Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Die erste kurze Antwort über Ecks sieben Schlußreden

21. Mai 1526
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 5 (Leipzig: Heinsius, 1934) (Corpus Reformatorum 92)


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Die erst kurtze antwurt über Eggen siben
schlußreden. Mit einer epistel an die ersamen
etc. rattsbotten der 12 orten
Huldrychen Zuinglis.
Frommen, vesten, fürsichtigen, ersamen, wysen, gnädigen, lieben
herren! Sidmal mir üwer wyßheit uß ursachen, die sy wol weyßt, ze
lieb den ungemeinen platz Baden nit endren wil und aber daby Egg
unnd Faber mit aller irer practick, red und anheften der artiklen allein
uff mich reichend, sam die disputation allein sye umb minetwillen
angesehen (darumb ich vermeindt allerbillichost gewäsen wär, daß man
ein gemeinen platz angesehen hett, vorus so man vor jaren offenlich
verstanden hat, daß mir Baden gheinswegs gemein ist; darus ich
ermessen mag, das ir fürnemen und höchste begird ist, nit mit mir,
sunder hinder mir ze disputieren und da uff beschlüß ze tringen,
die sy, wo mir der platz gemein wer, nit vertruwtind fürzebringen,
wiewol ouch hierinn gott wirt ynsehen thuon), hierumb ist an üch,

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mine gnädige herren, min demuotig pitt, ir wellind mir des Eggen
gründ, die er über die siben schlußreden anzeigen wirt, schrifftlich
lassen zuokomen; wil ich imm in gar kurtzer zyt allweg by üch schriftlich
antwurt geben. Sidmal üwer wyßheit doch sust verordnet hat, in
die feder ze reden, unnd alle ding lassen anschriben. Es hat ouch
min pit glimpf und fuog; dann es mag allweg in 4 stunden sölche
gschrift mir überantwurt werden; wil ich demnach für alle ding ylends
und bhend mit got antwurt geben. Dann mich ye liebe des frommen,
gemeinen manns in eyner Eydgnoschafft unsers vatterlands reytzt, ze
vergoumen, wo uns yeman understat ze blenden unnd die götlichen
warheit ze entweren. Obglych darnebend sind die sölchs mit allen
ungnaden von mir uffnemend. Aber das sol, ob got wil, gheinen frommen
Christen irren, daß er sich der bäpstleren suosschwetzen oder
tröwen lasse abwenden, daß er nit tür harfür sag, das die eer
gottes unnd heyl des menschen antrifft. Es ist aber ouch daby eim
yeden allerkleinsten ze bedencken, daß uns die bäpstler nit einen flügel

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der anfechtungen fürhenckind, der uns etwarinn der maaß blende, das
wir darnach rüwen habind, das wir uns habind also lassen fuoren; dann
mencklich weyßt, das es by denen nit nüw ist. Ich wil one byspil
reden. Mich wil ye duncken, die bäpstler habind inen ein Eydgnoschafft
ußerkoren als ein einvaltig volck, das sy mögind in ungnad
der waarhaften ler ziehen, und nachdem sy dahin die sachen bracht,
wellind sy denn uff rychstäg und andre ort beschlüß und erkantnussen
hin unnd wider schicken, die von den 12 orten beschlossen
sygind, damit ze schrecken und vorgricht fürzewenden. Dann wo
das nit fürgenomen wurd, hettind genannte bäpstler wol sölche disputationen
ze Zürich, Basel, Costentz, Ulm und anderswo, da sich
die predicanten gegen mencklichem embotten habend, früntlich underricht
ze geben und nemen, gehalten. Und ist aber die warheit in
allem ufwachs und nun talame so vil erstarchet, das iro nieman
gewerren mag, deßhalb in eyner Eydgnoschaft gar ein blinds möchte
fürgenomen werden, und wenn darnach das liecht kem, wurdind wir
uns übel schemen, das wir uns hettind mit suossen worten lassen

