Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

75

<< Nr. 74 | Index | Nr. 76 >> 

Eine klare Unterrichtung vom Nachtmahl Christi

23. Februar 1526
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


Jump to page 789 790 791 792 793 794 795 796 797 798 799 800 801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816 817 818 819 820 821 822 823 824 825 826 827 828 829 830 831 832 833 834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844 845 846 847 848 849 850 851 852 853 854 855 856 857 858 859 860 861 862




--789--

Ein klare underrichtung vom nachtmal Christi durch
Huldrychen Zuingli tütsch (als vormal nie) umb
der einvaltigen willen, damit sy mit niemans spytzfündigheit
hindergangen mögind werden, beschriben.
Christus Matthei 11. [Matth. 11. 28]: "Kummend
zuo mir alle, die arbeytend und beladen sind, und
ich wil üch ruow geben."
Allen christglöubigen menschen enbüt Huldrych
Zwingli gnad und frid von gott und unserem herren
Jesu Christo.
Got, der uns synen eingebornen sun, das war liecht, das alle
finsternuß durchtringt [cf. Joh. 1. 5. 9], in diß welt gesandt hat, verlyche
uns sölche warheit und liecht, das wir nütz redind, denn das zuo sinen
eerenn, zuo erklerung der warheit unnd dem nechsten zuo guotem diene.
Das bittend wir inn by dem glouben, den wir zuo imm habend, by dem
strengen urteil, das er über alles menschlich gschlecht halten wirt.
Er hat uns verheissen, so wir bitten werdind, welle er uns erhören;
er wirt's ouch leisten [cf. Joh. 15. 7, Matth. 7. 7f., Luc. 11. 9f.].
Ich hab, o alle christglöubige menschen, in jaresfrist drü oder
fier mal von dem sacrament des fronlychnams Christi geschriben, doch
in latinischer sprach, und im tütschen selbs noch nie nütz lassen
ußgon, darumb, das die gelegenheit unsers lands umb der Welschen
willen sölchs erfordret. Nun aber, so ich etliche sich, die vergoumend,

--790--

das mine gschriften in ire stet nit kömind, nit gelesen werdind
- mit was conscientz sy aber das thuon könnind, so sy vormal so ernstlich
das wort Pauli [1. Thess. 5. 21]: "Bewerend alle ding, und nemend
das guot" ußgeschruwen habend, laß ich irem urteil -, ouch sich
offenlich uftuond, sam die kätzerisch sygind, und got mit iren gschrifften
anruoffend, das er uns von dem irtum abwise; etlich aber, die do sagend,
wir, die das lyplich fleisch und bluot uß gottes wort wüssend in disem
sacrament nit genossen werden, sigend noch nit gwüß, und ruoffend 's
für einen großen irtum uß, wellend sich ouch nit leren lassen, sunder
ab eim yeden wort hoch zürnen, so hat mich not beduocht, daß ich
die aller notwendigosten wort und sprüch gottes, die von disem sacrament
grüntlichen verstand gebend, zemensetzte mit etlichen der uralten
lereren und bäpstischen canonen oder rechten, damit der gemein, einvaltig
Christ die warheit selbs erlernen möcht, so im 's, die ouch das
euangelium predgen wellen gsehen sin, eintweders verhaltend oder aber
mißkerend; dann sy habend sich in 'n anfang vertieffet unnd wellend
nit sehen, daß es weger ist, widrumb harus ze land gewatten, weder
für und für in tieffe unnd finsternus tringen. Denn was ist finsternus,
wenn diser won, das hierinn brot fleysch sye unnd win bluot, und
wessenlich genoßen werdind, nit ein finsternus ist? Es habend
ettlich lang gefochten, wie das brot nit in 's fleischs substantz verkert
werd; etlich, man esse das fleisch und bluot Christi, wie es am crütz
ghangt sye; etlich aber, wie er uferstanden sye, welche alle meinungen
mit gottes wort erfunden werdend irrsälig sin. Noch denocht gebend
dise verirrten den frommen Christen für, wir sygind verirrt und bestandind
nit uff einer meinung; das doch gar nit ist, wie harnach als
klar, als der tag ist, gesehen wirt. Hierumb erman ich umb gottes

--791--

willen alle hohen, fürsten, herren, obren, gwaltigen voran, das sy sich
wider die warheit nit laßind verbittren, sunder, wie den obresten zum
höchsten zimpt, alle ding mit erwegnus unnd one gwalt ze tuon, ja
frävel und gwalt vergoumen, sy also dise sach mit erntstlicher, ryffer
betrachtung ermessen wellind; dann sy die dry artickel des christenlichen
gloubens: "Ist uffgefaren ze himel", "sitzt zuo der grechten gott
vatters, allmechtigen", "dannen er künftig ist ze richten läbend und
todt" der maß antrift, das eintweders die irrig meinung vom wesenlichen
lyb Christi in disem sacrament oder aber dise 3 artickel all miteinandren
brechen muessend; da well got nit, das sölichs einigem menschen
in 'n sinn köm. Darumb billich nütz uß bäpstischer vermessenheit,
die den fürsten fürgibt, sy beschirmind christenlichen glouben mit
schirm des fleischs und bluots, ze thuon ist; dann wer damit vermeinte
dem glouben schutz ze thuon, sturmte inn, als sich erfinden wirt.
Demnach erman ich nütz weniger alle gelerten, das sy nütz uß ufsatz
oder listen fürnemind, sunder vor dem man offenlichen angryffind,
wellind sy über ein stryten; dann wir uns aller sophisten, philosophy
und rhetorickischen stücklinen verzyhen wellend, ußgenomen, so vil
wir inen über sölche antwurt geben zwungen werdend. Sy wellind ouch
das unerber schelten und mit schwären worten übervallen und bedecken
ußlassen. Nit das mir ab den winden grus, ich hab iro gewonet,
gott sye danck, unnd ston uff eim felsen, der under mir nit wycht
und mich nit lasst ab imm geweyt werden; sunder das ich lieber
sich die warheit in eigner person und burde einvalticklich harinträtten,
weder das man sy mitt ungemessen worten, die one argwon
der hochfart nit sin mögend, unlieplich mach. Ich weiß hieby wol,
was maß ist; wie Christus thür geredt oder bescholten hat. Ich
red aber allein von dero wegen, die, so sy am ersten anblick der warheit

--792--

heit sehend, was grunds die sach hat, zuckend sy von stund an mit
ungestuemen schalckworten von leder, und schlahend harin und blendend
die einvaltigen, sprechende: "Das sind ufrueren" (denen wir als
hold sin als dem Lucifer; so es aber ie uff ban gebracht, wurde
wol erfunden, welches die ursächer vergangner ufruoren gewesen sind).
"Die grüblend in der gschrifft uß muotwilligem sin und begird der
eren" (wenn wir nach eer staltind, muoßtind wir 's anderst angryffen).
"Die habend den glouben nit" (und hettind wir nit den glouben, wir
hettind nie erlernet, das das fleisch nüt nütz ist) etc., unnd mit derglychen
worten, damit das einvaltig volck die warheit flücht, ee und
sy die angeluogt habend. Ich weiß ouch hieby, das der gemeinn lieplich
Christ der warheit vil frölicher loset, wo sy in irer eignen kleidung
kumpt, weder mit ze vil zier oder mit ze hochmuetigem gböch.
Ich weiß ouch, daß der gemeinen fräven reden, die leider yetz in aller
welt beschehend, nit ein kleine ursach sind die gschriften etlicher lerenden,
die alle ding zum zornigosten und fräfnesten habend darthon.
Und ob ich glych ouch darumb gescholten wurd und mir recht beschäch,
könd ich mich nit klagen. Wil man in diser sach zanggen
(wiewol ich mich des weder zuo got noch waren glöubigen versich), so
wirt der zangk nit eins tags ußgon; sol man inn denn mit ungeschickten
worten beruoßgen, wirt die schwertze so groß, das man die warheit
verlieren wirt, als man in eim altgesprochnen wort seyt: "Mit überschwencklichem
zanggen verlürt man die warheit." Ja, darumb bitt
ich, das die gelerten disen handel nit mit unfrüntlichem gschrey beladen
wellind, sunder zimlich faren, damit nümmen so vil args uß

--793--

schalck der worten geschöpfft werd, als guots uß dem sinn und meinung
abgewunnen werden mag.
Sittenmal nun alle sach uß dem mißverstand der worten: "Das ist
min lichnam" entsprungen ist, wellend wir zum ersten dieselben wort
nach den mißverständen erwegen und anzeigen, was irtumß inen
nachvolgt.
Für den andren artickel durch offne gschrifft und artickel des
gloubens eroberen, daß dise wort die sinn, damit sy ein zyt har begwaltigot
sind, nit haben mögend.
Zum 3. iren rechten natürlichen sinn uß häller gschryft beweren
und anzeigen.
Zum 4. etlichen schynlichen gegenwürffen antwurten.
Der erst artickel.
Dero, die in disem sacrament vermeinend waar fleisch und bluot
Christi geessen werden, sind etlich, die redend, man esse sin fleisch
und bluot, wie sy am crütz gehanget sind, also, das die lyplich substantz
des brots und wyns in die lyplichen substantz des lyplichen
fleisch und bluots verkert werde. Etlich aber sprechend, man esse
den lychnam Christi in dem brot oder under dem brot, doch daß das
brot brot blybe, und sölle nieman fragen, wie man inn esse, sunder
allein verjehen und glouben, das man inn esse; dann Christus hab
geredt: "Das ist min lychnam"; so muesse es sin. Die letsten sagend,
er werde hie geessen, wie er von den todten ufferstanden sye und zuo
den jungeren durch bschloßne thüren kumen etc.
Ee und wir aber ir meinung hören und widerfechten, wellend
wir von des einvaltigen läsers wegen anzeigen, was sacrament heisse.
Sacrament ist als vil als ein zeichen eins heiligen dings. Wenn
ich nun sprich: "das sacrament des fronlychnams", wil ich nütz

--794--

anders verston weder das brot, das ein bedütung ist des lychnams
Christi, der für uns gestorben ist. Nun habend die pfaffen all wol
gewüßt, daß diß wort "sacrament" ghein anders hieß (wie es von den
christlichen lereren all weg har in dem val gebrucht ist) weder ein
zeichen; und habend nütz deß minder die einvaltigen imm won gelassen,
als ob es neiswas anders oder türers hieße, das doch die einvaltigen
nit verstuondend, sunder fielend daruff, als ob sacrament gott
selbs wär: so hieß es nun ein zeichen eins heligen dings. Also ist der
fronselbslychnam Christi der, der by der grechten hand gottes sitzt,
unnd das zeichen sines lychnams ist das brot, unnd das zeichen sines
bluotes ist der winn, die man inn der dancksagung nüßt. Nun mag ye
das zeychen und das verzeichnet nit ein ding sin. So mag das sacrament
des fronlychnams Christi nit der fronlychnam selbs sin.
Ietz kumend wir widrumb uff die ersten, die da sagend: "inn
disem sacrament werde die substantz des brots verwandlet in die substantz
des wesenlichen fleischs Christi, wie es in der krypf gelegen
und wie es am krütz gehanget ist". Die bewärend ir meinung also:
Die kraft gottes worts ist so mächtig, gegenwürtig, so läbendig, das
alles, das er redt, das ist, wie er redt; dann himel unnd erden muessend
ee vergon weder eins siner worten, ja weder ein buochstab von sinen
worten Luc. 16. [Luc. 16. 17]. Byspil: Er hatt in anfang der gschöpft
gen. 1. [1. Mos. 1. 3] gsprochen: "Es sye ein liecht! Do ward ein
liecht." Sich, so läbendig unnd mechtig ist sin wort, das ouch die
ding, die nit sind, von stund an, so er heißt, gegenwürtig sind uß nüt.
Wie vil me, so er spricht: "Das ist min lychnam", wirt die substantz
und wesen des brots verkert in das weßen des fleischs Christi; dann
ringer ist ein substantz in die andren keren, weder ein substantz uß
nüt machen. So nun Christus hie spricht: "Das ist min lychnam",
so ist es ouch sin lychnam; dann er hatt geredt: "das ist", so ist es
ouch also, und muessend alle ding in dieser welt wychen, unnd diß brott

--795--

das recht, wessenlich fleisch Christi laßen sin. Dann so er spricht:
"Ist", so ist es. Derglychen, als Christus Mat. 8. [Matth. 8. 3] zum
sundersiechen sprach: "Biß reinn", do was er vonn stund an rein.
Ouch so er zuo dem blinden sprach [Luc. 18. 42]: "Sich uf", sach er
sy von stund an. Also ouch hie, so er spricht: "Das ist min lychnam"
etc., so ist das brot fleisch und der win bluot.
Antwurt: Sich, frommer Christ, wie so bald ein grosser flügel
den einvaltigen für die ougen gemacht wirt, für das man inen die irrtumb
ze glouben hatt ggeben. Und ist aber nütz ringer, so man die
ougen recht uftuot, weder sölch blendungen versetzen, als wir hie
offembar wellend machen; dann wir nienenhar über dise irrige ynzüg
antwurt suochen wellend weder uß den ynzügen selbs. Also: Ich löugnen
nit alles, das von der waren krafft gottes worts harynzogen wirt,

--796--

sunder ich erkenn das, wo gott redt, das es also ist, wie er redt; dann sin
red ist ein läbendig gheiß [cf. Hebr. 4. 12]. Merck aber: hie hastu zwen
gebresten. Einen, das damit nit bewärt ist, das, wenn der pfaff oder
der mensch also spreche: "Das ist min lychnam", das darumb der lychnam
Christi da sye. Dann so du glych sprichst: "Er hatt geredt:
,tuonds min ze gedencken', hierumb so ist sin lychnam da", so hilfft es
nütz; dann der pfaff spricht nit: "Das ist der lychnam Christi",
sunder: "Das ist min lichnam", so wär des pfaffen lychnam da. So
aber in diser antwurt vil unnützes gschwätzes harin gezogen wurd,
lassend wir den gebresten vallen und gründend nit daruf, ob wir 's glych
wol tuon möchtind; dann er von vilen gebrucht. Der ander gebrest ist,
daß du nit sichst, das du vor allen dingen muost den rechten verstand
gottes worts haben, ee du etwas darmit bewären mögist. Byspil:
Da Christus spricht [Joh. 15. 5]: "Ich bin der rebstock", muostu
zum ersten erwegen, daß diß ein figurlich red ist, namlich, das er eim
rebstock glych sye; dann wie der die schoß enthalte und die usserhalb
imm ghein frucht bringind, also standind alle syne glöubigen in imm,
und on inn vermögend sy nütz. Wenn du nun vor disem verstand
sprechen wilt: "Er hat geredt: ,Ich bin ein rebstock', so ist er ouch
ein lyplicher rebstock", so machtist du inn zuo rebholtz. Also ouch in
disen worten: "Das ist min lychnam", muostu zum ersten bewären, daß
er damit habe wellen sin eigen fleisch unnd bluot lyplich geben, oder
du strüttest vergeben: "Er hat 's geredt; so muoß es ouch sin"; dann
es muoß nun sin, wie er 's verstanden hatt, nit, wie du es mißverstast.
Wie wiltu nun uß der gschrift bewysen, das er da sin eigen fleisch und
bluot lyplich ggeben hab, so er Io. 6. [Joh. 6. 63] spricht: "s'fleisch ist
gar nüt nütz" (verstand: ze eßen) etc. Davon im andren artickel
komen wirt. Hierumb so merck den grund diser leer. Wirt in disen
worten Christi: "Das ist min lychnam" diß wortlin "ist" substantive,
das ist: wäsenlich, genomen, so muoß ye sin, daß die substantz des
lychnams oder fleischs Christi wesenlich da sye.
Uß welchem zwen offembar irrtumb herfürgezogen werdend.

--797--

Einer: So er wesenlich lyplich da ist, so mueßte er ouch wesenlich
lyplich mit den zenen in der menschen münden zerbissen unnd empfindtlich
zermalen werden. Dann man laßt hie nit ußschlieffen: gott
ist alle ding müglich. Dann im ist nit möglich, wie du im anfang hast
anzeigt, das das liecht, das er mit synem wort geschaffen hatt, nit ein
wäsenlich, empfintlich liecht sye; sunder, wie er redt, also was das
liecht wesenlich, empfintlich, gegenwürtig, sichtbar, wie es noch ist. Also
ouch hie: Wirt "ist" wäsenlich genomen, so ist nit müglich, das das
fleisch nit empfintlich da sye; denn das liecht was ouch nit ein unempfindlich
liecht. Derglychen was die reinigung des ussetzigen und
die gsicht der blinden nit ein unempfintlich ding, sunder sy empfundend
irer gsundheit, die sy selbs wesenlich hatend. So aber in disem
sacrament ghein mensch nie empfindtlich wesenlich fleisch geessen hat
(dann die erdachten fablen, die etwan gepredget sind, mögend nütz
bewären; denn ob es glych an eimm ort durch betrug beschen, wär es
nit gnuog; es mueßte in aller menschen münden glych sin; dann die wort
und uebung glych sind), so ist offenbar, daß lyplich, wäsenlich fleisch da
nit ist; dann wär es da, so mueßte es ouch lyplich nach siner burde
und wesen empfunden und mit den zenen gebissen werden. Dann
kurtz: Es mueßte als wesenlich da sin, als wesenlich das firmament
und liecht sind, die got hat also gheissen sin; dann sy nit unempfintlich,
sunder sichtbar sind. Wurde nun hie "ist" wesenlich genomen,
so mueßte der lychnam Christi sichtbar, wesenlich, lyplich, empfindlich
da sin. Darumb so erfindt sich an diser irrigen meinung bewärnuß
selbs, daß dise wort den sinn nit mögend haben, daß da lyplich fleisch
und bluot geessen werde; dann ich wil glych sprechen: Wie sy got hat
geredt: "Das ist min lychnam", so muoß er ouch wesenlich fleischlich
da sin, als wesenlich das liecht ward, do er 's hieß sin. So aber harwiderumb
das nit erfunden noch empfunden wirt, so volgt, daß die
wort Christi den sinn nit habend von lyplichem fleisch und bluot.
Denn wenn sy den sinn hettind, so mueßte man sy ie empfinden; denn er
mag nit liegen [cf. 4. Mos. 23. 19]. Sich, wie dero schirm ir schad ist.

