Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

94

<< Nr. 93 | Index | Nr. 95 >> 

Die dritte Schrift wider Johann Faber

28. Juli 1526
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 5 (Leipzig: Heinsius, 1934) (Corpus Reformatorum 92)


Jump to page 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308




--290--

Die dritte geschrifft Huldrych Zuinglins wider
Ioansen Faber über das erdicht buechlin, das
er "nüw zytung" genennet und im höwmonat hat
lassen ußgon. Mit eim abtruck des gleytes, so
gen Zürich von unser Eydgnossen siben orten
botten uff den 12. tag mey überschickt ist. Ouch
mit Zuinglins antwurt darüber, ggeben uff den
16. tag mey, alles im jar 1526.
Allen christglöubigen menschen embüt Huldrych Zuingli
gnad und frid von gott durch Jesum Christum.
Salomon spricht Proverb. 14.: "Der waar züg behalt die leben,
aber der betryeger erdenckt lüge" [Sprüche Sal. 14. 25]. Mit dem
spruch hab ich, liebsten brueder, dise geschrifft darumb angehept, das
ir nebend einander Fabers untrüwen betrug und unser trüwes fürsorgen
unnd warnen klarlich sähind. Ich hab vorhar gewarnet, wie Faber
sich understande, mit eim vorgricht der disputation ze Baden ein
groß gschrey des sigs uff den rychstag gen Spyr ußbreyten; das sol
üch billich all behalten, das ir sinem tanten unnd liegen nit
glouben gebind. Dann wohar meynend ir, das ich üch anderst gewarnet
hab, weder das ich wol gewüßt, daß die warheyt durch die frommen
diener des euangelii, voruß durch Ecolampadium, heyter an den

--291--

tag bracht, aber von den bäpstischen doctren nit angenommen noch
veriehen, und aber daby ir sig von inen selbs ußgeschrüwen ward.
Als sy ouch als flyssig als unwarlich gethon: habend an vil ort sig
etlicher articklen ußkündt, die noch nie uff ir statt gehandlet warend,
unnd dennocht in keinem artickel, der gehandlet ist, gesiget habend;
dann wie könde yeman wider gottes wort sigen? Welches ouch ein
yeder eynvaltiger an den zwey stucken wol mercken mag. Für das
erst, das Faber so thür und hoch geredt, es zimme im unnd sinem
herren von Costentz keinswegs ze disputieren weder uff gemeynen
concilien. Ouch weder er noch Egg, so offt von eim ersamen radt ze
Zürich gebetten und mit gleitz versicherung bewart, item ouch von
dem ersamen radt und predicanten zuo Costentz glycherwyß und ernst
angefochten, keynswegs habend wellen disputieren. Und zum letsten
Faber die disputation gen Baden gelegt hat one miner herren von
Zürich mitwüssen, doch eygenlich bewüßt vor jar und tag, das ich
dahin nit kommen ward. Sehend, wie stadt das zamen: "Es
zimpt nit ze disputieren", und: "bald ein eygne disputation anschlahen";
"gen Zürich und Costentz nit wellen kommen noch in ander treffenlich
stett", und: "gen Baden, dahin er wußt uns von Zürich nit
kommen, einen sölchen huffen sydiner doctren bringen"? Ist das
nit voll betrugs und ufsatzes? Deß sich doch Faber nie hat entschuldiget,
so offt ich im das fürzogen hab. Für das ander kan ein
yeder mercken, das sin unnd sines huffens sigruemen erdacht ist,
so sy die reden und gschrifftkempff, die alle von wort ze wort uff
der disputation sind ufgeschriben nit lassend durch den truck ußgon.
Habend sy gesiget, so lassind 's ußgon, so wirt 's mencklich sehen.
Hat aber ye kein man lätzer ding gehört? sy ruemend sich deß sigs,
nemmend ouch kundschafftbrieff darumb, und wellend aber die gschrifft

--292--

nit lassen ußgon, die selb anzeigen wurd, wie sy gesiget hettind. Ouch
schry nit allein ich unnd alle glöubigen durch 's gantz Tütschland,
sunder garnach ouch die gantz gemeynd einer loblichen Eydgnoschafft
nach dem offnen und ußtrucken der disputation. Es schryend
ouch alle die darnach, die bym euangelio uff der disputation gestanden
sind. Aber es wil nit sin, daß haruß kömme. Wo nun Faber mit
sinem huffen sprechen wurde: "Das offnen oder trucken stadt nit zuo
uns, sunder zuo den herren den Eydgnossen", sag ich, das Faber
mit dem nüwlich getruckten buechlin, das er "nüw zytung" genennet,
wol ze verston gibt, was er by unseren Eydgnossen vermag, so er von
inen nit allein ußgangne brieff, sunder ouch uff den 28. tag brachmonats
ußgangnen abscheyd offenlich hat im truck lassen ußgon. Deßhalb
es kurtz ghein antwurt ist, was ioch die bäpstler suochend unnd sagend,
alldiewyl sy die handlung nit offenlich darthuond. Sol sich ouch an
ire wort nieman keeren; dann hettind sy warlich gesiget oder nun
gehoffet ze sigen, Faber hette wol im anschlag der disputation, by
dem er sich ruempt gewesen sin, verordnet, das man under andren articklen
ouch bestimpt hette: was da gegen einander dargethon wurde,
sölte von stund an in truck kommen. Aber die artickel reychend mee
dahin, das man die disputation nit lasse ußgon; daran man merckt, das
die bäpstler nie gehoffet habend ze sigen, sunder ze betriegen. Als
dann Faber wol in die hand nimpt in erstgenantem buechlin, der "nüw
zytung", damit ich uff min fürnemmen mich neyge.
Ja, im selben buechlin hebt Faber an, also hoch und grülich ze
reden, daß kind sehen mögend, daß er deren einer ist, die das guot böß
nennend und das böß guot, Isa. 5. [cf. Jesaia 5. 20]; dann das der
heilig Petrus 2. cap. 2. uff sinen huffen redt, wil er uff die trechen,
die am euangelio hangend; dann er redt von denen, die den herren, der
uns erkouft hat, löugnend unnd mit erdichten worten in gyt uns übermertzlend
oder -törlend, das sy die valschen propheten sygind [cf.
2. Petri 2. 1-3], als wir dann mit den ougen den gantzen bapsthuffen

