Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Eine Antwort, Valentin Compar gegeben

27. April 1525
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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Ein antwurt Huldrychen Zuinglis,
Valentino Compar, alten landtschrybern
zuo Ure, ggeben über die 4. artickel, die er
imm uß sinen schlußreden angetastet hatt.
[1.] Vom euangelio, was es sye.
[2.] Von den lereren, wie vil inen ze glouben sye.
[3.] Von den bilden, unnd wie an denen die schirmer und stürmer
mißlerend.
[4.] Vom fägfhür, das gheins sin mag.
Den frommen, fürchsichtigen, ersamen und wysen landtamman,
radt und gantzer gemeind ze Ure, sinen
günstigen liebn herren, embütet Huldrych Zuingli
gnad und fryd von gott, dem himmelschen vatter
unnd unserem herren Jhesu Christo.
Wilhelm Tell, der gotskrefftig held und erster anheber eidgnossischer
fryheyt, üwer landtman, o treffenlichen, notvesten, getrüwe,
liebe eltesten Eydgnossen, ist mit so ungemässem haß des
gwalts beladen gewesen, das der inn zum letsten, do er inn nit überspähen

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kond, mit einer so unmenschlichen, unnatürlichen zuomuotung
anfacht, das sich got nit me überheben wolt, sunder inn mit sinem
eignen fleisch und bluot erradt und zuo eim ursprung und stiffter einer
loblichen Eydgnoschafft machet. Der sol ouch billich by üch so vil
gelten, das ir erwegind, was haß vermöge, namlich, das er den unschuldigen
gedar so unmentschlich angryffen.
Nun ist üch allen unverborgen, mit was hass ich von etlichen
besunderen lüten in einer Eydtgnoschafft gevecht wird und für
einen so schantlichen menschen ußgeben, das, wo im also wär, mich
billich nit mine herren von Zürich, sunder gheine Juden noch
Dürggen under inen dulden söltind. Deßhalb mir schwär ist vor üch
ze reden oder ützid lesen lassen; dann die erdichtete schmach (die
man one die warheit uff mich legt) hatt mich on zwyfel by üch ouch
so verhaßt gemacht, das, sobald min nam allein gehört wirdt, menger
sin oren und gmuet abwenden wirt, das er nun nit hören
muesse von mir sagen.
Darumb mir für das erst not ist den ungunst abzeweicken, ee
und ich ützid ernstlichs mitt üch ze reden anheb, damit ir mine
wort ouch hören mögind. Got gebe gnad!
Ich hab so meng mal die valschen reden, so uff mich erdacht
sind, abgeleinet, wiewol all weg mit wenig worten, das es gheins
verantwurtens dörffte, wo dieselben verantwurtungen hettind mögen
zuo üch kummen.
So aber minen geschrifften der weg zuo üch ze kummen verschlossen,
ist not, das ich die luge abtuege, damit die warheit deß
bas mög ersehen werden. Und das nit umb mines namens willen,
den ich langist by vilen verschetzt hab, sunder umb der eer gottes
willen, das sin wort umb minetwillen nit geschmächt werd; denn ich
sin wort mit trüwen fuer, als ich hoff zuo siner gnad.

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Man sagt uff mich, wie ich die heligen sacrament abthuon welle;
und ist aber min höchster flyß, das ich sy recht nach dem ynsatz
gottes harfürbring.
Ich rede: S. Jacob der minder sye für uns gestorben, nit Christus.
Und predgen aber ich nüts weder Jesum Christum, und
den gecrützget [cf. 1. Cor. 1. 23] umb unsers heils willen.
Ich halte nüts uff der muoter gottes und den lieben heiligen.
Und halt aber ich so wol von inen, das ich nun leer, wie sy gelert
hand. Da muoß ich ie vil uff sy halten.
Ich fuere so ein schantlich leben, das es ein unmaß sye. Ich
begib mich für einen grossen sünder, aber schantlich hab ich nit gelebt,
diewyl ich noch jünger was, also, das man mich einigerley
schand ye habe muessen straffen, wiewol man etlich züchtig freuden,
als die musick, mir zum besten hat muessen rechnen, ouch andre,

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die man an der jugent nit achtet, die mir aber, ußgenommen die
musick, got nit hat lassen nachlouffen bys zuo diser zyt.
Ich habe vil pfruonden. Ich hab nit me denn einy, und do ich
glych zwo hatt, do hatt ich minder weder ietz. Schuoff der groß
kost, den ich tragen muoßt.
Es wär lang, alle lüg ze erzellen, die man uff mich erdichtet hat:
Wie ich nach dem radtsitz stelle und nach gwalt. Ich mein, mir
sye ze raten worden, das ich alle hend voll hab ze thuon, und kan
denocht kum naher kummen. Ich wäre ein unnützer verkünder des
euangelii Christi, wenn ich nach denen dingen stalte; dann ich
wurde nit frucht schaffen. Got aber, unser herr, vor dem ich red,
der weißt wol, ob ich also läb oder nit, dartzuo die frommen von
Zürich.
Von des Eggen wegen werdend ir hernach hören, wie es umb
sinen uffsatz stande.

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Ob ja die und ander schantliche lüg von etwas besundren lüten,
die nit mögend erlyden, das man den eignen nutz recht anruer, für
üch kummen wärind, so habend ir min antwurt, die gantz und war
ist, mit dero ich hoff, wo etwas ungunsts wider mich by üch gewachsen
wär, schon nidergelegt sye, damit ir unpartygisch min schryben verhörind.
Dann wellicher uß eigenrichtigheyt unnd prästhafftem gemuet
hasses und gunsts urteilt, der mag nit ein glycher richter sin, als
aber ietz min sach by üch ervordret, da ir söllend zwüschend Valentinen
Compar und mir erkennen.
Der hat wider mich in vier puncten geschriben, sin gschrifft by
üch vor gantzer gmeind verlesen. Söltend nun ir min widergschrifft
nit als wol lesen als sine, so wurdend ir - zürnend nitt! - ie nit
gemeine richter sin. Welchs mir sust von etlich andren orten ouch
beschicht: Mine gschrifften verbütend sy, - unnd bin aber ich by
den frommen von Zürich, und gerüst, allen menschen ze antwurten
umb miner ler willen; - aber aller dero, die wider mich schrybend,
gschrifften lesend sy und frolockend darab. Ist das recht gericht?
Ja, sprechend sy, du bist ein kätzer. Dartzuo mag mich die gantz
welt nit machen.
Darumb, lieben herren, ir wellind min geschrifft, die ich Valentinen
Compar für ein antwurt zuoschryb, ouch lassen lesen -, ob
ir glych die vordrigen mine gschrifften ouch verbotten hettind -; so
werdend alle liebhaber der warheit eer können von üch sagen. Dann
min schryben, das nit min ist, sunder gottes wort [cf. 1. Cor. 7. 10],
stat - got sye lob! - noch so uffrecht als andrer treffenlicher
schrybenden, denen ich die schuoch ze ringglen nit wirdig bin
[cf. Marc. 1. 7]. Es wirt ouch so uffrecht blyben, das es nieman
wirt mögen umbkeren. Daran bin ich als ungezwyflet als
an got uß zweyen ursachen: Die erst, das ich gheinen grund nimm
weder gottes wort; die ander, das ich allein gottes eer suoch, nit
mine, allein das heil der seelen, nit breyte mines namens. Darumb

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weyß ich, das min leer nit mag gestürtzt werden; dann sy nit min,
sunder gottes ist.
Nun hatt Valentin Compar mit so grosser zucht wider mich
geschriben, das ich zum ersten wünscht, das er gröber unnd rüher
wider mich geschriben hette, damit sich gottes fyend unnd mine deß
me erfreuwt hettind; dann ich hat mich erwegen, ghein andre antwurt
ze geben dann wie ich im geton hab. Es was mir ouch langest
vorhin gsagt, wie eyner von Ure wider mich schribe; doch sagt man,
es wäre ein einsüdel. Nun weyß ich nüts anders von disem
Valentin ze sagen, dann das er me zucht in sinem schriben gebrucht,
weder alle, die zuo diser zyt wider einander schrybend. Es ist
ouch sin schryben nit öd; er meinet 's, als mich beduncken wil, guot.
Es hat mich ouch nit allein sin bescheidenheit zuo antwurt bracht,
sunder sin flyß und üwer hören, das ich sich, das er sich nit vergeben
in heiliger gschrifft uebt, unnd by üch nit unbillich so wärd
gehalten wirt, das ir sin schryben habent offenlich lassen verlesen.
Darumb hab ich gemeint, üch und im werde in minem antwurten gedienet.
Uff das ist min ernstlich pitt, min antwurt ouch guetlich
ze verhören und nit achten, wer geschriben hab, sunder was ich geschriben
hab. Ist das die warheit, das ich schryb, warumb gloubt
man im nit, so ich nit minen tandt red, sunder gottes wort oder das
darinn grund hatt? Mag aber dise min antwurt nit an einer gantzen
landßgmeind gelesen werden, das ir sy doch lassind lesen, wo es eim
yeden fuegt; dann sy nitt wenig frucht bringen wirt zuo der waren
gots eer. Und ob glych etliche ding zum ersten die unberichten
verletzen, werdend sy doch mit der zyt ie bas und bas erlernet, das
ir sehen, das ich mit der warheit umbgang, dero wir noturfftiger sind
zuo unserer zyt weder gheiner sach uff erden. Also hatt der übermuot
und gyt alle ding gefelscht, das die warheit ouch by den grösten
fürsten wenig gilt; ja, was sy handlen wellend, gebend sy ein anders
für, weder sy vor inen habend. Aber got strafft uns also: Wir
habend nüts uff sin wort; darumb laßt er die luge under uns kummen;
und so wir die erkennend, die valsch thuend und betriegend, so

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lassend wir den falsch under uns ungestrafft fürkummen. Beschicht
uns recht! Die selben verhuetend demnach, das die warheit nienan
harfürlüchte, damit ir betrug nit ergriffen werd, wie unser lieber herr
Christus Jesus seyt Jo. 3. [Joh. 3. 20]: "Ein ieder, der übel tuot, der
haßt das liecht, und kumpt nit an 's liecht, das sine werck nit ergriffen
werdind". Also beschicht ouch mir. Drumb, daß ich etlicher
gwaltigen wercken starck widerstreb, so scheltend sy mich so unmenschlich,
das, wo ich ein wolff und wuetend tier wär, sy ungemässer nit
köndind von mir sagen. Aber was truckt sy? Die warheyt, die wil
harfürbrechen, es sye inen lieb oder leyd. Denn so schryend sy:
Der wil ein Eydgnoschafft zertrennen! Er wil sy über einandren
richten! Und so ich mich verantwurten wil, so habend sy vor und
ee mit grusamem gschrey: "er ist der gröst schelm, kätzer, dieb, etc."
versehen, das mine buecher nit gdörend gelesen werden. Dann wo
sy gelesen werdend, da sicht man, ob ich ein Eydtgnoschafft zertrenn
oder der eygennutz, wie bruoder Claus ouch vorgseit hat.
Ob ich sy über einandren richten welle oder die, so biderben lüten
ire kinder hinfuerend, da sy in den frömbden kriegen lyb unnd seel
verdamnend und inen nieman nüts gdar daryn reden. Ich
weyß, was ein wol harkomne Eydgnoschafft umbbringen mag.
Dem werr ich, so vil got gnad gibt, mit hend und fuoß. So tuond
aber die eigennützigen nit anderst dann die krancken, die nüts ynnemen
wellend, weder das inen schad ist, und was inen heilsam ist,
verspüwen sy, wellend von dem gotswort nüt hören sagen, welchs
uns allein die ougen clar machen möcht, das wir sähind, welchs mit
got bstand möcht haben, welchs nit. Aber gotsforcht ze pflantzen wär
ich geneigt, und was alle mine fyend von minen jungen tagen reden,
wirt sich doch nimmer anderst erfinden by allen frommen, denn da
ich die ding, die einer Eydtgnoschafft mögend schaden, treffenlicher
weder gheine pfaffen zuo minen zyten geweertt habe. Glycherwyß wär
ich ouch bereit, üch ze Ure in all weg zuo dem euangelio ze dienen;

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denn dasselb der einig trost der menschlichen seel ist. Es legt die
warheit an 'n tag; es lert gott recht erkennen, recht lieb haben, recht
in inn vertruwen; es macht friden, aber götlichen friden. Dargegen
so zücht es die untrüw harfür, offnet den unglouben, zeigt die fräfnen
schalckheiten, glychsnery und valschen geist an. Darumb schrygend
wir so ungestümlich. Denn eintweders es zeigt unser laster und untrüw
an: so mögend wir es nit erlyden, als den eigennützigen beschicht;
oder aber es zeigt die warheit: so verletzt man denn die
luge, als dem bapst beschicht; deß gwün und gwerb ligt gantz und
gar darnider, wenn das euangelium eroffnet wirt. Nun habend aber
unser vordren mit gheinem volk me übler zyten gehebt weder mit
den geistlichen. Darumb sich ser ze verwundren ist, das wir inen nit
nachvarend. Denn hettind sy die gründ der warheit gewüßt, die ietz
an 'n tag kommend, sy hettind sich von dem ungötlichen bapstuom wol
anderst entschütt. Das sicht man an dem: Wo sy imm habend
mögen widerstreben, habend 's nit gespart.
Hierumb, frommen, getrüwen Eydtgnossen von Ure, das, so
man ietz leeret, mag gheinem volck komlicher und nutzbarer an lyb
und sel sin weder einer Eydgnoschafft, so verr man die warheit
lert; denn es sind vil valscher bruedren. Darumb wirt 's ein spott
sin, wenn wir uns etlich gytigen und glychßner lassend hinderstellig
machen. Es ist ghein nüwer gloub, sunder der alt, wie inn gott
durch die heligen apostel gelert hat.
Gott erlücht uns all. Der beware üch, das ir, in sinem willen
varende, unser vordren eer unvermaßget behaltind. Amen.
Vernemend min schriben imm besten; denn es nieman zuo einigerley
nachteils bschehen ist. Und worinn ich üch gedienen kan,
zimme üch ze gebieten. Ich hoff ouch, min schryben sy üch vil deß
gnemer, so es von Zürich kumt, zuo denen ir von alter har besundre
meinung gehebt habend und sy zuo üch.
Geben daselbst 27. tags aprell. 1525.
Uwer williger Huldrych Zuingli.

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Valentinen Compar, alten landtschryber zuo Ure,
embüt Huldrych Zuingli gnad und frid von got.
Din früntlich schryben, lieber Valentin Compar, zeygt zum
ersten an, daß du nitt kleinen flyß hast, din seel zuo weiden in der
heligen gschrifft, wiewol dich menschlich erdachte leere noch an vil
stucken hynder sich hebt. Welchs doch ghein wunder ist; dann es
beschicht den gemueten glych wie den ougen. So einer lang in dem
schneglantz gewandlet hat, und demnach an aabre, gruene ort kumpt,
betrügt inn noch lang die schneeblende, ja, etlich muessend sich lange
zyt artznen, ee und inen die recht gsicht widerumb werde; etlich
aber erblindend gar. Also ist es umb menschlichen verstand. Wir
sind ein lange zyt allein in menschenleeren gewandlet. Die haben
unsere gmuet also behafft, das, nachdem wir in die lustigen gruene des
hällen gotswortes kumend, wir dieselben nit mitt offenen ougen mugend
ansehen. Hie sind etlich, denen die gsicht für und für wider
wirt, under welche ich dich zell. Got sye lob! Denn ich wol vermercken
mag din zuonemmen in verstand götlicher warheit, wiewol
du wider mich schrybest. Ja, ich hab dasselb so eigenlich gesehen,
das du mines schrybens talame nüts dörfftist; denn ich nitt zwyfel
hab, du syest von gott schon bericht deß, das du mir widersprichst.
Und so verr din geschrifft nit vor gantzer gmeind der frommen von
Ure gelesen, wär nit not xin dinethalb antwurt ze geben. Sich,
lieber Valentin, ob ich dir unrecht tuege, und verzüg mich der luge,

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wiewol mir von Ure niemans ein buochstaben geschriben hat. Etliche
aber sind in menschenleeren also verblendet, das sy, wiewol das liecht
der warheyt schynet und lustigen paradys und matten des götlichen
wortes offen stond, sy denocht in menschenleeren blind blybend, und
wie die kinder Israels für und für wider hinder sich gegen Egypten
sahend [cf. 2. Mos. 16. 3, 17. 3, 4. Mos. 20. 4f.], wiewol sy on underlaß
die gegenwürtigen hand gottes sahend. Also schrygend die verblendten
in der leer allein nach menschenleer, wiewol sy sehend, das
got sin wort fürbringt wider allen gwalt der gantzen welt.
Demnach muoß ich dich ein wenig beschelten, das du mir den
titel gibst: "Din wirde". Hastu mich für einen Christenman, so
weystu wol, das du mir söliche tittel nit geben solt, das er ouch mich
nit fröwen kan. Hastu mich nit für ein Christen, warumb schmeichlest
mir denn? Doch vertrag ich das guetlich; ir cantzler habend der
titlen gewonet; aber die das gotswort mit trüwen verkündend, söllend
die schmeichtitel abwerffen, so offt sy inen uffgeladen werdend, als
ouch unser lieber herr Jhesus Christus thett; do inn einer zuo ougendienen
nampt "Guoter meister", gab er im ze antwurt [Matth. 19. 17,
Marc. 10. 17, Luc. 18. 19]: "Warumb nempstu mich guot? Allein got ist
guot". Wie? Was er nitt got? Ja. Aber yener gab im disen titel,
damit im ougendienen wellende. So ich nun dinen titel verston guoter
meinung uß der fäder gefallen sin, so laß inn fürohyn noch besserer
meinung dahinden, ob du uß disem minem schryben nit so klar
bericht, denn das du wyter schryben not sin vermeinen wirst. Welchs
dir ouch fry unverschonet zimmen sol; denn ich dinen ouch nit
schonen wird - doch one schelcken diner person - in fürharstellen
der warheit. Doch - als ich hoff - wirt sy dir nümmen
wee in den ougen thuon.
Nun hab ich din gschrifft nit von einet lassen trucken, das buoch
wil sust ze groß werden, wiewol din züchtig schryben billich an den

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tag keme, nun, das etlich glerten, die also widereinander schryben
- das es an kriegsgurglen ze vil wäre -, sähind, wie ein Christenman,
so inn an eim andren etwas befrömbdt, billich schryben sol;
denn ich dir ye zuogeben muoß, das ich noch gheinen gsehen hab, des
gschrifft so engstlich nun begere die warheit ze erduren, als die
din, und das one alle schmach- und schentzelwort.
Ich thuon im aber also: Ich setz dine wort etwan besunder, wo
der hafft daran ligt. Und hab gheinen zwyfel, ich wil dir sy mit
trüwen harin setzen, und nüts ußlassen, daran din meinung stat.
Und bitten hiemit got, das er ietwedren ab dem unrechten wyse
zuo dem rechten unnd waren verstand. Amen!
Worinn ich dir gedienen kan, schaff und gebüt. Ich mein,
wir sygind person halb einandren unbekant. Wenn wir aber in einem
glouben und geist zemengefuegt, werden wir einandren bekant gnuog
sin, obglych die angesicht einander nimmer sehind. Huet dich, das
du die götlichen warheit von gheinen glychsneryen lernist; denn dieselben
felschend und betriegen seer umb irs buchs [cf. Röm. 16. 18]
und muessiggons willen.
Bewar dich got!
In der vorred Valentin Compar.
"In massen sich ze verwundren, daß durch din wirde und ander
die glertsten zuo diser zyt sölcher irtum sol erwachsen, billicher ze
verhoffen wär, ob etwas irtumb vorhanden xin wäre, das dann der
durch sölich gelerte lüth gantz hynweg thon sölte werden".
Zuingly.
Diß ist die schwärest schmachred, die du uff mich thuost durch
das gantz buoch hyn, aber verzych mir got all min sünd, als ich dir
diß bresthafft wort verzigen hab; denn durch mich ghein irrtumb
nie erwachsen ist noch gepflantzt, wiewol ich deß von minen mißgünneren

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seer gescholten wird. Mag aber by denselben min unschuld
nit harfürkummen, wirt sy doch am letsten urteyl vor der gantzen
welt ersehen werden in dem handel; sust bin ich ein armer sünder
gnuog; gott kömm mir al weg ze hilff!
Merck aber, lieber Valentin, wie ich offenlich an den tag bringen
wil mit lüten, die noch lebend, das ich, vor und ee ghein zwytracht
entstanden ist, mit fürnämen cardinälen, bischoffen und prelaten geredt
und gehandlet hab von der irrtumb der leer, und gewarnet, das man
die mißbrüch anhebe abzenemmen, oder aber sy werdind mit grosser
unruow selbs umbfallen.
Mit herren cardinal von Sidden hab ich vor acht jaren zuo den
Einsüdlen und demnach zuo Zürich offt mit hällen worten verzügt,
das das gantz bapsttuomb einen schlechten grund habe, unnd das all
weg mit gwaltiger heyliger gschrifft. Das hat der wolgeborn herr
Diebold von Geroldßegg, m. Frantz Zingg, doctor Michael
Sander, die all dry noch in leben sind, offt gehört. Und hat sich
genanter cardinal offt mit worten gegen mir uffgethon sölcher gestalt:
Ghulff mir got wider zumb brett - denn er do ze mal in
ungnad bapstes und bäpstinen was, das ist: cardinälen (die geberend
ie einen bapst) -, ich wölte daran sin, daß der übermuot und

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falsch, so der römisch bischoff brucht, an den tag kem und gebeßret
wurd. Hat ouch demnach offt red mit mir von der leer und heliger
geschrifft wegen ghalten, doch alle uff den schrot, daß er den falsch
erkante und im nit geviele etc. Wie er aber demnach sich gehalten
hab, ist nit not hie ze erzellen.
Hugo, bischoff zuo Costentz, hat mir durch sinen vicarium,
Johansen Faber, selb zuoschryben lassen imm 1519. jar, do der
Barfuossermünch Samson den ablas by uns wolt feil haben, nachdem
er, der bischoff, vernommen hatt, ich predgete streng wider des
bapsts ablas, und hat mich darinn gestercket, er welle mir mit aller
trüw byston, es sye dann, daß sines genanten vicarius eigen handgschrifft
falsch unnd hinder im ußgangen sye, die ich noch hüt by tag
hab. Wie solt ich im do gethon haben? Solt ich nit eim bischoff
von Costentz losen, des vicarie mir schreyb, ob ich glych vorhyn
nit willens gewesen wäre, wider den verfuerischen ablas ze stryten?
Demnach hab ich an genanten bischoff zuo Costentz demuetig und
gehorsamig gschrifften lassen gon, heimlich unnd offenlich, darinn ich
im all weg anzeiget hab, er sölle sich in gehällung des euangelii
schicken; denn es werde schlechtlich harfürkommen, und sölle
allem landenbergischen geschlecht und stammen die eer anthuon,
daß er one widerspan der erste bischoff sin welle, der das euangelion
fry predigen lasse. Aber nit weiß ich, wie sich das wetter geendret

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hat. Die mich vormal hatztend, die haben mir demnach
ghein antwurt nie weder muntlich noch schrifftlich geben, ußgenommen,
was sy in gemein gethon haben. Das was aber dem vordrigen unglych,
indem der vicari muntlich und schrifftlich mich verston ließ,
der bischoff möchte den übertrang des bapsts nit erlyden etc. Antonius
Puccius hat zum vierden mal red mit mir ze Zürich gehalten
mit grossen gheissen, demm ich offenlich harus gesagt hab, was
daruf und dran sye, und wie ich die leer des euangelii fueren werde
mit gottes hilff, und werde das bapstumb damit schwachen etc. Hat
alles nit geholffen.
Nun sich, lieber Compar, ob ich nit zytlich gnuog gewarnet hab.
Was ich so unrecht dran, warumb widerwisend sy mich nit? Sy
haben all weg gesprochen, es gezimme inen nit gespräch ze halten,
und derglychen antwurten ggeben, bis ietz ze letst habend sy sich in
Eggen gspräch, vorus der bischoff zuo Costentz, begeben, doch schluog
mir Egg für Lucern und Baden. Da ich aber weiß, das nit der
verachtest Lucerner geredt hat uff eines frag, der sprach: "Wöltind
ir aber nitt frid und gleidt an im (meint mich) halten?": "Ja", sprach
er, "hettind wir inn nun, ich wölte im demnach umb ein batzen all
sin lebtag ze essen geben". Noch hab ich vor ersammem radt zuo
Zürich mich umb dero und andrer geferden willen entschlossen zuo
Schaffhusen oder S. Gallen Eggen ze stellen. Hat mich genanter
radt bescheyden, die pündt, die mögind nit anderst erlyden,
denn daß man mich suoche, da ich sitze, unnd wurde zuo nachteil
ir statt dienen; denn sy wol wüssind, das gheyn ander ort gheinen
irer burgeren oder hindersässen liessind anderschwohyn besellen.
Unnd hab also min erbott gen Schaffhusen unnd Sant Gallen
widerumb muessen durthuen. Do ich nun weder gen Lucern, noch
S. Gallen, noch Schaffhusen, noch Baden mich ergeben hab
mit radt, do ist bischoff zuo Costentz widrumb zuogefaren, und hat
uff den tag gen Lucern geschriben, man sölle der disputation mit

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Eggen und mir ietzmal still ston etc.. Und habend aber vormal all
weg sine botten des Eggen brieff uff die tag überantwurt, daran man
wol sicht, ob sy mir wöltind zimmen lassen ze disputieren oder nit;
aber ze Zürich haben sy nit wellen willigen, ob ich mich schon zuo
glychem zuosatz zuozehören ergab. Denn des hab ich mich all weg
embotten.
Diß hab ich dir nach der leng muessen anzeigen, daß du und alle
Christen sehind, das ich in wincklen oder diebisch nie nüts hab
fürgenommen, sunder all weg zytlich gnuog gewarnet, und allen
menschen antwurt geben. So ich nun denen höupteren die irrtumb
hab anzeigt, unnd daby geoffnet, wie ich das euangelion ungespart
mit gots hilff fueren welle, so sol ich ie under die, so irtumb machend,
nit gezelt werden, vorus, so ich anfangs grossen gunst und willen, das
euangelium harfürzeziehen, by herren cardinal von Sidden und
herren Hugen, bischoff zuo Costentz, gehebt hab. Nun werdend,
als ich nit zwyfel, genanter zügen etlich gumpen. Daran ligt aber
nit. Wellen sy gern, ich wil inen noch grösser untrüw, die mit mir
gebrucht ist, anzeigen. Ich zeig sy aber darumb an, das ich inen
ouch stand darumb thuon wil, wo sy des nit emberen wellen. Darumb
thuon ich es one schentzelen und schmähen, das ich allein, so vil mir
not ist, mich dem euangelio zuo guotem zuo erreten harfürzüch. Die
rach empfilch ich got [cf. 5 Mos. 32. 35].
Das du aber demnach sprichst, "vil billicher sölte durch andre
gelerten und mich irrtumb nidergelegt werden weder gemacht", gib
ich die antwurt:
Das tuond vil weidlicher dieneren gottes uff den hüttigen tag
so starck und styff, das dem liecht der warheit nieman erweren
mag. Dye habend gsehen, das irtum in den schaffstal Christi
kommen was und die wolff, das ist: das bapstumb, fraß und zerreiß.
Darumb habend sy sölchen irtumb anzeigt, und brechend an
im täglich ab nach dem byspil Pauli 2. Cor. 10. [2. Cor. 10. 3-6],

--63--

und nemmend die verstend der menschen irem herren Christo yn.
Ob aber die ungleubigen hieby wuetend und verwirrend, könnend die
trüwen diener gottes nit für, sunder das, so sy mit trüwen fuerend,
nützet die gantzen Christenheit an seel und lyb, und mag es nieman
widerfechten, denn der under oder by uns ist; der ist der stercker
oder grösser, als Ioannes spricht 1. Io. 4. [1. Joh. 4. 4].
[1.] [Vom euangelio, was es sye.]
Demnach in diner gschrifft griffstu den artickel an, da ich geredt
hab, das die irrind und gott schmähind, die das euangelium klein
achtend one bewernus der kilchen. Und sprichst nach etwas worten:
Valentin Compar.
"Dise proposition mag wol in kreffen stan. Ich gloubte nit dem
euangelio, es wär dann durch die kirchen bewärt. Das wil ich diner
wird also zuo verstan geben: Alle die ler, die wir hand von Christo,
unserem herren, und von dem heyligen geist, die hand wir durch
mitel der menschen; denn weder der heylig geist noch Christus hat
sin ler selbs geschriben, sunder die euangelia sind durch die menschen
geschriben ein guote zyt nach der uffart Christi, ze unglychen zyten,
ze unglychen enden und in unglychen sprachen, als din wirde wol
bericht ist, und demnach in mitler zyt ouch andre euangelia geschriben
sind, genempt euangelia Thome, Barptolemei, Petri
und Nicodemi etc., die ouch under andre euangelia komen sind,

--64--

und aber nit gerecht gewesen sind, ouch nit von genanten 12. botten
gmacht. Dann one zwyfel, wärind sy von inen gemacht gesin, sy
wärind ouch gerecht gesin. Darumb wärind die euangelia wider
einander, und möcht man nit wol wüssen, welches die rechten euangelia
wärind. Darumb was not und guot, das die euangelia von der heyligen
kilchen bewärt wurdind, und erläsen, weliches die rechten
euangelia wärind etc.".
Unnd zum letsten sprichstu also:
Valentin Compar.
"Darumb so mag ich mit warheit dis min red wider diner wirde
artickel wol beschliessen: das die nit gott lestrend, die die euangelia
klein achtetind on bewärnus der kilchen, sunder redend wol. Darumb
so mag diser diner wirde artickel nit bestan".
Zuingly.
Hie muos ich, lieber Valentin, drü ding handlen, die ich in
den articklen clar gnuog gehandlet hab, wiewol man nit eigenlich
daruff sicht. Die sind: [a] Euangelion, [b] kilch, [c] bewären.
[a] Euangelion ist das pfand und sicherheit der barmhertzigheit
gottes: Christus Jesus. Und wirt darumb also genempt. Das
arm menschlich geschlecht ist uß dem val Adams so stoltz, eygennützig,
hochträchtig (denn es schlecht dem vatter nach), daß ghein
mensch, der in sünden empfangen, Psalm 50. [Ps. 51. 7], ist, der dise
presten nit an imm hab. Darus denn volget, das alles, so er imm
selbs fürnimpt, thuot oder lasst, nun zuo sinem eygnen nutz oder eer
rychtet, ja, das er ouch, so er got dienet, imm nit uß liebe, sunder
umb das besser oder uß tyrannischer vorcht dienet. Desshalb ghein
dienst gottes, den der mensch tuot, by götlicher grechtigheit ützid
billich gelten mag; denn alle unsere dienst sind so vermasget, daß
sy by gott nütz wert sind. Nun ist aber dargegen gott ein so suber,