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blenden. Es habend ouch derley lüten by uns nie one unseren nachteil
gehandlet, ouch allweg schädliche letzinen gelassen. Darumb gar
ernstlich mit ryffer betrachtung alle ding ze handlen sind. Voruß so
Zürich, Bernn, die träffenlichsten ort, ouch Glaris der alten orten,
die dry pündt, Santgallen ire predicanten uff die disputation nit
geschickt habend, die aber wyt der grösser teil eyner loblichen Eydgnoschaft
sind. Nun hatt Egg siben schlußreden uff sich genomen
ze erhalten, da die fünf richtig mit dem waren glouben und offnen
wort gottes strytend; die sächst ist von nieman gelögnet, die sibend
zeygt sin groß unwüssen an. Und so ich zuo Baden imm gheins wegs
antwurten dann durch gschrift kan, wil ich üwer ersamen wyßheyt
uff yeden siner articklen kurtze, doch veste gründ antzeigen, damit niemannem
möge lychtlich farw angestrichen werden, in hoffnung,
so die besehen, werdend ir mir ouch Eggens bewernussen gnädicklich
in gschrifft zuoschicken und harwiderumb schrifftliche antwurt oder

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disputation von mir ufnemen; dann, was Egg uff einen morgen in die
feder redt, so es mir noch umb zwey desselben tags wirt, wil ich den
nechsten morgen gschrifftlich antwurt by üwer wyßeit haben, deßhalb
es ouch miner person gegenwürtigheit nüt darff. Oder als ich hör,
hat Faber grosse buecher geschriben wider mich; verschaffend mit imm,
das er mir's zuoschicke; wil ich aber gschriftlich antwurt geben. Oder
erloubend Fabern und den gelerten mit imm, daß sy zuo uns gen
Zürich kömind und gspräch haltind; dann er sich geruempt, er welle
gernn gen Zürich, so verr ir imm erloubind, komen; so wirt er
villicht sines fürnemens und ruemens, da wie ze Waltdshuot ze
predgen, gewäret etc. Damit und ich nit nüt zuo der disputation
tuege, vernemend min meinung im allerbesten.
Geben ze Zürich 21. tags mey 1526.
Die erst schlußred Eggens:
"Der waar fronlychnam Christi und sin bluot ist gegenwirtig im
sacrament des altars."

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Zuingli:
Diser artickel ist unchristenlich; dann er strytet offenlich
wider gottes wort und wider die artickel unsers waaren, alten,
christenlichen gloubens.
Bewerrnus:
1. Das fleisch Christi ist gar ghein nütz ze essen. Io. 6.: "Das
fleisch ist nüt nütz" [Joh. 6. 63]. So hatt uns ouch Christus es nit
ze essen ggeben.
2. "Was uß dem fleisch geboren ist, das ist fleisch" Io. 3. [Joh.
3. 6]. Wirt nun das lyplich fleisch Christi geessen, so wirt nütz denn
fleisch darus. Pfuch und schand dem, der das sagte! Noch volgte
es nach Eggen verstand.
3. Christus spricht Mat. 26.: "Mich werdend ir nit allweg
haben" [Matth. 26. 11], und Mat. 28.: "Ich blyb by üch bis zuo end
der welt" [Matth. 28. 20]. Da muoß das vordrig wort allein uff die
menschlichen natur verstanden werden; dann nach götlicher natur und
gnad ist er allweg by uns, als das nachgend wort anzeygt. Deßhalb
Egg unnd alle fleischpredger das wort Christi felschend, so sy
inn sagend lyplich by uns sin, der aber gret hatt, wir werdind inn
nit allweg haben.
4. Christus spricht Io. 16.: "Ich bin ußgangen vom vatter und

