Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

91

<< Nr. 90 | Index | Nr. 92 >> 

Zwinglis Antwort an die Boten der Eidgenossen in Baden

14. Juni 1526.
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 5 (Leipzig: Heinsius, 1934) (Corpus Reformatorum 92)


Jump to page 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255




--242--

[Zwinglis Antwort an die Boten der Eidgenossen in Baden.]
[fol. 46 a.] Gnad und frid von gott bevor! Strengen, vesten, fürsichtigen,
ersamen, wysen etc. gnädigen, lieben herren! Ich wil üwer
ersamen wysheyt zumm kürtzesten antwurt geben über die gschrifft, die
ir minen herren zuogeschickt, mich gar unfrüntlich anklagend. Bitt
uwer wisheit, die welle min einvaltige antwurt nit verargen.
Da ir mich erstlich minen herren fürgebend, als ob ich úch, die
zwölff ort, schmütze, sam die disputation mit gelt erkouft sye, beschicht
mir unrecht. Ich gedenck der zwölf orten nienen in dem
val. Das ich aber Fabernn in siner practick hierinn verdacht mach,
tuon ich nit frävenlich, als ich hab anzeigt. Und mag Faber

--243--

das nit erlyden, suoche mich, da man imm und Eggen guot, sicher gleyt
ggeben hatt.
Das ich úch verunglimpfen und einen anhang machen well, ist
gheinswegs mynes fürnemens; dann ich eynr Eydgnoschaft glimpf
und fuog alleweg gefürdret hab, das ich mit allen minen gschriften
bezúgen wil. Das ich aber Fabers unglimpf dartuon, kan mir nieman
verargen, er welle sich denn klagen, da imm nútz beschehen ist. Wer
mich des anhangs oder ruggenmachens verzycht, tuot mir gwalt und
unrecht. Dann alles, das ich ye geredt und geschriben hab, reycht
nit uff eins einigen menschen anhang, und wo anders uff mich erfunden
wirt, wil ich dess billich engelten. Aber den anhang des
läbendigen worts gottes, den wil ich, ob got wil, für und für nit underlassen
ze meren; verhoff nit, das mir ieman darwider sye.
Üwer wysheit macht mich ouch verdacht, ir wüssind wol, womit
ich umbgang, und wo das mine herren sampt ir landschaft wüstind,
läge dess minder dran. Antwurt: Wo ich mit unredlichen, unerberen
dingen umbgon, zeigend das an minen herren; wirt nach minem verantwurten
min unschuld nit erfunden, sind sy starck gnuog, mich ze
straffen, und darff man der biderben lúten uff dem land nútz darzuo.
Ich wil aber den man gernn sehen, der mich einigerley unerbergheit
bewysen werd. Desshalb es der argwönigen worten nit not hat.
Das ir miner antwurt ghein benuegen noch gevallen habend,
gloub ich wol, ist mir ouch seer leyd. Dann mine verantwurtungen sind
so rechtmäßig, das ein yeder mercken mag, das ich üwer disputation
billich nit gesuocht hab. Und wil das gewysen, so bald die zwo
gschriften, die imm truck noch nit sind usgangen, getruckt werdend
sampt diser miner antwurt, mit mencklichem, der min billich fürschlahen
und duldig tragen erlich ermessen wirt.

--244--

Ir zeigend an, wie ir mine verantwurten wellind an üwre herren
und obren lassen langen. Tuond 's umb gotzwillen. Ich hab [fol. 46 b]
úch vormal ouch drumb gebetten; man vergisst aber der dingen offt.
Ich wil ouch uwer wysheit wol können ort anzeigen, das das gleyt, mir
zuogeschickt, verlesen ist, mit vil worten mir ungnad ze schöpfen, und
aber min verantwurtung nit. Hierumb bitt ich abermal ernstlich, das
ir min entschuldung mit trüwen fürbringind.
Das Fabers part mit gelt geworben hab, ist mir ghein zwyfel,
bston ouch dess, wie ich geschriben hab. Wer aber redt, ich welle
die lút anzeigen, denen es worden syge, der tuot mir gwallt und unrecht.
Glycherwys, wie ich gepredget hab, ir sitzend in 'n roren und
machind pfyffle etc., ist über mich erdacht.
Ir heissend mich liegen, wenn ich 's uff úch rede, das ir gelt genomen
habend. Was bedarff es dess? Wenn ich uff üwer namen oder
person red (das nit ist), denn so heissend mich liegen. Das ich aber
löigne, das Fabers part, ja vor jar und tag, nit mit gelt geworben
hab, das tuon ich nit. Gegen wem er geworben hab, lass ich ston
und empfilch 's dem rechten richter, gott; der wirt 's wol an 'n tag
bringen, wenn es imm gevallt. Man lasst nit vil lúten zuosehen in
dem val.