--798--

Der ander irrtumb, der hie harfürzogen wirt, ist glych ouch die
ander meinung, die wir zum ersten habend anzeigt, namlich die do
spricht: "man esse den lychnam Christi in oder under dem brot, doch
daß das brot brot blybe". Dann wirt diß wörtlin "ist" substantive, das
ist: wesenlich, genomen, so ist es ein offner frävel, daß sy spricht, das
brot blybe brot, und die transsubstantiation verlöugnet, das ist: die verwandlung
der substantz des brots in 's fleisch. Ursach: Ich wil reden,
wie die erst irrung redt: "Gottes wort ist läbendig. Er hat geredt:
,das ist', so ist es ie syn lichnam." Wirt nun "ist" wäsenlich genomen,
als die ander irrung ouch käcklich stritet, so muoß die substantz
des brots schlechtlich verkert werden in die substantz des
fleischs. So blybt denn nümmen brot da, und hat die irrung gefält,
die do spricht: "Brot blybt brot, aber under dem brot ißt man fleisch."
Sich ouch, wie dise irrung unwüssenlich fart! Sy wil gheins wegs
zuolassen, daß dise wort Cristi: "Das ist min lychnam" ein figurliche
oder verwendte red sye, sunder das wort "ist" werde wesenlich genomen,
und gat demnach hin und thuot das wort "ist" gar hindan,
und spricht: "In disem brot wirt der lychnam Christi geessen", und
hat aber Christus nit also geredt: "Nemend, essend; in dem brot isset
man min lychnam", sunder: "das ist min lychnam." Sich, wie we
es thuot ertrincken! Thät ich das, das ich die wort Christi also verkarte,
da wurdend die donderagsten gegen mir howen. Deßhalb nun

--799--

ouch offenlich die ander irrung erkennt wirt. Und welcher nit me denn
dise andre irtum gegen der ersten setzt, so stechend sy bed einandren
ab. Dann die erst bewärt fleisch und bluot da sin durch das wort
"ist"; und so verr es wesenlich genomen werden möcht, so sticht sy
die andren ab, die sagt, das brot blybe brot, so sy ouch "ist" wil
wesenlich genomen werden. Dann wirt es wesenlich genomen, so muoß
"brot" nümmen "brot", sunder "fleisch" sin. Harwidrumb, so die ander
irrung ie denocht erkennt und ouch empfindt, das die substantz des brots
nit in fleisch verkert wirt, bewärt sy selbs, daß "ist" nit wäsenlich mag
genomen werden; dann wo imm also wär, so mueßte das fleisch glych als
wol empfintlich sin, als ouch das brot empfintlich ist; und wie vor der
wyhung (als sy es nennend) das brot empfunden wirt brot sin, also mueßte
es von stund an nach der wyhung empfunden werden fleisch sin. Hierumb
so sticht sy die ersten irrung ab. Uß welchem nun ermessen wirt, das
sy bed offenlich fälend. Aber die nachgender schirmt, daß "ist" wesenlich
genomen werd, das doch ghein rechnung hat, wie ghört ist, allein
darumb, daß sy das wort "ist" nit anderst mögend schirmen, daß es
nit ein figurliche red gebär. So man aber die ungeschicklicheit so
starck harfürzücht und iro anzeigt, daß sölch fluchten nit grund habind,
schryt sy: "Ich wil by den einvaltigen worten Christi bliben, und
halt ouch darfür, welcher Christ sich der meinung umb der einvaltigen
worten Christi willen halte, der irrt nit." Antwurt: Dem ist
recht! Also soltu, liebe irrung, das den einvaltigen sinn nennen, der
aller zwyvaltigost, aller tuncklest und unverstendigost ist. Heißt das
in der gschrifft der einvaltig sinn, den wir uß mißverstand des buochstaben
schirmend, so ist Christus rebholtz, ein unvernünftig schaaff,
ein tür, und Petras die grundfeste der kilchen etc. Darumb laß das

--800--

den einvaltigen sinn der worten Christi sin, der by andren worten
blyben mag, der in aller verstentnuß der glöbigen der einvaltigost
und begrifflichost ist, der nit sölchen widerstand hatt uß der warheit,
als die vordrigen zwen verstend, dero dwedrer das war machen mag,
das er halt. Die ersten mögend nit bewären, daß da fleisch sye. Dann
wo es da wer, so wurd es gsehen und empfunden wie alle gschöpften,
die vonn gott ye gmacht sind. Die andren mögend nit bewären, das
fleisch under dem brot sye. Dann Christus spricht nit: "Man ißt min
fleisch under dem brot." So heißt das in der gschrift der einvaltig
sinn, der grund unnd bstand hatt in der warheit, das ist: in gottes
wort, und darinn gheinen widerstand hatt. Oder aber der bapst möcht
sich übel klagen, das man imm die wort: "Du bist Petrus, das ist:
,felsin' oder ein ,felser', und uff den felsen wil ich min kilchen buwen"
[Matth. 16. 18] nit ouch bim einvaltigen sinn ließe blyben. So stuende
die kilch uff imm. Und möchte der ouch nit irren, der sich des einvaltigen
worts hielte, als die ander irrung fürgibt. Aber nit also.
Sunder, so wir findend, daß Christus allein der fels, allein das houpt,
allein der rebstock ist, darinn wir alle sälig werdend, so ist er der fels,
uff den die kilch gebuwen ist. Und ist das der einvaltig sinn der
worten. Und wie inn der bapst uff sich gezogen hat, ist er nit einvaltig,
sunder unglöubig, unverstentlich und unlydenlich dem glöubigen
hertzen. Also ist ouch der sinn der worten Christi: "Das ist min
lychnam" von lyplichem fleisch nit der einvaltig sinn, sunder der aller
unverstentlichost ouch dem glöubigen hertzen, der by gottes wort nit
bston mag, wie wyter komen wirt, und die wort in ir eignen natur
das nit ertragen mögend, wie schon ghört ist.
Die drit irrig meinung, die do sagt: "man esse den lichnam
Christi, wie er von den todten ufferstanden sye" wirt harnach imm
andren puncten überstriten.
Ietz wellend wir uß den bäpstlichen rechten anzeigen, das die meinung,
daß man in disem sacrament lyplich fleisch und bluot niesse, nit
mag uß den worten Christi verstanden werden. Nun wil ich des
bapsts recht nit anzeigen, das ich den glöubigen ützit damit welle

--801--

bewären, sunder denen, die uff 's bapstuom haltend, antzeigen, das ouch
uß sinen rechten die warheit mag erfochten werden. Welchs got also
gefuegt hat, daß eben in der geschrifft, die den Antchristen geufnet
hat, ouch funden wirt, damit man sinen irrtum überwinden mag.
De consecr. dist. 2. ca. Ego [Corpus iuris canonici c. 42, Dist. II,
de consecratione] stat also: "Ich, Berengarius, ein unwirdiger diener
der kilchen sant Mauritzen ze Andegauo, erkennende den waren,
allgemeinen und apostolischen glouben, verfluoch alle kätzery, vorus die,
in dero ich etwa lang verlündet bin, die do bestäten gdar, das wyn
und brot, die man uff den altar thuot, nach der wyhung allein ein sacrament,
das ist: zeichen (sich, wofür die bäpst selbs das wort "sacrament"
bruchend) und warer lychnam und bluot des herren Jesu Christi nit
sye, und daß der (verstand: lychnam) nit möge empfindlich, sunder
allein des zeichens halb mit den henden der pfaffen gehantzlet oder
gebrochen oder mit den zenen der glöubigen zermalen werden. Ich
mithäll aber der heligen, römischen kilchen und dem apostolischen
stuol und vergich mit mund und hertzen, daß ich von den sacramenten
des herren tischs eben den glouben hab, den der erwirdig herr und bapst
Nicolaus und diß heilig concilium uß euangelischem und apostolischem
gwalt ze halten fürggeben hat und mir bestätet, namlich, das
wyn und brot, die uff dem altar sind, nach der wyhung nit allein ein
sacrament (das ist: ein zeichen etc.), sunder ouch der war lychnam unnd
bluot unsers herren Jesu Christi sygind, und empfintlichen, nit
allein das sacrament, sunder warlich mit den henden der pfaffen gehanzlet
und gebrochen und mit den zenen der glöubigen zerbissen oder
zermalen werd" etc. Sich an zum ersten, o verstendiger glöubiger,

--802--

wie sich der tüfel in ein ' n engel deß liechts verwandlen kan [cf. 2. Kor.
11. 14]. Diser Berengarius hat nach Christus geburt 1080 jar ongevarlich
gelebt und empfunden, das in disem sacrament träffenlich geyrt ist;
wie dann zuo allen zyten all weg etlich gewesen sind, die disen irrtumb
erkennt hand. Da legt der bapst hand an, das diß fenster nit ufgeton
werd, unnd zwingt inn zuo eim sölchen närrischen, offenlichen widerruoff,
in welchem man gruntlich sicht, das es ein lug ist, das hie geredt wirt
vom lyplichen fleisch Christi. Wiewol nun andre geschichtschryber
anzeigend, wie Berengarius ein so frommer man gewesen sye, das
etliche fürsten nach sym todt geredt habend, sy wöltind lieber bym
Beringer sin weder bym bapst, ob er glych biß in 'n todt in dem
argwon by vilen gewesen ist, als ob er imm hertzen von der meinung,
die imm vordren teil diß widerruoffs verfaßt ist, nit abgevallen sye;
denocht hat er den offenlich erlognen widerruoff geton wider sin und
aller menschen conscientz. Zum andren wellend wir sehen, was der
widerruoff vermög. Der vermag, daß er bekennt hatt, er gloube mit mund
und hertzen, das der lychnam Christi empfintlich mit denn henden der
pfaffen gehantzlet werd, empfintlich zerbrochen werd und empfintlich
mit denn zenen der glöubigen zerbißen oder zermalen werd. Welche
alle drü als offen lüg sind, als do der tüfel zuo Eva sprach
[1. Mos. 3. 4f.]: "Ir werdend nit sterben, sunder wie die gött werden."
Dann welcher pfaff hatt inn ye empfintlich gehantzlet? Wenn er empfintlich
da wär, wie wöltind sy inn erheben? Oder wie wär es nit ein
schmach Christi, daß man inn also in gräwlende, nuechtende
hüßly verschluß? Wer er empfintlich dem pfaffen, so wer er ouch
imm selbs empfintlich; so mueßt er ye frost unnd unlust erlyden.

--803--

Hie sprechend sy aber: "Man muoß das wort ,empfintlich' nit so grob
verstan. Läse man die gloß." Antwurt: "So sag an, wie sol man
,empfintlich' verston?" Sprichst: "Wie die gloß sagt." So sagt sy eben
wie du: "Man muoß die wort wol verston" etc., und spricht demnach,
man mueße die ding von den beden gstalten wyns und brots verston.
Was hatt aber Berengarius anders geredt, wenn er gsagt hatt, es
werde sacramentlich gebrochen? Ist nit das ouch allein von den gestalten
wins und brots gerett? Er hatt aber mueßen reden, der war
lychnam unnsers herren Jesu Christi werde hie warlich gehantzlet,
gebrochen und mit den zenen gebissen. Zeigend dise wort nit eigenlich
gnuog an, was sy durch "empfintlich" verstandind? Darzuo ist
offembar, so sy das wort "ist" wesenlich in den worten Christi: "Das
ist min lychnam" genommen hand, das sy ye habend mueßen sagen:
"Ist er wesenlich da, so muoß er ouch empfunden werden gebrochen
und mit den zenen zerbissen." Und wiewol alle sinn und gedancken darwider

--804--

gestritten, habend sy denocht sölchs mueßen reden, so sy "ist"
wesenlich namend, wie doben gnuog ist anzeigt. Darumb soltend sy an
der tadt selb empfunden haben, das "ist" nit wesenlich genommen wirt.
Können wir zur morgenröte sagen: "Es werd z' abend wittrig" und zur
abendröte: "Es wirt morn schonen" Mat. 16. [Matth. 16. 2 f.] und
könnend nit erkennen, daß, wer Christus wunderbarlich mit dem lyplichen
fleisch in dem brot, oder das brot fleisch wär, so wurdind wir
des fleischs empfinden? Oder aber, so wir sagend, das brot sye da fleisch
und werde wesenlich geeßen, aber wunderbarlich, und nieman weder
fleisch noch bluots innen wirt, wer wirt nit sagen, wir liegend und triegind
uns selbs? Wo hatt gott ye wunder geton oder der welt fürggeben,
die man nienen säch noch empfund noch gheins wegs innen
wurd? Demnach spricht der widerruoff: der lychnam Christi werde
ouch empfintlich gebrochen von der pfaffen henden. Wie wirt er gebrochen?
Werdend sy on zwyfel sagen: Wie er am krütz gebrochen,
das ist: getöt ward; denn sy habend on zwyfel das opfren hierinn
gründt. Wo blybt denn, das Christus nümmen sterben mag Ro. 6.
[Röm. 6. 9]? Oder aber sy sagend: "Nun das brot oder species, das
ist: gstalten, werdend gebrochen." Danck habt. So hat doch Beringer
recht geredt, so er gseit hatt, der lychnam Christi werd hie nit lyplich,
sunder das zeichen allein werde gebrochen. Also ist diß wort
"empfintlich gebrochen" glycher unsinnigheit als das vordrig "empfintlich
gehantzlet". Demnach lut Beringers widerruoff, der lychnam
Christi werde empfintlich mit den zenen der glöubigen zerbissen oder
zermalen. Ach, himelscher gott! Welcher glöubiger hatt sölchs ye
empfunden? Oder welchem hett nitt gruset, so er sölchs empfunden
hett? Ist denn das wort Christi nümmen war Mat. 15. [Matth.
15. 17]: "Alles, das in den mund gat, das laßt sich in den buch und
wirt durch den weidgang ußgetriben"? Was großen wuosts gibt dise
irrige red ze gedencken, das doch verr sol sin von allen glöubigen
hertzen? Es habend etlich lerer den zwyfelhaftigen ouch hierinn antwurt

--805--

wurt mueßen geben, als Rabanus. Ist allein uß der verwirrigen meinung
entsprungen. "Ja", sprechend wir weklich, "es beschicht wunderbarlich",
und wellend alle ding mit dem wort versetzen, glych als ob
gott wunder würcke, dero nieman innen werd. Das wer ein wunder,
wenn wir in so wenig brots und win empfundind, das sy fleisch unnd bluot
wärind. Also hatt das himelbrot größe und form wie ein corianderkörnli,
aber es hat vil ein 'n andren gschmack [cf. 2. Mos. 16. 31]. So aber
das hie nit ist, sunder wir empfindend und schmeckend win unnd brot,
warumb sagend wir denn, es sye fleisch, so wir 's nit empfindend? Wer
das fleisch wunderbarlich da, mueßt das brot nit brot, sunder fleisch
empfunden werden; sust, so brot hie gsehen und empfunden wirt, ist
offembar, das wir gott ein mirackel zuolegend, das er nit wil und inn
schmecht; dann er nit mirackel tuot, dero nieman innen werd. Es
söllend ouch die unberichten, die über disen text der gloß warnemend,
nütz daruf halten; dann sy nun wort ist und hatt gheinen sinn. Darzuo
hatt eben derselbig glosierer De consecratione di. 1. capitel 1. geredt,
es sye schädlich oder gevarlich, die warheit von den sacramenten
ze reden. Er laßt sich ouch mercken, sam Gratianus die warheit
nit hab gdören sagen, sunder habe er die durch die vätter anzeigt,

--806--

und für sich selbs nützid fürgeben oder gsetzt, als er aber an andren
orten geton hab. Sich, frommer Christ, das redt ein bäpstischer
glosierer. Der erkennt ye, das es vor dem bapst gevarlich sye, die warheit
ze sagen vonn den sacramenten. Nun was aber nit gevarlich ze
sagen, das hierinn fleisch und bluot wär; dann das zwang der bapst. So
muoß ye das gevarlich geweßen sin, so man redte, wie wir sagend. So
ist ouch dasselb die warheit gewesen by disem glosierer; dann er spricht:
es sye von den sacramenten eim gevarlich die warheit ze sagen. Hett
er geredt: "Es ist gevarlich, davon ze sagen", wär etwas xin. So er
aber spricht, es sye gevarlich, die warheit davon ze sagen, zeigt er
offenlich an, das man die warheit davon zuo synen zyten nit gesagt hab.
So vil hab ich umb etlicher ungeschickten wegen mueßen von der gloß
sagen, denen man vil anderst sölte in 'n zoum vallen, wenn man iro
nit umb gotz willen verschonte.
Hie sprechend etlich: "Ich gloub nit also, das man hie lyplich
fleisch mit mund und zenen esse, sunder unempfintlich." Zuo denen
hab ich guot hoffnung, sy werdind die warheit bald erkennen mit fröiden;
denn so sy also sprechend, so widersagend sy mit der tat dem bapstuom,
ob sy glych deß nit wellend gsehen sin; denn der bapst spricht:
"empfintlich mit den zenen zertriben oder zermalen." Glych als wol
zeigend sy mit offnen worten an, daß sy diß wörtlin "ist" gantz nit
wesenlich nennend, als sy aber strytend; dann verstuendend sy es wäsenlich,
so köndind 's nit lögnen: es mueßte sin fleisch (Christi) wäsenlich
da sin.
Hieby ist ouch billich, daß man die warheit uß Gratiani buoch,
"bäpstisch decret" genannt - darumb, daß die bäpst dasselb buoch bestät
und vil jar in grossem bruch gehebt hand -, nit dahinden laß
blyben. Dann wie erst uß dem glosator anzeigt ist, merckt man

--807--

eigenlich, daß Gratianus nit bäpstischer meinung gwesen, ob er glych
umb die jar nach Christus geburt 1160, in denen die finsternus der
unwüssenheit gar noch zum grösten was, glebt hat. Diser Gratian
zücht glich für den sechßten canon nach disem widerruoff Berengarii
harin die wort Augustini, die der bapst ouch bestät hat, der also
spricht [Corpus iuris canonici c. 47, Dist. II de consecratione]: "Worumb
rüstest du zan und buch? Vertruw, so hastu geessen; dann in inn
vertruwen, das ist: das brot und den wyn essen. Welcher in inn vertruwt,
der ißt inn." So vil ist der worten Augustini. Sy widersprechend
aber offenlich den vordrigen worten imm widerruoff Beringers.
"Was rüstestu zan und buch?" stat hie; so stuond dört: "der lychnam
und bluot Christi wurdind empfintlich mit den zenen zermalen". Diser
wil der zenen nütz darzuo; yener muoß zen darzuo haben. Also hat Gratianus
denocht die warheit nit wellen dahinden lassen. In denen worten
Augustini ist der gantz grund diß sacraments vergriffen. So er spricht:
"Was rüstestu zan und buch?", gibt er ze verston, daß hie nütz lyplichs
geessen wirt; dann, wer hie üzid lyplich ze essen, mueßte zan
und buch darzuo gebrucht werden. So er aber spricht: "Vertruw, so
hastu genossen", zeigt er volkumlich an, daß "Christum essen" nütz
anders ist weder: uff inn und in inn sich hinlassen und vertruwen.
Hie sprechend aber die widerspänigen: "Man sol diß wort: ,Vertruw,
so hastu geessen' also verston: Vertruw oder gloub, daß da fleisch und
bluot sye, so issestu fleisch und bluot. Welche das gloubend, die essend 's.
Welche aber das nit gloubend, essend 's nit." Hie wölt ich sy gern
fragen, wie vil sy dero gsehen hettind, die sich da empfunden hettind
fleisch und bluot essen? Und so sy sidt dem ynsatz Christi ghein 'n
zeigen köndind, mueßtind sy ie verjehen, daß nie gheiner gloubt hett.

