Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Skizze zu einem obrigkeitlichen Erlaß über den Zehnten

(Zwischen 1. Juli und 14. August 1525)
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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[Skizze zu einem obrigkeitlichen Erlaß
über den Zehnten etc.]
[1.] [Seite 1:] Gedencken, ob es nit guot wär, das man den
letsten vertrag offenlichen läs.
[2.] Der kleinen zehenden halb für das erst anzeigen, das etlich
unrecht redend, die da sprechend, wir wöltind den kleinen zehenden
haben nachgelassen, so vere sy den grossen trülich gäbind. Ist
nit; sunder man hatt inn darumb nit können nachlassen, das wir
nieman mögend das sin hingeben; dann by dryzehen zehenden uss
ünserem gebiet gond. Daby grosse gevar stuend, die man ieman
das sin absprechen.
[3.] Betrachten daby, ob es nit ze tuon wär, das man inen
nachliesse, das sy für die zehendherren selbs kartind und bätind
umb den kleinen zehenden mit sölchem geding, das sy den grossen
richtig geben wöltind, das mine herren gern darzuo verhelffen wellind.
[4.] Gedencken, das sy vor ufruoren und unrat sygind; denn
dasselb zuo diser zyt niemann schädlicher sin wurde weder inen.

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[5.] [Seite 2:] Ingedenck sygind des handels von Ittingen,
den mine herren uff sich genomen habend, dess sy sich doch wol
hettind mögen verzyhen.
[6.] Ingedenck sygind, das sy inen das euangelium mit so vil
muey und arbeit, für all ander stett und ort, fry ze predgen gepflantzet
habend. Und wo sölchs mit frävel und undanckbargheit übersehen
wurd, sygind ir ungezwyflet, gott werde üch üwer trüw geniessen
lassen und alle ufruerigen straffen.
[7.] Ernstlich vermanen, das sy einandren fry lassind raten
und reden.