--293--

sehend thuon. Erstlich fuerend sy von gott an die creaturen und uff
valsche hoffnungen, nit uff den, der uns erlößt hat, Christum Jesum.
Zum anderen umbgond dieselben mit dem gyt die einfaltigen mit
erdichten worten. Kurtz, liß Deut. am 13., so sichstu, das sy die
rechten valschen propheten sind, die von gott uff die creatur gewisen,
habend gottes wort genideret und sich erhöcht [cf. 5. Mose 13. 1 ff.].
Von denen redt Petrus, nit von uns, die das von Christo abgewisen
ist, widrumb zuo im fuerend.
Demnach hebt er an, die brief, die zuo unser etlichen gen Zürich
von Straßburg und Basel vom Capiton, Ecolampadio und Farello
geschriben und von unseren Eydgnossen ufgebrochen und
durch inn vertütschet sind, ußzelegen und glosieren mit sölchem
alenfantz, liegen und lestren, das ich warlich veriehen muoß, das
ich am Faber geirrt; hab inn für einen so gar verschampten, uppigen
schwätzer nit gehept; ob ich glych sinem hertzen übels gnuog zuoggeben,
hab ich doch nit gemeynt, das er so gar unverschampt wurde
die zuchtkappen hinlegen, und so thür mit liegen und alle ding
verargen harußfallen. Er hett ein guoten seyler ggeben, könd uss
kleinem hanff wol grosse seyl machen. Als ich mit etlichen stucken
wil anzeygen. Und zum ersten von sinem boßhafften verargen, und
demnach von dem unverschampten liegen.
Boßlich verargt er dem frommen Capito, das er mir nüw
zytung schrybt, so doch das selbig ouch die apostel gethon habend
2. Tim. 4. [cf. 2. Tim. 4. 10 ff.] und sunst hin und wider. Tuot doch

--294--

Capito dasselb christenlicher meinung, schaden ze vergoumen, und
uss sorg, die er für unsere kilchen nüt weniger treyt, dann ouch wir
für die ze Straßburg. Wie ouch die sorg aller kilchen Paulum
2. Cor. 11
. trengt [cf. 2. Cor. 11. 28].
Er verargt ouch boßlich, das genanter Capito hoffnung hat, es
werdind die Christen von durächtung etlicher fürsten, die dem euangelio
under dem namen "luterisch" ze wider sind, frist haben; dann
sy werdind durch andere krieg, die inen nötlicher werdend ze vergoumen
zuoston, anderß wohin gelendt. Unnd hat aber gott den
David in der wueste Maon vom Saul ouch also entschütt, das er
im mit den Philistinern anders ze schaffen gab, 1. Reg. 23. [cf. 1. Sam.
23. 25-28]. Und Paulus tröstet die Thessalonichen 2. Thess. 2.,
es werde bald uß sin umb das römisch rych [cf. 2. Thess. 2. 7ff.],
als ouch bschach. Wie, wenn wir bald alle schryen werdend: "Herr,
rich das bluot diner dieneren, das vergossen ist"? Psal. 78. [Psalm
79. 10].
Zum dritten verargt der grimm wolff, das der fromm ersam
radt ze Straßburg die verjagten, die on zwyfel sich mit fräfnen nit
me verschuldt habend, dann das sy das recht da wol truwend ze
dulden, enthalt und gnädiklich underschlöufft. So doch Abdias,

--295--

des wuetenden Ahabs diener, hundert propheten verbarg [cf. 1. Kön.
18. 4]
, und Christus am jüngsten tag uns in 's ewig fhür verdammen
wirt, so wir die ellenden nit beherbergend unnd zuo uns samlend [cf.
Matth. 25. 41 ff.]. Und nit allein verargt er dise stuck, sunder garnach
alle wort. Nennet uns brueder in der kisten, drumb das wir nach
aller Christen ard, red und hertzen einandren brueder in Christo
nennend. Und sind aber sy einander nienan har gefründet weder
uss bapsts kisten.
Ietz volgend die unverschampten lüg. Erstlich ist alles erlogen,
das er für nüw zytung von Bern schrybt; dann wo er glych etwas
wares schryben möcht, velscht er 's mit siner merung. Die summ
stadt aber also: Berchtold prediget wie vor, nach innhalt des
mandats, vom ersamen radt ußgangen, was er mit nüwem und altem
testament erhalten mag.
Zum andren lügt er uff den Capito, wie er geschriben hab, wir
wellind die disputation verkeeren. Mir zwyflet ouch nit, Capito habe
"antevertere" oder "praevertere" in sinem brieff geschriben, heyßt: "vorkommen",
der meynung, das er den valschen farwen, die wir wol
gewüßt habend Fabern werden bruchen uff den tag gen Spyr, gern
vorkommen wölt. Daruß hat im Faber "pervertere" (das selb heyßt
"verkeeren") gemacht. Warumb hat Faber die brieff nit in latin ouch