--808--

Damit erwutschte man inen d' hand im sack, namlich, das sy selb
nit gloubend, das sy da fleisch essind etc. Aber ich wil sy nit reytzen,
sunder dise antwurt geben: Das nachgend wort Augustini: "dann in
inn vertruwen, das ist das brot und den wyn essen", das leert der vordrigen
worten verstand eigenlich. Er spricht erstlich: "in inn vertruwen".
Damit wirt gelernet, daß hie "vertruwen" oder "glouben" nit uff 's brot
oder fleisch reichen mag, sunder allein uff Christum. Darnach spricht
er: ",In Christum vertruwen', das sye das brot und den wyn ässen."
Wie gat das zuo? Es sind hie zwo schwär reden; wer wil sy verston?
Dann es sind vil, die in Christum on underlaß vertruwend und aber
das sacrament, wyn unnd brot, selten essend. Darzuo nennet Augustinus
das, das ouch die glöubigen essend, wyn und brot. Darumb
so merck, das Augustinus mit den worten nütz anders wil, dann:
Welcher in Christum vertruwt, der gat recht zuo der gmeind, die das
brot und den wyn mit einander ißt; der brucht das sacrament recht.
Dann er spricht glych druff: "Welcher in inn vertruwt, der ißt inn."
So ist aber "Christum lyplich essen" nütz anders weder: vertruwen uff
den sun gottes, des lychnam für uns in 'n todt ggeben ist. Hie redend
die mißverstendigen aber: "Die in inn vertruwend, die essend inn mit
fleisch und bluot. Also sol man Augustinum verston." Antwurt: Das
wort, das darvor stat: "dann in inn vertruwen, das ist das brot und den
wyn essen", gibt ouch hie ze verston, daß Augustinus nit wil sagen:
"Welcher uff inn truwt, der ißt sin lyplich fleisch und bluot", so er vor
gseit hat, in inn vertruwen, das sye das essen, das hiehar not sye;
dann er ouch zum ersten gesprochen hat: "Vertruw, so hastu inn schon
geessen." Und nempt denocht, das hie lyplich geessen wirt, wyn und
brot, das Christus selbs fleisch und bluot genennet hatt drumb, das es
bedütliche zeichen sines fleischs und bluots sind in der dancksagung,
wie sy Paulus [cf. 1. Cor. 10. 16] ouch nennet. Und ist kurtzlich
aller sinn diser worten Augustini der: Wenn du zuo diser dancksagung
kumst, darfstu weder zen, damit du den lychnam Christi zerbissist,
noch den buch, daryn du den küwten bhaltist, zuorüsten, sunder
vertruw in inn, so hastu inn schon geeßen. Dann so du in der dancksagung

--809--

die beide, win und brot, mit der gmeind ißist, tuostu nütz anders,
denn das du dich offenlich dartuost, du vertruwist uff den herren Jesum
Christum. So muß ye "in Christum vertruwen" das fürnem
sin, daruf wir sehen söllend, so wir die bedütlichen win unnd brot
eßend. Dann, welcher in inn vertruwt, der ißt inn. "Christum eßen"
ist nütz anders dann: in inn vertruwen. Disen sinn habend die bäpstischen
in ander weg gezogen und den heiligen worten - dann sy nütz
anders weder gottes wort sind Jo. 6. [cf. Joh. 6. 26-65] - gwalt geton,
als wyter bald darnach gsehen wirt de con. di. 2. c. [Corpus iuris
canonici c. 59, Dist. II de consecratione] Credere, das aber uß Augustino
also stat: "Vertruwen in Jesum Christum, das ist das läbendig
brot essen. Welcher vertruwt, der ißt etc."
So vil vom ersten artickel, in dem wir dursuocht habend, was
grosser, unkomlicher dingen volgen wurdind, so man die wort Christi:
"Das ist min lychnam" wesenlich verston wölte, und das es in den
worten selbs erfunden wirt, das sy ein figurliche, anderverstendige unnd
nit ein wäsenliche red sind. Oder aber sölte "ist" wäsenlich genomen
werden, so mueßtind wir synen lychnam mit fleisch, bein, adren, nerven,
marg und ander gliden, die ich hie nit nennen wil, eßen; dann gott
mag nit liegen [Hebr. 6. 18]. So er aber wesenlich geredt hette und
nit bedütlich, mueßte ye wesenlich und empfintlich sin lychnam geeßen
werden, wie dann Beringer bezwungen ist ze bekennen; da doch harwidrumb
alle glöubigen wol wüssend, das der lychnam Christi also von
inen nie geessen ist. Darus nun volgt, daß uß der ard und warheit der
sach nit erlidten mag werden, das genante wort wesenlich genomen
werdind. Aard und warheit verston ich hie nit allein die ard unsers

--810--

menschlichen verstands, sunder die ard des götlichen worts, die also ist,
das, wo gott wesenlich redt, da ist es ouch wesenlich; also, das es gsehen,
ggriffen, empfunden wirt, das gott redt. So nun das hie nit ist, so erfindt
sich mit der that, daß got nit wesenlich geredt hat; dann got betrügt nit.
Het er aber wäsenlich geredt, so empfunde man des lychnams. So ist
demnach offenlich erfochten, daß dise wort nit wesenlich muessend verstanden
werden.
Der ander artickel.
So wir im ersten artickel uß natur und eigenschaft gottes worts
wol, als ich hoff, gsehen habend, das dise wort Christi: "Das ist min
lychnam" nit wäsenlichen verstand mögend haben, wellend wir ietz imm
andren artickel mit offener kundschafft gottes worts zuo eim, und mit
den articklen des gloubens, wie in anfang gemeldt, für 's ander harfürbringen
und erobren, daß dise wort den wäsenlichen sinn, wie er
inen wirt angeton, nit haben mögend.
Es ist von den uralten, christlichen leereren, von den ietzigen,
ouch von uns imm "Commentier" und in der "Nachhuot" gnuogsamlich
harfürbracht, daß unser herr Christus Jesus in der leer, die Io. 6.
[Joh. 6. 53-63] verschriben ist, under den worten "sin fleisch ässen und
sin bluot trincken" nütz anders wil verstanden werden, weder daß man
in inn vertruwe, der sin fleisch und bluot zuo unser erlösung und abwäschung
unser sünden hingeben hat; und daß er am selben ort gar nit
von disem sacrament redt, sunder das euangelium ußkündt under der
bedütlichen red essens und trinckens sines fleischs und bluots. So verr
aber ieman deß noch nit bericht, wil ich kurtzlich die gantzen summ
überlouffen, und offne zeichen antzeigen, an denen man merckt, das
Christus durch die gantzen leer nütz anders weder das euangelium, das
do ist das heil, durch inn von gott den menschen fry geschenckt,
predget, also: Christus hat all weg anfang und ynzug ab etwas

--811--

lyplichen dingen genomen und das geistlich und himelisch daruff als
uff ein glychnus gbuwen und geleert. Bispil: Do einer zuo im sprach:
"Din muoter und dine brueder stond dussen, woltend gern mit dir reden"
Mat. 12. [Matth. 12. 47], nimpt er ab disen worten einen anlaß ze
leren, wie alle glöibigen sine glider und gschwüstrig sygind, und
spricht [Matth. 12. 48-50]: "Welchs ist min muoter und welche sind
mine brueder? Und strackt sin hand uff sine junger und sprach:
Sich min muoter und mine brueder. Ein yeder, der den willen mines
himelischen vatters tuon wirt, der ist min bruoder, schwester und muotter."
Derglychen thuot er ouch Mat. 16. [Matth. 16. 5-12]. Als die junger
des brots ennet dem see vergessen hattend, nimpt er darab einen anlaß
oder ynzug ze leeren, wie sy sich vor dem hebel der Phariseier
goumen söllind. Also beschicht hie Io. 6. [Joh. 6. 22-64]. Als er
sy so überflüßig gespyßt, das die junger 12 körb leibschen ufgehebt
hattend, lüff imm das volck nach. Do er aber marckt, das sy nit
uß verwundrung der zeichen noch uß durst des heils imm nachlüffend,
huob er inen das uff. Und wie sy umb lyplicher spys willen imm
nachlouffend, also leert er sy von der spyß der seel, die er selbs ist.
Er nimpt aber den anlaß und ynzug von der lyplichen spyß, uff die
sy sahend, und spricht: "Ich sag üch warlich, ir suochend mich nit
drumb, das ir zeichen gsehen habend, sunder das ir von den broten
geessen und satt worden sind. Erwerchend nit die spyß, die vergat,
sunder die do blybt in 's ewig läben, die üch der sun des menschen
geben wirt; dann got, der vatter, hat den besiglot" - (das ist: zuo
einer unbetrogenlichen sicherheit ggeben). Darumb sprechend sy zuo
imm (darumb, das er sy gheissen hat ein ewige, lypliche spyß erwerchen):
"Was söllend wir thuon, daß wir die werck gottes tuegind?"
Gibt inen Jesus antwurt und spricht: "Das ist das werck gottes, das
ir vertruwind uff den, den er gsendt hatt" (sich, das ist ein clars warzeichen,

--812--

zeichen, das alles, so Christus harnach von eßen redt, allein wil dahin
ziehen, daß man uff inn vertruwe, das sye die recht narung der sel).
Daruf sprachend sy zuo imm: "Was tuostu für ein zeichen, das wir 's
sehind und uff dich gloubind? Was würckstu? (Sich, also gat es in
der menge zuo: Etlich verstand ein ding, etlich aber nit. Und schryt
ein ieder nach siner anfechtung oder verstand. Darumb ouch die do
marcktend, das er von vertruwen in sich lart, unnd aber inn verachtetend,
imm zuoschryend, er sölle sich mit großen zeichen dartuon,
das sy sehind, das sy uff inn vertruwen gdörind. Und bildend imm
ein groß werck vor, sprechende:) Unsere vätter habend das mann
in der wueste geessen" etc. Antwurt inen Jesus: "Warlich, warlich, sag
ich üch, Moses hatt üch nit das brot uß dem himel ggeben, sunder
min vatter gibt üch das war brot uß dem himel; dann das brot gottes
ist das von himel komen ist, und gibt der welt das leben." (Sich,
wie er für und für uff dem anlaß deß brots blybt, und leert aber
under dem namen des himelbrots, das er von himel herab gesandt ist,
daß er die welt widrumb läbendig mach. Diß einig wort: "Das brot
gottes ist, das von himel komen ist, und gibt der welt das leben", ist
starck gnuog, ob wir glych nit hällere wort hettind, ze bewären, das
Christus darumb ein brot genennet wirt, das er die welt läbendig
macht. Das ist aber durch sinen tod beschen. Haltestu dich nun
Christi, so bistu schon gspyßt und läbendig. Du haltst dich aber
sin nit, als er geessen, sunder als er für dich crützgot ist; denn
also hat er allein läbend gmacht. So dient ye Christum lyplich essen
nit zum leben.) Uff dise red sprechend sy zuo imm: "Herr, gib uns
das brot al weg" (denn er hat gseit, das brot gäbe der welt das
läben). Also hat Jesus zuo inen gsprochen: "Ich bin das brot des läbens.
Welcher zuo mir kumpt, den wirt nit hungren, und welcher in mich
vertruwt, den wirt nimmerme dürsten." (Welchen weg ist Christus
das läben, gecrützgot oder geessen? Gecrützgot, wie harnach kumen

--813--

wirt. Sich aber, wie so lieplich sine wort uff den anlaß spilend:
"Ich bin das brot des läbens", das ist: "Ich bin die spyß, die allein
die trostlosen seel spyßt und läbend macht. Welcher zuo mir kumpt,
den hungret nit." Sich, "zuo imm kummen" spyßt, nit: inn lyplich
essen. "Zuo imm kummen" ist nütz denn: in inn vertruwen, wie harnach
erlernet wirt, da er von stund an spricht: "Und welcher in mich
vertruwt, den wirt nimmerme dürsten." Da wirt diß wörtlin "und"
nach hebraischer art genomen zuo eim zeichen des ußlegens, namlich,
das "zuo imm kumen" nütz anders ist weder: in inn vertruwen. Item:
warumb zeigend die, so in disem sacrament fleisch und bluot essen
wellend, an, als ob sy zuo dem vertruwen ouch hunger und durst nach
den lyplichen fleisch und bluot habind? Nun spricht doch Christus:
welcher zuo imm köme, das ist: welcher in inn vertruwe, den hungre
noch dürste nach gheinen andren dingen noch hoffnungen noch trosthuffen
me. Das bevestend die nachgenden wort Christi, da er spricht:)
"Ich sag aber üch, ir sehend mich wol, ir gloubend aber nit." (Hie
sehend wir clarlich, daß Christus ghein ander essen erfordret dann
glouben, und das er das usser und lyplich sehen oder essen gar verwirft,
so er spricht: "Ir sehend mich wol, ir gloubend aber nit." Hie
wirt die kintlich red, die etlich den einvaltigen fürwenden und sprechend:
"Ich gloub unnd wil inn denocht lyplich essen; ich wil den glouben
und das ding, darin ich glouben, by einandren haben", ja, die red wirt
nidergeworffen. Dann die Juden sahend inn wol, aber das sehen dient
nit zur sach. Also ouch dient das essen nit zur sach, dann essen und
sehen stond in eim grad, sind empfindnussen. Demnach leert er,
das ouch nieman in inn vertruwe, der vatter habe inn denn zogen; das
ouch dahin reicht, das das fleisch nütz thuot, weder geessen noch
gsehen; und spricht also:) "Alles, das mir der vatter gibt, wirt zuo mir
kumen; und der zuo mir kumpt, den trib ich nit uß. (Das ist, daß
inn gheiner annimpt, der vatter habe inn denn zogen, wie harnach
kumpt.) Dann ich bin von himel komen, nit, das ich minen willen

--814--

tuege, sunder den willen deß, der mich gsendt hat. (Von den zweyen
willen in Christo, von götlichem und menschlichem, wirt ouch in
disem artickel kumen.) Das ist aber der will des vatters, der mich
gsendt hat, das ich alles, das er mir ggeben hat, nütz davon verliere,
sunder daß ich 's widrumb ufferwecke am letsten tag." (Das ist nütz
anders denn: "Das ist der will deß, der mich gsendt hat, das ein yeder,
der den sun sicht - das ist: der inn erkennt; dann in allen dryen
sprachen wirt "sehen" offt für "wüssen, verston und erkennen" genomen;
dann vor gnuog ghört ist, daß lyplich sehen nütz bringt -, und
in inn vertruwen ewigs läben hab; "und ich will inn ufferwecken am
letsten tag." Sich für 's erst, wie Christus syne wort selbs ußlegt,
so er zwürend spricht: "Das ist der will deß, der mich gsendt hat";
aber am andren ort redt er clärer. Zum andren merck, daß die wort
"uferston, erstentnus" und derglychen etwan in der gschrift nit allein
für das gemein uferston der todten genomen wirt, sunder ouch für das
läben, das die seel nach disem zyt läbt, als wol 1. Cor. 15. [1. Cor.
15. 1-58] gemerckt wirt und hie. Ist aber nit stat, nach der lenge
hievon ze sagen. Es wirt ouch der letst tag nit allein für den tag des
letsten urteils genomen, sunder ouch für den abscheid des menschen
uß disem zyt. Dannenhar dise wort Christi [Joh. 6. 40. 54]: "und ich
wil inn uferwecken am letsten tag" an disem ort nit allein söllend verstanden
werden, daß er inn an 's jungst gricht berueffen werd, sunder:
"Ich will inn, so er uß disem zyt scheidet, in ewigs läben setzen", wie
darvor Io. 5. [Joh. 5. 24] klarlich stat). Do habend die Juden gemurret
von sinetwegen, das er gesprochen hat: "Ich bin das brot, das
von himel komen ist", und sprachend: "Ist nit das der Jesus, Josephs
sun, deß vatter und muoter wir wol kennend? Wie redt denn der: ,Ich
bin von himel harabkomen'?" Do hat inen Jesus geantwurt und
gsprochen: "Murrend nit undereinander. (Sich, wie früntlich er vergoumpt,
das sy sich mit unwüssenheit nit vergiengind.) Nieman mag
zuo mir kumen, es hab inn denn min vatter, der mich gsendt hat, gezogen;
und ich wil inn erkicken am letsten tag. (Das ist: ich wil
inn von der letsten stund dises zyts in ewigem läben bhalten.) Es ist

--815--

gschriben in den propheten: ,Und sy werdend alle von gott geleert sin.'
Darumb ein yetlicher, der 's vom vatter ghört und glernet hat, der
kumpt zuo mir. (Sich, was die vordrigen wort: "Alles, das mir der
vatter gibt" und "der vatter zühe inn denn" bedütind: gentzlich nütz
anders denn wie er sich hie selbs uftuot, das der himelisch vatter durch
sinen geist die selbs leert Christum erkennen und in inn vertruwen,
die er durch inn wil sälig machen.) Nit das den vatter jeman gsehen
hab, dann der von gott ist. Der hat den vatter gsehen. (Durch den
verstat er sich selbs.) Warlich, warlich sag ich üch, welcher in mich
vertruwt, der hat ewigs läben. (Diß ist eins der klaren orten, das do
leert, das Christus in diser leer durch "essen sin fleisch und bluot"
nütz anders verston wil weder "in inn vertruwen, der sin fleisch und
bluot für unser läben hatt hingeben." In inn vertruwen macht heil, und
inn essen, sehen, empfinden nit. Ouch wirt hie offenlich ufgeton, was
er vor mit dem wort: "zuo mir kumen" gemeint hab, namlich, das "zuo
imm kumen" nütz anders ist weder "in inn vertruwen." Demnach hebt
er an inen ufzethuon die heimlicheit sines lydens, und antwurten uff
den anzug, da sy sprachend: "Unsere vätter habend das mann in der
wueste geessen", und spricht:) Ich bin das brot deß läbens (on zwyfel die
spyß des ewigen läbens, von dero er erst geredt hat: "Welcher in mich
vertruwt, der hat ewigs läben." So volgt, das brot und fleisch hie nüt
anders sind weder "in inn vertruwen"; denn das vertruwen bringt ewigs
läben. Ist er nun das brot deß ewigen läbens, so macht er ewig läbend,
so man in inn vertruwt). Uwre vätter habend in der wueste das mann
geessen und sind gstorben. Das ist das brot, das uß dem himel harabkumpt,
das einr davon esse und nit sterbe. Ich bin das läbendig brot,
das vom himel harab komen ist. Welcher von dem brot essen wirt,
der wirt ewklich läben. (Sich, das hat er zum ersten mit dünckleren
worten geredt, also: "Alles, das mir der vatter ggeben hat, davon wird
ich nüt verlieren, sunder ich wird es erkicken am letsten tag." Demnach
hat er die wort klärer gmacht und geredt: "Ein ieder, der den
sun sicht - das ist: kennt und sinen handel verstat und in inn vertruwt -, der

--816--

hat ewigs läben, und ich wird inn erwecken am letsten tag."
Ietz nimpt er das zum drytten mal in d 'hand, das die summ ist, aber
mit dem byspil des brots, damit er uff den ersten anlaß unnd inzug
lange und offembar mache, daß er ein spyß und brot der seel werde,
so er sich für die in den todt gibt, und spricht, das der essend des
brots nimmerme sterbe, das glych als vil ist, als vormal: "Ich wil inn
ufwecken am letsten tag.") Und das brot, das ich üch geben wird, ist
min fleisch, das ich hingeben wird umb 's läben der welt." (Sich hie
für 's erst, wie Christus so offenlich alle sin red in ein kleine summ
zesamen samlet, som er spräch: "Ich hab üch lang gseit, wie ich
das läbend brot sye. Aber ich hab üch noch nit gseit, wie das zuogange.
Es gat also zuo, das ich min fleisch in 'n tod wird hingeben.
Damit wirt die grechtigheit myns himelschen vatters versuent. Darab
wirt der mensch widrumb läbend und in sin gnad kumen." Für 's
ander sichstu, das er getödt das läben machend brot ist, nit mit den
zenen zerbissen oder geessen. Dann er spricht nit: "Das brot ist min
fleisch, das ich üch lyplich ze essen wird geben", sunder: "Das brot,
das ich üch geben wird, ist, daß ich min fleisch hingeben wird umb 's
läben der welt. Das wirt die sel spysen, glych wie s' brot den lychnam
spyst." Zum dritten sol man hie lernen, das "fleisch" hie nit für
ein werd oder bezalung, sunder für die bezalung des tods genomen
wirt. Der tod und lyden Christi, die er am lychnam getragen hatt,
die sind unser erlösung. Also lernet man demnach ouch die wort
Christi verston: "Das ist min lychnam, der für üch hinggeben wirt",
das da "lychnam" "für das lyden im lychnam getragen" verstanden wirt,
als dann die wort "der für üch hinggeben wirt" eigenlich lerend.
In 'n tod hinggeben ist der lychnam Christi heilsam; sust söllend wir
dem lyplichen essen nit nachfragen.) Also strittend die Juden mit
einander, sprechende: "Wie mag uns der das fleisch ze essen geben?"
(Darumb strittend sy, das ire ougen unnd oren weder sahend noch
hortend noch das hertz verstuond. Christus hatt inen offt von spys
und brot gseit, und zeigt aber inen bald darnach, das die spys nüt
anders wär, denn das er in 'n tod für d' welt ggeben wurd, sprechende:
"Die spys oder das brot, von dem ich üch sag, die ist min fleisch, das

