Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Ordnung der christlichen Kirche zu Zürich

(Nach Ostern 1525)
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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Ordnung der christenlichenn kilchenn zuo Zürich.
Kinder ze touffen.
Die ee ze bestäten.
Die predig anzefahen und zuo enden.
Gedächtnus der abgestorbnen.
Das nachtmal Christi zuo begon.
Form des kindertouffs.
In gottes namen! Amen! Unser hilff stadt in der krafft deß
herren, der himmel und erden geschaffen hat [Ps. 124. 8].
Frag:
Wellend ir, das dises kind getoufft werde in den touff unsers
herren Jesu Christi?
Ir antwurt: Ja.
Denn spricht der priester:
Nennend 's kind!
So sprechend sy: N.
Denn spricht der priester:
So gedenckend, das gott, unser heyland, wil, das alle menschen zuo
erkantnuß der warheit kommind, durch den einigen mitler Christum
Jesum, der sich geben hat für yederman zuo erlösung [cf. 1. Tim. 2. 3-6].
Er wil ouch, das wir für einandren bittind, damit wir zuo einerley
glouben kommind und erkantnuß des suns gottes, unsers erlösers.
Darumb lassend unns gott bitten disem kind umb den glouben,
unnd das der usserlich touff innwendig durch den heiligen geist mit
dem gnadrychen wasser beschehe, unnd bättend alle mit einander also:
O allmechtiger, ewiger gott, der du hast durch den süntfluß nach
dinem strengen urteil die unglöubige welt verdampt und den glöubigen

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Noe selbacht uß diner grossen erbärmbd erhalten und den verstockten
Pharao mit allen sinen im Roten Meer ertrenckt, din volck Israel
aber trockens fuoß hindurch gefuert hast, in welichem dises bad des
touffs bezeichnet ist gewäsen. Wir bittend dich durch din grundlose
barmhertzikeit, du wöllist gnädigklich ansehen disen dinen diener N.
und im das liecht des gloubens in sin hertz geben, damit er dinem sun
yngelybt, unnd mit im in den tod vergraben werde; in im ouch uferstande
in eim nüwen läben, in dem er sin crütz, im taglich nachvolgende,
frölich trage, imm anhange mit warem glouben, styffer hoffnung
und ynbrünstiger liebe, das er dises läben, das nüts anders ist
dann ein tod, umb dinentwillen mannlich verlassen möge, und am
jüngsten tag, am gemeynen gericht dines suns, unerschrockenlich erschinen.
Durch den selben, unsern herren Jesum Christum, dinen
sun, der mit dir läbt und rychßnet in einigkeit des heyligen geists,
ein gott in ewigkeit. Amen!
Der diener spricht:
Der herr sye mit üch.
Antwurt:
Und mit dinem geyst.
Diß ist das euangelium, das Marcus beschrybt
am zähenden capitel [Marc. 10. 13-16]:
Eer sye dem herren gott!
"Es begab sich uff ein zyt, das sy die kindlin zuo dem herrenn
Jesu brachtend, das er sine hennd uff sy leyte. Die junger aber beschalcktend
die, die sy zuohin brachtend. Do das Jesus sach, ward
er zornig und sprach zuo inen: ,Lassend die kindlin zuo mir kummen
und weerend inen nit; dann iro ist das rych gottes. Warlich, sag ich

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üch, welicher das rych gottes nit ynnimpt wie ein kind, der wirt nit
daryn kommen.' Und als er sy in die arm empfangen und die hend
uff sy gelegt, hat er guots über sy gesprochen und lassen gon."
Gott sye lob! Der wölle uns durch sinen sun alle unsere sünd
verzyhen.
Der diener spreche:
Diewyl ir hie ghört habend, das der herr wil, das man imm die
kindlin zuobringe - dann er ouch der kinder heylland ist -, so wellend
wir im dises kindlin, so vil wir mögennd, zuobringen, das ist: mit dem
touff in sin gemeind ufnemmen unnd im das zeichen des pundts und
volck gottes geben. Gott gebe sin gnad darzuo, sölchs zuo erwärben,
bätte ein yetlichs ein "vatter unser" und verjehe den glouben.
Der diener spreche zuon gfätteren:
Ir habend üch erbetten lassen, dises kind zum touff ze bringen als
die nun zuo göttlichem leben sine mitvätter und -muetren sin wöllend.
So erman ich üch, ir wöllind betrachten, das unser gott ein waarer gott
ist und wil, das man im in der warheit diene. Und wie ir üch dises
kinds hie vor andren annemmend, das ir sölichs hernach, so es die not
erhöuschet, thuon wöllind, üwer vermögens, und helffen, das diß kind
zuo der eer gottes, dem wir es yetz ufopfferend, erzogen werde.
Wöllennd ir das kind getoufft haben?
[Antwort:] Ja.
Nennend das kind!
N. N. Ich töuff dich in den nammen des vatters, des suns unnd
des heiligen geysts.

--683--

Zum hembd spreche er:
Gott verlych dir, das, wie du yetz mit dem wyssenn kleyd lyplich
angezogen wirst, also am jüngsten tag mit reiner, unvermaßgeter
conscientz vor imm erschynest. Amen!
Der herr sye mit üch.
Gond hin im friden.
Wie man die bezogne ee offenlich vor der
kilchen bestätet.
Der diener keret sich gegen dem volck unnd redt also:
Lieben brueder und schwöstern! Üch sye ze wüssen, das dise zwo
personen, N. und N., sich eelichen mit einander verpflichten, und die
bezogne ee vor üch als christenlichen zügen bestäten wellend. Darumb
sind alle ermant umb bruederlicher trüw willen, gott den herren
ze bitten umb einen guoten christenlichen anfang, daß sy mit einander
nach dem willen gottes in rechtgeschaffner liebe lebind unnd nit allein
kinder des fleischs, sunder deß geists zügind, das sy nach disem ellenden
läben das ewig bsitzen mögind.
Ob ouch yemants under üch were, der hindernuß oder irrung in
sölicher ee wüßte, der welle das offenbaren.
Hörend das euangelion Matth. am 19. capitel [Matth. 19. 3-6]:
"Es trattend die Phariseer zuo dem herren und versuochtend inn,
sprechende: ,Ist es ouch recht, das ein mann sich scheyde von sinem
wyb um einer yetlichen ursach willen?' Er antwurt aber und sprach:
,Habend ir nit geläsen, das, der im anfang den menschen geschaffen
hat, der macht, das ein mann und wyb sin solt, und sprach: Darumb
wirt ein mensch vatter und muoter verlassen und sinem wyb anhangen, und
werdend die zwey ein fleisch sin.' So sind sy nit zwey, sonder ein fleisch.
Was nun gott zesamengefuegt hat, das sol der mensch nit scheyden."
Gloubend disen worten gottes und gedenckend, das üch gott zesamengefuegt

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hat in den säligen stand der ee, und habend einander lieb
in trüwen nach dem gebott deß herren.
So nun der diener sy bede gefragt hat, ob sy einandren
zuo der ee begärind, und sy "ja" sprechend, sol er sy mit den
henden zesamen geben mit nachvolgenden worten:
Darumb solt du, mann, din mitgsellin schützen, schirmen und
lieben, glychermaß wie Christus sin kilchen, der sich für sy in alle
not, ouch deß tods, gegeben hat.
Du, wib, aber solt dinen mann, din houpt unnd meyster, lieben,
im gehorsam sin, und inn als din schützer und schirmer erkennen.
Und ir bede söllend söliche trüw und liebe an einander haltenn,
als Christus gegen siner kilchen und die kilch zuo Christo hat. Und
wie ein unzertrennte liebe ist zwüschend Christo und siner gspons, der
christenen kilchen, also sye es ouch zwüschend üch im namen deß
vatters, deß suns und deß heiligen geysts.
Nach dem bätte der diener diss gebätt über sy:
O allmechtiger gott, der du in anfang diner wercken einen mann
von erden geschaffen und uss dem ripp siner syten ein wyb gestaltet,
die du im zuo hilff zuoggeben hast, daß sy zwey ein fleisch unzertrenlich
einander lieben und anhangen soltend. In welichem du ungezwyflet zuo
verston hast wellen geben, das der mann nit allein, sunder by dem wyb,
als by einem behilff unnd trost, wonen sol, uff das er alle bschwärde
und arbeit dises zyts dester bas und ringer tragen, ouch mittel und
artzny der blödigkeyt und unruow sines fleischs finden möge. O herr,
der du durch din ewig wort zuo inen gesprochen hast: "Wachsend und
fruchtbarend üch und füllend das erdtrich" [cf. 1. Mos. 1. 22]; in welichem
du dem menschlichenn geschlächt ein form unnd ußgetruckt

