Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Wer Ursache gebe zu Aufruhr usw.

(7. Dezember resp. 28. Dezember 1524)
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 3 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 90)


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Beilage: Konrad Grebels Protestation und Schutzschrift.
Wisen, fursichtigen, gnedigen lieben herren und brueder. Euwer weissheit
wol ze wussen ist, wie sich vil seltzamer reden begeben eins teyls, das etlich
vermeinend new geborne kind, ietzs komend von muter leib ze teuffen sin, das
sömlichs bewert möge werden aus helger schrifft, die anderen, das der kinder
touff schlecht, falsch und aus dem endchrist dem bapst und seinen anhengeren
erwachsen und erdacht sey (als dan war ist) auss götlicher bericht, wussend und
glaubend. Under welchen auch ich alss ein auffruerer und unman von etlichen
gehalten und angezeigt wird, in welchem doch mir ze kurz und unguetlich gschicht,
mag ouch mit keiner warheit erfunden und angezeigt werden; iendert geuffruret
haben noch iendert in keinen weg ienen ützit gelert noch geredt, das auffruor gebracht
noch bringen mög (werden alle die, mitt denen ich ie ze schaffen gehaben,
von mir gichtig sein). Derhalben mir unguetlich geschicht. Sidmal ich nün alsso
darfur gehalten, doch ohn warheit, hatt mich nodtwendig dunckt, rechenschafft
und ursach meins glaubens nün furhin euch meinen gnedigen, lieben herren ze
geben. Hett wol vermeint, die warheit hett es sölichs euch fürkommen stadt
gehebt, dan sömliche euweren hirten fürgehalten mehrmals, doch alwegen mitt

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uns gehandlet, das, wie es angesehen was, nemlich, das man die schrifft sölt
lassen reden, wir nichts dartzuo noch darvon söltend thun, nie volendet ist worden.
Sy haben wol ir meinung herfürbracht, doch nicht mitt geschrifften gegründt.
Wir haben ze reden nicht mögen kommen, ouch die schrifft nicht hatt mögen
verhört werden; dartzuo versteckend sy eim, so sy vermeinend etwas zu der warheit
geredt wellen werden, die red im hals, uberfallen ein, erforderend schrifft,
do sy die selbs herfur soltend tragen und der warheit beystan, so thund sy, das
gott wol weiss, wussend ouch vil bas dan ie man könne darlegen, von Christo
nicht gelert sein kinder touffen, ouch von den aposteln nicht gebraucht sein,
sonder alein, wie dan der tauff bedeut die, die sich besseren, ein new leben an
sich nemend, den lasteren obsterbend, mitt Christo begraben werden und mitt
im in newrung des lebens auss dem touff ufferstand, getoufft söllen werden etc.
Nun furhin wil ich euwer weissheit umb gottz willen umb des gemeinen namens
willen, den wir mitt einanderen tregend, gebetten haben, wellend hingelegt die
personen ernstlich, fleisigklich und guetlich der luteren, heiteren warheit dürchs
wort uns geöffnet ufflösen wol ermessen, was da anzogen werd, euch nich lassend
verdriessen ein kleine zeit, sidmal nicht ein kleins ist, wiewol es anders furgeben
wirdt, die zwo einigen ceremonien von Christo uns verlassen anders brauchen,
dan sy Christus befolhen hatt. Erstlich so hatt der ewig ratt gottes einen furgesehen,
der seinem einigen sun ein vorleuffer sölte sein, im sölte seine weg bereiten,
seinem volck anzeigen sölte ire laster, sy ermanen sölte, uff das sy von
iren lasteren stuendend, sich bessertend, dan die achs leg am boim, würde ein
ieglichen, der nicht gute frucht gebt, aussgehawen und ins für geworfen [Matth.
3. 10], und denen alsso, die besseren woltend, zeigt er das lamb gottes ahn, das da
hin wurde nemen der welt sünd [Joh. 1. 29], und töufft sy alsso, das inen ire sünd
nachgelassen söltend sein in dem künfftigen leiden Jesu Christi, so sy ir leben
geendert nün fürohin recht geschaffen frücht wurdend thuon. Das habend ir
Math. 3. [Matth. 3. 10], Mar. 1. [Marc. 1. 9f.], Luce 3. [Luc. 3. 9, Ioan. 1. 4. [Joh.
4. 29]. Wie nün Ioannes geteüfft alein die, als heiter angezeigt wirt, die sich
bessertend, die böse frücht fliehende, gut thatend, alsso habend ouch die apostel
nach der uffart Christi vorhin von Christo ein bevelh genomen, als er sprach:
Mir ist geben aller gwalt in himel und auff erden, derhalben so gond hin und lerend
alle völcker und töuffend sey [Matth. 28. 19] und im Marco [Marc. 16. 16]: Wer
glaupt und toufft wirt, der wirt s#.älig, gethon, namlich Petrus, als wir habend
in geschichten der botten am 10. [Ap.-Gesch. 10. 1ff], wie er beschickt vom Cornelio
im furgehalten ward, worumb er dhaher beschickt wer, hept er an inen

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furlegen, wie Christus kommen, gelert hab, gsund gmacht die krancken, getödt und
widerumb ufferstanden. Darnach volgt alsso [Ap.-Gesch. 10. 40-55]: dissen hatt gott
ufferweckt am dritten tag und in lassen offenbar werden nicht allem volck, sonder
allein den zeügen, die von gott zevor ausserlesen warend, gleich uns, die wir mitt
im gessen und truncken haben, nachdem er ufferstanden ist von den todten er
gebotten, das wir predigten dem volck und bezeugtend, das er ein richter von gott
gesetz sey der lebendigen und der todten. Dissem gend zeugknuss alle profeten,
das nachlassung der sünd erlangen werd durch seinen namen ein iegklicher, der
an inn glauben werd. Und als Petrus disse wort noch redt, fiel der heilig geist
über alle, die da hortend diese red, und erstunetend die auss der beschneidung,
glaubtend, als fil iren mitt Petro komen warend, das die gab des heiligen geists
ouch den Heiden zukomen was etc., auss welchen worten man gar heiter mercken
mag, wie die apostel den empfelch Christi, da oben erzalt aus dem Mathe.
[Matth. 28. 19] habend verstanden, namlich, das, so sy hingangen, soltend leren
alle völcker, das Christo aller gwalt in hymel und auff erden gegeben were,
eim iegklichen in seinem namen nachlassung der sünden begegnen werden, der
an in glaubende rechtschaffne werck eins gemuet geenderten thun wurde und nach
annemung disser wort und zukunfft des helgen geists, welcher durch das aussreden
der zungen bezeugt ward deren, die do gehört hatten das wort Petri [Ap.-Gesch.
10. 40 f.], sind hernach auch mitt dem wasser begossen worden, das gleich wie sy
inwendig durch die zukunfft des heiligen geistes gereiniget ouch eusserlich mitt
wasser begossen wurdend zu bedeutung des innerlichen abweschens und absterbens
den sünden. Und das diss die bedeutung des tauffs syge, so habend wir weiter
in den geschichten der botten am XXII. [22. 14-16], als Paulus erzelt, wie es
im ergangen auff dem weg gen Damasco komen sy, kumpt Ananias und redt
disse wort: der her gott hatt dich bereit, das du verstuendest seinen willen und
sehest, das do recht ist und hortest die stim auss seinem mund, dann du wirst
im ein züg sein bey allen menschen der dingen, die du gesehen und gehört hast,
und nun was verzühest du. Stand uff und wird getaufft und wesch die sünd ab
dir, so du des herren namen angeruefft hast und nun, was brist dir weiter dan
getaufft sein und abgeweschen deiner sünden, nachdem des herren namen angeruefft
ist? Auss dissen worten wir gar klärlich sehend, was der tauff und wen
der tauff gebraucht sol werden, namlich, so einer, bekert durchs wort gottes, sein
gmuet geendert nun furhin in newerung des lebens wandeln wil, als Paulus in
der epistel zum Römeren am 6.#'o [Röm. 6. 4] klerlich anzeigt, abgestorben ist
dem alten leben, beschnitten umb sein hertz, von den lasteren gestorben mitt
Christo, mitt im begraben in touff, widerumb mitt im aufferstanden in newerung

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des lebens etc. Welcher dingen ietz erzelt den kinderen zuschreiben ohn
alle und wider alle geschrifft ist. Deren spruchen nun und dergleichen ist alle
geschrifft des newen testaments vol, uss welchen ich ietz klarlich erlernet hab
und gwüsslich weiss, das der tauff nichts anders dan ein absterben des alten
menschens und anlegen eins newen ist, Christum die glerten geheissen täuffen,
die apostel niemands geteufft haben dann allein die gelerten den Christum und
ohn eüsserlichs anzeigen und gwüsse kündtschafft oder begeren niemandt getaufft,
und wer anders redt oder lert, thuot, das er mitt keiner schrifft erweisen mag, wil
ouch gemeinen hören, der mir uss warer, heiterer schrifft anzeigen mög Johannem,
Christum, die apostel kinder getoufft haben oder sy glert getaufft ze
werden. So man dann sömlichs nicht anzeigen mag, tarff es keiner red mehr
den kindertouff wider got, ein schmach Christi und ein underdiefuesstrettung
seines einigen, waren, ewigen worts, ouch wider das beyspil Christi, der dreyssig
iärig getoufft, achtägig beschnitten ist. Nun hatt uns Christus ein beyspil
furgetragen, das, wie er im gethan hab, wir im ouch alsso thun söllend. Wil derhalben
euwer weissheit frunthlich und uff das aller getrungenlichest gebetten haben,
wellend mir mein schreiben zum besten uffnemen, dan furwar mir nicht an ehr,
namen, rhuom ligt noch sömlichs auss nid oder hass, als ich dan dargeben wird,
thuon, sonder allein, das es die ewig warheit gottes ist, die da niemand uberwinden
mag, ouch kein engel vom himel anders leren mag [Gal. 1. 8], dan hie oben angezeigt
ist, das ewig war wort gottes wirt ouch einem ieglichen in seinem hertzen
singen, er thue dan das wider oder nitt, diss die warheit sein. Wil euwer weissheit
ouch des ermandt haben, das ir ingedenck sygend des handels der götzen,
welcher an die zeit bunden ein mal recht, das ander unrecht was; derhalben der
umb sein leben kam. Bin gewüss, meister Ulrich disse tauffs meinung alsso verstan
und vil bas dan wir, aber weiss nicht, auss was ursach nicht öffnen, weis
aber gwusslich, so man das einige wirt frey einfaltig furgeby, niemand darwider
mögen, gott ouch die rädt der gottlosen zerströwen wurde, ist es in anderen
sachen und greweln fur sich gangen, wurde in dissem ouch fur sich ghon, lasse
man es doch frey und die warheit warheit sein. Das man aber spricht nichts
daran gelegen sein, wie man den tauff bruche, wirt nicht mitt schrifften bewisen,
sonder diss, das gott haben wil, das wir seine gebott und ceremonien halten, wie
er sy uns gebotten hatt, habend ouch vil exempel gott grösslich gestrafft haben
das ubertretten der eusserlichen gebotten als le. [3. Mos. 10. 1 f.] die zwen sün
Aharons verbrant wurden und andere unzalbarliche beispil, welche hie erzellen
ze lang wer. Wil euwer weissheit ouch des vermandt haben, burgerliche und stattliche
recht auss dem tauff nicht geschweget werden noch gebessert; derhalben

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euch auffs fleysigist gebetten haben, wellend ewer hend nicht vermassgen mitt
unschuldigem bluth, vermeinende, ir tuegind gott ein dienst daran, so ir ietlich
todten oder veriöucken wurdend, auff das nicht alles unsuldigs[!] bluott ouch von
euweren henden gefordert werde. Euwer weissheit ouch des gebetten haben: sidmal
sich meister Ulrich vermeint sömlichen kinder touff, von bäpsten erdacht,
der da ouch wider erstlich baepst und ir constitution ist, als uss den historien
kündtlich wird und von menschen uffgesetz und erdacht mitt heiliger schrifft ze
erweisen, welches ich doch nicht glaub, wil ich euwer ersame weissheit uffs aller
fleisigst gebetten haben, das er sömlichs mitt geschrifft thue, wie er sich dan ie
und ie gegen allen denen embotten hatt, mitt denen er ze handlen hatt gehept;
wil ich im guetlich lösen und antwurten, ze reden ist mir nicht komlich, kan es
ouch nicht, dan er mich vormals so offt mitt vil reden uberfallen hatt, das im
nicht han mögen antwurten oder vor seinen langen reden zuo antwurt nicht han
mögen kummen, wirt ouch vil zanck und hader vermitten, dan so man redti dingen
er mich uberaüss geneigt sein vermeint. Ruoff alsso eüch, meine gnedigen lieben
herren und brueder an als ein burger und protestier hiermit ouch, mich sömlicher
meinung und verstands sein und nicht ohn sünderliche gründ heiliger und götlicher
geschrifften. Ist nun neiswer, sey wer er wöll, der sich vermeint auss götlicher
geschrifft, das man junge new geborne kindlin tauffen sölle, der mag sömlichs
eüch meinen herren schrifflichen und in schrifft anzeigen, wil ich einem
ieden antwurt geben, kan nicht vil disputierens, wil sin ouch nicht, sunder mitt
heiliger schrifft handlen und die heiter vom tauff luithe junge newgeborne kinder
auss geheiss Christi von den aposteln getaufft sein, wil glauben, weiss es ouch,
sömlichs kein menschen auff erden mögen.

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Welche ursach gebind ze ufruoren.
Welches die waren ufruorer sygind.
Und wie man zuo cristlicher einigheit
und fryden kommen möge. Durch
Huldrych Zuinglin zuo Zürich, etc.
Liß bis an 's end und ermiß nit allein,
wie ruch, sunder wie waar es sye.
Der christenlichen kilchen oder gemeind zuo Mülhusen embüt
Huldrich Zuinglin gnad und fryd von gott, und sinem eingebornen
sun, unserm lieben herren Jesu Christo.
Aller liebsten brueder in gott! Es ist nieman unerkant, wie vil
widerstands und muesal erlyden muessend alle, die gottes wort anhangen
wöllend, als ouch Paulus 2. Timmo. 3. [2. Tim. 3. 12] anzeygt. Daruß
wol ze vermessen ist, das ouch ir vil verspottung, lestrung, tratz und
tröuwen tragen muessend darumb, das ir in erkantnus der warheyt
kommen, und die angenommen habend. Doch sol üch sölicher widerstand
gheinen weg krencken, sonder ye me und me im glouben
stercken; dann wir sicherlich an widerwertigheiten erlernend, was recht
gegloubt, recht gebättet, recht geraten, recht gethon sye. Wenn man

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die glöubigen mit gwalt hebt angryffen, so ist one zwyfel das erst,
das da ersuocht wirdt, der gloub. In dem erinneret sich der glöubig,
ob er styff sye und ungezwyfflet oder ob im gezimmen welle abzetretten.
Unnd so er gerecht ist, spricht er: Ich muoß ee diß welt
verlieren, ee ich davon stande. Ietz weyßt er erst sinen glouben recht,
und wirdt erst innen, was er erfordret, namlich: das er zuo dem einigen
sinem gott alle sin hoffnung setze, alle andere tröst verachte. Das
beschicht one allen zwyfel eim yeden in anfang der truebsalen; dann
das fleysch kumpt ouch ze radten: man sölle von dem glouben ston,
das werde zuo ruowen dienen; wir söllend sehen, das unser läben mit
fryden geendet werde, gott geb, wie es ander lüt machind. Welchs
aber, so man imm volget, nüts anders weder ein erloubnuß ist, dem
antchrist ze tuon, was er wil. Dise meinung und erste erwägnuß hat
unser lieber herr Jesus Christus gelert Luc. 14. [Luc. 14. 31f.]:
"Welcher künig rüst sich uf ze kriegen mit eim andren küng, der
sich nit vorhin nidersetze und rechne, ob er im mit sinen 5 tusenden
dörffe engegen trätten, so iener mit zwentzig tusenden über in kummt?
Oder aber er schickt zuo ienem, die wyl er noch veer ist, sin botschaft,
und ruefft nach friden. Also: "Welcher under üch nit abkündet oder
verschetzt alles, das er besitzt, der mag nit min junger sin" [cf. Luc.
14. 33]. In den worten Christi erfindt man klar, das die widerständ
uns zwingend ze rechnen, wie rych wir am glouben sygind. Und so wir
empfindend, daß wir alle ding, ja ouch uns selbs, mögend umb gotzwillen
verschetzen, denn getörend wir erst vertruwen, das wir ein
rechten glouben habind. Das mögend aber die nit wüssen, die kein
widerdrieß empfindend. Sy habend guot von veste und stercke reden.
Wenn es aber an den platz kumpt, da gadt es denn offt schwachlich.
Darumb söllend uns alle anfechtungen gotwolkommen sin;
dann gott hat sy uns zuogesendt, das wir daran unseren glouben erinnerind;
er bewärt uns damit. Vor habend wir nit gewüßt, was

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glouben was, oder ob wir glöubig warend. So der widerstand kumpt,
so erfindt es sich an der rechnung. Denn lassend wir von gottes
truwen umb dero dingen willen, die man uns tröuwt, so sind wir
unglöubig. Verschetzend wir nach aller rechnung alle ding und uns
selbs, so ist der gloub der höchst schatz, veste und sicherheit. Denn
wüssend wir, was glouben ist; dann wir habend sunst nüts me denn
das einig vertruwen zuo gott. Darumb hab ich anfencklich geredt:
Widerstand lert uns erst recht erkennen, was glouben ist, was recht
gebättet ist. Vor truebsalen batt yeder etwas uß sinen anfechtungen,
und wußtend nit, was wir batend Ro. 8. [Röm. 8. 26]. Do es aber umb
die houptsach gilt, umb den glouben, darinn unser conscientzen mit
gott klarlich und sicher verricht sind, wo man uns von dem tringen
wil, da ruefft, grynt und gellet unser geist zuo gott mit sünfftzen,
die nit mögend mit worten gemalet werden [cf. Röm. 8. 26]: O herr!
Ach herr! Hilff herr! Laß dine kind nit! Und schickt sich der
satan hüpsch darzuo, der spricht zwüschend inhin: Wirt man sighaft,
so ist es dir ouch ein eer, daß du dem gotzwort bist angehangt. Vermeint
damit den valsch und glychßnery ze underschieben. Das
bekrenckt erst den geist seer, daß sölche zuoväl alle frucht und fröyd
des gloubens velschen understond, und ruefft erst noch engstlicher: Es
sind alle usserlichen fygend nüts gegen dem fygend. Und gdar man
inn den jungen im glouben nit anzeygen, damit sy nit zufind. Darumb
lert ouch die widerwertigheit recht bätten, recht raten; denn in
sölcher gevar gdar nieman näbend sich sehen, das er sinen einigen
helffer, gott, nit verschütte; denn er weißt nach imm keinen andren.
Lert ouch recht tuon; dann man flyßt sich hie allein der dingen, die
dem gevallend, der unser eigne zuoflucht ist, in dem wir allein unsere
fygend uberwindend. Darumb, o lieben, starcken diener gottes, stond
vest. Der unserem stryt zuosicht, ist nit blind, sicht nit etwan zuo
eim fenster uß, sunder er sicht über alle läger, land und gschöpften.
Er wirt üch, die umb sines namens willen strytend, nit übersehen.
Er wirt, so es zyt wirt, üwre fygend ouch wol sehen, und sy mit

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eim fliegenden loub flüchtig machen [cf. 3. Mos. 26. 36]. Gott gebe
üch merung des gloubens näbend der meerung deß zorns der fygenden
des gotzworts, so wirt die welt sehen, daß er die niderträchtigen erhöcht
[Hiob 5. 11]. Sehend, wie unser lieben nachpuren zuo Waldshuot
so grosse gevar umb gottes willen erlyden mögend, kumpt allein
uß vestem glouben zuo gott. An den habend sy sich trülich gelassen.
Der hat sy bishar bewart, wirt es ouch wyter tuon. Darumb, wo üch
sölcher gstalt gevärd wurde zuoston, so blybend vest wie sy, so wirt
ouch gott sin hand ob üch halten; als ich mich eigenlich versich, er
fürhin wie bishar ouch ob inen halten wirt. Alles mit arbeit!

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Dise meinung hab ich gern mit üch fürhand genommen; denn
ir mir all weg bevolhen sind umb üwers gloubens willen, der mit vil
surem zänemblecken allenthalbhar angerusset wirt. Nit, daß ich
von üch zwyfle; dann ir wol wüssend, daß sölche bitz und tröwen
in die veere allein überschickt werdend; sunder daß ich sampt allen
Christen by uns verzüge, daß uns üwer gloub erkannt sye.
Diß buechlin hab ich uß der ursach muessen schryben, daß etlich
uns zuo Zürich vil anderst zuoredend, weder aber an der sach sye,
allein, daß sy das euangelium verhaßt machind; etlich aber dem
euangelio vil anstossens gebend, wiewol sy das vermeinend guots fürnemmens
tuon; ouch daß man erlerne, welches die waren, unglöubigen
ufruorer sygind, damit aber die kilch Christi entladen werde von
bösem argwon und verlümbdung. Sunst red und schryb ich von
keinen dingen unlieber weder von dem mißbruch der zytlichen gueteren.
Noch muoß ich 's tuon; dann der gwaltlugneren ist so vil und
frävel, daß die einvaltigen offt durch iren pracht verblendt werdend
ze glouben, man lere by uns wider alle billigkeit und warheit. Das
sich aber mit der warheyt nimmer wirt erfinden, weder an unser leer,
noch unserer frommen christlichen bruederen läben.
Gott sye mit üch!
Beratend min schryben zum besten; dann es one allen allefantz
oder ufsatz beschehen ist.
Ich bitt gott, das üch Niclaus Prugner fürhin, wie bißhar,
trülich lere. Amen.
Geben Zürich 7. tags december 1524.

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Welche ursach gebind zuo uffruoren. Welches die
waren ufruorer sygind. Unnd wie man zuo christenlicher
einigheit und fryden kommen möge. Durch
Huldrych Zuingli zuo Zürich etc.
Gnad und fryd von gott, dem himmelischen vatter, und sinem
eingebornen sun, unserem herren Jesu Christo.
Aller liebsten brueder und mitglieder in dem lychnam Christi!
Hatt der ougendienend knecht Annas nit mögen erlyden die redlichen
wort Christi, sinem herren geantwurt [cf. Joh. 18. 22]; noch Abisai
die wort Semei, wider Daviden schmächlich geredt [cf. 2. Sam. 16. 9],
wie vil weniger söllend wir die schmahen gottes unnd sines heyligen
wortes ungerechtvertiget hyn lassen gon! So nun zuo diser zyt aller
dero, so dem götlichen wort nit gehällend, gemein schelten des gotzworts
ist: es mache ufruoren, so söllend wir sölichen schmutz uff gottes
wort gheinen wäg sitzen lassen, sonder die ougen recht ufthuon, damit
wir sehind, welche die rechten ufruorer sygind, das sy nit für unnd für
über die ufruorer schrygind, und aber sy selbs sygind, und allein den
deckmantel habend, das sy wider ufruoren schrygend, und stond sy
in mitz aller ufruoren biß über den kopf uß. So ich nun darvon ze
schryben understand, weiß ich wol, wie ruch es gon unnd wie
wenig ich fründen machen wird; dann die schuldigen werdend mich
von stund an vor Hieroboam verklagen sölcher gstalt Amos 7.
[Amos 7. 10]: Es mag nit erlidten werden, die gantz welt möcht
sölichs nit gedulden. Die doch daby vermeinend, man sölle iren
fräfel oder muotwillen one alles widerbefftzen ring mögen tragen.
Nun wil ich aber one grund götliches wortes nüts reden; so wirt
ouch dasselb allein rueren und nit ich. Wirt aber hie einer och!
schryen, so hat inn gwüß das götlich wort getroffen; denn nieman
schryt och!, er sye denn getroffen. Darumb darff hie nieman für
den andren klagen: ja, man hab den ze ruch angriffen oder disen.
Ist einer unschuldig, darff er sich nit klagen, ouch nieman für in.