--65--

rein, unbefleckt, einvaltigs, luters guot, one alle hochfart, eygennutz,
vorteil und derglychen, das by imm nütz wonen mag, denn das uff
gottes art suber und rein ist. So nun der mensch in allem fürnemen,
tuon und lassen alle sine werck mit genanten lastren befleckt, so muoß
volgen, das er mit allem sinem thuon zuo got nit kummen mag. Und
ie treffenlicher der mensch sölcher untrüw unnd schalckheit leugnet,
ye ein grösserer glychßner und schalck er ist; denn die ard Adams
kan nit fälen, wir habend sy alle. Byspil: Allmuosen geben ist ein aller
ungezwyflestes guots werck. Welcher gibt es aber one vorteil? Wir
behaltend uns all weg den besten teil. Ouch die münch und Nollbrueder,
die gesehen wellend sin, sy gebind alles, so sy nit dörffind,
umb gotzwillen, die gebend das aller abschetzigost, und erst, so sy
vorhin vol sind, und soltend aber sy, nach der leer Pauli Ephe. 4.
[Eph. 4. 28], arbeitten mit iren henden, daß sy andren ouch mitteilen
möchtind. Oder aber, so wir allmuosen geben, wellend wir bessers damit
umb gott ermertzlen, und werffend all weg die wurst an 'n bachen.
Und gibt nieman frölich [cf. 2. Cor. 9. 7] allein zuo gottes eer und guotem
des nechsten, sunder uß vorcht des tüfels und der hellen, oder gottes als
eines tyrannen, oder das zytlich oder ewig ze erkouffen, oder uß üppiger
eer, das man nit könne reden, wir gebend nütz. Dannenhar das
ungezwyflet werck also von wenigen recht beschicht; denn mueßtend
wir nit schandenhalb, so tätend wir nit, das wir wol daran erlernen
mögend, daß unsere werck allesamen so vermasget sind, das wir
durch sy nit dörffen hoffen zuo gott ze kummen. Den unseren gebresten
hat gott gesehen und sich darüber so tieff erbarmet, das er
uns mit synem eingebornen sun hat wellen erlösen, damit unsere hoffnung
zuo gott nienen schwancken oder schwachen möcht. Denn was
er uns sust für ein pfand siner gnade ggeben hette weder sin eingebornen

--66--

sun, möchtind wir an imm ee zwiflen, weder an sinem sun.
So er nun den für uns geben hatt, so ist ghein sünder so groß, das
er an gott verzwyflen könne, so er sicht, das er sinen sun für uns
geben hatt. Das ist die ursach, worumb uns gott mit sinem sun hat
wellen zuo im bringen, wie dann 2. Thesa. 2. [2. Thess. 2. 1-17] erlernet
wirt. Als aber gott an menschlichem jamer vernuegen ghebt,
hatt er sinen eingebornen sun ouch mentschliche natur verordnet anzenemmen
in dem reinen, unbefleckten lychnam der ewigen magt
Maria, den er one alle beruernus manlicher vermischung oder bylag
mit sinem selbs geist fruchtbar gemacht, das in iro der heylig sun
gottes, unser heiland, empfangen und erwachsen ist, und zuo siner zyt
one vermasgung irer jungfrowschafft in diß welt geboren, damit
an imm gheinerley süntlichs möchte erfunden werden; denn der ein
opffer für unser sünd sin, muoßt ye one alles uffheben der sünd sin.
Also ist er, nachdem er in disem zyt so lang gelebt, das er uns ein
bispil unsers lebens vorgebildet hatt, von den glideren und kinden des
tüfels gwalticklich in den todt hinggeben, und für uns sündigen der
unschuldig getödt und uffgeopfret, und mit dem opffer die grechtigheit
des himelschen vatters vernuegt, bezalt unnd versuent in die ewigheit
für aller glöubigen menschen sünd. Denn wie alle menschen durch
inn beschaffen sind, also sind sy ouch alle durch inn erlöset; und
wie alle menschen allein durch inn muessend beschaffen werden, also
mögend sy ouch durch nieman widerbracht und gsund gemacht werden
weder durch inn.
Das ist nach der kürtze die summ des euangelii, namlich: das
uns gott einen heyland und bezaler für unser sünd, sinen eingebornen
sun, ggeben hatt. Merck aber: Welichem menschen ist er ein heyland?
Allein den glöubigen. Welcher ist aber glöubig? Welcher sich
ungezwiflet an die gnad gottes lasset, die imm uffgetan und sicher
gemacht ist mit sinem eingebornen sun. Wie wirt aber einer glöubig?
Macht in des menschen wort glöubig? Nein; denn wir sehend, das
vil den gnedigen handel des euangelii hörend und werdend denocht
nit glöubig. Ja, der grösser teil dero, die Christum selb hortend,

--67--

sind unglöubig bliben, und vil dero, die uß der gschrifft von Christo
konnend reden, die vertruwend denocht nitt in inn, als man an denen
sicht, die ir heyl by den creaturen suochend oder in den usserlichen
zeichen. Darumb so kumpt der gloub nit uß mentschlicher vernunfft,
kunst oder erkantnus har, sunder allein von dem erlüchtenden und
ziehenden geist gottes. Das lert unser lieber herr Christus Jesus
selbs Io. 6. [Joh. 6. 44]: "Nieman mag zuo mir komen, es hab inn
denn der vatter, so mich gesendt hatt, gezogen", und zeigt daselbst
uß den propheten Isaie 54. [Jes. 54. 13] und Hiere. 31. [Jer. 31. 34]
an, das ouch die alten erkennt habind, das die erkantnus des heilands
von gott erlernet muesse werden, unnd spricht darumb bald darnach
[Joh. 6. 45]: "Ein yeder, der 's vom vatter ghört und glernet hat, der
kumpt zuo mir". An welchen worten wir eigenlich sehend, wo wir
muessind ze schuol gefuert werden, namlich bim vatter. So mag der
gloub nienen har kommen weder von got.
Was aber sye "zuo Christo kummen", tuot er von stund an uff
und spricht [Joh. 6. 47]: "Warlich, warlich, sag ich üch, welcher in
mich vertrüwt, der hat ewigs läben". Das ist "zuo Christo kummen":
in inn vertruwen. Das muoß aber alles von got kummen, das wir den
gnädigen handel des suns gottes verstandind, unnd uns daran lassind.
- Nun sich ietz, lieber Valentin, wie das zemen stande: "in den
sun gottes vertruwt nieman", das ist: "dem euangelio vertruwt nieman
denn der, den der vatter glert und zogen hatt", und: "ich gloubte
dem euangelio nit, d' kilch hette denn das euangelium bewert". Das
vorder wort, das gots ist, leert offenlich, daß den gnädigen handel
Christi Jesu nieman annimpt, weder den got daryn fuert. Das ander
wil meinen, der gloub köme von eignem erwelen des menschen, aber
der mensch erwelle es darumb, das eintweders ein so grosse menge
dem euangelio anhange, welcher meinung Augustinus geredt hatt,
oder aber darumb, das die bäpst und bischoff das euangelion fürgebend
für guot und grecht, welicher meinung die irrigen bäpstler sind,
die das wort Augustini "Euangelio non crederem" mit valschem

--68--

verstand dahin gezogen habend, das ist: uff die bischoff, weliche
Augustinus in dem vordrigen wort gantz nit für die kilchen verstat.
Ietz wirt, ob got wil, ein yeder wol sehen, das den glouben des
euangelii, den ein yeder in imm hatt, nieman weder machen noch besteten
mag, weder der einig got. Denn setz, das alle Christglöubigen
eim Juden einen uffgehabnen eyd schwuerind, der handel
des euangelii wäre grecht, noch so gloubte er imm nit. Widrumb
so alle, die in den Mahomet vertruwend, dir einen eyd schwuerind,
ir gloub wäre grecht, so möchtind sy dich ab dem herren Christo
Jesu nit bringen. Warumb? Daß gott den Juden innwendig nit
gezogen hatt, und aber dich also gevestet und bestätigot, das du hie
dennen nit wychen magst. Das muoß ye alles götlicher krafft sin, die
innwendig würckt. Denn vermöchtind die menschen etwas zuo dem
glouben des euangelii, so werind die wenigen Juden, die under so
unzalbarlichen Christen wonend, langist Christen worden. Ouch
sichstu sölichs an vilen, die sich für Christen ußgebend, wiewol sy
nit Christen sind; denn ir einiger trost und zuoversicht stat nit allein
in Christum Jesum. Wenn du dieselben leren wilt, das der ein
Christ allein sye, der allen sinen trost in Christum gesetzt hab,
so erfindest wol, das sy vernunfft gnuog hettind den handel ze verston.
Noch so verstond sy inn nit und lassend sich ouch nit uff Christum.
Und ob du sy glich tusend jar leerst, ist es alles vergeben,
es ziehe sy denn der vatter. Ietz sichstu, ob das euangelium von den
vättern mög bwert werden. Gangind alle vätter zemmen und schwerind,
das euangelium sye gerecht, so gloubt denocht dem euangelio
nieman, dann der, den got darin gefuert hat. Das gebrist aber dir,
oder villicht dir nit, sunder andren, da ir wennend, wenn man spricht
"euangelium", man meinne die gschrifft des euangelii. Das aber nit
ist, sunder man verstat den gnedigen handel und bottschafft, den gott
mit dem armen menschlichen gschlecht gehandlet hat durch synen
eignen sun. Also ist Christus die botschafft, der bot selbs, das
gnadenpfand, der versuener und versuenet selbs. Deßhalb diß wort
"dem euangelio glouben" nütz anders ist weder: Christo glouben,
Christo vertruwen, uff die gnad Christi sich lassen. Darumb hab
ich recht geredt, das die, so sprechend: "sy gloubtind dem euangelio
nit, die kilch beweret denn das euangelion", nit wüssind, was euangelion

--69--

sye; denn wo sy das euangelion erkantind, das ist: das gnadenpfand,
den herren Christum Jesum, so wärind sy schon von gott
gelert und in Christum versichret und vertruwt; und wurdind alle
die verlachen, die inen iren glouben erst bewären wöltind, den sy vorhin
gwüsser in iren hertzen hettind. Das weist aber nieman weder
der glöubig. Darumb stritend die unglöubigen so spitzffündig unnd
frävenlich, glich als ob das euangelium ein spitzige, hohe kunst sye,
die nieman verston mög, es habend inn denn die allerheiligosten (ja:
glychsner), wysesten und gelertesten ermessen, das imm also sye. So
ist es der gnädig handel, da uns got widerumb uß fygenden zuo kindren
mit sym einigen sun gemacht hatt; und welcher das gloubt und sich
daran laßt, der gloubt ietz dem euangelio. Aber es mag von nieman
har komen, das er gloubt, weder von gott; und weist ouch diß
alles niemen denn der glöubig. Sprichstu aber: "noch muoß man die
gschrifft und buochstaben besehen und probieren, ob der grecht sye", sich
ietz, wiltu mir von dem buochstaben sagen, da ich allein vom handel
und glouben geredt hab, der also an imm selbs ist, wie ich gsagt hab,
und ob er glich mit buochstaben nie angezeichnet wär. Aber damit
dir nütz gebreste, so wil ich dir hernach von dem bewären des buochstabens
sagen, wenn ich zuo dem wort "bewären" kum.
[b] Diß wort "kilch" ist uns Tütschen in vil weg verkert.
Einist nemend wir eß für einen tempel, andrest für die römischen
bischoff, darnach für ein gantze versamlung aller bischoffen, das man
ein concilium nempt. Noch ist diß wort "kilch" nie genommen als
es solte. "Kilch" ist den Hebreieren kahal [‎‏קָהָל‏‎] oder oedah [‎‏עֵדָה‏‎],
den Griechen ecclesia, welchs die Latiner im bruch habend. Unnd
heißt aber uns imm tütsch nütz weder: die versamlung, das gantz
volck, die gantz menge. Darumb heist ein yede kilchhöre ein kilch,
das ist: die gemeind, die versamlung. Wenn man nun spricht: "die
christenliche kilch", so ist es als vil als: das Christenvolck,
die gantz menge der Christen, alle Christen gmeinlich. Also hat
man by den alten Christen das stuck im glouben: "Ich gloub die
christenlichen kilchen" one das wort "gemeinsame der heyligen"

--70--

gehebt, darumb, daß die alten durch diß wort "kilchen" wol verstuondend,
das man damit nütz anders meint weder das gantz
Christenvolck. Aber mit der zyt, do sich die hohen bischoff
zemenmachtend, und sy urteyltend und erkanntend, was sy woltend,
und verkoufftend iren gwalt, sam sy die christenlich kilch wärind,
hatt man diß wort "gemeinsame der heyligen" hinzuogethon, damit man
sehe, daß die christenlich kilch nütz anders sye weder: das
christenlich volck, das gantz volck der Christen, die gantz allgemein
Christenheit. Denn "heilig" heißt hie als vil als einen
Christen, als Paulus Ro. 1. [Röm. 1. 7] spricht: "den heiligen" für:
"den Christen zuo Rom". Uß dem aber volgt, das, wenn sich der
bapst sampt den hohen bischoffen - hoch nenne ich sy, das sy uff
so hohen pferden, stuelen, schloßen sitzen - zemenrottend und gemeinem
Christenvolck etwas uflegend, der meynung, sy sygind die
allgemein christenlich kilch, nütz anders weder gwalt bruchend,
des sy gheinen grund noch byspel in der gantzen leer Christi nit
habend, und wenn sy den bann als ir eigen waffen bruchend, widerumb
gwalt tuond; denn er ist nit iro, sunder einer yeden kilchhöre.
Die sol unnd mag den unverschamt sündenden ußschließen und ghein
einiger; denn nach dem vermögen der worten Christi Mathei. 18.
[Matth. 18. 17] ist der erst bennig, den die kilchhöre ußgeschloßen
hatt.
[c] Aber das wort "bewären" ist an dem ort vil ze stoltz, und
wirt dem Augustino zuogelegt, und redt aber er also: "Ich gloubte
dem euangelio nit, die kilch zwunge mich denn", wiewol eins dem
andren nachvolgt. Zwingt die kilch darzuo, so muoß sy vor erkennet

--71--

haben, daß es grecht sye. Wiewol Augustinus die wort nit nach
diser meinung sy die bäpstler ziechen, redt, wellend wir hie nit erjagen.
Du hast aber vormal gnuog verstanden, das ghein kilch bewären
mag das wäsenlich euangelium, das ist: Christum; das ouch
gheine bewären mag den glouben, den ein ieder dem euangelio hat,
das ist: das vertrüwen, das ein yeder in Christum hat, mag imm
ghein mensch weder geben noch nemen.
Ietz muoß ich dir sagen, wie man die gschrifft oder buochstaben
des euangelii bewäre.
Laß dir sin, wie ein alter lantman ze Ure sye, der alle lantrecht
habe gholffen machen, ee und sy ye geschriben wurdind, und
die eigenlich wüßte, und daby grecht und trüw sye, und sye das geschriben
lantbuoch verloren, und kömind aber iro vil und bringind
buecher herfür, und stryte ein yeder, syn 's sye das recht landbuoch,
unnd sygind aber die buecher nit alle glich an der meinung. Wie
wöltistu imm tuon? Wöltistu darüber lassen erkenen, welchs das
recht landbuoch wär? Nein. Denn es möchte darinn wol gefälet
werden; dann die jungen wüßtind nit an den lantrechten ze erkennen,
welchs das recht wäre. Aber der einig, alt, fromm, wolwüssend lantman,
der wurde erkennen, welchs die rechten alten landtrecht wärind,
und ob demnach glych vil buecher alle glych wärind, läg nüts daran;
den sy wärind alle nun ein lantbuoch. Welche aber den alten
rechten nit glych wärind, die wurde man abthuon; dann es nit landtbuecher
wärind. Sich, wie ich dir ein hälles byspil geben wil, damit
du das bewären, das die bäpstler so hoch schryend, verston
magst. Der alte, trüwe landtman ist der gleubig, in welches hertz
gott sin gsatzt geschriben hat, und sin gebott in sin gemuet ggeben,
Hier. 31. [Jer. 31. 33], welcher gleubiger uß dem inneren glouben und
kunst, die im gott ggeben hat, den usseren buochstaben bewäret, ob
er den waren landtrechten, das ist: der waren götlichen leer, glychförmig
sye oder nit. Uß welichem du nun erlernist, das die Bäpstler
hie gantz hindersich und letz gond. Sy wenend, es söllind

--72--

etlich mögen gschrifft bewären, das demnach die gantz welt sich
daran lasse; das ist der gantz irrtumb. Dann die gantz wellt der
Christglöubigen die bewert uß irem glouben, erkantnus und kunst,
die iro got in ire hertzen ggeben hat, ob des bapsts und siner anhengern,
ouch aller andren ler dem glouben, den sy in gott habend,
und der kunst gottes, die sy von gott gelert sind, glychförmig sye
oder nit. Ietz hoff ich, verstandist wol, wie torecht das sye, das die
Bäpstler mitt irem bewären der euangelia täglich schwätzend.
Nimm ietz zuo dem wort "bewären", das sy verfuerisch verstond,
ein anders verfuerischs wort und luog, was grossen irrtums harnach
gevolget sye. Nimm das wort "kilch" und nimm es für den bapst
unnd römische kilch, unnd sprich also: "Die kilch, das ist: der bapst
und kilchöre zuo Rom, hatt das decret und decretal bewärt etc.,
das sy grecht sygind", so hatt diß bewären ein ansehen, aber vor wem?
Vor den unglöubigen, die got in iren gmueten nit recht erkennend und
mit rechtem warem glouben in inn nit vertruwend, unnd sich denocht
under die glöubigen zellen, die sprechend: Hatt die kilch dise buecher
bewärt, so sol man sy nit schelten, sunder halten. Sich, wie die
nit wüssen, weder was kilch sye, noch wie das bewären der gschrifft
zuogang; denn sy nemend das wort "kilch" für den bapst und Römer.
Die sind aber nit die gantz christenlich kilch oder das gantz rechtglöubig
volck, das allein gott weißt; und darumb vallend sy noch in
grösseren irrtumb. Merck aber dargegen: Was halten die glöubigen
von disem wort: "Die kilch hatt das decretal und decret bewärt"?
Sy sitzend darüber und bsehend, ob es dem glouben und götlichen
erkantnus glychförmig sye; und so sy darinn findend, daß der bapst
nit sölte dennen geton werden und ob er glych die seelen mit huffen
zur hellen fuert, als dist. 40 c. si papa [c. 6. Dis. XL] stat, daß
man imm so vil gloubens geben sölt als unserem herren Christo Jesu

--73--

selbs, daß er so vil gwalts hab als Christus, und derglychen unzalberliche
ding, die nütz anders denn schmach gottes, abgöttery des
menschen und verfuernus der frommgheit und conscientzen geborn
habend, - so ja die glöubigen sölch gottlose, schandtliche stuck in
den bapstsbuecheren findendt, und erfindend, das die bäpst inen
selbs böslich den namen der kilchen überzogen habend, so verwerffend
sy die tüfelischen leer. Und wenn die gantz Christenheit
in die irrung keme, das sy disem wort gloubte, und nit me denn ein
einiger rechtglöubiger wär, so möcht inn der gantz irrig huff nit
überreden, das yens götlich und recht wär, das der gloub wol erkannte
unrecht sin. Nimm aber yetz das wort "kilch" für die gantzen
versamlung der bischoffen, und sprich: die kilch hatt erkennt, daß
der Huß ein kätzer sye, darumb, daß er das sacrament vermeint
allem Christenvolck under beden gstalten ze reichen sin. Was
sprechend hie die unglöubigen unwüssenden, die sich aber für glöubig
ußgebend? Es sye recht geton. Was aber die rechtwüssenden und
glöubigen? Sy sitzend über die götlichen wort und besehend, wie
gott sin nachtmal hab yngsetzt; und so sy Hussen hierinn nit findend
geirret haben, so ligt inen nütz daran, was die kilch der bischoffen,
die nit die allgemein christenlich kilch ist, erkent. Und sehen demnach
ouch, das den Hussen nütz anders umbracht hat, weder daß
er redt, daß die bischoff und prelaten nit herschen solten, noch, der
gstallt sy mißvarend, zytliche gueter haben etc. Und ob man glych
demnach hunderttusend buecher schrybt, unnd harfürbringt, wie das
nachtmal Christi sölle gebrucht werden, und aber gottes wort, deß
die glöubigen bericht sind, nit glichformig ist, so hilfft es nit, das
man spricht: "kilch wil es also haben"; denn die glöubigen wüssend
wol, daß die hohen bischoff iren gyt mit dem namen "kilch" überzogen
habend.
Also hoff ich, verstandist yetz, wie das bewären der euangelia
zuogangen sye by den alten Christen. Als sich etlich erwegen

--74--

habend ouch etwas herfür ze bringen eintweders uß uppiger eer oder
fyendschafft des gloubens, daß sy des leer mit valschem vermischen
woltend, habend sy euangelia geschriben. Aber weliche kilch hatt sy
hyngeworffen? Nitt der bapst; denn do ze mal was ghein bapst; ja,
der nam was noch nie gehört. Nit die kilch der bischoffen; denn es
wirt, so vil ich gelesen hab, ghein concilium anzeigt, das die euangelia
Nicodemi, Petri, Barptolemei, Thome verworffen hab. Weliche
kilch hatt sy denn abgeton? Die allgemein kilch der rechtgleubigen
und wüssenden Christen, die in iren hertzen götlichs vor
ungötlichem erkantend, die warheit vor der luge. Die habend wol
gesehen, das in genanten euangelien vil närrischs tants vergriffen
was, der dem hohen heiligen wort gottes unglychformig was. Dannenhar
es kam, daß alle Christen gmeinlich nütz daruff hieltend.
Unnd prantend sy denocht nit, als die hüttigen buochprenner tuond;
denn das euangelion Nicodemi ist noch biß zuo unser zyt vorhanden
gewesen, ouch der andren etliche sind noch vor tusend jaren gwesen,
als man hin und wider by den leerern findt; aber es hat inen ghein
rechtglöubiger glouben ggeben. Worumb? Darumb, das ein yeder
sach, das sy rechtem glouben und götlicher warheit unglych warent.
Noch muoß ich dir eins anzeigen, damit du das bewären der
kilchen eigenlich verstandest: Wir befindend, daß die Christen
zuo der apostel zyten die geschrifft also gehandlet haben: Es hat
einer ein summ der gschrifft vorgelesen; demnach habend zwen oder
dry propheten, das ist: wolgelerten im wort gottes, nacheinandren
von dem verstand der gelesnen worten geredt, und ob demnach eim
in der gemeind von gott ynggeben ward, so ließ man inn ouch reden,
und schwigend die vordrigen propheten. Diß magstu 1. Cor. 14.
[1. Cor. 14. 29-32] erlernen, da Paulus also spricht: "Es söllend aber
zwen oder dry propheten reden, und die andren urteilen. Ob aber
eim andren sitzenden geoffembart wurd, so schwige der vorder. Dann
ir mögend all nacheinandren propheten (das ist: den verstand des
gotzworts harfürtragen), damit ir alle lernind und all getröst werdind.

--75--

Und die geist der propheten sind den propheten ghorsam" (das ist:
Ist einer ein rechter prophet, so wirt er eim anderen, der recht von
gottes wort redt, gern uflosen und statt lassen zuo reden). Hie
wüschend die Bäpstler harfür: "Sehend ir, daß man das gotzwort
urteilen mag. Er spricht: die andren söllend urteilen". Und wüßend
aber die arbeitsäligen lüt nit, was sy redend. Merk aber, daß diß
ort Pauli richtig wider ir beweren und urteilen ist. Welchs sind
die andren, die hie geheißen werdend urteilen? Kanstu nit lougnen:
es sind das gemein volck der Christen, das in der versamlung sitzt,
und ufloset, wie man die gschrifft ußlegt. Also muoß volgen, daß die
gmeind die lerenden urteilt, und ir recht oder unrecht leren beschetzt,
und nit die lerenden diß oder yens bewärend und der kilchen fürgebend;
denn die kilch bewert iren verstand, wo er grecht ist, und
mögend die leerenden der uflosren verstand nit vahen noch
zwingen! So bruchend aber ir Bäpstler das widerspil: Ir zwingend
den verstand der glöubigen, wie ir wellend, und sprechend darnach,
ir sygind die kilch; und sol aber die kilch üwer wort bewären oder
verwerffen.
Aber wie gat es zuo? Wie kan die gemein gottes wort urteilen?
Sich, hie ligt der gantz grund der bewärnus und urteils.
Also urteilt die gmeind. Wenn das gotzwort vor der gmeind gepredget
wirt, so urteilt ein ieder heimlich by imm selbs, ob es recht
dargethon werde oder nit. Ist nun einer ein rechtglöubiger, so wirt
er von stund an innen, ob es nach rechtem götlichem verstand dargeton
werde oder nit. Denn welcher in got vertruwt ist, der verstat
alle ding, ob sy mit got sygind oder nit. Sich, hie muoß ye der inner
mensch das usser wort erkennen und urteilen, ob es der götlichen
warheit glychförmig sye oder nit. Und mag das usser wort, von vil
tusenden bewert, den gloubigen nit zwingen, das er es annemm. Es
muoß ouch das annemmen der glöubigen das wort bewären oder urteilen,
und nit die fürlegenden. Sprichst aber hie: "Sol ein yede
kilchhöre urteilen über das wort, das ir gepredget wirt, so wirt ein
sölcher zwyspalt. Ir predgend ze Zürich, man sölle in aller not
allein zuo got louffen und zuo keiner creatur, wie hoch die sye; denn

--76--

weliche zuo creaturen louffind, die sygind nit rechte glöubigen unnd
diener des einigen läbendigen gottes. So predget man ze Ure, man
sölle die lieben heilgen anruoffen, den in diser not, einen andren in
einer andren not. Nun hört ietwedre kilch ir ler und hangt ietwedere
dero an und bewert sy. Dennenhar kumpt darnach zwytracht.
Und sol es also zuogon, so wirt ye ein kilch wider die andren sin;
denn ietliche wirt by irer erkantnus blyben". Hör antwurt, lieber
Valentin: Hielte man in den kilchen die ordnung Pauli, also, das
man einen yeden uß der gmeind ouch liesse fry, das imm gott yngäb,
reden, meinstu nit, es sye meng biderb rechter Christ in dem kilchgang
zuo Altdorff, der in sölichem predgen der pfaffen wurde harfürston
und sprechen: "Getrüwen, lieben brueder! Lassend unß gott
bitten, das er unß verstand sines worts geb, und nienen lasse verfuert
werden", und, nachdem gebättet wär, sprechen wurd: "Ich verston
in minem glouben nit anders, weder das ich allein den läbendigen
gott ambetten, anrueffen und eeren sol. Darumb lassend uns wol
ummbsehen, ob man uns nit etwa von imm abfuere, und man uns vil
gött mache; denn das muoß ye eins yetlichen gott sin, zuo dem er sin
zuoflucht hat. Nun ist die sach argwönig; der wechsel und gyt ist
uns durch die pfaffen in 'n tempel komen. Ir sehen wol, wenn sy
uns einen heiligen lang geruemend, so komend sy dann mit lumpen und
strychend 's uns umb die müler, und tragend wir das gelt hinzuo" etc.
Meinstu nit, wenn das einist, andrest, drystod gehört wurde in
der gemeind, gott wurd gnad tuond und sinen geist vilen senden, die
vonn allen gschöfften sich zuo dem einigen schöpffer keren wurdind
und sprechen: Lassend uns dem einigen gott anhangen; der mag unß
nit fälen. Wir gdörend doch wol zuo im komen; er ist doch unser
vatter, als er uns gelert hatt bätten, etc. [cf. Matth. 6. 9, Luc. 11. 2].
Das ist wol war, wir bruchend zuo Zürich der gemeind radt ouch noch
nit, aber eim yeden zympt zuo dem pfaffenn, der offenlich leert, ze gon,
und wo er inn vermeint verfuerisch gelert haben, ersuochen. Wo nun
sölche frye ynred vor den kilchen zimpt ze tuon, da hab nieman
zwyfel, der geist des fridens und der einigheit, der wurde uns alle in
einigheit des gloubens und verstands bringen. Denn gott blibt nienen
uß, wo man in sinem namen versamlet ist [cf. Matth. 18. 20]. Wo

--77--

man aber in des gyts, bapsts, ergytigheit namen versamlet ist, da hatt
er nütz mit ze schaffen. Wyltu wyter von disem "bewären" läsen, so
bsich den "Widerstreich", den wir dem Emser ggen habend, welchs
buechlin min lieber bruoder und mitarbeiter Leo vertütschet hatt.
So vil von disem punckten, in dem ich wenig geschrifft hab
haryn gezogen, darumb, das du eintweders dieselben in mynen articklen
wol geläsen hast oder aber selbs wol sichst, daß ich nütz
one grund götlichs wortes red. Kurtz: Das usser wort muoß von dem
inneren, das gott in 's hertz geschriben hatt, geurteilt werden, und
mögend uns gheine bischoff das wort urteilen und demnach uns zuo
irem verstand zwingen, sunder alles, so sy vor uns fürbringen, muoß
von uns, das ist: von der gemeind, geurteilt werden; denn wir sind
die kilch, nit sy. O hettind diß unsere frommen altvordren so klarlich
gwüßt!
[2.] Von dem andren puncten oder artickel: Von den lereren.
Acht nit, das ich dir den dritten puncten in diner geschrifft hie
den andren mach. Es fuegt sich gar wol von den lereren glych uff
die bewärnus ze sagen. Und wiewol disem puncfen gar nach in all
weg möchte us dem vordrigen geantwort werden; noch, so etliche
argument und gegenred nit ein klein ansehen haben, muoß ich inn in
sunderheit handlen. Du zeigst selbs gnuogsamlich an, das man wol
merckt, das dir die zenggischen lerer, die also on end fragten und
zanggtend und zuo ußgetragner entlicher antwurt und erkantnus der
warheit nie kamend, seer missvallen habend, sampt dem Aristotele,
us dem sy sölche waffen namend, und ist nit not, das man von denen
ützet me sag. Sy sind, gott sye danck, also in dem schwum uffgefasset,
das ist: abtilgget, das nieman me grosse not nach
inen hatt.
Aber demnach sprichstu also:

--78--

Valentin Compar.
"Aber dargegen die heiligen lerer, die uß ynsprechung des
heiligen geists gschriben hand, dero gschrifft glychförmig ist der
andren heiligen geschrifft, ist ungezwyflet ouch guot und nit ze verwerffen
noch ze verachten, wie dann von diner wird geredt wirt, das
sy die verachte und verwerffe. Dann was von dem heiligen geist oder
siner ynsprechung geschriben wirt, das muoß ye glych guot sin; denn
der heilig geist fält nit, etc.".
Zuingli.
Gloub mir, das mich nit duncken wil, das yeman die heiligen
lerer minder verachte weder ich, so verr ist die valsch red von der
warheit, die sagt, ich verachte die heyligen leerer; dann ich wol weiß,
mit was flyß und arbeit sy geschriben, und ich sy gelesen hab, und
halt wol von irer leer, wo sy dem wort gottes glychförmig ist. Und
nieman halt minder uff sy weder die bäpst und concilia; dann was sy
joch ie und ye wol gelert habend, verachtet sy der bapst mit sinen
conciliis, und thuot iren verstand in gottes wort dennen. Wie hoch
ich sy aber halt, so halt ich dennocht got billich über sy. Wenn sy
nun schrybend, das gottes wort und dem unbetrognen glouben, den
gott in unß pflantzt, glichförmig ist, so halt ich mich billich gottes
wort, und laß demselben den bryß, das es der warheit grundveste
sye. Wenn sy aber mir das dunckel wort clar und verstentlich
machend, ist aber ein gab gottes, nit des menschen. Denn hatt mich
ein lerer uß synem kopff gelert, so hatt er mich verfueret; hatt er mich
aber uß gottes wort gelert und uß gottes geist, so ist es aber gottes,
und imm darumb danck ze sagen und nit dem lerer. Denn das ist
gwüß, das die frommen lerer in irem leben nütz minder weder wir
yetz alle eer habend gewellt gott zuogerechnet wurde, nit inen selbs.
Welcher lebt aber yetz - der uß rechter liebe gottes lere; denn der
glychsneren schalckheit mag nieman ergründen -, der möge erlyden,
das man imm die leer, die got durch inn harfürtreit, zuozelle?
Welcher stellet in synem leben darnach, das man nach synem
todt die leer gottes imm zuolege? So muoß ye volgen, das wir die getrüwen
diener gottes schmähend, so wir inen die götlichen warheit
zuolegend, die in irem leben nie darnach gestellt haben, vil weniger

--79--

nach irem tod, so sy mit den anfechtungen der uppigen eer nit
angerent werden. Also varend wir unwüssenden zuo, und machend
sy zuo götten, und schryben inen zuo, das sy nit erlyden mögend.
Sich ietz: Wer schmächt die lieben heligen?
Demnach hab ich geredt, das nieman weniger uff der lerer heligheit
und ler haltet weder der bapst selbs und sine concilia, das ich
dir also bewär: Nimm für dich welchen artickel du wilt, umb den
man uff dise zyt zanggt, so wil ich dir lerer drumb zeigen, die alle
von den Bäpstleren anzeigt werdend, wie man inen nit widerreden
sölle, und widerredend aber die bäpst und concilia inen mit iren urteilen.
Ich wil dir zwey aller grösten byspil, die zuo diser zyt aller
meyst widersprochen werden, fürgeben: - [1.] Götzen eren habend
Lactantius, Tertullianus, Augustinus, ander erkent wider

--80--

gott sin, und ist vor vil hundert iaren der götzendienst durch die
frommen lerer und keiser mer denn hundert gantze iar undertruckt
gewäsen. Noch hatt inn der papst widerumb yngefuert. Warumb
hatt er da nit den lereren gevolget? Ja, der götzendienst bracht
groß rychtag etc. - [2.] Das nachtmal Christi hatt Tertullianus,
Origenes, Augustinus, Ambrosius, Hilarius, andre wol

--81--

verstanden nütz anders sin weder ein widergedächtnus oder dancksagung,
das uns got durch synes suns tod erlößt und zuo erben der
ewigen fröiden gemacht hatt. Warumb ist der bapst mit synem anhang
nit darby bliben? Warumb habend sy fürggeben, das wider gottes und
der lereren - also muoß ich reden - wort ist, und uß dem fest oder
hochzyt der dancksagung ein kouffmanschafft gemacht? Ich gedar
by gott und allen creaturen sagen, das ich die aller grösten ding, mit
denen wir hüt bi tag umbgond, by den alten träffenlichsten lereren
zum ersten hab glernet verston. Nit, daß ich inen vertruwt hab,
sunder, wie sy iren grund in gottes wort setzend, also hab ich dasselb
besehen, und, so vil gott geben hat, ermessen, ob sy das wort
recht bruchind oder nit. Do ich nun gesehen hab, daß etlichen orten
einer die gschrifft also verstat, der ander ein andren weg, hab ich
ouch erfunden, wannen derselb gebrest komen ist, und hab den
lereren gar urlob geben, nit, das ich sy verachte oder nümmen
lesen welle, sunder das ich sich, ob wir glych gheinen leerer hettind,
wir dennocht über das gotzwort sitzen mueßtind, und dasselb in imm
selbs lernen erkennen. Wer lart den ersten leerer? So wir aber nit
all zum ersten von gott also erlüchtet werdend, daß wir in sinem wort
one fälen wandlind, rat ich noch hüt bi tag offt etlichen einvaltigen,
daß sy mittenzuo ouch die leerer besehind, doch all zyt mit ernstlichem
uffsehen, das niemans irrung ieman schaden mög. Also liß
ich die leerer, als wenn einer den andren fragt, wie er die sach verstande,
nit, das er uff inn buwen welle, sunder einen mitgzügen
haben. Es habend die leerer selbs all wegen anzeigt, das man inen

--82--

so vil gloubens geb, so vil sy in biblischer gschryfft ggründt syind.
Und hat der bapst dieselben meinung uß den worten Augustini
in sin rechtsbuoch gesetzt distinctione 9: ego solis [Corpus iur. can.
c. 5, Dist. IX]. Sy habend ouch selbs sich all weg begeben, wo sy
die warheit nit troffen oder yeman mit zangg neben die warheit gefuert
sye, das sy da nütz gelten söllind, wie denn der bapst an genanter
9. distinction durchuß in sin recht verfasset hat.
Das du aber sprichst: "was von dem heiligen geyst geschriben
sye, muoß ye glych guot sin" laß ich richtig nach. Diß bewärt aber
darumb nit, daß all ir schryben vom heiligen geist sye, als sy selber
empfunden haben, daß etwa zangg, wie obstat, von der warheit abgefuert
hat.
Vernimm mich also: Die wil wir in dem zyt sind, laßt das fleisch
sin ard nit; es ist hochmuetig, eigennützig, ergytig und selbströst.
Wenn nun got den menschen glich zuo imm gezogen hat, daß er in
den grösten lastren entladen wirt, so blibt imm denocht noch so vil
über, das er des fuoswäschens bdarff, als der herr Christus Jesus
selbs redt Jo. 13. [Joh. 13. 10], das ist: daß uns die böß ard des
fleischs niemer gantz und gar verlaßt, als Paulus Ro. 7. [Röm. 7. 15]
häll anzeigt und 1. Jo. 1. [1. Joh. 1. 8]: "Redend wir, das wir nit
sünd habind, so verfuerend wir uns selbs, und ist die warheit nit in
uns". Und Jacobus 3. [Jac. 3. 1f.] spricht also: "Mine brueder! Es
söllend üwer nit vil meister oder leerer wellen sin; dann wir - verstand:
die leerer sind - werdend das schwerer urteil ynnemmen; dann
wir fälend all an vil dingen. Welcher an gheim wort nienen fält, der
ist ein volkomner, ußgemachter man, also, das er ouch den gantzen
lychnam zeumen kan". Fälend wir nun all und enpfindend all, daß
wir unsere lychnam nit gentzlich zöumend, so sind wir ye nit volkomne

--83--

menner. Deßhalb ungefälet sin allein gottes und gheins menschen
ist. Das wir aber alle sünder syginnd, die will wir in disem
zyt sind, bezügt der götlich mund selbs, da er uns lert bitten [Matth.
6. 12]: "Vergib uns unser schuld". Das hett er uns nit gelert, wenn
wir nit sünder wärind, die wyl wir hie sind, alle, die in sünden empfangen
sind [cf. Ps. 51. 7]. So wir aber mit der tat fälend und sündend,
vil ee mit dem wort. Hierumb so schribend wir all; aber daß
darumb alle heiliger menschen gschrifft one fälen sye, das ist nit.
Darumb so muoß der einig gloub sehen, ob ein leer luter uß gott sye
und ob sy mit menschenkat nienan bestrichen sye.
Das du aber ir heiligheit bewärist uß irem frommen leben und
vesten glouben, biß in den todt gefuert und gehebt, mag damit nit
bewären, daß 's in der leer nit gefält habind; denn das mag ouch nit
bewären, das sy one sünd gewesen sygind; denn es mag by einandren
ston: heilig sin und one sünd nit sin, als Christus Petro anzeigt
Jo. 13. [Joh. 13. 10]: "Welicher geweschen ist, der ist gantz rein, und
bedarff nütz anders, weder das man imm die fues wäsche", das ist:
welcher gott mit trüwem glouben anhangt, der sündet nützid, das
inn verdammen mög. Noch so ist er nit one sünd, die wyl er in
disem zyt lebt; aber dieselben wescht der täglich rüw, vester gloub
und vertrüwt zuolouffen zuo gott ab. Von welcher meinung du gnuogsamlich
in unseren schlußreden one zwyfel gelesen hast und findst;
doch hastu iro gewüssesten gründ hie vor mit wenig worten anzeigt
uß hällen orten der gschrifft. Also bewert ir fromgheit und lyden
umb gottes willen wol, das sy gotselig lüt sygind gewesen und yetz by
gott fröud habind, aber nit, das sy nit habend mögen irren. Denn
denselben vorteil muessend wir dem einigen sun gottes uß allem
menschlichen geschlecht lassen, das er weder sünden noch fälen mög,
und alles fleisch presthafft erkennen. Und finden wir etlich, die an
gheinem ort nienen gefält habend, als wir uns zuo der waren biblischen
gschrifft versehend, so erkennind wir darinn die krafft gottes,
das er durch dieselben schryber sin wort hatt unvermischet harfür getragen.
Findend wir, die an vil orten presthafft sind, so erkennind

--84--

wir aber das urteil gottes, der do eim yeden gibt, so vil er wil.
Kurtz: Er hatt Petrum nach empfencknus des heiligen geists also
lassen irren, daß im Paulus darumb under syn angesicht gestanden
ist Gal. 2. [Gal. 2. 14-21], das wir sehind, das uns gott laßt menschen
ouch presthafft bliben, allein darumb, das sich nieman uff gheinen
menschen verlasse.
[3.] Der dryt artickel: Von den bildnussen.
Valentin Compar.
"Von absetzung der bildnussen. Darab hatt menklich ein groß
missvallen, daß durch din wirde uß rat der gschrifft fürgenomen" etc.
Zuingli.
Ich hab für mich selbs nie nütz von den bilderen geschriben,
weder yetz kurtzlich in dem commentario, den ich Francisco, küng
von Franckrych, zuogschriben hab. Darinn ist iro ein wenig gedacht.
Nun aber wil ich dir min voll meinung und handel ze wüssen
tuon, was ich darvon halt und wie ich mich darinn ghalten hab. Dann
hierinn seer geirret wirt von den stürmeren, noch vil schädlicher von
den schirmmeren. Dann die stürmmer, die frävel thuond, strafft man;
noch so komend denocht die götzen hinweg. Die sy aber mit offner
leer schirmend, denen tuot nieman nütz darumb, und blybt der abgötisch
götzendienst nütz des minder.
Ich gdar ouch mich wol für einen unpartiigen leerer in der
sach dargeben uß vil ursachen:
Die erst, das mich die bilder wenig verletzen mögend, daß ich
sy übel sehen mag, ouch das ich für andre menschen lust hab
in schönem gemäld und ständen bilden.
Die ander, das ich die bilder nit hab angehabt ze stürmen, noch
darzuo gereitzt, sunder hat der einig gloub sy by uns angehebt verachten

--85--

und hinthuon, darumb es ouch one zerrüttung beschehen ist,
als hernach komen wirt. Als aber das abtuon anhuob, muoßten wir
ye der warheit kuntschafft geben, wiewol wir alle, die predgetend,
vil lieber zur selben zyt die meß hettind umbgestossen weder die
bilder. Aber gott wolt diß vor haben.
Deßhalb ich nit uß eigentracht, gfächt oder kyb ützid ze
schryben genötigot wird, noch ghein gottes wort uff min eigenrichtigheit
ze bucken.
Darumb ich die sach also wil in d' hand nemen:
Zum ersten das erst gebott gottes durchsuochen, so vil hiehar
dient, und darinn anzeigen, wie etlich dieselbigen wort frävenlich mißbruchend
und uff iren hader zyehend, die doch billich mercken söltend,
das s götlich wort söllichs nitt erlyden mag.
Zuo dem anderen uß nüwem testament anzeigen das verwerffen der
götzen eer.
Zum drytten kurtzlich anzeigen, mit was ordnung die bilder by
uns ze Zürich abweg geton sygind.
Das erst gebott Exodi 20.
[2. Mos. 20. 2-6], Deut. am 5.
[5. Mos. 5. 6-10].
"Ich bin gott, din herr, der dich uß Egypten, uß dem diensthuß,
gefuert hab. Du solt nit andre oder frömde göt vor mir haben.
Du solt dir ghein gegraben noch geschnitzt bild machen, ja gar ghein
bildnus noch glychnus, weder deren dingen, die in den himlen da
oben, noch deren, die unden uff erden, noch deren, die in
n wasseren
sind under der erden. Du solt dich vor inen nit bucken, inen nit
dienen, sy weder eren noch ambetten. Denn ich bin der herr, din
got, ein starcker yfrer, heimsuochende die boßheit und mißtat der
vätteren an den kinden biß in das dritt und vierd gschlecht aller der,
die mich hassen, barmhertzikeit und früntschafft bewysend in tusend
denen, die mich lieb habend und mine gebott halten".

--86--

Diß helig erst gebott, das mit allen worten so schwär ist, solt
billich ghein creatur nie understanden haben einigen weg ze endren,
mindren oder anrueren, also, daß es für und für styff, unversert und
ungemindret sölte allen denen, die gottes gebott losen wellend, von
wort ze wort gantz fürgehalten sin. Do wir aber den götzendienst
und anbetten zuogelassen habend, do kondend wir die wort, so wider
das warend, nit dulden, sunder habend uß eigner vermessenheit darinn
ußgelassen, das am aller notwendigosten was, und uns damit geschirmt,
es sye ein usserlich ding: die bilder, und cerimonisch, betreffe die
Juden allein und uns Christen gar nütz, wie denn ouch du, lieber
Valentin, durch söliche zangger verfuert, gemeint hast. Als nun
unser himelischer vatter also anhebt [2. Mos. 20. 2, 5. Mos. 5. 6]: "Ich
bin gott, din herr", varend wir schnell über das wort "gott", und
betrachtend nit, was es vermög. Denn so wir dasselb einig wol ermässind,
verstuendind wir von stund an, welchen weg die bilder gehalten
werden möchtind, welchen weg nit. Darumb merck eigenlich
uff, so hab ich hoffnung, du und alle widerstreber, die götzen unordenlich
stürmen und die sy schädlich schirmend, werdind, ob gott
wil, erlernen, das sy wüssind, was götzendienst sye, und dannethin
allein uff denselbigen mit einandren tringen mit allem flyß und ernst
umbzestossen. Diß wort "gott" - welchs wol gesehen wirt by uns
Tütschen von dem wort "guot" harkomen - heißt uns das guot, uß dem
alle ding kummend und entspringend [cf. 1. Cor. 8. 6, Röm. 11. 36],
in dem alle ding sind und erhalten werdend, zuo dem alle menschen in
allem irem üblen und bösen louffen söllend als zuo dem, das allein
alles übel und böß ersetzen mag, zuo dem sich ouch uß siner edlen art
und natur gwüß zuo versehen ist, das es bereit sye, sin guotes allen dürfftigen
one widergelt mitzeteilen. Darumb er sich unseren vatter,
helffer, tröster, schirmer nent, damit wir uns keinen andren vatter,
helffer, tröster, schirmer ufwerffind.
Das wirt alles mit kundschafft klar.

--87--

Genn. 15. [1. Mos. 15. 1] spricht der gott, von dem wir redend,
selbs also zuo Abraham: "Abraham nit fürcht dir. Ich bin din
schylt oder schirmer unnd din dräffenlicher lon oder schatz". Sich,
hie gibt er sich in Abrahamen allen glöbigen für, das er ir schirm
und vorfechter sye; denn Abraham ist über alle vätter imm alten
testament ein besunder exempel des gloubens. Wie nun got inn anredet,
also weißt ein yeder glöubiger, daß er glich sölchen trost by
gott findt, wie er sich Abrahamen hatt fürggeben. Demnach
spricht er: "unnd din träffenlicher lon oder schatz", on zwyfel, das
er der einig schatz ist, der alle ding belonet, der alle ding vermag,
dem wir allein dienen söllend, den wir allein überkomen und besitzen
werdend, wenn wir uns an inn hinlassend, wie Abraham geton hatt.
Moses spricht Deut. 32. [5. Mos. 32. 6]: "Ist er nit din vatter,
der dich gwunnen hatt, ja gmacht und gschaffen hat?" etc., und zelt
daselbst haryn, wie vil er guotes sinem volck geton hab, daran sy erkennind,
daß er ir getrüwer vatter sye.
Demnach, als er anzeigt hatt, daß alle andre, die man für gött
gehebt, nit gött sygind - dann in nöten mögend sy nit helffen -,
spricht er widrumb [5. Mos. 32. 39]: "Erkennend, daß ich einig got
bin, und das one mich ghein gott ist. Ich bin, der tödet und läbend
macht. Ich wird schlahen und artznen, und ist gheiner, der sich von
miner hand erweren mög", etc. Sich, das ghört als dem einigen
got zuo, und mag sust nieman weder imm zuoston: vatter, schöpfer,
macher; er tödt und strafft, macht widrumb lebendig; er verwundet
und macht widrumb xund, und mag sich nieman von sinem gwalt
entsagen. So muoß ye volgen, das, welche das leben, xuntheit, hilff
oder trost by eim andren suochind weder by dem einigen, waren gott,
der dise ding allein hatt und vermag, das sölichs eintweders darumb
beschicht, das einer dem waren gott nit vertruwt oder sölchs nit zuogibt,
oder das eim andren, zuo dem er loufft, zuogibt, das des einigen
gottes ist, welche bede nütz anders weder ungloub und abgöttery
sind.
David spricht Psalm 17. [Ps. 18. 3]: "O herr, mine sterke!
Ich wird mich zuo dir halten. Herr, du bist min veste, min zuoflucht und
min erlöser. Der herr ist min helffer, und ich wird in inn vertruwen,
min beschirmer und das horn mines heils und min unffnemmer", etc.

--88--

Also ist der einig ware got ouch unser got, wenn wir uff im haltend,
als hie David uff im haltet.
Und bald darnach imm selben Psalmen [Ps. 18. 31-33]: "Er ist
ein beschirmer aller dero, die in inn vertruwend. Denn wer ist ein
gott one der herr? Oder welcher ist gott one unsern gott? Der
sterckt mich und volkomnet mine weg" etc. Hie wirt häll erkennet,
das das ein gott ist, das also schirmen mag und alle unsere presten
ersetzen; denn er spricht glych druff [Ps. 18. 32], ob ouch neywen
ein herr oder gott sye one unsern hergott, abschlahende, das gheiner
ein gott sye denn der beschirmend, helffend und tröstend unser gott,
darumb, das yene, die man für gött hatt, nütz vermögind.
Christus Jesus hat, do er uns gelert hatt bätten, zum ersten
gheissen "vatter" sprechen [cf. Matth. 6. 9], das ist: daß wir inn
unseren vatter erkennen söllend, on zwyfel nit allein mit dem mund,
sunder gründtlich im hertzen. Haltend wir nun inn für unseren vater,
wie gdörend wir uns andre vätter, bschirmer, helffer, xundmacher
ufwerffen weder inn allein?
Der kundschafften sind die geschrifften allenthalb voll, mit
denen wir glych als mit den ietz gezelten erobren mögend, das
das allein ein gott sin mag, der alle presten hinnemen und alle hilff
tuon mag, und harwidrumb, das solche hillff, schirm, rat niemann vermag
weder der einig gott. Es wirt ouch daby häll verstanden,
das die allein glöubig sind, die richtig in iren hertzen wüssend, das
sy allein zuo gott söllind louffen in allem anligen. Dann sy wüssend,
daß aller dingen gwalt allein in siner hand stat, und das sölcher gwalt
in gheins andren hand weder in syner ston mag. Denn sy wüßend,
das ghein got sin mag weder er. So mag ouch in gheins hand hilff,
schirm, gnad, tod und leben ston weder in siner. Uß welchem nun
clarlich volget, das die nit glöubig sind, die zuo eim andren umb hillff
zuolouffend weder zuo dem einigen, waren gott. Denn damit sind die
glöubigen von den unglöbigen underscheiden, das die gloubigen oder
vertruwenden allein zuo gott louffend, aber die mißtrüwendenn louffend
zuo den gschöpfften.

--89--

Ietz wellend wir die wort des ersten gebottes in die hand nemen:
"Ich bin der herr, din gott" [2. Mos. 20. 2, 5. Mos. 5. 6]". Wie ist das
anders gredt weder: Ich, der höchste herr, bin din got, das ist: din
einiger trost und guotes, zuo dem du dich allein versehen solt des alles,
das dir anligt. Dann ich bin din vatter, huoßhalter, sorgtrager, schirmer,
helffer, tröster, als samen, welchs du uß dem mercken solt, das
ich din in der beschwerd, die du in Egypten truegt, nit vergessen,
sunder dich uß iro gefuert hab. Darumb soltu vor minen ougen ghein
andre gött, das ist: helffer, vätter, tröster, schätz, zuofluchter haben.
Wie kan aber unser gloub, das ist: vertruwen in got, grecht und
gantz sin, wenn wir by eim andren hilff, trost, underschlouff und guotes
suochen weder by imm? Daruß yetz volget, daß, welche by einer
creatur, wer joch dieselb sye, suochend, das sy by dem einigen gott
sol gesuocht werden, nit ware glöubigen noch Christen sind. Denn
das sind die rechten Israel [cf. Joh. 1. 48, Röm. 9. 6], dero schirmer
gott ist. Es sind ouch das die rechten gotzförchtigen, dero helffer
und schirmer gott ist, Psalm 113. [Ps. 114. 1-8]. Schlecht und
kurtz: Das ist eines yeden got, zuo dem er umb hilff zuoloufft, das sin
einiger trost ist und schatz. Darumb so ist der einig gott der glöubigen
zuoflucht, unnd die, dero zuoflucht er nit ist, die sind nit glöubig;
sy mögend wol glöubig sin, aber nit des waren gottes. Haben sy nun
ire hoffnungen in die creaturen, so sind sy abgötter, obglych dieselben
creaturen nit abgöt sind; denn was mögend sy deß, daß wir trost by
inen suochen, den sy uns nit verheissen habend? "Sälig ist der man",
als David spricht Psalm 39. [Ps. 40. 5], "deß hoffnung der nam
gottes ist". Unnd harwidrumb Psalm 83. [Ps. 84. 13] "O herr der
krefftenn! Sälig ist der man, der in dich vertruwt". Und Psalm 143.
[Ps. 144. 15]: "Sälig ist das volck, deß gott der herr ist, etc.". Wo
unser trost anders wohin langt weder zuo got, sind wir abgötler. So
nun diß die nothafftendist summ ist des ersten gebottes, daß wir dem
einigen, waren guoten einig anhangind, so muoß ouch volgen, das alles,
das hernach in disem gebot stat, allein dahin reichen muoß, das wir
inn für unser einiges guotes habind.
Darumb wellend wir sehen, wie alle wort, so hierinn stond unnd
so tür sind, dahin reychind.
Wir habend ghört, das wir vor unserm gott unnd vatter ghein

--90--

andre göt haben söllend. Welcher grendel, got fürgelegt, billich
alles anrennen der abgöttery ufgehalten sölte haben. Aber so wir
nit verstanden, was doch für ein ding sye, habend wir gesprochen:
Ob wir glych by sant Barbara ein sälig end suochind, und by sant
Erasmus ein 'n gsunden buch, so wüssend wir doch wol, das der
einig gott der ware gott sye; aber gott, der habe den frommen glöubigen,
ouch disen oder yenen vil sines gwalts ggeben. Und habend
sölchs one grund gottes worts geredt, und den frommen gestorbnen
Christen zuoggeben, das allein gottes ist. Und wenn sy noch hüt bi
tag lebtind, wurdind sy jämerlich wider uns schryen: Warumb legend
ir uns zuo, das allein gottes ist? Warumb louffend ir zuo uns, die
allein zuo gott lerend louffend? Denn das kan nit välen, denn das
alle glöubigen allein zuo gott gefuert habend, uß der ursach, das sy
ouch sust in nieman hofftend weder in den rechten trost: gott.
Wie nun sy ggloubt und gehofft habend, allso habend sy ouch uns
gelert, oder aber sy wärind untrüw verfuerer gewesen. So muoß volgen,
daß sölich zuolegen den ußerwelten gottes von uns beschehen ist, und
alles, das wir sölcher gstalt von inen hörend oder lesend, wie sy gelert
habind, das man umb etlicher durfften willen zuo inen sölle louffen,
ein fabel und schädlicher betrug sye.
Diß alles bewerent starck gnuog die heiligen apostel.
Petrus und Joannes, Act. 3. [cf. Act. 3. 1-11], do sy im namen,
das ist: in der krafft, Jesu Christi den krüppel recht hattend
gmacht, und das gmein volck sy ansach, sam sy es uß ir eignen
krafft ton hettind, sprach Petrus [Act. 3. 12 ff.]: "Lieben Israeler!
Was verwundrend ir üch, oder warumb sehend ir uns an, samm wir
uß eigner krafft und frommgheit den habind gmacht wandlen? Der
nam, das ist: krafft, Jesu Christi hat inn gevestet, darumb, daß
wir imm sölichs gwüß vertruwt habend" etc., mit me worten.

--91--

Es beweren uns ouch Paulus und Barnabas Act. 14. [cf.
Act. 14. 8-20]. als man inen eer antuon wolt, samm sy gött wärind,
darumb, das sy den krüppel in Lystrenn recht gemacht hattend,
zerrissend sy ire kleider und fielend under das volck, schryende [Act.
14. 15]: "Ir mann! Was vahend ir an? Wir sind tötliche menschen
glych als ouch ir, und lerend üch, das ir üch von sölcher torheit
kerind (zwar, daß sy der creatur zuogabend, das allein gottes was)
zuo dem läbendigen gott, der himel und erden gemacht hat, das meer
und alles, so darinnen ist" etc.
Ouch Paulus Ro. 15. [Röm. 15. 18]: "Ich gdar nütz von mir
selbs reden, es sye worten oder wercken halb, das Christus nit in
mir verwürckt hab".
Deßhalb die, so inen selbs eigne helffer uffgeworffen habend
und tröster, inen selbs damit eigen gött gemacht, welchs doch got
häll verbüt [2. Mos. 20. 3, 5. Mos. 5. 7] "Du solt nit andre gött,
das ist: helffer, tröster, vätter, zuofluchter, haben".
Also stat es, lieber Valentin, umb die ersten zwey wort imm
ersten gebott, und wirt ouch diesen verstand nieman mögen brechen,
nit tüfel nit engel.
Also volgt wyter imm ersten gebot [2. Mos. 20. 4, 5. Mos. 5. 8]:
"Du solt dir ghein gegraben noch geschnitzt bild machen". Hie kumend
etlich gelerten, lieber Valentin, glich als ouch du dich vermercken
last, unnd sprechend, diß verbott sye nun ein usserlich
ding oder cermonisch gespenst, und mögind von uns Christen die
bilder wol gehalten werden; denn hie werde allein verbotten, das man
gott nienen anbilden sölle. Underscheidend aber nütz zwüschend
den verereten bilden, die wir götzen nemend, und andren bilden.
Denen ich wol günnen möcht, das sy den ougenspiegel ufgesetzt
hettind, ee sy mit sölchem frävel die welt, die dem gotzwort loset
und imm glouben gibt, verlatztind. Es wirt die warheit mit vil kyben

--92--

und zanggen verloren, ist ein urallt gesprochen wort. Darumb so
wellend wir über diß wort one wueten mit guoten ruowen sitzen, und
es eigenlich ermessen, wie verr es lange. Wir habend unlangest
gehört, daß die houptasch diß ersten gebottes ist, daß wir dem einigen,
waren gott einig anhangind. Darus wir darnach verston mögend,
daß alles, so hierinn stat, allein dahin reicht, das derselb ware gloub
in den waren, einigen gott nit geschwecht oder abgefuert werd. Gangind
ietz hin und sprechind die genanten gsellen, es sye ein cerimonisch,
usserlich ding, das bilderverbott, so es ein hueter ist des
waren gloubens! Es laßt sich ein ding wol reden, aber die warheit
bricht herfür und wil ouch gsehen sin.
Gott hatt das einig vertrüwen in sich, das wir tragen söllend,
ob wir glöubig wellend gezelt werden, sölcher maß wellen bewaren,
das es mit gheinen sichtbaren dingen möchte gemindret werden; dann
der mensch vallt von natur an die ding, die imm in die empfindnussen
gestellt werdend. Sust was solt daran gelegen sin, ob man
glych ein bildnuß gehebt, darinn man inn vereret hette? So aber
die bilder und sichtbaren ding by uns für und für zuonemend und ye
grösser und grösser werdend, biß daß man zuoletst sy für heilig hatt
und by inen anhebt suochen, das man allein by dem waren gott suochen
sol, so hatt er die bildnussen gottes verbotten. Was bedorfft es
aber sin bildnus ze verbietten? Es hatt inn doch nieman gsehen,
Jo. 1. [cf. Joh. 1. 18]. Wer kond denn sin bildnus giessen, schnitzen
oder graben? Daruomb muoß man hie also verstan, daß nit allein des
himelschen vatters bildnus, dero sich etwan einer frävenlich hette
gdören flyssen, verbotten ist, sunder aller gott, das ist: alles des,
das einer imm selbs für sinen trost uffwurffe. Denn, ist alles gottes
bild verbotten, so ist one zwyffel aller dero bildnus verbotten, die
man für göt ghebt hat. Wen hat man aber für einen gott gehebt?

