Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Zwinglis zweites Gutachten betreffend Zehnten usw.

(August 1525) .
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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[Zweites Gutachten betreffend Zehnten usw.]
[E. II. 341, fol. 3308 a.] ῾Η ἐλπίς μου ὁ θεός. [Ps. 62. 6.]
Wie dann in dem zehendspan zum letsten von üch, ünseren undertonen,
vor ünserem radt geoffnet ist, das wir mit ünseren glerten darüber
sitzen und ermessen wellind, was das gotzwort umb die zehendschuld
vermög, habend wir allen flyss und ernst mit usgeschossnen
lüten sampt etlichen glerten erstlich, demnach vor gemeinem gantzem
grossem radt angewendt und alle ding hin und wider gemessen und
erwegen, und findend also, das wir üns nit klein ze verwundren genötigot
werdend, das ir úch embütendt, dem heligen gotswort gehorsam
ze sin, und úch aber uss eigner bewegnus understand die zehenden
nit ze geben. Erfordrend darüber üns, glych als ob wir úch deren
entladen söllind, mit denen wir úch doch nit beladen habend. Das
üns billich befrömbdet, vorus, so wir üns, hoffend, ouch ir wol
wüssend sigind, das wir alle zyt har geneigter, úch beschwerden abzenemen
(die wir denocht mit gott uff úch wol hettind mögen lassen
ligen), weder ufzebinden gewesen sind. Und wiewol wir úch in einer
gmein mit einer kurtzen antwurt wol möchtind abvertigen, und aber
daby etlich sind, die irer unghorsame das gotzwort fürhenckend, darus
üwer nachteil bärlich erwachsen möcht, habend wir üns entschlossen
us gottes wort anzezeigen, das ir die zehenden schuldig sind und one
verletzung der conscientz die nieman vorhalten mögend, also:
Für das erst so välend etlich träffenlich, die do meinend,
drumb, das nit glych imm euangelio stande: "Ir söllend den zehenden
geben", so söllind sy inn nit geben. Denn also möchte sich ein ieder
gar nach aller schuld entladen. Es möcht einer sprechen: Ich wil dem
schnider, schuochmacher, pfister, müller nútz umb das geben, das er
mir gewärt hatt; denn es stat nit gschriben imm euangelio: Bezal den

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schnider, schuochmacher, pfister, müller, metzger etc. Welchs nútz
anders wär weder ein fräfne unredliche vermessenheit und schmach
des götlichen wortes, glych als ob dasselb umb eigens nutzes willen lere
glouben, trüw und liebe brechen.
Zum andren sind vil ding under den menschen ufgesetzt, dero
gott nit gedenckt in sinem wort ynsetzens halb, er heisst sie aber halten
mit sinem wort, als: stür, zöll, lybeigenschaft, und gar nach alles,
damit wir täglich umbgond: kouffen und verkouffen. Die ding hatt
gott mit gheinem wort yngesetzt; für das aber die menschen in dero
bruch komen sind, heisst er sy mit usgetruckten worten halten.
Glych als do die kinder Israels einen küng woltend haben, wart
inen gott den küng. Do sy aber demnach schlecht einen küng haben
woltend, gebot er ouch, das sy imm gehorsam wärind [cf. 1. Sam.
8. 4-22]. Also heisst er ouch die stúr, schoss, zöll geben, den lybeignen
ghorsame leisten, ouch eim unglöubigen obren undertänig sin,
ob er glych die ding nit yngesetzt hatt. Zun Römeren am 13.
[Röm. 13. 1-7], Ephesiern 6. [Eph. 6. 5 f.], Colossen 3. [Col. 3. 22],
in der ersten zum Timotheo 6. [1. Tim. 6. 1], in der ersten Petri 2.
[1. Petr. 2. 13-18].
Zum dritten so findend wir von harkomen des zehenden, das dero
etlich luter leyenzehenden sind, also, das sy einer herschaft ein vorbehalten
eigentuom sind, glych wie ein ieder uff sinem eignen hof, wyngarten
oder feld imm selbs vorbehalt oder verdingt gegen synem
lehenmann. Wie wir dann findend genesis am 47. [1. Mos. 47. 23 f.],
das aller boden des egyptischen lands durch Josephs fürsichtigheit
des küngs eigen ward, und der küng inn demnach widrumb hinlech
dem volck umb den fünften teil früchten iärlich ze bezalen. Wo wir
nun sölche leyenze- [E. II. 341, fol. 3308b] henden findend, die von
einer herschaft harkomend, könnend wir ye darwider nit, wir muessend

