Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Randbemerkungen auf einem Entwurf Fabers nach der Badener Disputation für Unterwerfung eines Anhängers Zwinglis

Nach 8. Juni 1526
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 5 (Leipzig: Heinsius, 1934) (Corpus Reformatorum 92)


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Das exemplar hatt gmacht Dominus vicarius
nach seyner disputation, an die gmaynen
Aydgnossenn.
Edlenn, gestrengenn, vestenn, fürsichtiggenn, ersammen, weysenn, gnedigenn,
liebenn hernn! Als ewer streng weyshayt und fürsichtigkayt mich yn vorgangner
tzeyt handt meynem gnediggenn hernn von Costentz uberanttwordt von wegenn
das ich meyn underthonn ettwas gepredigt, gelert hab, das wüder die cristenlichenn
kürchenn, loblich guot brüch und auch dem ebennmenschenn ergerlich
ist, welchs ich auss under [1.] richt und vortrauwenn, sso ich von ettlichenn
gehebt han, alssohyn wöllen glaubenn beschirmen, und meyne
underthon sollichs tzuo glaubenn und beschirmenn dartzu vormögenn,
sso aber ich von meynem gnedigen hernn von Costentz und seyner
fürstlichenn gnadenn vicarienn Johanni Fabro alsso gnedigklich
und vetterlich bericht und auss der göttlichenn geschrifft augen.
scheynlich underwisenn byn, das meyn fürnemen und lerr wyder die
christenlichenn kürchenn, loblich guoth breüch, auch meynenn ebennmenschenn
und underthonenn ergerlich, han ich mich darvon lassenn weysenn on alles
beschediggen meynss leybs oder tzwang und aleyn mit gnad thugendlichenn
worttenn und der hailigenn schrifft dahynbracht byn, das mir meyne augenn, so
mir durch frembde ungegründt lerrenn vorplendt seynd, hab auffthon und erkentt
meyn yrsal, wie ich auch hiemit erkenn, darumb gnedige, liebenn hernn, sso ich
geyrret hab, wie das schefflyn in der wüstenn, darvon der her ym evangelio sagt,
und ich von meynem hyrttenn und hernn auff seynem ruggenn durch gnad göttlicher
schrifft byn widerbracht und bekört wordenn, ist an ewer gnaden durch
gotess willenn und seyn barmhertzigkayt meyn arme underthenige bit, yr wollend
mir vortzeyhenn und vorgebenn alles das ich durch meyn glaubenn, predig und
lerr vorwürckt hab, Ewer gnaden, meynenn underthon und nebennmenschenn
ergernuss oder schadenn zuogefuegt, [2.] wan ich, wie oben angetzaigt, sso
gelerrter dan ich byn, [bin] vorfuort wordenn, wil aber fürtterhyn meyn
lebenn bössernn und alleyn got, Marie, seyner lieben muotter, und den liebenn
ausserwelttenn hayligenn anhangenn, die erenn vor augenn halttenn, der tröstliche
hoffnung, sy werdenn mir uber meyn syndt gnad und bösserung meyns lebens
erwerbenn. Ewer gnaden wölle auch mich gnedigklichenn widder tzuo meynen
underthonenn komenn lassenn, denen ich ausserhalb meyner mysshandlung, als
ich ontzweyffel byn, mit eynem cristenlichenn wandel vorgangenn, und emals ich
vorfuert byn, alweg die rayne iunckfrawenn Marien mit ssonderer bitt und currsierenn

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angeruefft, auch die liebenn hailigenn und engel mit ssonderm anrueffenn
und collectenn und bettlenn voreret han, seynd dasmal nun mich got der herr
durch seyn gnad und barmhertzigkayt nit hatt wöllenn lassenn vorderbenn,
ssonder mich aynen synder angenomen und bekört, wollend yr, meyne gneddige
hernn, durch seyn grundlose barmhertzigkayt mich auch yn gnadenn wider auffnemen
und bedenckenn, sso wil ich mit hilff und gnad des almechtiggenn gots
allenn möglichenn fleyss fürwendenn, alles das durch mich missgehandlet ist,
widertzebryngenn und ewer gnaden in aller duemichgkayt [!] dienen, auch meynen
underthonen mit christenlicher ler und guothem exempel vorgan, das und alles
guotz und gnadenn, sso mir bisher von ewer gnaden widerfarenn und noch tzuostan
mag, wil umb ewer gnaden ich als ewer underthenigger capelan gegenn got und
der tzeyt vordienenn.
Τελως
Cerne quanta nequitia!