--93--

Das ist eim yeden ein got, zuo dem er in synem anligen loufft. Hatt
er nun deßselben bildnuß, so hatt er ye sines gottes bildnus, und tuot
wider diß erst gebot zwifalt: zum ersten, daß er ein 'n fremden gott
hatt, zum andren, das er denselben gott verbildet hatt.
Dise red sye alle nütz, wenn wir sy nit mit hällem gotzwort
fürbringend!
Deutronomii, das ist: im fünfften buoch Moses, stat also 4. ca.
[5. Mos.4. 15-19]: "Verhuetend flyßlich üwer selen. Ir habend ghein
bildnus gsehen an dem tag, do got in Horeb mit üch redt uß mittem
für, damit ir nit verfuert üch einn gschnitzte oder ggrabne bildnus oder
glichnus machtind, ein bildnus des manns oder des wybs, oder ein
glychnus aller thieren, die uff erden sind, oder der voglen, die under
dem himel fliegend, und der krüchenden, die uff der erd bewegt werdend,
oder der fischen, die under der erden im wasser wonend, daß
du ouch nit, dine ougen gen himel gricht, sehist die sonnen, den
mon und alles gstirn des himels, und demnach verfuert die ding anbetest
und erist, die got gschaffen hat, dir zuo eim dienst und allen
völckeren, die under dem himel sind". In disem gebot wirt häll,
daß der uß keiner andren ursach die bildnussen verbüt, weder uß
dero, daß nieman imm einn andren got ufwerff; denn er reicht allein
uff das anbetten, vereeren und dienen. Das wil er nit gehebt haben.
Sich ietz zum ersten, ob nit alles, das imm ersten gebott stat, dient
zue bewarung, das wir an dem einigen gott blybend? Wie kan es denn
ein cerimonisch ding sin, so es verbotten ist ze haben? Wie kan das
ein kilchenpreng sin, das verbotten ist, daß man es nit haben söll?
Sind alle usserliche ding ytel und unnütz, die in gottes wort nit grund
habend, wie ytel sind dann die götzen, die man wider gottes wort
hatt? Wie vil dingen hat man umbgestoßen, darumb, das sy in gottes
wort nit grund hattend, und die götzen sind mit hällen worten verbotten,
und wir machend ein ceremonien darus? Dann so ver wir
den gebotten gottes gehällend, so habend wir gheine götzen. So
laß dir nun sin, wir habind gheine götzen in der gantzen Christenheit,
wie sind denn die götzen ein cerimonisch ding? Sprichstu:
Die bilder verbotten sin, das ist nun: ein ußerlich ding verbotten
sin. Antwurt ich: Das ist ouch der prest, das du von götzen verston

--94--

wilt, und nennest aber bilder. Wir redend wol all samen
"bilder"; wir verstand aber die götzen, so offt wir von hintuon der
bilden redend. Ein götz ist one zwyfel ein alter tütscher nam syd
der Heidenschafft har, damit man das bild oder glychnus deß gottes,
den man vereert genampt hatt, nit einen got, sunder einen götzen;
denn sy hattend nit alle die bilder für gött, sunder für glychnußen
irer götten, die sy war göt vermeintend sin. Wenn nun du strytest,
man mög die bilder haben, und verstast aber dadurch die götzen, das
ist: die verbildnussen der helfferen oder götzen oder bilder, denen
man eer antuot, so irrestu gentzlich; denn dieselben sol man als wenig
haben als wenig man frömd gött haben sol. Verstastu aber "bilder"
allerley handgemäld, glychnussen, by deren bedütetten dingen man
nütz suocht, denen man ouch ghein eer bewyßt, so ist der krieg schon
gericht; dann wir fragend denselben nit nach, wir nötend sy ouch
nit dennen ze tuon. Ursach: Wenn das gehalten wirt, daruff das erst
gebott tringt, und das, das zuo ruowen und bewarnus des ersten gebottes
ggeben ist, so darff man ghein sorg nit haben. Verstand 's also:
Wenn gott nienen verbildet wirt, und denen, die man für helffend
gött uffgeworffen hatt nebend und wider gott, ghein bild oder götz
wirt ufgericht und eim bild ghein eer beschicht, so sind wir der bilden
halb eins; dann wir strytend allein wider die bilder, die dem glouben
in den einigen gott ze mindrung gemacht, als die, so disem oder
yenem heiligen als eim helffer gemacht sind, und wider die bilder,
die man vereret. Deßhalb nun erlernet wirt, das, so vil die götzen
ein ußerlich ding wärind, das uns das götzenverbott nit irrte noch
bunde. So es aber dahin reicht, daß wir gheinen andren trosthuffen,
schatz und frist suochen söllend weder got, und alle, die für
sölich gehalten werdend, nütz anders weder für gött uffgeworffen
werden, welchs doch am höchsten verbotten ist, so volgt demnach,
daß, wie gott sin bildnus nit wil gemacht werden, daß wir noch vil
weniger der abgötten, das ist: dero, die wir für unsere tröst haben
ufgeworffen, bildnus oder götzen haben söllend. Sich aber, das betrifft

--95--

nit den usseren menschen an, sunder den inneren, ja, die höchsten
summ unsers heils, den glouben, trifft es an. Darumb, lieber Valentin,
so laß dich nit irren, wenn man spricht: "Solt ich nit diß oder
yens gemeld haben". Denn man strytet nit von gemelden oder bildren
wegen, die den glouben und rechte gottes eer nit antasten mögen,
sunder von denen götzen, die der götten (du verstast nun talame
wol, was ich durch "götte" verstan) sind, und denen man eer embüt.
Damit ist aber dir über alle gegenwürff, die du uß dem alten testament
entgegen gworffen hast, geantwurtet. Denn wo die gevar der
abgöttery nit ist, da darff man sich umb die bilder nit bekümren; aber
götzen söllend in aller welt nit sin. - Ich wil dir ein bispel geben.
Wir habend ze Zürich die tempel all gerumt von den götzen. Noch
sind vil bilder in den fenstren. Fuorend ouch etlich uff dem land zuo
und zerwurffend die fenster, wiewol ich nit me denn an einem ort
sölchs furgenomen sin vernomen hab. Also fuor die obergheit zuo und
hieß dieselbigen stillston. Ursach: Sy fuortind in ghein abgöttery,
und achtete man iro zuo gheinem anbetten, eeren oder dienen, etc. Ein
anders: Wir habend zwen groß Karolos gehebt: eynen imm
Grossen Münster; den hatt man wie ander götzen vereret, und
darumb hatt man den dennen ton, den andren in dem einen kilchturn;
den eeret nieman; den hatt man lassen ston, und bringt gantz

--96--

unnd gar ghein ergernus. Merck aber: Sobald man sich an dem ouch
vergon wurde mit abgöttry, so wurd man inn ouch dennen tuon.
Zum andren sich, ob nit etlich götzenstürmer, dargegen ouch
ire schirmer, gantz lätz varind. Die stürmer meinend, sy söllend
alle bilder ze schyteren richten. So soltend aber sy sölichs allein
den götzen thuon. Die schirmer meynend, wenn sy die unverletzlichen
gemäld errettend, so habind sy erobret, daß damit ouch die götzen
errett sygind für ein usserlich ding, das man es wol recht bruchen
mög. Das aber nit möglich ist. Verstand aber eigenlich, lieber
Valentin, das wir einen götzen heissen: ein bildnus eines helffers
oder trosthuffens, oder dero eer wirt angeton; bilder nennend wir aber
glychnussen eins yeden dings, das da sichtbar ist, aber zuo gheiner abfuerigen
hoffnung nit gemacht, ouch nit vereret wirt. Demnach so verstand,
das, welcher redt, die götzen mögind one verletzung wol behalten
werden, der redt glych als vil, als wenn einer spräch: Ich
möcht wol vil gött haben; denn götz oder bild, das wir dennen tuon
wellend, das heißt uns das bild, glichnus oder gstalt, das uns eintweders
einen anzeigt, by dem wir etwas trosts uns versehend, oder
aber, dem wir eer embietend; denn götzen mögend wir als wenig
one sünd haben, nachdem wir bericht sind, als wenig wir vil götten
mögend haben. Und damit wirt dir, lieber Valentin, antwurt über
die gegenwürff, da du sprichst, es habe doch gott ouch zwar ein
bildnus Adamenn zeigt im paradys, als er imm ruofft [cf. 1. Mos. 3. 9];
und nieman sye, denn, sobald er höre von gott oder von eim andren
ding reden, das er schon nit gesehen hatt, er bilde imm selbs ein
gstalt yn; darumb mueßtind alle menschen götzendiener gescholten
werden. Denn diser gegenwurff kumpt dahar, das du nit entscheidest
zwüschend bildnussen und götzen. Dann solche bildnussen
werdend nit darumb im gmuet uffgericht, das man sy verere im hertzen,
sunder was das gmuet des menschen für sich selbs ze handen nimpt,
loufft all wegen die phantasy zuo, und verbildt dasselbig. Und ist

--97--

aber darumb dieselb bildnuß nit imm hertzen umb gheines gloubens
oder eerens willen. Darzuo redt man hie nit von den götzen, die
usserthalb nit sichtbar götzen habend, sunder von den usserlichen
götzen, die ouch innerthalb götzen habend. Vernimm mich also,
damit dir noch über einen andren gegenwurff geantwurt werd: Die
gschrifft nent zuo glycher wys die unglöubigen mit iren lastren, als ouch die
gleubigen mit iren tugenden genennet werden. Der gloub ist, der allein in
got vertruwt; ware gottes eer ist, da man imm geist und der warheit
[cf. Joh.4. 24] allein uff gott sicht. Also sind die zwey innern die höchsten
stuck des glöbigen menschens: in got vertruwt sin, und sich sins
willens, gsatztes und gebotten einig flyssen, und umb sinetwillen
alle ding mögen tuon und dulden. Also red nun von den gotlosen:
Setzt einer sinen trost in die rychtag, so ist ye das gelt oder guot
sin got. Uß welicher ursach der helig Paulus den gyt ein abgöttery
nennet, Ephs. 5. [Eph. 5. 5], darumb, das der rych in sin rychtag
vertruwt nach dem wort Christi Luce 6. [Luc. 6. 24]: "Wee üch
rychen; dann ir habend üweren trost". Setzt einer sinen trost in
sinen gwalt, sterke, wyßheit, derglychen, darus spricht man darnach:
rychtag ist deß menschen got, gwalt, wißheit etc. Zum andren:
Was der mensch zum höchsten eret, schirmt, nert, umb weßwillen
er aller meyst erlyden mag, wirt imm aber für sinen gott ufghebt.
Also nennet der helig Paulus die glychßner, die alle ding tatend
nun, daß sy sich muessig spisen möchtind, diener des buchs,
Ro. 16. [Röm. 16. 18], und den buoch iren gott, Philip. 3. [Phil.
3. 19]. Uß dem soltu erlernen, lieber Valentin, das, wenn man die
gotlose oder unverschamte der wollüsten einen götzendienst nennet,
daß 's ein figurliche red ist; und wiewol man die laster alle vor allen
dingen ußrüten sol, sind sy darumb nit imm götzenverbott vergriffen,
also, das der natürlich sinn des gebottes von götzen uff genante laster
reyche; dann sy hand sust leren und gsatzen gnuog. Darus du
nun erlernen magst, das die, so sprechend, "tuege man zum ersten die
götzen uß den hertzen: gyt, frässery, unkünscheit", zwar recht redend,
und ich mein, weere yeman uff erdrich denen lastren, so bescheche

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es ze Zürich von allen lerenden. Noch so redt das götzenverbott
imm ersten gsatzt nit darvon, sunder an andren orten [cf. 2. Mos.
20. 14, 17, 5. Mos. 5. 18, 21]: "du solt nit unkünschen, niemans guot
begeren" und derglychen. Welcher nun die götzen, von denen wir
hie redend, erst wölte dennen tuon, wenn alle gemuet von den gyt-
und buchgötzen erledigot wärind, so wurdind gheine götzen nimmer
me dennen geton. Darumb so lüchtet häll uß dero worten, das sy
die götzen, von denen wir hie redend, gern schirmtind, wo sy köndind.
Ietz ist dir aber ein antwurt worden, das, wenn die götzenschirmer
sprechen: "tuege man die rechten götzen hinweg" etc., und damit vermeinend,
die götzen ze schirmen, sol man sprechen: Ja, ja, man sol
die ding vor allen dingen leren; wo aber die ding: gloub und rechter
gotzdienst, erlernet werdend, da volgt ouch das verachten und hintuon
der ußeren götzen, darumb wir ze Zürich wol reden mögend, als
David sprach [Ps. 116. 10]: "Ich hab ggloubt, darumb hab ich gredt".
Wir habend den glouben trülich gelert; darumb ist verachtung aller
abgöttery und götzendiensts hingevallen. Hieby wirt yenem hochgelerten
ouch ein antwurt, der gesprochen hatt, do er das buechle
gsehen, das ein eersamer rat by uns ließ ußgon, darinn die pfarrer
geheissen wurdend under andrer ler ouch anzeigen von der bilder oder
götzendienstes wegen, ja, do sprach der glert: "Sich, die lüt wellend
iren glouben mit gwalt in die welt zwingen" mit andren hochmuetigen
worten (die imm got verzyhe) und ist das die antwurt: Wir habend
Zürich einen sölchen glouben, das wir dem einigen gott anhangen
söllind, und alles, das uns davon ziechen mag, mydind und dennen
tuegind. Ist imm also recht? Ich weiß: Ja. Do begab sich, das
allenthalb der gemein Christ durch vil fromme lerer disen glouben
wol underricht und zuo imm in den hertzen von gott gezogen warend;
huobend demnach an die bilder wellen hinwegtuon. Das woltend die
herren nit erlyden, sorg, es wurde unrat geberen. Do namend die
gotlosen pfaffen daran ein hanthaben die götzen ze schirmen. Damit
wär der warheit aber ze kurtz beschehen. Darumb embüttend sy
nach dem gespräch under andren empfelhen den pfareren, wie sy ouch
von der götzen wegen leren söltind. Summa, lieber Valentin, ist, das

--99--

götzen under christenem volck als wenig söllend gehaben werden
als frömd gött; dann die götzen sind nun bildnussen der abgötten.
Hie tuond etlich aber ein gegenwurff, wiewol fürgeben: Nun
findt man doch an etlichen orten, das man noch die uralten götzen
der abgötten hatt, und mag man das wol tuon; denn es bettet sy nieman
an und verert sy nieman. Antwurt: Sich! In dinen eignen
worten soltestu erlernen, daß du götzen vor gemeinen bilden soltist
entscheiden. Gibstu nit die ursach, das man sy nit anbette noch
ere. Ja, so hör ich wol, wo götzen angebettet und geeret werdend,
da sol man sy nit haben. Was strytend wir denn? Sol man ouch
eins alten heidnischen abgottes bildnus in die kilchen der glöubigen
setzen? Nein. Warumb? Darumb, daß es ein bildnus eins frömden
gottes ist und imm gar kein eer sol angeton werden. Wes bildnus
ist das? (ich zeig dir sant Christoffels bildnus). Sprichst: Sant
Christoffels. Warum gedar der im tempel ston? O! Er ist ein
grosser nothelffer, vorus in armuot und wassersnot. So hör ich wol,
er ist ouch ein abgott? Sprichst: Nein! Er ist ein glöubiger man
gsin und hat sölchs umb got verdient, daß, wer inn eret, dem gibt
er sölches. Antwurt: Das redstu one grundt der warheit, und machestu
den frommen, glöubigen man (ob er nit der Polyphemus Homeri
ist) zuo eim abgott; denn er hatt in sinem leben wol gewüßt, das alles
guot und hillff allein by gott sol gesuocht werden; und du sprichst ietz,
got habe imm den gwalt geben. Wie, das vor sant Christoffels
zyten gott ouch den dürfftigen geholffen hatt? Sich, mit was
stempnyen wir umgond! Laß dich aber nit verergren, wenn ich
sprich: Du machst sant Christoffel zuo eim abgott. Ich mein 's nit,
das er ein abgott sye, sunder daß du imm zuolegst, das allein gottes
ist. Das zeigt an, das du dir selbs einen sundrigen gott fürggeben
hast, nit, das er also din nothelfer sye, sunder das du dir selbs also
fürgibst, als die närrinn tuond. Die überredend sich selbs, der

--100--

küng sye ir man, und ist aber darumb nit; aber in der närrin hertzen
ist er ir man. Deß mag aber der küng nütz; er ist 's ouch nit. Also
gibt uns unser torheit nüwe göt für, die aber das nit sind, das man
inen zuolegt. Deßhalb man sy nit abgött nent, daß sy abgöt syind,
keinen weg nit, sunder das man damit den narrechten unglöubigen
ir irtumb anzeigt, in dero hertzen die heligen darzuo gemacht sind
one grund der warheit, das sy nit sind. Darumb ich aber angehebt
hab. Hastu sant Christoffels götzen imm tempel darumb, das er
dir helff, so hast inn da, so vil an dir ligt, als ein götzen eines abgottes,
nit das er 's sye, aber dir ist er 's. Dannen kumpt darnach,
daß du imm eer embütest. Von dem harnach kummen wirt.
Us disem gegenwurff wirt häll erlernet, daß alles, so angebetet
und vereret wirt, und ein byspil, glychnus oder gefar ist von gott abzeziehen,
ein götz ist, und sol als wenig geduldet werden als ein abgot.
Wo aber die gevar nit ist, da ist nit sorg ze haben.
Daby hast du ouch ein antwurt über die närrischen gegenwürff:
nun hatt doch Christus des keysers bildnus in der hand gehebt [cf.
Marc. 12. 14-17] und derglychen; denn das nit ein götz eins helffers
oder gottes was.
Kurtz darvon: Diser gegenwurff von der heydnischen götzen
wegen zücht die götzenschirmer mit gwalt harfür, das man sicht,
das sy, hörende, nitt verstond [cf. Matth. 13. 13], sunder eintweders uß
unwüssenheit oder uß zanngg strytend.
Von anbetten und eeren der bilden oder götzen.
Ietz ist ouch not, das man von dem anbetten unnd eeren rede;
dann nitt kleiner mißverstand in denen worten gebrucht wirt, das doch
schädlich ist.
Da wir imm tütsch sprechend: "Du solt sy nit anbetten [2. Mos.
20. 5, 5. Mos. 5. 9]", da habend die Hebreer das wort schahah [‎‏שָׂחָה‏‎]
das heißt: knye bucken, neigen, reverentz thuon, eer embieten. Und
da wir habend "nit eeren" habend die Hebreier: nit dienen. Und
habend die wort den sinn, den Leo, min mitarbeiter im euangelio,
ußtruckt hat: "Du solt dich vor inen nit bucken, inen nit dienen".

--101--

Nun ist aber war, das "dienen" den Hebreeren offt genommen wirt
für "anbetten", als sich ouch hie wol ze vermessen ist, sölle verstanden
werden. Darumb hat er hintzuogethon: "sy weder eeren noch anbetten";
dann die hebraischen wort mögend den sinn wol ertragen.
Hie schrygend die götzenschirmer, man betriege den schlechten
mentschen mit dem hebraischen und andren frömbden sprachen, und
so man es hinden und vornen bsech, so sye es alles ein ding; denn
das man sich vor den bilden nit bucken sölle, das sye ye ein usserlich
ding; und so es nun ein ceremonien sye, so gange es uns imm
nüwen testament nützid an. Antwurt: Wie aber mit dem anbetten,
gadt uns dasselb ouch nüts an? Hie sprechend sy: Wir bettend sy
gar nit an; und darumb, so by uns das anbetten hindan gesetzt ist,
und das knüwbiegen allein überblypt, so ist es nüts denn ein usserlich
ding verbotten sin; deßhalb es uns Christen nit beruert. Antwurt:
Die meynung der worten gottes ist die, damit wir einandren wol
verstandind: Du solt den götzen nit eer embieten weder mit neygen,
biegen, noch eynigerley reverentz, und inen nit dienen, noch sy anbetten.
Nun frag ich dich: Was ist doch die ursach, daß du dich
imm tempel vor den götzen bügest, unnd vor den bilden in dinem
sal bügstu dich nit, sunder suffst, schwerst, spielst oder thuost noch
wuesters vor inen, unnd fragst gheinem biegen noch kertzenbrennen
nit nach? Es muoß eintweders dahar kummen, das du die im tempel für
heiliger hast weder die anderschwo, oder aber, das du sy umb andrer
willen, die durch sy bedütet werdend, erist. Eristu sy darumb, das
sy imm tempel stond, so bistu ein rechter verwirreter Jud und meinst,
der tempel mach sy heilig und tür, und schiltest aber du ander lüt,
sy sigind Juden; dann die Juden hieltind den materlichen lyplichen
tempel gar hoch. Also meinstu ouch, was imm tempel sye,
das sye heilig. Und warlich, so statt die gevar daruff, das alles, so
imm tempel ist, wirt uns von stund groß und heilig in unseren
ougen, das wir es nit vermeinend zimmen angeruert werden, so tür
wirt es. Und so nit verlougnet werden mag, denn daß vil Christen
so schlecht sind, die sölchen won von den bilden habend, so sol
man sy dennen tuon und den kleinen gottes nit lassen verfuert werden
Math. 18. [Matth. 18. 6]; denn derglychen satzungen: "Ruer 's nit an,
versuoch 's nit, gryff 's nit an", Coloß. 2. [Col. 2. 21] söllend uns

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Christen nienen ufgelegt werden. Nun weißt aber menklich, was
die Bäpstler geton habend, wie sy die götzery so schwarlich und
tür habend lassen sehen, ich gschwig: anrueren. Man hatt den anruerenden
die hend mit saltz muessen ryben, und habend wir das helig
geschetzt, das nun die trucken und götzen anruert. Sich, lieber
Valentin, so wir nun die aller schlechtisten götzery besehend, nun
das usser gspey, so erfinden wir sölchen mißbruch drinn, das man
sy billich umb der einigen ursach willen an gheinem ort dulden sölte;
denn es habend alle laster in dem götzenberueren trost gesuocht; man
hatt ouch nachlaßen der sünd und heligheit daby verhoffet zuo erlangen.
- Sich, wel ein abgöttery das ist, in anrueren des, das der
zimmerman gemacht hat oder steinmetz, vergebung der sünd hoffen,
kleider, ring, kettinen, patternoster heilig schetzen, daß sy allein den
götzen angeruert hattend. Und hat der bapst ablas darzuo ggeben.
Was recht; der spilman ghort an das hochzyt, damit man uns
narren zuo dem opfferdantz bewegte. Wil dich nit, lieber Valentin,
beduncken, du sehist etwas glych dem götzendienst, als die kinder
Israels umb das guldin kalb harumb tantztend, Exodi 32 [2. Mos.
32. 1-6]? Oder manet es dich nit an das zuolouffen gen Bethel und
Dan, da Hieroboam die zwey guldinen kelber hat uffgricht?
3. Reg. 12 [1. Reg. 12. 25-33]. Nimm sant Annen bild zuo
Stammenhein für dich. Ist man vor unnd ee es gemacht wurd,
ouch dahyn geloffen? Nein. Und so es verbrent ist, loufft man
noch so seer dar? Nein. Sich, ist das nit götzendienst gewesen?
Also thuo mit allen bilden oder götzen. Thuo sy dennen, vergrab die
todten beyn in 'n härd, so wirstu sehen, das man weder gen Ach,

--103--

noch gen S. Jacob in Castilien louffen wirt. Nun sich aber ietz,
welche cerimonier sygind oder uff usserliche ding tringind: die götzenschirmer
oder die sy lerend nit mögen gehebt werden. So wir
sehend, das by den götzen gesuocht würt nun mit dem usseren anrueren,
das niemands geben mag weder gott, so ist häll, das diß der
aller närrischest götzendienst ist, unnd aber die eer gottes minderet
und die conscientzen verfuert. Deßhalb ghein gleubiger reden mag,
die bilder (die götzen verstonde) mögind wol gehalten werden, etc.
Weliche aber das so eigenlich sehend, unnd dennocht die götzen
schirmend, das sind die rechten ceremonierknecht; und die tringend
uff usserliche ding, und nit die, so usserliche gevarliche ding heyssend
dennen thuon, damitt man sich allein an den unsichtbaren gott verlasse.
Sich, also leert der zänggisch tüfel uff ander lüt legen, das
einer selbs tuot. Ja, sprechend sy, man boldre, so man die närrischen
verfuernussen dennen tuot, daß 's nit mer verfueren mögind. Und
boldrend aber sy, so sy die felwenstöck für gött lassend haben,
und sy mit allem vermögen schirmend; denn sy nütz anders weder
gplerr schirmend. Wenn sy glych erobretind, daß man die götzen
haben möcht, noch hetind sy nütz anders weder ein usserlich geplerr
beschirmt. Aber hie sprechend sy: Man sol leren, daß man die götzen
nienerfür habe, sich nütz zuo inen versehe, sy nit für heilig schetze,
und alles, so von inen geirret wirt, mit der leer dennen tuon.
Antwurt: Ja, man sol das leeren; man sol sy aber ouch an allen
orten dennen tuon. Wenn der tüfel ußgetriben wirt, sol man ouch
alle far versehen, das er nit widrumb komme. Ecclesiasticus 3.
[Jesus Sirach 3. 23] stat: "Welcher nach gevar stellet, der wirt
darinn umkomen." Wenn der vatter für und für die buoben by
siner tochter laßt unnd spricht denocht nüt deß minder" "Tochter,

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biß fromm!", was meinend ir, daß der tochter, ob sy sich vertritt,
ze verwyssen sye vom vatter? Nütz! Aber hat er zuo zucht ernstlich
vermanet und ernstlich den gevarlichen zuogang verhuet, denn
wäre imm nütz ze verwyssen. Also tuond die götzenschirmer: Sy
sprechend, man sölle styff leeren, wie ob gemeldet ist, und möge man
demnach die götzen wol haben, und sehend aber daby, daß die gevar
so offenlich noch blybt. Darumb söllend die verereten götzen ab weg
geton werden, damit man nit widrumb in den vordrigen irrtum valle.
Was andren beschehen ist, das mag auch uns beschehen. Tuege
man sy dennen, so darff man nütz sorgen.
Wir habend den ersten punckten unserer teilung, der aber der
geringer ist, ußgericht, namlich: ob wir die götzen in den templen
darinn vererind, daß wir sy für türer oder heiliger schetzind, und wo
das, als nieman leugnen kan, daß man sy dennen tuon sol.
Ietz volgt der ander punct dieser teilung. Der ist: Oder aber
wir erend die bilder umb ander willen, S. Peters bild umb deß willen,
der in den himmlen ist. Und bewerend das schön: Ich eren ghein
bild; ich brenn imm ouch ghein kertzen, sunder dem, den das bild
bedütet. Und wenn ich des küngs bildnus eer tuon, so rechnet er
mir 'ß, sam ich 's imm tät. Sich, was starcker bewärnussen!
Ja, wenn du weist, das der sälig damit geert ist, wenn du vor dem
wydböuminen götzen kertzen brennest, oder wenn küng ein narr
ist, so halt er 's für ein dienst, wenn du sim bild eer embütest. Und
so der küng glych so narrecht wäre, glych als ob die säligen demnach
imm hymel sin muessind, wie wir narren uff der erden. Sust, wenn er
recht gesitt ist, so fröwt inn ghein er bas, weder da du dich
siner gsatzen flyssest, ghorsam und fridsam bist etc.
Wiewol nun diser tant nütz schirmen mag, denocht muoß ich
imm antwurt geben.
Es erfindt sich in dynen eignen worten, daß du ein abgötter bist, und
nach dem so bistu erst ein götzendiener darzuo, du syest, wer du wellist.
Ursach: Die götzen habend wir erst so träffenlich ufgebracht, für
das man die usserwellten gottes [cf. Col. 3. 12] hatt angehebt anrueffen

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für nothelffer und, so vil an uns ligt, zuo abgötten gemacht. Diß darff
wenig bewärnuß; dann wir wüssend all, das man allen götzendienst
nun darumb hatt ufgericht, das man by denen etwas erlangen hofft,
deren die götzen warend. Wenn man einen altar wychet, so muoßt
man inn dem in der Dry küng namen wyhen, das er rych wurd
oder blib, disem in sant Petters namen, das er inn verhuete, das er
nit verzwifflete, ienem in sant Niclaus namen, das er nit ertrunke,
etc., wie denn yeder ein eigne vorcht und anligen hatt. Merck aber:
Was das darumb recht, das du dise oder yene hillff by sant Petern,
Niclausen, Gertruten, Barbra suochtist? Nein. Du soltist sy
nit zuo sölchen götten gemacht haben, als vormal starck gnuog
bewert ist, das du zuo nieman umb trost louffen solt weder zuo dem
einigen gott. Darumb bistu ein abgötter und götzendiener, das du
dir selbs, one gottes wort, einen eignen helffer ufgricht hast und demselben
helffer darnach ein bild gemacht. Das ist ouch der recht
götzendienst mit abgöttery. Denn hettist du nit vorhin einen gott
gemacht, so hettist das bild darnach eintweders nit gemacht oder aber
nit vereret. Also volget der götzendienst erst harnach, so der abgot
schon ufgericht ist imm hertzen. Die Heiden habend die götzen
ouch nit anderst vereret, weder das sy inen eer habend angeton in
namen dero, die sy für iro gött und hellffer hattend. Das aber gott
das götzeneren verbüt, das erst harnach volget, so man einen gott
hat ufgeworffen, das hatt die gstalt: Es wirt offt das vorder mit
dem nachgenden verbotten, als da Christus verbüt Matt. 10.
[Matth. 10. 9f.]: "Ir söllend weder gold noch silber besitzen, noch gelt
an üweren gürtlen, nit ein täschen, nit ein 'n seckel." Luc. 10.
[Luc. 10. 4]. Wie? Dorfft einr nit ein 'n betelsack an imm tragen?
Christus verbüttet hie den gyt und pracht. Welcher nun nit
gytig ist, der wirt nit nach silber oder gold stellen. Welcher
demmuetig ist, der wirt allen pracht verschmahen, nit einen troß mit
imm fueren, als die bischoff zuo unseren zyten tuond. Welche aber
gytig sind und hoffertig, die predgend allein umb gelts willen, vahend
einen grossen pracht an. So nun Christus die usserlichen ding nennet,
verstat er nit den seckel, also, daß, welcher den seckel nit trag, der
hab im ietz recht geton; denn er hatt ouch ein seckel mit imm gefuert,
den Judas truog [cf. Joh. 12. 6, 13. 29]. Er verstat ouch nit von
den zweyen röken [cf. Matth. 10. 10], das, welcher einen allein hette,
das er darumb die sach recht troffen hette; denn er hatt ouch me