--296--

lassen ußgon, oder laßt sy mit versichrung eim ersamen radt ze
Straßburg zuokommen? Aber er sicht an der gschrifft wol, das es ein
erst unnd ylends gschribne epistel und ghein abgschrift darvon genommen
ist, darumb tütschet er, was er wil. Doch versich ich
mich wol, Capito werde im selbs antwurten.
Zum dritten zeygt er an, wie man mir den vogt von Baden (von
dem wir sunst alle eer und gebürliche nachpurschafft hörend) sampt 40
erbaren mannen habe zuo gysel wellen geben, lut des gleytsbrieffs, das
aber erlogen ist: wol solt er mich mit den 30 oder 40 mannen gen
Baden beleytet haben; wohin aber dasselb het mögen langen, hab ich
von stund an unseren Eydgnossen anzeygt. Und damit mencklich
miner herren von Zürich und unseren, die da lerend, glimpff und
harwiderumb Fabers fräfen liegen sehen möge, habe ich den gleytsbrieff
mit miner antwurt lassen im truck ußgon; dann sunst ouch hin
und wider geredt wirt, das nit an im selbs ist. Hoff nit, das mir
das yeman verarge; dann ich nüt dann die warheit bezüg. Hierumb,
fromme glöubige, lassend üch die boppen nit bewegen; das bapstum
hat kein ander pfimmet dann sölche Fabers stückle, und wenn der
durächter wänet, er habe Christum tödt unnd wol vergoumt, so
stadt er widrumb uf. Es laßt sich das euangelium nit töden. Was
ouch wyter ist dem Faber ze antwurten, laß ich die walten, die es
stercker anruert weder mich; wil nüt deßminder für und für, wo
es die notturfft erfordret, harfürbringen, daran man sehen mag, wie die
bäpstischen hierinn gehandlet habend. Dann ich noch vil gwüsser
gschrifft und kundschafft hab, darinn alle practick ersehen mag werden;
darumb aber, das dieselben anrueren, da sy zorn bringen möchtind, laß
ich yedes uff sin zyt warten. Und wil nit schwach mit lugen harfürbrechen
wie Faber, sunder mit starcken waarhafften dingen. Sind

--297--

gott befolhen und lassend uns den on underlaß für einander bitten!
[cf. 1. Thess. 5. 17].
Geben zuo Zürich 28. tags julii 1526.
Ietz volget das gleit, das die 7 ort gen Zürich gschickt.
Wir, diser nachbenempten orten der Eydgnoschafft, namlich
Bern, Lucern, Ure, Schwytz, Underwalden, Zug unnd Glaris,
radtsbotten, yetz uff dem tag, in nachgeschribner sach, mit vollem
gewalt zuo Baden in Ergöuw versamlet, bekennend und tuond kund
allermengklichem mit disem brieff: demnach kurtz verruckter tagen,
durch unser herren unnd obren, von wägen der mercklichen schwären
löuff, ouch zweyung unnd widerwertigen verstands des heyligen göttlichen
gottsworts und unsers waren christenlichen gloubens, so yetz
leyder an vil orten und enden in unser Eydgnoschafft vor ougen
schwäbend, nach vil mueg unnd arbeit für guot und nutz, dardurch
widerumb mit hilff unnd gnaden gottes zuo ruowen, frid unnd eynigkeyt
des gloubens ze kommen, ein gemeyn gespräch, collation oder disputation,
wie man das gebürlich nemmen sol und mag, angesehen
unnd ze halten fürgenommen. So aber meyster Ulrich Zuinglin,
predicant Zürich, nit der wenigost, sunder der fürnämest ist, der
sölich nüwe leer zuo Zürich geprediget, ouch sonst allenthalb in unser
Eydgnoschafft mit sinen geschrifften und getruckten buechlin gepflantzet
und ußgossen hat, darumb wir unser lieb Eydgnossen von
Zürich vor zuo tagen, ouch yetz uff disem tag, zum allerhöchsten
und treffenlichsten, von wägen unser herren und obren angesuocht
und gebätten, das sy meister Ulrichen Zuinglin und ander ir predicanten
und gelerten lüt in ir statt, gericht und gebiet, uff sölich disputation
ze kommen, vermögen unnd darzuo halten, ouch ir treffenliche
bottschafft darzuo verordnen unnd schicken wellen, diewyl sy doch
allwegen zuo vil tagen durch ir bottschafften, ouch zuo vil malen in
iren geschrifften sich erbotten: wer sy eines besseren uss der heyligen
geschrifft berichten unnd underwysen könde, wellen sy sich gern wysen
lassen etc. Unnd sitmal der Zuingli söliche nüwe leer nit allein in
Zürich gebiet, sunder durch sin überflüssigs schryben unnd getruckten
buechlin allenthalb in unnser Eydgnoschafft ußgossen hat, deßhalb

