Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Erster Ratschlag betreffend den Frieden zwischen Bern und Unterwalden

20. März 1529
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.2 (Zürich: Berichthaus, 1968) (Corpus Reformatorum 93.2)


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Ein radtschlag
Den botten von Bernn angends gen Baden schryben, das sy
wyter nit handlind, bis sy wyteren bericht von iren herren empfahind.
Dann ünser herren, ee und sy die andren hendel, so vor ougen sind,
sehind mit guotem rat und fuog, ouch irem gfallen, ab weg geton und

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also verricht, das ein stäter friden darinn ze verhoffen sye, werdind
sy sich gheins fridens beladen noch sich daryn verschliessen lassen.
Ja ünser Eydgnossen von Bernn ouch darvon manen, nach der
pündten und burgrechten sag etc. wellind mine herren inen guoter meinung
nit verhalten; dann sy mit wyter lütrüng ir brieff oder botschaft
hierinn gen Bernn geschickt, dero antwurt billich ze warten sye.
Das empfelch der botten oder gschrift gen Bernn
Angesehen, das in dem ringwichtigen friden ünser lieben Eydgnossen
und mittburg[er] von Bernn eer des gloubens halb gar
nützid bewart, denn das man sy für fromm, warhaft Eydgnossen
sölle halten, werdend nit allein die von Underwalden, sunder alle

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menschen, die ünserem glouben ze wider, können sagen, also muesse
ein ieder biderman von dem andren reden, es sye ein gemeiner titel.
So sy aber des gloubens halb vilvaltig geschmächt, und da nit erkennt
noch mit einem wort gemeldet wirt, das sy der schmach des gloubens
halb entladen, sye ir eer mit dem friden schwachlich bewart.

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Item das die andren hendel, erst nach dem sy gefridet, söllind
ze recht gelegt werden; als: das sy ze Feldkilch getaget; das sy
einen pundt, ünseren glouben ze durächten in den gemeinen vogtyen;
das sy by üns und andren Eydgnossen ze tagen sitzen;
das ünser Eydgnossen von Bernn erlidtner kost erst nach dem

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friden benamset werden sölle; und was der glychen sachen sind, ist
alles ze ring. Hieby mag man ouch anzeigen von iro wapen, ze Feldkilch
gemalet, und von gloubhafter kundschaft, mit was prattick
ir fründschaft uff dem rychstag ze Spyr sölle grooss gemacht werden
zuo nachteil des christengloubens und etlichen stetten, und das der
bäpstisch huff us genanntem tag ein nationalconcilium ze machen
understat.

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Demnach: angesehen, das die Undervalder von unseren Eydg[nossen]
von Bernn als pündbrüchig beklagt, dess halb spötlich
wäre, by inen ze sitzen, ee und sy sich in den hendlen bas geschickt.
Das ouch ünser herren in dem usschryben an ir undertonen sy als
die pündtbrüchigen benamset, möchtind sy gegen inen nit verantwurten,

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wo sy one irer gunst, wüssen und willen irer eer so lichtlich
verruochtind.
Item das, so bald inen der atem gelassen von ünseren Eyd[gnossen]
von Bernn, ünserer lieben nachpuren im Gastal und Wesen ze
besorgen wurde.
Ouch das also den friden annemen hinder ünseren herren, inen ze

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schwär welle sin des burgrechtes und pündten halb; denn uff ir manen
habend wir üns mit lyb und guot etc. embotten, und ir sach sölle
ünser und unsere iro sin.
Und zum höchsten, das üns der handel gentzlich ansicht, das er
mit der pensiöner practick vollstreckt und suesse wort geben werdind,
darhinder nützid sye.
Uff diss alles sye ünser herren gentzliche meinung, gheinn friden
5 werdind am Rand

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mit inen anzenemen, der so blind sye, das man denocht in gheinem
stuck wüsse, woran man mit inen sye, sunder, so ferr man erstlich
alle sachen mit inen verebnet und gschlicht des gloubens, sitzens,
irs pundts wider ünseren glouben, mit den keiserischen etc. halben,
wellend unser herren demnach lassen vom friden reden. Wo das nit
vorgat, wellend unser herren nit allein nit in den friden gon, sunder
ouch ünseren Eydgnossen und chr[istlichen] M[itburgeren] von
Bernn den friden verwerren und sy nach vermög der pündten und
des burgrechts uss kraft diser manung abgewendt haben.

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Hieby wol betrachtet, das wir Christen nach friden stellen söllend,
ia nach dem, der frid heißt und ist, nit nach friden, der die
höchst ungnad und unfrid ist. Dann wir so offt mit suessen worten
uns gebrennt, das wir die hand nümmen an's fhür haben wellend.
Wir habend ouch einr loblich [en] Eydgnoschaft nie gheinen friden
gewert, denn der zeletzt besser gemacht ward.
Item, was ouch von anschlegen etlich heimlichen anzezeigen sye,

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wäre guot von stund an nach der red, angemuotet, das man lüt darzuo
usschusse, die man von stund an vor dem meer berichte etc.