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Ist er aber schuldig, so ist es zyt, daß sin mißtat goffnet werd.
Denn wir sehend ye zuo diser zyt, daß gott mit offnung sines wortes
alle schalckheit und glychßnery härfürzücht und verbrennt, wie er
zuo Hieremia sprach 5. [Jer. 5. 14]: Sich! Ich tuon mine wort in
dinen mund, daß sy ein fhür sygind, und das volck zuo holtz; und
es wirt sy verbrennen. Gott wil, so offt er sin wort offnet, gsund
machen. Wirt imm aber nit gevolget, verzert er, und fuert in gefencknuß
hin etc.
Wir wellend aber die sach also angryffen:
Zum ersten von den ufruerigen sagen, die damit guot Christen
wellend sin.
Zum andren von den rechten ufruerigen, die deß doch ghein wort
wellend haben.
Zum dritten wäg anzeygen, durch die wir überein kummen
und in grossen friden und ruowen läben mögind.
Sidmal ein Christ nüts anders ist weder ein kind gottes mit
Christo und durch Christum Io. 1. [Joh. 1. 12]: "Wie vil inn habend
angenommen, denen hat er gwalt geben sün gottes ze werden oder
sin"; und ein kind gottes nüts anders ist weder das fürnemmest
und liebst gsind gottes, das ouch nach dem willen des himelischen
vatters lebt, das ist: nach der form Christi, Io. 2. [1. Joh. 2. 6]:
"Welcher redt, er sye in im, der sol ouch wandlen, wie er gewandlet
hat", so volgt, das ein Christ sin der schönste, zierlichest adel ist,
der in dem himmel und uff erden sin mag. Dahär kumpt es, daß die
gmein wellt gsehen sin wil, sy sye Christen; dann darinn sölle man
gedencken, sy sye fromm und vor gott unverschupft. Darumb
ouch die grösten verräter, eebrecher, todschleger, dieben, röuber,
büch sprechend: "Ich bin ein guoter Christ" und: "Den glouben
darff mich nieman leeren"; dann sy damit all weg meinend das
höchste ze erobren, sam sy sprächind: "Ob mich glych die wellt
ussz miner tadt für böß ußgibt, noch so bin ich ein Christ". Deßhalb

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man inn grecht schetzen sölle in der conscientz. Und ist aber ein
Christ allein, der yetz im selbs und der wellt gstorben ist, und in
dem weg gottes, das ist: in der form Christi, wandlet. Und so er
söliche schantliche weg gadt, und darzuo Christen sin wil, tuot er nüts
anders, denn sam er spräch: "Ein Christ sin ist leben, wie ich läb"
oder "Christlich leben ist so ein schantlich leben, das im nieman
ze schantlich sin kan, er ist denocht ein Christ". Glych als wenn
ein offne huor spräch: "Ob ich glych aller wellt erloub mit mir ze
muotwillen, denocht bin ich ein fromme frow". Könde man wol
daruß ermessen, daß sy ouch das schantlichest leben für frommgheit
schatzte. Uß welchem allem volgt, daß die, so für und für in altem
schantlichem leben stond, und darnebend sich für Christen ußgebend,
nüts anders weder gottes mitt der tadt verlöugnend. Als Paulus
Tit. 1. [Tit. 1. 16] spricht: Si ruemend sich, daß sy gott kennind,
aber mit den taten verlöugnend sy inn. Und wirt der nam gottes
umb iretwillen übel geschmächt Ro. 2. [Röm. 2. 24]. Dise sind uns
billich zum ersten härfürzeziehen und ze straffen. Dann ob sy glych
die ufruor mit der tadt nit fürnemmend, so wöllend sy doch in allen
dingen so unversehen varen, das sy den bößen kinderen diser welt
ursach gebind ze ufruoren.
Die ersten sind, die allein uß nyd und hassz des bapstuombs
dem euangelio losend. In die vallt das gotzwort, als wenn der
som uff einen velßen vallt [cf. Matth. 13. 5]: entspringt schnell,
und erzeigt sich wol; aber so er nit ussz rechtem glouben sonder ussz
nyd entsprungen ist, so wirt er lychtlich ab eim anderen wind verderbt;
denn der veraltet stein, das ist: der alt Adam, der noch
herschet, laßt den somen nit ufkommen. Wo aber nyd und hassz
ist, da ist ouch der vels des alten Adams. Und so, als proverbio. 10.
[Sprüche Sal. 10. 12] stadt, hassz zangg gebirt, erlernend sy wenig
anders, weder streng wider das bapstuomb reden und deß glychßnery
ußbreyten; und sind aber sy in ander weg noch ser ze schelten, das
sy an inn selbs nit anhebend artznen. Nit das hierinn dem

--382--

bapstuomb ze kurtz beschech, daß 's die waar krafft unnd gwalt des
tüfels ist, das ist: des antchristen, sonder das ich denen verbunn,
das sy dem göttlichen wort nit ussz anderem grund gehällend weder
ussz hassz des bapstes. Wölte vil lieber, das sy ussz liebe gottes
dem antchristen widerstuendind, und uß liebe des nächsten understuendind
von sinen beschwärden ze entschütten, weder uß hassz. Es
nimpt nit guote end, wo man uß den blinden anfechtungen strytet, und
ob man glych wider die wellt strytet. Darumb söllend, die disen
prästen habend, sich wenden, und Christen ze sin einen anderen
weg anheben, namlich: vom götlichen wort heymtragen, das yeder
sich selbs zum ersten erkenne; so findt er an im selbs ein sölchen
prästen, das er daran verzwyflen muoß und sich allein an die gnad
gottes ergeben. Demnach so wirt er ein nüwer mensch, in dem yetz
gott wonet. Von dem werdend von stund an alle hohen gebüw, die
wider gott sind ufgericht, nidervallen. Der wirt yetz dem bapstuomb
starck gnuog, und es ringer herdvellig machen mit dem innerlichen
harnesch weder mit dem usserlichen; denn welcher den hatt, des
weg und radtschlag glücket und volfuert gott. Also ist Israel entflohen,
und Pharao umbbracht [cf. 2. Mos. 14. 15-31]. David hat in
gott den grossen stoltzen Goliath gestürmbt [cf. 1. Sam. 17. 42-51].
Also söllend die gott trüwlich bitten, das er inen das alt fundament
ußnemmen und ein nüwes ynsetzen welle. Denn werdend sy erst
starck den tüfelischen gwalt zerbrechen; sunst wirt bald ein wind
kommen und sy lychtlich einen andren weg werfen. Wenn ein carthaginischer
houptman glych überwand, und aber sin radtschlag nit
vernünftig gewesen was, ward er gestraft, als ob er überwunden wär.
Vil mer mag unser anschlag vor gott nit beston, wenn er nit uß im
kummt, als er durch Isai 30. [Jes. 30. 1] spricht: Wee ir verrädterischen
sün, das ir ye ein radtschlag namend, und nit ussz mir, und
ein wupp anzetletend und nit durch minen geyst. Umb dero willen

--383--

sehend wir das götlich wort vil anstossens und verhindernuß lyden;
nit umb des widerfechtens willen, daß sy wider das bapstuomb tuond
- dann ye muoß es ouch dannen geton werden -, sonder das ouch
die Bäpstler, die doch mit unsuberm, muotwilligen läben alle menschen
übertreffend, dero unzucht härfürzühend, und meinend damit
dem wort den glouben abzewenden unnd zuo mindren. Sy välend ouch
nit; dann vil der blöden verletzend sich ser an inen, so sy sehend
ir leben nüts anderst gefuert werden weder vormals, do sy under dem
bapstuomb läbtend; dann sy sind noch nit so starck, daß sy erkennind,
das gott durch sölche und andere würckt, das im gevalle. Darumb
sol vor allen dingen unser läben glychförmig sin dem wort, des wir
uns ruemend; denn so werdend die, so nit härzuo wellend, durch das
predgen, das unsere werck tuond, krefftiger gezogen denn mit gheinen
worten. Als 1. Petrus 2. [1. Petr. 2. 12] spricht: Uwer wandel sye
under den Heyden guot, damit, so sy von üch hinderredend als von
übelthäteren, sy üch ussz guoten wercken ermessende gott eerind, so
sy heimgesuocht werdend, das ist: in gottes erkantnus kömmind, so
er inen ruefft und zücht. Es ist waar: Der gloub ist allein das,
darumb uns gott sin gnad bewyßt. Wo aber ghein christenlich
werck harfürgadt, ist gwüß, daß der gloub daselbst nit ist; dann man
erkennt ye den boum an den früchten [cf. Luc. 6. 44]. Dann gloub
mag on die werck nit sin, aber wol härwiderumb mögend die werck
on glouben sin Mat. 7. [Matth. 7. 17-20]. Kurtz darvon, so wir
christenlich werdend leben, wirt alle menschen von dem bapstuomb
vallen, daß sy sehend, das es nüts anders ist weder ein verfuerischer
pracht, und wirt alles abbrechen bstand haben. Ich wil hierinn
nüts anders, denn das man dem bapstuomb nit uß hassz, sunder uß
liebe gottes und deß nächsten sin krafft nemme.
Die andren, die dem euangelio ein anstoß und den unglöubigen
ursach zuo ufruoren gebend, sind, die es dahin ziehend, sam es ein
urlob sye ze sünden. Das aber Paulus Gal. 5. [Gal. 5. 13] ernstlich
fürsicht : Brueder! Ir sind in ein fryheit beruefft, allein, daß ir

--384--

die fryheyt nit fleischlich gebruchind oder dem fleysch verratind;
sunder dienend einanderen in geistlicher liebe. Als da der wybren
mantel, gstüch und gestürtz allein in der vasten gebrucht und ze
ostren schnäll widerumb hingelegt gescholten wirdt, zuo eim teyl, daß
die erbergheit der trurkleideren in ein hochfart kert ist; dann der
mantel muoß so schwartz sin, so vil fält haben, und der schwantz
über 3 eln wyt härnach kommen, das nieman miner gnädigen frowen
ze nach gang, unnd der sturtz so breyt, als er sich ufrecht enthalten
mag, und so wyß er sin mag. Zum andren ist die kleydung
gescholten, das man sy uff ein zyt mit gspenst des rüwens truog,
da doch mer gedancks was nach dem hinlegen weder sünd beweynen;
unnd bald widrumb hingelegt, sam es gnuog geweynet wär, so wir
doch all unser tag rüwen und truren söllend für unser sünd. Ja,
so man sölche glychßnery härfürgezogen, habend etliche wyber - die
züchtigen söllend sich nit irren lassen; denn ich sag gott danck,
das der überschwenklich pracht an iro dem merenteyl abgangen
ist - sölche leer schnäll nach der leer deß fleyschs gezogen, und
gond yetz haryn scharpff gebrisen und gespieglet wie die pfawen.
Die aber hie soltend gelernet haben mit gheinem prachtlichen kleyd,
es wäre schwartz oder gruen, under die kilchen nimmer ze kummen,
als 1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 5-16] erlernet wirt. Derglychen, so man
den närrischen vasttag deß bapstuombs, da man ze imbis den buch
gfüllt hatt, daß man in kümmerlich dannen tragen kond, gescholten,
und christenlich hatt gelert vasten, zuo aller zyt zimmlich essen und
trincken der vile und deß kostens halb, so sprechend die füllbüch:
Gott sye gelobt, daß uns das vasten ist ab worden; -ich vastet nie
gern. Und ist aber gwüß, so sy nit vastend, das sy recht Christen
nit sind; dann die Christen lebend all weg zimmlich, sparend an iren
lychnamen, erarbeytend mit iren henden, das sy den manglenden
bruederen mögind ze hilff kommen Ephes. 4. [Eph. 4. 28], 2. Cor. 6.

--385--

[2. Cor. 6. 5]. Nüt minders tuond etlich nonnen und münch. So sy
hörend, das ire klöster der waaren glychßnery herbergen sind, so
louffend sy häruß ze muotwillen, unnd keerend demnach wider heym,
den balg widerumb ze mesten. Möchtind wol lyden, das man sy liesse
by der spyß blyben, und aber daby ouch hynuß gan, so es inen geliebte
ze dantzen und muotwillen. Sprechend darnach: Wir sind in
unserem gotzhuß ouch luterisch biß an die alten priorinen und sunst
noch zwo. Wir gond nit mer ze metti, und gond häruß, wenn
wir wend, tragend, was kleider wir wend, und farend gen Baden.
Ich sag hie aber gott danck, das ich zuo Zürich dero nit gesehen
hab, sonder ich muoß ye von inen reden, daß sy sich eintweders erlich
verhüret und christenlich by iren mannen geläbt, oder aber züchtigs
wandels und bywonung mit arbeyt unnd gotzvorcht gehalten
habend. Gott well sy fürohyn behueten. Aber der anderen hab ich
wol gesehen sich uff dem merckt mit kettinen, ringen, guldinen huben
und anderer hochvart spieglen. Wir wöllend aber sehen, ob sy sölichs
gelert sygind, als sy sagen wellend. Habend wir zuo Zürich
also geleert? Warumb habend imm dann die nonnen an Oedenbach

--386--

unnd an Säligow nit ouch also geton? Und die münch habend
alle handtwerck gelert, oder so sy ze leren geschickt, sind sy darzuo gebrucht.
So nun sölichs by uns nit gelert ist, wo habend ir 's denn

--387--

gelernet? Ussz dem anschlag des fleischs. So ir aber Christen
wärind, wurdind ir me ynzogen sin weder vormals ye, damit ir nieman
ergernuß gäbind. Dann ye muotwillen kan gheinem frommen nit
gevallen; er muoß sich daran verergeren. Darumb sind züchtig und
blybend in üwren klösteren, biß das ir eintweders fromme mann oder
aber erbre heimwäsen und wonungen mögend haben. Zucht wirt
vil ee mann finden und rechtgeschaffen mann weder geyle. Es sol
sich ouch gheine deß manns fröwen, der angesehen ir feyge sy genommen
hatt; dieselben een schlahend gemeinlich übel uß. Wir
söllend, ob wir Christen sin wellend, nieman keinen anstoß geben,
weder glöubigen noch unglöubigen 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 32]. Und
welcher umb sines muotwillens willen verergret, der ist nit ein Christ;
dann er ee den tod erlyden sol weder sölcher gstalt, die götliche form
nit habenn mag, verergren Math. 18. [Matth. 18. 16].
Die dritten, die das euangelium allermeist verhaßt machend,
sind, die darinn allein suochend, ob sy fundind, das sy gheinem nüts
umb das syn geben mueßtind, weder zinß, zehenden noch andre schuld
bezalen. Darwider aber das häll wort Pauli Romano 13. [Rom. 13. 7]
schryet: Ir söllend allen menschen gebenn, das ir inen schuldig
sind. Und verbüt gott: Du solt nit stälen [2. Mos. 20. 15]. Welcher

--388--

nun eim andren das syn entwert oder entfrömbdet, der muoß ye ein
dieb sin. Dann diebstal wirdt in der geschrifft nitt allein für das
heimlich hintragen genommen, sunder für alles unredlich entfrömbden,
als Eph. 4. [Eph. 4. 28] wol vermerckt wirt.
Nun wellend wir zum ersten von zinsen reden:
In dem zinßhandel hat man all wäg glouben, pfand, bürgen und
der obergheit versichrung geben. Welcher nun die betriegen wil, ist nit
ein Christ; denn er wil sinem nächsten trüw nit halten, die er aber im
verheissen hat, umb sines eygnen nutzes willen, und wirt deßhalb in dem
stälen vellig, so er mit eignem gwalt sinem nächstenn das syn entweeren
wil, darumb er alle versichrung geben hatt; da er sich ye in siner
eygnen conscientz für ein schuldner bekennen muoß; denn er hatt im
söliche schuld offenlich und wesenlich verheyssen. So er sich nun
selbs ußziehen wil, so übertritt er ouch in siner eygnen conscientz.
Denn do er den zins versprach, hatt er eintweders nüts anders vor
im weder trüwlich bezalen, das er verhieß; oder aber er hatt vor
im, er wölte in betriegen. Hatt er nun vor im, er wölte den zins
geben, so sol er vorgebnen glouben trüwlich halten; oder aber er
thuot wider gott und sin eigne conscientz. Hatt er dann zum ersten
vor imm gehebt ze betriegen, so ist er all weg ein schalck gewesen
und sol hut und haar ouch vor der wellt nüts; und sol deßhalb
billich gestraft werden; ich geschwyg, das er unwirdig ist under
die christenlichen menge gezellt werden. Unnd da sy hie sprechend:
Ja, wenn ich 's im von göttlichem rechten schuldig wäre, so wölte
ich mich nüts wideren, soltend sy ouch erlernen, daß zum meren
teyl alle köuff der gstalt beschehend, daß darinn etwas wider gott ist;
noch nüt des minder muoß man den kouf halten und bezalen. Also,
obglych der, so den zins erkoufft, sölichs mit gott nit thuon mag, so
mag doch, der inn ufgenommen hatt, mit gott den bezalen. Ja, er

--389--

sol inn bezalen; oder aber er legte dem christenlichen namen yn,
das die Christen nit glouben hieltend. Ouch luge er umb
eygens nutzes willen, das gott verbüt Matth. 5. [Matth. 5. 37]:
Uwer red sol sin, das ja ja sye unnd neyn neyn. Col. 3. [Col. 3. 9]:
Ir söllend einanderen nit liegen oder betriegen. Ephesiorum 4.
[Eph. 4. 25]: Legend die luge hyn, und rede ein yeder die warheyt
mit sinem nächsten. So sol ouch ein yeder Christ das, so er
verheiyssen hatt, darinn gott sinethalb nit geschmächt wirt, halten,
ob er glych wol weißt, daß iener mit gott nit ynnimpt. Unnd
hilfft nit uß eignem nutz ynreden: Ja, ich gib ienen ursach ze
sünden, so ich imm gib, das er nit on sünd nemen mag; denn
du muost zum ersten sehen, das du ouch nit sündist, sunder
glouben unnd warheyt haltist. Das ist ein glychßnerwort und valscher
ußzug, da du mit dinem nutz eins anderen seel wilt ze hilff kommen
gsehen sin. Sich! Also krümmt sich der tüfel, damit er in der
warheyt finde, daß er die warheyt verhaßt mache; gibt dem valschenn
für, er möge sich sölcher guoten gstalt ußziehen, damit er inn leere
glouben brechenn, liegen eigennützig sin, daruß demnach die frgend
gottes die leer mit sölchen valschen volgeren deß billicher verschupffen
mögind. Ich muoß hie ein schön byspil sagen, das wol ze
verston gibt: Es hat in Zürich ein frommer - als in die gantz statt
achtet - geystlicher man eim andren einen garten uß etwas gelägenheyt
sines huses angesprochen, darumb er weder brieff noch zügen
noch prescription hatt mögenn darbringen. Und wie offt er, ouch
an bapsts rechten, die sach verlor, zog er all weg zuo wyterem rechten,
also, daß er ouch ein ersame statt darinn ze vertädigen nit hören
wolt. Indem hatt sich begeben, daß ein andrer gen Zürich kommen
ist, hat den handel ghört und sich an einem geystlichen man verwundret
sölcher eigenrichtigkeit. Hie was eyner, deß ansprechers
günner, der sprach: Nit laß dich verwundren. Der guot fromm man

--390--

thuot es nit umb sines nutzes willen, sonder von der armen seel wegen
deß, der inn besitzt. Antwurt diser: Das ist ein hüpsche sach. Der
hat sorg, das yenes seel nit verdammt werde umb eelicher besitzung
willen; und hat aber nit sorg für sin seel, das er ienen anspricht, ja,
gern angwunne, zuo dem er weder glimpff noch recht hat. Also tuond
die guoten Christen: fürhaltend irem eignen nutz und gyt des andren
säligheit. Und damit iener des tüffels wirt, wellend sy selbs darumb
des tüfels werden; und erst den namen gottes darzuo schmähen, sam
sy es umb der eer gottes willenn tuegind, welches darnach dem euangelio
den aller grösten anstoß bringt. Dann ye, wie wir die welt besehend,
ist sy durch einander so wol habend, das aller understand der rychtagen
halb darniderligen muoß. Und welcher in denen nit halten
wölte, der wurde die gantzen welt über sich verhetzen. Dann diß
wort: "Die lüt wellend niemans nüt umb das syn geben", macht
ee und fruotiger fygend weder ghein anders. Kummt dahär, das
wir - leyder - das zytlich guott so wärd schetzend.
Da aber widrumb mag engegen gworffen werden: Gott redt: Ir
söllend lyhen und nüts darvon hoffen Luc. 6. [Luc. 6. 34f.], darumb
sol ich im nüts darumb geben. Antwurt: So gang und heyß dir also
lyhen. Lycht man dir also, so bistu one zwyfel keinen zinß schuldig.
So dir aber mit zingsgeding gelihen wirdt, bistu den schuldig; denn du
magst den zinßköuffer nit zwingen, das er in denen dingen nach dinem
willen läb; oder aber es wurde christenlich läben nüts anders denn
ein ufruor; ye der stercker wurde dem rycheren nemmen. Darzuo, so
spricht er nit: "Gib nüts umb das dir gelihen ist", oder "Gib ghein
zins"; sunder spricht er zuo dem, der ze lyhen hat: Er sölle lyhen und
nüts darvon hoffen. So er aber das nit tuot, spricht er nit: "Nimm
im 's" oder "Betrüg 's im ab", sunder: Du solt nit stälen [2. Mos.

--391--

20. 15]; ja, deß andren guot nit begären [2. Mos. 20. 17], verstand: one
sinen willen. Widrumb so ist ze vermercken, das gottes wort umb
die zytlichen gueter laßt die richter diser welt urteylen. Luc. 12.
[Luc. 12. 13f.] sprach einer uß dem volck zuo Christo: Meister, sag
minem bruoder, das er das erb mit mir teyle. Do sprach Christus:
O mensch, wär hat mich zuo eim richter oder teyler über üch gemacht?
So nun gricht und recht der dingen den richteren diser welt heymggeben
ist - dann darumb hat sich Christus diser teilung verzigen;
das er aber nit geton hette, wo rechtsmangel gewesen wär -, so
werdend die zins all weg ein schuld sin, alldiewyl die oberkeyt sy
für ein schuld haltet. Und stadt hieby all wäg: Sind dem fürnemmen
gwalt ghorsam. Gebend allen menschen, das ir inen schuldig sind
Rom. 13. [Röm. 13. 7].
Aber hieby sol der ungemäß, unverschampt gyt der wuochreren
im selbs nit ein hüle suochen, daß er erst zuonemmen und wachsen
welle; denn die Christen muessind den zins by irer gewüßne bezalen.
Denn welche yetz erlernet haben, das zins uflegen wider gott richtig
ist, und iro mer machend, dörffend sich nit für Christen ußgeben.
Denn das götlich wort hören und dem nit volgen, ist nüts anders
weder gott verachten. Und das hören und erst mer anzetlen, das
wider gott, ist nüt anders weder wider gott kriegen. Was ist nun
underscheyd zwüschend eim Türggen, der von gottes gsatz nüts
weißt und tuot aber darwider, und zwüschend eim Christen, der 's
weißt und tuot darwider? Der, das der Chris so wil des gwüsser
des tüfels wirt. Denn Christus spricht Luc. 12. [Luc. 12. 47f.]: Der
diener, so den willen sines herren gwüßt hat, und sich darnach nit
gericht, ouch nach dem nit geton hat, der wirt mit vil streychen
gschlagen. Welcher aber den willen sins herren nit gwüßt und doch
das geton hat, das streychen wärdt ist, wirt mit minder streichen geschlagen.
Was kan hällers härfürbracht werden den fulen, valschen
Christen, die sich als glöubig ußgebend und aber umb den mammon
mittenzuo so unverschampt fechtend, vorus mit dem wuocher der
zinsen, der ouch nach der Bäpstler recht ein warer wuocher ist, wie
sy wuocher bschrybend? Es wirt Sodoman und Gomorra und
allen unwüssenden ringer gericht werden am letsten tag weder
denen [cf. Matth. 10. 15, Marc. 6. 11], die das liecht so häll vor inen

--392--

sehend, und aber die ougen zuotuond, und wie die kind also versuchend,
wie sy blind könnind wandlen.
Wie man aber hierinn zuo guoten ruowen kommen mög, wirt im
letsten teyl volgen.
Wir redend ouch hie von denen zinsen, nit die ab leehen gond,
sunder von erkoufften pfennig zinsen, 20 umb eins.
Der zehenden halb beladen wir uns der leyenzehenden nit; ja,
wo es leyenzehendenn sind, da sy die leyen nit von den genanten
geystlichen koufft habend. Aber die zehenden der geystlichen habend
ein so üble gstalt von deßwegenn, das sy also gemißbrucht werdend,
das ich lieber nüts wölte darvon sagenn. Noch gdörend wir nit
wol hinüber gspringen, so dich dahar ouch etwas zuo ufruoren wil yntragen.
Also wil ich von inen redenn, wie ouch die bäpstlichen recht
von inen redend; dann uß nüwem testament kan ich nit sunders darvon
sagen, ußgenommen so vil die ghorsame und ergernuß verhueten
antrifft. Darby mencklich verstande, wie groß iro mißbruch sye, so
sy ouch anderest gebrucht, weder der bapst angesehen hab, der vatter
alles gyttes; ich solt "guotes" gesprochenn habenn. Ja, wenn er gott
wäre, dafür er sich haltet!
Die bäpstlichen recht zeygend an, daß die zehenden ein stür
oder schoß sygind der armen menschenn. XVI. q. 1. decimae
[Corpus iur. can. c. 66, Causa XVI, qu. 1]. Darnach zeygend sy an,

