl sy, offenlich
hie erfordret, nit reden wöllen, so wölt er sehen, das er inen die
hand im sack erwutschte.
Namlich, sagt er, er wölte zuo dem ersten gen Wädischwyl,
gen Pfeffiken, gen Wetziken, gen Elgge etc.
Hie redt im der burgermeister drin; vermeint, sin red wölte nit
zuo der sach dienen, und hiess inn schwygen.
Der propst wolt sich ouch verantwurten des anzugs halb, von
herr Wolffgangen [Grüter] bschehen.
Do ward imm ouch darin geredt, er sölte es uff sin zyt sparen;
dann so söltind 's miteinanderen nach noturfft darvon reden. Das
gsach.

--769--

Als nun nieman under den caplanen was, der darwider reden
wölt, fraget doctor Stoffel Schappeler, ob neiß war under den
chorherren von Embrach were, so etwas hiezuo reden wölte.
Do stuond herr
Jos Haß
dar und sagt, es gefiel im wol; dann die artikel von der meß und
von den götzen wärind wol und geschicklich erkläret, also, das er nüt
darwider wüßte. Er were ouch darzuo gerüst, so fer er vermöcht, alle,
so widerredend, mit der gschrifft ze widerfechten. In summa: Es gefiel
im wol.
Fragt doctor Schappeler, ob keiner me wäre, so darwider oder
darzuo wölte reden, der sölte das tuon.
Stuond meister Wilhelm Keller
dar und entschuldiget sich siner jugend, das er hie reden sölte; und
gfiel im der handel ouch uß hertzen wol. Er wolt ouch by denen artiklen
blyben sin leben lang, wie dann eim frommen Christen zuostat,
und welle der herren von Zürich gehorsamer sin nach allem sinem
vermögen.
Hie fragt doctor Schappeler, ob doctor
Engelhart, lütpriester zuo dem Frowenmünster,
etwas darzuo wölte reden.
Der redt die meynung:
Ich find in aller heyligen gschrifft nit, daß die meß ein opffer sye,
sunder allein ein widergedächtnus des testaments und pacts gottes,
unsers herren. Also ouch der götzen halb find ich, das sy ouch

--770--

allenthalben, wie hie oben anzeygt, in der geschrifft gottes verbotten
und nit sin söllen. Darumb so wil ich nit darwider, sunder darmit
sin; dann ich vormals mit meyster Ulrichen deren und anderen articklen
halb abgeredt hab.
Hie fragt doctor Schappeler herr Hansen Conradt Irmensee,
custor des gotzhuß Allerheyligen zuo Schaffhusen, was er darzuo
sagte.
Der stuond uff, also sagende:
Custor von Schaffhusen.
Herr burgermeister etc.! Uff sölichs, so ich angefragt bin der
zweyen articklen halb:
Zuo dem ersten, antreffend die bildnus gottes und siner heyligen,
antwurt ich, das sölcher, der erst artickel, so ferr und ich mich der
gschrifft verston, grundtlichen halt, das die bildnus gar in keynerley
weg under den Christen sollen ghalten werden; wie dann des kundschafft
gnuogsam hie oben anzeigt ist, das nit wyter not ist dieselbigen
zuo melden. Welche zügnus der gschrifft mich vormals und ietz noch
gruntlicher sölcher meinung underricht hand, an welchen ich keynen
zwyfel gar nit hab.
Des andren artickels halb, die meß antreffend, halt ich ouch
gruntlich uß luterer gschrifft, wie uns dann das grundtlich und gnuogsamlich
underricht der heylig Paulus zuo den Hebreern 9. und am
10. cap., ouch an anderen vil orten me; deßglychen ouch ander gruntlich
gschrifften, so hie oben anzeigt sind. Uß welchen ich gruntlichen
halt, das die meß kein opffer nit sölle noch möge sin. Dann wie
Christus nun einmal gstorben ist für unser sünd, also hat er sich
selbs nun einest uffgeopfret. Dann so er mer dann einmal uffgeopfret
wurde - als lange zyt von vilen ist ghalten worden -, so mueßte er
ouch mer dann einmal sterben, das doch luter wider die wort Pauli
ist Ro. 6. [Röm. 6. 10]. Dann sacrificare, das dann "opfren" heißt,
beschlüßt in sich: sterben. Sölich und ander vil mer bewärt gschrifften
ursachend mich ouch semlichen artickel gruntlichen zuo halten, ouch
dise ietz zwen obgemelten artickel dem volck an der cantzel fürzehalten,
so wyt mir got gnad verlycht, und mich von denselbigen nit lassen

--771--

abfueren von iemants, so lang, bis ich durch bewärt gschrifften - das
ich nit geloub müglich sin - eins besseren bericht werd. Unnd ob
glych wol min gnädiger herr von Schaffhusen mir anders gebutte,
wurd ich im in sölchem nit schuldig sin ghorsamy ze halten nach lut
der worten des heiligen Petri [Act. 5. 29]: Oportet deo etc., man sol
got me ghorsam sin dann den menschen. Wiewol derselbig min
gnädiger herr von Schaffhusen mich keins andren in sölichem und
anderen nie underricht hat zuo predigen, dann das götlich und christenlich
ist. Ich weyß ouch minen gnädigen herren der meynung,
das alles das, so zuo dem glouben und uffnung der götlichen gschrifft
sich ziehen möcht, all wegen ungespart fürderen wurde.
Das ist min meinung von disen zweyen articklen.
Wil mich hiemit üch allen lieben bruedern in Christo bevolhen han.
Diß redt er mit schöneren worten; iedoch so ist das summa darvon.
Do fragt doctor Schappeler von Sant Gallen, ob yemant me
wäre, der etwas darwider reden wölte, der sölte das anzeygen; und
ermandt iederman christenlich und bruederlich, das man on forcht
hie wider mit den pfylen götlicher gschrifft harfürkummen wölte; dann,
wie vormalen offt gemelt, des menschlichen thants und eines ieden
guotduncken wöltind mine herren von Zürich nit haben.
Und ruofft hiemit dem doctor von Bremgarten.
Der was nit da.
Sagt einer under den burgeren dahynden in der stuben: Er sässe
daheym und esse zipparten. Etlich sagtend, er wäre uff der straß
gewesen und sich da einer kranckheit angenommen, damit er sich
selbs von disem kampff losmachen möchte; dann er im on zwyfel übel
entsessen hat siner hochböchigen beruemung statt und nachkummung
ze thuon, indem, so er sich zum dickern mal offenlich beruempt hat,
den Zuingly und ander zuo Zürich mit dryen worten ze stellen.
Da ruofft man dem pfarrer von Appenzell. Der was ouch nit
da, wiewol er, als ettlich warlich fürgebend, in der statt ist gewesen.

--772--

So nun uff das vilvaltig erforderen nieman mer war, der ützid
darwider wolt reden, stuond meister Leo Jud uff und ruofft herr Heinrichen
Goldschmid von Winterthur, das er anzeigte, wer die
pfaffen wärind, so usserhalb die ketzer schultind, so da sagtind, die
meß nit ein opffer sin.
Do stuond
herr Heinrich Goldschmid
uff und redt:
Er hette ein jar zuo Hetlingen gepredget uß befelch siner herren.
Da hette er von der bycht, von fürbitt der heyligen und von der meß
gsagt. Des hab inn herr Hans, stattschryber zuo Winterthur, ja
ouch andere, so semlichs predgend, ein kätzer gescholten. Nun möcht
er wol lyden, das er sölichs offentlich vor mengklichen anzeigte, und
batt inn darby als sinen bruoder in Christo, das er sömlichs an inn
nit wölte zürnen.
Sagt
Leo Jud:
Herr Hans stattschryber! Ir hörend wol, was diser hie offenlich
von üch seyt. Was redend ir darzuo? Sind wir kätzer, so wysen
uns des, so wöllend wir uns gern besseren. Sind wir 's dann nit, so
sagend har, warumb ir uns dann scheltind.
Hieruff gab er
der stattschryber Hans
antwurt:
Es were war. Vermeint aber, diewyl ander mit im byßhar der
meynung gsin wärind der meß, der götzen, der heyligen und andrer
articklen halb, so dann nüwlich gelert, sölt im das nit zuo nachteyl
dienen. Er hette geirret; des bekant er sich. Wo er aber hienach
semlichs reden wurde nach erkanter warheit, dann so were es nit unbillich,

--773--

so es im zuo schaden und unstatten erschusse. Wir wärint
bishar all der meinung gewesen; er wölte sich besseren und nit mer
darwider reden.
Antwurtet
Leo Jud:
Es wäre war, wir hettind all geirret. So wir nun die warheit
gottes erkantind, und nit dester minder fürhyn muotwilligklich wöltind
irren, so werind wir des rychs gottes nit wärt.
Und lobt disen, das er sich des irrtumbs bgeben hette.
Hie fragt doctor Schapeler, ob neiß war under den Barfuosseren
were, so etwas hiewider reden wölt, der möchte das ietz-
und on alle engeltnus, on allen schaden und nachteyl offenlich vor
menglichem offnen.
Redt
der herr burgermeister:
Ich mein nit, das mine nachpuren ützid darwider redind, oder
ützid nüws machind.
Do stuond
Enoch Metzger, ein Barfuossermünch,
dar und beklagt sich ernstlichen, wie inn der gardian allein umb des
luteren worts gottes willen, sunst on alle ursach, uß dem kloster vertriben
hett. Nun begerte er flyssigklich und mit hohem ernst an inn
umb gottes willen, das er offenlich hie wölte reden, uß was ursachen
er oder andre kätzer werind.
Do stuond der gardian uff unnd wolt sich entschuldigen des, so
Enoch Metzger über inn geredt hette; vermeint, semliches wurde
unbillich von im gesagt etc.
Sölich spän und zwytracht ze fürkummen, als nit zuo der sach
dienende, stuond