--245--

Das ich völler sye schantlicher schmützworten weder der helgen
gschrifft nach der warheit, muoss ich úch reden lassen. Ir, die fünf
ort, habend mich doch vor allen gsprächen oder disputationen für einen
kätzer usgeschriben, das sich nit erfinden mag. Und ston ich úch
nit zuo ze rechtferggen.
Wo rechte, ware liebe ist, gottes wort warlich ze erlernen, muoss
man es nit mit cortisanen fürnemen, hohen schuolen und gantzem
bapstuom und so unredlichen lúten, die eynr loblichen Eydgnoschafft
so schantlich zuogeredt habend als Egg, der üns Eydgnossen all (mit
erloubnus) kueghyert hatt, dess ich mich embút warhafte kundschafft
anzezeigen, ouch Faber so vil unredlicher stucken geton, das wir üns
nit bessers könnend zuo inen versehen, denn das sy üns zuo zwytracht
brächtind, wo sy köndind, und wo sy glych die warheit wüsstind, üns
dero verbuntind.
Das ich so offt von úch lugenhaft, valsch und unwar gescholten
wird, muoss ich aber gott bevelhen. Ich han aber wol darfür, wo
dise üwer botten abgeschrifft von den zwölf orten verlesen wurde daheimen,
es wurde der minder teil daran gevallen haben. Verzyhend
mir, lieben herren, ich weiss ouch zum teil, wie es etwan uff tagen
zuogat. Aber Christus, der die warheit ist [cf. Joh. 14. 6], muosst
doch der unwarheit gescholten werden [cf. z. B. Matth. 26. 65]. Ich red
aber also darzuo: welcher Eydgnoss mich weisst einer luge ze bezúgen,
der tuot übel, das er sölchs nit volstreckt, oder gheinerley unredlicher tat.
Ich hab wol lange zyt har vil erlidten, das uff mich gelogen ist. Aber
gheim lugner bin ich nie hold worden, hass ouch die schädlicher lugner
allermeist, die ein fromme Eydgnoschafft mit irem betriegen und eigens
nutzes willen in grosse gevar stellend. Wenn ich ein lugner wär, so wärund

--246--

die lugner mit mir eyns. So ich aber wider sy bin, so hassend 's mich.
Uff sölche maass entschuldiget sich ouch Christus an etlichen orten
[cf. Matth. 12. 22-30; Luc. 11. 14-26; Joh. 8. 44ff.].
[fol. 47 a.] Demnach sprechend ir: "Aber Zwingli muoss sin schantlich
abwychig usblyben, das er nit uff so überflüssig gleyt hatt
dörffen gen Baden zuo den gelerten komen, also mit lúgen und erdichten
farwen bedecken". Das ist ein schantlich man, der uff ein
biderman redt, das er nit uff inn bringen mag. Nun wil ich den man
gernn sehen, der útzid schantlichs uff mich bringe. Die sind aber
schantlich abgewychen, die vor jar und tag by mir ze Zürich gewesen
sind und mit mir nit habend gdören von der warheit der gschrifft
reden, ouch uff gheinen gemeinen platz mit mir habend gdören
kumen; die mich ze Zürich fürfaren sind und nach überflüssigem
gleyt miner herren, ouch embott des kostens nit habend gdören gen
Zürich komen, ze Costentz mit den prędicanten ouch nit gdören
von der warheyt der gschrifft reden; die wol gewüsst habend, das mir
der platz nit gemein was und nit darkumen ward, und nútz des
minder habend die anschleg gholfen machen (dess sich Faber offenlich
usgibt) von der disputation gen Baden, da sy wüsstend, das ich
nit hinkam; die sind gflohen. Ich hab liecht, herlich stett fürgeschlagen,
aber sy habend nit gdören dahin kumen. Üwer überflüssig
gleyt hab ich überflüssig verantwurt vormal, welche min
verantwurt ein yeder verstendiger erkennen wirt rechtmässig sin. Ich
liess mich noch mornn nit in dero hend vergleiten, die mit so
offnen vorgrichten und vorurteilen und minem verurteilen one alles