--393--

daß sy an die kilchen söllend ggeben werden, darinn sy ligend, und
darby man getoufft wirt. XVI. q. 1. de decimis [Corpus iur. can.
c. 45, Causa XVI, qu. 1]. Hie wirt "kilch" für "kilchhöre" genommen.
Ussz den beyden ordnungen der alten mag mencklich ermessen,
das ein yede kilchhöre die zehenden ggeben hatt, das man
ire armen lüt damit erhalten möchte. Darumb widerumb XVI. q. 1.
quoniam [Corpus iur. can. c. 68, Causa XVI, qu. 1] versehen wirt,
das die priester, so uß eignem vätterlichen erb enthalten werden mögind,
kilchdiebig werdind, so sy die zehenden, die der armen sygind,
ynnemmend. Dann ist den kindern Israels gebotten, das sy gheine
armen oder bätler under inen söltind sin lassen [cf. 5. Mos. 15. 4], wie
vil weniger söllend die Christen iren bruederen, die inen mit dem
bluot Christi anerborn sind zuo mitglydern, zuo bärlichem unradt der
armuot nit kommen lassen? Darumb häll verstanden wirt, das die
zehenden zuo erhaltung irer armen ein yede kilchhöre zämengetragen
hatt, daruß man zum ersten zimmlicher mas den priester erhalten
hatt, XIII. q. 1. per totum [Corpus iur. can. Causa XIII, qu. 1],

--394--

und demnach den armen das überig zuogeteilt oder dem priester den
zehenden gar ggeben, und derselb demnach durch die diener oder
selbs den armen ire noturfft zuogeteylt. Aber one zwyfel hatt dozemal
gotzvorcht, trüw und liebe muessen grösser sin weder wir leyder zuo
unseren zyten sehend. Demnach ist ouch versehen, daß die zehenden
von denen kilchen nimmer me kommen söltind 13. q. 1. [Corpus iur.
can. Causa XIII, quest. 1]; ouch daß sy von gheinem leyen möchtind
erkouft oder besessen werden. Extravagante de präscriptionibus c.
cum causam [Corpus iur. can. Decretalium Gregorii IX, lib. II,
tit. XXVI, cap. 7, Causam, quae]; ouch das sy gheinen weg söltind
verkouft werden; wo aber das beschähe, das es für ein simony geacht
wurd 1. q. 3. altare [Corpus iur. can. c. 14, Causa I, quest. 3], und
deßhalb unkrefftig. Dise meinungen findt man vilvaltig in des bapsts
rechten; wiewol man ouch dargegen findt, das 's träffenlich ungeschickt
ist. Noch so verhoff ich, wo die zehenden gebrucht wurdind nach
erstem anhab, es könde sich dero nieman klagen; dann wir noch
hütt bi tag wolfeil wärind mit dem zehenden, wenn wir damit unsere
armen und die notwendigen pfaffen möchtind erhalten. Nun sind sy
aber in ein wuesten mißbruch kommen, daran nit der bapst allein,
wiewol fürnemlich, sonder ouch der gwalt und gemeind schuldig
sind. Der bapst darumb, das er wider sine eygne recht die zehenden

--395--

verwilliget hatt von iren eignen kilchen anderschwohyn verkouffen.
Ursach: Es hatt all weg vil gelt kostet, söliche köuff ze verfertigen;
und sind damit die stifften und klöster rych worden, habend grosse
annaten, wych- und segengelt, mäntel und ander gespey thür

--396--

mögen bezalen. Noch habend sy es nit allein gdören tuon, sonder
sy habend die gwaltigen vor ouch muessen in 's spyl bringen. Do
habend sy dem gwalt erloubt, sy mögind ja ouch zehenden haben,
doch daß die fry erkouft oder inen vom bapst guotwilligklich übergeben
sygind; und darnäbend vorbehalten, daß die köuf der zehenden durch
der bischoffen bestäten krefftig söllind gemacht werden. Deß sy doch

--397--

beyd als vil gewaltes gehebt hettind als du, so du zuo eim sprächist:
"Gang, nimm dem bapst esel und sattel, und laß inn ze fuoß gon";
wenn der gmeind verwilligung nit ouch darzuo knüpft wäre. Die
habend sy demnach also darhinder gebracht: Es hatt ein stifft oder
kloster vor dem bapst sich grosser armuot klagt, und habe aber so
ein grosse zal dero, die tag und nacht gott dienind. Hierumb bittind
sy sin heiligheit, die welle den oder yenen zehenden zuo irem gotzhuß
widmen, incorporieren, unieren, eignen mit sammt dem pfarrlichen
leehen - das beschach darumb, das sy dem priester nitt mueßtind
zimmliche noturfft geben. Dann wie vast sy die pfruenden beschnittend,
denocht fand man all weg ein unnützen trumpen, der einer
armen pfruond noturfftig und fro was, ob er glych mit dem ampt des
predgens nüts kond -, so wellind sy alle ding nach noturfft versehen.
Denn hat der bapst sölicher gstalt verwilliget: Sye im
also. Darumb so sölle sin nächster oder zwen, dry äbt die sach
erfaren, und sye sölche armuot da, so sölle man denn verwilligung
vom herren - der was vor gewunnen! - ouch von der gmeind
erbitten und erjagen; und so das beschehen sye, denn so sölle
der oder die executores, ußtrager oder ußrichter, den zehenden dem
gotzhuß zuoeignen. Hie hat sich erst der tüfel in vil krümm gebuckt,
das er ein gantze gemeynd, die so vil höupter hatt, in verwilligung
brächte. Da sind die äbt für die kilchhörinen kummen, und habend
den andern abt, dem sy wurbend, hoch geruembt - denn wenn dise
glych ein sölichen val hattend, so thett denn er inen ouch ein sölichen
dienst, hostimentum, - von sinem geistlichen wäsen, ouch den
gantzen convent, und wie er ir getrüwer vatter werde sin. An dem
ist es noch nit genuog gsin - dann man kan der armen denocht
so bald nit vergessen -, do habend sy erstlich ouch hinzuogeton: Ire
klöster söllind nüts anders sin denn spitäl der armen. Darumb,
welcher in dem zehendbann zuo armen tagen alters oder kranckheit
halb käme, den wöltind sy mit lyb und guot ufnemmen und imm sin

--398--

läbtag versehen tuon. Nun ist sich wol ze versehen, daß ouch die
suppenesser hierin etwas habind angesehen. Also hat einer ussz
der gmeind diß, der ander yenes angesehen, und habend den frommen
vätteren den zehenden hynggeben. Nun ist gwüß, daß denocht
allmuosen den armen zehend- unnd gotzhußlüten lange zyt gereycht ist,
ouch hatt muessen beschehen; dann ettliche klöster noch hüt by tag
ire zehend- und gotzhußlüt zuo pfruenderen muessend annemmen, sy
wöllind oder nitt.
Demnach, als alle menschliche ding für unnd für abnemmend,
sind die zehenden noch lychter verschenckt worden von dem bapst;
ouch die köuff fräfener beschehen, also, das ein yeder ouch gemeyner
mann die zehenden erkouft hatt; dann es habend weder bischoff noch
bäpst sölichs, als sy soltend, geweert, sonder gern gesehen, daß die
leyen ouch der früchten der zehenden empfundind, damit sy deß
minder widerumb an die kilchen kämind. Es habend ouch die klöster
allenthalb zuogenommen; und für daß die zehenden ein koufmanschafft
worden ist, habend sy die einandern uß den henden gerissen,
biß das under zwentzig zehenden nit einer mer, oder doch kümmerlich,
an die rechten kilchhöre gehört. Also ist es, so vil ich erfinden
kan, mit den zehenden ergangen, darinn nit allein die schlechten, sonder
ouch die vernünfftigen sich habend lassen bereden. Und kan sich
unserer vorderen halb hierinn nieman entschuldigen; dann die
verwandlung unnd hyngeben mit hoher und niderer verwilligung
beschehen ist. Also hat uns gott geblendt, darumb, das wir nit
uff sin wort gesehen habend; sonder, do der böß geyst die glychßnery
ze wegen bracht, habend wir alle an iro wellen ze wunder
werden, und mit anderer menschen kleidung, spyß und tranck,
schlaffen, wachen, singen und läsen sälig werden; also, das ouch die
gytigen obren ire geschenckten oder erkoufften zehenden, herrschafften
unnd andere gueter an den ufwachß der glychßnery ggeben hand, biß

--399--

das alle rychtag in der geistlichen hend kommen. Demnach sind
gwaltigen und edellüt darus erermbt worden; denn ye mer den geystlichen
zuogieng, ye mer muoßt hohen und nidren an gmeiner hab abgon,
biß das es dahin kommen ist, das die gwaltigen, habend sy wellen
läben, nüwe ufsätz von tag zuo tag habend muessen erdencken, daruß
sy sich erzugind, wiewol hierinn der adel sich ouch überschwencklich
verkost hat in allen dingen, mer dann götlich oder billich ist. Von
dem wirt härnach kummen. Ja, diß alles ist uns beschehen, das wir
den zorn gottes mit unser mißtat uff uns geladen habend, als Isa.
am 6. und 59. [Jes. 6. 11f., 59. 2]: Uwer laster habend sin angsicht
von üch verborgenn, das er üch nit erhorte. Also sind wir in der
zehendenschuld nit one unser schuld. Wir habend (das ist: unsere
vordren) alle mit einandern daryn verwilliget. Es habend ouch vil
frommer lüten ir eigen guot umb zehenden ggeben, das ouch mit unserem
willen verhandlet ist, und habend die zehenden an sich koufft,
der meinung, er zimme joch inen gar wol ze haben. Und sind die
zehenden in ein so gwüsse schuld kommen, das ghein obergheit die
erkennen gdörste nit ein schuld sin, wo sy glych der meynung wär;
dann demnach mueßtind alle contracten, das ist: köuff und verwandlungen,
unkrefftig werden. Dann wurde disem sin erkoufter zehenden
abgesprochen, so wurde ouch glycherwyß ihener den zinßkouff nit
halten; denn ye - gott erbarms! - so sind wir all uff das zytlich
so gneygt, daß gheiner dulden wil im an sim eygentuomb nüt abgesprochen
werden. Und wo aber sölicher abbruch der zinsen unnd
zehenden yngefuert, wurde so bärlichen unradt unnd ufruoren geben,
das die gantz Christenheyt damit vermischt, und wurde denocht
nüts erobret; denn wir nit findend, daß die, so umb die gemeinschafft
ye ufgeruoret, ützid erobret habind. So nun der stab
der obergheit für unnd für die zehenden für eine rechte verjechne
schuld erkennet, so muoß ye ein yeder Christ der obergheit ghorsam
sin und den bezalen. Wie aber der mißbruch sölle gebeßret werden,

--400--

wirt härnach kommen. Und welche sich hierinn ungehorsam zeigend,
zeigend wol an, das sy nun uß dem euangelio erlernen wellend, daß
sy uß der fryheit deß geystes ein fryheit des fleysches machen möchtind
[cf. Gal. 5. 15], und umb zytlichs guots willen ufruoren. Sind ouch
nit Christen, wiewol sy sich dafür ußgebend. Denn was mit gott
synen eygnen nutz verdeckenn wil, ist glych als glychßnerisch als
die münch, nonnen unnd pfaffen ye gewesen sind. Und wie durch
iren eygnen nutz das gotzwort verblichen und undertruckt ist, also
wirt es noch hüt by tag mit dem eygnen nutz, wo man den nit fry
liggen laßt, widrumb ersteckt. Christus, der nit liegen mag, hat 's
uns vorgebildet, was eygner nutz thuot, da er spricht, das der som, so
in die törn valle, nit erwachsen möge; denn die törn wachsind mit
uff und ersteckind inn Luc. 8. [Luc. 8. 7.14]. Törn sind rychtag,
nit der huff, sunder die liebe der rychtagen.
Also hab ich biß hiehär von den zehenden geseit, so vil ouch
die elteren bäpstlichen recht davon habend, nit, das ich ützid mit
inen bewären well, sunder anzeigen, das man erkenne, in was mißbruch
die zehendenn kommen sygind, ouch durch des bapstes gwalt,
namlich dahyn, das sich dero nit ze geben uß sinem eygnen gwalt
nieman fuoglich erweren und ouch hart erobren mag, daß sy widrumb
in ein rechte ordnung verwandlet werdind. Noch so stadt allwegen,
das, sidmals die welltlich obergheit zehenden für ein schuld
erkennt, das ein yeder die nach irer erkantnus schuldig ist ze geben;
denn Christus spricht ye, er sye nit ein erbteyler, das ist: ein teyler
der zytlichen gueter [cf. Luc. 12. 14]; wie davor in zinsen gesagt ist.
So muoß man die urteil umb dero dingen willen von dem stab der
menschlichen grechtigkeyt nemmen. Es leert ouch Paulus, das wir
umb der spysen willen das werck gottes nitt söllind brechen Ro. 14.
[Röm. 14. 20]; noch vil weniger söllend wir das euangelium hinderstellig
machen umb unsers eygnen nutzes willen. Christus ward
ouch umb die schatzung angelangt; und wiewol er die nit schuldig
- denn er ein sun des waaren gottes, herr aller herren was -,
noch, damit er nieman unruow oder verergernus gestattete, gab er

--401--

den schatzpfenning Matth. 17. [Matth. 17. 24-27]. Also mag hie eygenlich
erlernet werden, daß die, so mit hinderhaltung des zehendens
dem euangelio einen so bärlichen anstoß gebend, nit Christen sind,
ob sy glych nüts anderß redtind weder: Christus, Christus [cf.
Matt. 7. 21]; dann sy suochend iren nutz und nit die eer Jesu Christi,
wie Paulus Philip. 2. [Phil. 2. 21] spricht. Dann ye offenlich empfunden
wirdt, daß der glöubigen halb ghein grösser anstoß dem euangelio
gelegt wirt, weder da die kinder diser wellt hörend, das stäcke
darhinder: man werde einem nüts umb das syn geben; wiewol die
- als vor gesagt ist - warlich nit diener Christi, sonder eygens
nutzes sind. Und da dero etlich streng schryend: "Wir wöllend 's
den armen geben", und empfindend aber die armen gheiner hilff fürer
weder vor - wiewol sy erfunden werdend, daß sy abziehend -,
wirt aber offembar, daß sy nun das iro suochend.
Das aber etlich von der schuld disputierend: ob man joch den
zehenden ussz göttlichem rechten schuldig sye, fragend sy der hoffnung,
das, wo er im nüwen testament nit gebotten sye, wöllind sy inn
nit geben. Denselben ist langest antwurt ggeben: daß sy den
schuldig sind ze geben, so lang die obergheit heißt. Die laßt gott
umb die zytlichen gueter richten. Ouch das sy das euangelium nit
söllend mitt verergernus hinderstellig machen. Hie schrygend sy:
Noch hast mir nit gesagt, ob gott den zehenden gebotten hab ze geben
im nüwen testament. Antwurt: Du thuost glych, als ob du alle gebott
gottes gehalten habist; wie sich der jüngling ruommt Matt. 19. [Matth.
19. 20], und wilt wüssen, was dir noch gebräst; und ist doch aller diner
geyst: söltest nieman nüts umb das syn geben. Merck kurtz
also: Gott heyßt: Du solt den nächsten als lieb haben als dich selbs
[Matth. 22. 39]. Wenn du das erfüllest, so darffst du ouch viler
gotzgebotten nüts, namlich: Du solt nit töden, nit stälen, eebrechen,
liegen [cf. 2. Mos. 20. 13-16]. Dann welcher den nächsten als lieb
halt, als sich selbs, der lügt imm nit; denn er wil ouch nit lyden, das
man imm liege. Also dörftind wir viler gotzgebotten nit, wenn wir
die summ aller gebotten Galt. 5. [Gal. 5. 14] hieltind. Wir dörfftind
des gebottes Ro. 13. [Röm. 13. 7]: "Ir söllend allen menschen geben,

--402--

das ir inen schuldig sind" nit, wenn yeder den nächsten als lieb hielte
als sich selbs. So aber das nit, so gibt gott noch nidrere gsatzt: Du
solt nit stälen [2. Mos. 20. 15], du solt bezalen [cf. Röm. 13. 7]. Die
bist du ouch schuldig ze halten. Hie sichstu ouch an eim fürgon,
das uns gott die zämengeschütten gemeinschafft nit gebüt. Denn
wo dem also, könde nieman stälen; denn es wäre alles gemein. Wo
gemein ist, da ist das gemein eins yeden. Darumb hat ouch gott
fürsehen, das gheyner eim andren sins nemme, unnd hat gesprochenn:
Du solt nit stälen [2. Mos. 20. 15]. So volgt ouch, daß eigentuomb
ist, obglych dasselb mit gott nit ist; denn wir sind allein schaffner.
Wer erkennt aber umb eygentuomb? Der richter. Hierumb, all die
wyl der richter etwas für eigentuomb erkennt, soltu es dafür halten.
Davon findstu in unserm buechle "Von göttlicher und menschlicher
gerechtigheit". Dann du uß eygnem urteyl dir selbs nit solt zuosprechen,
das dir din richter nit zuospricht, oder aber du vergast dich
in roub und nam, welche verr von Christenmenschen sin söllend.
Also volgt, das du die zehenden schuldig bist, so lang dich der richter
für eynenn schuldner erkennt. Sprichst: So ich aber den so ungestaltenn
mißbruch sich, ouch darby die armen sich grossen mangel
haben, und der richter eintweders nit verstadt oder nit wil erkennen
den armen zuo, das inen ghört, so muoß ich ye selbs anheben
yngryffen. Antwurt: Tuo gmach; es wirt mer darvon kummen in dem
andren und letsten artickel. Darzwüschend aber lern mit allem flyß
von innen häruß ein gotzförchtig mensch sin, uff ewige ding sehen und
nit umb der zytlichen willen ufruoren; und laß demnach sehen, ob wir
uff ein meinung kommen mögind. Ietz hoff ich gnuogsamlich anzeigt
sin, daß die, so uß dem euangelio Christi vermeinend ze trucken,
das sy nieman nüts umb das sin gäbind, nit Christen, sunder ursächer
der ufruoren sind. Wir findend nit, das die Christen zuo der
apostel zyten umb der gueteren willen geufruoret habind. Und da sy
sprechend: Der zehend ist aber unredlich uff uns trochen, ist nit
also, aber der mißbruch - wiewol wir in demselben ouch verwilliget
habend -; dann er ist mit aller rechten form, wie die menschen mit

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irem rechten umbgond, uff uns kommen. Die obergheit und gemeind
habend daryn verwilliget. Sprichst: Es wirt aber nit gebrucht, als er
ist angehebt; unnd wirdt yeder kilchhöre, ouch den armen entzogen.
Antwurt: Das ist waar. Darumb heyß ich still halten, biß das wir
dahyn kommend, da wir den waaren ufruoreren ouch iren prästen sagen
werdend. Dann ye so sind sy in eim sölichem mißbruch so lang
gewesen, das die, so inn uff den hüttigen tag mißbruchend, nitt so
bärlich ze schelten sind. Denn es habend ouch in dem mißbruch
alle nidren unnd hochen mit stillschwygen verhället, deßhalb personen
uff die zehenden gewidmet, unnd zehendköuff beschehen sind, das
one verletzung gemeines rechten hierinn niemants die zehenden mögend
abgetrennt werden, wie vor gnuogsam gesagt ist. Aber verendrung
und abrichten mit ablösen und den armen zuoordnen, das wirdt ein
form gewünnen. Sich, so vil muoß man dem fleysch worten geben,
so es sich under der gstalt des geists verkouffen wil, ouch wie der
tüfel all weg sinen somen säyet under den somen gottes Matthei 13.
[Matth. 13. 25]. Er hatt das euangelium durch den eignen nutz gevelscht
im anfang. Ietz, so es widerumb uß Egypten erlößt sol
werden, thuot er im aber also, understadt es durch eignen nutz ze
schwellen.
Die vierden, so das euangelium verhasset machend, sind, die me
mit kunst deß euangelii ufgeblasen, weder mit liebe angezündt sind
[cf. 1. Cor. 13. 4]. Die uebend sich mer mit fürwitz weder mit senfftem
christenlichem leben; wöllend nun alle menschen beschetzen und
leren, und sich selbs nit lerenn; sehend an allen menschen, was inen
übel anstadt zuo christenlichem läben, und an inen selbs sehend sy
nit ein masen; wie sy im tuond, so ist im recht; woruf sy trettend,
ist ein viyel oder ros. Wo sy Momus sehen wurde, wurde er one

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zwyfel ouch sprechen: Die ougen wärind inen mißkert. Dann so sy
zum ersten söltind sehen, wie es by inen innwendig stuend, söltind inen
billich ouch die ougen hinynwerdts kert sin. So sy inen aber hynußwerts
kert sind, tuond sy nüts denn, die vor inen sind, beschetzen und
urteylen, ouch umb usserliche ding zanggen. Ietz wellend sy ghein
obergheit haben; denn wellend sy die obergheit haben; doch so sye
keiner ein Christ, welcher ein obrer sye. Bald wellend sy ein eigne
kilchen haben; darnach sol ein oberhand mit gwalt das predgen deß
euangelii nit schirmen. Ietz sol man die verfuerischen pfaffen ze tod
schlahen; bald sol man sy on gwalt fry lassen predgen. So man die
kinder toufft, schryend sy, das man ghein grösser abomination, grüwen
oder sünd in der Christenheyt nit tuege, weder das man kinder
touffe. Unnd der affenspilenn bringend sy täglich mer härfür weder
Affrica seltzamer thieren. Aber einist zämend sy iren mund nit
von lasterred, vonn nachred, von nyd, zorn, zangg und hassz, sunder
sy sprechend: Welcher inen glych thuot, er habe ein grechten spiritum.
Sind so guot, das sy nieman gruetzend, der inen begegnet unnd nitt
gevallt. Unnd so ein andrer, der mit allenn menschen redt, die
gruetzt, die dem euangelio widerstond, so zuchend sy vonn stund an
das wort Ioannis theologi von läder unnd schlahend zuo im: Du solt
ein sölchen nit gruetzen [2. Joh. v. 10.]. Sehend nit an, das in den
lastren ze straffen ein andre mas wil gebrucht werden weder sy verstond,
ouch die apostel gebrucht habend. Erkennend ouch hieby nitt,
als Jacob. 1. [Jac. 1. 26] spricht: das, so eyner sich geistlich oder
fromm schetzt, unnd aber sin zungen nit meystret, das sin geystliche
ytel ist. Das der nitt geystlich ist, der zangget, sunder fleyschlich
1. Corinthi. 3. [1. Cor. 3. 1]. Daß die kinder gottes sind, die lychtlich
verzyhend, ja zuo sibentzig malen siben mal [cf. Matth. 18. 22].
Das gott ouch uns nit verzycht, so wir dem nächstenn nitt von hertzen
verzyhend [cf. Matth. 18. 35]. Sehend ouch nit an, das Paulus

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2. Timoth. 2. [2. Tim. 2. 23] by gott ermanen heyßt, den wortenkampff
myden, der nit nütz sye, sunder zuo verkerung der uflosenden reyche.
Kempffend also an allen eggen, straassen, lädnenn, wo sy es zuo
wägen könnend bringen. Unnd sicht man inen das ab unnd weeret,
so habend sy eygne kampffhüser; da schlüffend sy zämen, und sitzend
da zuo gricht über alle menschen und urteylend sy. Und so sy das
wol ußgericht, so spuelend sy einandren offt mit sölcher bitterkeit uß,
daß einer in überfluß der gallen wol baden möcht. Und heißt inen
ein sölich arm, verwirt, bitter gmuet: spiritus, geist, das doch nüt
anders ist denn ein saturnisch, melancholisch fleisch, welches all wäg
nüts anders denn verbünstigs, bitters und zenggigs angibt; hat
nit ruow, wo friden ist, wo gedult und dapfermuot; strytet nit so vast
sich selbs ze meystren als andre menschen; deßhalb sy mit nieman
immer frölich sind, noch mit inen selbs. Leert man, daß unser verzwyflung
vertröst und erfröwt werden sol mit der gwüssen gnad gottes,
die uns darinn sicher gemacht ist, das Christus Jesus für unser
sünd gestorben ist und unser grechtikeyt worden, so sprechend sy:
man predge die gnad ze vil; und habend nit ruow, sy bringind dann
die, so ietz gott gewunnen sind, widrumb in zwyfel oder gantze verzwyflung,
darinn ich sy übel sorg verhergt werden. So man sy lert
in gemein an den cantzlen, louffend sy von stund an zuo dem lerenden,
er sölle inen antwurt geben, ob er sy gemeint hab. Sich, ob
nitt das impotentia carnis sye, ein lutre fleyschliche onmacht, die nitt
wil angeruert sin. Ich sum mich so vil lenger in ußstrychen dero
prästen, ob sy erlernen wöltind, das ir geist nüts dann ein fleysch
ist, das aber die gschrifft in 'n henden hat und im mund. Glych als
da einer seer kranck ist, und treit aber artzny feil, die für die
kranckeit sin sol; der kan schön ander lüt leren, wie sy die artzny
gebruchen söllind, und wirt aber er nitt gsund darab. Ich mag wol
sagen: Ist dero bittergheit, unruewig gmuet, nydisch hertz, mueliche zung
ein geist, das ich mir deß geystes nit ein fädren wünschen wölte. Es
erkennend, ja es empfindend - dem herren sye lob und danck - die,
so im wort gottes arbeitend, was christenlich truren, sorg und

