Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Gutachten betr. Verfahren mit den Mönchen in Zürich

(2.) Dezember 1524
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 3 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 90)


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[Gutachten betreffend Verfahren mit den Mönchen
in Zürich.]
[E. II. 341, p. 3298 a.] Ietz zemal allein von den dryen ördenklöstren
fürgenomen ze handlen: Augustineren, Predgeren,
Barfuosseren. Ursach: Die zyt ist kurtz gewesen und dörffend die
ding wol guoter betrachtung.
Die brueder aller dryen örden sölle man zemen in ein kloster,
namlich zuo den Barfuossen, tuon, doch mit form und bestimmung,
wie harnach volgett.
Man sol von stund an alle, so der ünser conventen kinder oder
yngenommen nit sind, mit einr zimmlichen zerung zuo iren conventen
oder obren schicken. Ob aber das etlichen alters und andrer eehafften
ursachen halb nit gelegen wer, sol man sy dulden bis zuo
ostren, doch das sy darzwüschend zuo iren conventen oder provincialen
oder capitlen schrybind, das sy denn sicher hinziehind und on die
zerung; dann sy denn wol zerung werdend nach irem orden haben.
Welche aber ünser conventen sind, sol man also mit inen handlen:
Die jungen sol man erfordren, das sy wellind lernen arbeiten,
und inen zimmlicher mas darzuo verhellffen. Sind sy zuo leren geschickt,
sol man sy lassen studieren und lesen, das man sy zuo dem gotzwort
bruchen könne, wo das not sye, ob sy des begerend. Wo sy das nit
tuon wöltind, sunder lieber harus, sol man sy glycher mas beraten, als
die handwerck lernen wellend. Wo sy aber weder zuo predgen noch
zuo handwercken noch harus wöltind, sol man inen glycher mas gelt
geben als denen, die handwerck lernend, und sy damit zuo iren provincialen
schicken mit dem gelt, das sy inen versehen tuegind, also,
das sy üns fürohin nit beladind.

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Hie werdend allein die alten, ouch geschickten und unseren überblyben.
Die söllend, wie obstat, zuo den Barfuossen zemen geordnet
werden, es wärind dann, die den convent erkoufft hettind mit ir eignem
guot. Denen sol man ir eigen guot wider geben und nach vorbenamter
form und zerung mit den andren hinwegschicken, es werde
dann us gnaden hierinn alters und diensten halb mit inen anders gehandlet.
Die also zemen zuo den Barfuossen gehuseten söllend ire kutten
oder örden hinlegen, usgenomen wo etlich wärind, die noch bis ze
ostren blyben und sich demnach verschicken wöltind. Und söllend
sich die blybenden zimmlicher, ersamer, züchtiger kleidung beschlöuffen,
wie das gott und den menschen unverergerlich sin wirt, on alle gsuech
vordriger kutten und seltzamer kleidung.
Die übrigen zwey klöster söllend darnach zuo bhusung und herbergen
ünser armer lüten geordnet werden, bis das die zuo den Barfuossen
abgesterbend. Zuo denen man glycher wys ouch zuoschlöuffen
mag durfftige lüt; dann ye me wonungen by inen sind, weder die
ünseren ze bruchen not habind. Und so das kloster zuo den Barfuossen
ouch fry wirt, sol es nach ünser herren gevallen gebrucht
werden.
[E. II. 341, p. 3298 b.] Es söllend ouch der klösteren guotes
pfläger alle jar gewüsse, bare, bereite rechnung geben umb das guot,
so inen vertruwt wirt, ynzebringen, und sol alle summ von inen gesuocht
werden. Und wo die rechnung minen herren nit gevallt, söllend
sy verendret werden.
Die pfläger söllend ire bevolhnen gueter verwenden, wie man inen
wirt vorschryben und bestimmen, und gheinen andren weg; oder aber
man sol es von inen ersuochen.

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Es söllend ouch die pfläger miner herren gemeiner ordnung ghorsame
und gheiss zuo gricht oder rat gewertig sin wie ein andrer burger;
dann sy nit ein gstallt habend als die amptlüt der prelaten, sunder
als die spitalsundersiechenpfläger, wie ouch bishar dero klöstren
pfläger nit usgenomen sind xin. etc.
Über die nonnenklöster wellend wir ouch fürderlich sitzen und
handlen.