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in die welt komen. Widrumb verlaaß ich die welt und gon zum
vatter" [Joh. 16. 28]. Muoß allein von dem verlassen der menschlichen
natur verstanden werden; dann nach götlicher mag er nit von uns
wychen; so ist er ye nit im sacrament.
5. Christus spricht Mar. 13.: "Wenn üch denn ieman sagen
wirt: Sich, hie ist Christus; sich da, so gloubend's nit" [Marc.
13. 21]. So söllend wir ye Eggen, Fabern und allen menschen nit
glouben, so sy sprechend: sich, er ist hie imm sacrament; denn das
muoß allein von der menschlichen natur verstanden werden; dann die
götlich ist allenthalb.
6. Es sprechend zwen engelsch man Act. 1. zuo den jungeren: "Ir
galileyschen man, was stand ir in den himmel sehende? Eben der
Jesus, der von üch empfangen ist in den himel, der wirt also widerkummen,
glych wie ir inn habend gesehen in den himel gon" [Ap.-Gesch.
1. 11]. Hie muessend alle die brechen, die do sagend, Christus
hab uns nun die gsicht sines lychnams genommen, nit den lychnam.
Dann die engel sprechend, er werde kummen, glych wie er ze himel
gefaren sye. Nun ist er aber so wesenlich, sichbarlich hinuff gefaren,
daß imm die junger nachgluogt und rüwen an imm ghebt habend;
so volgt: wenn er so sichtbar in's brot kumpt, als er ze himel fuor,
das wir torecht sind, daß wir's nit gloubend. Und harwidrum, daß

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wir sagend, er sye lyplich da, der uns doch die gsicht mit sinem
lychnam verheissen hat, und sehend inn aber nit, das ist ein unchristenlicher
frävel. Blendend uns selbs muotwilliklich. Doch hat's
das bapstuom nit vergeben geton.
7. Christus hatt das brot genommen Luce 22., danck gesagt,
gebrochen unnd inen ggeben sprechende: "Das ist min lychnam, der für
üch hinggeben wirt" [Luc. 22. 19]. Ist nun das brot der lychnam, der
für uns hinggeben wirt, so ist ye das brot für uns gecrützgot; daran
sich erfindt, daß es ein anderverstendige red ist, als so man spricht:
das ist sant Johanns segen, und ist aber nit der segen Ioannis,
sunder ein vermanung und ernüwrung deß, das Ioannes also von
gott bewart unnd gesegnet was, das imm die vergifftung nüt schuod.
Also ist das brot der lychnam Christi, das ist ein vermanung, das
der lychnam Christi für uns ist in'n tod hinggeben etc. Also erfindt
sich an den selbs worten Christi, das sy den verstand nit mögend
haben, den inen die bäpstler habend angeton.
8. "Er ist ufgefaren zuo den himmlen, sitzt zuo der grechten
gottes vatters allmechtigen." Da sitzt er, da hat inn Stephanus, der
erst ritter Christi, gsehen Act. 7. [cf. Ap.-Gesch. 7. 55]; unnd wer inn

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uns anderschwo zeygt, söllend wir imm nit glouben, Matthei 24.
[cf. Matth. 24. 23].
9. "Dannen er künftig ist, ze richten die läbenden und todten."
Denn kumpt er lyplich von der grechten des vatters, wenn er richten
wirt, und ist künftig, ze richten, nit ze geessen werden, in's brot. Dann
er spricht Mat. 26.: "Vonn yetz hin werdend ir den sun des menschen
sehen sitzen an der grechten der kraft gottes" etc. [Matth. 26. 64]. Da
sitzt er von dem hin und er ufgefaren ist, nit imm steininen hüßlin.
Er hat sich selbs da zeygt und sust nienen lyplich.
10. Die do sagend: "Christus ist gott und deßhalb an allen
enden; er ist ouch mensch, so ist ouch sin menschlicher, lyplicher lyb
an allen enden", irrend bärlich und wurdind mit der zyt in der Marcioniten
kätzery vallen. Dann Christus lychnam, ouch wie er
uferstanden ist, muoß er nun an eim ort sin. Do er von den zweyen
jungeren verschwand zuo Emaus, was er nümmen by inen, Luc. 24.
[cf. Luc. 24. 31]. Wo aber sin lychnam ouch allenthalb wär, wär er
nütz des weniger by inen unnd by den jungeren ze Hierusalem
gewesen. Do Thomas nit glouben wolt, das er uferstanden wär,
Io. 20. [cf. Joh. 20. 24ff.], sehend wir wol, das die junger die wort
Christi: "Das ist min lychnam" [Matth. 26. 26] nit verstanden