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arbeyt ist, one zwyfel wol so wol als sy, aber die zwingend sy nitt zue
gassenkempffen, übelreden, seltzamen fünden und fragen, sunder zuo
ernstlichem flyß das, so gepflantzt ist, ze behueten, das noch nit gepflantzt
ist, härfür ze bringen zuo rechter zyt, das es erwachsen mög.
Hie ist sorg und angst one underlaß. Denn wo empfahend die
Christen ein anstoß, oder wo lydend sy durchächtung, das sy nitt
mit lydind? Habend alle tag ze stryten mit uppiger eer, wo das
euangelium zuonimpt, das sy inen darus ghein eer zuomessind; habend
zuo stryten mit andren anfechtungen des fleischs, die der tüfel one
zwifel stercker brucht weder vormal, ob er das euangelium mit den
predgenden möchte ze schanden bringen. Die sind aber hiemit in
gott frölich, trostlich und in bywonung der bruederen früntlich; wüssend,
das diß zyt nüts dann dörn, unruow und hartsäligheit hat;
aber daby sind sy ouch der gnaden und früntschafft gottes so gewüß,
das sy darus in verachtung nydes, hasses, zangges kommend, nachdem
sy denn götliche fröyd innwendig habend, obglych der ußwendig mensch
behadret, gescholten, gerissen wirt. Also erman ich dise brueder, das
sy dem tüffel eigenlich in das angsicht sehind, das sy inen nit
etwas lassind für geistlich angeben, das aber ein bar fleysch sye.
Er kan 's wol. Er hat also das euangelium nidergelegt, und
understadt sich, es widrumb also nider ze legen; dann mich ye
duncken wil, er gäbe üch widrumb iusticiam ex operibus legis, die
frommkeit der wercken, wider für, daruß aber alle glychßnery entsprungen
ist. Strytend wider den alten Adam, so gehertz ir ußwendig
zanggend und scheltend, so wirt üwer fromm läben, christenlicher
wandel und ynbrünstige liebe vil mer abbrechen, das hynweg
gon, und buwen, das ufgericht werden muoß, weder alles kempffen
und nachreden, als üch Petrus wol lert [cf. 1. Petr. 1. 13-25, 2. 1-12,
3. 8-22, 4. 1-19]; sunst sind ir dero, die ouch vil verletzung gebend
den einvaltigen menschen, die da sprechend: Sich, die sind ouch
gelert, unnd redend wider die obergheit und kindentouff etc., unnd
sind die gelerten selbs nit eins. Und so man 's lang bsicht, so
kempfend ir umb ytele usserliche ding, dero ir üch am wenigosten
soltend annemmen, wo ir so vil des götlichen geistes getruncken

--407--

hettind, als ir aber wellind gesehen sin. Das ist waar: Es muessend
ouch die ußwendigen zouberyen, glychßnery unnd götzengspenst hyngeton
werden, als Christus selbs anzeigt Lu. 11. [Luc. 11. 22], daß
der stercker gewaaffnet ouch sym überwundnen fygend sine waaffen
nimpt, damit er nit lichtlich widrumb zuo ufruoren sich wende. Aber
die ußwendigen ding werdend ussz den hertzen der glöubigen von inen
selbs hynvallen; denn gloub mag die usserlichen abfuerungen nit
dulden; aber in der unglöubigen hertzen wirdt nüts sterckers unserthalb
sin weder das früntlich christenlich leben. Gott welle üwern
yfer allen zuo siner eer und ruow, ouch friden üwerer conscientzen
richten. Sind one sorg! So verr ir me christenlich leben weder
christenlich schwetzen werdend, das gott sin wort fueren wirt so
krefftenklich mit ufgang alles guoten und abgang böser dingen, das alle
welt das heyl des herren sehen wirt. Hangend und stond dem götlichen
wort unabgelassen by, aber mitt senfftmuetigem geist. Lassend
die hirten das unwärd ynnemmen des bescheltens. Tuond ir alle ding
zuo uferbuwung, und nüts zuo verbrechen 1. Cor. 14. [1. Cor. 14. 26].
Ein Christ sin ist nit schwetzen von Christo, sonder wandlen, wie
er gewandlet hatt. Hie wüschend ir uf: Das ist doch unser einige
not und arbeit. Antwurt: Was töubend ir denn für und für allein
umb usserlicher dingen willen? Daby, ist das üwer einiger flyß, das
man christenlich lebe, so muessend ir die, so nit christenlich
lebend, nit mit nachred oder schelcken ziehen, sonder mit senffte,
mit rüwender liebe. Kurtz darvon: Das ist min begeren an üch:
ir wellind als starck an üch selbs arbeiten, das ir die grösten bestien
und gifft christenlichs läbens: die geysthochvart, tödind, die ir
überein nit by üch haben wöllend; und sicht man aber an üwer
wyß und wercken wol, was üwer geist ist, als vil flyß ir ankeerend
von usserlichen dingen ze zanggen und fünd suochen.
Ee und wir anderschwohyn gangind, sind uns die kinder gottes
ze vermanen, daß sy sich nit verergren lassind etlicher joch

--408--

christenlicher gelerten zwytracht, der sich yetz sehen laßt, sunder
sich eines kurtzen bescheyds haltend.
Sichstu zwen träffenlich gelerten mit einandern zanggen, so halt's
mit dem, der ein häll, götlich wort hat, das er recht ussz der art des
gloubens verstadt; so haltestu dich nit an ein menschen, sonder an
gott. Byspil: Man zangget ouch under den Christen, ob man doch
die bilder haben sölle oder nit. So besich hierinn Exod. 20.
[2. Mos. 20. 4], so findstu häll, daß man sy nit haben sol. Demnach
wil man vil menschentant härynfueren, wie die bilder uns leerind und
zuo andacht und dapfergheit ziehind. Das beschicht alles one grund
des gloubens. Wo rechter gloub ist, da weißt er wol, das er nit ab
den götzen und bildern an den wenden kommen ist, sonder von dem
ziehenden gottesgeist [cf. Joh. 12. 32]. Er empfindt ouch, daß sin
gott ein unsichtbarer, unverbildeter gott ist, damit er entscheiden
werde von den abgötten, denen man zier und gspennst der götzen
hat ufgericht. Uß sölchem gruond und glouben habend ouch die
apostel die götzen vertriben uß den hertzen und ougen der menschen.
1. Cor. 12. [1. Cor. 12. 2] und 1. Thess. 1. [1. Thess. 1. 9] und 1. Jo. 5.
[1. Joh. 5. 21].
Zum andren: Sichstu den einen härfürzühen ein gotteswort,
das häll und clar ist uff ein meinung, und den andren glych so clar
ein anders und disem offenlich widerwertig, so bsich, welches gott
zuoziehe und welches dem menschen. Byspil: Sichstu zwen von
fryen willen oder verdienst kempffen: Der ein zücht ein wort gottes
häryn, das unseren willen fry wil machen, der ander zücht eins
häryn, das wir one gott nüts vermögind, deßhalb, das alle ding
ussz siner ordnung, sorg und fürsichtigheit beschehend, so halt
dich deß, das gott die eer gibt, imm selbs alle tat, glori und eer
zuoschrybt. Und laß dich demnach nit verwundren, daß er selbs uns
den lon, und unserem willen die wal zuoschrybt; denn das ist siner
gnaden, das er uns zuoschrybt, das aber sin ist, glych wie er ouch die
sünd im selbs zuoschreib, die aber ünser was.

--409--

Zum dritten: Als sich offt begibt, das in ewig wärenden usserlichen
dingen im nüwen testament nüts hälls noch clars erfunden
wirt, wo hierinn span entspringt, söllend wir nach der leer Christi
über Mosen und propheten sitzen, das er uns nit mit den Saduceiern
schelte: Ir irrend darumb, das ir die gschrifft nit verstond
Matt. 22. [Matth. 22. 29], und darumb ussz dem götlichen wort erlernen,
was ze tuon sye, doch daby die band der umbstenden uflösen,
wie wir im spyßerkiesen uß geschrifft bewärdt habend. Byspyl: Die
ee ist ein ewiger, notwendiger bruch. Wie man aber die beziehen
sölle, habend wir im nüwen testament nit ußgetruckt. Also findend
wir Leviti. 18. [3. Mos. 18. 6-18] von den graden; darnach, daß die
een mit willigung vatter und muoter beschehen söllind (an vil orten
byspyl); doch findend wir nit, das die kinder wider iren bärlichen
willen und offenlich verharrets widersprechen verhüret sygind. Ein
ander byspyl, damit ich min meinung und grund anzeige: Wenn man
vom kindentouff redt, so habend die, so sy nit touffen wellend, ghein
häll verbott, daß die kinder nit söllind getoufft werden. Harwiderumb
so habend die, die sy touffend, ghein häll wort, damit sy geheyssen
sygind touffen. (Diß red ich allein, das ich den spänigen nachlaß,
damit die spieß glych lang sygind, sunst zühend sy häryn: Sy
eerend mich vergeben, etc. Matt. 15. [Matth. 15. 9], unnd: Alle
pflantzung, die min vatter nit gepflantzet hatt, etc. [Matth. 15. 13];
und dise darwider: Gond hin, und leerend alle völcker, touffend sy
im namen, etc. [Matth. 28. 19]; daruß zuo beyden syten vil zanggs geboren
wirdt; da doch die nachgender kundschafft häller ist. Vom
leeren ist hie nit statt ze sagen, darumb ich dasselb alles underlaß).
Also muessend wir die gschrifft darumb erfaren. So findend wir im
nüwen testament nit, das er den kinderen weder gebotten noch verbotten
sye. Denn daß sy härynwerffend, die apostel habind kinder

--410--

nit getouffet, darumb sölle man sy nit touffen, mag nüts bewären,
oder aber ich wölte ouch ynfueren: Die apostel habend gheinen in
Kallkut getoufft, darumb sol man ghein Kallkutter touffen. Darumb
muessend wir sehen, ob im alten testament darumb ützid stande.
Also findend wir nützid vom touff, aber von dem, das an statt deß
touffs gebrucht ist: die beschnydung. Die ist ein zeychen des vorgenden
gloubens, den Abraham in der unbeschnydung gehebt hatt,
als Ro. 4. [Röm. 4. 12] stadt. Noch so ist diß zeychen ouch den
kinderen ggeben am achten tag, die one zwyfel nüts vom glouben
wußtend; und ist doch die beschnydung ein zeichen des vorgenden
gloubens. Das aber der touff anstatt der beschnydung yngefuert sye,
bewärt der bruch, das yetweders ein zeychen der glöubigen gewesen
ist. Ouch ruert Paulus dasselb zun Col. 2. [Col. 2. 11] an:
In dem (Christo) ir beschnitten sind mit der beschnydung, die one
hend beschicht, do ir ußzogen habend den lychnam der sünd in der
beschnydung Christi, do ir mit im vergraben sind im touff etc. Hie
weiß ich wol, wovon Paulus redet; ich züch aber dise wort allein
darumb häryn, daß man ouch ein wort wüsse, darinn der touff anstatt
der bschnydung wirt anzeigt. Daruß demnach volget, das, so
die bschnydung im alten testament den kinden ggeben ist, und der
touff anstatt der bschnydung kommen ist, man ouch der Christen
kinder touffen söll. Dann kurtz so habend alle, die zuo einander in
einem glouben erzogen söllend werden, not, etwas gemeiner verzeychung
nüt weniger weder der som Abrahams. Es habend
ouch die, so dem kindertouff widerstrebend, das guot härfür bracht,
das man weder disem noch andren sacramenten zuogebenn sol, das sy
uns die sünd abnemmind, sunder zeichen der usserwelten gottes sygind,
als Petrus selbs 1. cap. 3. [1. Petr. 3. 21] anzeygt. Darzuo ist baß
zuo gedencken, die apostel habind die kinder der glöubigen getouft
weder nit; so Paulus spricht 1. Cor. 1. [1. Cor. 1. 16]: Ich hab ouch
Steffanas gsind getoufft. Und in gschichten 16. [Act. 16. 15]: Als
aber Lydia getoufft ward und ir gesind, etc. Und bald darnach

--411--

[Act. 16. 33]: Er ist von stund an getoufft worden und all sin gsind.
In welchen gsinden sich ouch bas ze versehen ist kinder gewesen
sin weder nit. Diß hab ich kurtzlich wellen zuo eim byspyl anzeigen,
darumb, daß ich erfunden hab, das die kempffer, die, so geistlich
sind, sölch min meinung nit sagend den einvaltigenn, die sy vom
kindertouff ziehend, und hörend doch sölichs von minem mund. Ouch
nit, das mir an der kindertouff so vil gelegen sye, sunder, so ich
aller menschen blödigkeit ermiß, unnd hierinn ghein grüwen - als
sy schryend, glych als ob grösser sünd nie erfunden sye denn kinder
touffen -, sunder ein nachvolgenn dem frommen Abraham, der
Isaac am 8. tag beschnitten hat [cf. 1. Mos. 21. 4]; und, als ich mich
versich, ouch der apostlen ist. Und wo ich hieruß empfunde
schmaach gottes erwachsen oder nachteil christlichem läben, läge
mir nüts daran, das ich min meinung endren sölte. So aber das
nit, warumb strytet die widerpart hierinn, sam es umb die gantzenn
summ des gloubens ze thuon sye? Unsere ougen wellend ouch sehenn,
sunst hette Christus den touff unnd das gebenedyet brot nitt yngesetzt.
Darumb ze sorgen ist, wo man den touff hinderstalte,
wir wurdind ouch nach der beschnydung schrygen, glych als die
Christenn zuo Antiochia [cf. Act. 15. 1f.] unnd noch hütt bi tag die
Marrhanen in Hispanien. Die kinder der Christenn sind gottes
Math. 18. [Matth. 18. 3-5] unnd 1. Cor. 7. [1. Cor. 7. 14]. Wär wil
darvor sin, das sy das zeychenn der kinder gottes nit ouch tragind,
wie Petrus redt act. 10. [Act. 10. 47]? Das ouch häryngeworffen
wirt: wie guot es wäre, daß die kinder, yetz zuo ryffem alter uferwachsen,
erst getoufft wurdind, damit sy den glouben selbs verjähind, ist me
ein kampff weder ein notturfft; dann man lert die kinder in einen
wäg, für das 's gsatzt anhebt in inenn wachsenn als in den
anderen. Unnd wenn sy im gloubenn verricht sind, so ist inenn das
gesatzt gestorbenn unnd sy dem fleysch oder inen selbs. Habend sy
nun das zeychenn vorhin empfangenn, so ist inen beschehen wie
dem blindenn Io. 9. [Joh. 9. 36]. Der ward ouch erlüchtet und erkennet
aber den sun gottes noch nitt. Und das verpflichten, das sy im touff

--412--

ansehenn woltend, das sol im sacrament deß lychnams Christi ußgericht
werden. Da sol sich der mensch mit sinem glouben uftuon
und mit andren mitglideren Christi verpflichten. Das ist das bewären,
von dem Paulus 1. Corinth. am elfften [1. Cor. 11. 28] redt.
So vil von dem. Es wil die welt ire kinder ouch verzeychnet habenn.
Darumb ich nun hab angehebt ze warnen, sag ich widerumb: Das
sich nieman der glöubigen sol im glouben schwechen lassen - ob
die glerten umb usserliche ding streng mit einandern zanggend -,
sunder styff daruff blyben, das wir zuo kinderen gottes durch den
sun gottes gemacht sind; und uß dem glouben, den wir in die erbermd
gottes, unsers vatters, habend, alle zengg erkennen, ob
sy dem glouben glychförmig sygind oder nit. So werdend wir glych
sehen, welchen die narrenn der üppigen eer stechend oder nit.
Ietz wellend wir in dem ersten teil, darinn wir die unruewigen,
die sich damit guot Christen sin ruemend, anzeygt habend, beschließen,
wiewol er noch in ein langs verzogen werden möcht.
Der ander teyl.
Diser teil wirt sagen von den warlich ufruerigen, die doch deß nit
namen, sunder uff ander wellend gelegt haben.
Die ersten sind die hohen bischoff. Dero einig ampt ist predgen
das euangelium, das ist: den rüwen unnd vergeben der sünden im
namen Jesu Christi Luc. 24. [Luc. 24. 47], als inen Christus selbs
gebüt Math. 28. [Matth. 28. 20], und Paulus offenlich anzeight
1. Cor. 1. [1. Cor. 1. 17]: "Christus hat mich nit ze touffen gesendt,
sunder das euangelium ze verkünden" und die apostel selbs geredt
habend: Do sy empfundend, daß die sorg der spyß und andrer lyblichen
dingen sy von dem flyß deß gotzworts abziehen wolt, sprachend
sy: Es ist nit billich, das wir das gotzwort underlassind, und
der narung oder spyß acht gebind act. 6. [Act. 6. 2]. Ja, so dero
ampt allein ist ze leren und ufsehen, daß die schäfflin gottes suber

--413--

wandlind, so habend sy das empfelch Christi und fürnemmen der
apostlen umbkert, und habend dem zytlichen guot umb des buchs
willen ufgesehen und das gotzwort verlassen, welchs doch ir eigne
recht verbietend di. 49 [Corpus iuris canonici. Dist. XLIX]; biß das
sy nüts anders weder weltlich herren regierens halb (das aber in iren
eygnen rechten verbotten ist 11. q. 1. te quidem [Corpus iuris canonici
c. 29, causa XI, quest. 1]), koufflüt wechßlens, müntzens und

--414--

werbens halb, huorenwirt der pfaffen und künscheit zolles halb, tyrannen
täglich nüwer ufsätzen, schatzungen, beschwärden unnd ungnad
halb worden sind. Merck aber yetz, was inen Christus vorgeseyt
hat Matth. 24. [Matth. 24. 48-51]: Ob aber diser knecht - verstadt
den leerenden oder wächter; so vil ist bischoff - böß sin
und in sinem hertzen sprechen wurde: Min herr verzücht noch ze
kummen, und huebe an ze schlahen sine mitknecht und fressen und
suffen mit den fülleren, so wirt der herr des knechts kummen eines
tags, so er es nit hofft, und einer stund, so er es nit weißt, und wirt
inn zerteilen - verstand: wie man den verräteren pfligt ze thuon - und
sin teyl zuo den glychßneren setzen. Sich, diß sind die wort
Christi. So sy nun nit verlöugnen könnend, daß sy nit gethon
habind mit aller unmas, wie Christus hie anzeigt, mit schlahen der
mitdieneren, mit gotlose, daß sy nit meinend, das ein gott sye,
ich geschwyg, daß sy nit gloubend, das er werde kommen, mit aller
üppigheit unnd buchdienst, so nimpt sy denocht wunder, daß der
herr kumpt und sy zerteilt, das mencklich yetz sehen mag, daß sy
by den glychßnern ufgehenckt nun böggen gewesen sind. Und
so den herlichen fürsten am bättel, am opfer, am seckzoll, an briefen
und kalbshüten, an wachß bezalen, am pfruondmärckt wil abgon,
so keerend sy sich, dahyn sich alles fleisch ye unnd ye kert hat, namlich
an den gwalt unnd unwarheyt; gebend gelt us, damit sy den
gwalt verdingind mit inen die Christen ze verhergen; ersuochend
ouch valsche kundschafft über etwas grusamer dingen, wie man der
junckfrow Maria zuorede, wie man den herren Christum Jesum

--415--

verschupffe und ander unsaglich stempnyen, die doch gheinem glöubigen
in sinn kommend; und stond demnach und schryend: Sehend,
was grossen übels uß dem predgenn entspringe; sehend, wie sy gott
schmähend. Und ligt aber inen nit an gott - denn wäre ein gott
in inen, so hieltind sy uff sin wort -, sunder es ligt inen an einem
gott, heyßt uff syrisch Mammon. Das sicht man an dem, das sy
von stund an durch sölich versoldete gwaltigenn ire bochbrieff ynfuerend:
Man sol opfren, bychten, an unser frowen buw geben,
dem bischoff ghorsam sin, im an sinen rechten nüts abbrechen. Und
stond ir eigne botten darby, da man die unschuldigen priester mit
valscher kundschafft oder umb unschuld tödet; und gedenckend irer
grechtigkeit nienen, die inen die übeltuenden pfaffen allein zuospricht.
Und ist das "luterisch sin" - als sy redend -: nieman ghorsam
sin, alle ding verkeren, so sind sy guot luterisch; denn in mitz
dem handel, da sy das bapstuomb schirmend, brechend sy das bapstuomb.
Nit, daß mich daran dure, sunder das man sehe, wie schön
sy mit den dingen umbgangind. Und so sy sölcher gstalt handlend,
ist wol ze gedencken, daß gott sölchs nit ungerochen laßt,
erwegt die sinen sölich unmaß ze offnen. Denn so sprechend
sy: Man wil ufruoren; man predget ufruerisch. Ja, heißt das ufgeruoret,
so man die unwarheyt offnet? Oder ufruoret, der üweren muotwillen
nit tragenn wil nach üwerem lust? Wolhin! So wil ich üch wyßsagen,
als Christus Jesus Hierusalem und den pfaffen daselbst

--416--

gewyßsagt hatt [cf. Matth. 23. 37f.]: Das es üch darzuo kommen wirdt,
das ir ouch sölcher gstalt ufruerig gescholtenn werdend, namlich, das,
wenn üwer umbbill nach vorbild der Amorreyen Gen. 15. [cf.
1. Mos. 15. 16]
erfüllt wirt, das gott ein straffend volck über üch fueren
wirdt, das üch ouch gwalt wirt anthuon, glych wie ir gwalt thuond.
Unnd denn so muessend ir ouch, nothalb üwer red, ufruerig gescholten
werden; denn ir scheltend ye die ufruerig, die ir täglich tyrannisch
unnd mit gwalt verunbillend. So muessend ir ye ouch ufruerisch geheissen
werden, so ir den gwalt mit grosser ungeduldt tragen werdend,
den üch gott umb üwer sünden willen uff den hals leggen wirt wie
den unsinnigen pfaffen zuo Hierusalem. Ich hab geredt "tyrannisch"
und rüwt mich nit; dann ich weyß, das etlich under üch sind, die
mit gwalt handlend. Da man aber inen umb recht zuoschryet, beschicht
also: Wo man von dem euangelio geredt hatt, nemend sy die
lerenden gefencklich an. So schryend die armen gefangnen wie
Christus vor Annas [Joh. 18. 23]: Hab ich unrecht gelert, so bewyß
man mich deß; hab ich dann recht gelert, warumb schlahend ir mich?
Hie ist das früntlichest wort: Du hangest der luterischen kätzery
an. Spricht diser widrumb: Leggend umb gotz willenn die bible in
die mitte, so wil ich üch alles, so ich geleret hab, darinn zeygen,
unnd den sinn, den ich dem gotzwort ggeben hab, nit uß minem kopff,
sunder uß andren orten der bible anzeygenn, so sprechend sy: Wir
sind nitt umb disputierens willen hie. Unnd schryet also iener nach
der geschrifft unnd dise nach dem strick. Ihener schryt: Bible har;
so schryend dise: Hencker har. Sich, das sind die redlichen
wächter, bischoff, die allein daruf liggen soltend, daß das götlich
wort clar härfür gebracht wurde; so undertruckend sy es nüts minder
denn die unglöubigen tyrannen ye geton habend. So sy nun
sölichs offenlich tuond, mag nit sin, es wirt zuo siner zyt ufruor geben;
denn so wirt die bon uff irem kopff gebluwen, ob sy glych yetzund

--417--

des unschuldigen bluots gnuog vergüssend. Denn warlich, wo ir undertragen
nit wäre, ist sich wol ze versehen, das ouch die fürsten diser
welt [cf. 1. Cor. 2. 6] söliche unmas mit durächtung nit bruchtind. Wo
sy hynkommend, da lassend sy durächtung ze letze. Wo sy nit gehört
werdend, sind alle Christen ruewiger. Das ligt als am tag. Ich
wüßte hie so vil tyrannischer stucken ze erzellen, das ich ringer ein
grosse hystory schribe, weder die ir unchristlichen taten zämen
brächte. Doch, wo sy deß löugnen wöltind, wurde als an 'n tag
bracht. Kurtz: Diß sind die hyperborischen gryffen, die alle
ruewige rychtag habend ann sich gezogen und lassend die fürsten
diser welt hungerig harumbziehen und arm; vermögend aber sy alle ding
mit gelt ze wegen bringen. Das macht die unruowen in der wellt.
Ich hab nit gelesen, daß bättler zuo sölichen rychtagen ye kommen
sygind. Sölichen flyß haben sy an den gyt gelegt nach dem wort des
propheten [cf. Jer. 22. 17] und habend damit das gotzwort nit allein
verlassen, sonder sind so rych, starck unnd gwaltig worden, das sy
es mit krefften understond niderzeleggen. Das heißt hofflich hinder
dem berg gehalten, biß das es giltet. Welchen iren fräfel Isa. 56.
[Jes. 56. 9-12] eigenlich ußstrycht also: Kummend, das ir zerryssind
alle frässige thier von välden und wäldren. Ire wächter sind all
blind, wüssend all nüts, sind stummend oder toub hünd, die nit
bellen mögend, sehend ytele ding, schlafende haltend sy uff tröum