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bild des eelichen läbens yngewurtzlet hast, deß sich von anfang Adam,
Abraham, Isaac und Jacob, alle heyligenn vätter, dine geliebtenn
fründ, gehalten, in dem unuflößlichen band der eelichen pflicht geläbt
habend. O herr, der du durch dinen geyst in beden testamenten die
heylige unnd unbefleckte ee so hoch prysest, dargegen die unreine unkünscheyt
so ernstlich verwirffst und straffst, das wir nit zwyflen
mögend, die ordnung und satzung dines worts gefalle dir wol. O herr,
der du durch sölich band der ee uns ein überträfflich und vast heimlich
band diner unußsprächlichen und vätterlichen liebe hast wellen
anzeigen und zuo verston geben, so du in eelicher pflicht, waarer trüw
unnd glouben unsere seelen dir, als einem waren gspons und gmahel,
hast wellen vermählen: wir bittend dich von hertzen, das du dise zwey
menschen, die sich in diner forcht unnd glouben dines ewigen worts
eelichen verknüpfft und verbunden habend, gnädigklich ansehen wöllest;
dann du in allen dingenn der anfang, das mittel unnd end sin solt.
Verlych inen din gnad, das uß sölichem saamen, den du in ire hertzenn
gepflantzest hast, ein heilige unnd dir wolgefellige frucht erwachse.
Verbind sy in einträchtigkeit unnd unzertrennter liebe, damit din bannd,
das du zesamen gehefftet hast, niemant uflöse noch zerstöre. Gib inen
dinen sägen, den du dinen geliebten fründen Abraham, Isaac unnd
Jacob geben hast. Verkeer inen das ungeschmack wasser aller truebsälen
in den suessenn wyn dines gnadrychen trosts, das sy in warem
glouben unnd unuflößlicher liebe allen kumber und eeliche bschwärd
gedultigklich tragen und dir also fürhin säliglich läben mögind biß an
den tag, so du sy, warer und ewiger brütgam, in din schlaafkamer und
heymligkeit ynfuerest. Amen!
Ein ander bätt:
Allmächtiger gott, himmelscher vatter! Diewyl dir gefallen hat,
dise zwey nüwen eelüt in den heiligen staat der ee zuo berueffen, wie

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dich dann anfencklich nit für guot angesehenn hat, das der mensch
allein wär, darumb du im ein glychen ghilffen gschaffen hast, und also
geordnet, das sy zwey als ein mensch wärind, so bittend wir von
hertzen, du wöllest disen eelüten dinen heiligen geist verlyhen, damit
sy in styffem vertruwen uff dine guete in der heiligen ee läben, alle
anfechtung überwinden, mit zucht und eersamkeyt menigklich besseren
und ufbuwen mögind. Gesägne sy ouch wie dine lieben diener
Abraham, Isaac und Jacob, uff das sy dich an der frucht ires lybs
lobind und prysind unnd dieselbigen dir ze lob und eer, ouch ze frommen
des nächsten ufziehind. Erhör uns, himmlischer vatter, durch
unsern herren Jesum Christum. Amen!
Gond hin im friden!
Ein form deß bittens nach der leer Pauli
1. Thim. 2. [cf. 1. Tim. 2. 1-7], die man yetz Zürich
brucht im anfang der predigen.
Lassend uns gott ernstlich bitten, das er sin heilig ewig wort uns
armen menschen gnädigklich offnen welle und in erkantnuß sines
willens ynfueren, ouch alle, so an sinem wort irrend, wider an den
rechten wäg wyse, damit wir nach sinem göttlichen willen läbind.
Demnach lassend uns gott bitten für alle christenliche regenten,
für ein ersame oberkeyt gemeyner Eydgnoschafft, in sunders für die
frommen burgermeyster, rädt unnd gantze gmeynd diser statt und lands
Zürich, daß sy gott alle nach synem willen wysen und leyten welle,
daß wir mit einander ein gottsförchtig, fridsam und christenlich läben
fueren mögind und nach disem ellenden läben ewige ruow bsitzen.
Das er ouch allen denen, so umb sines worts willen geengstiget
und genötiget werdend, gnad und bstand verlyhen welle, das sy vest
und styff in sinem verjähen blybind, unnd uns uß siner barmhertzigkeyt
gnädigklich zuodienen welle alle notturfft zuo lyb unnd seel.
Sprechend: "Vatter unser" etc.
Nach der predig, ist yeman die wuchen verscheiden,
verkündet man inn uff den sontag uff sölche form:
Sidmals den menschen nüt mer sin selbs ermanet dann
der tod, so ist guot, das man die vor uns offne, die uß unser

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gmeynd in warem, christenem glouben verscheiden sind, damit wir
uns all weg rüstind und nach der warnung des herren zuo aller zyt
wachind [cf. Math. 24. 42, 25. 13, Marc. 13. 33]. Und sind diß die
brueder und schwösteren, die in diser wuchen vonn gott uß disem zyt
beruefft sind, namlich N.
Hie lassennd uns gott loben und dancken, das er dise unsere mitbrueder
und -schwöstern in waarem glouben und hoffnung uß disem ellend
genommen, alles jamers und arbeyt entladen und in ewige fröud gesetzt
hat. Damit bittend ouch gott, daß er uns verlych, unser läben also ze
fueren, das ouch wir in warem glouben und siner gnad uß disem jamertal
in die ewigen gsellschafft siner ußerwelten gefuert werdind! Amen!
Am end der predig, nach der offnen schuld,
spricht der predicant:
Allmächtiger, ewiger gott! Verzych uns unser sünd unnd fuer uns
zum ewigen läben durch Jesum Christum, unseren herren! Amen!
Action oder bruch deß nachtmals, gedächtnuß
oder dancksagung Christi, wie sie uff ostren zuo
Zürich angehept ist im jar 1525.
Der wächter oder pfarrer kere sich gegen dem volck, und mit luter, verstentlicher
stimm bätte er diß nachvolgend gebätt:
O allmächtiger, ewiger gott, den alle gschöpfften billich eerend,
anbättend und lobend als iren werckmeister, schöpffer und vatter!
Verlych unns armen sünderen, das wir din lob und dancksagung, die
din eingeborner sun, unser herr und erlöser Jesus Christus, uns
glöubigen zuo gedächtnus sines tods ze tuon geheissen hat, mit rechter
trüw unnd glouben volbringind durch denselben unseren herren Jesum
Christum, dinen sun, der mit dir läbt und rychßnet in einigkeit des
heyligen geysts, gott in die ewigkeit. Amen!
Der diener oder läser spräche mit luter stimm also:

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Das yetz geläsen wirt, staat in der ersten epistel Pauli zun Corinth.
am 11. cap. [1. Cor. 11. 20-29]:
"So ir zesamen kommend an ein ort, so essennd ir nit des herrenn
nachtmal; dann ein yetlicher nimpt vorhin sin eigen nachtmal, indem
so man isset, und einer ist hungerig, der ander truncken. Habend
ir nitt hüser, darinn ir essen und trincken mögind? Oder verachtend
ir die gmeind gottes und bringend ze schanden, die nüt habend? Was
sol ich üch sagen? Sol ich üch loben? Hierinn lob ich üch nit; dann
das ich von dem herren empfangen und erlernet hab, deß hab ich ouch
üch bericht, namlich, das der herr Jesus an der nacht, als er verraten
und in tod hinggeben ward, brot genommen hat, und als er danck
geseyt, hatt er 's brochen unnd geredt: ,Nemmend, essend! Das ist
min lychnam, der für üch gebrochen wirt. Das tuond, minen zuo gedencken.'
Deßglychen hat er ouch, als das nachtmal gschehen was, das
tranck genommen, danck geseyt und inen ggeben, sprechende: ,Drinckend
uß disem alle; das tranck, das nüw testament, ist in minem bluot. So
dick unnd vil ir das thuond, so thuond 's, minen ze gedencken!' Dann
so offt ir ymmer dises brot essen werdend und von disem tranck trincken,
söllend ir den tod deß herren ußkünden und hoch prysen. Wölicher
nun dises brot isset und von disem tranck trincket und aber sölichs
unwirdig thuot, das ist: nit wie sich gebürt und wie man sol, der wirt
schuldig des lybs und bluots des herren. Deßhalb sol der mensch vor
und ee sich selbs erfaren, erinneren und bewären und alsdann von
disem brot essen und von disem tranck trincken. Dann welicher essen
und trincken wurde unwirdig, das ist: nit wie sich gebürt und wie man
sol, der ißt und trinckt im selbs ein urteyl und verdamnuß, so er den
lychnam des herren nit entscheidet."
Hie sprechind die diener mit der gantzen gmeind:
Gott sye gelobt!
Ietz fahe der pfarrer an dem nachvolgenden lobgsang den ersten verß an,
unnd denn sprechind die diener einen verß umb den andren:
Eer sye gott in den höhinen!

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Und frid uff erden!
Den menschen ein recht gmuet [Luc. 2. 14]!
Wir lobend dich, wir prysend dich.
Wir bättend dich an, wir vereerend dich.
Wir sagend dir danck umb diner grossen eeren und guothät willen,
o herr gott, himmlischer künig, vatter, allmächtiger.
O herr, du eingeborner sun, Jesu Christe, und heyliger geyst.
O herr gott, du lamb gottes, sun deß vatters, der du hinnimpst
die sünd der welt [cf. Joh. 1. 29], erbarm dich unser!
Du, der du hinnimpst die sünd der welt, nimm an unser gebätt!
Du, der du sitzest zuo der gerechten deß vatters, erbarm dich unser!
Dann du bist allein der heylig.
Du bist allein der herr.
Du bist allein der höchst, o Jesu Christe, mit dem heyligen geyst
in der eer gottes des vatters. Amen!
Ietz spreche der diacon oder läser:
Der herr sye mit üch.
Antwurt:
Und mit dinem geyst.
Der läser spricht also:
Das harnach uß dem euangelio geläsen wirt, staat Johannis am
6. capitel [Joh. 6. 47-63].
Antwurt:
Gott sye lob.
Ietz fahe der läser an also [Joh. 6. 47-63]:
Also redt der herr Jesus:
"Warlich, warlich, sag ich üch, welicher in mich gloubt unnd vertruwt,
der hat das ewig läben. Ich bin das brot des läbens. Üwere
vätter habend das himmelbrot in der wueste ggessen und sind gestorben.
Diß ist das brot, das vom himmel kumpt, das ein yetlicher, der darvon
isset, nit sterbe. Ich bin das läbendig brot, der vom himmel
herabkommen bin. Wölicher von disem brot isset, wirt ewigklich
läben. Unnd das brot, das ich gebenn wird, ist min fleysch, das ich
für das läbenn der welt geben wird. Do strittend die Juden under
einander, sprechende: Wie mag der uns sin fleisch ze essen geben?