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habend, das er inen sinen lychnam ze essen ggeben hab oder lyplich
allweg imm brot sye, oder aber Thomas hette gar bald können glouben,
das er uferstanden wär. Do die junger zuo imm in Galileam giengend
Matth. 24. [cf. Matth. 26. 32; 28. 7. 10. 16], was one zwyfel Christus,
den sy by inen imm hertzen truogend, nit lyplich by inen, oder aber
sy hettind nit dörffen zuo im gon. Do der engel zuo den wyben
sprach: "Er ist uferstanden unnd ist nit hie" Mar. 16. [Marc. 16. 6],
was aber der lychnam Christi nit da, oder aber der engel hette gelogen;
aber Christus was wol da, in den hertzen der glöbigen wyben.
Bewärt alles nun, das nit volgt: Christus ist gott und ist allenthalb,
ja, so ist ouch sin lychnam allenthalb.
11. Hatt der bapst in sinen eignen rechten, De consecratione dist.
2. ca. prima [Corpus iuris canonici c. 44, Dist. 11 de consecratione]
also: "Der lychnam, in dem er (Christus) uferstanden ist, muoß an eim
ort sin." Ach got, was könnend hiewider alle bäpstler? Gilt irs bapsts
buoch, warumb ergebend sy sich denn nit? Gilt es nit, warumb kätzrend
sy denn uns darumb, das wir imm nit volgend?
So vil, lieben herren, von dem ort, davon durch vil gelerten der alten
unnd ietz vil geschriben ist, das nit statt ist, so kurtzlich ze erzellen;

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aber diß sind alles rigel, über welche weder Egg noch Faber springen
mögend noch ghein gschöpft; das muoß sich erfinden. Und laß mir
nun üwer wyßheit ire widerreden zuokomen, so sich ich den ellenden
lüten an, das sy zerugg muossend geworffen werden.
Die ander schlußred Eggens:
"Die werdend ouch warlich ufgeopfret imm ampt der mäß für
läbend und todt."
Zuingli:
1. So ietz durch so starcke ort der gschrifft erfunden, das in
disem sacrament weder fleisch noch bluot ist, wie könnend sy dann
ufgeopfret werden? Oder wer ist der mensch, der ouch den Christum
ufopfren wil? Der mensch mag nüt höhers ufopfren weder sich
selb, als Paulus on zwyfel Ro. 12. das höchst, das wir mögend
ufopfren, gelert hatt ufopfren [cf. Röm. 12. 1]. Dann wo wir neißwas
höhers möchtind ufopfren weder uns selb, het's Paulus nit dahinden
gelassen. Aber des opfrens gedenckt ghein apostel, das wir
in der mäß gedichtet habend.
2. Egg kumpt erst mit dem opfren, das so tür bewärt ist, das
wir Christum nit mögend ufopfren, und lert das die gantz epistel

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zuo denn Hebreieren [z. B. Hebr. 9. 12. 25-28]. Dahin sendend wir
den christlichen läser.
3. Wo der mensch Christum möchte oder sölte ufopfren, so
wär doch das opfren Christi nit gnuogsam gewesen. Das sye verr.
Aber kurtz, man lese die epistel zunn Hebreieren, wirt alles klar.
Und Ro. 6. [cf. Röm. 6. 9f.].
Die dritt schlußred Eggens:
"Maria und die heiligen sol wir eren und anruoffen als fürbitter."
Zuingli:
1. Die ewig reinen magt Mariam, die wir all für die höchsten
gschöpft habend nach irem sun, die imm himel ist, wirt geert, wenn
wir Christum Jesum anlegend [cf. Gal. 3. 27], glider sines lychnams
sind [cf. 1. Cor. 12. 27], sin krütz tragend [cf. Matth. 10. 38], inn für
unseren einigen trost habend. Denn das ist die eer aller ußerwelten
gottes, so unser und ir houpt Christus geert und angenomen wirt;
dahin hat ir leren und predgen gereicht und nit uff ir eigen eer.
Galat. 6.: "Es sye von mir, das ich einigerley eren suoche weder im
krütz Christi" [Gal. 6. 14]. Das ist die eer Marie, das sy in allen
truobsalen ungezwyflet bliben und irem sun einig angehangt ist. Das
ist ouch ir und aller ußerwelten eer, das wir imm ouch also tuogind.

