Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Die andere Antwort über etliche unwahrhafte Antworten, die Eck zu Baden gegeben

3. Juni 1526
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 5 (Leipzig: Heinsius, 1934) (Corpus Reformatorum 92)


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--213--

Die ander antwurt, über etlich unwarhaft,
unchristenlich antwurtten, die Egg uff der
disputation ze Baden ggeben hat, mit einer
vorred an ein lobliche Eydgnoschaft.
Durch Huldrych Zuingli.

Den frommen, vesten etc. gemeinen Eydgnossen enbüt Huldrych Zuingli
gnad und frid von gott.
Man sol in so gevarlichen zyten, so verr man unradt vergoumen
wil, allein das war und vest reden, Proverb. 12. [cf. Spr. Sal. 12. 19];
so wirt gott, der die warheit und heil ist, in mitz under uns sin [cf.
Matth. 18. 20]
, uns erlösen, bewaren und sichren vor allem übel, Io. 8.
[cf. Joh. 8. 31f.]. Hierumb, liebsten Eydgnossen, wil ich üch mit gott
zum allerkürtzesten widrumb ernüweren, wie in dem handel der disputation
ze Baden die sach minethalb byß uff datum diser gschrifft
volfuert ist, unnd demnach über Eggen unwaarhaft unnd unchristenlich
fürgeben gar kurtz antwurten stellen, dero er gheine brechen
wirt mögen, aber wol ruemen, als er und Faber vormal ouch
geton habend, mine gründ, die ich über sine siben schlußreden anzeygt,
mit sinen schand-, spytz-, schamper- und schentzelworten verworffen,

--214--

aber nüt harfürbracht, das eins hallers wert krafft darwider
hab. Erstlich hab ich mich an das gleyt, minen herren (doch mich
betreffend) von Baden, von den siben orten zuogeschickt, nit gdören
lassen (ich muoß ye reden, wie es an imm selbs ist) uß den ursachen:
daß die fünf ort mir an allen orten ze schwär sind, wo sy den hohen
gwalt mögend innhaben, uß ursachen, die ich nacheinandren den botten
erzellt hab in zwey früntlichen geschryfften, die imm truck noch
nit ußgangen sind, ouch demuetiklich verwarnet hab, wo man mir ze
nachteil ützid understuende ze handlen, wölte ich dieselben ouch mit
dem truck offnen. Uff das sind offen reden ußgangen, nit weiß ich
von wemm, wie das gleyt mir gysel und gleitslüt zuogebe von allen
orten, wie ich well, das doch alles nit ist, ußgenomen, das mir die
gleitslüt uff 20 oder 30 man uß Bader herrschaft bestimpt wurdend
sampt dem landvogt daselbst, welchs mich alles ansach, glych als wenn
ich kleiner mit eim herren oder küng einen span hette und sölte
dem zum rechten fürkomen vor sinen richteren und in sinem gbiet

--215--

und bleitet werden mit sinen eignen lüten, da sich einer bald versehen
möcht, das, ye me inn deß herren lüten vergoumtind, ye
minder er vergoumt wär. Und meret mir den zwyfel das vorgricht
der fünf orten, da sy mich vor jar und tag onverhört empfolhen
habend fencklich anzenemen, ouch die eerlos, schantlich red, die doctor
Egg uff ein lobliche Eydgnoschafft geton, darumb unsere vordren
tötliche krieg angehept und mitt gott gesiget habend, das der ertzfygend
und schmäher gottes, aller warheit und einer loblichen Eydgnoschafft
sampt Fabern solltend offenlich ußschriben, wie sy die
disputation gholffen hettind anschlahen, da aber mine herren, ich
gschwyg mich, nit zuogelassen sind; mit vil andren ursachen, die ich,
wie vor gemelt, als eehaft und rechtmeßig mein von allen
frommen erkennt werden, das mir nieman verargen mag, daß ich die
disputation nit hab wellen suochen. Und harwidrumb des Eggen unnd
Fabers halb by nieman one argwon ist, das ich mich allweg berichtens
embotten, doch an gemeine plätz, dero ich 3 fürgeschlagen,