--774--

doctor Sebastion Hofmeister von Schaffhusen
uff und redt also:
Pater gardiane! Ir söllend schwygen! Herr Enoch! Ir söllend
ouch schwygen! Vatter gardiane! Reden nit mer! Man weißt wol,
was die sachen sind. Sagend an! Wöllend ir wider disen artickel
reden, so sagend 's hie offenlich. Wend ir das nit, so sagend mit
kurtzen worten und machen nit vil gschrey darus. Ich wil nit darwider.
Darumb bitt ich üch, lieber vatter gardiane. Semlichs hab
ich muessen thuon, dwyl ir ouch mines ordens sind.
Es redt ouch
der burgermeister:
Hettind sy etwas mit einandren ze schaffen, das eintwedrer nit
erlyden möcht, so söltind sy tag erwerben für die herren, unnd daselbst
ir sachen darthuon nach noturfft. Ursach: Es wölte sich nit gezimmen,
das man ein söliche eersame mengy mit sölichem zanck uffhuebe.
Und darumb, herr gardian, wöllend ir hie wider, so sagent 's.
Redt der gardian: er wölte und wüßte gar nüt darwider.
Hie fragt doctor Schappeler den prior zuo den Predgeren,
ob er hie wider den obgemelten artickel reden wölte, das sölte er hie
umb der warheit willen anzeugen.
Uff das redet
der prior zuo den Predgeren
die meynung:
Diewyl ich hie erforderet wird ouch zuo disem artickel ze reden,
so gebürt es sich nit, daß ich gantz schwige und nüt darzuo sage als
ein diener des ordens.
So sag ich also: Wider disen artickel weyß ich nüt unnd mag nit
darwider; ich sol ouch von götlichs rechts wegen nit darwider fechten;
sunder, wie hüt und gestern anzeygt ist, also bin ich gantz der meynung.

--775--

Wie das mine herren machen und ordnend, also gfalt es mir
wol und wil inen gern gehorsam sin. So ist dennocht nit minder und
möcht das wol radten, das ir, mine herren, eben fürsähind und flyssigklich
mit guotem ernst ratschlagtind; dann die sachen sind groß und etc.
Das ist summa siner red.
Do stuond
Ulrich Zuingly
uff, also redende:
Herr prior! Ir söllend zuo disen sachen keinen radt geben, sunder
dasselbig minen herren heym setzen. Ir habend gesagt, ir wöllend
unnd mögend nit darwider. Darby lassend 's belyben. Es wäre dann,
das ir etwas wüßtind, so sagend 's fryg haruß. Es söllend ouch mine
herren keyn gsatzt fürschryben anders dann uß der heyligen, unbetruglichen
gschrifft gottes. Wo sy daran sümig wurdend und ein anders
erkantind, das ich nitt hoff, so würd ich nit dester minder styff mit
dem wort gottes wider sy predgen.
Das redt der Zuingly darumb - als mich beduncken wil -, das
nun etlich vermeinen woltend, man sölte sömlichs von gebott wegen der
herren von Zürich halten, und nit vil mer von gebott wegen gottes,
unsers eegmahels, dem alle gebott und radtschleg mentschlicher vernunfft
und kluogheit billichen wichen und statt geben sollen.
Hie fragt doctor Schappeler, ob etwar zuo den Augustineren
were, der hie wider kämpffen wölte, der sölte die pfyl götlicher gschrifft
harfürbringen. Die wurdind etwas an disem kampff vermögen.
Do sagt
der prior Augustineren ordens
die meinung:
Gnädigen lieben herren! Die ding gefallen mir wol. (Diß redt
er heimlich.
Do sprach man zuo im: Er sölte lut reden, so möchte man hören,
was er sagte.
Redet: Er wäre heyser; möchte nit lüterer reden.) Und hette ich

--776--

derglychen von minen schuolmeisteren ghört und gelernet, so hett ich
semlichs ouch gelernet. Das man mich gelert hat, das hab ich zuo
dem aller trüwlichesten geprediget.
Deß gesterigen artickels halb, die götzen und die bild betreffende,
bin ich wol zuofryden.
Des anderen artickels halb so bedunckt mich, der canon möge
nit verworffen werden, wie dann die heyligen vätter dasselbig angesehen
hand und ouch im decret geschriben stat.
Ettlich sagten zuo im: Das decret und die canones patrum wurdind
hie nüt gelten; man were nit von des decrets sunder von des luteren
worts gottes wegen hie; dann man hette des bapsts buoch, das decret,
die canones, verbrent. Deß hett man im ouch recht gethon.
Redet der prior: Sol dann das decret nützs, so wil ich min stüblyn
ouch mit wermen. Es gylt mir doch sunst nit mer. Iedoch so
wil ich ein canonem anzeygen, reder er, de Jacob. Im selbigen
canone sagt einer von Jacobo, wie er einen habe gelert meß haben
et cetera. Es were hüpsch sunst ouch, das wir alle eins wärind der
meß halben: Quia in ecclesia militante nihil debet esse inordinatum,
das ist: in der kilchen, so noch uff erden lebt, sol nüt ungeordnets
sin.
Redt der
Zuingly:
Herr prior! Daß ir hie den canonem von Jacob anzühen, wo
stat er doch geschriben, so wöllen wir inn bschowen?
Antwurt
der prior:
Er stat neiß wan im buoch, ich weiß nit an welichem ort. Suochen
inn ouch als lang, als ich inn gsuocht hab.

--777--

Sprach
Zuingly
recht im namen gottes:
Er stande, wo er welle, so wirt er uns nüt angwünnen. Hat 's
einer vom Jacobo gschriben, warumb hat 's Jacobus nit selbs geschriben,
diewyl er doch ein eygne epistel gschriben hat? Wäre es
ein warheit, so hette Jacobus das nit unangezeigt gelassen. Min
großmuoter hat mir ouch offt ein fabel gseyt, wie Petrus und unser
herrgot mit einandren gewandlet habind, unnd hab Petrus all weg
muessen davor am bett ligen, und syg der herr dahynden dran gelegen.
Dann so kam die hußfrow all morgen und rupfft nun den vordresten
bym har und wackt inn uff. Wäre das war, so hette Petrus das
nit verschwigen. Deßhalb so ist diß ouch nun ein fabel, wie ouch
das üwer ein fabel ist. Dem frag ich nit nach, das es im decret stat.
Das decret sol nüt, und vermag by mir ouch nüt ze bewären. Ursach:
Es ist ein falsch, nüt söllind buoch.
Sagt
der prior:
Ist dann das buoch falsch, so sind die nit doctores, so im selbigen
buoch doctores sind.
Da sagtend etlich: Ja, dieselbigen doctores gelten als vil als sy
mögend.
Nachdem ermant doctor Schappeler abermalen iederman, ob yemant
mer were, geistlich oder weltlich, so etwas hiewider wißte uß der
gschrifft gotes, der sölte dasselbig umb gots willen anzeugen.
Als nun nieman ützid mer nach sölicher christenlicher ermanung
wider den offt gemelten artickel reden wolt, den man allein
mit dem wort gottes ze erhalten begeret, do stuond Ulrich Zuingly
uff. Redt also.
Zuingly:
Ir herren, die presidenten! Ir wissend, wie das mine herren von
Zürich diser sach zuo guotem uß christenlichem fürnemmen etlich
bischoff beschriben hand, under denen der bischoff von Costentz
ouch beschriben, das er nach bischofflichem ampt hie by uns erschine
unnd uns die götlich warheit uß der götlichen gschrifft hulffe

--778--

ersuochen, das dann ein einig ampt des bischoffs ist. Dann ye ein
bischoff, wie der heylig Paulus [Eph. 6. 14] schrybt, sol ggürt und uffgeschürtzt
sin mit dem wort gottes. Dasselbig sol er all weg in sinem
mund tragen, damit antwurt ze geben nach eines ieden erforderen
[Mal. 2. 6f.]. Nun wölte got, das er inmitten hie under uns stuende
und alle red und widerred diser zweyen articklen halb von mengklichem
harfürgetragen, ghört hette, so verneme er on zwyfel nüt anderst dann
das christenlich unnd wol gethon ist. Es möchte vilicht etwar
meinen, ich wär ein ursach miner person halb diser dingen aller
samen, das aber nit ist, und sich, ob got wil, niemar me erfindt.
Wie dann in vergangnen jaren gschehen ist mit dem fleischessen, do
ich on alle gfärd und unwüssend mit etlichen züchtigen fründen an
ein ort kummen bin, da man nit zuo wollust des lybs, nit zuo ersettigung
des buchs, sunder allein zuo einer anzeygung christenlicher
fryheit, an wenig fleisch gessen ward, damit man got, den allmechtigen,
hochgelobt und gebrisen hat, das er uns uß diser babilonischen
gefengknus bäpstlicher stricken erlediget und ußgfuert hett, wiewol
ich desselbigen fleischs nit versuocht, do es mir schon fürgeleget was
zuo essen. Als nun ettlich spän daruß entstanden, solt ich do nitt mit
dem wort gottes denselbigen bygstanden sin? Solt ich sy wie ein unfruotiger
hirt verlassen haben, diewyl ich semlichs vor offenlich an
der cantzell gepredget hatt: alle spys wärind allen Christen zuo allen
zyten glych? Also ist es ietz ouch der götzen halb ergangen. Dann
sol man das wort gottes luter und häll predgen - das ich, ob got
wil, min leben lang thuon wil -, so muessend die götzen, die meß,
wie man sy yetz brucht, unnd anders vil mer abweg gethon werden,
wiewol ich wol hette mögen lyden, der handel, mit den götzen beschehen,
wäre erspart worden. So es got aber also geordnet hat,
so kan ich im nüts thuon, dann das ich sagen muoß: die götzen und
die bild söllind nit sin, unnd die meß syg nit ein opffer.