--817--

ich hingeben wird umb das läben der welt." So vallend sy hie nun
uff den einen teil der red, namlich uff den: "Das brot, das ich üch geben
wird, ist min fleisch", und laßen den nachgenden teil: "das ich hingeben
wird umb das läben der welt" vallen. Darus kam ir kempfen, das sy
ja nit marcktend, das Christus lart, daß sin tod ein einiger trost
und spys der truwenden sel wer. Also hatt inen Jesus gseit:) "Warlich,
warlich sag ich üch, werdend ir das fleisch des suns 's menschen
nit essen noch sin bluot trincken, so habend ir das leben nicht in üch
selbs. Welcher min fleisch ißt und min bluot trinckt, der hatt ewigs
läben, und ich wil inn erwecken am letsten tag. Dann min fleisch ist
warlich ein spys unnd min bluot ist warlich ein tranck. Welcher min
fleisch ißt und min bluot trinckt, der blybt in mir, und ich in imm.
(Es ist nit not, das man hie sunderlich stryt wider die do sagend,
Christus hab hie ein nüwe red anghebt, die uff das sacrament
reyche; dann so sy die anfenglichen wort "also", "oder", "und", "darumb"
recht bsehend, lernend sy wol, das die red Christi an der vordrigen
hanget und das er für und für durch "essen sines fleischs unnd
trincken sines bluots" nüt anders verstat weder: vertruwen in die türe
sines lydens, das er für uns getragen hatt. Dann so er hie spricht:
"Welcher min fleisch ißt und min bluot trinckt, der hatt ewigs läben",
und aber kurtzlich darvor also geredt hatt: "Welcher in mich vertruwt,
der hat ewigs leben", so muoß "sin fleisch essen" und "in inn vertruwen"
ein ding sin, oder aber es wärind zwen weg zur säligheit, einer: das
fleisch Christi essen und trincken, der ander: in inn vertruwen. Und
denn hett es des crützgens nit dörffen; dann die junger wärind kinder
des ewigen läbens gwesen von stund an und sy nach dem nachtmal syn
fleisch und bluot geessen hettind. Sich, in welche schmach der warheit
fuorte uns der mißverstand der gschrift! Aber Christus wil damit nüt
anders leeren, weder das er unser trost und heil ist, der sin fleisch und
bluot für uns in 'n tod hat ggeben. Ietz volgt:) Wie mich der läbendig
vatter gsendt hat und ich durch den vatter läb, also, welcher mich ißt,
derselbig wirt ouch durch mich läben. (Das ist ouch der claren orten
eins, das er hie von vertruwen in sich redt; denn dasselb macht die
seel läbendig, das ist: durch inn läben.) Das ist das brot, das von

--818--

himel herab komen ist. Nit wie üwre vätter das mann geessen habend
unnd gstorben sind. Welcher das brot ißt, der wirt ewklich läben."
(Sich, das er vor "fleisch und bluot" genennt hat, nennt er widrumb
"brot" uß zweyen ursachen: Einer, daß er für und für in dem byspil
und anlaß des brots blybe, mit welchem er die red angfangen hatt.
Uß der andren ursach, das er sich selbs exponiert und verstentlich
mach, daß er mit dem brot, mit dem fleisch und bluot nüt anders verstanden
wil sin, weder daß diß einig ein brot, spys, narung, erkwickung
und läben der seel sye, so sy weißt, das got sinen sun umb irotwillen
imm fleisch, das ist: in warer, menschlicher natur, hatt in 'n tod ggeben.
Kurtz: Es ist "brot", "fleisch", "gloub" hie alles ein ding, als ein yeder
befinden mag, der ougen hatt.) Dise ding hatt Jesus in der versamlung
geredt, leerende zuo Capernaum. Also habend vil der jungeren,
nach dem sy sölichs gehört, gesprochen: "Das ist ein herte red, wer
mag sy hören?" Do aber Jesus in imm selbs wüßt, das sine junger
davon murtend, sprach er zuo inen: "Ergret üch das? Wenn ir aber
den sun deß menschen sähind hinufgon, da er vor was? Der geist ist,
der do läbendig macht; das fleisch ist gar nüt nütz. Die wort, die ich
üch sag, sind geist und sind läben. Aber es sind etlich under üch, die
nit gloubend." Dann Jesus wüßt von anfang, welche die warend, die
nit gloubtend, und welcher inn verraten ward. (Sich, also tuot imm
unwüßenheit: je weniger sy ein ding verstat, ye fräfner sy sich sündret
und abtrünnig macht. Darumb spricht Christus: "Ergret üch das?"
das ist: "Wellend ir üch mit gwalt verergren, so ich mich so wol erlüter?
Ir hörend wol, das ich üch nit nöt zuo minem lyplichen
fleisch ze essen; sunder in mich ze vertruwen leer ich üch. So ir aber
das nit tuond, nemend ir üch zuo eim fürwort üwers ungloubens das
lyplich essen mines fleischs, damit ir üwers abtrettens unglimpf uff
mich gelegt werden hoffend. Wenn ir aber mich sähen werdend hinufvaren,
da ich vor was, denn wirt üwre ungloubnus schantlich bston,
die mich nit hat wellen annemen. Der aber mit miner himelfart üch
wol zeig, das ich der sun gottes, heiland der welt unnd weg zum leben

--819--

bin. Da wirt üwer heimliche sünd der ungloubnus, dero ir die rüche
des lyplichen fleischessens mit trugnery fürwelbend, harfürzogen Io. 16.
[Joh. 16. 8-11]. Zuo dem, so ir mich werdend sehen z'himel varen,
werdend ir wol sehen, das ir mich nit geessen habend, das ich ouch
nit mag geessen werden. Der geist ist, der do läbendig macht. Ich
red vom läben des geists, der seel. Die mag on zwyfel nieman läbend
machen denn der geist. Wie könd das lyplich fleisch die seel spysen
oder läbend machen? Das fleisch ist nüt nütz ze essen, als ir wellend
wenen gsehen sin zuo läbendmachung der seel. Die wort aber, die ich
üch gseit hab: ,welcher in mich vertruwt, hatt ewigs läben' und
,welcher min fleisch ißt und min bluot trinckt, hat ewigs läben' und
deroglychen söllend nit anderst verstanden werden denn: daß ich für
die welt getödt, nit mit dem mund geessen, ein trost und spys der sel
bin; denn so werdend sy geistlich verstanden, und denn sind sy das
läben." Merck hie, lieber gelerter, das, wenn hie die uralten leerer von
geistlichem und lyplichem verstand redend, wellend sy nit von der
süntlichen ard des fleischs sagen, als aber etlich stritend, noch von
geistlichem verstand, als wenn man Mat. 13. [Matth. 13. 19. 25-28]
durch den fygend den tüfel verstat, welchen verstand etlich gewont
habend einen geistlichen sinn ze nennen; sunder wenn sy hie
von fleischlichem verstand und geistlichem redend, verstond sy durch
den fleischlichen den verstand, da etlich meinend, sy essind hie fleisch
und bluot, durch den geistlichen aber verstond sy den verstand und
meinung Christi, die ist, daß unser seel in inn vertruwe. Welchs
z' lang wer, hie mit kundschaft ze bewären. Aber Christus lert uns
mit sinen eignen worten, das alles, so hie von fleisch- oder brotessen
geseyt wirt, allein für "vertruwen" sol verstanden werden, und das etlich
ouch mit valschery sich des fleischsgrusens annamend, damit sy
komlich von imm tretten köndind, so er spricht: "Aber es sind etlich
under üch, die nit gloubend." Sich, wel ein nutzbar wort ist diß:
"Es sind etlich under üch, die nit gloubend oder in mich trüwend; und

--820--

die suochend inen selbs den grusen ab minem fleisch, das ich nit lyplich
ze essen gib. Aber ir ungloub zücht sy von mir ab; das ist die ursach
irs abtrettens." So ist ye offembar, das er zefriden mit inen xin wär,
wenn sy in inn vertruwt hettind. Als ouch Petrus harnach in namen
aller jungeren spricht [Joh. 6. 69] - damit ich dise meinung zum end
bring -: "Wir gloubend unnd kennend, das du Christus bist, der
sun des läbendigen gottes." Er spricht nit: "Wir gloubend, das wir
din fleisch und bluot essind", sunder: sy gloubend, das er Christus
sye, der heiland, der sun des läbendigen gottes. Das was heilsam. So
muoß ouch alle red Christi allein dahin reichen, daß er damit hat
wellen offnen, warzuo sin menschwerden angesehen sye, warzuo sin tod
guot sye. Welchs die summa des euangelii ist.)
So vil hat mich not duocht, von dem eigenlichen sinn der worten
Christi Io. 6. [Joh. 6. 22-64] anzezeigen, damit die einvaltigen von den
bäpstischen nit möchtind in mißverstand abgefuert werden. Ich hoff
ouch, es sye die eigenschafft des sinnes uß den worten selbs nach und
nach sölcher maß bevestnet, daß nieman ützid darwider vermög. Noch
wellend wir sehen uß den bäpstlichen rechten, ob diß der recht sinn
sye -, nit das wir damit dem glöubigen ützid wellind oder mögind
bewären, sunder das man ouch dem bapstuom sine eigne recht fürlegen
mag, darinn der sinn, darumb sy uns kätzrend, als häll stat, als wir
davon sagend. Sprichst: "Worumb halt er sich denn siner eignen
rechten nit?" Antwurt: Das ist ouch aller glöubigen klag. Er spricht
nebend dem wort der warheit: "die warheit sye ufgehebt, man halt
das nümmen". Wie fräfen aber das sye, unredlich und unlydenlich
christenem volck, magstu selbs wol mercken. Und sind die
wort des canons oder bäpstlichen capitels des heligen Augustini. Uß
dem sind sy zuo eim recht oder capitel gemacht.
Ietz volgend sy:
De consecr. dist. 2 ca. prima [Corpus iuris canonici c. 44, Dist. II,
de consecratione]: "Die erst kätzery (das ist: eigenträchtigheit) ist under

--821--

den jungeren Christi (verstand: nit die 12, sunder die andren menge)
worden, glych als ob 's uß der herte siner red keme. Dann do er sprach:
,Wenn einer min fleisch nit essen wirt und min bluot nit trincken, so
wirt er das ewig läben nit haben', und sy aber sölchs nit verstanden
hattend, sprachend sy zemen: ,Das ist ein herte red; wer mag inn
essen?', unnd also sprechende: ,Das ist ein herte red', habend sy sich
von imm gescheiden; unnd ist er by den zwölfen bliben. Als aber yene
hinweg ggangen warend, lart er die blibnen: ,Der geist - sprach er,
ist, der do läbendig macht; das fleisch ist nüt nütz. Die wort, die ich
zuo üch geredt hab, sind geist und läben.' Habend ir die geistlich verstanden,
so sind sy geist und läben. (Sich, das hie ouch "geistlich"
für den sinn, wie inn Christus gemeint hat, genomen wirt. Der was
aber, das man in inn, der fleisch und bluot für uns in 'n tod ggeben
hat, vertruwte.) Habend ir sy fleischlich verstanden, so sind sy ouch
geist und läben. Aber dir sind sy nit geist und läben; dann du verstast
sy nit geistlich. (Sich, das hie "fleischlich verston" genomen wirt
für den verstand, den die abtrünnigen hattend oder sich glychßtend
haben. Da seit nun Augustinus, das die wort Christi nütz des
minder geist und läben werind, obglych die abtrünnigen sy nit wöltind
geistlich verston; sy werind aber inen nit geist und läben. Uß welchem
offenlich erlesen wirt, daß hie der lyplich verstand von fleisch und bluot
nit läblich ist. Ietz redt Augustinus oder der bapst wyter in der
person Christi:) ,Ir muessend die ding ich üch gseit hab, geistlich
verston. Ir werdend nit den lychnam essen, den ir sehend, und nit
das bluot trincken, das do vergiessen werdend die mich werden crützgen.
Ich hab üch ein sacrament (das ist: ein bedütnus) empfolhen, welche,
geistlich verstanden, üch läbendig macht; aber das fleisch ist gar nüt
nütz.' Aber wie sy es verstuondend, also gabend sy ouch antwurt; dann
sy verstuondend das fleisch, wie fleisch verkouft wirt oder in der metzg
zerhowen wirt. (Hie las dich, frommer Christ, nit irren oder die
bäpstischen verfueren, sam Augustinus eintweders z' grob oder aber
uff ir meinung geredt hab. Dann Augustinus nimpt hie die nachgend

--822--

für das vorgend. Das vorgend ist, das die Juden von lyplichem fleisch
verstuondend, das Christus aber allein von synem lyden redt. Das nachgend
aber ist, daß, wo lyplich fleisch ist, da mag man es ouch gryffen,
sehen, empfinden. Wenn nun hie lyplich fleisch wär, mueßte schlechtlich
dasselb empfunden und gsehen werden. Darumb verstat Augustinus
hie durch die wort nüt anders denn, als ob er sprech: "Lyplich fleisch".
Ietz volgt wyter:) Als aber Jesus das marckt, spricht er: ,Ergret üch
das, das ich gseit hab: Ich geb üch min fleisch ze essen und min bluot
ze trincken? Wenn ir denn erst sehen werdend den sun des menschen
hinufvaren, da er vor was?' Was ist das? Er lößt inen das uff, das
sy bewegt hat; er thuot inen das uff, das sy verergret hat, damit sy inn
recht verstuendind; dann sy meintend, er wurde inen sinen lyb geben, und
seyt aber er, er werde z'himel varen on zwyfel gantz. Wenn ir den sun
des menschen sehen werdend hinufvaren, da er vor was, so werdend ir
denn gwüß on zwyfel sehen, das er sinen lychnam nit gibt, wie ir
meinend. Denn werdend ir verston, daß sin gnad nit verzert wirt mit
essen." Sich hie, frommer Christ, wie die uralten Christen von

--823--

dem lyb Christi verstanden habend. Worumb schryend sy denn:
"kätzer, kätzer!", so man nüt anders seyt und redt, weder sy in iren
eignen rechten habend? Wie kan man klärer reden denn: "Ir werdend
nit den lychnam essen, den ir sehend, und das bluot trincken, das do
vergiessen werdend, die mich werdend crützgen"? Wo sind ietz die
bäpstischen, die do gseit habend: "Man ißt inn, wie er in der krypp,
am hochtzyt gewesen, wie er am crütz ghanget ist"? Was dasselb
nit der maß geredt, daß man, wie Augustinus sich ouch hat mercken
lassen, nit anderst verston kond denn: "lyplich fleisch essen, wie ouch
ander fleisch geessen wirt", als ouch Beringer gezwungen ward? Und
hettind ouch nit unrecht geredt, so verr man diß wort "ist" mueßte
wäsenlich verston, wie gnuog ghört ist. Aber nit also. Diß ort: "Das
fleisch ist gar nüt nütz" Io. 6. [Joh. 6. 63] (verstand: geessen; dann
gecrützigot ist es der gantzen welt nütz) ist allein starck gnuog ze bewären,
daß die wort Christi: "Das ist min lychnam" schlechtlich nit
mögend verstanden werden vom wäsenlichen lyplichen fleisch. Dann
ist das fleisch nüt nütz, so hat 's Christus nit ggeben.
Hie redend aber etlich, von denen sich sölchs nieman versehen
hat: "Da hie Christus spricht: ,Das fleisch ist gar nüt nütz', sol man
nit verston, das er von synem fleisch geredt hab, sunder von fleischlichem
brästen und ard, als Isaias [Jes. 40. 6] sagt: ,Alles fleisch
ist wie das höw.' Also sol man hie verston, daß Christus nun
wil sagen: ,fleischlicher verstand ist nüt nütz'. Dann er spricht nit:
,Myn fleisch ist nüt nütz.' Dann wie könd er das sagen, so wir damit
erlößt sind?" Antwurt: Diser gegenwurff fuert vil andrer gegenwürffen
yn, die man uß ursach, das sy nit vesten grund habend in gottes
wort, wol möchte unverantwurt lassen. Dann worumb solt man sölchen

--824--

kintlichen gegenwürffen antwurten, die one gschrift dargeton werdend,
so sy das starck, unüberwintlich wort: ,Das fleisch ist nüt nütz' nit
hören wellend, unnd aber nit verantwurten könnend, so man inen das
fürspert imm verstand der worten: ,Das ist min lyb'? Und mögend
aber die zwey, so verr du uff dem wesenlichen sinn ligen wilt, nit
nebend einander bston. Aber damit christenliche zucht gehalten
werd, wellend wir uff die gegenwürff alle antwurten.
Für das erst ist waar: "fleischlicher verstand ist nüt nütz", ja, er
ist schädlich. Christus redt aber hie nit von fleischlichem verstand,
als du darvon sagst. Denn wo er hie het angehebt von fleischlichem
verstand der bösen ard reden, so wär den jungeren nit gnuog bschehen;
dann der span was von dem lyplichen essen sines fleischs. So muoß
ouch die antwurt Christi uff das lyplich essen des fleischs reichen, also,
daß sy dasselb verschupffe, oder aber Christus het ghein antwurt uff
die irrung ggeben, sunder ein anders von lyplichem und fleischlichem
verstand anghebt; das doch sin bruch nit ist, sunder er lößt die
verborgnen reden uff. Darzuo zeigend die selbswort Christi eigenlich
an, daß er uff ir murren, mit dem sy ab dem lyplichen fleisch murtend,
antwurt gibt. Dann es stat also: "Da aber Jesus by imm selbs
wußt, daß sy davon murrtend, sprach er zuo inen" etc. Welche wort
offenlich anzeigend, daß er das, damit sy verergret warend, uflösen
wil. Item, das er noch für und für imm vordrigen fürnemen redt
und blybt, zeigend ouch vil nachgender worten an, voruß, daß er spricht:
"Darumb hab ich üch gseit, daß nieman zuo mir kumen mag, es sye
imm denn von minem vatter geben." Dann das wort oder sinn hat er
vor zum driten mal uff ban bracht. Kurtzlich: der span was von
sinem lyplichen fleisch. Darumb reicht ouch die underrichtung uff 's
lyplich fleisch. Das seyt Christus nüt nütz sin, zwar ze essen,
als sy darvon redtend.

--825--

Zum andren: daß aber Christus nit spricht: "Min fleisch ist nit
nütz", hat ghein irrung; dann die red was von gheim andren fleisch
weder von sym. Er spricht ouch nit: "Min geist ist, der do läbendig
macht", sunder schlechtlich: "Der geist", und verstat aber ein ieder
glöubiger, daß er von sinem geist redt, ob er glych nit spricht: "Min
geist."
Zum 3. ist das fleisch Christi vil nütz, ja für uns getödt. Das
woltend aber die Juden und junger hie nit annemen, sunder verstuondend
das von lyplichem essen. Da seyt er, das es geessen nüt nütz ist, aber
getödt der gröst nutz, den das arm menschlich gschlecht ye erlebt oder
empfangen hatt. Gott sye lob, das die widerspänigen nit andre gründ
habend denn sölche blöde gsuech!
Noch einen sturm tuond sy, sprechend: "So das sechßt capitel
Ioannis nüt von disem sacrament seyt, warumb züchstu es denn in
diser matery haryn?" Antwurt: Darumb, das du in 's sacrament lyplich
fleisch und bluot zogen hast.
So nun eben diß ort bscheid gibt von lyplichem essen des fleischs
und bluots Christi, das es nüt nütz sye, und aber du es in 's sacrament
zogen hast, wie könd ich dem irrtum komlicher antwurt geben weder
mit dem wort Christi, mit dem er glychem irtumb selbs geantwurt
hatt? Es ist war: Christus lert daselbst das euangelium. Die Juden
aber und junger wurdend irrig, und fielend uf 's lyplich fleischessen.
So nun im sacrament ouch irrlich uff 's lyplich fleischessen gevallen
wirt, suocht man die artzny recht, da sy zum ersten gwachsen ist.
So vil von der ersten, offnen kundschaft der gschrift, die uns
gwaltig verbüt, daß wir die wort Christi: "Das ist min lyb" gheinswegs
wesenlich oder lyplich verston mögend.
Die ander offen kundschafft stat 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 1-4] also:
"Ich wil üch nit verhalten, lieben brueder, das unsere vätter etc. all äben

--826--

ein geistlich spys geessen habend und all eben ein geistlich tranck
truncken habend; dann sy trunckend uß dem geistlichen felsen, der erst
harnach kam. Der fels aber was Christus." Disen sinn wil einer hie
uß hin, der ander dört hin ziehen, die aber nit uff 's fürnemen Pauli
eigenlich sehend. Denn Paulus wil da leeren, daß die alten wol als
tür gewesen sygend als wir, habind eben denselben got ghebt, den
ouch wir habend, eben den Christum, den wir habend, wiewol sy nun
uff den künftigen, so aber wir uff den geleisteten hoffend. Noch
so habend sy got mißvallen, wenn sy unghorsam gwesen sygend. Und
zelt also under andren dingen, die sy nüt weniger denn wir gehebt
habind, ouch, das die alten eben ein geistliche spyß, eben das geistlich
tranck, genossen habind, die ouch wir niessind. Nun ist aber unlougenbar,
das sy das lyplich fleisch Christi noch bluot nit geessen
habend; dann Christus ist darnach erst in die sechzehenhundert jar
mensch worden. So muoß ir "essen" nüt anders gewesen sin weder: uff
Christum, der sin lyb und bluot in 'n tod geben ward, vertruwen. Also
muoß ouch unser "lyplich essen unnd trincken des lychnams und bluots
Christi" nüt anders sin weder: in inn vertruwen, der sin fleisch
unnd bluot schon geleistet hatt. Dann er spricht to auto [τὸ αὐτό],
das ist: "eben eine spys, oder eben dieselben spys". Dise kundschaft
ist ouch starck und häll gnuog, die einvaltigen ze leren, daß "Christum
liblich essen" nüt anders ist weder: in inn vertruwen, der sin lychnam
und bluot für uns ußgeben hatt. Und lyt nütz an den verspotteren;
dann es habend etlich diß ort übel verstanden, die doch nit klein sind
imm euangelio Christi. Dann die vor Christo habend einen glouben
mit uns ghebt; denn sy habend einen got mit uns ghebt. Das aber
Christus uns geleistet ist, uff den sy künftigen hoftend, macht imm
glouben nit underscheid; denn wir habend einen geist des gloubens
wie sy, 2. Cor. 4., Galat. 3. [2. Cor. 4. 13; Galat. 3. 26 ff.]. Also verstat
ouch Augustinus tractatu 45. in Iohannem diß ort Pauli