--418--

und sind unverschampte hünd, die nit ersettiget werden mögend. Die
hirten habend gheinen verstand, sy habend sich all uff irem weg abgewendt,
ir yetlicher zuo sinem gyt von dem höchsten biß zuo dem
letsten, sprechende: Kummend! Lassend uns wyn suffen und truncken
werden; und morn wellend wir im tuon wie hütt, ja noch vil me.
Sich, wie eigenlich beschrybt der mund gottes der valschen
bischoffen art, wie sy allein uff zytliche ytele ding und allein uff
fablen unnd tröum sehend, des gotzworts ghein rechnung habend, mit
offner unkünscheit und hochvart unverschampte hünd sind, in irem
muotwillen nit mögend ersettiget werden, gheinen verstand habend
götlicher wyßheit. Ja, als Hieremias 6. [Jer. 6. 10] spricht, das wort
gottes ist inen ein schmach; sy schemend sich deß. Habend alle mit
einandren den weg des gytes getroffen. An iren höfen ist suffens
und prassens ghein end, sonder nimpt zuo von tag ze tag. Wer hatt
ye gheinen verkerteren stand gesehen weder dero bischoffen? Sy
söllend einigen leeren das götlich wort, ein byspyl sin aller demuetigheit
unnd verachtung zytlicher gueteren und wollustes, als ouch ire
eygne recht häll anzeygend. Nun aber stond sy, und gebütend
ouch menschentant ze predgen. Und wäre ein klein ding, ob sy
den durch hynlässigheit liessind predgen, aber sy gebütend in ze
predgen. Ir pracht übertrifft den pracht der fürsten diser welt, und
ist ir wollust der huory und frässery halb ungemässer, denn man
gheinem fürsten in die lenge ye vertragen hab. Denn wär hat ye
mögen lyden, das ein fürst, all weg unverhüret, allen menschen ire
kinder, wyber, closterfrouwen beschisse; und sehend aber das für
und für von den bischoffen gebrucht werden? So man aber den unlydlichen
wuost anrueret, mögend sy es nit erlyden, sprechend:
man schelcke und ufruore. Unnd ist aber all ir radtschlagen nüts
anders weder ufruoren, damit sy das wort, das ir unerbergheit an tag
bringt, niderlegind. Sy mögend das liecht nit erlyden; dann ein
yeder, der übel tuot, der haßt das liecht, spricht Christus Io. 3.
[Joh. 3. 20], damit sine werck nit ergriffen werdind. Ich sag warlich
und one allen zorn, daß der böß fygend iren stand eigenlicher nit

--419--

könde verkeeren, wenn er glych sölte under den menschen wonen;
denn alles, das sy gott heißt, da tuond sy das widerspyl. Gott heißt
und sendt sy ze predgen; so predgend sy nit. Er heißt sy sin wort
predgen; so predgend sy es nit allein nit, sonder sy sendend in irem
namen ze predgen, die sin wort underlassind, und gebütend denen
menschentant ze predgen und das götlich wort ze underlassen. Denn
was ist das anderst geredt: Ir söllend das euangelium predgen wie
von alter har, weder: Ir söllend 's nit predgen? Dann man hat 's ein
zyt har nit allein nit gepredget, sonder nit gewüßt, was es was oder
hieß. Gott heißt nit herschen [cf. Luc. 22. 26]; und sy übertreffend
die heydischen fürsten mitt tyranny. Gott verbüt inen sack unnd
seckel [cf. Luc. 9. 3]; und sy schindend, schabend, müntzend, wechßlend,
tuond alles, das gelt machet; habend groß rychtag; die teilend
sy den armen nit. Gott spricht [Matth. 10. 8]: Ir habend 's vergeben
empfangen, vergeben söllend ir 's widerumb hyngeben; so
gebend sy gheinerley one grosse versoldung. Gott heißt sy ein
eeliche hußfrowen haben [cf. 1. Tim. 3. 2]. Das verbütend sy, lassend
aber umb gelts willen alle huory beschehen. Summa: Besich sy von
der scheytel biß uff die solen, so wirstu nüts anders finden, denn
das du sprechen wirst: Nun könde doch der tüfel selbs sich wider
das götlich wort nit letzer stellen und gstallten. Darumb sind diß
die rechten waren ufruorer, wiewol sy erberlich hinderhaltend, schübend
ander hinfür, die den unwillen uff sich ladind. Dann iren so verkerten
stand wellend sy nit verbeßren noch endren, sonder mitt geböch
hyndurchtrucken. Das sind ye ufruorer, die an das liecht
nit kommen wellend und wellend denocht iren irrigen stand schirmen
und erhalten. Ist das nit geufruoret, so sy zuo irer hilff alle stett,

--420--

herren und fürsten berueffend, reytzend unnd etlich darzuo versöldend?
Von denen yetz nit me. Man mueßte ein unsaglich buoch machen,
sölte man alle ire mißbrüch zämenbringen; denn alles, daß sy tuond,
ist nüts anders weder ein zämenschweeren, zämenkuchen, rotten,
ufruoren Isa. 8. [Ies. 8. 9f.]. Bsich alle ire recht; sind es nüts anders
weder vorteil iro und nachteil des götlichen wortes.
Die andren sind die übrigen zal der widerbefftzenden pfaffen,
münchen, nonnen, voruß der äbten. Als man an iren worten und
taten clarlich ersicht, tuond sy nüts weder ufruoren. Dann wo tröuwend
sy nit krieg und alle üblen? Beftzend sy nit alle tag: Es
wirt bald ein anders? wiewol sy waar redend: es wirt von tag ze
tag ein anders, aber deß sy nit glachen mögend. Habend sy nit
ire orentrager und lüsenler, die inen zuo- und vontragend, wo sy
ützid nachteiligs dem euangelio hörend? Schrybend sy nit wider
und für zuo denen, die allermeist das euangelium durächtend? Was
ist das: "es wirt ein anders" geredt, weder das sy hoffend, es
werde das euangelium mit gwalt nidergelegt? Wär nun uff gwalt
sicht, der ist ye ufruerisch. Ja, sicher ist es: wo die verwirrenden
münch und pfaffen nit wärind, daß vil me ruowen dem euangelio
Christi gegnetind. Die äbt muoß man bas anrueren. Sind sy nit
münch? Was heißt "monachus"? Ein einsüdel. Sich, was hüpscher
einsüdlen sind sy! Sy sind nit allein in der wellt, sonder die
wellt ist gar nach ir eigen. Demnach zimmt eim eynsüdel one
zwyfel nit mit so vil pferden, knechten, pracht oder zierd ze ryten,
als sy aber gemeinlich tuond. Dise äbt habend by dem bapst und
fürsten zehenden und rychtag eintweders erbätlet oder erglychßnet

--421--

- das wil ich mit iren eignen briefen bezügen -, biß sy so vil
zämengelegt, daß sy demnach andere zehenden, gueter, ja lüt unnd
land erkoufft habend. Es sind etlich noch baß hynufgestigen, sind
fürsten worden, unnd wellend denocht geystlich vätter sin. Und muoß
man inen "Uwer gnad" und "Üwer fürstlich gnad" umb die oren
singen, sunst lassend sy sich nit schweygen. Sich, dahyn sind die
bätlenden einsüdel kommen! Nit, das ir stand, ob sy glych einsüdel
bliben wärind, grund habe im euangelio Christi, sonder das man
sehe, wie sy ouch richtig wider ir erstes gruntliches eigen harkommen
lebend. Doch fuegt es gott also. Ir sölich leben ist ye und ye ein
glychßnery gewesen. Obglych etlich einvaltig und fromm sich ouch
habend lassen blenden, daß sy zuo inen getretten, sind sy doch richtig
kinder gottes nit worden, sy habind denn alle die glychßnery verachtet,
und uf den rechten weg des heils kommen. Es bezügt ouch
das end, das sy gesuocht habend, das ir wesen nüts anders denn
ein glychßnery gewesen ist; dann sy hand sich arm klagt und hand
aber nach rychtagen gstelt mit geistlicher gstalt unnd kleydung,
als ob sy rychtag verachtetind. So sy nun rych sind worden, tragend
sy wol die kuttenn an, aber sy füllend die mit allem wollust,
hochfart und muotwillen, daß harußraget, das alle menschen iren
hochmuot sehen mag. Nun sicht man iren geist. Dise ufruorend
nüts minder denn ouch die bischoff; sy vermögend 's wol; gebend
pensionen, schenckinen, feyßt suppen, so vil, daß sy ouch gwalt
mögend tuon; embütend sich offenlich, wenn man disen oder ienen
verbrenne, wellind sy holtz und kosten geben, ja selbs hencker sin;
sy wärind warlich deß ampts wol wärdt. Redend von gott und sinem
euangelio schnöder weder gheine buoben. Aber sy söllend imm
Also tuon. Wenn 's ein schlechter tät, so vertrueg man im 's nit:

--422--

Darumb söllend sy solchen muotwillen bruchen - dann man vertregt
inen das -, damit wir alle der gotzlestrung teylhafft und verschuldiget
werdind. Sy habend die käller voll wyn. Die kornschütten muessend
sy vor schwäre understützen. Hie rytend die gwaltigen und edelknecht
gern zuo: Es ist ein fyner herr. Wo ist aber yetz das wort
der münchen, das ouch in bapsts rechtenn neywen an eim ort stadt:
Monasteria monachorum sunt xenodochia pauperum, das ist: Die
klöster der münchen sind spitäl der armen? Es sind xenodochia
militum, spitäl der kriegeren. Wo verherbergend sy die armenn?
O, sprechend sy, wir gebend grosse almuosen. Ja frylich "grosse",
irem gyt nach ze rechnen; denn es ein wunder ist, das der sy joch
so vil laßt geben. Aber merck, wie sy groß sind! Ist es ein köcht,
so habend 's die jaghund nit mögen frässen und die stubenstencker,
oder aber es wäre den armen nit worden; es muoß ein leibscheten
sin, darinn gelöfflet oder ggeiffret sye. Und umb den wuost muoß
der arm denocht vor dem thor erfr%:iren oder an wäg und arbeit
versumen, das er sölcher schwadreten bas geriete, wo inn nit
der gällig hunger darzuo zwunge. Wie wellend sy das am letsten
urteil verantwurten, da sy Christum mit sölchem spuder gespyßt
hand? Denn er wirt, das den sinen gschicht, verrechnen, sam
es im beschehen sye [cf. Matth. 25. 40. 45]. Lassend sy aber frisch
ding kochen, ist dasselb so blaw und ungeschmackt, das man wol
sicht, das sy ghein liebe zuo dem armen nit habend. Gebend sy
brot, ist es nit me denn ouch vil frommer Christen gebend, doch
muoß das uß dem kloster das erger und ungeratsameter sin. So
nun das götlich wort sich uftuot, das man darinn ir glychßnery
ersicht, so verbütend sy es. Ja, ich wüßte etlich anzezeygen, die

--423--

ouch das euangelium habend verbotten eim andren ze läsen weder im
selbs. Und so das die einvaltigen sehend, muessend sy ye undultig
werden. Denn sprechend sy, man sye ufruerig, darumb ja, das man
inen, wie da vor gseit ist, nit allen muotwillen wider gott und menschen
laßt unberedt fürgon. Wenn wellend sy bedencken, daß inen
mit zämenlegen nüts anders weder gevar des roubs und zerziehens
geborn wirt, als Abakuk 2. [Hab. 2. 6-8] schryt: Wee dem, der
vilvaltig zämenlegt, das nit sin ist - dann dero münchen guot ist
der armen -! Wie lang wil er wider sich selbs sin gefencknus beschwären?
Werdend nit bald erston, die dich byssen werdend?
Und werdend erkickt, die dich zerryssend? Und du wirst inen zuo
eim roub; dann du hast vil völcker beroubt. Darumb werdend ouch
dich berouben die überblibnen oder nachgültigen des volcks.
Die dritten warlichen ufruorer sind die fürsten, gewaltigen und
rychen diser welt. Die habend vil ursachen, als sy meynend, ze ufruoren.
Nimm dich nüts an, frommer man, wie in der vorred gnuogsamlich
vorbehalten ist. Die fürsten und adel und gwaltigen sehend,
daß inen die ruewige rychtag, die sy uß bistumen, tuomen, abtyen
gezogen habend, wellend abgezogen werden. Darumb schryend sy
so lut und offenlich: Och! Da beschicht inen aber we. Als die
tuomb, stift und klöster anfenglich ufgericht, sind sy darzuo verordnet,
das man da alles larte, das zuo verstand des götlichen
wortes diente, ouch, daß die armen daby ufenthalt hettind. Do ist
der rychtag so träffenlich gewachsen, das der adel und fürsten das
bärlich empfunden und gsehen habend, daß gar bald alle rychtag
und hab der geystlichen - also nennend 's sy, die nit wüssend, was
"geist" ist -, ouch sy gar in armuot und unhab gestossen wurdind.
Sy habend ouch gsehen, das es gar rychtig zuogadt umb der geistlichen

--424--

rychtag; man muoß nit darumb im fäld und harnesch ligen, nit lyb
und läben wagen; kurtz, daß sy ἀπονητὶ καὶ ἀνιδρωτί, das ist: one
schweyß und arbeit, alle ding ynnamend und nach irem muotwillen
gebruchtend. Und sind demnach zuogevaren und habend die rychen
tuomb und klöster yngenommen mit des bapsts gunst, der darinn gern
verwilligot hat, darumb, das sich sin rych der gstalt wurtzet und
starckt mit den fürsten diser welt; denn Rom hat all wäg wol gewüßt,
das sin wäsen und bruch nit grund hat im göttlichen wort. Es sind ouch
zuo aller zyt gewäsenn, die das offenlich anzeygt habend; wiewol die
prophetentöder [cf. Matth. 23. 34] die warheyt all wäg mit gewallt ersteckt
- als sy gewänt - habend, voruß, do sie die fürsten und adel
an sich gbrachtend. Das ratend sy mit denen fuogen, die wir hie hörend.
Als die tuombstift und klöster rych, do wurdend sy mit dem bapst
sölcher gstalt eins: Uff dem thuomb sol nieman angenommen werden,
der nit illustris, durchlüchtig, das ist: ein fürst, sye von synen vier
großmuotren. Uff disem muessend sy graafen und fryherren syn, uff
yhenem edellüt von iren vier änen. Do was die glogg gossen. Do
mocht der fürst, herr oder gwaltig wol lyden, das die klöster, thuomb etc.
treffenlich zuonamend; denn er wußt wol, daß sin sun bischoff, abt
oder probst ward, und deßhalb herr über die grossen ruewigen rychtagen.
Darumb grynend sy yetz also mit iren pfaffen, daß ghein
milch me uß dem axhalm louffen wil. Do ist es dahyn kommen,
das uff den stifften, thuomen, klösteren der erstlich sitt, ze lernen mit
dem götlichen wort umbzegon, das man die welt recht leeren könde,
abgangen unnd veracht worden ist. Do habend sy das gotzwort erst
recht gefangen gelegt; dann sy habend umb den grösten teyl pfarrleehen
gesehen, und sy etwas kupleren, köchen, stalknechten

--425--

gelihen, der das zyt kum verkünden kond; und kam damit das gotzwort
gentzlich in vergessen. Den mochtend sy gespyßen ringer denn
den müsserhabch und dorfft nüts wider sy reden, ouch die waarheyt

--426--

- ob inn glych gott dero beriett - nit ußher sagen. Dann
der bapst schrey "Ketzer"!, so schrey der fürst, herr oder gwaltig:
"Hencker har fürhar!" Do ze hurst über allen muotwillen. In dem
kloster fraassend sy, in dem huoretend sy one schamm. Nun, lieben
herren, wenn gott den angen ruert, so wirdt das übertür erschütt
Amos 9. [Amos 9. 1]. Ir wüssend, das es also zuoggangen ist. Bsehend
die fryheyten und bestätungen der dingen, von bäpsten und fürsten
ußgangen, so werdend ir gedencken, ich hab sy ouch etwan gesehen.
Unnd obglych die nit wärind, so habend wir's doch all mit unseren
ougen gesehen. So nun durch sölchen mißbruch die leer des götlichen
wortes und die hilff, narung und herberg der armen nidergelegt sind,
und an dero statt die rychen in das guot der armen gesetzt - und
das alles mit üwerm wüssen, verwilligung und radt -, so helffend
ir yetz den geystlichen wueten, kriegen, ufruoren - denn es ist üwer
eigen sach -, wiewol ir treffenlich schryend: Die eer gottes! Die
wirdige muoter gottes! Söltind die heiligen ußerwelten vätter geirret
haben? etc. Hettind aber ir das erb, ir fragtind den vätteren nüts
nach. Und hieltind ir ützid uff gott, ir tribind sölchen ungemässen
muotwillen nit. So eerend ir die jungfrow Mariam vast mit üweren
reinen döchteren, die ir in den klösteren habend: Und wo dieselben
glych rein wärind, liessend ir sy nit also. Wil üch nit einmal beduncken,
ir habind des spyls gemacht, das Micheas am 7. [Mich.
7. 2-4] beschrybt: Es ist ghein gotzvörchtiger, noch ghein frommer
me uff erden. Under den menschen ist ghein grechter me. Sy
sind alle ufsätzig in dem bluot. Yeder suocht oder jagt sinen bruoder
zuo dem tod. Das böß, das sy gemacht habend, sprechend sy, es sye
guot. Der fürst höuschet, und der richter schaffet es ggeben

--427--

werden. Der groß oder fürnemm hatt geredt nach der begird siner
seel, ja, er hat sy mitt wollust also überfüllt, daß sy daran betruebt
ist worden. Welcher guot under inen, ist als der tistel oder kletten
in der wueste; unnd welcher grecht under inen, ist als der torn am
zun [Mich. 7. 4]. Sehend ir, wie üwer heimlich zämengründen vom
propheten wol beschriben ist, das ir das recht und billich verlassen
habend und uff eignen nutz gesehen? Was ir mit einanderen unnd mitt
dem bapst ze nachteil gottes unnd des armen menschens gemacht
habend, nennend ir guot. Was üch gelust, das bedunckt üch recht.
Muotwillend, das ir verdruß daran muessend gewünnen. Zühend an üch
als die distel und dörn. Es stadt gricht und recht, ja der richter
selbs in üwerm gwalt. Tuot er, das üch gefallt, so ist er ein guoter
richter. Merckend aber, was der prophet me spricht [Mich. 7. 4]:
Der tag, der uff dich wacht, und din heimsuochung sind kommen; ietz
wirt ir zerstörung werden. Ir wüssend wol, daß der hand gottes niemants
entfliehen kan [cf. Ps. 139. 7-12], ouch, das er nit verschlaafft
[cf. Ps. 121. 4]; er kumpt zuo siner zyt [cf. Jes. 35. 4]. Also ist er
waarlich uff der ban, sicht man an sinem wort. Wenn er das
sendet, sol beßrung volgen, oder aber die straaff ist an der tür. Das
durächtend aber ir offenlich; das wil ich mit üweren eignen geschrifften
anzeygen. Ir habend ze Nuerenberg uff offnem gehaltnem
rychstag ein grosse zal articklen lassen ußgon an den bapst, in denen
ir beschwärt sygind. So sagend yetz an: Ist es waar, das ir so vilvaltigklich
beschwärdt sind oder nit? Sind ir nit damit beschwärt,
was habend ir sy wellen anzeygen? Also wurde offembar, das ir sölche
artickel nun zuo hilff dem bapsthuomb hettind fürbracht, der gstalt, das
ir mit inen ein mentelin hettind gemeinen Christen gemacht, sam
ir inen beschwärnus wöltind abnemmen; damit sy deß stiller gewesen
und allen bapstszwang mit duld getragen hettind, biß das es etlichen
weg widerumb in das alt gereyß gerütlet wurde. Unnd es wil vil

--428--

der verstandnen beduncken, es sye vast die meynung, nach dem ir
üch haltend. Harwiderumb: Sind ir mit den articklen beschwärt
gewäsen, wie kumpt es dann, das ir das widerspyl yetz für und für
beschirmend, so ir doch das, so üch beschwärt, so ring möchtind abladen?;
dann ir habend der beschwärden widerstand im götlichen wort
clar und treit man das unverzagt harfür, unnd hören es alle frommen
gern. Es stadt ouch wyt der grösser teyl uff des gotzworts syten.
Darumb üch überal nüts ze fürchten ist. So ir nun den sig in den
henden habend und in aber nit wellend haben, und die beschwärden,
die ir selbs für beschwärden habend ußgeben, nit hynleggend, so ir's
ruewig und mit gott möchtind, so könde ein blinder mercken, das üch
eintweders nitt ernst ist gewesen, oder aber, das ir üch verwegen
habend wider das gotzwort ze sin mit aller krafft. Dann dero muoß
eins sin, das ir eintweders wider gottes wort unverschampt ston
wellind, oder aber, das die artickel, die uß der form des götlichen
wortes für beschwärden sind anggeben, ussz valscheit und ufsatz
anggeben sygind. Das zeygt an, das ir wider das gotzwort ze ston
üch verwegen habind.
Demnach so nennend ir das gotzwort luterisch, damit ir's mit
eines menschen namen verunwärdind. Ir wüssend wol: Welcher des
Luters wort hat, der redt des Luters wort, und welcher gottes wort
hat, der redt gottes wort. So nun gottes wort geredt wirt, warumb
gebend ir im eins menschen namen? Darumb, das ir gottes wort
eintweders nit kennend oder aber nit kennen wellend. Ir sind nit der
schaafen gottes; dann dieselbigen kennend sin stimm, und louffend
dero nach [cf. Joh. 10. 4]. Ir habend aber die stimm gottes etwan
erkennet, als vor mit fürleggen der articklen ist anzeygt. So volgt,
das ir die stimm gottes nit wellend erkennen. So sicht man ouch,
das ir dem gotzwort eins menschen namen gebend, nun, das
ir es mit fuogen könnind durächten. Non te, Galle, peto, piscem
peto. Als einer dorst sin wyb nit schlahen, es was im verbottenn.

