Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Zeugenaussagen Zwinglis im Täuferprozeß

(April 1525)
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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Drei Zeugenaussagen Zwinglis im Täuferprozess.
I.
[E. I. 7. 1. Erstes Stück.]
Nachgang betreffend Cuonraten Grebel, Felix Mantzenn
und Jörgen Blawrock.

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Meister Uolrich Zwingli dixit:
Zum ersten sige Simon von Höng zuo im und meister Löwenn
kommen und habe sy beid angefochtenn, das sy ein besonnder volck
und kilchenn söttind uffrichtenn und ein christenlich volck darin
han, das da zum aller unschuldigisten lepte und ouch dem euangelio
bickleib und anhengig weri, das ouch weder mit zinßen ald
mit annderem wuocher beladenn were. Da habind sy inn all weg
guettlich und früntlich abgewyßenn etc.
Demnach sige Grebel ouch zuo inen kommen und sy der gestalt
ouch angefochtenn wie Simon von Höng. Den habind sy ouch
all weg abgewyßenn. Und über sölichs sigind sy núdt dester
minder fürgefarenn und nechtlich zesamennkommungenn ghept inn
der Nüwenn statt, der meinung, ein besonndere kilchenn uffzuorichtenn.

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Sodanne habe Simon von Höng uff ein zit zuo im grett, es
sölte núdt, man schluege dann die pfaffenn ze tod, daruff er im
aber guot antwurt gebenn. Und als Simon ghört, wie Zwingli
sölichs von im an ettlichen orten gseit, hette Simon der red gelougnet.
Da neme er uff ein zit meister Löwen und hern Caspar im Spital
zuo im und huebe Simon für, wie er sölichs zuo im grett hette, und
ietzo so wette er hinder sich gan und lougnen, und machte inn
vor denen zweyen diser red widerumb gichtig.
Nach demselben keme Simon abermals zuo im inn dem krützgang
zuo dem Großenn Münster und redte mit im von zinßenn und
zechendenn, und seite im darby, wie er den zwölffenn ze Höng

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heiter ußhin gseit hette, das sy weder zinß noch zechenden schuldig
werind. Und wie er inn darumb vast úbel handlote, zuo im sagende,
das er daran unrecht gethan hette und das im sölichs zuo unstattenn
kommenn wurde, hette Simon sölichs gern widerumb inhin geschluckt,
und redte daruff, er hette es nun den zwölffenn inn gheim gseit
und hette inen vertrúwet, das sy es nit witer uskunden söltind; so
were einer under inen gsin, der hette es vom im geseit und witer
ußkündt.
Item so habind Grebel und Simon mer dann einist mit im
gerett und all weg daruff trungen, das alle ding gmein mueßtind sin.
Witer so sige Felix Mantz uff ein zit zuo im kommenn vor
Huyuffs gadenn, und inn abermals anzogenn von wegen der

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kilchenn, und redte daby, das niemandts inn der selbenn kilchenn sin
mueßte noch sötte, dann die, so sich selbs wüstind on sund sin. Und
wie er inn daruff fragte, ob er dero einer sin wölti, da gebe im Mantz
kein rechte antwurt.
Es habe auch Mantz uff ein mal in Löwen huß, als sy dann
ein besonnder gsprech mit einannderen hettind, grett und im und
sinen gsellen zuogemuotet, das sy gar núdts predigetind one ir wüßenn,
und sy hettind sich dann sölichs vor mit inen underredt.
Item so sige im ouch von eim gloubhafftigen man von Bern
geschribenn, wie das einer, genant her Martin (so ein zit hie by den
töifferen geweßenn), zuo Bern grett und sich beruempt heige, inn
duncke, das die töiffer recht daran sigind, das kein oberkeit sin sölle.
So gfallind sy im ouch treffenlich wol inn verharrung der frommen
und ouch inn dem, das alle ding söllind gmein sin.
Witer so habe er vom probst Brenwald ghört, wie Jörg

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Blawrock sölle zuo den Predigeren gerett habenn zuo einem töiffer
von Zollickenn: wenn iro so vil sigind, das sy sich miner herren
erweren möchtind, wenn man sy glich mit einem fennli überzuge.
So wüße man ouch wol, wie Conrat Grebel inn der disputatz
am mentag gerett habe uff die meinung, glich als ob der Messias
schon vorhanden sige, da er nit mog wüßenn, was oder wen man
darmit gmeint habe.
Und uß dem allem konne er núdts anders ermeßenn, dann das
das schlechtlich ir entliche meinung sige, das sy damit habind
understanden iren hufen ze meren, damit und sy sich der oberkeit
entsegenn möchtind.
II.
[E. I. 7. 1. Drittes Stück.]
Ußzug uß der kuntschafft betrefende Mantzen und
Blawrokenn.
Meister Ulrich Zwingli hat under anderen geseit, das der
widerteuferen meynung all weg gewäsßenn:
Zum ersten ein besondere und eigne kilch ufzuorichten, darinn
niemans dann die, so sich selbs on sünd wüßtind, gan soltind,
unnd sellchs villicht mit irem zesamenkomen ze thuond understanden
hetind.
Zum anderenn hette Mantz an sy, die predicanten hie, geworbenn,
das sy on ir wüßen gar nüdt predigten, sonders soltind sy sich vor
mit inen underreden.

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III.
[E. I. 7. 1. Drittes Stück.]
Meister Ulrich Zwingli wirt von einer gloubhaften personn
underricht, wie zwenn von Wil demselben von wegen Jerg Blawroken
wunderbarlich geschrifftenn, geschichten und gesichten anzeigt,
in wellichem got sich inn den Jergen erzeigt, unnd zuo verstand
geben hette, was grosßer durchechtung die gleubigen (meint die teufer)
liden und wie Jerg wider die find gotes striten, und wurde man an
im einen dapferen man sehenn. Unnd wiewol er, der selb, Paulum
und die prophetenn geläsßenn, so funde er doch an Jergen ein
anderen Paulum unnd den geist desßelben Pauli in im. Er hette
ouch die abgefallnen pruederen im Appentzeller- und Oberland
widerumb ufgericht, den krannken pflegen und den thoten
vergrabenn, ouch darbi geseit, wie nach vill gefengknussen zuo
Zürich unnd Chur er durch beschloßne thür hinußkomen unnd

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geledigot. - Item all menschenn, so sich nit widerteüffen liesßent,
syent Heidenn.