Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Über den ungesandten Sendbrief Fabers Zwinglis Antwort

30. April 1526
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 5 (Leipzig: Heinsius, 1934) (Corpus Reformatorum 92)


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Ueber den ungesandten sandbrieff Ioannes
Fabers doctors, an Huldrychen Zuinglin
geschriben und hinderwert usgespreyt und nit
überschickt, antwurt Huldrychs Zuinglis.
Allen frommen Christglöubigen, die in einer loblichen
Eydgnoschafft zevor und demnach durch alles
Tütschland wonend, die den herren Christum
Jesum erkennt und angelegt habend [cf. Röm. 13. 14],
embüt Huldrych Zuingli, nit meyster (dann wir
einen meyster habend, Christum [cf. Matth. 23. 8]),
sunder ein schlächter, aber getrüwer diener des
euangelii, gnad und frid von gott und unserem herren
Jesu Christo, sinem eingebornen sun.
Sehend, allerliebsten brueder und fründ, wie der allmechtig gott
durch sin sorg, die er für uns treyt, das harfürbringt, darumb wir
angsthafft sind, wie es one zerrüttung harfürbracht werde. Ich hatt
sorg, wie ich allen glöubigen ze verston gäbe, daß die disputation,
gen Baden gelegt, uss dero ufsatz, denen doctor Faber wirbt und
schafft, angeschlagen wär; dann ich die untrüw, die mit gaaben
und valschem underschieben unwarer dingen, nit gern anrueren wolt.

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So kumpt der gnädig himmelisch vatter und hat Johannsen Fabern
die sporn also ggeben, das er hinden und vor ufschlecht und springt,
daß imm alles das uss dem sack empfalt, daran man den ufsatz
offenlich erkennt. Gott sye gedancket, der unser nimmer vergißt!
Dann er, der Faber, ein gschrifft an mich hat lassen usgon, die zuo
eim so bitter, schalckhafft und unwarhaft ist (verzych mir, frommer
Christ, dann ich warlich one allen zorn die warheyt ye reden muoß),
das mencklich sin hertz erkennen, ouch ermessen mag, das er mit
sölchem zorn und lestren im fürgenommen hatt mich ußzereytzen,
das ich von Zürich gen Baden lüffe. Zum andren ist sy so fräfenlich
und unfürsehen geschriben, daß man sin practick allenthalb
dardurch sicht. Und wiewol ich sin lestren ring tragen, möcht
ich doch nit lyden, das einer der allerkleynsten Christi dardurch gelestret
unnd verergret wurd [cf. Matth. 18. 6; Marc. 9. 42], ich geschwyg
die gantz leer Christi, die ich mit trüwen zuo eer mines herren gottes
geprediget hab. Und damit der groß wuost mit sinem üblen geschmack
nit etwas bösen prästens gebe, wil ich imm früntlich und fridlich
(der doch nüt so streng als min bluot dürst) über allen sinen sandbrieff
antwurten, damit mencklich sehe, daß garnach me spötten
(ich hatt schier geredt: lügen) in der siner gschrift ist weder worten,
und das er, das gotzwort zuo sinem mißverstand ziehende, dem grosse
schmach anthuot.
1. Erstlich tuot mir Faber wie alle, die wider mich schrybend:
es schickt mir keiner die gschrifft zuo. Das aber im in sinem sandbrieff
füruß nit zimpt; so er inn einen sandbrieff nennet, solt er inn
mir billich zuogsent haben. Aber ist uff s. Jörgen tag ze Baden

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gsin und da dannen an vil ort gschickt, und hat doch mir keiner
ghört, und stat aber an mich, glych als ob er mir inn langist zuogeschickt
hab, daruß mencklich ermessen mag, daß er die einfaltigen
zum ersten über mich hat wellen hetzen und demnach mich.
2. Zum 2. zeigt er glich im titel an, daß er von ufsatz der
disputation weißt, so er spricht, es habind die 12 ort einer Eidgnoschaft
die disputation angschlagen, und ist aber uff dem tag zuo
Lucern der abscheyd also gemachet, daß die ort Zürich, Bern,
Underwalden, Zug, Basel und Solenturn noch nit bewilligot
habind uff die disputation zuo Baden ze halten; hierumb so sölle
yedes ort dero halb uff den tag zuo Einsidlen, der uff den 15. tag
aprellens geschlissen ist, sin antwurt geben; und stadt aber das
datum sines sandbrieffs uff den 16. tag aprellens. Sich, fromer
mann, ob er nit eintweders von der vor gemachten pratick wüsse
oder aber liege (dann man offenlich sagt, daß Bern noch nüts von
der disputation wegen gehandlet hab), so er grad am 16. tag aprellens
hat gdören von den 12 orten schryben, und ist aber die red von der

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disputation wegen erst uff dem tag am 14. tag aprellens gehalten, und
sind vorhin die 6 gezellten ort in bewilligung der disputation nit
ggangen.
3. Demnach hebt er sin buoch mit so offner unwarheit an, wie
ich mich erhebt habe, sam gheiner nie erborn sye, der mir kunst
halb die schuochriemen entlösen möcht, mit sölchem schalck,
dichten und verkernus miner worten allenthalb, daß ich nit gloub,
daß ye ghein sölich hochmuetig hertz uff erden gewesen sye, und trybt
das durch uß und uß, daß der einvaltig mensch doch etwas gedencken
muoß. Und ist doch alles nüts denn ein fräfne, erdichte
red; dann alle, so uff der disputation oder gespräch dozemal gewesen,
sind wol yndenck, ob ich minen ruomm mit einem wort habe dargeton.
Darzuo so hab ich in minen predigen one underloß anzeigt, dass wyßheyt,
kunst, gloub etc. allein von gott sygind 1. Cor. 12. [cf. 1. Cor. 12. 8 ff.],
und wil also dieselben sin erdichte red got bevelhen, der weißt aller
menschen gedancken [cf. Psalm 94. 11], und dem frommen christenlichen
zuoloser und läser miner ler; die wüssend, ob min leer uß hochmuot
oder liebe ggangen sye.
4. Ich hab ouch ghein nüwe kilchen angehebt, sunder die

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kilchen Christi gepflantzet, und wil's mit gottes hilff noch me und
lenger thuon, denn Faber meint. Es habend ouch die heilgen marter
ir bluot nit für die bäpstlichen kilchen, sunder für die wir zuo Zürich
pflantzend, vergossen, welche yetz in aller wellt, ouch da man sy
durächt, also wachßt (got sye danck), das sy den Faber überwachsen
wil. Erfindt sich an sinem eignen wort, das er zuo Ougspurg nüwlich
geprediget hat: es tuege summa summarum nit guot, man lege
dann die klingen uff sölche prediger.
5. Ich wil imm ouch gern anzeygen, das wir vil frommer
Simeonen habend in unser kilchen, das aber er verneinet, namlich
alle, die den Christum, den Fabers kilch veracht (dann sy hat den
bapst für iren trost und houpt), mit grosser fröud und ergetzlicheit empfangen
habend, do er in den tempel irer hertzen kommen ist; denen
ouch fürhin ring ist ze sterben; dann sy habend den heiland Christum
ersehen [cf. Luc. 2. 28 ff.], daß er ir einiger trost ist, und wüssend,
daß sy vom tod ins läben gond [cf. 1. Joh. 3. 14]. Ich zeig gschrifft
nit mit namen und zal an, Faber hat es geton. Luog aber ein
ieder, wedrer nach der ard der gschrift rede. Wir habend fastende
Annen [cf. Luc. 2. 36-38], sobald sy empfindend, das der gemahel der
seel, Christus, von der stercke des fleischs wil vertriben werden. Wir
kennend nit den füllfastag, den Faber mit siner kilchen ruempt,

