Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Entwurf Zwinglis für ein Gesuch des Abtes und Konventes von Wettingen an Burgermeister, Räte und Burger zu Zürich

Zürich, unmittelbar vor dem oder am 12. November 1530
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 6.3 (Zürich: Theologischer Verlag, 1983) (Corpus Reformatorum 93.3)


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[Seite 1] Puncten, so in herren von Wettigen und convents
anbringen verfasset werden söllend
Das die rennt, gült und ynkomen ze Wettingen nach der brunst
mit großen zinsen und lybdingen hinuszegeben beladen; wurdind
etlich vögt nit können hushalten.

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Das täglich allmuosen und gastung der eren lüten nit erlyden
mag, das ein vogt dahin gesetzt, der mit abbruch des allmuosens
und mit partyen der gastung unrat schaffen wurde.
Das die täglich hilff den lehenlüten, buw- und zinsluten, von

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denen man die underhaltung hatt, übel gehalten; dann ein yeder
vogt nun sehen wurd, das er vil da dennen brächt, wie leyder ze
Nuwenburg und anderswo beschehen.

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Das es umb Wettingen nit ist wie umb ein ander closter, das abweg
ligt.
Das der herr vil bas synen eignen nutz schaffen, so er sich usrichten
ließ; dann, als wol ze vermuoten, er mer fürschlags zemen legen
in der großen summa, die imm ggeben wurd, weder mit dem hushalten
etc.
Aber die ermeldten stuck, und das nit guot wurde, das man noch

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zuo diser zyt die leer da ließe abgon, die zwingend inn sampt der
eydspflicht, die inn one verletzung siner conscientz nit wysen kan,
das er gott imm abston nit erzurnte, so er unangesehen die armen,
die arbeiter, die erenlüt, die ler und versehen der pfruonden das
closter übergäbe und zergon ließe. Dann gwüß ist, das neher denn
in 4 jaren ynkomens und hoptguot ze grund gon wurdind, so bald es
mit vögten versehen. Dann ee der ein gelernete hushalten, wärend
sine jar us und das ynkomen verschinen; der ander aber, so es glych
wol husgehalten wurd, so er abziehen sölte, ouch wellen rych worden
syn etc.

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Daby in sunderheyt ze gedencken, doch nit zuo vorteil, das es Zürich
nit zumm unnutzlichsten da gelegen.
[Seite 2] So nun abt und convent einhälliklich das euangelion angenomen,
und sich nach ünser herren ordnung und reformation haltend,
und ünser burger sind,
und der schirm inen von üns zuogsagt,

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und der landsfriden das vermag, das ir, ünser heren, by den zuosagungen
blyben,
so ist sin, des abts und convents, bitt etc., inn bym closter schirmen,
welches er innhends ze behalten nit umb eigennutzes, sunder
gottes eer und guotes der armen willen vor imm hatt. Dann ouch ünser
herren gheinen pręlaten one synen willen von der pfleg gestoßen
in allem irem gbiet. Nun ligend der merteyl guoteren hinder ünseren
herren; deßhalb guot ist ze handlen.

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Aber dero halb, so harus und abgefertigot werden begerend, embüt
er sich, nider ze sitzen mit ünseren herren ze ersuochen das vermög
des closters und denselben demnach zimmlichen usrichten und
provision tuon.

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Er ist ouch willens, andre iungen ze erhalten und zur ler ze ziehen,
damit die biderben lüt mit wolgelerten, frommen predicanten von
imm mögind versehen werden. Und haltet darzuo ein vast wol gelerten
xellen in allen dryen sprachen, und ze leren und predgen wol
geschickt.
Es truckt ouch den herren allermeyst, das die frommen xellen

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des convents, so verr das closter in etlicher lüten hend komen und
gwüß verton wurde, dannet hin ires zuogesagten lybdings entroubet
und ann bettelstab gericht wurdind; dann leyder wol ze gedencken,
das etliche vögt von etlichen orten daran den höchsten flyß
ankeren, das da weder stump noch stil blybe, damit weder Zürich
sin vorteil da, noch die conventbruoder, so sich dem euangeli angemaßet,
ir narung hettind etc.
Mit versetzen und verbeßrung herr stattschribers.