--429--

Do nam er sy by der schuben, warff sy die stägen nider unnd verantwortet
es: er hette die schuben hinab geworffen. Das ist das
recht verspotten gottes. Also legtend die Juden Christo in Caiphas
huß ein tuoch über sin angsicht [cf. Marc. 14. 65] und spiltend
demnach under dem deckel mit im deß under dem huetlin. Also
legend ir gottes wort ein andren rock an, nennend es luterisch,
damit ir im die rechten todstreich mögind geben. Ich sag hie nit
von Luters schryben oder predgen, sunder das ir das gotzwort miteinandren
luterisch nennend, damit ir es wol könnind verhaßt
machen und verspotten: Ave rex Iudaeorum [Matth. 27. 29], und: Radt,
wär hatt dich geschlagen [Matth. 26. 68]? Ir meinend, er sye blind,
im sye guot bychten. Damit verfarend ir. Ir meinend, ir habind ein
bund mit dem tod gemacht, und die luge möge üch beschirmen Isa.
28.
[Jes. 28. 15.17], unnd so die geysel kommen, werde sy üch nit
treffen. Aber der hagel wirt in die hoffnung des betrugs schlahen und
wirt ein güsse kommen und wirt die bündtnussen abflötzen etc.
Wenn die üch fragend, die ir umb gottes wort vehend: "Ach, gnädiger
herr, was ist luterisch? das redt gott", sprechend ir: Nemend i n hyn!
nemend in hyn! der schölm ist luterisch! und wellend gott nit
kennen. Er wirt 's üch trüwlich widergelten, wirdt ouch sprechen:
Ich kenn üch nit [cf. Matth. 25. 12]. Was ligt nun daran, wie ir das
gotzwort nennend, so ir es durächtend? Ir tuond wie die Juden.
Act. 5. [Act. 5. 28] sprachend sy zuo den jüngeren: Ir wellend uns des
menschen bluot schuldig machen (meintend: des bluts Christi). Sich!
Inen warend die hend vom bluot Christi noch nitt ertrocknet, noch
woltend sy nit, das man Jesu tod uff sy legte. Also tuond ir im ouch:
Schweerend wirsch denn alle tüfel in der hell: Das gotz diß und
das die pfaffen schend. Sy redend: ich durächte das euangelium,
und thuon es aber nitt. Ich weiß wol, was ich glouben sol etc., mit
vil me züchtigern worten, als ob sy Cerberus bulle. Und so man
mit einem wort spricht: Nun stadt doch diß oder yhenes im euangelio,

--430--

so muoß man erlyden, das Christus vor Annassen leyd [cf. Joh. 18. 19-24]
oder den tod gar. Ich muoß ye gedencken, das ir wänind,
es habind die menschen weder oren noch ougen, daß sy nit könnind
mercken, ob ir es mit gott haltind oder mitt dem Belial.
Ich wil der unzalbarlichen schatzungen und beschwärden geschwygen,
die ir täglich über üwer volck leggend. Muoß der herr
4 tusend guldin uff ein rychßtag haben, legt er 's von stund an uff
sin armen lüt. Ja, etlich legend all weg noch einist als vil uff sy.
Dero glychen alefentziger künsten wellend wir geschwygen und von
den unlydlichen landsbeschwärden reden. Uwere eygnen recht verbütend
die monopolia, das ist: die eynigköuff, da einer ein wahr
allein in siner hand hatt. Nun sind gar nach alle wahren in etlicher
eynigköuffer gwalt kommen. Wil ein arme kindbetterin nun
specy zuo einer kindtbett kouffen, mag sy hart darvon kummen,
sy muoß den monopolis wol so vil ze überschatz geben, als das
bulver wärdt ist. Damit leggend sy sölche schätz zämmen, daß
sy alle die barschafft, die in aller weltlichen henden ist, an sich bringend.
Könnend ir nitt an dem nächtlichen spylen gedencken, wie
es zumm letsten gon muos? Wenn zwen nachts spilend, gebend sy für
unnd für scholder; gegen tag, so das spil uß ist, hat der scholdrer
den gwün; und tribind sy es für und für, so wurd all ir gelt dem
scholdrer. Also die einigköuffer zühend für and für an sich, und

--431--

wirt inen der bach nit abgeschlagen, so werdend ouch ir mit üwren
armen lüten ir eygen. Das ir aber inen offt nemmend glych als den
imben, das schafft, das ir grynen by üch gilt. So inen das euangelium
ouch nit zuotragen wil, könnend sy sich gar züchtiklich vor üch
klagen und angeben, wie ein schädlich ding sye und all ir vermögen
verheyssen ze durächten. Und ligt aber inen daran. Man lernet im
euangelio zimmlicher läben weder vormal; das wil nit so vil yntragen
als gotloslich läben. Es wil sy ouch das euangelium nun für publicanen
ußgeben. Das mögend die süberlich zopfeten gesellen nit
erlyden. Regina pecunia! Das gelt hat 's ein zyt har als vermögen
und gemacht, das ouch ir ungötlicher gyt und gwerb nit für unerber
ist angsehen. Nun wil's ein anders werden; das macht, das
ir üch von inen lassend gehetzt werden.
Ir lassend die unverschambtesten wächsel fürgon. Ietz bringend
sy das gold so ring yn; bald gebend sy es so thür widrumb
hinuß, und wallend nit anderst denn wie das meer uf und ab gadt.
Habend sy die müntz, so haltend sy damit hindersich, biß das sy
das gold umb ein spott ynbringend. Und so es yngebracht ist,
tuond sy im aber also, biß man es am thüresten von inen erkouffen
muoß. Schlächt: Es muoß zuo allen zyten werben, es kömm har oder
gang hyn. Damit habend sy üwere eignen schätz durchgraben, das
ir yetz inen ouch uff zwen oder dry monat 4 krützer geben muessend uff
den guldin; ist von 15 tusend guldinen 1 tusend. Mag im jar fier
mal beschehen, bringend 15. tusend gulden 4 tusend. Wie meinend
ir, wenn ir nun die übrigen einlifftusend guldin aber an andre ort
bruchen muessend, wie vil wirt iro in zwey jaren? Wil üch nit duncken,
es welle als inn scholder unnd liecht kommen? Sprechend ir:

--432--

Was gadt das das euangelium an? Vil, per omnem modum! Wenn
ir den wuochreren gar verpfendt werdend, so muessend ir denn von tag
ze tag nüwe zöll, fünd, beschwärden, beschatzungen erdencken, unnd
mögend weder ir noch üwer volck üch denocht zum letsten verdärbens
erweeren. So man nun die anzeygt mitt gottes wort, die das gotzvolck
beschwärend und kestigend wider gott und billichs, wie Isa. 10.
[Jes. 10. 1-3] schryt: "Wee denen, die unbilliche gebott machend.
Sy habend das unrecht geschriben, daß sy damit den armen am gricht
trucktind, und den einvaltigen mines volcks gwalt tätind, das die witwen
ir roub wärind, und daß sy die weißle verdarbtind. Wie
wellend ir im tuon an dem tag des heimsuochens und deß üblen,
das von veerem kumpt"? So man ja die und andere wort härfürtreyt,
so sprechend ir, man sye luterisch, man ufruore, etc. Und
wil aber gott, daß die propheten sölche umbill nit verschwygind.
Verschwygend sy es, so beschicht es eintweders, daß sy im roub
teilhabend oder aber glycherwyß an eim andren ort mißhandlend.
Dann sölche verachtung deß gemeinen Christenmenschen muoß allein
uß gotlose kommen, als im 52. psalmen [Ps. 53. 2.5] klarlich erlernet
wirt, da er spricht, das die, so redend in iren hertzen, es sye kein
gott, sin (das ist: gottes) volck fressind und verschluckind wie das
brot. Nun söllend aber die propheten wider alle gotlose ston, das
volk gottes retten, oder es werdend die umbkomnen schaaff von iren
henden ersuocht. Besehend Michee am 3. und 7., Amos 8., ja
durch alle propheten hyn, ob sy nit umb sölicher beschwärden und
mytnyen willenn starck geschrüwenn heigind. Doch thuot im alles
fleisch also. Wie bald man es an sinem geschwär anrueret, schryet
es: Was gadt den pfaffen min wechßlen oder kouffen, eebrechen
oder suffen an? Also sprachend ouch die tüfel offt ussz den besessnenn
menschen: Jesu, was hand wir mit dir ze schaffen [Marc. 5. 7]?
Aber wie dunckt üch, ob er gwalt über sy gehebt hab?
Weß sol man sich nun in dem müntzen versehen? Das
habend ir so gemein gmacht, daß ein wunder ist, das ir nit ouch

--433--

den kessleren gwalt geben habend ze müntzen, voruß, so sy die
materi, daruß ir zum meren teyl gemacht habend, wol hettind mögen
überkommen, das ist: kupffer. Hie schryend ir: Das ist warlich
geufruoret; denn was ligt dem gemeinen menschen daran, woruß die
müntz gemacht sye? Wär sy lidrin, und man inen ir noturfft
darumb gäbe, was läge daran? Darumb sicht man, das üwer predgen
allein zuo hetzen und ufruoren dienet. Antwurt: Vil ligt daran,
das ir das korn, das ir müntzend, just und luter geben söllend,
wie ir das ußgebend. Ir wüssend wol die statt, die üwer etlichen

--434--

batzen habend ufgesetzt, unnd erfunden, das für hundert guldin
derselbigen batzen kum 27 guldin wärdt sind. Das kumpt nun

--435--

uß dem üwerem müntzvelschen. Ir werffend alle guote müntz in tigel
und machend gar nach viermal als vil darus. Damit zwingend ir
die übrigen fürsten und stett, daß sy von ir altem redlichem müntzen
ston muessend; denn ir müntz näbend üwerer ze ston nit erlyden
mag. Unnd so ir die gantzen welt mit keßlerneglen werdend erfüllt
haben und von der guoten müntz bracht, wär mag sich denn
anders fürohyn zuo üch versehen, denn das ir üwer kupfer widrumb
verachten und verrueffen werdind in guotem schyn? Die müntz ist
treffenlich abgangen. Es ist unserer vorelteren korn nitt also gewesen.
Wir wellend 's widrumb nach derselbigen bruch richten und verbessren.
Ietz muoß von nöten volgen, das ir üwer eigen kupfer
widrumb verrueffen werdend; dann ir nit lyden mögen, daß das recht
korn näbend dem gevälschten gon mög. Denn so verrueffend ir der
gantzen gmeind ein sölichen schatz ab an üwerem eignen gelt, daß
es unsaglich ist; und wellend denocht deßselben dannethyn geruembt
sin, sam ir die müntz widerumb ze recht bringind. Ja, wenn ir
ouch vorhyn yedem üwere pfennig widrumb abnämind, oder, wo das
nit, den valschen müntzer in öl versuttind, das er 's ye hat gdören
underston ze velschen. Hörend uf, spricht Amos 8. [Amos 8. 4-8],
ir, die den armen verschlyssend oder zerknistend, und mit üwerem
gewalt vertruckend, sprechende: Wenn nun die ernd wirt hyn syn,

--436--

so werdend wir anheben unser wahr verkouffen; und wenn der sabbath
hyn ist, wellend wir den weytzen ufthuon. Die mas wellend wir
mindren, und den sikel oder pfennig steygen, und valsch gewicht
underschieben; damit wir mit dem silber oder gelt die armen besitzind,
biß sy sich umb ein par schuoch muessend hyngeben. Wir
wellend ine denocht kum die klyen ze kouffen geben. Darüber hat
gott geschworen über die hochvart oder betrug Jacobs: Ich wird
dero aller irer wercken nit vergessen. Sol darüber nit das gantz erdrych
erwegt werden; unnd die darinn wonend, truren? etc. Sehend
ir, dise wuocherpossen duldend ir nit allein, sonder ir trybend sy selbs.
Ir steygend und mindrend mas, gewicht und meß an gelt und wahr
all weg mit üwerem grossen vorteil. Unnd ist aber üwer ampt, wo
im andre also tätind, das ir das verweeren soltend.
Von kriegen ist nit not, das man ützid sag; denn mencklich
sicht, wie fräfel üwer hend sind ze nemmen, unnd darumb deß rechten
nit erwarten, sonder mitt gwalt und landskriegen erretten. Da
gebend ir üwere armen lüt erst gar gräch an lyb und guot. Gott
weißt allein, wie es der seel gadt.
Die zins, die von zwentzigen eins nemmend, die soltend ir uff
das erdrych nie haben lassen leggen, wenn ir trüwe vätter wärind gewesen.
Soltend nitt ir hie ynsehen gethon haben, daß der boden,
dess herren ir üch schrybend, nit so jämerlich versetzt wurde? Nun
ist er eins wuochrers hie, deß andren dört. Üch gadt wol nüts an
üwerem stüren und schossen ab; des hat niemants zwyfel. Sehend
aber, wie es daby umb den armen gemeinen mann stand. Dero vertrybt
man einen hütt, den anderen morn, und ist ghein erbermd

--437--

in üch. Nun habend ye die zins alle böden also besetzt, das, wo
man nitt wäg findt dieselbigen widerumb ze entschütten, das üwere
lüt nit üwer, sonder der wuochreren werdend sin, disen weg: Wenn der
järlich zins so vil von jar ze jar ufwachßt, so muoß ye der besitzer zum
letsten vertriben werden; dann die zins fressend glych wie ouch ein
anderer wuocher. Wenn nun also ein summ verzinseter vertriben
wirdt unnd glych ein andre an ir statt kumpt, muoß sy doch ouch zuo
siner zyt vertriben werden. Sind nitt yetz die lüt, die ir üwer schetzend,
des zinsköuffers, so er sy setzen und entsetzen mag nach sinem
willen, und nit üwer? Wenn ir aber trüwe vätter wärind und in dem
huß gottes grecht und trüw wie Moyses und der sun gottes, Jesus
Christus, unser herr, so möchtind ir sölich jamer nit erlyden. Wie
man die zins ze fryden bringen möge, wirdt im dritten teyl harnach
kommen.
Dise vorgezelten gantz weltlichen hendel hab ich not halben
muessen anzeygen, damit ir sehind, das man an üwerem gsuech üweren
gyt verstande. Wie wol sich aber das zimme oder üch anstande, die
als die vätter sich gegen üwern underthanen halten soltend, laß ich
üch vor gott verantwurten. Doch das man die waarheyt sag, so sind
ir umb gheiner andren ursach willen so unsinnig über das euangelium,
denn daß sin art ist alle gotlosen harfür zuo ziehen. Und so
es üch nun wil an den vordantz ziehen, mögend ir nit erlyden, das
man üch kenne. Ir wöltend für und für gern für gött geachtet werden.
Das sol hieby nit verschwigen blyben, daruß ir die rechten waaren
ufruorer mögind erkennt werden. Ir wüssend wol, das üwere pflicht,
in dero üch üwere underthanen schweerend oder huldend, uff den
glouben nitt reicht, ja nit daruf reychen mag, Ro. 14. [Röm. 14. 12].
Denn ob einer glych hundert eyd ze schweeren zwungen wurd, diß oder
yhenes ze glouben oder nit ze glouben, so macht denocht der eyd nit,
daß der schweerende weniger oder mer gloube, weder er one den eyd
im hertzen gloubt. Also ist kundtlich, daß ghein zwang den glouben

--438--

velschen mag, wo er ist. Petrus verlöugnet Christum mit mund,
darzuo zwang inn vorcht; aber im hertzen beleib er glöubig, als im
Christus vor zuogesagt hatt [cf. Matth. 26. 69-75, Marc. 14. 66-72,
Luc. 22. 55-62, Joh. 18. 16-18.25-27]. Nun aber nemend ir üch an, den
glouben ze gebieten oder verbieten; dero torheyt glychen ist nie gehört
worden. Vom Türggen redt man also, das er einen yeden
lasse in sinem glouben blyben. Kumpt dahar, das er wol sicht, das
er die hertzen nit zwingen mag. Aber ir wellend so witzig nit syn,
sonder verbüten ze glouben, das üch nit gevallt, und gebütend widerumb
ze glouben, was üch gevallt. Ja, sprechend ir, wir gebietend
nit ze glouben, sunder ze leeren. Ich sag aber ein anders; denn ir
gebietend es nit allein, sonder wellend 's mit gwalt und mit dem tod
ussz den menschen bringen, das sy gloubind, das ir wellind; oder aber
ir verjamrend sy so arbeytsäligklich, das darüber nüts. Aber gott
sye lob, das er allein weißt, was in dem menschen steckt! Er berueft
zuo im, der im gevallt [cf. Röm. 9. 18]; und ir werdend alle an im
verstossen. Sehend, was hilfft üwer gebieten oder verbieten? Ir
lassend ein mandat über das ander ußgon, unnd ye me ir gebietend,
ye mer wachßt die eer gottes und der conscientzen trost. Ich wil
üch können ein groß volck zeygen, das für andre mit grossem zwang
truckt und verhuetet ist worden, daß das euangelium weder geschrifftlich
noch mundtlich under sy käme. Aber gott hat gewürckt, daß sy
durch dasselb gantz land hyn des wortes wol bericht sind, sich zuo
gott recht versehend, unnd ob sy glych ußwendig sölichs nit gdörend
verjehen. Wie wellend ir 's denn erweeren? Wer hat das euangelium
erweckt? Ir nit, der bapst nit. So es aber allein durch geschickt
gottes härfürkommen ist, wie gdörend ir dann üch darwider
leggen, als ob ir es truwind ze undertrucken, so ir billich gedencken
soltend: Eya! Gott wurde es wol erhalten können, ob wir glych an
etlichen orten die Christen gar vertillggotind. Er schickt doch sinenn
sun härab in diß sündig welt. Vil ringer wirdt er alle tag finden, die

--439--

er sin wort ze offnen schicken wirdt. Aber alle, ouch menschliche
vernunfft hindangesetzt, bochend und trutzend ir, da ir sehend, daß
es ytel ist. Die welt hanget dem euangelio an, und das ir daby
unsinnig wurdind. Und da ir meinend, es werde sin nit gedacht,
da sind sün des läbendigen gottes. Man vertruckt umb üwers wuetens
willen vor üwren ougen uß vorcht, das innwendig im hertzenn frisch
und gruen ist.
Was gadt aber üch nöt an, das ir das bapstuomb beschirmend,
das von ye welten har allen Tütschen ze schwär gewesen ist? Und
hettind sy das liecht deß götlichen wortes gehebt, als es yetz offenlich
und vest schynet, so wärind sy gheiner sach nie fröer gsin,
weder das sy sich vor Rom hettind mögen erweeren. Sehend ir nit,
das alle pfaffen, sy sygind in oder one kutten, von oben härab biß
uff den kleinsten in das bapstuomb geschworen sind? Wär hat aber
sölichs ye in sinem rych gelitten, das die sinen einem so frömbden
veeren schwuerind zuo nachteyl sines rychs? Dann durch sölich
schweeren sind die zytlichen gueter zuo grossen huffen gen Rom gefuert.
Dann, was der bapst gebotten oder verbotten, hatt er darumb
geton, das er gellt damit erjagte. Ich wil der cardinälen und bischoffen
geschwygen, wie vil guotz durch die gen Rom komme mitt
infelen, mentlen lösen, mit annaten. Warumb hatt der bapst den

--440--

Tütschen das mulchen verbotten? Darumb, das sy es mit grossem
gelt wider abkoufftind. Ist mulchen essen sünd, wie mag 's denn
immerme erkoufft werden, daß es nit sünd sye? Mag 's ouch erkoufft
werden, das der todschlag, liegen, eebrechen nit sünd sye?
Nein! So muoß ye volgen, das mulchen essen, es sye zuo was zyt es
welle, eintweders nit sünd sye; oder aber ist es sünd, daß es mit
gheinem gelt nitt mög erkoufft werdenn, das es nümmen sünd sye.
So sicht man, das es ein berämbts huetlin des bapsts gewesen ist.
Also durch den banck hynwäg. Wo ist die ee so veer hinuß verbottenn,
als der bapbst verbütet? Und nimpt aber gelt und lat 's

--441--

geschlicht sin. Wo ist die ee einigem menschen von gott ye verschlagen?
Wie vil hand aber die pfaffen järlich umb ir huory muessen
umbgelt oder zoll geben, darumb, das inen der bapst die ee verbotten
hatt? Wo hat gott die heimlichen lüselbycht gebotten? Und der
bapst hatt nit allein die conscientzen damit toub gemacht, sunder
durch sy in alle schätz graben (wie man vom Antchrist all weg geredt
hat, er werde die verborgnen schätz härfürbringen), aller heimlicheit
innen worden, alle sine valschen pracktiken mit dero ze wägen
bracht. Wo lert uns gott anderst weder von himel und hell?
Aber der bapst hat ein fägfür erbuwen, unnd welcher im läben nit
hatt wellen in 'n seckel gryffenn, deß erben habend erst nach sinem
tod muessen härfürtragen, das dem bapstuomb gebrast. Wo hat

--442--

gott ye andren ablaß der sünden gelert, weder daß Jesus Christus,
sin eingeborner sun, für unser sünd getödt sye [cf. 1. Cor. 15. 3]; das
sye das gewüß pfand, durch das wir zuo gott kommind? Und hat
aber der bapst ein so unsaglichen schatz des ablaß funden, der
ouch für läbendig und tod guot was, das den nieman vergüden mocht.
Ye me man gelt gab, ye mer deß ablaß ward. Wo hat gott ye gelert
umb lon bätten? Und der verloneten betleren - ich solt reden:
bätteren - ist die gantz welt voll. Die hatt der bapst alle ufgericht
und bestätet. Und ye rycher die geystlichen warend, ye
me sy muoßtend gen Rom geben. Wo hatt er ye gelert, das einer
ein sacrament bruchte für den andren? Und der bapst mit sinem
gsind brucht das sacrament des fronlychnams und bluotes Christi für
ander. Wo hat gott ye gelert umb sacramentniessen gelt und versoldung
nemmen? Und das bapstuomb tuot es; dann daruß ist das
unsaglich guot der pfruonden und meßhabens gewachsen. Wo hatt gott
sinen apostlen erloubt irdisch richsnen? Ja, er hat 's eigenlich
verbotten [cf. Matth. 20. 26 f., Luc. 22. 26 f.]. Und der bapst laßt nieman
herschen, er habe dann inn yngesetzt und gewalt geben, ouch
küngen und keyseren. Die unnd noch unzalbarliche stuck, als opfren,
bätt geben, buwen, götzenn zieren, kostliche zier machenn,
pfruond lehen etc. hatt der bapst alle mit sinen geschwornen, den
pfaffen, in der Christenheit erobret, voruß in tütschem land; und

--443--

habend die ding alle mit dem bann erobret, den sy wider gottes ordnung
mißbrucht habend. Denn welche fürstenn, stett oder land
habend dem bann mögen entwychen? Wär hat ouch inn nit gefürcht?
Dise unordnung alle mit einandren, disen aller ergersten stand, diß
widerchristisch bapstuomb beschirmend ir, wiewol ir darnäbend das
liecht so häll sehend, ouch empfindend, das alle völcker sich deß
verstond und fröwend, das der eebrecherinen mißhandlung, die alle
menschen geblendt hatt, eroffnet worden ist. Und, so sy sich deß
götlichen wägs halten und den tüfelischen oder römischen verlassen
understond, so trybend ir sölchen muotwillen mit inen, daß sich ze
verwundren ist, ob ir ouch seelen oder conscientzen habind. Es
habend etlich under üch fromme menschen, die wider deß bapsts gebott
fleysch geessen, enthobtet; unnd hatt aber vormals der bischoff
9 krützer genommen und sy absolviert; und ist ouch nun ein
bischoffisch oder bäpstisch gebott. Das rechend ir yetz mit dem
tod, das ir den üwren vormals nit soltend haben lassen für sünd
rechnen. Etlich habend die pfaffen, münch, nonnen ertrenckt, darumb,
das sy die ee bezogen habend. Unnd strafft bäpstlich gesatzt sy

--444--

nitt anderst, weder das sy von ampt und pfruonden gestossen werden
söllind. Ir schühend die ee, und lassend die huorenwirtischen
pfaffen täglich in üwren ougen messz halten. Ja, sy muessend üch
das "benedicite" über üwre spyß sprechen. Es habend widrumb
etlich under üch stett und völcker mit kriegen angewendet allein
darumb, das sy das gotzwort habend by inen lassen predgen; und das
geton über alle rechtserbott. Nun sehend, welche die ufruerigenn
sygind: Die das euangelium predgend, embütend sich rechnung irer
leer ze geben. Die es hörend unnd annemmend, embütend sich
rechts, darumb sy verklagt werdend. Die richtend ir mit dem abscheyd
von üch: Ir kätzer! Wir wellend üch bekriegen, verderben,
töden, oder aber ir muessend uns häruß gäben, welcher uns gevalt etc.;
und gebütend demnach, man sölle in allen alten harkommen und
brüchen blyben biß uff erkantnuß der concilien. Und ligt aber an
der sonnen, das ir nun darumb uff concilia tröstend, das ir sy
nit halten wellend. Und ob ir sy glych hieltind, was gond sy das
gotzwort an? Wo hat sy gott gheyssen halten? Also beschirmend
ir die finsternuß im hällen liecht; umbhenckend unnd machend
nacht, da der tag ist; beschützend, die üch üwer volck an lyb und
seel verderbend. Aber das ist die ursach, wie da oben gsagt ist: ir
habend die rychtag angericht, das sy üch zuogond. Darumb ist
der geystlichen sach üwer sach; ob ir glych weder kutten noch

--445--

blatten tragend. Der gyt ligt inen allen in den köpffen, spricht
Amos 9. [Amos. 9. 1].
Der dritt teil.
Wir habend in den beden vordren teilen die ufruorer, als ich
hoff, warlich anzeigt. Wölte gott, daß imm nit also wär, wie ouch
Micheas spricht 2. [Mich. 2. 11]: Wölte gott, das ich einer wäre, der
den geist nit hette, unnd luge hette geredt. Aber ye doch sol nit
erlidten werden, das man uff das gotzwort lege, daran weder es noch
sine rechtenn verkündiger schuldig sind. In disem dritten teil habend
wir verheissen wäg anzezeigen, durch die man zemen und in einträchtigheit
kommen möcht.
Welches wir an den letsten anhebenn wellend: an den gwaltigen.
Denn wo gott gnad geben wirt, wirt christenlich läben unnd fryd
durch sy mit vil mer ruowen anbracht, weder so es mit dem volck
muoß erobret werden.
Nun muoß der anhab von gott härkummen, das er inen ire
hertzen erlüchte, das sy inn erkennind und fürchtind. Dann wo
gottes huld und vorcht nit ist, da hatt man ghein acht, wie es den
kinderen gottes gange. Darumb muessend alle menschen mit angst
one underlaß zuo gott schryen, das er inenn das liecht siner erkantnus
geben und by den hertzen zuo im ziehen welle, das sy uß herren zuo
vätteren verkert werdind. Und so das beschicht, wirt es gheines
manens noch leerens me dörffen [cf. Jes. 31. 34], sonder der gott,
den sy erkennend und in inn vertruwend, der wirdt inen alle ding anzeygen,
also, daß sy die rechten mas in allen dingen treffen werdend
und wüssen, wie sy ein yetliche endrung ze hand nemmen söllind;
dann er wirt by inen sin. Er endret sich nit [cf. Jac. 1. 17]. Ist er
ye by Moses und Josue gewesen, so wirt er by denen, die sich
trüwlich als die haltend, ouch sin. Dann, wie er spricht zuo Josue 1.
[Jos. 1. 5]: "Wie ich mit Moysen bin dran gsin, so wird ich by
dir ouch sin, und wird dich nit verlassen", also wirt er ouch zuo eim
yeden reden, der Mosi nachgadt als Josue.