--216--

die sy nit schelten mögend, und vor langest anzeigt hab, das mir
Baden nit gemein sye. So aber diser platz one miner herren mithällung
und nach minem widerschryen so starck angenomen und
handhabt ist mit so offnem vorgricht miner herren und min, hab ich
mich zum letsten also gegen den botten ufgeton: Sidmal mir nit
fuegen welle gen Baden kummen, bitte ich ersam wyßheit, so man
doch sust in die fäder ze reden verordnet hab, das mann mir des
Eggen meinung in gschrifft zuoschicke, welle ich allweg das, so
uff einen morgen von imm verzeichnet ist, uff den nechsten morgen darnach
schrifftlich verantwurten, damit mencklich sehen möcht, daß ich
mir by miner leer, die gottes ist, gheins wegs entsitze. Uber die min
pitt ist mir ghein antwurt worden. Als ich nun über Eggen 7
schlußreden mich offenlich ufgetan, hat er wol hochmuetenklich
geschruwen, wie er mine gründ mit eim wort welle umkeren; aber
das türest, das er darwider zeigt, hatt ghein andren grund; dann

--217--

welcher sich des halten wölte, mueßt in der Marcioniter kätzery
vallen, wie harnach kumen wirt. Es hat ouch Faber vor dem 28. tag
mey schon hin und wider zuo sinen kunden geschriben, wie sy in den
ersten dryen articklen überwunden habind; da doch die ersamen,
wysen botten zuo eim wol wüssend, dass zur selben zyt noch nit me
denn der erst artickel uff der ban gewesen, und zum andren so
förmklich, ordenlich und christenlich von Oecolampadio im
selben geantwurt ist, das ghein Christ nütz darwider wirt vermögen,
deß ich mich uff die verschribnen irer beder red und widerred
bezügen. Verhoff ouch, die selbig werde onverzogenlich von eynr
loblichen Eydgnoschaft mit dem truck aller Christenheit one alle
verendrung geoffenbart, ee und man ützid ze articulieren understand.
Dann wo das nit beschehen sölte, wärind wir under eim rüheren
bapstuom weder vormal ye. Söltind etlich doctren mit andren wenigen,
die alle disputationen für und für abgeschlagen habend und aber demnach
wider ir eigen wort gehalten (worinn sy aber getröst sygind, wirt,

--218--

ob got wil, der war gott an tag lassen komen), nach dem und sy disputiert
hettind, nach irem muotwillen gbott, artickel und ordnungen
dem christenen volck fürschryben, ee und der gemein Christ die
reden und widerreden bsehen und erwegen hette, so wärind wir ja
nümmen allein under dem bapst, sunder under Eggen, Fabern,
Lempen etc. und andren wenigen, das gott nit welle. So nun sy,
Egg, Faber unnd andre, sich des sigs offenlich beruemend, uß etlichen
geschwätzen, die gheinen grund in gottes wort habend (durch die sy
doch vermeinend die gründ, die ich in nechster gschrifft anzeigt, umgestossen
haben, oder verhoffend damit die einfaltigen ze blenden), so
ouch Fabern mit zweyen, dryen, die imm gefielind, von eim ersamen
grossen ratt nit allein fry, sicher gleyt, sunder ouch aller kost verheissen
und zuogesagt, und so vil der übrigen doctren ze Baden uff
der disputation sind, ouch zuo uns fry, sicher gleyt zuogesagt ist, und
daby unser Eydgnossen botten trungenlich gebetten, sy wellind die
hochbütigen zuo uns gen Zürich komen lassen, unnd aber sy das
gheins wegs habend wellen annemen, so muoß ich ja uß liebe des vatterlands
und der heligen götlichen warheit anzeigen, wie blind und blöd

--219--

sich Egg unnd sin part gründend. Bin ouch daby gentzlich der hoffung,
ir, unser Eydgnossen, lassind Fabern mit miner buecher brand,
den er vor imm hat, gheins wegs fürfaren. Wiewol mir mines namens
halb wenig daran ligt, sunder mir ligt me an eynr loblichen Eydgnoschafft,
das die nit umb unser erbfygenden willen an eim gebornen
trüwen Eydgnossen lasse begon, des sy weder glimpf noch
fuog habend; dann sy mich für und für geflohen und yetz zum letsten
uff so erlich, kostlich erbieten miner herren mir nit habend nachen
wellen. Darus offenlich ermessen wirt, das sy alle ding hinder mir
habend wellen handlen. Deßhalb ich ouch wurd die schmach des brands
miner leer, die gottes ist, ze retten. Frommen Eydgnossen, ich halt
allein uff christenlichen fryden; und wirt sich aber an der that erfinden,
das Faber, Egg unnd ir part zuo zertrennung eyner loblichen
Eydgnoschafft werbend, wie ich allweg anzeigt hab. Darumb sind
umb gots willen nit so hinlessig, das ir nit eigenlich ufsehind;
denn mit unserem zwytracht mag uns der fygend gewünnen und
sust nit, als ich got truw. Der welle uns umb der gnaden sines
suns Jesu Christi willen in einigheit behalten, damit wir behaltind
das unser vordren uns gewunnen habend. Dann wir sust in allen