--690--

Jesus aber sprach zuo inen: Warlich, warlich, sag ich üch, wo ir nitt
das fleysch deß suns des menschen essend und sin bluot trinckend, werdend
ir kein läben in üch haben. Der min fleisch isset und min bluot
trinckt, der hat ewigs läben, und ich wird inn uferwecken an dem letsten
tag. Min fleysch ist waarlich ein spyß, und min bluot ist warlich ein
tranck. Der min fleisch isset unnd min bluot trincket, der blybt in mir,
und ich in im. Glych als mich min läbendiger vatter gesendt hat, also
läb ich ouch umb des vatters willen. Unnd der mich essen wirt, der
wirt ouch umb minentwillen läben. Das ist das brot, das vom himmel
herab kommen ist. Nit als üwere vätter das mann ggessen habend
und sind gstorben; welcher dises brot ißt, der wirt ewigklich läben.
Dises hat Jesus geredt in der versamlung, lerende zuo Capernaum.
Vil aber uß sinen jüngern, als sy dises gehört, hand sy gesprochen:
Das ist ein herte red, wär mag sy hören? Jesus aber, do er by im
selbs wußt, daß sine jünger von disem murmletend, sprach er zuo inen:
Verletzt üch das? Wie denn, so ir den sun des menschen sehen werdend
hinufstygenn an das ort, da er vor was? Der geyst ist der, der
da läbendig machet; das fleysch ist gar nüt nütz. Die wort, die ich
mit üch red, sind geist und läben."
Denn so küsse der läser das buoch unnd spreche:
Das sye gott gelobt und gedancket. Der wölle nach sinem heyligen
wort uns alle sünd vergeben.
Das volck spreche:
Amen.
Ietz fahe der fürnäm diener an den ersten verß:
Ich gloub in einen gott,
In den vatter, allmechtigen, den schöpffer himmels und erden.
Unnd in Jesum Christum, sinen eingebornen sun, unseren herren,
Der empfangen ist von dem heyligen geyst,
Geboren ist uß der magt Maria,
Gelitten hat under Pontio Pilato, crütziget, gestorben und vergraben.

--691--

Ist hinabgefaren zuo den hellen,
Am dritten tag widrumb uferstanden von den todten.
Ist ufgefaren in die himmel.
Sitzt zuo der grechten gottes, vatters, allmächtigen.
Dannen er künfftig ist ze richten die läbendigen und die todten.
Ich gloub in den heiligen geyst.
Ein heylige, allgemeyne christenlich kilchen, gemeinsame der
heiligen.
Verzyhung der sünden.
Urstende des lybs.
Und ewigs läben.
Amen.
Denn spreche der diener:
Ietz wöllend wir, lieben brueder, nach der ordnung und ynsatz
unsers herren Jesu Christi das brot essen und das tranck trincken,
die er geheyssen hat also bruchen zuo einer widergedächtnuß, zuo lob und
dancksagung deß, das er den tod für uns erlitten und sin bluot zuo abwäschung
unser sünd vergossen hat. Darumb erinner sich selbs ein
yeder nach dem wort Pauli [cf. 1. Kor. 11. 26-32], was trosts, gloubens
und sicherheit er in genanten unseren herren Jesum Christum habe,
damit sich niemants für einen glöubigen ußgebe, der es aber nitt sye, unnd
dadurch sich an dem tod des herren verschuldige. Ouch nieman sich an
der gantzen christenlichen gmeynd, die ein lyb Christi ist, versündige.
Hierumb so knüwend nider und bättend:
Vatter unser, der du bist in den himmlen! Geheilget wärd din
nam. Zuo komm din rych. Din will der geschähe uff erden wie im
himmel. Gib uns unser täglich brot. Vergib uns unser schuld, als
und wir vergebend unseren schuldneren. Und nitt fuer uns in die versuochung,
sunder erlöß uns von übel.
Das volck spreche:
Amen!
Ietz bätte der diener wyter also:
O herr, allmächtiger gott, der uns durch dinen geyst in einigkeyt
deß gloubens zuo einem dinem lyb gemacht hast, welchen lychnam du

--692--

geheyssen hast dir lob und danck sagen umb die guothät und frye
gaab, das du din eingebornen sun, unseren herren Jesum Christum,
für unser sünd in den tod ggeben hast, verlych unns, das wir dasselbig
so getrüwlich tuegind, das wir mit keiner glychßnery oder valsch dich,
die unbetrognen warheyt, erzürnind. Verlych unns ouch, das wir so
unschuldigklich läbind, als dinem lychnam, dinem gsind und kindern
zimme, damit ouch die unglöubigen dinen namen unnd eer lernind
erkennen. Herr, behuet uns, das din namm unnd eer umb unsers läbens
willen nienan gschmächt werde. Herr, mere uns all weg den glouben,
das ist: das vertruwen in dich, du, der da läbst unnd rychßnest,
gott in die ewigkeit! Amen!
Wie Christus dises nachtmal yngesetzt hab.
Der diener läse also [cf. 1. Cor. 11. 23-26]:
"Jesus an der nacht, do er verraaten und in tod hinggeben ward,
hatt er brot genommen, und als er danck geseyt, hatt er 's gebrochenn
und geredt: Nemmend, essend, das ist min lychnam, der für üch hinggeben
wirt; das tuond, minen zuo gedencken. Deßglychen hatt er ouch,
als das nachtmal geschehenn was, das tranck genommen, danck geseyt
und inen ggeben, sprechende: Drinckent uss disem alle; das tranck, das
nüw testament, ist in minem bluot. So dick und vil ir das thuond, so
thuond 's, minen zuo gedencken. Dann so offt ir ymmer dises brot essen
werdend und von disem tranck trincken, söllend ir den tod des herren
ußkünden und hochprysen, bis das er kumpt."
Demnach tragind die verordneten diener das ungeheblet
brot harumb, und nemme ein yetlicher glöubiger
mit siner eygnen hand einen bitz oder mundvoll darvon, oder
lasse im dasselbig bieten durch den diener, der das brot
harumb treyt. Und so die mit dem brot so vil vorggangen
sind, das ein yeder sin stücklin gessenn habe, so gangind die
anderen diener mitt dem tranck hinnach und gebind glycherwyß
einem yetlichen ze trincken. Und diß alles geschehe
mit sölicher eer und zucht, als sich der gmeynd gottes und
dem nachtmal Christi wol gezimme.

--693--

Nach dem und man gespyßt und getrenckt ist, sage man
uß dem byspil Christi danck mit disem 112. psalmen [Ps.
113. 1-9], und hebe der hirt oder pfarrer an:
"Lobend, ir diener des herren, lobend den namen des herren.
Gelobt sye der nam des herren von yetz biß in die ewigkeyt.
Von ufgang der sunnen biß zuo irem nidergang ist hochgelopt der
namm des herren.
Über alle völcker ist der herr erhöcht, und sin eer über die himmel.
Wär ist wie der herr, unser gott, der so hoch sitzt und harnider
ist ze sehen in himmel und erden?
Der den schlächten ufrichtet usß dem stoub unnd erhept den
armen uss dem kaat,
das er inn setze mit den fürsten, by den fürsten sines volcks.
Der da setzt die unfruchtbaren des huses zuo einer muoter, die mit
kinden fröud hat."
wirdig mit glouben und liebe begangind. Hie ist zuo mercken, das dise letste wort
deß nachtmals Christi nit nun den worten nach verläsen, sunder ouch mit offner
thaat angebildet werdent. Dann so der pfarrer lißt: "Er hat brot genommen", so
nimpt er 's ouch; "er hat 's brochen", so bricht er 's ouch; "nemend, essend; das
ist min lyb", so büt er den zweyen dienern das brot ouch, und die gäbend 's
dann denen, die umb den tisch stond. Dieselben tragend es dann der gantzen
kilchen für, also, das einer mit dem brot vorgadt, der ander mitt dem bächer
volget. Dann glych wie von dem brot gehört, also thuot der pfarrer ouch mit
dem tranck. Die inn der gemeind empfahend das brot von den dienern, die es
durch die kilchen hin in schüßlen tragend. Da nimpt ein glöubiger mit eigner
hand ein form deß ungehebleten brots, bricht darab ein stücklin für sich. Demnach
gibt er es sinem nächsten. Also gadt es durch die gantzen kilch. Nach
dem brot empfacht er ouch den bächer. Daruß trinckt er und gibt in dann
sinem nächsten, alles mit zucht und grossem ernst. Dann mit hinzuo und die
kilch also mit einandren das brot bricht, so verliset ein läser von der cantzel
herab die abentred, hept sy an amm anfang deß 13. cap. Ioan. [Joh. 13. 1ff.], und
lißt so vil und lang, biß sich das brotbrächen gäntzlich endet unnd alle diener
mit den bächeren widerumb zum tisch kummen sind. Denn spricht der pfarrer:
knüwend uff, und lassend uns gott loben und danck sagen. - Demnach hept er
an den volgenden psalmen, den ouch die Hebreier inn irem passah gesprochen
[Ps. 113. 1-9]. Die diaconi sprächend ein verß umb den andern. Der pfarrer
spricht:

--694--

Nun gedenckend, lieben bruederen unnd schwöstern, was wir yetz
nach dem befelch deß herren mit einanderen gethon habend, namlich:
das wir bezügt habend mit der danckbarenn gedächtnuß unsers gloubens,
das wir als arm sünder, aber durch den hingegebnen lyb und
vergossen bluot von sünden gereyniget sind und von dem ewigen tod
erlößt, ouch erbotten, christenliche liebe, trüw und dienstbarkeyt ye
eins gegen dem andren ze halten. So söllend wir gott trülich bitten,
das er uns allen verlych, die gedächtnuß sines bitteren todts mit vestem
glouben also zuo hertzen fassen und stät by uns tragen, damit wir täglich
allem bösen absterbind und zuo allem guoten durch sinen geyst gesterckt
unnd gefuert werdind, damit gott in uns geprisen, der nächst
gebesseret und geliebt werde.
Gott sägne und behuet üch! Erlüchte sin angsicht über üch und
sye üch gnädig!
Demnach spreche der hirt:
Herr, wir sagend dir danck umb alle dine gaaben unnd guotthät,
der da läbst unnd rychnest, gott in die ewigkeyt!
Das volck antwurte:
Amen!
Der hirt spreche:
Gond hin im friden!

--695--

Anhang I.
Christennlich ordnung und brüch der kilchen Zürich.
1535.
Inhalt diß buechlins.
Formm die predig anzeheben unnd ze enden.
Gemeines fürbitten nach der leer Pauli.
Gemeine bekantnuß der sünden.
Gebätt und ernstlich anrueffen.
Gedächtnuß der abgestorbnen.
Die gebott gottes und artickel unsers christlichen gloubens.
Formm die prophecy ze begon.
Gemeyn gebätt für alles anligen uß heyliger geschrifft.
Die ee zuo bestäten.
Formm die kinder ze touffen.
Das nachtmal Christi ze begon.
An den christlichen läser ein vorred.
Hie hast du, christenlich läser, die kilchenordnung, wie sy
etlicher stucken halben, die imm anfang diß buechlins verzeichnet sind,
Zürich nach vermög der geschrifft wol und christlich gebrucht wird.
Daruß du wol vernemmen wirst, wie one grund der warheyt vonn bemelter
kilch ußgäben wirt, sy verachte die heyligen sacrament, alles
läsen, bätten und fürbitten. Da sye kein ordnung, kein zucht, kein
heylig ampt mee, kein gottsdienst. Da werffe man die todten hin wie
die todten hund, gedencke iro zuo keinen eeren etc.
Die apostolisch erste heylige kilch gottes hat gehept die leer oder
prophecy, das gebätt, das brotbrächen, den touff, bekantnuß, rüw,
besserung unnd verzyhung der sünden, Luc. 24. [Luc. 24. 30-49],
Act. 2. [Act. 2. 42], 1. Corinth. 11. [1. Cor. 11. 1-34].
Das hat die kilch Zürich ouch. Was dann die urallte kilch für
notwendige brüch gehept, hat ouch die kilch Zürich.
Die ee bestätet man mit ordnung und ernstlichem anrueffen.
Der seligen gedenckt man mitt eeren, alls dero gloub und liebe
nachzevolgen sye.

--696--

Die todten vergrabt man mitt zucht, gebrucht sich aber keiner
stuckenn, so nit durch gottes wort erlernet sind 1. Thess. 4. [1. Thess.
4. 13-18].
Das allmuosen und erbermd, so by den allten hoch und werd,
Act. 4. [Act. 4. 32-37], 1. Corinth. 16. [1. Cor. 16. 1-4], hat ouch
Zürich sin besonderbare christliche, erbere, guote ordnung.
Das kein ussere zierd mit syden, gold und silber, gemeld,
gschnitztem und ergrabnem werck in iro kilchen ist, kumpt dahar,
das es die allt kilch nitt nun nitt gehept, sunder ouch verworffen hat.
Dieselb allte erste kilch hat wenig, ja gar keine wytere oder kostlichere
ceremonien gehept. Darumb sich ouch die kilch Zürich der ceremonien
entschüttet unnd sich zuo allter einfallte gehalten hat. Deßhalben
sy die erstgemelte stuck so mit wenig umbstenden und anhängen
beladen, so mitt wenigen sy immer habend mögen ußgerichtet werden.
Gott will nitt mit usserem schin vereeret sin, sunder mit glouben,
liebe und unschuld imm geyst und inn der warheyt.
Dem sye allein eer und pryß durch Jesum Christum in d' eewigkeyt.
Amen!
Formm die predig anzeheben.
Alle tag kumpt das volck am morgen, wenn es tag
ist, zuo der kilchen gottes, ze bitten unnd sin wort ze hören.
Da handlet dann der diener deß worts volgender maaß:
Gemeines fürbitten nach der leer Pauli
1. Timoth. 2. [1. Tim. 2. 1-7].
Gnad, frid unnd barmhertzigkeyt deß allmächtigen gottes sye zuo
allen zeyten mit uns armen sünderen. Amen!
Andächtigen inn gott! Lassend uns gott ernstlich anrueffen unnd
bitten, daß er sin heyligs, eewigs wort uns armen menschen gnädengklich
offnen wölle, und in erkantnuß sines willens innfueren, ouch alle
die, so an sinem wort irrend, widerumb an den rächten wäg wyse,
damitt wir nach sinem göttlichen willen läbind.

--697--

Demnach lassend unns ouch gott bitten für alle regenten und oberen,
für ein ersamme oberkeyt gemeiner Eydgnoschafft, insonders aber für
die frommen und wysen burgermeister unnd rädt, ouch gantze gemeind
diser statt und lantschafft Zürich, das sy gott alle nach sinem willen
wysen und leyten wölle, das wir alle mit einandren ein gottsförchtig,
fridsamm und christenlich läben fueren mögend, unnd nach disem ellenden
läben eewige ruow besitzen.
Das er ouch allen denen, so umb sines worts willen geenstiget und
genötiget werdend, gnad unnd bestand verlyhen wölle, das sy vest inn
sinem verjähen beharrind biß an das end.
Das er ouch alles anligen siner kilchen, deßglych alle not aller
verkümmerten vätterlichen bedencken
und uns allen uß siner barmhertzigkeyt gnädengklich zuodienen wölle
all noturfft zuo seel und lyb.
Sprächend mit andacht: "Vatter unser" etc.
Nach gschächnem gebätt verlißt der diener ein ort uß
alltem oder nüwem testament, demnach er ein euangelisten,
apostel oder propheten vor im hat ze erklären. Daruß leert,
vermanet, strafft oder tröstet er dann nach gelägenheit der
kilchen gott zuo eer unnd pryß unnd der kilchen zur besserung.
Formm die predig ze beschliessen.
Nach geschächner leer knüwt mengklich widerumb
uff, die sünd ze bekennen, ze bätten und ernstlich gott anzerueffen.
Der diener spricht:
Gemeine bekantnuß der sünden. Gebätt und ernstlich anrueffen.
Bekennend üwer mißtadt und sprächennd:
Ich armer, sündiger mensch, ich bekenn mich vor dir, minem
herren gott unnd schöpffer, das ich leyder vil gesündet hab mit sinnen,
gedancken, worten und wercken, wie du, eewiger gott, wol weist. Die
sind mir leyd unnd begären gnad.
Sprächend also inn üweren hertzen:
Allmächtiger, eewiger und barmhertziger gott! Verzych uns unser
sünd unnd fuer uns zuo eewigem läben durch Jesum Christum,
unseren herren, welcher uns also hat geleert bätten Matth. 6. [Matth.
6. 9-13]: "Vatter unser, der du bist inn himmlen! Geheyliget werde

--698--

din nam. Zuokumb uns din rych. Din will beschäch uff erden wie imm
himmel. Gib unns hütt unser täglich brot. Und vergib uns unser
schulden, wie wir vergäbend unserenn schuldnern. Und fuer uns nit inn
versuochung, sunder erlöß uns vonn dem bösen. Amen!"
Wir söllend ouch indenck sin der menschwerdung Christi, die der
engel Gabriel der junckfrowen Marie verkundt unnd bald demnach
vom heyligen geist durch Elizabeth mit disen worten gepryset und
gelobt ist [Luc. 1. 28]:
"Gegrueßt syest, Maria, du hochbegnadete. Der herr mit dir. Du
bist die hochgelobt under den wyberen, und hochgelobt ist die frucht
dines lychnams: Jesus Christus."
Lassend uns gott widrumb anrueffen und bitten:
Herr, allmächtiger gott! Laß din heilige eer umb unser sünden
willen nit geschmächt werden; dann wir sust vilfalltig wider dich gesündet
habennd, damit wir dinem eewigen wort nitt gehorsammend,
unnd mitt unerkantnuß, undanckbarkeit unnd brumlen din zorn täglich
reytzind. Darumb du uns ye billichen straaffst. Aber, o herr, biß
inndenck diner heyligen barmhertzigkeyt unnd erbarm dich unser. Gib
uns erkantnuß, rüwen unnd besserung unserer sünden. Sterck dinem
volck sine diener und obren, das sy mit trüwen und stanthaffte din
wort predgind, und das wälltlich schwärt mit grächtigkeit und billigkeit
fuerind. Behuet uns vor allem valsch und untrüw. Zerstör alle valsche
und böse radtschleg, wider din wort und kilchen erdacht. O herr!
Entzüch uns nitt din geist und wort, sunder gib uns waaren glouben,
dultigkeit unnd bestandt. Kumb diner kilchen ze hilff, und entlad
sy alles übertrangs, spot und tyranny. Sterck ouch alle schwachen
und betruebten gemuet, und send uns dinen friden durch Jesum Christum,
unsern herren. Amen!
Lassend üch die armen inn üwerem allmuosen umb gottes willen
all wäg befolhen sin.
Bittend gott für mich, das wil ich ouch für üch thuon.
Unnd gond hin imm friden!
Der herr gott sye mit üch.
Diß obbeschribne formm, die predig anzeheben und ze
enden, wirt alle werchtag glych gehalten.
Amm sontag verlißt der diener an statt deß lesten gebätts
die zähen gebott und die artickel deß christenen gloubens.