--446--

Wo sy aber ye gottes nit wöllend hören gedencken, so wil ich
sy ermanen by liebe ir selbs, daß sy doch das wöllind ansehen, das
inen am aller ruewigosten werden und begegnen mag, daß sy es nit
mit unruowen wellind gebruchen. Denn kurtz: die ax stadt am boum
[Matth. 3. 10]. Wellend sy sich inwendig nit wenden, daß inen das
billich götlich gevalle, so wirt sich das zytlich, darumb sy strytend,
endren, ouch mit irem undanck. Sy söllend ouch all weg ermessen,
daß des künigs, das ist: eins yeden herren oder gwaltigen, macht an
sinem volck ligt. So nun das volck von im vallt, was ist denn sin
macht? Womit wil er demnach das beschirmen, das er im fürgenommen
hat, so die, mit dero krafft er schirmen understuond, von
im gevallen sind? Als wir aber offenlich sehend in dem handel des
gloubens beschehen. Der gmein mann hangt dem euangelio an, obglych
ire obren nit daran wellend. Und wo man inn davon wil tringen,
spricht er all weg wie die apostel: Man muoß gott me gehorsam
sin weder dem menschen [Act. 5. 29]. Dann gloub ist ein sölicher
schatz, daß der mensch frölichers noch wärders nie überkommen
hat, ouch im nüts glych schetzt. Darumb werdend die glöubigen
ouch lyb unnd läben ee verlieren, ee sy den glouben verlassind, in
dem sy sich empfindend in iren conscientzen ruewig und vertröste
sichre kinder und erben gottes sin. Als unser lieber herr Jesus
Christus wol bedüt hat mit der glychnus des verborgnen schatzes,
der allein in den hertzen empfunden und geoffnet wirt, umb den der
mensch all sin hab verkoufft, das er inn behalten mög Matt. 13.
[Matth. 13. 44]; ouch Paulus Philipp. 3. [Phil. 3. 8]: Ich hab alle
ding als mist geschetzt, allein, das ich Christum gewunne. Ro. 8.
[Röm. 8. 35ff.]: Wär wirt uns mögen scheiden von der liebe gottes etc.
Dise red von der standhaffte des gloubens verschetzend aber die
unglöubigen und richtend sich stätz mit verachtung der glöubigen
widrumb uf. Wie Pharao tät, den billich die wunderwerck soltend
von sinem wueten gezogen haben; noch halff es nüts. Also tät
Hieroboam, Achab und alle unglöubigen. Es hilft ghein warnen,
ghein schryen. Und wirt inen nüts des minder das übel der götlichen
straff für und für zämen gespart biß zuo siner zyt. Da kumpt
es denn gwüssz. Im mag nieman endrünnen. Entschlipft im einer

--447--

glych ussz diser zyt, so hat er inn erst dört bim har. Wiewol er
ouch nach langem dulden von ye welten har die gebüw, so wider inn
ufgericht sind, vor der wellt geschendt hat, als ouch sicher zuo diser
zyt dem bapstuomb beschehen wirt und allen, die es bschirmend.
Gott laßt also durch Micheam 2. [Mich. 2. 1-3] schryen: Wee üch,
die unruow oder mueg erdenckend und in üweren gmachen übels tuond.
Das thuend sy frue, so der tag har gadt (das ist: es beschicht nit
wie etlich sünd ussz blödigheyt oder onverdacht, sonder sy legend
ir höchste fertigoste vernunfft daruff, die aber am barsten ist, so
man nuechter ist); dann ir hand oder tat ist wider gott. Sy hand
die acker oder matten begert und habend sy mit gwalt genommen
und die hüser geroubet. Unnd habend unbill oder ufsatz geton
dem mann und sinem gsind, dem mann und siner hab oder erb.
Darumb redt der herr also: Sich, ich bedenck über das gsind übels
oder straaff, darus ir üwere häls nit mögend schlöuffen. Ir werdend
nümmen stoltz haryn tretten; denn das wirt ein aller böste
oder rucheste zyt sin. Von sölicher zyt redt ouch Isaias 10. [Jes.
10. 3f.]: Was wellend ir tuon an dem tag üwerer heimsuochung und
ellends, das von veernus kumpt? Zuo welches hilff werdend ir fliehen,
oder wo wellend ir üwer eer hynleggen, das ir under den gefencknusbanden
nit gekrümbt werdind? Naum 3. [Nahum 3. 19] spricht ouch
also: Din zerknistung ist nit klein. Din wunden ist treffenlich böß.
Alle, die von dir gehört, habend mit iren henden über dich klepfft;
dann über welchen ist din boßheit nit all weg gangen? Die geschrifft
aller propheten ist allenthalb voll, das gott mit der ruoten kommen wirt.
Dann ir sind in den lastren, darumb er all weg die künig und

--448--

gwaltigen gestraafft hatt. Nun hat er all weg ein art. Wie er im ye
und ye geton hat, also thuot er im für und für. Darumb erman ich
üch by üwerem eygnen nutz, den ir so ernstlich suochend, das ir nit
wenind, ir wellind nutz schaffen oder widerbringen, so ir die treffenlichen
mißbrüch schirmind. Denn warlich, warlich, ir werdend sunst
umb üweren schwitz allen kommen; wiewol daran wenig ligt des
christengloubens halben, denn allein, das ir dazwüschend den unschuldigen
menschen vil unruow gestattend.
Wolhyn, so wellend wir üch weg anzeygen, daran ir finden werdend,
das üch an üwrem eygnen nutz nüts abgon wirt, sunder uf.
Dann, so vil üch deß bapstuombs halb wirt enzogen, so vil wirt üwrem
volck zuogon. Ye me üwrem volck zuogadt, ye rycher ir werdend, ir
sygind dann tyrannen und nit vätter. Dann wir üch ye wellend wäg
anzeygen, durch die üwer volck widrumb gruonen mag, und dasselb
widerbracht volck widrumb zuo üwren henden gestellt, und das alles
mit wüssenn uß dem götlichen wort genommen.
Das bapstuomb muoß hingenommen werden oder aber es tusset,
biß es das euangelium wider undertruckt. Es mag aber niener mit
wäsenlicher geschwent und verderbt werden weder mit dem gotzwort
2. Theß. 2. [2. Thess. 2. 13-17]; dann so bald die welt deß recht
bericht wirt, valt sy on alle not von dem bapst. Der bann mag
inn nitt enthaltenn; denn man ouch im wort erlernet, das syn bann
ein unkrefftig schwärdt ist. Darumb wirdt für das erst not sin, das
ir ynsehind, daß 's göttlich wort durch fromme gotzförtige diener gepredget
werd. Und bedarff hierinn nitt sorg. Lassend nun die,
so das wort handlend, fry und sicher fürfaren, wirt von tag ze tag
die erkantnuß des wortes so gmein werden, das alles, so darwider
ist, verschwindt. Das aber üwer sün nümmen zuo bischoffen, äbten
werdend, wirt üch in den wäg ersetzt: Sy habend allenthalb gebiet

--449--

und herschafften; uff dieselben setzend sy hinuß, und machend weltlich
herren uß inen. So kumpt die herschafft, da sy hyn ghört: in der
fürsten diser welt [cf. 1. Cor. 2. 6] hand oder gwaltigen. Das aber üwren
bischoffen sunst ouch vil kroms und nutzes ist zuogangen, daruf dörffend
ir nümmen sehenn; dann die puren werdend nit me opfren, unnd das
die geistlichen alle darumb zersprungind. Man wirt nüts me umb
absolutz und ablasbrieff geben, und was deß güsels ist durch den
banck hinwäg, wirt us drumb sin. Darumb nemmend, das ir findend
und üch gehört, doch alles mit fridenn, das ist: das irdisch rych;
denn gott hatt inen dasselbig verbotten. Mat. 20. [Matth. 20. 26]: Es
sol under üch nit also zuogon. Luc. 22. [Luc. 22. 26]: Ir aber nitt
also. Sehend ouch allenthalb zuo, das die verkünder des gotzworts
zimmlicher maß uß den zehenden oder kilchengueteren versehen
werdind, so werdend ir sehen, wie sy das fägfhür hüpschlich verlieren
werdend. Sobald man nümmen mit opffren unnd presentzen
daryn werffen wirt, wirt es erlöschen. Unnd so bald der gyt dem
gotzwort ab dem hals wirt kommen, wirt es erst denn zum lüterschen
und reinisten gepredget. Duldend nit, daß ghein gwalt noch
obergheit den geistlichen nachgelassen werd, doch alles mit der zyt.
Tuond den geistlichen glöubigen, die gwaltig sind, radt ir läben lang
nach eeren. Das werdend sy annemmen, ob sy glöubig sind. Die
unglöubigen duldend, biß sy abgesterbend oder üch gott iro abhilfft;
dann die werdend von irem pracht mit fryden unnd danck nit ston.
Dann ob ir glych understuendind wie Achab unnd Iezabel die
waaren propheten umbzebringen [cf. 1. Reg. 19. 2], wurd bald ein
Helias von gott gesendt, der die baals- und bergpfaffen umbbrächt

--450--

[cf. 1. Reg. 18. 40-46]. Es laßt sich nit nöten. Gott der herr ist
meister. Der wirt trüwe hand ob sinem wort halten.
Uß den nonnenklösteren lassend niemant, sy habind denn erbere
herbergen. Luogend aber, das sy zuo spitälen der armenn gemacht
werdind. Ob denenn halte man mit sölcher ordnung, das die gueter
den armenn oder gemeinen durfften dienind. Wellend aber ye
döchtren sich absündren vonn der welt, so sol ir guot nit in iren
hendenn sin, sunder bewar man die mit zimmlicher noturfft, und lasse
sy nit one arbeit, und gebe man inen gwalt zuo verhüren; oder aber

--451--

ghein kloster wirt so wol nimmer reformiert, es kumpt mit der zyt
widrumb in die alten geyle.
Rych und bättelmünch, ja alle pfaffheit sol man gantz und gar
lassen absterben biß an die allein, die zuo dem gotzwort not sind,
und an der gestorbnen statt keine andren nümmen nemmen. Wirdt
dem bapstuomb aber ein bein abbrechen. Das aber die gytigen
hieby sorgend, sy mögind ire kinder demnach nit wol versehenn,
ist ouch umbsunst. Dann die zytlichen gueter muessend sy hie lassen,
und wirt man sy hie bruchen. Unnd ob sy glych nit der rychen und
gwaltigen kinderen, werdend sy doch den armen. Deßhalb ouch den
rychen zuogadt; dann ye weniger der armen ist, ye me den rychenn
zuogon mag. Kurtz: Das absterben der unnötigen geistlichen beroubt
die welt nit. Es lert aber arbeiten, nimmt das muessiggon und mit
dem vil lastren hin, und das, so mißbrucht wirt, kert es in götlich
brüch.
Die zins mögend ir mit zwey kleinen dingen abtuon, damit der
boden entledigot werd. Und die bede satzungenn mögend ir mit gott
thuon; ja, so ir sy nitt tuond, so tuond ir wider gott; dann ye so soltend
ir die beschwärden der zinsen nitt habenn lassenn uff üwer volck und
das erdrich setzen.
Das erst ist: Versehend, das sich nit zimme gheine nüwen zins
ze kouffenn. Deß kan sich nyemants klagenn; denn es ist vätterlich.
Der unglöubig rych wirt sich nit klagen; denn er wirt, so man das
gotzwort fuert, zinsen gnuog finden ze kouffen von denen, die ire zins
nit me haben wellend, sonder in andere gueter verkeeren. Der arm
sol sich ouch nitt klagen, sunder all weg gedencken, das inn der gott,
der inn geschaffen hatt, ouch in dem erdrich, darinn er wonet, erziehen
wirt. Darumb sol er sich strecken nach der decke,

--452--

zimmlich und zügsam läben. Und wo inn ye gott verendren wil,
sol er lieber sinen hof und huß verkouffen fryes kouffs weder sin adren
im lychnam. Dann welcher zins uff sine gueter legt, was thuot er
anders, weder das er sin arbeit eim andrenn verkoufft? Er wil arbeiten,
und, das sin arbeit gewünnt, eim andren geben. Wo wir aber
Christen wärind, läbtind wir sölcher maß, das es sälten darzuo käme,
das uns manglete. Und wo uns gebrust ye beträte, truwtind wir
dem lieben getrüwen himelischen vatter so wol, das wir nit sorgtind
von hus und hof ze gon, und unser läben und wonung an eim andren
ort anzeschicken, als der fromm Abraham offt geton hatt, damit
uns dise wellt nitt ze lieb wurde. Dann mit den verzinsungen
muessend iro vil zum letsten abziehen, wiewol sy es mit undanck
und klag thuond. Es wurde ouch all weg ringer boden finden ze
kouffen, wenn man die köuff lustlich annäm oder hyngäb. Sunst,
gestattet man den rychen für unnd für zins ze kouffen, so werdend
mit der zyt alle böden also versetzt, daß daruff nieman blyben mag.
Was wirt denn für ein volck erzogen? Nüts denn arme verhergte
menschen, die von den wuochreren jämerlicher gehalten und
verspottet werdend weder die vich. Weß wirt denn das volck?
Dess zwar, der es am meysten nutzet. Also wirt das volck, das ir
üwer schetzend, andrer sin.
Das ander stuck, durch das die zins mögend abnemmen, ist, das
ir die zins - ich red all weg nun von erkoufften pfennigzinsen -,
die man ewig nennet, ablösig machind, doch sölicher gstallt, daß sich
der unmas nieman billich klagen mög. Dero zinsen ist nit so vil.
Nun lassend die zwey stuck näbend einandren harlouffen, so
werdend ir sehen, daß die zins in zehen jaren so vil abgangs gewünnen
werdend, das ir üch darab verwundrend. Und wirt damit der boden

--453--

erledigot, denn mögend vil me uff im erzogen werdenn. Damitt
wirt die arbeit ringer, das buwen edler unnd wärder. Und die
unnützen handwerck, die man zuo hochvart unnd kilchenpreng erdacht,
widrumb underlassen. Wirdt ouch ein schub zuo fryden unnd
tugenden. Denn von ye welten har ist frid am wärdesten und tugend
am meysten gwachsen by denen, die das erdrich buwend und sunst
liebe zuo zimmlicher arbeit gewünnend. Lesend Proverb. 6. [Prov.
6. 6-11], Ezech. 16. [Ez. 16. 15ff.]. Muoß es aber ye gewunnen sin mit
andrer menschen arbeit, unnd wiltu überein zuosehen, nit selbs die
hend in teyg stossen, so kouff eigens, verlich dasselb umb zimmlichenn
teil der früchtenn, so wirdt es den wäg gewünnen: Wirdt
vil früchtenn, so wirdt dir ouch vil; wirdt wenig, so wirdt dir ouch
wenig, biß das dir gott erkantnus din yngibt. Sunst muoß dir der
arm frücht ab eim acker gebenn, daruff nüts worden ist. Das
sag ich darumb, das die, so den zins beschirmend, inn ein usufructum
nennend, das ist: ein fruchtteil oder fruchtnutz. Aber es ist ein
valsche gloß. Man muoß den zins geben, unnd ob der hagel glych
biß in das zehend jar schlecht. Darumb wär der fruchtteil
minder wider gott weder zins.
Die zehenden habend, wie vor gemeldet, einen sölichen mißbruch,
das, wenn man sy ansicht, schier verzwyflen muoß, daß sy nit
mögind widerumb in die rechten leyssen gefuert werden. Aber sind
unerschrocken! Gott wirt ouch hie walten. In der zehenden verbessrung
stadt nüts stercker entgegen, weder daß die klöster, stifften
und zehendenbesitzer brieff und sigel habend, das man sy by dem irem
guot, zinsen und zehenden blyben lassen sol, ja schützen und schirmen.

--454--

Und so man inen understuende in brieff und sigel gryffen, ist sicher
ze besorgen, daß die, so me iren nutz suochend weder die eer Jesu
Christi, ouch in alle brieff und bestätungen ynbrechen wurdind, die
glych nit wider gott sind. Sölichs ze fürkommen bedunckt mich
ghein radt besser weder der, den ein ersamer radt by uns zuo Zürich
fürgenommen hatt. Und gadt, gott sye lob, fridlich zuo. Man lasse
die münch, pfaffen oder nonnen im fryden absterben, und nemme man
gheine me an ir statt. So wirt es darzuo kommen, daß ghein geistlicher
me sin wirdt, der yeman erfordre, das man im fryheyt oder
schirm, brieff und sigel halte. Denn so brucht man die zehenden
nach erstem ynsatz zuo enthaltung der lerenden und armen einer
yeden kilchhöre. Hie ligt erst noch vil im wäg; dann vast durch
den banck hynweg werdend die zehenden ussz den pfarren gefuert,
darinn sy ligend, und etwan nit allein an andre ort, sunder in
andre gebiet. Und so man hie hand anlegen wurde, wurde lichtlich
grosser zwytracht oder gantze krieg daruß erwachsen. Noch muoß
man nit erligen, sonder unabgelassen arbeyten; denn es muoß alles
mitt arbeit zuogon, in dero die anfeng all weg am rüchsten sind.
Wir habend nit ufgesehen, das wir das huß gottes in eeren unnd
hege behieltind. Darumb muessend wir yetz mit so vil arbeit widrumb
stein, holtz, kalch, sand und pflaster unnd so vil widerstands

--455--

tragen, biß wir es widerumb ufgerichtend. Das ist: Wir habend nit flyß
gehebt, das wir allein uff das wort gottes sähind und nüts liessind
wider dasselbig ynfueren. Darumb muessend wir yetz in der arbeit des
ernüwrens so übelzyt haben, daß die wol vorbedüt ist durch das
widerbuwen des tempels zuo Hierusalem nach der babylonischen
gefencknus [cf. Esra 4. 1-6. 15]. Also muoß man hie nit einen wäg allein
an die hand nemmen, sunder andre und andre, biß daß man dem bapstuomb
alle viere abbricht. Dann thuot man das nit, so wirt er sich
sölcher gstallt ynlegen, das er uns mit scorpionen schlahen wirdt, der
uns bißhär nun ggeyßlet hat [cf. 1. Reg. 12. 14]. Wo nun die zehenden
also, wie vorgemeldet, uß den kilchhörinen werdend hyngefuert,
muoß man für das erst sehen, daß, die sy hynfuerend, die pfarrer
zimmlicher mas nach gelegenheit versehind; also, das sy sich nit
mit gutzlen unnd liegen betragen muessind, und das opfer gantz
und gar abstellen und an die armen verwenden. Denn wo man das
opferen nit hynthuot, so wirt dem gyt nüts ze vil; wirt all weg lügen
und erdencken, das man hartrage. Darumb muoß man den gyt
ynthuon mitt zimmlichem versehen ussz den zehenden. Dess mögend
sich ouch die, so zehenden hynfuerend, ouch mit bäpstlichen rechten
nit erweeren. Demnach muoß man die zehenden lösen, daß sy an

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ire kilchhöre widerumb kummind. Hie wirt man den meeren teyl
zehenden finden erkoufft sin. Desshalb man eim yeden sin houptguot
sol lassen widerfaren oder wie man mit im mag übereinkommen, ja,
etlichen acker oder ander eigenthuomb geben für den zehenden, damit
sich nieman billich klagen mög. Es zimpt ouch hie nitt ynreden:
Sy habend 's lang gnuog yngenommen, man sölle inen nüts me geben.
Dann du sprichst also, aber der richter redt ein anders. Nun zimpt
aber gheinem Christen yeman gwalt ze thuon. Man wirdt ouch ring
finden ze tuschen, wenn die münch und stifft abgangen sind, und
werdend die kilchörinen einandern wol treffen. Aber hie wil uns
beduren, das man die pfaffheit so lang dulden sölle, biß sy abgesterbind.
Das sol aber nit sin; dann sy habend ire bestätungen
nit allein vom bapst, sunder ouch von üch fürsten unnd obren. Die
söllend ir inen billich halten, und das umb frydens willen, damit nit, wie
vorgesagt, alle versichrungen gebrochen werdind. Dann der menschen
art ist böß [cf. 1. Mos. 6. 5], und wo man einen laßt mit einem oug ein
ding nun ansehen, wil er 's von stund an gar haben: Hatt man das
an mir gebrochen, so wil ich diß an yhenem brechen. Darumb sol
nieman an der zyt beduren; denn one sölche maß mag nütz mit
friden unnd ruowen zuo wägen bracht werden. Es sind ouch die verfuerten
münch, nonnen und pfaffen, die zuo unser zyt läbend, nit schuldig
an den irtumbenn oder mißbrüchen; sy sind leyder also an sy
gewachsen. Welche nun ir verfuernuß erkennend und wider gott nit
fechtend, warumb wolle man die nit mit friden lassen in irem harkommen
sterben, damit man gheinen wäg umb zytlichs guots willen
yeman verletze? Wo sy aber widerfechtend mit widerred, verräterischen
practiken weißt ein yede kilchhöre wol, wie sy sich

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gegen denen haltenn sol, wo ir, die gwaltigen, die nitt temmen
wellend, namlich: sy bannen. Aber die unnütze unnd ytelgheit der
pfaffen sol uns nit mögen so vil beladen, das wir yeman tuegind, darab
er sich gwaltes möge erklagen, es sye dann yemants frävel so groß,
wie anzeigt ist, das man deß bannes nit geraten könn. Wir söllend
zuo eim byspil nemmen die zwen erlöser: Mosen und Christum.
Moses hat die kinder IsraelsEgypten gefuert; und wiewol sy in
zweyen monaten hettind mögen in das versprochen land kommen, sind
sy doch viertzig jar umbhär gefuert, ee sy daryn komen; und sind dero,
die uß Egypten selbs ußgangen warend, nit me denn zwen mann
hinin kommen. Moses selbs hat das land bloß angsehen, aber er ist
gstorben, das er daryn nit kommen ist. Christus Jesus hatt drü
unnd dryssig jar in sinem läben die gotzlestrigen pfaffen geduldet, und
nach siner himelfart erst im viertzigosten sy so jämerlich umbracht.
Deß vorgeben verzücht sich über die sybentzig jar. Also söllend ouch
wir, so es nun umb das zytlich ze tuon ist, umb welches ouch wir
inen nit nüts verpflicht sind, dem gotzwort gheinen anstoß geben,
unnd fro sin, daß das götlich wort nun uff die ban kommen sye, ob
wir glych die trostlichen hilff, die den armen zuogon wirt, mit unseren
ougen nit werdend ansehen. Wo aber der überschwencklich pracht
der äbten und prelaten hieby mit ruowen mag gemäßigot werden, sol
nieman sparen; dann sy damit treffenlich verergrend; und versuwet
etwan ein bischoff oder abt uff sinen lychnam, das man järlich tusent
menschenn damit verbeßren möcht. Es ist ouch hieby ynzesehen,
das man nüts lasse gen Rom kommen weder von annaten
noch grechtshendlen, sunder alle sachen vor der ordenlichen

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obergheit stab ußtrage. Damit wirt dem bapstuomb die kuche enteckt,
unnd der hunger in 'n anckenkübel sitzen. So vermag er denn
nümmen ze bestechen und kriegen. Kurtz: Wo christenliche hertzen
und gotzvorcht sind, da wirt man alle ding erberlich, frommklich
unnd formklich ansehen; dann die liebe kan 's alles und välet
nienen [cf. 1. Cor. 13. 7 f.]; denn gott ist die liebe [cf. 1. Joh. 4. 8. 16].
Wo die liebe ist, da ist gott [cf. 1. Joh. 4. 16]. Wo gott ist, da mag
man nit välen. Was mit gott wirt angehebt, wirt nieman mögen
brechen [cf. Act. 5. 38 f.]. Was wider inn ufgericht wirt, muoß brechen.
Darumb sol man sehen, das der mißbruch der zehenden hingeton werd.
Und tuot man das nit mit rechter betrachtung und ordnung, so beschicht
es mit der zyt mit frävel und unordnung. Dann das fhür
laßt sich nit temmen, da man die warheit so eygenlich erkennt.
Dise ding hab ich üch, gwaltigen, gebätten in die hend ze
nemmen; dann sy für üwren gwalt hörend: sy betreffend die zytlichenn