--247--

recht und wider der pündten vermögen sich partyig hettind erzöigt.
Die gelerten, die da xin sygind, lass ich sin, wie sy sind, sind ob
gott wil ouch uf 's bapst syten nit alle als Egg und Faber. Wie glert
die andren sygind, die bym euangelio gstanden sind, weiss ich ouch
zum teil. Aber das ich nit habe gdören zuo inen kumen, ist nit.
Dann wenn mir der platz gemein ist, so beschickend der doctren nit
25, sunder fünfhundert, doch mit andrer zucht, weder da geredt
oder gehandlet ist von etlichen, und flúch ich sy, denn so scheltend
mich flüchtig; aber sy sind flüchtig, wie ob stat.
Da ir meinend, mine herren söltind mich abgestellt haben etc.,
sag ich, das sy imm ze fromm sind; dann sy wol wüssend, das ir
mich zum ersten angefochten, und das so offt, das ich irohalb hab
muessen schryben, gottes wort, iro und minen glimpf z' retten. Bezúgend
ouch uff mich, das ich útzid habe zuo eynr Eydgnoschafft schmach
oder schand geschriben. Habend aber etwa botten uff tagen unfrüntlich
gegen mir gehandlet, das ich dasselb hab muessen an 's liecht bringen,
ist ghein schand eynr loblichen Eydgnoschaft, sunder min verantwurten.
Ich hör ouch von eynr Eydgnoschafft nit sölche unfrüntliche
wort noch gschriften, als ab den tagen kumpt.
Es söltind ouch mine herren iren worten statt geton haben. Ich
hoff, sy habind das in allen dingen überflüssig geton; aber sy söllend

--248--

ouch daby mir schirm geben. Warumb suochend ir mich nit nach der
pündten sag und berechtend mich? Söltind sy mir útzid zuomuoten,
[fol. 47b.] das mir nachteilig wär, muesstind sy ir rat, gricht und recht
an mir brechen; das wellend die frommen lút nit tuon, sunder vergunnend
mir antwurt ze geben, wenn ich dess notturftig bin, gegen mencklichem.
Werdend ouch harwidrumb mencklichem guot recht halten, der
etwas wider mich hatt.
Aber mich dunckt, ir bewarind üwer trüw übel gegen minen herren
und mir (verzyhend mir, gnädigen herren!). Dann man lasst sy an
etlicher orten cantzlen kätzeren (ich gschwyg min jetz) und ire biderben
lút, wo sy under úch wandlend, offt unerberlich schelten, und ist ghein
straff noch weren da. Ir lassend das ouch tuon die inen mit úch gemeinlich
undertänig sin soltend, das nit allein wider trüw, die wir
Eydgnossen einander schuldig sind, ist, sunder ouch wider gottes
gsatzt, der also gebút: "Du solt den obren dines volcks nit bschelten"
[2. Mos. 22. 28]. Ir habend den Murner mine herren und mich offenlich
an der kantzel so unerberlich lassen schelten, das alle frommen,
die villicht mir nit sunders günstig sind, einn verdruss daran gehebt
habend, den so unerbaren münch, der ab gheim ort mit eren nie
abzogen ist, ouch etwan mit abtrag, als ze Craken. Ir habend
die so schantlichen gschrifften, das ich inen nit antwurt geben wil, ze
Lucernn lassen trucken, da harwidrumb mine herren nit einen buochstaben
liessind usgon in ir statt, der zuo uneer, verlümdung und
schmach eynr loblichen Eydgnoschaft reichte. Sind nit yndenck

--249--

ünser Eydgnossen von Lucernn, wie sy in so grosse straaff den
trucker ze Basel brachtend, der das buechlin truckt hatt, darinn sy
sich meintend angeruert sin. Und weisst denocht der fräven münch,
der Murner, nit, wovon er seyt, da er glych mine herren diebet,
mag 's ouch mit sinen rechten, in denen er sich einn doctor schrybt,
nit fürbringen; denn alle landschätz vallend allweg in allen välen
an die puren, lutren obergheit. Es sind ouch alle landschätz in
irem gwalt nút weniger denn die, so under eim küng oder keiser
sind; dann gott sye danck, miner herren, der Eydgnossen von den
nün orten, fryheit und purer gwalt verglycht sich, ouch in eim
yeden ort, dem puren, lutren gwalt der höchsten fürsten und herren;
das verstat Murner noch nit, ein grosser fygend eynr Eydgnoschaft.
Wiewol mine herren der verantwurt nit dörffend; dann sy
die ding und hab, so vormal von den verwänten geistlichen missbrucht
sind, zuo rechtem bruch der armen oder wo der gmein nutz mangelhaft
wär, verwendend, habend ouch dess grossen kosten in vil tusend
guldin erlidten. Ir habend inn ouch offenlich ze Baden lassen uff
mich liegen: wie ein barfuosser münch mit mir ein mustrantz und
sacrament darinn geteilt, habe ich den silbrin mustrantz genomen und
der münch das sacrament, das werde ze Lucernn imm fronalter
behalten. Ist ein erdachter lug; hab weder wort noch gedancken