--298--

wir achten, das unser Eydgnossen von Zürich, in ansehen aller
billichkeyt, ouch irem erbieten nach, söliches nit abschlahen, sunder
ir predicanten unnd geleerten lüt ouch uff sölichesgemeyne disputation
ze kommen vermögen werden, damit es durch gottes gnad unnd hilff
erfunden, das wir zuo rechtem verstand gewisen, zuo friden, ruowen unnd
eynigkeit unnsers gloubens widrumb kommen möchten. Das aber meyster
Ulrich Zuingli noch ander predicanten unnd geleert lüt siner parthy
sich nit beklagen möchtind noch söllind, das inen der platz zuo Baden
nit gemein noch gelägen, und das sy nit sicher sygind, so habend wir
obgenampten sandtbotten, all gemeinlich und yeder besunder, von
unseren herren und obern in bevelch unnd deß vollen gewalt, inen,
dem Zuinglin und sinen mithafften, uff das höchst und allersicherest,
zuo vergleyten und zuo versicheren gen Baden uff sölche disputation
und wider an ir gwarsame ze kommen. Hierumb uss bevelch unser
herren und obren, so gebend und schrybend wir gemeltem meister
Ulrich Zuinglin und anderen sinen mithafften und gelerten lüten,
so siner parthy sind, und allen denen, so sy ungefarlicher wyß mit
inen bringend, für ir lyb und guot uff sölich collation oder disputation
gen Baden in Ergöuw, und nach vollendung sölicher disputation,
unangesehen, weliche in disem fal unnd diser disputation oben ald
unden ligend, recht oder unrecht habend, ald wär besigen werde,
von Baden widerumb an ir gewarsame sicher ze kommen, ein fry, sicher
gleyt zuo, in der höchsten, krefftigosten und besten form, so wir thuon
söllend, könnend unnd mögend in namen und für unser herren und
obren, ouch für alle die, so unseren herren und obren zuo versprechen
stond und die inen verwandt sind, in krafft diß brieffs, doch mit dem
anhang, das sich yederman gleytlich halten sol. Unnd ob aber unser
Eidtgnossen von Zürich oder meister Ulrich Zuingli ald ander
sin mithafften vermeintend mit söllichem geleyt unnd gleitzbrieff nit
gnuogsam versichrot sin, unnd etwas mangels hierumb hetten, in was
gestalt unnd woran das were, hierumb dasselbig ouch zuo erstatten und
alle sichrung ze thuon, so zuo dem höchsten unnd besten gleit gehört unnd
notturfftig ist, so wellend wir inen sölich gleit, wie das zum aller
sichorsten unnd besten formm gestelt mag werden, hiemit ouch gegeben
haben, in krafft diß brieffs. Wir wellend ouch hie in der statt und
der graffschafft zuo Baden dermaß fürsächung thuon, an lib unnd guot

--299--

verbietten unnd dermaß versorgen und handlen, das ungezwyflet an
meister Ulrich Zuinglin, ouch sinen mithafften unnd allen denen, so
uff unser vergleitnung kommend, sölich unser gleit trüwlich, erberlich
unnd frommklich gehalten und daby geschützt und geschirmt söllen
werden. Unnd zuo volkommner versicherung so habend wir uns uff
disem tag gegen unseren lieben Eidtgnossen von Zürich sandtbotten
deß erbotten unnd erbiettend uns deß noch, in krafft diß brieffs: ob
meyster Uolrich Zuingli und sine mitthafften söllichem unserem gleit
nit vertruwen, so verr sy denn begärend, so wellend wir unnseren
landtvogt zuo Baden sampt 20 oder 30 frommer, redlicher mann gen
Zürich schicken, die inn herab gen Baden vergleyten unnd verhueten,
deßglychen zuo Baden, und nach volendung aller handlung widerumb
gen Zürich an ir gwarsame fueren unnd verhueten sollen, damit das
gleyt komlich an inen gehalten werden sol. Darzuo so haben wir mit
unseren lieben Eydgnossen von Zürich botten geredt, das sy zuo uns
sitzen und radtschlag helffenn thuon, ob an solichem gleyt nit gnuogsam
wäre, wie unnd in was gstalt man doch sölich gleyt versorgen und
machen möcht, damit der Zuingly sich benuegen ließ. Sölichs unsers
überflüssigen erbietens wellen wir uns hiemit in krafft diß brieffs bezügt
haben. Wir lassen ouch die vermeinten ursachen, so unnser
Eydgnossen von Zürich botten, inhalt irer instruction unns fürgehaltenn,
darumb der Zuingly nit gen Baden kommen wil, in irem
wärd stan, an unser herren und obren langen ze lassen, wiewol wir
achten, das sölich ir ursachen gar wäder statt noch fuog, angesehen
unser herren unnd obren, ouch unser überflüssig erbieten, sunder noch
darfür achten unnd haben wellen, unser Eydnossen von Zürich, ouch
meister Ulrich Zuingly und ander sin mithafften, werden an sölichem
unserm geleyt und überflüssigen erbieten für guot haben, und sölich
disputation zuo Baden ungesuocht nit lassen. Unnd deß zuo warem
urkund so haben die edlen, strengen, frommen unnd wysen, herr
Caspar von Müllinen, ritter des radts zuo Bernn, und Gilg