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sunder zimlichen abbruch in allen dingen, damit wir ouch dem dürftigen
mögind mitteilen. Wir brechend ab an kostlichen kleideren und
aller unmaas, in denen Faber unnd sin kilch zuonimpt, dero eesel
müssend in purpur, gold, syden, edlem gstein harin trätten. Wir
habend der waren witwen, die, so jung sind und angefochten werdend,
mann nemmend [cf. 1. Tim. 5. 14], züchtige kinder erziehend, und
welche der brunst endrunnen sind, gond zuo gottes wort erberlich
bekleydt, lerend ire äni, helffend den armen, wäschend inen die fueß
[cf. Joh. 13. 3 ff.]. Wir habend apostel, die one underlaß den vatter anbättend
im geist und in der warheyt [cf. Joh. 4. 24], die eintweders in
ir kämerly gond nach der leer unsers heylands und bättend [cf. Matth.
6. 6] oder uff die winden [cf. Dan. 6. 11], da uns der vatter vom himmel
ufhin zücht. Die füllbüch, die truncken vespren und nonen
bladrend [cf. Matth. 6. 7], lassend wir Fabers kilchen; die hört die
wort gern: "Mirblia testmonia tuomine" [!], damit die puren wänind,
sy werdind von inen z'himmel gsungen. Wir habend den Petrum oder
velser, das ist: vesten, ungezwyfleten glouben, der zu Christo und
nit zum bapst spricht: "Du bist der sun des läbendigen gottes" [Matth.
16. 16]. Wir habend der Johannsen, die allein an der brust, das ist

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in der einigen gnad und wüssen Christi ruowend [cf. Joh. 13. 23].
Und damit dennocht mencklich wüsse, wie wir zuo Zürich bättind:
Lüt man ongevar zuo fyrtagen ein stund vor der predge, denn so
gadt, welchen gott ermanet, in dem tempel ze bätten, biß das man
anhept predigen, und vor unnd nach der predge bättet man aber nach
gemeynem bruch mit anklag sin selbs durch die offnen schuld.
6. Faber, der götzenschirmer, nennet uns götzenstürmer, und
hat aber ein ersamer radt die mit aller zucht und ordnung dennen
gethon. Ich wölt aber gern wüssen, wie vil Faber dero anzeygen
könde usß göttlicher gschrifft, die von gott darumb geruempt sygind,
das sy götzen beschirmt habend; dann wir dero vil wüssend, die gott
gedienet habend, so sy die götzen glych gestürmpt habend. Aber es
hat etlicher felwenstock (den man unsere frowen oder sant Annen
genempt, nit one schmach der heyligen reynen magt Maria und
irer muoter) des Fabers kilchen me ggolten in sechshundert jaren, denn
der keyser barschafft hab. Darumb ist kein wunder, ob die läbenden
götzen die hültzinen götzen beschirmend; die läbenden wellend nit
arbeit haben, dörffend des ouch nit, dann die stummenden erkutzend
und ergutzlend inen gnuog. Paulus ermanet die Thessalonicher,
wie sy durch sinen yngang sygind zuo gott von den götzen kert [cf.
1. Thess. 1. 9. 10]. Mag sich Faber mit allen götzenschirmeren wol
ruemen, daß er sy von gott zuo den götzen kere.

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7. Der sacramenten halb spricht Faber, wir habind den tauff
umbkeert, one zwyfel, das wir weder saltz noch schmalz daran thuond,
als sin kilch. Aber es ist siner gschreyen eins. Wir touffend in den
namen des vatters und suns unnd heyligen geysts, mit dem vatterunser,
glouben und andren christenlichen gebätten. Unnd hat Faber
unsere form noch nie gsehen. Es ist ouch nit nüw, das der umbstenden
halb nit ein form gehalten werde, sunder ye und ye hatt ein diener
eine andre form gehebt weder der ander. Wir toufend in luterem,
natürlichem wasser, wie die heiligen botten gethon habend, und lassend
den meineyden wychbischoffen ir öl unbeschlöynet.
8. Es redt ouch Faber tropisch, ich hab den zarten fronlychnam
Jesu Christi ußgeschütt, mit den fuessen tretten und in sin
angsicht gespuwen, welche wort ein schlechter also vernemmen
möcht, sam er mich des lyplich beklagte, das aber Faber nit thuot;
er wil nun so thür uff mich reden von der widergedechtnus, in dero
wir brot lassend brot sin, doch ein brot der dancksagung und liebe;
sunst hab ich in den usserlichen dingen allen muotwillen gehaßt, wo inn
andre gebrucht habend. Das ich aber gelert, das weder fleisch noch

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bluot lyplich in dem sacrament der dancksagung sye, hab nit ich, sunder
Christus gelert. Der spricht Io. 6.: "Das fleisch ist nüt nütz" [Joh.
6. 63]. Und Io. 16.: "Widerumb verlaß ich die welt unnd gon zum
vatter" [Joh. 16. 28]. Nun muoß er aber die welt allein lyplich verlassen,
so ist er ye nit lyplich im sacrament. Es wirt ouch uß den
selbsworten Christi Luce 22. erlernet, daß das brot, das Christus
den jüngern gab, nit sin lyplich fleisch oder lychnam ist; dann er
spricht: "Das ist min lychnam, der für üch hinggeben wirt" [Luc. 22. 19].
Wäre nun das brot der lychnam Christi, so wäre das brot für uns
hinggeben. Ich wil dir's, lieber Faber, in zwen syllogismos demonstrativos
setzen, damit du die warheyt sehist, ob dir's gott gunnen wil.
Corpus Christi est, quod pro nobis traditur.
Panis est corpus Christi.
Ergo panis pro nobis traditur.
Aut aliter:
Corpus Christi est, quod pro nobis moritur.
Panis est corpus Christi.
Ergo panis pro nobis moritur.
Das ist im tütsch so vil geschlossen:
Der lychnam Christi ist der für uns hinggeben wirt.
Das brot ist der lychnam Christi.
So volgt, dass das brot für uns hinggeben werde.
Oder aber einen andren weg also:
Der lychnam Christi ist, der für uns stirbt.
Ist nun das brot der lychnam Christi, so muoß das brot für uns
sterben.
Sich, lieber Faber, wie du die wort Christi so klar hast, in
denen selbs erfunden wirt, daß Christus dise wort allein bedütlich
geredt hat, und gheinen andren weg mögend verstanden werden; oder
aber es volgte, daß das brot für uns gecrützigot wäre. Nimm alle

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wysen und gelerten diser welt ze hilff, und löß mir dise schlüß und
knöpff uf! Zum letsten halt ich vest ob den articklen des gloubens:
"Er ist ufgevaren zuo himel, sitzt zuo der grechten gottes vatters, des
allmechtigen, dannen er künfftig ist, ze richten die läbenden und todten."
Also wart ich sinen, wenn er zum gricht kömme, nit wenn er in das
brot kömm oder wenn brot fleisch werde oder wyn bluot Christi.
Aber dannenhar grynest du, lieber Faber; es hat din kilch noch allweg
trost gehebt, so verr die irrung in der welt blibe, möchte man
sy wyter by der nasen harumb fueren, wenn dero ire radtschleg fürsich
giengind; so aber die warheyt so häll an tag kumpt, sicht sy, das
es umb das pfaffenthuomm des bapsts gethon ist. Aber, lieber Faber,
das liecht ist schon uff dem liechtstock und schynet, das es alle, die
im huß gottes wandlend, sehend [cf. Matth. 5. 15], laßt sich nit löschen;
darumb biß nun wol zefriden; dann du ouch selbs din tag nie
gloubt hast, das hierinn fleisch und bluot Christi geessen werde, noch
ghein pfaff noch mensch uff erden, aber wol gewänet. Als wir ouch
etwan sprechend, da man uns einen lug gesagt hat, wir habind's gloubt,
unnd kan aber gloub, als wir "glouben" in der gschrifft bruchend, nit
syn von valschen dingen, sunder der gloub stadt vest in unverwandelbarlichen
dingen. Deßhalb das nit ein gloub ist, da ich der luge