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denn ein kleid gehabt, als Jo. 19 [Joh. 19. 23f,] clarlich eroffembart
wirt, sunder er verstat alle unmas der kleidung; dann Paulus hieß
imm den mantel nachschicken, 2. Thim. [1] 4. [2. Tim. 4. 13]. so nun
Christus ja nit die usserlichen ding meint, glych als ob imm an
denen so vil gelegen sye, sunder er wil damit den gyt und pracht
verbieten. Denn one gyt und pracht zimt sich sack und seckel, ouch
me denn einen rock haben, als da es die notturfft ervorderet. Darumb
hatt er an dem ort den gyt und hochfart verbotten. Welche aber
gytig sind, die stellend ye nach vil ghalteren, und welche hochfertig,
nach schönen kleideren. Darumb so verbütet er durch das harnach
volgend das ursprünglich. Also ouch mit dem götzenverbott ist das
das fürnemlich, das wir nit frömde gött oder andre helffer weder gott
söllend haben, wie gnuogsam ghört ist. Wo man aber frömbde gött
hat, da hebt man sy denn an ze eeren mit götzen und usserlichem
erembieten. Also verbüt gott durch das nachvolgend das ursprünglich
darumb, das gewüß ist, das, welche den götzen eer antuond, vor
und ee die im hertzen für gött, das ist: vätter oder helffer, habind,
dero die götzen sind. Denn wer eeret den steininen affen uff dem
Fischmerckt oder den guldinen hanen uff dem kleinen türnlin? Wer
brennt vor inen kertzen? Nieman. Uß was ursach? Darumb, das
man sich zuo gheinem affen oder hanen hilff als zuo eim gott versicht.
Aber die Egypter hieltend den stier, der zwölff zeichen eins, für iren
gnädigen got. Darumb vereeretend sy inn mit einem läbenden stier
und siner glichen götzen. Das demnach den kinden Israel anhieng
und machtend ein guldin kalb [cf. 2. Mos. 32. 1-6]. Was lag daran,
das sy ein guldin kalb hattend? Nütz wer daran gelegen; denn es sind
etliche gschirr im tempel Salomons uff eerinen ochsen gestanden
[cf. 1. Reg. 7. 25] und am stuol Salomons 12 löwen [cf. 1. Reg. 10. 20].
Aber das sy das kalb [cf. 1. Reg. 7. 29, 36] vereretend, one zwyfel nach
egyptischem sitten, und sprachend [2. Mos. 32. 4]: "Israel, das
sind dine gött, das was wider gott. Denn das kalb was nit zuo

--107--

zier gemacht, sunder zuo einem götzen, das ist: bildnus eins gottes.
Uß welchem allem erfochten wirt, das der götzendienst nit one abgöttery
ist. Darumb sind die vererten bilder, das ist: götzen, verbotten,
daß sy dero bilder sind, zuo denen wir uns etwa versehen, als
sich an der eer erfinden wirt, die man inen antuot.
Nun wellend wir bewären, daß wir die götzen recht abgöttisch
eerend.
Zum ersten setzend wir sy für die ougen der menschen uff den
altar. Warumb laßt man sy da ston, da man so hohe ding - als
die Bäpstler von der meß fürgebend - vor den wydböumen
handlet? Liesse man ouch einen menschen zwüschend der handlung
da oben ston? Nein! So halt man sy ye höher weder den
menschen; unnd sind aber sy von den henden der menschen gemacht.
Darumb sy billich Isaias so spöttlich verlachet cap. 44 [Jes. 44. 9],
daß der mensch sy mit siner hand gemachet hatt, und sy demnach
höher haltet weder den menschen.
Zum andren neigt man sich vor inen, und zücht die hoptecke
ab. Das hatt gott verbotten. Und wiewol es ein usserlich ding ist,
so tuot es doch nieman, denn der sich trostes versicht zuo denen, dero
die bildnussen sind, oder sy türer hallt weder ander holtz und stein.
Dann wir tuond denen gemelden in unseren kamren, die glych ouch
der ußerwelten gottes sind, sölche er nit an. Sich, ob nit das
ein offener götzendienst sye.
Zum dritten legend wir kosten an sy mit silber und gold. Nun
muoß dasselb beschehen eintweders uß hoffnung deß besseren, oder
aber, das wir damit er suochend; denn sust schütt nieman nütz
vergeben uß. - Beschicht es uß hoffnung deß beßren, ist dasselb
eintweders, das man damit gelt ervoglen wil, oder aber, das
uns der abgott, des bildnus wir also zierend, bessers widergelte hie
in zyt oder dört. - Ist es umb des geltes willen ze thuon, so ist es der
recht uppig bapstbschiß, damitt man die narren umb die müler
salbet, das sy gold und gelt gebind, das er damit die mulesel mit

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syden und gold beschleuffe. Welchs aber wir den dürfftigen bilden
gottes, den armen menschen, geben soltend, so henckend wir 's an
des menschen bildnus; denn die götzen sind bildnussen des menschen,
aber der mensch ist ein bildnus gottes. Sich ietz, ob man sich nit
an den götzen wider gottes gsatzt vergang, so man an sy henckt,
das man den armen solt anhencken. - Ist es aber umb das zytlich
oder ewigs ze thuon, das wir meinend damit ze erwerben umb die, dero
die götzen sind, so ist es ein offene abgöttery, wie vormals gnuog anzeyget
ist.
Damit ist denen geantwurt, die da sprechend: "Ich mach die
bildnussen den lieben heiligen zuo eeren." Du thuost 's umb dinetwillen.
- Zieren wir aber die götzen uß uppiger eer, als sich erfindt
an den wappen, überschrybungen unnd gespensten, mit denen man
sy beladet. Der macht sant Antonien zuo sinem schilttrager, dyser
den blatrechten Job; denn solt er nit sinen schilt im anhencken, so
näm er so vil kostens nit uff sich. Ich hab es in minen jungen tagen
gsagt: Ich welte das guot nemmen, das veropfret und verzieret wirt
umb uppiger eer willen für das, so umb gots willen ggeben wirt. So
nun der merteil götzen uß uppiger eergytigkeit gemachet werdend,
wie kan denn yeman sy dulden? Sorgend wir nit, der fluoch Davids
gang uns an, Psal. 96. [Ps. 97.7]: "Sy werdind geschendet, die,
so die grabnen bilder anbettend, und die, so sich ruemend irer götzen."
Zum vierden brennend wir vor inen und machend kostlich röuch,
glych wie die Heyden geton habend. Da vergond wir aber uns
zwifalt: einist, daß wir die usserwelten gottes vermeinen mit sölchen
dingen geret werden, damit die Heyden ire abgött geeret habend,
wie wir vor ghört hand von Barnaba und Paulo Act. 14.
[Act. 14. 8-18], das sy solchs nit lyden woltend, sunder anzeigtend,
wie sy darumb von got gesendt wärind, das sy von sölcher torheit abfuortind.
Gottes gsind wirt mit sölchen narrenwercken nit geeret; dann
sy hand gott ouch nit damit geeret. - Zum andren wirt hierinn
aber gesündet, das an die götzen gelegt wirt, das man an die armen
solt gehenckt haben.

--109--

Zum fünften so nennend wir sy glych wie die Heiden mit dem
namen, dero bildnus sy sind: den götzen sant Hiltgarten, yenen
sant Claren. Welchs doch klein wär. Aber wir haltend sy daby so
groß, daß, welcher einen wyt verruemten götzen ein götzen nennet,
gestrafft wirt. Er sölte reden: "Der helig" oder "die lieben heligen",
und sy gar nit götzen nennen. Welches ein gwüß anzeigen ist, daß
wir ouch die onmechtigen wydenstöck für so hoch habend, das wir
sy nit lassend holtz nennen. Gsach ie ghein man grösseren götzendienst?
Man spricht: "Unsere frow im Pflasterbach". Lieber,
sag an, wer ist dieselb unser frow? Ist sy nit höltzin wie die zuo
Ach, Öttingen und die dritten wil ich nit nennen? Denn, redstu
von der muoter Jhesu Christi, so ist dieselb imm himel und nit imm
Pflasterbach. Sprichst du aber: "Noch möcht man die bilder wol
dulden, so verr sy nit geeret wurdind." Ich sag richtig: Nein, das
man die bilder, die anfenglich zuo abgöttischer eer gemacht sind, als
wenig behalten mag als das guldin kalb; denn sy sind zuo schmach
gottes und mindrung siner eeren gemacht. Vast dennen mit.
"Tuo das bös under dir dennen" Deut. 13. [5. Mos. 13, 5]. Christus
weißt, wol, was die siben tüfel tuond [cf. Luc. 8. 2, 11. 26]. Hatt uns der
tüfel einist beschissen mit den götzen, und wir liessind dieselben
verereten götzen blyben, er kem mit den sibnen bösen tüflen ouch.
Das ist in der götzen eer, als in einem schryn bschlossen, das,
wo man götzen eret, daselbst ist ouch abgöttery. Da hatt denn der
tüfel schon gesiget. Denn er weißt, wo rechter gloub und vertruwen
in den einigen got ist, daß da der recht grund und weg zur säligheit
ist. Darumb gibt er solche fünckle oder gedancken für: Soltest
aber nit die lieben heilgen haben? Soltend sy dir nit helffen? und
derglychen, als die unglöubigen schryend.
Hie beschicht aber noch ein gemeiner ynwurff ouch von den gelerten,
die sprechend: Die Heiden habend ire götzen für gött gehebt.

--110--

Das tuond aber wir nit; dann wir habend den guldinen oder steininen
s. Peter nit für einen hellffer oder gott, sunder den waren imm
himel. Und bruchend ouch gschrifft darzuo. Psal. 114 [Ps. 115. 4]
spricht David: "Simulacra, die gött der Heiden, sind silber und
gold, von der menschen henden gemachet". Hie sprechend sy, mueßend
"simulacra" für die gött genomen werden; denn was hette David
grosses gesagt, wenn er gesprochen hette: "die götzen sind von den
menschen gemacht"? Das wüßt alle menschen, ee und David geborn
ward. Aber er hatt darumb also geredt, das die Heiden ire götzen
für gött habend gehebt. Isaias 44 [Jes. 44. 16f.] verspottet die göt
der Heiden mit sölicher meinung, das der bildschnitzer von einem
block heitze und koche, und uß dem andren teil einen got mache.
Da nenne Isaias ouch den götzen einen gott der Heiden. Uß
denen und vil andren kundschafften me understond sy ze bwären, das
die Heiden ire götzen für göt gehebt habind, glych als, so sy sölchs
erobretind, sich demnach zimme götzen ze haben. Aber hör, lieber
Valentin, wie sy ein lär strow tröschend. Die Heiden haben ire
götzen nütz me für gött gehebt, weder wir noch hüt bi tag tuond.
Der merteil hatt sy für götzen irer götten, die sy vermeinttend gött
sin, und bildnussen gehebt, glych als wir ouch sant Josten bild
oder götzen nit für einen ingereverderber haben, oder aber wir
wöltind alle acker und matten mit Josten verhueten, sunder den
Josten imm himmel, den wir mit einem götzen vererend, den habend
wir darfür, er verderbe die ingere. Noch warend ettlich einvaltig;
die hieltend den götzen selbs für gott. Dero wir ouch habend, als
die sind, die do sprechend: "Das ist ein gnadrych bild" und die
götzen "heiligen" nennend, sy küssend und derglychen narrenwys

--111--

fuerend, und die, so sprechend: "Unsere frow in der Wannen hatt
mir geholffen", welchs wort uff niemann reychen mag weder uff den
götzen, der daselbend stat. Und ist gantz ghein underscheid
zwüschend den heidischen götzen und unseren, weder das wir mit
unseren die userwelten gottes schmähen, so wir zuo iren götzen louffend,
von denen oder inen selbs ze erjagen, das by dem einigen got sol
gesuocht werden, als sy in irem leben einig geton hand, und uns
gelert hand tuon. Das muoß ye ir schmach sin, glych als ob sy von
irem herren gevallen sygind, und angehebt habind, selbs herren ze
sin. So habend aber die Heyden ire gött ouch dafür gehebt, sy
sygend imm himmel unnd vermögind alle ding. Da sind die tüfel
zuogefaren unnd habend die unwüssenden betrogen und mit inen durch
die götzen geredt, glych als ouch wir vil götzen zuolegend, wie sy
geredt habend; unnd ist es neyswa beschehen, so hatt es der tüffel
glych als wol geton als durch der Heyden abgött götzen. Noch so
schmachtend der Heyden götzen allein den waren got, aber unsere
götzen schmähend den waren gott unnd sine userwelten heiligen. Denn
du weist wol, was wir durch götzen verstond.
Ietz wellend wir ursach anzeigen, worumb die geschrifft der Heiden
götzen "gött" nenne an etlichen orten, herwiderumb an andren orten
"tüfel", aber an etlichen vernüte, sy weder "tüfel" noch "gött" nenne.
Darumb das die, so von den Heiden als gött mit den götzen vereret
wurdend, nit gött warend, so spricht die heilig geschrifft, ir gött sygind one
stimm, oren, gsicht, verstand [cf. Ps. 115. 5 - 7] und deßhalb nütz
wyter weder götzen; denn die, so durch die götzen bedütet wurdend,
die warend nit gött weder in himel, erd noch hellen. So bleib ye
über, das sy nütz dann götzen warend. Diß red nit ich, sunder
der fromm küng Ezechias 4. Reg. 19. [2. Reg. 19. 17f.]: "Es ist
war, herr, die assyrischen küng habend der völcker göt in 's für
geworffen; dann sy warend nit göt, sunder werck der menschenhand,
uß holtz und stein gemacht, und er hat sy verderbet", etc. Und
Hieremias 2. [Jer. 2. 11]: spricht: "Luog, ob ein volck sine göt verwandlet
hab, und dieselben sind warlich nit gött." Uß dem klarlich
erfunden wirt, daß die gschrifft darumb die götzen "göt" nennet, daß
die, deren die götzen warend, nit göt warend. Das wüßtend aber die

--112--

abgötler nit, sunder vermeintend, sy wärind gött, die den himel besässind,
als offenlich by allen iren poeten und gschrifftgelerten erfunden
wirt. - Es sind ouch noch vil andre ort in der gschrifft, die vormal
nit sind anzeigt, in welchen man clarlich sicht, "götzen" und "gött"
nit für ein ding by den Heiden gehebt sin, als Gene. 31. [1. Mos.
31. 19, 30, 32, 34], und 4. Reg. 17. [2. Reg. 17. 10, 12, 16, 29, 35], Isa. 40.
[Jes. 40. 12-26] und Isa. 45. [Jes. 45. 20] und Hiere. 25. [Jer. 25. 6].
Darumb werdend aber harwidrumb die göt der Heyden tüfel
genennet, als Psalm 95. [Ps. 96. 5]: "Alle gött der Heyden sind
tüfel," und Deut. 32. [5. Mos. 32. 17]: "Sy habend den tüflen uffgeopfret
und nit got," das die Israeler wol erkantend, das die, so
durch die götzen mit den Heyden redtend, nütz anders weder tüfel
warend, wiewol es die Heyden nit wüßtend, oder aber sy hettind sy
in den götzen nit vereret. Uß der ursach redt Paulus 1. Corin. 8.
[1. Cor. 8. 4]: "Wir wüssend wol, das der götz nütz ist in der welt."
Wie was der götz nütz? Nun was er doch holtz oder stein oder
ertz etc. Er verstat aber durch den götzen den gott, den man mit
dem götzen bedut. Denn er spricht glych daruff [1. Cor. 8. 4]: "und
das ghein gott ist weder der einig" etc. Und ist der sinn Pauli:
Ir wolwüssenden vermeinend, es zimme üch vom götzenopffer ze
essen; denn der, den man mit dem götzen eer, der sy nit, one das
er ein gott sye. So nun mit dem götzendienst ghein gott vereret
werde; denn, die sy erind, die sygind so gar nit gott, das sy ouch
nüt sygind. so spricht er [1. Cor. 8. 4]: "Wir wüssen, das der götz
nütz ist," etc. Das ist der recht, natürlich sinn der worten Pauli,
den aber alle götzenschirmer nit verston wellen, namlich, das Paulus
hie durch den götzen einen abgott verstat. Den spricht er nütz sin.
Und kumend die narrechten schirmer harfür: "Der götz ist nüt. Es
zimpt sich ouch vom götzenopffer ze essen do ze mal." Und
merckend aber nit, was Paulus darvor am 5. 6. und harnach am 10.
[1. Cor. 10. 21] sagt: "Ir mögend nit teilhafft sin des tischs deß
herren und des tischs der tüflen. Ir mögend ouch nitt trincken das
trinckgschir des herren unnd das trinckgschir der tüflen." Wie?
Nun hatt er doch vorhin geredt, der götz sye nütz. Ist er denn ein
tüfel? Ja, spricht er nach den worten Mosis [5. Mos. 32. 17]: "Das,
so die Heyden uffopffrend, das offrend sy den tüflen uff". Merck:
aber die Heiden hattend 's nit für tüfel. Also kumend wir uff die

--113--

aller ersten teilung wydrumb, unnd findend - wie wir den menigfaltigen
bruch deß wortes "götz" oder "bild" oder "gött" habend uß
der geschrifft anzeigt - inn also bym heiligen Paulo, das er den
götzen für "abgott" nennet, unnd spricht, das in aller welt die gött
nützid sygind [cf. 1. Cor. 8. 4]. Da aber die götzenschirmer zur selben
zyt hettind mögen reden: "Wie kan der gott, den wir mit synem götzen
vererend, nüt sin? nun redt er doch mit uns, etc.", spricht Paulus uff
die meinung: Dasselb tuey der tüfel und nit gott; und da ir meinend, ir
vererind üweren gott, da erend ir den baren tüfel selbs [cf. 1. Cor. 10. 20].
Darum, lieben götzenschirmer, besehend die sach recht. Ir habend das
wort 1. Cor. 8. [1. Cor. 8. 8] noch nicht recht erwegen, da er spricht:
"Dann so wir essen, werden wir nit übertreffen; harwidrumb, so wir
nit eßen, werdend wir nit minder sin." Gegen dem das 1. Co. 10.
[1. Cor. 10. 29] stat: "Ich sag aber nit din conscientz, sunder deß,
der dich warnet". Es ist aber hie nit statt darvon ze sagen; zuo
siner zyt wirt es als komen, ob sich die götzenschirmer harwider
setzen werdend, damit ir unwißenheit wol harfür gezogen werd.
Doch wirt in den kundschafften des nüwen testamentes me darvon
komen
Den grösten gegenwurff, den die götzenschirmer tuond, den wellen
wir ietz ufvahen sölcher maß, daß er nieman verletzen mög. Der ist:
"Aber das crucifyx mag man wol haben; denn es ist nit ein
bildnus eins frömden gottes, sunder der, in den es uns fuert, ist warer,
rechter got. Und welche uns das crucifix werrend, die vermerckend
wir wol, das sy jüdelend; denn sy wöltind Christum gern ze nüt
machen unnd uns in das jüdisch gesatzt tringen, oder aber uff der
Arrianer kätzery hangen, das er nit warer gott sye; denn ist er
warer got, so mag man an imm nit välen als an den creaturen."
Hör antwurt, lieber Valentin; dann etlich diner gegenwürffen
wöllend ouch dahar reychen!
Den letzten gegenwurf wil ich inen zum ersten ufvahen.
Also sprechend sy: "Lassend ir Christum nit bilden, so haltend
ir inn nit für gott; denn ir zeigend an, das die götzen darumb

--114--

hingeton söllind werden, das die, dero sy bildnussen sind, nit got
sygind. Unnd so ir Christus bildnus ouch nit haben wellend, muoß
ye dahar komen, das ir inn nit für gott habend." Antwurt: Ja, wenn
man gott verbilden sol, denn zimpt sich Christum verbilden; denn
das loufft vor, das man gott nit verbilden sol. Darumb so reicht,
daß wir Christum unverbildet wellend haben, dahin, das er warer
gott ist; und darumb sol er nit verbildet werden. Und wenn du inn
verbildest, unnd aber daby sprichst, das erst gebott reiche allein dahin,
das man gott nit verbilde, so hast du inn nit für gott, und bistu ein
Arrianer. Sichstu, wie dir das ein antistrephon ist, das ist: wider
dich kert, das du wider mich woltest gebrucht haben!
Ee und wir aber wyter varind, wellend wir den redverkereren anzeigen,
wie wir geredt habend von den götzen.
Wir habend also gredt: "Die götzen söllind dennen geton
werden." Dagegen sperend sich die götzenschirmer und sprechend:
"Ja, die götzen, mit denen man got verbildet." Hie varend wir
fürhar unnd zeigend an, das alle götzen den götten gemacht werdind
(du verstast wol, was wir durch "gött" unnd "götzen" meinend), und
darumb söllind die götzen als der götter bildnus dennen geton werden.
So nun gheines gottes bildnus gehaltenn sol werden, unnd Christus
ist warer gott, so sol ouch die bildnus Christi nit gehalten werden.
Diser syllogismus hat krafft, unnd die vordrig consequentia hatt nit krafft.
So sy aber sprechennd: "Christus ist gott unnd mensch; darumb
so mag man inn nach der menschlichenn natur verbildenn," so muessend
wir ein wenig von den beden naturen in Christo sagen.

--115--

Unser herr Christus Jesus hatt zwo naturen an imm: die
götlichen und die menschlichen, und würckt ietwedre nach irer
natur: nach der götlichen weißt und vermag er alle ding, nach der
menschlichen ist er tödlich, lydet hunger, turst, hitz, frost, fürcht,
fröwt sich. Glych als ein ysen, das glueyig ist und howt: So du etwas
mit howst, so howt es; so du etwas mit brennst, so brennt es ouch;
hat also bed naturen. Sich, hiehar hat Damascenus und die
alten das byspil von dem fürigen ysen gebrucht, unnd nit darzuo, das
das brot imm sacrament brot sye und denocht das lyplich fleisch
ouch da sye, als ietz etlich harfürbrechend. Gott hatt nit also gehandlet
in gheinem werck, weder in der wunderbarlichen vereinbarung
der beden naturen, götlicher und menschlicher. Aber zwen lychnam
hatt er nit also zemengfuegt, das sy ein ding wärind und denocht
twederer der ander wäre. Zuo Cana hatt er uß wasser win gemacht
[cf. Joh. 2. 1-11]. Es bleyb aber nit wasser und win mit einandren, und
ist denocht dasselb nun ein accidens der matery: win sin und wasser sin.
Doch verr hinus in die sandgruob mit denen sophistenstücklinen!
Ich kumm widrumb und zeig ietz kundschafft an zum ersten,
das Christus warer gott sye.
Jo. 1. [Joh. 1. 1] spricht Joannes also: "Im anfang was das
wort, und das wort was by got, und gott was das wort." Hie nemt

--116--

der helig Joannes den sun gottes das wort und spricht zum letzten:
"Gott was das wort". Darnach spricht er [Joh. 1. 14]: "und das
wort ist mensch worden," in welchem wort wir bed naturen hörend
zemengefueget sin. Darnach spricht er [Joh. 1. 18]: "Nieman hatt
gott ye gesehen. Der eingeboren sun, der in der schoß des vatters
ist, der hat es geoffembart." Ist er der eingeboren sun und in der
schoß des vatters, so ist er ouch einer natur mit dem vatter, also,
daß, wie der vatter gott ist, also ouch der sun gott mit imm und siner
natur ist. - Darnach am 3. cap. spricht Johannes der töuffer [Joh.
3. 35]: "Der vatter hatt den sun lieb, und hatt alle ding in sin hand
ggeben." Welcher nun alle ding, die gottes sind, in siner hand hat,
der muoß ye ein gott sin, ouch nun ein einiger gott sin. - Darnach
am 5. [Joh. 5. 19f.] spricht Christus selb: "Warlich, warlich sag
ich üch, der sun vermag für sich selbs nüt ze tuon, denn das er sicht
den vatter tuon; denn was der tuot, das tuot der sun ouch glycherwys.
Denn der vatter hatt den sun lieb" etc. - Zeigt alles an, das er
gottes sun also ist, das er von imm nit gescheiden mag werden; und
darumb, was der vatter tuot, das muoß ouch der sun tuon.
Der kundschafften ist das euangelion Johannis allenthalb vol.
Darzuo so bzügen die zwo kuntschafften, die der vatter vom himel
herab über inn ußgesprochen hat, einist imm touff Mat. 3. [Matth.
3. 17], andrest in der verklärung Mat. 17. {Matth. 17. 5], das er
gottes sun sye, so er spricht: "Diß ist min geliebter sun." - Daß
er aber nit ein sun sye, wie wir armen sünder sün gottes sind: uß
gnaden, sunder sin natürlicher sun und gott mit imm, spricht er
[Math. 17. 5]: "Hörend inn." Nun sol man got allein hören. Sol
man aber Christum hören, so ist er ouch got. Wie aber die Juden
Christo zuoredtend Jo. 8. [Joh. 8. 13]: "Du gibst von dir selbs
kundschafft," möcht einer ouch sagen (doch allein ein unglöubiger):
Christus redt von imm selbs so grosse ding, wie er gott sye.
Darumb hat er zweyerley kundschafft, sölchen argwon ze vernüten:
Die ein ist der helig Joannes töuffer Mat. 3. [cf. Matth. 3. 1-3, 11f.],
Jo. 1. [cf. Joh. 1. 34] und die 3 junger, die mit imm uff dem berg
by der verklärung warend [cf. Matth. 17. 1-13]; die habend all die
stimm des vatters gehört. Die ander kundschafft sind die wunderwerck,
die er geton hatt, als er spricht Jo. 5. [Joh. 5. 36] und Jo. 10.
[Joh. 10.25]. Deßhalb in die irrtumb, das Christus nit warer got
sye, nieman fallen mag; denn der nit ein Christ ist, das ist: der dem
offnen wort Christi nit glouben gibt.