--300--

Rychermuot, alt ladtamman zuo Schwytz, beid sandbotten uff disem
tag, ire eygne ynsigeln in unnser aller namen offenlich getruckt in den
brieff, der ggeben ist zuo Baden uff den 12. tag des monats meyen
anno 1526.
Ietz volgt Zuinglins antwurt über das zuogeschickt gleyt.
Den frommen, vesten, fürsichtigen, ersamen, wysen gemeyner Eydgnoschafft
botten uff den 12. tag mey und darnach zuo Baden versamleten,
sinen gnädigen, lieben herren gnad und frid von gott bevor.
Fromme, veste, ersame, wysen, gnädigen, lieben herren, ich bitt
üch aber zum allertrungenlichesten, ir wellind min antwurt, üch uff
die geschrifft minen herren zuogeschickt, aber mich antreffende, mit
ernst unnd ryffer betrachtung verläsen lassen unnd ermessen, das ich
gheinswegs wider, sunder an einer disputation bin, aber den platz
gheinswegs erlyden mag, als ich üch yetz in der antwurt berichten wil.
Erstlich nimpt üwer wyßheyt für einen yngang, wie sich mine
herren allweg embotten habind ze berichten lassen etc.. Ist waar, ich
hab mich deß ouch allweg embotten und embüt mich 's noch hüttbytag
und diewyl ich läb. Aber nieman kan gsagen, das sich yeman
embotten hab, wohin ein yeder welle, oder aber ich mueßte on
zwyfel dem bischoff von Costentz uff Gottlieben siner bericht losen.
Hierumb kan man uns wol mundtlich zuo Zürich berichten oder mit
gschrifft, wo man wil, und wir zuo Zürich antwurt geben; wie dann
vormal ouch dem bischoff von Costentz von der mässz und bilden
wegen antwurt in gschrifft ggeben ist.
Demnach embietend ir üch des gleyts uff mich, mine mithafften
unnd alle, so ungefarlicher wyß mit mir kommind. Also lutend
üwere eygne wort. Hie wil ich gern von üwer wyßheit hören, wär
doch erkennen mueßte, welches ungefarliche wyß sye oder nit. Ist nit
das allerbillichest, die acht ort darumb erkennind? unnd da mögend

--301--

die fünff ort allweg das meer haben; käm ich nit sölchen wäg aber
under den gwalt der fünff orten? und demnach volgte unradt daruß?
Zum dritten embütend ir üch gleyts, "in der höchsten, krefftigosten
und besten form, so wir thuon söllend, könnend und mögend". Also
stond üwre wort. Dise wort tätind mir nit gnuog, ob ich glych gen
Baden welte. Ursach: Ich weyß, das alle, so des bapsts kilchen anhangend,
schryend, ich sye ein kätzer, deßhalb sölle man mir nit gleyt
geben. Wo man mir 's aber ye gebe, sölle man es darumb thuon, das
man es nit halte, sunder mich uss miner gwarsame damit bringe.
Denn wäre gar bald gesprochen: Man sol, man kan und mag im nit
gleyt geben; dann er ist ein kätzer; deßhalb unnser gleytgeben nit
krafft haben mag.
Zum vierden tuond ir ouch erst disen puncten darzuo: "doch mit dem
anhang, das sich yederman gleytlich halten sol". Welches zwar ein
gemeiner artickel ist, wo nit gfar ist. Aber mir wäre er gar nit gnuog
ze Baden. Dann so bald ich nun reden mueßte: "Der bapst ist der
Antchrist", wurde über mich geschrüwen, ich hette ungleytlich
geredt, unnd wurd demnach bekantnuß darumb aber in der fünff
orten meer ston, das mir allweg ungemeyn ist.
Zum fünfften wellend ir versehen in der statt unnd graaffschafft
Baden, das ich sampt minen mithafften gebürlich unnd geleytlich
gehalten werde. Antwurt: Wo aber das nit beschähe, stuend es nit
aber in erkantnuß und meer der fünff orten?
Zum sechßten sölle der landvogt ze Baden mit 20 oder 30 redlichen,
frommen mannen gen Zürich geschickt werden, das sy mich
dannen gen Baden beleytind etc. Gilt glych als vil als vor; dann
ich käme in gwalt der fünff ortenn, wie gnuog ist anzeygt. Statt unnd
landtschafft Baden vermöcht nit so vil, das ein eyniger uss den fünff
orten ützit umb sy gäb. Darzuo habend ir yetz nit gehandlet, wie
vormal verabscheydet ist zuo Eynsidlen. Da stuond im abscheyd ein
sölche meynung: das, wo ich nit vermeint sicher ze sin, möchtend mine
herren ein zal knechten mit mir schickenn, die mich bewartind. Wie