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gloubt hab, sunder ein wohn, darumb das ich selbs nit gewüss was,
sunder gloubt allein einem andren. Also ouch hierinn habend wir vom
fleisch und bluot gewänet, sind nit gwüss gewesen; denn gott hat es in
uns nit gepflantzet, darumb habend alle hertzen zwyfel gehept unnd
habend nun gewänet, im sye, wie uns die pfaffen vorgelogen habend.
Aber da findest du den grund des gloubens, da du vertruwst ongezwyflet
uff den allmächtigen gott; hast du acht den glouben durch
Jesum Christum, da ist ghein zwyfel; dann den glouben hat gott
selber pflantzet. Und töub du und ander darnach mit der großmuoter,
als lang du wilt, so wirdt uns gott in dem stuck glych als wol als
in anderen stucken des euangelii harfürhelffen, das wir's sehen und
gryffen werdend, wie es Christus gemeint und die apostel verstanden
und gebrucht habend. Das wirdt als gwüss beschehen, als es
widerumb morn tag wirdt.
9. Fleyschprediger weiß ich nit, welche du, Faber, nennest;
mich dunckt, du und alle, die in disem sacrament fürgebend lyplich
fleisch geessen werden, sygind nit allein fleischprediger, sunder ouch
beinprediger; dann Christus hat nit gesprochen: "Das ist min fleisch",

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sunder: "das ist min lychnam, der für üch hinggeben wirt"; nun ist
der lychnam nit allein fleisch, sunder ouch bein und anders. So aber
wir dargegen nach dem wort Christi wüssend, das, welcher zuo im
kumpt, das ist, in inn vertruwet, daß den nit hungeret noch dürstet
[cf. Joh. 4. 14], so ist unser gloub, seel, hertz und gemuet ruewig, und
fragend dem lyplichen fleisch, das ir uss dem bedüteten lyb gedichtet
habend, nüts nach, unnd wüssend oder erkennend wir
Christum glych nach dem fleisch gelitten haben und in diser welt
gewonet, so erkennend wir doch ghein lyplich fleyschlichen Christum
mer 2. Cor. 5. [cf. 2. Cor. 5. 16]. Bsich, lieber Faber, dem ort Pauli
den helm bas. Deßhalb ir das kalb von Rhom in üwerer kilchen
habend und dantzend darumb [cf. 2. Mos. 32. 19], ir, die rechten fleyschprediger,
die einen fleyschinen velsen der kilchen machend, als du zuo
Ougspurg geprediget hast, Petrus sye der velß der kilchen [cf.
Matth. 16. 18].
10. Du haltst mir ouch für, lieber Faber, hofluten, gygen
und pfyffen. Sag ich, daß ich nüts uff hofluten kan; du bist iro on
zwyfel bas bericht; weiß nit, was es für ein musick ist; aber uff der
luten und gygen, ouch andren instrumenten lernet ich etwa; kumpt

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mir yetz wol, die kind ze schweygen. Aber du bist den schimpffen
und dingen ze heylig. Darumb wüss, daß David gar ein guoter
harpffer gewesen, dem Saul die tüfelsucht gestündet hatt [cf.
1. Sam. 16. 23]; also ouch du, verstuendist du dich der luten des himmelischen
hofs, wurd dir die sucht der eeren, ja des gelts und bluots vergon.
Warumb schiltest du, daß du weist in den siben fryen künsten,
dero du ein meygister bist, eer und namen haben, ouch von allen frommen
nie gescholten sin? Socrates, der alte, huob erst an jungen,
do er im alter lernet harpffen. Nun hat doch din kilch nit allein
die musick, sunder ouch gloggenlüten für einen gotzdienst. Ich vererger
mit miner musick nieman, gott geb was dir dine verdorbnen
kunden von Zürich underschiebind.
11. Ein fromme statt Zürich redst du schmächlich an, so

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du sprichst: es habe ghein einiger kätzer so vil kätzeryen nye gesäyet,
als ich in der Züricheren hertzen. Herr der richter, wellend ir richten?
Ich wond, wir wöltind erst disputieren, und wöltist du ander richter
setzen, so ist es schon alles kätzery. Merck also: Gibt der allmechtig
gott, das wir uff ein unpartyig ort kummend ze disputieren, so wirst
du innen, ob du mich oder Christum und die apostel sampt den uralten
lereren zuo eim kätzer machist; dann ich ghein ding nie glert hab
one grund biblischer gschrift, ouch one mithällen der uralten lereren,
als ouch du wol weyst, wie vil du joch kempfst. Aber du muost din
ruemen bruchen. Es ist waar, du hast zuo Costentz geredt: so du
gen Baden kummen, werde es kätzer rägnen. Lass ich dir gern nach;
dann es gedar dir wol einen in's wambist gerägnen. Denck min
darby, der gammel wirt dir geligen; das füchßlin hat nit all tag
30 tusend guldin pratick ze fueren. Unser Christus hat rycheren
secklen ußgewartet, weder du in der funst habist.

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12. Gibst anzeigung, wie du und ander mich oft gewarnet.
Lieber, wo? Schempst dich nüts? Du weyst, daß du in namen deß
bischoffs von Costentz mir zum allerersten zuogesprungen bist und mich
wider den bapst gehetzt hast, darumb ich noch dine epistlen hab; demnach
aber unnd du anhuebt, den legaten nachlouffen, und inen verhießt,
wider das evangelium ze sin, do was die fründschaft us. Ich hab ouch
ernstlich epistlen an dinen herren bischoff von Costentz, den ouch ich
noch hütbytag gern wil für minen (nit gottes worts) herren haben, gesandt
und in denen den merenteyl der verloffnen hendlen anzeiget,
und demuetigklich gebätten, die ougen ufzethuon, ouch ein guote zyt mine
getruckte buechlin zuogeschickt; da aber ist weder warnung noch underrichtung
mir nie zuogeschriben; yetz schryest du, wie du mich gewarnet
habist. Du muost nit so gern spötlen, oder aber du gewonest, das du
denn im alter ouch lernest liegen. Ich hab ouch warnung von keinem
menschen nye verachtet, aber wol die warnungen, die ein tröwen
warend, doch im schyn der warnung, lassen reden sin, als noch hüttbytag
dine reden ein tröwen sind. Du kanst dich dines geböchs nit

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verzyhen, wie senfft du immer an andren orten und gschrifften dich
redens understast; vermerckt man, das dir nüts gebrist, denn mögen.
Möchtist, so thätist.
13. Das du anzeigst, wie im 23. jar, do das gespräch von ersamem
grossem radt beschriben ward, üch nüts von disputieren anders
wurde zuogeschriben, weder das ir hören söltind, was sich mißverstands
zwüschend uns zuogetragen hette. Ist wol halb lufft, das du seyst.
Man hatt die disputation bschriben mit gleit und versichrung, da von
gottes wort ze reden und von den spänen der leer, und üch gebätten,
darzuo ze kommen und die gschrifft helffen erduren mit aller eerembietung.
14. Mine 7 und 60 schlußreden hab ich selbs nit ee mögen
abrichten, denn sy ouch dir worden sind. Es ward die disputation

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mir in 3 wochen uff den hals gericht. Darzuo ist dir ein exemplar
gen Wintertur engegen kommen, ee du gen Zürich kommen bist; ist,
ob gott wil, hin unnd wider getrochnet.
15. Ich bin dir ouch disputierens mit anschryben nye abgestanden,
aber keinen richter hab ich wellen haben anderst denn alle
glöubigen. Unnd embüt mich noch hüttbytag; kumm gen Zürich,
wenn du wilt, laß uns von der gschrifft in die feder reden (wiewol
du des kein byspil hast in götlicher gschrifft) und das geredt in den
truck kommen und von allen Christen gelesen werden. Wie wiltu
aber dem thuon? Du zwungt mich zuo der grossen arbeit, mine
schlußreden ze erklären, mit dem das du sprächt, so bald unnd ich
das thäte, wöltest du sy alle samen umbkeren. Nun sind mine verstend
ußgangen, und bstond vor gott und den menschen; wo ist
aber din umbkeeren?
16. Von Zürich redstu, sam du dich begeben habist, des
urteyls uff sy ze komen. Das ist nit; das ist wol war, du fragtest

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mich mit denen worten: ob ich nit die von Zürich wölte für richter
annemmen; gab ich antwurt: Neyn. Das kerstu mir yetz zuo argem,
so ich doch so vil redlicher an dir gefaren hab, weder du an mir,
daß ich dir keine richter, die dich nit gmein duechtind, hab wellen
ufbinden, und wilt aber du mit richteren mich beladen, umb die es
stadt, als du bas weist weder ich.
17. Man hat üch gesandten nüts ze schmach und mir nüts
zuo eeren geschriben. Wol hat man din kintlich beruemen und hochfertig
gethön nit alles mögen verfassen; denn wo das beschehen
wäre, hett es des gyrenrupffens nüt dörffen, man hett sust glych
gsehen, was du für ein kluog wesen gefuert hast.