--827--

und leert mit hällen worten: "Obglych wir andre zeichen habind, habend
doch sy eben den Christum geessen, den ouch wir essend." Muoß ye
nüt anders denn "vertruwen in inn" sin.
Die dryt offen kundschaft ist: die dry artickel des gloubens, die
aber grund in gottes wort habend, oder aber sy wärind nit artickel
des gloubens. Und sind die dry: "Er ist ufgefaren z'himel", "Er
sitzt zuo der grechten gott vatters allmechtigen", und: "Dannen er
künftig ist ze richten läbend und todt." Von den ersten zweyen redt
Marcus 16. [Marc. 16. 19] also: "Demnach ist der herr, do er mit inen
geredt hatt, in den himel empfangen und hatt sich zur grechten gottes
gsetzt." Da ist er ouch warlich; dann der helig Stephanus hatt inn da
gsehen Act. 7. [Act. 7. 56]. Hie sind aber etlich irer sach so gwüß,
das sy darus ein gspött machend und sprechend: Er hatt glych als wol
gsprochen Mat. 28. [Matth. 28. 20]: "Nemend war, ich bin by üch biß
zuo end der welt." Und wellend das uff den lychnam Christi ziehen,
das doch nit sin mag, als harnach gnuogsam bewärt wirt.
Merck hierumb, frommer Christ: In Christo sind zwo urscheiden
naturen: die götlich und die menschlich; unnd sind doch bed nun
ein Christus. Nach götlicher natur hat Christus die grechten des
vatters nie verlassen; dann er ist ein got mit dem vatter; darumb er
ouch spricht: "Ich und der vatter sind ein ding" Io. 10. [Joh. 10. 30],
und: "Nieman gat hinuf in den himel, denn der sun des menschen,
der imm himel ist" Io. 3. [Joh. 3. 13]. Der natur halb hat er nit
dörffen ze himel stygen; dann er ist allenthalb. Ouch wo zwen oder
dry in sinem namen versamlet sind, ist er in mitz under inen Mat. 18.

--828--

[Matth. 18. 20]. Er ist ouch dero halb all weg an der grechten des
vatters; denn er seyt, er wär imm himel, do er noch lyplich uff erden
was Io. 3. [Joh. 3. 13]. Das muoßt allein nach götlicher natur sin. Die
ander natur Christ ist die menschlich, die er umb unsertwillen in dem
ewig reinen lyb Marie an sich genomen uß empfengnus und fruchtbarung
des heligen geists und warlich harumbgetragen und an imm ghebt
hatt in disem zyt. Nach der natur hatt er zuogenomen und gwachsen lyplich
und in wyßheit [cf. Luc. 2. 52]. In dero hatt er hunger, durst,
frost, hitz und andre presten, die nit süntlich sind, erlidten. Nach dero
ist er an 's crütz gheft und mit dero ist er ze himel gfaren. Die was ein
gast im himel; dann dahin was vormal ghein fleisch nie komen. Darumb
nun Christus hie Marci am 16. [Marc. 16. 19] beschriben wirt
ze himel gfaren und zur grechten 's vatters gesessen sin, sol unnd muoß
von der menschlichen natur verstanden werden; denn nach göttlicher ist
er ewklich allenthalb etc. Daß aber widrumb Mat. 28. [Matth. 28. 20]
stat: "Ich bin by üch biß zuo end der welt", muoß allein von der götlichen
verstanden werden; dann nach dero ist er allenthalb und
mit besundren gnaden und trost by sinen glöubigen. Dann wo man one
underscheid alles, so uff götliche natur gereicht ist, uff die menschlichen
ziehen wölte, und harwiderumb das, so uff die menschlichen
allein reycht, on underscheid uff die götlichen ziehen, wurde man alle
gschrift, ja den glouben gar verwuesten. Denn wie wurde das ston
[Ps. 22. 2, Matth. 27. 46]: "Min got, min got, wie hast due mich verlassen"?,
so wir 's uff die götlich natur ziehen wöltind? Und derglychen
unzalbarliche stuck der gschrifft, wiewol ich weiß, das man hierinn umb
der beden naturen willen, die aber nun ein Christus sind, offt uff die
andren redt, das doch der einen allein ist. Es muoß aber nütz deß
minder die eigenschaft yeder natur unversert bliben, und iro allein
eigenlich zuogelegt werden, das ir eigen ist, als wenn man spricht:
"Got hat für uns geliten." Dise red ist ye und ie von den Christen
geduldet, verletzt ouch mich nüt; nit das die gotheit lyden mög, sunder
darumb, daß der, der in der menschlichen natur leid, glich als wol got
was, als mensch. Noch so ist das lyden, eigenlich ze reden, allein
der menschheit. Also ist ouch die uffart ze himel allein der menschheit

--829--

eigenlich. Und mach ghein gspöt drus; denn er dorft nach götlicher
natur als wenig z'himel faren, als wenig er derothalb lyden mocht;
dann Io. sprach Io. 1. [Joh. 1. 18]: "Der eingeborn sun, der in der
schoß des vatters ist." Und was aber dozmal Christus liplich uff
erden und nit lyplich zur grechten des vatters. Darumb er götlicher
natur halb nit hat dörffen z'himel varen, obglych darumb nit gsündet
ist, so man spricht: "Der sun gottes ist z'himel gefaren", sunder recht
geredt darumb, daß der, so hinuf gevaren, got ist. Es ist aber die
himelfart, eigenlich ze reden, allein der menschheit. Da blib, du einvaltiger,
und überheb dich nit mit frefnen grüblen, dann es ist hieinn
vil zangs bald zuogrüst, und kumpt doch zuoletst dahin, als ich dir
kurtzlich hie zeigt hab von den beden naturen.
Darus nun der eigenlich sinn der beden orten unvermischt sin sol
also, das alles, von der uffart ze himel gesagt, von der menschlichen
natur eigenlich verstanden werd, als Mar. 16. [Marc. 16. 19]: "Er ist
ufgevaren ze himel, sitzt zuo der grechten gottes", und die andren ding,
die allein götlicher natur sind, allein von dero eigenlich verstanden
werdind, als: "allenthalb sin", "by uns alweg sin", "in aller hertzen
sin", "alle ding in imm halten" etc. Die gschrift ist allenthalb des
underscheids notturftig. So nun Christus zuo der grechten gottes
sitzt und da sitzt, biß das er am jüngsten tag wider kumen wirt, wie
kan er denn hie imm sacrament lyplich geessen werden? Sprichst: "Er
ist got. Er mag umb und umb sin." Sich, wie du dich so hüpschlich
selbs fachst. "Er ist gott", sprichstu. Daran gibstu zuo verstan,
das es der gotheit eigenschaft ist allenthalb sin; aber des lybs
ist es nit allenthalb sin. Wil ich noch klärer machen. Io. 16. [Joh.
16. 28] spricht Christus also: "Ich bin ußgangen vom vatter und bin
in d' welt komen. Widrumb verlaß ich die welt und gon zum vatter."
Sich, wie diß wort gegen dem stat [Matth. 28. 20]: "Ich bin by üch

--830--

biß zuo end der welt", so er hie spricht [Joh. 16. 28]: "Widrumb verlaß
ich die welt." Wie verlaßt er die welt? Mit siner götlichen gegenwürtigheit,
enthaltung, gnad, guothat, barmhertzigheit? Das well got
nit! Das red ghein creatur! Nun muoß er uns aber verlassen haben;
denn er hat 's geredt; er mag nit liegen. Er muoß von uns ggangen
sin. So volgt ye, das er lyplich von uns hinggangen sye, uns lyplich
verlassen hab. Und das ist nüt seltzams; denn er hat 's selb noch
offenlicher geredt Mat. 26. [Matth. 26. 11]: "Die armen habend ir all
weg by üch; aber mich werdend ir nit all weg haben." Sölte nun das
wort: "Ich bin by üch biß zuo end der welt" uff den lychnam Christi
reichen, so volgte, daß er mit dem lychnam by uns wär und nach götlicher
gnad und kraft nit by uns wär; denn ye er hat gseyt: "Ir werdend
mich nit all weg haben." So es nun, uff die götlichen natur
gezogen, unglöbig und irrlich wär, muoß sich ye grüntlich erfinden, daß
er die wort: "ich verlas die welt" und: "mich werdend ir aber nit all
weg haben" allein uff das hinfueren und abwesen der menschlichen
natur geredt hat. So er nun hinggangen, die welt verlassen und nit
me by uns ist, so muoß der gloub brechen die hällen wort Christi
(das doch nit sin mag), oder aber es muoß der lychnam Christi nit
imm sacrament sin, noch sin bluot. Und zürne glych hie alles fleisch,
denocht wirt sich erfinden, das die wort Christi bston werden: das
er zur grechten des vatters sitzt, die welt verlassen hab, nit me by uns
sye; und nebend denen nit bston mag, das imm sacrament fleisch und
bluot sye.
Deßhalb der dry orten uß der gschrifft gnuog wer, die artickel des
gloubens ze erobren unnd das irrig erdacht fleisch Christi in disem
sacrament hinzelegen. Aber damit ouch den zanggsüchtigen engegen
gangen werd, wellend wir wyter von denen sagen.
Hie widerredend nun etlich also: "Sich, die schmehend got, so
sy redend, glych als ob got den lychnam synes suns nit möge herablifren.
Ist das nit die allmechtigheit gottes geschmecht?" Etlich

--831--

aber, die wir doben ouch habend anzeigt, sagend: "Die ard und natur
des uferstandnen lychnams ist, das er ist, wo er wil; unnd deßhalb ist
ouch der lychnam Christi imm himel und in disem sacrament miteinander
und an allen orten."
Da gebend wir den ersten dise dryvaltigen antwurt:
Die schmehend got, die inn lugenhafft wellend machen; dann das
höchste guot mag nit lugenhaft sin. Wenn aber got wider sin eigen
wort thät, so wer er ye lugenhaft. So wär er ouch nit got. Aber nit
also. Got hat geredt: "Was uß minem mund kumpt, das mach ich nit
unkreftig" Psal. 88. [Ps. 89. 35]. So er nun geredt hat: "Ich verlaß
die welt; mich werdend ir nit all weg haben", und das muoß allein
lyplich verstanden werden, wie ghört ist, so wellend inn ye lugenhaft
machen die do sagend, er sye noch hie und blybe lyplich hie byß
zuo end der welt. Denn das sy sagen wellend: "Wir habend doch ouch
ein häll wort: ,Das ist min lychnam'", das ist nit. Denn diß wort, so
es dunckel und den hälleren worten, die wir anzeigt, wider ist, so muoß
es von uns nit verstanden werden uff den sinn; denn gottes wort ist
einander nit widerwertig, sunder alle umstend und kraft der gschrifft
unnd gloubens leerend, daß sy den groben fleischlichen verstand nit
mögend haben. Aber umb yene ist es nit also. Denn alle umstend
und sinn leerend, daß er anzeigen wil, das er ouch lyplich z' himel zuo
der grechten des vatters varen und sitzen wil biß an 'n jüngsten tag.
Gottes allmechtigheit thuot alle ding, wie er geredt hat, unnd mag nüt
wider sin selbs wort thuon. Deßhalb es nit also möglich ist, als yene
darvon redend; dann imm ist nüt möglich wider sin wort. Und ist
aber das nit ein onmacht, sunder die recht allmechtigheit. Darzuo volgt
nit: "das ist got wol möglich; darumb ist es ouch also". Dann es ist
got wol möglich gwesen, das er die siben thüren jar ouch fruchtbar
machte; aber sy warend darumb nit fruchtbar etc., wie wir in der
"Nachhuot" anzeight habend.

--832--

Zum andren zeigend wir an, daß es nit möglich ist, daß Christus
bis an 'n jüngsten tag yenen anderst sye weder by der grechten
gottes vatters. Es stat 109. Psalmen [Ps. 110. 1]: "Der herr hatt zuo
minem herren gsprochen: ,Sitz zuo miner grechten, biß daß ich dine
fygend zuo eim schemel diner fuessen mach.'" Uff dise wort reicht nun
Paulus 1. Cor. 15. [1. Cor. 15. 25], da er ouch leert, das Christus zuo
der grechten 's vaters sitze bis an jüngsten tag. Sitzt er nun doben,
so ist er nit hieniden. Oder aber, wär er hieniden, dörffte man nüt
von siner zuokunft sagen; denn er wär vor harniden. Das anzeigt
Matth. 26. [Matth. 26. 64]: "Ich sag üch: fürhin werdend ir den sun
des menschen sehenn sitzen an der grechten der almechtigheit unnd
kumen in den wolcken des himels." Was mag klärers geredt werden?
Das wort "ap arti" [ἀπ' ἄρτι], "fürhin" tuot uns gnuog, daß wir inn für
und für, biß daß er in der wolcken zum gricht komen wirt, zuo der
grechten gottes suochind. Das "fürhin" gat nit uß bis an 'n jüngsten
tag. Hieinnen ist nun der drit artickel des gloubens gründt: "Dannen
er künftig ist, ze rychten läbend und todt." Welcher ouch vermag,
das er da dannen nit kumpt, biß das er richten wil; dann er lutet also:
"dannen er kunftig ist, ze richten" unnd nit: "dannen er künftig ist
in 's brot". So volgt, das er vonn der grechten nit kumpt, biß das er
richten wil. David hat 's gseyt Psa. 109. [Ps. 110. 1]; wie ietz ist anzeigt
Christus selbs, unnd wyßt uns das der artickel des gloubens,
welchs kätzerisch wär ze widerreden. Widrumb spricht Christus selbs
Mat. 25. [Matth. 25. 31 f.]: "Wenn der sun des menschens kumen wirt
in siner eer, unnd alle sine heiligen engel mit imm, denn wirt er sitzen
uff dem thron siner ere, unnd werdend für inn versamlet werden alle
völcker" etc.
Ist er nun imm brot, oder ist das brot der lychnam Christi, so
ist yetz das jüngst gricht; so sitzt er uff sinem stuol unnd ist hie. So
aber das jüngst gricht nit hie ist, so ist ouch Christus nit lyplich hie;
denn wenn er lyplich kumen wirt, so wirt er z' gricht sitzen. Ich weiß

--833--

wol, was die unverstendigen hie für usszüg suochend: "Ja, die gricht
und urteil gottes sind täglich; darumb ist ouch Christus lychnam
täglich hie." Antwurt: Man muoß nit also finstren. Denn es ist
offembar, das Christus hie allein vom letsten urteil redt, an das die
gantz welt von Adamen biß an den letsten menschen kumen wirt.
Und redt von dem täglichen urteil nit; denn darzuo darff er nit lyplich
kumen; denn er hat 's nit lyplich verheissen.
Zum drytten ist nit möglich, das Christus anderst widrumb köme
denn sichtbarlich. Denn es stat Act. 1. [Act. 1. 9-11]: "Er ist, das sy
es gsehen habend, erhebt worden, unnd die wolck hat inn empfangen
von iren ougen. Und als sy flyssig uff inn ze himel genden sahend,
sich, do stuondend zwen man by inen in wysser kleidung, die ouch
sprachend: ,Ir galileyschen menner, was stond ir in den himel
sehende? Der Jesus, der von üch empfangen ist in'n himel, wirt also
kumen, wie ir inn gsehen habend in den himel gon.'" Das wort wirt
uns einvaltigen nit fälen. Kumpt er herab in das brot so sichbarlich,
als inn die junger gsehen habend hinuff varen, so wellend wir 's
glouben, das er da sye; denn die engel sprechend, er werde also
kumen, wie sy inn gsehen habend. Kumpt er nit also offenlich und
sichtbarlich, so wellend wir uns siner lyplichen zuokunft verzychen, bys
daß er also kumpt, wie er durch den engel redt, und darzwüschend
weder engel von himel, noch menschen, noch tüflen glouben, so vil sy
von lyplicher gegenwürtigheit Christi sagend, biß das wir sy so schinbarlich
sehend, als sy die junger gsehen habend ze himel varen.
Daruff hat ouch der helig Paulus geredt 1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 26],
da er spricht: "Ir werdend den tod des herren ußkünden, biß das er
kumen wirt." Hette Paulus gemeint, das der lychnam Christi hie
gessen wurd, hette er nit dörffen reden: "biß das er kumen wirt";
denn er wußt wol, daß er nach götlicher natur all weg by uns ist.
Darumb muoß er allein uff die menschlichen mit den worten düten.
Darzuo spricht Christus widrumb selbs Mat. 24. [Matth. 24. 27]: "Wie
der blitzg von ufgang kumpt und schynt biß zum nidergang der sunnen,

--834--

also wirt sin die zuokunft des suns 's menschen." Sehend wir inn so
häll als den blitzg, so gloubend wir billich, das er da sye. Sehend wir
inn nit, so sind wir nit glöubig, so wir ein anders gloubend, weder das
klar wort wyßt. Und Lu. 17. [Luc. 17. 37], do die junger fragtend,
wo das letst urtel sin wurde, spricht Jesus: "Wo der lychnam sin
wirt, da werdend ouch die adler versamlet." Mit welcher byspilichen
antwurt er hat wellen leren, daß, wie die adler zemen kumend, wo der
lychnam sye, also, wo sin lychnam sin werde, da werdind ouch wir sin.
Sind wir nun by sinem lychnam so offenlich und unbetrogenlich als
die adler by irem aaß, so ist er hie. So aber das nit, so lassend uns
aber siner zuokunft warten, biß wir inn eigenlich und offenlich sehend,
wie er gelert hatt.
Den andren, die do sagend: "Der lychnam Christi ist ietz nach
der urstende, wo er wil. Deßhalb er an der grechten sitzt unnd hie
von uns geessen wirt. Ist er nun, wo er wil, so ist er ouch umb und
umb, ob wir glych die ursach, weg und maaß nit wüssend, wie er
allenthalb ist. Er ist von der jungfrowen Maria one verletzung jungfröwlicher
zucht geborn. Er ist durch bschloßne türen ynggangen. Er
hatt sich unsichtbar gemacht und ist uß siner fygend henden zwürend
gangen. Welchs uns alles unverstentlich ist. Denocht gloubend wir
vestenklich, das sin lychnam also gewandlet hab" - ia, denen gebend
wir die antwurten:
Die erst: Diß redend ir alles one gottes wort; dann die summ,
darinn dise leer ggründt ist, ist nütz anders denn ein theologische schlußred,
namlich, da sy sprechend, die ard des uferstandnen lybs sye, das
er sye, wo der mensch welle. Welchs doch nun ein fräfne red ist
one grund gottes worts, wiewol sy iro z'hilff kumend unnd sprechend:
"Allein der userwelten lychnam sygind also, nit der verdampten."
Sich, so volgt von stund an, das es nit die ard oder natur des uferstandnen
lychnams ist, oder aber es wärind alle uferstandnen, wo sy
wöltind. Demnach tuond sy noch einen zuosatz und sprechend: "Aber
die userwelten wellend nienen sin, weder wo gott wil", an welchem