--302--

sicht 's nun zemen? Die mässigung der dingen sol an den fünff
orten ston; ouch sol mich der landtvogt beleyten, und mine herren
mögind mich mit iren knechten beleyten.
Zum sibenden habind ir miner herren botten gebätten, das sy mit
üch nider sitzind unnd ein form deß gleyts zum allerbesten mitt üch
setzind. Antwurt: Es bedarff gar gheiner form; hörend ir nit, das mir
der platz nit gemeyn ist? Kurtz, mit offnen worten: Ich wil an ghein
ort noch end, da die fünff ort Lucern, Uri, Schwytz, Underwalden,
Zug eynigen gwalt mögend haben. Unnd ob ir die disputation,
als ich hoff, gen Zürich, Bernn oder Sant Gallen legtind,
wil ich denn erst lassen von versichrung vor den orten reden,
wo ich durch ir gebiet faren mueßte.
Zum achtenden wellend ir üch in krafft diß brieffs bezügt haben,
glych als ob üwer wyßheyt neyßwas vor iro habe, vor dem sy ir
eer welle bewart haben; oder wie ir das wellend meinen bests verstands,
laß ich blyben. Ich wil aber üwer wyßheyt hie mit diser gschrifft,
ouch gern mit verbeßrung miner herren, gewarnet haben, sölte die
eynigen wäg zuo nachteyl dem waren gotswort, das ich leer, unnd minen
herren unnd mir, mich dafür wellen ußgeben, sam ich die disputation
geschohen, so ich doch allein den platz schüch uss ursachen, wie
yetz kommen wirt, so wölt ouch dise min geschrifft und die nächsten,
by miner herren botten üwer wyßheit überschickt, im truck lassen
ußgon unnd allenthalb hin, wo ich möcht, verordnen, damit
mencklich sehen möcht, weß der unglimpff sye. Ich bin gheins
dings giriger dann einer fryen disputation; doch mit denen gestalten,
wie ich erstlich in der geschrifft an üch hab lassen langen. So nun
ir die nit wellend an gemeyne ort legen, die ich üch fürgeschlagen,
sunder mich mit dem platz verdacht machen, sam ich mir by miner
leer fürchte, wird ich ye genötiget, sölchen argen won abzeleynen.
Unnd büt hierinn allen, die sich damit weltind meynen verletzt

--303--

werden, recht in dem ort, da ich gsessen bin, namlich Zürich, nach
innhalt der pündten.
Zum nünden lassind ir miner herren ursachen, die sy anzeygt
habend, sin; wellind die an üwere herren bringen. Doch so bedunckend
sy üch weder statt noch fuog haben. Für das erst: Tuond 's! Zeigend
miner herren ursach getrüwlich an, darumb sy mich nit gen Baden
schicken wellind, so hab ich gheinen zwyfel, ir werdind vil frommer
lüten finden, die wol sehen werdind, das sy mit redlichen, warhafften,
fridlichen dingen umbgand. Für 's ander, so tuond so wol und zeygend
ouch mine ursachen an, die all unnd yede insunders starck gnuog sind,
nit die disputation ze hindren, sunder den platz ze verendren, wie offt
gnuog gehört. Und sind diß die ursachen.
1. Ghein platz ist mir gemein, da die fünff ort obren gwalt
habend.
Ursach.
2. Dann die genanten ort habend mich einen kätzer gescholten,
ußgeschriben, min leer verworffen, brennt, mich geschmächt, vor verhörung
aller dingen.
3. Unnd yetz, inmitten dem sy allenthalb hin schrybend, schrybend
sy mich für einen kätzerischen, verfuerischen, ufruerischen etc. uß,
als gen Chur und die dry pündt und anderßwohin beschehen, ist ein
offen vorgricht.
4. Bezügend sich ouch die disputation nit darumb angeschlagen
haben, das sy von irem alten glauben stan, sunder wäg suochen wellind,
durch die sy den Zuingly geschweygind; ist ouch ein offen
vorgricht. Mag ouch ein yeder gedencken, was mir da ze hoffen unnd
vertruwen sye, da man wäg suochen wil, mich ze geschweygen und nit
bericht ze geben oder nemmen.
5. Habend mich genante ort empfolhen anzenemmen, das doch
wider die pündt ist; wie solt ich mich denn im gleyt an sy lassen?
6. Habend die genanten ort sich by iren eyden verbunden, den
glouben zuo durächten und vehen, den ich predigen.
7. Habend sy mit Fabern oder Eggen erstliche anschleg gethon
von der disputation wegen, die doch unpartyig sin solt, und das hinder
minen herren unnd mir. Unnd hat aber dero einer, namlich Egg,