--117--

Aber der menschlichen natur habend wir nit weniger kundschafften,
wie er geboren, beschnitten, von sinen elteren erzogen
ist, gearbeitet hatt, das inn etlich den zimmerman [cf. Matth. 13. 55,
Marc. 6. 3] namptend, das er geislet, gkrönnt, gkrütziget und
gestorben ist. Wie er aber sich selbs für gottes sun ußggeben
hatt, also hatt er ouch von siner menschlichen blödigheit und
natur offenlich verzügt. - Jo. 5. [Joh. 5. 19] spricht er selbs
also: "Ich mag von mir selbs nützid tuon." Das redt er uff die
menschlichen blödigheit, darumb, das inn die Juden allein für einen
menschen und nit gott hieltind. Und redt hie Christus nit uß dem
underscheid der personen, sunder uß dem underscheid göttlicher und
menschlicher natur. - Das zeigt das nachkomend wort an, da er
spricht [Joh. 5. 30]: "Und min urteil ist grecht; dann ich suoch nit
minen willen, sunder den willen deß, der mich gesendt hatt." Nun
ist sin will von des vatters willen nach götlicher natur nit unterscheiden,
sunder nach menschlicher. Darumb sol man die wort
[Joh. 5. 19]: "Ich mag nütz von mir selbs" verston uff die menschlichen
natur. - Jo. 7. [Joh. 7. 16f.] spricht er aber: "Min ler ist
nit min, sunder deß, der mich gesendt hatt. Welcher sinen willen
tuon wil, der wirt von der ler erkennen, ob sy uß gott sye, oder ob
ich uß mir selbs rede." Christus ler ist sin ler, so vil er gott ist;
so vil er aber mensch ist, so ist sy nit sin; denn sy ist der gottheit.
Demnach so ist ze vermercken, daß, sidmal die beden naturen,
die götlich und menschlich, in Christo also vereimbart sind, daß sy
bed nun ein Christus sind; so nempt die gschrifft offt eine für die
andren, als wenn man spricht: "Gott ist mensch worden," das ist:
er hatt menschliche natur an sich genomen. - "Maria ist ein muoter
gottes." Wie? Hatt sy gott geborn? Nun ist doch gott gewesen
zwar ee und er die welt schuoff? Ja, sy hatt den geborn, der gott ist
und mensch, nach der menscheit; dann die gotheit mag nieman gebären.
- "Got ist für uns am crütz gestorben." Wie? Mag gott
ouch sterben? Nein. Aber der gestorben ist, der ist got und mensch;
aber er ist allein an der menschlichen natur gestorben. Uß dero
schrie er [Matth. 29. 46]: "Min got, min got! Wie hastu mich verlassen,"
und was aber er nütz deß minder bym vatter nach der
gotheit. - Jo. 3. [Joh. 3. 13]: "Nieman ist in den himel komen,

--118--

weder der von himel herab komen ist, der sun des menschen, der in
dem himel ist." - Und Jo. 8. [Joh. 8. 16]: "Ich bin nit allein,
sunder ich und min vatter mit mir."
So vil von einem Christo, der aber bed naturen hat, götliche
und menschliche.
Uß disem verstand kumend yetz die götzenschirmer und sprechend:
"Gdar man einen menschen malen? Ja. So gdar man ouch
Christum malen." Lieber, so mal mir inn nach götlicher natur.
Sprichstu: "Das kan nieman; es sol ouch nit understanden werden."
Worumb redstu denn, man möge Christum wol malen, so man inn
nach der höheren natur der gotheit nit verbilden kan noch sol?
Also muostu die wort anderst in die hend nemen, und also sprechen:
Man mag die menscheit Christi wol verbilden. Darwider ist nieman.
Aber einen götzen machen nach derselben natur, das ist widrumb
valsch und unrecht. Dann wenn du sprichst: "Nun hat er uns doch
nach derselbigen erlößt", so redstu valsch; denn wo die menschlich
natur uns hett mögen erlössen, so het got nit dörffen menschliche
natur an sich nemen, sunder hette wohl einen andren menschen verschaffen,
die bittergheit ze tragen. Aber also red: Er hat uns mit
sinem tod erlößt, darumb, daß der, der starb, got was, und ist erlösung
eigenlich der gotheit; aber das lyden des todes muoßt allein
die menscheit tragen. Darumb spricht er Jo. 8. [Joh. 8. 36]: "Wenn
üch der sun erlösen wirt, so werdend ir warlich fry." Hie hörend
wir clarlich, daß "warlich fry werden" durch den sun gottes beschechen
muoß, und darumb so ist die erlösung der gottheit, wiewol der todt der
menscheit ist. Wo aber die erlösung dem lychnam oder menscheit
Christi zuogelegt wirt, da beschicht es, daß man one underscheid
yetwederer natur zuogibt, das der andren ist, wie vor gsagt ist,
darumb, das die beden naturen eigenlich in Christo, ja ein
Christus sind. Als da Christus spricht Jo. 6. [Joh. 6. 51]: "Das
brot, das ich üch geben wird, ist min fleisch für das leben der welt."
Hie redt er, sam das leben der welt mit sinem fleisch, das ist: mit

--119--

dem todt der menschlichen natur, erobret sye, das doch nit hett
mögen sin, wo er nit got darmit wär. Also erfindt sich, das man
Christum nit verbilden sol noch mag; denn das fürnemist in Christo
mag nit verbildet werden: denn die gotheit mag und sol nit verbildet
werden. So sol ouch sin blosse menscheit nit geeret werden mit sölcher
eer, als man gott eeret. Das redend ouch die Bäpstler und
die hohen schuolartickel: "Pura humanitas Christi non debet adorari,
die luter oder bloß menscheit Christi sol nit angebättet werden". "Du
würst dinen herren gott anbätten und imm allein dienen [2. Mos.
20. 5]" reicht allein uff die gottheit, die nit geschaffen ist, aber alle
ding geschaffen hatt. Hierumb sol nütz angebättet werden weder
der einig gott; und wo Christus nit gott wär, so sölte man inn
ouch nit anbätten. So er aber unser ungezwyfleter, warer gott,
erlöser und tröster ist, so söllend wir inn anbätten und inn nit
verbilden, nach dem er angebättet wird. Wo aber yeman siner
menscheit bildnus hatt, das gezimpt glych als wol ze haben als ander
bildnussen. Aber das ghein gotzery darus werd! Dann dieselb ist uns
mit gheinem gevarer weder mit der verbildung Christi. Das
gsehend wir in allen templen. Wir nennend die guldinen, silbrinen,
steininen, hültzinen krütz unseren herrgott; wir umvahend sy, sam
wir etwa erkickung darab empffahind und trosts. Sobald das ist,
dennen mit inen, damit wir nit als Hiere 2. [Jer. 2. 27] klagt, "zuo
dem holtz sprechind: Du bist min vatter, und zuo dem stein: Du hast
mich geborenn". - Also verbütet nieman die bildnus der menscheit
Christi ze haben, aber für einen götzen haben, das ist ein grössere
schmach Christi, weder so man eins säligen götzen hielte. Umsech
sich aber ein yetlicher wol, der schon die bildnus Christi in
seinem huß halt, das er sy nit zuo eim götzen mache; dann, wie vor

--120--

geredt ist, es werdend gheine bilder ee zuo götzen by uns weder die
bilder Christi. Und in den templen hab ich ghein fürgesetzt crütz
nie gsehen, man hatt es für einen götzen gemacht. Denn einer
sprach: "Diß crütz dunkt mich das gnadrychest", der ander nampt
ein anders. Sy wurdend ouch alle vereret mit besundrer zier und
er. Wo nun der götzendienst ist, da sol man die götzen nit haben,
gott geb, was sy sigind.
Hie wirt aber der aller schwärest - als man wennet - gegenwurff
gethon:
"Die bildnus Christi leert den einvaltigen, unverstandnen menschen,
und reytzt inn offt zuo andacht, den er, onangesehen die
bildnus Christ, nit hette."
Hör antwurt, lieber Valentin.
Für das erst kummend alle Bäpstler und sagend, die bilder
sygind buecher der einvaltigen. Sagind aber an, wo hatt uns got uß
dem buoch gheissen lernen? Oder mag ouch ieman an eim stummenden
bild one underricht des wortes den waren got und herren
Jesum Christum lernen erkennen? Warumb schickend wir denn
nit die bilder zuo den ungleubigen, das sy den glouben daran lernind?
Oder wie kumpt es, das wir alle das krütz vor uns so vil jaren
habend gehebt, und habend aber nüts dester mee in gott vertruwet,
sunder unsere tröst anderschwohyn gehebt? Wenn du glych ietz einem
ungleubigen oder unverstendigen kind die bilder fürstellest, so muostu
inn mit dem wort darmit leren, oder aber er sicht das bild vergeben.
Also erfindt sich, das man mit dem wort leren muoß, nit mit
den götzen. "Gond hin", sprach Christus. Mar. 16. [Mark. 16. 15],
"predgend das euangelium aller gschöpft." - Mat. 24. [Matt. 24. 14]
spricht er: "Und diß euangelium des rychs wirt gepredget werden in
der gantzen welt." - Luc. 24. [Luk. 24. 47]" "Also muoßt in sinem
namen der rüwen und nachlassen der sünden gepredget werden" etc.-
An allen orten heißt Christus nienen mit götzen leren, sunder mit

--121--

predgen und fueren des wortes. Ich gloub wol, daß 's gantz babstuom,
lieber die götzen habe gehebt weder das wort. Denn, truog man das
wort harfür, so sach man darinn als in einem spiegel, wie das bapstuom
valsch was und vermaßget. Also liessend sy das lyden Christi
gnuog an die wend malen und verbilden, und uns armen närrllin
silber und gold dran hencken und die steinnen fuess küssen, nun,
das man nit erlernte, was das lyden Christi vermöcht. Denn sobald
man das erlernet, namlich: daß er unser erlöser und gnadenpfand
ist und einiger weg, uff dem wir zuo got kumend, so koufft man
das himmelrych nit bald me von dem bapstuomb. Darumb so erlernet
man an dem gemeld nütz anders weder die glidmaß und baren der
gschicht, aber die gschicht und die krafft synes lydens allein mit dem
wort, aber das vertruwen in inn allein von dem erlüchtenden und
ziehenden got. Nun ist es nit eins gufenspitzes wert, der gschicht bärd
und verstalltung oder glidmas sehen; ja, sy ist vilen menschen schädlich,
vorus den wyben. Ich wil aber nit so schnöd reden, als inen
in ire sinn und gedancken kumpt; denn ich wil, die sölch seltzamgheiten
nit gedacht haben, nit daran erst manen. Wenn du erst nüwlich
uß den unglöubigen kemist, und wüßtest nüt von Christo, und
sehist inn gemalet mit den jungeren ob dem nachtmal oder am krütz,
so erlernetist nüts anders an derselben bildnus, dann das du sprächist:
"Er ist denocht ein hüpscher man xin, der da verbildet ist". Was
nutzte aber das zur säligheit? Oder ist uns Christus darumb ggeben,
so sölt er all weg sichtbar by uns bliben sin. - Diß hab ich mit
vil worten anzeigt ouch wider die, so sprechend, man erlerne die
gschicht an der verbildung Christi, das doch nit möglich ist. Es
muos ouch die gschicht allein uß dem wort erlernet werden, und an
dem gemäld wirt nütz denn die lybsgstalt, bärd und gelegenheit
des lychnams oder gschicht erlernet. Nun macht uns das nit heil,
das wir wüßind, wie er krützigott sye, oder daß er krützigot sye,
sunder das er für uns krützigott sye, und das er, der krützigott ist
unser herr und gott sye. Das mag alles mit gheinem gemeld oder

--122--

bildnus erlernet werden, sunder mit dem einigen wort und liecht der
götlichen gnaden. So man nun spricht: "Christus verbildung lert
uns", ist es ein erdachte ler, one daß sy wider gott ist; denn gott
hatt uns nit gheissen ab den bilden lernen, sunder uß sinem wort
und von dem ziehenden vatter, als er spricht Luc. 11. [Luc. 11. 28]:
Sälig sind, die das wort gottes hörend und haltend." Und Jo. 6.
[Joh. 6. 45]: "Ein yeder, der 's vom vatter ghört und gelernet hatt,
der kumt zuo mir". Er spricht nit: "der 's von götzen oder bilden
gelernet hatt", sunder "vom vater". Wenn das leren mit den bilden
zuo erkantnus des gloubens hulffe, so ist ghein zwyfel, Christus hette
gelert die bilder machen, damit es ring zuogienge. Nun hatt er iro
zuo gheinen leren nie gedacht. Und die heiligen apostel, die habend
die götzen verbotten ze haben. Wannen kumend sy dann uns? Wir
habend so hüpsch schnyderwerck gemacht, daß man 's widrumb ufftrennen
muoß. Uß welchem allem erlernet wirt, das, womit wir
anderst weder mit dem wort gelert werdend, so ergriffend wir das,
damit wir gelert werdend. Also ist es uns mit den bilden gangen.
Do man uns mit den bilden hatt anghebt leren, do habend wir die
bilden angenomen, und sy hoch und werd gschetzt, das ist: zuo götzen
gemacht. Und ist imm nit anderst, und ist ouch ghein wunder;
denn es hatt ein yeder billich synen schuolmeister werd. Wir sehend
es in noch vil kleineren dingen, da die arbeiter die gschirr noch
werd habend, mit denen sy zum ersten das handwerck gelernet habend.
Hette man aber mit dem wort gelert, so hette man das wort umfangen
und lieb gehabt. So man aber mit bilden leren wil, so wirt
man all weg die bilder hochschetzen und vereren und götzen uß inen
machen. Bilder sind eintweders zuo zier gemacht oder zuo gedächtnus,
und wenn man sy in den templen hat, macht man von stund an
götzen darus, daß man sy vereret. Darumb sol man sy nienen in
den templen noch gheinen orten, da gevar des vererens ist, dulden.
Nimm dir ein byspel der dingen, die in unseren landen von etlichen
beschehend, so wirstu daran erlernen, das etlich fürträffenlich lüt
rechte, ware götzenvererer und anbätter sind. Hastu nit vernomen,

--123--

das etlich gwaltigen die, so die götzen hingeton habend, geveht, ja
gar getödt habend, die es denocht mit sölcher einigheit und friden
geton habend, das ghein unradt darus nienen entstanden was? Warumb
hand sy es geton? Sprechend sy: "Sy hand unseren herrgotten
und die lieben helgen verbrennt oder verruckt". Ietz merck:
Wen nennend sy unseren hergotten? Den götzen? So hettind sy
doch einen götzen für gott. Hand sy aber den himelischen herren
für iren gott, der unsichtbar ist, was nemend sy sich denn deß an,
wie ein yede kilchhöre mit iren götzen umgang, so sy von dem
rechten, waren got nit vallend? Es mag ein zimmlich alter man verdencken,
das nit der hundertest teil der götzen in den templen gewesen
ist, der zuo unseren zyten ist. Wie habend nun unsere vordren
gott vereret, oder wie habend sy inn geschmächt, das sy nit so vil
götzen gehebt hand als wir? Hatt sich unseren vordren gezimpt
götzen nit ze haben, so wee denen, die sy yetz zwingend ze haben!
Der ware antchrist, der bapst, der hatt nie gezwungen, daß man
götzen mueßte machen und haben, wiewol er sy beschirmt hat, man
mög sy haben. Es hatt sy all unser lebtag ein kilchhöre mögen
haben, ob es iro geviel oder nit. So nun etlich gewaltigen yetz
zwingend ze haben, so sind sy ie böser weder der bapst. Dann ob
sy glych wöltend sprechen: "Wir tuond 's nit von der götzen wegen,
sunder von gotz wegen unnd der lieben helgen", so mag es nütz
gelten. Denn so verr ist es, das man gott und sine userwelten
damit eren mög, das, so bald man inn damit vermeint ze eren, es
von stund an ein götzendienst oder abgöttery ist. Also tödend die

--124--

kostlichen herren und bochhansen die unschuldigen Christen,
die das dennen tuend, das von gott abfuert. Sichstu ietz nit, das
die götzendiener sind? daß sy unglöubig sind? Sichstu nit, das wir
als eigenlich frömd gött und götzen haben, als die Juden den Baal,
Comum, Astaroth etc. Darzuo schrygend die götzenschirmer: "Der
hatt ein crütz zerbrochen, der hat es hinweg getragen". Was ist das?
Nun hatt imm doch der bildschnitzer mit dem messer in die ougen,
oren und mund gestochen. Wer ist aber, der gedencken könne, das
man dem bildschnitzer darumb ützid tuon sölte? "Ja", sprechend sy,
"der bildschnitzer macht es, so zerbricht 's diser". Frag ich widrumb:
"Ist es aber nit eben das holtz oder stein, das der bildschnitzer mit
synem messer schneid, hüw, kratzt, stach, boret, under ob sich
kart?" Ja, es ist ebenn dasselb, so man 's lang macht. Aber
für das es in 'n tempel kam, ward es ein götz. Das ist köstlich
und helig in unseren ougen. Darus du aber ermessen magst, das
die genanten gwaltigen und alle, die inen glych handlend, ware anbätter
der götzen sind, got geb, was sy lougnind. Darumb erman
ich sy umb gotz willen, das sy ire mißtat, die sy mit töden dero, so
die götzen so früntlich und fridlich habend hingeton, lernind erkennen,
unnd vor gott rüwind und gnad begerind, oder aber sy werdend die
richlichen hand gottes empfinden.
Zum andren was fürgeworffen, das die bildnus Christi uns zuo
andacht reytze, als dine wort lutend:
Valentin Compar.
"Es gat ein Christenman über fäld. Er findt da das lyden
Christi underwegen einmal, zwürend oder drümal oder mer in
den bildstöcken am weg; so off thuot er dem lyden Christi etwas
eer an mit dem lyb, neiget sich, zücht sin hoptkleid ab".
Zuingli.
Das du hie redst, dem ist noch allem antwurt geben vormals.
Denn wo hatt uns gott ye gelert, daß wir imm sölche eer in den
götzen oder vor inen, oder den götzen in synem namen tuon söllind?

--125--

Diß ist alles nun unser tant, und hat uns got sölches nit gelert.
Er verwürfft ouch allenthalb den dienst, als er Isa 1. [Jes. 1. 12]
spricht: "Do ir in min angsicht kamend, wer erforderet sölchs von
üweren henden, daß ir in minen höfen wontind?" Hie hörstu wol,
daß er im tempel sin tag und nacht nit hoch schetzt, vil weniger,
sich vor den götzen biegen, huot lupfen; denn er hatt die eer der
götzen abgschlagen und verbotten.
Aber so du wyder sprichst:
Valentin Compar.
"Oder er knüwet nider, mit dem hertzen seyt er lob und
danck umb synes helgen lydens. Er bättet etwas, was inn gott ermanet.
Wenn er aber ghein biltnus underwägen fund, so gedächte
er alsbald niemer weder an got noch an sine helgen. Darumb sind
die bildnus guot by uns und nimmer böß".
Zuingly.
Weistu nit, lieber Valentin, daß nit ein yeder, der da spricht
"herr, herr", wirt yngon in das rych der himmlen; sunder der da tuot
den willen des himelischen vatters, der wirt yngon in das rych der
himmlen Math. 7. [Matt. 7. 21]? Sichstu nun, daß der lufftig gotzdienst,
der mit den worten beschicht, licht von got gewerdet ist?
Sichstu aber dargegen, daß diß der höchste, türeste gotzdienst ist,
sich flyssen des willens des himlischen vatters? Denselben lerend uns
die bilder nit, sy reytzend ouch nit darzu; dann sy habend nie
nütz gewürckt und würckend noch nüt, damit sy uns reytzend zuo
götlichen wercken. Hör, worzuo sy uns reitzend: Zuo eim blinden, fulen
andacht, glych als Jacob. 1. [Jac. 1. 22 - 24] spricht: "Ir söllend vollbringer
des wortes sin, und nit allein hörer, üch selbs betriegende.
Denn welcher das wort allein hört und nit tuot, der ist glych einem
man, der sin angsicht, wie er geschaffen sye, in eim spiegel betrachtet.
Dann so er sich betrachtet hat und hinggangen ist, hat er von stund
an vergessen, wie er gewesen ist." Also bringt die gsicht der bilden

--126--

oder götzen andacht nit lenger, denn man inn gsicht und ein blaw
wort gemurmlet. Das doch ghein gotzdienst ist, wie vor gehört ist;
dann die ding, die uns nit lieber sind, denn daß wir nun denn an
sy gedenckend, wenn wir sy sehend, die sind, als man spricht, ab
ougen ab hertzen. Nun sich: So gheiner also law wil lieb gehebt
sin weder von sinem kind noch frowen oder fründ, wie könnend wir
denn sölchs für ein 'n gotzdienst rechnen? Es kumt dahar, das wir
das wortwafflen für ein gebät, gotzdienst und werck habend. Und
die das vermeinend, die haltend das glychßnerysch sünftzen und
bätten für einen gotzdienst und guot ding. Und verwirfft aber got das
bladren so gar Math. 6 [Matth. 6. 7], von welchem hie nit statt
ist ze reden.
Rechte, ware, dapffre, veste gotes eer ist, da der mensch
einen gott imm hertzen mit imm harumbtreit, got geb, war er
wandle, und ob er glych gheinen götzenstock nienen gsähe. Aber
ein sölich hertz kumt nit von ußwendigem ansehen, sunder von dem
einigen erlüchtenden gott. Gschryfft ist dir hie nit not, du weist
iro gnuog. Darumb wil ich dir ein byspil von unseren vordren zeigen,
daran du erlernest, das götzen ansehen nun ein 'n lamen, blinden
andacht bringt, der nit gilt vor got. Unsere frommen vordren in
einer Eydgnoschafft habend von gemelden und bilden wenig gewüßt,
als sich noch allenthalb in den teleren erfindt. Nun habend
aber wir ietz iro so vil, das, wenn zehen so vil höws ässind als
ein schaff, wir sy bald ze merckt tryben wurdind. Welche habend
aber dem götlichen willen aller glychest gelebt: unsere vordren oder
wir? Kanst nit lougnen: unsere vordren. Wie gat aber das zuo?
Nun hand wir doch all wend, götzenstöck, kilchen voll götzen.
Merend sy nun den andacht, so söltind wir ye vil andächtiger und
frommer sin weder sy; dann wir hand me maneren und reytzeren
weder sy. Sich, lieber Valentin, gloub den götzenschirmeren
nit! Sy lügend und verfuerend sich selbs und ander lüt. Sy habend
noch nit so klare ougen in erkantnus des gloubens, noch starcke, got

--127--

ankleibte hertzen, das sy erkennind, das der blauw, lamm, ful, blind,
liederlich andacht oder gebätt nütz ist weder ein usserlich glychsnery,
und nütz türes oder vestes. Sy sind ouch nit so manlichs
fürnemens, die grossen starcken werck, die gott von uns erfordret,
durch für und wasser ze vollbringen, das sy sölich kramerwerck verachtind.
Darumb komend sy mit den lusigen possen. Wenn sy
aber tag noch nacht nimmer ruow hetind vor anfechtung der widerwertikeit
des tüfels, der welt und des fleischs, und wärind aber dargegen
unserm himelschen lieben vatter so hold, das sy deß wort und
eer allein umb sinetwillen begertind fürzebringen, nit darumb, das
sy gelert von der welt geachtet wurdind, so wurdend sy wol wüssen,
ob die götzen oder bilder ein Christenmentschen zuo andacht reytzen
möchtind oder nit.
Daruff sprechen aber sy: "Es kumt ja nit yederman zuo sölchem
klarenn wüssen und zuo sölcher stercke; darumb muoß man den blöden
die bilder nitt entziehen."
Ach, ker die red umb in gotz namen (ich hat schier anderst geredt!)
und sprich: Darumb, die bilder in blödigheit behaltend, so sol
man sy ze leren nit haben, damit man nit all weg blöd sye. Dann
götzery volgt von stund an harnach, wo man die bild an geachteten
orten yenen hatt. Ie blöder der mensch imm glouben ist, ye ee er
an die götzen valt. Und harwidrumb: Ye ee er von den götzen entschütt
wirt, ye ee er den läbendigen gott umbfacht. Er umfacht
inn ouch gar nit recht, all die will er die götzen haltet; denn nieman
mag zweyen herren dienen [cf. Matth. 6. 24].
Da aber du, lieber Valentin, sprichst: "Man sölle die bilder
(verstast aber: götzen) haben, wo man das wort nit styff fuert, damit
man gottes nit gar unwüssend werd", red ich also zuo: Ich wölt, das
alle götzen uß allen templen wärind, da man glych nütz denn bäpstisch
narrenwerck predget. So wurde für das erst gott die sinen nit
wyßlos und unwüssend lassen blyben, zum andren wurde ouch in
den menschen der hunger des götlichen wortes grösser, und wurd
man ernstlicher zuo gott umb verkündiger unnd schnitter rueffen
[cf. Matth. 9. 38] weder sust beschicht. So wir aber nütz denn
götzendiener sind, so bschwärt got unser unwüssenheit ye me und me
mit grösserer blindheit.

--128--

Kurtz: man sol nit an den götzen leren.
Sich, so vil hab ich muessen harfürbringen, damit ich denen,
die götzen under dem namen der bilden beschirmend, offenlich anzeigte,
das all irer schirm nütz denn ein erdachter, unnützer, ja
schädlicher menschentant ist, der in gottes wort nit grund hatt und
den rechten waren glouben nit weißt. Sust wäre den glöubigen allen
genuog gewesen das wort des herren gottes. Der hatt wol gewüsset,
worumb er das götzenverbott geben hatt; denn er wüßt, was uß dem
götzendienst entspringen ward.
Das sy wytter von den ceremonien inziehend und wie der sabath
ouch ein ceremonien sye, sagend sy, daß sy nit wüssend.
Von den bilden hastu vor gehört, ob sy zuo ceremonien dienend
oder nit.
Sabbat.
Aber der sabath hatt grund in den zwey ersten und höchsten
gebotten, in denen alle gsatz und propheten gründt sind
[cf. Matth. 22. 37-40]. Im ersten, das uns mit gantzem hertzen,
gmuet, seel und krefften zuo dem einigenn gott fuert [cf. Matth. 22. 37],
hatt der sabath grund, darumb, daß man an imm zesamenkumt gottes
wort zuo hören, durch welches wir in die rechten erkantnus sin, so
vil die ler antrifft, gefuert werdend. Als Paulus spricht Rom. 10.
[Röm. 10. 14]: "Wie werdend sy aber glouben in den, von dem sy
nit gehört habend? Wie werden sy aber hören one einen verkünder?"
Also wirt offembar, das wir mit ueben des gotzwortes usserlich (sich,
das sol uns von ussen leren; denn inwendig lert nieman weder gott.
Und wo der innwendig nit gezogen hatt, so beschycht das usser
leren vergeben; noch muoß man es ouch fueren) in erkantnus des
einigen, waren gottes yngefuert werden. Das beschicht aber am sabath,
als am 13. Act. [cf. Act. 13. 14ff.] vermerckt wird, und 1. Cor. 16
und 14; deßhalb der sabath nit ein cerimonisch ding ist. - Im
andren gebott ist er gründt, das uns heißt den nechsten als liebhaben
als uns selbs [cf. Matth. 22. 39], darumb, daß wir unseren
diensten ouch ruow und widerkickung geben söllend. - Merck aber,
wie der sabath ceremonisch wirt, lieber Valentin: Wenn wir inn nach

--129--

der Juden art an dem tag wöltind haben, an demm sy inn habend, denn
wäre er ceremonisch; denn er wäre an zyt gebunden, welches ein element
diser welt [cf. Gal. 4. 3, 9], das ist: ein usserlich ding, ist, oder wenn wir
vermeintind den herrentag, das ist: suntag, also an den tag gebunden
sin, das wir inn nit möchtind mit dem fyren unnd worthören an einen
andren tag legen, wo es notturfft heissen wurde. Ja, denn wäre er
cerimonisch. Sust sind wir so gar nit an die zyt gebunden, sunder
die zyt sol uns also dienen, Mar. 2. [Marc. 2. 27f.], das einer yeden
kilchhöre - wenn es die notturfft erfordret, als beschicht, so
die frücht ab dem feld söllendt gesamlet werden - zimt, den bruch
unnd ruow des suntags uff einen andren tag leggen, oder den gantzen
sonntag, nachdem man das gotzwort gehört, arbeiten, doch allein, wo
die notturfft heißt. Sust sol man ruow lassen unseren verwandten,
wie vor ghört ist, unnd ye einer des andren not ze hilff komen. -
In einem schlechten byspil wirstu die gantzen meinung verston:
Nimm dir einen gytigen meister für, der sine dienst alle suntag
welle zur arbeit zwingen mit dem wort Christi Mar. 2. [Marc. 2. 27]:
"Der sabath ist von des menschen wegen gemacht und der mensch
nit von deß sabaths wegen", so irret er. Das kumt aber dahar, das
er den sabath nun für ein cerimonien halt, die aber nütz wert
sind, Collo. [!] 2. [Col. 2. 16-23]; und darumb so wandlet er nit nach
der liebe gegen synem nechsten. Wenn einer aber recht erkennt, daß
er zuo guotem und erblasen des nechsten ingesetzt ist, so wirt er
muessen uß der liebe oder uß dem andren gebot den synen ruow lassen.
Harwidrumb der dienst oder ein yeder helffer, irrete, so es sinem
meister not täte, die frücht hinin ze tuon, und er spräch: Es zimt mir
nit dir ze helffen; es ist sabath. Worumb irrete er? Darumb, daß
er also an die zyt gebunden wär, daß er umb irotwillen die liebe
underliesse. Ietz merckstu on zwyffel, ob unser sabath ein cerimonien
sye oder nit.
Also verstand ouch von den götzen unnd bilden, die das erst
gebott antreffend, den glouben in den einigen waren gott. Götzen
mag man gheinen weg haben, noch immer me recht bruchen. Welche
nun lerend, man mög sy haben, die verrirend. Worumb? Darumb,

--130--

das sy 's für ein cerimonien habent. Ietz sichstu, welches die cerimonier
sind und umb ein usserlich ding strytend; dann die götzen
mögend ghein guote gstalt nit haben. Nun söllend aber alle bösen
gstalten vermitten werden, 1. Thes. 5. [1. Thess. 5. 22]. Und diß
sye den götzenschirmeren gseit. Und wenn sy mir die waren meinung
brechend, so wil ich inen den häsinen käß geben; Hanns
Heierlin wil inn doch nit verdienen.
Bilder.
An den bilden vergond sich die stürmer. Denn was nit zuo
schmach gottes und verergernus des glöubigen oder verfuernus des
schwachen dienet, es sye gschnitzt oder gmalt, so tringt das erst
gebott nit zuo abtilggen. Das sy aber umb aller bilder willen also
kempfend, ist ein yrrsal. Warumb? Darumb, das sy nun uff den
buochstaben und nit uff den sinn des gsatztes sehend. Die sind ouch
ceremonisch. Ist alles vormal gnuog bewärt. Wannen kumt nun,
daß die stürmer und schirmer so ser wider einander sind und halten
sich doch eines worts gottes? Dahar kumt es, das die stürmer uff
den buochstaben tringend, der tödt [cf. 2. Cor. 3. 6]. Denn wo woltend
sy dem buochstaben mögen nachkomen? Sölte man ghein figur
machen, so dörfft man nit ein hand an ein stundzeiger machen, noch
ghein herberg verzeichen etc. Aber die schirmer, die gond von
buochstaben und sinn uff das, davon der sinn des ersten gebottes nit
redt, das ist: uff bilder. Davon redt das gebott nit (du weist, was
underscheids zwüschend götzen und bilden ist). Und so sy erfindend,
das bilder wol mögend gehalten werden (doch an gheinem ort, da gevar
des eerens ist), so stürtzend sy ouch das gsatzt, das wider götzen

--131--

lutet. Und wie sy sprechend: "Man mag die bilder wol bruchen zuo
guotem oder komliche", also wellend sy demnach von den götzen ouch
reden, das aber nitt sin mag. Denn ob dich glych die götzen in den
templen dinethalb nit abfueren mögend, so fuerend sy doch etwan einen
schwecheren ab. So nun der götzen ursprung nit guot ist und du
glych darvon komen bist, und aber nun ein einvaltiger mit inen mag
verfuert oder verletzt werden, so sol man sy by türer rach gottes
dennen tuon. Mat. 18. [Matth. 18. 6]: "Welcher mir einen der kleinen,
die in mich gloubend, verergret, dem were wäger, er wurd mit eim
mülstein ertrencket". Dann wir söllend nit uns selbs gevallen, noch
mit unserem wolwüssen den blöden bruoder verderben, wie Paulus
Ro. 15. [Röm. 15. 1-3] und 1. Cor. 8. [1. Cor. 8. 9-13] redt. Das
wellend aber die schirmer allein uff die stürmer ziehen, und ghört
aber inen nütz minder weder yenen, so sy mit irem wolwüssen
das bhalten wellend, das die glöbigen verletzen mag; denn Paulus
redt eigenlicher wider die iro meinung, weder wider die stürmer,
wiewol dieselben ouch nit recht uff die verergernus sehend. Wannen
kumt es aber, das sy ein so hällen verstand nit ergriffen habend? Es
kumt uß dem geist des zanggs, der ist fleisch, Galat. 5. [Gal. 5. 15-26].
Der trüllet sy harumb, das sy das war nit erkennen mögend. Gott
welle den bösen, verwirrenden tüfel von uns nemmen, das wir der
claren warheit ungeblintzet mögind ins angsicht sehen! Amen!
Ietz wellend wir üwer das nüw testament.
Im nüwen testament sind die götzen nütz minder verbotten
weder imm alten. Christus gedenckt der götzen mit worten nit,
aber alle sin ler, die fuert in den einigen got so starck, daß alles
gsatzes zorn unnd der propheten gschrey imm zuogglichet minder
ist weder sin trungenliche ler. Er ruefft uns zuo imm selbs und verheißt
uns, er welle uns alle beschwerd abnemen [cf. Matth. 11. 28].
Er verheißt uns, was wir begerind in synem namen an den vatter,
das werde er uns geben [cf. Joh. 16. 23]. Welchs alles uns wyßt,
zuo imm ze louffen und sust zuo nieman. Er lert sölchs ouch durch
die glychnus des muotwilligen suns [cf. Luc. 15. 11-32], der mit

--132--

sinem teil vom vatter zoch und zum letsten arm harwidrumb kam,
zwar, das er nienen hilff noch radt fand weder bym vatter, wiewol er
sich von imm gefrömdet hatt. Wenn wir nun sust nienen trost
suochend weder by gott durch den herren Jesum Christum, waren
gott unnd menschen, so werdend wir ye gheinen götzen nimmer me
ufrichten; dann die götzen werdend erst gemacht, wenn wir vorhin
frömd gött, das ist: hellffer, in unseren hertzen ufgericht habend.
Darumb nun Christus nienen hin wyßt weder zuo imm selbs, dem
läbendigen gott unnd brunnen aller notturfft. So verhuet er ye die
götzen, unnd ob er glych nit spricht: "Ir söllend nit götzen haben".
Darumb so schrybt Augustinus: "De consensu euangelistarum" lib. 1.
cap. 31 und 32, daß, sidmal Christus der gottes sun sye, der
verheissen was, wie er ein gott der gantzen welt solt werden, daß er
ouch die götzen gebrochen, das ist: abgeton (damit nieman letz verstand),
hab. Das gesehe man ouch wol. Denn da vorhin die
götzen vereret sygind, da kömind ietz die Christen zemen. - "Ja",
sprechend die götzenschirmer, "die götzen, die sy uß den templen
geton haben, die warend der abgötten. Aber unser sind der ußerwelten".
Antwurt: Das gilt alles nüt; denn unsere sind ouch der
abgötten, wie vormal gehört ist, nit das die heligen abgött sygind,
sunder das wir uns abgöttisch zuo inen kert habend. Ob demnach
glych ghein kundschafft me imm nüwen testament wär, mit dero
wir das götzenverbott hettind mögen bewären, so wär der einigen
leer Christi gnuog gewesen, die nütz anders ist, weder das den
abgöttischen menschen von der creatur zuo gott kert, und inn deß
gnaden durch sich selbs gewüß macht.
Noch wellend wir das nüw testament ouch verhören.
Das nüw testament hatt so offen kundschafften, das mich wunder
nimt, wie etlich nun gedörind sagen, die götzen, sygind darinn nit
verbotten.