--779--

Diewyl wir nun sömlichs nienan har dann uß der götlichen gschrifft
ersuochen wöllend, so sölte ein bischoff von Costentz billich darby
sin. Diewyl er aber fürgibt, er habe des nit gwalt, so vernimm ich
gewißlich, wie das des wychbischoffs caplan von Costentz hie sye,
damit er lose, was doch gehandlet werd. Hatt er nun gewalt einen
lüßler har ze schicken (wil nitt sagen, das er inn geschickt habe)
unnd hat nit gewalt eynen har ze schicken, der etwas zuo disen sachen
rede, das were mir ein recht stucke uß der kammer von Rom! Und
darumb, ir herren presidenten, so fragen inn, ob er darwider wölle
reden oder was er hie ze thuond habe.
Do ruofft im
doctor Schappeler:
Were er in der stuben, so sölte er herfür gon und sagen, was
er hie thäte; oder ob er wider disen artikel reden wölt, das möchte
er ouch wol tuon.
Nach langem erfordren redt
der caplan:
Wie er vernommen hette, ein disputation zuokünfftig sin zuo Zürich;
des er sich verwundret, was doch da sölte gehandlet werden. Uß dem
er dann bewegt, urlob von sinem herren, dem wychbischoff, etlich tag
erforderet und genommen hab etwas ze schaffen; und hab sinem herren
nit anzeygt, wohyn er im sinn habe, gen Zürich oder anderßwohyn.
Das hab er im vergönt, und hab inn weder sin herr noch sust nieman
hargeschickt, sunder sye er uß sinem eygnen willen on mengklichs
wyssen harkummen und wölle nit darwider in keinen weg nit.
Das gloubt man im.
Als nun niemant mer was, der hiewider wölte reden, stuond
Ulrich Zuingly
uff und sagt, wie er gebetten were worden von einem frommen, gelerten
man, so ouch in der stuben were, das er das ort, so im Malachia
am ersten capitel gschriben stat [Mal. 1. 10f.], erklärte, also
lutende: Ich hab kein hertz zuo üch, sagt der herr der hörzügen, und
die gab wird ich nit nemmen von üwer hand; dann von uffgang der
sonnen bis zuo nidergang ist min nam groß under den Heiden, und
an allen orten wirt minem namen ein reyn (oblatio munda) opffer uffgeopfret.

--780--

Dann min nam ist groß under den Heiden, spricht der
herr der hörzügen. Dis ist nun der text des propheten, uß welichem
sich ouch vil der glerten understond ze bewären die meß ein opffer
syn. Des sinns sind ouch etlich hochschuolen, so eigenlich vermeinen,
diser text Malachie möge in keinen andren weg verstanden oder erfült
werden dann im opfferen des altars, wie dann der pfarrer von
Schaffhusen hüt ouch angezogen hat. So man aber disen text
eigenlichen besicht, und die vor- und nachvolgenden wort wol ermessen
ist, so befindt sich dann clarlich, das diser spruch falschlich
und unrecht zuo diser meynung gebrucht wirt. Es befindt sich ouch,
das hie an disem ort die uff den hohen schuolen den propheten nit
verstond oder nit verston wöllend. Dann got wil an disem ort nüt
anderst, dann den Juden und jüdischen pfaffen ire mißtrüw und
falsch, so sy im opfferen bruchten, verwysen; wie dann klarlich uß
dem text bewisen wirt: Da wir in unserem text habend "munda", da
hat der hebraisch thehora [???], das ist als vil by uns als: gsund,
frisch, nit grindecht, nit schebecht etc. Dise meynung würt klar uß
den nachenden worten, die glych hie nachvolgend [Mal. 1. 14]: Verfluecht
ist der, der ein betrug brucht im opfren, so er ein krancks
under der härd hat und dasselbig dem herren opfret.
Diß erklärt der Zuingly mit schönen worten, hie nit not zuo
schriben, diewyl hie vor dasselbig ouch genuogsamlich zum teil anzeigt
und beschriben ist.
Er sagt, es were ein spruch in bybli, den nun ein lange zyt
nieman verstanden hette; der stuonde exodi am 23. ca. [2. Mos. 23. 15]:
Non apparebis in conspectu meo vacus, das ist: Du solt vor minem
angesicht nit lär erschynen. Also habend wir inn verstanden. So
man nun über den hebraischen text kumpt, so findt man grad das
widerspil, das got nit wil, das man nit mit lären henden vor im erschynen
wöll, sunder got wölle da den Juden ein hertz instecken, das
sy fröulich zuo im kummen wellind, one forcht; dann sin angsicht werde
niemar one furcht gesehen etc.
Hie stuond
meister Felix Fry, propst zum Großmünster,
uff und begert an den Zuingly, daß er den spruch, Malachie am
3. capitel [Mal. 3. 1-3] gschriben, interpretierte und ußlegte, also lutend:

--781--

Nimm war! Ich wird minen engel schicken, und er wirt zuorüsten den
weg vor minem angsicht, unnd der herscher, den ir suochend, würt bald
zuo sinem tempel kummen, unnd der engel des testaments, des ir begerend.
Nimm war! Er kumpt, sagt der herr der hörzügen. Und
wer mag gedencken den tag siner zuokunfft? Und wer mag inn ansehen?
Dann er ist glych wie ein schmeltzend fhür und als ein krut
der walcher. Er wirt sich setzen und wirt das silber zerlassen und
sübren, und er wirdt die sün Levi reynigen. Disen spruch wellend
ettlich nun uff das fegfhür ziehen von des eynigen wörtlins wegen, so
hie gschriben stat: purgabit, er wirt reinigen oder süberen. Darumb,
meister Ulrich, so bitt ich üch, ir wöllind uns dys erscheynen, so
hörend ouch andere priester, hie gegenwürtig, das diser locus nit uff
das fegfhür reicht etc.
Antwurt
Zuingly:
Herr propst! Ir thuond mir ein dienst und ein sunder wolgefallen
daran, das ir mir hie ein ursach und ein anzug gebend von dem fegfhür
ze reden. Unnd huob an alle ding zuo erklären. Namlich, sagt er,
das got an disem ort durch den propheten nüt anders wölte anzeigen
dann die zuokunfft sines suns, unsers erlösers Christi. Das wurde häll,
so man die wort am anfang diß capitels wol thäte besichtigen; denn
der text sagt klarlich von Ioanne dem teuffer, den Christus selbs
Matthei am 11. [Matth. 11. 10], Marci 1. [Marc. 1. 2], Luc. 7. [Luc.
7. 27] anzücht. Also wil got hie sagen: So Christus kumpt, den ich
senden wird, derselbig wirt nidersitzen (das ist nun nach der eygenschafft
der sprach gredt) und wirt das sylber reynigen und die sün
Levi, das ist: Got, so er mensch würt, so würt er die pfaffen der
Juden verwerffen, das ist: purgabit filios Levi. Der gestalt hat 's
ouch Hieronimus verstanden, der 's ouch nit uff das fegfür gezogen
hat, das er on zwyfel gethon hette, so es ienen hette mögen sin.
Dis erklärt der Zuingly ouch mit vil schönen worten und
anzügen.