--304--

offenlich geredt, wir Eydgnossen sygind alle küeghyer, darumb
unser vordren landskrieg angehept und mit gotts hilff gesiget habend.
So sy nun die zween grossen bäpstler, fygend und schelcker einer
loblichen Eydgnoschafft, erst zuo dem allem die hochberuemmten etc.
nennend, sich ich wol, wie verr der hassz über mich gewachsen ist.
8. Lassend sie die schantlichisten gschrifften Fabers und Eggen
fry wider mich feyl haben, läsen; ferggend ouch die uff den tagen
hin und wider; und mine antwurten wellend sy weder hören noch
sehen.
9. Zum nünden hab ich mich vor zwey jaren gegen Eggen und
mencklich ufgethon, das ich gheinswegs weder gen Baden noch
Lucern welle; noch so ist die disputation wider miner herren wüssen
und mit wüssen Fabers unnd Eggen an den platz gelegt, den man
vor zwey jaren wol verstanden hat ungemeyn sin, daruß ufsatz und
radtschlag zuo nachteyl minen herren mir billich ermessen wirt. Ja,
diser ursachen ist ein yede besunder vor eim yeden frommen, als
ich hoff, groß und rechtmäßig gnuog, ich gschwyg all miteinandern, mich
ze entschuldigen, nit der disputation, sunder des platzes, den man
minen herren und mir mit gwalt uftrechenn wil, so doch ich vil die
gemeyneren plätz fürgeschlagen hab, unnd das by guoter zyt.
Die und andren ursachen zeyg ich üch, gnädige, lieben herren, an,
das ich üch guoter meynung warne, das mich nieman fürgeb, als ob
ich die disputation entsitze, sunder alleyn den platz. Was ligt dann
dran? Endere man den platz in die ich hab anzeygt, so wirt man
sehen, ob ich die disputation fürcht oder nit; dann wo etwas in sölchem
durch Fabern und Eggen sölte fürgebracht werden, das nit christenlich
sin wurd, wurd ich gheinswegs unwiderstritten lassen. Hierumb,
gnädig, lieb herren, wellind umb gotts willen ernstlich betrachten, was
ze friden, nit was ze nachteyl min dienet. Ich wird schlächtlich, da
so vil ufsatzes ist, in kein blinde sach nit gon. Es sind ouch
allweg in üwerem gleyt die dry treffenlichsten puncten ussgelassen:

--305--

das allein biblische gschrifft der brunn und grund sin sölle, das man
keinen richter über gottes wort setzenn welle unnd von allen articklen,
die yetz treffenlich im span stond, fry unverholen ouch disputieren
welle. Deßhalb ob glych der platz geendret, wurd ouch not sin, die
ding eygenlich ze bestimmen. Aber entlich darff es weder von gleyt
noch articklen ze reden, wenn man die disputation überein ze Baden
haben wil. Ich wil nit Baden. Betrachtend allweg hie by, wie so
bald unruow entstanden und so schwarlich hingenommen wirt, und das
uns die bäpstler billich argwönig söllend sin und curtisonen, die
ouch gemeyn Eydgnossen abgestellt habend, voruß die ab der ard,
dannen Egg und Faber sind. Gott sende uns gnad und eynigheit nach
sinem willen! Amen.
Versehend üch allweg zuo mir, als sich zuo eim getrüwsten Christen
und Eydgnossen ze versehen ist.
Geben Zürich 16. tags mey 1526.
Uwer ersamen wyßheyt allzyt williger Huldrych Zuingli.
Als ich, liebsten brueder, das vordrig alles in den truck gericht,
vernimm ich erst, uff welche meinung Capito in sinem brieff zuo mir
unnd mit was worten er das geschriben hab, daruß Faber gemacht hat:
"dann es vast not sin wirdt, das man die disputation verkeere". Das
sind Fabers wort. Und vernimm, das Capito geschriben hat: "Opus
erit ipsa catastrophe disputationis", das ist: es wirt ouch not sin
umb den ußgang der disputation, sölcher meinung: das vormal von der
disputation getruckt, sye im anfang beschehen, und weltind aber sy
gern den ußgang ouch haben, und vermanet aber mich Capito, ob
ich inen sölchen ußgang möchte ze wägen bringen, sölte ich allen flyß
anwenden. Nun merckend, wie sich Faber hie so wol nit allein in die
kappen, sunder ouch zuo anderer schand schicket. Erstlich hat er nit
gewüßt, was "catastrophe", ein griechisch wort, by den redkünstleren
heyßt, und ist über den vocabulier gangen, da hat er funden: "catastrophe"

--306--

= "subversio" (dann ich ye befind, das imm also ist; gott
geb, was er löugnen werd), das ist: "catastrophe" heyßt "umbkerung";
do hat er für das ander erst untrüw dargelihen unnd uss "umkeeren"
"verkeeren" gemacht, welches grosses beschäldtens wol wärt wäre; dann
ob glych Capito durch "catastropham" "umbkeren" hett wellen verston,
wäre doch sin meynung nit anderst gewesen weder: das es not wurde
sin, das man wider Eggens gründ schribe und die umbkarte, als
ouch ich mich in allen gschrifften embotten hab, ich welle des Eggen
antwurten alle mit gott umbkeren etc. Es ist ye grosser underscheyd
zwüschend umbkeeren und verkeeren. Aber der wolgeleert Capito hat
diß wort "catastrophe" süberlich unnd geschickt gebrucht, das heyßt den
redkünstleren eygenlich das lenden, da der reder nach vil erzellen,
brieffen, kundschafften, bewärnussen und zeychen, in fürgenomner sach
sin fürnemen ze bewären dargethon, sich zum end schickt. Es wirt
ouch in den tragedien und in comedien also genommen und demnach
gemeinlich by allen redkünstleren gebrucht für den ußgang eins yeden
fürnemens, spils, kriegs oder gschicht. Das hat Faber, der alt bachant,
nit gewüßt, unnd hat erst die untrüw zuo der unwüssenheit knüpfft
und im uss dem ußgang oder uss umbkeeren, so vil es zum thüresten
heyssen möcht, "verkeeren" gemacht. O wie waar hat Christus geredt,
Luce am 16. ca.: "Welcher im allerkleinsten ungrecht ist, der ist
ouch in vilem ungrecht" [Luc. 16. 10]! Wär sol sich mee verwundren,
das Faber wider die offenlich erkannten warheyt strytet, so
er brieff velschen gedar mit dolmetschen? Wär sol im mee vertruwen?
Uff die sine dicht macht er sinem buoch einen titel, als ob einer
mär bringe, das ein nüwe welt funden sye, wil darmit aber denen, in
dero gelt er einen yngang gewunnen, kadt umb den mund strychen,
das sy nüt schmöckende hert mit der hannd im seckel ligind; ich
hoff, er werde etwan einen also erschöpffen, das er ouch uff dem bad
schwümmen möcht, wie dero seckel, die ußgebadet habend. Und