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Aber die bäpstler sähind gernn die lyplichen eer, die mit silber, siden,
gold und edlem gstein etwa ein felwenstock wirt angeton; das gibt
speck.
2. Man sol ußerthalb disem zyt niemen für einen fürbitter anrueffen
weder den einigen Christum. In disem zyt söllend wir alle füreinander
bitten, aber allein durch Jesum Christum, den waren fürbitter
und mitler. Ursach: Dann von dem für-einander-bitten in disem zyt
habend wir offens wort gottes; von dem fürbitt, das die heligen für
uns tuegind, habend wir nüt, sunder werdend allein uff Christum
gewisen.
3. Das etlich underscheid machend zwüschend fürbittern und
mittleren dero, so imm himel sind, ist ein wortenschyn. Dann die,
so die heligen imm himel zuo fürbitteren machend, tuond's darumb, daß
sy nit gedörind für gott kumen, welchs aber alles wider gottes wort
ficht und mindret die gnad, guete und barmhertzigheit gottes. Und so
das, so schmehend sy die heligen und nit die, die zuo dem wysend,
zuo dem ouch die heligen gewisen habend; dann die schmähend die
heligen, die gott schmehend. Die schmehend die heligen, die inen zuogebend
und by inen suochend das man allein by gott suochen sol.

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4. Christus spricht Io. 3.: "Gott hatt die wellt so lieb gehebt,
daß er sinen eingebornen sun ggeben hatt, daß ein ieder, der uff inn
vertruwt, nit umköme, sunder ewigs läben habe" [Joh. 3. 16]. Die liebe
hatt gott zuo uns ghebt, do wir noch kinder des zorns und fygend gottes
warend Ro. 5. Ephes. 2. [cf. Röm. 5. 10; Eph. 2. 1ff.]; worumb soltend
wir denn nit zuo im gdören kumen, so wir durch den glouben sine sün
worden sind?
5. Christus lert uns zum himelischen vatter louffen und sprechen:
"Vatter unser" [Matth. 6. 9], nit zuo sant Claren.
6. Er rueft uns Matth. 11.: "Kumend zuo mir alle, so arbeitend
und beladen sind", er welle uns ruow geben [Matth. 11. 28]; heißt: zuo
imm, nit zuo sant Christoffel kumen.
7. Ioannes 1. cap. 2. spricht also: "So aber ieman sündete, so
habend wir ein fürmünder oder fürbitter by dem vatter: Jesum
Christum
, den grechten; und der ist die gnädigung für unser sünd" etc.
[1. Joh. 2. 1f.]. Hie habend wir den mitler, fürbitter und bezaler für
unser sünd.
8. Paulus 1. Tim. 2. spricht also: "Es ist ein einiger gott und
ein einiger mitler gottes und der menschen, der mensch Christus
Jesus
" [1. Tim. 2. 5]. Ist von im selbs klar.

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9. Da aber die bäpstler fürgebend: die userwelten sygind ein kilch
mit uns; so nun wir für einander bittend, so bittend ouch die userwelten
für uns -, das redend sy uß inen selbs on grund gottes worts, und
darumb volgt nütz denn verwirrung drus. Dann sy mueßtind nit allein
schließen, daß sy für uns bätind, sunder ouch darnebend, daß sy für
einandren bätind. Denn so wärind sy doch nit sälig, wenn sy erst für
einander werben mueßtind. Es mueßte ouch inen alles gezimmen, das
uns. Das nit ist Mat. 22. [cf. Matth. 22. 29ff.]. Aber der heligen fürbit
hatt die grossen bättsammlungen, bruoderschaften, örden dem bapstuom
gebracht; ist on grund gottes worts. Alle gschrift lert allein zuo
got louffen und nit zunn helgen.
Die viert schlußred Eggens:
"Des herren Jesu und der heligen biltnus sind nit abzetuon."
Zuingli:
1. Alle bilder, die vereeret werdend einigen weg, sind abzethuon.
Und die bildnus gottes sol minder denn andre gemacht werden; wo
sy nit vereret werdend, ist nieman wider bilder unnd gemäld.