--782--

Nach dem stuond
Ulrich von Stephen, lütpriester daselbst,
uff, und begert an den Zuingly, er sölte den spruch "dominus ducit
ad inferes et reducit", das ist: Got der herr fuert in die hell und
wider hynuß [1. Sam. 2. 6], ouch erklären; dann vil werint deren pfaffen,
so mit disem spruch das fegfür zuo bewären understuendind, deßhalb,
das "reducit" dastat.
Antwurt der
Zuingly,
das dise gschrifft nüt wölte bedüten, dann das alle ding an dem eynigen
got hangtind. Er sagt ouch, es were ein schema, das ist: ein
figürliche red, als ob sy sagte: Nimm war! Gott macht einen zuo eim
herren, ietz macht er inn widerumb zuo einem betler; ietz setzt er ein
hinuff, glych so stosset er inn wider hinab, ie nach sinem wolgefallen,
wie dann glych nach disem spruch geschriben stat [1. Sam. 2. 7]: Dominus
ditat et pauperem facit, humiliat et sublevat, das ist: Gott,
der macht arm und rych, ernidret und erhöcht, wie es sinem götlichen
willen gefellig ist. Hierumb so mag diser spruch ouch nit uff das
fegfür dienen. Dann, als wenig als uns müglich ist eynen sternen an
den himel ze hefften, als wenig ist uns müglich das fegfür uß der
heiligen gschrifft zuo probieren.
Diß erklärt er ouch mit langen und kluogen worten.
Do stuond
doctor Sebastion Hofmeister
uff und sprach:
Er wölte das ampt eines presidenten ietzund z'mal von im tuon,
und wölt ouch etwas vom fegfür reden, sagend:
Nach der leer Christi wil mich ansehen, das die seel nit von
stunden an zuo got kumme. Darzuo ursachend mich vil geschrifften.
Dann ye got ist reyn. So nun iemant by im wonen wil, der muoß
ouch rein sin. Das geschicht aber nit, die wyl wir im fleisch leben

--783--

etc. Hierumb so muoß die seel zuovor gereiniget werden, es sye dann
hie oder dört. Darzuo so sterbend die menschen unglych etc.
Das mit vil worten umb der unerfarnen willen.
Zuingly
antwurtet:
Sin meynungen wärint usserthalb der gschrifft aber nit innerthalb
ggründt. Kurtz: Es wärind zwen weg, einer zuo der säligkeit, der ander
zuo der verdamnus. Diß probiert er schön uß der gschrifft gottes
Jo. 3. [Joh. 3. 16]: So lieb hat got die welt ghept, daß er sinen eignen
sun für sy geben hat, uff daß alle, so an inn glouben, das ewig leben
habind. Hierumb, welcher im glouben, das ist: in einer sicheren, ungezwyfleten
hoffnung zuo got, stirbt, das Christus inn erlößet hab, der
ist schon sälig. Welicher nit im glouben stirbt, der ist schon ietzund
des tüfels.
Der reinikeit halb sagt der Zuingly ouch: Die gstirn am himel
wärind vor dem angesicht gottes nit reyn; got wurde die sinen wol
durch den glouben reynigen etc.
Diß hat sich lang verzogen. So ist es dennocht nit not hie darvon
ze schryben, so es nit zuo dem artickel der meß dienet. Also
vermeintind ettlich, es wurde not sin und wol zuo der sach dienen, so
man ein besundere stund satzte, in deren man von dem fegfür red
hielte uß der gschrifft, diewyl doch sust vil priester da zuogegen wärint;
so mueßte man sy hienach nit noch einmal beschryben; dann etlich
hettind wenig gelts, und keme inen übel, so sy so offt beschriben
wurdind. Darumb stuondend etlich uff unnd begertend an ein eersamen
radt, das man wider zuosamen keme nach irem guotduncken.
Sagt der
burgermeister:
In namen gottes! So dann diser artickel überhin ist, so werdend
mine herren gern losen.
Und fraget also in der gmeind. Do was iederman willig.
Deßhalb gebot er morn, so es zwölfe schlueg, wider by dem vordrigen
gebott uff das radthuß. So wurde man, ob got wil, von dem
fegfür nach noturfft reden.
Hie stuond
Conrat Grebel
uff und vermeint, man sölte den priesteren ein bescheid geben, diewyl
sy noch by einandren wärint, wie man sich nun hinfür mit der meß

--784--

wölte halten; dann es were vergeben, so man nit ein anders mit der
meß anhueb. Man hette vil von der meß gsagt. Es were aber darumb
nieman, der von dem grossen grüwel gottes ston wölt. Zuo dem so
werint noch vil grosser mißbrüchen in der meß. Von denen mueßt
man ouch sagen.
Redt
Zuingly:
Mine herren, die werden erkennen, mit was fuogen nun hinfür
die meß sölle gebrucht werden.
Uff das redt
Simon Stumpff:
Meyster Ulrich! Ir hand desse nit gwalt, das ir minen herren
das urteil in ir hand gebind, sunder das urteil ist schon geben: der
geist gottes urteylet. So dann mine herren etwas erkennen wurdind
und urteylen, das wider das urteyl gottes were, so wil ich Christum
umb sinen geist bitten, und wil darwider leren und thuon.
Antwurt
Zuingly:
Das ist recht. Ich wil ouch darwider predgen und tuon, so sy ein
anders erkantind. Ich gib inen das urteyl nit in ir hend. Sy söllend
ouch über das wort gottes gantz nit urteilen, nit nun allein sy, ja ouch
alle welt nit. Dise zuosammenberueffung ist ouch nit darumb geschehen,
daß sy darinn wellind urteilen, sunder ein wüssen haben und uß der
geschrifft erfaren, ob die meß ein opffer sye oder nit. Dannethyn so
werdend sy radtschlagen, mit was fuogen das zuo dem aller komlichesten
on uffruor geschehen mög etc.
Als ich nun die sach biß uff die nacht verzogen hatt unnd nit
wyter statt was des tags halb zuo handlen, sagt der herr burgermeister,
man sölte morn zuo den zwölffen nachmittag - dann es was ein fyrtag
- wider uff das rathuß kummen, so wurd man wyter von denen sachen
reden. Es möchte ietzmal wol iederman an sin herberg gon. Das
geschach.
So vil den andren tag.
Handlung des dritten und letsten tags.
Wie der burgermeister gebotten hatt, das alle menschen wider zuo
den zwölffen uff das radthuß kemen, also ward es flyssiklich gehalten.

--785--

Do sich nun abermalen ein ieder nach statt gsetzt hatt, huob der
burgermeister an ze reden der gstalt:
Burgermeister.
Lieben, gnädigen herren, ir presidenten! Ir mögend nun die
sach wider im namen gottes anfahen der meß halb. Dann ich versich
mich desse wol, wir werdind hüt nit vil vom fegfür reden.
Do redt
doctor Joachim von Watt von Sant Gallen,
unnd ermant die, so gester etwas wyters der mißbrüchen halb angezogen
hettind, das sy ietz dasselbig wider mit andrer gschicklikeit
und zuo dem kürtzesten wölten anziehen.
Nach dem stuond
der burgermeister
widerumb uff unnd redt die meinung:
Günstigen, lieben herren und guoten fründ! Ir hand gehört, uß
was gmuet dise sach angehept ist, wie es ouch mine herren zum aller
kürtzsten im mandat begriffen hand, das hie wider sich nieman vermessen
sol ze reden, dann allein uß dem nüwen und alten testament.
Hierumb, lieben herren, so erman unnd bitt ich üch, ir wellend
by dem mandat belyben und nüt harin ziehen, so nit zuo disem artickel
ghört. Wil man hienach vom fegfür reden oder von andren dingen,
so setz man demselbigen ein besunderen tag, so werden mine herren
all wegen üch dasselbig gern vergönnen und losen. Ist nit minder:
Es habend bißhar üwer etlich nun sachen harin wöllen ziehen, die
aber disen artickel nit betreffend. Dasselbig laß ein ieder uff sin
zyt ston.
Summa darvon.
Dise meynung redt ouch
doctor Joachim von Watt:
Es möchte ein ieder, er were geistlich oder weltlich, noch hüt by
tag wider dise artickel reden, doch allein uß der geschrifft gottes.
Deßhalb ir, so vermeinend, es syend noch vil mißbruch der meß, von
denen man ouch red halten muesse, mögend dasselb ietzmal wol wider
anziehen und offnen.
Do stuond
Conrat Grebel
uff und redt dise meynung:

--786--

Lieben brueder in Christo, unserm säligmacher! Diewyl die meß
nit ein opffer ist, als sich befunden und gnuogsamlich uß der götlichen
geschrifft erkläret ist, so sind dennocht noch vil der mißbrüchen, die
der tüfel ouch herzuo getragen hat, von denen man ouch billichen reden
muoß; dann üwer, miner herren, mandat lutet uff alle mißbrüch der
messe. Hierumb so wil ich die bas beredtnen umb gottes willen gebetten
haben - dann ich nit wol beredt bin unnd ein böse gedächtnus
hab -, sy wöllind dasselbig hie eroffnen.
In dem stuond doctor Baltassar Fridberger uff, also redende:
Doctor Baltassar Fridberger.
So ettliche mißbrüch in der meß - die ich doch lieber ein testament
Christi oder ein widergedächtnus sines bitteren tods nennen
wil -, so muoß on zwyfel diser der houptartickel sin des mißbruchs,
das wir die meß für ein opffer ußrueffen. Darmit ich aber das ouch
rede, so mir anligt, und ich in demselben von allen Christgleubigen
durch gottes willen begere, doch durch die geschrifft, ze underwisen
werden, bin ich yetz ze mal nit anders underricht, dann das ich mit
minen lieben bruedern in Christo, Huldricho Zuinglen unnd Leone
Jud, bekennen muoß, das die meß nit ein opffer sye, sunder ein verkündung
des testaments Christi, in dem gedacht würdt sines bitteren
lydens unnd sin selbs uffopfferung, so er sich ein mal uffgeopfret am
crütz, unnd fürhyn nimmer geopfret würdt, und das durch ein ußwendig,
sichtbarlich warzeychen und sigill, durch das wir gentzlich
vergwüßt werden der verzyhung unserer sünde. Unnd wellicher anderst
meß halt, der versiglet ein brieff, der da noch nit ist geschriben.
Die zügnus, so mich sölichs bewegt ze reden, findt man Matthei
26. [Matth. 26. 26-28], Luc. 22. [Luc. 22. 19f.], Marc. 14. [Marc. 14.
22-24], 1. Corinth. 11. [1. Cor. 11. 23-26], Hebre. 7. unnd 9. Christus
spricht: Hoc facite, er spricht nit: Hoc offerte.
Uß dem ervolgt erstlich, das die meß ein opffer weder todten
noch lebendigen nütz ist. Dann wie ich für ein andren nit glouben
kan, also mag ich nit für inn meßhalten; so doch die meß ein zeichen
von Christo uffgesetzt, dardurch bevestiget würdt der gloub des
gloubenden menschen.
Zum andren: Diewyl der lyb und das bluot Christi warzeichen
und sigill sind der wort Christi, so inn der meß gesprochen, derhalb