--250--

von sölcher fabel nie ghebt noch ghört. Ir habend des Fabers schantlich
gschrift, die mine herren so übel schiltet, uff den tagen hin und
wider verfergget. Ja, der dingen könd ich úch vil zellen, in denen
ir üwer trüw myns bedunckens nit so wol bewart habend als mine
herren gegen úch.
Demnach ist üwer vermanen, das mine herren mich darzuo halten,
das ich úch Eydgnossen ungeschmützt, ungeschenndt, ouch unverlogen
lasse. Antwurt: Wenn ein andrer üns Eydgnossen geschmützt
und geschendt oder verlogen hatt, bin ich dem von kindswesen
uf widerstanden, ouch etwan mich darumb in gevar ggeben;
denn wer ein Eydgnoschaft schendt, der hatt mich ouch geschendt.
Wenn aber hienebend eim, [fol. 48 a.] ouch von Eydgnossen,
bschicht, das gottes wort und imm nachteilig ist, und sich da entschütt,
ist es ein schand eynr Eydgnoschaft. Es hatt offt eynr
einen rechtshandel mit sinen herren und schendt sy darumb nit, so er
erjagt, darzuo er recht hatt. Also rechnend mich für gheinen schmäher
oder schender eynr loblichen Eydgnoschaft, mines vatterlands; dann
ich der man nit bin.
Ir vermanend ouch, das ich gheine buecher noch gschriften wider
úch lasse usgon; dann das wider die pündt sye. Antwurt: Ich hab
úch, lieben herren, in der dritten gschrift vor diser häll anzeigt, das

--251--

ir mich mit üwrem anrueren und das ir denen ggloubt habend, die
luginen von mir usgebend und demnach wider mich gehandlet, gezwungen
habend, mich ze verantwurten. Sölte das wider die pündt
sin, so hettind wir arme pündt. Wenn etliche gwält uff einen reden,
drucken, anschlahen dörftind, was sy wöltind, und so sich derselb
entschuldigote, sölte das wider die pündt sin, so hettind wir pündt, die
erger wärind, weder die poëten das recht in der hellen dichtend; dann
da gebend sy statt der verantwurtung. Aber nit also! Ünser fromme
vordren habend ein Eydgnoschafft darumb zemenbracht und mit
glychsamen pündten, grechtigheiten und rechten bewart, das gheiner,
joch der allerkleinst, mit einigem gwalt getrengt wurd, und darumb
zemen geschworn, einn yeden in dem ort er sitzt ze berechten. Da
lass ich aber üwer wysheit erwegen, wie die pündt an mir gehalten
sygind, da mich die fünf ort für einen kätzer usgeschriben und nie
widerwisen noch besuocht habend, da sy mich empfolhen habend anzenemen,
aber one recht. Und hab ich nienen wider die pündt
geton, sol sich ouch mit gheinr warheit erfinden. Das ich aber nit
welle mit schriben die warheit (miner herren, aller Christen) und
minen lümden beschirmen, dess begib ich mich gheins wegs, und
hab dess nit allein glimpf und götlichs, sunder ouch natürlich recht.
Ir habend etlich docteren von ünseren erbfygenden beschickt und
die so uppenklich über die einvaltigen predger der warheit lassen
schmähen, schelcken, spitzen, das es warlich üns Eydgnossen,
ouch dem gleyt, vil gnuog ist, und sind demnach rätig worden