--133--

Paulus verwirfft die götzen so häll, Ro. 1. [Röm. 1. 20-25],
daß nit häller sin kan, so er wider die Heiden spricht: "Darumb
sind sy nit ze entschuldigen. Dann wie sy gott erkennt, habend sy
inn nit vereret als einen gott, noch danckbar gewesen, sunder sy sind
ytel in iren gedancken oder erfindungen worden, und ir unverstendig
hertz ist verblendt; sich selbs für wys habend sind sy zuo narren
worden, und habend die eer des untötlichen gottes verwandlet mit
glychnus eins tötlichen menschens, der fiergefueßten und krüchenden
tieren. Darumb hatt sy gott hinggeben in iren anfechtungen oder
lüsten irer hertzen zuo unreinigheit, das sy ire eygne lyb selbs geschenndt
habend, darumb, das sy sin warheit mit der luge verwächslet
habend, und angebättet und gedient habend der gschöpfft" etc. Zum
ersten spricht er, daß sy got erkannt habind, aber inn nit vereret, als
man solt, zwar mit glouben und unschuld, sunder sygind von imm abgewendt
und habind sich an iro eigne wißheit kert, welchs die recht
torheit sye, und uß irer wyßheit got ein glichnus gmacht, der aber
ein untötlicher, unsichtbarer got sye, und nit mög verbildet werden.
Zum andren zeygt er an, mit was bildnussen sy den unsichtbaren got
verbildet habind, namlich mit bildnussen eins menschen und tieren.
Darumb hab sy gott gestrafft mit blindheit etc. Hat alles den sinn:
Die Heiden sind ja dahin kommen, das sy erkent habend, daß ein
gott sin mueßte. Sy sind aber demnach nit vernuegt xin, das sy dem
got allein dientind, sunder sy habend ein teil die götlichen krafft
vilen zuoggeben, und dieselben vermeint die sunnen sin, den mon,
Jovem, Mercurium, andre. Das ist nit gnuog gewesen. Sy habend
erst demnach dieselben ire verwenten gött ouch verbildet, und
habend also den einigen gott geteilt in vil gött (sich, wie der abgot
all weg vor dem götzen ist!), und darnach dieselben vil gött ouch
verbildet mit allerley gestalten, und habend zum letsten der gschöpfft
gedienet für den schöpffer und sy geeret. Schilt nun Paulus die,
so blind gewesen sind, so ist es uns on zwyfel ein warnung und leer,
daß wir im nit also tuon söllen. Also zimpt uns zuo keiner creatur ze
keren, noch die verbilden, ja zuo einigerley eer oder dienst. - Sehen
ir götzenstürmer und schirmer, wie ir bed die sach schlechtlich
treffend! - Ir stürmer wellend nit hören, daß er spricht [Röm. 1. 25]:
"Sy hand inen eer embotten und inen gedient". Darus nun erlernet

--134--

wirt, daß allein die bilder dennen geton werden söllend, denen
gevar des erens und dienstes anhangt. - Ir schirmer hörend nit, daß
die götzen zuo einigerley eeren nit gemacht werdend, man habe denn
vor sich von dem schöpffer zuo der gschöpfft kert. Ir entscheidend
ouch nit zwüschend den bilden, die umb vererens willen gemacht
und deßhalb götzen sind, die one gevar nit mögend in den
templen fürgestellt werden, und zwüschend denen, die zuo gheinem
dienst noch eren nit gemacht sind. Dann one den underscheid
werdend ir diß ort Pauli nimmer mögen verston.
1. Cor. 5 [1. Cor. 5. 11] lert Paulus, daß wir under andren
lastren ouch mit denen, die götzen eerend, so gar ghein gemeinsame
söllind haben, daß wir nit mit inen essind. Und redt aber uff die
Christen, daß, wo einer noch ein götzenvererer wer, man inn also,
wie geret ist, schelten sölte. So sprechend aber die götzenschirmer:
"Paulus redt hie von denen, die noch die abgöt ertend, unnd sölle
man hie idololatram vertütschen: einen abgötter. Ach, daß üch got
lon, wie sind ir so wyß! Luogend, ob 's der sach glych sehe, daß
Paulus die, so noch abgött anbettetind, brueder nampte? Sehend
ir nit glych darvor, das er spricht [Rom. 1. 10]: "Ich red nit von den
götzendieneren diser welt, sunder so ein bruoder noch den götzen
dient", one zwyfel darumb, das, welche götzen vereretend, noch etwas
funcken des abgottes, deß der götz was, hattend, wiewol ich mit
disem ort noch strenger möchte uff die bilder tringen. Paulus
wil die brueder verstan, die götzen etlichen weg ertend und dientend.
Erend wir aber sy nit in allen templen, und dienend inen? So sind
wir ouch götzendiener und soltend uns die rechten Christen vertriben
uß der gemeind gottes.
Ich muoß denoch zuo guotem und mererem verstand umb der schirmeren
willen nütz verbergen, sunder umb der blöden willen, die durch
sy möchtind verfuert werden, das wort "Wir wüssend das der götz
nüt ist", 1. Cor. 8. [1. Cor. 8. 4], widrumb handlen. Es ist by den
Corinthiern ein zangg gewesen. Etlich meintend, es zimpte nit
mit den unglöubigen von dem opfer essen, das den götzen oder abgötten
ufgeopffret ward. Etlich aber, die sich selbs für kluog hieltend
und glert, zanggetend, es zimte inen wol darvon ze essen; dann sy
wüßtind wol, das sy ghein vertruwen zuo dem gott hettind, deß der
götz was; denn derselb gott wäre nit. Das widerrettend aber die

--135--

vorderigen umb der blöden im glouben willen, vermeinten, dieselben
wurdind aber verletzt, das, wenn sy die gelerten sehind also essen,
so wurdind ire conscientzen zwyfelhafft; dann sy gedächtind, die gelerten
hettind noch etwas uff die abgött, so sy von irem opffer ässind.
Den zwytracht legt Paulus so ernstlich nider, das er darob hatt
biß uff das 11. capitel; dann alles, das er im 9. capitel darzwüschend
redt, tuot er alles darumb, das er imm selbs glouben by inen erwerbe.
Und spricht also am 8. capitel: [1. Cor. 8. 1-4, 7-13]: "Von der
götzenopffren wegen wüssend wir wol, das wir alle kunst habend
(sich einen heimlychen stupff der gelerten: wir wellend all gelert
sin, und machend darumb vil zanggs und gehäders). Die kunst
blaßt uff, aber die liebe buwt. Wenn aber einer sich selbs darfür
halt, er konne neißwas, so kan er nach nütz, als man aber
können sol; welcher aber gott erkennt, der ist von imm konnend gemacht.
Und darumb red ich von der spyß wegen, die den götzen
geopffret wirt: Wir wüssend, das der götz nütz ist in der gantzen
welt (hie verstat er durch den götzen den abgott, deß der götz ein
verbildung was; dann sust was der götz nit nütz, aber sin gott
was nit), und das ghein andrer got ist, weder der einig etc. Aber
die kunst oder wüssen ist nit in allen; dann etlich essend noch mit
etwas conscientz oder vorcht des abgottes von dem götzenopffer, und
ir conscientz, die schwach ist, wirt vermaßget. Und macht aber die
spyß uns got nit gnem. Denn ob wir sy glich essend, sind wir
nütz deß merer, und ob wir sy glych nit essend, manglend wir
denocht nüt. Versehend aber, daß nit die üwre fryheit oder gwalt
den schwachen einen anstoß gebe. Denn so einer dich, der gelert
und wüssend bist, sicht in der götzery sitzen, wirt nit sin conscientz,
der noch schwach ist, erbuwen vom götzenopffer ze essen? Und
kumpt din schwacher bruoder umb in diner kunst, für den aber
Christus gestorben ist. Und so ir also an üwren bruedren sündend
und ir schwache conscientz also schlahend (das ist: beschwärend), so
sündend ir in Christum. Hierumb, so verr die spyß minen bruoder
verergrete, so wölt ich fleisch nimmer me essen, damit ich minem
bruoder gheinen anstos gebe".

--136--

Mit disen worten Pauli wellend die götzenschirmer bewären
das man sy haben mög, und sind aber richtig wider sy. Dann
Paulus strytet wider die gelerten, die eben die spys des götzenopfers
beschirmtend, als unsre gelerten die götzen schirmend. Iener
meinung was, sy wüßtind wol, das der gott, vor deß götzen man
opfert, nit ein got wäre. Darumb läge nütz daran, ob sy glych von
dem essind, das vor eim ytelen götzen geopfret wär. So sprechend
dise: Wir wüssend wol, das der götz nütz ist; noch so mögend wir
inn wol haben; denn wir mögend inn wol zuo guotem gebruchen. Verstond
aber nit, wie gnuogsam gemeldet ist, daß nit eins ist von
götzen und bilden reden. Wo nun Paulus "die götzenspiß" hatt,
da wellend wir hie "götzen" setzen; so werdend wir sehen, wie diß
ort wider die götzen ist. Dann glich wie er redt von myden des
götzenopffers, also redend wir von myden der götzen. Von der götzen
wegen wüssind wir all wol, das wir gelert sind, namlich: das man
die götzen nit vereeren sol. "Die kunst macht hochblästig, aber die
liebe buwt [1. Cor. 8. 1]". "Wenn aber einer sich selbs dafür halt,
er könne neiwas - als yene meintend, sy wärind so wol gelert, das
sy wüßtind, das inen zimmte vom götzenopffer ze essen; unnd dise
sprechend, sy wüssind wol, das man den götzen nit vereren sölle,
noch konnind sy inn wol bruchen -, so kan er nütz, als man aber
konnen sol. Welcher aber gott erkennt, der ist von imm konnend
gemacht [1. Cor. 8. 2f.]".
Ietz volgt der hafft: "Unnd darumb red ich vonn der götzen
wegen: Wir wüssend all wol, das der gott - verstand wol, was
wir durch gott verstond, namlich: einen helffer -, des der götz
ist, nüt ist in der gantzen welt, und das ghein andrer gott ist
weder der eynig [1. Cor. 8. 4]". "Aber die kunst oder wüssen
ist nit in allen [1. Cor. 8. 7]"; das ist: es sind nit alle menschen
noch des gloubens, daß ghein helffer oder vatter sye weder
der einig got; dann etlich haltend oder vererend die götzen noch
mit der conscientz, forcht oder meinung, als ob die, dero die
götzen sind, helffer sygind, das ist: sy sind noch nit gar von den
helgen, die wir zuo abgötten gemacht haben, abtretten, sunder ir
conscientz ist noch hierinn blöd, und darumb wirt sy mit den götzen
vermaßget, daß sy mit dem valschen vertruwen wirt angfochten.

--137--

Nun macht uns aber der götz gott nit gnem - hie verstond die
götzenschirmer Paulum nit eigenlich -, das ist: ob wir glych die
götzen der meinung wöltind behalten, ja wir werind so starcks
gloubens, das uns die götzen, so man vormals den götten (verstand:
helfferen) gemacht hat, nütz möchtind schaden, so macht uns söliche
kluogheit got nit gnem, glych als ouch yene hochgelerten, die vermeintend,
so sy von dem götzenopfer essind, so erend sy got mit dero
irer stercke und dapfferheit, durch sölich essen got ouch nit gnem
wurdind. - Es volgt im text [cf. 1. Cor. 8. 8]: "Dann ob wir die
götzen glych habend, sind wir nütz deß merer; und ob wir sy glych
nit habend, gebrist uns denocht nütz". Diß wort Pauli kan ein
rhetorisch künstlin sin, das aber die götzenschirmer nit merckend.
Er nimpt gar künstlich "essen und nit essen" - an dero statt wir
"götzen haben und nit haben" nemend - in die hand, und vichtet
aber mit beden wider das essen uff disen sinn: Ob glych einer mit
essen des götzenopffers groß und starck imm glouben welte gsehen
sin, ist er doch nütz deß größer oder merer. Herwidrumb, so
er 's underwegen laßt das götzenaaß, so gatt im am glouben
nütz ab. Lieber, was volgt yetz, lieben götzenschirmer? Nütz
anders denn: Fürdret das essen nütz und mag aber die schwachen
verletzen, harwidrumb, schadet nit essen nütz, und gebrist ouch
nütz, so wir nit essend, eya, so lassend uns das götzenaaß underlassen.
Ietz nimm "götzen haben" für "essen" in diesen worten
Pauli: Ob wir glych uß kuenheit deß gloubens die götzen nit entsitzen,
sunder sy haben weltind, habend wir mit sölcher kuenheitt
darumb gott nit gedient. Harwidrumb: So wir sy nit habend, so manglet
uns nütz. Volget nit ietz glych wie vor: So aber die schwachen,
die nüwlich von abgöttery abgefuert sind, mit den götzen vermaßget
werdend, so solle man sy nit haben, und ob sy glych einer uß
starckem glouben halten welt? Ursach: Die götzen, lang behalten,
buwend nit, sunder schnell dannen geton. Dann wo man
sy von der unwuüssenden wegen behalt, behalt man sy nit, das sy
daran lernind, sunder biß daß sy mit dem wort gelert werdind und

--138--

demnach die götzen dennen tuegind; dann dem wort gehällen und
die götzen blybend nit by einander. - Volgt [1. Cor. 8. 9]: "Fersehend
aber, das nit die üwere fryheit oder gwalt die schwachen
verletze". Das ist alles den künstleren gesagt. Ir sind gelert und
meinend, man müg die götzen wol haben; umbsehend aber üch, das
ir die schwachen nit verergrind. So merckend wir wol, das - wie
vor anzeigt ist - wenn nit me denn ein schwacher oder kleiner
geschendt wirt in den dingen, die, gehalten, verletzend, und, verworffen,
gheinen nachteil bringend, das wir sy nit haben söllend. -
Volgt [1. Cor. 8. 10]: "Dann so einer sehen wurde dich, der die kunst
hast, götzen haben, wurd nit sin gwüßne, der noch schwach ist, erbuwen,
götzen ze haben? Hörend, lieben schirmer: Wenn ir uß
grund üwer hohen künst - luogend, das sy nit vall, oder aber
sy wurd entschalet - die götzen vertädingen wellend, so umbsehend
üch, das ir nit einen, der noch schwach ist, widrumb inn
götzendienst ynfellind. Ir erspartind billich üwren schirm, den ir
den götzen tuond, unnd liessind mit friden fürgon, das mit friden
wirt angehebt, ee und üch gott durch den satan dennen wurffe. -
Volgt [1. Cor. 8. 11]: "Und kumpt der schwach bruoder in diner
kunst umb, für den Christus gestorben ist". Hörend noch ein
frucht üwer kluogheit: All die wyl ir die götzen beschirmend, so gedenckend
ouch die schwachen: Der gelert halt ouch noch nit nütz
uff den lieben helgen, so er ir götzen vertädinget; denn es weißt
ein yeder wol, warumb er die götzen schirmt. Wir redend und
schrybend all. Wölte aber gott, daß wir gheine anfechtung der hochfart
unnd zangges ansähind. Laß in gotznamen die ölgötzen

--139--

dennen tuon und das volck gottes zuo dem einigen gott louffen, so
darfst nit sorg haben, sy werdend weder die heligen für gött haben,
noch die götzen in irem namen mit kertzen und röucken muslig
machen. - Volgt [1. Cor. 8. 12]: "So ir aber üch allso an üweren
bruedren versündend und iro blöden conscientzen schlahend, sündend
ir in Christum". Also sündend ir in Christum, daß under dem
götzendienst die abgöttery stecket. Und so ir üwer kunst wellend
zuo märckt stellen, ja, die sye so groß und richtig, ir wellind die
götzen der wellt zuo tratz haben, so lernend die schwachen die abgöttery
widrumb und den götzendienst. Sehend yetz, ob Paulus
ouch die götzen oder die götzenspyß under die adiaphora, das ist:
mitle ding, zelt hab, so damit Christus selbs verletzt wirt.
Touffend 's anderst weder indifferentia. Ir könnend all so vil griechisch,
daß es gnuog ist. Und so man es hinder dem schilt besicht,
so ist es ein kindenfeißte; die wachßt üch, ob got wil, uß mit der
zyt. - Volgt [1. Cor. 8. 13]: "Hierumb, wenn die götzen minen bruoder
verergrend, so wil ich gheinen götzen in die ewigheit haben, damit
ich minen bruoder nit verletz". Also redend, ir götzenschirmer, so
kan man üch für rechte gotzdiener haben, und bochend nit: Sam
mir bocks, diß und das! Sy muessend die götzen haben, oder ich
wil sy haben; denn diß sind alles gwaltwort, die man denn ußstosset,
so man ghein grund der warheit hatt.
Aber die stürmer vergond sich ouch nitt klein in der maß der
verergernus, so sy am götzenstürmen an denn anheben das euangelium
ze pflantzen. Es laßt sich das kind nit vom banck, biß das
du imm ein stuol dar hast gestelt, daran es sich heb, untz das
es recht onghaben gon kan. Also die des euangelii noch nit durlich
bericht sind, söllend nit übernötet werden mit den götzen,
biß das inen der gloub in den einigen, waren gott recht wirt fürgelegt.
Denn werdend sy die götzen selbs uß den henden lassen

--140--

vallen. Von denen hab ich vormal zwurend geschriben, und ist uß
gottes gnad dahin komen, das ghein unrat umb uns der götzen halb
entstanden ist, ußgenomen, das die unglöubigen, die Bäpstler, und
die hochgelerten, starcken götzenschirmer, das, so wol angehebt ist,
habend angefangen mit gwalt - da sy aber den nit habend - ze
schwellen. Aber ye me sy werdend schwellen, ye vester wirt das
wuor brechen und inen so nach rünnen, das sy wenen werdend,
sy muessind ertrincken. Gott, bevest in unns, das du angehebt hast!
Psalmorum am siben und sechzigisten [Ps. 68. 29].
Aber verbütet Paulus 1. Corinth. 10. [1. Cor. 10. 7] die götzen
also: "Ir söllend nit götzendiener werdenn als etlich unnder inen (den
alten under Mose) gewesen sind". Heißt das wort ouch: "Ir söllennd
gott nit verbildenn?" Nun tringt doch Paulus hie allein wider
das götzenaass fürnemlich; dann die hipothesis ist von der spyß
wegen. Noch damit inen ouch die abgöttisch spyß erleidet wärd,
so warnet er vor götzen; dann wo man die götzen nit hat, da ward
man inen nit bald uffopfren. Darzuo ist sich wol ze versehen, daß
die, zuo denen Paulus schrybt, nit frömbd göt hattend, ouch ire götzen
nit vereretend, als wir an den wüssenden oder gelerten wol gemerckt
habend. Noch wil Paulus nit, daß sy nun von der götzenspyß
essind, so verr sy damit einen einigen schwachen verletzind.
Also sollend unser götzenschirmer ouch sprechen: Obglych den
götzen nieman me vereret, und den abgott des götzen nieman me für
einen abgott hat, noch wellend wir den götzen nit haben, zuo eim,
daß wir gheinen schwachen yenen verletzind, zum andren, das wir
ouch die gevar dennen tuegind, das nit der einig ußgetriben tüfel
syben noch böser zuo imm nemm, und das nachkomend böser werde
weder das erst [cf. Luc. 11. 26].

--141--

Das aber demnach in disem capitel stat, reicht offenlich wider
die götzen; denn er spricht [1. Cor. 10. 21]: "Ir mügend nit das
trinckgschirr des herren trincken und das trinckgschirr der tüflen.
Ir mögend nit teilhafft sin des herrentisches und des tischs der
tüflen". Darumb so kan götzenspyß essen nit gezimmen, nit von
der ard der spyß wegen, sunder so sy geessen wirt für götzenspyß
und nit als ein andre spyß, oder so sy yeman verergret. Also ouch
mit den götzen. Es ist nit gnuog, daß du sprechist: Der götz und
der abgott sind mir tod - hie ligt der götzenschirmeren gebrest -;
sunder es gehört noch me darzuo: das du den götzen nienen habist,
wo er einige verergernus bringt. Als aber unsere götzen one verergernus
und gevar der verfuernus nit sin mügend, und vorus zuo
disen unseren zyten, da wir all götzendiener gewesen sind. Darzuo so
sicht man wol an den gwaltigen schirmeren, das die götzen nit allein
gvarlich sind abzefueren, sunder sy stond noch vor uns offenlich
vereret tür und hoch. - Das demnach volget in diesem capitel,
wirt lichtlich verstanden uß dem vordrigen. Der götz wirt für den
gott genomen, deß er was. Das götzenopfer essen wirt von Paulo
nit anderst verwilligott, denn so ver ghein got noch götz im essenden
stecket und ouch daby ghein conscientz nienen was, die mit
dem essen verletzt ward. - Das mag aber under uns der götzen
halb nit sin (villicht mag es der bilden halb wol sin, wie gnuog ist
anzeigt); dann in den templen sind sy nit on gevar der abgöttery.
So sol man sy ouch da nit haben noch anderschwo, da gevar ist.
In dinem sal oder gmach, so verr du sy nit für gött oder götzen
hast, redt dir nieman nüts dryn.
Aber spricht Paulus 1. Cor. 12 [1. Cor. 12. 2]: "Ir wüssend,
das ir Heiden gewesen sind, und zuo den stummenden götzen gangen
sind, wie man üch gefuert hat". Nun sind ye unser götzen glych als
stummend als yene. Hatt nun Paulus darvon gefuert, so sollend
one zwyfel wir ouch darvon fueren. Denn der gegenwurff, das yens
der götten götzen wärind, aber unsere nit, ist langist umbkert.
Unsers sind unserthalb glych als wol abgötter als yens.
In den Gschichten am 15. [Act. 15. 20, 29] und 21. [Act. 21. 25]
merckt man wol, das ouch zuo der apostlen zyten nit allein die spyß

--142--

der götzen, sunder vil me die götzen selbs verbotten wurdend; denn
sol man nit essen, das inen geopffret wirt, vil weniger sol man sy
haben. Doch so findend wir 's am funffzehenden [Act. 15. 20, 29]
bede: die götzen verbotten sin und ouch die spyß. Daselbst sol
man aber nit allein uff das einig tringen: uff das götzenaaß, sunder
uff das gantz götzenverbott, als dann eim ietlichen gleubigen lichtlich
ze mercken ist.
Galat. 5. [Gal. 5. 19f.] zellt Paulus den götzendienst under die
werck des fleischs, als er ouch warlich ist, und ouch vil schadt dem
rechten zuonemen des euangelii.
Paulus 1. Thes. 1. [1. Thess. 1. 9]: "Sy sagend selbs von üch,
wie wir ein zuogang zuo üch gehebt habend, und wie ir üch kert
habend zuo got von den götzen, dem läbendigen und waren gott zuo
dienen". Hie hat er aber von götzen gefuert; und ob glych die
götzenschirmer sprechen wurdind: "Worumb lastu hie mir nit ouch
,idolon' [εἴδωλον] für ,got' ston, wie doben 1. Cor. 8 [1. Cor. 8. 4]?
so gat es demnach das götzenverbot nützid an". Antwurt: Es gibt
uns die gotteshuld oder gloub an allen orten an, wofür man ein
wort verston muoß, das aber anderst und anderst genomen wirt.
Hie zeigend uns die nachkommenden wort an, das hie die abgötte und
götzen bede mit einandren verstanden söllend werden, da er spricht,
das ir dem läbendigen, waren gott dienind [cf. 1. Thess. 1. 9]. "Dem
läbendigen" wirt geredt wider die götzen, "dem waren" wider die
valschen, betriegenden tüfel oder erdachte abgöt, die eintweders nienen
warend, oder aber nit gött warend. Kurtz: Wo abgött verbotten
sind, da sind ouch die götzen verbotten; und wo man von 'n abgötten
gefuert, hatt man ouch von iren götzen gefuert.
Petrus spricht 1. cap. 4. [1. Petr. 4. 3]: "Ir haben in vergangner
zyt gnuog ton übel läbende, do ir nach dem muotwillen der Heiden
geton habend, in unzucht gewandlet, in bösen anfechtungen, trunckenheiten,
prassen und unzimmlichen götzendiensten" etc. Die, zuo denen
Petrus schrybt, hangtend one zwyfel nit den abgötten an, oder aber
sin geschrifft wär sy nütz anggangen. Aber das sy on zwyfel noch
in den götzendiensten und aassen mitteiltend, das verbüt inen

--143--

Petrus, glych wie ouch Paulus geton hatt. Denn hettend sy noch
ander gött gehebt, so wärind sy Christen gewesen, glych als Judas
und Simon Magus [cf. Act. 8. 9-24].
Joannes spricht 1. cap. 5 [1. Joh. 5. 21]: "Ir sün! Verhuetend
üch vor den götzen." Diß ist das hällest und clarest wort, das im
gantzen nüwen testament stat; dann es nit kürtzer sin mag. Aber
die Bäpstler unnd götzenschirmer sprechend: "Joannes verbüt hie
allein die abgött; denn es stat darvor [cf. 1. Joh. 5. 20], das wir
durch den waren sun gottes in erkantnus des waren gottes komen
sygind, unnd er, Christus Jesus, sye selbs der ware gott, unnd uff
das söllind wir uns vor den abgötten hueten; dann es fuege nit daruf:
,huetend üch von götzen' sunder ,huetend üch vor abgötten'." Antwurt:
Es fuegt gheins eigenlicher daruf, weder das wir uns vor den götzen
huetind; dann die götzendienst, die do ze mal noch nit gar by den
Christen vergangen warend, warend am aller nötesten ze vergoumen.
Darumb setzt er dise red als ein träffenlich stuck zum aller
letsten, damit es inen aller nüwest blybe, und redt glych, sam sin
meinung sye: Noch hab ich üch nit von der götzen wegen geschriben.
Ich wil 's üch an ein wort hencken: "Huetend üch vor inen." Denn
er hatt zwar vormaalen glert, das man sich vor den abgötten verhueten
solt, das one zwyfel das erst in irem predgen was, wo sy hinkamend.
Abred von den götzen.
Also hastu, lieber Valentin, den grund vom götzenverbott,
welchen ghein warheit umbstossen mag; denn er ist die warheit. Nun
mag aber die warheit nit wider sich selbs sin. Wenn du nun alle
götzenschirmer fragtest, welchs das gevarlicher sye zuo abgötery:
götzen haben oder nit haben, grundtlich, sy mueßtind all samen
sprechen, das haben gevarlicher sye. Warumb strytend wir denn in
einer sach, die den glouben gefärt? Das sy aber noch mengerley
ynzügen tuond, sind nütz denn ein unnütz geschwätz; das kan sich
all weg kluegen und harfürstellen; und welcher demselben von
einet wil engegen gon, der muoß sich vil muey beladen. Damit
aber mit irem gschwatz die schwachen nienen verergret werdind,