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18. Schand- und schmachbuechlin sind wider keynen erbren,
frommen zuo Zürich nye ußgangen, daß ich wüß. Das ich aber gelachet
hab, wenn man die gelesen hab, weyß ich nit. Es möcht aber
einer so närrisch bossen ryssen, ich lachte noch vor morn. Bistu
denn zoller über min lachen, daß ich dir darumb muoß rechnung geben?
Ich mag doch aber lachen, das du sprichst, es bekümmere dich nüts,
und setzest es aber in die dinen so ernsthafften gschrift. Du verratest ouch
hiemit den grossenn flyß diner underschieberen, die du by uns hast.
Du hast mich doch für ein spilman, hast mir luten und pfyffen
uf; solt ich denn nit guoter dingen sin? Gott sye gedancket, das du
und mine fygend mir die stückle zemenbuetzen muessend. Ich lach
nit uß zytlichem glück, sunder uß guotem vertruwen, das ich zuo dem
hab, der uns mit sinem wort allweg über üch bäpstler sighafft macht.
19. Uß Isaia hastu den spruch 33. haryngezogen: "Wee dir, der
roubst, wirst du nit ouch beroubt? Und der verachtist, wirstu nit ouch

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verachtet?" etc. [Jes. 33. 1]. Der ghört aber mir nit zuo; dann du
weyst in dym eygnen hertzen, das ich gheynen hochmuot noch verachtung
nye getriben hab; denn wär ich dahin geneygt, wär ich dalame
so hoch ob dir, das du mich mueßtist unden ufhin beschowen; dann
darumb du den bäpstleren bist nachgeloffen, hatt man mir allweg
wellen engegen tragen. Aber es reicht uff die röuber, die mit irem
erdichten, feylgetragnen heyl die gantzen welt blündert haben, vil
eigenlicher weder uff mich. Ich hab all min fygendschafft dahar,
das ich wider rouben, kriegen und gwalt stryt.
20. Hast sorg, minenthalb sye die zyt hie, die ax sye an'n
boum gericht [cf. Matth. 3. 10; Luc. 3. 9]. Was darffst du der nöt?
Ja, wenn ich gen Baden käm, wäre es us; das redend alle frommen.
Nun bin doch ich nit sorgfeltig, wenn min zyt hie sye; dann ich
weyß, das ich demm dien, der min härlin, dero summ ich nit weyß,
gezellt hat [cf. Matth. 10. 30]; der wirt's wol schicken, wenn es inn guot
dunckt. Lieber, wär hat dir's gesagt, das es umb mich us sye?
Hastu schon alle ding bestellt? Gedenck, das yhener henckersbuob den
Marium nit dorst getöden, und daß die, so Christum fahen

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understuondend, ab einem wort nieder fielend [cf. Joh. 18. 6]; also wirdt
es nit an dinem gwüssen bstellen ston, sunder an der gwüssen hand
gottes.
21. Gheine gotzhüser, sunder klotzhüser oder götzenhüser hat
man zuo Zürich abgethon.
22. Gotzdienst hat man zuo Zürich nit ab-, sunder ufgericht.
Man hebt an, groß schühen ab unbillichem verzinsen, bewuochren,
huory, eebruch, lestren, suffen, versöldtem kriegen haben; das sind
gotzdienst, so man laßt, das er verbüt, und thuot, das er heißt. Das
dockenspyl, deß du dich klagst, sol man dinen bäpsten (ich hatt schier
geredt: baaben ald androgynois), bischoffen und äbten anthuon, nit
gott. Er hat die ding uff die armen verwendt nach der salbung Magdalene
[cf. Joh. 12. 1-8]. Das sind die läbendigen stein [cf. 1. Petr.
2. 5]
, die uff der erden geweltzt werdend; die sol man zieren.
23. Wo solt man die kleyder, die von den meineyden

--64--

wychbischoffen gewycht sind und zuo dockenspil gmacht, billicher
verkouffen, weder am trempelmerckt? Hat demnach die etwar zuo
argem gebrucht, kan nieman für; ein obergheyt hat's nit darumb verkoufft,
das man buebery damit tryb. Ich weyß ouch ghein besundre
unbill, so darinn beschehen sye. Hab aber hie ghein kumber; ob's
glych die huoren alles zuo üppigheit gebrucht hettind, so ist den kleyderen
nit schmach beschehen. Es habend inen vor langist die unkünschen
pfaffen (als wir vast alle bißhar, unnd du ouch, gewesen)
den liebverschlyß abgenommen, so gebend inen yetz die armen dirnen
den garschlyß. Merck aber also: es hat ein ersamer radt alles, so
den armen röck und zimliche hembder und kleyder hat mögen
geben, dem armen volck lassen anmachen, das ander verkoufft und
ins allmuosen ggeben. Da ligt es recht. Und dörffend sich pfaffen
nümmen im grossen spiegel gschowen, wie wol inen die dantzkittel
anstandind.
24. Als du widrumb von 12 orten schrybst, die dise disputation

--65--

angesehen habind, thuostu darumb one zwyfel, das du deß me spottist.
Es sind iro anfencklich villicht ein dritteil oder vierteyl von zwölffen
gwesen, als du wol weist; dann ee und du mit der geltpratick, das
hinder dem schädlichen fuchs gelegen ist, umbgiengt, ward von denen
orten, die yetz die disputation an den ungemeinen platz gelegt habend,
allen disputationen widerstanden, ouch mit thürer tröwung. Meinst
nit, das man schmeck, mit was karrensalbs der wagen geschmirwt
sye? Davon ich dir vil me könde sagen, wenn mir unfrid einer loblichen
Eydgnoschafft so ängstlich anläg als dir, weder du wänst.
25. Ich gloub wol, du fuerist etlich uss Zürich in din kilchen,
in dero die wächselbenck stond; wenn sy aber Christus wirdt umbkeeren
[cf. Matth. 21. 12], denn sich uf, wie vil du bystender
werdist haben frommer, vester fründen.
26. Sichst, Faber, ich hab aber von hertzen gelachet, als

--66--

mir gott also helffe, do ich din ängstlich verzügen uff gott geläsen
hab; dann du gloubst nit allein in Christum Jesum nit, sunder ouch
nit, das ein gott sye; dann wo du das gloubtist, thätist nit wider din
eigne conscientz. Dann du weyst, wie du im anfang mit mir von dem
verkeerten bapststand geredt hast, den du aber yetz schirmest. Deßhalb
ghein gott in dinen ougen noch hertzen ist. Darumb ich billich
gelachet hab, da du sprichst, du wellist mich durch dines himmelischen
vatters gnad bewysen etc. Mammon [cf. Matth. 6. 24] ist din vatter,
und der unerlöschlich durst der eeren.
27. Demnach hast du warlich 6 hüpsch artickel angezeichnet, in
denen du mich wilt überwinden. Ist die disputation darumb angsehen?
Sprichst: ja, so mag mencklich verston, daß du der orten gwaltig bist,
die du zuo der disputation gebracht hast, unnd lassest aber sy den namen
habenn. Sprichstu: neyn, so kanstu dich der narrenkappen nit erweren