--835--

ich nit zwyfel hab. Es volgt aber denn nüt anders, denn das ouch
Christus ist, da sin himelischer vatter wil, und sust nienen. Der
hatt aber, als David 109. Psal. [Ps. 110. 1] spricht, gredt, er söll zuo
siner grechten sitzen, biß das sine fygend zuo eim schemel siner fuessen
gemacht werdind, das ist: biß an 'n jungsten tag, als Paulus 1. Cor. 15.
[1. Cor. 15. 25] leert und doben als häll als das liecht ist anzeight.
So ist er ouch sust nienen; dann das wort "bis" oder "untz", das die
theologi all weg nit habend können z'recht legen, schynt uns ietz
selb in d'ougen, das wir sehend, das es uff uns reicht, daß er doben
sitzen wirt und wir inn nit sehen werdend biß an'n jüngsten tag. Wiewol
nun dise meinung allein uff menschentant stat, deßhalb wir inen
nit genöt wärind antwurten, noch, damit man inen früntlich und
warlich gegne unnd sy sehind, das sy sölch fluchten nit schirmen
mögind, so merck also: Das, wiewol Christus geborn ist durch die
unverserten magt Mariam, was darumb der lychnam Christi nit
an allen orten, als wir wellend ynfueren. Er gieng darumb nit durch
alle türen. Kurtz: Er was nütz des minder all weg nun an eym ort,
wie wir in der andren antwurt uß gottes wort hören werdend. Deßhalb
nit volgt: "Er ist, wo er wil. So ist er ouch allenthalb zuo einer zyt."
Dann er wil nienen sin lyplich denn by der grechten 's vatters.
Zum andren gbürt allein der götlichen natur, das sy allenthalb
sye, oder aber Christus het nit mögen lyplich z'himel varen, wie
ghört ist; denn er wär vor doben gwesen. Demnach so merck, das in
anfang der Christenheit ein hartnäckiger kätzer, namlich Marcion,

--836--

nit hatt wellen glouben, daß Christus warer mensch sye, und hatt sich
mit den erst gezelten orten: "von der jungfrowen geborn sin", "unsichtbar
gmacht haben", "unbegriflich uff dem wasser one underschub
gewandlet haben", "den jungeren erschinen sin clarer gstalt" etc.,
geschirmt, und fürus diß ort: "Das ist min lychnam" häftig fürgewent,
solcher meinung: es sye nit möglich, das sin lychnam geessen werd,
deßhalb er nit einen wäsenlichen, natürlichen lychnam an imm getragen
hab; denn man hett den nit können essen; darumb so mueßte es nun
ein fantästiger oder gspänstiger lychnam gewesen sin. Darüber nun
imm die rechten frommen lerer und euangelisten antwurt gabend: er
hette nit sinen lyplichen lychnam ze essen ggeben, sunder mit win und
brot ein bedütnus sines waren fleischs und bluotes yngesetzt, welche er
warlich ghebt und in 'n tod ggeben hett. Zeig ich allein am fürgon
an. Ietz kumm ich wider uff die antwurt: "Wenn wir nun reden
wöltind, der lychnam Christi wäre in dem brot sölcher wys, als er
von der jungfrowen Maria geborn, als er durch bschloßen türen ggangen"

--837--

etc., mueßtind wir eintweders sagen, das sin lyden im nit we hette geton
noch empfintlich gewesen wär, oder aber wir mueßtind in Marcions
irrung trätten. Ursach: Wenn wir inn allein durch wunderbarliche
würckung ässind, wie er durch wunderbarliche würckung von Maria
gboren ist one alle verletzung irer jungfroschaft, so wär er ouch allein
wunderbarlich one verletzung gtödt; wie er die jungfrowschaft Marie
unversert hette glassen, also mueßte er ouch unversert bliben sin; denn
sine wort lutend also: "Das ist min lychnam, der für üch zerbrochen,
das ist: getödt, wirt." Essend wir nun sinen lychnam, und essend inn,
wie er getödt ist, und essend inn, wie er von der jungfrowen gboren
oder unverletzt zuo bschloßnen türen ynggangen ist, so volgt, daß imm
sin lyden nit empfintlich gewesen sye, oder, wie Marcion iret, das er
nun einen gspänstlyb an imm habe ghebt. Das doch die gröst,
schandlichest schmach Christi wär, der so bitterlich für uns armen
sünder gelitten hat. Sich, wohin man kumpt, wenn man sich mit
menschlicher vernunft, worten und gsuech wider die hällen warheit
stellt! Aber nit also! Lassend uns eigenlich uff die warheit sehen,
so werdend wir die wort wol verston und vermercken, daß die do
sagend: "es beschicht das essen des lychnam Christi unsichtbar unnd
unempfintlich", und wellend doch reden: "man esse inn lyplich, modo
quodam ineffabili, das ist: neiswa einen weg, den wir nit könnend
ussprechen", das dieselben nüt sagend denn irrtumb. Ursach: Wellend
sy sagen, man muesse die wort: "Das ist min lychnam" lyplich verston,
so muessend sy ouch sehen, was hernach stat, namlich: "der für üch
zerbrochen wirt", das ist: getöt. So er nun nit unsichtbar, sunder
sichtbar, nit unempfintlich, sunder empfintlich den tod erlidten hat, und
er hette inn ze essen geben, wie er inn in 's lyden hat ggeben, so mueßte
er sichtbarlich, embfintlich und wesenlich mit den zenen geessen werden;
denn also habend inn schmertzlich dörn, geislen, negel, spieß durchgangen
und -trungen, daß weder die sunn, noch erd, noch stein on mitlyden

--838--

syn kondend. Deßhalb nun verantwurt ist, das yene sagend,
"man esse sin fleisch unsichtbarlich, unempfintlich, oder wie er uferstanden
sye von den todten", oder aber wir mueßtind verjehen, das
er ouch unenpfintlich gelitten het, oder das inn die junger anderst geessen
hettind weder wir; dann er noch nit uferstanden was, do er dise
dancksagung ynsatzt. Darzuo spricht er nit: "Das ist min lychnam, der
von todten wirt uferston", sunder: "der für üch wirt in 'n tod geben."
Von dem ietz kumpt.
Die ander antwurt ist schon entworffen, namlich, das die do sagend,
man esse den lychnam Christi, wie er uferstanden sye von den
todten, schon abgericht sind mit dem wort, das Christus von sinem
tödemlichen lyb redt: "der für üch zerbrochen, das ist: getödt, wirt".
Dann, wie vor gseyt ist, wellend sy die wort Christi: "Das ist min
lychnam" uff das lyplich fleisch ziehen, also: das er das ze essen ggeben
hab, so volgt ouch: "Welcher für üch zerbrochen, das ist: getödt, wirt",
so muessend sy inn essen, wie er getödt, und nit, wie er uferstanden ist.
Also erfindt sich, das ouch dero anschleg ytel, ja frävel sind und gottes
wort düncklend und verwirrend. Damit aber inen ouch gnuog bescheche,
so wellend wir inen uß gottes wort anzeigen, das es nit möglich ist, das
der lychnam Christi einsmals an vil enden oder allenthalb sye, sunder
allein an eim ort sin mag, ouch nachdem und er uferstanden ist. Damit
wirt inen das "ubi" oder "locus", daran sy küwend, uß der philosophi
genomen. Wir habend vor gnuog anzeigt, daß Christus, wiewol
er mit behaltner jungfrouschaft siner muoter, der reinen magt
Maria, geboren ist, daß darumb sin lychnam nit me denn an eim ort
z' mal was, nit einer vart an vil enden. Ietz wellend wir ouch bewären,
daß er nach der urstende nit eins mals an vil enden sin mag.
Erstlich, dann es ein ding "an vil orten sin" unnd "an allen orten",
welchs doch allein götlicher natur ist, so wellend wir den engel verhören
Mat. 28. [Matth. 28. 5f.], der also den suochenden, Marie Magdalene

--839--

und der andren Maria, zuospricht: "Ich weiß, daß ir Jesum suochend,
der crützgot ist. Er ist nit hie" etc. Wär nun ouch der lychnam
Christi allenthalb, so mueßte der engel liegen; dann er wär da gsin.
Do er aber nit da was, ist ein gwüß zeichen, daß er nun an eim ort
sin mag; dann er was nit da, da inn aber die wyber suochtend. Und
spricht aber er [Matth. 18. 20], wo zwen oder dry in sinem namen
versamlet sygind, da sye er in mitz under inen. So er nun da nit
was, so volgt, das er allein nach der götlichen natur allenthalb ist, und
nach menschlicher nit. Item Christus spricht Mat. 24. [Matth. 24. 24-26]:
"Es werdend valsche Christi und valsch propheten endston und werdend
grosse zeichen und wunder thuon etc. Wenn üch dieselben sagen
wurdind: ,Sich, er ist in der wueste', so gond nit hinus; ,er ist in der
kamer', so gloubend 's nit" etc. Mit andren worten, die vor ouch ghört
sind, so hörend wir wol, das wir inn an gheim ort lyplich suochen söllend.
Wie thuond denn die do sagend: "Ich hab hie unseren herrgot gsehen,
dört geessen"? etc. Ist er an vilen orten eins mals, so ist er ouch
allenthalb eins mals; denn so larte uns Christus nit, daß wir denen
nit söltind glouben, die uns inn hin und wider zeigend. Daß etlich
diß ort einen andren weg zühend, laß dich nit irren, frommer Christ;
dann Christus wil hie eigenlich leeren, das man sich nit sölle fueren
lassen, wenn man inn hie oder dört kumen sin zeige. Liß Lu. 17.
[Luc. 17. 21-23] darzuo, so verstast 's gar. Item Io. 12. [Joh. 12. 26]
spricht er: "Wo ich bin, da wirt ouch min diener sin." Wiewol das
uff bed naturen reicht, reicht es doch fürnemlich uff die menschlichen.
Umb dero willen hattend die junger truren. Darumb tröst er sy mit
dem, sy werdind by imm sin. Werdend sy nun sin, wo er ist - zwar
in den himmlen, da er by der grechten des vatters ist -, so volgt, daß
er nun an eim ort lyplich ist; oder aber die junger mueßtind ouch me
denn an eim ort sin; dann sy sind by imm. Item Io. 14. [Joh. 14. 3]:
"Ich wird üch zuo mir nemen, das, wo ich bin, ouch ir sygend." Das
muoß allein uff die menschlichen natur reychen; denn sust mag die
creatur nit sin, wo der schöpfer ist; oder aber sy mueßte ouch alenthalb
sin wie got; das wär ein irrung. So nun die junger sin werdend, wo er

--840--

ist, so volgt, daß er nun an eim ort lyplich ist; dann die junger mueßtind
sust ouch allenthalb oder an vil orten sin, ja ouch in der hostien,
als man nempt. Item Io. 17. [Joh. 17. 24] spricht er also: "Vatter,
ich wil, das die du mir geben hast, by mir sygind, wo ich bin." Muoß
ouch leeren, daß er nach der menschheit allein an eim ort sin mag,
ouch nach der urstende; denn er redt am selben ort von sinem uffaren
ze himel und von irem lyplichen verlassen in der welt. Ob ir demnach,
du einvaltiger, yeman in dise gschrift reden wurd, wir tätind
der gschrift gwalt, laß dich nit kümmren, er sye, wer er well. Lasse
sin meinung ußgon in gschrift, wellend wir mit gott erobren, daß wir
die warheit leerend und das wort der warheit in uns ist.
Wir wellend ouch dem gantzen bapstuomb yetz uß iren eignen
rechten anzeigen, das der lychnam Christi, wie er uferstanden ist, nit
me denn an eim ort eins mals sin mag. Das stat: De consecra. dist. 2.
ca. prima, paragr. finali also: "Der herr ist doben, biß daß die welt
ufhört; aber noch ist die trüw des herren ouch by uns. Dann der
lychnam, der uferstanden ist, der muoß an eim ort sin; aber sin trüw
oder gnad ist allenthalb ußgegossen" [Corpus iuris canonici c. 44,
Dist. II de consecratione]. So vil uß des bapsts buoch. Was kann
hällers geredt werden? Durch "den herren" verstastu wol, daß er
Christum meint. Demnach: muoß der lychnam Christi, ouch der
uferstanden ist, nun an eim ort sin, so ist on zwyfel dasselb ort ghein
anders weder die grecht hand des vatters. Wie kan er denn hieniden
imm brot sin? Ob die bäpstler dich hie andrer sinnen wöltind überreden,
weder wir anzeigt habend, laß dich nit übertörlen, sunder
halt dich starck der worten: "Der lychnam, der uferstanden ist, der
muoß an eim ort sin", so wirst all ir gegenwürff mögen versetzen.

--841--

Nun sicht, als got wil, ein ieder frommer, wie redlich die sind,
die uf uns sagend, "wir gangind daruf umb, das wir mit den Juden
wellind den herren Christum Jesum, den waren gottes sun, unseren
erlöser, von himel stossen, inn verlöugnen und derglychen", so man
offenlich sicht, das wir den verstand des essens sines fleischs zum teil
dahar messend, daß er an der grechten götlicher maiestet unverwandlet
sitzt biß an 'n jungsten tag, und demnach ewklich. Dem sye lob und
eer in d' ewigheit! Amen.
Der dritt artikel.
Wir habend nun im ersten artickel, ob got wil, uß eigenschaft der
worten Christi eigenlich gesehen, das dise wort Christi: "Das ist min
lychnam" wesenlich nit mögend verstanden werden, oder aber wir
mueßtind sin fleisch mit denn zenen glych durchdringen, wie die negel
und spär das durchdrungen habend. Im andren aber habend wir die
hällen ort der gschrift gehört, die nit erlyden mögend, daß in disem
sacrament wesenlich fleisch und bluot sygind, wie dann gebürlich ist,
daß man in der heligen gschrift nit gäch uff den buochstaben valle,
sunder allenthalb bsehe, was die gschrift wol erlyden mög. Dann so
sy von got yngesprochen ist, als Petrus und Paulus lerend [cf. 2. Tim.
3. 16, 2. Petr. 1. 19-21], so mag sy ir selbs nit widerwertig sin,
sunder, wo uns das dunckt, kumpt es dahar, daß wir sy nit verstond,
nit recht gegen einander habend. Darzuo habend wir gruntlich gsehen,
das die genanten dry artickel des gloubens: "Ist ufgevaren zuo den
himlen", "sitzt zur grechten gott vatters allmechtigen", "dannen er künftig
ist ze richten läbend und todt" nebend der meinung, das er hie lyplich
geessen werd, nit ston mögind. Nun ist es an dem, das wir anzeigind,
welchs doch der sinn diser worten: "das ist min lychnam" sye, der mit
und by andrer gschrift, ouch mit den articklen des gloubens ston mög.

--842--

Das wellend wir mit gott ietz im dritten artickel glych als starck
anzeigen. Erlücht, herr, unsere ougen!
Darzuo ist ze wüssen, daß die gschrifft allenthalb figurlicher
reden, die man nempt nach griechisch "tropos", das ist: andergewendt
oder anderverstendig, vol ist. Als wenn Christus spricht [Joh. 15. 1]:
"Ich bin der rebstock." Hatt einen ander verstendigen sinn, namlich:
das er eim rebstock glych ist, gegen uns gerechnet, die in imm erhalten
werdend und wachsend, glych als die zwy im rebstock Io. 15.
[Joh. 15. 1-11]. Glych daselbst ist aber ein tropus: "Ir sind die
schoß." Muoß ouch anderverstendig sin, namlich: das wir schossen
glych sind, wie vor gseit ist. Item Io. 1. [Joh. 1. 29]: "Das ist das
lamb, das hinnimpt die sünd der welt" ist der erst teil ein tropus;
dann Christus ist nit ein lyplich lamb; so muoß es ein anderverstendiger
sinn sin, namlich: das er das rein opfer ist, das der gantzen
welt sünd hinnimpt. Item Io. 6. [Joh. 6. 35]: "Ich bin das läbendig
brot." Hie ist "brot" anderverstendig, namlich: "Ich bin ein läbendige
spys, narung und trost der seel." Item, daß er sich selbs Mat. 21.
[Matth. 21. 44] durch das wort "stein" bedütet und spricht: "Welcher
uff den stein vallt, der wirt zerschmetteren", ist ein zwivalter tropus
oder anderverstand: im "stein", der bedütet Christum umb siner
unbetrognen veste willen, und im "vallen", das bedüt imm anderverstand:
welcher imm gwalt tuon wil etc. Also wirt ouch in sunderheit
das wort "ist" tropisch, das ist: anderverstendig, genomen. Als
Luce am 8. spricht Christus: "Der som ist das wort gottes" [Luc.
8. 11]. Das muoß anderverstendig sin, namlich: das der som, von dem
er gseyt hatt, das wort gottes bedüte; unnd wirt hie "ist" für "bedüt"
genomen. "Der som ist das wort gottes", das ist: "der som bedütet
das wort gottes". Derglychen Mat. 13. [Matth. 13. 37-39] spricht
Christus in ußlegen der glychnuß vom guoten und bösen somen also:
"Der den guoten somen säyt, ist der sun des menschen", das ist: "der

--843--

den guoten somen gsäyt haben gseit ist, der bedütet den sun des
menschen". Widrumb: "Der acker ist die welt", das ist: "der acker
bedütet die welt". Widrumb: "Der guot som, das sind die sün des
rychs", das ist: "die sün des rychs sind durch den guoten somen bedütet".
Widrumb: "Die unkrüter sind die bösen sün", das ist: "die
bösen sün werdend durch die unkrüter bedütet". Widrumb: "Der fygend,
der sy gesäyt hatt, ist der tüfel", das ist: "Der fygend bedüt den
tüfel". "Die ärn ist das end der welt"; aber "ist" für "bedütet." "Die
schnitter sind die engel"; "sind" für "bedütend". An disen orten allen
wirt "ist" für "bedütet" und "sind" für "bedütent" genomen. Hie
sprechend etlich: "Ja, ,ist' stat hie in einer glychnus." Antwurt: Das
ist nit; denn es stat in ußlegen der glychnus, da die red on zwyfel
am kläresten sin muoß. Darzuo ligt nüt dran, wo es stand. Wir wellend
allein anzeigen, das diß wort "ist" in der gschrift an unzalbarlichen
orten für "bedütet" genomen wirt. Darwider sich ouch etlich kurtzlich
habend lassen mercken, doch in latin; darumb ich inen, ob got
wil, fürderlich wil antwurt geben; dann sy weder grammatica, mit
urloub, noch logica recht besehen habend. Widrumb habend wir imm
alten testament Genn. 41. [1. Mos. 41. 26f.], da Joseph also spricht
in ußlegen des troums: "Die siben schönen kuee und die siben vollen
äher sind siben fruchtbare jar", und widrumb: "Die siben magren kuee
und siben lären äher sind siben hungrige kunftige jar" -, da wirt an
beden orten "sind" für "bedütend" uß kraft des tropi oder anderverstands
genomen. Da aber etlich hie ynredend: "Die Hebreier
habend hie nit ,sind'", antwurt: Weistu warumb die Hebreier nit
"sind" habend? Doch es gilt hie nit schimpflis! Darumb habend
sy dise wort "ist" und "sind" nit, daß hebraisch nit tütsch ist.
Denn wo hebraisch tütsch wär, so hettind sy ouch allenthalb "ist"
oder "sind", wie die notturft das erfordrete. Sy habend aber in irer
sprach, das als vil in unserer vermag, als vor ist anzeigt. Doch
wellend wir denen wyter imm latin antwurten. Andre ort underlassend

