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Huldrych Zwingli Briefe - 718

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

718

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Absender: Landenberger, Christoph

Empfänger: Zwingli

Ort: (Oberbüren)
Datierung: 1 V 1528

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 9 (Leipzig: Heinsius, 1925) (Corpus Reformatorum 96), 444-448




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Gnad und frid von gott.
Lieber maister Huldrich, ich lon üch wüssen, das ich stäts on under=
las ainen grossen nid und hass erliden muoß von dem apt von Sant
Gallen, desglichen von sinen rädten, wie ir dann zuo guotten thail wol
werdent mercken in den nachvolgenden wortten. Semlichs han ich üch
als minem hertzlieben herren und bruoder nitt mögen verhalten uß grosser
inbrünstlicher liebe gegen üch, und han semlichen nid und hass anzöugt
üweren und minen herren von Zürich, also luttende:
(Copie).
Gnad und frid von gott dem vatter und herren Jesu Christo.
Cristenlichen, strengen, edlen, vesten, fürsichttigen, ersammen und hoch=
wisen gnädigen herren, mitt erbiettung miner schuldigen undertenigen dienst
zuovor.
Ich sag gott dem vatter aller barmhertzikait on underlas lob und
danck, das sin wort also gröslichen by üch stäts zuonympt und üch so
richlichen begabt hat mit sinen götlichen gaben; gott bestätte semlichs
mitt sinem götlichen gaist etc. Hochwisen, gnädigen herren, nachdem und
die bluotdurstigen Juden nitt benüogig warend, do Pilatus den herren
Jesus hatt lassen gaislen und krönen etc., sonder sy begerttend zuo dem
dicker mal inn zuo crützigen [Luc. 23. 13-23] - dann diser straff were

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noch nitt gnuog - also, hochwisen, gnädigen herren, der apt von Sant
Gallen mit sampt sinen rädten hatt nit verguott an minen unschuldigen
schmertzen, costen und schaden, der mir begegnet ist zuo Wil und zuo Lutzern,
sonder er ist ouch gröslichen durstig nach minem leben, das ich wol verston
mag uß dem: Uff den 20o tag Octobris do han ich gepredigett von dem
anbetten, man sölle nyemant anbetten dann allain gott im himel, an kain
creatur, an kainen haligen [!], engel, menschen, noch brott, als wir bishar
thon hand; wir hand das brott besonder angebettet, hand vermaint,
gott sige in demselbigen, und sige doch allain im himel - und semlichs
enthaltten mitt geschrifft, nit nott zuo melden. Semlicher predig sind des
apts rädt zuo Wil innen worden und hand nach mir geschickt, mir sem=
lichs fürgehaltten, mitt vil zuogelaittnen [!] wortten, deren ich nye gedacht
han; hand also begert miner antwurt. Der predig bin ich kantlich gesin,
aber der anderen wortten, die mir darzuo gethon sind, nitt. Uff semliche
antwurt hand sy mir getröwt, wo sy semlicher wortten mer innen wer=
dint, das ich predige wider iren altten, waren, cristenlichen glouben, so
müose ich gfäncklichen angenomen werden und dem bischoff zuo Mörs=
purg geben werden. Jetz uff den 23. tag Aprill hat mich der apt
selbs durch sinen hoffwaibel erforderet, das ich sölle uff den 24. tag des
vorgemeltten monats vor im und sinen rädten erschinen gen Wil. Bin
abermals gehorsam gsin. Do hielt er mir für, wie ich der were, der
mine underthonen (also nampt er sy) uncristenlichen dis halig zitt der
vasten underwist und glärtt, zuo dem ersten: sy söttind mir die orenbicht
nitt thon; sy were nitt götlichen nach cristenlichen, sonder man sötte
allain gott bichtten und mir nitt, das doch were wider alte cristenliche
brüch, wie es denn die haligen [!] vätter hettind verordnet und uffgesetzt.
Zuo dem anderen so hette ich dem sacrament nitt sinen rechtten nammen
geben, sonder dasselbig genämpt die dancksagung, den tisch gottes, die