--144--

muoß man etwan reden, da einer lieber gschwig. Als wenn die
schirmer sprechend: "Man wil uns den Mosem widrumb uff den hals
richten unnd in jüdische gfangenschafft zwingen", muoß man denocht
antwurt geben, daß, welcher das aller minst gsatzt annimpt, sam es
des Moses sye, der ist nit ein gleubiger; denn das gsatz ist nit
Moses, sunder gottes. Erfindt sich nun imm glouben, das die götzen
zuo mindrung der eren gottes und zuo abfueren des gloubens dienent, so
sol man das götzenverbott weder von Moses wegen, noch von menschlicher
vernunfft wegen hinwerffen. Es ist gar ein schlechte red, da
man spricht: Welcher ein gsatzt Moses halt als Moses gsatz, der
ist ein Jud. Denn er ist nit ein Jud, sunder ein Mosescher. Het
Moses den kinden Israhels das gsatzt fürggeben als sin gsatzt, so
wär dise redt etwas. Moses ist imm aber ze fromm gewesen; er
hat 's nit für sin ußgeben, das gottes was; dann er ist im gsind
gottes trüw gewesen Hebr. 3. [Hebr. 3. 2].
Derglychen wenn sy sprechend: "Christus hatt geredt: ,Was ir
eim miner der kleinsten thuon werdend in minem namen, das habend
ir mir geton', Mat. 25. [Matth. 25. 40]. So wir nun die heligen
erend, so wirt 's uns gott verrechnen, als ob wir 's imm selbs ton
hettind". Muoß ye einer anzeigen, das Christus hie [sc. Matth. 25. 40]
und Mat. 10 [Matth. 10. 42] nit von eer embieten der seligen redt,
sunder von hilff der dürfftigen in disem zyt?
Item so sy sprechend: "Wil man uns also mit Moses gsatzt
zwingen, so muessend wir ouch beschnitten werden". Sich, wie sich
der tüfel buckt! Ich antwurt aber also: Es volgt nit: So ir das
halten muessend, das ein stuck imm alten testament ist, so muessend
ir ouch beschnitten werden; sunder also: Wenn ir üch beschnyden
lassend, so verpflichtend ir üch, das gantz gsatzt von einet ze halten
Gala. 5. [Gal. 5. 3]; dann die bschnydung ist die cerimonien gewesen,
die under das ganntz gesatzte verpflichtet, nit das götzenverbott.
Wenn aber das volgen sölte: Wir haltend das uß dem alten
gsatz; darumb so muessend wir das gantz gsatzt halten, und also
muessend wir ouch beschnitten werden, kelber, schaff, böck, ochsen
opfren, so wölt ich wol ein stercker argument harfürbringen und

--145--

sprechen: Das größte gebott: "Du solt dinen herren got lieb haben
uß gantzem hertzen, sel, gmuet, krefften" stat imm alten testament
Deut. 6. [5. Mos. 6. 5]. Darumb, welcher das gsatzt annimpt, der
muoß beschnitten werden, veh opfren etc. Wie könnend gelert lüt
hinder sölch sprüng komen? Wol. Der zangg tuot es. Hierumb
ist uns Christen ze sehen, was der gloub und libe, die ein ding,
so verr sy just und grecht sind, wellind, nit, was ein yeder schwetzt.
Es ligt am tag, das wir die götzen eintweders so mit türem kosten
habend geneeret, daß wir damit die ußerwelten gottes, die wir wider
iren willen zuo abgötten uffgeworffen, haben wellen vereren, oder aber
eigen eer darinn gesuocht, wie genuogsam ist an 'n tag bracht. Nun
sol twederer grund nütz, so söllend ouch die götzen noch vil minder;
dann wie spötlich wär das vor unserem gott, das wir die
götzery in unseren ougen hieltind, die uns vormal zuo abgöttery gedienet
hatt. Man muoß ouch die waaffen dennen tuon, Luc. 11.
[Luc. 11. 21-22]. Es ligt ouch nütz minder am tag, das der ware
ungezwyflet gloub die götzen nit dulden mag. Ursach: So offt wir
die götzen ansehend, so muessend sy uns ye ermanen unser vordrigen
abgöttery. Die wil der gloub ietz dennen tuon, eintweders
uß fröd, daß er die närrischen gött hatt lernen erkennen, oder aber
uß billichem zorn, das sy weder inn noch ieman nimmerme abfuerind.
Und wenn die götzen glych ghein gottes verbott hettind, denocht
so habend sy so einn ungestalten mißbruch, das man sy nit dulden
solt. Hie stat ein Magdalena so huerisch gemaalet, das ouch
alle pfaffen ye und ye gesprochen habend: Wie könd einer hie andächtig
sin, mäß ze haben? Ja, die ewig, rein, unversert magt und
muoter Jesu Christi, die muoß ire brüst harfürzogen haben. Dört

--146--

stat ein Sebastion, Mauritius und der fromm Johanns euangetist
so jünckerisch, kriegisch, kuplig, daß die wyber davon habend
ze bychten ghebt. Und das ist als ein schimpf. Sy habend muessen
vergüldet sin oder gar silbrin oder guldin oder mit gold und edelgstein
bekleidt, das man alles solt den armen anghenckt haben. Ja,
alle götzenbuwer werdend gott ouch rechnung muessen geben, das
sy imm syne bilder habend lassen hungren, früren etc.; und habend
ire eignen götzen so tür gezieret. Damit ist aber erst der genanten
geistlichen guot also ufgangen, daß sy darnach das, so inen mit dem
gutzlen und bettlen nit hat mögen werden, koufft habend. Darumb
schirmend sy den götzendienst nit unbillich. Man findt ein götzenhus - ich
- ich solt geredt haben: ein gotzhus; so zimt es nit -, an das
zuo unnützen gebüw und kleinet über hundertmal hunderttusend
guldin komen sind nun in einem bistumb; hatt alles gheissen: an
unser frowen büw; und wenn man das gantz bistum feilbütte, so

--147--

gäbe ghein herr den zehenden teil darumb. Sich, o gott, gott,
wel ein buebery, und dargegen ein sölche blindheit! "We, we
denen, die da sprechend, das guot sye bös und das bös sye guot",
Isa. 5. [Jes. 5. 20]. Es hatt ouch ein yeder stümpler sine krucken,
holtzschuoch, katzen und blindenschlychen, oder was ein yeder für ein
waapen hatt, in den tempel gestelt; hatt die gantz gemeind muessen
ansehen. Unnd das ist alles nit der heligen oder gottes, sunder der
ergytigen menschen er gewesen. Es ist ghein ring, stein, kleinot
so tür nie gewesen, das es ein ergytig wyb ruwe an einen felwenstöckin
götzen ze hencken; und so man sy sölchs ermant hette
einem armen ze geben, hett man nütz mögen schaffen. Warumb?
Er gleiß an dem armen nit, aber an dem götzen. Da hatt min
frow von Truebental die guldinen kron, carbunckel, schmargaggen,
sydinn rock, darinn sy einest die ee brach, ggeben. Hie steckt der
schalck! - Ich find ouch etlich, die, so sy sehend, das ire hohen
fürsten noch götzendiener sind, die götzen schirmend. Sind warlich
fyn gesellen! Lieber heissind sy ir gantz rych zuo götzen machen, so
habend die Bäpstler deß me ze verzeren. - Was söllend wir erst
von den lägergötzen sagen, die uns umb sel unnd guot gebracht
habend? Legergötzen nenn ich, die so verruemt sind, das man uß
verren landen zuo inen loufft umb nachlassung der sünd. Da werdend
die conscientzen verfuert. Unnd ir götzenschirmer wüssend all, das
es also ist, und richtig wider den glouben strytet. Noch wellend ir
sy vertädingen: Unnd ob man glych einigerley götzen haben möchte,
sölte man denocht sy all gernn verbrennen, nun, das wir der grossen
verfuernus der seel ab wurdind.
Vil torichtiger stucken steckend noch in den götzen, die nit groß
sind, aber den anndacht ser mindrend, als: Da ein crucifix dem werckmeister
nit wol geraten ist, so verlacht man es; unnd ob glych vorhin

--148--

andacht da xin wär, so verstübt er von der gsicht, die zuo gespött
reitzt; ist es aber wohl geradten, so verzert man allen flyß am
schowen. Kurtz: Die götzen machend nit andacht. Denn kumpt
der andacht nit oben herab, so ist er ein glychßnery. So mag ye das
bild oder götz gheinen rechten andacht bringen. Ja, hab ich geredt
- damit ich widrumb uff min meinung köme -, ob glych die
götzen von gott nie verbotten wärind, so söltind wir denocht sy nit
dulden, so sy in einen so schädlichen mißbruch komen sind. Aber
nit also. Unser himelischer vatter hatt sy verbotten; dem söllend
wir ghorsam sin und unser fürwitz lassen. Er hatt vorhin wol gewüßt,
was uß den götzen entston ward. Er hatt ouch wol gewüßt,
womit er all weg leren wolt. Darumb hatt er die götzen verbotten
und uns mit synem wort gelert, vorus zuo diser zyt, da die gschrifft
in allen wincklen so gemein ist, das, ob glych nieman predgete, die
warheit denocht wol harfürkomen möcht, wenn man sy nun läsen unnd
hören dörfft. Darumb manglet nit so ser schnitteren [cf. Matth. 9. 37],
als etlich klagend unnd predgend, als du, lieber Valentin, klagst,
sunder ufloseren. So wir nun sehend, das der gwalt dem gotzwort
mit allen krefften wert, so ist gwüß, daß gott über uns erzürnnt ist
glych als über die Juden, die Christumm nit hören woltend. Von
denen redt er Math. 13 [Matth. 13. 13], das sy sehende nit sehen
wöltind und hörende nit hören; dann ir hertz wäre verhertet. Was
volgt aber hernach? Ein so jämerliche zerstörung und jamer, das
sy jämerlicher nie gehört sind. Wo nun dem gotzwort glycher wyß
widerstanden wirt, als wir leyder wol sehend, das man mit grösserem
frävel und ungnad imm widerstat, weder die Juden ye geton habend,
da hab man sich gwüß versehen, das ouch das jamer und straff
glycher wyß hernach volgen wirt. Ich kenn, lieber Valentin, den
gott so wol, der unser gott ist, daß ich wol weiß, das er uns nit
välen wirt. Aber wir sind böser denn die unvernünfftigen tier. Wir
hörend und verstand, und wellend aber nit verston; wir tuond die
oren zuo; aber die götlich wyßheit wirt in unserem umkomen ouch
lachen, Prover. 1. [Prov. 1. 26]; dann wir verspottend all syn warnungen
und manungen. Ich gloub, daß ghein götzenschirmer uff
erden sye, wenn er die sach recht ersinnet, er spricht in imm selbs:
Es ist denocht ein narrecht ding, die götzen, das werck unserer

--149--

henden, so hoch haben; denn Zeno, Socrates und ander habend
vor vil tusend jaren, do die gantz welt one das volck Israel noch
abgöttisch was, dise torheit erkennt. Noch so schirmend sy, das
wider gott ist, und tödend umb der götzen willen, wo man sy nit
haben wil, das wir vorhar nit lesend offt beschehen sin. Sy möchtind
joch diesen alten rymen ansehen: "Wer byn 'n götzen wil werden
rein, macht ein lären seckel und muede bein". Sy sind warlich, warlich
nütz anders weder ein verfuernus der conscientzen und vogel
kutzen des bapstuoms. Das hatt mit dem mißbruch der meß, mit der
bycht, fegfür und götzendienst me guots zemengelegt, denn die gantz
welt mit barem gelt erkouffen möchte uff ein mal. Daran wäre aber
der minste schad, wenn nit die conscientzen so verderblich damit
verfuert wärind.
Hierumb, frommen Christen, brechend an dem bapstuom ab, wo
ir mit christenlichem friden yenen mögend; dann die zyt ist hie,
der sündig verfuerer ist eroffembart, daß er sich nienen verbergen mag
2. Tessa 2. [2. Thess. 2. 3]. Hinus allenthalb mit den götzen! Es
darff niemen dencken, daß sy yeman dennen tuege, denn der bericht
oder glöubig ist. Es hatt ye und ye einer ietlichen kilchhöre
zimt götzen ze machen, ob sy wolt. Worumb wolt inen denn yeman
daryn reden, so sy 'ß entmachen oder dennen tuon wöltind? Ich
mein nit, das hierinn yemans dem andren umb ein har, ich gschwyg:
bim eyd, verpflicht sye. Darumb vast hinus mit, doch mit
gschickte!
Gott gebe gnad. Amen!

--150--

Wie man die götzen ze Zürich dennen geton hab.
Ob aber in dennentuon der götzen miner herren von Zürich
und der gantzen kilchen byspil yeman anlaß geben möchte ze radtschlagen,
wie er ouch sine götzen möcht ußtryben, wil ich kurtzlich
anzeigen, wie es by uns zuogangen sye.
Nachdem und man anhuob die götzen hin und wider ryssen,
ließ ein ersamer grosser rat ein verbott ußgon, das nieman einigerley
götzen sölte dennen tuon, sy wärind denn sin, bis uff wyteren bescheid.
Also kam ein grosse summ götzen allenthalb uß den templen
durch die, so guoter meinung die götzen gern hettind dennen geton.
Demnach erkannt widrumb genanter grosser radt, daß man einer
yeden kilchhöre erloubte, ire götzen dennen ze tuon, doch sölcher
gstalt: Die kilchhöre sölte sich versamlen mit dem lütpriester oder
bischoff. Und so es der gantzen kilchhöre gefiele oder dem merteil,
so sölte man sy dennen tuon mit fuogen und schicklicheit. Wo aber
die biderben lüt noch nit bericht wärind, sölte der bischoff für
und für in den und andren stucken das götlich wort sölcher maß
fueren, biß daß man gelert wurd, daß sy mit der gantzen gemeind
hingeton wurdind. Und hat imm demnach der ersam radt gelebt
und gar niemann zwungen abzetuon. Aber in der stat und darvor, was
in die dry lütkilchen gehört, habend sy dise form gehalten: Sy habend
ouch denen, so die götzen schirmtend, etlich tag zyl geben, in denen
inen zimte ire götzen heim ze fueren. Also ist aber vil götzen hingefuert.
Daruff habend sy verordnet herren doctor Heinrych Engelhart,

--151--

Leon und mich, die dry lübriester[!] oder wächter, und uß
den zwölff zünfften zwölff man, alle des rats, und demnach herren
bumeister mit zimmerlüten, bölknechten, steinmetzen, schlossern
und schmiden. Die sind in die tempel ggangen unnd sy zuobeschlossen,
und habend die götzen mit grosser arbeit und flyß
dennen geton. Also sind sy allenthalb dennen komen und in
mitter zyt verbrennt und verbrucht. Aber vil dero uff dem land
habend sy fruotig dennen verbrennt. Und got geb, wie vil sy
vor geachtet sygind, hat sich denocht gheiner des fürs gewert,
habend sich all mit schwygendem mund lassen verbrennen. Doch
muoß ich ein wunderzeichen sagen. Es ist an Oettembach - ist
ein frowenkloster - ein steinin Mariabild gestanden. Da haben
die nonnen fürgeben, das, so offt man denselben götzen an ein ander
ort geton oder verschlossen hab, so sye er all weg morndes widrumb
an synem vordrigen ort gestanden. Aber yetz, do es zwar die rieman
galt, ist er nit wider dar gstanden. Ist das nit ein wunder?
Verzichind mir alle Christenmenschen, das ich fatzspil bruch;
es gehört zuo den narrechten lügen und fablen, die wir über die götzen
erdichtet hand. Wir nennend sy "heiligen", aber sy tatschtend

--152--

glych wie stein und holtz; und, die sy gebrendt haben, schwuerind
eyd drumb, sy wärind nütz denn holtz gwesen. Ich fröw mich, das
die schantlich verfuernus vor unseren ougen dennen komen ist. Es
ist ouch demnach alles, das man am bapstuom hat by uns abgebrochen,
glücklicher und einhälliger gangen denn vor.
Gott, der es uß sinen gnaden geton hatt, dem sye lob in die
ewigheit. Amen!
[4] Der 4. artickel Valentin Compars beschirmt das fegfür.
Ich laß, lieber Valentin, dine wort underwegen ze schryben;
es wil sich sust ze vil yntragen, daß 's buoch lenger wirt weder min
anschlag was.
Aber das sterckest in dinen worten ist: "Ich sölle nit daruf
buwen, daß die helig gschrifft nütz vom fegfür sag. Es mög
denocht wol sin; dann die euangelisten habind nit alles gschriben,
das Christus gelert hab". Hatt wol ein ansehen. Verhör mich
aber, lieber Valentin. Ich hab do ze mal von etlicher blöden
willen vom fegfür zämer geschriben, weder es die notturfft erfordret.
Ich mein vast mit disen worten: "Die recht helig geschrifft weißt von
gheinem fegfür nütz nach disem zyt". Ietz wil ich dir aber anderst
sagen: Es ist nit möglich, das ein fegfür sye nach disem zyt. Das
wil ich dir damit bewären, daß Christus wort es nit erlyden mögend.
Nun muessend aber sine wort unverwenckt blyben. So muoß ye das
fegfür wichen; denn sy mögend nit by einandren bston. Das imm
aber also sye, so wil ich dir ouch hiehar lassen setzen die ler vom
fegfür, die ich Hieronimo Emser in latin zuogeschriben hab, die

--153--

aber Leo, min liber mitarbeiter, in tütsch kert hatt. Nit, das
dir in minen articklen nit genuog beschehen sye, so verr du die
warheit annemen wilt, sunder das diß so kurtz und starck ist, das es
nieman brechen mag. Also hab ich imm "Antibolo", das ist:
widerstreych, wider den Emser gschriben:
Us Zuinglis "Antibolo wider Hieronymum Emser"
vom fegfhür.
Es nimpt dich wunder - glych als hettist du ein roßysen
funden, wie man spricht -, daß ich das fägfhür mit disen worten
Christi verwirff [Marc. 16. 16]: "Welicher gloubt und getoufft wirt,
wirt sälig". Und ist aber sterckers und gewaltigers nüt harfür zuo
ziehen, den schantlichen gyt und lugenhafftigen fund deren, die das
fägfhür erdacht hand, zuo widerfächten, ja deren, die vermeynend gältgyt
sye ein gotteshuld [cf. 1. Tim. 6. 5]. Dann in obgemelten worten
wirt fürnämlich eroffnet und angezeygt, was wägs der arm mensch
selig möge werden, namlich: durch den glouben. So nun der mensch
uß dem glouben säligheit und ewigs läben erlangt, so gschicht ye
sölichs nit uß wercken. Luog, luog wie schnäll verlöscht das fägfhür!
Dann das fägfür ist allein darumb erdacht, das es erfülle und bezale,
das unseren wercken gebrosten hat. So aber wir durch werck nit
selig werdend, sunder durch den glouben - als yetzt obgemelt ist -,
so verstadt man wol, daß das fägfhür anders nüt ist dann ein betrug.
"Welicher geloubt und getoufft wirt, wirt sälig" [Marc. 16. 16],
nit, der im fägfhür gebraten wirt. Dann ye so muoß deren zweyen
eins sin: eintweders daß alle, die von hinnen farend und abscheydend,

--154--

im glouben Jesu Christi abscheydend und sterben, oder on disen
glouben. Sterbend sy im glouben, so sind sy sälig; dann Christus
spricht [Marc. 16. 16]: "Welicher gloubt, der wirdt sälig". Sterbend
sy im unglouben, so sind sy verdampt; dann er spricht [Marc. 16. 16]:
"Welicher nit gloubt, wirt verdampt".
Joannis 3. [Joh. 3. 16-17]: "Gott hatt die welt dermassen lieb
gehabt, das er sinen eyngebornen sun dargab, das ein yetlicher, der
in inn gloube, nit verdärbe, sunder habe das ewig läben. Dann gott
hatt sinen sun nit darumb in die welt geschickt, das er die welt
richten und urteylen sölle, sunder das durch in die welt sälig sölle
werden".
"Welicher in inn gloubt, der wirdt nit verurteylet. Welicher aber
in inn nit gloubt, der ist yetz verurteylet; dann er gloubt nit in den
namen des eyngebornenn suns gottes" [Joh. 3. 18].
Sichstu, Emser, zum ersten, das der sun darumb geben ist,
das, wölicher in inn gloubt, sälig werde und das ewig läbenn habe. -
Darnach sichstu ouch, das sölchem glouben glych ewigs läben nachvolgt
unnd angehenckt ist. Ewig aber wer das läben nit, das inn dem
kläglichen fhür lange zyt erstritten und erarbeitet werden mueßt. - Zum
Zum dritten so sichstu, das die wellt durch Christum selig wirt. - Zum
Zum vierden, daß, wölicher in inn gloubt, nit geurteylet werde. Wer
aber inn das fägfür gestossen, wirdt zwar verurteylet. Dann die bäpst,
die grusamen und strengen richter, so sy die sünd ermessen unnd
geurteylet, habend sy dann die seelen in das fägfhür oder hell geworffen,
oder in den himmel, so sy guot geducht hatt, verschickt,
glych wie die fablen vom Mino unnd Rhadamantho sagend. - Zum
fünfftenn: "Wölicher nit gloubt, ist yetz schon verurteylet" [Joh. 3. 18],
und das darumb, das er sich der gnaden und krafft Christi nit vertröstet
hat. Darumb so staadt das styff, das wir eintwäders glöubig
oder unglöubig von hinnen scheydend.
Damit aber nieman vermeyne, zwüschend dem tod und ewigen
läben sye noch ein verzug, und das heysse das fägfhür, so lose man,
was Christus Johannis 5. [Joh. 5. 24] spricht: "Warlich, warlich -
sich den eyd -, sag ich üch, wölicher min wort höret und dem
gloubt, der mich gesandt hatt, der hatt das ewig läben unnd kumpt

--155--

in keyn urteyl, sunder ist schon yetz vom tod in 's läbenn gangen
oder verenderet worden". Ist das nit urteylen, so man einen in 's
fägfhür wyßt, so weiß ich nit, was urteylen ist. Die nun Christo
vertruwend, gond vom tod, werdend vom tod verenderet; ja, sy sind
schon yetz in 's läben gangen und verendret, nit in das zytlich, sunder
in das ewig läben.
Der rych man, den der herr im euangelio in einer figur fürhaltet
[cf. Luc. 16. 19-31], der Lazarum inn der schooß Abrahe
sicht, wirt abgewisen vom Abraham, daß er sich keyns trosts, keiner
hilff yenan vertrösten sölle; dann es sye ein grosser schrund, ein
grosse klufft zwüschend im und inenn, das entwäderer zuo dem andren
kommen mög [cf. Luc. 16. 26]. Nun redet Abraham am selben ort
von den abgestorbnen, und setzt nitt mee dann zwey end; das ein
bedütet er inn der person Lazari, das ander in der person des
rychen. Weliche nun von hinnen scheydend, die werdend eintwäders
von den englen in den himmel gedragen [cf. Luc. 16. 22] und mögend
zuo den anderen nit abstygen, oder aber werdend in die hell gestossen
und mögend hynuff niemar mee kommen [cf. Luc. 16. 26].
Was strytend wir nun so häfftig, so die warheit spricht [cf. Luc. 16. 26]:
"Die da unden mögend hinuf nitt kommen, die da oben mögend härab
nit kommen?" Stadt es denn in unserem gewalt unnd vermögen,
in der andren welt ze machen körker, band, fhür, kelte, hunger, durst
und derglychen pin? Warumb verfuerend wir denn die arbeytseligen
conscientzen mit unseren lugenen?
Zun Rhömeren 8. [Röm. 8. 1] spricht Paulus: "Die in Christo
Jesu sind, habend kein verdamnus". Ussz dem volgt: "So wir styff
unnd unbeweglich biß in das end in Christo Jesu blybend und verharrend,
werdend wir sälig", Mat. 24 [cf. Matth. 24. 13].
Der mörder uff den tag, do er ein mitgesell Christo was im
lyden und straff, ist er ouch ein mitgenoß der fröuden und der eeren
Christi worden [cf. Luc. 23. 43]. Wo läsend wir, das er umb siner
sünden willen erst pyn und straff habe erlitten? Meinend wir aber,
das gott ein unglycher richter sye, das er disem sinem wort nit
statt thuege: "Welcher gloubt, der kumpt nit in 's urteyl, sunder ist

--156--

schon vom tod ins läben kommen [Joh. 5. 24], so wir doch sähend,
das er dises wort so styff und warlich an dem schacher erstattet hatt?
Paulus 1. Thessalo. im 4. capitel [1. Thess. 4. 13] verbütet,
das man für die, die da schlaaffen (das ist: die da gestorben sind),
sorgfeltig sye, als hettind wir nit ein hoffnung eynes künfftigen läbens,
wie dann die Heyden keyn hoffnung habend. Wo nun ein fägfhür
wäre, hette Paulus on allen zwyfel die Thessalonicher geleeret
für dieselben im fägfhür truren, als für die, die sy so ellendklich in
der pyn wüßtind gekestiget werden.
So aber Paulus am selben ort nit allein vonn den todten, sunder
ouch von der sorg für die todten geredt hatt, und aber mit einem
wort des fägfhürs nienen gedenckt, ist offenbar gnuog, daß Paulus
von dem fägfhür nit gewüßt hatt; dann er wüsset wol, das im gnuog
was ze wüssen Christum, den crützgeten [cf. 1. Cor. 2. 2].
Was bedarff 's aber vil worten? Wir sehend, das uß dem wort
gottes kein fägfhür erfochten mag werden. So muoß ye der urhab
des fägfhürs uß menschentant und lugenen erdichtet syn. Dann alle
ort, die uß der geschrifft das fägfhür zuo beschirmen genomen, sind
alle gewaltigklich unnd falschlich hiehar gekrümmet und gebogen.
Und darumb, Emser, luog fürhyn daruff, wie du waar und recht
redend und schryben, nit, wie geschwind du die geschrifft felschen, nit,
wie du dich gegenn disem und dem strüssen wöllist.
Andre ort der gschrifft ist yetzmal nit not haryn ze fueren;
denn sy sind nach der lenge in den schlußreden vergriffen. Da
aber du wider mich etlich ort harynzüchst, weystu selbs wol, daß
Christus an denselben orten nütz von gheim fägfhür redt, sunder
die gytigen pfaffen habend den heiligen worten gottes einen andren
sinn ggeben, damit sy das fägfhür, iro beste melchkuo, beschirmen

--157--

möchtind. Habennd also in erdichtem jamer unserer vordren narung
ires muotwillens und fröuden funden. Lyß unseren den 57. artickel
mit flyß, so wirt das fagfhür, als ich hoff, by dir erlöschen.
Das du demnach von dem erschynen der selen anzeygst, ist ytel;
dann die selen sind eintweders imm himel oder in der hell. Die
imm himel sind, kumend nit herab, wie Luc. 16. [Luc. 16. 26] stat;
die in der hell sind, komend nit darus. Wo nun gott ye durch sine
engel in der personn der abgestorbnen gewarnet hatt - wiewol ich 's
allein für fablen hab -, da ist der tüfel zuogefaren und hatt sin gespenst
ouch zuogerüst, und hat gelert mit so vil messen, dryßgosten
den selen ze hilff kumen. Damit habend die pfaffen all samenn geschwigen.
Woltest aber du wenen, das gott sich selbs lugenhafft
gemacht hett, so er nun zwey ort zeigt, und demnach ein anders
ouch anzeigte? Wenn du glych lang von exemplen der helgen lereren
redst, so gedenck all weg, wer sind die lerer xin? Pfaffen oder
Bäpstler. So habend sy ouch one zwyfel das bapstuom gebuwen,
wiewol der alten lereren vil sind, die vom fägfhür nütz haltend, ja
ouch verachtend, als in sunderheit die griechischen lerer, die so
wyt über die latinischen gewesen sind, daß man die inen nit gelychnen

--158--

gdar. Ouch so redt Augustinus imm "Enchiridio" wider
das fägfhür, haltet es für ein ungründte red, die von den unverstendigen
unnd schwachen werde fürgeben. Ich belad mich der
lerer wenig mer; denn ich nit wyl hab sy ze lesen. Laß dich aber
nit so ser verwundren, worumb diser irrtumb so lang gewäret hab.
Es ist dahar komen, das wir uff gottes wort nit gsehen habend. Und
sind nütz deß minder all weg lüt gewesen, die wol erkennt habend,
das es ein betrug gewesen ist. Sy habend 's aber nit dörffen sagen;
denn es was vergeben; dann es ist by vilen noch hüt bi tag vergeben,
so man es schon mit so hällen orten der geschrifft umkert
Du warnest mich, das ich mich nit vergang in dem schwären
handel des fägfhürs. Tuost früntlich und recht. Gedenck aber darby,
das, wie schwär der handel ist, deßter schwärer sol er ouch erwegen
unnd, so der betrug erfunden wirt, hingeton werden. Es sol nieman
grusen grosse ding dennen ze tuon so sy lätz erfundenn werdend.
Ich hab ouch für alle pfaffen in unseren landen, die der warheit so
frävenlich widerstond, grosse sorg, es werde inen schlechtlich gon,
wenn man die warheit ergryffen wirt. Sy schryend nit vergebenn
wider den truck; denn sy sehend, das die warheit mit dem truck
harfür kumt, und ob sy glych das widerspil lerend. Aber das urteil
ist hie. Es muessend die glöubigen von 'n gotlosen entscheiden
werdenn und unnser aller gloub unnd ungloub eroffnet.
So vil, lieber Valentin, von den vier articklen, die du mir zuogeschriben
hast - ich wil nit reden: wider mich -, denen ich warlich

--159--

mit vil unstatten die vasten har geantwurt hab, da ich aber
min zyt wol baß hette dörffen anderschwohin ze bruchen. Noch so
du by unseren Eydgnossen ze Ure wonest, hab ich dir nütz
mögen abschlahen; dann all min anschlag ist ye und ye gewesen wie
der anschlag Christi: der predget ouch zum ersten synen gesibten.
Also hab ich all weg verhofft, die grösten und ersten frücht in einer
Eydgnoschafft zuo bringen. Wie aber min anschlag gott gevalle,
wirdt man am werck sehen. Die ungeschwungnen laster, die man
uff mich erdenckt, mag ich vast wol getragen; so verr sy aber
dem euangelio Christi zuo nachteil uff mich gelegt werdend, sölt ich
sy billich ab mir legenn. Darumb sag ich dir mit kurtzen worten,
das ich ein prästhaffter mensch bin; noch hab ich den merenteil
der lastren, die uff mich gelegt werdend, nie gedacht, ich gschwyg,
vollbracht. Ich sorg aber übel , daß der eygennutz nun darumb an
etlichen orten mine buecher verhuete, das er deß frävenlicher uff mich
gelügen könn; denn ich mag nit zuo verantwurten komen, unnd
werdend mine verantwurtungen nit gelesen. Wie billich aber das sye,
wirt der recht rychter wol ußsprechen.
Hab für guot, lieber Valentin, und ermiß das götlich wort nit
schlaffrig sunder wacker nach dem geist unnd warheit, so wird ich,
als ich hoff, frucht an dir gebracht haben. Unnd wo ich dir gedienen
kan, vermagstu mich.
Geben Zürich am 27. tag aprilis.