--787--

sölle der priester nichts anders in der meß verkünden dann das pur,
luter, klar wort gottes, des die zeychen syend. Welcher anders
messet, der halt nit recht meß.
Zum dritten: Welcher nit verkündet das wort gottes, der halt nit
meß. Das bezügt Christus und Paulus, der es von im glernt,
Matthei, Luce. etc., wie oben: Das thuond in miner gedächtnus. Als
offt ir das tuond, so verkündend den tod des herren. Der nachvolger
muoß war sin oder Christus muoß wychen.
Zum vierden: Wie den Latineren die meß latinisch sol gelesen
werden, also den Walhen wälsch , den Tütschen tütsch;
dann on zwyfel Christus nit caliquutisch mit sinen jungeren ob
dem nachtmal geredet hatt, sunder lut unnd verstentlich. So ouch
meßhalten ist ein testamentbrieff lesen. Spötlich ist 's einem Tütschen,
der nit latin kan, ein latinischen brief vorlesen; dann das ist des
herrens verschwygen, den in der still meß halten und nit verkünden.
Paulus wil, das man verstentlich rede in der kirchen, unnd begert
mer, fünff wort mit verstand ze nutz der kirchen, dann zehentusigy,
die nit verstanden werden, damit das volk underwyßt werde, und möge
sagen: Amen! 1. Corintheorum 14. [1. Cor. 14. 19].
Zum fünfften: Welcher recht meß haltet, sol nit allein sich selbs
sunder ouch die andren geisthungerigen und -durstigen spysen und
trencken, so es begeren, unnd das mit beyderley gstalten. Das hat
uns Christus mit worten und wercken glert, sprechende: Trinckend
uß dem alle! Welcher nun anders lert oder tuot, der sticht Christo
ein loch in sinen testamentbrieff. Welches weder eim engel von
himel ze tuon gebürt, noch weniger einem menschen uff erden Gala.
1. und 3. cap. [Gal. 1. 3, 3. 15].
Lieben frommen Christen! Das sind min meinungen, so ich
ietzmal uß der gschrifft bericht bin, namlich von den bilderen und
von der messe. Wo die nit recht und christenlich weren, bitt ich
üch all durch Jesum Christum, unseren einigen säligmacher, ich
bitt und erman üch durch das jüngst gericht, wellend mich bruoderlich
und christenlich underwysen mit der gschrifft; dann ich mag irren,
ich bin ein mensch; aber ein kätzer mag ich nit sin. Ich wil mich
- und beger das von hertzen - underrichten lassen, wil ouch das von

--788--

mengklichem ze hohem danck annemmen, min irrsal bekennen unnd
mich üch nach dem wort gottes willigklich und in aller gehorsame
underwerffen, ouch üch, als den nachvolgern Christi, trüwlich
nachvolgen.
Ich hab geredt. Urteilend ir und wysend mich, wil ich Christum
bitten, das er uns sölchs ze thuon sin gnad verlyhe.
Er sagt ouch, er were eins gantzen jars nit bas erfröwt worden,
dann do er vernommen hab, man wölle hie von den mißbrüchen der
meß reden, deren noch vil sind, wie Conrat Grebel anzeigt hat.
Uff sölichs stuond
Ulrich Zuingli
uff und red dise meinung:
Conrat Grebel hat von uns erforderet der mißbrüchen halb,
das wir dieselbigen anzugind.
Sag ich also:
Alles, so on insatzung Christi ingrisen ist unnd zuogetragen, das
ist ein warer mißbruch. So man aber dieselbigen nit eins mals ab
weg thuon mag, so wirt not sin, das man wider dieselbigen das wort
gottes styff und handtlichen predige. Namlich so ist es ein närrisch,
unnütz, ja ein hinderzügigs ding von dem waren gotsdienst, das nüt
söllend gsang, so man allenthalben in den templen rüchlet, das nit
allein der gmein man nit verstat, sunder ouch vil der pfaffen. Nun
sagt Paulus [1. Cor. 14. 19] klarlichen, er wölle lieber fünff wort reden,
mit denen er ander erbuwe, dann sust zehentusig allein mit der zungen
pladren. Nun sölte man ie nüt in der gmein handlen, dann das
von allen verstanden möcht werden. Das ist ein mißbruch, der wol
zuo enderen were.
Der zyt halben: Das testament sol an keyn zyt gebunden sin,
sunder, zuo welicher stund einer des begert, so mag er dasselbig
empfahen.
Also ouch der kleyderen halb, die der pfaff anhat, so er messet;
wiewol ich von erst, do ich vom canone gschriben hab, dieselbigen
nachgelassen umb der schwachgleubigen willen, vermeinend, sy ein

--789--

anzeugung sin des lydens Christi, wie dann im selbigen buechly
wyter erklärt ist. Diewyl ich nun von etlichen eins andren bericht
wurd, dise bekleidung sye abgezogen von der kleydung des priesters
im alten gsatzt, dannenthar ein grosse ursach entstanden, die meß für
ein opffer ze halten; deßhalb ich dieselbig min vordrige meinung der
kleyder halb verwandlet und widerruefft hab.
Diewyl dann weder das gsang weder die kleider nienar zuo guot
ist anderst dann zuo eim abzug des rechten, waren gebettes, das ist:
der uffhebung des gmuets zuo got, so muoß dasselbig hyn und abweg
gleyt werden, ja zuo siner zyt, damit nit uffruoren noch einigerley uneinigkeit
under den Christen entstande. Dann der tüfel facht und
hindergat uns offt mit spötlichen dingen, wie dann doctor Hans
Zwick gester geredt hat. Das volck muoß zuovor mit dem wort
gottes underricht werden, das weder die kleider noch das gsang zuo
der meß diene. Dann sölte einer ietz on ein meßgwand meß haben,
so wurde ein ufflouf.
Deßhalb, getrüwen, ußerwelten, lieben bruedern in Christo Jesu,
erman ich üch umb gottes willen, ir wellind das wort gottes an die
hand nemmen, und dasselbig üweren underthonen zuo dem aller klarlichsten
fürhalten und predgen, darus sy erlernind, was die meß sye,
ouch, das man on die kleyder billichen möchte meß haben. So das
volk also erbuwen wirt, dann so mögend dise ding on empörung hynglegt
werden.
Diß redt nun der Zuingly mit vil andren worten.
Uff das redt
Conrat Grebel:
Es wären noch ander mißbrüch ouch on die. Namlich, so wölte
er gern ein wissen haben, ob das brot geheblet oder ungeheblet sin
mueßte; dann inn wölte ansehen, Christus habe geheblet brot
gnommen, demnach ouch die heyligen botten.
Antwurt
Zuingly:
Er möchte das nit probieren, welcherley brot es gewesen were.

--790--

Es läge nit vil daran. Ein iede kilchhöry möchte sich des vereinbaren,
was brot sy bruchen wölte, gheblets oder ungheblets.
Vermeint
Grebel:
Es were wol zuo gedencken; dann es stuende "panis" im text und
sölty nit "sinwel" sin.
Redt
Zuingly
wie vor:
Aber der gstalt halb, das eben sinwel sin mueßte, das were unrecht.
Er möchte wol lyden, man neme gwont brot darzuo, doch so wär
daran nit gsündet.
Redt
Grebel:
Also stuende es alles an der kilchhöri.
Antwurt
Zuingly:
Ja, es stat alles an der kilchhöry, was mit dem hällen wort gottes
nit ist ußtruckt, so ferr, daß das wäsenlich nienen geendret werde; als
mit ghebletem oder onghebletem brot verhandlen, lyt allein an der
kilchhöry bruch; denn daran lyt wenig.
Sprach
Grebel:
Das ist ouch ein grüwel gottes, das man in das bluot Christi
wasser schüttet on grund und anzug aller götlicher gschrifft. Nun

--791--

hat got, der allmechtig, styff verbotten, das alle Christen stät und
vest halten söllend, das wir nüt darzuo oder darvon thueent [5. Mos. 4. 2,
12. 32].
Redt
Zuingly:
Conrat! Du redtst recht. Man sol das wasser nit darzuo bruchen.
Sagt
Grebel:
Dis ist ouch ein mißbruch: das ynstossen, so die priester den
leyen thuond, glych als ob wir nit hend habind, und uns nit zimme,
den lyb Christi so wol anzerueren als den pfaffen.
Redt
Zuingly:
Daran ist gar nüt gelegen; wir habend kein heytery gschrifft
darumb. Darumb hat man dyaconos, das ist: diener, ghebt, die
dasselbig ußgeteylt habend.
Der Grebel trang mechtig daruff, es sölte ein ieder das selbs
nemmen.
Sagt einer in der stuben: So wir aber alle samen lamm werend,
so mueßtend wir ein haben, der uns das sacrament butte und instieß.
Zuingly
sagt wie vor:

--792--

Wir möchtind das nit uß dem wort gottes wissen, ob Christus
sin lyb den jüngeren in d 'hand geben hab oder nit. Denn obschon
"accipite", das ist: nemend, dastat, so mag doch darus nit eigenlich
verstanden werden, daß sy es in d 'hand genommen habind. Dann
es stat ouch gschriben [Joh. 19. 30]: Accepit accetum [!] Christus in
cruce, das ist: Christus hat den essich am crütz empfangen. Nun
hat Christus den essich ie nit in d 'hend empfangen; denn sy waren
im angenaglet. Deßhalb es einer ieden kilchhöry heimgsetzt werden
mag, wie sy das wölle bruchen.
Conrat Grebel zoch wyter an, man wölt im den geist gots an
die zyt binden, in dem, so man nun am morgen vor mittag und
dasselbig nuechter das sacrament empfahen mueßt. Das aber Christus
im nachtmal gebrucht und uffgesetzet hette.
Es were ouch zuo erbarmen, das die messenden pfaffen allein
den geist hettind an denen tagen, so in irer pfruond dotationbrieff bestimpt
wärind. Uß dem wol zuo ermessen, das sy allein von der
pfruond unnd allein umb gelts wegen meß haltind.
Zuingly
antwurtet:
Das sacrament were nienan an das zyt gbunden. Das sähe man
wol; denn hüt hette man zuo den achten meß, morn zuo den zechnen.
So er aber also engstigklich hieruff tringen wölte, das es der
gstalt und zyt halb gebruchet wurde, wie es Christus gebrucht hat,
dann so wärind wir an das zyt gebunden und mueßtind eben die kleider
anhan, die Christus anghept hat, unnd mueßtind vorhyn einandren
die fueß weschen. Hierumb so wäre das ouch fry einer ieden kilchhöry
in sunderheit gelassen. Aber das sacrament solte man allen
mentschen under beyden gstalten geben wie Christus.
Der pfaffen halb, so allein uff bstimpt und gwüß tag meß hettind,
das were im von hertzen leyd, das ieman das zytlich guot so lieb were,

--793--

das er darumb got verkoufft. Ich bin in hoffnung, redt Zuingly, ir,
mine herren, werdind die meßknecht abstellen und sy in guotem fryden
absterben lassen. Ursach: Wäger unnd besser ist, man geb einem
ieden noch ein pfruond, das er nit meß hab, dann das er messe. Ein
sölicher grüwel ist das got metzgen und verkoufen.
Conrat Grebel
vermeint:
Es sölte kein pfaff sich selber spysen.
Antwurt
Zuingly:
Es möchte ein ieder nach ingebung des heiligen geysts sich selber
wol spysen und trencken; dann Christus, der büt uns das selbst, von
dem wir es empfahen.
Diß ist summa dises zancks, so hie entstanden.
Als sich nun Conrat Grebel vernuegen ließ, stuond
meyster Conrat Schmid,
commenthür zuo Küßnacht am Zürichsee,
uff, also mit grossem ernst redende:
Herr commenthür.
Wiewol die zwen bemelten artickel, namlich: das man die bilder
nit sölle machen, haben oder eren, ouch, das die meß opffer syge,
so heyter unnd klar sind erlütret und durch das götlich wort so vestenklich
erhalten von meister Ulrichen und meister Löwen, das darwider
mit worten nit mag gefochten werden. Darus etlich so hitzig
sind worden, das sy vermeinend, man sölle ouch mit der that in sölich
sachen gryffen und endrung machen on verzug. Weliches mich ansicht,
nit fruchtbar sin, so ylends ützid umbzestossen, uß dem grund,
daß die menschen sind zuo dem meren teyl allenthalb so wyt kummen
in den mißbruchen christenlicher dingen, das sy lychtlicher
zuoliessind, man thäte die meß, ouch gar nach Christum selbs hinweg
weder die fürbitt der heyligen mit irer bildnus. Dann sy sind dero
blintheit, das sy das bild Christi nemmend: got, und das bild
Marie nennend: unsere liebe frow, unnd andere bild ouch den heyligen
nach, das ist: Sant Peter, s. Niclaus, s. Getrud etc., glych
ob sölche bild die heiligen syend. Darumb sy von holtz und stein
sprechen: Der helig an dem oder an disem ort hat mir gholffen;
das ist ein gnadrych, heylig bild, so es doch nun holtz ist. Und was

--794--

der bildhower darab gschnitten hat, ist verbrent und daby kochet
[cf. Jes. 44. 14-17]. Das ander teil achtend sy also heylig und götlich,
als ob es got syg. So man sölichs abthät on wyter underwysung, deren
noch vil menschen manglend, wurdend sy sprechen: Man hat die heiligen
abthon, zuodem unsere frow, die würdig muoter gottes. Ouch ist
got am crütz nit sicher vor dem volk. Dardurch das euangelion mer
wurde gehindret dann gefürderet.
Darumb, herr burgermeister, frommen, fürsichtigen, wysen herren,
geistlichen, gelerten, lieben vättern und bruedern in Christo, bedunckt
mich not sin, daß man zuovor den Christen ein wytere bericht gebe,
wie sy Christum in iren hertzen söllind bilden und machen, wofür
sy inn söllind halten und achten, was sy im söllind vertruwen, weß sy
sich zuo im versehen söllind; ouch wofür man die heiligen sölle han,
deßglychen ire bildnus, wie sölchs also klar ußwyßt das götlich wort, das
uns Christum zuo einem zyl setzt [cf. Röm. 10. 4], by dem wir alle ding
söllen finden, unnd die heyligen anzeugt, sy habend ouch alle ding
funden by dem zyl und ouch überkummen inen selbs, nit mir oder eim
andren. Darumb ich by inen das nit suochen sol. Dann, hette mir got
hilff und trost an ein ort gesetzt und kein weg darzuo gezeigt, were er
mir nit ein fürsichtiger, trüwer got. Darumb wie Paulus uns das anzeygt
zuo den Ephesiern am 1. cap. [Eph. 1. 10], gipt uns hierinn guoten
bericht, so er sagt, das got uns habe samenhafft verfasset alle ding,
die im himel sind und uff erdtrich in Jesu Christo, glych ob er
spräche: Ir sind zerströwt gewesen zuo vil abgötischen bilden. Einer
ist umb ein not in das Oberland geloffen zuo dem heiligen, der ander
umb ein andre not in das Niderland zuo ihem heiligen, der Tütsche
in Wälschland, der Wälsch in Tütschland. Ist fürhyn nit
mer not also hyn und har umb üwer not zuo louffen. Got hat üch
alle ding zuosamen gesetzt in Christo Jesu. Da findend ir alles
das, so ir bedörffend, by einandren samenhafft. Stuond ab von dem
stuckwerck! Louffend zuo dem rechten, volkummnen brunnen! Louffend
an den rechten huffen des trosts und hilffs! Welcher nun Christum
in sin hertz verfasset, als ob nit alle ding by im funden werdind,
der macht uß im ein abgot; dann er im ein andre, frömbde
gstalt gibt. Und welicher die heyligen verfaßt in sinem hertzen, als

--795--

ob er by inen finde, das allein by got funden würt, der machet uß
den heyligen abgött. Welcher dann by den bilden sölichs suocht und
vertruwt ze finden, dem sind die bild rechte abgötter; dann also laßt
man Christum Jesum nit herr und meister sin in sinem rych. So
nun ir, lieben herren, habend gnuogsam ghört götliche gschrifft, darus
ir got recht erkennend, sind ir schuldig, gebott lassen ußgon in üweren
gebieten, das man inn allein eere, anbette und anrueffe, wie der künig
Nabuchodonosor, als im buoch Danielis gschriben stat [Dan. 3.
24-33]. So bald er got erkennet durch das, do Isdrac, Misac und
Abdenago in dem brünnenden ofen unversert blibend, ließ von stund
an ein gebott ußgon in sinem rych, daß iederman den waren got sölt
eeren, und welcher den lestrete mit einem wort, der sölt verderbt
werden und sin huß zerstört. On zwyfel durch sölich verbott fyelend
selbs hyn alle andre abgötische bild. Ouch der künig Darius im
selbigen buoch [Dan. 6. 25-28], do er erkant, das got Danielem hat
beschirmpt in der gruob vor den grimmenden, hungerßtodten löwen,
und inn uß der löwengruob erlöset, ließ er ylentz ein gebott ußgon in
sin gantz rych, das iederman sölte den einigen, waren got fürchten und
eeren, der den Danielem erlößt hette; dann sin rych ist ewig, und
er were ein erlöser und behalter. So die heidenschen regenten
habend, so bald sy got erkantend, gebott lassen ußgon, man sölte inn
allein eeren und fürchten, wie vil mer söllend dann die christenlichen
regenten, so ietz den christenlichen namen tragent, als bald
sy Christum erkennend, ußgon lassen geschrifftlich gebott und underricht,
das man in iren land und gebieten nieman sol anbetten, anruoffen
und eeren dann allein Christum; den für ein einigen tröster und nothelffer
erkennen und ein herren über alle ding [cf. Act. 10. 36]; ouch das
man die bilder erkenne holtz und stein, das darinn kein krafft oder
heiligkeit sye, wie dann Paulus fürgibt [Act. 17. 29]: So wir, spricht er,
götlicher ard sind, söllind wir nit meynen, die gotheit sye glych dem
gold oder dem silber oder dem steiny bildwerck der menschlichen kunst
und dichtung. Und so man bericht wurde, das inn den bilden kein
gnad noch heyligkeyt ist, sölte darnach denen niemans keyn eer thuon,
kein huot abziehen, kein knüw bucken, kein liechter brennen, kein opffer
bringen, kein fart verheissen, nit zuo dem holtz oder stein sagen:
Hilff mir! Dann allein zuo dem namen Christi sollent sich biegen
alle knüw, himelsche, irdische und hellische [Phil. 2. 10f.]. Das gantz
hertz sol im anhangen, das gantz gmuet sol sich in inn versencken,