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die eim ieden lassen als sin eigentuom. Und sind aber dero zehenden
vil in ünserem gebiet, darumb wir gloubwirdig brief und gwarsaminen
findend, die in die achthundert iar reichend. Welcher nun eim
in einen sölchen zehenden yntrag tuon wölte, der offnete sich, das er
me ein röuber weder ein Christenman wär; dann es stat gschriben
Rom. 13. [Röm. 13. 7]: "Ir söllend allen menschen geben, das ir inen
schuldig sind."
Demnach so findend wir, das, wo die leyenzehenden nit gewesen
sind, das daselbst die kilchenzehenden angehebt habend, als ouch die
bäpstlichen recht nit löugnen konnend. Die sind ufgesetzt mit gemeiner
verwillgung aller völckeren und kilchhörinen, die zehenden
gebend, zuo ufenthalt des pfarrers oder hirten und andrer armen.
Welcher ufsatz nit ein eigennütziger fund gewesen, sunder uss
christenlicher liebe und fürsehen entsprungen ist. Dann zuo eim
teil der pfaffen gyt und gutzel damit abgestellt ward, so man inen
ierlich ein gwüsse bestimte narung us dem zehenden gab - wiewol es
demnach leyder widrumb darvon komen ist -, zum andren teil den
armen in einer ieden kilchhöre geholffen ward, als: armen, dürftigen,
witwen und weisen. Welche stuck bede us götlicher liebe entspringen
muostend. Welcher nun überein wüssen wil, wer den kilchenzehenden
yngesetzt hab, der findt, das inn die liebe yngesetzt hatt. Warumb
wolt denn einer sich widren des, das one sinen schaden an inn
komen und us der liebe yngesetzt ist? Wyter: So aber demnach die
kilchenzehenden in den missbruch komen, das sy von iren kilchen
anderswohin verwyst und demnach hin und wider kouft und verkouft
sind wie andre gueter, ist zum ersten us gottes zorn - das wir nit
eigenlich uff sin wort und willen gesehen, sunder nüwe dienst, die er
von üns nit fordret, erdichtet habend -, demnach eintweders uss

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hinlässigheit der bäpsten und hohen bischoffen, oder aber us irem
ufsatz und untrüw, das sy damit inen selbs einn anhang machtind,
und zum letsten uss ünserer eignen varlässigheit harkomen. Dann die
kilchenzehenden sind, vorus by den alten, von iren kilchen nit verwandlet
on ünserer vordren offne verwilligung; wie dann die glerten
davon gnuogsamlich schrybend; da sich ouch wol ze versehen ist, das inen
darumb etlichen weg gnuog beschen sye nach irem beduncken. Uff
sölchs sind die kilchenzehenden glych wie ouch die leyenzehenden von
vil hundert iaren har fry und nach eins ieden bsitzers willen verkouft,
und mit aller gwarsame, briefen, siglen herren und volcks, under denen
sy ligend, und das inn gibt, versichret und sölcher maass bevestigot,
das weder wir noch ghein richter ieman, der sin guote gwarsame darumb
hatt, darvon mit gheinem rechten tringen mögend; dann sölche brúch
und bestätungen sind mit ünser vordren usgetruckten verwilligung
beschehen. Damit nun der ein teil bewärt ist, namlich: das ir den
schuldig sygind. Denn, als wenig wir und ein ieder richter eim sin
eigentuom und vätterlich erb könnend absprechen, als wenig könnend
wir imm sin brief und sigel kraftlos machen, darumb er sin vatterlich
erb oder eigen guot ggeben hatt, als dann den meren teil die zehenden
hin und wider verkouft und verfertigot sind. Und das alles mit
unser und ünser vordren verwillung und offenem zuolassen.
Zum vierden wellend wir anzeigen, das den zehenden nieman verhalten
mag, der inn gewont hat ze geben und den schuldig ist, one
verletzung der gwüssne, us der ursach, das üns alle, die zehenden
gebend, ünsere güter nit zehendfry ankomen sind, sunder der zehenden
vorus und ab in allen erben und köuffen für ein so veriehne
schuld ist geachtet, das man gheine gding oder abreden darumb hatt
muessen tuon. Dann wo harwidrumb die gueter abkouft und zehendfry
gewesen, sind sy in aller rechnung so vil des túrer gewerdet. Wenn