--699--

Ist aber der wuchen yemands abgestorben, so verkündt
man den grad uff die predig vor dem bekennen der sünden
und gebätt der kilchen volgender maaß:
Gedächtnuß der abgestorbnen.
Die gebott gotts.
Das sind die gebott unsers herrn gottes, die er uns durch osen,
sinen diener, gegeben hat. Und lutend uß dem mund gottes also,
Exodi 20. [2. Mos. 20. 2-17]:
I. Ich bin der herr, din gott, der dich uß Egyptenland, uß dem
diensthuß gfuert hab. Du solt kein andre oder frömbde götter vor mir
haben.
II. Du solt dir kein grabne biltnus machen noch ienen ein glychnus,
weder deß, das inn himmlen da oben, noch deß, das uff erden
hie niden, noch deß, das inn den wasseren under der erden ist. Du solt
sy nit vereeren, inen nit dienen, noch sy anbätten; dann ich, der herr,
din gott, bin ein yferiger gott, der da heymsuocht der vättren mißthat
an kinden biß inn das dritt und vierd gschlächt ja dero, die mich
hassennd, unnd ich thuon barmhertzigkeyt an vilen tusenden, die mich
liebend und mine gebott haltend.
III. Du solt den namen deß herren, dines gottes, nit one nutz,
üppengklich oder lychtferig nemmen; dann der herr wirdt den nit unschuldig
halten, der sinen nammen vergäblich nempt.
IIII. Gedenck deß sabbathtags, daß du in heyligist. Sächs tag
sollt du arbeyten und alle dine werch schaffen. Aber am sibenden tag
ist der sabbath deß herrenn, dines gottes. Da sollt du kein geschäfft
thuon, weder din sun, noch din dochter, noch din knächt, noch din
magdt, noch din vych, noch din frömbdling, der inn diner statt thoor
ist. Dann sächs tag hat der herr himmel und erden gemacht und das
meer und alles, was drinn ist, und ruowet am sibenden tag. Darumb
fryget der herr den sabbath unnd heyliget in.
V. Du sollt in grossen, hohen eeren haben din vatter und muoter,
uff das du lang läbist imm land, das dir der herr gäben wirt.
VI. Du sollt nit töden.
VII. Du solt nit eebrächen.
VIII. Du solt nit stälen.
IX. Du solt kein valsche zügnuß gäben wider dinen nächsten.

--700--

V. Du sollt dich nit lassen gelusten dines nächstenn huß, dines
nächsten eewybs, siner diensten oder vychs, noch alles deß, das dines
nächsten ist.
Die artickel unsers christenen gloubens.
So ist das unser der waar, allt und ungezwyfflet christenlicher
gloub:
Ich gloub in einen gott,
Inn den vatter, allmächtigen, der ein schöpffer ist himmels unnd
der erden.
Und inn Jesum Christum, sinen eingebornen sun, unseren herren,
Der empfangen ist von dem heyligen geyst,
Geboren ist uß Maria, der junckfrowen,
Der gelitten hat under Pontio Pilato, crützget ist, gestorben und
begraben.
Ist hinabgefaren zuo der hellen,
Amm dritten tag widerumb ufferstanden von den todten.
Ist uffgefaaren inn die himmel, da er sitzt zuo der gerächten gottes,
vatters, allmächtigen,
Dannenhar er ouch künfftig ist ze rychten die läbenden und todten.
Ich gloub inn heyligen geist,
Ein heilige, allgemeine, christenliche kilchen, die da ist ein gemeind
der heyligen.
Ablaß der sünden.
Urstende deß lybs.
Und eewigs läben.
Amen!
Ein kürtzere formm, die predigen anzeheben unnd ze enden.
Gnad, fryd unnd barmhertzigkeit deß allmächtigen gotts sye zuo
allen zyten mitt uns armen sünderen. Amen!
Andächtigen menschen! Lassend uns gott ernstlich anrueffen unnd
bitten, das er uns sin heyligs unnd eewigs wort nach sinem willen zuo
verston gäbe. Demnach uns ouch begnade, das wir imm mögind mitt
dem läben volgen. Sömliche gnad umb gott ze erwerben, sprächend:
"Vatter unser" etc.
Damit üwer gebätt gott, dem herrn, dester angenämer sye, so bekennend
üwer mißthaat unnd begärend der barmhertzigkeyt gottes also:

--701--

Allmächtiger gott, himmelischer vatter! Wir habend größlich wider
dich gesündet unnd sind nit wirdig, das wir dine kinder mee genempt
werdint. Biß uns aber gnädig durch Jesum Christum, dinen geliebten
sun, unseren herren.
Bättend mit andacht: "Vatter unser."
Formm, die prophecy ze begon.
Diewyl der herr Christus uß den propheten gredt
[Matth. 15. 8 f., Jes. 29. 13]: "Es kumpt ein volck zuo mir, das
mich mit sinem mund vereeret, das hertz aber ist ferr
von mir. Aber vergäblich dienend sy mir, diewyl sy leerend
söliche leer, die nun menschengebott sind", unnd an einem
andren ort [cf. Matth. 23. 14]: "Wee üch, geschrifftgelerten unnd
Phariseier, die ir die hüser, haab und guot der armen verschluckend
under der gestallt üwers langen bättens. Deß
werdent ir ouch ein schwärer urteyl empfahen", item diewyl
der heylig apostel Paulus geredt [cf. 1. Cor. 14. 19], er wölle
lieber fünff wort zuo rächtem verstand in der kilchen reden,
denn zähentusende inn einer frömbden, unverstendigen spraach
läsen oder bätten, so hat man das verlönet tempelgebätt unnd
das latinisch choorgesang abgethon und an deßselben statt
die prophecy nach der leer Pauli verordnet.
Die wirdt nun also gehallten:
Man hept vor an der bibli an unnd lißt sy mit
grossem flyß inn etlichen jaren nach irer ordnung uß. Darzuo
gebrucht man alle tag die zyt und wyl, die man vorhin zuo
der prim, tertz und sext gebrucht hat, ein stund oder mee.
Da lißt ein junger ein gantz oder halb capitel, daran man
dann nach der ordnung ist. Er liset es aber, wie es Hieronymus
in's Latin gebracht. Demnach liset das selb capitel
der hebraisch läser unnd erlüteret es nach der selben spraachaart.
Uff den wirdt dasselb capitel ouch zum dritten mal inn
griechischer spraach verläsen, wie es die 70 tollmetschen
ußgeleyt habend. Unnd ze letst wirdt es alles zum aller
flyssigisten imm Latin, wie ouch das ander alles, den verstendigen
unnd geleerten erklärt. Hieruff gadt dann der diener
deß worts unnd leyt es ouch dem gemeynen menschen ann
der kantzel ze tüsch uß mitt zuogethonem gebätt, wie ietzund
volget:

--702--

Der diener spricht:
Der frid gottes sye mit uns allen. Amen!
Lassend uns gott anrueffen und sprächen:
O barmhertziger gott, himmilischer vatter! Diewyl din wort ein
kertzen ist unseren fuessen unnd ein liecht, das zünden soll unserem
wäg [cf. Ps. 119. 105], so bittend wir, du wöllist uns durch Christum,
der das waar liecht ist der gantzen wällt [cf. Joh. 9. 5], unsere gemuet
uffschließen und erlüchten, das wir dine wort luter unnd rein verstandind
und unser gantz läben darnach gestalltind, damit wir diner hohen maiestet
nienan mißfallind, durch denselben unsern herren Jesum Christum.
Bättend: Vater unser etc.
Hieruff leert ietzund der diener mitt guoten trüwen, was inn vilgenamptem
capitel begriffen, das zur besserung der kilchen dienet.
Demnach beschlüßt er's volgender wyß:
Gemein gebätt für alles anligen uß heyliger geschrifft.
Lassend uns gott bitten für alles anligen siner heyligen kilchen:
insonders, das er die eewigen warheyt und den glantz sines euangelii
über alles erterich schynen lasse,
das er die diener sines worts leeren, schirmen, stercken und trösten
wölle, das sy die luteren warheyt fürtragind und in sinem wort on alle
vorcht und glychßnery mit leeren, ermanen und straaffen trüwlich arbeytind
unnd mit guotem byspil des läbens vorstandind,
das er ouch alle widerspännige hertzen biegen unnd erweychen
wölle, das sy von iro schmähen der warheyt, verachten und verfolgen
abstandind und sich inn die gehorsame der warheyt ergäbind und, die
ietzund an dem waaren glouben sind, stercke, das sy darinn zuonämmind
und biß inn das end verharrind.
Lassend uns ouch gott bitten
für alle regenten der landen, insonders für unsere verordnete oberkeit,
das iro gott glouben, wyßheyt unnd stercke gäbe, das sy irem ampt
gnuog thuee, gerycht und rächt halte, die warheit, unschuld und gerächtigkeyt
schirme unnd das unrächt, die laster und lasterhafften, wie's
gebürt, straaffe;
das er ouch uns allen wölle all unser sünd verzyhen, und nit nach
unserem verdienen vergällten, damit wir nit vonn unseren fynden, den
Dürgken oder anderen unglöubigen, überwunden, getrengt, gefangen,
mit aller schmach und schand übergossen unnd ze letst mit dem schwärt
ußgerütet werdind;