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2. Die heiligen apostel habend mit offnen worten vonn vererung
der bildnussen zogen: Paulus 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 7] und daselbst
am 12. [1. Cor. 12. 2] und daselbst am 5. [1. Cor. 5. 11] und 2. Cor. 6.
[2. Cor. 6. 16], Galat. 5. [Gal. 5. 20] und 1. Thess. 1. [1. Thess. 1. 9],
Act. 17. und 21. [Ap.-Gesch. 17. 29, 21. 25], Petrus 1. cap. 4. [1. Petr.
4. 3]; Ioannes 1. cap. 5. bschlüßt sin leer mit dem wort: "Lieben
sün, goumend üch vor den götzen" [1. Joh. 5. 21]. Noch sind me ort
imm nüwen testament, die dahin reychend.
3. Wo aber die bäpstler vil zanggs harinbringen und sagen wöltind,
die apostel habind allein der abgötter bildnus verbotten, habend
sy langest antwurt; dann sy von allen bilden gefuert haben nach innhalt
des ersten gebots gottes [cf. 2. Mos. 20. 3ff.].
Die 5. schlußred Eggens:
"Nach disem läben ist ein fägfür."
Zuingli:
1. Das strytet offenlich wider das häll, clar wort gottes. Christus
spricht Io. 5.: "Amen, warlich sag ich üch, das, welcher min wort
hört unnd gloubt dem, der mich gesent hat, der hat ewigs läben und
wirt in's gricht nit kumen, sunder vom todt in's läben gon" [Joh. 5. 24].
Wer gloubt unnd imm glouben stirbt, der darff gheiner urteilen

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warten bis an das letst, sunder gat vom todt in's leben. "Welcher
gloubt, der wirt heil; welcher nit gloubt, wirt verdampt" [Marc. 16. 16].
2. Wo ein fägfür, wäre uns Christus zuo grossem nachteil
komen. Dann vor im wurdend die glöubigen, die in glouben uß disem
zyt verschiedend, erfröwt in der schooß Abrahams Luc. 16. [cf. Luc.
16. 22ff.] und muoßtend ir sünd nit mit fägen bezalen, sunder das vertruwen
uff den verheißnen Christum enthuob sy in fröuden one pyngung.
Sölte aber nach der erlösung Christi erst das fägfür gebuwen
sin, were uns Christus ungnädiger weder den altvätteren. Ist antchristisch
ze reden und lesterlich.
3. Muessend wir selbs für unser sünd bezalen, wofür ist denn
Christus gstorben? Gala. 2., Ro. 4. [cf. Gal. 2. 21; Röm. 4. 23-25].
Aber die bäpstler redend, was sy wend, nun daß inen die best
melchkuo, das fegfür, nit galt gange.
Die 6. schlußred Eggens:
"Die kind ouch der Christen werdend in erbsünd geborn."

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Zuingli:
Wer ist darwider? Luog nun du, das du wüssest, was die erbsünd
sye.
Die 7. schlußred Eggens:
"Der touff Christi, nit Ioannis, nimpt hin die erbsünd."
Zuingli:
So verr du dich recht ze verston gibst mit diser red, laß ich's
ouch blyben. Namlich daß du durch den touff allein Christum verstaast;
dann der nimpt allein die sünd hin, und ist der touff ein
zeichen sines volcks, und vermag ghein usser zeichen den innren
menschen reinigen. Das du aber sprichst: "nit Ioannis touf", zeigstu
din unwüssenheit an, daß du wenest, Ioannis touf sye ein underscheidner
touf vom touff Christi. Und ist aber nun ein touf, und
der ist Christi, nit Ioannsen, obglych der ouch nach Johannsen
genempt wirt; als ouch das evangelium Pauli, Ioannis etc. genennet
wirt, das doch allein Christi ist. Dann Christus ist von
Ioannsen getouft, aber nit in Ioannsen, sunder in sym touf, oder
aber Christus wer nit in unserem, sunder in Ioannsen touf getouft;

--195--

das sye verr, Ephe. 4.: "Es ist ein gloub und ein touf"
[Eph. 4. 5].
Dise gründ welle üwer wyßheit ernstlich betrachten, und daß ghein
gschwetz darwider ützid vermag. Gott geb gnad!