--220--

wesenlichen stucken christenlichs gloubens gantz einhällig sind, allein
in usserlichen dingen sind wir vom bapstuom zuo zwytracht gehetzt; den
wirt gott hinnemen. Amen.
Geben Zürich am 3. tag brachott.
Ietz volgend Eggen gründ.
Egg hat sich mit so lätzen gperden und reden uff der disputation
ufgeton, das, gott sye lob, sin torheit eim yeden einvaltigen wol hat
mögen offenbar werden, 2. Tim. 3. [cf. 2. Tim. 3. 9]. Aber die grooß
unverschampte, die er hatt, gottes wort ze velschen, ist allein den
glöubigen erkannt, und voruß denen, die gar vil geuebte sinn und
dancken habend in gottes wort, Hebre. 5. [cf. Hebr. 5. 14], welchs alles
an 'n tag kommen wirt in der verschribnen handlung. Darumb ich
mich hie nit undernim, von allen sinen velschungen gottes worts ze
reden, welchs imm ouch die disputierenden offt habend m#;essen umb
sines übermessigen bladrens willen durch die hand lassen gon,
allein daß man doch etwan zuo eim ort kem. Sunder ich wil allein
in etlichen articklen die summ anzeigen, in dero er sinen fuoß setzt und

--221--

vermeint mine gründ, im vordrigen buechlin und sust antzeigt, umkert
haben, so er sy doch nun gevestet hat.
Ueber die gründt syner ersten schlußreden, die ich imm kurtzlich
anzeigt, vermeint er mit disem gschwätz geantwurt haben. Bezüg mich
doch hie, daß ich nit me denn die meinung, nit die gezelten wort,
anzeigen kan; dann man nieman hat lassen anschryben ußgenomen die
4 verordneten schryber (dann ich mich des fünften nütz belad) und
die, so disputiert habend. Ich wil aber daby der meinung nit
fälen und mich der worten halb uff die verschrybung bezügen.
Eggen meynung:
"Der lychnam Christi sye sichtbarlich imm himel, aber unsichtbarlich
im sacrament des altars."

--222--

Hieruff sag ich erstlich, das man Eggen gar ghein antwurt dörffte
uff dise red ze geben; dann Christus redt nit weder "min sichtbarer"
noch "min unsichtbarer lychnam", da er die dancksagung ynsatzt zuo
gedechtnus synes tods und sprach: "Das ist min lychnam, der für üch
hinggeben wirt" [Luc. 22. 19], er spricht nit: "das ist min unsichtbarer
lychnam". Deßhalb des Eggen "sichtbar" unnd "unsichtbar" nit sol
gehört werden; er bringt's uß imm selbs. Denn wo glych die alten
habend vom unsichtbaren essen geredt, habend sy allein das vertruwen
uff den herren Christum Jesum verstanden, welchs unsichtbar, aber
wüssenhaft imm hertzen der glöubigen ist, und habend von gheinem
lyplichen unsichtbaren essen lyplich verstanden, unnd mag deßhalb
Egg mit sinem unsichtbaren nienen hinkumen. Aber zuo eim überfluß,
als er spricht, merck.
Zum andren wil ich anzeigen, das Egg eintweders in offne kätzery
Marcionis vallen muoß oder aber erkennen, daß weder lyplich fleisch
noch bluot imm nachtmal des herren geessen wirt, und das mit den
selbs worten Christi. Also kurtzlich:

--223--

Hat uns Christus mit den worten: "das ist min lychnam" sinen
lychnam lyplich ze essen ggeben, so hatt er uns inn ouch sichtbarlich
ze essen ggeben. Bewernus: Dann er spricht Luc. 22.: "Das ist min
lychnam, der für üch hinggeben wirt" [Luc. 22. 19]. Nun ist aber er
nit unsichtbarlich für uns in'n tod geben, sunder sichtbarlich, pinlich,
schmertzlich und mit sölchem lyden, das er uß demselben nach menschlicher
natur schree: "Min gott, min gott, worumb hastu mich verlassen?"
[Marc. 15. 34]. So volgt, das er in disem sacrament sichtbarlich,
empfintlich, wie er am krütz gehangt ist, mueßte geessen werden,
wo wir die wort: "das ist min lichnam" wellend verston, das da der
lyplich lychnam Christi sye. Sagt aber Egg für unnd für, er werde
lyplich, doch unsichtbarlich hie geessen, so ist er ein offner Marcionit,
denn er mueste ouch unsichtbarlich und onschmertzlich für uns hinggeben
sin, das ein offne schmach, lestrung und frävel ist.
Aber er gibt den einvaltigen als für: "Eben der lychnam, der für
uns ist sichtbarlich hinggeben, den essend wir unsichtbarlich." Das
doch nütz denn ein farw der erdichten worten ist und nit der sinn
der worten Christi; dann also muoß er denn die wort Christi übergwaltigen:
"Das brot ist min unsichtbarer lychnam, der für üch hinggeben
wirt." Sich, frommer und gelerter, ob nit Egg siner eignen
kunst wider sye mit dem relativo "quod, der"; das muoß in alle

--224--

wyß und maß uff den lychnam zeichnen, wie erstlich darvon geredt
ist. Spricht er nun: "das ist min unsichtbarer lychnam", so muoß er
ouch sagen, das er unsichtbarlich für uns hinggeben werd; dann diß
wort "der" oder "welcher" muoß eigenlich das vorder verzeigen, oder
aber Egg paralogiziert und rechnet den sinn der worten valsch. Laß
dich aber das nit irren, du einvaltiger, sunder sprich: Ist das der sinn:
"das ist min unsichtbarer lychnam, der für üch sichtbarlich hinggeben
wirt", so sag an, ob der sichtbar lychnam Christi und der unsichtbar
ein lychnam sye. So spricht Egg: "Ja." Sprich du widrum: Quecunque
sunt natura eadem, quicquid est unius, etiam est alterius, das
ist: welche ding ein ding sind, da volgt, was des einen eigenschaft sye,
das es des andren eigenschaft ouch ist. So nun dem sichtbaren lychnam
Christi nit zimpt geessen werden oder me denn an eim ort
einsmals sin, so muoß ouch dem unsichtbaren lychnam gheinswegs
zimmen geessen werden noch einsmals me denn an eim ort sin; dann
sy sind nun ein lychnam, als ouch Egg veriehen hat, und kumpt
die unsichbargheit nit von natur des lychnams, sunder von dem, der
die ougen verhebt, das sy nit sehend, Luce. 24. [cf. Luc. 24. 16]. Der
unsichtbar lychnam ist nütz anders dann der sichtbar lychnam unseren
ougen entzogen; so ist ye der unsichtbar lychnam nüt wesenlichs,
sunder allein privatio corporis, entziehen des lychnams; darvon redt
aber Egg glych, als ob es ouch neiswas wesenlichs sye, gibt imm ein

--225--

namen, glych als da einer den abwesenden keiser fürgebe für einen
gegenwürtigen keiser drumb, daß er mit den worten reden kan: "der
abwesend keiser"; sind ytel blendungen. Kan ouch de privatione nit
anderst reden denn die sophisten, als ob die etwas sye. Sich, in die
ytelen philosophy zücht Egg mit sinem bladren, unnd wil aber deß
nit gsehen sin, und wenn er so unverschampt abfuert, legt er 's
demnach noch unverschampter uff ander lüt.
Aber des Eggen letste flucht ist allweg gewesen: "Solt es gott
nit möglich sin, daß der lychnam Christi sichtbarlich zuo der grechten
des vatters sässe und unsichtbarlich by uns im sacrament geessen
wurd?" Damit bladret er herin. Antwurt: Das habend wir vil
mal verantwurt, namlich, zum kürtzesten, also: das gott nit möglich
ist wider sin wort unnd verordnung ze thuon; der hatt verordnet, das
sin sun an siner grechten sitzen sol bys an'n jüngsten tag, Psalm 109.
Mat. 26. [Psalm 110. 1; Matth. 26. 64]; darumb ist er an gheim andren
ort lyplich, der aber nach der gottheit allenthalb ist, ouch nach dero
by Paulo gewesen ist, Act. 9. [Ap.-Gesch. 9. 4ff.] und andren orten.
Es volgt ouch gheinswegs: Gott vermag das, so ist es ouch. Dann es
volgt nit: Er mag den tag in die nacht verkeren, so ist der tag
die nacht, oder: tag unnd nacht ist ein ding. Oder aber es mueßt