--67--

und des hofmeysterampts, die wänend, sy sygind die rechten herren.
Dann was gadt dich nöt an, daß du mir uff ein disputation solt artickel
fürschryben, die dir und mir beiden glych ist angesehen als
zweyen gestenn. Sichstu, wie du yetz stast? kanst du nit 's mul
zuohan, nun segen, das verbotten ist? Du soltest dich nyenen
geruert habenn; so magst nit dahinden blyben noch schwygen
als die narren, denen man ruefft. Hettist aber nyenen derglychen
gethon, wär weyßt, es hett menger nit mögen mercken, womit
du umbggangen wärist.
28. Din erster artickel wil mich bewysen, daß mine buecher widereinander

--68--

sygind; das zeysest mit vil wort uß. Warumb hastu das
nit vorlangest schrifftlich gethon? Nun, wiltu doch nun in d'fäder
reden, schryb's als mär. Ich hör wol, die disputation ist den brieffenn
glych, die darumb in vil ort geschriben sind. Es ist umb mich ze
thuon, nit umb die leer. Das aber die, so usß minen, als du redst (aber
in der warheyt so ist es alles in gottes wort ggründt) buechern gelert
sind, allweg hinckend blybind [cf. 1. Kön. 18. 21], das redstu. Die mine
gschrifften geläsen habend, wüssend wol, ob sy schwanckend oder nit.
Aber es ist diner fräfnen einer. Hast eynen frommen bluotstropffen in
dir, so keer mir mit geschrifft eyn dogma umb, die ich gelert hab. Ja
frylich muoß gottes wort beston ewigklich, aber din wort nit noch mins;
darumb so keer mir ein dogma umb miner leer mit gottes wort, so ist's
doch nit alles erspottet, das du hie redst. "Ich hab gloubt, darumb
hab ich geredt" [Psalm 116. 10; 2. Cor. 4. 13]. Deß biß mir yndenck.
29. Du schentzlest ouch daruf, das ich die glöubigen brueder in
Christo Jesu genennet hab. Mueyet dich das, so biß du nit derselben
noch min bruoder; wir mögend din wol manglen. Daß ich

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die frommen jugend, die by uns der heyligen gschrifft und zungen
obligt, ruem, züchstu mir höher an, dann der seyt erlyden mög.
Ich hab also geredt: Man findt yetz ein 14 järigen knaben, der kan me
lutrer latinischer spraach dann etwan ein viertzigjäriger doctor.
Das embüt ich mich an dir kundbar ze machen. Ich wil einen
14 järigen knaben stellenn, der muoß in griechisch me können weder
du, und ein 18 järigen me hebraisch, und ein 25 järigen, der muoß
me latin, griechisch und hebraisch können, denn du immerme
erlernen magst in allen 3 spraachen; und laast dich dennocht
mercken, als ob du die cyclopoediam habist in dir zemenbracht.
Du wirst ouch nüts unchristenlichs weder uff mich noch uff die
bringen, die ich gelert hab, und die min leer, die gottes ist, als ein
guot erdtrich [cf. Matth. 13. 8] recht empfangen habend.
30. . Im dritten artickel sprichst, ich hab etlicher kätzery von der

--70--

hell erweckt. Zeygt dinen unglouben an; dann das ich usß der bible
bewärt hab, redstu usß der hell kommen sin; ist dines ungloubens
schuld; dann du sust ouch reden darfst, man sölle den concilien und
vätteren nüt weniger glouben geben denn biblischer gschrifft, und weyst
aber ouch usß bapsts rechten, das man allen concilien und lereren so
vil gloubens geben sol, so vil sy in biblischer gschrifft gründt sind.
So ist ye gottes wort der biblischen gschrift das eynig usser, das aller
warheit krafft gibt; das nennestu die hell. Unchristlich hab ich
nüts gelert, aber treffenlich unbäpstlich gib ich mich trülich
schuldig, und wil's me thuon. Und wenn mich Wessel und Husß
nit erkantind christlich gelert haben, so wärend sy als wenig
Christen als du. Du woltest ouch gern Lutern und mich übereinander
hetzen. Er und ich werdend wol miteinander eins on din
underkouffenn. Und obglych etwas zwytrachts zwüschend uns wäre,
mag doch dasselbig den glöubigen kein vorgricht bringenn; dann sy
wüssend, wem sy ggloubt habend [cf. 2. Timoth. 1. 12], nit Lutern oder
Zuinglin, sunder Christo Jesu, unserem herren; dem sye eer und lob!
Dann Luter und ich habend einen glouben uff inn und in inn.

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31. Zum fierden artickel wiltu mir offembar machen, daß die
lerer biß in die zwölff hundert jar minen verstand in der gschrifft nit
mögend erlyden. Wenn im also wäre, lieber Faber, so thätestu nüts
anders mit diser leer, weder das du min leer bestätetist; denn mencklich
mag dencken: Wie stadt es aber umb die 3 hundert jar, die
znächst uff Christum gewesen sind? Dem kumpstu aber also z'hilff,
du sprichst: Je näher die lerer zuo der apostel zyt gewesen sygind, ye
mer sygind sy minem verstand widerwertig. Da überlupfst dich
übel; ich sorg, du brechist dran; denn wo du das wüßtist, so hettist
der rechnung uff die 1200 jar nit dörffen; du gibst aber ein so dapffre
antwurt, da du der warheit manglest. Din eygen hertz weyßt, das
du hie geredt hast, deß nit kundschafft weyst by den lereren; noch
so schwygst nit. Unnd was läg daran, wenn ich glych ouch mit den

--72--

alten lereren nit hällete, hällete aber mit got? Wil üwer gnad vicari
von der lereren wegen disputieren, daß ir von eim alten buoch zuo Rom
könnind sagen, so wil ich üch wol ein jar lassen disputieren, ee ir
in eim einigen stuck verricht werdind, ja üwer leben lang. Aber
nit also, sunder Christus Jesus ist hütt als gester und in ewigkeit
[Hebr. 13. 8]; deßhalb wir die warheyt in sinem wort muessend bewären
und nit in der lereren wort.
32. Im fünfften artickel meinstu, Christus wäre ein untrüwer
gmahel, hette er sin kilchen so lang lassen irren. Glych sam das sin
kilch sye, die du darfür hast. Merck: Laßt Christus in usserlichen
dingen (dann dir ist ouch nun umb den brötinen gott) einen der
sinen irren, bschicht das zuo siner eer und guotem dem irrenden. Byspil:

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Daß Petrus irrt und inn Paulus strafft [cf. Gal. 2. 11ff.], reicht
zuo der eer gottes, damit Paulus erkennt wurde nüts weniger ein rechter
apostel, denn ouch Petrus was, und zuo guotem Petro, damit er sich
nit überhueb. Gloubtind wir gottes wort, so verstuendind wir alle warheit;
wir gloubend aber dem lugenhaften menschen; da gilt gottes wort
nüts. Wie kanst du dann den unglöubigen huffen für die kilchen
gottes rechnen? So sichstu, das er sin kilchen nit verlaßt, ouch nit
verlaßen mag, ouch in den wäsenlichen stucken deß heyls nit laßt
irren; luog nun eigenlich druf, daß du wüssist, welches sin kilch
sye. Du sprichst aber, ich wüsse es nit, könne ouch den glouben
nit. Lieber herr, leerend mich inn! Warumb schrybend ir dann in so
langer zyt nüts wider mich? Aber ir muessend also die oren harfürrecken,
damit man sehe, das ir von Kum, uss Napels oder uss
Arcadia sygind. Paulus hofft eigenlich Ro. 11., das der Juden
anstoß an Christum darumb beschehe, das wir die selben wyl ein
volck gottes werdind [cf. Röm. 11. 25ff.]. Lieber, sag an, warumb laßt
gott das beschehen? Liß eygenlicher vom 8. capitel biß in das 12.
zu'n Römeren, so wirst du dise argument, die dem urteil gottes yngryffend,
nit machen. Warumb zerbrach Ezechias erst den ehrinen
schlangen [cf. 2. Kön. 18. 4]? Warumb ließ got das volck so lang
irren? Sichstu, wie imm ist? Ir schryend aber gernn also mit den