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nun einer imm selbs zuoeignen wil, das er weder erkouft noch ererbt
hatt, so mag [E. II. 341, fol. 3309 a] er ye dasselb one verletzung siner
gwüssne nit tuon. Wirt sy aber nit verletzt, so erfindt sich by eim ieden
glöubigen, das er me ein röubigs weder ein christenlichs gmuet hatt;
dann ie so stat styff: "Ir söllend allen menschen geben, das ir inen
schuldig sind" [Röm. 13. 7]. Nun erfindt sich aber vor üns und eim
ieden richter, das wir, die inn gebend, schuldig sind des halb, der inn
ynnimpt, und des halb, der inn gibt. Dann, der inn ynnimpt, legt sin
gwarsame dar, daruf ein ieder richter haften muoss; und ob ünsere
vordren glych widrumb hie wärind, ouch darby blyben muesstind;
dann alle ding durch ir tuon und verwilligen ufgericht sind. Der
inn aber gibt, kan inn nit ab imm wenden; dann die gueter sind nit
zehendfry an inn komen. Des halb sich nun erfindt, das ein ieder,
der den zehenden nit gibt, eim andren das syn innhalt, nimpt und
wider gott und sin eigen conscientz entwert. Und ist uff das alles
ünser antwurt der zehenden halb, das ir die unverzogenlich und one
mindrung by gottes bott und by üwer eignen conscientz ze bezalen
schuldig sind wie von alter har. Das wir also bewärend: Zum ersten
sind wir üwer ordenliche obergheit und richter, die úch gott fürgesetzt
hatt. Dero sind ir schuldig ghorsam ze sin (wiewol hierinn
sich etlich gar ungschickt haltend, und inen doch das euangelium
ungötlich zuo eim valschen mantel machend); und welcher dero widerstat,
der widerstat der ordnung gottes. Ir sind ouch dero by üwer
gwüssne schuldig ghorsam ze sin, als Ro. 13. [Röm. 13. 1-7] häll
bewärt wirt. Zum andren: So wir nun üwre richter sind und obren,
und aber us vor angezeigten gründen by ünserer gwüssne richten und
erkennen muessend, das ir die zehenden denen ze geben schuldig sygind,
die darumb ir gwarsame habend, so volgt, das ir, wo ir darinn ungehorsam
wärind, nit christenlich sunder wider gott tätind. Denn
welcher wider die oberhand sich stellt, wie offt us gottes wort gemeldt
ist, der stellt sich wider gott. Zum letsten, das wir sölchs ouch