--796--

alle krefft sollen sich an im ueben und bruchen. Und sölich underrichtlich
gebott in gschrifft klarlicher, dann ich darvon sag, allen
pfareren bevolhen flyssigklich dem volck zuo verkünden zuo den dickeren
malen by verlierung irer pfruonden, darus dann heimisch und frömbd
so vil bericht werden und erkennen, das sy keiner heyligen bedörffend
zuo fürmünder, noch vil minder irer bildren notwendig sind: nach
sölichem gebott wurde dann guot darinn handlen mit der that; möchtint
dann on unruow und widerwillen alle mißbrüch gebessert und geendert
werden. Ouch mengem das wurd gefallen und von im gelopt,
dem es on sölichen bericht mißfalt und das übel schylt.
Darumb zuo einem anfang, das christenliche leer in aller landschafft
üwer miner herren glychförmig geprediget werd von allen pfaffen,
wirt not sin, das man das in ein buoch verfasse und uff das land schicke,
den priesteren gebiete, das sy sölichs verkündind. Sy schryen sust in
ewigkeit, sy habind das euangelium gepredget, so sy schon von menschenthant
gseit hand und des heiligen euangelions nie gedacht. Also
kumpt die leer Christi nit recht harfür. Ir söllend alle pfaffen heissen
predigen, das Christus sinen jungeren empfolht hat ze predigen, im
zügnus ze geben, das er für uns gstorben sye unnd widerumb ufferstanden.
Welche das glouben für sy geschehen, die werden sälig etc.
Wiewol die bischoff söltind sölich befelch thuon und geben allen
priesteren ires bistumbs, so weerend sy und verfolgend die, so das
euangelium predgend, werffend sy in gfengknus. Sy wissend vilicht
und empfinden ires hohen pomps ein abgang. Dann, sol der arm,
demuetig, bluotig Christus dem volk verkündt werden, so muessend die
rychen, hochfertigen, guldinen bistumb ze grund gon. Söllend sy dann
ufrecht blyben, so muoß Christus gar an den rugken fallen. Dann
es mag den stich nit lenger enthalten, es muoß eins das ander umbstossen.
Da muoß die weltlich hand vestheben, das Christus uffrecht
blyb und uffgericht werd; ich mein: sin wort und lere.
Es gieng vor zyten ouch also, das bischoff den euangelischen predgeren
werten und nienan liessend blyben, aber die weltlichen beschirmptend
sy, wie wir dann actorum 23. lesen. Do Paulus für den hohen
bischoff gestelt ward, und da erzalt, wie im Christus bevolhen hette

--797--

inn zuo verkünden, sagt der bischoff zuo denen, die umb den Paulum
stuondend, sy söltind inn uff das mul schlahen. Unnd ein rott des
bischoffs supenfresser schwuoren zesamen dem bischoff zuo wolgefallen,
sy wöltind fürhyn nit mer essen oder trincken, bis sy Paulum umbbrechtind.
Aber die weltlichen bschirmptend in. Der oberst houptman
geleytet inn in das hörläger und schickt inn mit eim reysigen
züg dem landsherren Felix, das er inn vor den bischoffen beschirmpte.
Die geistlichen prelaten habend die priester ußgsendt uff
die pruonden glycherwyß, wie ein houptman sine söldner uß uff die
lifrung schicket, sy söllind sich behelffen mit spys unnd tranck. So
sy aber wyter gryffend dann uff spys und tranck, beroubend die armen
lüt gar, kumpt klag für den feldherren, so weeret er inen nüt. Er
besorget, so er sy darumb straffte, wurden sy ein grösseren sold forderen,
das sy by im im feld blyben möchtind. Also hand die bischoff, äpt,
pröpst und die stifft die priester uff die lifrung gschickt, das sy sich
behelffen, wie sy mögend. Sy zühend den zänden gar dannen und
lassend den priestern arm, klein underhaltung. Do habend die pfaffen
muessen erdencken votiva, messen verkouffen, und guldin messen erdacht,
die noch mer gultend; habend erfunden librum vite, wuchenbrieff,
schabrödel, schyndzedel und derglichen vil. Do habend sy
in den predginen der warheit muessen verschonen, daß disen dingen
kein schaden bschech. Wo dann klegt für die prelaten kam, sy
söltind die priester uß den zähenden gnuogsamlichen versehen, sy werend
der welt überlegen, das sy den zehenden söltind geben, und darzuo
den priester uß irem eignen seckel ouch erziehen, zuo dem, so werde
inen das euangelium nit gepredget: do habend die prelaten inen das
nit wellen weren und das euangelion ze predgen bevolhen. Ursach:
Wann sy das euangelion recht erwutschind und harfür zugind heiter
und clar, so wurde Christus widerumb dadurch in sin herrschafft
gsetzt und uffgericht. Denn so möcht er die fünd nit by im dulden;
er wurd es alles ze huffen stossen. So die geistlichen nit darzuo
wöllen helffen, daß Christus widerumb gantz und uffgericht werde,

--798--

wirt not sin, daß die weltlichen das understandint. Ir haben bißhar,
lieben herren, mengem weltlichen fürsten gholffen widrumb in sin
herschafft umb gelts willen, so helffen nun umb gots willen Christo
unserm herren, widerumb in sin herschafft, das er in üwren gebieten
allein werde anbettet, geeret und angeruefft, und in uns Christen allein
hersche und regiere, und werde darfür geachtet und ghaltenn von den
üwren, darzuo inn sin vatter gesetzt hat und uns geben als für den
eynigen, waren mitler, erlöser und nothelffer. Und nemmend die
sach dapffer und christenlich in die hend; dann dis ist die recht
eer der heyligen, das man Christum lasse herr sin über sy und über
alle ding im himel und uff erden.
Es klagend sich vil, man wölle die heyligen nit lassen blyben,
unnd sy zuo nüt machen. Ich klag mich vil mer, daß man Christum
Jesum zuo nüt macht; das er das nit mer gilt, darzuo er geben ist von
sim vatter; daß er sol vergeben gstorben sin [cf. Gal. 2. 21], und gar
uß dem mittel gworffen ist, und man die heyligen über inn hat erhebt
wider iren willen und wider das götlich gebott; das die grössest
erzurnung ist der heiligen und ein geistlicher diebstal, got sin eer stelen
und die den heyligen geben. Liesse man Christum allein herr unnd
meyster sin über alle ding! Unnd so er uns also ruewigklicht möchte
regieren unnd sin werck in uns verbringen, so hettind wir under einanderen
bruederliche ruow, christenlichen fryden, götliche hulde und
gnad hie im zyt unnd darnach das ewig leben.
Das verlych üch got und allen Christen. Amen!
Glych uff dise red sprach
Sebastianus Hoffmeister,
doctor und predicant von Schaffhusen:
Gebenedyet ist die red dines munds.
Demnach stuond
doctor Joachim von Watt
uff, ernstliche ermanende: ob yemand mer in der stuben were, dem
nit gnuog bschehen, das er yetzund umb gottes willen und umb der
warheit willen harfür wölte tretten und dasselbig offnen.
Hie was niemandt übersal, der ützid hiewider wölte.