--74--

Thrasonibus oder bochhansen: "Unsere vordren, unsere vordren!"
Kurtz, habend mine vordren rechten, waren glouben und vertruwen zuo
gott durch Christum Jesum gehept, so sind sy heil worden; daß sy
gott in usserlichen dingen lang hat lassen verfuert werden, da frag inn,
warumb. Du beladst mich ouch mit der gschrifft Pauli Rom. 2.
deß rhuemsenden Juden person [cf. Röm. 2. 17ff.]; sag ich also zuo:
Got hat mich all min tag gheynes dings nye lassen rhuemen, er hab mir
ouch krafft ggeben, das ich darinn für und nit hinder geleystet
hab, imm sye danck; lasse ouch mich miner eer nüts zuomessen;
dann ob ich mich hoch rhuemen wurd, wölt ich das nach der ard
Pauli 2. Cor. 5. [cf. 2. Cor. 5. 12] zuo gottes eer thuon; ob ich mich dann
grosser demuot usthät, wölte ich das zuo guotem thuon denen, die ich leer.
Aber harwiderumb muoß ich ye von dir sagen, das ich nit wüssen kan,
daß du dich ye gheines dings usgethon, dem du statt gethon habist.
Wie vil hast du dich nun wider mich usgethon, und gheins nye geleystet?
Frommen Christen, es kan nieman so sicher reden, das
man imm nüts verkere; es ist Christo also ggangen Io. 8. [cf. Joh.
8. 33-59]. Was machest uss dir selbs? Nun muoß offt der lerend
sich selbs von hinderred entschütten denen zuo guetem, die er leert.

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Da ist nun ze sehen, daß er nit eigne, sunder gottes eer und sines worts
suoche. Ob ich das gethon hab, stadt aber zuo gott und allen glöubigen,
nit am Faber.
33. Zum sechßten wilt du bewären, das min leer wider die propheten,
euangelisten und apostel sye. Das redst offt gnuog, aber nie
hast du mich mit eim allerkleinsten artickel gdören angryffen. Und
wirdt min leer fyn gelütret silber blyben [cf. Ps. 12. 7], wie vil du
kadts dryn wirffest; dann sy nit min, sunder mines herren gottes ist,
dem ich getrüwlich in sinem wort dienen.
34. Der dingen wilt du mich tugenlich berichten, sprichst: "nit
mit schelt-, schertz- und lasterworten". Das sicht man wol an dem
kleinen buechlin. Lis uss allem, das ich ye geschriben hab, das allerthürest
von schelt- und lasterworten, so wirst du so vil unwarheiten,
rhuemens unnd lestrens nit finden, als du in dise zwen bogen zämen
gebracht hast. Ich begib mich, das ich wider die unghüren laster
häfftig gnuog red; ich find aber deß byspil by Christo, Petro, Paulo,
ye nach gstalt der sach; sunst ist min tägliche red nit lasterhaft
oder schalckbar, sunder, als ich bekenn mit schmertzen, ze vil milt

--76--

oder, wilt du gern, frölich und lychtverig. Wenn ich aber mit dir
reden oder wider dich schryb, muoß ich kurtz geschimpffet haben; mir
ist ymmerdar, dir sye nit ernst, und denn mag ich mich lachens nit
überheben, und wirst aber du hön. Bin ich aber so ein grosser
gouch, als du mich machest, so ist's ye ein thorheyt, das du mir vor
schertzen wilt sin.
35. Und grad yetz muoß ich din aber lachen (lass dich das
nit irren: "wee üch, die lachend, ir werdend weynen" [Luc. 6. 25]; ich
lach, wie vorgemeldet, uss gewüssem, unbetrognem vertruwen zuo gott
und siner warheit), so du sprichst, ich werde mit dem geyst der
schwynen am Gerasener meer [cf. Matth. 8. 28-34; Marc. 5. 1-20;
Luc. 8. 26-39] nit wider dich wueten. Lieber, wie rympt sich das
byspyl dahar? Weyst, was ist: simulare cupressum? Hab ghein
sorg, ich wil nit wueten, aber in kraft deß, der den Samson starckt,
alle dine argument, täpreten und rhuemwort, die du meinst starck
sin, brechen, als ob sy aglen wärind [cf. Richter 16. 9].
36. Daß du schmertzen hast mit minen mitbruederen, die du

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underthonen nempst, danck dir got, wie er dinen schmertzen kennt;
dann sy bedörffend mitlydens, so vil erlydend sy von dir und dyns
glychen Philistineren, die sy täglich scheltend und schmähend wider
alle götliche unnd menschliche recht. Aber gott sye danck, er stercket
allweg zuo und gibt gnad.
37. Minenthalb sag ich dir zuo, das, wo du mich mit gschrifft
oder mundtlich eins irrthumbs berichtest, das ich mine buecher gern
brennen wil, die den irrthumb habend; aber nit zuo Baden, wo man
badet; da ist's nass, und wurdend die buecher nit gern brünnen.
38. Als du hoffst, minem widerrueffen und buochbrennen wurde
nachvolgen, daß die gotzhüser und die unheylig mäß und ander
ding widerumb ufgericht wurdind, zeigt an, wäm du kriegist, denen

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zwar, denen die ding nutzlich sind. Aber biß nun ruewig; wennglych
der Luscinius und Kretz von Ougspurg gen Baden kommend
und glych etliche, doch wenige ort ein disputation halten,
werdend dennocht vil mee klotzhüser und mässen von tag zuo tag abgon,
weder widerumb ufgericht. Ich wil ouch dir gwüss haben
zuogesagt, das ich wider alles schryben wil, das du zuo Baden wider
gott ufrichten wirst.
39. Was gond dich die klotzhüser an, die künig und keyser
in unseren landen gestifft habend? Nun gond sy doch den keyser
selbs nüts an; er welle dann den friden, zuo Basel gemachet, und
erbeinig nit halten, das ich nit darumb red, daß ich im übel trüw,
aber du unnd dines glychen hetzend uff sölche ding.
40. Sind die klöster zuo underhaltung der armen gestifft, als
sy warlich sind und du hie bekennst, warumb lydstu dann, das die
armen in aller welt so ellende hilff von den klöstren habend und
aber die münch und nonnen so vil unzalbarlichs guots vermuotwillend?

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Biß des worts yndenck, das du hie verjähen habist: die klöster sygind
zuo underhaltung der armen gestifft.
41. Die frommen Züricher hab ich bischofflichem gwalt von
Costentz nit entzogen, sunder Christus, der war bischof; dann sobald
er sich inen ufgethon hatt, sind sy von dem bischoff, der nun uff die
wollen, milch und fleysch gyet, ouch die beyn kümmerlich ungebrochen
ließ, geflohen (dann er fuort nit die stimm des hirten) und habend
sich kert zuo dem hirten und wächter irer seelen Io. 10. und 1. Petr. 2.
[cf. Joh. 10. 4. 5; 1. Petr. 2. 1-10].
42. Das sy nun von der zyt des grossen Karli under dem
bischoff gewesen sind, zeygt an, daß sy vor ouch habend mögen
sälig werden on den bischoff von Costentz.
43. Tuost mir unrecht, das ich uss eignem gwalt sye ein
bischoff worden; dann ich von erst uf on min werben von probst und
capitel, demnach von gantzem grossem radt und gantzer gmeind vor der
statt berueft bin. Aber luog, wie es umb dich stand. Zuo Basel

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wärist gern bischoff, ja byßdschaaff worden mit vil tusend guldinen
(wett der tüfel gibt dir so vil gelts; bistu ein christenlicher lerer?
muoß ich ye fragen), unnd bist's noch nit worden. Zuo Ulm hast dich
embotten, inen vergeben ze predgen, habend dich die frommen herren
nit gewellen. Also woltestu gern usß selberbestellung ein bischof
werden; so wil din nyeman weder umb gelt noch vergeben. Darzuo
trybst affenspil mit dem namen bischof; weyst wol, daß es einen
wächter heysset, wilt aber unns verdacht machen, sam wir uns für
hohe bischoff ufgeworffen habind.
44. Leon Jud hab nit ich, sunder die gantz kilch, dero wächter
unnd lerer er ist, erwellet; unnd magst nit selig werden, du habist
dann den glouben, den der Jud hat. Es sind ouch nit nun zwen,
sunder vier bischoff zuo Zürich mit dem, der im spital ist.