--703--

das er ouch andere schwäre straaffen: thüwre, hunger, pestelentz
und andere plagen, ouch kranckheyten, von uns wenden, allen getrengten,
bekümmerten, beschwärten, gefangnen und krancken menschen,
insonders denen, die umb sines namens willen lydennd, trost, lichterung,
gedult unnd erlösung senden, ouch die frücht der erden behueten und
meeren wölle;
und uns alle vor uffruoren, kriegen, verräterien und bösen uffsätzen
vergoumen, und all unser anligende not guetengklich bedencken, und
uns in sinen schirmm nemmen, unnd biß in unser end vätterlichen
trösten, und nach sinem willen erhalten wölle.
Sprächend: Vatter unser etc.
Formm, die bezognen ee vor gemeiner kilchen ze bestäten.
Nachdem die nüwen eemenschen für den diener deß worts
kummen unnd vor gott inn der kilchen nidergeknüwt, fragt der
diener iro namen. Demnach spricht er gägen dem volck:
Andächtigen menschen! Üch sye zuo wüssen, daß diß zwo personen
N. und N. sich eelichen mitt einandren verpflichten und die bezognen
ee vor üch, alls christenlichen zügen, bestäten wöllend.
Darumb were yemants hie, der rächtmässig hindernuß oder irrung in
sömlicher ee wüßte, der wölle das offenbaren.
Ietz hörend das euangelium Matthei amm 19. capitel [Matth.
19. 3-6]:
Formm, die kinder ze touffen.
Demnach die kind von iro göttinen unnd gotten, als
christlichen zügen vonn vätteren hierzuo erbätten, herzuogebracht
inn die kilchen zuo dem touff, spricht der diener:
Imm namen gottes! Amen!
Unser hilff stadt inn der krafft deß herren, der himmel und erden
erschaffen hat [Ps. 12. 4. 8].
So ir nun wöllend, das das kind getoufft werde in den touff unsers
herren Jesu Christi, so sprächend "Ja" und nemmend 's kind.
Hie antwurtend die es herzuogebracht habend, "Ja", und
nemmend den namen, damit sy das kind wöllend genempt
werden. Daruff der diener wyter also spricht:

--704--

Ietz hörend das euangelium, das Marcus beschribt amm 10. capitel
[Marc. 10. 13-16]:
Action oder bruch deß herren
nachtmals, der gedächtnuß oder dancksagung
deß tods Jesu Christi.
Vor allen dingen leert der diener mit trüwen uß dem
euangelio, was grosser trüw, liebe und barmhertzigkeyt gott
dem menschlichen geschlächt bewisen und wie er es durch
den tod Jesu Christi, sines geliebten suns, von sünden gereiniget
und zuo erben deß ewigen läbens gemacht; ouch wie
er in zuo der spyß deß läbens geordnet habe; wie man warlich
das fleysch und bluot deß suns deß menschen zuo ewigem läben
ässe und trincke; wie da kein ussere, sichtbare, fleyschliche
buchspyß sye; wie die himmelisch spyß allein mit dem
glouben genützt werde. Item, wie der herr sin testament und
ordnung gestelt, sine himmelischen gueter ze empfahen, die
widergedächtnuß sines bitteren tods ze begon, unnd sines
heyligen lybs und bluots sacrament mitt rächtem glouben,
ungeferbter liebe, grossem lob und hoher danckbarkeit mit
grossem ernst und rächter zucht ze ueben und ze bruchen
gesetzt und befolhen habe.
Demnach bekent und vergycht mencklich sin sünd,
bittet gott umb verzyhung, wie nach der predig ze thuon
gewonlich ist.
So stat dann vor in der kilchen an dem ort, da ettwan
die mässischen altär gestanden sind, ein tisch mit einem lyninen
reinen tuoch bedeckt, und daruff das ungeheblet brot
und die bächer mit wyn. Da ist gar nüt verachtlichs, unrein
und unbrüchlich, aber alls one pracht und hochfart. Da
ist kein syden, gold noch silber, doch alles suber und rein.
Umb den tisch harumb stond die diener der kilchen, die die
schüßlen, darinn das brot der dancksagung lyt, und die
bächer herumb der gmeind fürtragend. Die gemeind knüwet
allenthalb durch die kilch hinwäg, doch die mann besonders
und die wyber besonders, yeder an sinem ort, also das er die
action hören oder sähen mag.
Denne stelt sich der pfarrer mit zweyen diaconis hinder
den tisch gägen der gemeind. Da stat imm ein diacon an
der rächten, der ander an der linggen syten.

--705--

Der pfarrer hept an mit luter, verstentlicher stimm und spricht:
Imm namen gott, deß vatters, sons und heyligen geistes.
Antwurtend die diaconi inn namen der gantzen kilchen:
Amen!
Der pfarrer spricht:
Lassend uns bätten:
Ein andere form danck ze sagen:
Ich will dich loben, min gott, und dinen namen prysen ymmer
und eewigklich [Ps. 145. 1];
dann alles ertrich ist diner guothät, trüw, glori unnd barmhertzigkeit
voll.
Darumb danck dem herren min seel und alles, was in mir ist,
sinem heyligen namen [Ps. 103. 1ff.].
Der aller diner mißthaat gnädig ist und heylet alle dine presten.
Barmhertzig unnd gnädig ist der herr, langmuetig und von grosser guete.
Er hat mit uns nit gehandlet nach unseren sünden unnd hat uns
nit vergulten nach unserer mißthaat und nach unserem verdienen.
Dann so hoch der himmel ob der erden ist und so wyt der uffgang
vom nidergang, also wyt übertrifft sin guete und barmhertzigkeit
all unser mißthaat.
Unnd wie sich ein vatter über sine kind erbarmet, also hat sich
gott über uns erbarmet.
Dann wo wir noch in sünden und sine fygend warend, gab er uns
sinen einigen sun, das wir durch in läbtind.
Der hat uns sin fleisch unnd bluot zuo einer rächten spyß gemachet
und uns mitt sinem tod zuo eewigem läben gebracht.
Der ist das lämblin gottes, die begnädigung für unser sünd, das
einig und volkommen gnadenpfand. Dann so uns gott sinen lieben
sun geschenckt und denselben für uns in tod ggäben hat, wirt er uns
nützid mee versagen, sunder fürohin gnädig, trüw und barmhertzig sin.
Darumb sol min mund und härtz des herren lob ußkünden und hoch
prysen, und alle menschen sin guete und erbermbd ymmer und eewigklich
loben [cf. Ps. 145. 21] durch Jesum Christum, unseren herren. Amen!
Der pfarrer vermant und tröstet das volck also:
Ietzdan gedenckend ernstlich, was grosser, heyliger geheymnuß wir
nach dem befälch des herren begangen habind, namlich . . .

--706--

Beschluß.
Also hast du, christenlicher läser, die christlichen
brüch der kilchen Zürich in den fürnämen heyligen ämpteren,
namlich: des predgens, bättens, fürbittens, ernstlichen bittens,
des läsens und ußlegens der heyligen geschrifft, der ee ze bestäten,
kinder ze touffen unnd das nachtmal Christi ze begon.
Was anderer notwendiger ordnungen der kilchen, sind
vorlangist durch besonderbare buechlin beschriben ußgangen,
namlich: wie man die jungen berychten soll und underwysen
im glouben, welches an statt der confirmation oder firmung
(wie man sy nampt by uns) kummen ist. Item: Wie man
die diener der kilchen erwöllt, der kilchen fürstellt und inen
die hend uffleyt, welchs an statt der wyhe kummen ist. So
hat es ein besonderen bescheyd, wie man mit und by den
krancken handlet.
In summa: Nützid ist by den urallten gsin, das der
kilch notwendig was, des uns mangle.
Gott sye lob in d'eewigkeyt! Der wölle ouch sin kilchen
bewaaren unnd die irrigen in sy durch sin heylig, warhafft
wort ynfueren, alle yrrthumb zerstören zuo pryß und eer sines
namens.
Amen!