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mit dem landgwer erkennen muestind, ob glych der ynsatz der zehenden
nit us gottesvorcht, liebe und fürsehen komen wär, noch ieman
sin gwarsame darumb hette. Dann, das ein ieder so lange jar har one
yntrag mencklichs die zehenden yngenomen hatt, bewärte sin besitzung
gnuogsamlich; dann gheiner von sines vätterlichen guots wegen andre
rechnung geben kann, weder das sine vordren es so lang besessen habind.
Zum fünften. So aber nun der allmechtig gott durch sin erbermd
üns das liecht sines worts der mass hatt ufgeton, das wir darinn zwey
ding fürnemlich sehend - eins, das wir armen menschen bishar etliche
ding für gotzdienst gehebt hand, die aber me gottes schmach und
verachtung sines worts gewesen sind; das ander, das wir dieselben, so
verr wir ein christenliche obergheit sin wellend, billich nach möglichem
flyss verbessren söllend -, so habend wir in den dingen vil
muey und arbeit erlitten, wie wir doch alle ding zum fridlichsten
widrumb uff die rechten ban bringen möchtind, also, das der geistlichen
missbrüch, fräven und unverschamte sölcher maas gezüchtigot und
verbessret wurd, dass daby nit unghorsame und verachtung gottes und
des menschen erwuechse; dann under allen dingen in diser welt man
sich an gheinem ee und gmeinlicher vermaasget weder in verwandlung
und walten der zytlichen gueteren. Und so aber hieby eim
ieden gwalt und oberhand zum höchsten zuostat, das er zum wenigosten
gwalt tuege, habend wir in betrachtung des abgangs der unnützen geistlichen
mit gott, als wir ungezwyflet sind, sölche mittel fürgenomen:
Für das erst, das wir dero geistlichen, die ir gwarsame von üns habend,
von dem iro wider iren willen nit tringen wellind, es zwunge dann
etwas not oder gelegenheit. Da wellend wir aber inen an andren orten
ersetzen das, so sy üns nachlassend, und sy imm namen gottes lassen
imm fryden absterben, und gheine an ir stat nemen in dem vordrigen
wesen und secten. [E. II. 341, fol. 3309 b.] Dann nit allein unchristenlich,
sunder ouch unmenschlich wer, einen von sinem eigentuom,
daruf er sin leben lang versichret und gewidmet ist, in das ellend

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verstossen. Wir schetzend ouch nit allein unchristenlich und unmenschlich,
sunder mörderisch, das man - als etlich frävenlich reden
gdörend - sy, die genannten geistlichen, so verr sy andrer umstenden
halb richtig sind, mit fräfnem tod wölte abnemen. Darumb ist ünser
fürnemen: sy imm friden lassen absterben. - Zum andren, so wir
dann sehend, das grosse unwüssenheit der heligen geschrifft die gröste
ursach ist, dadurch üns die fräfnen geistlichen überladen habend, so
sind wir dess fürnemens, die ordnung, gelert lút in gottes wort ze erziehen,
die wir by üns zum Grossen Münster angesehen habend,
ze volstrecken, ob gott wil. Dann sich glych ietz in den anfengen
etlich so fräven erzöigend, das wir sehend notwendig sin, das man
von erkantnus der sprachen und gschrift nit ston mag. Wir wellend
ouch hierinn denen, die darzuo gebrucht werdend, den zoum nit so lang
lassen, wie aber vor beschach, das ieman mit irem gwalt überladen
werd, und ünser hand offen haben, ob wir an me orten sölche ler
ansähind. - Zum dritten sind wir dannethin noch des gmuets, des
wir allweg gewesen sind, namlich die übrigen gueter in bessere brúch
ze verwenden. Darinn werdend wir aber zwungen, üns wol ze umsehen;
dann ein grosser teil der zehenden us ünserem gebiet unseren
lieben Eydgnossen in ire gebiet heringond, ein grosser aber anderschwohin,
ouch über den Rin hinus. Darinn üns nit gebüren wil ynzegryffen,
usgenomen so vil die pfarrer und pfarrliche recht antrift.
Wir mögend ouch nit ze losung oder nachlassung zwingen, die üns
nit verwandt sind, ouch gheinen, der sich nit selbs zuo losung