--844--

wir darumb, daß sy on not sind, so wir dero so vil zellt habend,
die onwidersprechlich sind.
Nun wellend wir uff diß alles sehen, ob dise wort Christi Mat. 26.
[Matth. 26. 26], Marci 14. [Marc. 14. 22]: "Das ist min lychnam" ouch
mögind anderverstendig oder tropice genomen werden. Wir habend gnuogsam
ghört, das diß wörtlin "ist" hie in wesenlicher verstentnus nit mag
genomen werden. So volgt, daß es figurlich oder anderverstendig muoß
genomen werden. Also: "Das ist min lychnam", da bedütet "das" uff 's
brot, unnd "lychnam" wirt für den lychnam genomen, der für uns getödt
ist. So nun "ist" wesenlich nit mag genomen werden - denn
das brot ist nit sin lychnam und mag er nit sin, wie ghört ist -, so
muoß "ist" bedütlich oder anderverstendig genomen werden, also: "Das
brot ist min lychnam" für: "Das brot bedütet minen lychnam" oder:
"ist ein bedütnus mines lychnams"; denn er spricht von stund an
Lu. 22. [Luc. 22. 19] druf: "Tuond das zuo gedechtnus min". So muoß
ie diß brot nun ein bedütnus sines lychnams sin, deß man indenck
in disem nachtmal ist, daß er für uns getödt ist. Hie wellend wir uß
dem alten testament bewären, das diser tropus oder anderverstand disen
worten eigenlich zuoghört. Exodi am 12. [2. Mos. 12. 1-28] stat nach
der lenge, wie got einer nacht alle vordrist gebornen in Egypten
erschluog von lüt und veh und aber die kinder Israels also verhuet:
er lart sy ein lamb oder böcklin schlachten und mit deß bluot die
beden bystell und die übertür bstrichen, so wölt er das zeichen
ansehen und daselbst nit tödten. Und söltind aber das lamb am abend
vor der grusamen nacht gebraten essen, also: "Ir söllend umbgürt sin
umb üwere lenden und schuo anhaben und steb in üweren henden, unnd
söllend 's ylend essen; dann es ist der überschrytt." Sich, hie nennt
er das geessen lamb einen überschrit oder überhupfen, und was aber
das überhupfen oder überschriten noch nit gschehen, do sy das lamb
assend. Es mocht ouch sust ein lamb nit ein überhupfen sin; dann

--845--

"überhupfen" was ein underlassung der schlahens, unnd was das lamb
fleisch und bein etc. Noch so spricht got selb: "Es ist der überschrit."
Hie muoß ye diß wörtlin "ist" anderverstendig sin, namlich
das es für "bedütet" genomen wirt, also: "Das lamb bedütet den überschrit",
zwar, den er erst darnach in der nacht thuon ward; welcher
überschrit demnach von den kinden Israels järlich begangen ward.
Das hie ingeredt wirt von etlichen geleerten, bevestnet dise meinung,
so verr ist 's, das es ützid wider uns vermög, als wir in latin anzeigen
werdend. So nun ghein türere, eigenlichere, offnere figur Christi
weder das osterlamb - darumb es ouch Christus mit grossem lust
mit den jungeren vor sinem tod aaß Luc. 22. [Luc. 22. 15] -, so nimpt
man ouch ghein wort billicher in d' hand, weder die vom osterlamb
geredt werden, wenn man den bedütlichen sinn der worten Christi
ußmessen und suochen wil; dann es fuegend sich alle ding zemen.
Das osterlamb ward vor der schlacht und überschryten geessen, und
was doch do und darnach ze künftigen zyten ein bedütnus des überschritts,
den got tedt. Also hatt ouch Christus die gedechtnus sines
tods yngesetzt, ee und er sturb. Und sol doch die gedechtnus sines
tods, vor dem tod yngesetzt, begangen werden von uns glöubigen, bis
das er widrumb kummen wirt. Dört ward Egypten gschlagen und die
kinder Israels überhupft. Hie ward Christus gefangen und getödt,
und der mörder Barrabas überhupft [cf. Matth. 27. 26], damit die unschuld
Christi unsere schuld hinnäm etc. Wie wir in der "Nachhuot"
lenger anzeigt habend.
Bsich yetz die zwey ort gegeneinander: "Das osterlamb ist der
überschrit", das ist: "das osterlamb bedüt den überschrit des engels
gottes". "Das ist min lychnam", "das bedütet minen lychnam", also
daß "diß brot essen" ein zeichen und bedütnus ist, das Christus, der
ware trost und narung der seel, für uns getödt ist. Da aber hie etlich
sagend: "In den worten des alten osterlambs reycht das wörtlin ,es'
oder ,das' nit uff 's osterlamb, sunder uff 's fest, also: ,das fest ist das
überschryten', das diß wörtlin ,das' uff das wörtlin ,fest' reyche", gebend
wir die antwurt: Für 's erst, das es nit ist, als dise fürgebend, sunder

--846--

das wörtlin "das" reicht uff das osterlamb, als eigenlich der buochstab
anzeigt. Aber ob wir inen glych nachliessind, das "das" uf 's fest
reychte, also: "das fest ist das überschryten", so mueßtind wir sy fragen,
wannen das fest kem; dann alle fest habend ein ursprung. Mueßtind
sy ye sagen: "Vom lamb unnd überschryten", so hettind wir doch denn
aber gsiget, so man funde, daß das österlich fest nun uß yenem lambessen
unnd überschryten kem; und reichtind die wort: "Das lamb ist
der überschrit" aber uff das ursprünglich lamb. Sich, wie law etlicher
epistlen sind, die in vilen henden harumbgetragen werden! Zum
andren, ob wir glych nachliessind, das diß wörtlin "das" uff 's fest
reychte: "das fest ist der überschritt", wofür wurde denn widrumb "ist"
genomen? dann ein fest kan nit ein überschryten sin. So mueßt "ist"
aber "bedüten" heissen. Wöltend sy aber sagen: "das osterlamb ist ein
fest", so volgt aber zuo eim, daß wir hindersich langen muessend,
weß doch das osterlamb ein fest sye. So kumend wir aber uff das
überschryten, und ist aber das lamb ein bedütnus des erstlichen überschrytens.
Zum andren, laß es glych ein fest sin, unnd reich nit hinuf,
das doch nit zimpt - dann man sol die ursprüng suochen und
wüssen -, so volgt aber, das wir ouch dise wort Christi: "Das ist
min lychnam" glych als wol mögind in disen sinn keren: "Das brot
ist ein fest", als die: "Das lamb ist der überschritt" in disen sinn:
"Das osterlamb ist ein fest." Dann ouch diß nüt anders ist denn ein
fest der dancksagung, als Paulus 1. Cor. 5. [1. Cor. 5. 7f.] anzeigt
und Origenes uß den eltesten in Leviticum ouch also nennet.
Kurtz, so wir erfochten habend, das dise wort: "Das ist min lychnam"
ein tropische, anderverstendige red sin muoß, so sehend wir yetz
offenlich am tag ligen, das sy ein 'n sinn habend glych wie die: "Das
ist das überschryten des herren", namlich den: "Das brot bedüt minen

--847--

lychnam, der für üch hinggeben wirt", und: "Das lamb bedütet den
überschrit des herren."
Das nun diß der recht, natürlich sinn sye, leerend uns die offenen
umstend.
Der erst umstand ist das klar wort Christi, der selbs spricht
Mat. 26. [Matth. 26. 29], nachdem er diß sacrament yngesetzt hat, also:
"Ich sag aber üch, daß ich fürhin von dem gschlecht der winreben
nümmen trincken wird biß an den tag, so ich 's mit üch nüw trincken
wird imm rych mines vatters." Sich, nach allem ynsatz bedüt er uff
das tranck, das er inen ggeben und sin bluot genempt hatt, und nempt
es "ein winrebengschlecht". Daran wir offenlich sehend, das er dise
wort: "Das ist min bluot" nit wesenlich, sunder anderverstendig und bedütlich
geredt hat, uff den sinn: "Das tranck bedütet min bluot"; denn
er nempt 's von stund an mit sym eignen mund "wynrebengschlecht".
Da er aber das wort "gschlecht" nit on ursach geredt hat (dann wir
verstond daran, das diß tranck gruntlich, wesenlich, nach sinem gschlecht
und ard wyn ist und von der wynreben kumen), warumb lassend wir 's
denn nit ouch wynrebengschlecht sin als wol als Christus? Daß aber
Lucas die wort vorsetzt, dient ouch dahar; dann Lucas hatt sy darumb
vor anhin gsetzt, das er verhuot, das man demnach die wort
Christi nit verstuende, als ob der win bluot wär.
Der ander umstand ist der jüngeren stille, das sy hierab nüt bewegt
noch verkümret sind, nüt gefragt noch under inen selbs gemurret,
die aber in andren vil ringeren dingen, denn diß wär, wo es wär, wie
wir fürnemend, vormals unruewig und unverstendig wurdend, ouch
Petrus so vil ußzugs suocht, das er imm nit liesse die fueß weschen
[cf. Joh. 13. 6-8]. Aber in disem ding, trutz, daß einer ein zwyfelhaftig
wort red, meinnend wir nit, Petrus hette hie vil me gsprochen:
"Herr, gang von mir; dann ich bin ein sündiger mensch", weder do
er nun by imm im schiff stuond, so er inn hette verstanden gar in
sich geessen haben, wie er Luc. 5. [Luc. 5. 8] sprach? Oder ob nit
alle jünger mit einandren gesprochen hettind mit dem centurion

--848--

Mat. 8. [cf. Matth. 8. 8]: "Herr, ich bin nit wirdig, daß du under das tach
mines sündlichen munds yngangist"? Aber dero ist gheins bschehen;
sy werdend nit anzeigt, das sy gheinerley ufwütschens, anbettens oder
zufens gebrucht habind. Ursach: Als sy Juden warend, hattend sy
ghein befrömdung an den worten: "Das ist min lychnam"; denn sy
hattend dero glyche wort alle jar in essen des osterlambs ghört: "Das
lamb ist das überschryten", und hattend 's allweg wol verstanden, das
sy allein den sinn hattend: "Das lamb bedütet das überschryten", und
sahend demnach, das der herr ein ander fest, ein andre dancksagung,
ynsatzt und aber nit unglyche wort brucht. Das schuoff, das sy ghein
verwundren, schühen noch nüwrung umbgab.
Der dritt umstand ist, das ghein apostel in sunderheit nie geleert
hatt, das hie das brot zuo fleisch werd unnd der win zuo bluot. Und ist
aber nit anderst ze gedencken; denn hettind die apostel von disem
sacrament gepredget wie wir, es wärind fragen und wundrungen darus
entstanden, uff welche denn die apostel nothalb hettind mueßen antwurt
geben. Aber dero ist gheins beschehen, sunder der helig Paulus nennt
es nach allem zeigen des ynsatzes "brot und tranck" glych wie
Christus selbs.
Ietz wellend wir den handel von wort ze wort nach Lucas 22.
[Luc. 22. 19-20] beschrybung verhören und nach Pauli 1. Cor. 11.
[1. Cor. 11. 23-29], und demnach werdend wir, als ich zuo gott hoff,
die wort Matth. 26. [Matth. 26. 26-29], Marci 14. [Marc. 14. 22-26]
uß denen glych als klar verstan als die heligen junger. Also stat
Luce 22. [Luc. 22. 19]: "Er hatt das brot genomen, dancket, gbrochen
und inen ggeben, sprechende: ,Das ist min lychnam, der für üch hinggeben
wirt. Tuond das zuo gedächtnus min.'" Hie muoß man die wort
nit von einander teilen: "Das ist min lychnam" und: "der für üch
hinggeben wirt", sunder by einander laßen blyben: "Das ist min lychnam,
der für üch hinggeben wirt"; denn ist die red Christi erst uß.

--849--

Daruf volgt nun, das Christus von dem lychnam redt, der für uns ist
in todt ggeben. Also volgt denn ouch, das das brot nit derselb lychnam
ist, oder aber der brötin lychnam mueßte für uns hinggeben sin
in 'n tod; dann die wort lutend also: "Das" - zeigt uff 's brot - "ist
min lychnam." Ist nun das brot sin lychnam, so wirt ouch das
brot für uns in 'n tod ggeben; denn er spricht, das brot sye sin lychnam,
der für uns in 'n tod ggeben werd. So mag ye nimmerme välen:
ist das brot sin lychnam, eben der für uns in 'n tod ggeben wirt, so
muoß ouch das brot für uns in 'n tod ggeben sin. Sich hie aber, wie
sich die wort Christi selb ze verston gebend, namlich, das wir häll
sehend, das diß wörtlin "ist" nit erlyden mag, das es wäsenlich zwüschend
brot und lychnam stande, sunder muoß anderverstendig genomen
werden, also: "Das brot bedütet minen lychnam, der für üch
hinggeben wirt" oder: "Das brot ist ein bedütnus mines lychnams".
Wie sol aber das sin? Wie bedütet das brot imm sacrament den lychnam
Christi? Antwurt: Wie er spricht: "wie er für uns hinggeben
wirt", so wil Christus nüt anders denn also sagen: "Das brot ist
ein bedütnus, daß ich min lychnam für üch in 'n tod ggeben hab"; und
den sinn zeigend die nechsten wort harnach an, da er spricht: "Thuond
das zuo gedechtnus min". Hie habend wir, worzuo diß bedütlich brot
yngesetzt ist, namlich: zuo gedechtnus Christi, daß er für uns in 'n tod
ggeben ist. So volgt ouch widrumb, das das brot nit "ist", sunder
"bedütet" den lichnam Christi; dann man gedenckt sin damit. So ist er
ouch nit da. Paulus spricht von disen worten 1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 24]
also: "Das ist min lychnam, der für üch gebrochen wirt." Ist ein ding
"für uns hinggeben sin" und "für uns gebrochen sin", weder das Paulus
die glychnus hat wellen anrueren, die hierinn verborgen ligt, namlich: das,
wie Christus für uns zerbrochen, das ist: getödt, ist, wir ouch also zuo
gedechtnus sin das brot einander bietind und brechind, das ist: uns für
einander stellind, einander mitteilind etc., wie Christus uns geton hatt.
Die wort des trancks setzt Lucas [Luc. 22. 20] also: "Das tranck" - denn
er nempt 's "trinckgschir" oder "kelch" für das, das drinn
was, als ouch wir offt sprechend: ein vaß oder becher mit wyn getruncken,
und trinckt man das gschir nit - "das nüw testament in
minem bluot, das für üch vergossen wirt". Daß aber dise wort Luce

--850--

clar werdind, so hör glych druf 1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 25]. Da spricht
Paulus also: "Das tranck, das nüw testament, ist in minem bluot" etc.
Und ist kurtzlich der sinn: "Das tranck ist das nüw testament, welchs
nüw testament in minem bluot ist, welchs min bluot für üch vergossen
wirt." Hie sehend wir für 's erst, das weder Lucas noch Paulus
sagend, das das tranck das bluot Christi sye. So mag man ouch klarlich
mercken, das es ouch der andren euangelisten meinung nit gewäsen
ist, anderst darvon ze reden, weder ouch dise tuond. Ob sy glych sprechend:
"das tranck" - das was aber win - "ist min bluot", wellend
sy doch nüt anders sagen weder: das tranck sye ein zeichen, bedütnus
und gedechtnus des bluots des nüwen testaments, das dasselb für uns
vergossen sye. So wir nun disen anderverstand oder tropum hie findend,
so sol er ouch glycher wyß in den worten des brots verstanden werden.
Hie sprechend aber etlich: "Ist das tranck das nüw testament, so ist
es ouch das bluot Christi; dann das bluot Christi ist das nüw testament."
Antwurt: Das nüw testament ist nit das bluot Christi, sunder
die vergeben, gnädig nachlassung unser sünden. Die ist das nüw
testament, als Hieremie am 31. [Jer. 31. 34] und Hebr. 8. [Hebr.
8. 12 f.]. Aber mit dem bluot Christi ist uns die nachlassung erworben.
Und ist uns die nachlassung vergeben, aber Christi halb ist 's nit
vergeben; denn er hatt sy tür gnuog bezalt. Noch hatt inn gott uns
ggeben one unseren verdienst uß fryer gab. Also erfindt sich, daß das
bluot Christi nit das nüw testament ist, sunder das bluot des nüwen
testaments, das ist: das bluot, damit das nüw testament, das die vergeben
nachlassung der sünd ist, erworben und erobret ist. Glycher wyß
ward im alten testament das bluot, damit das nolck sampt dem buoch
des gsatzts besprengt ward, das bluot des testaments genennet, aber nit
das testament, Exodi 24. [2. Mos. 24. 8]; denn das testament was das
inen vorgelesen ward. Also findend wir ouch gar nienen, daß das bluot
Christi ein testament werde genennet, aber wol das bluot des testaments.
So nun hie das tranck "das nüw testament" genennt wirt, muessend wir
ye sehen, das es ein red ist, wie Genn. 17. [1. Mos. 17. 13] die bschnydung
der pundt genempt wirt, und was aber nun ein zeichen des
pundts. Also hie wirt das tranck in der dancksagung "das testament"
genennt drumb, das es ein zeichen des bluots Christi ist, mit welchem

--851--

er das nüwe testament erobret, wie ghört ist. Wer wyter davon begerte
ze lesen, besehe unsere "Nachhuot". Darzuo gibt das wort "welchs bluot
für üch vergossen wirt" ouch antwurt gnuog diser ynred; denn das tranck
ward nit für uns vergossen, sunder das bluot Christi. So nun dasselb
nit wirt ein testament genempt, vil weniger mag das, so das war bluot
nun bedütet, ein testament sin. So es aber also genennt wirt, ist es
nit ussert dem bruch der gschrift, das die bedütenden ding mit dem
namen der bedütteten genempt werdend, wie erst ist anzeigt.
Ietz volgt in Paulo 1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 26], das uns klarlich
underricht, was doch die gedächtnuß sye und wohin sy reyche, also:
"So offt ir nun das brot essen werdend und das tranck trincken" - sich,
wie er 's ouch nach dem ynsatz "brot" nennet und "tranck",
das er doch nit geton hette, wo er 's dafür ghebt, als wir 's ghebt
habend -, "so werdend ir den tod des herren ußkünden, biß das er
kummen wirt". Hie ist "ußkünden" nütz anders weder "loben, brysen,
dancksagen", wie ouch Petrus 1. cap. 2. [1. Petr. 2. 9] redt und an
andren orten imm alten testament offt erfunden wirt. An welchem wir
hörend, daß 's Paulus für ein offne dancksagung hatt. "Biß das er
kumen wirt" muoß ye vom lychnam verstanden werden; denn nach der
gotheit ist er all weg by uns. So ist er ye nit hie, so er erst kumen
wirt. Und wil Paulus sagen, daß die christenlich kilch die dancksagung
Christi nit underlassen sölle, biß das er kumpt am jüngsten tag.
Andre wort Pauli lassend wir hie umb kürtze wegen uß, ußgenomen
die, da er spricht [1. Cor. 11. 29]: "Welcher 's aber unwirdig
ißt, der wirt des lychnams und des bluots Christi schuldig, so er den
lychnam des herren nit underscheidet." Da wil Paulus sagen, daß ein
yeder recht gschickt hinzuogang, das ist: mit sölchem glouben, als
ghört; denn welcher nit mit sölchem glouben hinzuogang, als ghört,
der werde am lychnam und bluot Christi schuldig, nit die er geessen
hab, sunder an dem waren lychnam, den Christus in 'n tod ggeben
hatt. So einer sich der kilchen offnet, sam er dero einer sye, die in
Christum vertruwind, unnd lügt aber gott, denn so wirt er an dem
unschuldigen bluot schuldig, in das er nit vertruwt, wil 's aber gsehen

--852--

sin. Also verstond ouch Augustinus in Io. tractatu 62. und Ambrosius
1. Cor. 11. dise wort.
Nun ist es an dem, das wir anzeigind, das ouch die alten Christen
und lerer biß in die 500 jar die wort Christi: "Das ist min lychnam"
bedütlich, nit wesenlich verstanden habind. So aber der hochgelert,
fromm Oecolampadius davon ein christenlich buoch hatt lassen
ußgon, darinn er nach der lenge dise meinung uß den alten lereren
anzeigt unnd ouch das buoch in tütsch kert ist, wil ich hie nit me
denn dry der alten anzeigen, die aber den gemeinen, einvaltigen Christen
die allerbekanntisten sind: Hieronymum, Ambrosium, Augustinum.
Hieronymus spricht über dise wort Christi: "Das ist min lychnam"
Mat. 26. [Matth. 26. 26] also: "Nachdem das bedütlich überschryten
erfüllt was unnd er das fleisch des lambs mit den apostlen
geessen hatt, nimpt er das brot, das des menschen hertz sterckt, und
gat an das warzeichen des überschrittß, das, wie in siner vorbedütung