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45. Das consistorium zuo Zürich muoß sich lassen bschetzen,
das es götlichem und gemeinem rechten glychförmiger richt weder
alle cuontzistoria der bischoffen in der gantzen welt. Hie werdend die
meyneyd vermitten, die dochtren geeet oder götlich begabet.
Hie verbüt man nit gradus, die man mit gelt wider lasse abkouffen.
Hie verbrennt man den unschuldigen gmahel nit nach dem val des
torechten andren gmahels. Hie dannen apelliert man nit gen
Mentz und Rom; die nächsten erkennend ein sach allerbast.
Erspart den frommen undertanen groß guot.
46. Das du aber sprichst, das consistorium sye usß der Juden
gsatzt ufgericht, bewerstu, das ich langest gesagt hab; du verwirffest
das götlich gsatz, hast nüts uff gottes wort; darzuo so
sichstu nit, wiewol du ein doctor bist, daß die satzungen in der ee, in
biblischer gschrifft begriffen, denen, so im gemeinem rechten stond,
glychförmiger sind, dann die ir an üwren consistoriis dichtet habend.
47. Von minem canon redstu, was du wilt, nit was war ist.

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Ich hab etlich orationes oder gebätt gemacht, mit dem verding, das
ich das allein gethon hab, das mencklich sehe, das im zimme hierinn
ze bätten, wie inn gott erman.
48. Ich habe ein zyt darnach mesß gehalten, ist erdichtet, ich
dar nit sagen: erlogen. Din underschieber (ich hatt schier geredt:
underschryber) hat dich hie verfuert.
49. Den canonem, also nempstu mine gebätt, hab ich nye abgethon,
und laßt sich nit abthuon, dann es sind nüt dann gebätt,
in gottes wort gegründt. Ich hab ouch inn allein uff abgang aller
der dingen gemacht.
50. Ich löugnen nit, das ich das bapstuomb gescholten hab, das
es das sacrament des lybs und bluots nit under beyden gstalten gebrucht
hat. Du verradst dich aber selbs, das du noch nit verstaast,
was sacrament sye. Was me?
51. Es habend vil alter mueterlin geweynet. Truckt dich das
so übel? Nit also; wüß: sy weynend lychtlich.

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52. Die m#;eterlin habind geredt, ich sye frommer denn bruoder
Claus. Was mag ich deß? Sy hand wol als verr gefält, als
wenn einer spräch, du wärist ein guoter Christ.
53. Ich habe das sacrament vorhar under beden gstalten ggeben.
Was me? Wir bruchend's noch hüttbytag und werdend's mit gottes
hilf ewiklich also bruchen, ob es dir glych leyd wär.
54. Das ich mine commentarios küngen Franckrychs zuogeschriben
hab, ist nit umb der kronen willen beschehen; dann
wo ich die hett wellen ansehen, wäre mir in einer summ me worden,
dann dir in sechs jaren dienstgelt von Ferdinando werde. Aber
dir ist wie dem wolff; der wänet, es essind alle thier fleysch, darumb
das er's isset. Ich bin dennocht rycher dann die küng, die das gelt

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habend, und ouch din bapst; dann ich hab etwas, das ich inen umb ir
gelt nit hab wellen geben. Aber du bist ärmer; darumb nimpst's inen
ab und gibst inen dins wärds drumb.
55. Ich hab dem küng nit usß unverschampte gschriben, sunder
usß liebe christensgloubens unnd des glöubigen, unnd bin darzuo gereytzt
durch lüt, die wüssend, was nutzes daruß erwachsen wirt, den
du nit weyst; wirst inn aber mit der zyt empfinden.
56. Das ich in den articklen gewüßt habe, wie es umb diß
sacrament stand, so liß am buochstaben x 1. blat an der andren
columna, da also anfacht ze letst: "Demnach wil ich" und die zwey
bleter znächst darnach. Das ich's aber zuo der zyt nit hab geoffnet,
hab ich gethon, daß ich hab wellen buwen und die bärlin nit also
fürschütten, das sy zertretten wurdind [cf. Matth. 7. 6]. Paulus hat
mit milch gespyßt, biß daß Corinther starck wurdend zuo starcker
spyß [cf. 1. Cor. 3. 2]. Christus spricht Ioann. 16.: "Ich hab aber üch
das anfencklich nit gesagt" [Joh. 16. 4].
57. Daß dir din underschieber von eim langen tisch geschriben
hat, ist dinerley reden; wir habend gheinen langen tisch.

--85--

58. "Pfuch, pfuch!" schryest du über mich, und hast aber du
den furtz gelassen. Du glychßnest, als ob du fleisch und bluot gloubist
da sin unnd gebist's, und hast's doch din läben lang nie gloubt; das ist
ein schand. Ich hab die alten meynung lassen hangen und daran
gearbeytet, biß ich's mit gottes krafft entwegt und dennen gebracht hab.
59. Schiltest mich einen gottlosen. Du thuost im recht; Christum
schalcktend die gottlosen Juden, phariseyer und pfaffen ouch
also.
60. Fragst mich, wie ich's verantwurten welle, daß ich uss
dem schöpffer ein creatur mache. Antwurt: Wär's der schöpffer, hab
ghein zwyfel, ich wölte ghein creatur daruß machen. Keer's umb, din

--86--

red; wie wilt's du verantwurten, daß du uß der creatur gott machest?
uß brot den sun gottes? Da thuo die ougen uf, du bladerer!
61. Da du sagst, ich sye ein ursach des widertouffs, antwurt ich:
Das redt ghein frommer von mir, und habend dich aber dine underschieber
betrogen. Dann ich in dem handel deß toufs und widertouffs
allem mißverstand als thür und ernstlich widerstanden bin mit gottes
kraft, als ouch dir und allen dinen anhengern widerston wil biß in
tod hinyn. Gott geb gnad!
62. Du nennest die widertöuffer mine eydgsellen. Sag ich: Wär
uff mich redt, das ich umb ein har (ich gschwyg: bim eyd) mich
einigem menschen uff erden ye rottisch pflicht hab, der redt die
unwarheyt. Aber du bist ein warer meineyder an gott; dann du
hast dem bapst gschworn, als du anzeygst, der aber der lebendig
fygend gottes ist.
63. Da du redst, ich habe die widertöuffer geplagt mit marter

--87--

uff dem Wellemberg, darumb das sy mins gloubens söltind werden,
in der red ist alles unwar, das du redst, und schmechlich einer frommen
statt Zürich, sam sölche ding durch mich verhandlet werdind.
Es ist by uns kein töuffer nye mit marter angfochten, das er diß
oder yhens gloubte. Es sind villicht eyner oder zwen mit marter
versuocht umb andrer dingen willen, in den sy verdächtig gewesen.
Wir habend all dry noch vergangner wochen in doctor Balthazars
sach einen ersamen radt gebätten. Aber du hast me bluots frommer,
unschuldiger Christen nun talame vergossen, denn keyn kätzer ye
gethon hab. Ist war, und sag dir's yetz, diewyl du läbst; nach dym
tod wirt's by allen gschichtschryberen ufzeychnet.
64. Das du dich ruempst, wie du's vorgseyt habist, das an
allen orten zwytracht werde - lieber, wer weißt nit, das die warheit
sagen hasß gebirt? Hat nit das Christus selbs vorgsagt? Du hast's