--707--

Anhang II.
Ein kurtze und gemeine form für die schwachgleubigen,
kinder zuo touffen; ouch andere ermanungen zuo got, so da
gmeinlich geschehen in der christenlichen versamlung.
Allen frommen dienern Christi enbüt ich, Leo Jud, gnad und
fryd in Christo.
Flyssen sollend sich alle gleubigen Christi des einigen und ewigen
wort gottes, welches unser liecht und fackel ist, das uns in allem irrsal
und finsternus vorlüchtet. Wölicher disem volgt, der wandlet nit in der
finsternus, sunder hat das liecht des lebens [cf. Joh. 8. 12]. Diß hab
ich wöllen allen frommen zuo einer warnung schryben; dann vil sind so
blöd oder torecht, das sy etliche ding, so man den blöden und schwachgleubigen
nachlaßt ein zytlang als den jungen kinderen milchspyß [cf.
1. Kor. 3. 2], biß das sy erstarcken unnd in Christo erwachsen, für
vollkummen und gantz guot annemmen, ja handhaben und beschirmen.
Uß welchem kumpt, das die irrenden nit uff den rechten weg, die
schwachen niemarme zuo volkummenheit kummen, sunder ye lenger ye
mer schwach und unvolkummen werden.
Also - wo ich es nit mit diser vorred fürkeme - wurd es mit
disem buechlin ergon, das ich den dieneren unserer christenlichen
versamlung zuo Sant Peter gemacht hab, und das der meinung:
Ich hab gesehen, das vil sind in unser kilchhöry, die dem wort
Christi anhangend; doch sind sy so schwach, das sy die lang ingetrunckne

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gewonheit unnd irrsal, so man vor dem touff byßhar gbrucht, ouch
anders nit so ylends und schnell gantz lassen können noch wöllen; und
wo man sy da überylen wolt, das nit kleine verletzung, ouch uffruor zuo
besorgen wäre. Es gschicht disen wie denen, die in einem finstren
kerker lang zyt gelegen sind: so die harus genommen werden, mögend
sy den glast der sonnen und tags nit erlyden; deßhalb man sy nit
ylends an das liecht sunder an ein tunckel ort thuot, nit, das sy all
weg in der tünckly sin und blyben söllen, sunder so lang, biß sy den
glast erlyden mögen. Ein kranck, der in langwiriger kranckheit gelegen
ist unnd mag die spyß und tranck nit schmecken noch dulden, so der
widerkert, gibt man im nit glych bald starcke oder vil spyß; dann das
wäre im ein grosser schad, das der mag, der ietz lang der spyß entwonet
hat, mit der spyß überylet wurde. Er gat ouch nit glych an den
lufft, sunder enthaltet sich etwo lang, ee er uß dem huß gang, bis das
er wol erstarcke.
Diß hab ich ermessen; diß hat mich ouch geursachet, für sölche
schwachen dis zuo machen. Nit das min meynung wäre, das sy sölichs
für und für bruchten und hielten, sunder das ich sy nit ylend von
allen dingen abstiesse und verwildete. Und hat alle min meynung,
ernst und flyß dahyn sich zogen, das ich die eer gottes fürderen und
vil in Christo erbuwen wolt.
Diser miner meinung züg ist min herr Christus Jesus, dem alle
hertzen offenbar sind. Hab ich hierinn etwas gesündet, wölle er mir's
verzyhen.
Das aber vil priester, die sölichs buechlin gesehen hand, in iren
pfarren sölichs ouch begeren ze bruchen, deßhalb sy den trucker gebetten

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haben, das zuo trucken, kan ich nüt für; ist mir ouch nit lieb.
Viel me wolt ich, das die ding komlich hinweg gethon wurden, wo es
sin möcht, und in der christenlichen versamlung der touff und andere
ding nach der ynsatzung und wort gottes gehandlet wurden; wiewol in
disem buechlyn nüt oder wenig funden würt, das dem wort und geyst
gottes nit glychförmig syg.
Hierumb ist min ernstlich bitt an alle frommen Christen und
diener gottes, das sy sich allein des luteren wort gottes in disem und
andren halten wöllen, damit wir by dem rechten liecht unnd weg blyben.
Wo man aber für die schwachen - uffruor und unruow zuo vermyden -
dises und anders, so von menschen gemacht ist, bruchen mueß, da
bruche man es ein zyt lang und als ein spyß der kranken und blöden.
Man vermane aber all weg die schwachen damit, das sy nit in disem
verharren, sunder für und für zuo volkummenheit erwachsen unnd das
war liecht des worts gottes lernen ergryffen; und alsdann so verbrenn und
zerryß man dises und anders, das nit in dem wort gottes gegründet ist.
Wo man aber mag, da bruche man dises buechlins gar nüts, und
blybe by der form, die Christus zuo touffen geben hat, do er sprach:
"Touffend sy in dem namen des vatters, des suns und des heyligen
geists."
Hie bitt ich got, das er uns allen söliche gemuet verlyhe, das wir
alle ding nach sinem wort thueyen und verhandlen, damit sin eer geuffnet,
sin gloub gemeret, sin nam geeeret, der starck behalten, der
blöd gevolkummnet und bevestiget, christenliche liebe und bruederliche
trüw gepflantzet werde und zuonemmy.
Fryd und genad wünsch ich allen frommen von gott, unserm vatter,
durch Jhesum Christum, unseren einygen erlöser und mitler. Amen.

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Ein kurtze und gemeine forme
für die schwachgleubigen, kinder zuo touffen.
Ouch andre ermanungen zuo gott, so da
gemeinlich geschehen in der christenlichen
versamlung.
So einer ein kind touffen wil, so blaß er im in das angsicht
und sprechy:
Far uß, du unreiner geist und gib statt dem tröster, dem heyligen
geist!
Darnach bezeichny er das kind an siner stirnen und
brust und sprechy:
Nimm das zeychen des heiligen crützes an din stirnen und brust,
empfach den glouben der himelschen underwysungen, und hab söliche
sitten, das du ein tempel und ynwonung gottes sin mögest!
Ein gebett.
Lassend uns betten:
O allmechtiger got, vatter unsers herren Jhesu Christi! Du
wöllest sehen uff disen oder dise N., dinen diener, den du zuo des gloubens
underricht beruefft hast. Tryb alle plintheit sines hertzens von
im. Zerryß alle strick des tüfels, mit denen er gebunden ist. O Herr!
Thuo im uff die thür diner guety, uff das er, mit dem zeychen diner
wyßheit bezeichnet, des gestancks aller bösen gelüsten fryg sye, und
nach dem suessen geruch diner gebotten dir in der Christenheit frölich
diene, und von tag zuo tag zuonemme, damit er gschickt werde ze kummen
zuo der genad dines touffs, artzny zuo empfahen durch Christum
Jesum, unseren herren. Amen.
Darnach geb der priester dem kind saltz in'n mund und
sprech:

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Nimm das saltz der wyßheit, das dir Christus syge ein fürdernus
zuo dem ewigen leben! Der fryd sye mit dir unnd mit dinem geyst!
Lassend uns betten:
Allmechtiger, ewiger got, der du hast durch den sündfluot nach
dinem strengen urteyl die ungleubigen welt verdampt unnd den gleubigen
Noe selbacht nach diner grossen erbärmd behalten [cf. 2. Petr. 2. 5]
und den verstockten Pharao mit allen sinen im Roten Mör ertrenckt
unnd din volck Israel truckens fuoß hindurch gefuert hast, in welichem
dises bad des touffs bezeichnet ist gewesen [cf. 1. Kor. 10. 1f.]. Wir
bittend durch din grundlose barmhertzigkeit, du wöllest gnädigklichen
ansehen disen dinen diener N. und im das liecht des gloubens in sin
hertz geben, das durch dise heylsame sündfluot an im ertrincke und
undergang alles, was im von Adam anerborn ist, damit er uß der zal
der ungleubigen und kinderen des zorns von dir, o himelscher vatter,
gnädigklich zuo einem kind angenommen werd, dinem sun durch das
crütz und täglich lyden yngelypt und mit im vergraben [cf. Röm. 6. 4],
in inbrünstiger liebe, styffer hoffnung und warem glouben den tod
unerschrockenlich überwinden und zuo ewigem leben kummen mögy durch
denselben unseren herren Jhesum Christum, dinen sun. Amen.
Und darumb, du vermalendygter tüfel, erkenn din urteyl, und laß
die eer dem lebendigen gott, laß die eer sinem sun Jesu Christo und
dem heyligen geyst, und wych von disem N., den gott und unser herr
Jhesus Christus zuo siner genad und glouben und zuo dem brunnen
des touffs berueffet hat. Und diß zeychen, das wir an sin stirnen thuond,
solt du niemarmer gethören zerstören, durch unseren herren Jhesum
Christum. Amen.
Der herr syge mit üch.