--226--

also volgen: Gott mag den Eggen zuo eim mulesel machen, so ist er
ouch ein mulesel.
Darumb die und ir glychen alenfentz Eggens schantlich verkerungen
und verdüncklungen sind gottes worts, ja verschnödungen und
mindrungen der glori und eer Christi, der zuo des vatters grechten
sitzt, und verwirrungen der beden underscheidnen naturen in Christo,
dero die götlich alle ding durchtringt, allenthalb gegenwürtig ist, aber
die menschlich allein an eim ort sin mag nach gottes verordnung und
ansehen, und ist von der gburt har nie me zemal weder an eim ort
xin, wirt ouch nimmer me anderst erfunden, wie ouch in der vordren
gschrift in's bapsts rechten ist anzeigt; er sitzt zuo der grechten des
vatters, da findt man inn nach der menschlichen natur, und wer er
anderschwo damit, so hette er' s wol können anzeigen. Das mag nit
Egg noch Faber, sunder kein mensch uff erden brechen.
Vom andren artickel: das die meß ein opfer sye, in dero der
lychnam und bluot Christi ufgeopfret werdind, hat Egg Berchtolden,
predicanten ze Bernn, sine gründ nit mögen umkeren, die er uß der
epistel zun'n Hebreern antzeigt hat: daß die meß nit ein opfer sye,

--227--

wie vil gschwätzes er immer brucht. Demnach hat er sich an ein
dunckel ort, Danielis 12., kert, der liechtflüchtig huw, unnd gesprochen,
Berchtold sölle im sagen, was Daniel daselbst meine, da
er spricht: "Vonn dem zyt hin, nachdem das emsig opfer wirt hingenomen"
etc. [Dan. 12. 11]. Unnd wiewol Berchtold imm darüber

--228--

ring hette mögen antwurt geben uß dem 9. capitel darvor [cf. Dan.
9. 24ff.], dorinn der prophet häller von der zyt Christi redt denn ghein
andrer, und zeigt da an, daß Christus zuo der zyt komen sölle, als er
ouch komen ist, und demnach werde alles opfren ufhören, noch hat
er sich nit lassen vom liecht abfueren, unnd hat imm weder Egg noch
nieman sine gründ gmögen umkeren, das sy inn ab der cantzel hand
muessen lassen. Hab ich allein darumb zellt, das mencklich sehen
mög, wie wol inen und iren mitteilen anstande, daß sy allenthalb
hin embütend, sy habind überwunden, das ich wol weiß nüt sin
und bezüg mich deß uff die angeschribnen handlung der fier geschwornen
schryberen.
Darzuo hat sich Egg zuo der luge kert, der heilig apostel Jacob hab
meß gehebt und sy habind da buecher, damit sy bewären wellind, das
die meß in die fünfzehenhundert jar alt sye etc. Disen schantlichen

--229--

lug habend sy den einvaltigen also ze glouben ggeben, das sy druff
anhin gond und wennend, es sye also. Merck aber, frommer Christ,
redend sy von der meß, als sy das bapstuom bis zuo unser zyt gebrucht
hatt, so ist offenbar, daß der canon nach und nach erst ist von den bäpsten
zemen gsetzt. Etliche stuck sind erst hiediset nünhundert jaren hinzuokomen,
bin ich recht yndenck. Hab nit wil, über die zytbuecher
ze louffen. Aber es felt wenig. Darzuo ist bis in die fünfhundert jar
nach Christo diß wort "meß" von gheinen weder apostlen noch leerer
genennet worden; noch sind sy so unverschampt, das sy den einvaltigen
so fräven lüg gdören fürgeben.
Redend sy aber von der meß deßhalb, das die apostel oder alten
leerer das nachtmal Christi für ein opfer habind ghebt, so redend
sy valsch und unrecht. Und bezüg mich deß uff alle apostel und
euangelisten, besunder uff Lucam und Paulum, die bed mee vom
nachtmal Christi geschriben habend weder ander; dann dero gheiner
es ein opfer genennet hat, und muoß denocht Paulus den Corinthern
1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 17ff.] den rechten bruch und ynsatz zellen