--799--

Als nun yederman schweyg, stuond Zuingly uff unnd ermant ein
eersamen radt der gstalt:
Zuingly.
Eersamen, gnädigen, lieben herren und getrüwen ußerwelten brueder
in Christo! Ich ermanen üch zuo dem aller flyssigesten, das ir got
wellind lassen walten in denen dingen, die der geist gotts lert und
heißt. Dann ye alles, das got, unser einiger trost und säligmacher,
leert und underwisen hat, dem sollend billich alle Christen gefölgig
sin. Lassend üch nit erschrecken, gnädigen, lieben herren! Got stat
an unser syten; der wirt das sin wol beschirmen. Ich kan wol erkennen,
das üch, minen herren, vil zuo handen stoßt, das aber wenig
bedenckend, allein umb des luteren worts gottes willen. Nun im namen
gottes! Man muoß den herren lassen walten; der wirt die sinen in
ewigkeit in keinen nöten nit verlassen. Hab wol vernommen, wie das
gester ze nacht etlich hin und wider geloffen sind und gsagt, man
wölle yetzund das bluot und den lychnam Christi in die schlafftrünck
ziehen. Der meinung ist nieman.
Dis redt der Zuingly mit so grossem ernst und mit so getrüwem
gemuet zuo christenlicher eynigkeit, daß er sich selbs mit vil andrem
bewegt zuo weynen, also, das er nit wyter vermocht zuo reden.
Do stuond Leo Jud uff und redt nit mit minderem ernst die
meynung:
Leo Jud.
Lieben mine brueder in Christo. Ir haben ghört, wie das uns
mine herren von Zürich anfangs dis handels gsetzt haben mengklichem
antwurt ze geben der gegenwürffen halb, so von üch
harfürgetragen.
Nun erman und bitt ich üch umb gottes willen, ir wellend miner
unzucht, so ich vilicht brucht, übersehen, und wöll ein ietlicher dasselbig
der gstalt und mit sölichem gmuet von mir uffnemmen, indem
es von mir geschehen ist.
Ich erman üch hieby ouch, ir wöllind dem wort gottes on underlaß
obligen und dasselbig üweren underthonen styff predgen und fürhalten
nach der einvaltigen meinung Christi zuo besserung und nit zuo
böserung. Also wil ich - ob got wil - unverruckt by dem wort
gottes blyben und min leben darby lassen. Niemand mag der seel

--800--

schaden; dem lyb mögend alle menschen schaden. Und ir, so der
gschrifft verstendig sind, wöllend dasselbig nit zuo zanck - als dann
etlich thuond -, nit zuo hochmuot, sunder zuo eynigkeit und besserung
üwerer sitten unnd des nechsten menschen bruchen.
Ir, mine herren von Zürich, sollend ouch styff, wie Christen
gebürt, by der leer gottes blyben und des wort beschirmen. Ir söllen
ouch schaffen, das diß in üweren gebieten den üweren gepredget werd
und dem mandat nachkummind, von üch, minen herren, ußgangen.
So das beschicht, so wirt got gwüsser sach in ewigkeit by sich ston
als by sinen usserwelten.
Summa siner red.
Zuingly
begert ouch, man sölte im siner ungschickten worten verzyhen. Ermant
ouch die, so sich der gschrifft undernemind, das sy nit mer
wöllind wissen dann guot sye; dann er sömliche arbeit habe zuo uffnen
das wort gottes, die niemant bekant sind dann got und im allein.
Ermant ouch hieby, es wölle niemand von sin selbs gewalt ützidt
handlen, wie dann ietz mit den götzen beschehen.
Summa.
Nach disem allem stuonden die dry doctores, die presidenten, uff
unnd redt doctor Joachim also:
Doctor Joachim.
Herr burgermeister, edlen, gestrengen, frommen, lieben, eersamen,
wysen und gnädigen herren von kleynen und grossen rädten diser loblichen
statt Zürich! Als dann üwere ersame wyßheit uns - wiewol
kleinfueg - in angang des ansichtigen, treffenlichen und christenlichen
handels zuo presidenten und schidlüten verordnet und bestimpt
hatt, befelhen mir mine herren doctoren und mitpresidenten,
üch der eeren halb, ouch geneigts und gnädigs willens, uff das höchst
und obrest ze dancken. Enbieten sich desselben halb und ich mit
sampt inen, sölichs umb üwer ersam wyßheit zuo beschulden und zuo
verdienen. Wöllend ouch unser genädig herren gebetten han, von uns,
unsers besten vermögen nach, so wir nit gespart, verguot zuo haben.
Zuo dem, als ir, min gnädig herren, samenlich und sunderlich die
disputation der zweyen houptarticklen, namlichen: von den bildnussen
oder götzen, ouch von ynsetzung der meß und mißbrüchen derselbigen,

--801--

ietz uff dritthalben tag ernstlich und flyssigklich gehandlet, gehört,
vernommen und verstanden hand, wie und in was maß die mit ursachen
und mit vermeinten gschrifften angefochten, ouch wie sy von
den gelerten meister Ulrichen Zuingly und meister Leo Jud,
üweren wächteren und predgeren, beschirmet und behalten sind: wil
uns beduncken und hand des warlich nit zwyfel, die heilig geschrifft,
das götlich wort, werde nach sinem inhalt styff und unüberwunden
blyben. Das aber uns in diser sach zimmen und gebüren wölle, ützid
zuo spre hen oder urteilen, das wil es nit. Wir hand ouch des von
üch noch yemants anders keinen befelch. Und erkennend wol, das
wir söllichs on argwon eines frävels unnd vermessenheit nit fürnemmen
möchtind.
Hierumb, gnädigen herren, setzend wir ietz gehörten handel zuo
üweren ersamen wyßheit, den zuo ermessen und den zuo bewägen, mit
grosser hoffnung, got, der allmechtig, werde üch, als den obren, ouch
geneygten und willigen zuo beschirmen die warheit, yngeben und fürschlahen
mittel und weg, durch die das wort gottes, das sin selbs
richter ist und sin wil, gehandthabt und geprediget, darzuo die mißbrüch,
so lange zyt uß verhengen des zorns gottes yngewachsen sind,
on verletzung der blöden in üwer landschafft abgestelt und hyngethon
werdind.
Wyter befelhen mir mine herren und brueder mitpresidenten ze
reden mit geistlichen und weltlichen, hie gegenwürtigen, sy wöllind
alles das, so wir gehandlet, im besten annemmen und verston, und
nit für übel han, das wir nach erheuschung der ordnung, ouch uß
befelch eins burgermeisters und rädten, etlich mit irem namen anzogen
und inen zuo disputieren platz geben, wann das nit uß haß oder
uffsatz, als vilicht etlich habend wellen verston, sunder uß guoter meynung
zuo erkunden den grund und warheit beschehen ist: und wol zuo
verston, das wir uß unversehnem zuofal zuo disem ampt erwelt, denen
der merteyl diser mengy unbekant, ützid gfärlichs handlen habind
mögen. Wöllind die sach also mit beschlossen haben.
Demnach stuond der herr burgermeister uff und redt also:
Burgermeister Markus Röyst.
Gnädigen, lieben herren und guoten fründ in Christo Jesu! Es
habend üwer etlich sachen harin gezogen, nit zuo der sach dienende,
die ich hab gheissen schwygen und abston. Bitt ich üch, ir wöllind
mir dasselbig verzyhen und nit zuo argem rechnen.
Ir, mine herren presidenten! Mine herren von Zürich dancken
üch zuo dem aller höchsten, so sy vermögend, das ir inen zuo willen

--802--

worden sind. Sy erbietend sieb ouch sölichs gegen üch allen und
gegen yedem in sunders zuo verdienen, wo sy das kündind.
Deßglychen ouch ir, mine herren von Zürich, sollend das wort
gottes dapfferlichen, manlichen, on alle forcht annemen. Got, der
allmechtig, würt üch glück geben. Ich kan nit wol von den sachen
reden; ich red eben darvon wie der blind von den farwen. Iedoch
so muoß man das wort gottes redlichen an die hand nemmen. Unnd
bittent got allsamen, das es wol gang.
Dyß redt der burgermeister Röyst mit grossem ernst, mit kluegeren
und mit mer worten. Dyß ist aber summa.
Hie stuond doctor Joachim wider uff, also sagende:
Doctor Joachim von Watt.
Herr burgermeister und gnädigen herren! Mine herren mitbrueder
und presidenten bevelhen mir, üwer eersamen wyßheit trüwlich ze
bitten umb gottes willen, ir wöllend den armen gefangnen, die so lange
zyt schwarlich gelegen, gnädigklich ingedenck sin in maß und gestalt,
wie am mentag zuo abent vergangen doctor Sebastion von Schaffhusen
in unserem namen üwer wißheit fürgehalten hat.
Do stuond
der apt von Capell
uff und ermant die herren von Zürich, das sy die sachen des euangelii
onerschrocken annemind und dasselbig, wie der comenthür gsagt
hatt, verschaffind gepredget werden; dann vil der pfaffen wärind ungelerter,
dann sy köndint oder möchtind das euangelium predgen.
Was in sinem vermögen were, das wölt er nit sparen, sunder mit
fröden aigner person darstrecken; dann es mueßte gepredget werden,
wölte man echt Christen genempt werden.
Der gfangnen halb begert er ouch, das man sy umb gottes willen
der gfengknus, so nun ein guote zyt gewärt hette, erliesse.
Das begerten ouch der propst und der comenthür von
Küßnacht.

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Hie ist zuo dem aller kürtzesten die gantz summ und inhalt diser
disputation oder gesprächs, der götzen und der meß halb, begriffen, so
vor eim ersamen, christenlichen geseßnen radt der loblichen statt
Zürich, ouch sunst vor mengklichem verloffen unnd gehandlet; obglych
wol vil andere reden, von etlichen bschehen, nit gschriben stond.
Ist die ursach, das sy nit zuo der sach gedient haben; deßhalb ich sy
ungeschriben verlassen hab.
Beschehen uff zyt und tag, wie vorgemeldt.
Hiemit befilch ich mich allen getrüwen dieneren Christi in ir
gebett mit begern erledigung irer gewüßnen.
Anno 1523.