--853--

Melchizedeck [1. Mos. 14. 18 ff.], ein priester des höchsten gottes, do
er win und brot opfret, geton hat, er (Christus) ouch die warheit sines
lychnams und bluottes bedüte oder äfrete." So vil redt da Hieronymus,
in welches worten du dich nit irren laß, da er von Melchizedechs
opfer redt; wir habend denselben knopf oft gnuog ufgelößt. Sich
aber demnach, wie Hieronymus so klarlych dises brot nun ein zeichen
des osterlambs, durch das er ietz Christum verstat, oder sacrament
nennet. Demnach, das er so offenlich seyt, das Christus damit hatt
wellen bedüten oder äfren sine ware lychnam und bluot, sich, wie ouch
Hieronymus die wort Christi: "Das ist min lychnam" also verstanden
hatt: "Das brot bedütet minen lychnam, den waaren, den ich für üch
hingeben wird."
Ambrosius spricht also 1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 26]: "Sidtenmal
wir mit dem tod des herren erlößt sind, sind wir der sach yndenck;
und so wir das fleisch und bluot essend, bedütend wir die ding, die für
uns ufgeopfret sind." Dise wort Ambrosii hatt der bapst ouch in
sinen rechten de cons. di. 2. c. Quia morte [Corpus iuris canonici
c. 50, Dist. II de consecratione], aber sy stond daselbend under dem
namen Augustini, deß sy doch nit sind. Nun hab ich dise wort
Ambrosii tütschet, wie die bäpstler sy verston wellend, damit sy nüt
köndind ab uns klagen; und mögend doch die wort Ambrosii ouch
den sinn ertragen: "Sidtenmal wir mit dem tod des herren erlößt sind,
sind wir der sach yngedenck, unnd so wir essend unnd trinckend (verstand:
das sacramentlich brot und win, von denen da geredt wirt), bedütend
wir das fleisch und bluot, die für uns ufgeopfret sind." So aber die
bäpstler also möchtind sagen uß mißverstand der worten Ambrosii:
"Wir essend das fleisch und bluot Christi zuo gedechtnus des fleischs
und bluots, die für uns geopfret sind; denn Ambrosius spricht: ,So
wir das fleisch und bluot essend, bedütend wir die ding, die für uns
ufgeopfret sind'", ist diß unser antwurt: So hör ich wol, es sind zwey
fleisch und zwey bluot: eins, das für uns gestorben und ze himel ufgevaren

--854--

zuo der grechten 's vatters sitzt, das ander, das wir zuo gedechtnus
essend des waren fleischs, das für uns getödt ist? Denn das
kan nieman gelöugnen, denn das eben das fleisch und bluot, das für uns
gstorben ist, ouch ze himel gfaren sye, so Christus selb also spricht
Luce 24. [Luc. 24. 39]: "Bsehend min hend und min fueß, daß ich 's
selbs bin. Gryffend mich und bsehend mich; dann ein geist hat weder
fleisch noch bein, als ir aber mich gsehend haben." Mit welchen
worten Christus eigenlich wil anzeigen, das eben der lychnam uferstanden
sye, der ouch gstorben was. Und demnach ist eben derselb
lychnam von inen ze himel gfaren; denn es stat bald darnach [Luc.
24. 51] also: "Und es beschach, nachdem und er guotes über sy gsprochen
oder gsegnet und gnadet hatt, gieng er von inen und ward hinufgefuert
in den himel." Sich, eben der lychnam, den er inen davor ze gryffen
bot, ist z' himel gevaren. So könnend wir ye nit mit dem uferstandnen
lychnam, als etlich sagen wellend, den getödten bedüten; denn es ein
lychnam ist, der uferstanden und der getödt; oder aber die urstende
Christi wär nütz, das ein schmach des heligen gloubens wär ze sagen.
Hierumb so ist über die wort Ambrosii also ze mercken, das, so er
spricht: "so wir das fleisch unnd bluot essend, bedütend wir die ding,
die für uns ufgeopfret sind", schlechtlich sin muoß, das er hie "fleisch
und bluot" nimpt für: "brot und wyn", die bedüteten ding für das bedütend
zeichen. Und das heißt den Griechen metonymia [μετωνυμία]
oder catachresis [κατάχρησις], das ist: ein nachnennen oder andernennen,
darumb, daß Christus ouch das brot also genennet hatt "sinen
lychnam" für: "ein bedütnus synes lychnams." Und das diß die meinung
Ambrosii sye, zeigend doch die wort selbs an: "Wir bedütend
die ding, die für uns geopfret sind." So essend wir ye die ding nit,
die für uns geopfret sind, so wir sy nun bedütend. Dann ässind wir 's,
so ässind wir sy ouch, wie sy geopfret sind; denn er spricht: "Das ist
min lichnam, der für üch hinggeben wirt." Sichstu, "hingeben" und
"geopfret" ist hie ein ding. Aber es darff deß nit; denn Ambrosius

--855--

wil nüt anders sagen weder: "So wir das brot und wyn, die zeichen
des fleischs und bluots Christi, essend, so bedütend wir dieselben
wesenlich für uns ufgeopfret sin." Dann er spricht vor disen worten:
"Es ist ein gedechtnus unserer erlösung" etc. Uß denen worten Ambrosii
sicht man aber häll, das er ouch "ist" für "bedütet" verstanden
hatt, "est" pro "significat". Es ist ouch hieby ze mercken, das, wo
die alten leerer diß brot und tranck "fleisch und bluot" nennend, ouch
uff die ard redend, als sy ouch Christus genennt hat für: "zeichen der
waren lychnams und bluots, die für uns getödt sind". Sölcher wyß hab
ouch ich die namen "sacrament des fronlychnams und bluots Christi"
gebrucht in "Ußlegen" miner articklen; denn der fronlychnam Christi
sitzt an der grechten des vatters, aber das sacrament, das ist: zeichen
des fronen, läbendigen lychnams wirt by uns zuo dancksagung und gedechtnus,
daß der fronlychnam für uns gestorben ist, in der gemeind
Christi geessen. Und darumb, das es den fronlychnam bedüt, wirt es
oft "der lychnam und bluot Christi" genennet darumb, das Christus
es ouch also genennet hatt.
Augustinus redt also (und stat de cons. di. 2. c. Semel Christus)
[Corpus iuris canonici c. 51, Dist. II de consecratione]: ",Christus ist
einist gstorben, der grecht für die ungrechten. Wir wüssen ouch und
haltend 's für gwüß und in unbewegter hoffnung, daß Christus, der
von todten uferstanden ist, nit me stirbt; der tod wirt inn nit me beherschen.'
Dise wort sind Pauli [cf. Röm. 6. 9 f.]. Aber damit und
ir nit vergessind das einist gschehen ist, so sol das järlich in unserer
gdächtnus sin, so offt man das österlich fest begat. Wirt aber ouch
Christus so offt getödt? Nein, sunder die järlich widergedächtnus
bedüt oder äfret das einist beschehen, und macht also yndenck, glich
als ob wir den herren gegenwürtig am crütz sehend." Diß sind alles

--856--

wort Augustini, uß welchen wir aber eigenlich sehend, daß diß sacrament
nun ein widergedechtnus ist und ein bedütnus deß, das einist
beschehen ist; denn er spricht in der vorred des 3. psalmen: "Christus
hatt ouch den Judas zuo dem maal geton, in dem er ein bedütnus oder
zeichen sines lychnams und bluotes den jungeren geben unnd empfolhen
hatt" etc.
Nit me kundschaften der alten lereren dunckt uns not sin, so man
die in Oecolampadius buechlin gnuogsam findt. Das aber etlich, die
fräfner denn verstanden sind, gdörend reden, den lereren beschehe
gwalt, das wirt inen 'ß hertz wol sagen, so man iren gschriften wirt
antwurt geben. Und sye ein ieder me geflissen denn frech, so wirt er
sehen, daß by den alten leereren ist, wie wir sagend. Es ist ouch by
den alten leereren glych wie by uns das gebrucht, das sy diß brot und
wyn den lychnam und bluot Christi genennet habend, wiewol sy die
nun für ein bedütung und vermanung des lychnams und bluots Christi
verstanden habend, glych als das fromm wyb den ring, den ir der hingezogen
oder gestorben gmahel zuo gedechtnus sin gelassen hatt, offt iren
man nennet: "Das ist min man sälig", der doch nun ein manung des
manns ist. Ouch glych (als Augustinus zuo Bonifacio mit claren

--857--

worten anzeigt), als da wir sprechend: "Hüt ist die uffart des herren",
"hüt ist die urstende des herren", "hüt ist die verkündung Marie", und
ist aber die verkündung Marie, die uffart ires suns und urstende nit
me denn einist beschehen. Noch so nennend wir die gedechtnussen
deß, das einist beschehen ist, glych mit denen namen sy genennt wurdend,
do sy bschahend oder yngesetzt wurdend. Darumb ouch wir die
wort Christi und Pauli in unserer widergedechtnus in irem wesen
habend lassen blyben, und nebend inen den rechten verstand geleert, also:
Das unser herr Christus Jesus, do er in 'n tod gon ward, mit
welchem er alle bluot des alten testaments gestelt und alle lyplichen
opfer hingenomen hatt, ein gedechtnus deß sines tods, der siner guothat
und erlösung hatt wellen ynsetzen, und sittenmal die egyptisch erlösung
und ußfuerung ein bedütnus siner erlösung gwesen und in yener
ein lamb zuo eim zeichen des überschrittes getödt, geessen und das bluot
an die bystell und übertür gestrichen ward, welchs alles ein ußgetruckte
figur und bedütnus uff den herren Christum Jesum gewesen
ist, so hat er ouch sines ußfuerens, mit dem er die gantzen welt erlößt
hat, ein gedechtnus yngesetzt, namlich, das wir nimmer me vergessind,
daß er sinen lychnam in die schmaach des tods ggeben hatt umb unsertwillen,
sunder deß nit allein in unseren hertzen nit vergessind, sunder
ouch alle mit einander offenlich mit loben und dancksagen bezügind
und zuo träffenliche und merung der sach mit einandren das sacrament,
das ist: zeichen des heligen lydens, mit einander essind und trinckind,
welchs ein bedütnus ist, das Christus sinen lychnam in 'n tod für uns

--858--

ggeben und sin bluot für uns vergossen hat. Das aber Christus mit
denen worten bedüt hatt: "Das ist" (das ist: bedütet) "min lychnam",
und "Das ist min bluot", als da einer spricht: "Das ist min gmahel
sälig", so er des gmahels ring zeigt. Unnd so wir arme menschen sölche
dancksagung mit einandren begond, so volgt ye demnach, das ein yeder
sich darfür ußgibt, das er dero sye, die in den herren Christum Jesum
vertruwind. So nun dasselb von eim yeden von nöten erfordret wirt,
so volgt ouch demnach, das alle, die dise gedechtnus oder dancksagung
begond, ein lychnam mit allen Christen sygind. So wirt ouch not
sin, daß wir christenlich mit einandren läbind, so wir glider eines
lichnams sind, oder aber wir werdend am lychnam und bluot Christi
schuldig, als Paulus seyt [cf. 1. Cor. 11. 27]. Wo nun diser bruch
und ard in disem sacrament für und für gehandhabt wäre, wäre nit
möglich, daß so vil untrüw, fräfens, nyds, hasses und alle unkrüteren
under christenem volck gewachsen und ufgangen wärind. Ja, also
habend wir ze Zürich die wort Christi unverendret lassen blyben,
aber den verstand, den Christus, die junger und die alten Christen
ghebt habend, wie gnuog anzeigt ist, darnebend eigenlich geleert.
Gott welle uns allen die warheit kund unnd lieb machen und
von dero nit abtretten lassen! Amen.
Der fierd artickel.
In disem teil wellend wir etlichen gegenwürffen antwurt geben,
doch wenigen; denn welcher die vordrigen meinung eigenlich verstanden,
hat guot antwurt ze geben den fräfnen gegenwürffen.
Ein gegenwurff ist: "Wir, die wüssend, das weder fleisch noch bluot
lyplich geessen wirt in disem sacrament, sygind nit eins; dann ein teil
spreche: man sölle die wort Christi: ,Das ist min lychnam', also verston:
,Das bedütet minen lychnam', der ander teil spricht: man sölle
sy also verston: ,Das ist ein bedütnus mines lychnams.' So wir nun
nit eins sygind mit den worten Christi, so habind wir nit einen geist".
Antwurt: Sich, wel ein träffenliche klag das ist! So der sinn einhällig
ist und ouch die wort im sinn einhellig sind, so ligt nütz dran,

--859--

ob einer andre wort brucht denn der ander, doch das der sinn einhellig
unnd unversert blyb. Denn sölchen underscheid der worten
findt man nit allein in den euangelisten und apostlen gegen einander,
sunder ouch by eim yeden gegen imm selbs. Wär lang ze erzeigen.
Bsich aber Paulum Rom. 6. [Röm. 6. 4] unnd Coloss. 2. [Col. 2. 12]
gegen einandren, da er ein meinung redt, aber mit andren worten, vom
touff. Demnach so sprechend Mattheus [Matth. 26. 28] und Marcus
[Marc. 14. 24] also von den worten des wyns: "Das ist min bluot, welchs
ein bluot des nüwen testaments ist." So sprechend Paulus [1. Cor. 11. 25]
und Lucas [Luc. 22. 20] also: "Diß trinckgschir, das nüw testament,
ist in minem bluot." Sich, wie die wort nit glych sind, und aber der
sinn einig glych und bestendig ist, wie doben anzeigt ist. Also ouch hie:
was ligt daran, das einer spricht: "Das brot bedütet minen lychnam" und
der ander: "Das ist ein bedütnus mines lychnams", so wir häll sehend,
daß imm sinn ghein zwyfalt ist? Mit sölchen alten stücklinen bhelfend
sich iro etlich, und sind aber sy weder mit dem sinn noch worten eins,
wie by der erste ist anzeigt.
Der ander gegenwurff ist uß Paulo 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 16 f.], da
sy inn also dolmetschend: "Der kelch der benedyung, den wir benedyend,
ist er nit die gemeinsame des bluots Christi? Das brot, das
wir brechend, ist das nit die gemeinsame des lychnams Christi? Dann
wir, die menge, sind ein brot und ein lychnam; dann wir all von einem
brot mit einandren teilend." Hie wenend sy, Paulus sage, wir teilind
den lychnam und bluot Christi. Das er aber gheins wegs tuot, als
sich mit offner gschrift, ouch des bapsts rechten erfinden wirt. Für 's
erst, so soltend sy nit tütschen: "benedyung" und "benedyen" (dann
man diß wort für "segnen" verstat), sunder für: "dancksagung" und:
"dancksagen" oder "loben"; dann also vermag 's die hebraisch und
griechisch spraach, wie dann ietz kumpt. Barach [‎‏בָּרַךְ‏‎] und eulogein
[εὐλογεῖν] heißt: "dancksagen" oder "loben", als den Römeren ouch
brüchig ist; dann sy die lobtend, das ist: inen dancksagtend, die etwas
grosses geton hattend zuo irem guotem und frommen. Genn. am 47.

--860--

[1. Mos. 47. 7] stat also: "Joseph hatt sinen vatter Jacob ynhin gfuert
und inn für Pharaon gstellt, und Jacob hat den Pharao gelobt, das
ist: imm danck gesagt." Hie dolmetschend die von der ard der geschrifft
nit wüssend, die letsten wort also: "Und Jacob hatt den Pharaon
gesegnet", welches doch verr von dem wolkönnenden, wysen,
göttlichen man was, das er den unglöubigen, abgöttischen küng het
anghebt ze segnen, der sinen segen für ein gspöt gehebt hett. Aber das
ist der sinn: "Er hatt inn gelobt, das ist: danckgesagt, zwar umb alle
guotat und eer, die er imm, Josephen und allem gschlecht geton hatt."
Also sol ouch im 144. Psalmen [Ps. 145. 2] nit also dolmetschet
werden: "Ich wil dich täglich benedyen oder segnen", sunder: "ich wil
dir täglich lob oder danck sagen". Demnach verstat sich das wort
"gemeinsame" wol, doch das du es für "die gemeind" verstandist. Ietz
merck den verstand der worten [1. Cor. 10. 16 f.]: "Der kelch des loboder
dancksagens, mit dem wir lob oder danck sagend, oder: den wir
brysend, oder: den wir mit dancksagung trinckend, ist er nit die gemeind
des bluots Christi? Das brot, das wir brechend, ist das nit die
gemeind des lychnams Christi? Dann ein brot und ein lychnam sind
wir, die menge oder gmeind, sidtenmal wir all von einem brot mit einandren
teilend." Paulus wil mit disen worten die Christen zuo Corintho
vom götzendienst und opfer ziehen und halt inen dise summ
für: "Ir sind ein andre gemeind, weder das ir in der gemeind der
götzendieneren essen söllind; dann ir sind die gemeind des bluots und
lychnams Christi. Dann wenn ir die dancksagung mit dem kelch unnd
brot begond, da ir sy mit einander essend und trinckend, bedütend
ir, das ir ein lychnam und ein brot sygind, namlich der lychnam,
die kilch Christi, die sich damit offnet, das sy uff den herren Christum
Jesum, der sin lychnam unnd bluot für uns ggeben hatt, vertruwt."
Und nempt Paulus die glöubigen: "die gmeind des bluots
Christi", das eigenlich ermessen wirt in den worten, da er spricht:
"Dann ein brot und ein lychnam sind wir, die menge oder gemeind,
sidtenmal wir von einem brot mit einander teilend." Sich, wie offenlich
er uns ein brot und einen lychnam nennet drumb, das wir ein

--861--

brot mit einander essind. Gang widrumb über 'n Paulum, wirst sehen,
das wir recht dran sind.
Ietz wellend wir den verstand ouch uß bapsts buoch anzeigen. Der
hatt consecr. di 2. ca. Quia passus est [Corpus iuris canonici c. 36,
Dist. II de consecratione] also, und sind die wort Augustini:
"Darumb, das der herr für uns gelidten, hatt er uns in dem sacrament
sin bluot und fleisch empfolhen (das ist: iro gedechtnus, das sy für uns
in 'n tod geben sind, uns empfolhen), zuo welchem er uns selbs gemacht
hatt. Dann wir sind sin lychnam worden und durch sin gnad sind
wir das worden, das wir empfangen habend." Das ist: wir habend durch
gnad gottes den sun gottes in warer menschlicher natur für einen erlöser
empfangen; denn er ist mensch worden Io. 1. [Joh. 1. 14]. Und
sind aber wir sin lychnam worden; dann die kilch ist sin lychnam
Coloß. 1. [Col. 1. 24].)
Item eadem dist. c. Commendavit [Corpus iuris canonici c. 62,
Dist. II de consecratione]: "Christus hatt uns in dem sacrament sin
fleisch und bluot empfolhen, darzuo er uns gemacht hatt; dann wir sind
sin lychnam worden." Die andren gegenwürff beschehend one gottes
wort, habend nit kraft.
So vil von disem sacrament, in welchem wir so gwüß sind, als daß
Christus zur grechten gottes lyplich sitzt, daß er hie nit lyplich sin
mag; das ich doch all weg mit züchten und vorbehaltung gesagt hab,
damit ich eigentrachts byspil nit in die kilchen gottes ynfuerte. Und
hab als wenig zwyfel als an gott, der himel unnd erden gschaffen
hatt, als an Christo Jesu, warem gottes sun, daß nit möglich ist, das
der lychnam Christi in disem sacrament sye, wir wellend denn die
artickel des gloubens, die gemeldt sind, schwechen. Deßhalb ich
mich des hochgeleerten manns, Martini Luters, anrueren wil entsagt

--862--

haben, als mich ouch sust ein andrer, nit weiß ich wär, gegen imm
und Carolstadten warlich mit eim ußgangen truck entschuldigot hat.
Hierumb, frommen Christen, lassend üch nit zuo muey und ungnad
zühen in diser sach durch die geleerten, die sich zum ersten
vertieft habend, und ietz ee die unwarheit bschirmen, weder sich
bekennen wöllend; denn der gloub muoß brechen, oder aber unser leer
ist grecht. Gott geb uns gnad, das wir der warheit wychind und
das nit schirmind, das wider got ist! Amen.
Geben ze Zürich am 23. tag februarius.
Ein frag eins einvaltigen Leyenchristen:
Sag mir an, ob du 's weist,
Das vatter, sun und geist,
Fleisch und bluot, brot und wyn
Als sampt ein got mög sin?