--252--

(ist 's, als man seyt), der disputation red und widerred uff frömde
schuolen, die des bapstuoms súl sind, ze schicken und die lassen ussprechen;
welchs gemeiner Eydgnoschaft ein grosse mindrung und
verachtung gebirt. Ja, hie bin ich das ünser aller vatterlandt schuldig,
das ich wider alle bapsts súl die warheit schirme, das wir nit under
das bapstuom und siner schuolen, ouch der bäpstischen doctren gwalt
und eigenschafft getrengt werdind, welchs ünseren nachkomen nachteiliger
sin wurd, weder so man üns die zytlichen fryheit nemen understuend.
Und wird mich also wider alle ler, die sich wider gott ufricht,
mit gott ufrichten und strússen, diewil ich läb, ouch min eer, so verr
die verletzt zuo schmach gottes reycht, retten; und wo ich das nit tät,
denn wär ich ein verlogen, eerlos man. Wil aber üwer wysheit, das
ich ünser Eydgnossen namen nienen gedenck, mag mir dieselb die
ort anzeigen, will ich, so verr sy miner herren und mines namens
zuo gheinem nachteil nienen gedencken wellend, sy in allen minen
gschriften usnemen, wo ich von eynr loblichen Eydgnoschaft schryb.
Wo mich aber [fol. 48b.] yeman für und für vermeinte ze verlümden
und ungnaden, wil ich unverantwurt nit hinlassen, und ob ich
glych nit ze Zürich wär.
Demnach schrybt üwer wysheit minen herren also: "Und besunder
das ir den Zuingli darzuo haltind, ob er etwarn wüsse, der üns
Eydgnossen gelt geben hab ingemein ald sundrigen personen, das
er dieselben, so es usgeben, ouch die es genomen habend, anzöigt" etc..
Antwurt: Dise wort, lieben herren, sind der maass und gstalt gesetzt,
das ich nit wol mercken mag, wohin sy reychend. Meinend aber

--253--

ir, ich sölle die anzeigen, die von Fabernn gelt empfangen habind, gib
ich die vordrigen antwurt: das ich in Fabers handel nút anders anzeyg,
weder das sin part mit gelt wirbt; und wenn er das nit erlyden
mag, suoche mich mit recht; dann ich gston imm alles, das ich zuo
und von imm schryb. Meinend ir aber, wo ich in der gemeind von
allerley pensionen, geltmieten und schenckinen útzid wüsse, sölle ich
dasselb anzeigen, so sag ich, das ich in dem und andrem allein das und
so vil sag, als zuo abstall böser gevaren eynr Eydgnoschaft dient und
zuo gemeinem friden. Wo das nit vorhanden ist, darff man mich nit
fragen. Dann ich (ob got wil) allein zuo behaltnus eynr Eydgnoschaft
und nit zuo verwirrung reychen wil, diewil ich leb.

--254--

Als ir aber meinend, so verr mine herren mich nit abstellind,
wurdind ir geursachet, ze Zürich in statt und land erlútren, was ir
von inen und mir erlidten habind, sag ich also: Wo es sich den pündten
verglychen möcht, möcht ich lyden, das ir, mine herren, und ich nit
allein vor miner herren gemeinden, sunder vor allem volck eynr gantzen
Eydgnoschafft fry erzellen söltind, wie sich alle hendel erloffen
habend. So aber das nit fuog hatt, so haltend ir pündt und úch üwer
gemeinden, und lassend miner herren gemeinden rüwig. Dann ob ir
glych für sy kämind, ist nit zwyfel, sy wurdind úch nach maas irer
einfaltigen frommgheit zuo allen eren und billicheit als ernstlich fromm
antwurten geben, als mine herren selbs.
Hierumb, gnädigen, lieben herren! ir wellind umb gotzwillen in úch
selbs gon und nútz uss anfechtungen handlen. Denn ist der
dichter diser gschrifft nit schuldig, so ist sy so bitter und eydgnössischer
wys so unglychförmig, das man sy one anfechtung geschriben sin
nit entschuldigen mag. Und so ir also alle anfechtung hindangesetzt,
werdend ir offenlich sehen, das ich nútz ze schmach, nachteil, zwytracht

--255--

oder verwirrung eynr Eydgnoschaft, sunder alle ding zuo friden,
einigheit, langwärung und wolfart dero handlen. Dann obglych Faber
vil orten hinder mir anzeygt, in denen ich irr, so wirt er doch by gott
(nit dúrer kan ich reden) nit ein stuck erhalten; lasse nun umb gotzwillen
sine gschrifften usgon.
Hiemit sind gott bevolhen, und versehend üch zuo mir als zuo eim
aller ghorsamsten und fridlichosten in allem, das zuo gottes eer und suon
eynr Eydgnoschaft dient.
Geben etc. 14. tags brachots.
Üwer ersamen wysheit
allzyt guotwilliger
Huldrych Zuingli.
Dise gschrift ist erstlich an die botten ze Baden gestellt und
demnach mit rat in alle ort geheissen schicken. Lasse sich nieman
an der formm irren.