--230--

umb irs mißbruchs willen (der under sy nit so bärlich gewachsen wer,
wo sy das nachtmal für fleisch und bluot oder für ein opfer gehebt
hettind); noch nennet er's uß und uß brot und wyn, er nennet ouch
dieselben ghein opfer nit. Lucas redt in den geschichten also: "Sy
verharrtend oder hangetend an der leer der apostlen, in der gemeind
und imm brotbrechen" etc. [Ap. -Gesch. 2. 42]. Hie nennet's Lucas
nütz anders denn: brechen des brots, nit: den lychnam Christi, nit:
ein opfer; das er doch gheinswegs underlassen hette, wo die apostel es
darfür ghebt, darfür es uns der bapst geben hatt.
Erasmus Roterodamus erklert dise wort Luce also: "Die sich
zuo den jungeren vereinbart hattend, die verharretend in der leer der
apostlen (dann dahar wirt das zuonemen allergröst) und in dem niessen
oder nemen des zeichens des pundts, der nimmerme gebrochen werden
sol, welches sy die gemeinsame namtend. Das was inen vom herren
also ggeben: Man brach das brot und gab davon eim yeden ein stückle,
unnd wie sy das tatend zuo gedechtnus des tods des herren, sagtend sy
danck der götlichen guete, der sy mit dem bluot sines einigen suns von
sünden gereiniget hat, der durch des selben tod, den er unschuldig leyd,
sy zuo erben des ewigen lebens gemacht hatt." Also sind ouch die

--231--

wort Luce zerston, wie sy bishar der hochgeleert Erasmus erklärt
hat. Wo ist hie meß fleisch und bluot oder opfer? Es sind alles gdicht
des gyts. Darus und Act. 20. [cf. Ap.-Gesch. 20. 7. 11] eigenlich
ermessen wirt, das weder Jacobus noch die andren apostel meß noch
das brot für den lychnam Christi gehalten habend, als Egg und
Faber unwarlich darthuond. Hieronymus gschrift von Jacobo dient
uns und ist offenlich wider Eggen und Fabern.
Wo aber die alten leerer das nachtmal des herren ein opfer nennend,
tuond sy das metonymice, das ist: durch ein nachnennen, als da
wir sprechend: "Hüt ist die uffart Christi", fart darumb Christus
hüt nit ze himel, aber der einest beschehnen uffart nennend wir die
widergedechtnus der uffart nach, glych als wenn einer spricht: "Das ist
die schlacht ze Tornach", ist es nit die schlacht, sunder ein gmeld
oder bedütnus der schlacht. Also habend die alten leerer offt das
nachtmal ein opfer genennet drumb, das es ein dancksagung des opfers
was, das Christus einist für uns ufgeopfret hat, und deß habend sy
sich allweg offenlich lassen mercken. Wie dann sölichs von Oecolampadio
gnuogsam, ouch andren und mir ist anzeygt.

--232--

Im drytten artickel, der von der heilgen fürbitt lutet, hatt imm
Oecolampadius zuogemuotet, er sölle imm doch uß altem und nüwem
testament nit me denn ein kuntschaft anzeigen, da einer, uß disem
zyt verscheiden, vor gott für uns gebetten hab. Daruff hatt Egg
geantwurt, er mög ghein gschrifft darumb anzeigen; er halte sich aber
der christenlichen kilchen; die halte der heiligen fürbit. Er hatt
ouch offt geredt, wenn er glych ghein gschrifft umb ein stuck hette,
wölte er dennocht glouben, das die kilch gloub. Zeig ich allein darumb
an, das mencklich sehe, wie sich Egg so offenlich überwunden
anzeigt, so er spricht, er habe nit gschrifft darumb, und sol aber allein
gschrifft gelten. Ouch daß man sehe, das weder er noch Faber
wüssend, was die christenlich kilch ist, und wellend's aber mich
leeren. Merck aber kurtzlich, frommer Christ:

--233--

Kilch Christi ist nütz anders weder das volck Christi. Ist
vormal anderswo rychlich bewert.
Das volck Christi ist, das sich uff das bluot und sterben Christi
als uff das einig gnadenpfand verlaßt. Gschrift ist deß vol.
Dise kilch oder volck Christi hört allein die stimm ires hirten
und bischoffs Christi, Io. 10. und 1. Petri 2. [cf. Joh. 10. 3.27;
1. Petr. 2. 9].
Dise kilch oder volck Christi loßt nebend Christo gheinem
andren Io. 10. [Joh. 10. 5. 8].
So volgt, das, wo Egg one gottes wort loßt oder redt, das er sich
der kilchen Christi nit ruemen darff; dann die hört noch redt nüt,
das nit uß gottes wort kumpt. Aber sy blendend alle menschen mit
dem namen christlicher kilchen, und mögend aber sy der kilchen
nit sin; dann sy hörend nit allein des hirten stimm.
So vil hab ich von Eggen antwurten, die by den einvaltigen etwas
schyns habend, wellen anzeigen, und wenn ich sin ungeschickten wysen
und wort ze voll ghör von den andren schlußreden, wil ich sy mit
gott ouch umbkeren. Demnach hat Egg vil artickel zemendichtet unnd
pseudologiam Zuinglis genennet, heißt billich: das lugenbuoch über den
Zuingli. Dann er erstlich nit anzeigt, an welchen orten ich die wort

--234--

red, nun das man sin liegen nit bald finde; darnach rupft er mir
etliche uß irem naturlichen ort und velscht mir inen den sinn; etliche
mindret er mir, etliche dichtet er uff mich, etliche kert er mir letz
dar, etlicher schiltet er mich, die doch der recht war Christengloub
sind. Als da er zum allerersten spricht, wie ich geredt hab: wenn sich
der mensch mit zeichen des crützes zeichne, erschrecke er etc. Ist
erdacht. Und da ich sag, der gloub des euangelii ist nütz anders
dann ein sicherheit zuo gott, da einer gwüß ist, das er sälig werd durch
Christum, kert er mir in ein irrung. Und da er mich verdacht macht,
als ob ich den ruom unser geleerten in den sprachen uff mich geredt
hab, und also durchuß und uß, ist von gots gnaden ein stuck nit,
daß er mir redlich engegenwerff. Darumb ich imm nit darff antwurten;
dann die min geschrifft gelesen habend, wüssend wol, wie er
mir allenthalb gwalt thuot, die sy nit lesen wellend, lassend mich nit
verantwurt sin, da ich warhafft bin.

--235--

Hierumb, frommen getrüwen Eydgnossen, ir wellind üch Fabers
und Eggen leer und fürnemen gheinswegs lassen ynschwetzen; dann
sy an allen orten glych als valsch und betrogen ist als an den yetz
angezeigten, wiewol sy die mit fräfnen und gwalttigen worten der welt
understond ufzebinden; dann wo sy nit mit vorteil hetind wellen
umgan, wärind sy wol vor jar und tag zuo minen herren gen Zürich
komen, aber sy hand das liecht by uns nie mögen ansehen, sunder
allweg dahin getrungen, da sy vorhin wol wüssend, das wir von
Zürich dahin nit kamend, und gemeine plätz nit wellen annemen,
die ich inen guoter zyt fürgeschlagen hab. Es ist ouch gar vast ußgebrochen,
daß sy, Faber und Egg, werbind umb aach des keisers
und bann des bapsts, über etliche gebot und satzung, die man sölle
uß lassen gon, glych als ob wir Eydgnossen uns ouch under dieselben
ergen söllind. Da werind all fromm Eydgnossen; dann imm friden
des Schwabenkriegs ward mit ußgetruckten worten vergoumt, das
man uns nit ähen sol. Und wenn wir uns yetz muotwilklich uß

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weniger lüten gwallt widrumb liessind ynfueren, das wir die keiserischen
aach ouch mit unserem annemen oder mit ächen bestätetind, was
hoffnung köndind wir me haben, ein lobliche Eydgnoschafft by einander
ze behalten? So weißt nun fürhin mencklich, was des bapsts
bann gilt, und söltind wir den widrumb annemen, wee unseren nachkomen!
Wenn man einn tropfen pfäffers glych von stund an ab dem
tischlach ufnimpt, so schabt man inn so wol nimmer dennen, es blibt
alweg ein masen. Also gibt man uns in dem handel nüt so süberlich
noch schynlich für, es wirt uns etwas muey und arbeit hinder
imm lassen. Sy tröstend sich unser einvaltigheit, vermeinend, das sy
wüssend die warheit sin noch nicht erkennt werden; darumb ylend
sy. Aber lasse man nun die handlung wie vorgemeldt ußgon, ee
und man ützid beschliesse, so wirt mencklich ir untrüw sehen.
Gott welle uns friden und gnad senden! Amen.