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Huldrych Zwingli Werke - 45

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

45

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Eine Epistel an die Brüder zu Augsburg

Dezember 1524
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 3 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 90)


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Ein epistel Huldrich Zwinglis
an alle christenliche brueder zuo Ougspurg.
Allen christlichen bruederen zuo Ougspurg Huldrich Zwingli.
Gnad und frid von gott und unserem herren Jesu Christo!
Uwer gloub, aller liebsten brueder, wirt ouch by uns ußkündet.
Gott sye lob, durch den ir in erkantnus syn beruefft sind. So ich nun
den üwren glouben sich mit antchristischer leer angefochten werden,
hab ich nit mögen lyden, das den valschen meistren, als sy
Lucas nennet [cf. Luc. 11. 39-52, 20. 45-47], sölich ir frävel unangeruert
wurde hingelassen.
Unnd hab minen lieben bruoder und getrüwen mitarbeiter im
euangelio Jesu Christi, Leo Jud, erbetten, das er dem unverschamten
buechlin des Kretzen, der by üch lert, antwurt gibt,
christenlich und mit mer zucht, weder yener verdient hatt. Denn
was gat inn nöt an, das er ein sölchen klappermerckt uffricht, der
nun in sinem tant gründt ist, oder, als etlich meinend, in Ioannes
Fabers kluoger geschryfft, die ich nitt gesehen hab; so doch alle
welt ietzund bericht ist, das sy sölche großmuotermäre verlachend.
Und wil aber demnach zuo siner narrenwys ouch die gschrifft zwingen,

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die imm glich anstat, als einer suw ein badeer. Da sy von Christo
redt, da zücht er sy uff die unsubren pfaffheit. Als er die gantzen
epistel zun Hebreeren eintweders nit verstat oder aber frävenlich
buckt. Verstat er sy nit, worumb nimt er sy in d'hand, oder
worumb undernimt er sich schrybens? Verstat er sy und mißbrucht
sy so frävelich, so muoß ein schalck oder versöldeter dahinden
stecken. Dann die epistel legt an den tag, wie Christus das opfrend
pfaffentuom hingeton und abgesetzt hat und die gantzen welt in die
ewigheit mit gott, himelischem vatter, versuent mit sinem einist volbrachten
opfer, das ist: tod am crütz erlidten, und daß Christus nit
geopffret wirt, weder da er stirbt. Noch gdar diser tenebrio sich
mit dem äschen armbrust harfürlassen und mit sinem kat die
ougen der glöubigen understan ze verblenden.
Nun lassend sehen - er heist der Kretz und ünser bruoder heißt
Löw; ist wol ze gedencken, er habe ouch klawen -, wie sy mit eineinander
kretzen wellend. Iener wetzt sich am fleisch, diser am
felsen Christo. Laß sehen, welcher wirt aller tieffist verwunden!

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Darzwüschend huetend üch vor sölchen menschtantmeren, die allein
irem buch dienend [cf. Röm. 16. 18]. Und kömend nienen zuo dem
Kretzen, daß er üwren glouben nit verletze; dann dero red frißt um
sich wie der krebs [cf. 2. Tim. 2. 17]. Sunder flyssend üch von tag
ze tag verwandlet ze werden nach der form Christi [Gal. 4. 19], ungeacht,
was die gytigen pfaffen von irem meßhalten töubind. Das
ist gott gefallen, das ist ein Christenman sin, so man wandlet, wie
er gewandlet hatt [cf. 1. Joh. 2. 6]. Und zühend daby die fryheit des
euangeli nit zuo eim muotwillen des fleischs [cf. Gal. 5. 13], so werdend
ir alle antchristische leer mit warem christlichem leben niderlegen.
Darzwüschend wirt oüch üwer und min bruoder Löw den
Kretzen, den er ietz nun ein klein krätzlet hat, bas in die klawen
nemmen, bis das er imm den gammel so vil genimbt, daß er
inn ouch uffwerffen und ballen wirt.
Den sig verheiß ich üch mit got; denn ich weiß, wie unüberwintlich
die warheit ist.
Gott bewar üch! Amen.