Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Ratschlag betreffend Ausschließung vom Abendmahl für Ehebrecher, Wucherer usw.

(Vor 12. April 1525)
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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[Rathschlag betreffend Ausschließung vom Abendmahl
für Ehebrecher, Hurer, Wucherer etc.]
[E. II. 341, fol. 3297.] Nun volgt diser gemeinsame nach, das
wir christenlich lebind. So aber etlich so unverschamte laster sind,
die nútz me geachtet werdend under den Christen, muoss man sehen,
das dieselben usgerútet werden. Und darumb werdend sich die, so
hie zuogon wellend, vermessen, wie harnach volget, die offnen laster
vermyden.
[E. II. 341, fol. 3296 a.] Eebruch und huory muos in sunderheit
dennen geton werden, ouch gotzlestrung und trunckenheit; dann in
dem lychnam Christi, das ist: in syner gmeind oder kilchen, mag
man sölche laster nit erlyden, vil weniger noch grössere laster als
todschleg, meineid, rouben und diebstal und derglychen. Hierumb
werdend wir das brot und tranck der widergedechtnus und dancksagung
uberein denen nit geben, die in genanten lastren offenlich
erfunden werdend. Ob aber demnach üwer, miner herren, stab oder
obergheit sy nit vertryben, wurdind wir allen glöubigen nach götlichem
gsatzt empfelhen, sölche uberträtter mit aller gemeinsame als essen,
trincken und ander bywonung und pfläg vermyden.
Derglichen, ob etlych noch den götzen dientind, das wir doch
nit hoffend, söllend sy ouch nit zuo disem tisch und dancksagung zuogelassen
werden.
Es sol ouch der unbillich gyt hie usgeschlossen werden, under
welchem wir ouch den zinskouff findend, und inn für zimmlich und
lydenlich nit mögend erkennen. Noch, damit umb zytlichs guots willen
ghein unradt enstande, und nach der liebe alle ding gericht werdind

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[cf. 1. Cor. 16. 14], und sich frävens oder gwalts nieman klagen mög,
so befindend wir us den exemplen Abrahams, Jacobs, Josephs,
Salomons und andrer, das, wo man mit dem zins nachkomender
gstallt handlen wurd, wir dannethin die, so zins habend, nit köndind
usschliessen von diser widergedechtnus oder dancksagung.
Zum ersten wellend wir hie nit die zins verston, die erbzins,
bodenzins oder lehen genempt sind (dann wir die für eigentuom erkennend),
es wurde dann hie sölche unmass und übertrang gebrucht,
das darinn gott, bruederliche lieb und einigheit verletzt wurd, welchs
denn einer obergheit zuostuende ze verbessern.
Zum andren. So ein obergheit gheinigerley zins fürhin gestattet
ze kouffen, damit der boden wyter nit beschwärt werd, möchte man
aber die zins des bas lassen hangen, bis das sy mit friden abgelösst
und der boden erledigt wurde. Wo aber das ye nit sin möcht us
der ursach, das einer us anligender not sine zins zwungen wurde zuo
verkouffen, damit imm nit n%,utz us dem sinen gienge, soll ein andrer
vorkoufften zins wol mögen kouffen und an sich lösen.
Zum dritten. Wo sölich erkouffte zins unablösig wärind, das
ein obergheit die erloubt abzelösen. Und ob darumb nit brieff, urber
oder ander eehafft gwarsamenen wärind, die uswystind, wie hoch
der zins erkoufft wär, das man denselbigen nach der zal 20 um eins
ablösen mög.
[E. II. 341, fol. 3296 b.] Zum vierden. Damit den armen geholffen
und der boden erledigot werd, ist not, das man die losungen
sölcher mas teile, das der besitzer damit nit beschwert, noch der

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zinsköuffer des sinen beroubt werd. Darumb so sol, was über einen
guldin geltz ist, all weg das halb hoptguot [!] mit dem zins ggeben,
die halben summ und zins ablösen und bezalen mögen. Aber der
losung zyt halb wer aller billichest, das, zuo welcher zyt einer mit zins
und hoptguot [!] keme, nach anzal ablösen möchte.
Zum 5. So aber vil gevar in dem zinskouff gebrucht, also, das
man by der bestimten marck 20 umb eins (die denocht nit grund in
gottes wort hatt) nit bliben ist, sol man den beschwerten entrichten,
das er nach anzal sines yngenomnen hoptguots [!] zinsen sölle, und
nit wyter mit der verschribung gezwungen werden.
Zum 6. So auch die früchtzins mit grossem nachteil und beschwerd
des armen mans gemeinlich erkoufft sind, also das sy gemeinlich
vil me geltend weder das hoptguot [!] 20 um 1 bringen
möcht, so sol ein yetlicher, der sölche zins sol, wenn er frücht
oder bar gelt bringt, so vil das hoptguot [!] ertragen mag, bezalt und
gewäret haben. Ob aber die frücht minder gultind, weder das hoptguot
ertragen möcht, sol der zinser ouch nachziehen und erfüllen nach
des hoptguots summ.
Zum 7. Sidmal etliche lybding one not und mit ver und
nachteil eelicher erben erkoufft werdend, sol man gheine lybding
gestatten zuo kouffen one gunst, wüssen und willen miner herren,
die dannethin, wo sy ehafft ursachen sehend, nach irem beduncken
zuogeben oder abschlahen mögend.
Zum achtenden. So aber ander unser Eydgnossen ouch zins
in ünseren gebieten habend, sol man inen dieselbigen widerfaren
lassen nach innhalt irer briefen, doch so verr sy one mindrung der

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bestimtenn summ 20 um eins erkoufft sind. Wo da minder oder mer
erfunden wurd, sol der köuffer und zinser einandren nachziehen.
Wo nun sölcher gstallt mit dem zins gehandlet wurd, möchtind
wir umb liebe und fridens willen des zimmlicher von dem zins reden
und manen. Wo aber das nit, muesstind wir für und für wider die
und ander beschwerden streng leren und schryen.
Und ander unzimmlich beschwerden, die wir leider hörend, so
ungemäss beschehen, als lyhen mit unzimlichen gedingen, die
künftigen frücht unerberlich an sich lösen, wuochren, wechslen und
ander unzimmlich köuff, wo wir dero innen werdend, werdend wir die
überträtter von disem nachtmal usschliessen.
Hierumb welle üwer wysheit hie ynsehen, damit nieman geschmecht
werd.
Es sol ouch demnach die mess gentzlich abgeton und ewklich
underlassen sin, heimlich und offenlich.