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widergedächtnus. Zuo dem tritten so habe ich ainem mansbild das sacra=
ment (oder er wüsse nitt, wofür ich es habe) nitt wellen geben, von des
wegen, das er nit miner mainung und leer hab wellen nachvolgen. Uff
semliche klag sölle ich antwurt geben. Do stuond ich uff und begärtt aines
reders (denn es geschach vor dem hoptman und sinen rädten), so wette
ich gnuogsam min antwurt darzuo geben. Do redt der apt: nain; ich sötte
semlichs selb thon; künde ich so vil klapperen und lafferen in der kilchen,
so sölle ich ouch selbs antwurt geben. Do redt ich uff den ersten artikel:
es were war, ich hette semlichs mine kilchgnossen underwist und glert,
das sy nyemant söltind bichtten, den allain gott. Darum wir vil gschrifften
hettind, die mich darzuo werind raitzen. Ouch so hette nyemant die sünd
nachzuolassen, denn allain gott, des die Juden selbs werind bekantlich gsin,
Math. 9. [Matth. 9. 3, vgl. Mark. 2. 7]. Ich wolt daruff mer antwurt
geben han; do fiel mir der apt in min red: ich sötte fürfaren und antwurt
gen uff den anderen artikel. Do redt ich wither: es were war, ich hette
das sacrament (welliches doch nütt anderst were dann ain zaichen aines
haligen [!] dings) etwa genämpt sacrament, den tisch gottes, die dancksagung
oder widergedächtnus, und wott anzaigen, uß was ursach. Do hieß
mich der apt aber fürfaren. Uff den tritten artikel da was das min ant=
wurt: es were war, all mine kilchgnossen werind zuo mir komen und
hettind begärdt radt, wie sy sich söltend schicken zuo dem tisch gottes, und
er allain hette semlichs verachttet, und ich hette darzuo guotte kundschafft,
das er in jarsfrist ob fier malen nitt were by predigen gsin, und wette
vorhin von im erkunden, was gloubens er were; hette ich ouch inn also
gefüort, on anzöugung, so wüsse ich wol, das ich im aber nitt recht hette
thon gegen der oberkait. Aber wo ich in disen tryen artiklen nit gött=
lichen und cristenlichen gehandlet hette, so wette ich mich lassen aines
besseren berichtten. Uff semlichs hieß mich der apt hinußston. Bald
darnach erforderet er mich widerum und sprach, er hette diser pfaffen mer
in sinen hochen und nideren grichtten, die zuo glicherwis handletind, und
wo wir nitt abstüondint, so wette er die hohen gricht mitt uns bruchen;
stüonde ich aber besonder ab, so wurde ich vilicht des geniessen; geschäch
aber semlichs nitt, so wette er wither luogen mitt hilff mines fründs
bischoffs (dem ich doch semlichs nitt zuo laid sötte thon), ouch der try ortten,
mitt namen Lutzern, Schwitz und Glaris. Denn er welle beschirmen

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unsern altten, waren, cristenlichen glouben, so ferr es im muglich sige.
Das was also min abschaid.
Also hochwisen, gnädigen herren, min ernstlich pitt ist an üch, als
an mine gebietter, mir hilfflich und rädtlich zuo sin und mich lassen wüssen
in geschrifft (ist es nitt unformlich), wie ich mich haltten sölle. Ich hette
semlichs gern mundtlich usgericht oder durch ainen aignen botten; so ist
es ain semlichs uffsechen uff mich und mine vertruwten, das ich mich
desselbigen nitt han thören underston. Und achtend nitt min unformlich
schriben, sonder min anliggen; da bitt ich üch umb cristenlicher und
brüoderlicher liebe willen.
Gott bestätte üch, üwer statt und landtschafft, mit sinem göttlichen
wortt.
Geben uff den ersten tag May nach der geburt Christi tusent
fünffhundert acht und zwainzig jar.
Üwer erenverte williger capplan
Christophorus Landenberger zuo Oberpüren.
Darum ich semliche copy üch han anzöugt, ist ain ursach, das ir
mitt üweren predigen uns armen gefangnen hieuss dester ee uß dem gwalt
Pharaonis helffind, darmitt wir ouch möchtind kommen uß der wüoste
in das glopt land; denn wir warlich vil anrennens muesend liden. Und
was nitt dem gwalt anhangt, ist warlich durstig und hitzig nach dem
wort gottes, und fröwdt sich der gmain man wol, das ietz unseren herren
von Zürich ainen hoptman dem apt von Sant Gallen sond gen.
Wir sind alle in guoter hoffnung, sy werdint uns nitt geben ainen gott=
losen, dem der gitt lieber sige dann gott, sonder er werde uns armen
verlasnen beschirmen by dem göttlichen. Darum, min maister Uolrich,
thuond nach unser aller vertruwen und helffend, das wir beschirmbt werdint.

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Nitt me den: gott bestätte an üch sinen gaist, Amen.
Datum mense et anno ut supra.
Tuus intimus Christophylus Landenberger.
An maister Huldrichen Zuingly zuo Zürich predicant,
minem insonderen hertzlieben herren und bruoder.