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bewilliget. - Zum fierden so ist by allen verstendigen unlougembar,
das die gueter und zehenden, die der herrschafft gewesen sind, so sy
durch der besitzeren abgang ledig werdend, üns vorus und an nach
aller billicheit als der rechten oberhand zuogevallen ist, derglychen
ouch die hoptschätz, stuck und kleinot. Noch nútz des minder so
ist ünser fürnemen nit hierinn ungnädigen gwalt ze bruchen, sunder
nach gelegenheit der sachen handlen vast uff sölche maas, das noch
zuo diser zyt us träffenlichem kosten, den wir täglich erlydend, und
abgang der zehenden, den wir wellend ersetzt und trulicher ggeben
werden fürhin, wir nieman träffenlichen trösten könnend; ursach: die
geistlichen, die noch lebend, und gelerten, die man pflantzen muoss,
sampt den armen, die wir enthaltend. Nachdem aber und sölche
ding ufgericht und die geistlichen abgestorben sind, wellend wir üns
in den zehenden, die in ünserem gwalt stond, ye so gschicktlich
halten, das ir all sehen werdend, das wir me üwrem und der armen
nutz weder ünserem nachtrachtend, ouch in den zehenden, die wir
billich allein söltind ynnemen. In den andren, die hinus gond,
wellend wir so gar nútz yngryffen, das wir ouch nit lyden wellend,
das darinn yeman frävel oder gwalt bruche. So aber gott anderswo
ouch gnad siner erkantnus tuot, ist ze hoffen, das man mit der zyt us
bericht götlichs worts einandren guetlich träffen werd, damit eim
ieden das sin widerfar. Doch wellend wir hierinn nieman gwalt tuon,
noch ze tuon gestatten; dann wir nit befindend, das die zehenden

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abgon mögind, sunder mit der zyt bas verwendt werdind. Das aber
gheiner für sich selbs underston sol; dann, wer sich hierinn unfueg
halten, wurde gott erzürnen und ünserer straff warten muessen. Wir
sind ouch wol wüssend, das üns gott in sölchem fürnemen byston wirt
und die widerwertigen ghorsam machen. Darumb sehind alle, die sich
gottes worts ruemend, ob wir útzid furnemind, das nit zuo frid und
guotem (E. II. 341, fol. 3310a] unserer frommen undertonen diene, zuo
der eer gottes und hilff des armen. So imm nun also, ist ünser ernstlich
ermanen, ir wellind dem wort gottes gheinen anstoss geben umb
zytlicher gueteren willen; dann dasselb nit one zorn und rach gottes
beschehen wurd. Sind wir Christen, so söllend wir nit übel tuon
umb zytlichs guots willen. Darumb ouch ir úch träffenlich goumen
söllend vor denen ufruerigen schryeren, die nútz weder unradt und
unfuog suochend. Die habend von ye welten har bösen lon ggeben. Gott
heisst úch ghorsam sin und yedem geben, das ir imm schuldig sind
[cf. Röm. 13. 7]. Wellend ir úch nun gottes worts halten, so werdend
wir wol eins und in guoten ruowen blyben. Dann welcher der fryheit
der conscientz recht innen worden ist, der ist iro so fro, achtet's ouch
für einen solchen schatz, das er umb zytliche gueter nit ufruort. Wer
aber sich hierinn meint beschwert sin, wellend wir gern hören, was er
darwider hab.
Andrer geistlichen guoteren halb - als pfruonden und iarzyten -,
ist in gemeiner antwurt ustruckt über uwer artickel.
Des mandats halb redend etlich, man hab sy des kleinen
zehenden erlassen. Daran man wol sicht, das sy allein uff eignen
nutz sehend. Dann wir nit anderst in der summ furgeben habend:
"So verr wir sehind, das die stuck des grossen zehenden one abgang

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und trülich ggeben werdind, wellind wir gern gegen den zehendherren,
die üns ze versprechen stond, helffen früntlich werben, ob sy darinn
etwas us guete nachliessind." So varend die unruewigen zuo und wellend
den kleinen zehenden nit geben, und habend aber das, so darvor stat,
das ist: den grossen zehenden, nit usgericht, wie bestimpt ist, daruf
man sich erst embotten hatt zuo werbung helffen. Halte sich ein ieder,
das er vor gott und der welt sich wüsse ze verantwurten. Dann, söltind
wir allein nach ünseren begirden handlen, wir wurdind ouch die zehenden
abschlahen; dann wir sy glych als wol gebend und nútz darvon
ynnemend als andre. Noch zimpt nit, das ein Christ umb sines nutzes
willen zerrüttung tuege, ob man glych nit recht zuo imm hett.
Gott gebe uns allen sinen verstand und friden.
Betracht ouch üwer wysheit von des kleinen zehenden wegen, ob
man von demselben in sunderheit ein erklärung liesse usgon von
der mandaten wegen, die missverstanden sind. Ouch so hatt man
neiswas in denselben nachgelassen.