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gueter an. Die ghörend als wenig dem bapstuomb ze urteilen, als
wenig üch empfolhen ist ze predgen; sunder sy ghörend üch allein ze
urteilen. Nun nemmend 's also in die hend. Brechend von tag ze
tag etwas an dem bapstuomb ab, und lassend darnäbend das gotzwort
fry und trüwlich fueren mit mässigung der götlichen liebe, so werdend ir
sehen, das üch nieman geschaden mag. Luogend ouch daby, das üwer
oug häll syge [cf. Matth. 6. 22f.], das ist: das der inner schalck, der in
allen menschen verborgen tusset, nit untrüw dem gemeinen menschen
und allein uff eignen nutz gricht sye. Ir söllend vätter sin; vätter
suochend nit vorteyl gegen iren kinden. Es kost waarlich vil arbeit unnd
muey; es bringt aber zuoletst wol so grosse frucht bruederlicher liebe und
frydens, das ir aller muey ergetzt werdend. Ich dancken gott, dem
herren -, in dem ich ouch verzüg, das ich 's nit zuo schmeichlen
oder ruom reden -, das die ersamen frommen von Zürich unsaglich
arbeit und sorg habend umb deß euangeliums willen getragen, biß das
es in den gang kommen ist, das sich by inen das bapstuomb wil lassen
abbrechen. Und wiewol es erst in die äher gadt, ist doch ghein
zwyfel, gott werde alle radtschleg, die in im sind angehebt, ouch
ryff machenn unnd zuo guotem end bringen. Darumb muoß man sich
wol ermundren unnd die schwären arbeit mannlich unnd fruotig
angryffen. Es was ein überschwencklich arbeit und fürnemen, so
vil hundert tusent menschen uß Egyptenn fueren, aber do gott hieß,
nam es Moses mannlich zuo handen, und gieng wol und recht.
David ward zuo eim künig gesalbet [cf. 1. Sam. 16. 13], und kam noch
in einliff jaren nit zuo besitzung des rychs; muoßt darzwüschend so vil
gevar und unwärd erlyden, das sych ein yeder sölte vil lieber sölchs
rychs verzyhen weder in sölchen välspilen stäcken. Noch kam
er zum letsten in 's rych [cf. 2. Sam. 2. 4], ward ein lieber küng

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gott unnd dem volck Israels. Also muoß man sich arbeit, muey unnd
duld nit beduren lassenn, frölich daran gon. Dann mit dem bapstuomb
stryten brucht me hertzens weder in gheiner schlacht stryten.
Der fyend ist starck und schlipffrig unnd krümpt sich in tusent
bück. So ir aber offenlich sehend, das gott uff sines worts syten
stadt, so sind ungezwyflet, Moses schlang [cf. 2. Mos. 7. 9-12] wirt
der zoubreren schlangen erbyssen. Gott wirt stryten, überwinden
und üch den sig in die hend geben.
Es söllend ouch die bischoff, äbt und prelaten sich der reformation,
das ist: verbeßrung, nit widren. Sind sy glöubig, so werdend
sy niemants ermanen dörffen; sind sy aber unglöubig, werdend sy
es nit annemmen. Noch söllend sy sich der verbeßrung nit widren;
dann wo sy das tuond, so wirdt gott die frässigen thier über sy berueffen
ze verzeeren Isai. 56. [Jes. 56. 9]. Unnd darumb, ob sy glych
ussz liebe gottes von irem pracht unnd zwang nit wöltind lassen, habend
sy doch vil uff dem zytlichen leben. So endrind ire mißbrüch
mit friden und danck, oder aber sy werdend mit undanck darzuo
gezwungen. Wie ist es Chore (Num. 16. [4. Mos. 16. 31-33]), Dathan,
und Abiron gangen? Wie dem alten Heli [cf. 1. Sam. 4. 18],
ja, dem gantzen jüdischen pfaffentuomb? Ist es nit also ußgerütet,
das sy in aller welt nümmen wüssend, welche des gschlechts sind?
Nun warend aber sy von gott zuo demselben pfaffentuemb gewidmet [cf.
Jos. 18. 7], und dise, von denen wir redend, sind zuo dem pfaffenthuomb
nie gewidmet; sunder all ir gründ, satzungen, brüch und fryheyten
sind offenlich wider das ampt, das Christus den apostlen bevolhen
hatt. Wie vil me söllend sy inen anheben fürchten, so sy sehend, das
gott nit schlaafft [cf. Ps. 121. 3]? Sprichst du: Ja, wenn sy dem wort
gottes glouben gäbind, so liessend sy sich bereden. Antwurt: Darumb
sag ich inen vor, das im gotzwort grund hatt, daß sy darab schräcken
gwünnind; nit ab dem wort - dann sy im nit gloubend -, sonder
ab denen schräcken empfahind, die dem gotzwort gloubend. Dann
dieselben, so sy von tag ze tag berichter werdend, kummend sy zum

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letsten ouch in die brunst, daß sy mit den bischoffen anhebend, das
Helias anhuob und Hiehu 4. Reg. 10. [2. Kön. 10. 18-25]. Aber ich
hoff, es sygind noch etlich bischoff, die nit tyrannen sygind, sonder
doch etwas gotzvorcht tragind. Habend sy nun einen einigen
funcken in inen, der gottes wort gloubt, so gedenckend das einig, das
sy sich von gottes gnaden an das ampt kommen sin ußschrybend.
Sind sy nun von gott da, so muoß ye ires herren wort und gheiß me
by inen gelten weder gheins andren herren wort oder gheiß. So nun
gottes wort sy allein zuo predgen und gsund machen sendt, und sy
aber das nit tuond, muessend sy ye erkennen, das sy in gottes namen
nit da sind, und deßhalb nit uß gottes gnaden bischoff sind, sunder
uß gottes grimmen, zorn unnd ungnad. Gloubend sy nun, das der ein
gott sye, in deß namenn sy sich bischoff ruemend, so werdend sy ye
übel fürchten muessen, er werde inen ir übertretten nit schencken,
und werde zuo der zyt kommen, da sy es nit gehoft habend etc.
Mat. 24. [Matth. 24. 50], und sy schantlich und offenlich straffen. So
sy nun den fürchten, werdend sy ye fro sin, das irer stand mit fuogen
gereformiert unnd geendret werdenn mag. Wo sy aber sprechend:
"Wir habend dem bapst geschworen, dem bistuomb, dem gotzhuß, und
darumb werdend wir unserem eyd gnuog tuon und dero nutz betrachten,
aber arm sin unnd predgenn andren lassen", ietz achtend sy deß
menschen gheiß höher weder gottes; - dann sy wellend ye dem volgen,
der inen gebüt, das richtig wider gott ist -, und beschirmend dasselbig
mit sölchem glimpff: "Ja, es sye ir eydspflicht"; so ist es ein
offner meineyd; denn er reicht häll wider den willen ires herren,
des diener und gesandten sy sich in irem tittel ußgebend. Byspil:
So ein küng ein botschafft etwohin sandte mit lutrem ußgetrucktem
bevelch, und so der dahin käme, da er sölch bevelch volenden sölte,
schwuere er offenlich zuo denenn, die wider sin bevelch handletind, wäre
der nit für einen verräter billich ze verurteylen? So nun gott zuo
predgen gesendet hat one sack unnd seckel [cf. Luc. 10. 4] unnd in
der welt herschen verbotten [cf. Matth. 20. 26f., Luc. 22. 26], harwiderumb
der bapst das predgen nidergelegt und veracht, aber by dem
eyd gebüt rychtag unnd gebiet ze handhaben, muoß ye sin, daß,

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die im geschworn sind, an irem eignen herren meineyd sygind.
Darumb hab ich vormals geredt: Ist yenen ein funck götlicher erkantnus
in etlicher bischoffen hertzen, so ermessind, wie ir sach stande,
und was grossen zorns gottes sy so unsicher wartind. Wo aber gar
ghein ufsehen uff gott in inen ist - als sich, gott erbarms! an dem
meren teil an iren früchten erfindt -, so muot ich inen doch zuo, daß
sy nit me denn menschliche zucht und schamm habind und sich des
titels schämind des herren, wider den sy by geschwornen eyden mit
der tat tuond, und nemmind die herschafften hyn, und schrybind sich
fürsten und herren zuo Croatzien und Kalkutt, und nit botten,
wächter und diener gottes. Was wellend sy mit dem geystlichen
himmelischen nammen tuon, die doch vil me fröwt irdisch herschen?
Wellend sy sich nit anheben schämen, so alle welt iren mißstand
kennet, daß sy so fräfel wider gott da sind und handlend? Gedenckind
ouch, das ghein unordnung so starck nie gewesen ist, die in die lenge
bestanden sye. Nun ist das gantz bapstuomb ein mißordnung. So sol
ouch nieman hoffen, das es nitt abgenglich sye, oder das es erredtet
werden mög. Isaias spricht 8. [Jes. 8. 10]: Samlend üch zämen ze
radt, so wirdt es zerworffen; nemmend üch etwas für, so wirt es nit
beschehen; denn gott ist mit uns. Es gebend die närrischen hoffnungen
uns oft kluoge ding für; aber die hoffnung der gotlosen wirdt
umbkommen Ps. 1. [Ps. 1. 6]. Es ist ghein radtschlag wider den
herren. Nun ist kundbar, das vil der bischoffen ein zyt har nit
allein grossen abgang erlitten, sunder ouch grosse gaaben geschoben
habend, daß sy das bapstuomb erhalten mögind, der hoffnung, ob sy
glych noch vil jar grossen trang erlyden muessind - dann sy habend
sich etwas verwegen -, so komme es doch demnach widrumb in
den alten gang. Diser ir radtschlag ist der vernunfft nit glych; ich
gschwyg, das er umb siner fräfene willen, daß er sich wider gottes
wort ufböummt, nit beston mag. Dann sich, wie wellend sy dem
gotzwort über zwentzig jar erweeren, so sy im ietz in der bluost
nit erweeren mögend? Ja, wir wellend die pfaffen dennen tuon, die

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luterisch sind, als sy redend, und kein andre machen; die schuolen,
die darwider sind, ufnen; die damit sind, nidren. Sich, wie hand
sy es so wol troffen! Die Christen fragend iren gesalbeten pfaffen
nüts me nach, und sind kue- und genshirten yetz gelerter denn ire
theologi. Und ist eins yeden puren huß ein schuol, darinn man nüws
und alts testament, die höchsten kunst, läsen kan. Und zühend die
kilchen allenthalb, so vil der zungen not ist, die damit könnend
bas umbgon weder ire schuolen, die zum meren teil ir eigne spraach,
die sy von der muoter soltend gelernet haben, nit konnend, ich gschwyg,
daß sy die houptsprachen verstandind. Und ist gott der sinen der
recht eigen schuolmeister, on den alle spraachen und künst nüts
denn garn der listen und untrüw sind. Noch so gebend die
grossen egyptischenn fleisch inen sölche hoffnung für [cf. 2. Mos.
16. 3]; die wellind sy erst über so vil jaren erläben. Ach gott!
Sehend doch einmal an, worumb ir strytind, so findend ir, daß ir
allein umb das zytlich guot fechtend. Was ligt nun üch daran, wie
dasselb über hundert jar gen Rom gefuert werde oder nit? Wie
könnend ir also in den nutz gen Rom verhefft sin, und üwerer
nachpuren und empfolhnen schaaffen vergessen, so ir doch offenlich
merckend, das man den ungrund üwers prachtes und muotwillens
verstadt? So tuond doch umb gottes willen ein tugend, und
lassend mit ruowen und guoter ryffer betrachtung die obergheiten
allenthalb die ding abbrechen, die wider gott sind ufgericht. Ir
dörffend üch nit sorgen weder an lyb noch seel. Dann der
conscientz halb habend ir das wort gottes; das leert üch offenlich
das widerspyl üwers stands. So muessend ir, so verr ir glöubig conscientzen
habend, üch wirsch fürchten in dem stand ir sind,
weder so ir den underlassend. Des lyplichen schirms halb wirt
alle wellt mit üch sin; denn ir sehend wol, daß die fyendschafft, die
ir habend, allein dahar kumpt, das ir den jämerlichen bapstsstand
beschirmend. Und so ir doch ye üwer tag hie guot und frölich wellend

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haben, so lassend üch üwer noturfft mit ruowen zuodienen. Habend
ir nit viertzig pfärd, so rytend mit vieren. Dann wo ir sölicher gstalt
üch nit fuegen wöllend, ist ze besorgen, das üch gott zuo grösserem
unradt und straaff behalten welle; dann er spricht nitt vergeben
Isaie 33. [Jes. 33. 1]: Wee dir, der beroubest. Wirstu nit ouch beroubt
werden? Und dir, der verachtest, wirst du nit ouch verachtet
werden? Wenn du dinen roub zämen gebracht hast, denn wirstu
ouch beroubet. Wenn du verachtens voll und mued wirst sin, denn
wirst du verachtet werden etc. Bedenckend doch etwan ouch, das
man 's üch gesagt hab. Bedenckend, das man üch erkennt.
Glycherwyß söllend ouch die äbt ansehen, das, obglych ghein
münch oder nonn in der gantzen welt wäre, denocht gebräste weder
zuo lyb noch seel ützid gemeiner bywonung und brüchen halb der
menschen. Aber umb die das gotzwort verkündend, stadt es nit
also: Tuot man allein einen dannen, so muoß die kilch, dero er genommen
wirt, der spyß des wortes manglen. So nun ir so ein unnötig
gschlecht sind, und weder dem rechten under den menschen,
noch trost der conscientzen, noch gottes eer ützid abgadt, so ir abgond,
wie könnend ir doch nun für üch nemmen, das ir üch nit
wellind mit absterbenn lassen abgon, so doch üwer stand gheinen
grund in gottes wort nienen hatt?
Beschlussz.
Ich mag wol gedencken, das yetz lichtlich einer sprechen wirt:
Wenn hat der fryheitzbuob gnuog geschelckt? Ist er aller lastren
unschuldig? Oder wär gibt im gwalt, so fräfenlich von und gegen
allen menschenn ze reden? Denen ich gern nachlaß, das ich ein
armer und träffenlich prästhafftiger sünder bin. Aber, wie ich
immer bin, hatt mich denocht gott zuo der arbeit sines worts berueffet.

--465--

Ich weiß ouch eygenlich, das vil durch das wort, das gott durch mich
gefuert hatt, zuo warem glouben kommen sind. Es muoß sich ouch
erfinden von yetz hin biß an den jüngsten tag, das ich mit gheinem
velschen, zangg oder eigenrichtigheit das wort nie gefuert hab, sunder,
syd dem har ich mich dem götlichen wort gentzlich heimggeben, all
min leer dahin gericht hab, das die recht, waarlich eer gottes und
sin warheit härfürgebracht und christlich läben und friden gepflantzet
werde. So nun die conscientzen etlicher menschen so glych sind
und aber der ußwendig wandel so unglych, härwidrumb viler conscientzen
so unglych, und man hieruß schynbarlich sicht grossen
unradt entspringen, hat mich ye am nötigosten beduocht den valsch
anzezeygen, damit die, so ire fräfenen radtschleg, die sy im hertzen
tragend, nit ewigklich meinind, man kenne sy nit; sunder, so sy
sehend, das ir fürnemen nit verborgenn blyben mag, sich anderst
anschiffind. Also sind aber etlicher conscientzenn glych, die doch
sunst unglych wandlend. Sy tragend eignen nutz im hertzen und
jagend aber dem unglycherwyß nach; dann etlich uß inen suochend
eignen nutz und ruomb under dem namen deß euangelii, etlich aber
stond dem euangelio darumb wider, das es inenn nit zuotraglich ist
weder an eer noch guot. Nun sind ye dero conscientzen innwendig
glych, namlich: eigennützig; aber ußwendig ist die red und wandel
unglych. Dargegen sind aber, dero conscientz mit gott recht verricht
ist, die nit uff eignen nutz, guotes oder eeren sehend, sunder
allein uff die waarheit unnd eer gottes. Hieruß muoß zwytracht kummen;
dann die einvaltigen kinder gottes merckend offt nit, womit die
kinder diser welt umbgond. Als, do Simon Magus getoufft ward,
wüßtend die apostel nit, das er allein umb nutzes und gwüns willen
sich touffen ließ, biß das er den schalck härfür ließ, do er mitt gelt
die verlyhung deß heiligen geistes erkouffen wolt [cf. Act. 8. 9-24].
Harwidrumb ist etlicher ungloub, wueten unnd durächtung so offembar,
das sy alle welt kennet. Nun sag ich aber denen beden parten,
nit ich, sunder Paulus; nitt Paulus, sunder gott 1. Tim. 5. [1. Tim.
5. 24]: das etlicher menschen sünd so offenbar sind, das sy sich selbs
in verurteilung fuerend; etlicher aber sind so heimlich, daß sy erst by
langem eroffnet werdend. So nun der valschen Christen eigner

--466--

nutz an beden partyen so offenlich am tag lyt, so wellind die umb
gottes und irer seelen willen verschonen, das sy nit ufruorind, und
irem gyt zuo beden syten nit gottes eer fürwelbind. Denn, wie yetz
ghört ist, ir fürnemen verligt sich nit; es kummt all wäg an den
tag, wie sy ouch Isa. 29. [Jes. 29. 15f.] beschryet: Wee üch, die so
eins tieffen hertzen sind, das ir vermeinend üwre radtschleg vor gott
zuo verbergen; dero werck in der finsternuß sind; die da redend: Wär
sicht uns, und wär erkennet uns? Der üwer gedanck ist lätz, glych
als ob der leim wider den haffner radtschlagte, und das werck wider
den werckmeister spräche: Du hast mich nit also gemachet [cf. Jes.
29. 16]. Also ist ouch die gröste torheit, das etlich hoffend, ir gytiger,
eygennütziger radtschlag werde verborgen blyben. Noch vil grösser ist
die torheit dero, die so offennlich wider das wort gottes strytend mit
gebieten, vehen, töden; dann dieselben nit allein gott, sunder ouch
allen menschenn erkant sind. Deßhalb sy nit allein den zorn gottes,
sunder ouch der menschenn ungunst uff sich ladend. Womit wellend
sy denn erobren, das sy fürnemmend, so gott und die wellt wider
sy stadt? Aber nit also, getrüwen lieben brueder - also nenn ich
üch, so veer ir gott erkennen wellend -! Sehend ir nit, das üwer
läben oder glück nit in üwer hand stadt? Hiere. 10. [Jer. 10. 23]:
Herr, ich weyß, das der wäg des menschen nit sin ist. Sehend ir
ouch nitt zuo unseren zytenn, das der aller wysesten, rychosten, stercksten
fürnemmen gestürtzt wirdt? Unnd beschicht dasselb eben, so
das offnen des gotzworts mitloufft nit one ordnung gottes, das, ob
sy glych gott daran nit erkennen wellend, doch andre glöubigenn
sehend, wie starck die hand gottes sye über die stercke der fürsten
diser welt. Wie gdörend ir üch nun uff üwer so fräfenen hoffnungen
gelassen? Erkennend doch gott. Erkennend doch üwer kurtz läben.
Gedenckend, wie so schwär es ist, wider inn ze stryten. Erkennend,
das gheins menschen läben erlangen mag, das die glöubigen sich von
gott abwendind. Alle, so inn recht versuocht habend, werden inn
nit mögen lassen. Deßhalb ir ee die gantzen welt mögend ußrüten
weder den glouben in einem einigen menschen. Darumb üch von

--467--

durächten wenden sol, das ir, ob gott wil, verzwyflind das wort nider
ze legen uß den ursachen: Das ir sehend, das es im anfang nit mag
nidergelegt werden; vil weniger, so es wirt uferwachsen sin. Das,
ob ir glych nüts uff gott wöltind halten, denocht inn billich fürchten
muessend, so ir sehend, das er so starck ist, das er die gwaltigosten,
sterckesten meistret. Das ir wol wüssend, das dem gotzwort widerston
gevarlich ist. Der bapst hat üch bald wider das wort gehetzt,
aber uß gevar nimmt er üch nit. Also ouch die blinden oder verstopten
geistlichen unnd gelerten, die habend üch bald geraten, wie
ir mannlich durächten söllind, und sich hiemit yngeflickt, das sy
vil tuombherrenpfruonden zemenhuffind. Aber, so ir damit so verhaßt
werdend allem üwrem volck, das es üch fürhin lieber durächt weder
schirmpt, davor werdend unnd mögend sy üch nit sin. Sehend, das
sind allein menschliche ansehen, die üch billich soltend hinter sich
halten, das ir nit mit sölcher unmaß vermeintind wider gottes wort
ze sigen. Ir wüssend, das, wo das götlich wort erschallet, daselbst
zwüschend zweyen, dryen oder fünffen span wirt [cf. Matth. 10. 34f.].
So hab ich ouch ghein zwyfel, es habind nun üwer etlich abvallen der
aller innigosten empfunden, als Micheas 7. [Mich. 7. 5] anzeigt: Bewar
das schlossz dins munds vor deren, die in diner schooß schlafft.
So nun die von üch vallend, zuo wäm wellend ir üch dem nach trüw
versehen? Nun vallend sy aber sicher von üch; dann der glöubig verlaßt
alle ding unnd volget gott nach [cf. Matth. 19. 27]. Es hilfft ouch
üwer widerwer nitt, da ir sprechend: ir sygind glöubig, und, die ir
widerfechtind, sygind unglöubig; dann üwer ungloubnuß mag sich nit
erretten. Alle stuck, die ir offenlich trybend, zeigend an, das ir unglöubig
sind. Bispil: Ir straffend fleischessen mit dem tod. Und
ist aber ein gwüß zeichen deß gloubens, wo einer in götlicher fryheit
- wir redend hie nit von buebischem fräfel - weißt, das im all spysen
zuo aller zyt essen zimpt Ro. 14. [Rom. 14. 20]. So ir nun darwider
fechtend, so erkennend üch die jungen kind im gloubenn, das
ir nit glöubig sind. Ir straffend pfaffen, münchen, nonnen, so sy zuo
der ee gryffend, und duldend darnäbend die huorer und huoren vor

--468--

den ougen der einvaltigen frommen Christen, und schrygend
denocht, ir sygind Christen. Und mag daran ein blind sehen, das
ir nit allein nit Christen sind, sunder ouch unverschampt, unerlich
varend, das ir den wuost vor üwren ougen duldend unnd pflantzend.
Also durch den banck hinweg. Was gott zimmlich macht und der
bapst verbütet es, hangend ir dem bapst an. Was der bapst erloubt,
haltend ir für erloubt, obglych got dasselb träffenlich verbüt. So
sich nun üwer gloub und ungloub nit verbergen mag, wie gdörend ir
üch doch für Christenlüt lassen ansehen? Hierumb, sind ir
Christen, so tuond als Christen: Strytend nit wider das, das gott
gefryet oder verbotten hatt, oder aber ir werdend üch die gluot selbs
uff die fueß ziehen. Gott spricht zuo Moses Exo. 3. [2. Mos. 3. 7]:
Ich hab die verhergnuß mines volcks gesehen in Egypto unnd ir
gschrey gehört. Meinend ir nit, ob er aller Christen not ouch hüt
by tag sehe und höre? Oder meinend ir, das ghein not noch trang
under dem Christenvolck sye? Hatt er nun do ze mal einen
erlöser gesendet, der sin volck, das weerloß was, usß der starcken
weerhafften hand des egyptischen küngs hinfuort und erloßt, so wirt
er sölichs ouch wyter tuon. Nun sind on allen zwyfel. Erlassend ir
das volck gottes nit, das es sinem herren nachvolge, so wirt er bald
einen senden, der sy mit üwrem undanck hinfueren wirt, und alle,
die sich wider inn setzend, nüts minder ertrencken, weder den
Pharao. Bedenckend die ding, die zuo friden dienend und zuo erbuwnuß,
das ist: lassend das Christenvolck im friden by dem suessen
wort gottes läben; unnd buwend die ding, die zuo der eer gottes dienend;
dann alle andre gebüw muessend nidergebrochen werden. Es ist
umb zwey ding ze tuon: [1.] Umb den inneren menschen; den lassend
mit gottes wort gespyßt werden. Dann sind ir glöubig, werdend ir
das gern tuon; sind ir dann unglöubig, was ligt üch dran, was ein
yeder gloub? [2.] Dann den usseren menschen wirt üch das gotzwort
nit entziehen, so veer ir gebürliche maaß haltend. Wo aber
ye etwar das euangelium zuo einer erloubnuß des fleischs machen
wölt, so tragend ir das schwert Ro. 13. [Röm. 13. 4]. Zum andren

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ist es umb das bapstuomb ze tuon. Das muoß brechen. Darwider mag
nieman, die sach gevall uns oder nitt. Dann der verderbend sun ist
geoffenbart 2. Thess. 2. [2. Thess. 2. 3]. Nun wirt das nächst sin, das
inn gott mit dem atem sines munds umbringe [cf. 2. Thess. 2. 8]. Das
wirdt gwüß beschehen. Gott hat 's geredt; so muoß es ouch beschehen.
Wellend ir aber im byston, so werdend ouch ir under das gsind des
dracken gezellet, unnd wirt üch der engel Michael (bedüt Christum
in Apocalypsi [Apoc. 12. 7-11]) ritterlich überstryten, und nit allein von
irdischem rych, sunder veer von der hohenn eer der ußerwelten
gottes in die tieffe der ewigen finsternuß verstossenn.
Gott, der uns alle geschaffen hatt, welle uns verlyhen, das unsere
obren früntliche gmuet gegen imm und uns überkommind. Welle
inen das steinin hertz nemmen und ein linds fleischins ynsetzen
[cf. Ez. 11. 19, 36. 26], das mit dem nächsten erbermbd hab, sunst
sind wir alle leyder fleyschlich gnuog. Dann wo gott nitt würcken
wirdt, wirdt all unser tuon geton sin [cf. Ps. 127. 1].
Dem sye lob unnd eer in die ewigheit! Amen!
Geben Zürich uff der unschuldigen kindlin tag im jar 1525.