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aber daruf geredt, das du dich verwegen hast, dem bapstuomb byzeston
und ouch by allen fygenden des euangelii. Du weyst wol, daß
du vor jaren gantzem tütschem land uff die Hispanier tröwt hast,
dannenhar du guot hast ze tröwen ghept uff zwytracht; du woltest
inn machen. Du hast ouch zuo Rom Eggen wellen dahin fueren,
das er mit dir dem bapst oder anwalten sagen liesse: wo man üch nit
gegnete mit irer kouffmanschafft, wöltind ir nit wider den Luter
sin. Aber es ist by den glöubigen kein zwytracht des gloubens halb,
mag ouch gheiner syn; dann sy habend einen geyst.
65. Demnach, frommen Eidgnossen und Christen, manet
Faber Zürich zuo dem alten glouben der zwölff orten, unnd wüssend
aber ir wol, was gloubens yederman hat, ouch das sich Zürich allein
des alten gloubens flyßt, den die helgen apostel und unsere vordren
ghept. Die habend sich allein usß gottes krafft von den herren, denen
Faber yetz dienet, entschütt unnd sich der frömbden herren gelts
und gaaben nit angenommen. Tätind wir das ouch, wie bruoder Claus

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gelert hatt und ein yeder frommer Eidgnoß wol weyßt, so loßtind wir
nit denen herrendieneren, die uns under der gstalt des gloubens mit
mieten und gaaben understond zuo zwytracht ze bringen. Ich sag's
in der warheyt: laßt man den Faber für und für in eyner Eydgnoschafft
werbenn, so wäre wäger, es hette uns der keyser oder
küng von Franckrych an lyb und guot abgesagt; dann wo das beschäch,
so huebind wir die köpff zemen, sunst wil uns der teylen
oder übereinandren richten. Und wirt nit der sigen, der's hofft, sunder
dem's gott gibt. Er und noch ein doctor, hab ich gwüsse kundschafft,
habend sich langest ze Stuotgart oder Eßlingen geruempt,
wie sy die 12 ort wider Zürich entricht, das sy nit me by inen
wellind sitzen in keinen hendlen, das doch die warheyt von allen
zwölffen nit ist. Darumb thuege mencklich die ougen uf unnd lasse
sich nyeman an die offenlichen schälck, die wider alle gottes eer,
warheyt unnd billigkeit strytend und in aller welt nüts denn krieg

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anrichtend. Wil man ein disputation haben, so schlahe die ein Eydgnoschafft
stattlich an einen gemeinen platz an, wie ich mich in
vordrer geschrift embotten hab; wil ich, ob gott wil, dar kommen.
Und laß man den valschen glyßguogen nit einer loblichen Eydgnoschafft
vermögen, das sinem herren wol käm und uns z'schwär
wurd. Ich red thür; luoge man aber, das man mine wort nit verachte.
Und kömme dann an dieselben disputation ordenlich, wäm
es gunt wirt. Faber wirt nit kommen, habend keinen zwyfel; oder
kumpt er, muoß er einen bschißnen beltz mit im heim fueren.
Warumb bestryt er nit die frommen, redlichen Ambrosium Blarer
und Ioannen Zwicken, predicanten zuo Costentz? Die predgend
offenlich wie wir zuo Zürich unnd embütend sich, mit im gespräch
ze halten. Ja, dieselb disputatz verwirret ein Eydgnoschafft nit.
Was darff Faber und sin bischoff wyt nach doctorn schicken, die sy
gen Baden uff die disputation bringind? Ist's Faber nit alles samen?

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Oder bedörffend sy nit bas, daß sy zum ersten zuo Costentz wachind?
Und stond die frommen predicanten mit sölchem ernst vor radt und
vor dem volck, begärende, das man inen ein gespräch oder disputation
halte; noch so wirdt es inen mit aller macht entweert durch den
Faber und bischoff. Diß sag ich gheines wegs, das ich yeman über
den anderen welle hetzen; dann ich wol weyß, das die lieben euangelisten,
so zuo Costentz sind, schwärer im euangelio und verstandner
sind, weder das yeman iro vörchten sölle; sunder ich sag's darumb,
das mencklich sehen mög, das ein untrüwe pratick vom Faber
und sinen mithafften wirt mit der disputation fürgenommen. Ist
dann Baden des byschoffs zuo Costentz sitz? Thuot er dann das
den Eydgnossen zuo dienst, warumb thuot er dann sölichs nit ouch
denen von Costentz zuo dienst, das er sinen predicanten, bruodern
warlich fyendsälg, unnd andere geleerten gegen den frommen predicanten
verhören lasse? Ja, uff sölich offenlich schynenden untrüwen
wil man erst nüts lassen reden, sunder uss blindheyt der
anfechtungen alle ding handlen. Und es gadt zuo Baden so wol
nimmer, es wirdt nahin zwyträchtiger denn vor. Dann ich sich,

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daß Faber alle sach schon bestellt hat, das nach bäpstischem sitten
die waarheyt gottes worts hinder sich gestellt und die leerer und
bäpstler gehört werdind, und wol gdar, so verr die disputation fürgenommen
wirt, angeschirren, das da nyeman nüts reden gdör, das
wider den bapst sye, und welcher es thuot, angenommen werde über
alles gleyt. Dann die bäpstler sagend, man sölle gheim kätzer gleyt
halten, und schryend aber von stund an wider den, der wider sy ist:
"Kätzer! Kätzer!" Und wenn man demnach mit den grossen secken der
Costentzer batzen redlich zuotreyt, muoß ich ye sagen: was sol man
verhoffen guots daruß werden? Und sölchen unradt wellend wir in einer
Eydgnoschafft lassen die frömmden, die unser erbfyend syend, sind
ouch vor Christus geburt har, anrichten? Darzuo so sind die ort, die
yetz disputieren wellend, nit allein, sunder die bischof, die sich yetz so
treffenlich rüstend, vorhar allweg sampt den äbten und prelaten
wider alle disputationen gwesen. Faber hat's uff's thürest genommen,
es zimme weder synem noch gheinem bischoff. Und yetz gech so
Fabern ouch zimpt, in den Eydgnossen ze werben, so sol ein disputation
gehalten werden, und ist noch von gheim ding luter abgeredt
unnd der platz nit ein so statthafft gemeyn ort, denn das mencklich
ufsatz fürchten muoß. Voruß so Egg grad zuo diser zyt laßt, als

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ich gwüß bericht bin, ußgon, wie man mit den kätzeren allein sölle
disputieren mit töden, und ruefft aber uns mitten zuo für dryfaltig
kätzer uß. Ouch der Wendel, der zuo Sant Gallen im kloster predget,
am 24. tag aprellens offenlich gepredget hat, man sölle mit dem
Luter und Zuingli nit anderst disputieren, dann das inen das hirn
und bluot durch's angsicht nider rünne; und ist aber er nit unwüssend
der pratick. Er weyßt wol, wie Faber uff ein mal by der nacht
mit eim überladnen hengst gen Santgallen kommen und morndes
uff anderhalb stund red mit dem abt gehalten und demnach von stund
an wider wegvertig worden ist; deßhalb er, der Wendel, die disputatz
nit fürcht, dann er weyßt wol, wass für ein spil werden sol; er wil aber
hirn- und bluotvergiessen vorhin leeren, das, wenn es beschehe, man
gedencke, es sye billich beschehen, und daß sich die schalckheyt
nieman undernemme ze rechen. Ja, dise alle umbstend, welchem
gebend sy nit ze verston, das es alles nüts dann ein offner ufsatz
ist? Darumb embüt ich mich wie vor uff Zürich, Bern und
Santgallen, mit denen gedingen, die ich vor gemeldet hab, in hoffnung,
es könne ghein frommer anderst sagen, dann das min fürschlag
vil gemeiner ist, dann der hinder minen herren und mir
angeschlagen. Deß ich mich ouch nit schuldig wäre anzenemmen,
thuon doch das zuo guotem dem gemeinen frommen mann in einer

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Eydgnoschafft und gemeiner christenlicher kilchen, für die ich alle
zyt eer, lyb und guot, hut und beltz ze setzen bereyt bin. Ob gott
wil, wirdt das, so zuo ufsatz von Fabern ist fürgenommen, allen bäpstlern
zuo grossem nachteyl enden.
Gott, der uns nimmer verlaßt, welle umb syner guete und gemeines
Christenvolcks willen alle ding zuo fridlichem end bringen, als ich
mich zuo im versich! Amen.
Geben ylentz zuo Zürich am letsten tag aprellens im 1526. jar.