--712--

Antwurt:
Und mit dinem geyst.
Dyß ist das euangelion, das Marcus beschrybt [Marc. 10. 13-16]:
Eer syg dem herren got. "Es begab sich uff ein zyt, daß sy kindlyn
zuo dem herren Jhesu brachtend, das er sine hend uff sy legte. Aber
die junger beschalcktend die, die sy zuohyn brachtend. Do das Jhesus
sahe, do verdros es inn und sprach zuo inen: Lassend die kindly zuo mir
kummen und weerend inen nüt; dann iren ist das rych der himlen.
Ich sag üch warlich: Wellcher nit das rych gottes nimpt wie ein kindlin,
der wirdt nit hinyn kummen. Und als er sy in sine armen empfangen,
hat er sine hend uff sy gelegt, hat sy benedyet und lassen gon."
Hienach spüw der priester uff den härd, oder neme
den spenchel, beruer zuo dem ersten das recht or, sprech also:
Hipatha, du solt uffgethon werden [cf. Mc. 7. 34].
Darnach die naßlöcher und sprech:
In einem suessen geruch.
Darnach zuo dem linggen or spreche er:
Du aber, tüfel, wych und flüch; dann gottes rych, das kumpt.
Darnach sprech der diener zuo den gfatteren, die an
statt des kindes antwurten:
Wyderseyst du dem tüfel? Ja.
Und allen sinen wercken? Ja.
Und allen sinen gezierden? Ja.
Darnach frage er nach des kinds namen und sprech:
Gloubstu yn got, den allmechtigen vatter, ein schöpffer des himels
und der erden?
Sond sy sprechen:
Ja, ich gloub's.
Gloubst du yn Jesum Christum, sinen eynigen sun, unseren
herren, das er für din sünd gelitten, gestorben und vom tod widerumb
erstanden syg?
Ja, ich gloub's.
Gloubst du in den heyligen geist, ein heylige allgemeine christenliche

--713--

kilch, gemeinsame der heiligen, verzyhung der sünd, ufferstentnus
des fleyschs, und nach dem tod ein ewigs leben?
Ja.
Darnach treyt man das kind in die kilch, und spricht
der priester:
Der herr behuet dinen yngang und ußgang von nun an in ewigkeit
[cf. Ps. 121. 8].
Darnach salbe er das kind mit dem öl uff der brust und
zwüschend den schulteren und spreche:
Ich salb dich mit heilsamem öl in Christo Jesu, unserem herren.
und frag:
Wilt du getoufft sin?
Antwurtend sy:
Ja.
So nemmend das kind.
Denn so nem der priester das kind und duncke es in
das wasser, sprechende:
N., ich touff dich in dem namen des vatters, des suns und des
heyligen geists.
Darnach nem der priester krisam und mach dem kind
damit ein crütz an die scheytel und spreche:
Der allmechtig got und vatter unsers herren Jesu Christi, der
dich von oben herab von nüwem anders geboren hatt durch das wasser
und heyligen geist, unnd der dir alle sünd vergeben hat, der salb dich
mit dem heylsamen öl zuo ewigem leben. Amen.
So er im das hembdlin anlegt, spricht er:
Nimm hin das wyß unnd unbefleckt kleid, das du on flecken
bringen solt für den richterstuol Christi. Amen.
End des handels vom touff.
Ein ermanung zuo dem volck,
so eins gestorben ist.
Ir andächtigen, diewyl wir hüt zuo eeren und lob gottes christenlichen
versamlet sind, sollend ir wüssen, das unser lieber mitbruoder N.

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von got, unserem himelschen vatter, uß dem ellend dises lebens unnd
kercker des lybs zuo ewyger ruow unnd säligkeit durch den tod beruefft
ist. Deßhalb wir nüt trurig sin sollend als die Heiden, die der
künfftigen säligkeit kein hoffnung habend; sunder sollend uns fröwen
mit unserem lieben fründ und mitbruoder, des lyb wir zuo der erden
bestattet habend, deß seel - als wir glouben und verhoffend - im
fryden und christenlichem glouben zuo got, der sy beschaffen hat,
widerkert ist; zuo welcher ruow unnd säligkeit wir ouch gewüßlich verhoffen
zuo kummen. Und darumb helffen mir got ernstlich anrueffen und
bitten, das er uns, die noch in leben sind, verlyhe, in sinem wort und
glouben zuo verharren, uff daß wir durch die truebsal dises jamertals
ungeletzt kummind zuo dem versprochnen vatterland und immerwärenden
ruow. Amen.
Ein gemein gebätt am suntag.
Wir sollend anfengklich bitten, das got, unser himelscher vatter,
ein gnädig uffsehen habe uff sin heylige christene kilch und versamlung
aller gleubigen, die zuo beschützen und zuo beschirmen von allem
unglouben und irrsal, und sy beveste und volkummen mache in sinem
heyligen wort, in rechtem glouben, in styffer hoffnung unnd inbrünstiger
christenlicher lieby.
Wir sollend ouch got, unseren himelschen vatter, trungenlichen
bitten, das er alle verkünder sines wortes, alle hirten und wächter siner
christenlichen schäfflinen durch sinen heyligen geist erlüchten und
in sinem wort stercken welle, das sy wacker und umbsichtig, ouch getrüw
syen, damit der hellisch wolff die härd Christi nit überfall,
verletze und zerströwe.
Ernstlich söllend wir ouch bittenn für alle weltliche obergkeit, denen
von gott das schwärt, die gerechtikeit zuo bschirmen, die laster zuo straffen,
in die hand geben ist, damit wir mit inen in stiller ruow under einandren
leben mögend; in sunders für unsere gnädigen herren, ein burgermeister,

--715--

einen eersamen, wysen radt diser statt Zürich und ein gantze
gmeind, es sye in der statt oder uff dem land; ouch für ein gmeine
Eydgnoschafft, das sy alle also regieren, das witwen und weysen beschirmpt,
land und lüt beschützt, ein gemeiner fryd und nutz gefürderet
und gehandhept werde, das sy ouch alle ire radtschleg und gesatzt
ordnend und richtend nach dem wolgefelligen wort gottes.
Für alle, die in kummer, truebsal oder nöten sind, das sy got tröste
und stercke in sinem heiligen wort und verharrender gedult.
Für alle schwanger frowen, das inen got verlich ein fröliche gebürt,
der frücht einen waren glouben unnd christenlichen touff.
Für die frücht der erden, das uns got die welle behueten und erschötzen
zuo unserer noturfft.
Die seelen unserer forderen und aller abgestorbnen, die im warem
glouben und erkantnyß Christi verscheiden, sind nit tod, sunder sy
schlaffen und ruowend in Christo, dem herren. Diß reden ich uns
allen zuo trost und ermanung, das wir, die noch in leben sind, als ire
mitglider ernst und flyß ankeren, got zuo bitten, das wir ouch in
christenlichem glouben von hinnen scheyden mögind zuo der ruow der
säligen, und, so die stund des tods kumpt, wir dann unseren gespons
und gmahel Christo frölich und mit brünnendem liecht eines waren
gloubens entgegen gangind [cf. Matth. 25. 7, 10], ingefuert von im in das
rych, das uns von unserem himelschen vatter bereit ist. Amen.
Die offen schuld.
Wir söllen ouch alle demuetigklich niderfallen vor got, unserem
himelschen vatter, und uß grund unsers hertzen sprechen: O vatter! Ich
hab gesündet in den himmel und wider dich und bin nit wirdig, din sun
gnempt ze werden [Luc. 15. 18f.]. Biß gnädig mir armen sünder!
Ein segen über die, so sich eelich verpflichten.
O allmechtiger got, der du in anfang diner wercken einen man von
erden geschaffen und uß dem ripp siner syten ein wyb gestaltet, die

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du im zuo hilff zuogeben hast, das sy zwey ein fleisch unzertrennlich einander
lieben und anhangen solten, in welchem du ungezwyflet zuo verston
hast wöllen geben, das der man nit allein, sunder by dem wyb
als by einem behilff und trost wonen sol, uff daß er alle beschwärd
und arbeit dises zyts dester bas unnd ringer tragen, ouch mittel und
artzny der blödikeit und unruow sines fleyschs finden mögy.
O herr, der du durch din ewig wort zuo inen gesprochen hast:
"Wachsend unnd fruchtbaren üch, unnd füllend das erdtrich" [1. Mos.
1. 28], in welichem du dem menschlichen geschlecht ein form und ußgetruckt
bild des eelichen lebens yngewurtzlet hast, deß sich von anfang
Adam, Abraham, Isaac und Jacob, alle heiligen vätter, dine
geliebten fründ, gehalten, in dem unufflößlichen band der eelichen pflicht
gelebt hand.
O herr, der durch dinen geist in beden testamenten die heilige
und unbefleckte ee so hoch brysest, dargegen die unreiny unküschheit
so ernstlich verwürfst und straffest, das wir nüt zwyflen mögend,
din ordnung unnd satzung dines worts gefalle dir wol.
O herr, der du durch sölich band der ee uns ein übertreffenlich und
fast heimlich band diner unussprechlichen und vätterlichen liebe hast
wöllen anzeygen, so du in eelicher pflicht, warer trüw und glouben unsere
seelen dir als einem waren gespons und gmahel hast wöllen vermählen,
als din userwelter apostel Paulus uns bericht [cf. Eph. 5. 22ff.],
wir bittend dich von hertzen, das du dise zwey menschen, die sich in
diner forcht und glouben dines ewigenn worts eelichen verknüpfft und
verbunden hand, gnädigklich ansehen wöllist; dann du in allen dingen
der anfang, das mittel und das end sin solt. Verlych inen din gnad,
das uß söllichem somen, den du in ire hertzen gepflantzet hast, ein
heylige und dir wolgefellige frucht erwachse. Verbind sy in einträchtikeit
und unzertrenter liebe, damit din band, das du zuosamengehefftet

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hast, niemant ufflösy noch zerstöre. Gib inen dinen sägen, den du
dinen geliebten fründen Abraham, Isaac und Jacob geben hast.
Verker inen das ungschmack wasser aller truebsalen in den suessen win
dines gnadrychen trosts, daß sy in warem glouben und unufflößlicher
liebe allen kumber und eeliche bschwärd gedultigklich tragen und dir
also fürhyn säliklich leben mögind bis an den tag, so du sy, warer
unnd ewiger brütgam, in din schlaffkamer und heimlikeit infuerst.
Amen!