--307--

darumb wölt ich Faberum [!] in trüwen geradten haben, nach gemeynem
sprüchwort: was zuo Baden beschehen wäre, er hette es zuo Baden
lassen blyben. Dann ob er 's glych wyt ußtreyt, thuot er doch so vil
des unsuberen lügens dran, das man es widrumb baden unnd wäschen
muoß. Lasse ouch die disputation ußgon, wirt mencklich sehen, das
sin und Eggen leer unsuber ist, wiewol sy zuo Baden sich kluog erzeygt
hat; sy möcht ouch wol lyden, man liesse sy ze Baden; aber
ich hoff, sy werdind mitt irem sigruemen machen, das sy harfürköm;
da sol ir, ob gott wil, guetlich beschehen. Diß hab ich üch, fromme
Christen, von nöten muessen anzeygen, damit nieman wonde, es wär
hinder Fabers gschrey etwas grosses. Dann obglych die standhafften
niemans warnung dörffend (dann sy alle ding gar bald sehend in dem
liecht deß gloubens), so ist es doch nit überflüssig, die nüwen und
jungen ze warnen, das ouch Christus gethon hat. Es ist warlich
Christus zuo eym urteyl der welt kommen, Io. 9., das, welche nit sehend,
sehind, und welche sehend, blind werdind [cf. Joh. 9. 39]. Ist 's nit,
das die gestückten und geringleten doctor so offenlich blind sind,
das ouch vil ires huffens inen in vil stucken widersagend? Und harwiderumb,
das die wir für blind und unwüssend habend, das liecht
mit vollen offnen ougen ansehend? Aber der gyt verblendt die da
alle welt blenden wellend, unnd tröstet sine einvaltigen Christus,
Luc. 12.: "Fürcht dir nit, du kleyns hüflin; dann üwer vatter wil üch
das rych geben" [Luc. 12. 32]. Lasse man die kinder diser welt
prächten, bölderen und tröwen, dann sy könnend und mögend nit
anderst, und sehe ein yeder uff sinen houptman Christum Jesum,
Hebr. 12. [cf. Hebr. 12. 2], der wirt uns nit verfueren. Wie nun der
unmenschliches widersprechen erlitten und yetz zuo der grechten gottes
sitzt, also sol ouch den glöubigen ghein schräcken noch muey bringen

--308--

mögen, das sy der arbeyt bedure. Es muoß erlidten sin unnd muoß
ouch im lyden verharret sin biß in 's end, Matthei 24. [cf. Matth.
24. 13]. Hierumb söllend wir gheinswegs hindersich sehen; wir habend
die hand an den pfluog gelegt [cf. Luc. 9. 62]; nüt dann für, für! wir
muessend den sun gottes veriehen vor den menschen, sol er unns bym
vatter veriehen [cf. Matth. 10. 32]. Wenn unsere hoffnung uff ein
zytlich läben wäre, thätind wir wyßlich, das wir das selb, wie wir
möchtind, rettetind. So wir aber ondes sterben muessend, eya, so
lassend uns nit rüwen an dem läben haben, das, umb gottes willen
verloren, ewig wirt behalten und, für das ewig beschirmmt, nit allein
das ewig verlüret, sunder ouch ewige pyn findet [cf. Matth. 10. 39].
Nun mögend doch unsere fygend mit unserem tod ir läben nie
lengeren unnd das sy uns abbrechend, an das iro nit setzen, sunder
überkommend damit nüts anders weder verzwyflete conscientzen,
diewyl sy lebend, und dört ewige pyn, die sy ouch hie in iren hertzen
anhebend empfinden. Doch wie der heylig Petrus warnet 2. cap. 2.,
das wir darumb lydind, das wir mit gott wol verricht sygind [cf.
1. Petri 2. 19]; dann umb unserer anfechtungen willen etwas thuon und
dem selben Jesum Christum fürwelben, ist ein gwüß zeychen der
verzwyflung und ewigen verdamnuß. Christus Jesus ist hütt wie
gester und in die ewigheyt [Hebr. 13. 8]; der hat wol thürer tyrannen
überwunden in sinen glideren, den apostlen, weder die hüttigen sind.
Er wirt's ouch wyter thuon. Der welle durch sin gnad und barmhertzigheit
allen menschen alle blindheyt hinnemmen unnd die ougen stracks
in das liecht der warheyt, die er ist, richten. Sind gott bevolhen, und
lassend uns on underlaß für einander bitten!
Geben zuo Zürich 28. tags julee etc. 1526.